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{"created":"2022-01-31T16:52:10.522522+00:00","id":"lit37528","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Franz Frank","role":"author"},{"name":"Alfred Schittenhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 63: 215-221","fulltext":[{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verwertung von tief abgebautem Eiwei\u00df im\nmenschlichen Organismus.\nVon\nEmil Abderhalden, Franz Frank und Alfred Schittenhelm.\n(Aus dem physiologischen Institut der tier\u00e4rztlichen Hochschule, Berlin, und dem Labora\ntorium der medizinischen Klinik, Erlangen.)\n(Der Redaktion zugegangen am 29. September 1909.)\nDurch eine gro\u00dfe Reihe von Versuchen ist festgestellt worden, da\u00df Hunde w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeit mit vollst\u00e4ndig verdautem Eiwei\u00df ihren gesamten Stickstoffbedarf decken k\u00f6nnen. Alle bisherigen Resultate sprechen daf\u00fcr, da\u00df der tierische Organismus imstande ist, aus dem ihm gebotenen Aminos\u00e4uregemisch Eiwei\u00df synthetisch aufzubauen. Die gemachten Beobachtungen f\u00fchrten ohne weiteres zu der Frage, ob verschiedene Tierarten ein gleiches Verhalten zeigen, und vor allen Dingen war festzustellen, ob auch der Organismus des Menschen imstande ist, seinen Eiwei\u00df- resp. Stickstoffbedarf aus v\u00f6llig abgebautem Eiwei\u00df zu decken. Derartige Versuche sind von verschiedenen Gesichtspunkten aus auch praktisch von Bedeutung. Es ist die M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen, da\u00df bei mangelhafter Magen- und Darmverdauung au\u00dferhalb des Organismus vorverdaute und zwar m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig abgebaute Nahrungsstoffe eine bedeutsame Rolle in der Ern\u00e4hrung spielen k\u00f6nnen. Wir betonen absichtlich, da\u00df die Verdauung eine m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige sein mu\u00df, weil nach den Erfahrungen an Tierversuchen nur dann abgebaute Eiwei\u00dfstoffe gut vertragen werden, wenn keine biuretgebenden K\u00f6rper \u2014 Peptone \u2014 mehr vorhanden sind. Mit der Feststellung, da\u00df vollst\u00e4ndig abgebautes Eiwei\u00df \u2014 wenigstens beim Hunde \u2014 im Organismus gerade so gut verwertet wird, als wenn Eiwei\u00df als solches","page":215},{"file":"p0216_0217.txt","language":"de","ocr_de":"216 E. Abderhalden, F. Frank und A. Schittenhelm,\nPeriode\tDatum\t\tNahrung\t\t\tF\n\t\tdurch die Fistel\tKlysma\tN\t\t\n\t\t\t\tdurch die Fistel in g\tKlysma in g\tGe- | samtin g fj\nI\t17.\t/18.VIH. 18.\t/19. 19.\t/20.\t11 Milch 2 Eier 100 g Hafer 100 \u00bb Fett 1 \u00bb NaCl idem \u00bb\t0 0 0\t9,34 9,34 9,34\t0 0 0\tEfl M\n\t\t\t\t\t\t9 34?i\n\t\t\t\t\t\tI \u25a0 9,34\u00ae 9,341 \\\n\t\t600 ccm Milch\t10 g Hafer\t\t\tVjlR\n\t20./21.\t90 g Hafer\t10 \u00bb Fett\t5,1\t4,234\t9,34 1\n\t\t90 * Fett\t41,58 \u00bb verdautes\t\t\t\n\t\t\tFleisch\t\t\t\n\t\t600 ccm Milch\t10 g Hafer\t\t\tI\nTT\t21./22.\t90 g Hafer\t41,58 \u00bb verdautes\t5,1\t4,234\t9,34 I\n11\t\t100 > Fett\tFleisch\t\t\t'\t1 Hfl\n\t22./23.\tidem\tidem\t5,1\t4,234\t9,34 H\n\t\t200 ccm Milch\t10 g Hafer\tI\t\t1\n\t23.124.\t90 g Hafer\t62,4 g verdautes\t3,1\t6,234\t9,34 |\n\t\t150 \u00bb Fett\tFleisch\t\t\t\n\t\t50 \u00bb Traubenzucker\t\t\t\t. 9\n\t\t1000 ccm Milch\t\t\tj\tI\n\t\t2 Eier\t\t\t\t9\nTTT\t24/25.\t100 g Hafer\t0\t9,34\t0\t9,34 11\n111\t\t150 \u00bb Fett\t\t\t\tfl\n\t\t1 \u00bb NaCl\t\t\t\t\n\t2\u00d6./26.\tidem\t0\t9,34\t0\t^ fl\u00bb\n\t\t200 ccm Milch\t10 g Hafer\t\t\tfl\n\t26-/27.\t90 g Hafer 150 \u00bb Fett\t62,4 g verdautes Fleisch\t3,1\t6,234\t9,34*\nIV\t\t50 \u00bb Traubenzucker\t\t\t\t\n\t27-/28.\tidem\tidem\t3,1\t6,234\t9,34 1\n\t28-/29.\t$\t\u00bb\t3,1\t6,234\t9,34 ||\n\t29./30.\t2>\t\u00bb\t3,1\t6,234\t9,34 \u25a0\nRMNWMMMj\n\u00dcber tief abgebautes Eiwei\u00df im menschlichen Organismus. 217\nUrin-\t\t\tKot\t-\tN- Aus-\tN-\tK\u00f6r- per- ge-\t\n\tN\tHarn-\tMenge\tN\t\t\t\tBemerkungen\nMenge\t\tstoff-N\t(trocken)\t\tfuhr\tBilanz\twicht\t\nin ccm\tin g\tin g\tin g\tin g\tin g\t\tin kg\t\n1810\t5,925\t5,503\t\t0,441\t6,366\t+ 2,974\t25.3 4\t\n\t\t\t> 39,6\t\t\t\t\t\n1940\t5,560\t4,268\t\t0,441\t6,001\t+ 3,339\t25,6\t\n1900\t6,655\t5,762\t\t0,441\t7,096\t+ 2,244\t\u2014\t\n\t\t\t\t\t\t\t\tDie per rectum zuge-\n1910\t4,746\t4,493\t\t0,469\t5,215\t+ 4,125\t25,9\tf\u00fchrte Nahrung stets in 2 Clysmen ge-\n\t\t\t\t\t\t\t\tgeben.\n1840\t6,121\t5,537\t> 36,87\t0,469\t6,590\t+ 2,750\t\u2014\t\n2310\t5,391\t4,654\t\t0,469\t5,860\t+- 3,480\t25,8\t\n\t\t\t\t'\t\t\t\t*) 2. Einlauf nach ca. 1\n1460\t4,0 (?)\t3,45(?)\t\t0,469 1,077*)\t5,55(?)\t+ 3,69(?)\t\u2014*\tStunde abgegangen; Rest-N gesondert bestimmt. \u2014 Yom Urin\n\t\t\t\t\t\t\t\tetwas verloren.\n1780\t3,642\t3,336\t\u25ba 50,6\t0,888\t4,530\t+ 4,81\t26,4\t\n1760\t4,072\t3,818\t\t0,888\t4,960\t+ 4,38\t\u2014\t\n1780\t5,195\t3,594\t\t0,502\t5,697\t+ 3,643\t26,4\t\n\t\t\t\u2022 41,0\t\t\t\t\t\n2250\t5,307\t4,676\t\t0,502\t5,809\t+ 3,531\t\u2014\t\n1700\t4,852\t4,347\t\t0,502\t5,354\t+ 3,986\t26,6\t\n1740\t6,029\t4,701 \u00e0\t\t0,502\t5,531\t+ 3,809\t26,9\t","page":0},{"file":"p0218_0219.txt","language":"de","ocr_de":"218 E. Abderhalden, F. Frank und A. Schittenhelm,\nPeriode\nVI\nVII\nNahrung\n\t\t\tN\t\t\nDatum\tdurch die Fistel\tKlysma\tdurch die Fistel\tKlysma\tGe- samt- N\n\t\t\tin g\tin g\tin g\n30./31.VIII.\t1000 ccm Milch 2 Eier 100 g Hafer 150 \u00bb Fett 1 \u00bb NaCl\t0\tj 9,34 l\t0 1\tt ! ;\n31./1. IX.\t90 g Hafer 150 \u00bb Fett 50 \u00bb Traubenzucker 25 \u00bb St\u00e4rke\t10 g Hafer 72,4 g verdautes Fleisch\tt | 2,11\tj 7,234\t9,34\n1./2.\tidem\tidem 1\t2,11\t7,234\t9,si\n2./3.\t\u00bb\t\u00bb f\t2,11\t7,234\t9,1\n3./4.\t\u00bb\t\u00bb\t2,11\t7,234\t9,34\n4./5.\t\u00bb\t! \u00bb t\t! 2,11\t7,234\t9,34\n5./6.\t\u00bb\t!\t2,11\t7,234\t9,34\n6./7.\t\u00bb\t\u00bb\t! 2,11 !\t7,234\t9,34\n7./8.\t\u00bb\t\u00bb\t2,11\t7,234\t9,34\n\t\u00bb\t\u00bb\t2,11\t7,234\t9,34\n9./10.\t\u00bb\t\u00bb\t| 2,11#\t7,234\t-\n10./11. I\t\u00bb\t\u00bb\t2,11\t7,234\t9,34\n11/12.\t\u00bb\t\t2,11\t7,234\t9,34\n12./13.\t\u00bb\t\u00bb\t2,11\t7,234\t9,34\n13/14.\t\u00bb\t2>\t2,11\t7,234\t9,34\n14./15.\t\u00bb\t\u00bb\t2,11\t7,234 ...\t9,3\n15./16.\t11 Milch 100 g Hafer 150 \u00bb Fett 2 Eier 1 g NaCl\t0 '\t9,34\t0\t9,3\n16./17.\tidem\t0 1\t9,34\t0\t9,&\n17./18.\t2>\t0 (\t9,34\t0\t9,34\n18./19.\t\u00bb\t0\t9,34\t0\t9,3|\n\u00dcber tief abgebautes Eiwei\u00df im menschlichen Organismus. 219\n*\nI\tUrin-\t\t\tKot\t-\tN- Aus-\tN-\tK\u00f6r- per- ge-\t\n\t\tHarn-\tMenge\tN\t\t\t\tBemerkungen\nMenge\tN\tstoff-N\t(trocken)\t\tfuhr\tBilanz\twicht\t\nin ccm\tin g\tin g\tin g\tin g\tin g\t\tin kg\t\n2150\t| 5,127 !\t4,633\t; 16\t0,629\t5,756\t+ 3,584\t26,9\t\n1930\t4,268\t4,212\t\t2,067\t6,635\t+ 3,005\t26,7\t\n1830\t4,988\t4,855\t\t2,067\t7,055\t+ 2,285\t\u2014\tr Erhielifda Leibschmerzen, 2 Einl\u00e4ufe\u2014kein\n1260\t4,015\t3,431\t\t2,067\t6,082\t+ 3,258\t26,8 <\tVerlust \u2014 Einl\u00e4ufe mit den \u00fcbrigen St\u00fch-\n1320\t6,192\t5,602\t\t2,067\t8,259\t+1,081\t\u2014\tlen vereinigt.\n1900\t4,588\t4,108\t\t2,078\t6,655\t+ 2,685\t\u2014\t\n1685\t4,965\t4,535\t\t2,067\t7,032\t+ 2,308\t27,3\t\n1870\t3,389\t2,934\t. 709\t2,067 0,646*)\t6,102\t+ 3,238\t\u2014\t*) 2. Einlauf wurde nicht ganz 1 Std. behalten.\n1100\t4,128\t3,336\t--\t2,067\t6,195\t+ 3,145\t27,4\t\u2022\n1640\t4,845\t4,296\t\t2,067\t6,912\t+ 2,428\t\u2014\t\n1630\t4,821\t4,057\t\t2,067\t6,888\t+ 2,452\t27,2\t\n1300\t4,128\t3,459\t\t2,067\t6,195\t+ 3,145\t\u2014\t\n1410\t4,465\t3,875\t\t2,067\t6,532\t+ 2,808\t27,2\t\n1750\t5,181\t4,296\t\t2,067\t7,248\t+ 2,092\t\u2014\t\n1310\t2,064\t1,730\t\t2,067 3,357*)\t7,488\t+1,852\t\u2014\t*)2. Einlauf nur etwa lStd. behalten.\n1240\t4,638\t3,835\t\t2,067\t6,705\t+ 2,635\t\u2014\t\n2400\t' 1 3,931\t3,650\t\t0,767\t4,698\t+ 4,642\t27,2\t\n*\t\t\t> 138\t\t\t\t\t\n1440\t3,959\t3,159\t\t0,767\t4,726\t+ 4,614\t\u2014\t\n1465\t4,033\t3,597\t\t0,767\t4,800\t+ 4,540\t\u2014\t\n1375\t5,054\t3,663\t\t0,767\t5,821\t+ 3,519\t28,0\t","page":0},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220 E. Abderhalden, F. Frank und A. Schittenhelm,\nzugef\u00fchrt wird, er\u00f6ffnete sich ferner die M\u00f6glickeit einer erfolgreichen Ern\u00e4hrung per rectum. Wir haben diese Frage zun\u00e4chst in Angriff genommen. Der zu den unten mitgeteilten Versuchen verwendete Knabe, Konrad Gegner, 12 Jahre alt, hatte am 14. II. 09 aus Versehen Lauge getrunken. Die Folge war eine ausgedehnte Ver\u00e4tzung des Oesophagus mit nachfolgender Striktur. Der Knabe konnte anfangs noch fl\u00fcssige resp. breiige Speisen aufnehmen. Anfangs April trat Lungenentz\u00fcndung auf, sp\u00e4ter Empyem \u2014 Rippenresektion. Seit Ende Juni ist der Oesophagus auch f\u00fcr Fl\u00fcssigkeiten nicht mehr passierbar. Am 9. VII. wurde eine Gastrostomie gemacht. Der Versuch, den Oesophagus von unten her zu sondieren, mi\u00dflang. Wir verdanken die \u00dcberlassung des Patienten f\u00fcr unsere Versuche Herrn Prof. Graser, dem wir auch an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank daf\u00fcr aussprechen.\nDas zu den Versuchen benutzte vollst\u00e4ndig abgebaute Fleisch war aus bestem, m\u00f6glichst fettfreiem Rindfleisch dargestellt worden und zwar durch 6 Wochen lange Verdauung mit Pankreassaft und 5 Wochen dauernde Einwirkung von Darmpre\u00dfsaft. Das Pr\u00e4parat gab keine Biuretreaktion mehr. Die Darstellung des Pr\u00e4parates hatten die Farbwerke vorm. Meister Lucius & Br\u00fcning in zuvorkommendster Weise \u00fcbernommen. Die Einzelheiten der Versuchsanordnung ergeben sich ohne weiteres aus der vorstehenden Tabelle.\nDie erhaltenen Resultate zeigen deutlich, da\u00df es gelungen ist, die Versuchsperson w\u00e4hrend 15 Tagen zum gr\u00f6\u00dften Teil vom Rektum aus mit vollst\u00e4ndig abgebautem Fleisch nicht nur vor Stickstoffverlust zu sch\u00fctzen, sondern eine bedeutende Stickstoffretention herbeizuf\u00fchren. Das K\u00f6rpergewicht des Knaben nahm zu und sein Befinden war ein sehr gutes. Es ist somit erwiesen, da\u00df vollst\u00e4ndig verdautes Fleisch zur rektalen Ern\u00e4hrung vorz\u00fcglich geeignet ist, und gleichzeitig spricht der ausgef\u00fchrte Versuch auch daf\u00fcr, da\u00df der Organismus des Menschen sich gegen\u00fcber abgebauten Nahrungsstoffen und speziell gegen\u00fcber abgebautem Fleisch ebenso verh\u00e4lt, wie der Hund, auch der Mensch kann seinen Stickstoff bedarf aus vollst\u00e4ndig abgebautem Eiwei\u00df decken. Die Resorption des per Klysma","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber tief abgebautes Eiwei\u00df im menschlichen Organismus. 221\ngegebenen Stickstoffs war in den ersten Tagen eine sehr gute, sp\u00e4ter enthielt der Kot gr\u00f6\u00dfere Stickstoffmengen. Es liegt dies zum Teil daran, da\u00df der Knabe in den sp\u00e4teren Perioden des Versuches das Klysma hin und wieder etwas fr\u00fcher entleerte, als w\u00fcnschenswert war. Wir hoffen, da\u00df diese Beobachtungen nicht ohne Nutzen f\u00fcr die Klinik und die Praxis im allgemeinen sein werden. Jedenfalls verdient die Frage nach der rektalen Ern\u00e4hrung resp. der allgemeinen Ern\u00e4hrung vom Darm aus nach den mitgeteilten Beobachtungen eine erneute Bearbeitung.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIII.\n15","page":221}],"identifier":"lit37528","issued":"1909","language":"de","pages":"215-221","startpages":"215","title":"\u00dcber die Verwerfung von tief abgebautem Eiwei\u00df im menschlichen Organismus","type":"Journal Article","volume":"63"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:10.522527+00:00"}