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{"created":"2022-01-31T16:50:59.934697+00:00","id":"lit37663","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Yutaka Teruuchi","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 528-529","fulltext":[{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz zur Darstellung von Tyrosin aus Seide.\nVon\nEmil Abderhalden und Yutaka Teruuchi, Tokio.\nI\n(Aus dem I. Chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 30. Juli 1906.)\nBei der allgemein angewandten Methode der Darstellung von Tyrosin aus Proteinen wird die Hydrolyse durch 10\u201416-st\u00fcndiges Kochen des Eiwei\u00dfk\u00f6rpers mit verd\u00fcnnter (25\u00b0/oiger) Schwefels\u00e4ure herbeigef\u00fchrt. Die Schwefels\u00e4ure wird hierauf mit einer L\u00f6sung von Baryt quantitativ entfernt. Es entsteht hierbei je nach der Menge des angewandten Proteins und damit auch der Schwefels\u00e4ure ein mehr oder weniger umfangreicher Niederschlag von Baryumsulfat, der stets noch betr\u00e4chtliche Mengen von Tyrosin einschlie\u00dft. Um eine gute Ausbeute an Tyrosin zu erhalten, ist es n\u00f6tig, den Baryumsulfatniederschlag mindestens zweimal gr\u00fcndlich auszukochen und abzupressen. Sehr gute Dienste leisten hierbei die Zentrifuge und die hydraulische Presse. Bei diesen Operationen erh\u00e4lt man gro\u00dfe Fl\u00fcssigkeitsmengen, deren Verarbeitung zeitraubend ist. Die Gewinnung von Tyrosin nach dieser Methode dauert mehrere Tage. Aus roher Seide erhielten wir durchschnittlich 30\u201440 g ganz reines Tyrosin.\nDie Darstellung des Tyrosins l\u00e4\u00dft sich au\u00dferordentlich vereinfachen, wenn die Hydrolyse des Proteins mit rauchender Salzs\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,19 herbeigef\u00fchrt wird. Wir kochten 500 g Seide 6 Stunden mit 1,5 1 rauchender Salzs\u00e4ure am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler und dampften dann die Hydrolysenfl\u00fcssigkeit sofort unter vermindertem Druck zur Trockene ein. Den R\u00fcckstand nahmen wTir in 500 ccm Wasser auf und verdampften wiederum zur Trockene. Diesen Proze\u00df wiederholten wir nochmals, um m\u00f6glichst viel Salzs\u00e4ure zu entfernen. Schlie\u00df-","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz zur Darstellung von Tyrosin aus Seide.\n529\nlieh wurde der R\u00fcckstand in 1,5 1 Wasser gel\u00f6st, mit 25 g Tierkohle energisch gekocht und dann filtriert. Das Filtrat war hellbraun gef\u00e4rbt. Die abfiltrierte Tierkohle wurde mit Wasser ausgekocht und das Filtrat zur entf\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit hinzugef\u00fcgt. Nun brachten wir die gesamte Fl\u00fcssigkeit genau auf das Volumen von 2000 ccm und bestimmten in 5 ccm durch Titration den Gehalt an Salzs\u00e4ure. Durch Zugabe der berechneten Menge von Natronlauge neutralisierten wir die Salzs\u00e4ure: Es fiel sofort ein dichter Niederschlag von schon recht reinem Tyrosin. Nach einmaligem Umkrystallisieren war das Produkt vollst\u00e4ndig rein. Durch Einengen der Mutterlauge lassen sich neue Abscheidungen erzielen. Man kann auch von vornherein das Volumen der Fl\u00fcssigkeit kleiner w\u00e4hlen. Die Ausbeute an analysenreinem Tyrosin betrug durchschnittlich 50\u201465 g aus 1 kg roher Seide. Die Mengen schwanken nat\u00fcrlich etwas, je nach der Reinheit des angewandten Materiales. Sehr wichtig zur Erzielung einer guten Ausbeute ist das energische Auskochen der Tierkohle. Sie rei\u00dft selbst aus L\u00f6sungen auffallend gro\u00dfe Mengen von Tyrosin mit. Ist die Entfernung der Hauptmenge der Salzs\u00e4ure durch Eindampfen im Vakuum nicht m\u00f6glich, so empfiehlt es sich, dieselbe mit Kupferoxydul aus verd\u00fcnnter L\u00f6sung zu f\u00e4llen und im Filtrat das gel\u00f6ste Kupfer mit Schwefelwasserstoff zu entfernen. Auch hier m\u00fcssen alle Niederschl\u00e4ge sorgf\u00e4ltig ausgekocht werden. Ein direktes Eindampfen der Hydrolysenfl\u00fcssigkeit auf dem Wasserbade ist wegen der wohl eintretenden teilweisen Recemisierung des Tyrosins nicht zu empfehlen. Wir wollen noch erw\u00e4hnen, da\u00df es sich gleichfalls lohnt bei der Darstellung des Cystins, die Hauptmasse der Salzs\u00e4ure durch Verdampfen zu entfernen und dann nach Feststellung des verbliebenen Salzs\u00e4uregehaltes mit der berechneten Menge Natronlauge zu neutralisieren. Wir werden auf diese Darstellungsweise des Cystins noch zur\u00fcckkommen.","page":529}],"identifier":"lit37663","issued":"1906","language":"de","pages":"528-529","startpages":"528","title":"Notiz zur Darstellung von Tyrosin aus Seide","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:50:59.934702+00:00"}