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{"created":"2022-01-31T16:21:58.241762+00:00","id":"lit37556","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sauerland, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 64: 16-20","fulltext":[{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den Eisengehalt der echten Nucleins\u00e4ure.\nVon\nF. Sauerland.\n(Aus <lcm physiologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.)\n( Der Redaktion zugegangen am 22. November iyo<>.)\nIn den Nueleoproteiden ist mehrfach Eisen als integrierender Bestandteil des Molek\u00fcls aufgefunden worden. Lubuvin1) hat zuerst beobachtet, da\u00df das Paranuclein aus Mil\u00e7hcas\u00ebin eisenhaltig war: dann hat Bunge2) aus dem Eidotter ein eisenhaltiges Paranuclein dargest eilt (H\u00e4matogen). Z a 1 e s k i3) isolierte aus der Leber einen \u00e4hnlichen K\u00f6rper, das Hepatin, und Hammarsten4) konstatierte die Anwesenheit von Eisen in seinem Nucleoproteid aus Pankreas. In allen diesen Substanzen war eine festere Verbindung des Eisens mit dem phosphorhaltigen Grundkomplex anzunehmen, entweder durch eine organische Bindung, oder bedingt durch ein eigent\u00fcmliches Verhalten der Metaphosphor-s\u00fcure, das zuerst von As coli5) bei der Untersuchung der eisenhaltigen Plasmins\u00e4ure beobachtet wurde.\nAut Grund dieser Angaben hat sich nun die Anschauung entwickelt, da\u00df auch die echten Nucleins\u00e4uren eisenhaltig seien.6)\n') Bor. (1. Deutsch, ehern, ties., Bd. X, S. 2287. Ref. v. S> Wagner\n<1877'.\n2l Diese Zeitschrift. Bel. IX, S. 49 (1HK5).\n\u201d!| Diese Zeitschrift, Bd. X. S. 4\u00f68. \u2014 Siehe auch: Schniiede-hdrg. Arch. f. experim. Path. u. Pharm., Bd. XXXIII, S. 101 (1894). \u2014 Wohlgemuth, Diese Zeitschrift. Bd. XXXVII, S. 47f> (1902/08). und \u00d6d. XLII. S. \u00d419 f 1901). \u2014 Scaffidi. Diese Zeitschrift, Bd. LIV. S. 448 i 19071. \u2014 Salkowski. Diese Zeitschrift, Bd. LVIII, S. 282 (1908/09), und Bd. MX. S. 19 (1909): \u2014 Capezzuoli, Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 10 11909t.\n11 Diese Zeitschrift. Bd. XIX. S. 12 (1894).\nr>) Diese Zeitschrift, Bd. XXVIII. S. 420 (1899).\n\u2019 ) Z. B. Neumann und Mayer. Diese Zeitschrift. Bd. XXXVII. S. 147 1 1902 08 : \u00ab Thymusnucleins\u00fcure enthielt sehr deutlich nachweisbare Mengen Eisen.\u00bb","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"17\n\u00dcber den Eisengehalt der echten Nueleins\u00e4ure.\nEine endg\u00fcltige und genaue Feststellung des eventuellen Eisengehaltes der echten Nucleins\u00e4uren war um so notwendiger, als die s\u00e4mtlichen Berechnungen und die aus ihnen gezogenen Schlu\u00dffolgerungen Stendels \u00fcber die Konstitution der echten Nueleins\u00e4ure auf einer eisenfreien Substanz basieren. Es wurde also im folgenden versucht, das Eisen in der Nueleins\u00e4ure, nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ zu bestimmen.\nAls Untersuchungsmaterial diente erstens: Nuclein saures Natron aus Kalbsthymus, das nach der N e u m nun sehen Methode dargestellt w\u00b0r. F\u00fcr die .qualitativen Pr\u00fcfungen wurde eine Messerspi' Substanz mit Soda und Salpeter im PorzellautiOgel verascht, und die Schmelze nach dem Ans\u00e4uern mit Salpeters\u00e4ure und kurzem Sieden mit Ferrocyankaliuin resp. Bhodankalium versetzt. Hierbei zeigte sich aber immer nur (\u2018ine schwache Gr\u00fcnf\u00e4rbung der Ferrocyankaliprobe, resp. eine leichte Blabrosa-l\u00e4rbung der Bhodankaliprobe. Bei dem Versuch, das Eisen in ca. 1 g der Substanz nach vorheriger Entfernung der Phus-phors\u00e4ure mit molybd\u00e4nsaurem Ammoniak quantitativ als Eisenoxyd zu bestimmen, konnten w\u00e4gbare Mengen von Fe.p;. \u00fcberhaupt nicht erhalten werden. Die Phosphors\u00e4ure-bestimmung, die in diesen Proben nebenbei ausgef\u00fchrt wurde, ergab folgende Zahlen:\n1.0301 g Substanz gaben 0,3010 g MgA\u2019/L. entsprechend 8.13\u00b0P\n1.0075 \u00bb\u25a0\t>\t0,31 {0 \u00bb\tS.07\nRereehnol f\u00fcr neutrales nucleinsaur.es Natron:\nC,:1H,3Na4N150,oI>.,:\tP.\nDa es sich, wenn \u00fcberhaupt, olfenbar nur um ganz geringe Mengen von Eisen handeln konnte, wurde nun versucht, bessere Resultate mit der jodometrischen Eisenbestimmung zu erhalten, die von Neumann1) zum Nachweis geringer Eisenmengen angegeben ist.\nEs wurde ca. 1 g Substanz (genau gewogen) mit dem Netimannschen S\u00e4uregemisch verascht und die Analyse lieferte folgende Werte :\nh Hoppe-Seyler-Thierfelder. Handbuch der physiolog. : und patholog. ehern. Analyse, VII. Aufl., S. 308 (1003t : VIII. Aull., S. 50! iioon\nUoj*pe-Sey|t'r*\u00ee4 Zeitsihrift f. pliysiol. Ctiemif. LX1V.\t-","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"S'\nF. Sauerland,\n1.U012 g Substanz verbrauchen 1,1 ccm Thiosulfatl\u00fcsung\nentsprechend 0,(X \u00bb028 g Fe, d. h. 0,(128 \u00b0/u Fe.\n10007 g Substanz verbrauchen 1.15 ccm Thiosulfatl\u00fcsung entsprechend 0,0003 g Fe, d. h. 0,03 \u00b0/o Fe.\nDies\u00e9r risen wert bleibt weit zur\u00fcck hinter dem Wert, iler verlangt wird, wenn man auch nur 1 Atom Eisen ini Molek\u00fcl der Nudeins\u00e4ure annimmt, [.egt man z. IS. der Berechnung die Formel C4,H.5FeNI50MP4 zugrunde, die ein Molekulargewicht von 1141,5 ergeben w\u00fcrde, so w\u00e4ren 3.89 \u00b0/o f\u00fcr I Atom Eisen verlangt. Gefunden w\u00e4re also nur > io\u00ab vom theoretisch berechneten Werte, und es ist wahrscheinlich, da\u00df diese kleine Menge Eisen gar nicht dem Molek\u00fcl der Nuclein-s\u00fcure angoh\u00f6rt, sondern eine Verunreinigung ist, besonders, da bei der Darstellung der Nudeins\u00e4ure keine Vorsichtsma\u00dfregeln getroffen waren, um sie absolut frei von .jeder Verunreinigung mit Eisen zu bekommen.\t*\nI brigens spricht auch schon das geringe spezifische Gewicht der Nudeins\u00e4ure a priori gegen einen gr\u00f6\u00dferen Eisengehalt, wie er vorhanden sein m\u00fc\u00dfte, wenn auch nur ein Atom Eisen im Nudeins\u00e4uremolekiil enthalten w\u00e4re.\nEbensowenig wie hei dem nucleinsauren Natron aus Kalbs-thymus sprachen die Analysen von freier Nudeins\u00e4ure aus Heringssperma f\u00fcr einen Eisengehalt. Auch hier waren die qualitativen Resultate schon zweifelhaft, quantitativ wurden\ndieselben Werte gefunden wie bei dem zuerst untersuchten Pr\u00e4parat.\n000,0 \" Substanz verbrauchen 0.7 ccm Thiosulfatl\u00fcsung entsprechend 0.00020 g Fe. d. h: 0.02\u00b0 \u00ab Fe.\nlmKy ? Substanz verbrauchen 0,83 ccm Thiosulfatl\u00fcsung entsprechend 0,00021 g Fe, d. h. 0,021 > Fe.\nEin anderes Pr\u00e4parat von nucleinsaurem Natron aus Kalbsthymus, das ebenfalls nach Neumanns Methode dargestellt war, ergab dieselben zweifelhaften qualitativen Proben, soda\u00df auf eine quantitative Untersuchung verzichtet wurde! Endlich wurde bei dieser Gelegenheit noch ein viertes Pr\u00e4parat auf seinen Eisengehalt gepr\u00fcft, das aus den isolierten Kdpfeu von Heringsspermatozoen bestand and sich \u00e4u\u00dferlich als ein feines, lockeres, schneewei\u00dfes Pulver pr\u00e4sentierte: auch","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"\u00d9bt'r den Eisengehalt der echten Nucleins\u00e4ure.\t19\nhier fielen die qualitativen Proben so zweifelhaft aus, da\u00df eine quantitative Untersuchung gar nicht erst vorgenommen wurde.\nEs l\u00e4\u00dft sich also wohl mit. Sicherheit der Schlu\u00df ziehen, da\u00df die reine Nucleins\u00e4ure eisenfrei ist. Die aufgefundenen geringen Spuren, wenn sie nicht \u00fcberhaupt der Methode zur Last fallen, sind nur zuf\u00e4llige Verunreinigungen der Pr\u00e4parate gewesen.\nAuf Grund dieser Resultate kann man nun die Frage aufwerfen, wo denn \u00fcberhaupt in den Nucleoproteiden das Eisen zu suchen ist, wenn es sich nicht in der Nueleins\u00e4ure-komponente befindet. Konsequenterweise m\u00fc\u00dfte man die Existenz eisenreicher Eiwei\u00dfk\u00f6rper annehmen, die um so merkw\u00fcrdiger w\u00e4ren, als in manchen von ihnen das Eisen nur ganz locker gebunden w\u00e4re. So gibt z. B. Bang1) an, da\u00df das Pancreasnucleoproteid schon bei der Behandlung mit schwachem Alkali im siedenden Wasserbade das Eisen als Eisenoxydhydrat abspaltet. \u00c4hnliches hat Salkowski2) beobachtet, der den Eisengehalt des Nucleoproteids aus Leber stark schwankend fand. Diese leichte Abspaltbarkeit des Eisens als unorganisches Eisen l\u00e4\u00dft den Gedanken nicht von der Hand weisen, da\u00df auch in manchen Nucleoproteiden das Eisen nicht zum eigentlichen Molek\u00fcl geh\u00f6rt, sondern eine zuf\u00e4llige Beimengung des Pr\u00e4parats gewesen ist. F\u00fcr eine solche Auffassung w\u00fcrde mein Befund an den K\u00f6pfen der Heringssperma-tozoen sprechen. Ich habe endlich deswegen noch ein Pr\u00e4parat von Pankreasnucleoproteid untersucht, das nach den Angaben von Hammarsten3) dargestellt war und einmal durch L\u00f6sen in einer ganz schwachen Natronlauge und Ausf\u00e4llen mit Essigs\u00e4ure gereinigt war.\nBei der Phosphorbestimmung nach Neumann wurden folgende Werte erhalten: '\n0.1192 g verbrauchen 37,9 ccm \u00bbs-XaOH 5.01% P 0.3044 \u00bb\t/\u00bb \u25a0\t32,1\t\u00bb\t\u00bb\t= 1.01% \u00bb\nL Diese Zeitschrift, Bd. XXVI, $. 135 <1898/99).\n\u25a0*'i Diese Zeitschrift, Bd. LIX, S. 19 <1909).\n: i Diese Zeitschrift, Bd. XIX. S. 19 (1891).\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nF. Sauer land. \u00dcber den Eisengehalt der Nucleins\u00e4ure.\nHam mars ten hat in seinem Pr\u00e4parat durchschnittlich 4,48 \u00b0/o P, Steudel1) 4,86 \u00b0/o, 4,50\u201c/o, 4,85 \u00b0/o P gefunden.\nDieses Pr\u00e4parat (etwa 0,5 g), mit Soda und Salpeter verascht, wie oben beschrieben, gab gleichfalls nur einen zweifelhaften Ausfall der Ferrocvankali- resp. Rhodankaliprobe, soda\u00df eine; quantitative Restimmung nicht unternommen wurde.\nDieser auffallende Refund, der im Gegensatz zu den Angaben Hammarstens steht, hat mich veranla\u00dft, ferner den allerersten Niederschlag, der bei der Darstellung des Nucleo-proteids aus Pankreas erhalten wird, auch auf seinen Eisengehalt zu untersuchen. Die Dr\u00fcsen, frisch aus dem Schlachthause bezogen, wurden in einer rostfreien Hackmaschine zerkleinert, mit Wasser ausgekocht und das Filtrat mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde abzentrifugiert und direkt auf Eisen untersucht \u2014 gleichfalls mit negativem Erfolg.\nAlso auch hier durehgehends derselbe Befund wie bei den Nucleins\u00e4urepr\u00e4paraten. Die Jnnahme eines gleichzeitigen Vorkommens von Eisen und Phosphor in denselben Zellbestandteilen, eine Ansicht, die eine Zeitlang bei theoretischen \u00dcberlegungen eine gro\u00dfe Rolle gespielt hat, ist schon von Inoko2) f\u00fcr das Oxyh\u00e4moglobin widerlegt worden; das reine Oxyh\u00e4moglobin ist phosphorfrei. F\u00fcr die echte Nucleins\u00e4ure trifft diese Annahme ebenfalls nicht zu : die reine Nucleins\u00e4ure ist eisenfrei. Endlich ist das Vorkommen von Eisen im Spermatozoenkopf und im Pankreasproteid nach Hammarsten zum mindesten zweifelhaft.\nDie Pr\u00e4parate f\u00fcr die vorstehend beschriebenen Untersuchungen sind mir von Herrn Professor Steudel g\u00fctigst zur Verf\u00fcgung gestellt worden.\nl) Diese Zeitschrift. Bd. LUI, S. 539 (1907).\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XVIII, S. 57 (1894).","page":20}],"identifier":"lit37556","issued":"1910","language":"de","pages":"16-20","startpages":"16","title":"\u00dcber den Eisengehalt der echten Nucleins\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"64"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:58.241768+00:00"}