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{"created":"2022-01-31T16:40:16.468465+00:00","id":"lit37786","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Windaus, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 110-117","fulltext":[{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"Ob#r iNe quantitative Bestimmung des Cholesterins und der Cholesterinester in einigen normalen und pathologischen Nieren.\n\u2022\tVon\nA. Windaus.\n(Ans dor medizinischen Abteilung des chemischen Universitiitslaboratoriunis Freiburg i.FJ.\n(Der Redaktion zugegangen am 7. Februar\u20191910.)\nVor einiger Zeit habe ich bei Untersuchungen \u00fcber die Entgiftung der Saponine durch Cholesterin1) beobachtet, da\u00df das Cholesterin in alkoholischer L\u00f6sung mittels einer alkoholischen L\u00f6sung von Digitonin fast quantitativ als Komplex Verbindung ausgef\u00e4llt wird. Die Analysen des Digitonincholesterids beweisen, da\u00df es aus einem Molek\u00fcl Cholesterin und einem Molek\u00fcl Digitonin zusammengesetzt ist und da\u00df diese Vereinigung ohne Austritt von Wasser stattgefunden hat:\nG27HI6\u00b0 + C55H9As2) = G82H140G29\u2019\n(Cholesterin) (Digitonin) (Digitonincholesterid.)\nDie Additionverbindung ist unl\u00f6slich in Wasser, Aceton und \u00c4ther, sehr wenig l\u00f6slich3) in kaltem 95\u00b0/oigen Alkohol, leichter l\u00f6slich in kochendem absoluten Alkohol, in Methylalkohol, Eisessig und besonders in Pyridin. Sie ist sehr best\u00e4ndig, und es ist mir erst k\u00fcrzlich gegl\u00fcckt, aus der Komplexverbindung die beiden Komponenten unver\u00e4ndert zur\u00fcckzugewinnen. W\u00e4hrend es n\u00e4mlich beim Cyclamincholesterid und bei anderen Saponincholesteriden gelingt, durch Extraktion mit \u00c4ther das Cholesterin herauszul\u00f6sen, versagt dieses Verfahren beim Digitonincholesterid. Bei h\u00f6herer Temperatur wird indessen auch die Dissoziation des Digitonincholesterids so merklich, da\u00df man durch L\u00f6sungsmittel, die nur Cholesterin, nicht aber Digitonin aufl\u00f6sen, eine Zerlegung der Komplexverbindung durchf\u00fchren kann. Am besten eignet sich hierzu siedendes Xylol: 10 g Digitonincholesterid werden in eine Extraktionsh\u00fclse gebracht und in dem Apparat von Stock4) zehn Stunden\n') Bei. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XLII, S. 238 (1909).\n'*) \u00dcber die Formel des Digitonins siehe Ber. d. Deutsch, chem Ges., Bd. XLII. S. 239, Anmerkung 6 (1909).\n3)\t100 ccm 95\u00b0/o iger Alkohol l\u00f6sen bei 18\u00b0 die 0,004 g Cholesterin entsprechend\u00ab* Menge Digitonincholesterid.\n4)\tBer. d. Deutsch, chem. Ges.. Bd. XXXIX. S. 1976 (1906).","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Cholesterins usw. 111\nmit siedendem Xylol extrahiert; das Cholesterin geht dann vollst\u00e4ndig in das Xylol \u00fcber und l\u00e4\u00dft sich durch Abdestillieren des Xylols mit Wasserdampf leicht rein erhalten, w\u00e4hrend das Digitonin in der Extraktionsh\u00fclse ungel\u00f6st zur\u00fcckbleibt: es wird mit \u00c4ther ausgewaschen und kann dann direkt oder nach dem Umkrystallisieren aus 10 Teilen 850/oigem Alkohol f\u00fcr eine neue F\u00e4llung verwandt werden. F\u00fcr die praktische Anwendung der Methode ist es sehr wichtig, da\u00df es leicht gelingt, das wertvolle Digitonin ') vollst\u00e4ndig zur\u00fcckzugewinnen.\nEbenso wie das Cholesterin verhalten sich alle bisher untersuchten, nat\u00fcrlich vorkommenden Sterine gegen\u00fcber Digitonin, w\u00e4hrend noch keine anderen Verbindungen aufgefun den worden sind, die mit dem Digitonin unl\u00f6sliche Additionsprodukte liefern. Das Digitoninverfahren ist daher ein ausgezeichnetes Mittel, um aus dem Unverseifbaren von Tier- oder Pllanzenmaterial die Sterine in reiner Form zu gewinnen und von gleichzeitig vorhandenen Kohlenwasserstoffen, Paraffinalkoholen usw. zu trennen.\nAuch zum qualitativen Nachweis der Cholesterink\u00f6rper ist die Reaktion mit Digitonin verwertbar; sie tritt noch in 0,02\u00b0/oigen Cholesterinl\u00f6sungen deutlich ein, ist allerdings nicht so empfindlich wie die \u00fcblichen Farbenreaktionen.\nBesonders eignet sich die Methode zur quantitativen Bestimmung des Cholesterins. Das zu untersuchende Material wird in der 50fachen Menge kochenden 95\u00b0/oigen Alkohols gel\u00f6st1 2) und mit einer l\u00b0/oigen L\u00f6sung von Digitonin in hei\u00dfem 90\u00b0 oigen Alkohol versetzt, so lange noch ein Niederschlag entsteht. Nach mehreren Stunden hat sich der Niederschlag abgesetzt3) und wird auf einen Goochtiegel filtriert, mit Al-\n1 ' Leider ist Digitonin f\u00fcr die n\u00e4chsten Monate nicht mehr k\u00e4uflich, da die vorhandenen Vorr\u00e4te ersch\u00f6pft sind.\t'\n*) Sollten die Lipoide in 95\u00b0/oigem Alkohol nicht vollst\u00e4ndig l\u00f6slich sein, so kocht man die Masse einige Male mit etwa der zehnfachen Menge Alkohol aus. Das Cholesterin, das in hei\u00dfem Alkohol leicht l\u00f6s-lirh ist, geht hierbei vollst\u00e4ndig in den Alkohol \u00fcber.\n3) An der klaren \u00fcberstehenden L\u00f6sung pr\u00fcfl man, ob die F\u00e4llung vollst\u00e4ndig ist. und setzt, wenn n\u00f6tig, nochmals Digilonini\u00f6sung hinzu.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nA. Windaus,\nkohol und mit \u00c4ther gewaschen, bei 100\u00b0 getrocknet und gewogen. Aus der Menge A des Additionsprodukts l\u00e4\u00dft sich die Menge G des Cholesterins berechnen nach der Gleichung A : C = 1589,06 : 386,35,\nwobei 1589,06 das Molekulargewicht des Digitonincholesterids, 386,35 dasjenige des Cholesterins bezeichnet.\nAlso ist:\n386,35 1589,06 \u201d\nA 0,2431.\nF\u00fcr die meisten F\u00e4lle wird es gen\u00fcgen, wenn man an Stelle der Zahl 0,2431 die Zahl 0,25 verwendet und einfach 1 4 des Digitonincholesterids als Cholesterin in Rechnung setzt.\nBeispiel: 0,2246 g wasserfreies Cholesterin in 30 ccm 95'Voigem Alkohol gaben mit 80 ccm einer ln/oigen Digitonin-l\u00f6sung 0,8974 g Additionsprodukt. Dies w\u00fcrde bei Verwendung des Faktors 0,2431 einer Menge von 0,2181 g Cholesterin, bei Verwendung des Faktors 0,25 einer Menge von 0,2245 g Cholesterin entsprechen.\nF\u00fcr die praktische Verwertung der Digitoninmethode ist es von Bedeutung, da\u00df nur das freie Cholesterin, nicht aber die Ester des Cholesterins die Reaktion zeigen. Die lockeren Additionsverbindungen zwischen Cholesterin und Fetts\u00e4uren verhalten sich ebenso wie freies Cholesterin. Es bietet sich also hier ein sicheres Mittel, um auf einfache Weise Cholesterin und Cholesterinester zu unterscheiden. Auch eine Trennung von Cholesterin und Cholesterinestern ist auf diesem Wege m\u00f6glich, wenigstens in denjenigen F\u00e4llen, wo nicht gleichzeitig gro\u00dfe Mengen Fett vorhanden sind.\nAuf Veranlassung von Herrn Professor Aschoff habe ich diese Methode auf die Untersuchung einiger pathologischer Objekte mit doppeltbrechender Substanz angewandt.\n\u00dcber die Natur der doppeltbrechenden Substanzen, die in pathologisch verfetteten Organen Vorkommen, ist in der letzten Zeit von medizinischer und von chemischer Seite gearbeitet worden.*) Diese doppeltbrechenden Substanzen sollen\n') 8. hierzu Aschoff, Zur Morphologie der lipoiden Substanzen. Beitr\u00e4ge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie.\nBd. XLVII.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"i lxr ilic quantitative Bestimmung des Cholesterins usw, 118\nmuh Adami und Aschoff1) sowie nach Panzer-') und nach Pringsheim3) wenigstens zum Teil aus Cholesterincstern bestehen, w\u00e4hrend Craven Moore4) und White5) das Vorkommen echter Cholesterinester bestreiten und behaupten, da\u00df lockere Additionsverbindungen zwischen Cholesterin und Fetts\u00e4uren vorliegen ; nach Klotz5) endlich handelt es sich um Seifen,\nIn der Hoffnung, einen Beitrag zur Kl\u00e4rung dieser Frage liefern zu k\u00f6nnen, habe ich den Gehalt an Cholesterin und an Cholesterinestern in einigen normalen und pathologisch verfetteten Nieren bestimmt und habe hierbei sehr augenf\u00e4llige Verschiedenheiten beobachtet. Die Untersuchung geschah in folgender Weise: Die Nieren wurden zerkleinert und mit der .!fachen Menge wasserfreien Gips versetzt; nach dem Erh\u00e4rten wurde die Masse staubfein gepulvert und in einem gro\u00dfen fSoxhl et-Apparat drei bis f\u00fcnf Tage mit \u00c4ther (oder mit Petrol\u00e4ther) extrahiert. Der Extrakt wurde eingedampft, der R\u00fcckstand in der \u00dfOfachen Menge 95\u00bb/\u00bbigem Alkohol hei\u00df gel\u00f6st4) und mit einer l\u00b0/oigen Digitoninl\u00f6sung in geringem \u00dcberschu\u00df versetzt. Nach mehreren Stunden wurde das ausgef\u00e4llte Digi-tonincholesterid abfiltrierl, mit Alkohol und mit \u00c4ther gewaschen, getrocknet und gewogen. Aus dieser Bestimmung ergibt sich der Gehalt der Niere an freiem Cholesterin, Das ! illrat des Digitonincholesterids wurde konzentriert und nach Zusatz von Wasser mit Petrol\u00e4ther (oder auch mit \u00c4ther) aus-\ngosch\u00fcttelt. Hierbei bleibt das \u00fcbersch\u00fcssig zugesetzte Digitonin in der w\u00e4sserig alkoholischen L\u00f6sung, w\u00e4hrend Cholesterin-'\n\u25a0) Proceedings Koyal Society, Bd. LXXVI1I, S. 959 (lfto\u00e8r.\n') Diese Zeitschrift, Bd. XLV1I1, S. 519 (1906), n. Bd. MV, S, 289 (1907).\n3) Biochemische Zeitschrift, Bd. XV, S. 52 (1909).\n4 \u00bb Medical Chronicle, Dec. 1907.\n6) Medical Chronicle. March 1908. Proceedings of the Phvsioloeical s'^icty, Dec. 19, 1908.\n'\u25a0) Medical Research, Bd. XX, S. 1 (1909).\n1 S\u00b0Hte der R\u00fcckstand in hei\u00dfem Alkohol nicht vollst\u00e4ndig l\u00f6slich \" ,n- so wird f\u00fcr die F\u00e4llung nur der in Alkohol l\u00f6sliche Teil verwendet. ,>n l,nlds,iclie Anteil, der, wie die Digitoninprobe ergibt, nach mehr-1,l< em Auskochen mit Alkohol kein freies Cholesterin mehr enth\u00e4lt, wird ft,npm \u00c4ther-Alkoholgemisch gel\u00f6st und mit dem Filtrat des Ditntonin-'\u2018iolesterids vereinigt.","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nA. Windaus,\nester, Fette und andere Lipoide in den Petrol\u00e4ther \u00fcbergehen. Der Petrol\u00e4therauszug wurde (in den meisten F\u00e4llen) in zwei gleiche Teile geteilt, der eine diente zur Isolierung der Cholesterinester, der andere zur quantitativen Bestimmung. F\u00fcr den letzteren Zweck wurde der Petrol\u00e4ther abdestilliert, der R\u00fcckstand mit alkoholischem Natrium\u00e4thylat in der Hitze verseift, das hierbei gebildete Cholesterin in der \u00fcblichen Weise durch Aussch\u00fctteln mit Petrol\u00e4ther isoliert und nach der Digi-toninmethode quantitativ bestimmt. Diese zweite F\u00e4llung ergibt die Menge des gebundenen Cholesterins, das urspr\u00fcnglich als Ester vorhanden war.\nDie untersuchten Nieren stammen aus dem pathologischen Institut der Universit\u00e4t Freiburg i. B. und sind mir von Herrn Professor Aschoff \u00fcbergeben worden.\nVersuch I.\nNormale Nieren von 280 g. Der \u00c4therextrakt wog 5,76 g: das direkt ausgef\u00e4llte Digitonincholesterid wog 2,940 g, das nach der Verseifung ausgef\u00e4llte 0,136 g. Dies entspricht 0,735 x freiem und 0,034 g gebundenem Cholesterin.\nDie Nieren enthielten also 0,26\u00f6/o freies und 0,012\u00b0/o gebundenes Cholesterin.\nDer Wert f\u00fcr das gebundene Cholesterin ist vermutlich ein wenig zu hoch, da die erste Ausf\u00e4llung, die bei Gegenwart von Fett erfolgt, nicht vollst\u00e4ndig sein d\u00fcrfte; doch sind es sicher nur kleine Mengen Cholesterin, die der F\u00e4llung entgehen: denn in der ersten F\u00e4llung stecken schon 95,6 \u00b0/o des Gesamtcholesteringehalts, und die Menge des in L\u00f6sung gebliebenen und des gebundenen Cholesterins betr\u00e4gt nur 4,4\u00b0 der Gesamtmenge. Aus diesem Versuch ergibt sich mit Sicherheit, da\u00df die normale Niere h\u00f6chstens sehr geringe Mengen Cholesterinester enth\u00e4lt.\nVersuch II.\nNormale, blutreiche Nieren von 238 g. Der Wassergehalt betrug 80,86 \u00b0/o. Der \u00c4therextrakt wog 4,46 g, die Bestimmung ergab 0,52 g freies und 0,071 g gebundenes Cholesterin.\nDie Nieren enthielten also 0,22\u00b0/o freies und 0,030 gebundenes Cholesterin.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Cholesterins usw. 115\nVersuch 111.\nAmyloidnieren mit wenig doppeltbrechender Substanz, Gewicht 312 g. Der \u00c4therextrakt wog 4,90 g. Die Bestimmung ergab 0,84 g freies und 0,28 g gebundenes Cholesterin.\nDie Nieren enthielten also 0,27 freies und 0,090 ' , gebundenes Cholesterin.\nVersuch IV.\nAmyloidnieren mit viel doppeltbrechender Substanz. Gewicht 237 g. Der \u00c4therextrakt wog 6,2 g. Die Bestimmung ergab 0,76 g freies und 1,31 g gebundenes Cholesterin.\nDie Nieren enthielten also 0,32\u00b0/u fr\u00e9tas und 0,55'\u00bb.-o gebundenes Cholesterin.\nDie Menge des Cholesterinesters ist in diesem Falle also sehr betr\u00e4chtlich. 1,31 g gebundenes Cholesterin entsprechen 2.21 g Cholesterin\u00f6ls\u00e4ureester. Der gesamte \u00c4therextrakt besteht also zu etwa 35,6\u00b0/o aus Cholesterinestern.\nVersuch V.\nAmyloidnieren mit viel doppeltberechneter Substanz, Gewicht 336 g, Wassergehalt 79,41 o/o. Der \u00c4therextrakt wog 12.73 g. Die Bestimmung ergab 1,12 g freies und 2,199 g gebundenes Cholesterin.\nDie Nieren enthielten also 0,33 \u00b0/o freies und 0,650 o gebundenes Cholesterin.\nAuch hier laufen die mikroskopische Beobachtung \u00fcber den reichlichen Gehalt an doppeltbrechenden Tropfen und die quantitative chemische Bestimmung \u00fcber den Gehalt an Cholesterinestern parallel.\nDie mitgeteilten Versuche zeigen also,, da\u00df die normalen und die pathologischen Nieren sich in ihrem Gehalt an freiem Cholesterin nur wenig unterscheiden; dagegen ist der Gehalt an gebundenem Cholesterin au\u00dferordentlich verschieden, er betr\u00e4gt bei den Nieren III mit wenig doppeltbrechender Substanz s i e be n m a 1, bei den Nieren IV und V mit viel doppeltbr\u00e7chender Substanz 46 mal, bezw* 54 mal so viel wie bei den normalen Nieren 1. Dieser au\u00dferordentlich gro\u00dfe Unterschied in dem Gehalt an Cholesterinestern beweist, da\u00df eine Neubildung \u00f6der","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"11\u00df\tA. Windaus,\neine Ansammlung von Cholesterinestern in der verfetteten Niere stattfindet. Die Annahme, da\u00df es sich um eine physikalische Entmischung, um das Sichtbarwerden einer Substanz handelt, die auch unter normalen Bedindungen im gel\u00f6sten Zustande vorhanden ist (Fettphanerose), mu\u00df als unrichtig zur\u00fcckgewiesen werden.\nDie quantitativen Bestimmungen habe ich dadurch zu kontrollieren gesucht, da\u00df ich die Cholesterinester aus den pathologisch verfetteten Nieren in m\u00f6glichst reinem Zustand isoliert habe. W\u00e4hrend, wie oben erw\u00e4hnt, die eine H\u00e4lfte des Petrol\u00e4therauszugs zur quantitativen Bestimmung der Cholesterinester diente, wurde die andere H\u00e4lfte zur Trockene eingedampft und der R\u00fcckstand so oft aus \u00c4theralkohol fraktioniert kry-stallisiert, bis die einzelnen Fraktionen ihren Schmelzpunkt nicht mehr ver\u00e4nderten. Hierbei erhielt ich aus den Nieren IV und V zwei Hauptfraktionen, von denen die schwerer l\u00f6sliche bei 70\u201471)\u00b0, die leichter l\u00f6sliche bei 41\u201445\u00b0 schmolz. Die Menge der letzteren war etwa dreimal gr\u00f6\u00dfer als die der ersteren.\nDie Fraktion vom Schmelzpunkt 76\u201479\u00b0 war frei von Sti\u00e7kstoft oder Phosphor; die Reaktionen auf freies Cholesterin (Digitoninprobe und Golodetz-Probe)1) waren negativ; die Liebermann-Burchardsche Probe, die auch von Chol-esterinestern gegeben wird, war positiv. Beim Sch\u00fctteln mit Sodal\u00f6sung wurde die Substanz nicht ver\u00e4ndert, bei der Verseifung lieferte sie als einziges neutrales Produkt reines Cholesterin: mit synthetischem Cholesterylpalmitat vom Schmelzpunkt 79\" vermischt \u00e4nderte sie ihren Schmelzpunkt nicht. Auf meine Bitte hat Herr Professor J\u00e4ger (Groningen] die Freundlichkeit gehabt, sowohl das synthetische Cholesterylpalmitat als auch die Substanz aus den verfetteten Nieren mikroskopisch zu untersuchen und besonders die verschiedenen doppeltbrechenden Phasen, welche die beiden Substanzen in geschmolzenem Zustande zeigen, miteinander zu vergleichen.\nHerr Professor J\u00e4ger, dem ich f\u00fcr seine Hilfe auch an dieser Stelle vielmals danken m\u00f6chte, hat hierbei ein vollst\u00e4ndig\nli Chemikerzeitung. B<I. XXXII, S. 160 (ltiOH).","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"\u00cf'bt'\u00ef die quantitative Bestimmung dos Cholesterins usw. 117\n\u00fcbereinstimmendes Verhalten beobachtet und mir brieflich erkl\u00e4rt. da\u00df die Substanz aus pathologisch verfetteten Nieren zweifellos mit Cholesterylpalmitat identisch sei.\nDie Fraktion vom Schmelzpunkt 41 \u2014 450 verhielt sich gegen\u00fcber Reagenzien genau so wie die Fraktion 70\u201479\". Mit synthetischem Cholesteryloleat gemischt ver\u00e4nderte sie ihren Schmelzpunkt nicht und d\u00fcrfte also im wesentlichen aus Cholesteryloleat bestehen. Hiermit stimmt das Resultat einer Hle-mentaranalyse gen\u00fcgend \u00fcberein.\n0,16*5 g Substanz: 0,4978 g CO\u201e. 0,1781 g 11,0.\nBerechnet f\u00fcr C, H7s0.: C 83.00\u00b0/o, H 12.08 Gefunden:\tC 82,53y/o, II 12,11 \u00b0/o.\nZur Kontrolle habe ich in dem Ester eine quantitative ( bolesterinbestimmung vorgenommen:\n0,2202 g Ester lieferten 0,5294 g Digitonincholesterid. Dies entspricht 0,1287 g Cholesterin, w\u00e4hrend sich f\u00fcr die angewandte Menge Ester 0.1308 g Cholesterin berechnen ; oder in Prozenten ausgedr\u00fcckt: der untersuchte Ester ergab 58,44% Cholesterin, w\u00e4hrend sich f\u00fcr Cholesteryloleat 59,39 \u00b0/o Cholesterin berechnen.\nDer gefundene Wert stimmt also mit dem theoretischen gen\u00fcgend \u00fcberein, und es ergibt sich, da\u00df auch hier das Cholesterin das einzige neutrale Produkt der Verseifung darstellt\nDie aus den verfetteten Nieren von mir isolierten Ester habe ich Herrn Professor Aschoff \u00fcbergeben, und er hat sich \u00fcberzeugt, da\u00df sich diese Ester bei der Untersuchung im Polarisationsmikroskop und gegen\u00fcber. Farbstoffen genau ebenso verhalten wie die doppeltbrechenden Tropfen der Nieren; Alle diese Versuche ergeben mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit, da\u00df die doppeltbrechenden Tropfen der pathologisch verfetteten Nieren aus Gemischen von Cholesterylpalmitat und Gholesteryl-oleat bestehen; die Annahme von Craven Moore und von White, da\u00df es sich nicht um echte Ester, sondern um lockere Additionsprodukte zwischen Cholesterin und Fetts\u00e4uren handle, ist sicher unrichtig.\nr","page":117}],"identifier":"lit37786","issued":"1910","language":"de","pages":"110-117","startpages":"110","title":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Cholesterins und der Cholesterinester in einigen normalen und pathologischen Nieren","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:40:16.468470+00:00"}