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{"created":"2022-01-31T15:57:32.915527+00:00","id":"lit37543","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ga\u00dfmann, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 63: 397-400","fulltext":[{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne.\nII. Teil.\nVon\nTh. Ga\u00dfmann.\n(Der Redaktion zuftegangen am j, November litoy.)\nBehufs Erweiterung meiner Forschung nach den Ursachen der Zahnkaries unterzog ich, anschlie\u00dfend an meine Publikation \u00fcber chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne,1) pr\u00e4historische Menschenz\u00e4hne der chemischen Analyse. Es war mir ein Bed\u00fcrfnis, zu wissen, ob zwischen pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hnen und solchen der Jetztzeit Unterschiede in ihrer chemischen Zusammensetzung bestehen und wenn ja, ob dieselben R\u00fcckschl\u00fcsse auf die Zahnverderbnis unserer Zeit herleiten lassen. Die mir gestellte Aufgabe wurde mir dadurch erleichtert, da\u00df die Direktion des schweizerischen Landesmuseums in Z\u00fcrich in h\u00f6chst entgegenkommender und dankeswerter Weise mir pr\u00e4historische Menschenz\u00e4hne aus ihrer Sammlung zur Verf\u00fcgung stellte. Es waren dies Z\u00e4hne, welche bei Ausgrabungen in Frauenfeld, Schweiz, gefunden wurden und aus den Jahren 200\u201450 v. Ghr. datieren. Das Gl\u00fcck war mir insofern hold, als sich unter den mir zugekommenen Exemplaren auch Eckz\u00e4hne befanden, wodurch der Vergleich der analytischen Daten von pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hnen und solchen der Jetztzeit nur um so getreuer ausfallen konnte.\nDie Reinigung der Z\u00e4hne von zuf\u00e4llig anhaftenden, nicht zu den Zahnbestandteilen geh\u00f6renden Stoffen geschah in \u00fcblicher Weise mittels Wasser und \u00c4ther. Dabei erhielten die Z\u00e4hne ein gelbes Aussehen, einen Glanz zeigend, der lebhaft an denjenigen von Hundez\u00e4hnen erinnert. Die Vermutung, da\u00df eventuell Zersetzung bei diesen Individuen stattgefunden habe, trifft in keiner Weise zu, im Gegenteil waren dieselben trotz ihres 2000 Jahre langen Verharrens in der Erde durchaus von keiner Besch\u00e4digung oder Ver\u00e4nderung befallen.\n\u2018) Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne vonTh.G\u00e4\u00dfmann, Z\u00fcrich. Diese Zeitschrift. Bd. LV. Heft (5.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nTh. Ga\u00dfmann,\nDie fein gepulverte und bei 110\u2014120\u00b0 bis zur Konstanz getrocknete Zahnsubstanz ergab nunmehr folgende analytische Werte (die Analysen wurden analog den fr\u00fcheren ausgef\u00fchrt):\nMenschenz\u00e4hne (pr\u00e4historische).\nEckz\u00e4hne (bleibende).\nI. Analyse.\n0.6359 g Zahnsubstanz gaben 0.0538 g H20 = 8,40\u00b0/\u00ab H,0.\n0,2341 g Zahnsubstanz gaben 0,0583 g Gl\u00fchverlust == 24,90\u00b0/\u00ab\n0,2341 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0982 \u00bb CaO\tCa = 29,94\u00b0/\u00ab\n0,2341 \u00bb\t\t0,0011 \u00bb MgO\tMg = 0,28 >\n0,2341 \u00bb.\t\t0,0692 \u00bb P20,\tP04 \u25a0== 39,00\u00b0/\u00ab\n0,1352 \u00bb\t\t>'\t0,0041\tC02\tC03 = 4,07\u00b0/\u00ab\n0,1710\t\t\u00bb\t0,0006 \u00bb CI\t= 0,34 \u00b0/o\n0,3345 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0068 * K2PtCI6\tK - 0,32 \u00b0/o\n0,3345 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0072 \u00bb Na,S04\tNa = 0,68\u00b0/\u00ab\n\t\t\t|\n\t\tII. Analyse.\t\n0,5218 g Zahnsubstanz gaben 0,0415 g 1120 == 7,95\u00b0/o\t\t\tHjO.\n0,2423 g Zahnsubstanz gaben 0,0618 g Gl\u00fchverlust = 25,50\u00b0/o\n0,2423 \u00bb\t1\t\u00bb\t0,1010 \u00bb CaO\tCa == 29,71\u00b0/\u00ab\n0,2423 \u00bb\t\u00bb\t0,0014 \u00bb MgO\tMg\t0,34\u00b0/o\n0,2423 \u00bb\t\u00bb\t0,0712 \u00bb P206\tP04 = 38,75\u00b0/\u00ab\n0,2800 \u00bb \u00bb\t0,0086 \u00bb C02\tC03 = 4,17 \u00b0/o\n0,1500 \u00bb\t'\t0.0006 \u00bb CI\t==' 0,40\u00b0/\u00ab\n0,1582 \u00bb\t0,0025 \u00bb K2PtCl6\tK = 0,25\u00b0/\u00ab\n0,1582 \u00bb\t\u00ab\t0.0028 \u00bb Na\u201eS04\tNa -S; 0,56\u00b0/\u00ab\n99,68\u00b0/\u00ab\nZur Erleichterung der \u00dcbersicht lasse ich hier anschlie\u00dfend die\" analytischen Daten von Eckz\u00e4hnen unserer Jetztzeit folgen:\nMenschenz\u00e4hne (der Jetztzeit).\nEckz\u00e4hne (bleibende).\n8,09 \u00b0/o h8o.\nGl\u00fchverlust =\t22,2 \u00b0/\u00ab\nCa\t=\t29,78\u00b0/.)\nMg\t\u2014\t0,87 \u00b0/o\nP04\t^\t40,98 \u00b0/o\nC03\t4,18o/o\nCI\t=\t0,41\u00b0/\u00ab\nK\t=\t0,34\u00b0/\u00ab\nNa\t-\t0,61 \u00b0/o\n99,37\u00b0/\u00ab","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne II\t399\nEin Vergleich der Analysen von pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hnen mit solchen von Z\u00e4hnen unserer Jetztzeit belehrt uns sofort, da\u00df recht ansehnliche Differenzen in ihrer chemischen Zusammensetzung bestehen. Es betrifft dies vor allem den Gehalt an Gl\u00fchverlust, bezw. an organischer Substanz. Wir haben gem\u00e4\u00df meiner fr\u00fcheren Publikation gesehen, da\u00df die Hundez\u00e4hne davon 26\u00b0/o aufweisen, die pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hne 25 O/o und unsere heutigen Z\u00e4hne im Mittel 22 \u00b0/0 Wenn nunmehr die Hundez\u00e4hne, die als die widerstandsf\u00e4higeren gelten, den h\u00f6heren Gehalt an organischer Substanz voraus haben, wenn die pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hne in dieser Beziehung den Hundez\u00e4hnen ganz nahe kommen, so m\u00fcssen wir zum mindesten annehmen, da\u00df unsere jetzigen Z\u00e4hne infolge ihres bedeutenden R\u00fcckstandes an organischer Substanz eine Ver\u00e4nderung erlitten haben, und wenn die H\u00f6he des Gl\u00fchverlustes f\u00fcr die Dauerhaftigkeit der Z\u00e4hne spricht, so ist es einleuchtend, da\u00df die Z\u00e4hne dieser vor Christus lebenden Menschen widerstandsf\u00e4higer gewesen sind als unsere jetzigen.\nAnders liegen die Verh\u00e4ltnisse beim Kalk : mit einer \u00fcberraschenden \u00c4hnlichkeit stimmt der Kalkgehalt der pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hne mit demjenigen unserer jetzigen Z\u00e4hne \u00fcberein, damit mit Sicherheit dartuend, da\u00df in diesem Punkte absolut keine Ver\u00e4nderung eingetreten ist. Da der Gehalt an organischer Substanz eine wesentliche Steigerung erfahren, der Kalkgehalt sich aber gleich geblieben ist, so war die M\u00f6glichkeit vorauszusehen, da\u00df andere Bestandteile der Z\u00e4hne in ihren Mengenverh\u00e4ltnissen zur\u00fcckgedr\u00e4ngt wrerden.\nUnd in der Tat trifft dies zu und zwar zeigt eine bedeutende Verringerung des Gehaltes die Magnesia, gegen\u00fcber dem Bestand bei unseren jetzigen Z\u00e4hnen eine Einbu\u00dfe von etwa 60\u00b0/o. Weniger auffallend tritt dies bei der Phosphors\u00e4ure zutage, die etwa 1 \u2014 2\u00b0/o an Wert verliert.\nZusammenfassung der Resultate.\nZwischen pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hnen und solchen unserer Gegenwart bestehen teilweise wesentliche Unterschiede.\nErstere besitzen gr\u00f6\u00dferen Gehalt an organischer Substanz,","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400 Th. Ga\u00dfmann, Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne. II.\nim Mittel 3\u00b0/o, daf\u00fcr vermindert sich ihr Gehalt an Magnesia und in geringerem Ma\u00dfe derjenige der Phosphors\u00e4ure.\nVon eminenter Wichtigkeit ist, da\u00df die Kalkmenge sowohl in den pr\u00e4historischen wie in unsern jetzigen Z\u00e4hnen die gleiche geblieben ist, womit klar und deutlich nachgewiesen ist, da\u00df unser Organismus, bezw. das Knochengewebe der Z\u00e4hne keine Tendenz besitzt, seinen Kalkgehalt zu vermindern.\nEbenfalls ohne Ver\u00e4nderung des Gehaltes sind Kohlens\u00e4ure, Natrium, Kalium und Chlor geblieben.\nZwischen Kalk und Wasser treten gewisse Beziehungen zutage: liegt der Wert des Kalkes zwischen 29,5\u201430\u00b0/o, so V bewegt sich der Wassergehalt immer zwischen 8\u20148,7 \u00b0/o, steigt nun ersterer an Gehalt, so geht letzterer zur\u00fcck und umgekehrt.\nIn meiner fr\u00fcheren Arbeit habe ich bereits, gest\u00fctzt auf die Analysen von Hundez\u00e4hnen, darauf aufmerksam gemacht, da\u00df der gr\u00f6\u00dfere Gehalt an organischer Substanz bei der Dauerhaftigkeit der Z\u00e4hne eine Rolle spielt, hier liegt es mir ob, nachdr\u00fccklich darauf hinzuweisen, da\u00df die Analysen der pr\u00e4historischen Menschenz\u00e4hne meine Depositionen von fr\u00fcher best\u00e4tigen, das hei\u00dft, sie sagen uns, da\u00df unsere jetzigen Z\u00e4hne in ihrer chemischen Zusammensetzung eine \u00c4nderung erfahren. Da\u00df solche nicht ohne Einflu\u00df auf die Lebensf\u00e4higkeit des Zahngewebes sein kann, liegt auf der Hand, um so mehr als die Wahrscheinlichkeit sehr nahe liegt, da\u00df auch in Zukunft dieser Proze\u00df nicht inneh\u00e4lt, sondern sich eher noch versch\u00e4rft.","page":400}],"identifier":"lit37543","issued":"1909","language":"de","pages":"397-400","startpages":"397","title":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne. II. Teil","type":"Journal Article","volume":"63"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:57:32.915532+00:00"}