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{"created":"2022-01-31T15:25:58.417727+00:00","id":"lit37610","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sieburg, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 92: 331-339","fulltext":[{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten von Phenylhydroxylamin und dessen Nitrosoderivat im Organismus.\nVon\nE. Siebnrg.\nAu- .l.-in Institut f\u00fcr Pharmakologie und phy\u00bbif>l<igigi-h'> Chemie .1er Universit\u00e4t\nzu Rostock. i\n(Der Redaktion zuge^angen am t.\\. Juli um*.)\nDas Ammoniumsalz des Nitrosophenylhydroxvlamins ist von seinem Darsteller 0. Baudisch1) als \u00abCupferron.\u00bb bezeichnet worden. Diese Verbindung hat deswegen ein etwas erh\u00f6htes Interesse gefunden,2) weil sie in der analytisch-chemischen Praxis Verwendung findet als Trennungsmittel des Kupfers und Kisens von den meisten \u00fcbrigen Schwermetallen. Cupferron bildet n\u00e4mlich mit den genannten Elementen innere komplexe Salze im Sinne der Wern ersehen Anschauung, die eine bequeme Trennung und quantitative Bestimmung namentlich auch des Eisens in der physiologischen Chemie erm\u00f6glichen.\nDas Nitrosophenvlhydroxylamin ist nun zwar auch wie seine Muttersubstanzen ein Protoplasmagift, aber ist sehr viel weniger giftig wie das Phenylhydroxylamin und das Hydroxylamin selbst. Es ist als Meth\u00e4moglobin bildender- K\u00f6rper ein Blutgift. Die Leistungsf\u00e4higkeit des Herzens setzt es herab, erweitert die peripheren Gef\u00e4\u00dfe und erniedrigt den Blutdruck. Zudem sch\u00e4digt es die Niere. Direkte Wirkungen auf das Nervensystem hat es nicht.\nKaninchen vertragen subcutan, wohl wegen des h\u00f6heren Alkaligehaltes des Blutes, der das gebildete Meth\u00e4moglobin wieder f\u00fcr die Atmung disponibel macht, mindestens die zehnfache Menge Cupferron wie Katzen, die bei ca. 50 mg zugrunde\n*) 0. Baudisch, Chem. Ztg., 1909, Nr. 49, S. 129s.\n*1 Ausf\u00fchrliche Literatur siehe hei N. Spindler, \u00dcber das biologische Verhalten des Cupferrons. Med. Inaug.-Diss.. Rostock 1914.\n2H*","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"K. Sie bur\".\n332\ngehn. Verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig: gro\u00dfe Mengen lassen sich Hunden per os heibringen, ohne die Tiere allzusehr zu sch\u00e4digen.\nBei einem Hunde, der innerhalb drei Tagen 2,5 g Cup-ferron erhalten hatte, fanden sich am Ende dieser Periode Zeichen einer leichten Nephritis: Spuren von Eiwei\u00df im Harn und im Sediment rote Blutk\u00f6rperchen und einige hyaline Zylinder. Der Harn an und f\u00fcr sich reduzierte nicht, wohl aber, nachdem er 30 Minuten mit Salzs\u00e4ure erw\u00e4rmt war. Der die Reduktion bedingende, durch Hydrolyse entstandene K\u00f6rper gab, wenn auch in dieser Form im Harn unsch\u00f6n, die Reaktionen der Glukurons\u00e4ure. Somit war der Gedanke an einen \u00dcbergang des Cupferrons in den Harn in Form einer gepaarten Glukurons\u00e4ure gegeben und es wurde nun versucht, gr\u00f6\u00dfere Mengen dieser Substanz in reinem Zustande zu isolieren.\nEs wurde mehreren Hunden gleichzeitig drei bis f\u00fcnf Tage hindurch je 1 g Cupferron verf\u00fcttert. Vorher wurden die Tiere einige Tage unter normalen Bedingungen im Versuchs-k\u00e4lig gehalten, im Harn aber niemals nachweisbare Mengen von Glukurons\u00e4ure frei oder in Paarung gefunden. Die Harne wurden vereinigt und, um sie von dem eventuell vorhandenen Eiwei\u00df zu befreien, zum Sieden erhitzt und filtriert. Der nun zun\u00e4chst durch Bleiacetat hervorgerufene Niederschlag zeigte sich bei der Verarbeitung frei von den gesuchten Stoffen. Nunmehr wurde mit Bleiessig gef\u00e4llt. Wie durch Reduktionsproben festgestellt werden konnte, ging die gepaarte Glukurons\u00e4ure auch nicht v\u00f6llig in diesen durch basisches Blei gebildeten Niederschlag. Erst durch Bleiessig -j- Ammoniak wurde eine v\u00f6llige Ausf\u00e4llung der Substanz erzielt.\nBei der Verarbeitung dieses Bleiniederschlags erwies sich Schwefels\u00e4ure, Natriumsulfat oder Natriumcarbonat nicht als zweckm\u00e4\u00dfig. Denn selbst der vorsichtige Zusatz von Schwefels\u00e4ure schien Zersetzung der Glukurons\u00e4ure herbeizuf\u00fchren und bei Anwendung von Sulfat oder Natriumcarbonat lie\u00dfen die Ausbeuten zu w\u00fcnschen \u00fcbrig.\nSo wurde denn der Bleiniederschlag in Wasser suspendiert und durch Einleiten von Schwefelwasserstoff zerlegt. Das Bleisulfid wurde noch einige Male mit etwas warmem Alkohol","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"Phenylhydroxylamin und dessen Nitrosoderivat tm Organismus. 333\nausgelaugt. Das fast wasserhelle Filtrat wurde zwecks Neutralisierung mit einem \u00dcberschu\u00df von Baryumcarboat versetzt und die ganze Masse auf dem \\\\ asserbad zur Trockene verdampft. Dieser Troc kenr\u00fcckstand wurde mit einem Gemisch von Alkohol und \u00c4ther ausgezogen und der Auszug eingedunstet. Kr hinterblieb als wei\u00dfe mit einzelnen Krvstallnadeln durchsetzte Masse. Sie l\u00f6ste sich spielend in \u00c4ther, gut in Alkohol, schlecht in kaltem, besser in warmem Wasser. Zwecks Reinigung wurde mit Wasser aufgenommen und im Scheidetrichter mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Der mittels gegl\u00fchten Natriumsulfats getrocknete \u00c4therauszug wurde etwas eingeengt mit Alkohol und wenig \\\\ asser versetzt und der Krystallisation \u00fcberlassen. Es krvstalli-sierten prachtvolle bis 1,5 cm lange farblose zu B\u00fcscheln angeordnete Nadeln.\nKs gelangte so der Harn von Hunden zur Verarbeitung, die zusammen im ganzen 14 g Cupferron verabfolgt bekommen hatten. Trotzdem durch Vorproben nat\u00fcrlich Verluste entstanden waren, konnten so ca. 2,3 g der reinen Substanz isoliert werden.\nDer K\u00f6rper war aschefrei und l\u00f6ste sich mit neutraler Reaktion sehr leicht in \u00c4ther, leicht in Alkohol, schwer in kaltem, besser in warmem Wasser. Alkalizusatz beg\u00fcnstigte momentan die L\u00f6slichkeit in Wasser nicht. Die Substanz war stickstoffhaltig, krystallwasserfrei und schmolz zwischen 179\" und 180\u00b0 unter Zersetzung. 0,2074 g in 26,28 g absolutem Alkohol gel\u00f6st gaben im 200 mm-Rohr aff = \u2014 1,56\".\n0.1864 g Substanz gaben 0,3621 g CO* und 0,0848 g H*0 = 53,49% C und 5.09> H.\n0.2331 g Substanz gaben 0,4585 g CO* und 0,1064 g H*0 = 53,64 \u00b0/o C und 5,03% H.\n0,4102 g Substanz verbrauchten nach Kjeldahl 15,2 ccm n/io-H*S04 = 0,02128 g N = 5,llo/o N.\nEin K\u00f6rper von der empirischen Formel CuH13N06 verlangt theoretisch: C = 53,93 \u00b0/o, H = 4,87 \u00b0/o, N = 5,24 \u00b0/o.\nObgleich die gefundene Substanz gar keine sauren Eigenschaften hatte, gab sie doch nach dem Zerkochen mit Salzs\u00e4ure die typischen Reaktionen einer gepaarten, bzw. der nunmehr abgespaltenen freien Glukurons\u00e4ure. Fehlingsehe L\u00f6sung wurde sofort reduziert. Mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure f\u00e4rbte","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nE. Sieburg,\nsich die L\u00f6sung kirschrot, welche Farbe sich mit Amylenhydrat aussch\u00fctteln lie\u00df , und hier ein Absorptionsband in Gelb und Gelbgr\u00fcn zeigte. Mit Orcin und Salzs\u00e4ure gekocht entstand zun\u00e4chst eine violette Verf\u00e4rbung, die schlie\u00dflich mit smaragdgr\u00fcner Farbe in Amylenhydrat \u00fcberging und das Spektrum in Orange und Gelb verdunkelte. Die Tollenssche Xaphtoresorcin-probe lieferte den prachtvoll violettblauen \u00e4therl\u00f6slichen Farbstoff mit dem Absorptionsband in Gelb.\nWas den an die Glukurons\u00e4ure gebundenen Paarling angeht, so fiel auf, da\u00df beim Neutralisieren des Hydrolysates mit Natriumcarbonat eine schwache Violettf\u00e4rbung auftrat und da\u00df Kisenchlorid in ganz schwach salzsaurer L\u00f6sung kurz vor dem Neutralisationspunkt ebenfalls intensiv violett verf\u00e4rbte. Es wurde nun eine etwas gr\u00f6\u00dfere Menge der Substanz mit 10'Voiger Salzs\u00e4ure 15 Minuten im Wasserbade erhitzt, nach dem Erkalten mit Natronlauge \u00fcbers\u00e4ttigt und mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Der \u00c4therr\u00fcckstand bestand aus winzigen, etwas schmutzig braun verf\u00e4rbten N\u00e4delchen, die folgende Reaktionen gaben :\n1.\tMil Ions Reagens f\u00e4rbte schon in der K\u00e4lte rosa, beim Erw\u00e4rmen tiefrot.\n2.\tMit Eisenchlorid entstand sofort eine intensiv violette Farbe.\n3.\tNatriumhypochlorit erzeugte einen gr\u00fcnen Farbenton, der bald zu Gelb verbla\u00dfte.\n4.\tDie Indophenolreaktion trat prompt ein; denn nach Erw\u00e4rmen mit Salzs\u00e4ure und etwas w\u00e4sseriger Phenoll\u00f6sung riefen einige Tropfen Natriumhypochlorit eine rotviolette F\u00e4rbung hervor, und nach \u00dcberschichten mit Ammoniak f\u00e4rbte sich die obere Schicht indigblau.\n5.\tNach nochmaligem Sublimieren zwischen Uhrgl\u00e4sern zeigten die Kryst\u00e4llchen bei schnellem Erhitzen den Schmelzpunkt 183\u00b0.\nHiermit ist bewiesen, da\u00df der Glukurons\u00e4urepaarling p-Aminophenol ist.\nDiese Verbindung zwischen p-Aminophenol und Glukurons\u00e4ure reduzierte, wie bereits erw\u00e4hnt, Fehlingsche L\u00f6sung nicht, sie gab auch mit Eisenchlorid keine Violettf\u00e4rbung und","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Phenylhydroxylatnin und dessen Nitrosoderivat im Organismus. \u00bb53.')\n\u2014 sie ver\u00e4nderte das Spektrum einer H\u00e4moglobinl\u00f6sung nicht. Zuf\u00e4llig blieb eine Suspension der Substanz in Wasser mit reichlich ungel\u00f6stem Bodensatz, die mit einigen Tropfen Natriumcarbonatl\u00f6sung versetzt war, einige Tage stehen. Die Substanz war v\u00f6llig in L\u00f6sung gegangen und hatte sich dabei dunkel gef\u00e4rbt. Auch jetzt wurde h ehlingsche L\u00f6sung nicht reduziert; die neutralisierte Fl\u00fcssigkeit erzeugte nun aber in einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung ein deutliches Meth\u00e4moglobin-Spektrum. Da Alkali in solchen Verd\u00fcnnungen auf gepaarte Glukurons\u00e4uren nicht spaltend einwirkt, mu\u00dfte irgend eine andere intramolekulare Umwandlung stattgefunden haben oder eine Bindung gel\u00f6st sein.\nDie Glukuronverbindung geh\u00f6rt ferner zum Typus der \u00df-Glukoside. Denn nach sehr kurzer Einwirkung von Emulsin lie\u00df sich in der neutralen Suspension durch Reduktion freie Glukurons\u00e4ure und durch Eisenchlorid p-Aminophenol nach-\nweisen.\nDiesen latsachen zufolge l\u00e4\u00dft sich der K\u00f6rper von der Formel C12H13N06 auffassen als das Lactam der p-Amino-phenolglukurons\u00e4ure:\nEine mit p-Aminophenol gepaarte Glukurons\u00e4ure ist \u00fcbrigens in der Literatur schon erw\u00e4hnt, n\u00e4mlich von Jaffe und Hilbert1) als Ausscheidungsprodukt des Acetanilids und von M\u00f6rner2) als Stoffwechselprodukt desselben K\u00f6rpers. Rein\n\u2018) M. Jaffe und P. Hilbert, Diese Ztschr., Bd. 12. 1888. S. 205.\n\") K. A. H. M\u00f6rner, Ebenda, Bd. 13, 1880, S. 12.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":">36\nE. Sieburg,\nisoliert aus dem Harn wurde die Substanz noch nicht. M\u00f6rner erhielt neben einer gepaarten \u00c4therschwefels\u00e4ure das stark linksdrehende unreine Zinksalz einer Substanz, die nach dem Zerkochen mit Salzs\u00e4ure reduzierte und eine sehr sch\u00f6ne Indophenolreaktion gab.\nDie Ausscheidung des Cupferrons im Harn in Form des Lactams der p-Aminophenolglukurons\u00e4ure stellt sich dar als ein klassischer chemischer Entgiftungsvorgang des Organismus. Die Nitrosogruppe des Nitrosophenylhydroxylamins ward abgekuppelt und verbrannt. Das Phenylhydroxylamin, ein schweres (iift, lagert sich, wie im Reagenzglas bei Gegenwart von verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren, um in p-Aminophenol. Diese Substanz, f\u00fcr den K\u00f6rper gleichfalls noch giftig, paart sich mit einem Produkt des Kohlenhydratstoffwechsels zur p-Aminophenolglukurons\u00e4ure. Die freie Amidogruppe dieser Substanz ist aber ebenfalls f\u00fcr den Organismus noch nicht gleichg\u00fcltig, denn sie wirkt Met-h\u00e4moglobin bildend, und erst ihre Eliminierung in Form einer Lactambindung liefert einen dem Organismus nicht mehr gef\u00e4hrlichen Stoff :\nC,;HS\u2014N=(NO)OH *\u2014> C\u201eHS\u2014NH\u2014OH\t> HO-C(.H5-NH8\nI\n*\nPaarung !\n%\n$\nEs soll \u00fcbrigens nicht behauptet werden, da\u00df das Lactam der p- Aminophenolglukurons\u00e4ure die einzige Form ist, in der das Cupferron aus dem K\u00f6rper ausgeschieden wird. Ein kleiner","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Phenylhydroxylamin und dessen Xitrosoderivat im Organismus. 337\nTeil wird vielleicht verbrannt, und nicht unwahrscheinlich ist, da\u00df ein anderer Teil in anders entgifteter Form, z. B. als \u00c4therschwefels\u00e4ure im Harn erscheint, wenn diese auch nicht nachgewiesen, bezw. wenn auch nicht daraufhin untersucht wurde.\nFs lag nun nahe, die direkte Muttersubstanz des Cupfer-rons, n\u00e4mlich das Phenylhvdroxylamin, bez\u00fcglich seines Verhaltens im Tierk\u00f6rper zu studieren. Allzu reichlich sind die Mitteilungen \u00fcber die biologischen Eigenschaften dieses K\u00f6rpers nicht.1) Es scheint ein starkes und rasch wirkendes Gift zu sein, denn es t\u00f6tet per os eingef\u00fchrt Kaninchen innerhalb zwei bis drei Tagen schon in Gaben von 0,01\u20140,02 g. W\u00e4hrend Lewin die durch das Gift gesetzte Bluiver\u00e4nderung \u2014 Meth\u00e4moglobinbildung \u2014 als die wesentliche Ursache des Krankwerdens und des Todes der Versuchstiere hinstellt, m\u00f6chte Binz dies mehr durch L\u00e4hmung der Nervenzentren erkl\u00e4ren.\nNach Verf\u00fctterung von Phenylhydroxylamin beim Kaninchen erhielt Lewin im Petrol\u00e4therextrakt des Harns einen Stol\u00ee, der nach Reduktion mit Zinn und Salzs\u00e4ure durch Chlorkalk in w\u00e4sseriger L\u00f6sung \u00abzuerst einen orangefarbenen, bei Mehrzusatz des Reagens rot werdenden, nach Zusatz eines \u00dcberschusses sich aulhellenden, resp. teilweise verschwindenden Niederschlag* bildete. Da Lewin mit reinem Azoxybenzol dieselbe Reaktion erhielt, so nimmt er an, da\u00df das Phenylhydroxvl-amin in Form von Azoxybenzol in den Harn \u00fcbergeht. Gewi\u00df, beim Liegen an der Luft lagert sich Phenylhydrcxylamin unschwer in Azoxybenzol um ; aber um dies auf den Tierk\u00f6rper zu \u00fcbertragen, so ist doch zu bedenken, da\u00df Azoxybenzol einmal noch recht giftig und dann auch g\u00e4nzlich unl\u00f6slich in Wasser ist.\t;\nE. Meyer spaltete den Harn seiner mit Phenylhydroxylamin vergifteten Versuchstiere zuerst durch Kochen mit S\u00e4ure\nb L. Lewin, Arch, f\u00fcr exper. Path., K<1. 35, 1895, ft. 401. \u2014 Derselbe. Dt sch. med. Wchschr., Bd. 32, 1906, S. 710. \u2014 C. Binz, Arch, f\u00fcr exper. Path.. Bd. 36, 1895. S. 403. \u2014 E. Meyer. Diese Zeitschrift, Bd 46. 1905, S. 503.","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"m\nE. Sie burg,\nund erhielt durch \u00c4therextraktion des wieder alkalisch gemachten Harns einen K\u00f6rper, der eine sehr intensive Indophenolreaktion gab und der deshalb als p-Aminophenol angesprochen wurde.\nZu eigenen Versuchen wurden wieder kr\u00e4ftige Hunde von ca. 10 kg und mehr gew\u00e4hlt. Das verwendete Phenylhydroxylamin war frisch hergestellt und wurde vor jeder Darreichung, wenn es sich verf\u00e4rbt hatte, von neuem umkrystal-lisiert. Der erste Hund ging nach Verabfolgung von 0,8 g per os innerhalb drei Tagen zugrunde. Unter Zunutzemachen der latsache, da\u00df die auf Meth\u00e4moglobinbildung beruhende Giftigkeit eines Stoffes durch gleichzeitige Alkalidarreichung abgeschw\u00e4cht wird, da Alkali das Meth\u00e4moglobin im Blute in alkalisches Meth\u00e4moglobin umwandelt, dies beim Durchgang durch die Leber zu H\u00e4moglobin reduziert und dann in der Lunge wieder zu Oxyh\u00e4moglobin oxydiert werden kann, wurden mit 0,3 g Substanz gleichzeitig mehrere Gramm Natriumcarbonat an zwei Tiere verf\u00fcttert. Dies erwies sich aber als ein schwerer Fehler. Denn die Tiere bekamen heftigstes Erbrechen und starben innerhalb 20 Minuten unter Kr\u00e4mpfen. Das Blut war enorm meth\u00e4moglobinhaltig. Das Phenylhydroxylamin geh\u00f6rt eben zu der Klasse von Giften, die auf reduktivem Wege Meth\u00e4moglobin bilden und deren reduzierende Kraft durch Alkali noch gesteigert wird.\nEs gelang jedoch, den Hunden einige Tage hintereinander 0,2 g Phenylhydroxylamin beizubringen, das mit einigen Tropfen Salzs\u00e4ure in Pillenform verarbeitet war. Die Untersuchung des Harns geschah in derselben Weise wie beim Nitrosophenyl-hydroxylamin. Auch hier gelang es, aus dem durch basisches Blei -f- Ammoniak hervorgerufenen Niederschlag das Lactam der p-Aminophenolglukurons\u00e4ure zu isolieren, das durch Schmelzpunkt und Charakterisierung der Spaltungsprodukte identifiziert wurde.\nWas nun das Verh\u00e4ltnis der Giftigkeit des Nitrosophenvl-hydroxylamins zu der des Phenylhydroxylamins angeht, so scheint es a priori bei theoretischer Betrachtung nicht unwahrscheinlich, da\u00df der Eintritt der an sich stark wirkenden Nitroso-","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Phenylhydroxylamin unci dessen Nilrosoderivat im Organismus. 339\ngruppe in das Molek\u00fcl des Phenylhydroxylamins dessen Giftigkeit erh\u00f6hen w\u00fcrde. Gerade aber das Umgekehrte is.t der Fall. Line nicht veresterte oder sonstwie substituierte endst\u00e4ndige Aminogruppe bedingt eine hohe Giftigkeit. Verschlu\u00df des Amino- oder Iminowasserstoffs selbst durch Nitrosogruppen schw\u00e4cht die Giftwirkung ab; ein kleiner Beitrag zu dem viel diskutierten Thema: chemische Konstitution und physiologische Wirkung.","page":339}],"identifier":"lit37610","issued":"1914","language":"de","pages":"331-339","startpages":"331","title":"\u00dcber das Verhalten von Phenylhydroxylamin und dessen Nitrosoderivat im Organismus","type":"Journal Article","volume":"92"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:25:58.417732+00:00"}