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{"created":"2022-01-31T15:33:17.896279+00:00","id":"lit37748","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Dam, W. van","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 147-163","fulltext":[{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Paracaseinkalk\nVon\nW. van Dam.\nMit zwei Kurvenzeichnungen.\n(Der Redaktion zugegangen, am 30. Juni mot\u00bb..\t.\nBei meinen Untersuchungen \u00dcberl den Edamerk\u00e4sebereitungsproze\u00df, \u00fcber welche an anderer | Stelle ausf\u00fchrlich berichtet werden soll, bin ich zu Resultaten gelangt, welche auch f\u00fcr die Leser dieser Zeitschrift von Interesse sein m\u00f4cht\u00e9n.\nIn einer fr\u00fcheren Arbeit*) wurde gezeigt, da\u00df das Labenzym in seiner Wirkung stark beein\u00dfu\u00dft wird von Wasserstoffionen, und zwar ist die Gerinnungsgeschwindigkeit der Konzentration dieser Ionen proportional. Nach der Auffassung Sawjalows,*) welcher Gewin3) sich auch auf Grund der Untersuchungen van Herwerdens anschlie\u00dft, ist die Milch-gennnung als eine Folge der anfangenden Caseinverda\u00fcung zu betrachten. Von diesem Gesichtspunkte aus w\u00e4re also obiges Resultat so zu deuten, da\u00df die Geschwindigkeit der Caseinverdauung durch Lab im Anfang den Wass\u00e8rstoffi\u00f4nen proportional gesetzt werden kann. Petry hat gefunden, da\u00df die Labwirkung nach dem Gerinnen weitergeht. Es war interessant, zu wissen, wie die Verdauung des Paracaseinkalkes durch das Labenzvm von der Konzentration der Wasserstoflioneri abh\u00e4ngt Hi bin in folgender Weise zu Werke gegangen.\ns Beltrag z\"f Kenntnis der Labgerinnung. Diese Zeitschrift, Bd.LVIII,\n7 , ,\u2019, Zur Frag\u00ab *>\u00bbcb der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. Diese Zeitschrift. Bd. XLVI, S. 307.\ns) Pepsin und Chymosin. Diese Zeitschrift' Bd. L1V, S. 32.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nW. van Dam,\n51 scharf zentrifugierte frische Milch wurden bei + 30\u00b0 C. mit Lab versetzt; nach einer Viertelstunde trat Gerinnung ein. Die Masse wurde nun sogleich in 20 1 kaltes Wasser gegossen, nach dem Absitzen wurde dekantiert und von neuem 20 1 Wasser zugegeben. Nach sechsmaliger Wiederholung dieser Operation, wobei m\u00f6glichst schnell gearbeitet wurde, filtrierte ich durch Nesseltuch und verrieb die Masse mit Alkohol. Nach Filtrieren und Abwaschen mit 96\u00b0/oigem Alkohol auf dem Saugetrichter wurde das erhaltene Produkt in \u00c4ther gebracht und schlie\u00dflich gr\u00fcndlich mit \u00c4ther gewaschen. Bei sorgf\u00e4ltiger Arbeit wird ein staubfeines Pr\u00e4parat erhalten, das also \u00bbaus Paracaseinkalk mit den unl\u00f6slichen Milchphosphaten zusammengesetzt ist. Mit diesem Pulver wurde folgender Versuch gemacht.\nAcht weite, innen paraffinierte Reagierr\u00f6hren wurden mit derselben Menge des Pr\u00e4parates beschickt (4 g auf jedes Rohr). Vier der Gl\u00e4ser wurden dann mit 35 ccm C02-freier verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure in steigenden Konzentrationen und 80 mg Thymol versetzt und in einem gro\u00dfen Thermostaten bei 250 C. sehr langsam rotiert w\u00e4hrend 24 Stunden; dann wurde jedem Rohr 5 ccm Lab (van Hass eit) zugesetzt und von neuem 42 Stunden lang gesch\u00fcttelt. Gleichzeitig wurden die vier andern Gl\u00e4ser, welche von Anfang an mit denselben Satzs\u00e4urel\u00f6sungen und Thymol rotiert waren, mit 5 ccm Lab, das aber durch dreist\u00fcndiges Erhitzen get\u00f6tet war, versetzt und ebenfalls bei 25\u00b0 G. gesch\u00fcttelt; diese dienten also als Kontrollr\u00f6hren. Nach 66 Stunden im ganzen also wurden die L\u00f6sungen filtriert und im Filtrate der Stickstoff nach Kjeldahl bestimmt und die Wasserstoffionenkonzentration gemessen. Das Resultat gibt Tabelle I.\nTabelle I.\n1\tcHx 105\tN (ccm */t o-n-S\u00e4ure)\tN im Kontrollrohr\tVerdaut\n1.\t0,105\t12,2\t1,7\t10,5\n2.\t0,33\t20,2\t2,4\t17,8\n3.\t0,78\t27,6\t3,2\t24,4\n4/\t1,36\t28,9\t2,6\t26,3","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Paracaseinkalk. 149\nGraphisch dargestellt liefert diese Tabelle. Kurve 1.\nMan sieht auch hier die Labwirkung stark zunehmen bei steigender Wasserstoffionenkonzentration. Bei den h\u00f6heren Konzentrationen l\u00e4uft die Kurve der Abszisse fast parallel. Das ist wohl dem Umstande zuzuschreiben, da\u00df f\u00fcr 4 schon 58,2 \u00b0/o des Gesamteiwei\u00dfes in l\u00f6sliche Form \u00fcbergef\u00fchrt worden war ; die hemmende Wirkung der Zersetzungsprodukte erkl\u00e4rt vollkommen die Kr\u00fcmmung nach der X-Achse. So wurde f\u00fcr 3 gefunden, nachdem noch 24 Stunden l\u00e4nger gesch\u00fcttelt wurde, 28,3 ccm Vio-n-S\u00e4ure. Die Labwirkung hatte also fast ganz nachgelassen. Eine Abschw\u00e4chung des Enzyms hatte \u2019 nicht stattgefunden in diesen sauren Medien.\nDurch dieses Resultat wurde ich dazu gebracht, den Versuch zu wiederholen mit weniger Lab, und zwar so, da\u00df viel weniger Casein verdaut wurde, um die st\u00f6rende Wirkung der Zersetzungsprodukte m\u00f6glichst auszuschalten. Weiter wurde Milchs\u00e4ure statt Salzs\u00e4ure verwendet. Auf 40 ccm Fl\u00fcssigkeit wurden 0,6 ccm Lab zugegeben. Tabelle II gibt die gefundenen Zahlen.\nBei Ils waren 30\u00b0/o, bei Ills 20\u00b0/o des Caseins verdaut. Die Kurven II und III in der Figur geben das Resultat an. Die Ordinaten zeigen die Verdauung in Prozenten des Gesamt-","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\tW. van Dam,\nTabelle II.\n\t\tcH x io5\tN (in \u2018/\u00bbo-n-S\u00e4ure) j\tN im Kontrollrohr\tVerdaut\n\t1.\t0,19\t15,8\t5,4\t10,4\nII.\t2.\t0,45\t28,5\t4,2\t24,3\n\t3.\t0,92\t40,6\t4,6\t36.0\n\t1.\t0,18\t17,3\t8.3\t9\nIII.\t2.\t0,38\t33,15\t9,5\t23.65\n\t3.\t0,85\t42\t7,6\t34,4\neiwei\u00dfes. Die Abweichung von der Geraden ist in diesen F\u00e4llen schon bedeutend geringer als in Kurve I; immerhin zeigt sich bei 113 und III 3 schon der Einflu\u00df der Reaktionsprodukte. Ich glaube jedoch auf Grund dieser Resultate zu dem Schlu\u00df berechtigt zu sein:\nDie verdauende Wirkung des Labenzyms dem Paracaseinkalk gegen\u00fcber ist der Wasserstoffionenkonzentration der L\u00f6sung proportional.\nEs kann allerdings gegen diese Versuche eingewendet werden, da\u00df die feste Phase in den verschiedenen R\u00f6hren nicht dieselbe war. Es w\u00e4re denkbar, da\u00df im Falle der h\u00f6chsten S\u00e4urekonzentration das Lab einwirkte auf aus dem Paracaseinkalke in Freiheit gesetztes Paracasein, w\u00e4hrend in den andern R\u00f6hren das nicht der Fall war. In folgender Weise habe ich zeigen k\u00f6nnen, da\u00df die gefundene Verschiedenheit in der St\u00e4rke der Verdauung nur von der H-Ionenkonzentration abh\u00e4ngt. In zwei R\u00f6hren a und b wurden, wie oben angegeben wurde. 4 g des Pr\u00e4parats eingef\u00fcllt und mit derselben Menge Milchs\u00e4ure (40 ccm, wrie bei Versuch III) w\u00e4hrend 24 Stunden im Thermostaten bei 25 \u00b0 C. gesch\u00fcttelt. Aus Rohr a wurde dann nach dem Absitzen die H\u00e4lfte der Fl\u00fcssigkeit vorsichtig herauspipettiert und durch vollkommen C02-freies Wasser ersetzt Dadurch wurde also der Gehalt an H-Ionen kleiner, es mu\u00dfte sich ein anderes L\u00f6sungsgleichgewicht einstellen als in b. Beide R\u00f6hren wurden dann mit Lab versetzt (0,6 ccm pro 40 ccm, wie in III), und nachdem wieder 24 Stunden gesch\u00fcttelt","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Paracaseinkalk.\tloi\nwar, in beiden filtrierten L\u00f6sungen die H-Ionenkonzentration bestimmt und in L\u00f6sung a auch der Stickstoff. W\u00e4re obige Voraussetzung richtig, so h\u00e4tte man erwarten k\u00f6nnen, da\u00df Punkt p in der Zeichnung, welcher das Resultat dieses Versuchs angibt, au\u00dferhalb Kurve Hl fiele; das ist aber innerhalb der Versuchsfehlergrenzen nicht der Fall. Bei einem zweiten ' Versuch wurde zweimal die H\u00e4lfte der Fl\u00fcssigkeit durch Wasser ersetzt. Punkt q gibt das Resultat.\nHier folgen die gefundenen Werte.\nTabelle III.\nIn den Figuren bezeichnet mit\tCH X IO5\tN (in 4/to-n-S\u00e4ure)\tVerdaut *\n\u00bb1\t0,49\t34,8\t26,5/\na-\t0,44\t32,8\t24,5\nb\t0,68\t\u2014\t\u2014 7 -\nWeiter k\u00f6nnte noch bemerkt werden, da\u00df es m\u00f6glich sei. da\u00df die Konzentration der H-Ionen sich w\u00e4hrend des Versuchs erheblich \u00e4ndert, die Bestimmung dieser Konzentration am Ende des Versuchs also kein richtiges Ma\u00df f\u00fcr den Gehalt dieser Ionen w\u00e4hrend des Versuchs w\u00e4re. Wie aus folgenden Zahlen hervorgeht, vermehrt sich zwar der Gehalt an H-Ionen ein wenig, aber in so geringem Ma\u00dfe, da\u00df dadurch der Charakter obenstehender Kurven keineswegs ge\u00e4ndert wird.\nCHnach 2 Stunden Labeinwirkung \u2014 0,335 X 10~5.\n(:H\t24\t\u00bb\t\u2014 0,351 X IO-5.\nStellt man sich mit Sawjalow, Pekelharing, Gewin u. a. auf den Standpunkt der Identit\u00e4t vom Lab und Pepsin, und betrachtet man also die Milchgerinnung als eine Folge der Caseinverdauung, so h\u00e4tte man kaum ein anderes Resultat erwarten k\u00f6nnen. Bei den Versuchen \u00fcber die Milchgerinnung wurde die Zeit bestimmt, welche zur Fortschreitung der Caseinverdauung bis zu einem bestimmten Betrage, und zwar bei nahezu konstanter Caseinkonzentration, n\u00f6tig war. Bei obigen Versuchen wurde die verdaute Menge des Caseins in einer be-","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\tW. van Dam,\nstimmten Zeit gemessen. In beiden F\u00e4llen wurde also die Ver dauungsgeschwindigkeit gemessen, und diese wird von den H-Ionen in obengenannter Weise beeinflu\u00dft.\nDer unitarischen Auffassung sind bekanntlich die Resultate Hammarstens1) gegen\u00fcber zu stellen. Dieser Forscher hat gezeigt, da\u00df man durch Erw\u00e4rmen von Kalbsmageninfusion mit 0,2 \u00b0/o iger HCl bei bestimmter Konzentration eine L\u00f6sung erh\u00e4lt, welche kr\u00e4ftig proteolytisch, nicht aber milchgerinnend wirkt, w\u00e4hrend durch Behandlung mit MgCOs die Infusion eine Fl\u00fcssigkeit liefert, welche stark labende, aber sehr schwach proteolytische Eigenschaften hat. In Hinsicht auf dieses noch immer strittiges Problem war die folgende Frage vollkommen berechtigt: Welches Enzym ist es, das bei meinen Versuchen mit Labextrakt l\u00f6send auf das Paracasein gewirkt hat? Nach der Auffassung Hammarstens w\u00e4re hier in erster Linie an dem Labpr\u00e4parate beigemengtes Pepsin zu denken. Wie aus den Tabellen I\u2014III ersichtlich, war die Reaktion der Fl\u00fcssigkeiten schwach sauer, eine Pepsinwirkung also nicht ausgeschlossen.\nPetry2) hat gefunden, da\u00df die Lab Wirkung nicht bei der Paracaseinbildung stehen bleibt ; auf Grund seiner Untersuchungen sagt er aber: \u00abDas Labferment verdankt somit seine verdauende Kraft keiner Beimengung eines der bisher bekannten Fermente, sondern einem neuen proteolytischen Agens, welches sich gegen die ersteren dureh seine strenge Spezifizit\u00e4t f\u00fcr das Casein scharf charakterisiert.\u00bb\nFrl. van Herwerden3) kam, unabh\u00e4ngig von Petry, zu demselben Resultate, stimmt aber der Meinung nicht bei, da\u00df es sich hier um ein Enzym handle, das spezifisch f\u00fcr Casein sei, und andere Eiwei\u00dfverbindungen nicht zersetze. Da\u00a7 Hauptgewicht haben aber diese beiden Forscher gelegt auf die Bestimmung der Natur der entstehenden Zersetzungsprodukte, ohne die Labwirkung quantitativ studieren zu wollen.\nZur L\u00f6sung obengenannter Frage wurden nun die hier\n\u2018) Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. Diese Zeitschrift, Bd. LVI, S. 18.\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VIII, S. 356.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. LII, S. 184.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Paracaseinkalk. 153\nzu beschreibenden Versuche gemacht. Erstens sagte ich mir: wenn das dem Labe beigemengte Pepsin die Ursache der Verdauung ist, ist es unwahrscheinlich, da\u00df Milchgerinnung und Verdauung bei verschiedenen Extrakten parallel gehen. Um dies zu pr\u00fcfen, w\u00e4hlte ich mir drei Proben von verschiedener Herkunft, n\u00e4mlich 1. K\u00e4selabpulver Hansen, 2 Labessenz einer hiesigen, kleineren Fabrik und 3. ein sehr schlechtes Pr\u00e4parat, das damals zuf\u00e4llig der Kontrollabteilung der Versuchsstation zugesandt war. 25 ccm Milch wurden mit 1 ccm Labl\u00f6sung (1:20) versetzt, und die Gerinnungszeit bestimmt, (bei 37,5\u00b0 G). Die St\u00e4rke der Verdauung wurde in derselben Weise wie oben angegeben bestimmt. In je einer von 6 paraffinierten R\u00f6hren wurden 3 g Paracaseinkalkpr\u00e4parat gewogen; mit 30 ccm Lso-n-HCl versetzt und 24 Stunden im Thermostaten bei 25\u00b0 G gesch\u00fcttelt; dann wurde auf jedes Rohr 0,45 ccm Labl\u00f6sung gegeben von den Proben 1, 2 und 3. Die Kontroll-r\u00f6hren erhielten die gleichen Mengen Lab, welche zuvor abget\u00f6tet waren durch Erhitzen im Wasserbad. Nachdem wieder 24 Stunden gesch\u00fcttelt war, wurde filtriert, und im Filtrate der Stickstoff nach Kjeldahl bestimmt. Tabelle IV gibt das Resultat.\t.\nTabelle IV.\n\u25a0j\t\u25a0 T (in Sek.)\tCHX io5\tN (in \u2018/lo-n-S\u00e4ure)\tN (Kontroll-rohr)\tVen (Gef.)\tlaut\u2019 (Ber.)\n1.\tin\t0,565\t16,7\t3,4\t12,8\t13,3\n2.\t100\t0,544\t18,73\t4,0\t14,73\t14,7\n3.\t149\t0,544\t13,95\t3,6\t10,35\t9,9 \u2022\nIn der letzten Kolumne sind die Werte der Verdauung angegeben, die aus den Gerinnungszeiten berechnet sind, in der V oraussetzung, da\u00df die Geschwindigkeit der Gerinnung derjenigen der Verdauung parallel geht. Bedenkt man hierbei, da\u00df die Versuchsanordnung ziemlich kompliziert ist, dann ist die Lbereinstimmung f\u00fcr die berechneten und gefundenen Zahlen' eine ganz befriedigende zu nennen, und ich schlie\u00dfe daraus, da\u00df es \u00dficht wahrscheinlich ist, da\u00df die Verdauung auf Rechnung","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nW. van Dam,\ndes dem Lab beigemengten Pepsins zu stellen ist. Nimmt man zwei verschiedene Enzyme an, so mu\u00df man dem Chymosin das Verm\u00f6gen zuschreiben, den K\u00e4se in l\u00f6sliche Verbindungen umzuwandeln, wie das schon von Frl. van Herwerden f\u00fcr gel\u00f6stes Casein nachgewiesen wurde. Da\u00df man es hier mit einem noch unbekannten Enzym zu tun hat, wie Petry meint, ist ebenfalls unwahrscheinlich ; es w\u00e4re doch als ein Zufall zu betrachten, wenn dieses Enzym in den verschiedenen Labessenzen sich in ganz demselben Verh\u00e4ltnisse vorfand, als das Chymosin.\nJetzt war es angebracht, die mitgeteilten Verdauungsversuche zu wiederholen mit nach Hammarsten bereiteten Enzyml\u00f6sungen, in welchen durch MgC03-Behandlung das Pepsin und durch Salzs\u00e4uredigestion das Chymosin abgeschw\u00e4cht war. Dabei diente als Ausgangsmaterial sowohl durch Dialyse von Kochsalz befreites Labpulver von Hansen, als von mir selbst bereitete Kalbsmageninfusion.\n1. Labpulver.\n20 g Labpulver wurden in + 180 ccm Wasser gel\u00f6st und gegen flie\u00dfendes Regenwasser dialysiert. In der Verd\u00fcnnung 1 : 20 gab 1 ccm der L\u00f6sung mit 5 ccm Milch bei 37,5\u00b0 C. die Gerinnungszeit 58\u201c. Die Chymosinkonzentration war also gen\u00fcgend, um von der Behandlung mit MgC03 ein gutes Resultat zu erwarten.1)\n120 ccm der ganz klaren L\u00f6sung wurden mit 1,2 g MgCO\u00e4 w\u00e4hrend 5 Minuten bei Zimmertemperatur gesch\u00fcttelt, schnell filtriert und diese Operation noch zweimal wiederholt. 10 ccm des Filtrats brauchten dann 1,5 ccm Wio-n-Salzs\u00e4ure zur Neutralisation. In der Verd\u00fcnnung 1 : 1 (nach Zusatz von 8,5 ccm Wasser also) wurde f\u00fcr 1 : 10 Milch die Fl\u00fcssigkeit in 72\" dickgelegt, w\u00e4hrend ein Mettsches R\u00f6hrchen bei 0,2\u00b0/oiger HCl-Konzentration in derselben Verd\u00fcnnung in 18 Stunden intakt blieb. Die urspr\u00fcngliche L\u00f6sung verdaute 2,3 mm. In der Verd\u00fcnnung 1 : 4 wurde von der urspr\u00fcnglichen L\u00f6sung bei\n*) Hammarsten, Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. Diese Zeitschr., Bd. LVI, (1908), S. 53.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Paraeas\u00e9inkalk, 155\n0.1 \u00b0/oiger HCl eine Fibrinflocke in 2 Stunden verdaut, w\u00e4hrend die andere Fl\u00fcssigkeit 18 Stunden brauchte; um etwa - a der Flocke zu l\u00f6sen. Das Verh\u00e4ltnis der Gerinnungszeiten war 35\" : 207\". (Bei der Bestimmung wurde nat\u00fcrlich darauf geachtet, da\u00df in beiden F\u00e4llen der Mg-Gehalt derselbe war.)\nGanz in \u00dcbereinstimmung mit dem Befund Hammarstens also hatte ich eine Fl\u00fcssigkeit erhalten, welche noch kr\u00e4ftig labend, aber nicht, resp. sehr schwach verdauend wirkte auf H\u00fchnereiwei\u00df und Fibrin. Die immerhin schwierige Reinigung mittels Cholesterins habe ich unterlassen; der geringe Pepsingehalt konnte f\u00fcr meinen Zweck vernachl\u00e4ssigt werden. Tabelle V gibt das Resultat der Einwirkung dieser Enzyml\u00f6sungen auf mein Paracaseinkalkpr\u00e4parat. Es versteht sich, da\u00df auch hier alle R\u00f6hren auf denselben Mg-Gehalt gebracht wurden.1) \u00dcbrigens wurde wie oben verfahren.\nTabelle V.\n\tT\tp X ?..\tN (in l/\u00abo-\tN (Kon troll-\tVerdaut\t\n\t(Sek.)\tn '\tn-S\u00e4ure\trohr)\t(Gef.) j (Ber.)\t\n1. l'rspr\u00fcngl. L\u00f6sung\t54\t0,50\t24,4\t4,5\t19,9\t19,9\n2. Mit MgCOj beh.\t328\t\t\u20228,1\t\t3,6\t3,3\nAuch hier sehen wir die v\u00f6llige Parallelit\u00e4t von Gerinnungsund Verdauungsgeschwindigkeit f\u00fcr die beiden L\u00f6sungen; es geht daraus hervor, da\u00df das Pepsin der unver\u00e4nderten L\u00f6sung bei der in diesem Versuche obwaltenden Wasserstoffionen-kunzentration ohne merkliche Wirkung ist.\nZur Darstellung einer chymosinarmen Pepsinl\u00f6sung wurde mit verd\u00fcnnteren Fl\u00fcssigkeiten gearbeitet, wie Hammarsten?) angegeben hat. 2 g Labpulver wurden in 200 ccm 0,2?/oiger\n'} Dabei\tso verfahren, da\u00df ein Teil del: einen L\u00f6sung ge-\nmischt wurde mit einem Teile der anderen L\u00f6sung, deren Enzym aber zuvor durch Erw\u00e4rmen get\u00f6tet wurde. Beim Kontrollrohr war nat\u00fcrlich uas Gemisch abget\u00f6tet.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nW. van Dam,\nHCl gel\u00f6st; ein Teil bei 38\u00b0 C. w\u00e4hrend 48 Stunden digeriert, der Rest k\u00fchl aufbewahrt. Nach der Erw\u00e4rmung waren die Gerinnungszeiten 47\" und 3*/* Stunden. Nach Mett 0,8 und 0,5 mm *) in 48 Stunden. F\u00fcr die Verdauung des Paracaseins wurde gefunden 21,55 ccm ^\u00eeo-n-S\u00e2ure f\u00fcr die nicht erw\u00e4rmte, und 0,8 ccm f\u00fcr die erw\u00e4rmte L\u00f6sung. Obwohl dieser Versuch nicht sehr schlagend ist, dem geringen Pepsingehalte der L\u00f6sungen zufolge kann doch gefolgert werden, da\u00df auch in diesem Falle die verdauende Wirkung dem Chymosin zugeschrieben werden mu\u00df; von Pepsin Wirkung kann nicht die Rede sein.\n2. Kalbsmageninfusion.\nZwei M\u00e4gen von Saugk\u00e4lbern wurden ganz frisch in Arbeit genommen. Nach gr\u00fcndlicher Reinigung mit Wasser wurde die Dr\u00fcsenschicht abgeschabt und die Masse mit 0,2\u00b0/oiger HCl bei 4\u20146\u00b0C. w\u00e4hrend 24 Stunden extrahiert. Beim Filtrieren wurde eine ganz klare L\u00f6sung erhalten, welche jedoch ein wenig fadenziehend sich zeigte.\n100 ccm der L\u00f6sung wurden mit NaHC03 fast neutralisiert, nach dem Auspumpen der Kohlens\u00e4ure mit 1 g MgC03 w\u00e4hrend 5 Minuten gesch\u00fcttelt, ftltriert, von neuem mit 1 g MgC03 gesch\u00fcttelt, und das zweite Filtrat sofort mit soviel Salzs\u00e4ure versetzt, da\u00df bei der Verd\u00fcnnung 1 : 1 die S\u00e4urekonzentration 0,1 \u00b0/o war. Die urspr\u00fcngliche, nicht mit MgC03 behandelte L\u00f6sung wurde so weit verd\u00fcnnt mit Salzs\u00e4ure und erhitzter Mg-haltiger L\u00f6sung, da\u00df Mg-Gehalt und Gerinnungszeit ungef\u00e4hr gleich waren.\nMit Mg behandelt: 164\". Fibrinverdauung 2\u2018/t Stunden. Mett \u2014Omm Urspr\u00fcngl. Losung : 155\".\t\u00bb\t40 Minuten. >\t\u2014 2\nin 48 Stunden.\nDas Resultat der MgC03-Behandlung ist also in \u00dcbereinstimmung mit Hammarstens Angaben. Auch f\u00fcr diese L\u00f6sungen, wurde die caseinverdauende Wirkung wieder bestimmt.\nTabelle VI zeigt die gefundenen Zahlen:\n*) Die R\u00f6hrchen waren in diesem Fall schwer ablesbar.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Pamcaseinkalk.\t157\nTabelle VI.\n\tT (Sek.)\tCH X 105\tN (in */io-n-S\u00e4ure\tN (Kontroll-rohr)\tVon (G\u00bbf:)\taut. (Ber.)\n1 l'rspr\u00fcngl. L\u00f6sung 2. Mit MgCO, beh.\t52 311\t\u25a0 0,57\t18,7 7,1\t4,2\t14,5 2,9\t14,5 2,4\nAuch hier also Parallelit\u00e4t f\u00fcr Gerinnung und Verdauung.\nDie urspr\u00fcngliche L\u00f6sung wurde mit 0,2\u00b0/oiger HCl passend verd\u00fcnnt, und die H\u00e4lfte bei 37\u00b0 C. in den Thermostaten gestellt.\u2019 Nach 48 Stunden Gerinnung in 12 Minuten gegen i09 Sekunden f\u00fcr die nicht erw\u00e4rmte L\u00f6sung. Weitere Erhitzung auf 40\u201445\u00b0 C. w\u00e4hrend 8 Stunden: in 4 Stunden Gerinnung. Nach Mett in 22 Stunden 5,4 und 3,6 mm.\nBeide L\u00f6sungen, mit dem Paracaseinpr\u00e4parate 24 Stunden bei 25\u00b0 C. gesch\u00fcttelt, lieferten die Zahlen von Tabelle VII.\nTabelle VII.\n\tT\tCH X 105\tN (in Yio-n-S\u00e4urc)\tN (Kontroll-rohr)\tVer-' daut\n1 l'rspr\u00fcngl. L\u00f6sung\t100\"\t0,25\t13,8\t\t11,3\n2. Erw\u00e4rmte *\t4Std.\t\t3,1\t2,0\t0,6\nDie hier gefundene Verdauung von 0,6 ccm bei der relativ niedrigen Wasserstoffionenkonzehtration 0,25 X 10~5 n. f\u00fcr die chymosinarme L\u00f6sung brachte mich dazu, den Versuch zu wiederholen bei bedeutend h\u00f6herem S\u00e4uregrade. Es war n\u00e4mlich denkbar, da\u00df bei diesen L\u00f6sungen, welche eine kr\u00e4ftig proteolytische Wirkung nach Mett zeigten, also reich an Pepsin waren, die Pepsinwirkung in meinen Versuchen mit K\u00e4se mit ins Spiel k\u00e4me. W\u00e4re das der Fall, so k\u00f6nnte man einen gr\u00f6\u00dferen Einflu\u00df erwarten, je nachdem das Reaktionsmedhim mehr WasserstofTionen enth\u00e4lt.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"Lr>8\tW. van Dam,\nTabelle VIII.\n\tT\tcu x io5\tN (in \u2018/lo-n-\tN(Kontroll-, Ver-\n\t\tH\tS\u00e4ure)\trohr)\tdaut\n1. llrspr\u00fcngl. L\u00f6sung\t100\"\t> 1,4\t30,2\t27 2 3.0\n2. Erw\u00e4rmte \u00bb\t4 Std.\t\t4,9\tLH\nDie erw\u00e4rmte L\u00f6sung hat hier zwar ein wenig verdauend gewirkt, der Betrag ist aber so klein, da\u00df daraus nicht auf Pepsinwirkung geschlossen werden kann. Schlie\u00dflich habe ich den Versuch wiederholt bei 37,5\u00b0 G. Tabelle IX gibt das Resultat.\nTabelle IX.\n\tT\tCu x 105\tN (in V\u20180_n\"\tN (Kontroll- ; Ver-\n\t\tH\tS\u00e4ure)\trohr)\t.laut\n1 1. Urspr\u00fcngl. L\u00f6sung\t\u25a0 100\"\t> 1,4\t19,3\tM\n2. Erw\u00e4rmte \u00bb\t4 Std.\t\t4,2\t1)2)\nAuffallend ist, da\u00df in allen drei untersuchten F\u00e4llen die. erw\u00e4rmte L\u00f6sung noch verdauend gewirkt hat, und zwar zeigt sich das Verh\u00e4ltnis der verdauten Mengen f\u00fcr die beiden L\u00f6sungen ziemlich konstant. Nicht unwahrscheinlich hat man es hier zu tun mit Spuren von Glaesners Pse\u00fcdopepsin,1) das von Pekelharing2) in der gro\u00dfen Gruppe der autolytischen Enzyme untergebracht und nicht als ein Sekret der Magendr\u00fcsen betrachtet wird, obwohl es sich im Schleimhautgewebe vorfindet.\nSchlie\u00dflich will ich noch einen Versuch anf\u00fchren zur Bestimmung des Einflusses des Kochsalzes auf die Verdauung. Wie schon anfangs bemerkt wurde, bildet das oben Mitgeteilte einen Teil der Untersuchungen, welche ich anstellte zur L\u00f6sung einiger Fragen, die f\u00fcr den K\u00e4sereifungsproze\u00df wichtig sind. Daher war es w\u00fcnschenswert zu untersuchen, wie der Ver-\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. I, S. 1.\n*) Arch. d. Sc. biol., Bd. XI, Suppl. S. 36.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Par\u00e4caseinkalk. 159\ndauungsproze\u00df des Gaseins durch Lab, vom Kochsalz beeinflu\u00dft wird. Tabelle X zeigt die Zahlen f\u00fcr eine 5\u00b0/oige NaCl-L\u00f6sung der w\u00e4sserigen L\u00f6sung gegen\u00fcber.1)\nTabelle X.\n\tCH X io6\tN (in \u2018/to-n-S\u00e4ure)\tN (Koritrollrohr)\tVerdaut\nr>\u00b0/o NaCl\t0,27\t32,4\t7,2\t25,2\n\t0,60\t51,9\t6,6\t45,3\nWasser\t0,46\t15,3\t4,2\t11,1\n\t0,84\t22,8\t4,3\t18,5\nFigur 2 stellt das Resultat graphisch vor.\nEs f\u00fchrt also das Kochsalz eine starke Beschleunigung des Verdauungsprozesses herbei, w\u00e4hrend die Gerinnungszeit verl\u00e4ngert wird. Dies scheint also nicht im Einklang mit Saw-jalows Auffassung zu sein, nach welcher eine schnellere Verdauung fr\u00fchere Gerinnung zur Folge haben soll. Man kann sich aber die Sache ganz einfach wie folgt denken. Das Paracasein l\u00f6st sich in NaCl besser als in Wasser, wie auch aus\n*) Die Kochsalzl\u00f6sung konnte nicht klar filtriert werden. Bei1 diesem Versuch wurden die L\u00f6sungen in kleinen R\u00f6hrchen zentrifugiert (\u00b14000 Touren pro Minute).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t11","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"W. van Dam,\nm\nden Ziffern f\u00fcr die Kontrollr\u00f6hren hervorgeht. Wirkt also das Enzym auf gel\u00f6stes Paracasein, so ist in der Kochsalzl\u00f6sung die aktive Masse gr\u00f6\u00dfer und damit auch die Verdauungsgeschwindigkeit. Das zersetzte Paracasein kann man sich in jedem Momente durch neu gel\u00f6stes Pr\u00e4parat ersetzt denken. Beim Gerinnungsversuch aber bleibt durch NaCl-Zusatz die Caseinkonzentration unge\u00e4ndert, die L\u00f6slichkeit des sich bildenden Paracaseins wird aber gr\u00f6\u00dfer und damit die Gerinnungszeit verl\u00e4ngert. Es ist klar, da\u00df diese Auffassung einen direkten Einflu\u00df des Salzes auf die Enzymwirkung nicht ausschlie\u00dft. Meine Untersuchungen gehen augenblicklich in andere Richtung, ich glaube aber, da\u00df durch Versuche, in der oben beschriebenen Weise ausgef\u00fchrt mit verschiedenen Salzen, ein wenig Licht gebracht werden kann in die Frage nach der Salzwirkung bei der Milchgerinnung. Eine n\u00e4here Pr\u00fcfung in dieser Richtung scheint mir sehr w\u00fcnschenswert.\nWie stellen sich nun meine Beobachtungen zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin ? Es ist ohne weiteres klar, da\u00df meine Resultate sich vollkommen vereinbaren lassen mit der unitarischen Auffassung, sie lassen aber den Befund Hammarstens \u00fcber die Abschw\u00e4chung des Chymosins durch Erw\u00e4rmen mit Salzs\u00e4ure v\u00f6llig unber\u00fchrt. So lange nicht gezeigt worden ist, da\u00df in der mit Salzs\u00e4ure digerierten L\u00f6sung die F\u00e4higkeit, Milch zur Gerinnung zu bringen, nur verdeckt, nicht aber verschwunden ist, etwa in derselben Weise als das f\u00fcr Pepsin der Fall zu sein scheint bei Alkalisierung,1) hat man nicht das Recht, Pepsin und Chymosin als identisch zu betrachten. Im n\u00e4chsten Winter hoffe ich ein paar Versuche ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen mit einem Pr\u00e4parate, das mir in liebensw\u00fcrdigster Weise von Prof. Pekelharing zugesagt wurde.\nAus meinen Untersuchungen geht deutlich hervor, da\u00df bei der Wasserstoffionenkonzentration > 1 \u2022 4 X 10~5 n. die Pepsinwirkung, wenn sie \u00fcberhaupt da ist, \u00e4u\u00dferst gering ist. Sawjalows Ansicht m\u00f6chte ich vorl\u00e4ufig so ab\u00e4ndern: Die\n\u2018 Tichomirow. Diese Zeitschrift, Bd. LV.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Paracaseinkalk.\t161\nMilchgerinnung ist die Folge der Verdauung des Gaseins durch Chymosin\nMan k\u00f6nnte einwenden, da\u00df aus obigen Versuchen nicht folgt, da\u00df bei den in der Milch obwaltenden Konzentrationen der H-Ionen das Gasein verdaut wird. Folgende Zahlen zeigen, da\u00df dies wohl der Fall ist.\n0,5 ccm Labessenz in 30 ccm Wasser wurden bei 25\u00b0 C. w\u00e4hrend 50 Stunden gesch\u00fcttelt mit 3 g Paracaseinkalk.\nCH = 0,073 X 10~6. 16,4 ccm L io-n-S\u00e4ure gegen 10 ccm f\u00fcr das Kontrollrohr, also 6,4 ccm verdaut.\nDie H-Ionenkonzentration war hier also kleiner als f\u00fcr Milch (0,10-0,34 X 1(H).\nSchlie\u00dflich will ich noch bemerken, da\u00df die in den verschiedenen Versuchsreihen hergestellten H-Ionenkonzentr\u00e4tionen nicht willk\u00fcrlich gew\u00e4hlt sind. Von der Tatsache/ausgehend, da\u00df ein reifender K\u00e4se betrachtet werden kann als ein zwei-phasiges System, habe ich damit ein Konzentr\u00e2tionse\u00efement zusammengestellt, aus dessen elektromotorischer Kraft die Wasser-stoffionenkonzentration im K\u00e4se berechnet wurde. Die Resultate, dieser Messungen sind sehr befriedigend. Im Durchschnitt wurde gefunden + 0,9X IO-5 normal; dieser Wert liegt also im Gebiete meiner oben angef\u00fchrten Messungen. Ich gehe hier nicht in Besonderheiten ein auf die Schl\u00fcsse, zu welchen meine Reubachtungen f\u00fchren bez\u00fcglich des K\u00e4sereifungsprozesses; es sei nur bemerkt, da\u00df sie eine ganz einfache Erkl\u00e4rung liefern f\u00fcr die L\u00f6sung des Caseins, \u00abdie Vorstufe der Reifung\u00bb, wie es v. Freudenreich hat genannt.\nBekanntlich meinten Babcock und Russell,1) da\u00df dabei die Galaktase der Milch die Hauptrolle spielte. Noch abgesehen davon, da\u00df es fraglich ist, ob in der Milch \u00fcberhaupt ein proteolytisches Enzym vorkommt,2) ist es sehr leicht, zu zeigen, da\u00df ein solches Enzym in der Edamerk\u00e4sereifung keine bedeutende Rolle spielt. Fast jeder Kontrollk\u00e4se in den zahl-reichen Versuchen Boekhouts und Ott de Vries3) \u00fcber die\n\u2018) Zentralbl. f. Bakter., II. Abteilung, Bd. VI, 1900.\n*) Vgl. z. B. Raudnitz, Ergebnisse d. Physiologie, Bd. II, 1903.\n3, Zentralbl. f. Bakter., II. Abteilung, Bd. VII, 1901.\nil*","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nW. van Dam\nK\u00e4sereifung bildet daf\u00fcr den Beweis. Auch Or la Jensen1) ist der Meinung, da\u00df die Galaktase f\u00fcr die Reifung der Emmentalerk\u00e4se von keiner Bedeutung sein kann. v. Freudenreich - , wurde bei seinen Untersuchungen zum Schl\u00fcsse gef\u00fchrt, die Milchs\u00e4urefermente, denen er fast die ganze Reifung der Emmentalerk\u00e4se zuschreibt, seien die Ursache der L\u00f6sung des Caseins. Dieser Forscher hat n\u00e4mlich nachgewiesen, da\u00df durch Impfen erhitzter Milch mit Milchs\u00e4urebakterien unter gewissen Umst\u00e4nden das Casein in l\u00f6sliche Form \u00fcbergef\u00fchrt werden kann. Meiner Ansicht nach ist damit gar nicht bewiesen, da\u00df dasselbe in der K\u00e4semasse der Fall ist, wo die Umst\u00e4nde wieder ganz andere sind. Eben darum habe ich bei meinen Versuchen einen wichtigen Faktor, die Acidit\u00e4t des Mediums, genau pr\u00e4zisiert.\nDer Vorschlag Jensens,3) das \u00abneue Enzym\u00bb Petrys Casease zu nennen, wdrd nach dem oben Gesagten hinf\u00e4llig.\nZusammenfassung.\nEs wurde gefunden :\nDie Verdauung des Paracaseins durch Lab wird vom Gehalte an Wasserstoffionen des Mediums beeinflu\u00dft und zwar hat sich ergeben, da\u00df die Verdauungsgeschwindigkeit dem H-Ionen-gehalte proportional ist, wie es fr\u00fcher f\u00fcr die Gerinnungsgeschwindigkeit gefunden wurde.\nWenn man bei gleicher Acidit\u00e4t verschiedene Labpr\u00e4parate auf Paracaseinkalk wirken l\u00e4\u00dft, gehen Verdauungs- und Gerinnungsgeschwindigkeit vollkommen parallel. Dasselbe ist der Fall f\u00fcr eine Labl\u00f6sung oder nach Hammarsten bereitete Kalbsmageninfusion, in welcher das Pepsin durch MgC03-Be-handlung abgeschw\u00e4cht ist. Hieraus kann geschlossen werden, da\u00df bei den in meinen L\u00f6sungen obwaltenden H-Ionenkonzen-trationen (bis 1 X IO-5 n.) von Pepsinwirkung nicht die Rede ist. Das Paracasein wird nur vom Chymosin gel\u00f6st. Es liegt\n*) Jahrb. d. Schweiz. 1901.\n*) Zentral))], f. Bakter.. Bd. III. S. 231. S. a. Jahrb. d. Schwei:. Bd. XI.\n') Jahrb. d. Schweiz, 1907.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Wirkung des Labs auf Paraeaseinkalk.\t163\nkein Grund vor, mit Petry ein unbekanntes f\u00fcr Casein spezi-' fisches Enzym im Labe anzunehmen.\nWird in der Kalbsmageninfusion durch Digerieren mit 0,2\u00b0/oiger HCl das Chymosin zerst\u00f6rt, so findet man auch das Verm\u00f6gen, K\u00e4se zu verdauen, fast vollst\u00e4ndig aufgehoben, selbst bei der Acidit\u00e4t > 1,4 X 10~5 normal. Bei 0,2\u00b0/oiger HCl wurde H\u00fchnereiwei\u00df von dieser L\u00f6sung kr\u00e4ftig verdaut. Obwohl meine Resultate vollkommen \u00fcbereinstimmen mit der unitarischen Auffassung in der Pepsin-Chymosinfrage, kann auf Identit\u00e4t nicht geschlossen werden, so lange letztere Tatsache nicht erkl\u00e4rt worden ist.\nKochsalz beschleunigt die Verdauung des Paracaseins durch Chymosin. Dies wurde in \u00dcbereinstimmung gefunden mit der Verz\u00f6gerung der Milchgerinnung durch dieses Salz.\nSchlie\u00dflich wurde darauf hingewiesen, da\u00df obenstehende Resultate wohl die einfachste Erkl\u00e4rung liefern f\u00fcr das L\u00f6slichwerden des Paracaseins w\u00e4hrend der K\u00e4sereifung.\nReichslandw. Versuchsstation Hoorn, 28. Juiii 1909.\nJ ' ; V v :","page":163}],"identifier":"lit37748","issued":"1909","language":"de","pages":"147-163","startpages":"147","title":"\u00dcber die Wirkung des Labs auf Paracaseinkalk","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:33:17.896284+00:00"}