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{"created":"2022-01-31T15:38:53.032752+00:00","id":"lit37789","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oswald, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 141-156","fulltext":[{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Abbau dee Dijodtyrosins im tierisctten Organismus.\nVon\nAdolf Oswald.\n(Aus 'leni agrikultur-chemische\u00bb Laboratorium iW Eidgen\u00f6ssische\u00bb Polytechnikums\nin Z\u00fcrich.)\nPer Redaktion zugegangen am 30. Januar liifft.)\nTyrosin und das ihm nahe verwandte Phenylalanin werden im Organismus glatt zu den Endprodukten des Stoffwechsels. Wasser, Kohlens\u00e4ure und Harnstoff, verbrannt, w\u00e4hrend die ihnen homologen nicht amidierten Verbindungen, p-Oxyphenylpropion-s\u00fcure (Hydro-p-cumars\u00e4ure) und Phenylpropions\u00e4ure, nicht dem gleichen Schicksale anheimfallen. Die Phenylpropions\u00e4ure wird blo\u00df zu Benzoes\u00e4ure oxydiert, welche dann mit Glykokoll gepaart als Hippurs\u00e4ure im Harn erscheint. Die Hydro-p-cumars\u00e4ure verl\u00e4\u00dft zum gro\u00dfen Teil unver\u00e4ndert den Organismus, zum Teil geht sie in p-Oxybenzoes\u00e4ure \u00fcber und wird, gepaart mit Glykokoll, als p-Oxybenzurs\u00e4ure ausgeschieden. Au\u00dferdem ist bekannt, da\u00df weder Phenylpropions\u00e4ure noch Hydro-p-cumars\u00e4ure im Organismus des Alkaptonurikers in Homogentisins\u00e4ure \u00fcbergeht, Die Amidierung der Seitenkette (am a-Kohlenstoffatomi scheint somit hir den Abbau der beiden erw\u00e4hnten aromatischen Eiwei\u00dfspalt-korper in den Geweben ma\u00dfgebend zu sein, um so mehr als auch aiiflcre nicht amidierte analoge Verbindungen im Gegensatz zu f,en amidierten und hydroxylierten nicht verbrannt werden.1 )\nDie Bedeutung, welche die Aminogruppe f\u00fcr den Abbau her Aminos\u00e4uren besitzt, erhellt auch aus einer anderen Art v\u00ab>n Beobachtung. Ist die Aminogruppe nicht endst\u00e4ndig, sondern ;\n') F. Knoop. Der Abbau aromatischer Fell s\u00e4uren, im Tierk\u00f6rper. Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VI. S. 1\u00d60 (1904h und Dors. Habilitations--\u2022schrifl. Freiburg i'1904'i.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"1 *2\tAdolf Oswald,\nihre Wasserstoffatome durch im Organismus nicht abtrennbare Radikale ersetzt, so passieren die Aminos\u00e4uren den Organismus unver\u00e4ndert. So werden die Benzoylverbindungen unver\u00e4ndert aus-geschieden,1) und ebenso scheint das Tyrosinhydantoin einem \u00e4lteren Befunde zufolge2) schwer angreifbar zu sein. Es sind diese Beobachtungen gewisserma\u00dfen das Gegenst\u00fcck zu den erstangef\u00fchrten.\nAuch der Hydroxylgruppe scheint eine gewisse Bedeutung f\u00fcr den Abbau des Tyrosins innezuwohnen, denn nach einer ebenfalls \u00e4lteren Beobachtung3) scheint die \u00c4therschwefels\u00e4ureverbindung sich schwer abbauen zu lassen.\nDen weiteren Abbau der Aminos\u00e4uren und speziell auch der beiden erw\u00e4hnten zyklischen kennen wir nicht nach Beobachtungen am Gesunden. Wir sind ganz auf solche an der unter dem Namen der Alkaptonurie bekannten Stoffwechselanomalie angewiesen. Lassen sie sich auf den gesunden Menschen \u00fcbertragen, so scheint die Aminos\u00e4ure zu einer Keto-s\u00e4ure oxydiert zu werden4) und diese, nachdem der Kern sich doppelt hydroxyliert hat, in die Essigs\u00e4ureverbindung (Homogentisins\u00e4ure) \u00fcberzugehen. Wie nun aber das Schicksal der Homogentisins\u00e4ure sich gestaltet, dar\u00fcber wissen wir zun\u00e4chst noch nichts. Neubauer nimmt an, da\u00df das Ringsystem sich in Acetonk\u00f6rper aufl\u00f6st.\nSo sehr die Fortschritte, die uns die Einsicht in das Verhalten der Alkaptonurie gew\u00e4hrt, zu begr\u00fc\u00dfen sind, so liegt es doch in unserem Bestreben, unsere Vorstellungen \u00fcber den Abbau nicht einzig aus einer Stoffwechselanomalie, \u00fcber deren n\u00e4here Art und Ausdehnung wir doch nichts Genaueres wissen, zu gestalten, sondern nach Beobachtungen am gesunden Men-\n*) A. Magnus-Levy, \u00dcber das Verhalten benzoylierter Aminos\u00e4uren im Organismus, Bioch. Zeitschrift, Bd. VI, S. 514 (1907).\n*) H. Blendermann, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Bildung und Zersetzung des Tyrosins im Organismus, Diese Zeitschrift, Bd. VI, S. 234 ( 18S2 .\n') (1. Schotten, \u00dcber das Verhalten des Tyrosins und der aromatischen Oxys\u00e4uren im Organismus, Diese Zeitschrift, Bd. VII, 8.23(1882\n0 0. Neubauer, \u00dcber den Abbau der Aminos\u00e4uren im gesunden und kranken Organismus. Deutsch. Archiv f. klin. Medizin, Rd. xr.V S. 211 (1909'.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"i'ber den Abbau des Dijodtyrosins im tierischen Organismus. 143\nsehen zu formen. Es geschieht dies um so mehr, als eben doch immer noch die gro\u00dfe L\u00fccke besteht, da\u00df beim Gesunden Homogentisins\u00e4ure nie gefunden worden ist.1) Jeder Versuch, unsere Kenntnis von dem Abbau des Tyrosins zu f\u00f6rdern, mu\u00df daher willkommen sein.\nUnter diesem Gesichtspunkte sind folgende Versuche angestellt worden. Es sollte gepr\u00fcft werden, ob durch Einf\u00fchrung von Jod in das Ringsystem das Tyrosin resistenter wird gegen die Angriffe des K\u00f6rpers und Zwischenprodukte des Abbaues erh\u00e4ltlich seien, aus welchen sich Schl\u00fcsse \u00fcber die Art der Abtragung ergeben w\u00fcrden. Freilich war von vornherein mit der Schwierigkeit zu rechnen, da\u00df eventuell im Benzolkern jodierte, hydroxylierte Abbauprodukte jedenfalls leicht zer-setzliche und unbest\u00e4ndige Substanzen sein m\u00fc\u00dften.2)\nIch w\u00e4hlte zu meinen Versuchen das Dijodtyrosin und zwar das optisch aktive (1), wie die Racemform.\nEinen interessanten Beitrag zu der uns besch\u00e4ftigenden Frage liefert eine Beobachtung von Abderhalden, Bloch und Rona,3) wonach eine Zufuhr von Dijodtyrosin beim Alkap-tonuriker keine vermehrte Ausscheidung von Homogentisins\u00e4ure zur Folge hat. Wie diese Erscheinung zu deuten ist, bleibt einstweilen noch unsicher. Wir m\u00f6chten nur bemerken, da\u00df daraus jedenfalls nicht geschlossen werden darf, da\u00df die Homogentisins\u00e4urestufe \u00fcberhaupt nicht erreicht wird: Es liegt der Annahme nichts im Wege, da\u00df intermedi\u00e4r eine Dijod-liomogentisins\u00e4ure entsteht, die als leicht oxydierbare Verbindung auch im Organismus des Alkaptonurikers zerf\u00e4llt. Anderseits werden wir sehen, da\u00df im Organismus ein sehr betr\u00e4chtlicher Teil des Jods aus dem Dijodtyrosin abgespalten wird;\n') Vgl. hier\u00fcber mein Lehrbuch der chemischen Pathologie, Leipzig, Veit & Go., S. 425 (1907).\t..\n*) Einen F\u00fctterungsversuch mit DibromtyrosinJ hat seiner Zeit Schotten (loc. cit.) in Aussicht gestellt. Jedoch scheint nichts hier\u00fcber publiziert worden zu sein.\n) E. Abderhalden, B. Bloch und P. Rona, Abbau einiger Di-peptide des Tyrosins und Phenylalanins bei einem Falle von Alkaptonurie. I\u00bbiese Zeitschrift, Bd. L1I, S. 435 (RK)7j.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nAdolf Oswald,\nDa es sich dabei um einen hydrolytischen Proze\u00df handelt,1) so d\u00fcrfte daraus ein im Ring dreifach hydroxylierter K\u00f6rper (I), oder, wenn wir den Vorstellungen Neu bau er s Rechnung tragen, und der \u00dcbergang in die Homogentisins\u00e4ure \u00fcberhaupt noch erfolgt, ein vierfach hydroxylierter Kern (II) entstehen. Auch dieser K\u00f6rper w\u00e4re jedenfalls sehr unbest\u00e4ndig und d\u00fcrfte alsbald zerfallen.\nOll\nR\ndi)\nIch gehe nun zur Besprechung meiner Versuche \u00fcber. Sie sind alle an Kaninchen angestellt.2) Eine vorl\u00e4ufige Mitteilung hat schon und zwar aus Gr\u00fcnden, die dort einzusehen sind, in dieser Zeitschrift3) stattgefunden.\nVersuch I.\nEin K\u00e4ninchen, 4000 g schwer, erhielt t\u00e4glich in zwei Portionen 2 g Dijod-l-tyrosin, vermischt mit gekochten R\u00fcben und Kohl, au\u00dferdem Milch und Wasser in gen\u00fcgender Menge verabreicht. Da das Di jodtyrosin sauer reagiert, wurde 0,5 - 1,0 g doppeltkohlensaures Natron zugef\u00fcgt. Schon am (>. Tage verweigerte das Tier, ohne irgend welche sonstige Krankheits-merkmale zu zeigen, jede Nahrung und war zu weiterer Nahrungsaufnahme nicht zu bewegen. Von einer Gewaltsamen Zufuhr per Sonde wurde absichtlich abgesehen. yAm 11. Tage ging das Tier ein. Die Sektion ergab eine intensive Hyper\u00e4mie der\n') Ad. Oswald, i ber die Einwirkung des Trypsins auf 3-5-l)ijod-t V ros in. Diese Zeitschrift, Bd, LX1I, S. 432 (1909;.\n8) Die F\u00fclterungsversuelie sind im pharmakologischen Institut ausgef\u00fchrt worden, deren Tierk\u00e4fige mir Herr Prof. Cloetta in bereitwilligster Weise zur Verf\u00fcgung gestellt hat. wof\u00fcr ich ihm auch an dieser Stelle bestens danke.\n3) Ad. Oswald, \u00dcber das Verhalten von 3-5-Dijod-l-tyrosin umi 3-\u00d6-Di jod - r-t y rosin im tierischenOrganismus. Diese Zeitschrift. Bd. DXII. S. 399 (1909).","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Abbau des Dijodtyrosins im tierischen Organismus. I 15\nD\u00fcnndarmschleimhaut und die (Gegenwart von viel Schleim im D\u00fcnndarm, sonst nichts. Speziell waren die Nieren intakt.\nDie Daten \u00fcber den Harn (Menge, Reaktion sowie Jod-. ?ehalt) sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt;\nDer Harn wurde unter Toluol konserviert. \u00dcbersichtstabelle.\n! Ver- Datum suchs-! tag\tEin- 1 nahmen\tUrin Menge Reak-ccm tion\t\tK\u00f6rpergewicht hn Harn kommt vor <r\t\u2022\t\u2018\t'\n20.1.0 ih I. i |\t2 g Dijod-lyrosin\t\tsauer\tMMM)\n27.\t11. 2K.\tHI.\t1 !\t177 ! j m\talkal.\tJodid und sehr viel nicht -ionisiertes Jod.\n2!\u00bb.\tIV.\t\t277\t\t\n:io.\tv.\t\t2(52\t\t\nHl. \u00bb VI.\t0\t251 > j\t\u2022>\t\nUl.\u00bb VII.\t0\t8!)\tsauer\tHilH) Sehr viel Jodid und niqht-ionisiertes Jod.\n2.\tVIII.\t0\t51\t* '\tiWenig Jodid, ziemlich viel nicht ionisiertes Jod\nIX.\t0\tor\u00bb\tI [\tKein Jodid, nur antionisiertes Jod. \u2014 Geringe. Mengen von Eiweih.\nx. XI.\t0 Exitus let.\t50\t\t'Nur antionisiertes Jod.\nWie aus der Tabelle ersichtlich, wurde schon am Tage nach der Jodtyrosinverabreichung der Harn sehr reich ah Jodwasserstoff bezw. Jodid, ebenso an nichtionisierlem Jod befunden. Am dritten Tage nach der letzten Zufuhr war nur noch wenig Jodid zugegen und am vierten \u00fcberhaupt keines mehr, sondern nur antionisiertes. Es sei ausdr\u00fccklich hervorgehoben, 'lall am neunten Versuchstage, zwei Tage vor dem Tod., der I rin nur sehr wenig Eiwei\u00df enthielt (Tr\u00fcbung bei der Kochprobe\u00cf.\nInsgesamt hatte das Tier 10 g Jodtyrosin gefressen, was < mer .lodmenge von 58,66 g entspricht. In der gesamten I rin-monge (1498 ccm) fanden sich 5,2427 g Jod.1)\n\u2018) In der vorl\u00e4uligen Mitteilung ist weniger angegeben : es nihil","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"Adolf Oswald,\n1 46\nZur Bestimmung hatten 5 ccm Urin gedient, welche im Nickeltiegel hei alkalischer Reaktion in der \u00fcblichen Weise mit \u00c4tznatron und Salpeter verascht wurden und worin dann nach Fresenius mit Thiosulfat titriert wurde. (Siehe meine fr\u00fcheren Arbeiten in dieser Zeitschrift.) 5 ccm I rin hatten ergeben 0,017499 g J = 5,2427 g f\u00fcr die Gesamtmenge.\nUm eine vollst\u00e4ndige Bilanz der Ein- und Ausfuhr zu erhalten, wurde das Jod auch im Kot quantitativ bestimmt. Es fanden sich darin 0,1769 g.\nDer Kot war getrocknet, pulverisiert und gut gemischt worden und in einem aliquoten Teil der Jodgehalt bestimmt. Die Gesamtmenge betrug 62,1 g. In 5 g fanden sich 0.01424 g J = 0,1769 g f\u00fcr die Gesamtmenge.\nAu\u00dferdem wurde der Jodgehalt s\u00e4mtlicher inneren Organe des Tieres (einschlie\u00dflich der Schilddr\u00fcse) bestimmt. Zu diesem Zwecke wurden die zerst\u00fcckelten Organe mit Trypsin verdaut und nach einer Verdauungszeit von mehreren Wochen in einem aliquoten Teil der L\u00f6sung das Jod quantitativ bestimmt. Es fanden sich in der gesamten L\u00f6sung 0,029 g Jod.\nDie L\u00f6sung betrug 850 ccm, 25 ccm davon gaben bei der Veraschung auf Titration mit Thiosulfat 0,000854 g J = 0,029 g f\u00fcr die Gesamtmenge.\nStellen wir die gefundenen Ziffern zusammen, so ergibt sich folgende Gesamtbilanz:\nEinnahme .......................... 5.866 g J\nGefunden im Harn . . . . . . . 5,2427 g im Kot . . . ... . . 0,1769 \u00ab in den inneren Organen 0.0290 \u00bb\nzusammen 5,4186 g .1\t5,866 g J.1\u00bb\nAus dieser Zusammenstellung ergibt sich, da\u00df der weitaus gr\u00f6\u00dfte Teil des Jods durch den Harn ausgeschieden wurde, ein geringer blieb im Leib und ein geringer war im Kot zu finden. Auf die Bindungsart des Jods im Kot wird sp\u00e4ter eingegangen werden.\ndies daher, da\u00df dort die t\u00e4glich f\u00fcr die qualitativen Proben entnommenen flarnmengen, ebenso die f\u00fcr die Voruntersuchungen entnommenen 30 ccm Harn versehentlich nicht miteinbezogen wurden. Au\u00dferdem war das Jod des Kols und der Organe nicht miteingereehnet.\n') Bei der durchaus nicht auf absolute quantitative Feststellungen ausgehenden Tendenz des Versuches ist die \u00dcbereinstimmung von Einnahme und Wiedergewinnung von Jod hinreichend befriedigend. Au\u00dfei dem sind ja nicht alle K\u00f6rperteile mit untersucht worden.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"i-ber den Abbau des Dijodtyrosins im tierischen Organismus. 147\nUm \u00fcber die Natur des ausgeschiedenen Jods Aufschlu\u00df zu erhalten, wurde eine Probe von 30 ccm Harn nach Neutralisation mit Essigs\u00e4ure mit Silbernitrat im \u00dcberschu\u00df versetzt. Es entstand ein hellbrauner Niederschlag, dem sich auf weiteren Zusatz ein hellgelber hinzugesellte. Auf Zusatz von verd\u00fcnntem Ammoniak vermehrte er sich. Es wurde darauf so viel von letzterem zugesetzt, bis kein Niederschlag mehr entstand, und dann abfdtriert und abgesaugt. Das mit Schwefelwasserstoff entsilberte Filtrat enthielt nach Einengen und Veraschen mit \u00c4tznatron und Salpeter nur Spuren von Jod. Das Jod war somit so gut wie quantitativ gef\u00e4llt Worden. Diese Feststellung war um so interessanter, als Mosse und Neuberg1} nach Eingabe eines Jodeiwei\u00dfpr\u00e4parates (Jodeigonnatrium) im Harn ihrer Kaninchen der Hauptmenge, nach eine Verbindung fanden, die durch Silbernitrat nicht f\u00e4llbar war, n\u00e4mlich Jodhippurs\u00e4ure. Wir kommen hierauf noch zur\u00fcck.\nDer gut abgepre\u00dfte Silberniederschlag wurde mit ausgekochter verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure im Porzellanm\u00f6rser verrieben, wobei sich ein Teil l\u00f6ste, w\u00e4hrend ein betr\u00e4chtlicher Teil ungel\u00f6st blieb. Dieser wurde abfdtriert. Das weingelbe Filtrat samt Waschwasser wurde mit Ammoniak neutralisiert und von letzterem so viel zugesetzt, als noch ein Niederschlag sich bildete. Der wei\u00dfe flockige Niederschlag wurde abgenutscht, mit Wasser aufgeschwemmt und mit Schwefelwasserstoff ent-silbert. Er erwies sich beim Veraschen mit \u00c4tznatron und Salpeter als reichlich jodhaltig. Das von dem durch \u00c4mmo-niakzusatz erhaltenen Niederschlag getrennte Filtrat enthielt nur Spuren von organisch gebundenem Jod. Es war sonach alles organisch gebundene Jod (in Form des Silberniederschlages) in saurer L\u00f6sung l\u00f6slich, in neutraler bezw. ganz schwach alkalischer L\u00f6sung unl\u00f6slich.\nNach dieser Feststellung wurde die gesamte Testierende Harnmenge (1456 ccm) verarbeitet. Die Menge des darin enthaltenen Jods betrug 5,0617 g.2) Der Harn wurde mit verd\u00fcnnter\n') M. Mosse und C. Neuberg, \u00dcber den physiologischen Abbau \u2022 on Judalbumin, Diese Zeitschrift, Rd. XXXVII, S. 419 (1903c '\n*) \u00f6 ccm Harn verbrauchten nach dem Ein\u00e4schern mit Soda und","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"UH\nAdolf Oswald.\nEssigs\u00e4ure neutralisiert und mit Silbernitrat und etwas verd\u00fcnntem Ammoniak versetzt, so lange als ein Niederschlag entstand. Der anfangs braune, sp\u00e4ter wei\u00df sich ausscheidende Niederschlag wurde abfiltriert, gut abgenutscht und mit ganz, schwach ammoniakalischem Wasser ausgewaschen (Filtrat -1-Waschwasser = Filtrat A). Der dunkelbraune Niederschlag wurde in verd\u00fcnnter ausgekochter Salpeters\u00e4ure verr\u00fchrt und das Unl\u00f6sliche abfiltriert. Diese Prozedur mu\u00dfte mehrere Male wiederholt werden, da immer ein neuer Teil in L\u00f6sung ging. Sie wurde so lange fortgesetzt, als die Salpeters\u00e4ure sich noch f\u00e4rbte. Die hellgelben Filtratewurden vereinigt, mit Ammoniak versetzt und von diesem so lange zugesetzt, als der in wei\u00dfen Flocken sich ausscheidende Niederschlag sich noch vermehrte. Der Niederschlag wurde hierauf abgesaugt, mit etwas Wasser gewaschen (Filtrat -f Waschwasser = Filtrat Bj; vom Filter genommen, in Wasser aufgeschwemmt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. In einem aliquoten Teil der vom Schwefelsilber\ngetrennten L\u00f6sung (dieser Teil sei als \u00abSilberniederschlag\u00bb bezeichnet) wurde das .lod quantitativ bestimmt. Ebenso wurden, um die im Filtrat A und II verbliebenen Mengen Jod zu kennen, dort genaue Jodbestimmungen vorgenommen.\nDie Analysen ergaben folgende Werte:\nInv-'verarbeiteten I rin sind insgesamt enthalten .\nIm Silbermederschlag gefunden . . . 2.0800 g 4 \u00bb Filtrai A gefunden ....... 0,0101\n............. . 0,0000 \u00bb\nTotal ... 2,7000 g J\u2018)\t2.7000 \u00bb\nIonisiertes Jod . . 2,8001 g .1\nSalpeter 11.0 ccm Thiosulfatl\u00f6sung (wovon 1 ccm ==' 0.0011000 g Ji 0.01788 g .1 \u25a0=#;. f\u00fcr die tiesaml menge 5.0017 g J.\nC Analytische Daten: Eine erste Portion der Aufl\u00f6sung dei iS i Ibernitrat Fraktion enthielt in 5 ccm 0,1080 g J, woraus sich f\u00fcr die gesamte L\u00f6sung (580 ccm) 2.0521 g .1 berechnet. Eine zweite Portion. :m (cm betragend, enthicll in 5 ccm 0.0117 g J = f\u00fcr die Gesamt-inenge 0,0282 g J. Heide Portionen zusammen = 2.081 g J.\nFiltrat A OOOocm. In 10 ccm wurden gefunden 0.000151.g.j - f\u00fcr die Gesamtmenge 0,0101 g J.\nFiltrat H 151 ccm. ln 7 ccm wurden gefunden 0,000102 g I -- f\u00fcr die Gesamtmenge 0.0000 g J.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"iJb\u00bb>r den Abbau des Dijodtvrosins im tierischen Organismus. 140\nWie aus dieser Zusammenstellung hervorgeht, waren von den 5,OB17 g .lod 2,7006 g in organischer Bindung. Hiervon war beinahe alles in der Fraktion des Silberniederschlags, wahrend blo\u00df 20 mg in die Filtrate \u00fcbergegangen waren. Fs ergibt sich aus diesen Zahlen, da\u00df 2,3601 g .lod in ionisiertem Zustande vorhanden waren, d. h. es sind rund 460/0 des im Dijod-l-tyrosin enthaltenen Jods bei seinem Durchgang durch den Kaninchenk\u00f6rper aus seiner organischen Bindung losgetrennt worden.\nDiese Abspaltung hat zweifellos schon im Darminnern eingesetzt, da, wie ich in einer fr\u00fcheren Mitteilung1) nachgewiesen habe, unter der Kinwirkung von Trypsin Jod aus Dijodtyrosin abgespalten wird. Sie ist aber nicht auf den Darm beschr\u00e4nkt Nach subkutaner Einspritzung einer verd\u00fcnnten L\u00f6sung von Dijodtyrosin l\u00e4\u00dft sich im Harn auch ionisiertes Jod nach weisen. Ls wird also auch in den Geweben abgespalten.\nFs galt nun, den Nachweis zu f\u00fchren, in welcher Form das organisch gebundene Jod im Harn vorhanden war. Zu diesem Zwecke wurde die die Jodverbindung enthaltende hellgelbe L\u00f6sung durch Durchleiten eines Luftstroms von Schwefelwasserstoff befreit. Dabei schieden sich schon nach wenigen Stunden 1\u20142 mm lange Nadeln ab. Sie wurden abfiltriert und aus ammoniakalischem Wasser durch Fssigs\u00e4urezusalz umkry-stallisiert. Sie waren rein wei\u00df, enthielten 58,40\u00ab/o Jod*) und' schmolzen bei 204\u00b0 (unkorr.). Sie bestanden sonach aus unver\u00e4ndertem Dijodtyrosin. Ihre Menge betrug 0,45 g.\nDie von der Krystallausscheidung abfiltrierte, auf Lackmus stark sauer reagierende L\u00f6sung wurde im Sch\u00fctteltrichter mit Fssigester ausgesch\u00fcttelt, wobei er sich braun f\u00e4rbte Die 1\u2018rozedur wurde mehrere Male wiederholt, bis der Fssigester nichts mehr aufnahm. Der Fssigosterextrakt wurde auf dem W asserbad bei gelinder W\u00e4rme eingeengt, dann im Exsikkator eingetrocknet. Es blieb ein hellbrauner Sirup zur\u00fcck, aus dem sich nach wenigen Tagen 2-^3 mm lange Nadeln abzuscheiden begannen. Nach vierzehn Tagen wurde die inzwischen zu einem\n\u2018) Siehe weil<M- oben S. 144, Anmerk. 1.\n2) 0.1532 g Substanz ergaben O.OH'.UK g .1 ' == 5K.iO\u201c \u201e J.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"Adolf Osw ald.\n150\ndie Krystalle einschlie\u00dfenden Firnis eingetrocknete Masse noch-mais in Essigester gel\u00f6st, von einem dunkelbraunen, sp\u00e4rlichen, flockigen Niederschlag abfiltriert und aus dem klaren Filtrai der Essigester durch Abblasen im temperierten Baum entfernt. Der krystallhaltige R\u00fcckstand wurde in Weingeist gel\u00f6st, in welchem er sich glatt l\u00f6ste. Auf Zusatz von Wasser schied sich eine wei\u00dfe Tr\u00fcbung aus, die zu gelben Tropfen zusammenflo\u00df. Es wurde auf diese Weise versucht, den Sirup von den Krystallen zu trennen, doch gelang dies nicht, da mit den amorphen Massen stets auch Krystalle ausfielen, und alle Fraktionen neben den Krystallen die gelben Tropfen enthielten. Auch durch andere Solventien konnte keine Trennung der ohnehin schon sp\u00e4rlichen Ausbeuten erlangt werden. Schlie\u00dflich wurde die gesamte Masse in Wasser durch gelindes Erw\u00e4rmen aul dein Wasserbade gel\u00f6st und nach Zusatz von Tierkohle die L\u00f6sung filtriert. Das klare farblose Filtrat schied beim Abk\u00fchlen die Nadeln rein wei\u00df aus. Die Krystalle waren 2\u20143 mm lang und enthielten, wie eine Schmelze mit \u00c4tznatron und Salpeter ergab, viel organisch gebundenes Jod. Sie waren in starkem Alkohol leicht l\u00f6slich, wenig l\u00f6slich in \u00c4ther und Benzol, schwer l\u00f6slich in kaltem Wasser, leicht in warmem, l\u00f6slich in Alkalien und daraus f\u00e4llbar durch S\u00e4uren. Sie sinterten bei 71\u00b0 und schmolzen nicht scharf bei 74\u2014750 (unkorr.). Der Schmelzpunkt stieg nicht nach mehrmaligem Umkrystallisieren aus Wasser und Alkohol und nochmaligem Erw\u00e4rmen mit Tier-kohle. In w\u00e4sseriger L\u00f6sung reagiert die Substanz sauer. Eine Jodbestimmung ergab 47,98 \u00b0/o J; eine Stickstoffbestiromung 2,10 N. \u00bb) Die Substanz war sonach jod\u00e4rmer als Dijodtyrosin. ebenso stickstoflarmer. Um welchen K\u00f6rper es sich handelt, isl vorderhand nicht zu entscheiden. F\u00fcr weitere Untersuchungen war die Ausbeute leider zu gering.\nDie mit Essigester ausgesch\u00fcttelte w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde aut dem Wasserbade bei gelinder W\u00e4rme bis zum d\u00fcnnfl\u00fcssigen Sirup eingeengt. Beim weiteren Einengen bei Zimmertemperatut\n') 0,1228 g Substanz ergaben 0,1090 g AgJ == 47,98 \u00b0/o J. \u2014 0,1219 g Substanz ergaben 2,3 ccm N bei 731 mm Druck und 17 Grad C. 2,100/,, N.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"tber den Abbau des Dijodtyrosins im tierischen Organismus. 151\nim Vakuumexsikkator schieden sich im Verlauf einiger Tage Krystalle aus. Sie wurden mechanisch entfernt, auf der Tonplatte von anhaftendem Sirup getrennt, und aus warmem Wasser und Alkohol umkrystallisiert. Sie stellten 3 mm lange Nadeln dar, schmolzen bei 202\u00b0 (unkorr.) und enthielten 58,48\u00b0/* Jod. *)\nEs handelte sich somit um unver\u00e4ndertes Dijodtyrosin.. Seine Menge betrug 0,27 g.\nDer dicke Sirup, welcher stark sauer reagierte, wurde, nachdem sich keine Ausscheidung mehr zeigte, mit Alkohol, von 95\u00b0 o versetzt, wobei sich neben amorphen Massen auch sp\u00e4rliche Krystalle ausschieden. Beides wurde abfiltriert und getrocknet. Alkohol nahm nichts auf. Sie wurden daher nochmals in Wasser aufgenommen und von einem unl\u00f6slichen R\u00fcckstand abfiltriert. Auf Zusatz von Alkohol bildete sich eine Tr\u00fcbung, die jedoch nicht zum Krystallisieren zu bringen war. Beim Eintrocknen bildete sich ein Firnis, der jodhaltig war. Zu weiterer Aufarbeitung war die Menge zu klein.\nDie alkoholische L\u00f6sung wurde zur Vertreibung des Alkohols auf dem Wasserbade eingeengt, dann mit etwas Wasser versetzt, wobei sich ein tlockiger Niederschlag ansschied. Dieser wurde abfiltriert und mit Wasser gewaschen. In Alkohol l\u00f6ste er sich bis auf einen kleinen Rest. Krystalle konnten daraus nicht gewonnen werden. Auch diese Fraktion war nur sehr gering.\nDas w\u00e4sserige Filtrat wurde nun mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, welcher sich stark braun f\u00e4rbte. Die Extrahierung wurde so lange fortgesetzt, bis der \u00c4ther nichts mehr aufnahm. Alsdann . wurde der \u00c4ther auf dem Wasserbad bei gelinder W\u00e4rme vertrieben. Es blieb ein brauner Sirup zur\u00fcck, der sich beim Stehen im Exsikkator zersetzte. Mit Wasser versetzt wandelte er sich in eine schwarzbraune, harzige Masse um. Sie enthielt betr\u00e4chtliche Mengen Jod.\nDie mit \u00c4ther ersch\u00f6pfte w\u00e4sserige hellbraune L\u00f6sung \\ wurde mit Barytwasser bis zur neutralen Reaktion versetzt und Kohlens\u00e4ure eingeleitet. Das von dem Ungel\u00f6sten getrennte hellgelbe Filtrat wurde auf dem Wasserbad eingeengt,\n,\u2018) 0.1120 g Substanz ergaben 0,065508 g .! -- 58.48u/u J.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"Adolf Oswald,\n1 f)2\nwobei sich braune amorphe Massen an den W\u00e4nden der Schale absetzten. In der eingedickten L\u00f6sung war nur wenig Jod mehr. Der getrocknete, braune, barythaltige R\u00fcckstand wurde mit Schwefels\u00e4ure zersetzt, vom Barytsulfat abfiltriert und das Filtrat auf dem Wasserbad und darauf im Exsikkator eingeerigt. Es schieden sich Nadeln aus, die jedoch mit amorphen Massen vermischt waren. Durch aufeinanderfolgendes Behandeln mit Alkohol, Aceton und Benzol konnten die Krystalle rein erhalten werden. Sie schmolzen bei 205\u00b0 und waren sehr jodreich. Zu einer quantitativen Bestimmung reichte die Menge nicht aus. Es d\u00fcrfte sich zweifelsohne um unver\u00e4ndertes Dijodtyrosin gehandelt haben.\nBeim weiteren Einengen der Mutterlauge schieden sich weihe Sch\u00fcppchen aus, die in ammoniakalischem Wasser l\u00f6slich waren und auf Zusatz von Essigs\u00e4ure sich wieder aus-schieden. Nachdem sie im Exsikkator eingetrocknet waren, wandelten sie sich in wenigen Stunden in eine schwarze teerartige Masse um. Eine Portion der Schuppen war auf Jod gepr\u00fcft worden und hatte einen betr\u00e4chtlichen Jodgehalt aufgewiesen. Die leichte Zersetzlichkeit macht es wahrscheinlich, da\u00df es sich um (\u201cinen im Benzolkern jodierten Phenolk\u00f6rper handelt.\nEs wurde erw\u00e4hnt, da\u00df im Kot Jod gefunden wurde. Eine Probe zeigte, da\u00df es nicht in Jodidform, sondern in fester (organischer) Bindung darin enthalten war. Der Kot wurde mit verd\u00fcnntem Ammoniak extrahiert und die Prozedur so lange wiederholt, als noch etwas in L\u00f6sung ging. Die vereinigten Extrakte gaben auf Zusatz von Essigs\u00e4ure einen dunkelbraunen, flockigen Niederschlag. Dieser wurde aus verd\u00fcnntem Ammoniak umgef\u00fcllt, verlor aber auch nach mehrmaligem Umf\u00e4llen seine Farbe nicht. Beim Schmelzen mit \u00c4tznatron und Salpeter erwies er sich als jodhaltig. Eine quantitative Bestimmung ergab l,7\u00f6\u00b0/o Jod.1) Beim Schmelzen\n1 0.2010 g Substanz verbrauchten nach dem Veraschen mit \u00c4tznatron und Salpeter 7 ccm einer Thioxulfatl\u00f6sung. wovon 1 ccm 0.008555 g .1: hieraus berechnet sich 0,0015885 g .) -\u2022= 1.75% J.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"l\u2019ber don Abbau des Dijodtyrosins im tierischen Organismus, 158\nhatte sich Geruch nach Skatol verbreitet, auch gab die Substanz die Xanthoproteinreaktion Es hat sich somit um einen Eiwei\u00dfk\u00f6rper gehandelt, dessen Jodierung offenbar im Darm-lumen aus dem freigewordenen Jod stattgefunden hatte. Nicht unm\u00f6glich ist es, da\u00df von der katarrhalischen Entz\u00fcndung her-riihendes Mucin Vorgelegen hat. Jedenfalls hat es sieh nicht um einen der Resorption entgangenen Jodk\u00f6rper gehandelt.\nVersuch 11.\nIn einem Versuch, in dem das Tier wegen Materialmangels nur lg Dijod-I-tyrosin erhielt, fand ich gleiche Verh\u00e4ltnisse wie in Versuch I.\nIn den 785 ccm Urin fanden sich 2,1027 g Gesamtjod. Hiervon waren in anorganischer Form 0,9041 g; organisch gebunden: 2,1027 g. Das Verh\u00e4ltnis des abgespaltenpn zum organisch gebundenen Jod betrug 42,9o/0. Aus der Silberf\u00e4llung konnte nach gleicher Behandlung wie in Versuch I au\u00dfer unver\u00e4ndertem Dijodtyrosin und der bei 75\u00b0 schmelzenden S\u00e4ure \u2022 ine bei 95\u00b0 schmelzende, in Alkohol und Aceton l\u00f6sliche, in wei\u00dfen Nadeln krystallisierende S\u00e4ure gefunden werden, deren Menge f\u00fcr eine quantitative Jodbestimmung nicht ausreichte. Qualitativ lie\u00df sich Jod darin nachweisen.\nVersuch III.\nEin dritter Versuch wurde mit Dijod-r-tyrosin. ange-Hellt. Es lag ihm der Gedanke zugrunde, da\u00df die Racemver-b in dung wegen ihrer viel geringeren Wasserl\u00f6slichkeit vielleicht eine bessere Ausbeute an Zwischenprodukten g\u00e4be. Ein Kaninchen erhielt t\u00e4glich 0,5 g von der Substanz in gleicher W eise wie in Versuch I. Die t\u00e4gliche Zufuhr war reduziert worden, in der Absicht, die Darmst\u00f6rung vermeiden und den \\ ersuch l\u00e4nger ausdehnen zu k\u00f6nnen. Dies gelang in der Tat, hoch nicht lange. Schon am 8. Tag verweigerte das Tier die Nahrung und nahm nur noch am 9. und 11. Tage je.M* g Substanz zu sich Am 14. ging es ein. Da das Tier nur 4 g eingenommen hatte, wurde noch ein zweites Kaninchen mit der gleichen Substanz gef\u00fcttert. Dieses blieb bei einer Zufuhr von\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXV.\t11","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"Adolf Oswald.\nl\u00f6i\nje Va g an jedem zweiten Tage am Leben, doch mu\u00dfte der Versuch nach Einbringen von 6 g wegen Mangels an Substanz abgebrochen werden.\nBeide Tiere hatten somit zusammen 10 g Substanz erhalten. Beide unter Toluol konservierte Harne wurden vereinigt. In 10 ccm wurde das Gesamtjod bestimmt. Die Bestimmung ergab 0,01Q68 g, ') woraus sich f\u00fcr die Gesamtmenge (1601 ccm) 2,07 g berechnete. Nach Entfernung des ionisierten .lods mit Silbernitrat ergab sich f\u00fcr 10 ccm 0,01103 g2) und f\u00fcr den Gesamturin 1,769 g J. Es waren somit hier 0,91 g Jod. d. h. 31,08 \u00b0/o aus seiner organischen Bindung entfernt worden, etwas weniger als in den Versuchen mit der 1-Form. Auffallend war aber, da\u00df im Urin beider Tiere, welche zusammen 10 g Substanz (= 5,86 g J) erhalten hatten, nur 2,67 g Jod enthalten waren. \u00dcber den Verbleib des Restes vermag ich nichts auszusagen, ein Verlust anUrin hatte nicht stattgefunden Leider wurden, da dieses auffallende Resultat erst einige Zeit nach Abschlu\u00df der F\u00fctterungsperiode bekannt wurde, die Tierleiber nicht auf ihren Jodgehalt untersucht. Der Kot beider Tiere war, wie in Versuch I, gesammelt worden. Es fanden sich darin 0,197 g Jod.3) Es war in der gleichen Form, wie in Versuch I, d. h. an Eiwei\u00df gebunden. Dasselbe zeigte einen Jodgehalt von 1,68 \u00b0/o.4)\nUm eine eventuelle Einwirkung des Silbernitrats zu ver-\n10 ccm verbrauchten nach dem ; Ein\u00e4schern mil \u00c4tznatron und Salpeter 19,5 ccm Thiosulfatl\u00f6sung (wovon 1 ccm = 0,0008555 g J) = \u2022\n0.0.1608 g j.\n8) Die Entfernung des ionisierten Jods wurde folgenderma\u00dfen bewerkstelligt. Es wurden 33,5 ccm Harn mit m\u00f6glichst wenig von einei L\u00f6sung von Silbernitrat und gleich darauf mit ausgekochter Salpeters\u00e4ure versetzt und das Volumen abgelesen. Nachdem gut durchger\u00fchrt worden war, wurde durch ein trockenes Filter filtriert und in einem aliquoten Teil das Jod durch Ein\u00e4schern bestimmt. 10 ccm des Filtrats verbrauchten 11.1 ccm der Thiosulfatl\u00fcsung = 0,009496 g J, was nach Umrechnen mit dem Verd\u00fcnnungsfaktor 33,5 : 40 0,01103 g J gleichkommt\ns) Trockengewicht des Kots = 22,4 g. 2 g verbrauchen 10,3 ccm Thiosulfatl\u00f6sung = 0,008811 g J = \u25a0 f\u00fcr die Gesamtmenge des KcU 0,197 g Jod.\n*) 0,1006 g Substanz enthielten 0.001694 g J -= 1,68\u00b0/o J.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Cher don Abbau dos Dijodtyrosins im tierischen (Hganisnujs. 155\nmeiden, wurde der Harn nicht wie in den beiden ersten Versuchen verarbeitet, sondern mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und direkt mit Essigester ausgezogen. Da durch kr\u00e4ftiges Sch\u00fctteln eine Emulsion entstand, wurde er durch einfaches Stellenlassen und t\u00e4gliches, mehrfaches, gelindes Sch\u00fctteln der verschlossenen Flasche extrahiert, was allerdings einige Wochen r in Anspruch nahm. Beim Einengen der Extrakte schieden sich im Sirup Krvstalle aus, die nach mehrmaliger Fmkrystallisie-rung aus Alkohol und Wasser den Schmelzpunkt 7211 zeigten. Es handelte sich also um den gleichen K\u00f6rper, wie in den beiden \u00fcbrigen Versuchen. Der mit Essigester ersch\u00f6pfte Harn wurde, wie in Versuch 1 und II. mit Silbernitrat behandelt. Dabei wurde in gleicher Weise wie dort unver\u00e4ndertes Dijod-tyrosin gefunden. Die \u00fcbrigen Fraktionen waren so sp\u00e4rlich, da\u00df eine Aufarbeitung von vornherein aussichtslos erschien.\nFassen wir die Resultate zusammen, so ergibt sich, da\u00df beim Durchgang durch den Kaninchenleib das Dijodtyrosin ca. 40\u201445\u00b0/o seines Jods als Jodwasserstoff abgibt. Der organisch gebundene Anteil findet sich in Form unver\u00e4nderten Dijodtyrosins (ca. 7\u00b0/o der Einfuhr), dann in einer bei 75\u00b0\u2018schmelzenden, al kohol- und acetonl\u00f6slichen, in Nadeln kristallisierenden S\u00e4ure, ferner in Form einer bei 95\u00b0 schmelzenden, ebenfalls in Nadeln krystallisierenden alkohol- und acetonl\u00f6slichen S\u00e4ure, weiterhin in Form einer \u00e4therl\u00f6slichen, sich leicht zersetzenden, nicht bestimmten Substanz, endlich in Form einer in wei\u00dfen Schuppen sich ausscheidenden S\u00e4ure, welche sehr lichtunbest\u00e4ndig ist und vermutlich ein im Kern substituierter Phenolk\u00f6rper ist.\nDie Ausscheidung des organisch gebundenen Jods im Harn h\u00e4lt l\u00e4nger an, als die des organischen. Nach 7 Tagen war letztere beendet, w\u00e4hrend erstere noch weiter dauerte. Im Kot findet sich Jod an Eiwei\u00df gebunden vor.\n\u00dcber Versuche am Hund soll in einer sp\u00e4teren Mitteilung berichtet werden.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"lof) A. Oswald, \u00dcber Dijodlyrosin im tierischen Organismus.\nZum Schlu\u00df sei mir gestattet, auf einen Punkt aufmerksam zu machen. Messe und Neuberg1) hatten nach Verf\u00fcttern eines Jodeiwei\u00dfproduktes (Jodeigonnatrium) Jodhippurs\u00e4ure im Harn ihrer Kaninchen und Jodbenzoes\u00e4ure im Blut eines Hundes gefunden. Da in der Regel im Eiwei\u00df das Jod vorwiegend an Tyrosin gebunden ist, so w\u00e4re a priori > das n\u00e4chstliegende gewesen, anzunehmen, da\u00df ein solches Produkt nach der Zufuhr von Dijodtvrosin entst\u00fcnde. Freilich stehen einem solchen \u00dcbergang nicht unbetr\u00e4chtliche Bedenken entgegen: einmal die Tatsache, da\u00df es sich um eine Orthojodverbindung handelte, w\u00e4hrend im Jodtyrosin beide Jodatome zur Seitenkette in Metastellung stehen. Au\u00dferdem kommen im Jodtyrosin zwei Jodatome vor. Dann sprechen die Erfahrungen am lebenden Organismus nicht daf\u00fcr, da\u00df der einmal hydroxylierte Benzolkern ohne weiteres Hydroxyde weggehe. In der Tat hat sich Jodbenzoes\u00e4ure bezvv. Jodhippurs\u00e4ure im Harn meiner Kaninchen nicht nachweisen lassen. Man darf daher wohl schlie\u00dfen, da\u00df die Muttersubstanz der Jodbenzoes\u00e4lire einem anderen Komplex entstammt, als einem Jodtyrosin. Nach den bisherigen Erfahrungen w\u00e4re anzunehmen, da\u00df es sich um eine Jodphenylpropions\u00e4ure oder eine \u00e4hnliche, nicht amidierte S\u00e4ure handelte, von welchen bekannt ist, da\u00df sie in Benzoes\u00e4ure \u00fcbergehen. Doch hat es mit dieser Annahme andere Schwierigkeiten.\nZ\u00fcrich, den 29. Januar 1910.\ni loc. eil.","page":156}],"identifier":"lit37789","issued":"1910","language":"de","pages":"141-156","startpages":"141","title":"\u00dcber den Abbau des Dijodtyrosins im tierischen Organismus","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:38:53.032757+00:00"}