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{"created":"2022-01-31T15:43:12.864685+00:00","id":"lit37565","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ackermann, D.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 64: 91-94","fulltext":[{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Ein F\u00e4ulnisversuch mit lysinfreiem Eiwei\u00df.\nVon\nD. Ackermann.\n(Aus dem physiologischen Insitut zu W\u00fcrzb\u00fcrg.) (Der Redaktion zugegangen am 14. Dezember 190\u2018J.)\nDer von Ellinger angegebene Versuch, durch F\u00e4ulnis reinen Lysins, dessen L\u00f6sung nur etwas N\u00e4hrsalze enth\u00e4lt, Pentamethylendiamin zu erzeugen und ferner die Darstellung von Tetramethylendiamin und b-Aminovalerians\u00e4ure aus gefaultem reinen Arginin hatte mir nicht gelingen wollen; deshalb habe ich in meiner letzten Arbeit den Nachweis, da\u00df Lysin die Muttersubstanz des Pentamethylendiamins, Arginin die des Tetramethylendiamins und der \u00f6-Aminovalerians\u00e4ure ist, auf eine andere Weise gef\u00fchrt. Es wurden zuerst die s\u00e4mtlichen S\u00e4urespaltungsprodukte von 400 g Casein faulen gelassen, wobei die drei fraglichen F\u00e4ulnisbasen entstanden. Bei einem zweiten Versuch verwandte ich dasselbe Ausgangsmaterial in dergleichen Menge, nur beseitigte ich vorher das ganze Arginin und vermehrte die Menge des Lysins auf fast das Doppelte. Das Resultat nach der F\u00e4ulnis war das erwartete. Die sich vom Arginin ableitenden Basen Tetramethylendiamin und b-Amino-valerians\u00e4ure fehlten, aber Pentamethylendiamin war in einer gr\u00f6\u00dferen Menge gebildet, als im ersten Versuch.\nUm meine Beweisf\u00fchrung nun ganz sicher zu stellen, habe ich noch das Experimentum crucis gemacht und in einem dritten Versuch, den ich im folgenden schildern werde, ein Eiwei\u00dfspaltungsgemisch zur F\u00e4ulnis gebracht, das kern Lysin enthielt. Ich brauchte zu dem Zweck nicht aus einem Aminos\u00e4uregemenge das Lysin zu beseitigen, sondern es wurde mir dieser Versuch erleichtert, weil sich in der Natur nach den\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIV.\t7","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nD. Ackermann\nArbeiten von Kossel und Kutscher1) mehrere Pflanzeneiwei\u00dfk\u00f6rper finden, die frei von Lysin sind. Zu diesen geh\u00f6rt auch das Gliadin, welches ich zu meinem Versuch w\u00e4hlte.\nHO g Gliadin2) aus Weizenkleber wurden mit einem Gemenge von 600 ccm Wasser und 300 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure 21 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Nach dem Erkalten beseitigte ich die Schwefels\u00e4ure mit Baryt, den \u00fcbersch\u00fcssigen Baryt mit Kohlens\u00e4ure, brachte die Fl\u00fcssigkeit auf ein Volumen von 2 1 und f\u00fcgte, nachdem mit Soda schwach alkalisch gemacht war, eine faule Pankreasflocke hinzu, worauf ich das Ganze 6 Wochen bei 30\u00b0 stehen lie\u00df. Nach dieser Zeit wurde die stark faulig riechende Fl\u00fcssigkeit mit Phosphors\u00e4ure anges\u00e4uert und zuerst auf freier Flamme, dann auf dem Wasserbad eingeengt, worauf ich bei schwefelsaurer Reaktion mit Phosphorwoltrams\u00e4ure f\u00e4llte und die aus dem Niederschlag gewonnenen kohlensauren Basen genau so weiter verarbeitete, wie bei den fr\u00fcheren Versuchen. Die Silberniederschl\u00e4ge stellte ich auch diesmal wieder zur Seite und wandte meine Aufmerksamkeit nur den in die zweite Phosphorwolframs\u00e4uref\u00e4llung eingehenden Basen zu, weil sie allein f\u00fcr das Thema in Betracht kamen. Es wurde die L\u00f6sung dieser kohlensauren Basen mit alkoholischer Pikrins\u00e4ure gef\u00e4llt und ich erhielt nach dem Umkrystallisieren des Niederschlags in seiner eigenen Mutterlauge eine Menge von 1,28 g trocknem Pikrat. Dies mu\u00dfte das Pentamethylendiamin enthalten, wenn solches sich wirklich gebildet hatte.\nUm hier\u00fcber Aufschlu\u00df zu bekommen, wandelte ich das Pikrat mit Hilfe von Salzs\u00e4ure und \u00c4ther in bekannter Weise in das Chlorid um und f\u00e4llte mit alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung. Der Niederschlag wurde einmal umkrystallisiert und zeigte sich sofort als reines Tetramethylendiaminplatinat. Auch nach nochmaligem Umkrystallisieren blieb der Platinwert konstant.\n0,1548 g Substanz gaben 0,0604 g Pt,\n0.1451 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0566 \u00bb \u00bb\n0,1254 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0432 \u00bb C02 und 0,0364 g HsO.\n') Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 165 (1900).\n* ) Dieses wertvolle Pr\u00e4parat verdanke ich Herrn Professor Ku t scher.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Ein F\u00e4ulnisversuch mit lysinfreiem Eiwei\u00df.\t\u2019 93\nBerechnet f\u00fcr Pentamethylen- Berechnet f\u00fcr Tetramethylen- Gefunden:\ndiaminplatinat C5HuN2 \u2022 2HCl \u2022 PtCI4:\ndiaminplatinat G4H12N2 \u2022 2 HCl * PtCl4: 39,1 >\n9,6 \u00b0/o 2,H \u00b0/o\nPt .\t38,1 \u00b0/o\nC\t11.7 \u00b0/o\nH\t3.2 \u00b0/o\nDas Filtrat der Pikrins\u00e4uref\u00e4llung f\u00fchrte ich nun mit Salzs\u00e4ure und \u00c4ther in einen Sirup von Chloriden \u00fcber und da dieser mit alkoholischer Quecksilberchloridl\u00f6sung allein keine nennenswerte F\u00e4llung gab, erzeugte ich mit alkoholischer Quecksilberchlorid-und alkoholischer Natriumacetatl\u00f6sung einen Niederschlag, der nach dem Waschen mit einem Gemenge beider F\u00e4llungsmittel mit Schwefelwasserstoff zerlegt und nach dem Absaugen des Schwefelquecksilbers in einen Sirup von Chloriden verwandelt wurde. Aus diesem beseitigte ich das in geringer Menge vorhandene Kochsalz durch einmaliges Aufnehmen mit Alkohol und f\u00e4llte nun mit alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung. Den nicht sehr volumin\u00f6sen Niederschlag saugte ich ab und f\u00fchrte ihn durch Behandeln mit Schwefelwasserstoff und sp\u00e4ter mit w\u00e4sseriger Goldchloridl\u00f6sung in das Chloraurat \u00fcber. Die F\u00e4llung enthielt ein Gemenge von den Goldsalzen des Tetramethylendiamins und der \u00d6-Aminovalerians\u00e4ure. Das erstgenannte schwerer l\u00f6sliche Salz schied sich aus der L\u00f6sung der Chloraurate beim langsamen Einengen zuerst aus und wurde abgetrennt; seine Menge reichte nicht zu einer Analyse aus; um aber zu beweisen, da\u00df es sich bei dieser Verbindung nicht etwa um Pentamethylendiamin handelte, verglich ich an ein und demselben Thermometer nebeneinander den Schmelzpunkt von 1. reinem Pentametylendiaminaurat, welches bei 184\u00b0, ohne hoch zu steigen, zu einer roten Fl\u00fcssigkeit schmolz, 2. reinem Tetramethylendiaminaurat, welches unter Schw\u00e4rzung bei 213 bis 214\u00b0 pl\u00f6tzlich hochstieg und 3. von meinem in Frage stehenden Pr\u00e4parat, das ebenfalls unter Zersetzung pl\u00f6tzlich hochstieg und zwar bei 212\u00b0. Somit handelte es sich nicht um das Goldsalz des Pentamethylendiamins, sondern um das des Tetramethylendiamins, und die erstgenannte Base fehlte also auch in dieser Fraktion vollst\u00e4ndig.\nLeider ist es mir nun nicht gelungen, die b-Amin\u00f6valerian-","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94 D. Ackermann, Ein F\u00e4ulnisversuch mit lysinfreiem Eiwei\u00df.\ns\u00e4ure rein darzustellen ; das Goldsalz derselben hielt n\u00e4mlich geringe Mengen Tetramethylendiaminaurat beharrlich fest. Zwar brachte ich den Goldwert der Verbindung, die nach der ersten Reinigung statt der gew\u00fcnschten 43,1\u00b0/\u00bb Au 44,8 % Au gab, durch erneutes Umkrystallisieren auf 44,3\u00b0/o,als ich aber dann nochmals umkrystallisierte, reichte die Menge zu einer weiteren Analyse nicht aus. Ich stehe aber besonders auch auf Grund der Tatsache, da\u00df das Salz schon unter 100\u00b0 schmolz und ferner einmal nach Impfen mit einem Krystall von reinem \u00d6-Aininovalerians\u00e4ureaurat aus seiner L\u00f6sung auskrystallisierte, nicht an, zu behaupten, da\u00df ich auch diesen zweiten Abk\u00f6mmling des Arginins diesmal wiedergefunden habe.\nSo hatten sich also bei der F\u00e4ulnis des lysinfreien Eiwei\u00dfk\u00f6rpers Gliadin wohl die vom Arginin stammenden Basen Tetramethylendiamin und b-Aminovalerians\u00e4ure gebildet, nicht aber das Pentamethylendiamin, welches eben ohne Lysin nicht entstehen kann.","page":94}],"identifier":"lit37565","issued":"1910","language":"de","pages":"91-94","startpages":"91","title":"Ein F\u00e4ulnisversuch mit lysinfreiem Eiwei\u00df","type":"Journal Article","volume":"64"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:43:12.864691+00:00"}