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{"created":"2022-01-31T16:52:23.425913+00:00","id":"lit37666","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"E. Winterstein","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 546-548","fulltext":[{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Verhalten des Cholesterins gegen das Licht.\nII. Mitteilung.\nVon\t*\nE. Schulze und E. Winterstem.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.) (Der Redaktion zugegangen \u00bbam 2. August 1906.)\nWie in unserer ersten Mitteilung1) gezeigt worden ist, erleidet das Cholesterin eine langsam eintretende Ver\u00e4nderung seiner Eigenschaften, wenn es unter Zutritt von Luft l\u00e4ngere Zeit dem Lichte ausgesetzt wird. Eine Probe reinen, bei 146,5\u00b0 schmelzenden Cholesterins, die zwischen zwei Uhrgl\u00e4sern zwei Jahre lang dem Licht ausgesetzt worden war, hatte sich gelb gef\u00e4rbt und gab Reaktionen, die von denjenigen des reinen Cholesterins in verschiedenen Punkten abwichen. Auch war eine starke Ver\u00e4nderung seines Schmelzpunktes zu konstatieren. Schon bei 108\u00b0 begann das belichtete Cholesterin zu sintern; bei 115\u00b0 flo\u00df die Masse zusammen und war bei 135\u00b0 vollst\u00e4ndig geschmolzen.\nDa\u00df bei dieser Ver\u00e4nderung des Cholesterins der Sauer-stoffzutritt eine Rolle spielte, ergibt sich aus dem Resultat eines Parallelversuches, in welchem wir einen Teil des gleichen Cholesterinpr\u00e4parates in eine Glasr\u00f6hre brachten, letztere mit Kohlens\u00e4ure f\u00fcllten, hierauf zuschmolzen und nun dem Sonnenlicht aussetzten. Das so behandelte Cholesterin hatte, wie in unserer ersten Mitteilung schon erw\u00e4hnt worden ist, nach Verlauf von ca. 4 Monaten weder sein Aussehen noch seinen Schmelzpunkt ver\u00e4ndert. Dieser Versuch wurde von uns fortgesetzt; wir lie\u00dfen das nach dem Einleiten von Kohlens\u00e4ure wieder zugeschmolzene Glasrohr, in welchem das Cholesterin\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XLIII, S. 316.","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten des Cholesterins gegen das Licht. II. 547\nsich befand, noch 2 Jahre lang im Licht liegen. Die Untersuchung ergab, da\u00df das in dieser Weise behandelte Cholesterin nun bei 145,5\u00b0 schmolz ; sein Schmelzpunkt hatte sich w\u00e4hrend der letzten zwei Jahre nur um 1\u00b0 erniedrigt.\nDieser Versuch macht es sehr wahrscheinlich, da\u00df die Ver\u00e4nderung des Cholesterins w\u00e4hrend der Belichtung in einer Oxydation besteht und da\u00df dieselbe nur bei Sauerstoffzutritt erfolgt. Die sehr geringe Erniedrigung, die der Schmelzpunkt des im zugeschmolzenen Glasrohr dem Lichte ausgesetzten Cholesterins w\u00e4hrend der letzten zwei Jahre erlitten hatte, kann nicht als eine gegen obige Schlu\u00dffolgerung sprechende Tatsache angesehen werden; denn es ist m\u00f6glich, da\u00df die Luft aus dem Glasrohr durch die Kohlens\u00e4ure nicht ganz vollst\u00e4ndig verdr\u00e4ngt worden war.\nNicht nur das aus Gallensteinen oder aus Wollfett dargestellte Cholesterin ver\u00e4ndert seine Eigenschaften, wenn es unter Luftzutritt l\u00e4ngere Zeit dem Lichte ausgesetzt wird, auch andere Glieder der Cholesteringruppe zeigen das gleiche Verhalten. Ein aus Wollfett dargestelltes Isocholesterinpr\u00e4parat, welches l\u00e4nger als 20 Jahre in einem Glase auf bewahrt worden war, ohne vor dem Licht gesch\u00fctzt zu sein, schmolz schon bei 112\u00b0, w\u00e4hrend es urspr\u00fcnglich einen Schmelzpunkt von 137 bis 138\u00b0 gehabt hatte. Schon bei 95\u00b0 begann dieses bei 112\u00b0 schmelzende Pr\u00e4parat zusammenzusintern.\nAuch mit einem aus dem Keim des Weizenkorns dargestellten Pr\u00e4parat von Phytosterin,1) dessen Schmelzpunkt bei 136\u2014137\u00b0 lag, haben wir einen Versuch angestellt. Eine Probe dieses Pr\u00e4parates, welches zwischen zwei Uhrschalen einige Monate lang dem Licht ausgesetzt worden war, schmolz nun bei 119\u00b0; schon bei 112\u00b0 war an einigen Stellen die Bildung von Tr\u00f6pfchen zu beobachten.\nEndlich Verwendeten wir f\u00fcr einen Versuch noch ein aus einem Pilz (Boletus edulis) dargestelltes Pr\u00e4parat von Ergosterin, dessen Schmelzpunkt bei 160\u00b0 lag. Dasselbe wurde in\n\u2018) Das aus diesem Material dargestellte Phytosterin wird als Sitosterin bezeichnet; wir verweisen auf die in Bd. XXXIV dieser Zeitschrift publizierte Abhandlung E. Ritters.","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\tSchulze u. Winterstein, \u00dcber Cholesterin.\neiner, mit einem Korkstopfen lose verschlossenen Glasr\u00f6hre dem Lichte ausgesetzt, nach Verlauf von 4 Monaten war der Schmelzpunkt des Pr\u00e4parates auf 140\u00b0, nach 14 Monaten auf 120\u00b0 gesunken; in letzterem Falle fand das Schmelzen unter Aufsch\u00e4umen statt, und schon bei 110\u00b0 begann die Substanz sich aufzubl\u00e4hen.\nAlle f\u00fcr unsere Versuche verwendeten Cholesterine erlitten also eine Ver\u00e4nderung ihrer Eigenschaften, wenn sie bei Luftzutritt l\u00e4ngere Zeit dem Lichte ausgesetzt wurden.","page":548}],"identifier":"lit37666","issued":"1906","language":"de","pages":"546-548","startpages":"546","title":"\u00dcber das Verhalten des Cholesterins gegen das Licht. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:23.425918+00:00"}