Open Access
{"created":"2022-01-31T15:51:39.439867+00:00","id":"lit37536","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Waterman, N.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 63: 290-294","fulltext":[{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Versuche mit Rechtssuprarenin.\nVon\nDr. N. Waterman.\n(Dor Kedaktion zugogangen am 2. November 15)09.)\nAbderhalden und seine Mitarbeiter1) haben \u00fcber interessante Unterschiede in physiologischer Wirkung zwischen rechts-und linksdrehendem Suprarenin berichtet. Sie fanden, da\u00df die\nphysiologische Wirkung von Rechtssuprarenin der von Linkssupra-\nrenin wie eine stark verkleinerte Kopie \u00e4hnlich ist. Dies gilt von dieser Wirkung in allen Unterteilen (Blutdruckerh\u00f6hung, Pupillenerweiterung, glukosurische Wirkung usw.).\nVon gr\u00f6\u00dferem Interesse aber noch war ihre Entdeckung, da\u00df es gelingt, mittels vorhergehender Einspritzungen von Rechtssuprarenin eine bedeutende Resistenz Linkssuprarenin gegen\u00fcber herbeizuf\u00fchren. Es war auch wohl fr\u00fcher bekannt, und ist auch manchen Forschern bei den verschiedenen Versuchen mit Adrenalin (= das nat\u00fcrliche, linksdrehende Nebennierepr\u00e4parat) aufgefallen, da\u00df auch vorherige Einspritzungen von Adrenalin die Tiere gegen diesen Stoff viel weniger empfindlich machen, aber diese Wirkung war nie so regelm\u00e4\u00dfig zu beobachten, da die viel st\u00e4rkere toxische Einwirkung des Linkspr\u00e4parates es unm\u00f6glich macht, mit gr\u00f6\u00dferen Dosen zu immunisieren. Daher kommt es wohl, da\u00df die Frage der sogenannten Adrenalinimmunit\u00e4t2) in der letzten Zeit relativ wenig studiert ist, und keine befriedigende Erkl\u00e4rung gefunden hat.\n') Abderhalden und M\u00fcller, Diese Zeitschrift, Bd. LVIII, 1908,\nS. 185.\nAbderhalden u. Thi.es, Diese Zeitschrift, Bd. LIX, 1909, S. 22.\nAbderhalden u. Slavu, Diese Zeitschrift, Bd. LIX, 1909, S. 129.\nAbderhalden u. Kautsch, Diese Zeitschrift, Bd. LXI, 1909, S. 119.\nHerter u. Wakemann, Virchows Archiv, Bd CLXIX, S. 479.\nNo\u00ebl Paton. Journ. of Physiologie, Bd. XXIX, S. 2*6.\nSsaseljew, Zitiert nach A. J. Juschtschenko, Biochem. Zeitschrift, Bd. XV, S. 865, 1909.\nPollak, Archiv f. experirn. Pathol, u. Pharmakol.. Bd. LXI, S. 149.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Versuche mit Rechtssuprarenin.\t2lM\nAbderhalden und seine Mitarbeiter haben nun den Weg angegeben, dem Problem n\u00e4her zu treten.\nSie spritzten M\u00e4usen von 15-20 g Gewicht jeden oder jeden zweiten Tag subcutan Rechtssuprarenin ein, mit kleinen Dosen (0,0002\u20140,001 g) anl\u00e4ngend, bis zu gro\u00dfen Dosen (z B 0,004-0,005 g) ansteigend. Die t\u00f6dliche Rechtssuprarenin-dose wechselt von 0.001-0.002 g, f\u00fcr eine Maus von obengenanntem Gewicht. Es zeigt sich nun, da\u00df die Tiere nach diesen Einspritzungen imstande sind, Dosen von Linkssuprarenin zu ertragen, welche sonst immer den Tod verursachen. Gew\u00f6hnlich wird eine Maus sofort oder nach l\u00e4ngerer Agone durch 0,0001 g Einkssuprarenin get\u00f6tet. Die vorbehandelten Tiere ertragen Dosen von 0,0002\u20140.001 g.\nIm allgemeinen kann ich die Resultate Abderhaldens best\u00e4tigen, wof\u00fcr ich einige Beispiele angebe.1)\nMaus I. Gewicht 21 g, vorbehandelt mit 1. 2. li. 4, 5 mg Rechtssuprarenin jeden Tag eingespritzt, ertr\u00e4gt am sechsten Tage 0,45 mg Linkssuprarenin. Eine Kontrollnraus (10 g) stirbt nach Einspritzung von 0,4 mg. Einkssuprarenin nach Stunden.\nMaus II ebenso vorbehandelt, Gewicht 23 g: Ertr\u00e4gt 0,3 mg Linkssuprarenin. Kontrollmaus 20 g: bei derselben Dosis Tod nach h% Stunden.\nMaus III. Gewicht 15 g., vorbehandelt mit: 0,8, 1, 2. 8 4, 5 mg Rechtssuprarenin. Eingespritzt mit 0.2 mg Einkssuprar-enm, nach 3 Stunden nochmals mit 0,3 mg Linkssuprarenin. Das Tier bleibt munter. Kontrollmaus 15 g : nach 0,2 mg Linkssuprarenin Tod nach 8 Stunden.\nAuffallender noch werden die Immunisierungsresultate, wenn man dieselben Versuche auf gr\u00f6\u00dfere Versuchstiere \u00fcbertragt. Man hat dabei dann folgende Vorteile: 1. da\u00df man es umgehen kann, mit der t\u00f6dlichen Linkssuprarenindosis zu arbeiten, wodurch vielen Tieren der Tod und namentlich die lange Agonie erspart bleibt. Denn bei gr\u00f6\u00dferen Tieren kann man die Wirkung des Linkssuprarenins in seine Komponenten\n') An dieser Stelle danke ich der Firma \u00abH\u00f6chster Farbwerke\u00bb f\u00fcr ihre freundlichen Sendungen des Rechtssuprarenins. wodurch es mir m\u00f6glich war, diese Experimente zu machen.","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"N. Waterman\n292\nzerlegt und diese gesondert beobachten. (Und auch nicht t\u00f6dliche Linksuprarenindosen rufen diese Wirkungen sehr deutlich hervor.) 2. da\u00df man Gelegenheit hat, denimmunisierungs-proze\u00df l\u00e4ngerer Zeit zu studieren, weil, da keine t\u00f6dliche Dosen ben\u00fctzt wurden, die Gesundheit der Tiere keinen Schaden leidet.\nIch \u00fcbertrug deshalb die Immunisierungsversuche von der Maus auf das Kaninchen und untersuchte, ob es auch bei dieser Tierart gelingt, eine Resistenzerh\u00f6hung gegen Linkssuprarenin herbeizuf\u00fchren. Den Resistenzgrad pr\u00fcfte ich nach der Empfindlichkeit der glukosurischen Wirkung des Linkssuprarenins. Die Tiere wurden in der gew\u00f6hnlichen Weise vorbehandelt. Kaninchen von 2 kg bekamen: 1. Tag 10 mg Rechtssuprarenin, 2. Tag 20, 3. Tag 30, 4. Tag 40, 5. Tag 50 mg Rechtssuprarenin. Die Tiere ertragen diese Dosen ausgezeichnet. T\u00e4glich wurde der Harn auf Zucker untersucht, jedesmal mit positivem Resultat. Die Untersuchung geschah mittels der Trommerschen Probe; lieferte diese ein positives Ergebnis, so wurde nach Fehling titriert.\nWeiter mu\u00df ich hervorheben, da\u00df die Kaninchen jeden Tag gewogen wurden, und da\u00df vor allem auf reichliche Ern\u00e4hrung geachtet wurde. Diese letzte war gemischt und bestand aus Hafer, Brot und Gem\u00fcse (resp. 100, 100 u. 250 g). Die Tiere zeigten dann auch im allgemeinen eine Gewichtszunahme w\u00e4hrend der Versuchszeit,\nNachdem nun die Tiere mit dem Rechtssuprarenin vorbehandelt waren, wurde gepr\u00fcft, ob sie gegen eine nachfolgende zuckertreibende Linkssuprarenindosis resistent waren. Es ist deshalb n\u00f6tig, zu wissen, welche Linkssuprarenindosis gerade immer glukosurisch wirkt. In \u00dcbereinstimmung mit Abderhalden fand ich, da\u00df Kaninchen von + 2 kg nach subcutaner Injektion von 0,4 mg frischem Linkssuprarenin immer deutliche Glykosurie bekommen.*). Die Menge des ausgeschiedenen\n9 Es ist auffallend, da\u00df die f\u00fcr Glykosurie n\u00f6tige subcutan injizierte Linkssuprareninmenge beinahe immer viel h\u00f6her angegeben wird. So berichtet Ritz manu (Aehiv f. exp. Path. u. Pharm., Bd. LXI) \u00fcber einen Versuch, wo 2 mg Linkssuprarenin subcutan nahezu erfolglos waren. Ich kann diese Unterschiede nur dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df nicht stets mit frischen L\u00f6sungen gearbeitet wird.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Versuche mit Rechtssuprarenin.\t293\nZuckers ist nat\u00fcrlich wechselnd, betr\u00fcgt aber im Durchschnitt 0,4\u20141,5 g pro 24 Stunden.\nSpritzt man nun aber mit \u00fcnkssuprarenin vorbehandelten Tieren mit derselben Zuckerdosis ein, so bleibt regelm\u00e4\u00dfig die Glukosurie aus. Man vergleiche hiermit die folgende Tabelle.\nDatum\tGewicht \u2022 kg\tHarn- menge \u2022 ccm\tZucker g i\tDosis \u2022 mg\t\tKonfrontier Ge- Harn-! wicht \u2022 nnmgeZucker kg\tccm j g\t\t\nL Juli 15.\t\t\t*\" i\t6\tRS\t'\tj ! \u00ff. .\u25a0 !\t\n16.\t1,9\t-\t\t! 5\t> .\t\u2014\t:\t\n17.\t2\t\u25a0 .\t+\t16\t\u00bb.\t. \u2022.....\t\u2022 \t\t 1\t\u2019\u2022 \u2019 \t_ \u2018\n\u00bb 18.\t2,2\t\u2014\t+\t20\t\t\u2014\t\t\u2022\t\n>\t19. |\t2\t\u2014 ' |\t+\t1 40\t\t\t:\t\n20. ;\t2,1\t100 ;\t0.83\t45\ts>\t\t\t \u25a0 \u25a0 ]\t- ' !\t\n* 22.\t2.1\t70\t]\t0!\t; 0,4\tLS\t2,8\t\t0.77\n\u00bb\t23.\t\u2014\t70\t|\t0!\t0,45\t\u00bb\t\t\t j\t\u2022 \tj '\n>\t24.\t2,15\t\u2014 !\t\u2014\t. \u2014\t\t\u2014.\t|1: !\t\n\u00bb\t29.\t2,1\t35\t0,19\t0,4\t\u00bb\t2,8\t.120\t0,4\nAug. 8. |\t2,3\t120\tM ;\t: 0,4\t\t\u2014\t\t\t\t\nII. Aug. 2.\t2,2\t. 75\t+\t' 10\tRS\t\t\t\n>\t3.\t2,2\t\t\u2014\t\u25a0 20\t. \u2022\t\u2014\t\t.\t\n4.\t2,3\t\u2014 \u25a0\t+\t30\t>\t\u2014\t__\t-\n5.\t2,35\t\u202210\t+\t!\u00ab)\to\t\u2014\t\u25a0 \u2014\t\n6.\t\u2014\t\u2014\t+\t50\t\u00bb\t\u2014\t\u25a0Vv^V-v,\t1 !\n\u00bb\t7.\t2,15\t95\t0!\t! 0,4\tLS\t1.8\t75\t0,62\n\u00bb 8.\t2,30\t37\t0!\tI 0,5 \u25a0\t\u00bb \u2019\t\t_L- .\t\nSept. 10.\t2,1\t110\t0,15 i\t\u2019\t1 0,4 i\t\t. 2,7\t115\t1 0,41 i\nEs zeigt sich deshalb, da\u00df auch bei gr\u00f6\u00dferen Tieren das f\u00fcr M\u00e4use gefundene g\u00fcltig ist, und da\u00df, was f\u00fcr die t\u00f6dliche gilt, sich auch bei der glukosurischen Wirkung bew\u00e4hrt.\nDie Tabelle zeigt aber noch mehr ; wir sehen n\u00e4mlich, da\u00df die immunisierende Wirkung des Rechtssuprarenins nicht","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"1 N. Waterman, \u00dcber Versuche mit Rechtssuprarenin.\nunbeschr\u00e4nkt lange fortdauert, sondern sich nach einiger Zeit einstellt, wodurch die zuckertreibende Linkssuprarenindosis wiederum ihre Wirkung entfalten kann. Es ist schwierig, diese Tatsache bei der Maus festzustellen, weil man gro\u00dfe M\u00fche hat, M\u00e4use, welche fr\u00fcher mit gro\u00dfen Rechtssuprarenindosen vorbehandelt waren, im Leben zu erhalten,1) eine Wahrnehmung Abderhaldens, welche ich ebenfalls best\u00e4tigen kann. Anders bei unsern soeben mitgeteilten Versuchen : man sieht, da\u00df die Toleranz gegen Linkssuprarenin langsam nachl\u00e4\u00dft. Bei Versuch I sehen wir schon nach 9 Tagen die glykosurische Dosis wirksam, obzwar in geringerer Menge, soda\u00df die ausgeschiedene Zuckermenge unter der durchschnittlichen bleibt (0,19 statt 0,4\u2014-1,5). Noch sp\u00e4ter hat die glykosurische Dosis ihre volle Wirkung (1,3 g).\nBei Versuch II dauert die erh\u00f6hte Resistenz l\u00e4nger, denn noch 3o Tage nach der letzten Rechtssuprarenineinspritzung besteht eine verminderte Empfindlichkeit (0,lo g).\nDies sind die Tatsachen, wie sie unsere Versuche zeigen. Line Erkl\u00e4rung dieser interessanten Erscheinungen zu geben, behalten wir uns vor. Einige Anhaltspunkte daf\u00fcr glauben wir bereits gefunden zu haben.\n.Jedenfalls wollen wir schon jetzt als unsere \u00dcberzeugung kundgeben, da\u00df die Immunisierungsm\u00f6glichkeit gegen Linkssuprarenin mittels Rechtssuprarenin von gro\u00dfer Wichtigkeit sowohl f\u00fcr die Immunit\u00e4tslehre als die allgemeine Pathologie sein wird.\n31. Oktober 1909.\n*) Es ist mir nur bei einer Maus gelungen, dieselbe l\u00e4ngere Zeit (15 Tage) im Leben zu erhalten. Diese ertrug eine Einspritzung von 0,15 mg Linkssuprarenin nicht mehr (Tod nach ls/4 Stunde), obwohl sie mit 0,9, 1,2, 2, 2,5, 3, 3,5, 4 mg Dosis vorbehandelt war.","page":294}],"identifier":"lit37536","issued":"1909","language":"de","pages":"290-294","startpages":"290","title":"\u00dcber einige Versuche mit Rechtssuprarenin","type":"Journal Article","volume":"63"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:51:39.439873+00:00"}