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{"created":"2022-01-31T16:41:27.636330+00:00","id":"lit37758","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Arnold, Vinzenz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 240-243","fulltext":[{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen eines dem Urorosein nahestehenden Farbstoffes in gewissen pathologischen Harnen.\nVon\nVinzenz Arnold.\nMit! einer Abbildung.\n(Aus der Abteilung f\u00fcr Infektionskrankheiten des allgemeinen Krankenhauses\nzu Lemberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 14. Juli 1909.)\nEs ist mir schon vor l\u00e4ngerer Zeit bei Scharlachrekonvales-centen (von der dritten Woche an) das Auftreten einer oft ziemlich reichlichen Uroroseinausscheidung im Harn aufgefallen. Bei einer n\u00e4heren Untersuchung solcher Harne wurde ich auf das gleichzeitige Auftreten eines anderen roten Farbstoffes aufmerksam, welcher unter denselben Bedingungen wie das typische Urorosein aus einem farblosen Chromogen entsteht und sich auch in seinem Verhalten L\u00f6sungsmitteln gegen\u00fcber von dem Urorosein nicht unterscheidet.\nDer Farbstoff unterscheidet sich von dem Urorosein vor allem durch sein spektroskopisches Verhalten : Statt dem charakteristischen Uroroseinband zwischen D und E bemerkt man ein ziemlich scharf begrenztes Band, welches bei mittlerer Konzentration der amylalkoholischen Farbstoffl\u00f6sung sich von b bis ein wenig \u00fcber die Mitte zwischen b und F erstreckt (X 517 bis X 500). Die st\u00e4rkste Absorption entspricht dem rechten Rand des Bandes.\nMeist sieht man gleichzeitig auch das Band des Uroroseins, so da\u00df man bei spektroskopischer Untersuchung eines amyl-","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber pathologische Harne.\t2li\nalkoholischen Extraktes des untersuchten Harnes ein aus zwei B\u00e4ndern bestehendes Spektrum erh\u00e4lt. Man kann jedoch \u2014 ' wenn auch ziemlich selten \u2014 bei Untersuchung von Scharlachharnen diesen Farbstoff, welchen ich als Nephrorosein bezeichnen will, allein oder neben so wenig Urorosein. da\u00df dasselbe im amylalkoholischen Extrakt kaum mehr nachweisbar ist, vor-finden. Eine reine L\u00f6sung dieses Farbstoffs ist mattrot, w\u00e4hrend eine verd\u00fcnnte Uroroseinl\u00f6sung sch\u00f6n rosarot, in konzentrierter L\u00f6sung rubinrot erscheint. In konzentrierter L\u00f6sung n\u00e4hert sich die F\u00e4rbung einer Nephroroseinl\u00f6sung mehr dem Ziegelrot. Eine schwach rotgef\u00e4rbte L\u00f6sung zeigt bereits ein ziemlich intensives Spektralband, w\u00e4hrend in einer Uroroseinl\u00f6sung die Intensit\u00e4t der spektralen Absorption und die St\u00e4rke der F\u00e4rbung der L\u00f6sung einander entsprechen. Man kann daher das Nephrorosein im Harne leicht \u00fcbersehen, w\u00e4hrend die Anwesenheit von Urorosein sich durch die auff\u00e4llige sch\u00f6n rosarote F\u00e4rbung nach Zusatz von Salzs\u00e4ure zum Harn sogleich.bemerkbar macht.\nW\u00e4hrend das Urorosein nach Zusatz von S\u00e4ure zum Harn fast sogleich auftritt, entsteht das Nephrorosein um vieles langsamer, so da\u00df man gut daran tut, den Harn erst nach 5 bis 10 Minuten auf die Anwesenheit dieses Farbstoffes zu untersuchen. Man verf\u00e4hrt dabei \u00fcbrigens genau so, wie bei Untersuchung eines Harnes auf Urorosein allein, d. h. man versetzt den untersuchten Harn mit etwa Vs Volumen konzentrierter Salpeters\u00e4ure oder mit Vs Volumen konzentrierter Salzs\u00e4ure (spez. Gew. 1,19) ; (in letzterem Falle unter Zusatz eines Tropfens einer l\u00b0/oigen Natriumnitritl\u00f6sung). Vorzuziehen ist zur Darstellung des Nephroroseins die Salpeters\u00e4ure, doch mu\u00df ein \u00dcberma\u00df an S\u00e4ure, durch welches der Farbstoff zerst\u00f6rt w\u00fcrde, vermieden werden ; zur Darstellung des Uroroseins eignet sich besser Salzs\u00e4ure mit Natriumnitritzusatz. Am besten ist es, beide Methoden zu ben\u00fctzen. Man sieht gew\u00f6hnlich das Absorptionsband des Nephroroseins schon bei Untersuchung des Harns selbst; bei zweifelhaftem oder negativem Ergebnis ist jedoch der Harn mit Amylalkohol zu extrahieren, welcher das Nephrorosein ebenso wie das Urorosein fast quantitativ aufnimmt. Ein st\u00e4rkeres Sch\u00fctteln ist dabei nat\u00fcrlich zu ver-","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\tVinzenz Arnold,\nmeiden. Das amylalkoholische Extrakt wird durch Zusatz einiger Tropfen konzentrierten Alkohols sogleich gekl\u00e4rt und kann auch noch mit Alkohol verd\u00fcnnt werden, falls die Konzentration der L\u00f6sung die spektroskopische Untersuchung erschweren w\u00fcrde. Das Nephrorosein unterscheidet sich in seinem Verhalten L\u00f6sungsmitteln gegen\u00fcber nicht vom Urorosein. Es ist unl\u00f6slich in \u00c4ther und Chloroform, l\u00f6slich in Amylalkohol. Durch Alkalizusatz wird eine Nephroroseinl\u00f6sung sogleich entf\u00e4rbt; durch S\u00e4urezusatz wird die urspr\u00fcngliche rote Farbe wiederhergestellt. Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Urobilin erh\u00e4lt man ein Kombinationsspektrum beider Substanzen, d. i. ein Band, welches den ganzen Raum von b bis F f\u00fcllt. 1st neben Urobilin etwas Nephrorosein vorhanden, so ist das Urobilinband schlecht begrenzt und breitet sich mehr gegen b aus als sonst, und ebenso ist das Nephroroseinband schlecht begrenzt, wenn in der L\u00f6sung auch etwas Urobilin sich befindet.\nIn normalem Harn konnte ich das Nephrorosein niemals nachweisen. Es wurde auch in solchen F\u00e4llen vermi\u00dft, in welchen der Harn ziemlich viel Urorosein enthielt. Bei Schar-lachrekonvalescenten erscheint es im Harn \u2014 fast immer zugleich mit dem Urorosein \u2014 vom Ende der zweiten oder von der dritten Woche an und kann dann gew\u00f6hnlich durch l\u00e4ngere Zeit beobachtet werden. Mit geringen Ausnahmen habe ich das Nephrorosein bei wiederholter Untersuchung stets nachweisen k\u00f6nnen, wenn auch zuweilen das Band bei spektroskopischer Untersuchung des amylalkoholischen Extraktes nur eben noch erkennbar war. Seine Menge ist \u00fcberhaupt ziemlich bedeutenden Schwankungen unterworfen. F\u00e4llt in diese Zeit der Eintritt einer Nierenentz\u00fcndung, so verschwindet bei schwerem Verlauf dieser Erkrankung das Nephrorosein, wie auch das Urorosein und das Urobilin aus dem Harn.\nIch habe \u00fcbrigens das Nephrorosein auch bei Nephritiden aus anderer Ursache nicht selten beobachtet.\nFerner habe ich das Nephrorosein neben Urorosein bei orthostatischer Albuminurie (in 3 F\u00e4llen) beobachtet. In einigen F\u00e4llen habe ich durch Darreichung von Salizylaten bei Typhus-rekonvaleseenten das Auftreten sowohl von Urorosein, als Ne-","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber pathologische Harne.\t243\nphrorosein im Harn hervorrufen k\u00f6nnen. (Von R, Luzatto-) wurde Urorosein im Harn der Versuchstiere nach Darreichung des toxisch wirkenden a-Cinnamaiacet\u00f6phenonoxims nachgewiesen.) Einigemal habe ich das Nephror\u00f6sein bei chronisch verlaufender Tuberkulose (z. B. Spondylitis tuberculosa) gesehen. Auch bei anderen Infektionskrankheiten wurde es mitunter beobachtet, so z. B. in der Rekonvalescenz nach Ablauf von Masern und Flecktyphus. Am regelm\u00e4\u00dfigsten beobachtet man es aber in Begleitung des Uroroseins bei Scharlach.\nDas Nephrorosein scheint bereits einmal \u2014 wenn auch nicht in reinem Zustand \u2014 in einem Falle von H\u00e4matopor-phyrinurie nach Sulphonalvergiftung beobachtet worden zu sein. Der von 0. Hammarsten2) beschriebene Farbstoff (den er durch Vermischen des farblosen nach Ausf\u00e4llung des H\u00e4mat\u00f6-porphyrins erhaltenen Harnfiltrats mit HCl erhielt) war jedoch mit Urobilin und Urorosein verunreinigt, wie aus der Beschreibung Hammarstens hervorgeht: Der Farbstoff besa\u00df eine sch\u00f6n rosarote F\u00e4rbung, verhielt sich den L\u00f6sungsmittel\u00bb! gegen\u00fcber wie Urorosein, unterschied sich jedoch von dem Urorosein dadurch, da\u00df die L\u00f6sung in Amylalkohol keinen Absorptionsstreifen zwischen D und E, sondern einen Streifen zwischen b und F zeigte. Hammarsten selbst war der Ansicht, da\u00df dieses Band von gleichzeitig entstandenem Urobilin h\u00f6rr\u00fchrte. Hammarsten hat also das wirkliche Spektrum des Nephro-roseins nicht gesehen, sondern das von ihm gesehene Band entspricht dem Kombinationsspektrum von Urobilin und Nephrorosein. Die etwas matte F\u00e4rbung einer Nephroroseinl\u00f6sung wird durch einen geringen Zusatz von Urorosein sichtlich gehoben.\n\u2018) Chem. Zentr., 1908, Bd. II.\n*) Skand. Archiv, Bd. III, 1892.","page":243}],"identifier":"lit37758","issued":"1909","language":"de","pages":"240-243","startpages":"240","title":"\u00dcber das Vorkommen eines dem Urorosein nahestehenden Farbstoffes in gewissen pathologischen Harnen","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:41:27.636336+00:00"}