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{"created":"2022-01-31T16:19:32.626780+00:00","id":"lit37613","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lifsch\u00fctz, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 92: 383-401","fulltext":[{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Oie Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen\n(Gallens\u00e4uren).\nVII. Mitteilung.1)\nVon\nJ. Lifsch\u00fctz, in Hamburg.\n(Der Redaktion zugegangen am 29. August I9U.)\nDie Ermittelung des genetischen Zusammenhanges zwischen dem Cholesterin und den Gallens\u00e4uren durch die charakteristische F\u00e4rb- und Spektralreaktion, welche die beiden Stoffe in Eisessigl\u00f6sungen (nach der Behandlung dieser L\u00f6sungen mit Peroxyden) auf Zusatz von etwas Schwefels\u00e4ure geben, geschah bis jetzt, wie ersichtlich, auf qualitativem Wege.2) Es ist jedoch f\u00fcr die Kenntnis der \u00d6konomie des Cholesterins in den tierischen Organen und nicht minder f\u00fcr die Erkenntnis des Wesens und des molekularen Baues der Gallens\u00e4uren von erheblicher Bedeutung auch quantitativ zu erfahren: ob die N-freien Komponenten der Gallens\u00e4uren ihr Entstehen ausschlie\u00dflich dem Cholesterin (oder dem gleichen Ursprung mit dem letzteren) zu verdanken haben, resp. ob hier auch eine andere Quelle mit im Spiele ist, der manche dieser S\u00e4uren entstammen k\u00f6nnte. Da mir bis jetzt \u2014 au\u00dfer dem Oxy-cholesterin und seinen Derivaten \u2014 kein tierischer Stoff, der hier in Betracht kommen k\u00f6nnte, bekannt geworden ist, welcher die Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion mit ihren bekannten Farben und Spektren gibt, so m\u00fc\u00dfte derjenige Teil der Gallens\u00e4uren, der mit dem Cholesterin nichts gemein hat, sich dieser Reaktion (auch nach dessen Oxydation) entziehen. Da\u00df diese Ermittelungen \u2014 bei der charakteristisch-pr\u00e4gnanten Sch\u00e4rfe des Spektrums dieser Farbreaktion \u2014 in entsprechender Weise sich bewerkstelligen lassen m\u00fc\u00dften, war erfahrungsgem\u00e4\u00df vorauszusehen.\n\u2018) Vorangehende Mitteilungen: Diese Zeitsehr. Bd. 50. S. 437; Bd.53. S. 140 (1907); Bd. 58, S. 175 (1908); Bd. \u00ab3, S. 223 <1909;; Bd.91, S. 309 (1914); Biochem. Zs. Bd. 52, S. 20\u00ab (1913).\n*) \u00abBerichte\u00bb, Bd. 47. S. 1459 (1914).","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nJ. Lifsch\u00fctz,\nSo kompliziert die Zusammensetzung der Galle auch ist, so sind doch, namentlich die Gallens\u00e4uren, die ja die Hauptbestandteile der Galle ausmachen, soweit studiert, da\u00df das bereits vorliegende Material ausreichen d\u00fcrfte, um die in Hede stehende Frage, wenigstens in ihren Hauptz\u00fcgen und dem Prinzip nach, befriedigend zu beantworten.\nMit der Feststellung der Tatsache, da\u00df die Farben- und Spektralerseheinungen der bei den Gallens\u00e4uren nach ihrer Oxydation in Fisessigl\u00f6sung mit H8S04 hervorgerufenen Farbreaktion identisch sind mit denen der in gleicher Weise beim Cholesterin herbeigef\u00fchrten Oxycholesterin-Reaktion, ist auch gleichzeitig die M\u00f6glichkeit geschaffen, auch die Gallens\u00e4uren (wie ihre mutma\u00dfliche Muttersubstanz, das Oxycho-lesterin),1) spektralanalytisch zu ermitteln. Die quantitative Bewertung dieser Ermittelungen der Gallens\u00e4uren als Cholesterinderivate m\u00fc\u00dfte sich dann aus vergleichenden Untersuchungen der auf diesem Wege erhaltenen Daten mit den bereits bekannten anderweitigen Ergebnissen der Gallenforschung ergeben.\nDie seil Jahren aus zahlreichen Untersuchungen der Cliolesterinstoffe, unter Verwertung ihrer Spektralreaktionen zu quantitativ analytischen Zwecken, gesammelten positiven Erfahrungen kamen tats\u00e4chlich auch hier gut zustatten. Es hat sich gezeigt, da\u00df die bei der reinen Chols\u00e4ure bezw. bei der rohen Galle hervorgerufenen Oxvcholesterin-Reaktionen nach den Intensit\u00e4ten ihrer Farben- und Spektralabsorptionen recht gut me\u00dfbar sind und auch \u2014 bei Vergleichung dieser Messungen der Chols\u00e4urespektren mit denen der Galle \u2014 recht brauchbare R\u00fcckschl\u00fcsse auf den Gallens\u00e4urengehalt der letzteren gew\u00e4hren.\nZu den nachstehenden diesbetreffenden Versuchen sind als Objekte einerseits die reine krystallisierte Chols\u00e4ure und anderseits die rohe eingedickte Ochsengalle2) verwendet worden.\nM Siche Dies: Biochem. Zeitsehr., Bd. 48. S. 881 u. 345; ferner Bd. 51, S. 230ff. (1913); und Bd. 62, S. 223ff. il914).\n*) Das sogenannte Fel tauri der Apotheken.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. VII. 385\nIm Nachfolgenden sollen zun\u00e4chst zwei Ermittelungsarten der Gallens\u00e4uren in der Rohgalle er\u00f6rtert werden:\n1.\tErmittelung des spektralen Reaktionsumfanges der Galle durch Messungen der minimalen Spektralabsorption ihrer durch Oxydation hervorgerufenen Oxycho-lesterin-Reaktion, unter Vergleichung der dabei ermittelten Werte mit den in gleicher Weise erhaltenen Daten der reinen Chols\u00e4ure; und\n2.\tgewichtsm\u00e4\u00dfige Ermittelung des Chols\u00e4uregehaltsder Galle unter Ausschaltung derjenigen Bestandteile der Rohgalle, die nicht zu den eigentlichen Gallens\u00e4uren geh\u00f6re;ii und die auf Essigschwefels\u00e4ure (auch nach ihrer Oxydation) nicht reagieren.\nI.\nA. Bestimmungen der minimalen Spcktralabsorptlo\u00bb\nder rohen Galle.\nAnalysenreihe 1.\t0,5 g der eingedickten Ochsengalle\nmit 07,0\u00b0/\u00bb Trockensubstanz wurden im ger\u00e4umigen Bechergl\u00e4schen in 10 ccm Eisessig kochend gel\u00f6st und in die gr\u00fcne hei\u00dfe, aber nicht kochende L\u00f6sung 0,5 g reinen Benzoylsuper-oxvds eingetragen. Nach vorsichtigem gelindem Erw\u00e4rmen trat Gasentwicklung ein. Die Flamme wurde weggezogen und die Reaktion sich selbst \u00fcberlassen. Nach kurzer Zeit war die Reaktion vor\u00fcber. Die L\u00f6sung wurde dann rasch bis zum Aufsch\u00e4umen aufgekocht und die Flamme hinweggezogen. Nachdem die hellgelb gewordene L\u00f6sung sich v\u00f6llig beruhigt hat, wurde sie schnell abgekiihlt, von den ungel\u00f6st gebliebenen Schleimstoffen durch ein kleines Filter filtriert und das Filter mit kleinen Mengen Eisessig ausgewaschen. Das klare Filtrat nebst Waschfl\u00fcssigkeit wurden in einem K\u00f6lbchen von 20 ccm Inhalt aufgefangen und bis zur Marke aufgef\u00fcllt, soda\u00df die L\u00f6sung nunmehr 2,5\u00b0/o der wasserhaltigen Ochsengalle enthielt.\n1 ccm dieser Eisessigl\u00f6sung wurde mit 5 ccm Chloroform verd\u00fcnnt1) und die nunmehr 0,4166 \u00b0/oige Gcillenl\u00f6sung f\u00fcr die Spektralanalyse verwendet.\nl) Die Verd\u00fcnnung mit Chloroform ist notwendig,' weil sonst die * Oxychulesterinreaktion viel tr\u00e4ger und unvollst\u00e4ndiger vor sich geht.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nJ. Lifsch\u00fctz,\n1 ccm davon wurde mit 2 ccm Essigschwefels\u00e4ure1) vermischt. Nach 7\u20148 Minuten wurde die L\u00f6sung blau bis blaugr\u00fcn. Sie zeigte dann im Spektrum \u2014 der charakteristischen Hauptsache nach \u2014 ein starkes Absorptionsband im Gelb und einen schwachen Streifen im Rot (zwischen C und d). Das Gemisch wurde dann mit 1 Tropfen 2,5\u00b0/oiger Eisenchlorid-Eisessigl\u00f6sung versetzt. Das Absorptionsband im Gelb des Spektrums verschwand und die volle Entwicklung des Streifens \u00abC\u2014d\u00bb trat momentan ein. Das 3 ccm betragende, echt gr\u00fcn gewordene Gemisch enthielt also nunmehr 0,1388\u00b0/o Gallensubstanz. 1 ccm dieses Gemisches wurde in ein Zylinderchen von 18 mm Durchmesser und ca. 10 ccm Inhalt gebracht und vor dem Spektroskop an einer Lichtquelle von ca. 100 HK nach und nach mit Eisessig so lange verd\u00fcnnt, bis der vorerw\u00e4hnte Absorptionsstreifen \u00abC\u2014d\u00bb im Rot bei engster Spalt\u00f6ffnung des Spektroskops zu einem eben noch sichtbaren W\u00f6lkchen zusammenschrumpfte, das bei weiterer geringf\u00fcgiger Verd\u00fcnnung der L\u00f6sung aus dem roten Spektralfelde verschwand. Bei dieser minimalen Spektralabsorption betrug die immer noch schwach gr\u00fcne L\u00f6sung 4,0 ccm und hatte somit einen Gallensubstanzgehalt von 0,0347\u00b0/o. Mithin zeigte die oxydierte Gallenl\u00f6sung \u2014 nach dem Hervorrufen ihrer Oxycholesterin-Reaktion mit Essigschwefels\u00e4ure und Eisenchlorid \u2014 eine spektrale Grenzempfindlichkeit von\n1:2882.\nBezieht man diese Werte auf die Trockensubstanz der verwendeten Ochsengalle (67,0\u00b0/o), so liegt die \u00e4u\u00dferste Grenze der genannten Spektralreaktion der L\u00f6sung bei 0,0232 \u00b0/o Trockengalle. Ihre Spektralreaktion besitzt somit eine Grenz-empfindlichkeit von\n1:4310.\nDie Entscheidung der Frage: inwiefern der so erhaltene Wert als etwaige Konstante f\u00fcr den Gallens\u00e4urengehalt der Galle gelten darf, ist im Wesentlichen von der Frage abh\u00e4ngig: ob resp. in welchem Grade die Oxydation der Galle mit Benzoyl-\n*) 1\u00dc Vol. Eisessig und 1 Vul. 11,804-","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. VII. 387\nSuperoxyd von etwaigen Abweichungen in den Reaktionsbe-dingungen (wie Temperaturschwankungen, wechselnde Mengenverh\u00e4ltnisse usw.) hinsichtlich der Oxycholesterin-Reaktion des Oxydationsproduktes beeinflu\u00dft wird. Da die Galle Schwankungen in ihrem Gallens\u00e4urengehalt unterworfen ist, so war vor allem zu untersuchen: ob eine ein f\u00fcr allemal gegebene Menge des Oxydationsmittels in denjenigen F\u00e4llen, wo es einen erheblichen \u00dcberschu\u00df ausmacht, die genannte Reaktion nicht in ung\u00fcnstigem Sinne beeinflu\u00dft.\nIn der Tat zeigte jedoch eine nach dieser Richtung hin ausgef\u00fchrte Reihe von Versuchen, da\u00df innerhalb gewisser, leicht innezuhaltender Grenzen die Oxydation der Galle, hinsichtlich der Empfindlichkeitskapazit\u00e4t ihrer Oxycholesterin-Reaktion, weder von der Konzentration ihrer L\u00f6sungen in Eisessig noch von der Menge des Peroxydes wesentlich abh\u00e4ngig ist.\nDie Versuche, aus denen die nachstehenden Daten erhalten sind, sind unter Variierung der Mengenverh\u00e4ltnisse zwischen Galle und Peroxyd, sowie der Konzentration der Gallenl\u00f6sungen in Eisessig, sonst aber in der oben beschriebenen Weise ausgef\u00fchrt worden. Und zwar sind Galle und Benzoyl-superoxyd in den Verh\u00e4ltnissen von 1:1; 1:1,4; 1:1,6 und 1:2 zur Verwendung gelangt. Die Operationen waren mit Eisessigl\u00f6sungen von 2,5 und 5\u00b0/o Gallengehalt vorgenommen worden.\nDie in oben geschilderter Weise ermittelten minimalen Spektralabsorptionen ergaben folgende Werte:\nDei Op\u00e9r\u00e2t. 1 lag das spektrale Absorptionsminimum bei 0,0317\u00b0/\u00abl) Gallen-\ngehalt\n2 \u00bb\n3\t\u00bb\n4\t\u00bb\nalso im Mittel: 0,03432\u00b0/u Gallengehalt\nWie oben erw\u00e4hnt, enthielt die Galle 67,0\u00b0/o Trockensubstanz, Bezieht man den erhaltenen mittleren Grenzwert auf diese Trockensubstanz, so reduziert er sich auf 0,02299'Vo Trockengalle im farbigen Reaktionsgemisch. D. h.- die Trocken-\n') Vergl. die analogeZahlenreihe weiter unten. S. 389, Anmerkung 2.","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"jralle besitzt eine mittlere spektrale Greiizempfindlichkeit von\n1:4349.\nDa zu bef\u00fcrchten stand: der Wassergehalt der obigen Versuchsgalle k\u00f6nnte auf die Oxydation derselben von irgend welchem Einflu\u00df sein, so wurde ein Versuch mit der im Vakuum getrockneten Galle ausgef\u00fchrt. Und zwar wurde die Trockengalle in <>\u00b0/oiger Eisessigl\u00f6sung mit dem 1,33-fachen Gewicht an Peroxyd in der oben beschriebenen Weise oxydiert, filtriert und auf 3\u00b0/o Gallengehalt gebracht.\n1 ccm dieser L\u00f6sung wurde mit 5 ccm Chloroform verd\u00fcnnt und in 1 ccm dieser nunmehr 0,5'Voigen Gallenl\u00f6sun<* wie oben beschrieben, mit 2 ccm Essigschwefels\u00e4ure und 1 Tropfen Eisenchloridl\u00f6sung die gr\u00fcne Oxycholesterin-Reak-tion hervorgerufen und bis zur spektralen Minimalabsorption unter den angegebenen Bedingungen mit Eisessig verd\u00fcnnt. Die so ermittelte spektrale Absorptionsgrenze lag bei 0,0238\u00b0/o Gallengehalt des gr\u00fcnen Reaktionsgemisches. Ein Befund, der von dem obigen mittleren und auf die Trockengalle berechneten Grenzwert (0,02299) nicht wesentlich abweicht.\nDiese aus f\u00fcnf unter den verschiedensten Reaktionsbe-dingungen ausgef\u00fchrten Operationen erhaltenen, und dennoch untereinander gut stimmenden Daten d\u00fcrften dartun, da\u00df man an der Oxycholesterin-Reaktion der oxydierten Galle tats\u00e4chlich eine optische Erscheinung besitzt, die sehr wohl als Konstante zur Ermittelung derjenigen Bestandteile der Galle benutzt werden kann, welche mit dem Cholesterin in genetischem Zusammenhang stehen. Die quantitative Bewertung dieser Substanzen mu\u00df sich, wie oben bereits angedeutet, ergeben: aus dem Verh\u00e4ltnis der oben ermittelten Zahlenwerte der rohen Galle zu den in gleicher Weise zu ermittelnden Werten der reinen N-freien Komponenten der Gallens\u00e4urepaarlinge, die ja, wie nachgewiesen,1) gleichfalls die Oxycholesterin-Reaktion mit Essigschwefels\u00e4ure geben, wie die rohe Galle.1')\n') Diese Zeitschr. Bei. 91, S. 323 und 324 0914); \u00abBerichte\u00bb Bd. 47, S. 1459 (1914).\nv) Siehe weiter unten S. 389.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. VU\n11. Bestimmung der minimalen Spcktralabsorptlon der reinen Chol s\u00e4ure.\nAnalysenreihe 2.\t0,20 g der reinen krystallisierten\nChols\u00e4ure wurden in 10 ccm Eisessig gel\u00f6st und mit 0,20 g Benzoylsuperoxyd genau so behandelt, wie oben in der Analysenreihe 1 die rohe Ochsengalle. Das Keaktionsgemisch blieb nach wie vor der Operation v\u00f6llig klar und farblos.1) Die L\u00f6sung wurde in einem Ma\u00dfk\u00f6lbchen auf 20 ccm aufgelullt und entsprach dann 1,0 \u00b0/o Chols\u00e4uregehalt. 1 ccm davon wurde mit 5 ccm Chloroform verd\u00fcnnt und so die L\u00f6sung auf 0,1666 \"Zn Chols\u00e4uregehalt gebracht.\nIn 1 ccm dieser Eisessig-Chloroforml\u00f6sung wurde die gr\u00fcne Essigschwefels\u00e4ure-Eisenchlorid-Heaktion ebenso hervorgerufen, wie oben bei der gleichartigen Gallenl\u00f6sung. Das 8 ccm betragende gr\u00fcne Reaktionsgemisch hatte also 0,05505\u00b0/o Chols\u00e4ure. Wurde nun 1 ccm der gr\u00fcnen L\u00f6sung in der oben angegebenen Weise mit Eisessig bis zur minimalen Spektralabsorption verd\u00fcnnt, so betrug die verd\u00fcnnte L\u00f6sung 5,2 ccm mit 0.01068 \u00b0/o Chols\u00e4ure.\nWeitere drei Operationen mit 2,4\u00b0/oigen Cholk\u00e4urel\u00f6sungen in Eisessig unter Steigerung des Peroxydzusatzes bis zum 1,4-fachen der angewendeten Chols\u00e4ure ergaben \u00e4hnliche Werte. Die Ergebnisse dieser 4 Operationen seien hier, wie folgt, zusammengestellt :\nBei Operat.l lag das spektrale Absorplionsminimum bei 0,0HM>H\u00b0/.)Chols\u00fcure-\ngchalt\n>\t-\t2 \u00bb\t\u2022\t-\t\u00bb 0,011110.1\n-\t\u00bb\t3 '\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb ,0.01157\u00b0;.)\n*\t4\t>\t\u00bb\t0.010%\u00b0/,*)\t,\nalso im Mittel bei: 0.01108%Chols\u00e4ure*\ngohalt\n') Bei einer zu weitgehenden Reaktion f\u00e4rbt sich die L\u00f6sung gelb bis braungelb, was zu vermeiden ist.\n*) Von jeder Operation sind je zwei Chloroform-Mischungen und von diesen je. zwei bis drei farbige Reaktionsgemische hergestellt worden. Die obigen vier Werte sind somit Durchschnittszahlen von je zwei bis drei spektroskopischen Messungen. Dasselbe geschah auch hei den obigen Analysen der rohen Galle. (Siehe oben S. 387).","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nJ. Lifsch\u00fctz,\nDemnach besitzt die reine Chols\u00e4ure, C24H4\u00f605 -f H20, eine mittlere spektrale Grenzempfindlichkeit von\n1:9025.\nUnter der Voraussetzung, da\u00df unter den Bestandteilen der Galle \u2014 au\u00dfer den N-freien Gallens\u00e4urekomponenten \u2014 keine anderen Substanzen vorhanden sind, die nach ihrer Oxydation die Oxycholesterinreaktion mit Essigschwefels\u00e4ure geben, mu\u00df \u2014 aus dem Verh\u00e4ltnis des oben bei der Galle ermittelten spektralen Grenzempfindlichkeitswertes (1:4349) zu dem hier bei der reinen Chols\u00e4ure gefundenen gleichartigen Werte \u2014 sich der Gehalt der Galle an jenen Gallen-s\u00fcurekomponenten ergeben: Setzt man n\u00e4mlich den letzteren Zahlenbefund der reinen Chols\u00e4ure gleich hundert und bezeichnet den gesuchten prozentualen Chols\u00e4uregehalt der Galle mit x, so ergibt sich die Proportionalgleichung:\n9025 : 4349 = 100 : x,\nworaus sich f\u00fcr die wasserfreie Ochsengalle ein Chols\u00e4uregehalt von 48,2\u00b0/o berechnet.\nDa die obigen Spektralanalysen mit reiner krystallisierter Chols\u00e4ure, die 1 Molek\u00fcl H20 (= 4,2\u00b0/0) enth\u00e4lt, ausgef\u00fchrt, die Analysenwerte der Galle aber auf die Trockensubstanz bezogen wurden, so m\u00fcssen hier 2,0\u00b0/o abgezogen werden. Der gefundene Chols\u00e4uregehalt reduziert sich somit auf 46,20\u00b0/o wasserfreier Chols\u00e4ure der Trockengalle.\nWie weiter unten dargetan wird, enth\u00e4lt die Galle, au\u00dfer den Gallens\u00e4uren, tats\u00e4chlich keine andere Substanz, die nach ihrer Oxydation mit Benzoylsuperoxyd die in Rede stehende Oxycholesterin-Reaktion gibt.1) Es kann somit kaum einem Zweifel unterliegen, da\u00df die obige auf spektralanalytischem Wege ermittelte Zahl mit befriedigender Ann\u00e4herung den tats\u00e4chlichen Gehalt der Ochsengalle an N-freien Gallens\u00e4uren ausdr\u00fcckt.\n*) Bez\u00fcglich des Cholesterins, das im Fel tauri in nur geringen Mengen vorkommt, sei bemerkt, da\u00df es sich, wie weiter unten nachgewiesen wird, an der Oxycholesterin-Reaktion der Galle in nachweislichem Grade nicht beteiligt. Es liegt daher keine Berechtigung vor, das Cholesterin vom obigen Befund abzuziehen. (Vgl. auch: Diese Zeitschr. Bd. 91, S. 322 (1914) und weiter unten S. 398).","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprudukte tks Cholesterins in den tierischen Organen. VII. 391\nEine hinl\u00e4nglich best\u00e4tigende St\u00fctze erh\u00e4lt diese Anschauung in einer Arbeit von K. Langheld,1) der aus 522 g Festsubstanz der Rindergalle 299 g = 57,3\u00b0/o Rohs\u00e4uren erhalten hat. Eingangs seiner Arbeit2) schreibt dieser Autor: 'Hs (das neue Verfahren) gestattet bereits jetzt, mindestens 80\"/'u des Rohprodukts in chemisch definierte K\u00f6rper \u00fcberzuf\u00fchren. * Dali der Verfasser unter letzteren die Chols\u00e4ure und die Desoxychols\u00e4uren verstanden haben will, scheint aus seiner Zusammenstellung der Ausbeuten an den von ihm aus der Rohgalle gewonnenen K\u00f6rpern am Schl\u00fcsse seiner Arbeit hervorzugehen.3) In diesem Falle reduzieren sich jene 57,3\u00b0/o Rohs\u00e4uren auf 45,8\u00b0/o eigentlicher Reins\u00e4uren : eine Zahl, die mit der obigen Spektralanalyse \u00fcbereinstimmt. .\nAuch die nachstehende Gewichtsanalyse der Galle d\u00fcrfte diese Anschauung best\u00e4tigen.\nIL\nGewichtsm\u00e4\u00dfige Ermittelung; des Gallcnsiiuregehaltes\nder Galle.\nSpricht nun nach dem Obengesagten alle Wahrscheinlichkeit f\u00fcr die Annahme, da\u00df der oben auf optischem Wege ermittelte Wert dem wirklichen Gallens\u00e4urengehalt der Ochsengalle entsprechen d\u00fcrfte, so wurde doch der Versuch unternommen, diesen Wert auch gewichtsanalytisch zu kontrollieren. Hierf\u00fcr wurde das Verfahren von Hoppe-Se\u00ffler zur Bestimmung der gallens\u00e4uren Salze in der Galle \u2014 wenigstens seinem Prinzipe nach \u2014 zu Grunde gelegt. Bildet auch dieses Verfahren, das auf der Unl\u00f6slichkeit der genannten Salze in \u00c4ther beruht, einen recht beschwerlichen Umweg gegen\u00fcber den in neuerer Zeit vorgeschlagenen Methoden, die Chols\u00e4uren als solche zur W\u00e4gung zu bringen, so scheint doch das erstere Verfahren wesentlich geringere Fehlerquellen und Bedenklichkeiten in sich zu schlie\u00dfen, als die letzteren Methoden.\n\u2018j \u00ab\u00dcber die Bestandteile der Rindergalle I.\u00bb Ber. d, deutsch, ehern. Resell., Bd. 41, S. 378 (11)08).\n*) Daselbst, S. 379.\n*) Daselbst, S. 384.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nJ. Lifschiitz,\nZu diesem Ende wurde die eingedickte Oclisengalle mit Alkohol behandelt, um die Schleimstoffe und einen Teil der Farbstoffe zu beseitigen. Sie betrugen 8,2\u00b0/o der Trockengalle und reagierten weder auf Gallens\u00e4uren, noch nach ihrer Oxydation auf Oxycholesterin. Um die relativ kleinen Mengen von Fett, Cholesterin, dem \u00fcberwiegenden feil des Lecithins und \u00e4hnlichen Beimengungen zu entfernen, wurde die w\u00e4sserige L\u00f6sung der bereits durch die Alkoholreinigung gegangenen Galle mit alkoholhaltigem \u00c4ther und darauf mit alkoholhaltigem Benzin ausgesch\u00fcttelt.\nDie Alkalien (Kalium und Natrium) wurden zun\u00e4chst in bekannter W eise als Alkalisulfate und das Kalium f\u00fcr sich als Kalium-Platinchlorid bestimmt. Nach der entsprechenden Berechnung ergab die Differenz auch den Na tri um geh alt der trockenen Galle.\nDer Schwefelgelialt, als BaS04 bestimmt und 2,0\u00b0/o von der Trockengalle betragend, ergab den Gehalt der Galle an Taurochols\u00e4ure.\nNach Abzug des Alkalimetallgehaltes der isolierten Salze ergaben sich die freien S\u00e4urepaarlinge und nach Abzug des Schwefel- resp. des stickstoffhaltigen Bestes von den S\u00e4urepaarlingen wurde schlie\u00dflich der Gehalt der Galle an Chols\u00fcuren ermittelt.1)\nBehufs Ermittelung der Summe der gallensauren Salze wurde die, wie soeben angedeutet, vorgereinigte Galle in absolutem Alkohol gel\u00f6st, die klar nitrierte L\u00f6sung auf ein m\u00f6glichst geringes Volumen eingedampft und mit \u00fcbersch\u00fcssigem \u00c4ther gef\u00e4llt. Der gr\u00fcnliche Niederschlag wurde auf einem F ilter gesammelt. Da die Substanz auf dem Filter zusaminen-baekte und Bisse bildete, so da\u00df sie sich nicht gut auswaschen lie\u00df, so wurde sie mitsamt dem Filter zun\u00e4chst an der Luft und dann im Vakuum getrocknet. Sie sah noch gr\u00fcn aus und war noch sehr hygroskopisch. Das \u00e4therische Filtrat wurde eingedampft und der fettige, klebrige und hygroskopische B\u00fcck-stand qualitativ untersucht. Es enthielt kleine Mengen Seife.\n') Siehe weiter unten S. 394 u. Anmerk. 1, daselbst.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. VII. 303\nreagierte spurenweise auf Cholesterin; aber nicht auf Gallens\u00e4ure. Der Niederschlag nebst Filter wurden dann mit absolutem Alkohol ersch\u00f6pfend extrahiert, der Extrakt eingeengt, wiederum mit \u00c4ther gef\u00e4llt und nach 2 bis 3-st\u00fcndigem Stehen die nunmehr wesentlich hellere Substanz ab\u00fcltriert. In obiger Weise getrocknet, wurde sie \u2014 da sie noch etwas hygroskopisch war \u2014 wiederum wie vorher mit Alkohol und \u00c4ther behandelt. Diese Prozedur wurde viermal wiederholt. Nach der vierten F\u00e4llung wurden die wei\u00dfen sehr volumin\u00f6sen Flocken auf einem bei 110\u00b0 C. getrockneten und gewogenen Filter gesammelt, mit \u00c4ther gut ausgewaschen und auf dem Filter erst an der Luft und dann bei 105\u00b0 C. bis zur Gewichtskonstanz getrocknet.\n0,3066 g der wasserfreien Ochsengalle lieferten dabei 0,1890 g = 61,64\u00b0/o gallensaurer Salze.\nS\u00e4mtliche \u00e4therische Filtrate wurden, wie das erste, jedes f\u00fcr sich eingedampft, die (zuletzt sehr geringen) R\u00fcckst\u00e4nde auf Gallens\u00e4uren gepr\u00fcft und ergaben stets negative Resultate. Diese R\u00fcckst\u00e4nde w\u2019urden auch teilweise in Eisessigl\u00f6sung mit Benzoylsuperoxyd oxydiert; gaben aber auf Zusatz von Schwefels\u00e4ure keine Oxycholesterinreaktionen. Auf Zusatz von Eisenchlorid f\u00e4rbten sich diese Reaktionsgemische mitunter schwach braunr\u00f6tlich und zeigten im Spektrum Spuren der Lif-sch\u00fctzschen Oleinreaktion;1) namentlich in der unteren Schicht nach dem Durchsch\u00fctteln des Reaktionsgemisches mit Chloroform.\nBei allen diesen Manipulationen waren also nachweisbare Spuren von Gallens\u00e4uren nicht verloren gegangen; wohl aber d\u00fcrften die wiederholten Umf\u00e4llungen mit \u00fcbersch\u00fcssigem \u00c4ther aus den alkoholischen L\u00f6sungen : die in der vorgereinigten Galle noch verbliebenen Verunreinigungen \u2014 bis auf geringe Spuren \u2014 beseitigt haben.\nDie Zusammenfassung der oben angedeuteten gewichtsanalytischen Daten ergibt \u2014 hinsichtlich des Chols\u00e4uregehaltes der wasserfreien Ochsengalle \u2014- folgendes Resultat:\n\u2018) Vgl. Diese Zeitschr., Bd. 56, S. 446fT.(1908), sowieHammarstens Lehrb. d. physiol. Chem. 7. Aufl. (1910), S. 226.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCII.\n27","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"J. Lifsch\u00fctz,\n394\n100 Teile der Trockengalle gaben:\nGallensaure Salze...................................Gl,64 Teile.\nZieht man hiervon die ermittelten 1,26 Tie. K -f 4,96 Tie. Na = 6,22\t>\nab. so verbleiben f\u00fcr die freien S\u00e4urepaarlinge: . . . 55,42 Teile. Hiervon m\u00fcssen abgezogen werden:\nDifferenz zwischen Taurochols\u00e4ure \u2018)\nund Chols\u00e4ure mit: .... 6.71 Teilen;\nDifferenz zwischen Glykochols\u00e4ure\nund Chols\u00e4ure mit: . . . .__2,83_zusammen: 9.54 \u00bb\nEs bleiben dann f\u00fcr reine und wasserfreie Chols\u00e4ure : 45,SS Teile. Die auffallende \u00dcbereinstimmung dieser gewichtsm\u00e4\u00dfig gewonnenen Zahl mit der unter IA im proportionalen Verh\u00e4ltnis zu der unter I B spektralanalytisch vermittels der Oxycholesterin-Reaktion erhaltenen Zahl (46,20\u00b0/o) d\u00fcrfte wohl kaum einen Zweifel dar\u00fcber hinterlassen, da\u00df der gesamte N-frei Gallens\u00e4uregehalt der Galle tats\u00e4chlich in genetischem Zusammenhang mit dem Cholesterin stehen mu\u00df.\nEine weitere nicht minder interessante Folge dieser vergleichenden Untersuchung d\u00fcrfte auch sein, da\u00df sie einen bequemen Weg erschlie\u00dft:\nzur quantitativen Ermittelung des Chols\u00e4uregehaltes\nder Galle.\nAngesichts der Schwierigkeiten und der langwierigen und zeitraubenden Arbeit, welche die bisherigen Verfahren zur Bestimmung der Gallens\u00e4uren, \u2014 selbst bei gr\u00f6\u00dferer analytischer Geschicklichkeit, \u2014 beanspruchen, d\u00fcrfte es der M\u00fche \\\\ ert erscheinen, diesen Gedanken einer Verwertung der Oxycholesterinreaktion der Chols\u00e4ure f\u00fcr die quantitative Ermittelung der letzteren, auch in weiteren Fachkreisen zu pr\u00fcfen und weiter zu verfolgen. Hierzu kommt noch der beachtenswerte Umstand, da\u00df \u2014 f\u00fcr nicht ge\u00fcbte Spektroskopiker \u2014 hier nichts im Wege steht, die in Rede stehende, intensiv\n\u2018) Aus der oben erw\u00e4hnten Schwefelbestimmung berechnet sich der Taurochols\u00e4uregehalt zu 32,26 \u00b0/o. Dieser Betrag von den 55,42 \u00b0/o der Gesamts\u00e4uren abgezogen, ergibt f\u00fcr die Glykochols\u00e4ure: 23,16\u00b0 o. (Vgl. oben S. 392).","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauproduktc des Cholesterins in den tierischen Organen. VII. 39;)\nund echt gr\u00fcne Farbreaktion der Gallens\u00e4uren mit Essig-schwefels\u00fcure und Eisenchlorid mit gutem Erfolg auch kolori-metrisch zu messen, um den Chols\u00fcuregehalt in Gallenfl\u00fcssigkeiten zu ermitteln, etwa in der Art, wie jetzt vielfach die gleichfarbige Liebermannsche Cholastolreaktion benutzt wird, um Cholesterin quantitativ zu bestimmen. Es gibt n\u00e4mlich, wie gesagt, in der Galle keine anderen Substanzen, die, nach ihrer sie v\u00f6llig entf\u00e4rbenden Oxydation mit dehl Peroxyd, durch H2S04 und Fe2Cl6 das Reaktionsgemisch gr\u00fcn f\u00e4rben.\n\u00dcbrigens ist in diesem Falle selbst die spektroskopische Arbeit so gering, und die Beobachtungen und deren Ausf\u00fchrungen so einfach, da\u00df sie fast gar keinerlei \u00dcbung bed\u00fcrfen. Die Methodik wie die Technik bei der quantitativen Fixierung einer \u00abminimalen Spektralabsorption\u00bb, wie sie oben geschildert wurde, sind keine wesentlich anderen als diejenigen, welche z. B. bei der qualitativen spektroskopischen Pr\u00fcfung des Blutes zur Anwendung gelangen.\nAber gleichviel, ob man diese f\u00fcr Gallens\u00e4uren neue Farbreaktion f\u00fcr Gallenuntersuchungen spektroskopisch oder kolorimetrisch verwendet: in beiden F\u00e4llen beansprucht eine solche Gallenanalyse, wenn es sich z. B. um direkte Gallenuntersuchungen handelt, mit allen Vorarbeiten noch keine ganze Stunde, von der die Ausf\u00fchrung der eigentlichen Farbreaktion bei gew\u00f6hnlicher Zimmertemperatur und deren Messungen nur wenige Minuten einnehmen.\nIII.\nZur Kenntnis der Oxycholcsterinreaktion der Gallens\u00e4uren.\nUnterliegt auch die Identit\u00e4t der durch Oxydation bei den Gallens\u00e4uren hervorgerufenen Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion in ihren Farben und Spektralerscheinungen mit der gleichen Reaktion des Oxycholesterins \u00abkeinem Zweifel, so ist es doch anderseits einleuchtend, da\u00df zwei ihrer chemischen Natur nach so heterogene Stoffe, wie die Gallens\u00e4uren und das Oxvcholesterin es sind, auch in ihren unter gewissen Be-\n27*","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nJ. Lifsch\u00fctz,\ndingungcn identischen Formerscheinungen, irgendwelche unterscheidende, der Verschiedenartigkeit ihrer Natur entsprechende Merkmale mit sich f\u00fchren m\u00fcssen. Sicherlich entstehen durch die kinwirkung der Essigschwefels\u00e4ure in beiden F\u00e4llen: bei den oxydierten Gallens\u00e4uren wie beim Oxycholesterin, analoge Verbindungen, welche dieselben optischen Erscheinungen an en Tag legen. Nun sind aber beide genannten Muttersubstanzen dieser farbigen Verbindungen in ihrem Verhalten zu L\u00f6sungsmitteln bekanntlich so au\u00dferordentlich verschieden, da\u00df man von vornherein veranla\u00dft sein mu\u00df, diese Verschiedenheit auch bei ihren in Rede stehenden farbigen Derivaten anzunehmen.\nln der Tat trat diese vorausgesehene Verschiedenheit schon bei den ersten vergleichenden Studien der beiderseitigen gleichfarbigen Reaktionsgemische in Erscheinung:\n1.\tBekanntlich l\u00e4\u00dft sich das Cholesterin in Eisessig-\u00f6sung schon durch einmaliges Aufkochen mit dem gleichen Gewicht Bcnzoylsuperoxyd in Oxycholesterin \u00fcberf\u00fchren >) so da\u00df diese oxydierte L\u00f6sung auf Zusatz von einigen Tropfen HjSO, bezw. eines darauf folgenden Tropfens Eisenchloridl\u00f6suno dieselben F\u00e4rb- und Spektralreaktionen gibt, wie die Eiscssig-losung des reinen Oxycholesterins. Sch\u00fcttelt man diese farbigen Reaktionsl\u00f6sungen mit etwa dem gleichen Volumen Chloroform, so geht der intensiv blau-violette resp. gr\u00fcne harbstolf nach der Kl\u00e4rung des Gemisches quantitativ in die obere Schicht \u00fcber. Die untere Schicht ist dann nur mehr oder minder schwach gelb oder braungelb mit gr\u00fcnlicher\nHuoreszenz gef\u00e4rbt und zeigt auch keines der Oxycholesterin-Spektren.\n2.\tF\u00fchrt man diese Reaktion unter genau denselben Bedingungen mit reiner Chols\u00e4ure oder auch mit der gut eingedickten Rohgalle aus2) und sch\u00fcttelt das mit .der obigen\n^\t^ ^Iehe Hammarstens Lehrb. d. Physiol. Chem., 7. Aufl., 1910,\n') Einige Milligramme Cholesterin oder Chols\u00e4ure oder Galle werden m 2 ccm Eisessig gel\u00f6st und bei gelinder W\u00e4rme einige K\u00f6rnchen Bcnzoylsuperoxyd in die L\u00f6sung eingetragen. Ist auch dies gel\u00f6st, so wird die Losung 1 bis 2 mal aufgelcocht und schnell abgek\u00fchlt. Die L\u00f6-","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. VII. 307\nReaktion gleichfarbige Reaktionsgemisch mit Chloroform durch, so geht der gleiche Farbstoff hier in die untere Schicht, w\u00e4hrend die obere Schicht vollst\u00e4ndig farblos bleibt.\n3. Ruft man diese Reaktion in der Eisessigl\u00f6sung eines Gemisches von Chols\u00e4ure und Cholesterin hervor und sch\u00fcttelt die stark gef\u00e4rbte L\u00f6sung mit Chloroform durch, so erscheinen \u2014 nach der Trennung \u2014 beide Schichten gleich gef\u00e4rbt: die obere \u2014 vom Oxycholesterin, und die untere \u2014 von der Chols\u00e4ure. Naturgem\u00e4\u00df sind die Intensit\u00e4ten der Farben abh\u00e4ngig von dem jeweiligen Substanzgehalt der entsprechenden Schichten.\nGerade dieses Gemisch, wo das farbige Reaktionsprodukt des ( )x^r cholesterins (obere Schicht) vom gleichfarbigen Produkt der Gallens\u00e4uren (untere Schicht) scharf getrennt ist, l\u00e4\u00dft sich dazu benutzen, um sich von der spektroskopischen Identit\u00e4t der Produkte zu \u00fcberzeugen. Spannt man n\u00e4mlich das Reagenzglas, in dem die Reaktion vorgenommen wurde, nach dem Zusatz eines Tropfens Eisenchloridl\u00f6sung, wo beide Schichten echt gr\u00fcn geworden sind, vor das Spektroskop und stellt es vor der Lampenlichtquelle so ein, da\u00df die Trennungsfl\u00e4che der beiden gr\u00fcnen Schichten als feine horizontale Linie etwa die Mitte des Spektrums trifft und so alle Farbenfelder des letzteren durchschneidet, so merkt man \u2014 bei passender Verd\u00fcnnung der beiden Schichten \u2014, da\u00df der Absorptionsstreifen zwischen den Frauenhofferschen Linien G und d der einen Schicht nichts anderes ist, als die genaue und gerade Fortsetzung des gleichen Streifens der anderen Schicht. Sind die beiden Schichten gleich stark gef\u00e4rbt, so fallen im Spektrum beide Absorptionen in einen homogenen Streifen zusammen.\nDieser sehr charakteristische Unterschied zwischen der Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion des Oxycholesterins und der gleichen Reaktion der Galiens\u00e4uren, dem, wie gesagt, die L\u00f6slichkeits-unterschiede der beiden farbigen Reaktionsprodukte in den\nsung wird dann mit 1 ccm Chloroform vermischt und 8 bis 10 Tropfen 1I4S04 hinzugesetzt, worauf die Farbreaktion ihre Entwicklung beginnt. Hei diesen vergleichenden Versuchen m\u00fcssen alle diese' Mischungsverh\u00e4ltnisse innegehalten werden.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nJ. Lifsch\u00fctz,\nbetreffenden L\u00f6sungsmitteln zu Grunde liegen, l\u00e4\u00dft sich mit Vorteil dazu benutzen, um die Gallens\u00e4uren in tierischen Stoffen auch neben den eigentlichen Cholesterinstoffen, die f\u00fcr sich oder nach ihrer Oxydation gleichfalls die Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion geben, mit Sicherheit zu erkennen. Sch\u00fcttelt man n\u00e4mlich das nach obigen Angaben hergestellte farbige Reaktionsgemisch mit Chloroform durch, so ist nach der Trennung der Schichten in Abwesenheit von Cholesterinstoffen die obere Schicht v\u00f6llig farblos, ist sie aber gef\u00e4rbt und zeigt das Absorptionsspektrum des Oxycholesterins, so kann mit Sicherheit auf die Anwesenheit von Cholesterinstoffen in der zu untersuchenden Substanz geschlossen werden.\nUm Irrt\u00fcmer auszuschlie\u00dfen, empfiehlt es sich, ein I r\u00f6bchen der obern Schicht, die mitunter Tr\u00f6pfchen der unteren Schicht suspendiert enth\u00e4lt und so gleichfalls etwas farbig erscheint, durch ein kleines Filter zu filtrieren. In Abwesenheit von Cholesterinstoffen ist die klare L\u00f6sung v\u00f6llig farblos; im Gegenfalle \u2014 auch wenn das Filtrat mi\u00dffarbig erscheint \u2014 l\u00e4\u00dft sich die Gegenwart von Cholesterinstoffen durch das Spektrum des Oxycholesterins au\u00dfer Zweifel setzen.\nAuf diese Weise konnte auch festgestellt werden, da\u00df \u2014 bei den oben unter IA wiedergegebenen Spektralanalysen der Ochsengalle \u2014 der geringe Cholesteringehalt der letzteren in merklichem Grade an den dortigen Oxycholesterin-Reaktionen nicht beteiligt war1) und infolgedessen auf das Resultat jener Analysen von keinem Einflu\u00df sein konnte.\nSchlu\u00dfs\u00e4tze :\n1. Wie aus dieser und der vorhergehenden Mitteilung2) hervorgeht, ist die Farbreaktion, die bei der Chols\u00e4ure oder dei eingedickten Galle nach der Oxydation ihrer Eisessigl\u00f6sungen\ndurch konzentrierteSchwefels\u00e4ure(Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion) hervorgerufen werden kann, in ihren Farben und Absorptions-spekteren identisch mit der gleichen Reaktion des Oxycholesterins.\n\n\u2018) Vergl. oben, S. 390, Anmerkung 1.\n*) Diese Zeitschr., Bd. 91, S. 322 (1914).","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. VH. 309\n2.\tDiese Farbreaktion ist au\u00dfer beim Oxyeholesterin und seinen Derivaten \u2014 unmittelbar \u2014 bei keinem anderen tierischen Stoff einschlie\u00dflich des Cholesterins anzutreffen. Beim letzteren (wie bei den Gallens\u00e4uren), kann sie nur nach der Oxydation, also nach \u00dcberf\u00fchrung in Oxyeholesterin (respektive in ein Derivat desselben), hervorgerufen werden.1) Hieraus folgt der genetische Zusammenhang der Gallens\u00e4uren mit dem Cholesterin.\n3.\tWie beim Oxyeholesterin, so ist auch bei den Gallens\u00e4uren die Intensit\u00e4t der Farben und der Spektren der nach ihrer Oxydation hervorgerufenen Essigschwefels\u00e4ure-Reaktion direkt proportional dem jeweiligen Gehalt des Reaktionsgeraisches an den genannten Substanzen.2) Diese Reaktion kann daher, durch entsprechende Messungen ihrer Farbenintensit\u00e4t (kolorimetrisch) oder ihrer Spektralintensit\u00e4t (spektrometrisch) wie oben nachgewiesen; auch hier zu Ermittelungen des quantitativen Gehalts der Gallen\u00df\u00fcssigkeiten an Gallens\u00e4uren dienen.\n4.\tAm einfachsten lassen sich \u2014 hinsichtlich der Spektralanalyse \u2014 diese Messungen verwerten : durch Ermittelung der \u00abminimalen Spektralabsorptionen\u00bb einerseits der zu untersuchenden Gallensubstanz und anderseits der reinen Chol-s\u00e4ure. Aus dem proportionalen Verh\u00e4ltnis dieser beiden Ermittelungen ergibt sich der Gehalt der Gallensubstanz an den N- resp. S-freien Komponenten (Chols\u00e4uren) der Gallens\u00e4urepaarlinge (s. oben S. 390).\n5.\tZahlenm\u00e4\u00dfig kommt die \u00abminimale Spektralabsorption\u00bb durch denjenigen Prozentgehalt des farbigen Reaktionsgemisches an der betreffenden Substanz zum Ausdruck, bei welchem das Spektralbild des Gemisches \u2014 nach dessen entsprechender Verd\u00fcnnung mit einem genau gemessenen farblosen Mittel \u2014 eben noch deutlich wahrnehmbar ist, so da\u00df es bei weiterer geringf\u00fcgiger Verd\u00fcnnung aus\n*) \u00abBerichte\u00bb, Bd. 41, S. 252 (190X) und Bd. 47, S.1459 (1914).\n*) S. Bioch. Zeitschr. Bd. 62, S. 219 (1914) und die dort zitierten Stellen. Auch hier best\u00e4tigt sich dies, wenn man verschiedene Analysen mit L\u00f6sungen von verschiedenem Substanzgehalt vornimmt: Man erh\u00e4lt dann stets die gleichen Zahlenwerte. (S.obige Spektralanalysen S. 3X7 U.3K9).","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nJ. Lifsch\u00fctz,\ndem betreffenden Spektralfeld verschwindet. Wie oben gezeigt, l\u00e4\u00dft sich dieser Punkt mit befriedigender Genauigkeit sehr wohl fixieren.\n6.\tAuf diese Weise konnte oben der Beweis gef\u00fchrt werden, da\u00df die Ghols\u00e4uren nicht nur teilweise, sondern auch in ihrer Gesamtheit quantitativ als Abbauprodukte des Cholesterins angesprochen werden d\u00fcrfen. Und zwar: weil das proportionale Verh\u00e4ltnis der Oxycholesterinreaktion der rohen Galle zu der gleichen Reaktion der reinen Chols\u00e4ure f\u00fcr eine etwaige anderweitige Herkunft der N- und S-freien Komponenten der Gallens\u00e4uren keinen Raum \u00fcbrig l\u00e4\u00dft.\n7.\tDas Instrument, mit dem die obigen Spektralanalysen ausgef\u00fchrt wurden, ist das bekannte Spektroskop mit gerader Durchsicht (Dreiprismenk\u00f6rper). Als Lichtquelle diente ein Gl\u00fchk\u00f6rper von ca. 100 H.-K. Das Verd\u00fcnnungsgef\u00e4\u00df, durch welches das Absorptionsspektrum beobachtet wurde, war 18 mm weit.\n8.\tDie f\u00fcr die Hervorrufung der farbigen Oxycho-lesterin-Reaktion dienende Essigschwefels\u00e4ure l\u00e4\u00dft sich vorr\u00e4tig halten. Sie besteht aus 1 Volumen konzentrierter Schwefels\u00e4ure und 10 Volumen Eisessig, ist \u2014 wenn Gef\u00e4\u00dfe und Reagenzien rein sind \u2014 v\u00f6llig farblos und unbegrenzt haltbar.\nDie Eisenchlorid-Eisessigl\u00f6sung ist zweiprozentig und ebenfalls unbegrenzt haltbar, so da\u00df auch sie vorr\u00e4tig gehalten werden kann. Zur Hervorrufung der gr\u00fcnen Farbe der Reaktion darf \u2014 namentlich f\u00fcr Gallenl\u00f6sungen \u2014 nicht mehr als 1 Tropfen der Eisenl\u00f6sung verwendet werden.\n9.\tDie in angegebener Weise hergestellten oxydierten Chols\u00e4ure- resp.. Gallenl\u00f6sungen in Eisessig, halten sich recht lange, so da\u00df sie selbst nach wochenlanger Aufbewahrung ihre Reaktionsintensit\u00e4t in merklichem Grade nicht einzub\u00fc\u00dfen pflegen.\n10.\tEs empfiehlt sich die Eisessigl\u00f6sungen der Galle wie der Chols\u00e4ure f\u00fcr die obigen Spektralanalyse in nicht sehr konzentriertem Zustande zu verwenden, damit sie f\u00fcr die quantitativ zu messende Verd\u00fcnnung bis zur minimalen Spektralabsorption nicht zu gro\u00dfe Mengen Eisessig beanspruchen.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. VII. 401\nDie geeignete Konzentration f\u00fcr Gallenl\u00f6sungen ist die 2\u00b0,\u00abige und f\u00fcr L\u00f6sungen der reinen Chols\u00e4ure, die l\u00b0/oige.1) Die f\u00fcr die Oxydation geeigneten Verh\u00e4ltnisse zwischen diesen Substanzen und dem Benzoylsuperoxyd sind : Auf 1 Teil Galle 1,4 Teile und auf 1 Teil Chols\u00e4ure 1 Teil des Peroxyds. \u2014 Im \u00fcbrigen gelten f\u00fcr beide Operationen die oben unter IA und I B empfohlenen Handhabungen, (siehe oben S. 335 u. S. 380.)\n11. Die in Rede stehenden messenden Verd\u00fcnnungen der farbigen L\u00f6sungen behufs Feststellung der minimalen Spektralabsorptionen oder die etwaigen kolori metrischen Messungen m\u00fcssen sofort nach dem Zusatz des Eisenchlorids vorgenomraen werden. Es ist daher zweckm\u00e4\u00dfig da man stets einige Kubikzentimeter der Gallenl\u00f6sung zur Verf\u00fcgung hat und nur 1 ccm f\u00fcr je eine Analyse braucht \u2014 da\u00df man zun\u00e4cht eine Messung zur Orientierung ausf\u00fchrt, um zu erfahren, wieviel man z. B. zur Verd\u00fcnnung vom L\u00f6sungsmittel verbrauchen mu\u00df, um zum Ziele zu gelangen. Die weiteren Analysen k\u00f6nnen daher umso rascher und genauer von statten gehen.\nHamburg, im Juli 1914.\n) Gemeint sind: die nach dem obigem Verfahren f\u00fcr die Spektralanalyse fertiggestellten Eisessigl\u00f6sungen vor ihrer Verd\u00fcnnung mit Chloroform.","page":401}],"identifier":"lit37613","issued":"1914","language":"de","pages":"383-401","startpages":"383","title":"Die Abbauprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen (Gallens\u00e4uren). VII. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"92"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:19:32.626786+00:00"}