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{"created":"2022-01-31T16:40:15.375683+00:00","id":"lit37765","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"Ch. Godet","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 279-351","fulltext":[{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen aber die in den Pflanzen$amen enthaltenen\nKohlenhydrate.\nVon\nE. Schulze und Ch. Godet.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2\u00df. Juli 1909.)\t-\nEs ist allgemein bekannt, da\u00df fettes \u00d6l die in den Pflanzensamen am h\u00e4ufigsten als Reservematerial fungierende stickstofffreie Substanz ist., da\u00df daneben aber auch Kohlenhydrate dem gleichen Zwecke dienen. Von Stoffen der letzteren Art nennen wir hier au\u00dfer St\u00e4rkemehl, das sich bekanntlich in vielen Samen in sehr gro\u00dfer Quantit\u00e4t vorfmdet, Rohrzucker und andere wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate, sowie die in den Zellwandungen der Kotyledonen und des Endosperms neben Cellulose abgelagerten, in stark verd\u00fcnnten hei\u00dfen Minerals\u00e4uren l\u00f6slichen Substanzen' die man heutzutage in der Regel als Hemicellulosen bezeichnet! Solche Hemicellulosen linden sich aber auch in Teilen des Samens vor, die nicht als Reservestoffbeh\u00e4lter dienen, n\u00e4mlich in den Samenschalen. Da diesen Stoffen noch die gegen verd\u00fcnnte Minerals\u00e4uren weit widerstandsf\u00e4higeren Zellwandbestandteile, _ die wir als Cellulosen bezeichnen, sich anschlie\u00dfen, so ergibt sich, da\u00df die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlen! hydrate recht mannigfaltiger Art sind.\nLiegen nun auch \u00fcber diese Kohlenhydrate schon zahlreiche Untersuchungen vor, so darf doch behauptet werden, da\u00df unsere Kenntnisse auf diesem Gebiete noch manche L\u00fccken aufweisen, deren Ausf\u00fcllung w\u00fcnschenswert ist So wissen wir z- B. nicht viel von den wasserl\u00f6slichen Kohlenhydraten, die neben Rohrzucker in den Samen sich linden. Man hat aus den Baumwollsamen und aus dem Embryo des Weizenkorns ilelitose (Raf\u00dfnose), aus den Lupinensamen Lupeose isoliert,\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\n-19","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\tE. Schulze und Ch. Godet,\nauch fand man in Cerealiensamen unkrystailinisehe, wasserl\u00f6sliche Substanzen, die bei der Hydrolyse Traubenzucker und Fruktose liefern und mit den Namen Amylan, L\u00e4vulin, Sini-strin und L\u00e4vosin belegt worden sind.!) Bedenkt man aber, da\u00df Stoffe jener Art in den Samen in sehr gro\u00dfer, vielleicht in allgemeiner Verbreitung Vorkommen, so mu\u00df man zugestehen, da\u00df unsere bez\u00fcglichen Kenntnisse noch ganz unzureichend sind. Die Ursache daf\u00fcr liegt zum gro\u00dfen Teil in den Schwierigkeiten, die der Reindarstellung jener Stoffe entgegenstehen. In der Regel finden sich die letzteren in den Samen neben Rohrzucker vor ; ihre Trennung von dieser Zuckerart l\u00e4\u00dft sich im allgemeinen nur auf ihre geringere L\u00f6slichkeit in Alkohol gr\u00fcnden. Es ist schwierig, auf diesem Wege Pr\u00e4parate zu erhalten, die ganz frei von Rohrzucker sind \u2014 insbesondere dann, wenn die betreffenden Substanzen, wie es meistens der Fall ist, nicht zum Krystallisieren zu bringen sind. Dazu kommt noch, da\u00df bei den unkrystallinischen Pr\u00e4paraten die Frage, ob einheitliche Substanzen vorliegen oder nicht, nur selten zu entscheiden ist. Diese Umst\u00e4nde bedingen es, da\u00df Versuche zur Reindarstellung jener Kohlenhydrate eine nicht nur m\u00fchsame, sondern meistens auch undankbare Arbeit sind.\nEs ist nun aber darauf aufmerksam zu machen, da\u00df man, auch ohne diese Kohlenhydrate zu isolieren, aus ihren Um-wandlungsprodukten R\u00fcckschl\u00fcsse auf ihre Beschaffenheit zu machen imstande ist. Enth\u00e4lt ein w\u00e4sseriger oder weingeistiger Samenextrakt ein Kohlenhydrat, bei dessen Inversion Galaktose entsteht, so wird er Schleim s\u00e4ure liefern, wenn man ihn eindunstet und den Verdampfungsr\u00fcckstand in geeigneter Weise mit Salpeters\u00e4ure erhitzt. Das Vorhandensein eines Mannans im Extrakte l\u00e4\u00dft sich nachweisen, indem man den letzteren mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure erhitzt und die dabei entstandene Mannose durch essigsaures Phenylhydrazin in der K\u00e4lte als Hydrazon ausf\u00e4llt. Selbstverst\u00e4ndlich ist es zweckm\u00e4\u00dfig, die Extrakte, ehe man sie in solcher Weise behandelt, von\n*) ln betreff dieser Stoffe verweise ich auf die in F. Czapeks Biochemie der Pflanzen, Bd. II, sich findenden Angaben.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 281\nNebenbestandteilen soweit als m\u00f6glich zu befreien ; es empfiehlt sich, sie zur Erreichung dieses Ziels mit Bleiacetat zu versetzen. Enth\u00e4lt ein Extrakt ein Pentosan, so mu\u00df er bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure Furfurol liefern; aus der Quantit\u00e4t, in der dieses Umwandlungsprodukt erhalten wird, l\u00e4\u00dft sich berechnen, wie viel Pentosan vorhanden war. Selbstverst\u00e4ndlich kann man auch die Inversionsprodukte der in den Extrakten enthaltenen Kohlenhydrate auf Traubenzucker und auf Fruktose untersuchen; doch liegt auf der Hand, da\u00df diese Untersuchung unn\u00f6tig ist, falls es sich um Extrakte handelt, welche Rohrzucker enthalten.\nWir haben dieses Verfahren, mit dessen Hilfe sich feststellen l\u00e4\u00dft, welche Glukosen an der Konstitution der in den Extrakten enthaltenen Kohlenhydrate beteiligt sind,, auf eine betr\u00e4chtliche Anzahl von Samen angewendet. Gleichzeitig wurden letztere auf Rohrzucker untersucht, dessen Isolierung und Nachweis mit Hilfe der in unserem Laboratorium ausgearbeiteten Methoden meistens leicht gelingt. Aus einigen Objekten haben wir auch die bei der Hydrolyse Galaktose liefernden Kohlenhydrate, welche in den Extrakten sich vorfanden, zu isolieren gesucht; doch konnten wir dabei wegen der oben schon erw\u00e4hnten Schwierigkeiten nicht zu ganz befriedigenden Resultaten gelangen.\nWir stellten uns ferner die Aufgabe, unsere Kenntnisse \u00fcber die in den Samen enthaltenen Hemicellulosen zu erweitern. Stoffe solcher Art treten bekanntlich in den Zellwandungen der Kotyledonen oder des Endosperms fettarmer, st\u00e4fkemehl-freier Samen oft in bedeutender Quantit\u00e4t auf. Einige Beobachtungen zeigten uns aber, da\u00df auch die Kerne sehr fettreicher Samen, trotzdem da\u00df sie in Form von Fett eine sehr gro\u00dfe Menge von stickstofffreiem Reservematerial einschlie\u00dfen, auch noch Hemicellulosen enthalten, allerdings hur in geringer Quantit\u00e4t. Wir hielten es f\u00fcr w\u00fcnschenswert, bei einigen Samern solcher Art diese Hemicellulosen n\u00e4her zu untersuchen. Bei den gleichen Samen untersuchten wir, um einen \u00dcberblick \u00fcber die stickstofffreien Reservestoffe der Kerne zu erhalten, auch die darin sich vorfmdenden wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate.\n19*","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\tE. Schulze und Ch. Godet,\nDer zweite Teil unserer Arbeit hatte die in den Samenschalen enthaltenen Kohlenhydrate zum Gegenst\u00e4nde, Der schlechthin als die Schale bezeichnete Teil des Samens besteht bekanntlich entweder aus der Samenschale oder aus der Fruchtschale; die Entscheidung dar\u00fcber kann in manchen F\u00e4llen nur durch das Studium der Entwicklung des Samens gegeben werden. Es schien angezeigt, neben Samenschalen auch einige Frucht-schaien zu untersuchen, wobei noch darauf hinzuweisen ist, da\u00df bei den Cerealienk\u00f6rnern die Samenschale und die Fruchtschale miteinander verwachsen sind und demnach nicht getrennt untersucht werden konnten. In unserem Laboratorium ist fr\u00fcher schon eine Anzahl von Samen- und Fruchtschalenarten nicht nur auf Hemicellulosen untersucht worden, sondern es wurde auch bei einigen dieser Objekte festgestellt, welche Glukosen bei Hydrolyse der neben den Hemicellulosen sich vorfindenden Cellulosen entstanden. Wir betrachteten es jetzt als unsere Aufgabe, diese Untersuchungen nicht nur durch Heranziehung neuer Objekte, sondern auch durch neue Versuche, z. B. durch ^Ausf\u00fchrung; von Pentosanbestimmungen, zu erg\u00e4nzen und zu erweitern.\nWie aus den im vorigen gemachten Angaben hervorgeht, schlie\u00dfen sich die Untersuchungen, deren Resultate wir im folgenden mitteilen, in mehrfacher Beziehung an Arbeiten an, die in unserm Laboratorium fr\u00fcher zur x\\usf\u00fchrung gelangt sind. Dies wird auch aus den nachfolgenden Darlegungen ersichtlich werden; denn wir werden an verschiedenen Stellen nach Mitteilung der jetzt erhaltenen Versuchsergebnisse diejenigen, zu denen die fr\u00fcheren Arbeiten f\u00fchrten, kurz reproduzieren.\nWir hielten es f\u00fcr ein erstrebenswertes Ziel, bei einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von Samen die in den Kernen und in den Schalen enthaltenen* Kohlenhydrate so vollst\u00e4ndig zu untersuchen, da\u00df sich ein \u00dcberblick \u00fcber dieselben gewinnen lie\u00df. Es liegen von fr\u00fcher her schon zahlreiche Einzelangaben \u00fcber die in den Samen sich findenden Kohlenhydrate vor; aber es fehlt unseres Wissens fast ganz an Untersuchungen, aus deren Resultaten sich ersehen l\u00e4\u00dft, welche Kohlenhydrate in den","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 283\ngleichen Samen nebeneinander enthalten sind und in welchen Quantit\u00e4ten dieselben auftreten; dar\u00fcber Kenntnisse zu besitzen, liegt aber ohne Zweifel im Interesse der Pflanzenphysiologie.\nWir verwendeten f\u00fcr unsere Untersuchungen nur Samen von Kulturgew\u00e4chsen. Welche Gr\u00fcnde uns dazu bestimmten, ist leicht ersichtlich. Die Samen solcher Gew\u00e4chse sind ohne Schwierigkeit in gr\u00f6\u00dferer Quantit\u00e4t zu beschallen; auch sind die bei ihrer Untersuchung erhaltenen Resultate nicht nur f\u00fcr die Pflanzenphysiologie, sondern auch f\u00fcr die Ern\u00e4hrungslehre von Interesse. Allerdings geh\u00f6ren zu den von uns untersuchten Samenarten auch solche, die nicht als Nahrungsmittel f\u00fcr Menschen oder f\u00fcr Tiere verwendet werden.\nWir haben hier noch zu erw\u00e4hnen, da\u00df bei einigen Versuchen Herr G. Trier uns Hilfe leistete, wof\u00fcr wir ihm unsern Dank aussprechen.\nMitteilungen \u00fcber einen Teil der Resultate, die wir in unseren Versuchen erhielten, sind in der Inauguraldissertation von Ch. Godet (Z\u00fcrich 1909) zu finden.\nI. Die in den Kernen der Samen enthaltenen Kohlenhydrate.\nDie f\u00fcr unsere Untersuchungen verwendeten Samenarten konnten zum Teil trocken entsch\u00e4lt werden, zum Teil mu\u00dfte * man sie, um das Entsch\u00e4len bequem vornehmen zu k\u00f6nnen, in Wasser aufquellen lassen ;!) wir lie\u00dfen sie dann, um das Eintreten anderweitiger Ver\u00e4nderungen m\u00f6glichst zu verh\u00fcten, nur solange in Wasser liegen, als durchaus n\u00f6tig war. Fettreiche Kerne wurden, ehe wir sie auf wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate usw. untersuchten, zuvor mit Hilfe von \u00c4ther entfettet; diese Operation mu\u00dfte auch vorgenommen werden, um die Kerne fein zerreiben zu k\u00f6nnen.\n*) In manchen F\u00e4llen finden sich unter den harten Samenschalen als Umh\u00fcllung der Kerne noch feine H\u00e4ute vor ; auch diese wurden vor Untersuchung der Kerne entfernt. Zuweilen geh\u00f6ren diese feinen H\u00e4ute nicht zur Samenschale; so sind z. B. die Kerne der Samen von Pinus Combra von feinen braunen H\u00e4uten umh\u00fcllt, die von den Botanikern f\u00fcr die Reste des Nucleargewebes oder Knospenkerns erkl\u00e4rt werden","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"I\n284\tE. Schulze und Ch. Godet,\nDa bei Samenk\u00f6rnern von geringer Gr\u00f6\u00dfe das Entsch\u00e4len gro\u00dfe M\u00fche verursacht, so haben wir in einer Anzahl von F\u00e4llen f\u00fcr die Untersuchung auf wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate unentsch\u00e4lte Samen verwendet. Das Vorhandensein der Schalen war hier nicht von Nachteil. Denn alle bis jetzt von uns untersuchten Samenschalen enthielten wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate nur in \u00e4u\u00dferst geringer Quantit\u00e4t ; findet man also in einer Samenart wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate in betr\u00e4chtlicher Menge vor, so darf man annehmen, da\u00df dieselben, wenn nicht ganz ausschlie\u00dflich, so doch zum allergr\u00f6\u00dften Teile den Kernen angeh\u00f6ren.\nDa bei Untersuchung der von uns als Versuchsobjekte benutzten Samen vielfach Wasserextrakte verwendet wurden, so wollen wir gleich hier \u00fcber die Darstellung dieser Extrakte einige Worte sagen. Falls der Samen kein St\u00e4rkemehl enthielt, so behandelten wir ihn, nachdem er fein zerrieben, in der Regel auch entfettet worden war, mit Wasser von ca. 90\u00b0 C. (das Erw\u00e4rmen wurde im Wasserbade vorgenommen). Doch lie\u00dfen wir das Wasser nur kurze Zeit, h\u00f6chstens eine halbe Stunde, bei dieser Temperatur aut das Versuchsobjekt einwirken ; nach dem Abfiltrieren wurde dann mit kaltem Wasser nachgewaschen. St\u00e4rkemehlhaltige Objekte extrahierten wir, um die Bildung von Kleister zu verh\u00fcten, nur bei einer wenig \u00fcber 50\u00b0 G. liegenden Temperatur mit Wasser.\nDie nachfolgenden Mitteilungen \u00fcber die Ergebnisse unserer Untersuchungen teilen wir in Abschnitte, deren \u00dcberschriften aus den Namen der darin besprochenen Stoffe und Stofrgruppen bestehen.\nA. Monosaccharide.\nMan nimmt an, da\u00df die ungekeimten Samen Monosaccha* ride (Penta- und Hexaglukosen) nicht enthalten. Dieser Annahme entspricht das Ergebnis unserer Versuche, f\u00fcr welche wir die Samen von\nArve, Pinus Gembra L,\nGelbe Lupine, Lupinus luteus L.,\nBlaue Lupine, Lupinus angustifolius L.,\nSojabohne, Soja hispida M\u00f6nch,\ni","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 285\nK\u00fcrbis, Cucurbita Pepo L.,\nHasel, Corylus avellana L,\nMandel, Amygdalis communis L,\nWallnu\u00df, Juglans regia L.,\nRotbuche, Fagus silvatica L.,\nRicinus, Ricinus communis L.,\nKohlr\u00fcbe, Brassica Napus L.,\nWei\u00dfer Senf, Sinapis alba L.\nals Objekte verwendeten. Diese Versuche wurden in der Weise ausgef\u00fchrt, da\u00df wir die zerkleinerten Samen mit warmem Wasser extrahierten und die Extrakte, nachdem sie von den durch Bleiessig f\u00e4llbaren Substanzen befreit worden waren, in geeigneter Weise mit Fehlingscher L\u00f6sung erhitzten; wir erhielten dabei in keinem Falle eine Ausscheidung von Kupferoxydul. Daraus ergibt sich, da\u00df nicht nur Monosaccharide, sondern auch Maltose, deren Vorkommen in ungekeimten Samen hin und wieder behauptet worden ist, in unseren Untersuchungsohiekten fehlten.\nB. Rohrzucker.\nDie gro\u00dfe Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzensamen ist durch die in unserem Laboratorium fr\u00fcher ausge-f\u00fchrten Untersuchungen 0 schon bewiesen worden ; es handelte sich daher jetzt nur darum, noch einige der f\u00fcr unsere Versuche verwendeten Samenarten auf Rohrzucker zu untersuchen. Zur Isolierung dieser Zuckerart ist bei den in unserem Laboratorium \u00e4usget\u00fchrten Arbeiten fr\u00fcher vorzugsweise' das von L. Schulze und Th. von Seliwanoff2) angegebene Verfahren benutzt worden; sp\u00e4ter diente f\u00fcr den gleichen Zweck die vor einigen Jahren von E. Schulze3) beschriebene einfachere\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. XX, S. 511, und Bd. XXVII, $; 2(57.\n*) Landwirtsch. Versuchsstationen, Bd. XXXIV, S. 403. Wie man bei Darstellung des Rohrzuckers aus den Strontiannied\u00e8rschlagen am besten verfahrt, ist in den in der vorhergehenden Anmerkung zitierten Abhandlung angegeben worden.\n) Diese Zeitschrift, Bd. L1I, S. .404. Es sei hier noch erw\u00e4hnt, <h\u00df man boi Anwendung dieses Verfahrens stets nur einen teil des im l ntersuchungsobjekt enthaltenen Rohrzuckers gewinnt; im R\u00fcckst\u00e4nde findet sich stets noch Rohrzucker vor.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\tE Schulze und Ch. Godet,\nMethode. Mit Hilfe dieses Verfahrens haben wir jetzt noch Rohrzucker aus den entsch\u00e4lten Samen von Castanea sativa, Aesculus hyppocastanum, Fagussylvatica, Ricinus communis, Juglans regia und Amygdalus communis dargestellt,!) wobei wir noch darauf hinweisen, da\u00df in einigen dieser Samenarten der Rohrzucker fr\u00fcher schon nachgewiesen worden war.\nZur Identifizierung des durch Umkrystallisieren aus verd\u00fcnntem Weingeist gereinigten Rohrzuckers dienten jetzt, wie fr\u00fcher,*) au\u00dfer seinen Reaktionen (Verhalten gegen Resorcin und Salzs\u00e4ure, gegen Fehlingsche L\u00f6sung und gegen Invertase) sein spezifisches Drehungsverm\u00f6gen Zur Bestimmung des letzteren diente ein Solei 1-Ventzkescher Polarisationsapparat.3) Wir erhielten dabei folgende Resultate:\nPr\u00e4parat aus Castanea sativa.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 1,0 g Substanz enthielt, drehte bei 20\u00b0 C. im 200mm-Rohr 38,7\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -f 66,6\u00b0.\nPr\u00e4parat aus Aesculus hyppocastanum.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,40 g Substanz enthielt, drehte bei 20\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 15,5\u00b0 nach rechts demnach ist [a]\u00fc = -f- 66,6\u00b0.\nPr\u00e4parat aus Fagus silvaMca.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,80 g Substanz enthielt, drehte bei 21 \u00b0C. im 200 mm-Rohr 31,1\u00b0 nach rechts : demnach ist [a]l) ;= -f- 66,9\u00b0.\n') Auch bei Anwendung auf diese Objekte bew\u00e4hrte sich das von E. Schulze beschriebene Abscheidungsverfahren. Nicht ganz leicht war es, aus den Samen von Aesculus hyppocastanum Rohrzucker zu isolieren, da neben demselben eine in hei\u00dfem 95 \u00b0/oigen Alkohol l\u00f6sliche Substanz anderer Art in bedeutender Quantit\u00e4t vorhanden war. Durch Zusatz von absolutem Alkohol zu den weingeistigen \u00c9xtrakten konnte jedoch diese Substanz nach und nach entfernt werden: aus den auf diesem Wege gereinigten L\u00f6sungen konnte schlie\u00dflich Rohrzucker in Krystallen gewonnen werden.\n*) Wir verweisen auf die oben zitierten Abhandlungen.\n3) Die Grade dieses Apparates sind mit 0,344 zu multiplizieren, uni sie in Grade der Kreisteilung zu verwandeln.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den PJlanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 287\nPr\u00e4parat aus Ricinus communis.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,90 g Substanz enthielt, drehte bei 20\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 84,9\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -f- 66,7\u00b0.\nPr\u00e4parat aus Juglans regia.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 1,0 g Substanz enthielt, drehte bei 21\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 38,6\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]1} = -|- 66,4\u00b0.\nPr\u00e4parat aus Amygdalis communis.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,3655 g Substanz enthielt, drehte bei 20\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 14,0\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -f- 65,9\u00b0.\nF\u00fcr reinen Rohrzucker ist bekanntlich [a]D = -f- 66,5?; die von uns gefundenen Werte stimmen also gut auf diese Zuckerart. Es sei noch bemerkt, da\u00df der von uns mus den Samen dargestellte Rohrzucker stets harte, stark s\u00fc\u00df schmeckende Krystalle bildete.\nIm folgenden z\u00e4hlen wir die Pflanzen auf, aus deren Samen in unserem Laboratorium Rohrzucker dargestellt worden ist.\nFichte, Picea excelsa, Link,\t\u2022\t.\nArve, Pinus Cembra L.,\nSeekiefer, Pinus maritima Lamarck,\nWeizen, Triticum vulgare Villars,\nRoggen, Secale cereale L.,\nHafer, Avena sativa L,\nBuchweizen, Fagopyrum esculentum Moench,\nErbse, Pisum sativum L.,\nWicke, Vicea sativa L.,\nAckerbohne, Vicea Faba L.,\nGemeine Schminkbohne, Phaseolus vulgaris t.. Schminkbohne. Phaseolus multiflorus Lamarck, Erdnu\u00df, Arachis hypogaea L..\nSojabohne, Soja hispida, Moench,\nHanf, Cannabis sativa L.,\nSonnenblume, Helianthus annuus .L.,","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nE. Schulze und Ch. Godet\nK\u00fcrbis, Cucurbita Pepo L.,\nRicinus, Ricinus communis L.,\nRotbuche, Fagus silvatica L.,\nWalnu\u00df, Juglans regia L.,\nHasel, Corylus avellana L.,\nMandel, Amygdalis communis L.,\nEdelkastanie, Castanea sativa Miller,\nRo\u00dfkastanie, Asculus hyppocastanum L.,\nKaffee, Coffea arabica L.\nVon den von uns auf Rohrzucker untersuchten Samen waren diejenigen der Lupinen die einzigen, aus denen die genannte Zuckerart nicht isoliert werden konnte, doch mu\u00df es trotz dieses negativen Resultates f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt werden, da\u00df auch die genannten Samen Rohrzucker enthielten, aber nur in so kleiner Menge, da\u00df die Isolierung nicht gelang. Zu erw\u00e4hnen ist noch, da\u00df wir auch aus einem Muster der Samen von Phaseolus vulgaris keinen Rohrzucker darstellen konnten; ein anderes Muster der gleichen Samenart lieferte aber Rohrzucker (es ist daher wahrscheinlich, da\u00df bei dem zuerst untersuchten Muster das Resultat nur deshalb negativ war, weil dasselbe die genannte Zuckerart nur in sehr geringer Menge enthielt).\nRohrzucker findet sich also in den Pflanzensamen in sehr gro\u00dfer, wahrscheinlich sogar in fast allgemeiner Verbreitung vor, Doch ist der Rohrzuckergehalt der Samen nicht bedeutend, in manchen F\u00e4llen ohne Zweifel nur sehr gering. Die quantitative Bestimmung des Rohrzuckers in den Samen ist mit Schwierigkeiten verbunden, weil neben ihm noch andere wasserl\u00f6sliche invertierbare Kohlenhydrate sich vorfinden. Aus der Ausbeute, die man bei Abscheidung der genannten Zuckerart aus den Samen erh\u00e4lt, l\u00e4\u00dft sich ein sicherer Schlu\u00df auf ihren Rohrzuckergehalt nicht machen, weil die Darstellung nicht ohne bedeutende Substanzverluste auszuf\u00fchren ist. Die Ausf\u00fcllung des Zuckers durch Strontiumhydroxyd nach der oben erw\u00e4hnten Vorschrift ist keine vollst\u00e4ndige; erhitzt man bei Anwendung des zweiten der oben genannten Verfahren die fein zerriebenen Samen mit absolutem oder mit 95\u00b0/oigem Alkohol auf 50\u00b0, so geht der Zucker nur zum Teil in L\u00f6sung, wie.wir in einigen","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 289\nF\u00e4llen bestimmt nachgewiesen haben; selbstverst\u00e4ndlich kristallisiert auch der Zucker aus den nach diesen Verfahren erhaltenen L\u00f6sungen nicht vollst\u00e4ndig aus.\nIn den entsch\u00e4lten Samen von Pinus Gernbra, welche eine relativ hohe Ausbeute an Rohrzucker gaben, aber andere wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate allem Anschein nach nur in geringer Menge enthielten, versuchten E. Schulze und O.Hiestand1) den Rohrzuckergehalt approximativ zu bestimmen. Zu diesem Zwecke wurden die entfetteten, sehr fein zerriebenen Kerne zweimal mit kochendem 95\u00b0/oigem Alkohol extrahiert. Der Extrakt wurde der Destillation unterworfen, der dabei verbliebene R\u00fcckstand mit Wasser behandelt, die in geeigneter Weise gereinigte L\u00f6sung unter Befolgung der f\u00fcr die Inversion des Rohrzuckers gegebenen Vorschrift kurze Zeit mit Salzs\u00e4ure erhitzt, dann zur Glukosebestimmung mit Fehlingscher L\u00f6sung verwendet. Aus dem dabei erhaltenen Resultat berechnete sich f\u00fcr die Trockensubstanz der Kerne ein Rohrzuckergehalt von ca. 6\u00b0/o. Diese Zahl kann etwas zu hoch sein: denn auch die neben Rohrzucker noch vorhandenen l\u00f6slichen Kohlenhydrate k\u00f6nnen etwas Glukose geliefert haben. Da aber diese Kohlenhydrate wahrscheinlich nur partiell in den alkoholischen Extrakt \u00fcbergegangen und bei dem kurzen Erhitzen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure wahrscheinlich auch nur partiell invertiert worden sind, so ist doch der jener Zahl anhaftende Fehler, vielleicht nur gering. Die Kerne von Pinus Cembra geh\u00f6rten, wie oben schon erw\u00e4hnt, zu denjenigen Samen, die eine relativ hohe Ausbeute an Rohrzucker lieferten. In anderen von Uns untersuchten Samen war der Rohrzuckergehalt ohne Zweifel viel geringer. Dies geht auch aus den Zahlen hervor, die weiter unten f\u00fcr den Gehalt der entsch\u00e4lten Samen an \u00abwasserl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffen\u00bb angegeben sind. Der Gehalt an solchen Stoffen betrug bei einigen Samen nur 3\u20144\u00f6/o Da nun aber zu diesen wasserl\u00f6slichen Stoffen auch noch andere Kohlenhydrate, sowie organische S\u00e4uren geh\u00f6ren, so kann der Rohrzuckergehalt der betreffenden Samen nur gering gewesen sein.\n'\u25a0) Landwirtschaftliche Versuchsstationen. Bd. LXV1I, S. .76.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nE Schulze und Ch. Godet.\nC. Wasserl\u00f6sliche, hei der Hydrolyse Galaktose liefernde Kohlenhydrate.\nKohlenhydrate, bei deren Hydrolyse Galaktose entsteht, liefern bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4ure, dies kann, wie schon in der Einleitung gesagt worden ist, zu ihrem Nachweis dienen. Die Pr\u00fcfung der w\u00e4sserigen Samenextrakte auf Kohlenhydrate solcher Art f\u00fchrten wir in folgender Weise aus: der Extrakt wurde mit Bleiacetat in schwachem \u00dcbersch\u00fcsse versetzt, der Niederschlag abfiltriert, das Filtrat mittels Schwefelwasserstoff vom Blei befreit und sodann zum Sirup eingedunstet. Diesem Sirup setzten wir so viel Salpeters\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,15 zu, da\u00df auf 1 g Trockensubstanz ungef\u00e4hr 12 ccm solcher S\u00e4ure kamen. Die dabei erhaltene L\u00f6sung wurde sodann in gelinder W\u00e4rme auf mindestens 1 4 ihres Volumens eingedunstet und hierauf einige Tage lang der Ruhe \u00fcberlassen. Hatte sich Schleims\u00e4ure ausgeschieden, so wurde dieselbe nach Zusatz von Wasser abfiltriert und mit Wasser gewaschen, hierauf in einerm\u00f6glichst geringen Menge von Natronlauge gel\u00f6st* Nachdem sie aus dieser L\u00f6sung durch Zusatz von Salpeters\u00e4ure wieder abgeschieden worden war, wurde sie getrocknet und auf ihren Schmelzpunkt untersucht. Bekanntlich schwankt der Schmelzpunkt der Schleims\u00e4ure von 200\u2014216\u00b0.*) Wenn aber ein in der oben beschriebenen Weise erhaltenes Produkt nicht nur einen innerhall) jener Grenzen liegenden Schmelzpunkt besitzt, sondern auch aus feinen, in Wasser und in verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure sehr wenig, in verd\u00fcnnter Natronlauge leicht l\u00f6slichen Krystallen besteht, so kann dasselbe doch f\u00fcr Scnteims\u00e4ure erkl\u00e4rt werden. Aus dem Entstehen dieser S\u00e4ure da^f man aber auf das Vorhandensein eines bei der Hydrolyse Galaktose liefernden Kohlenhydrats in dem bez\u00fcglichen Extrakte schlie\u00dfen; denn in den Organismen ist bis jetzt keine andere bei der Oxydation Schleims\u00e4ure liefernde Glukose gefunden, als Galaktose. Es ist aber darauf aufmerksam zu machen, da\u00df in einigen F\u00e4llen die Galaktose unter den Inversionsprodukten der in den Samen enthaltenen Kohlenhydrate nicht blo\u00df durch die Schleims\u00e4urc-\n') Manche Autoren geben sogar noch etwas gr\u00f6\u00dfere Schwankungen an.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 291\nbildung, sondern auch durch Isolierung in Kr\u00ffst allform usw. nachgewiesen worden ist.\nIm tolgenden nennen wir die Pflanzen, bei deren Samen die in der beschriebenen Weise ausgef\u00fchrte Pr\u00fcfung auf Schleims\u00e4ure ein positives Ergebnis hatte; wir nehmen in die Iabeile aber auch die Gew\u00e4chse auf, deren Samen fr\u00fcher schon in unserem Laboratorium mit dem gleichen Resultate untersucht worden sind.\nFichte, Picea excelsa Link,\nArve, Pinus Cembra L.,\nSeekiefer, Pinus maritima Lamarck,\nKiefer, Pinus silvestris L.,\nGelbe Lupine, Lupinus luteus L.,\nBlaue Lupine, Lupinus angustifolius L., ;\nGemeine Schminkbohne, Phaseolus vulgaris L., Schminkbohne, Phaseolus multiflorus Lamarck, , Sojabohne, Soja hispida Moench,\t-\nRotklee, Trifolium pratense L.,\nEsparsette, Onobrychis sativa Lamarck,\nWicke, Vicia sativa L.,\nAckerbohne, Vicia P'aba L.,\nErbse, Pisum sativum L.,\nWei\u00dfer Senf, Sinapis alba L.,\nKohlr\u00fcbe, Brassica N\u00e0pus L.,\nK\u00fcrbis, Cucurbita Pepo L.,\nRicinus, Ricinus communis L,\nHasel, Corylus avellana L.,\nMandel, Amygdalis communis L.,\nSp\u00f6rgel, Spergula arvensis L;, \u2022\nEdelkastanie, Castanea sativa Miller.\nAuch ein in der oben beschriebenen Weise aus dem Embryo des Weizenkorns dargestellter Extrakt lieferte nach dem Erhitzen mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4ure in reichlicher Menge. Das Entstehen dieser S\u00e4ure ist auf den Gehalt dieses Embryos an Melitose (Raffinose) zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nVon allen durch uns untersuchten Samen waren es nur diejenigen von Fagus silvatica und Juglans regia, deren w\u00e4sserige","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nE. Schulze und Gh. Godet,\nExtrakte beim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure keine Schleims\u00e4ure lieferten. Die von uns erhaltenen Versuchsergebnisse f\u00fchren im Verein mit den fr\u00fcher schon von M\u00fcntz1) gemachten Angaben zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate, bei deren Hydrolyse Galaktose entsteht, in den Samen in sehr gro\u00dfer Verbreitung Vorkommen ; sie stehen in dieser Beziehung allem Anschein nach nicht hinter dem Rohrzucker zur\u00fcck. Manche der von uns untersuchten Samen, z. B. diejenigen von Finus Cembra und Cucurbita Pepo, lieferten nur sehr wenig Schleims\u00e4ure ; bedeutender war die Schleims\u00e4uremenge bei den Leguminosen, bei Sinapis alba, sowie bei einigen Coniferen.\nWie schon in der Einleitung hervorgehoben wurde, ist die Isolierung dieser bei der Hydrolyse Galaktose liefernden Kohlenhydrate, insbesondere ihre Trennung vom Rohrzucker, mit Schwierigkeiten verbunden ; unsere Kenntnisse \u00fcber diese Stoffe sind daher noch sehr l\u00fcckenhaft. Man hat aus den Samen bisher nur ein solches Kohlenhydrat, n\u00e4mlich die Meli-. tose oder Raffinose, C18H32016, in Krystallen rein dargestellt: ein anderes, n\u00e4mlich die Lupeose, wurde nicht krystallisiert erhalten, ist aber doch wahrscheinlich eine einheitliche Sub* stanz, letzteres kann f\u00fcr andere aus den Samen dargestellte Substanzen solcher Art nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit behauptet werden. Auch einige von uns ausgef\u00fchrte Versuche, f\u00fcr die wir Samen, deren w\u00e4sserige Extrakte relativ viel Schleim-s\u00e4ure geliefert hatten, verwendeten, f\u00fchrten insofern nicht zu befriedigenden Resultaten, als die dabei erhaltenen Produkte nicht mit Bestimmtheit f\u00fcr homogen erkl\u00e4rt werden konnten. Wir, teilen diese Resultate trotzdem im folgenden mit, weil sie eine St\u00fctze f\u00fcr die Annahme bilden, da\u00df die von den Wasserextrakten der bez\u00fcglichen Samen gelieferte Schleims\u00e4ure in der Tat Kohlenhydraten entstammte. Zugleich machen wir noch kurze Angaben \u00fcber die fr\u00fcher in unserem Laboratorium aus Samen zur Abscheidung gebrachten Substanzen gleicher Art. Zuvor aber sind einige Worte \u00fcber die dabei benutzten Untersuchungsmethoden zu sagen. Die eine dieser Methoden\n*) ln betreff der von M\u00fcntz gemachten Befunde verweise ich auf Czapeks Biochemie, Bd. II.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate 293\nbesteht darin, da\u00df man einen mit hei\u00dfem verd\u00fcnntem Weingeist hergestellten Samenextrakt nach der von E Schulze und Th. v. Seliwanoff (loc. cit.) gegebenen Vorschrift mit Strontiumhydroxyd kocht, den dabei erhaltenen Niederschlag mit Kohlens\u00e4ure zersetzt, die vom Strontiumcarbonat abfiltrierte L\u00f6sung zum Sirup eindunstet und letzteren wiederholt mit 95\u00f6/oigem Alkohol auskocht.\u2018) Der im Sirup enthaltene Rohr-zucker wird durch diese Behandlung wenigstens zum gr\u00f6\u00dften Teil entfernt, w\u00e4hrend andere, in hei\u00dfem Alkohol schwerer l\u00f6sliche Kohlenhydrate Zur\u00fcckbleiben. Man sucht letztere zu reinigen, indem man sie aus ziemlich konzentriertet* w\u00e4sseriger L\u00f6sung durch Alkohol f\u00e4llt : es ist zweckm\u00e4\u00dfig, diese Reinigungsoperation mehrmals zu wiederholen.1) Ein zweites Verfahren besteht darin, da\u00df man den mit hei\u00dfem verd\u00fcnntem Weingeist aus den Samen hergestellten Extrakt eindunstet, den Verdampfungsr\u00fcckstand mit Wasser behandelt und sodann Bleiessig in schwachem \u00dcberschu\u00df zusetzt. Dem Filtrat vom Blei-niederschlag f\u00fcgt man noch etwas Bleiessig, dann Ammoniak-fliissigkeit zu. Der dadurch hervorgebrachte wei\u00dfe Niederschlag wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen, dann in Wasser verteilt, und durch Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelblei durch Filtration getrennte L\u00f6sung wird zum Sirup eingedunstet, letzterer sodann so behandelt, wie es oben f\u00fcr den bei Zerlegung des Strontiumniederschlags erhaltenen Sirup angegeben worden ist. Die in dieser Weise erhaltenen Kohlenhydrate bildeten nach dem Trocknen im Exsikkator zerreibliche Massen, die in der Regel nur wenig gef\u00e4rbt, zuweilen fast ganz wei\u00df waren. Sie schmeckten fade oder ganz schwach s\u00fc\u00dflich. und l\u00f6sten sich leicht in kaltem Wasser; alle diese L\u00f6sungen erwiesen sich im Polarisationsapparat als stark rechtsdrehend und reduzierten nach dem Erhitzen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure die Fehlingsche L\u00f6sung. Beim Verbrennen verhielten diese Substanzen sich wie Kohlenhydrate. \u00dcber die aus den verschiedenen Samen dargestellten Produkte solcher Art sind noch folgende Angaben zu machen:\n\u2018J Wie man diese Operationen auszuf\u00fchren hal, ist in dieser Zeitschrift, Bd. XX, S. 511, und Bd. XXVII, S. 2fl7, eingehend beschrieben worden.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nE. Schulze und Ch. Godet.\n1.\tMeli tose (Raffmose) C18H320,6 -f 5H20 wurde von E. Schulze und S. Frankfurt1) aus dem Embryo des Weizenkornes unter Anwendung des Strontianverfahrens dargestellt. Der bei Zerlegung des Strontianniederschlages erhaltene Sirup wurde mehrmals mit kochendem 95 */,. igem Alkohol behandelt, um den darin enthaltenen Rohrzucker soweit wie m\u00f6glich zu entfernen. Aus dem dabei ungel\u00f6st gebliebenen Teile des Sirups konnte die Melitose ohne Schwierigkeit in Krystallen erhalten werden. Sie wurde durch Bestimmung ihres spezifischen DrehungsVerm\u00f6gens und der bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure entstandenen Schleims\u00e4uremenge, sp\u00e4ter auch noch durch Bestimmung ihres Molekulargewichtes nach der kryoskopischen Methode2) sowie durch eine Krystallwasser-bestimmung identifiziert. Da\u00df die Melitose auch aus Baumwoll-samen isoliert worden ist, wurde oben schon erw\u00e4hnt.\n2.\tLupeose wurde von E. Schulze und E. Steiger3) aus den Samen von Lupinus lut eus, von M. Mer lis4) aus den Samen von Eupinus angustifolius dargestellt. Sie konnte nicht krystallisiert erhalten werden; da aber die aus jenen Samen nach verschiedenen Methoden gewonnenen Pr\u00e4parate in den Eigenschaften und insbesondere im spezifischen Drehungsverm\u00f6gen (I a)\u00fc = -f 138\u2014139\u00b0) \u00fcbereinstimmten, so darf man es doch f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4ren, da\u00df die Lupeose eine einheitliche Substanz ist. Bei der Hydrolyse liefert sie Fruktose und Galaktose; die letztere Zuckerart konnte in Krystallen rein dargestellt werden. Aus der bei Oxydation der Lupeose mit Salpeters\u00e4ure erhaltenen Schleims\u00e4ureausbeute (38 \u00b0/o) ist zu schlie\u00dfen, da\u00df die H\u00e4lfte der bei ihrer Hydrolyse entstehenden Produkte aus Galaktose besteht. Die bei Elementaranalyse eines bei 100\u00b0 im WasserstofTstrome getrockneten Lupeosepr\u00e4parates erhaltenen Zahlen entsprechen der Formel C12H,2011; die Lupeose kann also ein Disaccharid sein. Doch scheint das Resultat, welches bei Untersuchung einer mit\n') Riese Zeitschrift. Bd. XX, S. 535.\n*) Diese Bestimmung wurde erst vor kurzem von uns ausgef\u00fchrt.\n3)\tLandwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. XLI, S. 210.\n4)\tEbendaselbst, Bd. XLVIIl, S. 419.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 295\nSchwefels\u00e4ure erhitzten Lupeosel\u00f6sung im Polarisationsapparate erhalten wurde, daf\u00fcr zu sprechen, da\u00df bei ihrer Hydrolyse neben Fruktose und Galaktose noch eine dritte Glukose entsteht. Die Frage, ob ein Di- oder Trisaccharid Vorliegt, bebedarf also noch der n\u00e4heren Untersuchung.\n3. Kohlenhydrat aus den Samen von Phaseolus vulgaris. Wir untersuchten zwei Pr\u00e4parate dieses Kohlenhydrates, die aus zwei verschiedenen Mustern der genannten Samen dargestellt worden waren. Aus dem einen dieser beiden Muster konnte leicht Rohrzucker isoliert werden; das zweite lieferte keinen Rohrzucker (wahrscheinlich fand sich diese Zuckerart darin nur in so geringer Menge vor, da\u00df ihre Darstellung nicht gelang). Aus dem letzteren Muster wurde das Kohlenhydrat nach dem oben beschriebenen Bleiverfahren d\u00e4r-gestellt. Nachdem es durch mehrmaliges Ausf\u00e4llen aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung durch Alhohol gereinigt worden war, zeigte es folgende Eigenschaften : Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,3896g Substanz enthielt, drehte bei 18\u00bb G im 200 mm-Rohre 23,6\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist |a|D = -f- 104\u00b0. Bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure lieferten g Substanz (wasserfrei) 0,3653 g oder 20,8<>/o Schleims\u00e4ure*) deren Schmelzpunkt bei 216\u00b0 lag. Im Filtrat von der Schleims\u00e4ure konnte Zuckers\u00e4ure nachgewiesen werden. Letztere wurde zuerst in das saure Kaliumsalz, dann in das Silbersalz \u00fcbergef\u00fchrt ;s) 0,4130 g des letzteren Salzes (im Vakuumexsikkator getrocknet) lieferten beim Gl\u00fchen 0,208 g = 50,4 \u00b0/o Ag. (Die Theorie verlangt 50,9 \u00b0/o Ag.)\nDas zweite Pr\u00e4parat wurde nach dem Strontianverfahren aus^Phaseolussamen dargestellt, die zuvor bei 500 G. mit\n\u2018) Wir verweisen auf die oben zitierte Abhandlung in den Landwirtschaftlichen Versuchsstationen, Bd. XLI.\n*) Die Bestimmung der Schlcims\u00e4ureausbeute geschah nach der von Toi le ns gegebenen Vorschrift.\n3) Bei Ausf\u00fchrung dieser Operationen, sowie auch bei den sp\u00e4ter noch zum Nachweis der Zuckers\u00e4ure gemachten Versuchen befolgten wir die von Tollens und Gans (Berichte d. Deutsch, \u00abhem. Ges., Bd. XXI, S. 2159) und von Tollens und Sohst (Liebigs Annalen d. Chemie! Bd. CCXLV, S. 1) gegebenen Vorschriften.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t20","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nE. Schulze und Ch. Godet,\n95\u00b0/oigem Alkohol extrahiert worden waren (bei dieser Extraktion war neben Phosphatiden usw. auch ein betr\u00e4chtlicher Teil des in den Samen enthaltenen Rohrzuckers in L\u00f6sung gegangen). Der bei Verarbeitung des Strontiumniederschlages erhaltene Sirup wurde mehrmals mit hei\u00dfem O\u00f6^/oigem Alkohol behandelt, um den darin noch enthaltenen Rohrzucker gr\u00f6\u00dftenteils zu entfernen; den dabei ungel\u00f6st gebliebenen Teil des Sirups l\u00f6sten wir in Wasser und gossen die L\u00f6sung unter Umr\u00fchren in Alkohol. Das ausgef\u00e4llte Kohlenhydrat wurde dann zur Reinigung noch mehrmals aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung durch Alkohol gef\u00e4llt; es bildete nach dem Trocknen im Exsikkator ein rein wei\u00dfes, zerreibliches Pulver. Die Untersuchung im Polarisationsapparat ergab folgendes Resultat: Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,5572 g Substanz (wasserfrei) enthielt, drehte bei 18\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 36,0 S. V. nach rechts; demnach ist JaJ^ = + 111,1 !. Ferner gaben 2,1144 g Substanz (wasserfrei) bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure 0,4995 g = 23,6 \u00b0/o Schleims\u00e4ure. Aus dem Filtrat von der Schleims\u00e4ure lie\u00df sich eine kleine Menge von Zuckers\u00e4ure in Form ihres sauren Kaliumsalzes zur Abscheidung bringen. Das daraus dargestellte Silbersalz gab beim Gl\u00fchen 50,8 \u00b0/o Ag (0,1613 g Substanz gaben 0,0820 g Ag).\nBeide Pr\u00e4parate gaben mit Resorcin und Salzs\u00e4ure sehr stark die Seliwanoffsche Reaktion. Wie man aus obigen Angaben sieht, besa\u00df das zweite Pr\u00e4parat ein etwas gr\u00f6\u00dferes Drehungsverm\u00f6gen und lieferte auch etwas mehr Schleims\u00e4ure als das erste; wahrscheinlich war das zweite Pr\u00e4parat, von dem wir eine gr\u00f6\u00dfere Quantit\u00e4t zur Verf\u00fcgung hatten, durch die \u00f6fter wiederholte Ausf\u00e4llung mit Alkohol besser gereinigt worden als das erste. Sowohl im Drehungsverm\u00f6gen, wie auch in bezug auf die Schleims\u00e4ureausbeute bleibt das zweite Pr\u00e4 parat nicht viel hinter der Melitose zur\u00fcck;1) da es nun, wie letztere, bei der Oxydation auch Zuckers\u00e4ure lieferte und auch\n') Bei der Vergleichung ist zu beachten, da\u00df die f\u00fcr unsere Pr\u00e4parate gemachten Zahlenangaben sich auf wasserfreie Substanz beziehen. F\u00fcr wasserfreie Melitose berechnet sich ein spezifisches Drehungsverm\u00fcgen von ca. 120\u00b0 und eine Schleims\u00e4ureausbeute von 25\u201426\u00b0/o.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 297\ndie Seliwanoffsche Reaktion gab, so mu\u00df es f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt werden, da\u00df nicht v\u00f6llig reine Melitose vorlag. Unsere Versuche, das aus Phaseolus dargestellte Kohlenhydrat in weingeistiger oder in w\u00e4sseriger L\u00f6sung zur Kristallisation zu bringen, waren aber erfolglos, w\u00e4hrend man bekanntlich die Melitose leicht in Krvstallform \u00fcberf\u00fchren kann (auch uns gelang dies mit Melitosepr\u00e4paraten, die aus dem Embryo des Weizenkorns und aus Baumwollsamenkuchen dargestellt worden waren). Es ist also doch wohl das Wahrscheinlichste, da\u00df hier ein der Melitose \u00e4hnliches, aber doch mit letzterer nicht identisches Trisaccharid vorlag.\n4.\tKohlenhydrat aus den Samen von Phaseolus inultiflorus.1) Dieses Kohlenhydrat wurde mit Hilfe des Strontianverfahrens dargestellt. Bei Bestimmung seines spezifischen Drehungsverm\u00f6gens wurde [aJD = + 110\u00b0 gefunden; bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure lieferte es etwas mehr als 25\u00b0/o Schleims\u00e4ure. Beide Angaben beziehen sich auf das bei 100\u00b0 im Wasserstoffstrome getrocknete Kohlenhydrat. Wie man sieht, liegen die bei Untersuchung dieser Substanz erhaltenen Resultate denjenigen sehr nahe, die sich f\u00fcr das zweite Pr\u00e4parat des Kohlenhydrates aus Phaseolus vulgaris ergaben.\n5.\tKohlenhydrat aus den Samen von Onobry\u00e7his sativa. Die Darstellung dieses Kohlenhydrates geschah mit Hilfe des Bleiverfahrens. Durch mehrmalige F\u00e4llung mit Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung gereinigt, besa\u00df das Kohlenhydrat folgende Eigenschaften: Es war sehr leicht l\u00f6slich in Wasser, wenig l\u00f6slich in 95\u00b0/0igem Weingeist. Es gab sehr stark die Seliwanoffsche Reaktion. Die Untersuchung im Polarisationsapparat gab folgendes Resultat: Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 20 ccm 0,4471 g Substanz (wasserfrei) enthielt, drehte bei 18\u00b0 C. 16\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]\u00b0 = -f- 123\u00b0 (die Bestimmung kann nicht f\u00fcr sehr genau erkl\u00e4rt werden, weil die w\u00e4sserige L\u00f6sung nicht farblos war). Zur Bestimmung der Schleims\u00e4ureausbeute wurden zwei Versuche ausgef\u00fchrt: a > 1,5575 g Substanz (wasserfrei) gaben 0,4300 g = 27,7 \u00b0/o\n\u25a0) Diese Zeitschrift. Bd. XXVII. S. 278.\n20*","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nE. Schulze und Ch. Godet,\nSchleims\u00e4ure; b) 1,8784 g Substanz (wasserfrei) gaben 0,5007 g = 26,6 \u00b0/o Schleims\u00e4ure, im Mittel wurden also 27,15 \u00b0/o Schleims\u00e4ure erhalten. Ein Versuch, aus der von der Schleims\u00e4ure abfiltrierten L\u00f6sung Zuckers\u00e4ure zu gewinnen, gab ein negatives Resultat. Wir erhitzten daher noch ein Quantum von ca. 6 g des Kohlenhydrates mit einer etwas geringeren Salpeters\u00e4uremenge (auf 1 g Substanz 5 ccm S\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,15). Die durch Filtration von der Schleims\u00e4ure getrennte Fl\u00fcssigkeit lieferte, als wir sie nach der Vorschrift von Tollens und Gans (lew: cit.) behandelten, ein schwer l\u00f6sliches, im Aussehen mit saurem, zuckersaurem Kalium \u00fcbereinstimmendes Salz. Das daraus mit Hilfe von Silbernitrat dargestellte Silbersalz gab bei der Analyse folgendes Resultat: 0,2352 g Substanz (im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet) gaben beim Gl\u00fchen 0,1190 g = 50,6 o/0 Ag. (Die Theorie verlangt 50,9 \u00b0/o Ag.)\nAuch dieses Kohlenhydrat kann Melitose, die durch kleine Beimengungen am Krystallisieren verhindert wurde, gewesen sein; doch ist es auch m\u00f6glich, da\u00df ein dem genannten Polysaccharid zwar \u00e4hnliches, aber doch mit ihm nicht identisches Kohlenhydrat vorlag. Da\u00df dasselbe ein Trisaccharid war, mu\u00df nach den bei der Untersuchung erhaltenen Resultaten f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden.\n6. Kohlenhydrat aus den Samen von Sinapis alba. Dieses Kohlenhydrat wurde aus den zuvor entfetteten Samen nach dem Bleiverfahren dargestellt. Da es auch nach der F\u00e4llung durch Alkohol noch Beimengungen, die durch Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbar waren, enthielt, so wurde seine w\u00e4sserige, mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uerte L\u00f6sung mit dem genannten Reagens in schwachem \u00dcbersch\u00fcsse versetzt. Der Niederschlag wurde abfiltriert, das Filtrat mit Barytwasser neutralisiert. Die von den unl\u00f6slichen Baryumverbindungen abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde stark eingeengt und sodann in Alkohol gegossen, das dadurch zur Ausscheidung gebrachte Kohlenhydrat durch mehrmaliges F\u00e4llen mit Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung gereinigt. Nach dem Trocknen im Exsikkator bildete es eine wenig gef\u00e4rbte, unkrystallinische, leicht zerreibliche Masse.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 299. / *\nwelche sehr stark die Seliwanoffsche Reaktion gab. Sie war leicht l\u00f6slich in Wasser, wenig l\u00f6slich in Alkohol. Die Untersuchung des Produktes im Polarisationsapparate gab folgendes Resultat: Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 20 ccm 0,4634 g Substanz (wasserfrei) enthielt, drehte bei 18\u00b0 C. 15\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -{- 113\u00b0 (die Bestimmung kann nicht f\u00fcr sehr genau erkl\u00e4rt werden, weil die L\u00f6sung nicht farblos war). Bei Bestimmung der Schleims\u00e4ureausbeute wurden folgende Zahlen erhalten: a) 2,1518 g Substanz (wasserfrei) gaben 0,6595 g \u2014 30,7 \u00b0/o Schleims\u00e4ure; b) 1,9777 g Substanz (wasserfrei) gaben 0,6707 g = 33,2 \u00b0/o Schleims\u00e4ure (Schmelzpunkt 212\u00b0). Im Mittel wurden also 31,9 \u00b0/o Schleims\u00e4ure erhalten. Aus der von der Schleims\u00e4ure abfiltrierten L\u00f6sung konnte Zuckers\u00e4ure nicht gewonnen werden. Wir erhitzten daher in einem neuen Versuche ca. 2 g des Kohlenhydrats mit einer geringeren Menge verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure (5 g S\u00e4ure auf 1 g Substanz). Aus der durch Filtration von der Schleims\u00e4ure getrennten Fl\u00fcssigkeit konnte eine kleine Quantit\u00e4t von Zuckers\u00e4ure in Form ihres sauren Kaliumsalzes gewonnen werden. Das aus diesem Salze mit Hilfe von Silbernitrat dargestellte zuckersaure Silber gab bei der Analyse folgendes Resultat: <|.1194 g Substanz gaben beim Gl\u00fchen 0,0602 g = 50,4 \u00b0/0 Ag.\nAus diesen Versuchsergebnissen ist zu schlie\u00dfen, /da\u00df das aus den Samen von Sinapis alba dargestellte Kohlenhydrat bei der Hydrolyse Galaktose und Traubenzucker lieferte; da\u00df daneben auch Fruktose entstand, ist sehr wahrscheinlich, da jenes Kohlen-liydrat sehr stark die Seliwanoffsche Reaktion gab. Man kann aber nicht annehmen, da\u00df ein in seiner Konstitution der Melitose gleichendes Kohlenhydrat vorlag; denn ein solches Kohlenhydrat kann nur ca. 26\u00b0/o Schleims\u00e4ure liefern, w\u00e4hrend wir mehr als 30\u00b0/o Schleims\u00e4ure erhielten. Anderseits ist auch nicht anzunehmen, da\u00df Lupeose vorlag, da letztere bei der Oxydation 38\u201439 \u00b0/o Schleims\u00e4ure liefert. Als m\u00f6glich mu\u00df cs aber bezeichnet werden, da\u00df das aus Sinapis alba dargestellte Pr\u00e4parat ein Gemenge von Lupeose mit .einem andern\nKohlenhydrat war, bei dessen Oxydation keine Schleims\u00e4ure entstand.\t.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nE. Schulze und Ch. Godet\n7. Kohlenhydrat aus den Samen von Picea excelsa.1) Dieses Kohlenhydrat wurde nach dem Strontianverfahren dargestellt und durch mehrmaliges Ausf\u00e4llen mit Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung gereinigt; krystallisiert konnte es nicht erhalten werden. Nach dem Trocknen \u00fcber Schwefels\u00e4ure bildete es ein wei\u00dfes Pulver, welches stark die Seliwanoffsche Reaktion gab. Bei Bestimmung seines spezifischen Drehungsverm\u00f6gens in einer ca. 4\u00b0/oigen w\u00e4sserigen L\u00f6sung wurde [a]D = -f- 105,4\u00b0 gefunden (eine zweite Bestimmung mit einem noch einmal umgef\u00e4llten Pr\u00e4parat gab fast die gleiche Zahl). Bei der Oxydation durch verd\u00fcnnte Salpeters\u00e4ure lieferte das Kohlenhydrat 29\u00b0/o Schleims\u00e4ure.\nDie aus den Samen dargestellten Stoffe, auf welche die im vorigen gemachten Angaben sich beziehen, konnten zwar mit Ausnahme der Melitose (Raffinose) nicht zum Krystallisieren gebracht werden; f\u00fcr die meisten dieser Stoffe ist es also fraglich, ob sie einheitliche Substanzen waren. Es kann aber nicht bezweifelt werden, da\u00df alle diese Stoffe Kohlenhydrate waren; den Beweis daf\u00fcr geben au\u00dfer den f\u00fcr die einzelnen Pr\u00e4parate im vorigen gemachten Angaben die vorher \u00fcber ihr allgemeines Verhalten gemachten Mitteilungen. Die Resultate unserer bez\u00fcglichen Versuche liefern also eine St\u00fctze f\u00fcr die oben ausgesprochene Annahme, da\u00df die von den Samenextrakten beim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure gelieferte Schleims\u00e4ure aus Kohlenhydraten entstand, bei deren Hydrolyse Galaktose sich bildete.\nEs sei hier noch erw\u00e4hnt, da\u00df vor kurzem N. Castoro2) aus den Samen von Cicer arietinum ein bei der Oxydation Schleims\u00e4ure lieferndes Kohlenhydrat darstellte, welches nach den von ihm gemachten Angaben der Lupeose \u00e4hnlich ist.\nEndlich wollen wir noch darauf aufmerksam machen, da\u00df Ritthausen3) aus den Samen der gelben Lupine eine von ihm als Galaktid bezeichnete Substanz isolierte, die nicht zu den Kohlenhydraten gerechnet werden kann, aber bei der Hy-\n*) Landwirtschaft liehe Versuchsstationen, Bd. LI, S. 94.\n*) Nach einer Mitteilung in einer italienischen Zeitschrift.\n3) Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXIX, S. 896.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 301\ndrolvse 60\u00b0/o Galaktose lieferte. Wir haben diese Substanz aus den genannten Samen, bei Anwendung verschiedener Samenmuster im Gewichte von 1\u20142 Kilogramm bisher nicht gewinnen k\u00f6nnen: auch vermochte N. Merlis'j sie in den Samen der blauen Lupinen nicht nachzuweisen. Vermutlich war in den von uns untersuchten Samenraustern das\u2019 Galuktid nur in so kleiner Menge enthalten, da\u00df seine Isolierung nicht gelang. Die von uns dargestelllen Lupeosepr\u00e4p\u00e4rate k\u00f6nnen nicht durch Galaktid verunreinigt gewesen sein, da letzteres sich nach den Angaben Ritthausens leicht in Alkohol l\u00f6st.\nD. Wasserl\u00f6sliche Mannane.\nZur Pr\u00fcfung auf wasserl\u00f6sliche Mannane dienten die in fr\u00fcher angegebener Weise dargestellten Wrassere\\trakte; sie wurden nach Entfernung der durch Bleiessig f\u00e4llbaren Stoffe mit Hilfe von Schwefelwasserstoff vom gel\u00f6sten Blei befreit, dann etwas eingeengt, hierauf mit so viel, Schwefels\u00e4ure versetzt, da\u00df sie ca. 3\u00b0/o dieser S\u00e4ure enthielten, und nun einige Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Nach dem Erkalten befreiten wir die Fl\u00fcssigkeiten mittels Baryumhydroxyd von der Schwefels\u00e4ure und engten sie sodann im Wasserbade stark ein. Wir dunsteten diese Fl\u00fcssigkeiten nun zum Sirup ein, erhitzten den letzteren mit verd\u00fcnntem Weingeist und verwendeten f\u00fcr den Versuch nur den darin l\u00f6slichen Teil des Sirups. Die Pr\u00fcfung auf Mannose wurde in der Wreise ausgef\u00fchrt, da\u00df' wir Proben der Fl\u00fcssigkeiten in der K\u00e4lte mit essigsaurem Phenylhydrazin versetzten. Das Resultat war in allen F\u00e4llen negativ; keine jener Fl\u00fcssigkeiten lieferte eine aus dem Hydrazon der Mannose bestehende Ausscheidung. Im folgenden nennen\nwir die Pflanzen, deren Samen f\u00fcr diese Versuche verwendet wurden:\nPinus Cembra,\nLupinus luteus,\nLupinus angustifolius,\nSoja hispida,\nCucurbita Pepo,\n*) Landwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. XLVlll, S. 419.","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"E. Schulze und Ch. Godet,\nRicinus communis,\nSinapis alba,\nCorylus avellana,\nJuglans regia,\nAmygdalis communis,\nFagus silvatica,\nCastanea sativa.\nAuch ein Extrakt aus dem Embryo des Weizenkorns (Triticum vulgare) lieferte bei der Pr\u00fcfung auf Mannose ein negatives Resultat.\nE. Wasserl\u00f6sliche Pentosane.\nDie Pr\u00fcfung der Wasserextrakte auf Pentosane verbanden wir mit einer quantitativen Bestimmung dieser Stoffe nach dem von Tollens beschriebenen Verfahren;1) die eingeengten Extrakte wurden der Destillation mit Salzs\u00e4ure unterworfen, das dabei erhaltene Furfurol mit Phloroglucin gef\u00e4llt. Aus dem Gewicht des Phloroglucids berechneten wir, unter Benutzung der von Tollens mitgeteilten Tabelle, den Pentosan-gehalt des Extraktes. Die dabei erhaltenen Resultate, angegeben, mit nur zwei Ausnahmen, in Prozenten der Trockensubstanz der entsch\u00e4lten Samen, teilen wir im folgenden mit.\nPinus Cembra\tsehr\twenig\nLipinus luteus\t0,64\t\u00b0/\u2019o\nLupinus angustifolius\tsehr\twenig\nSoja hispida\t\u00bb\t\u00bb\nCucurbita Pepo\t\u00bb\t\u00bb\nRicinus communis\t0\nSinapis alba (nicht entsch\u00e4lt) 0,89 \u00b0/o Corylus avellana\tsehr\twenig\nJuglans regia\t0,51\t\u00b0/o\n*) VVir konnten bei Ausf\u00fchrung unserer Versuche die Angaben benutzen. die Tollens in seiner im Jahr 1907 in der Papierzeitung. Nr. 66, (50 und 61, erschienenen Abhandlung \u00abPpntosen und Pentosane in ihren Beziehungen zur Papierfabrikation\u00bb gemacht hat. Die in dieser Abhandlung sich findenden Tabellen haben wir bei Berechnung der Resultate unserer Versuche zugrunde gelegt.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 303\nAmygdalis communis\tsehr weni<*\nFagus silvatica\t0,32 Q/0\nCastanea sativa\tq\nBrassica napus (nicht entsc-h\u00e4lt) 0,43 \u00ae/0\t'\nHelianthus annuus\t0,75\u00b0/0, >)\nAus vorstehenden Angaben ist zu ersehen, da\u00df der Gehalt der von uns untersuchten Samen an l\u00f6slichen Pentosanen meistens sehr gering war; zwei Objekte lieferten gar kein Fur-lurol, bei sechs anderen war die t urfurolmenge so klein, da\u00df das daraus dargestellte Phloroglucid nicht gewogen wurde. Am gr\u00f6\u00dften war die Pentosanmenge bei Sinapis alba. Von den von uns untersuchten Leguminosensamen enthielten nur die Samen von Lupinus luteus eine bestimmbare Pentosanmenge n\u00e4mlich 0,64 \u00b0/o.\t\u2019 j\nAut die Frage, was fiir Pentosane vorhanden waren, l\u00e4\u00dft sich eine bestimmte Antwort nicht geben. Pentosen (Arabinose und Xylose), waren in den Extrakten nicht vorhanden; andernfalls w\u00fcrden diese Extrakte die Fehl in gsche L\u00f6sung reduziert haben. Wir wollen aber darauf aufmerksam machen, da\u00df das in den Samen von Lupinus luteus und von Arach\u00ffs hypogaea nachgewiesene Vemin ein Glukosid ist, das sich wahrscheinlich von einer Pentose ableitet;*) es mu\u00df demnach f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt werden, da\u00df ein Teil des in unseren Versuchen erhaltenen Furfurols dem Vernin entstammte.\nEs ist hier zu erw\u00e4hnen, da\u00df K. Andrlik3) aus Melasseabfall-Lauge vor kurzem ein Pentosid, d. h. ein bei der Spaltung eine Pentose lieferndes Glukosid, dargestellt hat. Dasselbe gibt neben der Pentose als Spaltungsprodukt Guanin; es stimmt also in diesem Punkte mit dem Vernin \u00fcberein. Die bei der Spaltung entstehende Pentose ist linksdrehend: [a]D wurde\n\u2019) Diese Zahl entnehmen wir einer von S, Frankfurt in unserem Laboratorium ausgef\u00fchrten Arbeit. Landwirtschaftliche Versuchsstationen \u00d6d. XLIU, S. 173.\n*) Wir verweisen auf die Arbeiten von E. Schulze u. N. Castoro m dieser Zeitschrift, Bd. XLI, S. 457ff.\n*) Chemiker Zeitung. 1909, Nr. 70, S. 037; vgl. auch diese Zeitung, ftepert., 1907, S. 459.\t.\tb","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"E. Schulze und Ch. Godet\n304\n= ~\t0 gefunden. Andrlik hebt hervor, da\u00df dieses Pentosid\nnicht mit dem Vernin identisch ist.\nBei Berechnung der Pentosan mengen haben wir angenommen, da\u00df das in unseren Versuchen erhaltene Furfurol ausschlie\u00dflich von Pentosanen geliefert worden war; da\u00df diese Annahme keine absolut sichere ist, soll hier nicht unerw\u00e4hnt bleiben.\nb\\ Der Gehalt der Kerne an wasserl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffen.\nWie aus den im vorigen gemachten Angaben hervorgeht, enthielten die von uns untersuchten Samen neben Rohrzucker stets andere l\u00f6sliche Kohlenhydrate; die Quantit\u00e4t dieser, meist wohl der Gruppe der Polysaccharide angeh\u00f6renden Stoffe war ohne Zweifel in manchen F\u00e4llen gr\u00f6\u00dfer als diejenige des Rohrzuckers. Durch das Vorhandensein solcher Stoffe wird die quantitative Bestimmung des Rohrzuckers erschwert, zuweilen sogar unm\u00f6glich gemacht. Man sollte aber denken, da\u00df man den Gesamt gehalt der Samen an wasserl\u00f6slichen Kohlenhydraten aus der Glukosemenge berechnen k\u00f6nne, die in den mit Wasser oder mit verd\u00fcnntem Weingeist hergestellten Samenextrakten nach dem Erhitzen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure sich vorfindet. Doch gelangt man auf diesem Wege in der Regel nicht zu brauchbaren Resultaten, und zwar aus folgenden Gr\u00fcnden:1) 1. F\u00fcr die Inversion der Polysaccharide ist im allgemeinen die Anwendung st\u00e4rkerer S\u00e4uren und l\u00e4ngeres Erhitzen erforderlich, als f\u00fcr die Inversion des Rohrzuckers. Da nun die sowohl aus dem Rohrzucker als aus vielen Polysacchariden bei der Hydrolyse entstehende Fruktose bei l\u00e4ngerem Kochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure zersetzt wird, so findet sich in dem Zeitpunkte, in welchem die Inversion der im Extrakt vorhandenen Kohlenhydrate vollendet ist, die aus letzteren entstandene Glukose nicht mehr vollst\u00e4ndig vor. Auch liegt es im Bereiche der M\u00f6glichkeit.\nl) In betreff dieser Gr\u00fcnde kann auch auf die Abhandlung E.Schulzes: \u00abZur quantitativen Bestimmung der Kohlenhydrate\u00bb in der Chemikerzeitung. 18i>4, Nr. 29. verwiesen werden.","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 305\nda\u00df die Inversion von einem in seiner Wirkung entgegengesetzten Vorg\u00e4nge, n\u00e4mlich von einer Reversion, in geringerem Grade begleitet ist ; auch dieser Vorgang w\u00fcrde aber ein Defizit an Glukose bedingen. 2. Durch die gleiche Quantit\u00e4t verschiedener Glukosen wird aus Fehlingscher L\u00f6sung nicht die gleiche Kupfermenge reduziert; man kann also aus dem Resultat die Glukosemenge nur dann genau berechnen, wenn man wei\u00df, was f\u00fcr Glukosen vorliegen ; auch kann man bei Anwendung des Verfahrens auf ein Gemenge von zwei bekannten Glukosen zu einem richtigen Ergebnis nur dann gelangen, wenn man das Mengenverh\u00e4ltnis kennt, in welchem diese Glukosen zueinander stehen.\nWir haben uns bei dieser Sachlage darauf beschr\u00e4nkt, den Gehalt der Kerne an wasserl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffen approximativ zu bestimmen, und zwar nach folgendem Verfahren: Ein in oben beschriebener Weise dargestellter w\u00e4sseriger Samenextrakt wurde auf ein bestimmtes Volumen gebracht : in abgemessenen Anteilen dieses Extraktes bestimmten wir sodann den Stickstoffgehalt nach Kjeldahls Verfahren, sowie den Gehalt an Trockensubstanz. Bei Ausf\u00fchrung der letzteren Bestimmung wurde die Fl\u00fcssigkeit in einer gewogenen Platin-schale eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand sodann auf hei\u00dfem Sand in einem Vakuumexsikkator, in einigen F\u00fcllen auch im Luftbade, bis zur Gewichtskonstanz getrocknet\u2019, hierauf gewogen. Der nach Abrechnung der Aschenmenge und der stickstoffhaltigen Stoffe (berechnet aus dem Stickstoffgehaltdurch Multiplikation mit dem Faktor 6) bleibende Teil der Trockensubstanz wurde als \u00abwasserl\u00f6sliche stickstofffreie Substanz, in Rechnung gestellt.\nDie nach diesem Verfahren erhaltenen Zahlen sind zwar nicht frei von Versuchsfehlern,1) doch sind diese Fehler nicht\n*) Es ist schwierig, den Trockensubstanzgehalt eines solchen Wasserextraktes ganz genau zu bestimmen, weil beim Eindunsteh kleine Ver\u00e4nderungen Vorgehen k\u00f6nnen (die dabei fast immer eintretende Br\u00e4unung des Extraktes deutet auf solche Ver\u00e4nderungen hin), Auch ist man nicht sicher, den Gehalt des Extraktes an stickstoffhaltigen Stoffen durch Multiplikation der darin Vorgefundenen Stickstoffmenge mit dem Faktor fi genau","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nE. Schulze und Ch. Godet,\nvon gro\u00dfer Bedeutung. Doppelbestimmungen, die in dem gleichen Extrakte ausgef\u00fchrt wurden, gaben ziemlich gut \u00fcbereinstimmende Zahlen.\nDie in solcher Weise erhaltenen Resultate1) sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.\nGehalt der cntsch\u00e4lten Samen an wasserl\u00f6slichen stickstoff-\nfreien Stoffen.\nArve, Pinus Cembra\t9,30\u00b0/o\nSeekiefer, Pinus maritima\t4,43\t\u00b0/o\nGelbe Lupine, Lupinus luteus\t14,43\u00b0/0\nBlaue Lupine, Lupinus angustifolius\t16,57\u00b0/o\nGemeine .Schminkbohne, Phaseolus vulgaris 10,2 \u00b0/o2) Sonnenblume, Helianthus annuus\t7,64\t\u00b0/o\nK\u00fcrbis, Cucurbita Pepo\t2,95\u00b0/o\nBuche, Fagus silvatica\t10,05\u00b0/o\nRicinus, Ricinus communis\t4,72\u00b0/o\nHasel, Corylus avellana\t4,32\u00b0/o\nWallnu\u00df, Juglans regia\t5,27\t\u00b0/o\nMandel, Amygdalis communis\t5,90\u00b0/o\nDie Zahlen der vorstehenden Tabelle zeigen, da\u00df der Gehalt an \u00ab wasserl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffen\u00bb bei den von uns untersuchten Samenkernen gro\u00dfe Verschiedenheiten aufwies. Am reichsten an solchen Stoffen waren die Kerne der Lupinensamen, was durch den hohen Lupeosegehalt dieser Objekte bedingt ist. Auch bei Phaseolus vulgaris, Fagus silvatica und Pinus Cembra war das Resultat ein relativ hohes. Die Kerne der zuerst genannten Samenart enthalten, wie aus den weiter oben gemachten Angaben zu ersehen ist, ein bei der Hydrolyse Galaktose lieferndes Kohlenhydrat in betr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t; bei Fagus silvatica und Pinus Cembra war die Aus-\nzu finden; ein diesem Umstande entspringender Fehler kann freilich nicht von gro\u00dfem Belang sein, da der Stickstoffgehalt der Extrakte fast stets nur gering ist.\n') In betreff der analytischen Belege zu diesen Bestimmungen verweisen wir auf die oben schon zitierte Inauguraldissertation von Ch. Godet.\n*) Diese Bestimmung wurde in unserem Laboratorium von U. Pfen-ninger ausgef\u00fchrt.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 307\nbeute an Rohrzucker relativ hoch. Bei den \u00fcbrigen Objekten liegen die Zahlen niedriger; hier fanden sich wahrscheinlich neben dem stets nachgewiesenen Rohrzucker andere wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate nicht in bedeutender Quantit\u00e4t vor. \u00dcbrigens braucht kaum gesagt zu werden, da\u00df die in der angegebenen Weise quantitativ bestimmten stickstofffreien Stoffe nicht ausschlie\u00dflich Kohlenhydrate waren ; ohne Zweifel fanden sich darunter stets auch organische S\u00e4uren, wahrscheinlich auch noch andere, dem Nachweis sich entziehende Substanzen vor. Doch kann kaum bezweifelt werden, da\u00df in allen F\u00e4llen die \u00abwasserl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffe\u00bb zum gr\u00f6\u00dften Teil Kohlenhydrate waren.\nG. Hemicellulosen.\nIn Wasser unl\u00f6sliche Kohlenhydrate, die au\u00dferhalb der Zellvvandungen Vorkommen, sind mit Ausnahme des St\u00e4rkemehls als Bestandteile von Pflanzensamen kaum bekannt In den Zellwandungen der Samen findet man aber in gro\u00dfer Verbreitung Stoffe, die beim Erhitzen mit stark verd\u00fcnnten Mineral, s\u00e4uren in L\u00f6sung gehen und dabei Glukosen (Hexosen und Pentosen) liefern. Man pflegt diese Stoffe als Hemicellulosen zu bezeichnen. Sie finden sich nicht nur in den Samen- und Fruchtschalen, sondern auch in den Kernen der Samen vor. Von ihrem Vorkommen in den Schalen soll im zweiten Teile dieser Abhandlung die Rede sein; an dieser Stelle sind nur die in den Kernen sich findenden Stoffe dieser Art zu besprechen.\nReich an Hemicellulosen sind nach den in unserem Laboratorium fr\u00fcher ausgef\u00fchrten Untersuchungen1) die st\u00e4rkemehlfreien und auch nicht viel Fett enthaltenden Kerne der Lupinensamen. Die Hemicellulosen finden sich hier vorzugsweise, vielleicht sogar ausschlie\u00dflich, in den stark- verdickten\nni Yjy Wir verweisen auf die von E. Schulze in dieser Zeitschrift \u00dfd. XIV, S. 227-273, Bd. XVI, S. 387-438, und Bd. XIX, S. 38-6\u00ce publizierten drei Abhandlungen \u00abZur Chemie der pflanzlichen Zellmem uranen\u00bb. In der ersten dieser Abhandlungen sind Untersuchungen be schrieben, die unter Mitwirkung von E. Steiger und W. Maxwell aus geiu\u201ert worden sind.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nE. Schulze und Ch. Godet\nZellwandungen der Cotyledonen. Bei der Hydrolyse liefern sie viel Galaktose, daneben in geringerer Quantit\u00e4t Arabinose. Gegen stark verd\u00fcnnte Minerals\u00e4uren besitzen sie nur geringe Widerstandsf\u00e4higkeit. Da\u00df sie w\u00e4hrend des Keimungsvorganges in L\u00f6sung gehen und da\u00df sie als Reservestoffe dienen, ist mit Sicherheit nachgewiesen worden.1) Auch in st\u00e4rkemehlhaltigen Leguminosensamen, z. B. in den Samen von Vicia faba, Vicia sativa, Pisum sativum und Phaseolus vulgaris sind Hemicellulosen vorhanden. Ferner sind im Endosperm vieler Samen Hemicellulosen, die bei der Hydrolyse Mannose liefern, nachgewiesen worden,2) z. B. in den Kaffeebohnen, in den Samen vieler Palmaceen, sowie in Samen von Ruscus aculeatus (Familie der Liliaceen3)). Auch in diesen Samen treten die Hemicellulosen meistens in bedeutender Quantit\u00e4t auf; neben Mannose liefern sie bei der Hydrolyse in der Regel noch andere Glukosen, z. B. Galaktose in geringerer Menge. Da\u00df auch diese mannanhaltigen Hemicellulosen als Reservestoffe dienen, unterliegt keinem Zweifel.\nWie schon in der Einleitung erw\u00e4hnt worden ist, machten wir die Beobachtung, da\u00df auch die Kerne sehr fettreicher Samen, obwohl sie in Form von Fett ein sehr gro\u00dfes Quantum von stickstofffreiem Reservematerial einschlie\u00dfen, doch daneben noch Hemicellulosen enthalten. Dies veranla\u00dfte uns, eine Anzahl solcher Samen auf die genannten Zellwandbestandteile zu untersuchen. Dies geschah in folgender Weise: Die mit Hilfe von \u00c4ther entfetteten, sehr fein zerriebenen Kerne wurden mit kalter 0,25\u00b0/oiger Natronlauge wiederholt extrahiert, bis der vom R\u00fcckst\u00e4nde durch Abhebern getrennte Extrakt beim Neutralisieren mit Essigs\u00e4ure nur noch eine \u00e4u\u00dferst geringe F\u00e4llung gab. Der R\u00fcckstand wurde hierauf mit Wasser bis zum Verschwinden\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XXI, S. 392\u2014411.\n*) Untersuchungen \u00fcber die bei der Hydrolyse in Mannose \u00fcbergehenden Zellwandbestandteile sind zuerst von R. Reiss (Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXII [1889], S. 609, ausf\u00fchrlicher in den Landwirtschaftlichen Jahrb\u00fcchern, Bd. XVIII, S. 711\u2014765) sp\u00e4ter auch in unserem Laboratorium (wir verweisen auf die in der Anmerkung 1 zitierten Abhandlung) ausgef\u00fchrt worden.\n8) Dieser Samen wurde von N. Cas tor o (Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 96) in unserem Laboratorium untersucht.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflajnzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 309\nder alkalischen Reaktion, dann mit Alkohol und \u00c4ther ausgewaschen, schlie\u00dflich im Exsikkator \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure getrocknet. Da dieser R\u00fcckstand fast immer noch Proteinstoffe in nicht unbetr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t enthielt, so lie\u00dfen wir in einigen F\u00e4llen auf die Behandlung mit 0,25 \u00b0/oiger Natronlauge, die dann jedoch nicht so oft wiederholt wurde, noch eine Behandlung mit 1 rypsin1) folgen, es gelang dadurch noch einen Teil der Proteinstoffe zu entfernen. Bei st\u00e4rkemehlhaltigen Samen lie\u00dfen wir zur Entfernung dieses Bestandteils der Extraktion mit 0,2o\u00b0/oiger Natronlauge eine in geeigneter Weise ausgef\u00fchrte Behandlung mit Malzextrakt vorausgehen.\nDie bei der Behandlung der zerriebenen Kerne mit den genannten Extraktionsmitteln verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde gaben fast ohne Ausnahme beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure kirschrote L\u00f6sungen2) und lieferten bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure Furfurol, woraus auf das Vorhandensein von Pentosanen zu schlie\u00dfen ist. Ferner lieferten sie beim Erhitzen mit 2*/2- bis 3\u00b0 oiger Schwefels\u00e4ure L\u00f6sungen, durch welche die Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit beim Erhitzen reduziert wurde. Wenn diese L\u00f6sungen, nachdem sie mittels Baryumhydroxyd von der Schwefels\u00e4ure befreit worden waren, eingedunstet, die Verdampfungsr\u00fcckst\u00e4nde sodann mit Salpeters\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,15 er-\n;') Wir verfahren dabei in folgender Weise: In einem durch Erhitzen auf 120\u2014130\u00b0 gut sterilisierten Glaskolben wurden auf 8 Teile der entfetteten und fein pulverisierten Samenkerne 0,1 Teil eines von Merck bezogenen Trypsinpr\u00e4parates gebracht; dann f\u00fcgten wir so viel durch Natriumcarbonat alkalisch gemachtes Wasser hinzu, da\u00df die Masse einen d\u00fcnnen Brei bildete. Dieser Brei wurde durch Zusatz von Chloroform sowie durch \u00dcberschichtung mit Toluol antiseptisch gemacht, dann 5-6 Tage lang auf 35-40\u00b0 erw\u00e4rmt (w\u00e4hrend dieser Zeit war der Kolben durch einen Wattest\u00f6psel verschlossen). Dann wurde der bei dieser Behandlung ungel\u00f6st gebliebene Teil des Samenpulvers zuerst durch Dekantieren, dann auf dem Filter ausgewaschen. Die Filtration und das Auswaschen gingen bei einigen Objekten sehr langsam vonstatten. Da\u00df auf diese Weise der Proteingehalt der R\u00fcckst\u00e4nde noch verringert werden konnte, wurde durch Ausf\u00fchrung einiger quantitativen Bestimmungen nachgewiesen!\n*) Beim Erhitzen mit Phloroglucin-Salzs\u00e4ure setzten wir meistens nach dem von Seilli\u00e8re (Soc. biolog., 1907, Bd. LXltl) gemachten Vorschl\u00e4ge etwas Eisessig zu.\t*","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nE. Schulze und Ch. Godet,\nhitzt wurden, so entstand fast immer Schleims\u00e4ure. Diese Beobachtungen machen es h\u00f6chstwahrscheinlich, da\u00df jene R\u00fcckst\u00e4nde Hem icellulos en einschlossen. Das Vorhandensein dieser Zellwandbestandteile ist aber auch f\u00fcr die im folgenden aufgef\u00fchrten Objekte durch mikrochemische Untersuchungen nachgewiesen worden (nur f\u00fcr Fagus silvatica liegt uns keine Beobachtung von. Wir verdanken dieselben zum Teil der Gef\u00e4lligkeit des Herrn Prof. H. C. Schellenberg. Unter seiner Leitung untersuchte der eine von uns (Ch. Godet) die Samen von Amygdalus communis, Corylus aveliana und Juglans regia unter dem Mikroskop. Es zeigte sich, da\u00df bei allen drei Samen die Zellwandungen derCotyledonen Hemicellulosen, d. h. in stark verd\u00fcnnter hei\u00dfer Schwefels\u00e4ure l\u00f6sliche Bestandteile enthielten.11 Ferner teilte uns Herr Prof. Schellenberg mit, da\u00df nach den von ihm fr\u00fcher schon gemachten Beobachtungen auch in den Samenkernen von Ricinus communis, Cucurbita Pepo, Helianthus annuus und Soja hispida Hemicellulosen enthalten sind. Das gleiche gilt f\u00fcr die Samenkerne von Pinus Cembra; hier finden sich Hemicellulosen in den Zellwandungen des Endosperms vor.2) Die sehr fettreichen Samenkerne der folgenden Pflanzen wurden in dieser Weise, und zwar stets mit positivem Resultat auf Hemicellulosen gepr\u00fcft.\nArve, Pinus Cembra,\nSojabohne, Soja hispida,\nSonnenblume, Helianthus annuus,\nK\u00fcrbis, Cucurbita Pepo,\nRicinus, Ricinus communis,\nRotbuche, Fagus silvatica,\nMandel, Amygdalus communis,\nHasel, Corylus aveliana,\nWalnu\u00df, Juglans regia.\n*) In betreff der Details verweisen wir auf die oben schon zitierte Inauguraldissertation von Ch. Godet, Z\u00fcrich 1909.\n*) \u00dcber diesen Befund, den wir gleichfalls der Gef\u00e4lligkeit des Herrn Prof. C. Schellenberg verdanken, ist schon in den Landwirtschaftlichen Versuchsstationen, Bd. LXVII, S. 59, eine Mitteilung gemach! worden.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 311\nDiese Beobachtungen geben im Verein mit den weiter oben schon erw\u00e4hnten Untersuchungsresultaten einen Beweis f\u00fcr die gro\u00dfe Verbreitung von Hemicellulosen in den Kernen der Pflanzensamen.\nWir haben uns nicht darauf beschr\u00e4nkt, in der angegebenen Weise die Kerne auf Hemicellulosen zu pr\u00fcfen, sondern wir versuchten auch bei einigen Objekten, und zwar bei Soja hispida, Amygdalis communis, Cucurbita Pepo, Corylus avellana und Ricinus communis die bei der Hydrolyse jener Zellwandbestandteile entstandenen Glukosen zu isolieren, wozu selbstverst\u00e4ndlich gr\u00f6\u00dfere Quantit\u00e4ten von Ausgangsmaterial verwendet werden mu\u00dften. Da die bei Behandlung der fein zerriebenen entfetteten Kerne mit 0,25\u00b0/oiger Natronlauge verbliebenen hemiCellulose-haltigen R\u00fcckst\u00e4nde, wie oben schon erw\u00e4hnt wurde, meistens noch Proteinstoffe in nicht unbetr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t einschlossen,1) so haben wir bei den meisten der oben genannten f\u00fcnf Objekte auf die Behandlung mit kalter Natronlauge noch eine solche mit Trypsin folgen lassen; doch waren auch die dabei erhaltenen R\u00fcckst\u00e4nde nicht frei von ProteinstofTen. Die Kerne der Samen von Soja hispida mu\u00dften zur Entfernung des darin enthaltenen St\u00e4rkemehls auch mit Malzextrakt behandelt werden. Im \u00fcbrigen verfuhren wir in der Weise, da\u00df wir die hemicellulosehaltigen R\u00fcckst\u00e4nde einige Stunden lang mit 3 \u00ab/oiger Schwefels\u00e4ure kochten, die dabei entstandenen L\u00f6sungen mittels Baryumhydroxyd von der Schwefels\u00e4ure befreiten und sodann bis zur Sirupkonsistenz eindunsteten. Der Sirup wurde zuerst mit\n*) Wenn man hemicellulosereiche Samenkerne, z. B. diejenigen von Lupinus angustifolius und Lupinus hirsutus wiederholt mit kalter, 0,25 \u00b0/oiger Natronlauge extrahiert, so erh\u00e4lt man R\u00fcckst\u00e4nde, die nur einen h\u00f6chst geringen Prozentgehalt an Protein besitzen (man vgl. die in den oben zitierten Abhandlungen von E. Schulze sowie von E. Schulze und N. Castoro daf\u00fcr angegebenen Zahlen). Behandelt man aber in der gleichen Weise Samenkerne, die arm an Hemicellulosen, dagegen reich an Proteinen sind, so erh\u00e4lt man, da niemals das Protein vollst\u00e4ndig extrahiert wird, hemicellulosehaltige R\u00fcckst\u00e4nde, deren prozenti'ger Proteingehalt sehr betr\u00e4chtlich ist. Doch bildet das in diesen R\u00fcckst\u00e4nden sich noc i vorfindende Protein nur einen kleinen Bruchteil der Proteinmenge, die in dem betreffenden Samenkorn im ganzen enthalten war Hoppe-Seyler u Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t21","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nE. Schulze und Ch. Gpdet,\nhei\u00dfem 95\u00b0/oigem, dann meistens noch mit etwas schw\u00e4cherem Weingeist behandelt. Die vom R\u00fcckstand abgegossene L\u00f6sung wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand wieder mit hei\u00dfem Weingeist behandelt, wobei wieder etwas Substanz ungel\u00f6st blieb. Nachdem diese Reinigungsoperation noch ein-oder zweimal wiederholt worden war, \u00fcberlie\u00dfen wir die weingeistige L\u00f6sung unter einer Glasglocke \u00fcber Schwefels\u00e4ure der langsamen Verdunstung, wobei hin und wieder etwas Alkohol zugef\u00fcgt wurde, ln zwei F\u00e4llen lieferten diese L\u00f6sungen binnen 1\u20142 Tagen, in anderen erst nach l\u00e4ngerem Stehen Krystalle. Die f\u00fcr die einzelnen Objekte erhaltenen Resultate teilen wir im folgenden mit:\nSoja hispida. Die in der oben beschriebenen Weise erhaltene Glukosel\u00f6sung lieferte beim Stehen \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure unter einer Glasglocke bald Krystalle, die sich als Galaktose erwiesen. Nachdem sie aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert worden waren, ergab die Untersuchung im Polarisationsapparate folgendes Resultat: Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,500 g Substanz enthielt, drehte bei 16,5\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 24,1\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [af = + 82,9\u00b0.\nDiese Zahl liegt dem f\u00fcr reine Galaktose angegebenen Werte sehr nahe. Eine Best\u00e4tigung f\u00fcr die Annahme, da\u00df diese Zuckerart vorlag, lieferte noch das bei der Oxydation der Krystalle durch Salpeters\u00e4ure erhaltene Resultat; das Gewicht der dabei entstandenen Schleims\u00e4ure (Schmelzpunkt 212\u00b0) betrug n\u00e4mlich 70\u00b0/o vom Gewicht der f\u00fcr den Versuch verwendeten Krystalle.\nDie von den Galaktosekrystallen abgegossene Mutterlauge gab nach Zusatz einer weingeistigen L\u00f6sung von Benzylphenylhydrazin eine Ausscheidung, die sich als das Benzylphenyl-hydrazon der Arabinose erwies.1) Sie stimmte im Aussehen mit einem aus reiner Arabinose dargestellten Pr\u00e4parate dieses\n*) Bei Darstellung dieses Hydrazons befolgten wir die von Ruff und Ollendorf (Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXII, S. 3235) gegebene Vorschrift.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 31S\nHydrazons \u00fcberein und schmolz nach dem Umkrystallisier\u00e8n aus Alkohol bei 171 \u00b0, w\u00e4hrend f\u00fcr jenes Pr\u00e4parat unter gleichen Bedingungen ein Schmelzpunkt von 172\u2014173\u00b0 gefunden wurde.\nDie Hemicellulosen der Kerne lieferten also bei der Hydrolyse Galaktose und Arabinose.\nAmygdalus communis. Die weingeistige Glukosel\u00f6sung lieferte Krystalle, die sich als Arabinose erwiesen. Nachdem sie aus Weingeist umkrystallisiert worden waren, wurden sie im Polarisationsapparate untersucht; dabei ergab sich folgendes Resultat:\t*\t'\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,8699 g Substanz enthielt, drehte bei 17,5\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 52\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist |a]D = -f- 103,0\u00b0.\nF\u00fcr reine Arabinose ist bekanntlich [a]\u00fc = -f i04\u2014105\u00b0. Eine Best\u00e4tigung f\u00fcr die Schlu\u00dffolgerung, da\u00df diese \u00a3\u00fcckerart vorlag, lieferte die Untersuchung des in bekannter Weise daraus dargestellten Benzylphenylhydrazons. Dasselbe stimmte im Aussehen mit einem aus reiner Arabinose dargestellten Pr\u00e4parate dieser Verbindung \u00fcberein und schmolz wie dieses bei 172-173\u00b0.\nDie von den Arabinosekrystallen getrennte Mutterlauge gab beim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,15 Schleims\u00e4ure (Schmelzpunkt 214\u00b0.) Daraus ist zu schlie\u00dfen, da\u00df in der Glukosel\u00f6sung neben Arabinose auch Galaktose sich vorfand. Die Pr\u00fcfung dieser L\u00f6sung auf Mannose gab \u00e9in negatives Resultat, ebenso auch die Pr\u00fcfung auf Fruktose.\nRicinus communis. Eine L\u00f6sung, die den in Weingeist am leichtesten l\u00f6slichen Teil des bei Hydrolyse der Hemi-cellulose entstandenen Glukosesirups enthielt, lieferte Krystalle, die sich als Arabinose erwiesen. Beim Erhitzen mit Phloro-glucin und Salzs\u00e4ure gaben sie eine kirschrote Fl\u00fcssigkeit. Da ihre Quantit\u00e4t f\u00fcr die Untersuchung im Polarisationsapparate nicht gen\u00fcgte, so verwendeten wir sie zur. Darstellung des Benzylphenylhydrazons. Letzteres stimmte im Aussehen und im Schmelzpunkte (172\u00b0) mit einem aus reiner Arabinose dargestellten Pr\u00e4parate der gleichen Verbindung \u00fcberein.\nBeim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure vom spezifischen Gewicht\n21*","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nE. Schulze und Ch. Godet,\n1,15 gab der Glukosesirup Schleims\u00e4ure. Die Pr\u00fcfung des Sirups auf Mannose und auf Fruktose gab negative Resultate.\nCorylus avellana. Obwohl der in Weingeist am leichtesten l\u00f6sliche Teil des bei der Hydrolyse der Hemicellulosen erhaltenen Glukosesirups beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure eine kirschrote Fl\u00fcssigkeit gab, gelang es doch nicht, aus demselben eine Pentose krystallisiert zu erhalten. Dagegen konnte aus der weingeistigen L\u00f6sung des Sirups eine kleine Quantit\u00e4t von Krystallen gewonnen werden, die wahrscheinlich Galaktose waren; doch war ihre Menge zu gering, um sie mit Sicherheit identifizieren zu k\u00f6nnen. Auf das Vorhandensein von Galaktose ist aber daraus zu schlie\u00dfen, da\u00df der Glukosesirup beim Erhitzen mit Salpeters\u00e4ure (spez. Gew. 1,15) Schleims\u00e4ure lieferte. Die Pr\u00fcfung des Sirups auf Mannose und auf Fruktose gab negative Resultate.\nCucurbita Pepo. Aus einer L\u00f6sung, die den in Weingeist am leichtesten l\u00f6slichen Teil des bei Hydrolyse der Hemicellulosen erhaltenen Glukosesirups enthielt, lie\u00df sich auch hier, ebenso wie bei Corylus avellana, keine Pentose in Krystallen gewinnen, obwohl dieser Teil des Sirups beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure Pentosereaktion gab und obwohl wir diese weingeistige L\u00f6sung unter Bedingungen, die f\u00fcr die Krystallisation g\u00fcnstig waren, der langsamen Verdunstung \u00fcberlie\u00dfen. Auch konnten wir nicht durch Zusatz von Benzylphenylhydrazin zu dieser L\u00f6sung das Benzylphenylhydrazon der Arabinose zur Abscheidung bringen. Dies k\u00f6nnte daf\u00fcr sprechen, da\u00df die L\u00f6sung Xylose enthielt; doch kann nach den von uns ^gemachten Erfahrungen gerade die Xylose aus weingeistiger L\u00f6sung unter den von uns gew\u00e4hlten Versuchsbedingungen leicht zum Krystallisieren gebracht werden. Man k\u00f6nnte zur Erkl\u00e4rung jener Erscheinungen annehmen, da\u00df hier eine leicht l\u00f6sliche und schwer krystallisierende Pentose, die bis jetzt nicht bekannt war, sich vorfand; doch entbehrt selbstverst\u00e4ndlich eine solche Vermutung bis jetzt noch der gen\u00fcgenden St\u00fctze. Fand sich aber hier wirklich eine solche Pentose vor, dann ist es wahrscheinlich, da\u00df dieselbe auch in der aus den Hemicellulosen von Corylus avellana entstandenen Glukosel\u00f6sung enthalten war.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 315\nBei der Oxydation mit Salpeters\u00e4ure (spez. Gew. 1,15) lieferte der Glukosesirup Schleims\u00e4ure (Schmelzpunkt 213\u00b0). Die Pr\u00fcfung des Sirups auf Mannose und Fruktose gab negative Resultate.\nWie aus den im vorigen gemachten Angaben, zu ersehen ist, lieferten die Hemicellulosen der Kerne von Soja hispida, Amygdalus communis, Ricinus communis, Corylus avellana und Cucurbita Pepo s\u00e4mtlich bei der Hydrolyse eine bei der Oxydation schleims\u00e4uregebende Glukose, die man f\u00fcr Galaktose erkl\u00e4ren darf; aus drei Objekten lie\u00df sich zugleich Arabinose gewinnen. Die Isolierung einer Pentose gelang nicht bei Corylus avellana und Cucurbita Pepo. Wenn die Ursache f\u00fcr diesen Mi\u00dferfolg nicht dadurch verursacht wurde,: da\u00df eine bisher noch unbekannte schwer krystallisierende Pentose vorhanden war, so mu\u00df man annehmen, da\u00df Nebenbestandteile der Glukosel\u00f6sungen das Auskrystallisieren der Pentose verhinderten. Die hemicellulosehaltigen R\u00fcckst\u00e4nde aus den genannten Samen schlossen, wie oben schon erw\u00e4hnt wurde, stets noch Protein-stoire in nicht unbetr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t ein; da nun letztere beim Erhitzen jener R\u00fcckst\u00e4nde mit 3 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure partiell in L\u00f6sung gingen, so waren die Glukosel\u00f6sungen durch stickstoffhaltige Stoffe verunreinigt, und es scheint, da\u00df diese das Auskrystallisieren der Glukosen erschwerten. Wir haben in sp\u00e4ter ausgef\u00fchrten Versuchen (man vgl. den Abschnitt II) die Glukosel\u00f6sungen durch Versetzen mit Phosphorwolframs\u00e4ure gereinigt und die Beobachtung gemacht, da\u00df dies g\u00fcnstig auf das Auskrystallisieren der Glukosen wirkte; in den im. vorigen beschriebenen Versuchen ist dies aber nicht geschehen.\nAuch die Glukosel\u00f6sungen, welche bei Hydrolyse der in den Kernen von Pinus Cembra, Helianthus annuus und Juglans regia enthaltenen Hemicellulosen resultierten, lieferten Schleim-' s\u00e4ure, als wir sie eindunsteten und die Verdampfungsr\u00fcck-*t\u00e4nde mit Salpeters\u00e4ure ispez. Gew. 1,15) erhitzten. Bei einem der oben genannten fettreichen Samen, n\u00e4mlich bei Fagus S,lv atica, ist die Pr\u00fcfung auf einen Galaktosegehalt der Glukoselosung nicht ausgef\u00fchrt worden.1)\n\u2018) Das bez\u00fcgliche Material war verbraucht worden und es ge-","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\tE. Schulze und Ch. Godet,\nWie oben schon gesagt worden ist, enthielten die von uns untersuchten fettreichen Samenkerne Hemicellulosen fast immer nur in kleiner Quantit\u00e4t. Beim Aussprechen dieser Ansicht st\u00fctzen wir uns nicht nur auf die von uns in bezug auf die Ausbeute an Glukosen gemachten Beobachtungen, sondern es liegen uns auch einige Versuche vor, in denen der Hemi-cellulosegehalt der Kerne approximativ bestimmt wurde. Dabei kamen zwei Verfahren in Anwendung. Wenn man nach der in der Pflanzenanalyse gew\u00f6hnlich angewendeten Methode den Gehalt an \u00abstickstofffreien Extraktstoffen\u00bb bestimmt, und von letzterem die \u00abwasserl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffe\u00bb, ermittelt in der im Abschnitt E angegebenen Weise, in Abrechnung bringt, so bleibt der in Wasser unl\u00f6sliche Teil der stickstofffreien Extraktstoffe \u00fcbrig; dieser Teil besteht aber, falls kein St\u00e4rkemehl vorhanden ist, im wesentlichen, vielleicht sogar ausschlie\u00dflich aus Hemiecellulosen. Bei st\u00e4rkemehlhaltigen Kernen mu\u00df selbstverst\u00e4ndlich auch das St\u00e4rkemehl in Abrechnung gebracht werden, um den Hemicellulosegehalt zu finden. Auf Genauigkeit k\u00f6nnen die in dieser Weise erhaltenen Zahlen freilich keinen Anspruch machen. Bekanntlich sind die nach dem gew\u00f6hnlich angewendeten Verfahren f\u00fcr den Gehalt an \u00abstickstofffreien Extraktstoffen1) erhaltenen Zahlen mit nicht unbetr\u00e4chtlichen Fehlern behaftet. Das Gleiche gilt, wie oben schon gesagt worden ist, auch f\u00fcr die f\u00fcr den Gehalt an \u00abwasserl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffen* * gefundenen Werte Infolge davon k\u00f6nnen auch die auf dem angegebenen Wege f\u00fcr den Hemicellulosegehalt der Kerne erhaltenen Zahlen nicht genau sein.\n\u00dcber das zweite Verfahren zur approximativen Bestimmung der Hemicellulosen ist folgendes zu sagen : Die in oben beschriebener Weise erhaltenen hemicellulosehaltigen R\u00fcck-\nlang uns nicht, bis zum Abschlu\u00df unserer Arbeit neue Samen von Fagus silvatica zu erhalten.\n*) Um den Gehalt der Pflanzen an sticks!offfreien ExtraktstoftVn zu bestimmen, subtrahiert man bekanntlich vom Gewicht der Trockensubstanz die Summe der f\u00fcr stickstoffhaltige Stoffe, \u00c4therextrakt, Rohfaser und Asche gefundenen Gehaltszahlen.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 317\nst\u00e4nde der Kerne schlie\u00dfen neben Cellulose und Hemicellulose einen Teil der Proteinstoffe und etwas Asche ein. Subtrahiert inan vom Gewichte dieses R\u00fcckstands die darin enthaltene Proteinmenge (berechnet durch Multiplikation des Stickstoffgehalts mit dem Faktor 6) und die Asche, so bleibt, falls kein St\u00e4rkemehl vorhanden ist, ein Rest, der aus Cellulose und Hemicellulosen besteht. Zieht man von diesem Rest die Rohfasermenge ab, so bleiben die Hemicellulosen \u00fcbrig. Allerdings wird dabei vorausgesetzt, da\u00df die Rohfaser frei von Hemicellulose ist; falls dies aber nicht genau zutrifft, so kann doch der dadurch bedingte Fehler nicht bedeutend sein, weil der Rohfasergehalt der Kerne fast immer sehr niedrig ist. Bei Objekten, welche St\u00e4rkemehl enthalten, mu\u00df selbstverst\u00e4ndlich letzteres auch noch in Abzug gebracht werden, um den Hemi-cellulosegehalt zu finden. Dieses Verfahren hat vor dem zuerst beschriebenen insofern einen Vorzug, als die hemicellulose-haltigen R\u00fcckst\u00e4nde stets nur einen kleinen Teil des Proteins der Samenkerne einschlie\u00dfen; der Fehler, welcher daraus entspringt, da\u00df man bei Berechnung des Proteingehalts nicht genau wei\u00df, mit welchem Faktor man die Vorgefundene Stickstoffmenge zu multiplizieren hat, kann daher hier nur ein relativ geringer sein. Anderseits ist darauf aufmerksam zu machen, da\u00df vielleicht ein kleiner Teil der Hemicellulosen in L\u00f6sung geht, wenn man die fein zerriebenen und entfetteten Kerne behufs Entfernung von Proteinstoffen wiederholt mit kalter 0,25\u00b0/oiger Natronlauge behandelt. Denn es ist nachgewiesen, da\u00df kalte 5\u00b0/oige Natronlauge Hemicellulosen aufl\u00f6st; da\u00df diese Zellwandbestandteile von kalter \u00d6,25\u00b0/oiger Natronlauge gar nicht angegriffen werden, ist demnach nicht wahrscheinlich. Dieser Vermutung entspricht auch die Tatsache, da\u00df wir f\u00fcr den Hemicellulosegehalt einiger Kerne in der zuletzt beschriebenen Weise etwas niedrigere Zahlen erhielten, als auf dem zuerst angegebenen Wege.\nWir haben nach diesen, im folgenden mit I und II be-zeichneten Methoden Bestimmungen in einigen an h\u00eamicellulose-armen Kernen, au\u00dferdem aber \u00e0uch in zwei hemicellulose-reichen Objekten, n\u00e4mlich in deh Samenkernen von Lupinus","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nE. Schulze und Ch. Godet,\nluteus und Lupinus angustifolius, ausgef\u00fchrt. Die dabei erhaltenen Resultate, angegeben in Prozenten der Trockensubstanz der Kerne, teilen wir im folgenden mit:1)\nHemicellulosegehalt der Kerne.\n\tBestimmt nach\tBestimmt nach\n\tMethode I.\tMethode II.\nRicinus communis\t2,94 \u00bb/o\t1,82\u00bb/\u00bb\nCucurbita Pepo\t2,69\u00b0/o\t2,10\u00bb/\u00ab\nCorylus avellana\t4,ll\u00ab/o\t4,49\u00bb/\u00ab\nAmygdalus communis\t2,51\u00bb/\u00bb\t- .\nFagus silvatica\t3,69\u00bb/o\t-\nJuglans regia\t2,36\u00bb/\u00bb\t2,34 \u00bb/o -\nPinus Cembra\t2,50\u00bb/\u00bb\t_ '\nLupinus luteus\t10,48\u00bb/\u00bb\t9,75\"/\u00bb\nLupinus angustifolius\t29,95\u00bb/\u00ab\t26,29\u00bb/\u00bb\nWie man aus den Zahlen der vorstehenden Tabelle ersehen kann, zeigte der Hemicellulosegehalt der Samenkerne sehr gro\u00dfe Verschiedenheiten. Am h\u00f6chsten war dieser Gehalt bei Lupinus angustifolius; da\u00df die Samenkerne dieser Lupinus-art reich an Hemicellulosen sind, und da\u00df letztere bei der Hydrolyse Galaktose und Arabinose liefern, ist durch die in unserem Laboratorium ausgef\u00fchrten Untersuchungen (loc. cit.) fr\u00fcher schon nachgewiesen worden. Auch die Samenkerne von Lupinus luteus enthalten eine ansehnliche Quantit\u00e4t von Hemicellulosen; die letzteren liefern nach den oben zitierten Untersuchungen bei der Hydrolyse gleichfalls Galaktose und Arabinose. Am niedrigsten ist der Hemicellulosegehalt bei Ricinus communis, Juglans regia, Amygdalus communis, Cucurbita Pepo und Pinus Cembra. Er betr\u00e4gt hier nur 2\u20143\u00b0/o.\nDa\u00df die f\u00fcr den Hemicellulosegehalt der Kerne nach den beiden Methoden I und II f\u00fcr das gleiche Objekt gefundenen Zahlen meistens nicht unbetr\u00e4chtliche Differenzen aufweisen, kann nicht \u00fcberraschen; denn keine dieser beiden Methoden ist frei von Fehlern, wie oben schon hervorgehoben wurde.\n) In bet reff der analytischen Belege zu diesen und zu den weiter unten aufgef\u00fchrten Bestimmungen verweisen wir auf die oben schon zitierte Inauguraldissersation von Ch. Godet.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate 319\nDie Methode II hat, mit nur einer Ausnahme, etwas niedrigere Resultate geliefert, als die Methode I; dies scheint f\u00fcr die Richtigkeit der oben schon ausgesprochenen Vermutung, da\u00df die 0,25\u00b0/oige kalte Natronlauge aus den fein zerriebenen Kernen einen kleinen Teil der Hemicellulosen auszieht, zu sprechen. Bei Corylus avellana lieferte aber die Methode II ein etwas h\u00f6heres, freilich die Fehlergrenze nicht \u00fcbersteigendes Resultat ; worin der Grund daf\u00fcr liegt, verm\u00f6gen wir nicht anzugeben.\nWir haben ferner auch den Gehalt der Samenkerne an unl\u00f6slichen Pentosanen bestimmt. Dies geschah in der Weise, da\u00df eine abgewogene Quantit\u00e4t der entfetteten Kerne mit Wasser extrahiert, der dabei verbliebene R\u00fcckstand sodann der Destillation mit Salzs\u00e4ure unterworfen wurde; das dabei \u00fcberdestillierende Furfurol wurde sodann unter Befolgung der von Xoll eus gegebenen Vorschrift in das Phloroglucid \u00fcbergef\u00fchrf, letzteres nach dem Trocknen gewogen. In einigen F\u00e4llen haben wir auch aus der Furfurolquantit\u00e4t, die der hemicellulosehaltige R\u00fcckstand bei gleicher Behandlung lieferte, die in den Kernen enthaltene Quantit\u00e4t unl\u00f6slicher Pentosane berechnet. Das letztere Verfahren wollen wir im folgenden mit \u00c0, das zuerst beschriebene mit B bezeichnen. Bei Berechnung der Resultate wurde angenommen, da\u00df das in der angegebenen Weise erhaltene Furfurol ausschlie\u00dflich aus Pentosanen entstanden war. Die von uns erhaltenen Zahlen teilen wir im folgenden mit.\nGehalt der Trockensubstanz der Kerne an unl\u00f6slichen Pentosanen.\nBestimmt nach Bestimmt nach\n\tMethode A.\tMethode B.\nPinus Cembra\t\u2014-\t1,5 o/o\nRicinus communis\t0,60 \u00b0/o\t0,80 o/o\nCucurbita Pepo\t\u2014\u25a0\t0,78 o/o\nCorylus avellana\t2,03 \u00b0/o \u2022\t1,920/0\nJuglans regia\tl,26o/o\t1,60 \u00b0/o\nAmygdalus communis\t2,38 o/o\t\t\nHelianthus annuus\t1,87 o/o\u00bb)\t\u25a0\u2014\n') Im folgenden teilen wir noch die f\u00fcr den Pentosangehalt der","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nE. Schulze und Ch. Godet\nGehalt der Trockensubstanz der Kerne an unl\u00f6slichen Pentosanen. Bestimmt nach Bestimmt nach Methode A\tMethode B\nFagus silvatica Lupinus luteus\n0,82 \u00b0/o 3,50 \u00b0/o\nLupinus angustifolius 4,12 \u00b0/o\t\u2014\nDa\u00df die nach den Methoden A und B f\u00fcr die gleichen Objekte erhaltenen Resultate nicht genau \u00fcbereinstimmen, erkl\u00e4rt sich aus kleinen Versuchsfehlern, die so wohl den auf dem einen, wie auf dem anderen Wege abgeleiteten Zahlen anhaften ; doch betragen die Differenzen nur 0,11\u20140,45 \u00b0/o.\nDie Zahlen der vorstehenden Tabelle zeigen, da\u00df der Gehalt der von uns untersuchten Kerne an unl\u00f6slichen Pentosanen nicht gro\u00df war. Bei drei Objekten betr\u00e4gt der Gehalt an solchen Stoffen weniger als 1 \u00b0/o der Trockensubstanz, bei vier anderen liegt er zwischen 1 und 2\u00b0io. Die h\u00f6chsten Zahlen wurden bei den hemicellulosenreichen Kernen von Lupinus luteus und Lupinus angustifolius gefunden.\nUnter der Voraussetzung, da\u00df die in Wasser unl\u00f6slichen Pentosane ausschlie\u00dflich Bestandteile der Hemicellulosen waren, l\u00e4\u00dft sich durch eine Vergleichung der in den beiden letzten Tabellen aufgef\u00fchrten Zahlen erkennen, inwieweit die Hemicellulosen aus Pentosanen bestanden. Man findet dann, da\u00df bei einigen Objekten, n\u00e4mlich bei Pinus Cembra, Amygdalus communis und Juglans regia, mindestens die H\u00e4lfte der Hemi-cellulose aus Pentosan bestand. Bei anderen Objekten aber machte das Pentosan einen weit geringeren Teil der Hemicellulose aus. Bei Lupinus luteus bestand nur ungef\u00e4hr ein Drittel, bei Lupinus angustifolius nur ungef\u00e4hr ein Siebtel der Hemicellulose aus Pentosan.\nhemicellulosehaltigen R\u00fcckst\u00e4nde gefundenen Zahlen mit. Diese Zahlen bedeuten Prozente der Trockensubstanz dieser R\u00fcckst\u00e4nde.\nR\u00fcckstand aus:\nPinus Cembra 14,9 \u00b0/o Corylus avellana\t23,9V\nRicinus communis\t18,8\u00b0/\u00ab\u00bb\nCucurbita Pepo\t12,2\u00b0/o\nJuglans regia\t8.2\u00b0/o","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 321\nEs ist aber hier noch darauf aufmerksam zu machen, da\u00df die obige Voraussetzung, nach welcher die in Wasser unl\u00f6slichen Pentosane ausschlie\u00dflich den Hemicellulosen angeh\u00f6rten, keine ganz sichere ist. Die f\u00fcr den Gehalt der Kerne an Hemicellulosen aufgef\u00fchrten Zahlen sind, wie fr\u00fcher erW\u00e4hnt w\u00fcrde, durch Abrechnung der \u00abRohfaser\u00bb von den fn \u00c4ther, Wasser und Malzextrakt unl\u00f6slichen stickstofffreien Stoffen erhalten; auch die Rohfaser kann aber Pentosane einschlie\u00dfen. Der dadurch bedingte Fehler kann aber nicht gro\u00df sein, da der Gehalt der Kerne an Rohfaser bei den meisten Objekten nur sehr niedrig war.\nAut Grund der im vorigen mitgeteilten Versuchsergebnisse darf man behaupten, da\u00df Hemicellulosen in den .Samenkernen in sehr gro\u00dfer, vielleicht sogar in allgemeiner Verbreitung Vorkommen. Sie treten in den Kernen zuweilen in sehr ansehnlicher, zuweilen nur in recht kleiner Quantit\u00e4t auf. Es ist hier aber noch einmal hervorzuheben, da\u00df der G\u00e8halt der -Kerne an diesen Stoffen sich nur approximativ bestimmen l\u00e4\u00dft.\nUnter den bei Hydrolyse der Hemicellulosen entstehenden Produkten treten besonders zwei Glukosen, n\u00e4mlich Galaktose und Mannose in gro\u00dfer Quantit\u00e4t auf. Beispiele' daf\u00fcr sind oben von uns angegeben worden. Sehr h\u00e4ufig werden diese Hexosen von Pentosen begleitet. Es ist bemerkenswert, da\u00df wir bisher aus den Hemicellulosen der Samenkerne zwar h\u00e4ufig Arabinose, aber niemals Xylose erhielten. Die zuerst genannte Pentose konnte aus den S\u00e4menkernen folgender Pflanzen dargestellt werden :\nLupinus luteus,\nLupinus angustifolus,\nLupinus hirsutus,\nSoja hispida,\nPhaseolus vulgaris,l) \u2019\nAmygdalus communis,\nlj Die Samen von Phaseolus vulgaris wurden in unserem Laboratorium von U. Pfenninger untersucht (die dabei erhaltenen Resultate sind noch nicht publiziert worden).","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nE. Schulze und Ch. Godet,\nRicinus communis,\nRuscus aculeatus. *)\nIn dem zuletzt genannten Samen fand sich der bei der Hydrolyse in Arabinose \u00fcbergehende Stoff, das Araban, neben Mannan vor; doch war seine Quantit\u00e4t viel geringer als diejenige des letzteren Bestandteils. In den andern, oben genannten Samen trat das Araban in den Hemicellulosen neben Galaktan auf.\nDas Vorkommen von Hemicellulosen in den Samenkernen bedingt eine Schwierigkeit f\u00fcr die quantitative Bestimmung des St\u00e4rkemehlgehalts der Samen. Bei Ausf\u00fchrung dieser Bestimmung pflegt man die fein zerriebenen Samen nach Entfernung der in kaltem Wasser l\u00f6slichen Kohlenhydrate mit Diastase (Malzextrakt ) zu behandeln, die dabei erhaltene L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4nre zu erhitzen und sodann ihren Glukosegehalt mit Hilfe von Feh ling scher L\u00f6sung zu bestimmen ; aus dem dabei erhaltenen Resultat berechnet man den St\u00e4rkemehlgehalt des Untersuchungsobjektes. E. Schulze und N. Gastoro2) haben aber gezeigt, da\u00df die Hemicellulosen der Lupinensamen durch diastatische Enzyme langsam gel\u00f6st werden. Allerdings bildet sich dabei keine Glukose; erhitzt man aber die vom R\u00fcckstand durch Filtration getrennte L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure, so entsteht aus dem in L\u00f6sung gegangenen Teil der Hemicellulosen Glukose. Auch Gr\u00fcss3) hat gefunden, da\u00df Hemicellulosen durch Diastase gel\u00f6st werden k\u00f6nnen. Die Aufl\u00f6sung der Hemicellulosen durch diastatische Enzyme erfolgt freilich nur sehr langsam, so da\u00df der durch diesen Vorgang bei der St\u00e4rkemehlbestimmung verursachte Fehler vermutlich nur gering sein wird, falls man das Untersuchungsobjekt nur einige Stunden lang mit Diastase behandelt.\nDa man nach einer in den Handb\u00fcchern4) sich findenden\n*) Nach den von N. Castoro (Diese Zeitschrift, Bd. XL1X, S. 97) ausgef\u00fchrten Versuchen.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 40.\n3)\tWochenschrift f\u00fcr Brauerei, 1895, Nr. 52.\n4)\tZ. B. in K\u00f6nigs Handbuch der Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe, 2. Auflage, S. 221.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 323\nVorschrift zur St\u00e4rkemehlbestimmung das Untersuchungsobjekt, nachdem es zum ersten Male mit Malzextrakt behandelt worden ist, zur vollst\u00e4ndigen Aufschlie\u00dfung des St\u00e4rkemehls eine halbe Stunde lang der Einwirkung einer 0,1 \u00b0/oigen Weins\u00e4urel\u00f6sung hei einem Druck von drei Atmosph\u00e4ren aussetzen, dann noch einmal mit Malzextrakt behandeln soll, so war es von Interesse, zu pr\u00fcfen, wie sich Hemicellulosen gegen 0,l%ige Weins\u00e4urel\u00f6sung unter Druck verhalten. F\u00fcr die bez\u00fcglichen Versuche verwendeten wir hemicellulosehaltige R\u00fcckst\u00e4nde aus den Samenkernen von Lupinus hirsutus, Amygdalus communis und Cucurbita Pepo. Proben dieser R\u00fcckst\u00e4nde wurden mit 0,1 \u00b0/oiger Weins\u00e4urel\u00f6sung (50 ccm solcher L\u00f6sung auf 3 g des lufttrockenen R\u00fcckstandes) in R\u00f6hren aus Jenenser Glas gebracht und nach dem Zuschmelzen der R\u00f6hren eine Stunde lang auf 130\u2014135\u00b0 erhitzt.1) Dann wurde der Inhalt des Rohres aufs Filter gebracht, das Filtrat mit etwas Bleizucker versetzt und hierauf noch einmal filtriert. Die so erhaltene Fl\u00fcssigkeit erhitzten wir eine halbe Stunde lang mit Salzs\u00e4ure; dann wurde sie neutralisiert und hierauf mit Fehlingscher L\u00f6sung erhitzt. In allen F\u00e4llen erfolgte Ausscheidung von Kupferoxydul; die Menge des letzteren war betr\u00e4chtlich bei Lupinus hirsutus, geringer bei den anderen Objekten. Diese Versuche zeigen, da\u00df unter den angegebenen Bedingungen etwas Hemicellulose in L\u00f6sung gegangen war. F\u00fcr die St\u00e4rkemehlbestimmung entspringt aus diesem Umstande ein Fehler, der freilich in der Regel nur sehr gering sein wird. Die Gr\u00f6\u00dfe dieses Fehlers w\u00fcrde man in jedem Falle approximativ bestimmen k\u00f6nnen, indem man das Untersuchungsobjekt nach v\u00f6lliger Aufl\u00f6sung des St\u00e4rkemehls zirka eine halbe Stunde lang unter den angegebenen Versuchsbedingungen mit 0,l\u00b0/oiger Weins\u00e4urel\u00f6sung erhitzt, die durch Filtration vom Ungel\u00f6sten getrennte Fl\u00fcssigkeit sodann mit Salzs\u00e4ure kocht und hierauf zur Glykosebestimmung verwendet. . Beim Erhitzen der Fl\u00fcssigkeit mit Salzs\u00e4ure w\u00fcrde man selbstverst\u00e4ndlich die gleichen Versuchsbedingungen ein-\nl) Durch diese Temperatur wird in den R\u00f6hren ein . Druck von ca. 3 Atmosph\u00e4ren hervorgebracht.","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nE. Schulze und Ch. Godet,\nhalten m\u00fcssen, wie bei Behandlung der beim Aufl\u00f6sen des St\u00e4rkemehls erhaltenen Fl\u00fcssigkeit.\nH. Bestandteile des in hei\u00dfer 3\"/\u00bbiger Schwefels\u00e4ure unl\u00f6slichen Teils der Zell wandun gen.\nDa\u00df die Zellwandungen der Samenkerne neben Hemi-celluloscn auch echte in d-GIukose \u00fcberf\u00fchrbare Cellulose einschlie\u00dfen w\u00fcrden, lie\u00df sich zwar von vornherein erwarten. Doch war es erforderlich, dies durch den Versuch nachzuweisen. E. Schulze1) hat diesen Nachweis f\u00fcr einige Objekte, n\u00e4mlich f\u00fcr die Samenkerne von Lupinus luteus, Pisum sativum und Coffea indica, fr\u00fcher schon geliefert; es erschien uns aber w\u00fcnschenswert, noch einige der jetzt von uns verwendeten Objekte in dieser Richtung zu untersuchen. Wir w\u00e4hlten dazu die Samenkerne von Ricinus communis und von Corylus avellana. Der in kochender 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure unl\u00f6sliche Teil des hemi-cellulosehaltigen R\u00fcckstandes wurde, nachdem er mit Wasser, Alkohol und \u00c4ther ausgewaschen und sodann im Exsikkator getrocknet worden war, nach der Vorschrift von Flechsig2) unter Anwendung von 75\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure der Hydrolyse unterworfen. Die dabei erhaltene L\u00f6sung wurde, nachdem sie mittels Baryumhydroxyd von der Schwefels\u00e4ure befreit worden war, eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand mit hei\u00dfem verd\u00fcnntem Alkohol behandelt, wobei er bis auf einen kleinen Rest in L\u00f6sung ging. Der beim Verdunsten der weingeistigen L\u00f6sung verbliebene R\u00fcckstand verwandelte sich binnen 3 bis 4 ^a\u00a3en eine Krystallmasse, die nur eine geringe Menge von Mutterlauge einschlo\u00df. Zur Entfernung der letzteren wurden die Krystalle auf eine Tonplatte gebracht, sp\u00e4ter bei 40\u201450\u00b0 getrocknet und sodann zweimal aus Methylalkohol umkrystal-lisiert. Das in dieser Weise erhaltene Produkt erwies sich in dem einen wie in dem andern Falle als d-Glukose (Traubenzucker), wie aus folgenden Angaben hervorgeht :\n') Diese Zeitschrift. Bd. XVI, S. 411. *) Diese Zeitschrift, Bd. VII. S. 523.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 325\nProdukt aus Ricinus communis.\nDie Untersuchung des Zuckers im Polarisationsapparate gab folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,4455 g Substanz enthielt, drehte bei 20\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 13,5 nach rechts; demnach ist: [a]n = -f~ 51,7\u00b0.\nF\u00fcr reinen Traubenzucker ist bekanntlich [a]D == -f- 52,7\u00b0.\nDas aus diesem Zdcker nach bekanntem Verfahren dargestellte Osazon schmolz,! nachdem es zweimal aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert worden war, bei 205\u00b0 C. Bei der gleichen Temperatur schmolz unter gleichen Versuchsbedingungen ein aus reinem Traubenzucker dargestelltes Pr\u00e4parat der gleichen Verbindung.\nProdukt aus Corylus avellana.\nDie Untersuchung des Zuckers im Polarisationsapparate gab folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 1,0 g Substanz enthielt, drehte bei 19\u00b0 C. im 200 mm-R\u00f6hr 30,4\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]o =-{-52,3\u00b0.\nDas aus diesem Zucker dargestellte Osazon schmolz, nachdem es zweimal aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert worden war, bei 203\u2014204\u00b0.\nDiese Versuchsergebnisse beweisen, da\u00df der bei Hydrolyse der Cellulose erhaltene und in Krystallform \u00fcbergef\u00fchrte Zucker d-Glukose war.\nZu erw\u00e4hnen ist noch, da\u00df der in der oben beschriebenen Weise erhaltene Glukosesirup in beiden F\u00e4llen auch eine kleine Menge von Mannose einschlo\u00df. Letztere wurde durch F\u00e4llen mit essigsaurem Phenylhydrazin in der K\u00e4lte isoliert. Das durch Umkrvstallisieren aus verd\u00fcnntem Weingeist gereinigte Hydrazon wurde auf seinen Schmelzpunkt untersucht. Das aus Ricinus communis erhaltene Produkt schmolz bei 186\u00b0, das aus Corylus avellana erhaltene bei 187\u2014188\u00b0. F\u00fcr reines Mannosehydrazon wird bekanntlich ein Schmelzpunkt von 188-r 189\u00b0 angegeben.\nDie Pr\u00fcfung des Glukosesirups auf Galaktose lieferte in beiden F\u00e4llen negative Resultate.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nE. Schulze und Ch. Godet,\nAus den im vorigen gemachten Angaben ist zu ersehen, da\u00df bei allen darauf untersuchten Samenkernen der in kochender verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure unl\u00f6sliche Teil der Zellwandungen echte, in d-Glukose \u00fcberf\u00fchrbare Cellulose enthielt.\nII. Die Kohlenhydrate der Samen- und Frachtschalen.\nDie Samen- und Fruchtschalen sind meistens sehr arm an stickstoffhaltigen Stoffen und an Fett. Doch gibt es einige Ausnahmen von dieser Regel. So fanden wir z. B. in den Samenschalen des K\u00fcrbis 3,2 \u00b0/o Stickstoff, was einem Proteingehalt von ungef\u00e4hr 20\u00b0/o entspricht. Auch in den Samenschalen der Mandel und der Walnu\u00df, die aus weichen, unter den harten Fruchtschalen liegenden H\u00e4uten bestehen, fanden wir einen ziemlich hohen Stickstoffgehalt (1,6\u20141,7 \u00b0/o). Diese Samenschalen enthielten auch viel Fett, und zwar 15\u201416 \u00b0/o, w\u00e4hrend der Gehalt vieler anderer Samen- und Fruchtschalen sowohl an stickstoffhaltigen Stoffen wie an Fett (\u00c4therextrakt) weniger als je 1 % betrug.\nBemerkenswert ist, da\u00df die in den Samen- und Fruchtschalen enthaltenen Proteine durch kalte 0,2\u20140,25 \u00b0/oige Natronlauge nur zum geringen Teile gel\u00f6st werden. Fein zerriebene Samenschalen des K\u00fcrbis enthielten nach der Behandlung mit Natronlauge solcher Konzentration noch 3\u00b0/o Stickstoff. \u00b0 Ein ansehnlicher Teil des Proteins ging aber in L\u00f6sung, als die\nSamenschalen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure einige Stunden lang erhitzt wmrden.l)\nDie Samen- und Fruchtschalen sind arm an wasserl\u00f6slichen Stoffen. Unter diesen Stoffen finden sich Kohlenhydrate nur in sehr kleiner Menge vor; zuweilen scheinen sie fast ganz zu fehlen. Bei der Pr\u00fcfung auf solche Stoffe extrahierten wir die fein zerriebenen Schalen mit Wasser und erhitzten die\n*) ^a^ af)er hier wirklich Protein vorhanden war, wird u. a. dadurch bewiesen, da\u00df wir aus der bei Behandlung der Samenschalen mit einem Gemisch von einem Teil Schwefels\u00e4ure und zwei Teilen Wasser erhaltenen L\u00f6sung Spaltungsprodukte der Proteinstoffe (Tyrosin, Arginin usw.) isolieren konnten, nachdem wir diese L\u00f6sung ca. 10 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler erhitzt hatten","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 327\nExtrakte, nachdem sie von den durch Bleiessig f\u00e4llbaren Substanzen befreit worden waren, ca. 12 Stunde lang mit Schwefels\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure. Die in dieser Weise erhaltenen L\u00f6sungen schieden beim Erhitzen mit Fehlingscher Fl\u00fcssigkeit zuweilen nur Spuren, stets aber nur geringe Mengen von Kupferoxydul aus.\nZum gr\u00f6\u00dften Teile bestehen die Samen- und Fruchtschalen aus stickstofffreien Stoffen, die in \u00c4ther und in Wasser unl\u00f6slich sind. Der Gehalt an solchen Stoffen betr\u00e4gt in manchen F\u00e4llen, z. B. bei den Samenschalen von Pjnus Gembra und Finus maritima sowie bei den Fruchtschalen von Fag\u00fcs silvatica, mehr als 90 \u00b0/'o (alle im vorigen angegebenem Prozentzahlen beziehen sich auf die Trockensubstanz der Schalen). Unter diesen stickstofffreien Stoffen finden sich neben Cellulose auch Hemicellulosen in ansehnlicher Quantit\u00e4t vor. Alle von uns darauf untersuchten Schalen gaben beim Zusammenbringen mit kalter Salzs\u00e4ure und Phloroglucin sehr stark die Ligninreaktion.\nA. Hemicellulosen.\nIn unserem Laboratorium sind fr\u00fcher schon acht Schalenarten auf Hemicellulosen untersucht worden; und zwar sind, dies die verwachsenen Samen- und Fruchtschalen des Weizens (Triticum vulgare), des Roggens (Secale cer\u00ebale) und des Mais (Zea Mais), sowie die Samenschalen der Arve (Pinus Gembra), der Sonnenblume (Helianthus annuus), des K\u00fcrbis (Cucurbita Pepo), der wei\u00dfen Lupine (Lupinus albus) und der blauen Lupine (Lupinus angustifolius).1) Welche Glukosen aus den Hemicellulosen dieser Schalenarten entstanden, ist \u25a0 aus der weiter unten folgenden Zusammenstellung zu ersehen. Wir haben jetzt noch die Samenschalen der gelben Lupine (Lupinus luteus)undder gemeinen Schminkbohne (Phaseolus vulgaris), sowie die braunen Fruchtschalen der Walnu\u00df (Juglans regia) und des\n*) Die Samen- und Fruchtschalen des Weizens und des Roggens wurden von E. Schulze und E. Steiger (Diese Zeitschrift, ,Bd. XVI, ^ H97) untersucht. Die Samenschalen der Sonnenblume von S. Frankfurt (Landwirtsch. Versuchsstat ionen, Bd. XL1II, S. 161), die Samenschalen der Arve, der wei\u00dfen und blauen Lupine und des K\u00fcrbis von N. Castoro (Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 96, und Bd. LU, S. 521.\nHoppe-Seyler'8 Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t.22","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nE. Schulze und Ch. Godet,\nHasels (Corylus avellana) in der gleichen Richtung untersucht. Durch Untersuchung der Samenschalen von Lupinus luteus wollten wir feststellen, ob dieselben bei der Verarbeitung die gleichen Glukosen lieferten, wie sie aus den Schalen der beiden andern Lupinusarten (Lupinus albus, und Lupinus angustifolius) erhalten worden waren. Die im vorigen genannten Fruchtschalen zogen wir in den Kreis der Untersuchung, weil fr\u00fcher nur die mit den Samenschalen verwachsenen Fruchtschalen einiger Cerealien als Versuchsobjekte verwendet worden waren.\nDas Untersuchungsverfahren war jetzt im wesentlichen das gleiche, wie fr\u00fcher. Die fein zerriebenen Schalen wurden mit kalter 0,25\u00b0/oiger Natronlauge behandelt, dann mit Wasser bis zum Verschwinden der alkalischen Reaktion, hierauf mit Alkohol ausgewaschen. Dann erhitzten wir sie ca. 4 Stunden lang mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure. Die dabei entstandene L\u00f6sung wurde durch Filtration vom R\u00fcckst\u00e4nde getrennt, zur Vollendung der Zuckerbildung noch einige Stunden lang im R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, hierauf mit Hilfe von Raryumhydroxyd von der Schwefels\u00e4ure befreit und nun zum Sirup eingedunstet. Den Sirup behandelten wir mit hei\u00dfem 95 \u00b0/oigem oder noch etwas schw\u00e4cherem Alkohol. Die dabei entstandene L\u00f6sung wurde nach dem Erkalten von dem in der Regel an der Gef\u00e4\u00dfwand fest anhaftenden ungel\u00f6sten Teile des Sirups abgegossen, sodann wieder eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand wieder mit hei\u00dfem Alkohol behandelt. Diese Operation, die in manchen F\u00e4llen noch einmal wiederholt wurde, hatte den Zweck die in Alkohol schwerer l\u00f6slichen Teile des Zuckersirups m\u00f6glichst zu entfernen. Die alkoholische L\u00f6sung wurde dann unter einer Glasglocke \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure der langsamen Verdunstung \u00fcberlassen; w\u00e4hrend des Verdunstens wurde hin und wieder noch etwas Alkohol zugesetzt.\nDas Auskrystallisieren des Zuckers aus der alkoholischen L\u00f6sung wurde in manchen F\u00e4llen durch das Vorhandensein kleiner Quantit\u00e4ten von stickstoffhaltigen Stoffen erschwert oder doch wenigstens verz\u00f6gert. Die in den Schalen enthaltenen Proteine, welche durch Extraktion mit kalter 0,25<>/oiger Natronlauge nur zum geringen Teile entfernt werden konnten, gingen beim Er-","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate 329\nhitzen der Schalen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure partiell in L\u00f6sung, wobei sie ohne Zweifel eine langsame Zersetzung erfuhren. Offenbar lie\u00dfen sich diese Nebenbestandteile durch die Reinigungsoperation, welcher die alkoholische Zuckerl\u00f6sung unterworfen wurde, nicht vollst\u00e4ndig entfernen. Es erwies sich als vorteilhaft, die beim Kochen der Schalen mit 3<>/oiger Schwefels\u00e4ure erhaltene L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure zu\u2019versetzen, den dabei entstandenen Niederschlag abzufiltrieren und aus. dem Filtrat durch Baryumhydroxyd sowohl die Schwefels\u00e4ure, wie die im \u00dcberschu\u00df zugef\u00fcgte Phosphorwolframs\u00e4ure zu entfernen. Das Filtrat von dem dabei erhaltenen Niederschlage wurde dann eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand in der oben beschriebenen Weise mit Weingeist behandelt. Das Versetzen mit Phosphorwolframs\u00e4ure wirkte auch insofern g\u00fcnstig, als die Fl\u00fcssigkeiten dadurch fast vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbt wurden. Wir haben dieses Reinigungsverfahren bei zwei Objekten angewendet und fanden, da\u00df die Reindarstellung des Zuckers durch dasselbe erleichtert wurde.\nDie in der beschriebenen Weise erhaltenen alkoholischen L\u00f6sungen lieferten beim langsamen Verdunsten stets Krystal-lisationen, die aus Pentosen (Arabinose oder Xylose) bestanden. Dieselben wurden durch Aufstreichen auf eine Tonplatte von der Mutterlauge befreit und sodann aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert. Entweder wurden sie zu diesem Zwecke in hei\u00dfem verd\u00fcnntem Weingeist gel\u00f6st, oder man l\u00f6ste sie in wenig Wasser und f\u00fcgte der L\u00f6sung sodann absoluten Alkohol zu. Das Umkrystallisieren der Pentosen lie\u00df sich in dieser Weise stets sehr leicht und rasch bewerkstelligen.\nNeben Pentosen lieferten die in den Schalen enthaltenen Hemicellulosen bei der Hydrolyse h\u00e4ufig Galaktose. Diese Zuckerart wurde jedoch nur in einem Falle rein dargestellt,' im \u00fcbrigen durch die Schleims\u00e4urebildung nachgewiesen. F\u00fcr diesen Nachweis verwendeten wir meistens den in Alkohol schwerer l\u00f6slichen Teil des Glukosesirups, zuweilen aber auch die von den Pentosekrystallen abgegossenen Mutterlaugen. Hin und wieder erhielten wir Krystallisationen, die neben Pentosen etwas Galaktose einschlossen, wie aus der bei ihrer Oxydation\n22*","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nE. Schulze und Ch. Godet,\nerfolgenden Bildung von Schleims\u00e4ure zu schlie\u00dfen war. Die Galaktose war meistens viel schwieriger zu isolieren als die Pentosen.\nDie Arabinose- und Xylosekrystalle gaben stets beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure kirschrote Fl\u00fcssigkeiten. Zu ihrer Identifizierung diente vorzugsweise die Untersuchung im Soleil-Ventzkeschen Polarisationsapparat, wozu wir selbstverst\u00e4ndlich Pr\u00e4parate verwendeten, die durch Umkrystallisieren gereinigt worden waren. Die dabei erhaltenen Resultate teilen wir im folgenden mit:\nPr\u00e4parat aus den Schalen von Lupinus luteus.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,5994 g Substanz enthielt, drehte bei 17\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 36,4\u00b0 S. V. nach rechts: demnach ist [a]D = -|- 104,5\u00b0.\nF\u00fcr reine Arabinose ist [a]D bekanntlich = -f 104\u2014105\u00b0. Das nach dem Verfahren von Ruff und Ollendorf (1. c.) dargestellte Benzylphenvlhydrazon stimmte im Aussehen und im Schmelzpunkt (172\u00b0) mit einem aus reiner Arabinose dargestellten Pr\u00e4parat der gleichen Verbindung \u00fcberein.\nPr\u00e4parate aus den Schalen von Phaseolus vulgaris.\nWir untersuchten zwei durch Umkrystallisieren gereinigte Pr\u00e4parate im Polarisationsapparat.\n1.\tEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,6195 g Substanz enthielt, drehte bei 16\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 36,8\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -j- 102,2\u00b0.\n2.\tEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,5943 g Substanz enthielt, drehte bei 13\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 36,2\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -f- 104,8\u00b0.\nDas in oben angegebener Weise dargestellte Berizylphenol-hydrazon stimmte im Aussehen und im Schmelzpunkt (172\u00b0) mit einem aus Arabinose dargestellten Pr\u00e4parat der gleichen Verbindung \u00fcberein.\nF\u00fcr ein drittes Pr\u00e4parat wurde [a]D = -f- 95\u00b0 gefunden. Dieses Pr\u00e4parat lieferte bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure eine kleine Menge von Schleims\u00e4ure und schlo\u00df demnach noch","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 331\n<\netwas Galaktose ein, woraus sich das niedrigere Drehungs-verm\u00f6gen erkl\u00e4rt.\nDiese Versuchsergebnisse beweisen, da\u00df die in den Schalen von Lupinus luteus und Phaseolus vulgaris enthaltenen Hemi-cellulosen bei der Hydrolyse Arabinose lieferten. Daneben fand sich Galaktose vor, nachgewiesen durch die Schleims\u00e4ure-bildung.\nPr\u00e4parat aus den Schalen von Juglans regia.\n1.\tEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,9330 g Substanz enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 16<> C. 10,2\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]l) == -j- 18,8\u00b0. .\n2.\tDie Krvstalle wurden noch einmal umkrystallisiert,. dann\nwieder untersucht. Eine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0.936 g Substanz enthielt, drehte bei 16,5\u00b0 C. 10,3\u00b0 S V. nach rechts; demnach ist [a]\u00b0 =\t19,0\u00b0.\nPr\u00e4parat aus den Schalen von Coryliis avellana.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,943 g Substanz enthielt, drehte im 200 ccm-Rohr bei 16,5\u00b0 \u00c7. 10,2\u00b0 V S nach rechts: demnach ist [a]D =\t18,6\u00b0.\nF\u00fcr reine Xylose ist nach den in den Handb\u00fcchern sich tindenden Angaben [ct]D = -f 18\u201419\u00b0. Die im vorigen mitgeteilten Versuchsergebnisse berechtigen also zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df der uns vorliegende Zucker'Xylose war.\nDer in Weingeist schwerer l\u00f6sliche Teil des Glukosesirups lieferte in beiden F\u00e4llen bei der Oxydation Schleims\u00e4ure, woraus auf das Vorhandensein von Galaktose zu schlie\u00dfen ist.\nIn der nachfolgenden Tabelle sind die Resultate zusammen\u00bb-gestellt, die bei Untersuchung der in den Schalen enthaltenen Hemicellulosen teils jetzt, teils fr\u00fcher in unserem Laboratorium erhalten worden sind.\t;\nDie Samenschalen von:\nPinus Cembra lieferten Xylose und Galaktose, Phaseolus vulgaris\t\u00bb Arabinose\tund Galaktose,\nLupinus luteus\t>\t\u00bb\nLupinus angustifolius\t\u00bb\t\u00bb\t\u2022 .\t*\nLupinus albus\t\u00bb\t\u00bb\t,\t,","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nE. Schulze und Ch. Godet,\nCucurbita Pepo\tlieferten\tXylose\tund\tGalaktose,\nHelianthus annuus\t\u00bb\tXylose.\nDie Samen und Fruchtschalen von:\nTriticum vulgare\tlieferten Arabinose und Xylose,\nSecale cereale\t*\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\nZea mais\t\u00bb Xylose und Galaktose.\nDie Fruchtschalen von:\nJugians regia\tlieferten\tXylose\tund\tGalaktose,\nCorylus avellana\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\nAlle in dieser Weise von uns untersuchten Samen- und Fruchtschalen lieferten also Pentosen (Arabinose oder Xylose); letztere wurden stets in Krystallen rein dargestellt. Aus den meisten Objekten wurde auch Galaktose erhalten; doch ist dieselbe nur aus den Samenschalen von Lupins angustifolius rein dargestellt worden; in den \u00fcbrigen F\u00e4llen wurde sie nur durch die Schleims\u00e4urebildung nachgewiesen.\nEs ist hier hervorzuheben, da\u00df das Vorhandensein von Hemicellulosen in den meisten der von uns untersuchten Schalen auch unter dem Mikroskop nachgewiesen worden ist. Wir verdanken die bez\u00fcglichen Untersuchungen gr\u00f6\u00dftenteils wieder der Gef\u00e4lligkeit des Herrn Prof. H. C. Schellenberg. Angaben \u00fcber die von ihm an den Samenschalen der Lupinen, des K\u00fcrbis und der Arve gemachten Beobachtungen finden sich in fr\u00fcher publizierten Mitteilungen \u00fcber die in unserem Laboratorium ausgef\u00fchrten Arbeiten.!) Auch \u00fcber das Vorkommen von Hemicellulosen in den Samen- und Fruchtschalen der Cerealien liegen von fr\u00fcher her schon Angaben vor. Die braunen Fruchtschalen der Walnu\u00df und des Hasels untersuchte der eine von uns (Ch. Godet) unter gef\u00e4lliger Mitwirkung von Professor Schellenberg; auch in diesen Schalen konnten unter dem Mikroskop Hemicellulosen nachgewiesen werden, ebenso auch in den weichen Samenschalen von Jugians regia und Amygdalus communis. 8)\n') Diese Zeitschrift. Bd. XLIX, S. 96, und Bd. LII, S. 521, sowie in den Landw. Versuchsstationen, Ld. LXVII, S. 59.\n*) Wir verweisen auf die oben schon zitierte Inauguraldissertation von C.h. Godet.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 333\nEs war w\u00fcnschenswert, den Hemicellulosegehalt der Schalen wenigstens approximativ zu bestimmen. Das f\u00fcr diesen Zweck bei Untersuchung der Kerne angewendete Verfahren war hier nicht brauchbar, da durch den Gehalt der Schalen an Lignin und an braun gef\u00e4rbten Substanzen unbekannter Art Schwierigkeiten verursacht wurden. Wir haben uns darauf beschr\u00e4nkt, den Gewichtsverlust zu bestimmen, den die bei Behandlung der fein zerriebenen Schalen mit kalter 0,25 \u00b0/oiger Natronlauge, Wasser, Alkohol und \u00c4ther verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde beim Kochen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure erlitten. Das dabei angewendete Verfahren war sehr einfach; eine abgewogene Menge des R\u00fcckstandes wurde 3 bezw. 6 Stunden lang mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, dann auf ein vorher getrocknetes und gewogenes Filter gebracht* der Filterinhalt ausgewaschen, getrocknet und gewogen. Der Gewichtsverlust, den die R\u00fcckst\u00e4nde bei dieser Behandlung erlitten, ist freilich nicht ausschlie\u00dflich auf die Aufl\u00f6sung von Hemicellulosen zur\u00fcckzuf\u00fchren. Denn diese R\u00fcckst\u00e4nde enthielten auch noch Proteinstoffe, von denen beim Kochen mit 3\u00b0/oiger S\u00e4ure ein Teil in L\u00f6sung ging. Allerdings waren die Schalen vorher zur Entfernung von Proteinstoffen mit 0,25#/oiger kalter Natronlauge behandelt worden; wie aber oben schon mitgeteilt worden ist, gingen die genannten Stoffe nur zum kleineren Teile in die alkalische L\u00f6sung ein. Da aber der Proteingehalt der meisten Schalen sehr gering und da er durch die Behandlung der Schalen mit verd\u00fcnnter Natronlauge zwar nicht beseitigt, aber doch erniedrigt worden war, so kann der durch das Vorhandensein dieser Stoffe in den Untersuchungsobjekten bedingte Fehler nicht von gro\u00dfem Belang gewesen sein:,1) Es darf also angenommen werden, da\u00df der beim Kochen mit 3 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure entstandene Gewichtsverlust der R\u00fcckst\u00e4nde wenigstens zum gr\u00f6\u00dften Teile durch die Aufl\u00f6sung von Hemicellulosen verursacht worden war.\n\u25a0j Anders war es nur bei einzelnen Objekten, z. B. bei den Samenschalen des K\u00fcrbis, die relativ reich an Proleinstoflen waren (man vgl. die fr\u00fcher gemachte Angabe).","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nE. Schulze und Ch. Godet,\nDie in der beschriebenen Weise erhaltenen Resultate') haben wir in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.\nGewichtsverlust der Trockensubstanz der R\u00fcckst\u00e4nde\nbei 3 st\u00e4ndigem bei 6 st\u00e4ndigem Kochen mit3\u00b0/oiger Kochen mit 3\u00ae/o iger\nR\u00fcckstand aus Samenschalen von Pinus Cembra \u00bb Helianthus annuus \u00bb Lupinus albus\n*\tPhaseolus vulgaris2)\n\u00bb Cucurbita Pepo\n*\tRicinus communis\n\u00bb Amygdalus communis \u00bb Juglans regia R\u00fcckstand der Fruchtschalen von Juglans regia \u00bb Corylus avellana \u00bb Fagus silvatica\nS\u00e4ure.\n27.7\t\u00bb,\u00bb\n27.8\t\u00b0/o\n11,83\u00ab/\u00bb\n29,06 \u00b0/o\nS\u00e4ure.\n30.1\t\u00bb/\u00bb\n30.2\t\u00ab/\u00bb 35,6 \u00ab,\u00bb 40,0 \u00bb/\u00bb 30,86 \u00ab \u201e 17,59\u00bb/\u00bb 40,83\u00bb/\u00bb 50,83 \u00bb/\u00bb\n34,28\u00bb/\u00bb\n34,68\u00bb/\u00bb\n33,57\u00bb/\u00bb\nAn die Zahlen der Tabelle sind einige Bemerkungen anzuknupfen. Aus den f\u00fcr die Schalen von Pinus Cembra. Helianthus annuus, Ricinus communis und Corylus avellana er-mltenen Resultaten ergibt sich, da\u00df durch die 3\u00b0/#ige Schwefels\u00e4ure bei 6 st\u00e4ndigem Kochen mehr Substanz gel\u00f6st worden war, als bei dreist\u00fcndigem Kochen. Doch ist die Differenz nur bei Corylus avellana und Ricinus communis bedeutend; von Einflu\u00df war hier vielleicht der hohe Gehalt der Schalen an braungefarbten Substanzen (man vgl; die weiter unten folgende ngabe). Ern Versuch mit noch l\u00e4ngerer, n\u00e4mlich neunst\u00fcndiger Kochdauer liegt nur f\u00fcr Pinus Cembra vor; in diesem Versuche waren 31,6\u00ab/\u00bb in L\u00f6sung gegangen, w\u00e4hrend bei sechs-stundigem Kochen 30,1 \u00b0/o gel\u00f6st worden waren. Man wird im\n\u201e\u201e\u201e r'i v b<i!relr d\u201cr analylischen Bel\u00ab8e 2U di\u00absen und zu den sp\u00e4ter angef\u00fchrten Bestimmungen verweisen wir auf die oben schon zitierte Inauguraldissertation von Ch. Godet.\n.*> Die f\u00fcr diesen Versuch verwendeten Samenschalen von Phaseolus\nvulgaris stammten zum Teil von Samen, die noch nicht v\u00f6llig ausge-reut waren.\t*\t6","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 335\nHinblick auf diese Zahlen annehmen d\u00fcrfen, da\u00df in der Regel die Hauptmenge der in den Schalen enthaltenen Hemicellulosen nach 3 bis 4 st\u00e4ndigem Kochen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure sich gel\u00f6st hatte. Es ist nicht unm\u00f6glich, da\u00df der bei l\u00e4ngerem Kochen noch eingetretene Gewichtsverlust vorzugsweise auf die Aufl\u00f6sung von Cellulose oder von Schalenbestandteilen noch unbekannter Natur zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nDie Zahlen der obigen Tabelle beziehen sich auf die Trockensubstanz der bei Behandlung der Schalen mit kalter \u00fc,25\u00b0/oiger Natronlauge, Wasser, Alkohol und \u00c4ther verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde. Selbstverst\u00e4ndlich w\u00fcrden diese Zahlen sich etwas erniedrigen, wenn man sie f\u00fcr die Trockensubstanz der ganzen Schalen berechnete. Doch w\u00fcrden die Dif\u00ef\u00e8renzen in der Regel nicht bedeutend sein, da die Schalen bei der Behandlung mit den im vorigen genannten L\u00f6sungsmitteln nicht viel an Gewicht verlieren. Eine Ausnahme bilden die Samenschalen von Amygdalus communis und Juglans regia, welche 15\u201416 \u00b0/o \u00c4therextrakt . enthalten. Bei diesen Schalen, die aus weichen H\u00e4uten bestehen, war nach der obigen Tabelle der Gewichtsverlust beim Kochen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure besonders hoch, n\u00e4mlich gleich 40\u201450\u00b0/o.\t.\nAuch f\u00fcr die Samen- und Fruchtschalen von Triticum vulgare liegt eine Bestimmung vor. Als Material f\u00fcr dieselbe diente sogenannte Schalenkleie, die zuvor vom St\u00e4rkemehl sowie von den in kalter verd\u00fcnnter Natronlauge, Alkohol und \u00c4ther l\u00f6slichen Stoffen befreit worden war. Dieses Material verlor beim Kochen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure mehr als 50\u00b0/o an Gewicht. Dieser Gewichtsverlust kann wenigstens in der Hauptsache auf die L\u00f6sung der in diesen Samen- und Fruchtschalen enthaltenen Hemicellulosen zur\u00fcckgef\u00fchrt werden.\nWir haben auch noch die Furfurolmengen bestimmt, welche von einigen der f\u00fcr die vorstehenden Versuche benutzten Objekte, sowie von den bei 6 st\u00e4ndigem Kochen dieser Objekte mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nden bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure geliefert wurden. Unter der nicht ganz zweifelsfreien Voraussetzung, da\u00df dieses Furfurol ausschlie\u00dflich aus Pentosanen entstanden war, l\u00e4\u00dft sich daraus","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\nE. Schulze und Ch. Godet,\nnicht nur der Pentosangehalt der Unlersuchungsobjekte, sondern auch die aus ihnen durch die 3\u00ab/0ige Schwefels\u00e4ure gel\u00f6ste Pentosanmenge berechnen.1)\nR\u00fcckstand aus Samenschalen von Pinus Cembra Lupinus albus \u00bb Cucurbita Pepo \u00bb Ricinus communis \u25a0\u00bb Amygdalus communis V Juglans regia R\u00fcckstand aus Fruchtschalen von Juglans regia \u00bb Fagus silvatica \u00bb Corylus avellana\nAus einer Vergleichung\nPentosan-\tIn L\u00f6sung gegangene\ngehalt.\tPentosanmenge.\n27,2\u00ab/o\t20,2\u00bb/\u00ab\n27,4\u00bb/\u00ab\t18,9 \u00bb/\u00ab\n9,8 \u00abVo\t\u25a0\t\n18,8 \u00bb/o\t\u2014\n19,5\u00bb/\u00ab\t16,3\u00bb/\u00ab\n11,7 \u00b0/o\t9,4\u00bb/\u00ab\n29,4\u00bb/o\t23,2 \u00bb/o\n27,3 \u00bb/o\t22,7\u00bb/\u00ab\n32,4 \u00bb/o\t31,3\u00bb/\u00ab\nin der zweiten Kolumne der\nvorstehenden Tabelle enthaltenen Zahlen mit denjenigen, die in der vorhergehenden Tabelle f\u00fcr den beim Kochen mit 3\u00b0/0iger Schwefels\u00e4ure eingetretenen Gewichtsverlust der gleichen Objekte angegeben sind, ist zu folgern, da\u00df bei manchen Objekten 2 3 der durch 3 o/oige Schwefels\u00e4ure gel\u00f6sten Stoffe Pentosane waren. Niedrigere Zahlen ergeben sich jedoch f\u00fcr die Schalen von Cucurbita Pepo, Juglans regia und Amygdalus communis.2)\nDa\u00df auch die beim Kochen der Untersuchungsobjekte mit\n') Die Bestimmungen wurden in der Weise ausgef\u00fchrt, da\u00df au\u00dfer einem abgewogenen Quantum des betreffenden Objektes auch der beim Kochen der gleichen Quantit\u00e4t dieses Objektes mit 8 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure \\eibliebene R\u00fcckstand f\u00fcr die Furfurolbestimmung verwendet wurde. Aus der Differenz der in diesen Bestimmungen erhaltenen Resultate konnte dann ohne weiteres die beim Kochen mit 3>iger Schwefels\u00e4ure in L\u00f6sung gegangene Pentosanmenge abgeleitet werden. Die oben angegebenen Zahlen bedeuten Prozente der Trockensubstanz der Untersuchungsobjekte. In betreff der analytischen Belege verweisen wir auf die Inauguraldissertation von Ch. Godet.\n*) W*r haben oben schon darauf aufmerksam gemacht, da\u00df die weichen, unter der harten Fruchtschale liegenden Samenschalen von Juglans regia und Amygdalus communis in ihrer Zusammensetzung von derjenigen jener Fruchtschalen sowie auch vieler anderer Samenschalen sehr stark abweichen.","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 337\n3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde no\u00e7h Pentosane enthielten, ist eine Schlu\u00dffolgerung, die mit den weiter unten mitgeteilten Versuchsergebnissen in \u00dcbereinstimmung steht: wie aus den dort gemachten Angaben zu ersehen ist, schlo\u00df auch die aus diesen R\u00fcckst\u00e4nden dargestellte Cellulose noch Pentosane ein.\t'\nB. Bestandteile des in hei\u00dfer 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure unl\u00f6slichen Teils der Zellwandungen.\nDie R\u00fcckst\u00e4nde, die beim Kochen der zuvor mit ver* diinnter Natronlauge, Alkohol und \u00c4ther extrahierten Schalen mit 3 0/oiger Schwefels\u00e4ure verbleiben, schlie\u00dfen neben Cellulose und inkrustierenden Substanzen (Lignin usw.) noch andere Bestandteile ein. Von diesen Bestandteilen nennen wir hier zuerst eine im Verhalten mit Holzgummi (Xylan) \u00fcbereinstimmende Substanz, die sich aus jenen R\u00fcckst\u00e4nden durch kalte, 5\u00b0/oige Natronlauge extrahieren l\u00e4\u00dft. Wenn , man die durch Filtration vom Ungel\u00f6sten getrennte alkalische L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure oder Essigs\u00e4ure neutralisiert und dann noch Weingeist zuf\u00fcgt, so erh\u00e4lt man einen Niederschlag, der nach dem Abfiltrieren, Auswaschen mit Weingeist und Trocknen eine zerreibliche Masse bildet. Dieses Produkt gibt beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure die Reaktion der Pentosane und liefert beim Kochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure eine glukosehaltige L\u00f6sung.\nWir haben ein Produkt solcher Art aus den Samenschalen von Pinus Cembra, Lupinus albus, Phase\u00f6lus vulgaris und Helianthus annuus sowie aus den braunen Fruchtschalen von Juglans regia und Corylus avellana dargestellt. Das aus Pha-seolus vulgaris erhaltene Produkt war so dunkel gef\u00e4rbt, da\u00df die Pentosanreaktion mit Phloroglucinsalzs\u00e4ure mit demselben nicht ausgef\u00fchrt werden konnte ; es wurde aber konstatiert, da\u00df dieses Produkt bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure viel Fur-fur ol lieferte. In zwei F\u00e4llen, n\u00e4mlich f\u00fcr die aus Piniis Cembra und Lupinus albus, erhaltenen Produkte konstatierten wir, da\u00df dieselben bei der Hydrolyse Xylose lieferten. \u00dcber die Rein-darslellung dieser Zuckerart ist noch folgendes anzugeben: die","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\tE. Schulze und Ch. Godet,\nbeim Kochen des bez\u00fcglichen Produkts mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure erhaltene L\u00f6sung wurde zur Reinigung zun\u00e4chst mit etwas Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt und sodann der Filtration unterworfen ; hierauf wurde sie durch Zusatz von Baryumhydroxyd von der Schwefels\u00e4ure befreit und nun im Wasserbade zum Sirup eingedunstet. Den Sirup behandelten wir mit kochendem 95\u00b0/oigem Weingeist. Die nach dem Erkalten von dem ziemlich starken R\u00fcckst\u00e4nde abgegossene L\u00f6sung wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand wieder mit hei\u00dfem Alkohol behandelt. Die dabei erhaltene L\u00f6sung lieferte beim langsamen Verdunsten \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure bald Krystalle; dieselben wurden aus Weingeist umkrystallisiert. Der in dieser Weise erhaltene Zucker glich im Aussehen der Xylose und gab beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure eine kirschrote Fl\u00fcssigkeit. Die Untersuchung im Polarisationsapparate gab folgende Resultate :\nPr\u00e4parat aus den Schalen von Pinus Cembra.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 1,021 g enthielt, drehte bei 19\u00b0 G. im 200 mm-Rohr 11,00 S. V. nach rechts: demnach ist [a]D == -f- 18,5\u00b0.\nPr\u00e4parat aus den Schalen von Lupinus albus.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,9930 g Substanz enthielt, drehte bei 180 G. im 200 mm-Rohre 10,8\u00b0 S. V. nach rechts: demnach ist [a]D = -}- 18,7\u00b0.\nF\u00fcr reine Xylose wird bekanntlich [a]n---\\- 18\u201419\u00b0 an-\ngegeben. Die von uns gefundenen Zahlen stimmen also sehr gut auf Xylose. Das aus einem Gemisch der beiden Pr\u00e4parate hergestellte Osazon schmolz, nachdem es dreimal aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert worden war, bei 162\u2014163\u00b0. Nach Tollens schmilzt das Osazon der Xylose bei 161\u00b0. Die kleine Differenz ist nicht von Belang, da bekanntlich der Schmelzpunkt der meisten Osazone je nach der Art des Erhitzens schwankt.\nDie aus den Schalen von Lupinus albus erhaltene Xylose-ausbeute war relativ gro\u00df; bei Verarbeitung von 150 g solcher Schalen erhielten wir ca. 3,5 g reine, krystallisierte Xylose (selbstverst\u00e4ndlich war die Reindarstellung mit Substanzver-","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 339\nl\u00fcsten verbunden.) Die Schalen von Pinus Gembra lieferten eine geringere Ausbeute. Die Quantit\u00e4t des in oben\u2019beschriebener Weise erhaltenen \u00abHolzgummis\u00bb betrug bei den zuletzt genannten Schalen ca. 5\u00b0/o, bei den Schalen von Lupinus albus ca. 8\u00b0/o. Allem Anschein nach bestand dieses Produkt nicht ausschlie\u00dflich aus Xylan; wahrscheinlich schlo\u00df es auch Proteinstoffe in kleiner Quantit\u00e4t ein.\nMan kann die Frage aufwerfen, ob die in diesen Versuchen erhaltene Xylose einem beim Kochen der Schalen mit 30/oiger Schwefels\u00e4ure der Aufl\u00f6sung entgangenen Reste der Hemicellulosen entstammte. Diese Frage kann wenigstens f\u00fcr die Schalen von Lupinus albus mit Sicherheit verneint werden. Denn die in diesen Schalen enthaltenen Hemicellulosen lieferten bei der Hydrolyse nicht Xylose, sondern Arabinose, welche leicht rein dargestellt werden konnte. Offenbar entstammte die Xylose einem Zellwandbestandteil, der gegen hei\u00dfe 3\u00b0/oige Schwefels\u00e4ure widerstandsf\u00e4hig war, aber durch kalte 50/oige Natronlauge gel\u00f6st wurde; bei der Aufl\u00f6sung erfuhr dieser Bestandteil aber eine solche Ver\u00e4nderung, da\u00df er nun durch kochende verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure leicht in Glukose \u00fcbergef\u00fchrt werden konnte.\nDa\u00df in den Samen und Fruchtschalen neben Hemicellulosen echte, bei der Hydrolyse in d-Glukose (Traubenzucker) \u00fcbergehende Cellulose enthalten sei, konnte von vornherein angenommen werden; auch ist dies f\u00fcr die Samenschalen von Lupinus luteus sowie f\u00fcr die Samen- und Fruchtschale von Iriticum vulgare durch Versuche, die in unserem Laboratorium ausgef\u00fchrt wurden, fr\u00fcher schon nachgewiesen worden. *) Es schien angezeigt, noch einige andere Schalen in der gleichen Richtung zu untersuchen. Wir haben daher aus den Samenschalen von Pinus Cembra, Cucurbita Pepo und Helianthus annuus sowie aus den Fruchtschalen von Juglans regia und Corylus avellana Cellulose dargestellt, dieselbe der Hydrolyse unterworfen und die dabei entstandenen Glukosen untersucht. Die Darstellung der Cellulose geschah sowohl bei den.oben genannten wie bei einigen andern von uns verwendeten Schalen-\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. XVI, S. 387.\t'","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nE. Schulze und Ch. Godel,\narten nach dem Verfahren von F. Schulze. Wir hielten uns dabei an die in den Handb\u00fcchern gegebene Vorschrift; doch zeigte sich, da\u00df die gepulverten Samen- und Fruchtschalen, obwohl sie meistens zuvor nicht nur mit kochender 3 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure, sondern auch mit Alkohol und \u00c4ther behandelt worden waren,1) zur Gewinnung einer wei\u00dfen Cellulose von gleichm\u00e4\u00dfiger Beschaffenheit meistens weit l\u00e4nger als 14 Tage mit der oxydierenden Mischung (Kaliumchlorat und Salpeters\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,1) in Ber\u00fchrung gelassen werden mu\u00dften. In der Regel lie\u00dfen wir jenes Gemisch 6-7 Wochen lang, zuweilen sogar noch l\u00e4nger, auf das cellulosehaltige Material einwirken. Dann wurde letzteres, nach dem Abfiltrieren und Auswaschen, in vorgeschriebener Weise mit verd\u00fcnnter Ammoniakfl\u00fcssigkeit behandelt, hierauf mit Wasser, Alkohol und \u00c4ther ausgewaschen und im Exsikkator getrocknet. Alle Objekte lieferten bei dieser Behandlung ein wei\u00dfes Produkt, welches das Verhalten der Cellulose zeigte. Da\u00df man jedoch auf diesem Wege keine absolut reine Cellulose erh\u00e4lt und da\u00df letztere w\u00e4hrend der Darstellung schon gewisse \u00c4nderungen in ihren Eigenschaften erf\u00e4hrt, ist bekanntlich nachgewiesen worden; doch ist dies ein Umstand, der f\u00fcr das bei unserer Untersuchung verfolgte Ziel nicht von Bedeutung ist.\nWie gro\u00df die aus den oben genannten Schalen von uns erhaltene Ausbeute an Cellulose war, ist aus der nachfolgenden Tabelle zu ersehen.\nDie Samenschalen von:\nPinus Cembra lieferten 34,0 \u00b0/o Cellulose, Cucurbita Pepo\t* *\t34,8 %\nHelianthus annuus\t*\t36,5 \u00b0/o\t\u00bb\nDie Fruchtschalen von:\nJuglans regia lieferten h\u00f6chstens 25,0*) \u00b0/o Cellulose, Corylus avellana \u00bb\t\u00bb\t25,0 \u00b0/o\nFagus silvatica \u00bb\t\u00bb\t21,5 \u00b0/o\n*) Bei einigen Schalenarten ist allerdings das Auskochen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure unterblieben.\n*) Bei Juglans und Corylus wurden die Bestimmungen nicht ganz quantitativ ausgef\u00fchrt.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen.Kohlenhydrate. 341\nDie bei Behandlung der gepulverten Schalen mit 0,25 \u00b0/0iger Natronlauge, Wasser, Alkohol und \u00c4ther und darauf folgendem Erhitzen mit 3 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde, welche zur Darstellung von Cellulose dienten, erlitten bei1 Einwirkung des Gemisches von Kaliumchlorat und verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure starke Gewichtsverluste, woraus man auf das Vorhandensein einer bedeutenden Quantit\u00e4t von Lignin schlie\u00dfen darf.1) Aber auch die braun gef\u00e4rbten Substanzen unbekannter Art, die in den meisten Schalen enthalten waren und durch das genannte Oxydationsgemisch nur langsam zerst\u00f6rt wurden, fanden sich allem Anschein nach in ansehnlicher Menge vor. Auf den Gehalt der Schalen an diesen Substanzen wird es haupts\u00e4chlich zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, da\u00df die Behandlung derselben mit dem Gemisch von Kaliumchlorat und Salpeters\u00e4ure weit l\u00e4nger als 2 Wochen fortgesetzt werden mu\u00dfte, um farblose Cellulose zu erhalten.\nAlle in der beschriebenen Weise erhaltenen Cellulose-pr\u00e4parate gingen partiell in L\u00f6sung, als sie 24 Stunden lang bei Zimmertemperatur mit 5 \u00b0/oiger Natronlauge in Ber\u00fchrung gelassen wurden. Die durch Filtration vom R\u00fcckst\u00e4nde getrennten L\u00f6sungen gaben starke F\u00e4llungen, als sie mit Salzr s\u00e4ure oder Essigs\u00e4ure neutralisiert und sodann mit viel Weingeist vermischt wurden. Die gef\u00e4llten Substanzen bildeten nach dem Abfiltrieren und Trocknen farblose oder wenig gef\u00e4rbte zerreibliche Massen, die beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure kirschrote Fl\u00fcssigkeiten gaben und bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure Furfurol in gro\u00dfer -Quantit\u00e4t lieferten. Von E. Schulze und E. Winterstein2) ist nachgewiesen worden, da\u00df ein in der gleichen Weise gewonnenes Produkt, f\u00fcr dessen Darstellung Cellulose aus den Samenschalen von Lupinus luteus gedient hatte, bei der Hydrolyse Xylose lieferte. Das Gleiche gilt f\u00fcr die in der beschriebenen\n*) Nach einer von fr\u00fcher her vorliegenden Angabe sollen die braunen Fruchtschalen von Juglans regia ca. 50\u00b0/o Lignin enthalten; doch kann das f\u00fcr diese Bestimmung verwendete Verfahren nicht als einwurfsfrei bezeichnet werden.\t* *\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XVJ, S. 430.","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"E. Schulze und Ch. Godet,\n342\nWeise von uns erhaltenen Produkte, dies ergab sich aus einem Versuche, f\u00fcr den ein Gemenge der aus den verschiedenen Cellulosepr\u00e4paraten gewonnenen Substanzen solcher Art verwendet wurde. Dieses Gemenge wurde, nachdem es zuvor durch Erhitzen mit verd\u00fcnntem Weingeist von beigemengtem Chlornatrium1) befreit worden war, einige Stunden lang mit 21 a\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gekocht, die dabei entstandene glukosehaltige L\u00f6sung sodann in bekannter Weise verarbeitet. Der beim Eindunsten der zuvor mittels Baryt von der Schwefels\u00e4ure befreiten L\u00f6sung erhaltene Sirup wurde mit Weingeist erhitzt, die dabei gewonnene L\u00f6sung ganz ebenso behandelt, wie es oben bei Beschreibung der mit dem \u00ab Holzgummi \u00bb ausgef\u00fchrten Versuche angegeben worden ist. Sie lieferte dann beim langsamen Verdunsten \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure Krystalle; dieselben wurden durch Umkrystallisieren gereinigt. Sie glichen im Aussehen der Xylose und gaben beim Erhitzen mit Phloroglucin und Salzs\u00e4ure eine kirschrote Fl\u00fcssigkeit. Die Untersuchung im Polarisationsapparat gab folgendes Resultat : Ein w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,3937 g Substanz enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 17,5\u00b0 C. 4,2\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]D = -f 18,3\u00b0. Dies entspricht dem Drehungsverm\u00f6gen der XyloseL Ein aus unserm Pr\u00e4parat in bekannter Weise dargestelltes \u00a9sazort schmolz nach einmaligem Umkrystallisieren aus verd\u00fcnntem Weingeist bei 159\u00b0, nach nochmaligem Umkrystallisieren aus dem genannten L\u00f6sungsmittel bei 161\u00b0. Nach Tollens schmilzt das reine Osazon der Xylose bei 161\u00b0.\nDie im vorigen gemachten Angaben beweisen, da\u00df durch die 5 \u00b0/oige Natronlauge aus den Cellulosepr\u00e4paraten Xylan extrahiert wurde. Die Quantit\u00e4t der aus dem Extrakt durch Weingeist gef\u00e4llten Substanz, die h\u00f6chstwahrscheinlich nicht ausschlie\u00dflich aus Xylan bestand, betrug in einigen F\u00e4llen ungef\u00e4hr 10\u00b0/o vom Gewicht der Cellulose, war aber in andern F\u00e4llen geringer.\nMan kann nicht annehmen, da\u00df das in den Cellulose-\n*) Das beim Neutralisieren der alkalischen L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure entstandene Chlornatrium war durch den Weingeist partiell ausgef\u00e4llt worden.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 343\nPr\u00e4paraten enthaltene Xylan ein der Aufl\u00f6sung durch die verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure entgangener Rest der Hemicellulosen war. Zur Begr\u00fcndung dieser Behauptung ist zun\u00e4chst darauf hinzuweisen, da\u00df die Schalen behufs Darstellung von Cellulose nicht nur mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure gekocht, sondern auch einige Wochen lang der Einwirkung eines Gemisches von verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure und Kaliumchlorat ausgesetzt wurden. Da\u00df dabei die Hemicellulosen vollst\u00e4ndig gel\u00f6st wurden, war von vornherein f\u00fcr sehr wahrscheinlich zu erkl\u00e4ren; ein Beweis f\u00fcr die Richtigkeit dieser Annahme liegt in der Tatsache, da\u00df der bei Hydrolyse der Cellulosepr\u00e4parate erhaltene Glukosesirup in keinem Falle bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4ure lieferte \u2014 auch dann nicht, wenn aus den in den bez\u00fcglichen Schalen enthaltenen Hemicellulosen bei der Hydrolyse Galaktose entstand. Ein Beweis f\u00fcr obige Behauptung liegt ferner in den an den Schalen von Lupinus luteus gemachten Beobachtungen. Die in diesen Schalen enthaltenen Hemicellulosen lieferten bei der Hydrolyse Arabinose, w\u00e4hrend ein aus den gleichen Schalen dargestelltes Cellulosepr\u00e4parat Xylan einschlo\u00df.\nAus den im vorigen gemachten Mitteilungen ist zu ersehen, da\u00df man sowohl aus den beim Erhitzen der Schalen mit 3 \u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nden als auch aus den daraus dargestellten Cellulosepr\u00e4paraten durch Extraktion mit 5\u00b0/oiger Natronlauge Xylan gewinnen kann. Es liegt kein gen\u00fcgender Grund f\u00fcr die Annahme vor, da\u00df das auf diesen beiden Wegen erhaltene Xylan zwei verschiedenen Zellwandbestandteilen entstammte. Ohne Zweifel aber, war das Xylan in den Zellwandungen in einer gegen verd\u00fcnnte Minerals\u00e4uren widerstandsf\u00e4higen Form vorhanden. Beim Aufl\u00f6sen in kalter 5 \u00b0/o iger Natronlauge wurde es so ver\u00e4ndert, da\u00df es nun durch Kochen mit 2\u2018 2\u20143\u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure leicht in Xylose \u00fcbergef\u00fchrt werden konnte.\nDie durch Behandlung mit kalter 5\u00b0/oiger Natronlauge vom Xylan befreiten Cellulosepr\u00e4parate w\u00fcrden, nachdem sie zuerst mit Wasser, dann mit sehr verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure ausgewaschen worden waren, unter Befolgung der von Flechsig\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t23","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nE. Schulze und Ch. Godet,\n(loc. cit.) gegebenen Vorschrift mit Hilfe von 75\u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure der Hydrolyse unterworfen. In allen F\u00e4llen lieferte die dabei erhaltene Glukosel\u00f6sung beim Eindunsten einen fast farblosen Sirup, der sich binnen zirka einer Woche in eine, nur wenig Mutterlauge einschlie\u00dfende Krystallmasse verwandelte. Die Krystalle wurden zur Entfernung der Mutterlauge auf Tonplatten gebracht, hierauf bei 40\u201450\u00b0 getrocknet und sodann meistens aus Methylalkohol umkrystallisiert. Die so gewonnenen Produkte erwiesen sich als d-Glukose (Traubenzucker). Die Untersuchung im Soleil-Ventzkeschen Polarisationsapparate gab folgende Resultate:\nPr\u00e4parat aus den Fruchtschalen von Juglans regia.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 1,0 g Substanz enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 19\u00b0 C. 30,16\u00b0 S. V. (Mittelwert) nach rechts; demnach ist [a]D = -f- 51,9\u00b0.\nPr\u00e4parat aus den Samenschalen von Cucurbita Pepo.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 1 g Substanz enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 19\u00b0 G. 31,0\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]D =\t53,3\u00b0.\nPr\u00e4parat aus den Samenschalen von Pinus Cembra.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 1,0 g Substanz enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 19\u00b0 C. 30,9\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]D =\t53,1\u00b0.\nDiese Zahlen liegen dem f\u00fcr d-Glukose in den Handb\u00fcchern angegebenen Werte ([<x]D = -f 52,7 \u00b0) sehr nahe. Eine Best\u00e4t igung der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df d - G1 u k o s e vorlag, lieferten noch die Resultate, welche bei Untersuchung des in bekannter Weise dargestellten Osazons erhalten wurden. Nachdem die Osazonpr\u00e4parate zweimal aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert worden waren, bestimmten wir ihren Schmelzpunkt: dabei wurden folgende Zahlen erhalten:\nPr\u00e4parat\nSchmelzpunkt\n203\u2014204\u00b0\n203-204\u00b0\na aus Juglans regia b aus Cucurbita Pepo c aus Pinus Cembra\n205\u00b0","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 345\nF\u00fcr ein aus reiner d-Glukose dargestelltes Osazonpr\u00e4parat fanden wir unter v\u00f6llig gleichen Versuchsbedingungen einen Schmelzpunkt von 205\u00b0.\nDas Glukosepr\u00e4parat, welches bei Hydrolye der aus den Fruchtschalen von Corylus avellana gewonnenen Cellulose dargestellt war, wurde nicht aus Methylalkohol, sondern aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert. Die dabei erhaltenen Kry-stalle erwiesen sich als das Hydrat der d-Glukose. Die Untersuchung im Polarisationsapparate ergab folgendes Resultat : \u00bb\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,992 g Substanz enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 17,5\u00b0 C. 26,8\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]D = + 46,8\u00b0.\nNach den in den Handb\u00fcchern sich findenden Angaben ist f\u00fcr das Hydrat der d-Glukose [a]D =\t47,9\u00b0. Eine Be-\nst\u00e4tigung der Annahme, da\u00df d-Glukose vorlag, wird dadurch gegeben, da\u00df der Zucker bei der nach der Vorschrift von Tollens und Gans (loc. cit.) ausgef\u00fchrten Oxydation mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure Zuckers\u00e4ure lieferte. Letztere wurde in das schwer l\u00f6sliche saure Kaliumsalz \u00fcbergef\u00fchrt. Aus diesem Salze stellten wir sodann das Silbersalz dar, indem wir. das Kaliumsalz unter Zusatz von etwas Ammoniak in Wasser losten und die L\u00f6sung mit Silbernitrat versetzten. Bei der Analyse des im Vakuumexsikkator getrockneten Salzes ergab sich folgendes Resultat: 0,3108 g Substanz gaben 0,1593 g Ag = 51,4 \u00b0/o Ag.\nDie Theorie verlangt f\u00fcr zuckersaures Silber einen Silbergehalt von 50,9 \u00b0/o.\nDie Glukose, die bei der Hydrolyse der aus den Samenschalen von Helianthus annuus dargestellten Cellulose erhalten worden war, wurde nicht umkrystallisiert und auch nicht im Polarisationsapparate untersucht; wir beschr\u00e4nkten uns darauf, zu pr\u00fcfen, ob sie bei der Oxydation Zuckers\u00e4ure lieferte.' Dies war in der Tat der Fall. Die genannte S\u00e4ure wurde zuerst in das schwer l\u00f6sliche saure Kaliumsalz, dann in der oben angegebenen Weise in das Silbersalz \u00fcbergef\u00fchrt. Bei der Analyse dieses Salzes erhielten wir folgendes Resultat:\n0,1376 g Substanz lieferten 0,0708 g \u00c2g = 51,45\u00b0/o Ag.\n23*","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nE. Schulze und Ch. Godet,\nAlle aus den Samen- und Fruchtschalen von uns dargestellten Cellulosepr\u00e4parate lieferten also bei der Hydrolyse als Hauptprodukt d-Glukose. Das gleiche Resultat wurde, wie schon oben erw\u00e4hnt worden ist, fr\u00fcher bei den in unserem Laboratorium untersuchten Cellulosepr\u00e4paraten aus den Samenschalen von Lupinus luteus und den Samen- und Fruchtschalen von Triticum vulgare erhalten. Alle Cellulosepr\u00e4parate schlossen aber auch ein durch kalte 5 \u00b0/oige Natronlauge extrahierbares Pentosan ein; letzteres erwies sich als Xylan.\nGalaktose konnte unter den bei Hydrolye der Cellulose erhaltenen Produkten nicht nachgewiesen werden. F\u00fcr die Pr\u00fcfung auf diese Zuckerart dienten Cellulosepr\u00e4parate, die aus den Samenschalen von Lupinus luteus, Lupinus albus, Phaseolus vulgaris und Helianthus annuu|, sowie aus den Fruchtschalen von Juglans regia und Corylus avellana dargestellt worden waren. Die bei Hydrolyse dieser Pr\u00e4parate erhaltene Glukose lieferte in keinem Falle bei der Oxydation Schleims\u00e4ure. Das gleiche Resultat wurde auch bei einigen Cellulosepr\u00e4paraten, die fr\u00fcher in unserem Laboratorium untersucht wurden, erhalten.\nAuch Mannose konnte in der Glukose, die bei Hydrolyse der aus den Schalen dargestellten Cellulose resultierte, nicht nachgewiesen werden. F\u00fcr die Pr\u00fcfung auf diese Zuckerart dienten die Cellulosepr\u00e4parate, die aus den Samenschalen von Lupinus luteus, Lupinus albus, Phaseolus vulgaris, Cucurbita Pepo, Pinus Cembra und Helianthus annuus, sowie aus den Fruchtschalen von Juglans regia und Corylus avellana dargestellt worden waren.\n\u00dcberblickt man die im zweiten Abschnitt unserer Abhandlung mitgeteilten Versuchsergebnisse, so sieht man, da\u00df alle von uns untersuchten Samen- und Fruchtschalen Hemicellulosen in reichlicher Menge enthielten, da\u00df daneben aber nicht nur echte, in Traubenzucker \u00fcberf\u00fchrbare Cellulose, sondern auch ein Xylan sich vorfand. Galaktan und Mannan konnten in den aus den Schalen dargestellten Cellulosepr\u00e4paraten in keinem Falle nachgewiesen werden.\nDie beim Kochen der Schalen mit 3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate 347\nverbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde eHitten, wie oben schon erw\u00e4hnt wurde, bei der Behandlung mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure und Kalium-chlorat stets sehr starke Gewichtsverluste. Letztere Sind auf die Zerst\u00f6rung nicht nur des Lignins, sondern auch der braun gef\u00e4rbten Substanzen, die in vielen Schalen enthalten waren, zur\u00fcckzuf\u00fchren; Allem Anschein nach war die Quantit\u00e4t der letzteren Schalenbestandteile h\u00e4ufig eine recht bedeutende. Auf ihr Vorhandensein ist es auch wohl vorzugsweise zur\u00fcckzu-f\u00fchren, da\u00df jene R\u00fcckst\u00e4nde meistens ca. 6 Wochen lang, in manchen F\u00e4llen sogar noch l\u00e4nger, mit dem Oxydationsgemisch behandelt werden mu\u00dften, um eine wei\u00dfe Cellulose von gleichm\u00e4\u00dfiger Beschaffenheit zu liefern. Als besonders widerstandsf\u00e4hig erwiesen sich die braun gef\u00e4rbten Substanzen, die in den Samenschalen von Ricinus communis enthalten waren; wir mu\u00dften diese Samenschalen ca. 12 Wochen lang mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure und Kaliumchlorat behandeln, um aus ihnen wei\u00dfe Cellulose zu erhalten. Das Gewicht der letzteren betrug nur ca. 10\u00b0/o vom Gewicht der Tockensubstanz der Schalen. Weit rascher gelang die Darstellung solcher Cellulose aus den Samenschalen von Lupinus luteus und Lupinus albus ; hier war nur 3 w\u00f6chentliche Behandlung mit dem genannten Oxydationsge-misch erforderlich.\nDa\u00df die braun gef\u00e4rbten Schalenbestandteile durch Oxydation zerst\u00f6rt wurden, ist auch aus Versuchen zu schlie\u00dfen, in denen wir fein zerriebene Samen- und Fruchtschaien oder die beim Kochen der letzteren mit 3 %. iger Schwefels\u00e4ure verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,15 erhitzten. Dabei entwickelten sich unter starkem Aufsch\u00e4umen braunrote D\u00e4mpfe in reichlicher Menge ; die durch Filtration und Auswaschen mit Wasser von den L\u00f6sungen getrennten R\u00fcckst\u00e4nde waren wei\u00df oder gelblich gef\u00e4rbt und zeigten das Verhalten einer, allerdings noch unreinen, Cellulose..\nSchlie\u00dflich ist noch zu erw\u00e4hnen; da\u00df einige unserer Untersuchungsobjekte, z. B. die Samenschalen von Pinus Cembra und Phaseolus vulgaris sowie die Fruchtschalen von Juglans regia und Corylus avellana, sich beim Kochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure sch\u00f6n rot f\u00e4rbten. Auf welchen","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nE. Schulze und Ch. Godet,\nSchalenbestandteil diese F\u00e4rbung zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, wissen wir nicht. Nicht unm\u00f6glich ist es, da\u00df Gerbstoffe dabei eine Rolle spielten. Wasserl\u00f6sliche Gerbstoffe fanden sich aber in den Schalen meistens nur in sehr kleiner Menge vor und schienen zuweilen ganz zu fehlen.\nZusammenfassung der Resultate.\nDie Untersuchungen, deren Ergebnisse im vorigen mitgeteilt worden sind, hatten den Zweck, einen m\u00f6glichst vollst\u00e4ndigen \u00dcberblick \u00fcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate zu gewinnen. Zur Erreichung dieses Zieles war es n\u00f6tig, eine ansehnliche Zahl von Samenarten zu untersuchen. Ein Teil der bez\u00fcglichen Versuche ist schon vor Jahren in unserem Laboratorium ausgef\u00fchrt worden : die dabei erhaltenen, fr\u00fcher schon publizierten Resultate sind, wie schon in der Einleitung erw\u00e4hnt wurde, in dieser Abhandlung mit ber\u00fccksichtigt worden.\nWas zun\u00e4chst die Kerne der Samen betrifft, so konnten wir darin Monosaccharide (Hexosen oder Pentosen) in keinem Falle nachweisen. In gro\u00dfer Verbreitung fand sich dagegen Rohrzucker vor. Von den 27 Samenarten, aus denen wir diese Zuckerart darzustellen versuchten, gaben nur 2, n\u00e4mlich die Samen der gelben und der blauen Lupine ein negatives Resultat ; vielleicht war aber auch hier Rohrzucker vorhanden, jedoch nur in so kleiner Menge; da\u00df die Isolierung nicht gelang. Der Rohrzucker wurde stets von anderen wasserl\u00f6slichen Kohlenhydraten begleitet. Meistens lieferten die letzteren bei der Oxydation Schleims\u00e4ure, woraus man schlie\u00dfen darf, da\u00df bei ihrer Hydrolyse Galaktose entstand. Allem Anschein nach finden sich Kohlenhydrate solcher Art in den Samen in eben so gro\u00dfer Verbreitung vor, wie der Rohrzucker. Ihre Reindarstellung stie\u00df meistens auf Schwierigkeiten: von den neun Objekten, die f\u00fcr die bez\u00fcglichen Versuche verwendet werden, lieferten nur drei, n\u00e4mlich der Embryo des Weizenkorns und die Samen der gelben und blauen Lupine, gut charakterisierte Produkte, die teils mit v\u00f6lliger Sicherheit, teils mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit f\u00fcr homogene Substanzen erkl\u00e4rt","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 349\nwerden konnten. Drei Glukosen waren es, deren Entstehung bei Hydrolyse der wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate sich nach-weisen lie\u00df, n\u00e4mlich d-Glukose (Traubenzucker), Fruktose und Galaktose. Da\u00df daneben auch Mannose sich bildete, konnten wir in keinem Falle nachweisen.\nDie aus den Kernen dargestellten Wasserextrakte lieferten bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure nur sehr wenig, in einigen F\u00e4llen gar kein Furfurol, woraus zu schlie\u00dfen ist, da\u00df wasserl\u00f6sliche Pentosane in den Kernen nur in sehr kleiner Menge sich vorfanden und zuweilen ganz feiten. Etwas gr\u00f6\u00dfer war die Furfurolquantit\u00e4t nur bei f\u00fcnf Objekten; doch betrug auch hier der aus der Furfurolmenge berechnete Pentosangehalt weniger als 1 \u00b0/o der Trockensubstanz der Kerne. Was f\u00fcr Pentosane hier vorhanden waren, l\u00e4\u00dft sich nicht sicher sagen, doch ist darauf hinzuweisen, da\u00df an der Konstitution des in zwei Samenarten nachgewiesenen Vernins eine Pentose beteiligt zu sein scheint.\nEs ist bemerkenswert, da\u00df die in den Kernen von uns Vorgefundenen, teils zu den Disacchariden, teils zu den Polysacchariden geh\u00f6renden wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate ausschlie\u00dflich oder fast ausschlie\u00dflich von drei Glukosen, n\u00e4mlich d-Glukose, Fruktose und Galaktose sich ableiten; dabei ist auch noch darauf hinzuweisen, da\u00df die in der Einl\u00e9itung erw\u00e4hnten wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate, die man neben St\u00e4rkemehl in Cerealiensamen gefunden hat, bei der Hydrolyse entweder d-Glukose oder Fruktose liefern. Da nun nicht daran zu zweifeln ist, da\u00df diese wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate als Keservestofle dienen, und da\u00df sie vor ihrer Verwendung in den wachsenden Keimpfl\u00e4nzchen in die genannten Glukosen \u00fcbergehen, so darf man annehmen, da\u00df letztere f\u00fcr die Ern\u00e4hrung der Pfl\u00e4nzchen besonders geeignet sind.\nNeben den im vorigen genannten Stoffen finden sich in den Kernen in Wasser unl\u00f6sliche Kohlenhydrate vor; als solche sind St\u00e4rkemehl, Cellulose und Hemicellulosen zu nennen. In st\u00e4rkemehlfreien, fettarmen Kernen treten die Hemicellulosen in bedeutender Quantit\u00e4t auf; da\u00df sie hier als ReservestbfTe dienen, ist mit Sicherheit nachgewiesen worden. Aber auch Kerne,","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nE. Schulze und Ch. Godet,\nwelche viel St\u00e4rkemehl enthalten, schlie\u00dfen neben letzterem Hemicellulosen ein, und auch in sehr fettreichen Kernen fanden sich solche Stoffe vor, freilich nur in sehr geringer Quantit\u00e4t. Es scheint also, da\u00df die Hemicellulosen in den Kernen der Samen in allgemeiner Verbreitung auftreten. Bei der Hydrolyse lieferten viele Hemicellulosen Galaktose in bedeutender Quantit\u00e4t, andere dagegen Mannose; daneben entstand in vielen F\u00e4llen eine Pentose, und zwar war dies, so weit es festgestellt worden ist, Arabinose. Stets aber trat letztere in bezug auf die Quantit\u00e4t gegen\u00fcber den anderen Glukosen stark zur\u00fcck. So viel bekannt ist, liefern die in den Kernen enthaltenen Hemicellulosen bei der Hydrolyse stets ein Gemenge mehrerer Glukosen, niemals nur ein einziges Produkt solcher Art.\nDer in hei\u00dfen verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren unl\u00f6sliche Teil der Zellwandungen der Kerne enthielt nach den mit f\u00fcnf Objekten gemachten Versuchen stets echte, in d-Glukose \u00fcber-f\u00fchrbare Cellulose, deren Quantit\u00e4t jedoch nicht gro\u00df war. Neben d-Glukose lieferte diese Cellulose bei der Hydrolyse in einigen F\u00e4llen Mannose.\nAn der Zusammensetzung der Kerne nehmen nach unseren Beobachtungen Pentosanennr einen geringen Anteil; sie fehlen in der Regel fast ganz in den Wasserextrakten und beteiligen sich auch nur in geringem Ma\u00dfe an der Zusammensetzung der Hemicellulosen. Weitaus der gr\u00f6\u00dfte Teil der in den Kernen enthaltenen Kohlenhydrate leitet sich von Hexosen ab. Man wird daraus schlie\u00dfen d\u00fcrfen, da\u00df Hexosen f\u00fcr die Ern\u00e4hrung der Keimpflanzen weit gr\u00f6\u00dfere Bedeutung haben, als Pentosen.\nIm Gegensatz zu den Kernen sind die Samen- und Fruchtschalen nach unseren Beobachtungen sehr arm an wasserl\u00f6slichen Kohlenhydraten; auch St\u00e4rkemehl findet sich in ihnen gar nicht oder nur in sehr kleiner Menge vor.1) Zum gr\u00f6\u00dften Teil bestehen die Schalen aus stickstofffreien Stoffen, die in \u00c4ther, in Wasser und in Malzextrakt sich nicht l\u00f6sen. Unter diesen Stoffen finden sich Hemicellulosen in bedeutender Quantit\u00e4t vor. Letztere lieferten in den an zw\u00f6lf Objekten ausge-\n') In den Samen der K\u00fcrbissamen ist St\u00e4rkemehl in sehr kleiner Menge gefunden worden.","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Pdanzensamcn enthaltenen Kohlenhydrate. 351\nf\u00fchrten Versuchen bei der Hydrolyse Pentosen in bedeutender Menge, und zwar teils Arabinose, teils Xylose, daneben entstand in vielen F\u00e4llen Galaktose. Die beim Erhitzen der Schalen mit 3ft/oiger Schwefels\u00e4ure verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde schlossen \u00abHolzgummi* ein, welches durch kalte 5\u00b0>ige Natronlauge extrahiert werden konnte; es wurde nachgewiesen, da\u00df dieses Produkt bei der Hydrolyse Xylose gab. Die aus .jenen R\u00fcckst\u00e4nden nach dem Verfahren von F. Schulze dargestellte Cellulose schlo\u00df ebenfalls Xylan ein: sie lieferte ferner nach den mit sieben Pr\u00e4paraten ausgef\u00fchrten Versuchen bei der Hydrolyse d-Glukose; da\u00df daneben auch Galaktose oder Mannose entstand, konnte in keinem Falle nachgewiesen werden. Die Schalen enthielten Lignin in bedeutender Menge, daneben meist auch braun gef\u00e4rbte Substanzen unbekannter Art.\nPentosane nehmen nach unseren Beobachtungen an der Zusammensetzung der Schalen einen weit gr\u00f6\u00dferen Anteil als an derjenigen der Kerne.\t.\nBemerkenswert ist die Mannigfaltigkeit der in den Samen sich vorfindenden Kohlenhydrate. Sowohl in den von uns untersuchten Kernen, als in den Schalen waren stets Kohlenhydrate verschiedener Art neben einander enthalten. Man k\u00f6nnte denken, da\u00df Kerne, die sehr st\u00e4rkemehlreich sind oder eine sehr gro\u00dfe Quantit\u00e4t von Fett einschlie\u00dfen, in diesen Stoffen eine gen\u00fcgende Menge von stickstofffreiem Reserve-' material besitzen ; aber neben St\u00e4rkemehl und Fett fanden sich stets noch sowohl wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate wie Hemicellulosen vor, in manchen F\u00e4llen freilich nur in kleiner Quantit\u00e4t. Da\u00df aber auch in diesen F\u00e4llen die genannten Stoffe als Reservematerial dienen, kann kaum bezweifelt werden. Mail kann nicht das Gleiche f\u00fcr die in den Schalen enthaltenen Hemicellulosen behaupten. Letztere dienen neben .Cellulose. Lignin, Holzgummi usw. als Material zuin Aufbau der Schalen, sind aber, soviel man wei\u00df, nicht dazu bestimmt, an der Ern\u00e4hrung der aus den Samen entstehenden Pfl\u00e4nzchen sich zu beteiligen.\nDie genaue Bestimmung des St\u00e4rkemehlgehalts der Samen wird durch das Vorkommen von Hemicellulosen neben St\u00e4rkemehl erschwert.","page":351}],"identifier":"lit37765","issued":"1909","language":"de","pages":"279-351","startpages":"279","title":"Untersuchungen \u00fcber die in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:40:15.375688+00:00"}