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Über die Fermente des Nucleinstoffwechsels bei der Gicht

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{"created":"2022-01-31T15:42:46.130544+00:00","id":"lit37767","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Miller, J. R.","role":"author"},{"name":"Walter Jones","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 395-404","fulltext":[{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstofwechsels bei der Gicht.\nVon\nJ. R. Miller und Walter Jones.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium der John Hopkins-Universit\u00e4t.)\n(Der Redaktion zugegangen am 12. Juli lMO'J.)\nIn einer k\u00fcrzlich erschienenen Ver\u00f6ffentlichung gab 6 r\u00fcg sch1) eine \u00dcbersicht \u00fcber die Brugsch-Schittenhelm-sche Theorie der Gicht. Diese Theorie beruht' zum gro\u00dfen Teil auf klinischen Beobachtungen und wird in gewissem Grade durch Experimente mit normalen menschlichen Organen gest\u00fctzt; sie f\u00fchrt zu der Auffassung, da\u00df die Gicht die Folge einer St\u00f6rung der T\u00e4tigkeit der Fermente des Nucleinstoffwechsels sei, vor allem aber werde sie durch das Fehlen des uricolytischen Ferments; welches die Zerst\u00f6rung der Harns\u00e4ure zur Aufgabe habe, verursacht. Diese Idee wird kaum denjenigen neu erscheinen,, die sich mit der Entwicklung der intracellul\u00e4ren Enzyme besch\u00e4ftigt haben: aber w\u00e4hrend sie bisher allgemein nur als logische Notwendigkeit aufgefa\u00dft wurde, wird sie hier durch Experimente von nur angenommen direkter Beweiskraft.begr\u00fcndet. Wir waren schon lange der Ansicht, da\u00df nur Versuche mit den Organen Gichtkranker einen endg\u00fcltigen Beweis f\u00fcr die Behauptung B r\u00fcg sch liefern w\u00fcrden, und haben dauernd nach diesem Material ausgeschaut: vor 3 Monaten starb ein Patient im John Hopkins-Hospital infolge einer chronischen Nephritis und Gicht und die Organe wurden uns zur Untersuchung \u00fcberlassen. Unsere Bem\u00fchungen richteten sich nat\u00fcrlich auf die frage der Uricolase in der Leber; infolge ein\u00e8r Diskussion, die neulich \u00fcber dieses Ferment gef\u00fchrt wurde, haben wir. uns w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Versuches streng vor dem Ern-\n\u2019) Zeitschrift f. Path. u. Therap.. Bd. VI. S.. 278.","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nJ. R. Miller und Walter Jones,\ntritt von Faktoren geh\u00fctet, die zu falschen Schlu\u00dffolgerungen h\u00e4tten f\u00fchren k\u00f6nnen, entweder durch die Zerst\u00f6rung des Ferments oder der Harns\u00e4ure selbst.\nWir waren leicht in der Lage, uns zu \u00fcberzeugen, da\u00df. die Gichtleber kein Ferment enthielt, welches imstande war. Harns\u00e4ure zu zerst\u00f6ren ;1) denn wir fanden nicht nur die Harns\u00e4ure wieder, die wir dem w\u00e4sserigen Extrakt der Leber w\u00e4hrend einer l\u00e4nger dauernden Digestion bei K\u00f6rpertemperatur und Luftdurchleitung hinzugef\u00fcgt hatten, sondern es gelang uns auch, dieselbe selbst in den F\u00e4llen unter den Produkten der Autolyse der Leber zu isolieren, in denen wir nicht H<\u00e0i-s\u00e4ure hinzugef\u00fcgt hatten. Bei diesem letzten Ergebnis kommt der st\u00f6rende Einflu\u00df des Alkalis, in dem die Harns\u00e4ure sonst aufgel\u00f6st wird, garnicht in Frage. Diese Bedingungen sind wohl die geeignetsten f\u00fcr den Beweis des Fehlens des Ferments, wenn, wie z. B. hier, ein Gew'ebe nicht einmal imstande war, die aus seinem eigenen Nuclepproteid entstandene geringe Menge von Harns\u00e4ure zu zerst\u00f6ren : es kann auch dann nicht erwartet werden, da\u00df von au\u00dfen zugef\u00fcgte Substanz angegriffen wird.\nDie Ergebnisse der Arbeiten einer Anzahl von Forschern scheinen zu dem Schlu\u00df zu berechtigen, da\u00df die Uricolase normalerweise in der Leber vorhanden sei: wenn wir nun in unserem Falle 2u einem negativen Ergebnis bei der Gichtleber gekommen sind, so wird dieser Nachweis eine St\u00fctze f\u00fcr die Hauptforderung der Brugsch-Schittenhelmsehen Hypothese. Ungl\u00fccklicherweise kommt aber Wieehowski2) in seiner Arbeit in \u00fcberzeugender Weise zu dem Schlu\u00df, da\u00df w\u00e4sserige Extrakte normaler menschlicher Organe keine zerst\u00f6rende Wirkung auf Harns\u00e4ure aus\u00fcben; diese wird bei der Digestion des w\u00e4sserigen Extraktes der menschlichen Leber selbst unter den g\u00fcnstigsten Bedingungen f\u00fcr die T\u00e4tigkeit der Uricolase quantitativ wiedergefunden; dieser Autor wandte bei seiner Arbeit das Gewebe kurz nach dem Tode noch warm an: er konnte aber keinen\n*) Wieehowski. Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. IX. S. 295. Bd. XI.\nS. 10t*.\n*) Schmiedebergs Archiv. Bd. LX, S. 197.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechsels bei der Gicht. 397\nUnterschied entdecken zwischen einem frischen und einem gekochten Extrakt des Organs in seiner Wirkung auf die Harns\u00e4ure. Wiechowski konstatiert also, da\u00df seine Ergebnisse im Gegensatz zu den Resultaten der wenigen Autoren stehen, die sich in dieser Frage ge\u00e4u\u00dfert haben. So fanden Pfeifer1 *) und Croftan-) die Uricolase in menschlichen Organen. Schittenhelm und Schmid,3) die nur Teile der kleinen Organe \\on Kindern untersuchten, fanden . nichtsdestoweniger, da\u00df hinzugesetzte Harns\u00e4ure verschwind\u00e8t\u2019.auch ohne Luft-durchleitung, vorausgesetzt, da\u00df das Gef\u00e4\u00df, in dem die Digestion vor sich geht, h\u00e4ufig gesch\u00fcttelt wird. Auf Grund des Erscheinens der Wiechowskischen Arbeit besch\u00e4ftigten wir uns mit der Frage, ob Uricolase in normalen menschlichen Organextrakten vorhanden sei: zu dem Zwecke benutzten wir Lebern von Aneurysmakranken; die Experimente wurden unter verschiedenen Bedingungen gemacht : in einigen F\u00e4llen wurde Harns\u00e4ure hinzugef\u00fcgt, in anderen wurden die Produkte der Autodigestion allein untersucht; in fast allen Versuchen wurde Luft durchgeleitet, aber gelegentlich wurde auch das Gef\u00e4\u00df ohne Luftdurchleitung gesch\u00fcttelt: unsere Resultate waren gleichartig; Harns\u00e4ure wurde immer gefunden und hinzugef\u00fcgte Harns\u00e4ure konnte fast oder ganz quantitativ wieder aufgefunden werden. Wir k\u00f6nnen also ohne Zaudern Wiechowskis Schlu\u00dffolgerungen unterschreiben: \u00abda\u00df unter den Umst\u00e4nden, unter denen potente tierische Organe Harns\u00e4ure restlos zersetzen, von einer analogen F\u00e4higkeit menschlicher Leber nicht die Rede sein kann.\u00bb Ferner m\u00fcssen wir noch hinzuf\u00fcgen, da\u00df ein Unterschied zwischen der Leber von Gicht und Aneurysma in bezug auf Uricolase nicht besteht.\nWir m\u00fcssen aber noch notwendigerweise die Brugsch-Schittenhelmsche Hypothese aus einem anderen Grunde in Erage stellen, n\u00e4mlich mit R\u00fccksicht auf die anderen Fermente des NucleinstofTwechsels neben der Uricolase ;. aber vor einer Besprechung des Gichtfalles wird wohl hier ein\n\u2018) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VII. S. 463.\n*) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXXI, S. 377.\n3) Zeitschrift f. Path. u. Ther., Bd. IV, S 421.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nJ. H. Miller urul Walter Jones.\nWort \u00fcber die normalen Verh\u00e4ltnisse am Platze sein. Eine Untersuchung \u00fcber die Nucleinfermente der Organe von Kindern ist von Schittenhelm und Schmid gemacht worden und ihre Ideen werden wohl rn den folgenden unzusammenh\u00e4ngenden, ihren Schlu\u00dffolgerungen entnommenen S\u00e4tzen ausgedr\u00fcckt: \u00abWir k\u00f6nnen ohne weiteres annehmen, da\u00df diese Nuclease s\u00e4mtlichen Organen in gleicher Weise zukommt das desamidierende Ferment, welches genau ebenso verbreitet ist. wie die Nuclease . . . auch dieses Ferment (Xanthinoxydase) scheint sich nahezu \u00fcberall zu finden, wo Zellkerne sind.> Es wird uns etwas schwierig, den letzten Ver\u00f6ffentlichungen Schittenhelms \u00fcber dieses Thema zu folgen, da wir so ganz von ihm abweichende Auffassungen \u00fcber die Fermente selbst haben, da\u00df die Niederschrift des einen dem anderen mehr oder weniger unverst\u00e4ndlich erscheint; nach unserer Auffassung (und diese mag vielleicht nicht richtig sein) glaubt Schittenhelm, da\u00df vier und wom\u00f6glich alft f\u00fcnf Nucleinfermente in allen S\u00e4ugetierorganen vorhanden sind ohne R\u00fccksicht auf Spezies und Alter. Bei Besprechung der Fermente des Muskels gebraucht er den Ausdruck \u00abwie es bei der Leber der Fall ist > und bei der Auseinandersetzung \u00fcber menschliche Organe findet er in der Tat alle diese Fermente in allen Organen. Vom menschlichen Muskel schreibt er: \u00abAus diesen Untersuchungen folgt klar, da\u00df menschlicher Muskel dieselben Fermente besitzt wie der Muskel der S\u00e4uger, also Nuclease, Amidas\u00e9, Xanthinoxydase und Uricolase.\u00bb Schittenhelm hat sich dauernd geweigert, irgend einen Unterschied - in den bez\u00fcglichen Mengen dieser Fermente zuzugeben (d. h. Schnelligkeit oder Vollst\u00e4ndigkeit ihrer Aktion) zum Beweis f\u00fcr ihre Verschiedenheit; wir sind infolgedessen in Verlegenheit zu wissen, ob er glaubt, da\u00df f\u00fcnf verschiedene Fermente vorliegen oder nur ein Ferment mit f\u00fcnf verschiedenen Eigenschaften vorhanden ist. Wenn das letztere der Fall ist, dann braucht er nur die Ausdr\u00fccke \u00abNuclease\u00bb, \u00abAmidase\u00bb und \u00abXanthooxydase\u00bb aufzugeben und einen Namen f\u00fcr alle drei zu w\u00e4hlen ; sonst m\u00fc\u00dfte man denken, da\u00df er eine Ausnahme f\u00fcr die Identit\u00e4t von Guanase\u00bb und \u00abAde-nase\u00bb macht, w\u00e4hrend er auf denselben Beweisen sich st\u00fctzend","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des NueleinstolTwechsels bei der Gicht. H99\neinen Unterschied zwischen \u00abNuclease\u00bb und \u00abXanthooxydase* zul\u00e4\u00dft. In dem Bestreben, auf alle F\u00e4lle zu beweisen, da\u00df Guanase und Adenase dasselbe Ferment seien, hat sich Schittenhelm die M\u00fche gemacht, einen bedeutenden Teil unserer Arbeit zu wiederholen, veranla\u00dft nach seinem Gest\u00e4ndnis durch Gr\u00fcnde rein physiologischer Natur; seine Resultate sind nicht immer von unseren eigenen sehr verschieden; in der Tat wir k\u00f6nnen manche von ihnen mit einem bi\u00dfchen Zustutzen amiehmen ; \u2014 aber er bringt es immer fertig, einen Schlu\u00df zu ziehen, der dem unseren entgegengesetzt ist. Im Interesse der K\u00fcrze und der Zeitersparnis w\u00fcrde es f\u00fcr Schittenhelm sehr angebracht sein, uns immer und in allen Dingen zu widersprechen, die wir jemals in der Zukunft ver\u00f6ffentlichen werden.\nEs ist unsere Meinung, da\u00df f\u00fcnf verschiedene Fermente in dem Nueleinstoffwechsel eine Rolle spielen: n\u00e4mlich Nuclease, Adenase, Guanase, Xanthooxydase und UriColase. Unser Glaube an die voneinander unabh\u00e4ngige Existenz dieser f\u00fcnf Fermente, die h\u00e4ufig von einem von uns festgestellt ist, beruht in dem Nachweis ihres verschieden starken Vorhandenseins bei verschiedenen Organen, Spezies und Alter, zwar nicht notwendigerweise auf der vollst\u00e4ndigen Abwesenheit des einen v\u00f6n ihnen an einem Ort, obwohl wir bisher nicht imstande waren, auch nur eine Spur von Guanase in der Leber oder Milz des Schweines zu entdecken : von dem letzteren Organ war allerdings Schittenhelm einst so g\u00fctig einzugestehen : \u00abgeht aber offenbar die Umwandlung des Adenins in Hypoxanthin bei\nund vollst\u00e4ndiger vor sich wie diejenige des Guanins in Xanthin.\u00bb1)\n\\) Diese Zeitschrift, Bd. XLVI. S. 3\u00df5.\nVor kurzem fanden wir in unserem Thermostaten ein Gef\u00e4\u00df mit Schweinemilzextrakt vor, dessen Aufschrift lautete : \u00ab11 Januar 1903\u00bb. Wir hatten keine Schwierigkeit, aus diesem Material die \u00fcbliche Menge von Guanin zu isolieren. Wenn das Extrakt eine Spur von Guanase enthielte, so h\u00e4tte man wohl erwarten k\u00f6nnen, da\u00df das Guanin in 6 Jahren verschwundenw\u00e4re. Trotz der Abwesenheit von Guanin im Urin vom Schwein und der anatomischen Beziehung der Leber und Milz ist doch die geringste Menge von Guanin in einem Extrakt von Schweinemilz ebenso","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\tJ. R. Miiler und Walter Jones.\nWir haben in letzter Zeit eine mehr oder weniger vollst\u00e4ndige Untersuchung menschlicher Organe von drei verschiedenen F\u00e4llen vorgenommen; einer war von einem Typhuskranken, 0 ein zvyeiter von einer chronischen sclerotischen Endocarditis und ein dritter von einem Aneuryma. Es wurden die Leber, die Milz, die Nieren, Pankreas und die Lunge untersucht. Das gleichm\u00e4\u00dfige Ergebnis f\u00fchrt ganz klar zu folgenden Schlu\u00dffolgerungen :\n1. In menschlichen Organextrakten fehlt deutlich die Ade-nase ganz analog zu dem Fehlen der Guanase in den Organen des Schweines; es ist wohl wahr, da\u00df eine Spur von Hypoxanthin, wie wir glauben, in gewissen Experimenten mit menschlichen Organen gefunden werden kann, aber diese Menge ist so gering, da\u00df die Identit\u00e4t nur durch Sammeln mehrerer Hypoxanthinfraktionen von verschiedenen Experimenten nachgewiesen werden konnte. \u00dcbrigens wird diese Spur von Hypoxanthin ebenso wohl bei der Autolyse gefunden, als nach dem Hinzuf\u00fcgen von Adenin und wird nicht gr\u00f6\u00dfer nach einer Digestion von 25 Tagen als nach 2 Tagen, w\u00e4hrend das hinzugef\u00fcgte Adenin sich nicht mit der Zeit vermindert. Der Grund, warum wir nie vorher diese Spur von Hypoxanthin angetrolfen haben, ist der, weil wir niemals zuvor (mit einer Ausnahme)2) eine Dr\u00fcse untersucht haben, die frei ist von Adenase und Xantho-oxvdase, eine notwendige Bedingung f\u00fcr das Erscheinen von pr\u00e4formiertem Hypoxanthin. Die Frage \u00fcber das Vorkommen von Hypoxanthin in verschiedenen Geweben hat keine offenbare Beziehung zu den Fermenten des Nucleinstoffwechsels und wird daher ausf\u00fchrlich in einem Artikel \u00abPr\u00e4formiertes Hypoxanthin* * \u2022*) von V. N. Leonard3) behandelt werden.\nvor Zerfall gesch\u00fctzt wie in einem Pr\u00e4paratenglas. (Schittenhelm und Schmid, Zeitschrift f. Path. u. Therap., Bd. IV, Mendel and Mitchel, Americ. Journ. of Physiol., Bd. XXII, S. 97.)\n*) Winternitz und Jones, Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 180.\n*) Diese Bedingungen sind bei der Hundeleber erf\u00fcllt; wir k\u00f6nnen uns aber nicht erinnern, ob wir eine Spur von Hypoxanthin gefunden haben.\n\u2022*) In den folgenden Nummern des Journal of Biological Chemistry, ebenda Schlu\u00dffolgerungen zu dem Artikel von Straughn und Jones.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Cher die Fermente des Nucleinstof\u00efweehsejs bei der Gicht 401\nEs ist uns mit Erfolg gelungen, hinzugef\u00fcgtes \u00c0denin aus den Extrakten menschlicher Gewebe wiederzugewinnen, und zwar in fast quantitativen Mengen, wie man es unter solchen Versuchsbedingungen erwarten kann.\n2.\tDer haupts\u00e4chliche, vielleicht der einzige Ort f\u00fcr die Bildung von Harns\u00e4ure (aus Guanin) ist die Leber Dieses Organ ist reichlich versehen mit beidem : Guanase und Xantho-oxydase, so da\u00df verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Mengen von zugef\u00fcgtem Guanin vollst\u00e4ndig und schnell in Harns\u00e4ure oder eine Mischung von Harns\u00e4ure und Xanthin umgewandelt werden. Xanthooxv-dase scheint nur in dieser Dr\u00fcse vorzukommeh ; sonst k\u00f6nnte man nicht verstehen, wie auch nur eine Spur von vorgebildetem Hypoxanthin in den anderen Geweben gefunden werden konnte, da doch diese Substanz bei Gegenwart von Xanthooxydase mit der gr\u00f6\u00dften Leichtigkeit zu Xanthin oxydiert wird. Die \u00fcbrigen Dr\u00fcsen haben keine Tendenz, auch nur den Teil des Xanthins, der vom Guanin stammt, zu Harns\u00e4ure zu oxydieren.\nDiese teilweise Oxydation von Xanthin geht immer bei Gegenwart von Xanthooxydase selbst vor sich, wenn nicht Luft durchgeleitet wird. Wir unterlie\u00dfen die Durchleitung von Luft in der Erwartung, beides sowohl Harns\u00e4ure wie Xanthin zu finden in \u00dcbereinstimmung mit den Angaben der anderen\u2019 Autoren : nimmt man nun die Leber als Vergleichsobjekt, dann enthalten die anderen Gewebe keine Xanthooxydase.\n3.\tDie Milz, die beim Ochsen diese Fermente reichlich enth\u00e4lt, hat beim Menschen weder Guanase noch Adenase.\n4.\tGuanase ist im \u00dcberflu\u00df in der Leber, wie festgestellt\nwurde, und kann auch in der Niere und Lunge vorgefunden werden.\t'\nDiese Verteilung der Nucleinfermente in den menschlichen Organen gibt ein charakteristisches und pr\u00e4gnantes Bild, dem sich der Gichtfall sehr wohl anpa\u00dft: man kann bei\u2019ihm konstatieren, da\u00df die Verteilung der Nucleinfermente mit derjenigen der drei \u00fcbrigen \u00fcbereinstimmt. Adenase fehlt in allen Organen; die Milz hat keine von beiden Amidasen; Xanthooxydase ist im \u00dcberflu\u00df in der Leber vorhanden, aber nur diesem einen Organ Vorbehalten; Guanase findet sich in der-Leber. Niere*","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nJ. R. Miller und Walter Jones,\nund Lunge: die konstatierte Spur von Hypoxanthin kann man in verschiedenen Organen vorfinden; es ist sehr zweifelhaft, ob \u00fcberhaupt die Gicht, wie bis jetzt angenommen wurde, in direkter Beziehung zum Nucleinstoffweehsel steht.\nEs ist von uns und von Mendel und Mitchell1) gezeigt worden, da\u00df beim Tier w\u00e4hrend der embryonalen Entwicklung eine fortdauernde Bildung der Fermente statt findet; es ist uns gelungen, dasselbe f\u00fcr den menschlichen K\u00f6rper zu beweisen;2) die Leber des Erwachsenen wandelt Guanin schnell und vollst\u00e4ndig um, aber es gelang uns, aus einem w\u00e4sserigen Extrakt der Leber eines 5 Monate alten Foetus das Guanin nach einer Digestion unver\u00e4ndert zur\u00fcckzugewinnen. Dieses vielleicht st\u00e4rkste Nucleinferment des erwachsenen K\u00f6rpers kann nicht im Embryo gefunden werden.\nEin Teil der experimentellen Daten, \u00e4uf denen die Arbeit beruht, wird im folgenden gegeben: die Methoden sind so bekannt und so oft wiederholt, da\u00df sie nicht erst angef\u00fchrt wurden.\n1.\tFoetus 5 Monate alt: wisseriges Leberextrakt (1 : 4) 60 ccm, Guaninsulfat 150 mg, entsprechend Guanin 105 mg: digeriert bei 40\u00b0 4 Tage.\nGefunden: 84mg Guanin oder 80\u00b0/o, kein Xanthin.\n2.\tFall von Aneurysma: w\u00e4sseriges Leberextrakt (1 : 4) 500 ccm, Harns\u00e4ure 400 mg: digeriert bei 40\u00b0 3 Tage, Luft wurde in Zwischenr\u00e4umen 12 Stunden durchgeleilet.\nGefunden: 420 mg Harns\u00e4ure.\n3.\tDerselbe Fall : w\u00e4sseriges Leberextrakt 1000 ccm, ohne Zusatz von Harns\u00e4ure: digeriert 3 Tage bei 40\u00b0, Luftdurch-leitung in Zwischenr\u00e4umen w\u00e4hrend 11 Stunden.\nGefunden: 105 mg Harns\u00e4ure.\n4.\tFall von chronischer Nephritis und Gicht: Leberextrakt 350 ccm, Harns\u00e4ure 300 mg; digeriert 3 Tage bei 40\u00b0, Luft-durchleitung in Zwischenr\u00e4umen w\u00e4hrend 9 Stunden.\nGefunden: 320 mg Harns\u00e4ure.\n*) loc. cit.\n*)' Winternitz und Jones, loc. cit.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcblir die Fermente des Nucleinstoflwechsels bei der Gicht. 403\n5.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Milzextrakt 200 eem, Adeninsulfat 200 mg, entsprechend Adenin 133 mg: digeriert bei 40tt 25 Tage.\nGefunden: 340 mg Adeninpikrat, entsprechend 122 mg Adenin: wiedergewonnen 92%. .>\n6.\tDerselbe Fall; w\u00e4sseriges Milzextrakt 200 ccm, Guaninsulfat 200 mg, entsprechend Guanin 140 mg: digeriert 4 Tage.\nGefunden 123 mg Guanin, Ausbeute 88%: kejn Xanthin.\n7.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Pankreasextrakt 250 ccm; Adeninsulfat 250 mg, entsprechend 107 mg Adenin: digeriert 4 Tage bei 40\u00b0.\nGefunden: 398 mg Adeninpikrat, entsprechend 139 mg Adenin.\nAusbeute 83\u00b0/o.\n8.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Leberextrakt 500 ccm, Adeninsulfat 300 mg, entsprechend 200 mg Adenin: digeriert 25 Tage. Gefunden: 530 mg Adeninpikrat, entsprechend 185 mg Adenin.\nAusbeute 93\u00b0/o. Harns\u00e4ure 42 mg; Xanthin eine Spur.\n9.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Leberextrakt 500 ccm, Guanin-sultat 350 mg, entsprechend 245 mg Guanin ; digeriert 2 Tage. Gefunden: Harns\u00e4ure 160 mg, Xanthin 105 mg, kein Guanin.\n10.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Nierenextrakt 250 ccm, Adeninsulfat 200 mg, entsprechend 133 mg Adenin: 5 Tage digeriert.\nGefunden: 301 mg Adeninpikrat, entsprechend 105 mg Adenin.\nAusbeute 80%.\n11.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Extrakt der Niere 250 ccm,\nGuaninsulfat 200 mg, entsprechend Guanin 140 mg? digeriert 8 Tage.\t:\nGefunden: Xanthin 114 mg, entsprechend 82\u00b0/o Guanin: Guanin nicht mehr vorhanden.\n12.\tEndocarditis: w\u00e4sseriges Nierenextrakt 250ccm, Adeninsulfat 200 mg, entsprechend 103 mg Adenin; digeriert 25 Tage. Gefunden: 307 mg Adeninpikrat, entsprechend 137 mg Adenin.\nAusbeute 81 %.\n13.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Nierenextrakt 250 ccm, Guaninsulfat 200 mg, entsprechend 140 mg Guanin; digeriert 10 Tage.","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404 J. R. Miller u. W. Jones, \u00dcber Fermente des NucleinstofTwechsels.\nGefunden : 118 mg Xanthin oder 84\u00b0/o Guanin; kein Guanin mehr.\n14.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Extrakt der Lunge 300 ccm, Adenirisulfat 300 mg. entsprechend 200 mg Adenin, digeriert 3 Tage.\nGefunden : Adeninpikrat 492 mg, entsprechend 172 mg Adenin.\nAusbeute 86 \u00b0/'o.\n15.\tDerselbe Fall : w\u00e4sseriges Extrakt der Lunge 300 ccm, Guaninsulfat 300 mg, entsprechend 210 mg Guanin; digeriert 2 Tage.\nGefunden: 175 mg Xanthin oder 83\u00b0/o Guanin: kein Guanin.\n16.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Milzextrakt 200 ccm, Adenin-sulfat 200 mg, entsprechend 133 mg Adenin; digeriert 5 Tage. Gefunden: 349 mg Adeninpikrat, entsprechend 122 mg Adenin.\nAusbeute 92\u00b0/o.\n17.\tDerselbe Fall: w\u00e4sseriges Nierenextrakt 250 ccm, Adeninsulfat 200 mg, Adenin 133 mg: digeriert 20 Tage. Gefunden: 291 mg Adeninpikrat, entsprechend 102 mg Adenin.\nAusbeute 76\u00b0 o.","page":404}],"identifier":"lit37767","issued":"1909","language":"de","pages":"395-404","startpages":"395","title":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechsels bei der Gicht","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:42:46.130550+00:00"}

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