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{"created":"2022-01-31T15:43:50.390624+00:00","id":"lit37746","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 124-138","fulltext":[{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Invertin (Invertase) der Hefe.\nII. Mitteilung.\nVon\nE. Salkowski.\n(Aus der chemischen Abteilung des pathologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin. (Der Redaktion zugegangen am 29. Juni 1909.)\nAm Schl\u00fcsse meiner vor einer Reihe von Jahren erschienenen Arbeitl) \u00fcber das Invertin der Hefe habe ich mich dahin ausgesprochen, da\u00df ich die Versuche zur Reindarstellung des Invertins f\u00fcr aussichtslos halte, weil man bei einem Material, das mehrere Fermente enth\u00e4lt, nie wissen k\u00f6nne, ob ein Pr\u00e4parat, das nur eine Fermentwirkung \u2014 in diesem Falle die Inversionswirkung \u2014 zeigt, nicht auch die anderen, durch die Art der Behandlung unwirksam gewordenen Fermente beigemischt enth\u00e4lt. Unter diesen Umst\u00e4nden k\u00f6nnte es inkonsequent erscheinen, da\u00df ich mich aufs neue der Frage nach der Natur des Invertins zuwende. Es k\u00f6nnte scheinen, als ob ich hinsichtlich der M\u00f6glichkeit der Isolierung von Invertin anderer Ansicht geworden w\u00e4re. Das ist aber durchaus nicht der Fall, ich bin noch derselben Ansicht, und wenn ich mich aufs neue mit dem Invertin besch\u00e4ftigt habe, so ist das nicht geschehen, um einen Versuch zur Isolierung zu wagen \u2014 ein Unternehmen, das \u00fcbrigens selbst bei Substraten, die nur ein Ferment enthalten, im besten Falle immer nur einen Wahrscheinlichkeitserfolg verspricht, da wir kein Kriterium zur Erkennung der Reinheit besitzen \u2014, sondern nur. um mich mit zwei prinzipiell wichtigen Fragen \u00fcber die Natur des Invertins zu besch\u00e4ftigen, n\u00e4mlich 1. ob das Invertin einen Kohlehydratkomplex enth\u00e4lt und 2. ob es phosphorhaltig ist.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 305.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Invertin der Hefe. II.\t125\nFragen, die auch von allgemeiner Bedeutung f\u00fcr die Fermente \u00fcberhaupt sind. Ich werde mich hier nur mit der ersten Frage besch\u00e4ftigen, die Erfahrungen, die ich \u00fcber die zweite gemacht habe, einer besonderen Abhandlung vorbehaltend.\nIn der erw\u00e4hnten Abhandlung habe ich nachgewiesen, da\u00df die aus der Hefe dargestellten Invertinpr\u00e4parate regelm\u00e4\u00dfig einen ansehnlichen \u2014 in meinen Versuchen von 17,17\u201465,3 o/o wechselnden \u2014 Gehalt an Hefegummi aufweisen, welches bei der Hydrolyse mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure Mannose liefert. Dies trifft nicht nur f\u00fcr meine Pr\u00e4parate zu, sondern sicher auch f\u00fcr alle bisher von Anderen\u00bb) dargestellten, deren Gehalt an Kohlenhydraten auch von verschiedenen Beobachtern hervorgehoben ist.1) W\u00e4hrend aber die fr\u00fcheren Autoren den Kohlenhydratgehalt als zum Invertinmolek\u00fcl geh\u00f6rig angesehen haben, habe ich meine \u00dcberzeugung dahin ausgesprochen, da\u00df das Hefegummi nur als Verunreinigung anzusehen sei. Ist doch auch nicht abzusehen, wie ein relativ so schwach wirkendes Reagens, wie die Fehlingsche L\u00f6sung, in gelinder W\u00e4rme eine Abspaltung von Hefegummi aus einem Atomkomplex herbei-(iihren sollte. Auch die Tatsache, da\u00df der Gummigehalt der Invertinpr\u00e4parate in weiten Grenzen schwankt, spricht \u2014 wenn auch nicht unbedingt2) \u2014 f\u00fcr meine Ansicht. In dieser haben mich auch die inzwischen erschienenen Ausf\u00fchrungen von R. Hafner3) nicht irre gemacht. Dieselben gipfeln ebenso wie die fr\u00fcheren von Osborne und K\u00f6lle immer in der Frage: warum soll das Invertin kein Kohlenhydrat in seinem\nMolek\u00fcl enthalten, da dieses doch konstant in den dargestellten Pr\u00e4paraten enthalten ist? eine Frage, der mari mit allem Recht die Gegenfrage entgegenhalten kann: warum soll das Invertin gerade ein Kohlenhydrat enthalten, da doch kein anderes Ferment mit Kohlenhydratgehalt bekannt ist und das Gummi, von dem nachweislich bei den Invertindarstellungen immer nur ein kleiner Teil in L\u00f6sung geht, nicht Verunreinigung sein?\n\u2018) Siehe die fr\u00fchere Literatur in meiner zitierten Arbeit.\n*) Nicht unbedingt, weil das Gummi ja auch in zwei Formen vorhanden sein k\u00f6nnte, einer freien und einer gebundenen.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 1","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nE. Salkowski,\nEin Beweis daf\u00fcr, da\u00df das Hefegummi nichts mit dem Ferment zu tun hat, ist freilich nur dann geliefert, wenn es gelingt, stark wirksame gummifreie Fermentl\u00f6sungen herzustellen. Wieweit mir das gelungen ist, wird aus den folgenden Ausf\u00fchrungen hervorgehen. Als Hilfsbeweis kann betrachtet werden, wenn man nachweisen kann, da\u00df der Grad der Wirksamkeit und der etwa vorhandene Gummigehalt in keiner bestimmten Relation zueinander stehen.\nDer Gang der Untersuchung war also im allgemeinen der, da\u00df ich in auf verschiedene Weise hergestellten Ausz\u00fcgen aus Hefe \u2014 es kam stets m\u00f6glichst amylumfreie Pre\u00dfhefe zur Anwendung \u2014 den Gummigehalt \u2014 wenn vorhanden \u2014 quantitativ bestimmte und die Wirksamkeit durch Digestion mit Rohrzuckerl\u00f6sung feststellte. Au\u00dferdem schien es mir w\u00fcnschenswert, in jedem Falle den Gehalt der verwendeten L\u00f6sung an fester Substanz und an Asche zu ermitteln. Dies geschah haupts\u00e4chlich zu einem andern Zweck: ich wollte behufs sp\u00e4terer Versuche \u00fcber das Invertin feststellen, welche L\u00f6sungen bei guter Wirksamkeit relativ arm waren an gel\u00f6ster organischer Substanz, oder mit andern Worten, in welchen L\u00f6sungen die Relation zwischen Wirksamkeit, ausgedr\u00fcckt durch die in einer bestimmten Zeiteinheit und bei einer bestimmten Temperatur \u2014 40\u00b0 \u2014 gebildete Quantit\u00e4t Invertzucker, und Gehalt an fester Substanz am gr\u00f6\u00dften war. Da nach Barth1) das Optimum der Wirkung bei Anwendung 10\u00b0/oiger Zuckerl\u00f6sung liegt, so wurde stets eine solche L\u00f6sung angewendet. Dieselbe wurde jedesmal frisch aus etwa 5 g Kandiszucker in 50 ccm Wasser hergestellt. Die Digestion dauerte eine Stunde. Dabei wurde daf\u00fcr gesorgt, da\u00df die Rohrzuckerl\u00f6sung schon vor dem Zusatz der Fermentl\u00f6sung eine Temperatur von 40\u00b0 hatte.\nDie Bestimmung des Invertzuckers geschah durch Kochen mit Fehlingscher L\u00f6sung (2 Minuten) und W\u00e4gung des bei 120\u00b0 getrockneten Kupferoxyduls, das stets eine rote Farbe hatte, bald mehr ziegelrot, bald fast scharlachrot. Da es sich in manchen F\u00e4llen nur um kleine Zuckermengen handelte,\n*) Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XI, S. 481.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Invertin der Hefe. II.\t127\nhabe ich dieses Verfahren der optischen Methode vorgezogen. Es gew\u00e4hrt mir auch das Gef\u00fchl gr\u00f6\u00dferer Sicherheit, Allerdings ist mir hin und wieder eine Bestimmung dadurch verloren gegangen, da\u00df die Quantit\u00e4t der Fehiingschen L\u00f6sung zu gering bemessen war.\nEinige Worte habe ich noch zu sagen bez\u00fcglich der Berechnung des Invertzuckers aus dem Kupferoxydul. Zun\u00e4chst gelang es mir nicht, mir einen Rohrzucker zu verschaffen, von dem 5 g in 10\u00b0/oiger L\u00f6sung beim Kochen mit \u00dcberschu\u00df von Fehlingscher L\u00f6sung absolut keine Reduktion gab: ein r\u00f6tlicher Hauch von Kupferoxydul zeigte sich stets in der Schale. Dies scheint auch sonst als Tatsache angenommen zu werden, denn in den bekannten Tabellen von E. Weiss1) findet sich auf S. 17 die Bemerkung: *es wurde festgestellt, da\u00df reiner Rohrzucker f\u00fcr sich mit Fehlingscher L\u00f6sung erhitzt, bedeutend weniger CuO reduziert, als wenn er mit Invertzucker gemengt auf die alkalische Kupferl\u00f6sung einwirkt.\u00bb Weiss bezieht sich dabei auf Versuche von E. Meissl. Hier wird es also als bekannte Tatsache hingestellt, da\u00df Rohrzucker Fehlingsche L\u00f6sung reduziert. Ich glaubte danach die geringf\u00fcgige durch mein Rohrzuckerpr\u00e4parat bewirkte Reduktion vernachl\u00e4ssigen zu k\u00f6nnen. Zur Berechnung des jnvert-zuckergehaltes wurde also das Cu20 auf Cu umgerechnet und die betreffenden Werte aus den Weissschen Tabellen entnommen, wobei je nach dem Verh\u00e4ltnis zwischen Invertzucker und Testierendem Rohrzucker die entsprechende Tabelle benutzt wurde. Um indessen dem Leser ein eigenes Urteil zu erm\u00f6glichen, habe ich auch die Zahlen f\u00fcr Cu20 selbst angef\u00fchrt.\nDie Pr\u00fcfung auf Gummigehalt und die Bestimmung der Menge beruhte auf der von mir*) angegebenen Ausscheidung desselben als Gummikupferverbindung beim Erw\u00e4rmen mit Fehlingscher L\u00f6sung. Es sei hier\u00fcber noch folgendes bemerkt. Die betreffenden L\u00f6sungen wurden in allen F\u00e4llen auf ca. 25 ccm eingedampft. Wenn man zu einer solchen L\u00f6sung Natronlauge\n\u2018) E. Weiss, Tabellen zur quantitativen Bestimmung der Zuckeracten. Stuttgart 1888. Verlag von Max Wang.\n.*) \u00dfer. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXVII, S. 499 Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t9","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\tE. Salkowski,\nhinzusetzt, entsteht in jedem Falle eine aus Erdphosphaten bestehende Tr\u00fcbung, die sich bei gelindem Erw\u00e4rmen zusammenballt. Dasselbe mu\u00df nat\u00fcrlich auch eintreten bei Zusatz von Fehlingscher L\u00f6sung. Wenn die L\u00f6sungen Purinbasen enthalten \u2014 das ist namentlich bei Anwendung von getrockneter erhitzter Hefe der Fall \u2014, enth\u00e4lt der Niederschlag auch Kupferverbindungen * *) dieser. Man kann also aus der Bildung eines Niederschlages keinesfalls auf die Gegenwart von Gummi schlie\u00dfen. Meistens ballt sich der Niederschlag beim Vorhandensein von Gummi zu einem kleinen Kl\u00fcmpchen zusammen, doch ist dies nicht ausnahmslos der Fall, der Niederschlag mu\u00df also n\u00e4her untersucht werden. Da der Gummikupferniederschlag sich langsam bildet und seine Ausscheidung durch Erw\u00e4rmen bef\u00f6rdert wird, so wurde die eingedampfte Fl\u00fcssigkeit, nach Zusatz von etwas Natronlauge und soviel Fehlingscher L\u00f6sung, da\u00df sie intensiv blau erschien, etwa eine halbe Stunde oder etwas l\u00e4nger auf dem Wasserbad erhitzt, dann bis zum n\u00e4chsten Tage stehen gelassen. Die Gummikupferverbindung wurde dann, h\u00e4ufig nach Zusatz von etwas Wasser, um die Filtration der alkalischen L\u00f6sung zu bef\u00f6rdern, abfiltriert2) und etwas ausgewaschen, dann durch Aufgie\u00dfen von m\u00f6glichst wenig verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure (etwa 1 Vol. Salzs\u00e4ure von 1,124 D und 2 Vol. Wasser) gel\u00f6st und mit wenig Wasser nachgewaschen. Man darf nicht zuviel waschen, damit die zu f\u00e4llende L\u00f6sung nicht zu verd\u00fcnnt wird. Mitunter habe ich das ausgewaschene feuchte Filter aus dem Trichter herausgenommen und zwischen den Fingern ausgedr\u00fcckt. Die L\u00f6sung wird mit ca. dem 7\u20148 fachen Alkohol absolutus versetzt und bis zum n\u00e4chsten Tage stehen gelassen, das ausgeschiedene Gummi auf einem getrockneten gewogenen Filter gesammelt, sehr sorgf\u00e4ltig zuerst mit 90\u00b0/oigem, dann mit absolutem Alkohol, schlie\u00dflich mit \u00c4ther gewaschen, bei 115\u00b0 getrocknet, gewogen. \u00d6fters habe ich das Gummi noch verascht und die durch Beimischung von etwas Kupferoxyd schw\u00e4rz-\n\u2019) Ganz \u00fcberwiegend solche, deren salpetersaure Silberverbindung sich aus hei\u00dfer Salpeters\u00e4ure beim Erkalten ausscheidet.\n*) Manchmal lie\u00df sich auch die Gummikupferverbindung durch Dekantieren waschen.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Invertin der Hefe. II.\t129\nlieh gef\u00e4rbte Asche gewogen. Da dies aber nicht regelm\u00e4\u00dfig geschehen ist, habe ich die \u00fcbrigens minimale Aschenmenge \u2014 1 mg und darunter \u2014 nicht in Abzug gebracht.\nSehr h\u00e4ufig wurde das alkoholische Filtrat und der Waschalkohol noch auf einen etwaigen Gehalt an gel\u00f6stem Gummi untersucht. Zu dem Zweck wurden die gesamten alkoholischen Filtrate verdampft, der R\u00fcckstand in einigen Kubikzentimetern Wasser gel\u00f6st, filtriert, das Filtrat mit etwa V* Vol. rauchender Salzs\u00e4ure versetzt, ca. 1 Minute im Sieden erhalten, nach dem Erkalten mit konzentrierter Natronlauge \u00fcbers\u00e4ttigt und mit Fehlingscher L\u00f6sung erhitzt: es wurde keine positive Tr omni er sehe Probe erhalten, wie es bei den geringsten Spuren von Gummi regelm\u00e4\u00dfig der Fall ist.\nDas ganze Verfahren der Gummibestimmung kann allerdings nicht auf die Bezeichnung eines quantitativen im strengsten sinne des Wortes Anspruch machen, der Fehler ist aber, da es sich ausnahmslos um sehr kleine Mengen von Gummi handelt, jedenfalls absolut sehr gering und auch relativ sicher nicht erheblich.\nI. Versuche mit frischer Hefe und Wasser.\nDen Ausgangspunkt bildete die schon in meiner fr\u00fcheren Arbeit mitgeteilte Beobachtung, da\u00df bei kurzem Digerieren von getrockneter Hefe mit Wasser bei Zimmertemperatur nur sehr wenig Gummi in L\u00f6sung geht. Ich setzte voraus, da\u00df dieses noch weniger, vielleicht gar nicht der Fall sein werde, wenn man bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur arbeitet. Es wurde also die Hefe, das Wasser und alle in Betracht kommenden Utensilien m\u00f6glichst auf 0\u00b0 abgek\u00fchlt.1)\nDie Pre\u00dfhefe wurde in einem Zylinder mit der doppelten Quantit\u00e4t Eiswasser verr\u00fchrt. Die Verteilung geschah in m\u00f6glichst schonender Weise, um die Hefezellen m\u00f6glichst wenig zu sch\u00e4digen. Sie gelingt durch einfaches R\u00fchren oder, richtiger, rotierende Bewegungen mit dem Spatel. Die Mischung\n*). Die folgenden allgemeinen Bemerkungen gelten sinngem\u00e4\u00df auch f\u00fcr die anderen Versuchsanordnungen.\n- 9*","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nE. Salkowski,\nwurde durch ein nicht angefeuchtetes Filter (Schleicher und Sch\u00fctt 597) filtriert. Die ersten Kubikzentimeter, mitunter auch nur die ersten Tropfen, gehen etwas tr\u00fcbe durch, bald aber wurde nach ein- oder zweimaligem Zur\u00fcckgie\u00dfen das Filtrat ganz klar. Sobald dies eintrat, wurde der Zylinder mit dem aufgesetzten Trichter in den Eisschrank gestellt und bis zum n\u00e4chsten Tage sich selbst \u00fcberlassen. Die Filtration erfolgt \u00e4u\u00dferst langsam, liefert aber in der angegebenen Zeit gen\u00fcgende Mengen von Filtrat. Das Filtrat war farblos und ganz klar, bei auffallendem Licht konnte man allenfalls einen leichten wei\u00dflichen Schimmer konstatieren; am Boden des Zylinders fand sich aber regelm\u00e4\u00dfig eine kaum wahrnehmbare Schicht von Hefezellen abgesetzt. Die Fl\u00fcssigkeit wurde daher, ohne diese Schicht aufzur\u00fchren, mit der Pipette abgesogen, dann erst nachtr\u00e4glich das Volumen festgestellt. Versuche, in denen es nicht gelang, ein ganz klares Filtrat zu erhalten \u2014 das kam ab und zu vor \u2014, wurden verworfen.\nBez\u00fcglich des Verhaltens des Filtrates zu Reagenzien sei folgendes bemerkt.\n1.\tErhitzen zum Sieden, auch unter Zusatz von Essigs\u00e4ure + Chlornatrium: 0.\n2.\tEssigs\u00e4ure -f- Ferrocyankalium: 0.\n3.\tMi lions Reagens: schwache r\u00f6tliche F\u00e4rbung.\n4.\tSog. Xanthoproteinreaktion (nach Zusatz von Natronlauge): schwache gelbliche F\u00e4rbung.\n5.\tPhosphorwolframs\u00e4ure + Salzs\u00e4ure : leichte wei\u00dfliche Tr\u00fcbung.\n6.\tTannin: Opalescenz.\nBei tropfen weisem Zusatz von Fehlingscher L\u00f6sung zu dem stark eingedampften, mit etwas Natronlauge versetzten Filtrat trat stets Violettf\u00e4rbung ein: es war also zwar nicht gerinnbares Eiwei\u00df, wohl aber Albumose oder Pepton vorhanden.\nZur Bestimmung der Trockensubstanz und Asche dienten 25 ccm, zur Gummibestimmung 60\u201480 ccm, zur Feststellung des Inversionsverm\u00f6gens wurde 1 ccm zu 50 ccm einer ungef\u00e4hr 5 g Rohrzurcker enthaltenden L\u00f6sung gesetzt, 1 Stunde bei 40\u00b0 digeriert, erhitzt, nach dem Erkalten auf 100 ccm","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Invertin der Hefe. II.\t131\naufgef\u00fcllt, 2,5\u201450 ccm, mitunter auch die ganze Quantit\u00e4t zur Reduktion mit Fehlingscher L\u00f6sung verwendet.\nDie Resultate sind in folgender kleiner Tabelle zusammengestellt.\nNum- mer. des Ver- suches\tQuan- tit\u00e4t der Hefe g\tQuan- tit\u00e4t des Fil- trates ccm\t100 Teile des Filtrates enthalten\t\tGehalt des Trockenr\u00fcckstandes an Gummi in \u00b0/o\t1 ccm liefert Cu20 aus Invertzucker bei lst\u00fcn-. diger 1 Digestion\tQuantit\u00e4t des Invert- zuckers\t\u2022Verh\u00e4ltnis des organischen Troekenr\u00fcck-, Standes zu dem in 1 Stunde gebildeten Invertzucker\n\t\t\tOr- ganischen Trocken- r\u00fcckstand\tGummi\t\t\t\t\n1\t65\t110\t0,1048\t0,0143\t10,9\t0,3676\t0,1690\t161\n2\t76'\t113\t0,188\t0,0298\t15,8\t0,6282\t0,3026 ;\t160,6\n3\t65\t110\t0,1928\t0,0283\t14,6\t0,6286\t0,3026\t156,9\nVon dem Filtrat des Versuchs 3 wurde au\u00dferdem 1 ccm mit ca. 5 g Rohrzucker in 10 \u00b0/oiger L\u00f6sung 24 Stunden bei 40\u00b0 digeriert, auf 100 ccm aufgef\u00fcllt, 5 ccm zur Bestimmung verwendet. Es wurde erhalten 0,453 Cu20 = 4,528 Invertzucker im ganzen. Die organische feste Substanz ist also imstande, in 24 Stunden das 2348fache ihres Gewichtes Invertzucker zu bilden resp. das 2140 fache ihres Gewichtes Rohrzucker zu spalten; der Rohrzucker war zu mehr als 4/b invertiert. Wie sehr, nebenbei bemerkt, das Ferment durch die Einwirkung von Alkohol gesch\u00e4digt wird, geht daraus hervor, da\u00df das von Barth dargestellte \u00abInvertin\u00bb in einer halben Stunde nur das 20,8fache, also in 1 Stunde das 41,6fache des Gewichtes Invertzucker bildete, w\u00e4hrend in den obigen Versuchen ein Teil des organischen Trockenr\u00fcckstandes das 160fache seines Gewichtes Invertzucker bildete, also fast 4 mal so wirksam war, wie das isolierte Invertin.\nAus diesen Versuchen geht hervor:\n1. Da\u00df bei einfacher Digestion mit destilliertem Wasser auch bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur eine ansehnliche Quantit\u00e4t Gummi in L\u00f6sung geht, ansehnlich in bezug auf die Quantit\u00e4t der Trockensubstanz, dagegen nur ein sehr geringer Bruchteil des in der Hefe vorhandenen Gummis. Nach meinen","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nE. Salkowski,\nfr\u00fcheren Versuchenl) betr\u00e4gt der Gummigehalt der Pre\u00dfhefe fast genau 2\u00b0Io.2) Die angewendeten 65 g Hefe des Versuches 1 haben also enthalten 1,30 g Gummi, der Gehalt des Filtrates an Gummi betrug 0,0143 f\u00fcr 100 Teile, also f\u00fcr 130 ccm 0,0186. Das ist etwa der 70. Teil des vorhandenen Gummis oder 1,4\u00b0/o desselben; ebenso berechnen sich f\u00fcr Versuch 2: 2 \u00b0/o, f\u00fcr Versuch 3: 2,17 \u00b0/'o.\n2. Es folgt ferner, da\u00df auch, entgegen der gew\u00f6hnlichen Annahme, Wasser ohne Anwendung eines Protoplasmagiftes oder des von Hoppe-Seyler urspr\u00fcnglich angegebenen \u00c4thers eine erhebliche Menge Invertin aus der Hefe auszieht. Das geht eigentlich schon aus der Tatsache hervor, da\u00df Hefe, in Rohrzuckerl\u00f6sung verschiedenster Konzentration eingetragen, den Rohrzucker invertiert und in G\u00e4rung versetzt. Sehr bemerkenswert ist das konstante Verh\u00e4ltnis zwischen dem organischen Trockenr\u00fcckstand und dem gebildeten Invertzucker, obwohl in Versuch 1 sehr viel weniger feste Substanz in L\u00f6sung gegangen war.\nDa der gew\u00fcnschte Erfolg bez\u00fcglich des Gummigehaltes nicht erreicht war, versuchte ich nun zun\u00e4chst die Anwendung von Chloroformwasser. Die Versuchsanordnung war dieselbe, auch hier wurde von der Anwendung der K\u00e4lte Gebrauch gemacht.\nII. Versuche mit frischer Hefe und Chloroformwasser.\nBez\u00fcglich des allgemeinen Verhaltens der Filtrate gilt dasselbe, wie f\u00fcr die Ausz\u00fcge mit Wasser. Auch diese Filtrate waren vollst\u00e4ndig klar, das gilt aber nur f\u00fcr den ersten Auszug, die folgenden (siehe weiter unten) hatten ein merklich opakes Aussehen.\nDas Verhalten zu Reagenzien war dasselbe, die Reaktionen waren jedoch, soweit sie \u00fcberhaupt vorhanden, noch schw\u00e4cher Mit Milions Reagens z. B. entstand nur eine r\u00f6tlichgelbe Tr\u00fcbung. Die eingedampften L\u00f6sungen gaben stets Biuretreaktion. Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt.\n\u2022) Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXVII, S. 502.\n*) In sp\u00e4teren Versuchen mit kleineren Mengen Hefe habe ich etwas mehr gefunden, doch mag dies hier unber\u00fccksichtigt bleiben.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Invertin der Hefe. II.\t133,\nSum- mer des Ver- suches\tQuan- tit\u00e4t der Hefe g\tQuan- tit\u00e4t des Fil- trates ccm\t100 Teile des Filtrates enthalten\t\tGehalt des organischen Trockenr\u00fcckstandes an Gummi in \u00b0/o\t1 ccm Filtrat lieferte CUjO aus Invertzucker bei 1 st\u00fcn-diger Digestion\tQuantit\u00e4t des aus 1 ccm gebildeten Invertzuckers\tDer organische Trockenr\u00fcckstand verh\u00e4lt sich zum Invertzucker = 1 :\n\t\t\tOr- ganischen Trocken- r\u00fcckstand\tGummi\t\t\t\t\nI\t96\t140\t0,1080\t0,0191\t17,6\t0,5084\t0,251\t232\n{)\t100\t156\t0,2296\tSpur\t\u2014\t0,3232\t0,1723\t75\n:\t114\t175\t0,1288\t0,0138\t10,8\t0,567\t0.285\t221\nm 1\t88\t155\t0,2808\t0.0102\t3,6\t0,3344\t0,152-\t54\n7 a\t\t156\t0,1616\tSpur\t\u2014\t0,2048\t0,0893\t55\nTb\t\u2014\t158\t0,1800\t0\t0\t0,1268\t,0,0549\t30.5\n7 c\t\u25a0\u2014\t160\t0,1224\t0\t0\t0,0982\t0.0426\t34,8\n7d\t\u2014\t155\t0,1504\t0\t0\t0,0623\t0,02691\t26,9\nDie Nummern 7 a\u20147 d bed\u00fcrfen der Erl\u00e4uterung.\nEs schien mir nicht undenkbar, da\u00df eine zweite Extraktion ' der bereits einmal extrahierten Hefe mit Chloroformwasser ein gummifreies, aber doch noch fermenthaltiges Filtrat liefern k\u00f6nne. Der bei Versuch 7 gebliebene R\u00fcckstand wurde daher samt dem Filter mit kaltem Chloroformwasser gesch\u00fcttelt: Versuch 7 a. Ebenso wurde mit dem dabei gebliebenen R\u00fcckstand verfahren. Der nun gebliebene, aus Hefe und P\u00e4pier-fasern bestehende R\u00fcckstand wurde, so gut es ging, vom Filter genommen und wieder mit Chloroformwasser \u00fcbergossen : Versuch 7 c, ebenso ergab die nochmalige Extraktion 7 d.\nBez\u00fcglich des Gehaltes der Filtrate an Gummi hat die Extraktion mit Chloroformwasser nichts wesentlich anderes ergeben, wie di\u00e8 mit Wasser allein, nur in Versuch 7 war der Gehalt an Gummi, bezogen auf den organischen Trockenr\u00fcckstand, erheblich geringer, in Versuch 5 sind nur Spuren in L\u00f6sung gegangen, dagegen hat es sich gezeigt, da\u00df die auf die erste Extraktion folgenden ein Filtrat liefern, weiches Invertin, aber kein Gummi enth\u00e4lt. Wenn der Gehalt an Invertin auch gering ist, so ist damit doch prinzipiell der Beweis geliefert, da\u00df das Invertin von Gummi unabh\u00e4ngig ist, da\u00df der bisher konstant","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nE. Salkowski,\ngefundene Gummigehalt der Invertinpr\u00e4parate nur eine Verunreinigung darstellt, wie ich stets behauptet habe. Es ist wohl m\u00f6glich, da\u00df auch bei Anwendung von Wasser allein sich die sp\u00e4teren Extrakte als gummifrei erweisen w\u00fcrden, ich fand es aber \u00fcberfl\u00fcssig, diese Versuche noch anzustellen.\nSehr auffallend sind die gro\u00dfen Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten in dem Gehalt der Ausz\u00fcge an Trockensubstanz und in ihrem Inversionsverm\u00f6gen. Eine Erkl\u00e4rung derselben vermag ich nicht zu geben: sie m\u00fcssen an Verschiedenheiten der Pre\u00dfhefe oder an kleinen Abweichungen bei der Extraktion einschlie\u00dflich der doch etwas wechselnden Temperatur gelegen sein.\nBemerkenswert erscheint, da\u00df auch die f\u00fcnfte Extraktion mit Chloroformwasser immer noch Invertin im Auszug ergab. Um den Verdacht auszuschlie\u00dfen, da\u00df die Reduktion vielleicht gar nicht vom gebildeten Invertzucker, sondern von dem Chloroformgehalt des Auszuges herr\u00fchre, wurde folgender Versuch ausgef\u00fchrt. 1 ccm Chloroformwasser wurde zu 50 ccm Wasser gesetzt und die Mischung 1 Stunde lang im Glasst\u00f6pselzylinder falle Versuche sind in solchen ausgef\u00fchrt) in den Thermostaten gestellt, dann in verd\u00fcnnte, siedende Fehlingsche L\u00f6sung (50 ccm L\u00f6sung 50 ccm Wasser) gegossen und 2 Minuten im Sieden erhalten. Es schied sich keine Spur von Kupferoxydul aus. Damit ist festgestellt, da\u00df der f\u00fcnfte Anszug tats\u00e4chlich noch Invertin enth\u00e4lt.\nJa! selbst mit der f\u00fcnften Extraktion ist der Invertingehalt noch nicht ersch\u00f6pft! Der auf dem;Filter gebliebene R\u00fcckstand wurde sich selbst \u00fcberlassen und ging dabei in starke F\u00e4ulnis \u00fcber. Nach 6 Tagen wurde er mit der in den fr\u00fchem Versuchen 7 angewendeten Quantit\u00e4t \u2014 176 ccm \u2014 Chloroformwasser durchgesch\u00fcttelt und filtriert. Das Filtrat (die Quantit\u00e4t ist nicht notiert) enthielt reichlich Gummi, in 100 Teilen 0,9128 Trockenr\u00fcckstand, wovon 0,2812 anorganisch, also 0,6256 organisch. 1 ccm mit 5 g Rohrzucker 1 Stunde digeriert gab 0,1422 Cu20, also mehr als doppelt soviel, wie die letzte Extraktion. Die Widerstandsf\u00e4higkeit des Invertin gegen F\u00e4ulnis ist sehr bemerkenswert und ein weiterer Beweis f\u00fcr die Nichteiwei\u00dfnatur desselben.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Invertin der Hefe. II.\t135\nUm die Widerstandsf\u00e4higkeit des Invertins gegen F\u00e4ulnis, noch weiterhin zu erproben, wurde folgender Versuch angestellt.\n95 g Pre\u00dfhefe wurden in 190 ccm Wasser verteilt, etwa 1 ccm einer faulenden Fleischraaceration hinzugesetzt und die Mischung in einen W\u00e4rmeschrank (40\u00b0) gestellt. Schon am n\u00e4chsten Tage war intensive F\u00e4ulnis zu konstatieren. Die Mischung blieb im ganzen 4 Tage im W\u00e4rmeschrank, wurde dann, nachdem sie noch 24 Stunden im Eisschrank gest\u00e4nden hatte, durch ein trockenes Filter filtriert. Dar Filtrat war nach mehrmaligem Zur\u00fcckgie\u00dfen der ersten Anteile ganz klar (bis auf einen ganz d\u00fcnnen Bodensatz), gelb gef\u00e4rbt. Abfiltriertes Volumen 192 ccm.1)\n1 ccm wurde nun zu 5 g Rohrzucker in 10\u00b0/oiger L\u00f6sung gesetzt, 1 Stunde bei 40\u00b0 digeriert, erhitzt, auf 100 ccm (nach dem Abk\u00fchlen) aufgef\u00fcllt. 50 ccm gaben 0,4618 Cu\u201e0 = 0,2293 Invertzucker, also f\u00fcr die ganze Quantit\u00e4t 0,458.6 g Das ist bedeutend mehr, als bei den Versuchen der Extraktion mit Wasser gefunden wurde (die betreffenden Werte sind 0.169 \u2014 0,3026 \u2014 0,3026 Invertzucker). Man kann also wohl mit Bestimmtheit sagen, da\u00df das Invertin durch viert\u00e4gige intensive F\u00e4ulnis nicht angegriffen wird.\nVielleicht ist in dem Verhalten der Fermente zu F\u00e4ulnisbakterien ein Hilfsmittel zur Erforschung ihrer Natur gegeben. Ich m\u00f6chte mir Vorbehalten, die Versuche mit Invertin nach dieser Richtung hin fortzusetzen und sie auf andere Fermente auszudehnen.\nIII. Versuche mit Trockenhefe und Wasser.\nDa die ersten Beobachtungen \u00fcber geringen Gehalt der\nAusz\u00fcge an Gummi mit Trockenhefe angestellt waren_________es\nist darunter stets an der Luft getrocknete und dann 6 Stunden bei 110\u00b0 erhitzte Hefe verstanden , so habe ich auch mit dieser Versuche angestellt.\n') Da\u00df in diesem Falle die Quantit\u00e4t des Filtrates gr\u00f6\u00dfer war, als die Quantit\u00e4t des angewendeten Wassers, trotzdem hiebt alles abfiltriert \u2019var. r\u00fchrt davon her, da\u00df die Hefe bis auf einen unbedeutenden Rest m L\u00f6sung gegangen war.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"1^6\tE. Salkowski,\n10 g Trockenhefe wurden mit 80 ccml) Eiswasser (resp. 15 g mit 120 ccm) in einer eiskalten Reibschale verrieben, und im Eisschrank durch ein nicht angefeuchtetes Filter filtriert. Die Filtration erfolgte \u00e4u\u00dferst langsam, war jedoch am n\u00e4chsten Tage oder im Lauf des n\u00e4chsten Tags ganz oder nahezu beendigt. Das Filtrat war \u2014 nach mehrmaligem Zur\u00fcckgie\u00dfen der ersten Anteile \u2014 ganz klar, jedoch gelblich gef\u00e4rbt. Es enthielt stets reichlich Eiwei\u00df und auch viel Albumose, was sich aus der bei der Darstellung der Trockenhefe stattfindenden Autolyse erkl\u00e4rt. Unter den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern befindet sich ein durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbarer.\nVom Filtrat dienten 10 ccm zur Bestimmung von Trockenr\u00fcckstand und Asche, 1 ccm zur Feststellung des Inversionsverm\u00f6gens (dabei wurde die invertierte Zuckerl\u00f6sung auf 100 ccm aufgef\u00fcllt und 50 oder 25 ccm zur /Bestimmung verwendet), der Rest zur Gummibestimmung. [\nDrei Versuche ergaben folgende Resultate:\nNum- mer\tQuan- tit\u00e4t\tQuan- tit\u00e4t\t100 Teile des Filtrates enthalten\t\tGehalt des organischen Trockenr\u00fcckstandes an Gummi in \u00b0/o\t1 ccm Filtrat lieferte Cu80 aus Invertzucker bei 1 st\u00e4ndiger Digestion\tQantit\u00e4t des aus\tVerh\u00e4ltnis des or-\ndes Ver- suches\tder Trocken- hefe g\tdes Fil- trates ccm\tOr- ganischen Trocken- r\u00fcckstand\tGummi\t\t\t1 ccm gebildeten Invertzuckers\tganise!/\" Trocken: Standes zu: Invertzu\u00e7k\u00ef = 1\n8\t10\t52\t2,440\t0,0755\t3,1\t0,8145\t0,3896\t16.0\n9\t10\t52 f67\t2,256\t0,0813\t3,6\t0,9320\t0,4572\t20.3\n10\t15\t\t2,570\t0,0086\t0,33\t1,116\t0,560\t21.8\nWie man sieht, sind die aus der Trockenhefe erhaltenen L\u00f6sungen etwa 10 mal so konzentriert oder noch mehr, wie die aus frischer Hefe gewonnenen. Dem entspricht auch ein weit h\u00f6herer Gehalt an Gummi, wenigstens in 2 Versuchen Bezogen auf den Trockenr\u00fcckstand ist der Gummigehalt allerdings geringer, in einem Falle erheblich geringer. Die Wirk-\n*) Anfangs wurden nur 50 ccm genommen, doch war diese Mischung nicht filtrierbar.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Invertin der Hefe. II.\t137\nsamkeit der Filtrate ist etwas, aber nur unbedeutend gr\u00f6\u00dfer, wie die aus frischer Hefe. Bezieht man aber die Wirksamkeit auf den Gehalt an Trockensubstanz, so erscheint sie unvergleichlich geringer, als bei der frischen Hefe, mit anderen Worten : die aus der Trockenhefe erhaltenen Fermentl\u00f6sungen sind weit unreiner.\t\\\nI\\. Versuche mit Trockenhefe und Chloroformwasser.\nMehr der Vollst\u00e4ndigkeit wegen und ohne mir besonders viel davon zu versprechen, habe ich noch Versuche mit Trocken-hefe und Chloroformwasser, gleichfalls bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur ausgef\u00fchrt. Gegen meine Erwartung zeigten sich in zwei von den drei angestellten Versuchen die Filtrate gummifrei.\n\u00dcb\u00e7r die Anstellung der Versuche habe ich nichts weiter zu sagen, die Filtrate waren ganz klar, gelblich, das Verhalten zu Reagenzien ganz ebenso wie das der Filtrate mit Wasser. Der dritte Versuch (Nr. 13) verlief abnorm. Obwohl bei diesem 20 g Trockenhefe und 160 Chloroformwasser zur Anwendung kamen, waren am n\u00e4chsten Tage kaum 25 ccm. durchfiltriert, nach 48 Stunden 48 ccm. Die Resultate sind tabellarisch zusammengestellt.\nK immer (jf'S Ver- cch-es\tQuan- tit\u00e4t der Trocken- hefe g\tQuan- tit\u00e4t des Fil- trates ccm\t100 Teile des Filtrates enthalten\t\tGehalt des organischen Trockenr\u00fcckstandes an Gummi in \u00b0/o\t1 ccm Filtrat lieferte Cu/) aus Invertzucker bei 1 st\u00e4ndiger Digestion\tQuantit\u00e4t des aus 1 ccm gebildeten Invertzuckers\tVerh\u00e4ltnis des organischen Trockenr\u00fcckstandes zum Invertzucker = 1:\n\t\t\tOr- ganischen Trocken- r\u00fcckstand\tGummi\t\t\t\t\n11\t15\t70\t2,358\t0\t0\t0,7958\t0,3583\t15,0\n12\t15\t70\t2,308\t0\t0\t0,8152\t0,3796\t16,3\n\u00ceH\t20\t48\t2,220\t0,0400\t1,8\t0,8816\t0,3852\t17,3\n\u00dcberblickt man die Gesamtheit der Versuche, so l\u00e4\u00dft sich nicht verkennen, da\u00df die Ergebnisse wegen ihrer fast in allen Punkten \u2014 oder wenigstens in sehr vielen \u2014 hervortretenden Inkonstanz, f\u00fcr die eine Erkl\u00e4rung mangelt, etwas sehr Unbefriedigendes haben, indessen steht doch soviel fest, da\u00df es","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nE. Salkowski, \u00dcber das Invertin der Hefe. II.\nunter Umst\u00e4nden gelingt, stark wirksame Invertinl\u00f6sungen zu erhalten, in denen sich auch nach starkem Eindampfen Gummi nicht nachweisen l\u00e4\u00dft.\nWeiterhin habe ich noch versucht, aus gummihaltigen wirksamen L\u00f6sungen das Gummi durch F\u00e4llungsmittel resp. Adsorbentien auszuf\u00e4llen, diesen bisher negativ ausgefallenen Versuchen aber keine gr\u00f6\u00dfere Ausdehnung gegeben, da mir durch die vorliegenden Versuche gen\u00fcgend erwiesen zu sein scheint, da\u00df das Gummi nichts mit dem Invertinmolek\u00fcl zu tun hat. Aus diesem Grunde habe ich auch Versuche mit Dauerhefe f\u00fcr entbehrlich gehalten.\nZusammenfassung.\n1.\tBei der Extraktion von Pre\u00dfhefe mit Wasser bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur gehen entgegen der gew\u00f6hnlichen Annahme erhebliche Mengen von Invertin in L\u00f6sung : die organische feste Substanz derselben bildete in einer Stunde bei 40\u00b0 das 160 fache ihres Gewichtes an Invertzucker.\n2.\tDiese Ausz\u00fcge enthalten ebenso wie die entsprechenden Chloroformwasserausz\u00fcge kein Eiwei\u00df, dagegen kleine Mengen von Albumosen, sie enthalten ferner in der Regel Gummi, jedoch gelingt es, wenigstens mit Chloroformwasser, auch gummi-freie Ausz\u00fcge zu erhalten.\n3.\tDie Ausz\u00fcge aus getrockneter erhitzter Hefe mit Wasser oder Chloroformwasser enthalten etwas mehr Ferment, wie die mit frischer Hefe, da sie aber sehr reich sind an gel\u00f6ster Substanz, so ist das Verh\u00e4ltnis von fester (organischer) Substanz zu dem in 1 Stunde gebildeten Invertzucker ein sehr ung\u00fcnstiges, im besten Fall = 1 : 21,8.\n4.\tAuch die Ausz\u00fcge aus getrockneter erhitzter Hefe sind unter Umst\u00e4nden gummifrei.\n5.\tDas Invertin enth\u00e4lt kein Gummi im Molek\u00fcl.\n6.\tDas Invertin bleibt beim Faulen der Hefe unver\u00e4ndert, wird also durch F\u00e4ulnisbakterien nicht angegriffen.","page":138}],"identifier":"lit37746","issued":"1909","language":"de","pages":"124-138","startpages":"124","title":"\u00dcber das Invertin (Invertase) der Hefe. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:43:50.390630+00:00"}