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{"created":"2022-01-31T16:45:26.496742+00:00","id":"lit37550","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schumm, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 63: 478-483","fulltext":[{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff durch seinen an der Grenze des sichtbaren Violett liegenden Absorptionsstreifen.\nVon\nO. Sch\u00fcmm.\n(Nach gemeinschaftlich mit W. Gummelt ausgef\u00fchrten Versuchen.)\nMit zwei Tafeln in Lichtdruck.\n(Aus dem chemischen Laboratorium des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Eppendorf.) (Der Redaktion zugegangen am 16. Oktober 1909.)\nDa\u00df der rote Blutfarbstoff und seine n\u00e4chsten Umwandlungsprodukte charakteristische Absorptionsstreifen aufweisen, die, auf der Grenze des sichtbaren spektralen Violett liegend, zwar durch direkte (visuelle) spektroskopische Beobachtung nicht wahrnehmbar, durch geeignete spektrographische Vorrichtungen dagegen nachweisbar sind, ist seit geraumer Zeit bekannt. Genaue Untersuchungen dar\u00fcber sind zuerst von Gamgee ausgef\u00fchrt worden Gamgee ver\u00f6ffentlichte im Jahre 189\u00f6 Spektrogramme von L\u00f6sungen des Oxyh\u00e4moglobins und einiger seiner Umwandlungsprodukte, zu deren Herstellung er sich eines Ouarzspektrographen von Carl Zei\u00df in Jena bedient hatte. Die genaue Ortsbestimmung der Absorptionsstreifen wurde durch die photographische Aufnahme des Sonnenspektrums auf der gleichen Platte erm\u00f6glicht.\nIm Jahre 1907 berichteten Lewin, Miethe und Stenger in einer gr\u00f6\u00dferen Abhandlung \u00fcber die Ergebnisse ihrer Versuche zur photographischen Darstellung der Absorptionsspektra des Blutfarbstoffs und einer Anzahl verwandter Farbstoffe. Sie bedienten sich zur Herstellung der Spektrogramme eines Gitter-spektrographen, der mit einem Thorpeschen Abzug eines Row-landschen Gitters ausger\u00fcstet war. Lewin, Miethe und Stenger wiesen unter anderem auf die praktische Bedeutung des oben bezeichneten Absorptionsstreifens f\u00fcr den Nachweis des Blutfarbstoffs hin. Bei ihren Messungen fanden sie die Lage des Absorptiontstreifens zu 141 415. In der von ihnen","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff usw\t'*79\nver\u00f6ffentlichten Spektraltafel sind die im sichtbaren Teil des Spektrums und die an der Grenze des sichtbaren Violett liegenden Absorptionsstreifen nicht durch eine einzige Aufnahme, sondern getrennt dargestellt.\t\u2019\nVollst\u00e4ndige Spektrogramme des Blutfarbstoffs, die in einer Aufnahme einheitlich die sichtbaren und die an der Grenze des sichtbaren Violett liegenden Absorptionsstreifen des Blutfarbstoffs in sehr geeigneter Weise wiedergeben, sind ganz vor kurzem von E. Rost ver\u00f6ffentlicht worden. Rost benutzte zur Herstellung seiner Spektrogramme ebenfalls einen mit einem Thorpeschen Gitterabzug ausgestatteten Gitterspektrographen.\nFalls es sich nur um den einfachen Nachweis des roten Blutfarbstoffs handelt, wird man sich in manchen F\u00e4llen auf den Nachweis des einen an der Grenze des sichtbaren Violett liegenden Absorptionsstreifens beschr\u00e4nken k\u00f6nnen, * der in einigerma\u00dfen reinen w\u00e4sserigen L\u00f6sungen noch in gro\u00dfer Verd\u00fcnnung wahrzunehmen ist. F\u00fcr den Nachweis dieses Streifens, der kurz als \u00abViolettstreifen\u00bb bezeichnet werden mag, hat man bislang besonders folgende Verfahren benutzt: 1. die Photographie, 2. die Erzeugung eines reellen Bildes auf einem Baryum-platincyan\u00fcrschirm. Letzteres Verfahren ist schon von Gamgee und dann in etwas abge\u00e4nderter Form von Lewin und Miethe angewandt worden. Die Apparatur von Lewin und Miethe hatte folgende Anordnuug. Das von einem Zirkonbrenner ausgehende Licht f\u00e4llt auf ein die passend verd\u00fcnnte Blutl\u00f6sung enthaltendes Reagenzglas, das so zwischen Lichtquelle und Spektralspalt aufgestellt ist, da\u00df der Spalt im .Brennpunkte des als Kondensor wirkenden Reagenzglases steht. Hinter dem Spalt ist ein lichtstarkes photographisches Objektiv und ein Flintglasprisma aufgestellt, dessen brechender Winkel nicht mehr als 60\u00b0 betr\u00e4gt. Stellt man nun in geeignetem Abstand hinter dem Prisma einen Baryumplatincyan\u00fcrschirm, auf, so entsteht auf letzterem als reelles Bild ein Absorptionsspektrum, das den Violettstreifen aufweist.\nZum photographischen Nachweis des Violettstreifens benutzte Gamgee einen Quarzspektrographen, Lew in, Miethe und Stenger, ferner Rost einen Gitterspektrographen.","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\n0. Sch\u00fcmm.\nVon der \u00dcberlegung ausgehend, da\u00df ein Prismenspektralapparat, dessen Optik neben gen\u00fcgender Durchl\u00e4ssigkeit der sichtbaren Strahlen eine erhebliche Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr die ultravioletten Strahlen besitzt, sich nicht nur f\u00fcr direkte spektroskopische Deobachtungen, sondern auch besonders gut zum spektrographischen Nachweis des Violettstreifens eignen m\u00fc\u00dfte, habe ich den nachstehend abgebildeten Prismenspektralapparat hergestellt (s. Fig. 1 und 2). Er besitzt, abweichend von den gebr\u00e4uchlichen Spektralapparaten, ein von Carl Zei\u00df aus dem neuen .Jenaer U. V.-Flintglas hergestelltes Prisma. Die Objektive, die mir von Carl Zei\u00df in Jena in entgegenkommender Weise zur Verf\u00fcgung gestellt wurden, sind ebenfalls aus den neuen Jenaer U. V.-Gl\u00e4sern hergestellt worden. Ihre \u00e4quivalente Brennweite betr\u00e4gt 250 mm. Bei Benutzung eines Okulars von etwa 25 mm Brennweite liefert das Spektroskop ein sehr lichtstarkes und reines Spektrum, das bei engem Spalt die F raunho ferse hen Linien in ausgezeichneter Sch\u00e4rfe zeigt. Auch Absorptionsstreifen von Farbstoffl\u00f6sungen erscheinen sehr scharf.\nZu genauen Ortsbestimmungen dient eine Mikrometerschraube. Au\u00dferdem besitzt der Apparat eine Wellenl\u00e4ngenskala, die in dem optischen Institut von A. Kr\u00fcss, Hamburg, hergestellt worden ist. Entfernt man durch L\u00f6sen einiger Schrauben den Fernrohrtr\u00e4ger nebst, dem Fernrohr und befestigt an seiner Stelle die in Figur 3 abgebildete U. V.-Spektralkamera, so hat man einen Apparat, der sich zum photographischen Nachweis des Violettstreifens in der Tat vorz\u00fcglich eignet. Die Konstruktion der Kamera habe ich von dem vor einiger Zeit1) beschriebenen Gummeltschen Spektrographen \u00fcbernommen. Sie entspricht fast genau der dort gegebenen Beschreibung, enth\u00e4lt jedoch ein von Carl Zei\u00df, Jena, aus U. V.-Gl\u00e4sern hergestelltes neues photographisches Teleobjektiv mit ver\u00e4nderlicher Brennweite, f\u00fcr dessen gef\u00e4llige \u00dcberlassung ich der Firma Zei\u00df zu bestem Danke verpflichtet bin. Die gro\u00dfe allgemeine Lichtst\u00e4rke\n0 Vgl. 0. Sch\u00fcmm, Klinische Spektroskopie. Jena 1909, bei Gustav Fischer.","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff usw.\t181\nund die Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr einen betr\u00e4chtlichen Teil der ultravioletten Strahlen haben sich nun als wesentliche Vorz\u00fcge dieses Spektrographen erwiesen. Kr erm\u00f6glicht es, gute Spektrogramme des Violettstreifens bei engem Spalte und verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig sehr kurzer Belichtung zu erhalten. Da\u00df die Spaltweite einen erheblichen Einflu\u00df auf die Beschaffenheit des Spektrums aus\u00fcbt, ist bekannt. Es sei nur daran erinnert, da\u00df ein Spektroskop die F raun ho,f ersehen Linien nur bei engem Spalt scharf erkennen l\u00e4\u00dft, ln einem guten Spektralapparat Bunsenscher Konstruktion, der bei 0,03 mm Spaltweite die 1 raun h of ersehen Linien sehr, scharf zeigte, erschienen sie bei 0,1 mm Spaltweite ganz verwaschen und waren bei 0,2 mm Spaltweite nur noch eben angedeutet.\nDie Aufnahmen zu den abgebildeten Spektrogrammen Figur 4 und 5 sind mit dem beschriebenen U. V.-Prismenspekfro-graphen gemacht worden. Figur 4 a und b zeigt die Spektrogramme einer L\u00f6sung von 1 Teil Hammelblut in 1000 Teilen bezw. 2000 Teilen Wasser. Oberhalb und unterhalb ist zur Orientierung \u00fcber die Lage des Violettstreifens das Linienspektrum des Heliums mitphotographiert worden Der Violettstreifen ist durch \u00ab V. \u00bb kenntlich gemacht. Die au\u00dferdem noch vorhandenen schw\u00e4cheren dunkelen Streifen kommen nicht dem Blutspektrum zu, sondern werden durch die sogenannten Platten-minima verursacht. Sie enstehen dadurch, da\u00df die Lichtstrahlen verschiedener Wellenl\u00e4nge die photographische Platte verschieden stark beeinflussen. Bei der benutzten Platterisorte (Spektralplatte) von Wr at ter und Wainwright, die sich bei den Untersuchungen von E. Rost bew\u00e4hrt hat,i) wird der Nachweis des Violettstreifens durch die Plattenminima nicht beeinflu\u00dft. Figur 5 a und b zeigt die Spektrogramme der L\u00f6sung eines Blutflecks und einer L\u00f6sung von 1 Teil Blut in 1000 Teilen Wasser. (Bei V der Violettstreifen, links davon die durch die Plattenminima verursachten schw\u00e4cheren Streifen.) Der auf Leinen befindliche 9 Monate alte Blutfleck wurde mit mehreren Kubikzentimetern Wasser ausgelaugt und die L\u00f6sung filtriert. Oberhalb und unterhalb ist wieder das Heliumspektrum photo-\n\u2018) Nach finer freundlichen brieflichen Mitteilung an den Verfasser.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LrXIH.\t. ' Z2","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"0. Sch\u00fcmm,\n*82\ngraphiert worden. Die Spaltweite betrug bei allen Aufnahmen 0,03 mm, die Schichtdicke 10 mm. die Expositionszeit bei Figur 4 sechs Sekunden und bei Figur 5 sieben Sekunden. Als Absorptionsgef\u00e4\u00df gen\u00fcgt ein Glask\u00e4stchen, bei dem zwei einander gegen\u00fcberliegeiide W\u00e4nde aus planparallelen \u00fc. V.-Glasplatten bestehen.\nEs gelingt freilich auch mit einem der bislang gebr\u00e4uchlichen Prismenspektrographen den Violettstreifen des Blutfarbstoffs photographisch darzustellen. Figur 0 zeigt ein derartiges, mit dem G um melt sehen M Spektrographen hergestelltes Spek-trogramm. auf dem oben das leere Spektrum, darunter das Spektrum einer Losung von 1 Teil Blut in 1000 Teilen Wasser bei 10 mm Schichtdicke und drittens das Spektrum der durch Auslaugen eines alten Blutflecks erhaltenen Fl\u00fcssigkeit bei 20 mm Schichtdicke dargestellt ist. Die Spaltweite betrug bei dieser Aufnahme 0,03 mm, die Expositionszeit 45 Sekunden. Ein solches Spektrogramm mag unter Umst\u00e4nden auch gen\u00fcgen ; weit besser gelingt der photographische Nachweis jedoch mit dein beschriebenen T. V.-Prismenspektrographen. Dal) dieser Apparat auch zur Herstellung von guten Spektrogrammen des sichtbaren Teils des Spektrums geeignet ist, zeigt die Figur 7, die a) das Spektrum des Oxyh\u00e4moglobins, b) das des sauren H\u00e4matoporphyrins (in Schwefels\u00e4ure) und c) das leere Spektrum zeigt. Diese Aufnahme ist auf einer mit Isokoll sensibilisierten Platte bei 0,03 mm Spaltweite gemacht worden.\nOben wurde erw\u00e4hnt, da\u00df sich der Violettstreifen des Blutfarbstoffs auch mit Hilfe eines Fluorescenzschirmes nach-weisen l\u00e4\u00dft. Wie nun k\u00fcrzlich W. Gum melt im hiesigen Laboratorium gefunden hat, l\u00e4\u00dft sich der Violettstreifen in dem oben beschriebenen U. V.-Prismenspektrographen sehr gut direkt beobachten, wenn man an Stelle der Mattscheibe ein in einen Holzrahmen gefa\u00dftes d\u00fcnnes Bl\u00e4ttchen aus Baryumplatincyan\u00fcr hineinschiebt, das aus einem gew\u00f6hnlichen B\u00f6ntgenschirm durch vorsichtiges Abl\u00f6sen der Papierr\u00fcckwand gewonnen wurde. Man mu\u00df im verdunkelten Zimmer arbeiten und das Auge auch gegen das von der Nernstlampe ausgehende direkte Licht\n*) Vgl. 0. Sch\u00fcmm, 1. c.","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Chor den Nachweis von Blutfarbstoff usw. \u201e\t483\nsch\u00fctzen. Die nicht benutzte H\u00e4lfte des Spektrums (Rot, Gelb und Gr\u00fcn) kann man durch Einschieben von schwarzem Papier in den Rahmen der Fluoreseenzscheibe ausschalten.\nEntfernt man die Kamera und setzt das Beobachtungsfernrohr ein. in dem sich statt des Okulars ein in ein R\u00f6hrchen gefa\u00dftes Raryumplatincyan\u00fcrscheibchen befindet, so kann man den Violettstreifen -.gut beobachten. Die Einstellung in den Brennpunkt erfolgt durch Verschieben des Pl\u00e4ttchens. Den Augenabstand reguliert eine verschiebbare R\u00f6hre ohne Linsen.\nBeobachtet man mit dem beschriebenen Spektroskop w\u00e4sserige Bliitl\u00f6sung in 1 cm dicker Schicht, so kann man bei einer Verd\u00fcnnung von l : 4000 den Violettstreifen noch deutlich erkennen: bei einer Verd\u00fcnnung von 1 : o(>00 ist er noch wahrnehmbar und verschwindet dann bei allm\u00e4hlich gesteigerter Verd\u00fcnnung.\nF\u00fcr den ge\u00fcbten Beobachter ist diese Art des Nachweises also noch etwas sch\u00e4rfer als der Nachweis auf photographischem Wege. Die Ausf\u00fchrung des beschriebenen II. V.-Spektrographen d\u00fcrfte unseren ersten optischen Werkst\u00e4tten keine Schwierigkeiten bereiten.\nLiteratur.\n1.\tM\u00fcller-P\u00f6uillets Lehrbuch der Physik und Meteorologie.\n2.\tWinkelmann, Handbuch der Physik.\n\u0430.\tII. Kays er, Handbuch der Spektroskopie. ;\n4.\tGamgee, On the Absorption of the Extreme Violett and t.'ltra-violett Rays of the Spectrum by Haemoglobin, its Compounds and Certain of its Derivatives. Zeitschrift f\u00fcr Biologie. 1890. Bd. NXXIV. S. 505.\n5.\tLewin, Miethe und Stenger, Eher die'durch Photographie nachweisbaren spektralen Eigenschaften des Blutfarbstoffs und anderer Farbstoffe des tierischen K\u00f6rpers. Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die yges\u00e4rnto* Physiologie, 1907, Bd. CXVIII, S. 80.\n\u0431.\tLewin und Miethe, Ein Apparat zur Demonstration der ultravioletten Absorptionslinie des Blutes. Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie, 1908, Bd. CXXl, 8. 101.\n7.\tE. Rost, Die Photographie des Blutspektrums, Medizinische Klinik, 1909, Nr. 7.\n8.\t0. Sch\u00fcmm, Klinische Spektroskopie, Jena 1909. Bei Gustav\nFischer.\t'\u25a0\n9.\tRost, Franz und Heise. Beitr\u00e4ge zur Photographie der Blut-spectra, Berlin 1909 bei J. Springer.","page":483}],"identifier":"lit37550","issued":"1909","language":"de","pages":"478-483","startpages":"478","title":"\u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff durch seinen an der Grenze des sichtbaren Violett liegenden Absorptionsstreifen. (Nach gemeinschaftlich mit W. Gummelt durchgef\u00fchrten Versuchen)","type":"Journal Article","volume":"63"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:45:26.496751+00:00"}