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Über die interfibrilläre Substanz der Lederhaut bei Säugetieren

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{"created":"2022-01-31T16:38:42.517934+00:00","id":"lit37750","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lier, E. H. B. van","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 177-187","fulltext":[{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die interfibrill\u00e4re Substanz der Lederha\u00fct bei S\u00e4ugetieren.\nVon\t\u2018\nE. H. B. van Lier.\n(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Utrecht.)\n(Der Kedaktion zugegangen am 4. Juli 15)09.)\nIm Jahre 1858 ist von Rollett nachgewiesen worden, da\u00df das fibrill\u00e4re Bindegewebe von Haut und Sehnen an Kalkwasser eine Eiwei\u00dfsubstanz abgibt, welche mittels Zusatz von Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt werden kann.1) Nach der Behandlung mit Kalkwasser k\u00f6nnen die Bindegewebsfibrillen viel leichter w\u2019ie zuvor voneinander getrennt werden. Die in der alkalischen\"' Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6ste Substanz d\u00fcrfte also als eine zwischen den Fibrillen gelegene Kittsubstanz betrachtet werden.\nRollett selbst und mehrere anderel Forscher2; haben gefunden, da\u00df diese interfibrill\u00e4re Substanz zu den mucoiden Stoffen geh\u00f6rt, insoweit dieselbe wenigstens aus Sehnen oder au< h aus dem Nabelstrang erhalten wurde. \u00dcber die Natur der Substanz, welche von Kalk- oder Barytwasser dem Gorium entzogen werden kann, herrscht aber noch keine \u00dcbereinstimmung. Chemiker, welche sich zum Behuf der Gerberei besonders mit der Untersuchung der Haut besch\u00e4ftigt haben, geben nicht zu, da\u00df darin eine Mucoidsubstanz vorhanden ist. Reimer3) f\u00fchrte aus, da\u00df die von ihm mittels Kalkwasser aus Haut bereitete Substanz, welcher er den Namen \u00abGoriin\u00bb beilegte, sowohl in Eigenschaften als in Zusammensetzung v\u00f6llig von Mucin verschieden ist, w\u00e4hrend K\u00f6rner, ohne \u00fcbrigens Grunde f\u00fcr seine Auffassung beizubringen, sich zur Annahme\n') Wiener Sitzungsberichte. Bd. XXX, S. 37.\n') Rollett, ibid., Bd. XXXIX, S. 308.\nEichwald, Ann. d. Chem. u. Pharm., Bd. CXXXIV, S. 177.\nUebisch, Diese Zeitschrift, Bd. X, S. 40.\nChittenden und Giess, Journ. of exp. med.. Vol. 1, p. 186.\nCutter und Gies, Amer. Journ. of physiol., Vol. VI. p. 155.\nuevene. Diese Zeitschrift. Bd. XXXI. S. 395; Bd. XXXIX, S. 1.\nVoung, Journ. of Physiol., Vol. XVI, p. 325.\n8) Ringlers Polytechn. Journ., Bd. CCV, S. 143.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nE. H. \u00df. van Lier,\ngeneigt erkl\u00e4rt, da\u00df das, was in Kalkwasser gel\u00f6st wird, nichts anderes als in Verquellung begriffene kollagene Substanz ist. !)\nAnderseits hat aber die Erforschung des Bindegewebes im allgemeinen das Vorkommen einer Mucoidsubstanz auch in der Lederhaut wohl sehr wahrscheinlich gemacht. Sowohl die Entwicklung des Bindegewebes als auch das Vorkommen von Mucoidsubstanzen (Chondromucoid und Osseomucoid) in Knorpel und in Knochen spricht daf\u00fcr. Es h\u00e4lt schwer, mit Reimer anzunehmen, da\u00df im Gorium die interfibrill\u00e4re Substanz v\u00f6llig von den Mucoidsubstanzen abweichen und vielmehr der kol-lagenen Substanz, aus welcher die Fibrillen bestehen, nahe verwandt sein w\u00fcrde, oder aber mit K\u00f6rner, da\u00df im Gorium eine interfibrill\u00e4re Substanz strictiori sensu v\u00f6llig fehlt. So ist denn auch Halliburton bei seinen Untersuchungen \u00fcber Myxoedema von der Annahme ausgegangen, da\u00df der Stoff, welcher von Kalk- oder Barytwasser der Haut entzogen wird, zu den Mucoiden gerechnet werden mu\u00df.2)\nDie Richtigkeit dieser Annahme geht, wie ich glaube, aus den Beobachtungen, deren Beschreibung ich hier folgen lasse, hervor.\nIch habe die Haut des Pferdes, des Rindes, des Kaninchens, ein einzelnes Mal auch des Menschen (Haut des wregen Sarkoma am Knie amputierten Unterschenkels) untersucht. F\u00fcr jede Bereitung wurde ein St\u00fcck ganz frische Haut abrasiert und in Scheiben geschnitten, welche aufeinandergelegt bei einem Druck von 250 Atmosph\u00e4ren w\u00e4hrend 24 Stunden ausgepre\u00dft wurden, soda\u00df Blut und Gewebssaft so gut wie v\u00f6llig entfernt wurden.3) Dann wurden die trockenen d\u00fcnnen Scheiben, jedesmal etwa 100 g, zerschnitten und 24 Stunden mit Wasser ausgezogen. Die also gereinigte Haut wurde in 400 ccm halbges\u00e4ttigtes Kalkwasser gebracht, nach 24 Stunden koliert und in Wasser gebracht, am folgenden Tag wieder in halbges\u00e4ttigtes\nl) Jahresber. der deutschen Gerberschule zu Freiburg i. S., 18G8 bis 1899, S. 4.\n*) Trans. Clin. Soc. London, Vol. XXI, Supplem., p. 47. und Journal of Pathol, and Bacteriol., 1892, p. 1.\n'* *) Vgl. Staal, Diese Zeitschrift, Bd. LVIII, S. 97.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die interfibrillare Substanz der Lederhaut bei S\u00e4ugetieren. 179\nKalkwasser und so weiter abwechselnd mit Kalkwasser und Wasser w\u00e4hrend mehrerer Tage ausgezogen, bis nur sehr wenig Substanz mehr in das Extrakt \u00fcberging. Die kollerten tr\u00fcben Extrakte wurden auf dem Saugfilter, durch zusammengepre\u00dften Papierbrei filtriert. Im Anfang der Extraktion waren die Filtrate leicht opalescent, sp\u00e4ter, als sich nur wenig mehr in dem Kalkwasser l\u00f6ste, w'aren sie d\u00fcnn und wasserklar Aus der Haut des Pferdes und des Rindes wurde gew\u00f6hnlich nach achtt\u00e4giger Extraktion so gut wie keine von Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz mehr erhalten. L\u00e4nger dauerte es bei der K\u00e4lberhaut, welche mehr in verd\u00fcnntem Kalkwasser l\u00f6sliche Substanz lieferte und bisweilen erst nach vierw\u00f6chentlicher Exlraktion so gut wie ganz ersch\u00f6pft war. Wurde das Ausziehen in der beschriebenen Weise noch l\u00e4nger fortgesetzt, so wurde schlie\u00dflich ein Extrakt erhalten, welches nach Zusatz von Essigs\u00e4ure, auch wenn dabei ein \u00dcberschu\u00df-sorgf\u00e4ltig vermieden w\u00fcrde, nicht die geringste Opalescenz zeigte.1)\nIn dieser Hinsicht sind meine Ergebnisse mit denjenigen von Reimer in Widerspruch. Dieser Forscher erw\u00e4hnt ja, da\u00df bei wiederholter Extraktion der Haut immer Wieder betr\u00e4chtliche Mengen von \u00abCoriin\u00bb in L\u00f6sung kamen, und. h\u00e4lt in bezug hierauf die Frage nicht ungerechtfertigt,, \u00abob sich die Substanz durch die lange Einwirkung des Kalkw\u00e4ssers von neuem gebildet hat und ein Umsatzprodukt des Bindegewebes, des Hauptbestandteiles der Haut, ist\u00bb.2)\nIch bemerke dabei, da\u00df Reimer nicht frische Haut untersuchte, sondern Haut, welche erst in der Gerberei behufs Enthaarung mit Kalkmilch behandelt und dann durch Auswaschen und Kneten mit Wasser von l\u00f6slichen Stoffen m\u00f6glichst befreit worden Avar. Erst dann, wenn also die mit Kalk eine l\u00f6sliche Verbindung bildende interfibrill\u00e4re Substanz sicher zufn gr\u00f6\u00dften Teil entfernt worden war, wurde zur Bereitung des Koriins\u00bb\nl) Wurde dann die Haul in mit H,S ges\u00e4ttigtes Kalk wasser gebracht. so wurde das Epithel angegriffen und kam eine mittels Essige s\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz in L\u00f6sung, welche sich aber kein Glukoproteid zu sein herausstellte* sondern in 0,2\u00b0/oiger HCl gel\u00f6st und* mi! Pepsin digeriert, einen in Alkali leicht l\u00f6slichen Niederschlag lieferte.\n*) a a. 0. S. 156.\t.","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"geschritten, und zwar wurde die zerschnittene Haut mehrere Tage lang nicht in verd\u00fcnntem, sondern in ges\u00e4ttigtem Kalkwasser, bei leichter Erw\u00e4rmung (\u00abbis zur Handw\u00e4rme >) digeriert. Bei dieser Behandlung bleiben die Bindegewebsfibrillen wohl nicht unangegriffen. Es ist also wahrscheinlich, da\u00df die von Keim er dargestellte Substanz aus durch das Kalk wasser ver\u00e4ndertem Kollagen, mit einer geringen Menge der durch die vorbereitende Behandlung nicht v\u00f6llig entfernten interfibrill\u00e4ren Substanz vermischt, bestand.\nIn meinen Versuchen dagegen, wobei die frische Haut, nach dem Auspressen und dem Auswaschen mit Wasser, mit verd\u00fcnntem Kalkwasser bei Zimmertemperatur ausgezogen wurde, habe ich mich wiederholt mit Hilfe des Mikroskops davon \u00fcberzeugt, da\u00df die Bindegewebsfibrillen zwar leicht zu isolieren waren, aber doch keine Spur von Quellung zeigten.\nAus den filtrierten Extrakten konnte jetzt ebenso wie aus in derselben Weise bereiteten Sehnenextrakten eine mucoide Substanz dargestellt werden. Zusatz von 5\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure rief einen volumin\u00f6sen, in \u00dcberschu\u00df von Essigs\u00e4ure l\u00f6slichen Niederschlag hervor. Meistens bestand der Niederschlag aus z\u00e4hen F\u00e4den, welche bei vorsichtigem R\u00fchren dem R\u00fchrstab anhafteten und mit demselben aus der Fl\u00fcssigkeit herausgenommen werden konnten. Bisweilen war der Niederschlag flockig; dann wurde derselbe durch Zentrifugieren von der Fl\u00fcssigkeit getrennt. Die Substanz wurde mit mittels Essigs\u00e4ure schwach anges\u00e4uertem Wasser ausgewaschen, in Wasser gebracht und mit Hilfe von so wenig Kalkwasser oder Natronlauge, da\u00df die Reaktion der Fl\u00fcssigkeit neutral wurde, gel\u00f6st. Jetzt wurde sie wieder gef\u00e4llt, meistens durch Zusatz von Essigs\u00e4ure, bisweilen auch in der fr\u00fcher von Huiskamp1) angegebenen Weise durch Elektrolyse. Dabei schied sich aus der salzfreien neutralen L\u00f6sung das Eiwei\u00df als Gallerte an der Anode ab, w\u00e4hrend an der Kathode die Fl\u00fcssigkeit alkalisch wurde.\nDiese saure, mit Alkalien und alkalischen Erden in Wasser l\u00f6sliche Verbindungen liefernde Eiwei\u00dfsubstanz zeigte nicht nur in bezug auf die Viscosit\u00e4t der L\u00f6sung und die L\u00f6slichkeit in\n*> Diese Zeitschrift, Bd. XXXIV. S 32.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die interfibrill\u00e4re Substanz der Lederhaut bei S\u00e4ugetieren. 181\n\u00dcberschu\u00df von S\u00e4ure, sondern auch darin \u00dcbereinstimmung mit anderen Mucoidsubstanzen, da\u00df die L\u00f6sung in ein- oder zw\u00e9i-prozentiger Salzs\u00e4ure nach einige Zeit fortgesetztem Kochen das Verm\u00f6gen erhielt, die Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit zu reduzieren. Zwischen den Mucoiden der untersuchten Tiere wurden keine Unterschiede gefunden. Wohl aber zeigten sie sich einigerma\u00dfen verschieden von aus der Achillessehne des Kindes oder des Kalbes durch Ausziehen mit halbges\u00e4ttigtem Kalkwasser dargestelltem Tendomucoid. W\u00e4hrend die Substanz aus der Haut, welche ich Coriomucoid nennen werde, schon von einer geringen Menge von Essigs\u00e4ure und dann meistens in z\u00e4hen F\u00e4den aus der L\u00f6sung gef\u00e4llt wird, ist.zur F\u00e4llung des Tendo-mucoids mehr S\u00e4ure erforderlich ; \u00f6fters erhielt ich erst dann einen sich beim Zentrifugieren gut absetzenden Niederschlag, wenn statt 5n/oiger Essigs\u00e4ure l\u00b0/oige Salzs\u00e4ure zugesetzt wurde. Auch war der Niederschlag des Tendomucoids niemals fadenziehend, sondern immer flockig, w\u00e4hrend derselbe in \u00dcberschu\u00df von S\u00e4ure, von Salzs\u00e4ure sogar, sich viel schwieriger als Coriomucoid l\u00f6ste. Au\u00dferdem waren die L\u00f6sungen des Tendomucoids nie so visc\u00f6s als die des Coriom\u00fccoids.\nZur Analyse wurde das zweimal gef\u00e4llte Mucoid statt mit anges\u00e4uertem mit alkoholhaltigem Wasser auf der Zentrifuge dreimal ausgewaschen, in starken Alkohol gebracht, filtriert, auf dem Filter mit \u00c4ther und mit absolutem Alkohol ausgewaschen und erst \u00fcber Schwefels\u00e4ure, dann bei 110\u00b0 getrocknet.\nNach Zerst\u00f6rung der organischen Substanz mit Schwefels\u00e4ure und Salpeters\u00e4ure nach Neumann konnte Phosphor niemals mehr als spurweise nachgewiesen werden.\nDie C- und H-Bestimmung wurde mittels Verbrennung durch Bleichromat mit reduzierter Kupferspirale ausgef\u00fchrt, die N-Bestimmung nach Kjeldahl, die S-Bestimmung nach Hammarsten, wobei f\u00fcr die Verbrennung eine Spiritusflamme verwendet wurde.\nDie Ergebnisse folgen hier:\nBind I. 0,3097 g gaben 0,5740 g CO* und 0,2207 g HaO, also 50,53#/o C und 7,97'Vo H.\n0.2716 g gaben 44,26 mg NH3, also 13.42 \u00b0 o N.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nE. H. B. van Lier\nRind II. 0,1554 g gaben 0,2852 g C04 und 0,1076 g H,0, also 50,05\u00bb/\u00ab C und 7,75 \u00b0/o H.\n0,2673\tg\tgaben\t0,0359 g BaS04, also 1,84\u00b0/o S.\n0,3772\t>\t\u00bb\t52,77\tmg\tNH\u201e * 13,97% N.\nPferd.\t0,2034\t\u00bb\t\u00bb\t0,3767\tg\tCO, und 0,1437 g H,0, also\t50,51\u00b0\t\u00ab\tC\nund 7,91% H.\n0.3294 g gaben 0,6037 g CO, und 0.2331 g H,0, also 49,98\u00b0/\u00ab C und 7,92% H.\n0,1472 g gaben-27,85 mg NHS, also 15.58% N.\n0,2364\t\u00bb\t\u00bb\t0,0256\tg\tBaS04, also 1,49\u00b0/\u00ab S.\nKalb.\t0,2880\t*\t\u00bb\t0,5407\tg\tCO, und 0,1994 g H,0,\talso\t51,2%\tC\nund 7.75% H.\n0.1170\tg\tgaben\t19,77 mg NHS, also 13,92% N.\n0,1195\t*\t\u00bb\u2022\t20,12\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb 13,87% \u00bb\nWie aus diesen Zahlen hervorgeht, wird der Gehalt an C und auch an N h\u00f6her als bei anderen mucoiden Stoffen gefunden. F\u00fcr Tendomucoid wurde von anderen gefunden: c\tH\tn\ts\n48,30\t6,44\t11,75\t0,81\t(L\u00f6ebisch)\n48,76\t6,53\t11,75\t2,33\t(Chittenden\tund\tGies).\n48,04\t6,67\t12,47\t2,20\t(Cutter und\tGies).\nIch fand f\u00fcr Tendomucoid, nach dem oben beschriebenen Verfahren aus der Achillessehne des Rindes bereitet, N 1131 S 2,72.\t5\nEs war nicht meine Absicht, die Darstellung einer ganz reinen Mucoidsubstanz aus dem Bindegewebe der Haut zu versuchen. Es ist wohl sehr fraglich, ob das mit den gegenw\u00e4rtigen Hilfsmitteln m\u00f6glich sein w\u00fcrde. Erstens kann bei dem befolgten Darstellungsverfahren Verunreinigung mit Nucleopro-teiden nicht ausgeschlossen werden. Die aus der Haut des Rindes, des Kalbes und des Pferdes dargestellte Substanz war denn auch niemals vollkommen frei von Phosphor, wenn auch die Menge davon f\u00fcr eine zuverl\u00e4ssige Bestimmung zu gering war. Nur in dem Mucoid aus der Kaninchenhaut wurde jedesmal etwras mehr P gefunden.\nAber auch wenn die Substanz aus Sehnen bereitet wird, welche an das Kalkwasser sicher weniger Nucleoproteide als die mit Epithel bekleidete Haut abgeben, und wo au\u00dferdem die geringe L\u00f6slichkeit des Mucoids in \u00dcberschu\u00df von S\u00e4ure die M\u00f6glichkeit einer vollst\u00e4ndigen Trennung erh\u00f6ht, auch dann","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die interfibrill\u00e4re Substanz der Lederhaut bj>i S\u00e4ugetieren. 183\nist es sehr zweifelhaft, ob schlie\u00dflich ein einheitliches Produkt erhalten wird. So wird es auch von Chittenden und Gies f\u00fcr keineswegs unwahrscheinlich gehalten, da\u00df das fibrill\u00e4re Bindegewebe zwei oder mehrere verschiedene Mucoide enth\u00e4lt.1) Ich habe indessen noch auf anderem Wege zu erforschen versucht, ob die interfibrill\u00e4re Substanz des Cori\u00fcms dem Tendo-mucoid an die Seite gestellt werden darf.\t/ '\nLevene hat aus Tendomucoid mittels Natronlauge eine Substanz dargestellt, welcher er den Namen von Glutathion^ s\u00e4ure gegeben hat.2) Derselbe Stoff ist nach diesem Forscher auch aus anderen Organen, wie Milz und Nieren, zu erhalten.\u00bb)' Aus solchen, zum gr\u00f6\u00dften Teile aus Zellen bestehenden Organen wurde aber ein sehr unreines, insbesondere stark mit Nuclein-' s\u00e4ure verunreinigtes Produkt erhalten. Zwar glaubt\u2019Levene ein Mittel gefunden zu haben zur Entfernung der Nucleins\u00e4\u00fcre, aus seinen Mitteilungen geht aber hervor, da\u00df er damit seinen Zweck noch keineswegs v\u00f6llig erreichen konnte. Darauf hat Neuberg4) aufmerksam gemacht, welcher seine hierauf bez\u00fcglichen Bemerkungen schlie\u00dft mit dem Wunsch: \u00abMan sollte mit der in jeder Hinsicht irref\u00fchrenden Bezeichnung Glukothionsaure endg\u00fcltig aufr\u00e4umen\u00bb.\nIndessen ist bei der Bereitung von mucoidem Stoff aus Bindegewebe die Gefahr f\u00fcr Verunreinigung mit Nucleins\u00e4ure sehr viel geringer, als bei der Bearbeitung von an Nucleopro-teiden so reichen Organen wie Milz und Nieren.\nIch habe mich in erster Linie davon \u00fcberzeugt, da\u00df nach dem von Levene angegebenen Verfahren .aus Tendomucoid eine Substanz erhalten werden konnte, die die Eigenschaften von \u00abGlukothionsaure\u00bb besa\u00df.\nDas frisch bereitete, zweimal mit Essigs\u00e4ure, bisweilen auch mit Salzs\u00e4ure, aus dem Kalkwasserextrakt niedergeschlagene, mit Wasser ausgewaschene Tendomucoid wurde iri 2\u00b0/oiger Natronlauge gel\u00f6st und einige Tage, wenigstens zwei, in ge-\n*) Journ. of exp. med., Vol. I, p. 18\u00ab.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 395; Bd. XXXJX, S. 1 :I) Ibidem, Bd. XXXVII, S. 400, Bd. XLV,.S, 386. i:) Bioehem. Zeitschrift, Bd. XVI. S. 250. '","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nE. H. B. van Lier,\nschlossener Flasche, darin belassen. Dann wurde die L\u00f6sung . mlt k\u00e4sigs\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und eine ziemlich gro\u00dfe \u2019 Menge einer ges\u00e4ttigten w\u00e4sserigen Pikrins\u00e4urel\u00f6sung, sodann ein \u00dcberschu\u00df von konzentrierter Essigs\u00e4ure zugegeben. Der Niederschlag wurde abfiltriert, das Filtrat mit 3\u20144 Volumina 92\", eigen Alkohols vermischt und der dadurch entstandene Niederschlag durch Dekantieren, zuerst mit Alkohol, dann mit Alkohol und \u00c4ther, zuletzt mit reinem \u00c4ther von Pikrins\u00e4ure befreit, auf das. Filter gebracht, mit absolutem Alkohol ausgewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Die so erhaltene Substanz wurde in wenig Wasser gel\u00f6st und durch ein kleines Sauglilter aus zusammengepre\u00dftem Papierbrei filtriert. So wurde eine meistens ganz klare, bisweilen etwas opalisierende und visc\u00f6se L\u00f6sung von saurer Reaktion erhalten, welche auf Zusatz von Chlorbaryum einen Niederschlag absetzte. War die Losung vorher mit Wasser verd\u00fcnnt, so blieb sie auf Zusatz von Chlorbaryum ganz klar. Um das Baryumsalz so vollst\u00e4ndig wie m\u00f6glich zu erhalten, wurde die konzentrierte L\u00f6sung der S\u00e4ure mit dem gleichen Volumen Alkohol (92\u00bb/\u201e) vermischt (hierbei blieb die L\u00f6sung klar), sodann wurde eine L\u00f6sung von Chlorbaryum in 50\u00b0/oigem Alkohol zugegeben. Der entstandene Niederschlag wurde mit 50\u00bb/\u00bbigem Alkohol chlorfrei getoaschen und getrocknet. Wurde dabei die zuerst ganz farblose Substanz beim Trocknen grau, was bisweilen stattfand, so wurde sie von neuem in Wasser gel\u00f6st, filtriert und mit Alkohol gef\u00e4llt.\nSo wurde die Baryumverbindung als ein farbloses Pulver, das in Wasser zu einer klaren Fl\u00fcssigkeit sieh l\u00f6ste, erhalten\u2019 Diese Losung zeigte keine Biurelreaktion und reduzierte Feh-lingsche L\u00f6sung nicht. Wurde sie aber mit Salzs\u00e4ure einige Zeit gekocht, dann erhielt sie das Verm\u00f6gen, zu reduzieren ; beim Kochen setzte sich ein Niederschlag von Baryumsulfat ab. Die mit Salzs\u00e4ure gekochte L\u00f6sung gab auch die Orcin-reaktion, sei es auch schwach im Verh\u00e4ltnis zu ihrem reduzierenden Verm\u00f6gen.\nGenau auf dieselbe Weise habe ich aus dem von Young1)\n\u25a0) Journal of Physiol., Vol. XVI. p. 325.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die interfibrill\u00e4re Substanz der Lederhaut bei S\u00e4ugetieren. 185\nFunismucin genannten Mucoidstoff aus dem menschlichen Nabelstrang Glukothions\u00e4ure und ihre Baryumverbindung bereitet. Ebenso wie der aus Tendomucoid erhaltene, erwies sich auch dieser Stoff als eine Esterschwefels\u00e4ure; mit Salzs\u00e4ure gekocht, erhielt er das Verm\u00f6gen, zu reduzieren, auch setzte sich dabei ein Niederschlag von Baryumsulfut ab.\nEs gelang mir aber nicht, aus dem nach der Methode von Hammarsten aus der Submaxillardr\u00fcse des Kindes dargestellten Mucin nach dem beschriebenen Verfahren Glukothions\u00e4ure darzustellen. Dies gelang auch Le y e n e nicht : allerdings hat dieser Forscher, sei es auch auf einem anderen, ziemlich umst\u00e4ndlichen Wege, aus Submaxillarismucin eine geringe Menge von einem Stoff, welcher \u00c4hnlichkeit mit Glukothions\u00e4ure hatte und eine Esterschwefels\u00e4ure zu sein schien, erhalten.1)\nAllem Anscheine nach darf also wohl angenommen werden, da\u00df die bisher untersuchten mucoiden Stoffe, die als Interfibrill\u00e4rsubstanz im Bindegewebe Vorkommen, \u00dcnkl. Ghondromucoid und Osseomucoid, sich von anderen verwandten Stoffen unterscheiden, da sie Proteide sind, in welchen au\u00dfer den Kohlen-hydratgruppen ein Schwefels\u00e4urerest S020H anwesend ist. Aus. Tendomucoid und aus Funismucin wenigstens wird durch verd\u00fcnnte Natronlauge bei Zimmertemperatur eine S\u00e4ure frei gemacht, welche l\u00f6slich in Wasser, unl\u00f6slich in Alkohol und m \u00c4ther ist, und welche bei Hydrolyse mittels verd\u00fcnnter S\u00e4ure reduzierende Substanzen und Schwefels\u00e4ure liefert.\nDa ich die Frage, inwieweit die Interfibrill\u00e4rsubstanz aus dem Bindegewebe der Haut bereitet, mit Tendomucoid und Funismucin gleich zu stellen sei, zu beantworten hatte, schien es mir w\u00fcnschenswert, zu untersuchen, inwieweit auch aus Coriomucoid> nach der Methode von Levehe eine Substanz von der Art der Glukothions\u00e4ure gewonnen werden k\u00f6nnte.\nWirklich erhielt ich aus Coriomucoid des Rindes, Kalbes, Pferdes, Kaninchens und des Menschen nach Behandlung mit 2\u00b0/oiger NaOH und Abscheidung des Eiwei\u00dfes mitteis Essigs\u00e4ure und Pikrins\u00e4ure eine in Alkohol und \u00c4ther unl\u00f6sliche, in Wasser l\u00f6sliche S\u00e4ure, welche keine Biuretreaktion gab!\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, 8. 405.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nE. H. B. van Lier,\nmit Chlorbaryum ein in Wasser schwer, in oO\u00b0/oigem Alkohol unl\u00f6sliches Salz lieferte, das auch im \u00fcbrigen in Eigenschaften ganz mit der Glukothions\u00e4ure der Sehne und des Nabelstrangs \u00fcbereinstimmte. Wurde die L\u00f6sung der S\u00e4ure mit Silbernitrat vermischt, so entstand ein flockiger Niederschlag, welcher sowohl in Salpeters\u00e4ure wie in Ammoniak leicht l\u00f6slich war. Weiter gab die Substanz eine zwar schwache Orcinreaktion, bei Destillation mit 30\u00b0/oiger HCl lieferte sie ein fl\u00fcchtiges, ammoniakalische Silberl\u00f6sung reduzierendes, nach Furfurol riechendes Produkt, beim Sieden mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure erhielt die L\u00f6sung unter Freiwerden von Schwefels\u00e4ure starkes Reduktionsverm\u00f6gen. Mit salzsaurem Phenylhydrazin und Natriumacetat gekocht, gab die reduzierende L\u00f6sung einen sich bei Abk\u00fchlung abscheidenden, in der Hitze l\u00f6slichen, aus sehr kleinen Kugeln bestehenden gelbbraunen Niederschlag, welcher nicht weiter untersucht wurde.\nDie Schwierigkeit, gen\u00fcgende Mengen der gut gereinigten Substanz zu sammeln, machte es mir unm\u00f6glich, alle Pr\u00e4parate auf Abwesenheit von Phosphor zu pr\u00fcfen. Aus der Substanz, erhalten aus der Haut des Rindes und des Kalbes, wurde in zwei F\u00e4llen jedesmal 0,3 bis 0,4 g, nach Zerst\u00f6rung der organischen Substanz nach Neumann, mit Molybd\u00e4ns\u00e4ure beim Kalbe gar kein, beim Rinde ein nur eben sichtbarer Niederschlag erhalten.\nVon einigen Pr\u00e4paraten des Barvumsalzes wurde der StickstofTgehalt nach Kje Ida hl ermittelt; auch die Menge der Schwefels\u00e4ure, die beim Kochen mit Salzs\u00e4ure frei wurde. Dazu wurde die Baryumverbindung in 1 \u00b0/oiger HCl gel\u00f6st und w\u00e4hrend 4 Stunden bei konstantem Volumen im Wasserbade gekocht. Dann wurde das abgeschiedene Baryumsulfat ab-fdtriert, ausgewaschen, gegl\u00fcht und gewogen. Ohne Ausnahme enthielt der Stoff mehr Baryum, als zur Bindung der frei gewordenen Schwefels\u00e4ure n\u00f6tig war. Die vom Baryumsulfat abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit gab jedesmal auf Zusatz von Schwefels\u00e4ure von neuem einen Niederschlag, Auf Zusatz von Chlorbaryum blieb sie klar.\nDie Resultate waren die folgenden:","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die interfibrill\u00e4re Substanz der Lederhaut bei S\u00e4ugetieren. . 187\nGlukothionsaures Baryum aus\nTendomucoid (Rind) 0.3497 g gaben 13,34 mg NH*, also 3,14p/o N.\n0,1913 \u00bb\t\u00bb\t45,8\t\tBaS04,\t>\t3,28 \u00b0/o S' .\nFunismucin (Mensch) 0,3628 \u00bb\t\u00bb\t37,0\t\u00bb \u2019\t>\t\u00bb\t1,40 \u2022/, S\nGoriomucoid (Rind) 1. 0,1327 \u00bb\t\u00bb\t5,78\t\u00bb\tNH,,\t>\t3,59 #/o N\n11. 0,3562 \u00bb\t\u00bb\t15,12\t\u00bb\t\u00bb.\t\u00bb\t3,50 \u00fc/o N .\n0,2654 \u00bb\t1\t58,6\t\tBaS04,\t\u00bb\t3,03 \u00b0/o S.\n(Pferd) I. 0,3196 \u00bb\t\u00bb\t14,34\t\u00bb\tnh3,\t>\t3,70 \u00b0/oN\nII. 0,3372 \u00bb\t\u00bb\t17,52\t' \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t4,28 \u00bb/o N\n0,2283 \u00bb\t\u00bb\t26,3\t\u00bb\tBaS04,\t\u2022 \u00bb\tl,58\u00b0/o S\n(Kalb) I. 0,2937 \u00bb\t\u00bb\t14,41\t\u00bb\tnh3\t\u00bb\t4,04 \u00b0/o N\n0,2433 \u00bb\t>'\t33,2\t\u00bb\tBaS04\t\t1,87\u00b0/\u00bb S \u2019\nII. 0,2291 \u00bb\t\u00bb\t28,7\t\u00bb.\t>\t>\t1,72 \u00b0/oS\nGlukothions\u00e4ure aus Goriomucoid des Kaninchens:'\n0,1360 g gaben 24,6 mg BaS04, also 2,48\u00b0/o S. \u2018\nDie Menge der aus der menschlichen Haut erhaltenen Substanz war leider zur Analyse zu klein. Der mucoide Stoff und die aus demselben dargestellte Glukothions\u00e4ure kamen aber, was die Eigenschaften anbetrifft, ganz mit den aus der Haut von Tieren bereiteten Stoffen \u00fcberein.\nLevene fand f\u00fcr das Bar y umsalz der aus Tendomucoid (largestellten S\u00e4ure: 2,65 \u00b0/o N und 2,5T\u00b0/o S.1)\nMeine Bestimmungen, welche sich auf von verschiedenen Tierart\u00e8n stammende Stoffe beziehen, liefern keinen Beitrag zur n\u00e4heren Kenntnis der \u00abGlukothions\u00e4ure\u00bb, ein Name, der, wie Neuberg bemerkt, f\u00fcr eine Esterschwefels\u00e4ure/nicht sehr gl\u00fccklich gew\u00e4hlt ist. Aber, auch wenn zugegeben wird, da\u00df dieser Stoff noch keineswegs gen\u00fcgend rein zur scharfen chemischen Analyse und Charakterisation dargestellt ist, so meine ich doch wohl recht zu haben, die Eigenschaften dieses so leicht von Alkali aus ihren Verbindungen mit Eiwei\u00df frei zu machenden Stoffes in diesem Sinne zu verwerten, da\u00df daraus zu schlie\u00dfen sei, da\u00df, im Gegensatz zu Reimer und K\u00f6rner, im Bindegewebe der Haut zwischen den Fibrillen ein mucoide? Stoff, welcher mit der Interfibrill\u00e4rsubstanz der Sehne und des Nabelstranges \u00e4u\u00dferst nahe verwandt ist, anwesend ist.\nl) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI. S. 401.","page":187}],"identifier":"lit37750","issued":"1909","language":"de","pages":"177-187","startpages":"177","title":"\u00dcber die interfibrill\u00e4re Substanz der Lederhaut bei S\u00e4ugetieren","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:42.517940+00:00"}

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