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{"created":"2022-01-31T13:01:50.845479+00:00","id":"lit37602","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oswald, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 92: 144-148","fulltext":[{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Myxommucin.\nVon\nAdolf Oswald (Z\u00fcrich).\ni\t------\n(Der Redaktion zugegangen am 21. Juni 1914.)\nVon Mucinen und Mucink\u00f6rpern sind bisher untersucht das Mucin der Submaxillardr\u00fcse, des Nabelstranges, des Sputums, der Sehnen, der Cornea, des Mantels und des Fu\u00dfes der Weinbergschnecke, der H\u00fclle der Frosch- und Fischeier, das Ovarial-mucoid, das Ovomucoid und das Mucoid aus der Eiwei\u00dfdr\u00fcse der Schnecke und des Frosches. \u00dcber das Mucin der Myxome habe ich keine Angaben in der Literatur gefunden. Der Befund eines ungew\u00f6hnlich gro\u00dfen Myxoms im hiesigen pathologisch-anatomischen Institute bot mir seinerzeit1) Gelegenheit, diese Untersuchung nachzuholen. Herrn Prof. Ernst, dem damaligen Direktor des Institutes, spreche ich f\u00fcr die \u00dcberlassung der H\u00e4lfte des Tumors zum Zwecke chemischer Bearbeitung meinen Dank auch an dieser Stelle aus.\nDer Tumor wog frisch 3l/_\u00bb kg, war ca. 30 cm lang, 25 cm breit und 5 cm dick. Der Patient hatte ihn am R\u00fccken getragen.\nDie chemische Bearbeitung beschr\u00e4nkte sich auf die Eiwei\u00dfk\u00f6rper. Im w\u00e4sserigen Extrakt lie\u00df sich neben einer relativ geringen Menge eines K\u00f6rpers von Albumin- und eines solchen von Globulincharakter Ammonsulfat gegen\u00fcber Mucin nachweisen. Die beiden ersteren K\u00f6rper wurden nicht n\u00e4her untersucht, da ihre Menge nicht ausreichend f\u00fcr ausgiebige\n') Die Untersuchungen wurden schon vor 3 Jahren angestellt und zwar im chemischen Laboratorium der landwirtschaftlichen Abteilung der Polytechnischen Hochschule. Sie wurden aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden bisher nicht publiziert.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Myxommucin.\n- 145\nAnalysen gewesen w\u00e4re. Nur das wurde festgestellt, da\u00df beide phosphorfrei waren (festgestellt f\u00fcr das Albumin an 0,5122 g Substanz, f\u00fcr das Globulin an 0,2122g Substanz). Einer n\u00e4heren Untersuchung wurde dagegen das Mucin unterworfen.\nDer Tumor wurde mehrere Male mit .destilliertem Wasser ausgezogen, jeweilen ausgepre\u00dft und die Extrakte filtriert. Die klaren Filtrate gaben auf Zusatz \u2018\u2019verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure einen \u00fcppigen, sich zu F\u00e4den zusammenziehenden, wei\u00dfen Niederschlag. Nachdem er auf dem Boden des Gef\u00e4\u00dfes absitzen gelassen wurde, wurde er in stark verd\u00fcnnter Natronlauge aufgel\u00f6st und abermals mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt, wobei er in gleicher Form ausfiel. Das gereinigte Produkt wurde getrocknet und pulverisiert. Die Menge betrug 19,2 g. Der K\u00f6rper gab die \u00fcblichen Eiwei\u00dfreaktionen: Biuret, Millon, Xanthoprotein, ebenso starke Molisch-Udranszkysche Ke-aktion. Durch Metallsalze wurde er aus seiner L\u00f6sung gef\u00e4llt, desgleichen durch Gerbs\u00e4ure, Alkohol usw. Durch verd\u00fcnnte S\u00e4uren (Salzs\u00e4ure, Essigs\u00e4ure) wurde er gef\u00e4llt und die F\u00e4llung war im \u00dcberschu\u00df der S\u00e4ure nicht l\u00f6slich. In Alkalien war er leicht l\u00f6slich (zu einer klaren, fadenziehenden Fl\u00fcssigkeit). Er gab Ehrlichs Dimethylamino-p-benzaldehydreaktion.\nEine Elementaranalyse ergab folgeilde Werte.\n0.2124 g Substanz: 0,3930g CO, u. 0,1282 g H20 = 50,46% C u. 7.22 II.\n0,1735 * 0.1547 \u00bb 0,2729 \u00bb 0,3018 \u00bb 0,2768 \u00bb\n0,02113 g N 12,16% N.\n0.0188\t>\tN = 12,15 V N.\n0.0231\t>\t\u00dfaS04\t=\tlt16%\tS.\n0,0017\t>\tMg,P,0-\t=\t0,25%\tP.\n0,0020\t*\tAsche\t=\t0,72 %\tAsche.\nBerechnet auf aschefreie Substanz\nC\t50,82 \u00ab/n\t\\\nH 7,27 \u00ab7 \u00ab\nN\t12,24\u00b0/o\nS\tl,19\u00b0/o\nP 0,25 \u00b0/o 0\t(28,23\t\u00b0/ft).\nIch stelle die Analysenwerte der anderen bisher untersuchten Mucine gegen\u00fcber.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"Adolf Oswald.\nHO\nSub- maxillaris- mucin ^lam- inarsten)\t\t:\t\u2022\ti Sehnen- Sputum- Corneamurin\tmucin i mucin (L\u00f6bisch) fFr. M\u00fcller) (M\u00f6rner)\t\t\tMucin der Weinbergschnecke ((laminarsten)\tEih\u00fclle des Frosches Giacosa)\tMurin des Ovidukts (Giacosai\nC .\t48,8\t43,3\t48,2\t50.2\t50,3\t52,7\t50.98\n11 .\t6,8\t6,4\t6.9\t6.9\t6,8\t7,1\t7.24\nN .\t12,3\t11.7\t10.7\t12.8\t13,3\t9,33\t6.68\nS .\t0,84\t0.81\t1.41\t2,07\t1,7\t1.32\t0\nP .\t0\t0\t0\t0\to\t0\to\n\tOvo- mucoid (M\u00f6rner)\tOvario- mucoid (Ham- marsten)\tPhosphomucoid aus der Eiwei\u00dfdr\u00fcse der Schnecke (Hammarsten)\tMucoid aus der Eiwei\u00dfdr\u00fcse des Frosches (Schulz u. Ditthorn)\nc .\t49,0\t49.6\t47,4\t51,0\nH .\t6,45\t7,4\t6.8\t7.2\nN .\t12.7\t10,2\t6,1\t6,7\nS .\t2,38\t1,25\t0,62\t\u2014\nl> 1\to\t0\t0,47\t\u2014\n\u00bb\nDanach k\u00e4me das Myxommucin dem der Cornea am \u00e4hnlichsten. Es zeichnet sich vor ihm wie vor den meisten anderen durch seinen Phosphorgehalt aus.1) Diesen hat es dagegen gemein mit dem Mucoid der Eiwei\u00dfdr\u00fcse der Schnecke und des Frosches. Von diesen beiden unterscheidet es sich aber, wie wir gleich sehen werden, durch die Natur seiner Kohlenhydratgruppe. Jene enthalten nach den bisherigen Untersuchungen Galaktosamin.\n*) Es k\u00f6nnte der Verdacht bestehen, da\u00df der Phosphorgehalt auf einer Beimengung von Nucleoproteiden beruhe. Das ist jedoch kaum anzunehmen, da Nucleoproteide, zum Teil wenigstens, sich in einem \u00dcberschu\u00df von S\u00e4ure (Salzs\u00e4ure) l\u00f6sen, w\u00e4hrend der Phosphorgehalt des Pr\u00e4parates sich auch nach wiederholtem Aufl\u00f6sen in verd\u00fcnnter Natronlauge und Ausf\u00e4llen mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure (oder Salzs\u00e4ure) der gleiche blich. Au\u00dferdam fiel das Mucin jedesmal in einem Maschwerk von F\u00e4den aus. w\u00e4hrend die L\u00f6sung dazwischen vollkommen klar blieb. Auch ist zu betonen, da\u00df die beiden anderen, aus dem Myxom dargestellten Eiwei\u00dfk\u00f6rper phosphorfrei waren.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"147\n\u00dcber Myxommucrri;\nBei der Hydrolyse mit 3\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure spaltete sich eine Kupferoxyd reduzierende Substanz ab und zwar betrug deren Menge im Maximum (nach All ihn bestimmt) 12\u00b0/\u00ab, auf Traub\u00e9nzucker berechnet, des verwendeten Mucins.\n\u2022 j\n2st\u00e4ndiges Erw\u00e4rmen von 0.397\u00ab g Substanz in3\u00b0,oiger Salzs\u00e4ure ergal) 0,07327 g (!u == 12\u00b0;o Traubenzucker.\nDa jedoch das Allihnsche Verfahren in Eiwjei\u00dfspaltungs-gemischen stets niedrigere Werte gibt (vielleicht wegen der Gegenwart von Ammoniak, das sich :ber der Spaltung, des Eiwei\u00dfes bildet) als die Bestimmung nach Fehling, so ist jedenfalls der Gehalt an Zucker gr\u00f6\u00dfer.\nZur n\u00e4heren\u2019 Charakterisierung der abgespaltenen Kohlenhydratgruppe wurde das Pr\u00e4parat (mehrere Male in Portionen von je 2\u20143 g) mit 3\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure 1V2\u20142 Stunden unter R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchlung im Sieden gehalten. Das- Hydrolysat wurde nach dem fr\u00fcher f\u00fcr das Ovomucoid *) angegebenen Verfahren gegen destilliertes Wasser dialysiert, der Proze\u00df mehrere Male wiederholt und die vereinigten Dialysate auf dem Wasserbad und schlie\u00dflich im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure eingeengt. Aus dem Sirup, der wegen der Gegenwart von Albumosen und Peptonen keine deutliche Troir\u00e7mersche Reaktion zeigte, schieden sich keine Krystalle aus. Nach vergeblichen anderen Versuchen gelang dies jedoch, allerdings mit nur sehr sp\u00e4rlicher Ausbeute, auf folgende .Weise. Die eingeengten Dialysate wurden mit Bleicarbonat behandelt, solange Kohlens\u00e4ureentwicklung statt hatte. In L\u00f6sung gegangenes Blei wurde aus dem Filtrat der Bleif\u00e4llung mit Schwefelwasserstoff entfernt und das Filtrat eingeengt. Aus dem hellgelben, mit wenig verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure versetzten Sirup schieden sich dann im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure einige sch\u00f6n ausgebildete Krystalle von der Form des salzsauren Glukosamins aus. Sie wurden mit starkem Alkohol gewaschen und zeigten danach Reduktionsverm\u00f6gen gegen\u00fcber Kupferoxyd. Beim trocknen Erhitzen verbreiteten sie1 den Geruch\n*) Ad. Oswald, Eine einfache Methode zur Darstellung von salzsaurem Glukosamin aus Ovomucoid, zugleich /ein Beitrag zur Kenntnis des Ovomucoids, diese Zeitschrift. Bd. \u00abK, S. 173 (1910;.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nAdolf Oswald, \u00dcber Myxommucin.\nnach Karamel und auf dem Platinblech verbrannten sie unter Aufbl\u00e4hung. Zu einer Analyse reichte das Produkt nicht aus. Doch d\u00fcrfte die Art der Ausscheidung, Krystallform (Hexagondodekaeder) und das Reduktionsverm\u00f6gen f\u00fcr salzsaures Glukosamin gen\u00fcgend charakteristisch sein. Die Ausbeute war allerdings im Vergleich zu der auf Grund des gefundenen Reduktionsverm\u00f6gens berechneten Menge sehr gering. In einer zweiten Darstellung, die mit dem Rest der zur Verf\u00fcgung stehenden Substanz vorgenommen wurde, erhielt ich das gleiche Resultat. F\u00fcr eine quantitative Ghlorbestimmung war die Krystallmenge zu gering. Qualitativ wurde Chlor darin nachgewiesen.\nDer Albumosen enthaltende Dialysierschlauchinhalt wurde mit konzentrierter Salzs\u00e4ure 5 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Aus dem Gemenge konnte Tyrosin und Leucin gewonnen werden, beide charakterisiert durch die Krystallform, ersteres auch durch die Millonsche Reaktion. Auf andere Aminos\u00e4uren wurde der Sp\u00e4rlichkeit des vorhandenen Materials wegen nicht untersucht.","page":148}],"identifier":"lit37602","issued":"1914","language":"de","pages":"144-148","startpages":"144","title":"\u00dcber Myxommucin","type":"Journal Article","volume":"92"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:01:50.845485+00:00"}