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{"created":"2022-01-31T16:50:38.253453+00:00","id":"lit37548","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bang, Ivar","role":"author"},{"name":"G\u00f6sta Bohmannsson","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 63: 443-454","fulltext":[{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methodik der Harnzuckerbestimmung.\nVon\nIvar Bang und G\u00f6sta Bohmannsson.\n(Aus dem medizinisch-chemischen Institute der Universit\u00e4t Lund.); iDer Redaktion zugegangen am 1\u00ab. November 11109. i\nVor etwa drei Jahren hat der eine von uns1) ein Verfahren zur Zuckerbestimmung ver\u00f6ffentlicht, welches darauf beruht, da\u00df Kupferoxydul bei Gegenwart von Rhodan als Kupferrhodan\u00fcr ausgeschieden wird, wenn Alkalicarbonate und keine fixen Alkalien dabei sind. Weiter wird das Kupferrhodan\u00fcr durch \u00fcbersch\u00fcssiges Rhodankalium als farblose Verbindung, in L\u00f6sung gehalten. Da es nun vorteilhaft ist, immer mit einem \u00dcberschu\u00df von Kupferoxyd zu arbeiten, enth\u00e4lt die Titrierfl\u00fcssigkeit mehr Kupferoxyd, als der Zucker es verlangt. Demgem\u00e4\u00df bleibt auch nach beendigter Reduktion die L\u00f6sung fortw\u00e4hrend ganz klar und mehr weniger stark blau, weshalb man mit einer Hydroxylaminl\u00f6sung bis farblos zur\u00fccktitriert. Da die Hydroxylaminl\u00f6sung auf die Kupferl\u00f6sung genau eingestellt ist, entspricht die Differenz zwischen der verbrauchten Menge von beiden der vom Zucker reduzierten Kupferl\u00f6sung. Aus einer empirisch festgestellten Tabelle l\u00e4\u00dft sich die der verbrauchten Hydroxylaminl\u00f6sung entsprechende Zuckerquantit\u00e4t direkt ablesen.\nWir linden es nicht \u00fcberfl\u00fcssig, an das Prinzip' dieser Methode zu erinnern, weil neulich Grube2) in einem Werke, welches einen zuverl\u00e4ssigen F\u00fchrer bei der Laboratoriums-arbeit darzustellen beabsichtigt, eben die Voraussetzung der Methode ganz unzutreffend charakterisiert hat.\n\u2018) Bang, Biochem. Zeitschrift, Bd. II, S. 271.\n*) Grube, Abderhaldens Handbuch d. biochem. Arbeitsmethoden, Bd. II, 2. Teil, S. 170.","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"Ivar Bang und G\u00f6sta Bohmannsson,\n444\nDa\u00df diese Methode f\u00fcr reine Zuckerl\u00f6sungen \u00e4u\u00dferst bequem und sehr genau ist, wenn man vorschriftsm\u00e4\u00dfig arbeitet, haben die Kontrolluntersuchungen von Jess en-Hansen1) u. a. dargetan.\nDa\u00df die Methode auch zur Bestimmung des Harn-zuekers brauchbar und den \u00fcbrigen Reduktionsmethoden \u00fcberlegen w\u00e4re, war schon a priori sehr wahrscheinlich, da der einzige Unterschied eigentlich nur darin besteht, da\u00df man hier bei Gegenwart von Alkalicarbonaten, dort bei Gegenwart von fixen Alkalien arbeitet. Da aber bekanntlich auch andere Harnbestandteile als Zucker Fehlings L\u00f6sung reduzieren, mu\u00dfte man darauf vorbereitet sein, da\u00df eine \u00e4hnliche \u00abfalsche\u00bb Reduktion hier vork\u00e4me. In der Tat konnte auch der eine von uns2) zeigen, da\u00df bei der Methode von Bang 10 mg Harns\u00e4ure wie 3,5 mg Dextrose und 10 mg Kreatinin wie 7 mg Dextrose reduzierten.\nDurch die Untersuchung der reduzierenden Stoffe im normalen Menschenharn stellte weiter Laves son3) fest, da\u00df die normale durchschnittliche Reduktion bei M\u00e4nnern 0,24 \u00b0/o Zucker, bei Frauen 0,21 \u00b0/o Zucker und bei Kindern 0,19 \u00b0/o Zucker entspricht. Weiter zeigte er, da\u00df von der totalen Reduktion etwa 18\u00b0/o auf Traubenzucker, etwa 8\u00b0/o auf die Harns\u00e4ure, etwa 25\u00b0/o auf Kreatinin und nicht weniger als etwa 50\u00b0/o auf unbekannte Harnbestandteile kamen. Bohmannsson4) hat sp\u00e4ter erwiesen, da\u00df diese \u00abRestreduktion\u00bb haupts\u00e4chlich Urochrom entspricht.\nDie Methode hat sich nach und nach eingeb\u00fcrgert und von verschiedenen Stellen sind Untersuchungen ver\u00f6ffentlicht, welche die Brauchbarkeit derselben f\u00fcr Harnzuckerbestimmung erwiesen haben. Ausf\u00fchrlichere Versuche sind in erster Linie von Di lg5) mitgeteilt.\nGegen\u00fcber der allgemeinen Zustimmung hat aber Funk6)\nl) Jessen-Hansen, Biochem. Zeitschrift, Bd. X, S. 249.\n*) Bang, Berl. klin. Wochenschrift, 1907, Nr. 8.\n3) Lavesson, Biochem. Zeitschrift, Bd. IV, S. 39.\n*) Bohmannsson. Biochem. Zeitschrift, Bd. XIX, S. 281.\n5) Di lg, M\u00fcnch, med. Wochenschrift, 1908, Nr. 24.\n\u00b0) Funk, Diese Zeitschrift, Bd. LVI, S. 507.","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methodik der Harnzuckerbestimmung.\t445\nein absprechendes Urteil \u00fcber dieselbe, insofern es die Bestimmung von Harnzucker angeht, abgegeben. Funk hat bei Vergleichen mit der Bertrand sehen und Bangschen Methode gefunden, da\u00df letztgenannte zu hohe Werte gibt. Nun ist es, wie Andersen1) ganz richtig bemerkt, nicht leicht einzusehen, warum die Bertrand sehe Methode, welche von der Fehlingsehen L\u00f6sung ausgeht, bessere Resultate geben soll, da bekanntlich auch der normale Harn dank seinem Gehalte an Traubenzucker, Harns\u00e4ure und Kreatinin \u2014 und wir k\u00f6nnen zuf\u00fcgen Urochrom \u2014 die Fehlingsche L\u00f6sung reduziert- Zwar konnte man denken, da\u00df das gebildete Kupferoxyd in L\u00f6sung gehalten bleibt. In diesem Falle aber geht man von der unbewiesenen Voraussetzung aus, da\u00df nur der Teil der Gesamtreduktion, welcher der normalen Reduktion entspricht, in L\u00f6sung bleibt, w\u00e4hrend das dem Traubenzucker bedingte Cu20 ausgeschieden wird.\nWeiter ist es ganz falsch, wenn Funk angibt, da\u00df Rang selbst zugibt, da\u00df die Endreaktion im Harn schwer zu beurteilen ist. Bang hat gesagt, da\u00df die Endreaktion im Harn nicht so scharf wie bei reinen Zuckerl\u00f6sungen ist, da\u00df man aber dieselbe auf 0,5 ccm oder ca. La mg Zucker beurteilen kann, was f\u00fcr praktische Zwecke vollst\u00e4ndig gen\u00fcgt.\nEs ist weiter unrichtig, wenn Funk die normale.Harnreduktion nach Bangs Methode auf 0,2\u20140,4\u00b0/o sch\u00e4tzt. Wenn er hierbei Di lg zitiert, hat Di lg 0,2\u20140,3\u00ae/o angegeben, und Lavesson nach Untersuchung von 60 Harnen 0.2 \u00b0/o. (Wir haben bei 30 Harnen durchschnittlich 0,21\u00b0/o gefunden ) Wenn zuletzt Funk bei Fieberharnen eine Totalreduktion von 0,6 bis 0,8\u00b0/o gefunden hat, ohne da\u00df sie Zucker enthielten, sind diese Ziffern weit h\u00f6her, als wir bei Untersuchung von 20 \u00e4hnlichen Harnen gefunden haben. Es ist auch zu bemerken, was Funk unterlassen hat, da\u00df man solche Harne \u00fcberhaupt nicht nach Fehling oder Bertrand titrieren (auch nicht wenn sie Zucker enthalten) kann, weil das gebildete Cu20 hier in L\u00f6sung gehalten wird (siehe auch unten). Es ist eine alte be-\nl) Andersen, Biochem. Zeitschrift, Bd. XV, S. 76.","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"Ivar Bang und G\u00f6sta Bohmannsson\n446\nkannte Tatsache, da\u00df man solche Harne nur nach Knap titrieren kann (sie lassen sich auch nach Bang ohne Schwierigkeit titrieren). Selbstverst\u00e4ndlich steht es Funk wie jedem anderen frei, eine andere Methode vorzuziehen, nur ist daran zu erinnern, da\u00df seine Beurteilung nicht objektiv ist.\nSchon aus den Arbeiten aus dem hiesigen Institut geht also hervor, da\u00df man bei der Harnzuckerbestimmung mit einer normalen Harnreduktion von etwa 0,2\u00b0/o zu rechnen hat und weiter, da\u00df die Kigenfarbe des Harns die Endreaktion derartig beeinflu\u00dft, da\u00df man dieselbe nur auf ca. 0,5 ccm gegen\u00fcber 0,1 ccm bei reinen Zuckerl\u00f6sungen sch\u00e4tzen kann. Obwohl dies f\u00fcr die meisten praktischen Zwecke gen\u00fcgt, soll zugegeben werden, da\u00df Verbesserungen w\u00fcnschenswert sind.\nAls eine solche Verbesserung ist Andersens Modifikation anzusehen. Andersen1) schl\u00e4gt den Harn mit Quecksilbernitrat nieder und entfernt das \u00fcbersch\u00fcssige Quecksilber durch Natronlauge und Sch\u00fctteln mit Zink. Durch die Hg-Behandlung werden die meisten Stoffe, welche die falsche Reduktion veranlassen, entfernt, und man bekommt zugleich einen ziemlich vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbten Harn. Gegen das Verfahren l\u00e4\u00dft sich anf\u00fchren, da\u00df es ziemlich zeitraubend ist, und zweitens wird der Harn verd\u00fcnnt, was bei zuckerreichen Harnen zwar nichts schadet. Kommt aber nur wenig Zucker vor, ist eine solche Verd\u00fcnnung nicht gerade w\u00fcnschenswert. Und es soll beil\u00e4ufig bemerkt sein, da\u00df eben solche zuckerarmen Harne ein bedeutendes wissenschaftliches Interesse darbieten.\t,\nWir haben deswegen uns bem\u00fcht, ein Verfahren ausfindig zu machen, durch welches man in kurzer Zeit bequem die \u00fcbrigen reduzierenden Harnbestandteile entfernen katin, und zugleich den Harn so vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbt, da\u00df man denselben ebenso scharf wie eine reine Zuckerl\u00f6sung titriert.\nDas Verfahren besteht darin, da\u00df man den Harn mit Kohle bei Gegenwart von Salzs\u00e4ure sch\u00fcttelt, welches Verfahren von Bohmannsson2) fr\u00fcher f\u00fcr den exakten qualitativen Nachweis des Harnzuckers ausgearbeitet worden ist.\n\u2018) Andersen, 1. c.\n*) Bohmannsson, 1. c.","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methodik der Harnzuckerbestimmung.\t447\nAus Bohmannssons Untersuchungen geht n\u00e4mlich hervor, da\u00df Knochenkohle bei Gegenwart von 5\u00b0, oiger Salzs\u00e4ure keinen Zucker absorbiert, dagegen wird der Harri ziemlich vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbt und zuletzt werden -von der Harns\u00e4ure ca. 80\u00b0/o und von dem Kreatinin ca. 70\u00b0, o hierdurch entfernt, welche beide mit dem Urochrom zusammen die wesentlichen reduzierenden Stoffe des normalen Harnes bilden.\nIn der folgenden Tabelle (s. Seite 448) sind die Ergebnisse der Bestimmung der Totalreduktion vor und nach dem Sch\u00fctteln mit 10\u00b0/o Knochenkohle nach Zusatz von HCl bis 5\u00b0,o, sowie der Gehalt an Zucker (Titration vor und nach der G\u00e4rung) zusammengestellt. Nach dem Sch\u00fctteln mit Knochenkohle wurde gleich filtriert, und nach der Neutralisation titriert. S\u00e4mtliche Harne waren sehr konzentriert (sp. Gew. 1,020-1,032; und gaben eine positive, obwohl meistens \u00abf\u00e4lsche\u00bb, Al men sehe Reaktion.\nAus der Tabelle ist ersichtlich, da\u00df nach Sch\u00fctteln mit Knochenkohle die Gesamtreduktion von 0,34% bi\u00e4 0,22% oder durchschnittlich 36\u00b0/o abgenommen hat. Selbst wenn man von dem Traubenzucker absieht, welcher selbstverst\u00e4ndlich Zur\u00fcckbleiben soll und mu\u00df, bleibt doch die H\u00e4lfte der Gesamtreduktion zur\u00fcck oder ca. 0,18\u00b0/o. Weiter wird der Harn durch Sch\u00fctteln zwar gut, aber nicht vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbt. Man kann deswegen keine so scharfe Endreaktion wie bei reinen Zuckerl\u00f6sungen bekommen.\nBei s\u00e4mtlichen 20 Harnen wurde die Worm-M\u00fcllersehe Probe angestellt. Hierbei wird, wie bei Bertrand, ein \u00dcberschu\u00df von Kupferl\u00f6sung hinzugesetzt. Von den 20 Harnen bekam man nur zweimal eine ann\u00e4hernd typische Ausscheidung von Oxydul. Bei den \u00fcbrigen 18 Harnen (und zwar auch bei den zuckerhaltigen) wurde das Oxydul nicht ausgeschieden. Da\u00df die Probe \u00fcberall positiv war (d. h. da\u00df das Kupferoxyd reduziert wurde), zeigte die konstante gelbgr\u00fcne bezw. braun-gelbgr\u00fcne Mi\u00dff\u00e4rbung der L\u00f6sung. Man kann also ruhig sagen, da\u00df eine Titration ad modum Fehling mit Modifikation von Bertrand oder anderen hier ganz unm\u00f6glich war.\nEin Vergleich mit Andersens Ergebnissen zeigt, da\u00df die Hg-Methode die Gesamtreduktion \u2014 abgesehen von Zucker \u2014","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nIvar Bang und G\u00f6sta Bohmannsson,\nTabelle I.\n\tTotalreduktion als Glukose berechnet\t\t\t\t\t\nHarn\ta) vor\tb) nach\t\tc) nach\t\t\n\tSch\u00fctteln mit K\t\t[ohle\tG\u00e4rung und Sch\u00fctteln\t\tTrauben-\nNr.\t\tI. Absolute Werte\tII. Proz. Vermin-\tI. Absolute Werte\tII. Proz. Vermin-\tzucker\n\t\t\tderung j\t\tderung\t\n\tmg\tmg\t\u00b0/o\t1\tmg\t\u00b0/0\tin mg\n1\t20,3\t11,0\t45,8\t9,5\t53,2\t1,5\n2\t39,6\t16,7\t58,0\t16,7\t58,0\t0\n3\t32,6\t18,4\t43,5\t14.8\t54,6\t3,6\ni\t38,7\t29,1\t25,0\t27,0\t30,0\t2,1\n5\t34,3\t17,8\t48,0\t14,9\t56,5\t2,9\n6\t20,1\t10,9\t45,8\t8,7\t56,7\t2,2\n7\t33,2\t21,3\t36,0\t10,5\t68,4\t10,8\n8\t44,4\t33,1\t26,0\t28,6\t35,6\t4,5\n9\t30,2\t22,1\t26,8\t15,2\t49,7\t6,9\n\u2022 10\t34,4\t19,5\t43,3\t16.7\t1\t51,5\t2,8\n11\t38,4\t28,5\t1 26,0\t24,2\t37,0\t4,3\n12\t28,1\t16,7\tj 40*5\t9,5\t66,2\t7,2\n13\t37,0\t14,2\t61,6\t2,6\t93,0\t11,6\n14\t32,0\t1\t25,0\t22,0\t20,8\t35,0\t4,2\n15\t41,0\ti 29,8\t27,4\t15,2\t!\t62,9\t14,6\n16\t53,4\t!\t40.8\t25,0\t36,2\t32.2\t4,6\nC 17\t29,2\t1\t23,5\t1\t19,6\t18,9 1 -\t35,3\t4,6\n18\t41,2\t29,5\t28,4\t24,9\t39,6\t4,6\n19\t29,6\t19,0\t35,8\t15,1\t49,0\t3,9\n20\t25.8\t11,8\t54,2\t9,2\t64,3\t2,6\nDurchschn\titt 34.2\t21,\u00bb\t36,0\t17,0\t49,7\t5,1\nauf ca. 50\u00b0/o herabsetzt oder 14\u00b0/o besser als die unsere. Sch\u00e4tzt man den Traubenzuckergehalt auf ca. 15\u00b0/o, lassen sich also durch Andersens Methode 2 3 der Verunreinigungen nach unserem Verfahren um die H\u00e4lfte entfernen.\nWenn also Andersens Verfahren die besseren Ergebnisse liefert, fragt es sich, in wie weit unsere Methode einer","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"449\nZur Methodik der Harnzuckerbestimmung.\nVerbesserung f\u00e4hig ist, ohne da\u00df man hierbei die Vorteile der Bequemlichkeit aufgeben mu\u00df.\nZu dem Ende haben wir den Effekt verschiedener Kohlensorten n\u00e4her studiert, n\u00e4mlich: Ru\u00df, Holzkohle, Knochenkohle und Blutkohle. Die folgende Tabelle gibt eine \u00dcbersicht \u00fcber die Ergebnisse:\nTabelle II.\nA.\tGlukosel\u00f6sung ohne Zusatz.......................... 0,124 \u00b0/o\tZucker\n\u00bb\t+\t5\u00b0/o\tRu\u00df...................... o,125\u00b0/o\t\u00bb\n\u00bb\t4-5\u00b0,o\tHolzkohle..................0,124\u00b0/o\n\u00bb\t4~\t\u00f6\u00b0/o\tKnochenkohle..............0,103 \u00b0/o\t\u00bb\n+\t5\u00b0/\u00b0\tBlutkohle.................0,094 \u00b0/o\t\u00bb\n-f \u00e4\u00b0/o\tKnochenkohle +\t5 \u00b0/o\tHCl .\t. 0,125\u00b0 o\t\u00bb.\n4\" 5\u00b0/\u00b0\tBlutk\u00fchle -f 5\u00b0/o\tHCl\t. . .\t. 0,12(1\u00b0V\t\u00bb\nB.\tohne Zusatz................... . 0,48\u00b0 o\n+ 5\u00b0/o Ru\u00df.......................... . o,48 >\n-f- 5\u00b0/o\tHolzkohle . ........\t. 0,46 \u00b0/o\n4- 5\u00b0/u\tKnochenkohle .................. ,\t0,44\u00b0/o\t\u00bb\n\u00bb\t5\u00b0/o\tBlutkohle ..................... .\t(),42\u00b0/o\t\u00bb\n-}- \u00fc\u00b0/u\tKnockenkohle -f-\t5\u00b0/o\tHCl .\t. 0,48\u00b0/\u00bb '\t\u00bb\n4\" \u00f6\u00b0/\u00b0\tBlutkohle 4- 5\u00f6/o\tHCl\t.... 0,4R\u00b0/o\n+IO\u00b0/o \u00bb .\t4- \u00f6\u00b0/o \u00bb\t. . . . 0.4H \u00b0 .)\nAus Tabelle II geht hervor, da\u00df weder Ru\u00df noch Holzkohle ohne Salzs\u00e4ure Zucker absorbieren (und auch nicht bei Gegenwart von S\u00e4ure), w\u00e4hrend Blutkohle ohne Salzs\u00e4ure etwas mehr als Knochenkohle absorbiert. Bei Gegenwart von 5<>/o HCl wird von beiden kein Zucker aufgenommen.\nGanz analog verhalten sich die 4 Kohlensorten gegen\u00fcber den \u00fcbrigen reduzierenden Harnbestandteilen.\nTabelle III.\nHarn Nr.\tUrspr\u00fcng- liche Total- reduktion mg\tProz. Verminderung der R 10 \u00b0/o 10 \u00b0/o Ru\u00df ; Holzkohle 4- \u00e2 \u00b0/\u00fc HCl \u00b0h \u25a0\t1\t\u00b0/o\t\teduktion nach 10 \u00b0/p Knochenkohle 4- 5 \u00b0/\u00ab) HCl \u00b0/o\tSch\u00fctteln mit 10\u00b0/o Blutkohle 4- 5\u00b0/\u00ab HCl 4\u00b0/o\n21\t30,2\t12,6\t14.6\t\t\t54,0\n22\t28,3\t9,6\t9.7\t34,0\t49,0\n23\t33,1\t8,4\t10,0\t40.0\t55.6\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIIL\t.\t30","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\nIvar Bang und G\u00fcsta Bohmannsson,\nWir sehen also, da\u00df Blutkohle bedeutend bessere Ergebnisse als Knochenkohle geschweige denn Ru\u00df oder Holzkohle aufweisen kann.\nObwohl nicht wahrscheinlich, haben wir doch die Frage ber\u00fccksichtigt, inwieweit Blutkohle mit HCl zusammen Zucker aus dem Harn aufnimmt. Die Versuche wurden derartig angestellt, da\u00df die Zuckerkonzent ration der Harne mit und ohne Zusatz von Zucker durch Bestimmung der Totalreduktion vor und nach G\u00e4rung festgestellt wurde.\nTabelle IV.\nHarn Nr.\t\tTotalreduktion vor nach G\u00e4rung mg\tmg\tGlukose in mg\tTotalreduktion vor G\u00e4rung nach Sch\u00fctteln mit 5\u00b0/o Blutkohle -f-. 5 \u00b0/o HCl mg\n24\t\t\u2022 28,0 | 20,4\t2.6\t13,6\n25\t\t25,1\t22,1\t3,0\t15,5\n24\t-f- Glukose\t37,4\t20,5\t16,9\t30,6\n25\t\"f*\t41.6\t22,3\t19,3\t34,9\nNach Sch\u00fctteln mit Blutkohle -f- HCl ist also gefunden: bei Harn No. 24 30,6 4- 13,6 = 17,0 mg und durch G\u00e4rung 16,9 mg. Bei Harn No. 25 34,9\t15,5 = 19,5 und durch\nG\u00e4rung 19,3 \u2014 eine vollkommene \u00dcbereinstimmung.\nBlutkohle ist also ebenso zuverl\u00e4ssig wie Knochenkohle, bedingt aber eine bessere Entfernung der \u00fcbrigen reduzierenden Harnbestandteile.\nEs fragt sich weiter, wie lange man nach dem Zusatz von Kohle mit der Filtration am besten abwarten soll. In den folgenden Versuchen wurden die Harne verschieden lange Zeit damit gesch\u00fcttelt. Hier, wie sonst \u00fcberall, wo nicht anders bemerkt ist, wurden 5\u00b0/o HCl hinzugef\u00fcgt.\nJe l\u00e4nger man sch\u00fcttelt, um so besser die Resultate. Wir haben uns ganz willk\u00fcrlich f\u00fcr 5 Minuten entschieden, um das Verfahren so bequem wie m\u00f6glich zu machen. Es steht aber nichts dagegen, das Sch\u00fctteln l\u00e4ngere Zeit fortzusetzen.","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methodik der Harnzuckerbestimmung\n451\nTabelle V.\nHarn\tUrspr\u00fcngliche\tReduktion nach Sch\u00fctteln mit 10\u00b0/o Blut kohle -f 5u/o HCl\t\tMinuten\nNr.\tTotalreduktion\ta) absolute |\tb) Pr\u00f6z. Ab-\tgesch\u00fcttelt\n\t\t\tnahme\t\n\tmg\tmg\t\u00b0/0\t\n23\t33,1\t14,1\t57.4\t1\n23\t33,1\t13,9\t58.1\t5\n23\t33,1\t13,6\t58,9\t10\nEndlich haben wir auch der Bequemlichkeit wegen untersucht, ob man vielleicht die Neutralisation der sauren Losung nach Filtration unterlassen kann. Theoretisch d\u00fcrfte man erwarten, da\u00df dies der Fall w\u00e4re, weil die Kupferl\u00f6sung sehr reich an Monocarbonat ist. Die Experimente haben auch unsere Vermutung best\u00e4tigt.\n\tTabelle VI.\t\nHarn Nr.\tTotalreduktion nach und mg\tohne Neutralisation mg\n27\tm.i\t39,6\n16\t53,0\t53.1\nDie Harne wurden mit HCl bis 5\u00b0/o versetzt und teils mit K2C\u00fc3 neutralisiert, teils mit einer entsprechenden Menge Wasser verd\u00fcnnt. Wenn man aber die Neutralisation, unterlassen wdl \u2014 und nichts steht dagegen \u2014 ist es notwendig zu beachten, da\u00df man den sauren filtrierten Harn zu der Kupferl\u00f6sung hinzusetzt und nicht vice versa. Das Gesamtvolumen soll wie gew\u00f6hnlich 60 ccm betragen.\nIn der folgenden Tabelle haben wir die. Ergebnisse der Untersuchung von 30 Harnen vor und nach Sch\u00fctteln mit Blutkohle und Salzs\u00e4ure zusammengestellt. Zum Vergleich haben wir \u00fcberall die Resultate der Behandlung mit Knochenkohle beigef\u00fcgt. Hierzu haben wir nur normale Harne benutzt und zwar nicht immer hochgestellte solche, sondern sowohl Schwach wie stark reduzierende Harne. Durchschnittlich war die'Total-reduktion 0,21 o/o, also dieselbe Ziffer, wie Lavesson ge-funden hat.\n30*","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nIvar Bang und G\u00f6sta Bohmannsson.\nTabelle VII.\nHarn Nr.\tUrspr\u00fcng- liche Total- reduktion mg\tAbsolute Re< Sch\u00fctteln a) Knochenkohle -f- 5 \u00b0/u HCl mg\tiuktion nach mit 10\u00b0/o b) Blutkohle -f 5\u00b0/o HCl mg\tProz, Abn Reku a) Knochenkohle .\tahme der ktion b) Blutkohle \u00b0/o\n21\t30,2\t\t14,5\t\u2014\t54,0\n22\t28,3\t18,7\t14,4\t34,0\t49,0\n23\t33,1\t19.9\t14,7\t*10,0\t55,6\n24\t23,0\t.\t14,4\t\u2014\t34,9\n25\t25,1\t18.9\t15,9\t25,0\t3*1.3\n26\t26.8\t19,2\t13,4\t28,4\t50,0\n27\t21,8\t18,3\t13,5\t16,0\t39,2\n28\t36.1\t24,4\t20,0\t32,2\t45,0\n; 29\t27,1\t21,0\t14,8\t22,3\t45,3\n30\t21,7\t16,2\t11,6\t25,4\t46,6\n31\t24.2\t17,t\t12,1\t28.1\t56,0\n32\t22,9\t18,0\t8,7\t21,4\t62,4\n33\t15,3\t9.3\t8,9\t39,2\t39,6\n34\t28,3\t19,3\t16,0\t35,4\t43,8\n35\t204\t14,3\t11.7\t28,9\t!\t41,7\n3\u00ab\t14.4\t10,2\t8,3\t29.2\t42.4\n37\t18,0\t12,6\t10,0\t30,0\t44,4\n38\t14,8\t11,0\t10,2\t25,8\t39,5\n39\t22,4\t12,4\t10,3\t44,4\t34,4\n40\t17,5\t12,1\t8,1\t30,9\t53,8\n41\t13,3\t10,0\t7,1\t24,8 '\t46,6\n42\t21,8\t12,7\t8,4\t41.7\t61,5\n43\t12,2\t6,0\t2,0\t50.8\t1\t83,6\n44\t10,2\t3,2\t1,6\t68,6\t84,3\n43\t18,5\t14,1\t9,3\t23,9\t50,1\n\u2022W>\t17,4\t7,7\t3,8\t65,8\t78,2\n47\t18,6\t\u2014\t\" 9.3\t\u2014\t50,0\n48\t7,4\t3.9\t3,9\t47,4\t47,3\n49\t17,0\t12,4\t9,8\t27,1\t42,9\n50\t14,9\t10,3\t8,3\t30,9\t44,3\nDurch- schnitt\t20,7\t13,5\t1\t10.5\t34,8\t49,5","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methodik der Harnzuckerbestimmung.\t453\nAus der Tabelle VII geht erstens hervor, da\u00df die durchschnittliche Reduktionsverminderung durch Knochenkohle ungef\u00e4hr denselben Betrag wie bei hochgestellten Harnen (Tabelle III) ausmacht (34,8% gegen 36\u00b0/o Abnahme). Weiter hat sich Blutkohle \u00fcberall weit besser als Knochenkohle bew\u00e4hrt. Dies auch in der Beziehung, da\u00df die Entf\u00e4rbung durch Blutkohle immer eine absolut vollst\u00e4ndige war. Demgem\u00e4\u00df lassen sich die Harne ebenso scharf wie reine Zuckerl\u00f6sungen titrieren. Auch ist die absolute Reduktionsverminderung bei Blutkohle sehr zufriedenstellend, indem durchschnittlich nur 0,105\u00b0/o Totalreduktion nach der Blutkohlenbehandlung gefunden worden sind. Hierbei ist daran zu erinnern, da\u00df von diesen 0,105\u00b0/o ein Teil und zwar 0,04 l\u00b0/o (Lavesson) aus Traubenzucker besteht. Die durch andere Harnbestandteile bedingte Reduktion macht also nur 0,061 \u00b0/o aus, ein Betrag, den man auch bei der exakten Harnzuckerbestimmung ruhig vernachl\u00e4ssigen kann.\nEs fragt sich dann zuletzt, ob unseres Verfahren dasselbe wie die Hg-Methode erreicht oder nicht. Die Werte Andersens sind in der Tabelle VIII zum Vergleich zusammengestellt.\nTabelle VIII.\nHam Nr.\tUrspr\u00fcngliche Totalreduktion mg\tReduktion nacl a) absolute Werte mg\ti Hg-Behandlung ;b) Proz. Verminderung ' V\n1\t20\t8\t(\u00bb0\n2\t20\t7\t65 :\n3\t17\t5\t!\t70,0\n4\t41\t22\ti T 40,3\n5\t14\t\u00d4\t64,3\n6\t10\t1\t! 60,0\n7\t9\t5\t44.4\n8\t11\t8\t27v3\n9\t12\t8\t33,3\n10\t10\t6\t40\n11\t20\t8 ' '\t60\nDurchschnitt\t17\t8\t50,9","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"Bang und Bohmannsson. \u00dcber Harnzuckerbestimmung.\nDen absoluten Werten nach ist Andersens Methode etwas besser als unsere (0,08 mg Totalreduktion nach Hg-Behandlung gegen 0,105 nach Sch\u00fctteln mit Kohle). Doch ist zu bemerken, da\u00df Andersens Harne eine geringere Eigenreduktion vor der Behandlung aufweisen (0,17 gegen 0.21), und die prozentische Abnahme ist ungef\u00e4hr nach beiden Methoden gleich (50,9% und 49,5 %). Eine so geringe Verminderung wie 27,3% (Andersens Harn Nr. 8) haben wir \u00fcberhaupt nicht beobachtet. Ebenfalls ist der gr\u00f6\u00dfte absolute Wert nach Hg-Behandlung 22 mg, bei unseren Harnen 20 mg (einmal bei 30 Harnuntersuchungen). Ist also unser Verfahren dem Andersen sehen gleichwertig, wenn man die Abnahme der I otalreduktion ber\u00fccksichtigt, ist es jedenfalls weit bequemer auszuf\u00fchren als jenes. Und der Vorgang gestaltet sich folgenderma\u00dfen :\n20 ccm Harn wurden mit 5 ccm 25\u00b0/oiger HCl versetzt und 2 g Blut kohle1) (ein gestrichener Teel\u00f6ffel) wurden hinzugef\u00fcgt. Man sch\u00fcttelt einigemale w\u00e4hrend 5 Minuten und fdtriert durch ein trockenes Filtrum in ein trockenes Becherglas. Inzwischen sind 50 ccm Kupferl\u00f6sung nach Bang abgemessen. Von dem Filtrate werden zu dieser 10 ccm hinzugef\u00fcgt. \u00dcbrigens nach Bang. Selbstverst\u00e4ndlich ist nichts dagegen, da\u00df man auch den Zucker des Filtrats nach einer anderen Reduktionsmethode bestimmen kann.\nl) Wir haben Blutkohle verwendet, welche ca. 16\u00b0/u Wasser enthielt. Entschieden vorteilhafter ist, die Blutkohle erst bei 100\u00b0 vollst\u00e4ndig zu entw\u00e4ssern und zu pulverisieren. Wir haben uns davon \u00fcberzeugt, da\u00df derartig getrocknete Blutkohle dasselbe wie feuchte leisten. (Ebenso verh\u00e4lt sich Knochenkohle.)","page":454}],"identifier":"lit37548","issued":"1909","language":"de","pages":"443-454","startpages":"443","title":"Zur Methodik der Harnzuckerbestimmung","type":"Journal Article","volume":"63"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:50:38.253459+00:00"}