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{"created":"2022-01-31T16:38:17.127006+00:00","id":"lit37737","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"},{"name":"Ivan Bolin","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 1-11","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis biologisch wichtiger Oxydationen.1)\nII. Mitteilung.\nUber die Reindarstellung und die chemische Konstitution der Medicago-Laccase.\nVon\nHans Enler und Ivan Bolin.\n(Aus dem biochemischen Laboratorium der Hochschule Stockholm.)\n(Der Redaktion zugegangen am 14. Juni 1909.)\n\u00dcber die chemische Zusammensetzung von sogenannten Oxydasen ist bis jetzt folgendes bekannt geworden :\nG. Bertrand nimmt in seinen ersten Mitteilungen2) an, da\u00df die Laccase zu den Eiwei\u00dfstofTen geh\u00f6rt und da\u00df somit der Stickstofigehalt seiner Laceasepr\u00e4parate nicht von Verunreinigungen herr\u00fchrt, ln seiner letzten diesbez\u00fcglichen Untersuchung \u00e4u\u00dfert er in bezug auf die chemische Natur seiner Laccase: Est-ce un acide de la s\u00e9rie des polysaccharides? est-ce un acide amin\u00e9, une substance prot\u00e9ique? C\u2019est .un ffoint au sujet duquel nous sommes pour le moment r\u00e9duits aux. suppositions. \u00bb3 )\t: . . -\nWesentlich ^andere Werte erhielt f\u00fcr die sogenannte Schinoxydase Sarthou,4) n\u00e4mlich 6,18 \u00b0/o N und 0,2o/o S' nebst Asche, und er schlo\u00df auf ein Nucleopr\u00f6teid.\nAso und Loew halten die Oxydasen f\u00fcr Albumosen.\nAuch nach Rosenfeld5) enth\u00e4lt die Oxydase aus Ra-phanus sativus Stickstoff, indessen soll sie krystallisierbar und kein Protein sein.\nl) Aus Svenska Vetenskaps-Akademiens Arkiv f. Kemi, Bd. III, Nr. 19, Februar 1909.\n*) Annales de Chimie et de Physique (7), Bd. XII (1897).\n') Annales de l\u2019Institut Pasteur, Bd. XXI, S. 673 (1907).\n4) Journ. Pharm, chim. (6), Bd, XIII, S. 164.\n6) Dissertation. Petersburg 1906.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"*\tHans Euler und Ivan Bolin,\nSlowtzoff1) hat aus den Kartoffeln eine \u00abLaccase\u00bb erhalten. Sein reinstes Pr\u00e4parat enthielt 12,8\u00ae/o N und 0,53\u00ae/o S.\nNach Tschirch und Stevens2) zeigt die Oxydase der japanischen Rhuspr\u00e4parate die Pyrrolreaktion. Nun besteht nach Ghodat und Bach diese Oxydase aus einer Peroxydase und einer Oxygenase, von welchen auch die Peroxydase allein die Pyrrolreaktion geben soll (Bach).3) Chodats Peroxydase aus Cochlearia armoracia gibt keine Eiwei\u00dfreaktionen.1) Aus dem Chodatschen Laboratorium kommt endlich neuerdings eine Untersuchung von E. de Stoecklin, nach welcher diese Oxydase kein Eiwei\u00dfk\u00f6rper, aber auch nicht krystallisierbar, sondern ein amorpher Stoff ist, welcher besonders von Phosphaten der Metalle Ca, Mg, Na und K begleitet ist.\nWie ersichtlich sind die vorliegenden Angaben \u00fcber die Zusammensetzung der Oxydasen au\u00dferordentlich schwankende. Sie sind au\u00dferdem, soweit sie sich auf Oxydasen vom Medi-cago-Tvpus beziehen, fast ausnahmslos unzutreffend.\nAls Material haben wir die Medicago-Laccase in Arbeit genommen. Es ist dies die Laccase, welche Bertrand im Anschlu\u00df an seine Studien \u00fcber Rhus-Laccase zuerst studiert hat und \u00fcber deren Darstellung die genauesten Angaben vorliegen. Gen\u00fcgende Quantit\u00e4ten von Medicago sativa \u2014wir haben aus 45 kg bl\u00fchenden Pflanzen nur die Bl\u00e4tter von etwa 22 kg Gewicht verwendet \u2014 wurde uns in dankenswerter Weise vom landwirtschaftlichen Institut in Ultuna geliefert.\nDarstellung der Medicago-Laccase.\nDie Darstellung des Enzyms aus Medicago sativa \u2014 einer Ernte, welche sich im Beginn der Bl\u00fcte befand \u2014 geschah anfangs genau nach den Vorschriften von G. Bertrand.5) Die ganz frischen, von den Stengeln befreiten Pflanzen \u2014 es\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 227 (1901).\n*) Arch, de Pharm., Bd. XLIII, S. 504 (1905).\ns) Arch- de sc. phys. et nat. 1907 und Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XU, S. 226 (1908).\n4)\tSchweiz. Woch. Chem. u. Pharm., Bd. XLIII, 1905.\n5)\tBull. Soc. chifa. de Paris (3), Bd. XVII (1897).","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis biologisch wichtiger Oxydationen. II.\t3\nwurden zuerst 8 kg in Arbeit genommen \u2014 wurden verkleinert, gehackt und abgepre\u00dft. Der Pre\u00dfsaft schied beim Stehen dunkle Flocken ab, von welchen er durch Filtrieren befreit wurde. Wir f\u00e4llten hierauf, wie Bertrand angibt, mit Alkohol, saugten den reichlichen Niederschlag ab, brachten den gr\u00f6\u00dften Teil wieder mit Wasser in L\u00f6sung und f\u00e4llten nochmals. Diese Umf\u00e4llung wurde dreimal wiederholt. Das so erhaltene Pr\u00e4parat ist nach dem Trocknen im Exsikkator ein staubfeines; wei\u00dfes, in Wasser sehr leicht l\u00f6sliches und sehr hygroskopisches Pulver.\nMit diesem Pr\u00e4parat wurden die ersten Versuche, angestellt.\nEs zeigte die von Bertrand angegebenen katalytischen Eigene sch\u00e4ften bei der Oxydation von Hydrochinon.1) F\u00fcr die weitere Ausarbeitung der Methodik war der Befund ausschlaggebend, 'j da\u00df eine L\u00f6sung unseres Pr\u00e4parates in seiner oxydierenden Wirkung durch k\u00fcrzeres Kochen nicht geschw\u00e4cht wurde.\nWir konnten demgem\u00e4\u00df, bei einer folgenden Darstellung, bei welcher wir von 12 kg stielfreien Medicago-Pflanzen ausgingen, den Pre\u00dfsaft durch kurzes Kochen von Eiwei\u00dfstoffen befreien, die, wie wir uns \u00fcberzeugten, mit der Oxydationswirkung auf Hydrochinon in keinem Zusammenhang standen.\nDie beim Kochen eintretende F\u00e4llung l\u00f6st sich \u00fcbrigens nicht mehr in kaltem Wasser. Der Pre\u00dfsaft wurde darauf noch ein wenig eingeengt und hierauf mit gut wirkender -Tiefkohle gekocht. Die Kohle war sehr sorgf\u00e4ltig gereinigt durch Kochen mit schwacher Salzs\u00e4ure und dann mit destilliertem Wasser bis zum Verschwinden jeder Chlorreaktion; Der ganz farblose Pre\u00dfsaft wurde dann mit dem dreifachen Volumen 96\u00b0 i>igem Alkohol gef\u00e4llt, der schneewei\u00dfe Niederschlag nach mehreren Stunden abgesogen und im Vakuum-Exsikkator getrocknet.\nDas so gewonnene Medicago-Pr\u00e4parat wurde, bevor noch Versuche \u00fcber seine Einheitlichkeit angestellt waren, einer Totalanalyse unterworfen.\t'\nZun\u00e4chst wurde der Aschengehalt der Substanz festgestellt, und die qualitative Pr\u00fcfung ergab an Metallen nur Calcium nebst geringen Beimengungen von Eisen. So ergaben 0,7076 g\n') Vgl. Diese Zeitschrift, Bd. LVII, S. 92 (1908).\n'\t' I*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nHans Euler und Ivan Bolin,\nder bei 60\u00b0 getrockneten Substanz 0,2174 g CaO und 0,0063 g Fe203 entsprechend 21,95 \u00b0/o Ga und 0,62 \u00b0/o Fe (Analyse IV).\nDie Elementaranalysen wurden teils mit Kaliumbichromat ausgef\u00fchrt, teils so, da\u00df die reine Substanz im Sauertoffstrom verbrannt wurde, worauf aus dem R\u00fcckstand das noch gebundene Kohlendioxyd nach Mohr ermittelt wurde (III). Das Analysenmaterial f\u00fcr I und II war bei 60\u00b0/o getrocknet worden, Material III bei 100\u00b0.\nGefunden in V\tI\t11\t111\tIV\nC\t24,3\t23,0\t22,7\t\u2014\nH\t3,1\t3,1\t2,9\t\u2014\nCa\t\u2014\t\u2014 \u2022\t21,97\t21,95\nDie Analysenresultate deuteten bereits darauf hin, da\u00df das Pr\u00e4parat aus neutralen Calciumsalzen mehrbasischer Pflanzens\u00e4uren bestand und zwar stimmen sie, in Anbetracht dessen, da\u00df unser nat\u00fcrliches Pr\u00e4parat nicht einheitlich sein konnte, auffallend gut auf das neutrale Calciumglykolat, welches enth\u00e4lt :\nC\tH\tCa\nV 25,3\t3,2\t21,05\nDie darauf folgende Fraktionierung der Substanz und Isolierung der in derselben enthaltenen S\u00e4uren best\u00e4tigte in der Tat, da\u00df diese Medicago-Laccase zum gr\u00f6\u00dferen Teil aus Calciumglykolat bestand. Daneben enth\u00e4lt sie aber auch nicht unbetr\u00e4chtliche Mengen von Calciumsalzen von zweibasischen und dreibasischen S\u00e4uren, welche die analytischen Differenzen erkl\u00e4ren, wie unten gezeigt wird.\nDieses Ergebnis wurde auch sehr gut best\u00e4tigt durch die F\u00e4llung des Laccasegemisches mit Silbernitrat. Die Laccase wurde partiell gel\u00f6st und der im Filtrat anwesende Teil in das Silbersalz \u00fcbergef\u00fchrt; da hierbei das Calciumglykolat von den schwerer l\u00f6slichen Calciumsalzen gr\u00f6\u00dftenteils befreit worden war, zeigte die Analyse des erhaltenen Silbersalzes eine befriedigende \u00dcbereinstimmung mit Silberglykolat.\nAnalyse:\nCjHjOaAg :\tBerechnet\tGefunden\nC\t13,11V\t14,3 V\nH 1,64 V\t1,5 \u00b0/o\nAg 59.0 V\t59,8 \u00b0/o","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis biologisch wichtiger Oxydationen. II.\tf)\nScheidung und Isolierung der Pflanzene\u00e4uren der Medicaga-Oxydase.\nDa die Silbersalze der Medicago-S\u00e4uren wegen ihrer Schwerl\u00f6slichkeit und ihrer Reduzierbarkeit zur Trennung der S\u00e4uren ungeeignet waren, die Calciumsalze anderseits zur fraktionierten Krystallisation zu leicht l\u00f6slich sind,, wurden die Calciumsalze der Laccase in die Baryumsalze \u00fcbergef\u00fchrt, und zwar nach folgender Methode. F\u00fcr die Unterst\u00fctzung bei der Isolierung und Analyse der Baryumsalze sind wir Dr Astrid Euler zu Dank verpflichtet.\t\u2018\nMethode.\nVon dem in oben beschriebener Weise dargestellten, gereinigten Medicago-Pr\u00e4parat wurden 2 Portionen von je (Vg in je 20 g Wasser gel\u00f6st, wobei die L\u00f6sung noch opalisierte. Dieselbe wurde in der K\u00e4ltemischung gut abgek\u00fcblt und mit einer ebenfalls gek\u00fchlten L\u00f6sung von 4 g Schwefels\u00e4ure in 10 g Wasser versetzt (etwas mehr als die berechnete Menge) Es f\u00e4llt sofort Calciumsulfat aus, zur Vervollst\u00e4ndigung der F\u00e4llung wurden 150 ccm kalten Alkohols zugef\u00fcgt und alles eine Stunde in die K\u00e4ltemischung gestellt. Der quantitativ gef\u00e4llte Gips wurde abgesogen. (Trockengewicht 5 g.) Das Filtrat wurde mit Barvumcarbonat versetzt und dann auf dem W\u00e4sserbade vorsichtig eingedunstet. Nach weitgehendem Eindampfen unter stetigem Umr\u00fchren trat eine lebhafte Kohlens\u00e4ureentwrcklung ein, und die Masse nimmt durch Ausfallen der organischen liaryumsalze eine breiartige Konsistenz an. Die Masse wird im kochenden Wasserbad dreimal mit je 200 ccm Wasser aus-gelaugt ; man filtriert von der k\u00f6rnigen Masse ab und konzentriert die Filtrate in flachen Schalen, wobei bald eine charakteristische halbkrystallinische Haut auftritt. Nach Eiuengen auf etwa 75 ccm und Abk\u00fchlen wird das kristallinische Rohprodukt abgesogen, seine Menge betrug 3 g. Die weiter eingeengte, etwas br\u00e4unliche Mutterlauge erstarrte bei Alkoholzusatz zu einem dicken Brei von wei\u00dfen Baryumsalzen, welche nach Absaugen, Waschen mit Alkohol und Abpressen 3 g wogen. Das k dtrat enthielt noch etwa 1 g durch Alkohol nicht f\u00e4llbaren Sirup.\nEs wurden also im ganzen aus 2 mal 6 g Calciumsalzen","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nHans Euler und Ivan Bolin\n12 g rohe, l\u00f6sliche Barvumsalze erhalten, welche im folgenden unter der Bezeichnung A n\u00e4her besprochen werden. Da aber nach der S. 4 erw\u00e4hnten Totalanalyse aus 12 g Calciumsalzen 18 g Barvumsalze zu erwarten gewesen w\u00e4ren, so ist offenbar ein Drittel der gesamten Baryumsalze als unl\u00f6slich zusammen mit dem \u00fcbersch\u00fcssigen Baryumcarbonat abfiltriert worden. Die n\u00e4here Untersuchung dieser unl\u00f6slichen Salze behalten wir uns noch vor. Indessen kann schon jetzt angegeben werden, da\u00df ein gro\u00dfer Teil der genannten Fraktion aus Citrat bestand.\nF\u00fchrt man n\u00e4mlich die Neutralisation der durch Schwefels\u00e4ure in Freiheit gesetzten S\u00e4uren nicht mit Baryumcarbonat, sondern mit Baryumhydroxyd aus, so erh\u00e4lt man neben den k\u00f6rnig kristallinischen l\u00f6slichen Baryumsalzen auch eine unl\u00f6sliche F\u00e4llung von fast gallertartigem Aussehen, ganz \u00e4hnlich derjenigen, welche man mit Citronens\u00e4urel\u00f6sungen erh\u00e4lt. Besonders zu suchen sind ferner in dieser Fraktion noch Weins\u00e4ure und Tartrons\u00e4ure, deren Baryumsalze \u00e4u\u00dferst schwer l\u00f6slich sind.\nDie weitere Zerlegung des l\u00f6slichen Barvumsalz-gemisches A geschah durch fraktionierte Krystallisation.\nDie zuerst erhaltene schwerl\u00f6sliche Fraktion lie\u00df sich durch zweimaliges \u00dcml\u00f6sen in 2 Salze aufteilen. Am wenigsten l\u00f6slich war ein Salz, welches folgendes Verhalten zeigte. Seine hei\u00dfe L\u00f6sung bedeckt sich beim Eindunsten mit einer gut zusammenh\u00e4ngenden mikrokrystallinischen Haut und bildet sp\u00e4ter weiche, d\u00fcnne Krystallschuppen, welche nach dem Absaugen und Waschen mit Alkohol nicht die harte, sandige Beschaffenheit der Tartrate und Malate besitzen. Die Schuppen l\u00f6sen sich nicht merkbar in kaltem Wasser und erst langsam beim Kochen.\nAnalyse: 0,1544 g abgepre\u00dftes, lufttrockenes Salz verlor bei 100\u00b0 0,0182 g Wasser = 11,8\u00b0/o H20. Berechnet f\u00fcr C3H206Ba + 2H20. 2H20 = ll,7o/0. 0,1336 g bei 100\u00b0 getrocknet gab 0,1134 g BaS04 = 50,0 \u00b0/o Ba.\nUm die Natur dieses Baryumsalzes zu ermitteln, wurde die S\u00e4ure selbst durch die genau berechnete Menge Schwefels\u00e4ure in Freiheit gesetzt. Die filtrierte L\u00f6sung wurde vorsichtig","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis biologisch wichtiger Oxydationen. 11.\t7\nbei 50\u201460\u00b0 eingedampft, bis Sirupkonsistenz erreicht war, und hierauf mit \u00c4ther ausgezogen. Der gr\u00f6\u00dfte Teil l\u00f6ste sich in \u00c4ther ohne besondere Schwierigkeit und erstarrte nach Ab-dunsten des L\u00f6sungsmittels beim Reiben in der K\u00e4lte bald krystallinisch. Die stark sauer schmeckenden Kryst\u00e4llchen wurden im Vakuumexsikkator getrocknet. Im Kapillarrohr erhitzt, begannen sie erst \u00fcber 110\u00b0 zu erweichen und schmolzen unscharf bei 120\u00b0. Schon bei dieser Temperatur tingen sie an Kohlendioxyd zu entwickeln. Bei der Elementaranalyse w\u00fcrde die Kohlens\u00e4ureentwicklung bei dieser relativ niedrigen Temperatur so lebhaft, da\u00df die Absorption des Gases sogar im Thiele-schen Apparat nicht ganz vollst\u00e4ndig war. Die Analyse gab deshalb einen etwas zu kleinen Wert f\u00fcr G. Zu einer' Kontroll-analyse mu\u00df erst neues Material beschafft werden.\nAnalyse: 0,1690 g bei 100\u00b0 getrocknete S\u00e4ure gaben 0,1549 g C02 und 0,0459 g H20.\nBerechnet f\u00fcr C3H4O\u00df Gefunden C 26,5\u00b0/\u00ab\t25,0 \u00b0/o\nh 2,90/0\ta#^-' \u25a0\nSowohl aus den Eigenschaften und der Zusammensetzung der freien S\u00e4ure als aus dem Verhalten und der Analyse des Barvumsalzes (gefunden 50,0\u00b0/o Ba, berechnet f\u00fcr Baryum-mesoxalat + H20 50,6\u00b0/o Ba) kann kaum ein anderer Schlu\u00df gezogen werden, als da\u00df die untersuchte Substanz mit Mesoxals\u00e4ure identisch ist. Besonders entscheidend ist die verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig erhebliche L\u00f6slichkeit in \u00c4ther und die leichte Zersetzlichkeit der S\u00e4ure unter C02-Entwicklung. Durch dieses Verhalten unterscheidet sie sich z. B. deutlich von der \u00c4pfels\u00e4ure, deren Baryumsalz sehr angen\u00e4hert den gleichen Baryum-gehalt besitzt.\nZur weiteren Sicherstellung des gewonnenen Ergebnisses wurde das Baryumsalz der Mesoxals\u00e4ure (aus Alloxan) Synthetisch dargestellt. Dasselbe verhielt sich mit unserem Salz in jeder Hinsicht identisch.\nDurch diesen Befund ist die Mesoxals\u00e4ure zpm ersten mal im Pflanzenreich nachgewiesen worden. Die Gegenwart dieser S\u00e4ure im Pflanzenorganismus beansprucht \u00e9in bedeutendes","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nHans Euler und Ivan Bolin,\nInteresse besonders in Anbetracht der gleichzeitigen Anwesenheit von Glyoxyls\u00e4ure im selben Pflanzenpr\u00e4parat. Beide S\u00e4uren sind besonders zur Vermittlung des bei der Atmung stattfindenden Gasaustausches geeignet. Einerseits zersetzt sich Mesoxals\u00e4ure ungemein leicht unter Kohlens\u00e4ureentwicklung und \u00fcbertrifft in dieser Hinsicht sogar die Oxals\u00e4ure, anderseits liefert die Mesoxals\u00e4ure bei ihrer leicht eintretenden Zersetzung neben Kohlendioxyd Glyoxyls\u00e4ure, welche als Aldehyds\u00e4ure stark reduzierende Eigenschaften besitzt, und also in Gegenwart eines geeigneten Katalysators Luftsauerstoff aufnimmt, indem sie in Oxals\u00e4ure \u00fcbergeht.\nIm schwerl\u00f6slichen Anteil war au\u00dfer Mesoxals\u00e4ure \u00c4pfels\u00e4ure vorhanden, dessen Barvumsalz sich in rauhen Krusten am Boden des Krvstallisationsgef\u00e4\u00dfes ausschied. Mit den zu Gebote stehenden Mengen konnte jedoch das Salz noch nicht analysenrein erhalten werden, sondern war immer einerseits mit etwas Mesoxalat, anderseits mit dem Barvumsalz der Glykols\u00e4ure vermengt (vgl. unten). Eine umkrystallisierte Quantit\u00e4t enthielt bei 100\u00b0 getrocknet 49,4\u00b0/o Ba; f\u00fcr reines, wasserfreies Baryummalat berechnet sich 51,0\u00ae/o. Zur Erg\u00e4nzung wird die freie S\u00e4ure noch isoliert und verarbeitet.\nDie leichter l\u00f6sliche Baryumsalzfraktion zeichnet sich durch folgendes Verhalten aus. Sie l\u00e4\u00dft sich in der W\u00e4rme sehr weitgehend einengen, ohne krystallisierende Salze auszuscheiden, zum Unterschied von den Salzen der zwei- und mehrbasischen Pflanzens\u00e4uren. Zuletzt erh\u00e4lt man eine dickfl\u00fcssige L\u00f6sung mit starker Oberfl\u00e4chenspannung, die beim Umr\u00fchren zuerst klebrige, amorphe Salze ausscheidet. Beim Abk\u00fchlen und beim Zusatz von ein wenig Wasser vermehrt sich die Salzf\u00e4llung stark und wird zugleich krystallinisch. Diese Krystallflocken l\u00f6sen sich ziemlich leicht in Wasser. Nach Umkrvstallisieren wurde das Salz analysiert.\n0,1323 g lufttrockenes Salz verlor bei 100\u00fc 0,0125 g H20 = 9,45o/0. Der R\u00fcckstand gab 0,0960 g BaS04. Das bei 100\u00b0 getrocknete Salz enthielt also 47,2\u00b0/o Ba, ein Wert, welcher mit dem f\u00fcr Baryumglykolat berechneten (47,8 \u00b0/o) am besten \u00fcbereinstimmt. Der endg\u00fcltige Beweis, da\u00df es sich hier um","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis biologisch wichtiger Oxydationen. II.\t9\nGlykolat handelt, kann indessen erst durch die Isolierung der S\u00e4ure selbst erbracht werden. Bis dahin \u00e4u\u00dfern wir unsere Vermutung mit aller Reservation.\t;-, \u2019\nDie leichtest l\u00f6slichen Baryumsalze der Mutterlauge des vorhergenannten Salzes wurden zuletzt durch Alkohol gef\u00e4llt/ gewaschen und bei 100\u00ab getrocknet. Auch hier stimmte die Analyse auf Baryumglykolat.\nDie n\u00e4here Beschreibung der S\u00e4uren dieser leichter l\u00f6slichen Baryumsalzfraktion bleibt einer folgenden Mitteilung Vorbehalten. Da\u00df sich Glyoxyls\u00e4ure darunter befindet, kann schon jetzt als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden.\nGleichzeitig mit der Medicago-Laccase haben wir auch-' andere \u00e4hnliche Oxydasen aus verschiedenen Pflanzenteilen dargestellt. Wie vorl\u00e4ufige Versuche, besonders mit der Oxydase aus Sedum telephium, ergeben haben, bestehen auch diese Oxydasen aus Salzen (allerdings nicht nur Calciumsalzen) von Oxy\u00fc\u00e4uren.\t*\nSteht es nun einerseits fest, da\u00df die gereinigten Laccasen vom Medicago-Typus aus Salzen ein- und mehrbasischer Oxys\u00e4uren bestehen, so ist nat\u00fcrlich sofort zu untersuchen, ob nicht durch den Reinigungsproze\u00df wesentliche, wirksame Teile des Pr\u00e4parates entfernt worden sind. Wir k\u00f6nnen sagen, da\u00df dies nicht der Fall ist ; was die Kohle absorbiert, sind einerseits die Reste von dextrinartigen Stoffen, welche durch die Vorbehandlung mit Alkohol nicht vollst\u00e4ndig entfernt worden sind, anderseits Bruchteile derjenigen Salze, welche das reine Pr\u00e4parat ausmachen. Man kann dies erstens dadurch zeigen, da\u00df man die Wirksamkeit der durch die Kohle absorbierten Stoffe mi\u00dft. Zweitens aber dadurch, da\u00df man quantitative Vergleiche zwischen der Wirkung der gereinigten und der rohen Oxydase anstellt.\nNun haben wir bereits vor einem Jahr und ganz unabh\u00e4ngig von den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung gefunden,\u00bb) da\u00df die neutralen Salze der aliphatischen Oxy-\n\u2018) H. Euter und I. Bolin, Diese Zeitschrift. Bd. LV1I, S. SO [100HI. \u25a0\u25a0lehe das daselbst \u00fcber die Ausf\u00fchrung der . quantitativen Messungen","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"IG\tHans Euler und Ivan Bolin.\ns\u00e4uren die gleichen Wirkungen aus\u00fcben, wie die Medicago-Laccase. Wir erinnern an die 1. c. Seite 94\u201498 mitgeteilten Tabellen.\nIm Anschlu\u00df an die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sind dann diese Messungen wiederholt worden und haben zu Zahlen gef\u00fchrt, welche mit den fr\u00fcher erhaltenen vollst\u00e4ndig \u00fcbereinstimmen. Von den Versuchen mit weiteren Salzen sei dann noch einer mit Calciummalat und einer mit Calciumglykolat angef\u00fchrt, w\u00e4hrend wir uns die ausf\u00fchrliche Wiedergabe der quantitativen Oxydationsversuche f\u00fcr eine folgende Mitteilung Vorbehalten; Bei Mesoxals\u00e4ure scheint die Oxydationsreaktion in Gegenwart von Mangan eine erheblich kompliziertere zu sein. Tabelle 4, welche sich auf die oben angegebenen Hydrochinon- und Mangankonzentrationen bezieht, zeigt, da\u00df eine Mischung dieser in der Medicago-Laccase enthaltenen Calciumsalze die Wirkung der nat\u00fcrlichen Laccase noch etwas \u00fcbertrifft.\nDie Versuche sind wie fr\u00fcher mit L\u00f6sungen angestellt worden, welche in bezug auf Hydrochinon 0,2 normal, in bezug auf Manganacetat 0,001 \u00e4quivalent-normal waren. Die Tabellen geben die in der Zeit t Minuten von 50 ccm L\u00f6sung absorbierten Kubikzentimeter Sauerstoff an.\nTabelle 1.\tTabelle 2.\n0.2 g Calciumglykolat in 50 ccm\t0,2 g Calciummalat in 50 ccm\nt\tccm 02\tt\tccm02\n5\t1,1\t5\t1,8\n10\t1,7\t10\t2,9\n15\t2,3\t20\t4,5\n20\t2,0 30\t3,1\t30\t5,7\nTabelle 3.\tTabelle 4.\t\n0.1 g Calciumglykolat\t0,2 g\tLaccase\n0.05 \u00bb Calciummalat\t\t\n0.05 \u00bb Calciummesoxalat\t\t\nt\tccm 02\tt\tccm 02\n5\t2,3\t5\t1,3\n10\t3,4\t10\t2,2\n15\t4,1\t15\t>3,0\n20\t4,8\t20\t3,5\n30\t5,9\t30\t4.9","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis biologisch wichtiger Oxydationen. II. V 11\nln unserer vorhergehenden Mitteilung haben wir darauf hingewiesen, da\u00df eigentlich keine Veranlassung vorliegt, die Oxydasen vom Medicago-Typus als Enzyme zu bezeichnen.\nEinerseits haben wir es hier offenbar , mit einer reinen Definitionsfrage zu tun. Da f\u00fcr die Bezeichnung Enzym keine andere Bedingung existiert, als die Herkunft aus einem Organistnus, und kein bindendes Kriterium \u2014 da\u00df ein Kriterium wie die W\u00e4rmedenaturierung nicht befriedigen kann, haben wir bereits mehrfach hervorgehoben \u2014 so ist es schwer., zwischen Enzymen und anderen Katalysatoren des Tier- und Pflanzenreiches eine Grenze zu ziehen. Durchaus berechtigt ist es ohne Zweifel, einen enzymatisch wirksamen Stoff, sei er w\u00e4rme-empfindlich oder nicht, sobald seine Konstitution klargelegt worden ist, aus der Reihe der Enzyme auszuscheiden und fortan einfach unter die Katalysatoren zu rechnen.\nAnderseits haben sich Bezeichnungen wie Oxydase, Lac-case u. a. so eingeb\u00fcrgert, da\u00df man sie ohne zwingende Veranlassung nicht aufgeben wird. Wir haben einstweilen die von Bertrand auch f\u00fcr die Medicago-Oxydase eingeffihrte Bezeichnung Laccase beibehalten, obwohl, wie in einer folgenden Mitteilung gezeigt wird, die Medicago-Laccas\u00eb und die Rlius-Laccase sehr wenig Beziehungen zu einander haben.\nZusammenfassung.\nEs ist durch die vorliegende Untersuchung zum erstenmal gelungen, \u00fcber die chemische Natur einer Oxydase Aufschlu\u00df zu erhalten. Die von G. Bertrand 1897 dargestellte Medicago-Laccase wurde n\u00e4mlich als ein Gemisch von Calciumsalzen ein-, zwei- und dreibasischer Oxys\u00e4uren erkannt. Unter den S\u00e4uren sind besonders nachgewiesen: Citronen-s\u00e4ure, \u00c4pfels\u00e4ure und Mesoxals\u00e4ure. Die Gegenwarf von viel Glykols\u00e4ure wurde sehr wahrscheinlich gemacht . / \u2022\nWie zum Teil schon in einer fr\u00fcheren Arbeit der Verfasser gezeigt worden ist, \u00fcben die neutralen Salze dieser S\u00e4uren qualitativ und quantitativ die gleiche Oxydationswirkung auf Polyphenole aus, durch welche Bertrand seine Medicago-Laccase charakterisiert hat.","page":11}],"identifier":"lit37737","issued":"1909","language":"de","pages":"1-11","startpages":"1","title":"Zur Kenntnis biologisch wichtiger Oxydationen. II. Mitteilung. \u00dcber die Reindarstellung und die chemische Konstitution der Medicago-Laccase","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:17.127011+00:00"}