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{"created":"2022-01-31T14:34:57.695697+00:00","id":"lit37771","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Alfred Schittenhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 61: 421-425","fulltext":[{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis peptolytischer Fermente.\nVon\nEmil Abderhalden und Alfred Sehittenlielm.\n(Aus dem physiologischen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule. Berlin und dem Laboratorium der medizinischen Klinik, Erlangen.)\n(Der Redaktion zugegangen am 1. August 1909).\nDie Untersuchung auf proteolytische und peptolytische Fermente hat in neuester Zeit von mancherlei Fragestellungen aus lebhaftes Interesse erweckt. Es sind eine ganze. Anzahl mehr oder weniger einfacher und auch mehr oder weniger eindeutiger Methoden zum Nachweis proteolytischer Fermente ausgearbeitet worden. Keine einzige dieser Methoden vermag den Nachweis von Fermenten der Gruppe des Trypsins und des Erepsins in qualitativer und quantitativer Hinsicht mit solcher Sch\u00e4rfe und Exaktheit zu f\u00fchren, wie das durch die Verwendung optisch-aktiver Polypeptide resp. racemischer asymmetrisch spaltbarer Polypeptide der Fall ist. Die Verfolgung der \u00c4nderung des Drehungsverm\u00f6gens eines bestimmten Polypeptids unter dem Einflu\u00df einer Fermentl\u00f6sung gibt uns einen exakten Einblick in das Vorhandensein und die Wirkungsweise bestimmter Fermente. Diese Methode, die wir als die beste bezeichnen m\u00f6chten, d\u00fcrfte wohl kaum eine allgemeinere Verwendung finden, weil einmal die Beschaffung der Polypeptide nicht ganz leicht ist und ferner ein guter Polarisationsapparat zur Ausf\u00fchrung der Versuche notwendig ist. Auch ohne Polarisation l\u00e4\u00dft sich mit bestimmten Polypeptiden eine klare Entscheidung \u00fcber das Vorhandensein der Gruppe der peptolytischen Fermente herbeif\u00fchren. Einmal k\u00f6nnte man ein Polypeptid w\u00e4hlen, das Biuretreaktion gibt, w\u00e4hrend die Spaltprodukte keine solche mehr zeigen. Oder aber man w\u00e4hlt ein Polypeptid, das Tryptophan enth\u00e4lt und pr\u00fcft mit Bromwasser die Verdauungsfl\u00fcssigkeit auf freies Tryptophan.\nHoppe-Seyler\u20196 Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI.\t28","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422 Emil Abderhalden und Alfred Schittenhelm,\nDiese beiden Methoden sind nicht ganz einwandfrei, weil die zugesetzte Fermentl\u00f6sung Proteine enthalten kann, die ebenfalls Biuretreaktion geben und aus denen auch Tryptophan frei werden kann. Ganz einwandfrei wird der Nachweis peptoly-tischer Fermente, wenn Polypeptide angewandt werden, die eine schwer l\u00f6sliche Aminos\u00e4ure, z. B. Tyrosin, Leucin, Cystin, in gr\u00f6\u00dferer Menge enthalten und die selbst leicht l\u00f6slich in Wasser sind. Die eingetretene Spaltung gibt sich dann an der ausfallenden Aminos\u00e4ure kund. Glycyl-l-tyrosin hat sich z. B. f\u00fcr derartige Versuche sehr gut bew\u00e4hrt. Oft sieht man in positiven F\u00e4llen schon nach wenigen Stunden ein Aus-krvstallisieren des Tyrosins.\nWir haben nun anstelle des nicht so leicht darstellbaren Glycyl-l-tyrosins ein Pepton aus Seide gewonnen, das in Wasser spielend l\u00f6slich ist und sehr viel Tyrosin enth\u00e4lt. Es wird durch partielle Hydrolyse aus Seide dargestellt und wird von der Chemischen Fabrik Hoflmann-La Roche & Cie. in Basel-Grenzach als \u00abPepton Roche* in den Handel gebracht. Das \u00abreine* Pepton stellt ein schneewei\u00dfes, sich in Wasser farblos l\u00f6sendes Pulver dar. Es ist in diesem Zustande wenig hygroskopisch. F\u00fcr die meisten Versuche gen\u00fcgt ein weniger gut gereinigtes Produkt. Die Ausf\u00fchrung der Versuche ist sehr einfach. Das Pepton wird in 10\u201450\u00b0/oiger L\u00f6sung angewandt. Die L\u00f6sung wird auf ihre Reaktion gepr\u00fcft. Ist sie schwach sauer, so wird soviel Natriumbicarbonat zugegeben, bis die L\u00f6sung ganz schwach alkalisch reagiert. Die L\u00f6sung mu\u00df ganz klar sein. Sollte das nicht der Fall sein, so wird filtriert. Nun setzt man die zu pr\u00fcfende Fermenti\u00f6sung zu, gie\u00dft etwas Toluol hinzu und bringt die Probe in den Brutschrank. Von Zeit zu Zeit wird beobachtet. Sind peptoly-tische Fermente vorhanden, so beobachtet man nach kurzer Zeit Ausscheidung von Tyrosin. Sie kann durch Abk\u00fchlen der L\u00f6sung vervollst\u00e4ndigt werden.1)\nO Scidenpepton ist schon fr\u00fcher (vgl. z. B. Peter B er gell und Albert Sch\u00fctze: Zur Frage der Antipankreatinbildung. Zeitschrift f\u00fcr Hygiene. Bd. 50, S. 305. 1905) zum Nachweis von proteolytischen Fermenten angewandt worden.","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis peptolytischer Fermente.\t423\nTabelle 1. Probefr\u00fchst\u00fcck. ...\nName \u25a0\tHCl\tGesamt- acidit\u00e4t\tFibrin\tMett\tPept\u00f6i Reaktion\ti Ausfall\n1. Sch.\t1 schwach -f-\t34\t4-\t. =. \u25a0 ! + : 1\tichwachsaicr\t\n2. W.\t! +\t56\t+\t!' +\u25a0 \u25a0\ti \u00ab'\t. \u00ab\t\u2014 ,\n3. K.\t! +\t66\t+\t!\t4-\tk \u2022 ' \u2022 . ! ... * \u20ac\t\u2014 '\n4. St.\t! \u2014\t10\t+\ti + '\t! alkalisch\t\u2014 \u2022'\n5. M.\t; +\t58\t+\t! +\tI neutral\t1 -\nTabelle 2.\nName u. Alter\tDiagnose\tProbe frnhst\u00fcc k upi iGesamt-n *\u2022 acidit\u00e4t.\t\tMett J\t\u00d6lfr\u00fchit\u00f6ek Fibrin jC\u00e4sein\t\tPepton.\n1. G. B. 54 J.\tGastrit. chronica..\tneg.\t40\t4k.\t-* l' +\t'\u2022 . j\t4- . 4\n2. H. K 24 \u00bb\tObstipatio\t\tpos.\t68\t\u2022 +\t+ \".\t.+ i\t\n3. J. N. 48 *\tEnteritis chron\t\tpos.\t\u2014 \u25a0\t+V\t+\t+ !\t4-\n4. G. St. 47 \u00bb\tCarcinoma ventric.\tneg.\t\u2014\t\u2022 .\t\u2014\tI\t4-\n5. M. K. 26 \u00bb !\tEnteroptose, Cholelithiasis \t\tpos.\t66\t' +V.\t+\t1\t4-\n6. J. Sch. 17 \u00bb i\tDyspepsia anacida\tneg.\t30\t+\t+\t+\t4-\n7. M. H. 31 \u00bb\tDyspepsia nervosa\tneg.\t37\t+\t+\t+\t4-\n8. Fr. B. 25 \u00bb\tOzaena .... ~\t\t\u2014\t\u2014\t4-\t4-\t; +\t-h\n9. G. H. 33 \u00bb\ti Obstipatio.... \u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2022 + /\t+'\t, 4-\t4-\n10. J. M. 25 \u00bb\tNeurasthenie\t\tpos.\t58\t\u25a0\u25a0\u25a0\u2014 - -\t\u2014\t\u25a0 \u2014\t\u2014 '\n11. M. D. 71 \u00bb\tObstipatio chron. .\tpos.\t82\t4-\t.+\t4-\t\n12. B. D. 26 >\tNeurasthenie\t\t\u2014\t\u2014\tfini \u00abaal\u00ab +\tgm Mli + \u2022\t4-\t- 4-\n13. M. B. 36 \u00bb\tNeurasthenie\t\t\u2014\t\u2014\t+\t+\t4-\t4- '\nli. L. D. 25 \u00bb\t; Spitzenaffektion ...\tpos.\t\u2014\t4\"\t+\t\u2022' 4-\t4-\n15. A. G. 42 \u00bb\tObstipation\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\u2022 \u2014\t\u2014\u25a0\n16. F. K. 33 \u00bb\tDyspeps, nervosa .\tpos.\t64\t4 .\t\u25a0>\t' 4-\t4-\n17. J. H. 54 >\tIcterus catarrhal. .\tpos.\t66\t\u2014 :\t\u2014\t+\t4-\n18. A. Sch. 38 \u00bb\tHyperacidit\u00e4t ; Obitip.\tpos.\t85\t>\u25a0*\t\u00abMl t\u00abDi\u00ab +\t. +\u25a0\t4-\n19. A. K. 27 \u00bb\tAnacidit\u00e4t\t\tneg.\t19\t\t\t\t>\n20. L. Sch. 23 \u00bb\tHyperacidit\u00e4!\t\tpos.\t100\t\u2014\t\u2014 :\t\u2014\t\u25a0 :i-' v\n21. J. M. 57 \u00bb\tIcterus; Cholelith. .\t\t\u2014\t\u2014\u2022\t4-\t' 4-\t-K*\n22. F. S. 55 \u00bb\tIcterus grav.Carcin. ; hepatis .. ......\t-\t\t\t\t. \u2022\t\t4-\t\u2022 4-\n23. J. H. 61 \u00bb\tCarcin. ventric....\tneg.\t\u2014\t\u2014\tickwia +\ticktick -f\tKkitik +\n24. Chr. Str. 38 J.\tDiabetes\t\t\u2014\t\u2014\t\t' \u25a0 \u2014\t\u2019 4-\t4-\n25. E. Gs. 64 \u00bb\t1 Cholelithiasis .... *\t\t\t.. \u2014\t\u2014\t\u00abIII \u00abMl\u00ab +\t\u2014\n*) Autopsie: eitrige Cholecystitis; kleine Abszesse im Pancreas.\n28*","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nEmil Abderhalden und Alfred Schittenhelm,\nTabelle 3.\nFaeces.\n\tName\tDiagnose\tMett\t! Fibrin\tCasein j\tPepton\n1.\tD.\tnormal\t_\t\t\t\n2.\tHers.\t\u00bb \u25a0\t\u25a0\t' i\t\t\t+\t+\n3.\tH.\t\u00bb\t\t+\t+\t+\n4.\tE.\t*\ti \u2014\t+\t+\t+\n5.\tB.\t\t! \u2014 1\t\u2014\t+\t+\n6.\tSt.\t\t\u2014\t~h\t-f\t+\n7.\tW.\t\t\u2014\tschwach +\tschwach -\\-\t+\n8.\tH.\t\t\u2014\t\u2014\t8chwach -f-\t-L 1\n8.\tV.\t\t\u2014\t\u2014\t+\t+\n10.\tS.\t*\t\u2014\t\u2014\t+\t+\n11.\tH.\t\u00bb\t'\u2014\t\u2014\t+\t+\n12.\tS.\tacholisch\t\t\u2014\t+\t\n18.\tHs.\tleicht diarrhoisch\t\t\t\t\n14\tSt.\tDiabetes\t\u2014\t\u2014\t+\t+\n15.\tH.\tacholisch\t\u2014\t\u2014\t1 \u25a0+\t+\nWerden die zu vergleichenden Versuche unter gleichen Bedingungen durchgef\u00fchrt, so k\u00f6nnte man durch Abfiltrieren und W\u00e4gen des ausgeschiedenen Tyrosins die Fermentspaltung auch quantitativ verfolgen. Der gro\u00dfe Vorteil dieser Methode ist, da\u00df sie au\u00dferordentlich einfach ist und vor allen Dingen keine weiteren Manipulationen, wie Einengen, Kochen usw., mit der Verdauungsfl\u00fcssigkeit notwendig sind. Selbstverst\u00e4ndlich kann das Pepton auch zu optischen Untersuchungen Verwendung finden.\nWir verf\u00fcgen \u00fcber sehr viele Versuche, welche alle die Brauchbarkeit der Methode beweisen. Verschiedene Pre\u00dfs\u00e4fte aus Organen \u2014 Leber, Niere, Muskeln \u2014 spalteten Tyrosin ab, auch das Plasma von Kaninchenblut wirkt hydrolysierend. Normaler Magensaft spaltet kein Tyrosin ab. Wir haben nun weiterhin das Seidenpepton als Reagens auf peptolytische Fermente in den folgenden F\u00e4llen gepr\u00fcft. Einmal untersuchten wir den Mageninhalt nach einem gew\u00f6hnlichen Probefr\u00fchst\u00fcck (Tabelle 1) und ferner nach Oeleingabe (Tabelle 2). Bei der letzteren Untersuchung wurden gleichzeitig nach Mett, Gro\u00df-Fuld (Casein) und mit Hilfe einer Fibrinflocke ver-","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis peptolytischer Fermente.\t425\ngleichende Versuche angestellt. Endlich haben wir auch in den Faeces nach peptolytischen Fermenten.gesucht (Tabelle 3).\nWir zweifeln nicht daran, da\u00df das Seidenpepton seiner Zuverl\u00e4ssigkeit und einfachen Anwendungsart wegen zu Pr\u00fcfungen auf die An-oder Abwesenheit von peptolytischen Fermenten vielfach Anwendung finden wird. Es wird leicht m\u00f6glich sein, ein Pepton zu gewinnen, das bei gleicher Darstellungsart eine in engen Grenzen konstante Zusammensetzung aufweist. Sie l\u00e4\u00dft sich durch die Bestimmung des Tyrosin-und Glykokollgehaltes leicht kontrollieren und vor allen Dingen wird die Feststellung des Drehungsverm\u00f6gens einen Anhaltspunkt geben. Selbstverst\u00e4ndlich kann, wie fr\u00fcher schon erw\u00e4hnt, der Abbau des \u201ePepton Roche\u201c auch durch Beobachtung der \u00c4nderung des Drehungsverm\u00f6gens seiner w\u00e4sserigen L\u00f6sung nach Zusatz von peptolytischen Fermenten verfolgt werden. Das Seidenpepton d\u00fcrfte ferner zur Kultur von Bakterien u. dgl. geeignet sein. Es besteht die Absicht, auch ' aus anderen Proteinen in analogen WTeise Peptone zu gewinnen, um ein mannigfaltigeres Versuchsmaterial zur Auffindung von peptolytischen Fermenten zur Verf\u00fcgung zu haben. Wrir hoffen durch Verwendung verschiedenartiger Peptone mit Hilfe der optischen Methode die Frage nach der Einheit oder Verschiedenartigkeit der peptolytischen Fermente entscheiden zu k\u00f6nnen.","page":425}],"identifier":"lit37771","issued":"1909","language":"de","pages":"421-425","startpages":"421","title":"\u00dcber den Nachweis peptolytischer Fermente","type":"Journal Article","volume":"61"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:57.695703+00:00"}