Open Access
{"created":"2022-01-31T15:16:20.386085+00:00","id":"lit37790","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pregl, Fritz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 157-179","fulltext":[{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die gemeinsame Konstitution der drei spezifischen\nGallens\u00e4uren,\nVon\nFritz Pregl.\n(Aus dem Institut f\u00fcr medizinische Chemie der.Universit\u00e4t Cruz.)\n(Der Redaktion zugegangen an\u00bb lti. Februar mo.)\nBekanntlich erh\u00e4lt man beim Versetzen von mit fixen Alkalien durch 24 Stunden zerkochter Rindergalle mit Salzs\u00e4ure eine F\u00e4llung, die zu einem plastischen Kuchen zusammenbackt. Dieser Kuchen enth\u00e4lt, abgesehen von Fetts\u00e4uren und noch minder genau untersuchten und unbekannten Produkten seiner Hauptmenge nach Cholals\u00e4ure und neben dieser noch Desoxychols\u00e4ure und Choleins\u00e4ure. Diese drei S\u00e4uren, welche offenbar aus der Spaltung genuiner Gallens\u00e4uren heryorg\u00e8-gangen sind, m\u00f6chte ich unter dem gemeinsamen Namen der drei spezifischen Gallens\u00e4uren zusammenfassen, denn sie sind es ja doch, welchen die Galle ihr spezifisches Gepr\u00e4ge verdankt, und nicht etwa die anderen Paarlinge: Glykokoll und Taurin.\nMylius,1) der erste Auffmder der Desoxychols\u00e4ure, hatte die Anschauung, da\u00df diese nicht identisch, sondern nur isomer sei mit der von Latschinoff2) kurz vorher entdeckten Choleins\u00e4ure, w\u00e4hrend Latschinoff1) die Meinung vertrat, die beiden genannten Gallens\u00e4uren seien nur verschiedene'Erscheinungsformen derselben Substanz, die ineinander \u00fcbergef\u00fchrt werden k\u00f6nnten und dieselben Oxydationsprodukte liefern.\nMir ist es vor etwa 10 Jahren gelungen, zuni ersten Male die Desoxychols\u00e4ure in vollkommen reinem Zustande zu\n*) Ber., Bd. XIX, S. 370 (1880) und 1008.\n*) Ber., Bd. XVIII. S. 3039; Bd. XIX. 8 1140\n0 Ber.. Bd. XX. S. 10i3.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nFritz Pregl,\nerhalten und ihre Eigenschaften durch genaue physikalische Konstanten festzulegen, die in j\u00fcngerer Zeit durch Kurt Langheld1) vollkommen best\u00e4tigt wurden. Langheld, der in der Zeit nach Latschinoff der erste war, der wieder Cholein-s\u00e4ure in H\u00e4nden hatte, konnte \u00fcberdies zeigen, da\u00df die Cholein-s\u00e4ure und die Desoxychols\u00e4ure nicht identische K\u00f6rper, sondern Isomere sind.\nIch habe es daraufhin unternommen, zu untersuchen, ob diese Isomerie noch in den Oxydationsprodukten dieser beiden S\u00e4uren fortbesteht. Zur Gewinnung von Ausgangsmaterial dienten mir einerseits von mir aus fr\u00fcherer Zeit stammende Cholals\u00e4ure, die nach dem vorz\u00fcglichen Verfahren von Langheld nochmals \u00fcber das Natriumsalz gereinigt wurde, aus deren Mutterlaugen immerhin noch ziemliche Mengen von Choleins\u00e4ure und Desoxychols\u00e4ure erhalten werden konnten, andererseits aber namentlich die nicht mehr krystallisierenden Mutterlaugen jener Cholals\u00e4uredarstellungen im Gewichte von ca. 1 kg, die durch Anwendung des Lan g held sehen Verfahrens bis auf einen geringf\u00fcgigen Rest in seiner G\u00e4nze in die drei spezifischen Gallens\u00e4uren in krystallisiertem Zustande zerlegt wurden.\nDie isolierte Choleins\u00e4ure zeigte konform mit den Angaben Langheids F. = 186\u2014187\u00b0, und mit seinen Beobachtungen gute \u00dcbereinstimmungen des spezifischen Drehungsverm\u00f6gens in alkoholischer L\u00f6sung:\nc = 0,5405 1 = 100 mm a = + 0,262\u00b0 aD = + 48,47\u00b0\nLangheld bestimmte f\u00fcr die Choleins\u00e4ure a0 = + 47,97\u00b0.\nDie isolierte Desoxychols\u00e4ure wurde zuerst durch Um-krvstallisieren ihres Barytsalzes aus Alkohol, dann als freie S\u00e4ure durch Umkrystallisieren aus Eisessig bis zum F. = 145\u00b0, und schlie\u00dflich nach Entfernung des Krystalleisessigs aus Aceton\n*) Ber.. Bd. LI, S 878.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4uren. 159\nund Essig\u00e4ther bis zum Schmelzpunkte 173\u00b0 gereinigt. Die Drehungsbestimmung in absolut alkoholischer L\u00f6sung ergab:-\nc = 1,0585 1 = 100 mm a = + 0,549\u00b0 an = + 51,86\u00b0.\nLangheld bestimmte an einer viel konzentrierteren L\u00f6sung aD = + 53,28\u00b0.\nVon diesen beiden Pr\u00e4paraten wurden nun in ganz gleichartiger Weise je 2 g in 20 ccm Eisessig gel\u00f6st und dazu nach dem Verfahren von Hammarsten kubikzentimeterweise eine L\u00f6sung von 2 g Ghroms\u00e4ure in 20 ccm Eisessig aus einer B\u00fcrette zuflie\u00dfen gelassen und der weitere Zusatz so geregelt, da\u00df die Temperatur der L\u00f6sung 45\u00b0 nicht \u00fcberschritt. In beiden F\u00e4llen wurden 16 ccm verbraucht. Die Reaktionsprodukte wurden durch Eingie\u00dfen in je 400 ccm Wasser zur Ausscheidung und durch Erw\u00e4rmen am Wasserbade in krystallinische, filtrierbare Form gebracht und nach dem Wiedererkalten abgesaugt. Beide Produkte wurden in verd\u00fcnntem Ammoniak hei\u00df gel\u00f6st, filtriert und nach dem Erkalten die freien S\u00e4uren durch verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure zur Ausscheidung gebracht. Das Umkrystal-lisieren der abgesaugten Produkte erfolgte nun aus verd\u00fcnntem Alkohol in der Weise, da\u00df ihre hei\u00dfen alkoholischen L\u00f6sungen mit Wasser bis zur ersten Tr\u00fcbung versetzt wurden.\nDurch fortgesetztes Umkrystallisieren bis zum konstanten Schmelzpunkte wurde\t.\naus Choleins\u00e4ure eine Dehydrocholeins\u00e4ure C, F = 178\u00b0 und \u00bb Desoxychols\u00e4ure eine \u00bb\tD, F = 186\u00b0\nerhalten.\nBeide Pr\u00e4parate wurden im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet und verbrannt:\nI. 0,1876 g Dehydrocholeins\u00e4ure C lieferten 0,5085 g CO, und 0 1560 e II O 11 \u00b0\u20191573>\t>\tD >\t0,4271\u00bb \u00bb\t. 0,1307 \u00bb V\nGefunden :\tBerechnet f\u00fcr : \u25a0\n1 11\nc \u00fc/o 73,92\t74,05\t74,17\nH \u00b0/o 9,30\t9.29\t9.34","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\tFritz P regt.\nDie Bestimmung des optischen Dreliungsverm\u00f6gens ergab von Dehydrocholeins\u00e4ure G:\nc = 6,786\u00b0\nI = 100 mm \u00ab = + 4,530\u00b0 aI} = 4* 66,76\u00b0.\nDie Bestimmung des optischen Dreliungsverm\u00f6gens von Dehydrocholeins\u00e4ure D:\nc = 6,8505 1 = 100 mm a = + 6,467\u00b0 au = + 94,40\u00b0.\nNamentlich aus den Bestimmungen des optischen Drehungsverm\u00f6gens der beiden Dehydrocholeins\u00e4uren ergibt sich ein weiterer, sehr deutlicher Beweis daf\u00fcr, da\u00df die Choleins\u00e4ufe und die Desoxychols\u00e4ure nur isomer und nicht identisch sind\nEs war sehr naheliegend, daraufhin die n\u00e4chsten Oxydationsprodukte. dieser beiden spezifischen Gallens\u00e4uren, die Cholan- und Isocholans\u00e4uren einer genauen Untersuchung in bezug auf die Frage, ob und wieviele Isomere es davon gibt, zu unterziehen, doch habe ich dies einer sp\u00e4teren Zeit Vorbehalten, da ich das kostbare Ausgangsmaterial vorerst zur L\u00f6sung der Frage ben\u00fctzen wollte, ob und welche gemeinsamen Abbauprodukte diese beiden isomeren S\u00e4uren zu liefern imstande sind.\nCholoidans\u00e4are,\nein gemeinsames Abbauprodukt der drei spezifischen Gallens\u00e4uren.\nSchon die \u00e4ltesten Untersucher der in Wasser schwer l\u00f6slichen S\u00e4uren aus Rindergalle berichten \u00fcber ein daraus bei der Oxydation mit Salpeters\u00e4ure erhaltenes sch\u00f6n krystalli-Siertes Produkt, das unter dem Namen Choloidans\u00e4ure, Chole-kampfers\u00e4ure, sowie auch Pseudocholoidans\u00e4ure beschrieben worden ist und dem von den verschiedenen Autoren die verschiedensten Formeln zugeschrieben worden sind.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4uren. : 161\nRedtenbacher:1) Clf5H2407, Latschinoff:*) C10Hj\u00dfOt, C1(,\u2018ve:3) G16H24()7 und C17H2507, Latschinoff:1) C,.H380n und C25H36O10 und endlich Panzer:*) C14H2206.\nNach mehreren orientierenden Vorversuchen verfuhr ich nach folgender Vorschrift: Je 5 g Desoxychols\u00e4ure oder Gholein-s\u00e4ure wurden mit 75 ccm Salpeters\u00e4ure (d ^ 1,4) in einem ger\u00e4umigen K\u00f6lbchen \u00fcbergossen und auf dem siedenden Wasserbade durch 3 Stunden erhitzt. Hierauf wurde mit dem gleichen Volumen Wasser verd\u00fcnnt und bis zum n\u00e4chsten Tage stehen gelassen. Der abgesaugte, mit Wasser gewaschene* und getrocknete Niederschlag wog 1 g und zersetzte sich in der Kapillare erhitzt zwischen 240 und 290\u00bb unter Aufsch\u00e4umen und unter Abscheidung von Kohle. Nach dreimaligem Umkrystalli-sieren dieses Rohproduktes aus Eisessig und nochmaligem Waschen mit \u00c4ther war sowohl bei den Pr\u00e4paraten, die aus Desoxychols\u00e4ure, als auch bei jenen, die aus Choleins\u00e4ure erhalten worden waren, ein konstantes Verhalten beim Erhitzen in dei Kapillare erreicht. Bei raschem Erhitzen blieben die reinen Substanzen bis 320\u00b0 v\u00f6llig unver\u00e4ndert. Bei 320\u00b0 bemerkt man eine leichte Verf\u00e4rbung und bei 324\u00b0 tritt unter lebhaftem Aufsch\u00e4umen und Braunf\u00e4rbung die Zersetzung ein. Dieses Verhalten gilt jedoch nur f\u00fcr sehr rasches Erhitzen, w ie es in einem kleinen, einfachen Schmelzbade zu erzielen ist. w\u00e4hrend man bei allm\u00e4hlichem Erhitzen, wie es bei Verwendung gr\u00f6\u00dferer Heizb\u00e4der unvermeidlich ist, schon bei etwas tieferen Temperaturen unscharfe Zersetzungspunkte erh\u00e4lt. Ich habe aus diesem Grunde, und weil die Zersetzungspunkte auch f\u00fcr andere ieichter zersetzliche K\u00f6rper, wie z. B die Osazone. f\u00fcr rasches Erhitzen gelten, diese Art der Schmelzpunktbestimmung stets ge\u00fcbt.\n') Redtenbacher, Annalen d. Chemie und Pharm., Rd. CXC1V ' S. 239; Pappeiner. Bd. L, S. 243; Thcyer und Schlosser. Bd. GVIp S. 145.\n2) Latschinoff, Ber., Bd. XII, S. 1518.\nr\u2018) Bul!- soc. Chim. (2), Bd. XXXVIII. S. 131-136 \u25a0 4) Ber, Bd. XIX, S. 1521.\n6) Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII. S. 192.","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nFritz Pregl,\nDa sich die reinen Produkte, und zwar sowohl jene aus Desoxychols\u00e4ure, als auch jene aus Choleins\u00e4ure scharf bei 32.4\u00b0 zersetzen und dieses Verhalten keine \u00c4nderung erf\u00e4hrt, wenn gleichzeitig beide aufs feinste gemischt in der Kapillare erhitzt werden und da beide auch dieselbe elementare Zusammensetzung zeigen, so mu\u00df der Schlu\u00df gezogen werden, da\u00df hier ein gemeinsames Abbauprodukt der Desoxychols\u00e4ure und der Choleins\u00e4ure vorliegt, f\u00fcr welches ich den Ausdruck Choloidans\u00e4ure fortan gebrauchen will, weil er mir die meiste historische Berechtigung zu haben scheint. .\nI. Aus Desoxychols\u00e4ure:\n0,1857 g, bei 105\" im Vakuum getrocknet, lieferten 0,3947 g CO* und 0,1290 g H,0.\nII. Aus Choleins\u00e4ure:\n0,2120 g, bei 105\u00b0 im Vakuum getrocknet, lieferten 0.4502 g CO, und 0.1470 g H20.\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr:\n1.\t11.\tclsH28o8\nC % 57,97\t57,92\t58,03\nH \u00b0/o 7,77\t7,59\t7,58\nNach der \u00e4lteren Literatur, insbesondere nach den Beobachtungen Latschinoffs war anzunehmen, da\u00df dieser K\u00f6rper lediglich der Desoxychols\u00e4ure, die nach seiner Meinung mit der Choleins\u00e4ure identisch sein sollte, nicht aber der Cholals\u00e4ure angeh\u00f6re. Die Publikation P a n z e r s *) \u00ab \u00dcber L a t s c h i n o f f s Cholekampfers\u00e4ure \u00bb brachte mich auf die Vermutung, da\u00df dieses Abbauprodukt vielleicht auch der Cholals\u00e4ure angeh\u00f6ren k\u00f6nnte. Tats\u00e4chlich erhielt ich, genau an das Oxydationsverfahren Panzers mich haltend, ein Rohprodukt, ebenfalls in der Ausbeute von ca. 4\u00b0/o, aus dem ich durch mehrfaches Umkrystallisieren aus Eisessig und nachheriges Waschen mit \u00c4ther Krystalle erhielt, die sich scharf bei 324\u00b0 zersetzten.\nDen Schlu\u00df, da\u00df dieses Abbauprodukt auch der Cholals\u00e4ure angeh\u00f6re, wagte ich schon aus dem Grunde nicht, weil dieser Versuch mit einem Cholals\u00e4urepr\u00e4parat \u00e4lterer Darstellung ausgef\u00fchrt worden war und gerade ich kurz zuvor die Erfahrung gemacht hatte, da\u00df Cholals\u00e4ure \u00e4lterer Darstellung\n\u2022\u2019 Diese Zeitschrift, Bel. XLVH.I, S. 192.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"1\tber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4uren, 103\nvom F. = 195\u00b0 noch immerhin einige Prozent Choleins\u00e4ure oder Desoxychols\u00e4ure oder beide enthalten kann.\nDaher verwendete ich zur Wiederholung dieses wichtigen und entscheidenden Versuches ein ganz besonders sorgf\u00e4ltig gereinigtes Pr\u00e4parat von Cholals\u00e4ure, die wir erst seit Lang-held in vollster Reinheit darzustellen imstande sind, w\u00e4hrend alle vor dieser Zeit bereiteten Pr\u00e4parate von Cholals\u00e4ure zum mindesten eine z\u00e4he anhaftende Beimengung von Fetts\u00e4uren enthalten. >)\t*\n700 g eines Pr\u00e4parates \u00e4lterer Darstellung wurden in\n2\t1 Alkohol aufgeschwemmt und in der K\u00e4lte so lange unter I msch\u00fctteln mit sirup\u00f6ser Natronlauge versetzt, bis eine gelinde alkalische Reaktion der entstandenen L\u00f6sung eingetreten war. Nach kurzem Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade erstarrte der gesamte Inhalt zu einem festen Kuchen von cholalsaurem Natrium. Aus diesem wurde die freie S\u00e4ure gewonnen, aus Alkohol umkrystallisiert und mit dieser der ganze Vorgang noch 4 mal wiederholt. Diese sp\u00e4teren Wiederholungen gestalten sich insoferne schwierig, als, je reiner das Pr\u00e4parat wird, bei desto niedrigerer Temperatur das Natriumsalz zur Ausscheidung gelangt, womit nat\u00fcrlich auch Verluste verbunden sind. Das schlie\u00dflich gewonnene Pr\u00e4parat schmolz scharf bei 197\u00b0, wie es Langheld angibt.\n135 g dieser reinsten Cholals\u00e4ure (krystallalkoholfrei) wurden portionenweise in 700 ccm konzentrierter Salpeters\u00e4ure <1 = 1,40) eingetragen und 5 Stunden lang auf dem siedenden Wasserbade oxydiert. Schon lange vor Unterbrechung der Erw\u00e4rmung begann sich die weingelb gewordene L\u00f6sung zu tr\u00fcben und diese Tr\u00fcbung nahm nach beendigtem Erw\u00e4rmen auf Zusatz von etwa 300 ccm Wasser bedeutend zu und nach 12st\u00fcndigem Verweilen im Eisschranke hatte sich ein wei\u00dfer Niederschlag abgesetzt. Dieser wurde abgesaugt und mit Wasser gewaschen und wog nach dem Trocknen 7 g. Durch 4maliges 1 mkrystallisieren aus Eisessig und Waschen mit \u00c4ther wurden i g eines Pr\u00e4parates gewonnen, das sich bei 324\u00b0 genau so\n') Kutscher off, Ber., Bd. XII, S. 2325.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"Fritz Pregl.\n104\nwie ieh os f\u00fcr die aus Desoxychols\u00e4ure und Gholeins\u00e4ure gewonnenen Pr\u00e4parate beschrieben habe, unter Aufsch\u00e4umen zersetzte Dieses Verhalten \u00e4nderte sich auch nicht im geringsten. als das aus Cholals\u00e4ure gewonnene Pr\u00e4parat mit gleichen Teilen Choloidans\u00e4ure aus Desoxychols\u00e4ure, oder mit gleichen Teilen Choloidans\u00e4ure aus Choleins\u00e4ure aufs feinste gemengt, der Schmelzpunktbestimmung unterzogen wurde. \u00dcberdies zeigte dieses Pr\u00e4parat nach dem Trocknen im Vakuum bei 105\u00b0 dieselbe elementare Zusammensetzung wie jene der Choloidans\u00fcuren.\n6-1538 g lieferten beider Verbrennung 0.3270 g CO* und 0,101)8 g U,0 Gefunden :\tBerechnet f\u00fcr Cl8H.,s0s:\nC V-\t58,03\nH\t7,70\t7,58\nDas vorhandene Material wrurde zun\u00e4chst zu einer Bestimmung des Molekulargewichts in absolutem Alkohol als L\u00f6sungsmittel im neuen Siedeapparat von Beckmann verwendet:\nL\u00f6sungsmittel: Absol. Alkohol: 7,89 g.\nI. S, = 0.1005 g\t= 0,036\" Mt = 402\n*1- s2 = 0,3257 A2 = 0,097\u00b0 M, = 469\nDie graphische Extrapolation auf unendliche Verd\u00fcnnung ergab M = 369, und die Formel C18H28Os fordert M \u2014 372.2.\nDie Bestimmung des spezifischen Drehungsverm\u00f6gens ergab in alkoholischer L\u00f6sung:\nc = 1,1770 1 = 100 mm \u00ab = \u25a0+ 0,416\u00b0\n\u00abn - + 35,3\u00b0\nDie Bestimmung der Basizit\u00e4t erfolgte durch Titration in alkoholischer Aufschwemmung mit Phenolphthalein als Indikator. I. 0,0931 g verbrauchten 9,5 ccm \u00bb/io-XaOH. entsprechend 4fi.57\u00b0/o C00I1 II 6,2454 >\t\u00bb\t25.4 >\t>\t\u00bb\t45,92 \u00b0.o \u00bb\nDa sich f\u00fcr eine vierbasische S\u00e4ure von der Formel 48,36\u00b0;o COOH berechnen, so sind bei der I. Bestimmung 96,31 \u00b0 \u00f6, bei der II. Bestimmung 91,95\u00b0,o s\u00e4mtlicher CO\u00dcH-Gruppen mit Alkali besetzt.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Lbcr gemeinsame Konstitution der drei spezifischen (\u00bballensiiiiren. 165\nAus allen diesen Bestimmungen ergibt sieh f\u00fcr die Chol\u00f6idan- ' s\u00e4ure die Formel C18H2808. Bei dem Umstande jedoch, als eine Reihe anderer Formeln mit anderem Molekulargewicht, die von anderen Forschern in Betracht gezogen worden sind, ann\u00e4hernd dieselben Analysenzahlen fordern, wurde aus dem \u00fcbriggebliebenen Reste der Ester derCholoidans\u00e4ure zum Zwecke einer Pr\u00fcfung des Molekulargewichts dargestellt. Dieser wurde mit einer zur L\u00f6sung nicht hinreichenden Menge Alkohol' iiber-gossen und trockenes Salzs\u00e4uregas in lebhaftem Strome bis zum Sieden des Alkohols eingeleitet. Nach einiger Zeit wurde die doppelte Menge Wasser zugegossen und nach wenigen Minuten verwandelte sich die ausgeschiedene Masse in einen Krystallbrei. Durch Umkrystallisieren aus verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure wurde schlie\u00dflich der konstante Schmelzpunkt von 247,8\u00b0\nerreicht.\nNach dem Trocknen im Vakuum bei 105\u00b0 gab .dieser Ester folgende Zahlen bei der Verbrennung:\nI.\t0.1972 g lieferten 0.4460 g\tC0a und\t0.1479 g\tH/)\nII.\t0,1549 >\t\u00bb\t0,3487 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,1172 \u00bb\t*\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr:\nI.\tII.\tC\u00e4Q8\nC -o (>1,68\t61,63\t61,64\nH u o 8,39\t8,49\t8,47\nEs ist klar, da\u00df der Di\u00e4thylester derCholoidans\u00e4ure vorliegt.\nL\u00f6sungsmittel: Absol. Alkohol: 7,89.\nI.\t= 0,1224\tg\tA, \u2014\t0,039\u00b0\tMJ\t=\t45.0,5\nII.\tS2 = 0,2533\t\u00bb\tA2 =\t0,077\u00b0\tM2\t=\t464,6\nIII.\tS3 = 0,3807\t\u00bb\tA3 =\t0,113\u00b0\tM3.\t=\t468,4\nDie graphische Extrapolation auf unendliche Verd\u00fcnnungen ergibt den Wert M = 445; aus der Formel\tberech-\nnet sich M = 428,27.\nFassen wir nun das gesamte bisherige Tatsachenmaterial zusammen, so folgt daraus, da\u00df die drei spezifischen Gallens\u00e4uren, die Cholals\u00e4ure, die Choleins\u00e4ure und Desoxychols\u00e4ure, bei der Oxydation mit konzentrierter Salpeters\u00e4ure ein identisches Abbauprodukt, dieCholoidans\u00e4ure von der Formel C18H2a08, liefern, und da\u00df infolgedessen die Konstitution der drei","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"10h\tFritz Pregl.\nspezifisch en Gallens\u00e4uren in bezug auf diese 18G-Atome identisch ist.\nDie beim Umkrystallisieren von Gholoidans\u00e4ure ausGholal-s\u00e4ure abgefallenen Eisessigmutterlaugen wurden durch Vakuumdestillation eingeengt, wobei anf\u00e4nglich noch etwas unreine Gholoidans\u00e4ure zur Ausscheidung gelangte. Die stark eingeengte Mutterlauge von dieser tr\u00fcbte sich in der K\u00e4lte und nach l\u00e4ngerem Stehen verwandelte sich die ganze Masse in ein Aggregat doppeltbrechender K\u00fcgelchen, die abgesaugt und mit Eisessig bis zur Farblosigkeit gewaschen wurden.\nBeim weiteren Umkrystallisieren aus Eisessig schieden sich feinste N\u00fcdelchen aus, die nach dem Absaugen mit \u00c4ther gewaschen wurden. Nach mehrmaligem Umkrystallisieren war f\u00fcr dieses Pr\u00e4parat ein konstantes Verhalten bei der Schmelzpunktbestimmung erreicht. Bei raschem Erhitzen in der Kapillare, wie ich es bei der Gholoidans\u00e4ure stets vorgenommen habe, zersetzten sich die Krystalle unter lebhaftem Aufsch\u00e4umen bei 210\u00b0 : wurde hingegen die Schmelzpunktbestimmung in der \u00fcblichen Weise langsam vorgenommen, so schmolzen sie bei 230\u2014231\u00b0. Ich will es hier unterlassen, alle die vielen Bem\u00fchungen und Analysen anzuf\u00fchren, die unbefriedigende Re-sultate geliefert hatten, bis ich durch die sch\u00f6nen Beobachtungen Letsches1) \u00fcber ein neues Abbauprodukt der Cholal-s\u00e4ure zu der \u00dcberzeugung gekommen bin, da\u00df der von ihm beschriebene K\u00f6rpef und zwar in Form der wasserhaltigen S\u00e4ure GinH2?010 \u2022 2 H20 vorliegt. Da ich den K\u00f6rper stets im Vakuum bei etwa 110\u00b0 getrocknet hatte, war es begreiflich, da\u00df anf\u00e4nglich keine auf eine einfache Formel stimmenden Zahlen zu erhalten waren. Erst durch die Gewinnung des sch\u00f6n krystallisierenden und scharf bei 195 196\u00b0 schmelzenden Esters wurde die Sache v\u00f6llig aufgekl\u00e4rt.\nNach dem Trocknen des Pr\u00e4parates bei 105\u00b0 im Vakuum ergab die Verbrennung dieses Esters:\nI. 0,1938 g lieferten 0,4140 g CO* und 0,1365 g H*0\nII 0,1725 *\t\u00bb\t0.3692 * \u00bb\t\u00bb 0,1206 \u00bb \u00bb\n. ') Diese Zeitschrift, Bd. LXI, S. 215.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4umv. 13/\nGefunden:\tGerechnet f\u00fcr:\nI.\tH\tCs:tI!360H\nC V 58.26\t58,\u00e48\t58,44\n\u00fc \u00b0,o 7.82\t7.82\t7.68\nNach* dieser Erfahrung wurden die bei der Gewinnung von Choloidans\u00e4ure aus Choleins\u00e4ure und Desoxychols\u00fc\u00fcre abgefallenen Eisessigmutterlaugen genau so verarbeitet, wie ich es bei der Cholals\u00e4ure geschildert habe. Die gewonnenen Mengen waren allerdings gering, aber schlie\u00dflich wurde doch so viel Material rein erhalten, da\u00df damit die Schmelzpunktbest immungen an den freien S\u00e4uren ausgef\u00fchrt werden konnten. Auch hier schmolzen beide Pr\u00e4parate unter lebhaftem Aufsch\u00e4umen bei raschem Erhitzen bei 240\", bei langsamem Erhitzen bei 230\u2014231\u00b0, so wie es Letsche f\u00fcr das partielle Anhydrid der von ihm untersuchten f\u00fcnfbasischen S\u00e4ure angibt. Dieses Verhalten zeigten auch Mischungen beider Pr\u00e4parate miteinander, oder mit dem Pr\u00e4parate aus Cholals\u00e4ure.\nObwohl ich eine Wiederholung dieser Versuche mit gr\u00f6\u00dferen Substanzmengen f\u00fcr notwendig halte, so glaube ich. auf Grund dieser Beobachtungen wenigstens mit gr\u00f6\u00dfter Wahrscheinlichkeit den Schlu\u00df ziehen zu d\u00fcrfen, da\u00df die drei spezifischen Gallens\u00e4uren in bezug auf die 19 C-Atome der von Letsche beschriebenen f\u00fcnfbasischen S\u00e4ure identisch konstituiert sind.\nBetrachtungen \u00fcber die Konstitution der spezifischen Gallens\u00e4uren.\nVersucht man \u00fcber die Konstitution der spezifischen Gallens\u00e4uren zu einer nur ann\u00e4hernd wahrscheinlichen Anschauung zu kommen, so ist es vor allem notwendig, die Grundkohlenwasserstoffe der sicher beglaubigten und gut untersuchten Abbauprodukte derselben einer eingehenden Betrachtung zu unterr ziehen. Ich will mich dabei nur auf Abbauprodukte der Cholals\u00e4ure beschr\u00e4nken, da diese vorl\u00e4ufig am besten untersucht sind. Als erstes Oxydationsprodukt der Cholals\u00e4ure will ich hier die Bilians\u00e4ure und Isobilians\u00e4ure von der Formel c84h3408 anf\u00fchren, von welchen es sichergestellt ist, da\u00df sie dreibasische Diketons\u00e4uren sind. Daher kommt ihnen der Grundkohlen-","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"m\nFritz Pregl\nWasserstoff von der Zusammensetzung G2lH44 zu, der sich von dem aliphatischen ges\u00e4ttigten Kohlenwasserstoff mit 24 C-Atomen C21H.0 durch den Mindergehalt von (> H-Atomen unterscheidet. Da die Bilians\u00e4ure durch ziemlich energische Oxydation von Gholals\u00e4ure mit Permanganat erhalten wird, l\u00e4\u00dft sich diese Differenz von \u00f6 H-Atomen nicht durch Annahme doppelter Bindungen in der Bilian- und Isobilians\u00e4ure, sondern nur durch die Annahme dreier total hydrierter Bingsysteme erkl\u00e4ren.\nAus der Bilians\u00e4ure erh\u00e4lt man nach dem Verfahren von Lassar-Gohn1) durch Oxydation in siedender alkalischer L\u00f6sung mit Permanganat die Gilians\u00e4ure, welcher Lassar-Cohn zwar eine unrichtige Formel beigelegt hat und die von mir durch 1 ntersuehung dieser S\u00e4ure, sowie ihres Esters schon vor vielen Jahren zu G20H28O8 richtiggestellt wurde. Da sie dreibasisch ist, und da die beiden extracarboxylen O-Atome nach der Gewinnungsweise und den Eigenschaften der Gilians\u00e4ure nur Garbonylgruppen angeh\u00f6ren k\u00f6nnen, obwohl die gew\u00f6hnlichen\nKetonreaktionen versagen, so berechnet sich f\u00fcr den Grundkohlenwasserstoff der Gilians\u00e4ure die Formel G20H38, die gegen\u00fcber dem ges\u00e4ttigten aliphatischen Kohlenwasserstoff C20H42 einen Mindergehalt von 4 H-Atomen aufweist, wodurch wir f\u00fcr die Gilians\u00e4ure zur Annahme zweier total hydrierter Ring-systeme gezwungen werden. Da die Gilians\u00e4ure gegen die verschiedensten Oxydationsmittel au\u00dferordentlich widerstandsf\u00e4hig ist, und zudem l\u00e4ngeres Kochen mit konzentrierter Salpeters\u00e4ure, sogar unter Zusatz von Kaliumpyrochromat2) schadlos vertr\u00e4gt, so ist die ungezwungenste Annahme f\u00fcr die Konfiguration ihres Molek\u00fcls die zweier total hydrierter Hexa-hydrobenzolringe, die durch eine einzige unverzweigte, ges\u00e4ttigte, aliphatische Kette miteinander verbunden sind, woran au\u00dfer den GOOH-Gruppen keine Seitenketten vorhanden sind. F\u00fcr den Grundkohlenwasserstoff der Gilians\u00e4ure C20H38 w\u00fcrde sich demnach folgendes Formelbild ergeben, in welchem die Stellung der CH3-Gruppen dermalen rein willk\u00fcrlich und unbewiesen ist.\n') Her., Bd. XXXII, S. 6HH-687.\n*) Nach Lassar-Cohn und nach eigenen Beobachtungen.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Uber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen (iallens\u00e4iiren. t(>9\nCH, GH,\nII\nCH, x\nIC H,\nII\nII H\n(CIL),\n\\/\nII.\n\\/\n\\ /\nH* * H,\tIC H#\nDu nun die Bildung von Cilians\u00e4ure aus Bilians\u00e4ure unter Verlust von 4 C-Atomen vor sich geht, wobei aus einem K\u00f6rper mit 3 hydrierten Ringsystemen, der Bilians\u00e4ure, ein K\u00f6rper mit nur 2 Ringsystemen hervorgeht, so ergibt sich daraus f\u00fcr die Konfiguration des Grundkohlenwasserstoffes der Bilians\u00e4ure C24H44 eines der beiden nachstehenden Formelbilder als einfachste Vorstellung:\nf-H, *'(\nH. H, \\H\n/\nH4 H,\n(CH,),\nCH,\tCH,\nIlf\tII\nH/ rN\t\nH/ II /\t\n-\\\t/H,\nH*\t1\u00c7\nIC H,\nCH'\u201c0~>- (CH,)^'\nIC H,\n\nCHj CH,\nH H\n\\H H *\nV\t/\t\\,\nIC 1I\\\t/\nIC IC\nDa nun aber der Grundkohlenwasserstoff der Cholals\u00e4ure C24H4., einen Mindergehalt von 8 H-Atomen gegen\u00fcber dem ges\u00e4ttigten aliphatischen Kohlenwasserstoff C24H-(, aufweist, so m\u00fcssen wir f\u00fcr die Cholals\u00e4ure entweder 4 total hydrierte Ringsysteme annehmen, wie dies Panzer\u00bb) getan hat, oder es sind darin ebenso wie in der Bilians\u00e4ure ebenfalls nur 3 total hydrierte Ringsysteme und eine doppelte Bindung enthalten.\nLetsche2) hat gegen\u00fcber der Anschauung Panzers schon eine Reihe von Bedenken und \u00dcberlegungen geltend gemacht, ohne zu erw\u00e4hnen, da\u00df die doppelte Bindung in der Cholals\u00e4ure schon lange zuvor durch das von Langheld:1) erhaltene Cholals\u00e4ureozonid streng bewiesen war. Als einfachste Vorstellung f\u00fcr die Konstitution der Cholals\u00e4ure ergibt sich demnach eines der beiden nachstehenden Formelbilder, in\n') Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 407.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LXI, S. 215\nJ) Ber., Bd. XU, S. 1023.\t'\t-\nIloppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXV.\t12","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"17()\nFritz Pregl,\nwelchen die Stellung der Substituenten und der doppelten Bindung ganz willk\u00fcrlich gew\u00e4hlt ist:\nCOOH\u2014\nGOGH\u2014\nII, H2\nH/fuML \\ /\nHa Ha\n(CH,),\nH, H, H, H,\nCHjOH CH .OH \\H_/k\nX II\nV ,^/H\nOH\n\\'/\nH II\nCH,OH CH,OH \\H Al OH\nH/ \u00cf\u00cf \\H iln r\\\"\nH.HV1/\nH II\nH\nWir h\u00e4tten demnach im Molek\u00fcl der Cholals\u00e4ure 3 hydrierte Ringsysteme, von denen das mit I bezeichnete lediglich erschlossen ist, w\u00e4hrend Ring II durch Schr\u00f6tter1) zum mindesten wahrscheinlich gemacht, RingHI hingegen durch Panzer experimentell bewiesen worden ist.\nSchr\u00f6tter erhielt durch Erhitzen von Cholals\u00e4ure, Cholesterin. Terpentin\u00f6l oder Kampfer einerseits, mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure bei Anwesenheit von etwas Quecksilber anderseits, und durch nachtr\u00e4gliche Oxydation mit Salpeters\u00e4ure Benzolpentacarbons\u00e4ure:\nCOOH-\nCOOH COOH\nV /\n/\\/\\\nCOOH COOH\nDiese bildet sich allerdings auch in geringem Betrage beim Erhitzen von Kohle mit Schwefels\u00e4ure, doch scheint mir der Umstand, da\u00df Schr\u00f6tter aus Cholals\u00e4ure 5\u00b0/o, aus Cholesterin 4 \u20145 ft/o, aus Kampfer und Terpentin\u00f6l hingegen nur 0,5 \u00b0/o erhalten hat, daf\u00fcr zu sprechen, da\u00df die hohe Ausbeute an Benzolpentacarbons\u00e4ure aus Cholals\u00e4ure und Cholesterin f\u00fcr eine in diesen beiden K\u00f6rpern vorhandene, pr\u00e4formierte Konfiguration spricht, wie sie Ring II der obigen Formel zeigt, w\u00e4hrend die Bildung der Benzolpentacarbons\u00e4ure aus Kampfer\n\u2018) Monatshefte f. Chemie, Bd. XXV, S. 245, 395 und 749.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"L'brr gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4uren. 171\nund Terpentin\u00f6l lediglich auf Kosten der abgeschiedenen Kohle zu setzen w\u00e4re.\nAls weiteren Beleg daf\u00fcr, da\u00df Ring II ein Hexahydro-benzolring ist, und nicht etwa ein Zyklopentau, oder Zyklo-heptanring, f\u00fchre ich hier schon den Umstand an, da\u00df nicht etwa das 14. oder 12., sondern das 13. C-Atom der obigen Formeln, wie sp\u00e4ter gezeigt werden soll, sich als das letzte asymmetrische G-Atom bei stufenweisem Abbau erwiesen hat.\nRing III hingegen ist durch die sch\u00f6nen Befunde Panzers bei energischer Oxydation der Cholals\u00e4ure mit Salpeters\u00e4ure als Hexahydrobenzolring experimentell unzweifelhaft sichergestellt. Ich meine aber im Gegens\u00e4tze zu Panzer, da\u00df die von ihm nach energischer Oxydation der Cholals\u00e4ure mit Salpeters\u00e4ure isolierten Hexahydrobenzol-Derivate und die daraus durch Dehydrierung erhaltenen Benzolderivate nicht verschiedenen Ringsystemen, sondern lediglich dem Ringe 111, den ich daher den Panzer sehen Ring nennen m\u00f6chte, angeh\u00f6ren und begr\u00fcnde meine Anschauung dadurch, da\u00df die bei etwas w\u00e8niger energischer Oxydation von Cholals\u00e4ure entstehenden K\u00f6rper, das ist die f\u00fcnfbasische S\u00e4ure von Letsche und die Choloidans\u00e4ure, nur mehr einen einzigen total hydrierten Ring enthalten, wie aus der Gegen\u00fcberstellung ihrer Grundkohlenwasserstoft'e und aliphatischen Grenzkohlenwasserstoffe mit gleicher C-Atom-anzahl hervorgeht, deren paarweise Differenzen in beiden F\u00e4llen 2 H-Atome betragen:\nGiundkolilenwasserstoff von:\tGrenzkohlenwasserstofT\t:\nLetsches S\u00e4ure C1#H88\tCl0H4o\nCholoidans\u00e4ure C18H36.\tCt8H88.\nBei dem Umstande, als, wie fr\u00fcher gezeigt worden ist, die Cilians\u00e4ure bei einem Gehalt von 20 C-Atomen noch zwei hydrierte Ringe enth\u00e4lt, und Letschers S\u00e4ure mit 19, und die Choloidans\u00e4ure mit 18 C-Atomen nur mehr einen hydrierten Ring enthalten, mu\u00df man schlie\u00dfen, da\u00df mit dem Verlust des 20. C-Atomes der Bestand des II. Ringes unm\u00f6glich geworden ist, und da\u00df in den beiden genannten S\u00e4uren neben einem total hydrierten Ringe \u00fcberdies noch die Bestandteile des gesprengten II. Ringes enthalten sein m\u00fcssen. Daher ziehe ich f\u00fcr die\n12*","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nFritz Pregl,\nCholoidans\u00e4ure etwa folgende Formel als wahrscheinlich in Betracht :\nCOOH COOH\nH \u00bb1_H* H\t/CH-CH2\n,COOH\u20147/~\u2014 (CH*)5\u2014CH *\nH~hl,\t\u201cN\u00eeOOH\nHier will ich auch gleich eine weitere neue Tatsache anf\u00fchren, die erst im n\u00e4chsten Abschnitte ausf\u00fchrlich mitgeteilt werden soll, weil sie j\u00fcngeren Datums ist als die vorgebrachten \u00dcberlegungen und gewisserma\u00dfen zu deren Pr\u00fcfung dienen kann. Dort wird gezeigt werden, da\u00df es mir durch Erhitzen von Choloidans\u00e4ure auf ihren Schmelzpunkt gelungen ist, einen K\u00f6rper von der Formel C15H20O4 zu gewinnen, die zweibasische Brenzcholoidans\u00e4ure, die einen Benzolring enth\u00e4lt und der ich daher die Formel\n.C.OOH-\n\\/v/\n(CH2)5-CH\n.3\\\nCH.,\nCOOH\nzuschreiben mu\u00df. Wie erwartet, war diese S\u00e4ure optisch aktiv und b\u00fc\u00dfte ihr asymmetrisches C-Atom bei Einwirkung von nur 5 O-Atomen ein, was wenigstens nicht der Annahme widerspricht, da\u00df das 13. C-At\u00f6m das letzte asymmetrische C-Atom beim stufenweisen oxydativen Abbau der Gallens\u00e4ure ist, wie meine Formulierung es fordert.\nAn dieser Stelle verdienen noch einige andere K\u00f6rper in Betracht gezogen zu werden, weil sie gewisserma\u00dfen eine genetische Reihe mit den vorhandenen bilden. Panzer1) hat durch NatronkalkdestillationseinerCholekampfers\u00e4ure,recteCholoidan-s\u00e4\u00fcre, einen Kohlenwasserstoff isoliert und beschrieben, dem er auf Grund der scharf stimmenden Analysenresultate und der Molekulargewichtsbestimmung die Formel CnH16 eindeutig zuschreiben mu\u00dfte, ohne \u00fcber dessen Konstitution n\u00e4heres anzugeben. Meine Nachforschungen in der Literatur haben nun ergeben, da\u00df die von Panzer beschriebenen Eigenschaften dieses Kohlenwasserstoffes am besten auf Normalheptylbenzol\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 201.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gailens\u00e4uren. 173\n(CH,)\u00d6\u2014CHj\n/\\7\\\n\\/\\/\nstimmen, und da\u00df der Unterschied des Siedepunktes dieses gegen\u00fcber dem synthetischen n-Heptyl-benzol leicht durch Unterschiede im Barometerst\u00e4nde w\u00e4hrend der Destillation erkl\u00e4rt werden kann. Und hier soll nun noch darauf verwiesen werden, da\u00df ein K\u00f6rper von der Konstitution der Brenzcholoidans\u00e4ure bei der Natronkalkdestillation Normalheptylbenzol notwendigerweise liefern mu\u00df. Ich gedenke daher, sobald mir das erforderliche kostbare Material in erforderlicher Menge zur Verf\u00fcgung steht, diesen Versuch im gro\u00dfen zu wiederholen, wenn es nicht auf anderen Wegen eindeutig gelingen sollte, das Vorhandensein der vorl\u00e4ufig nur erschlossenen Kette \u2014 (CH,)*'\u2014 entweder experimentell zu erweisen oder zu widerlegen.\nUnd schlie\u00dflich sei hier noch der von Panzer isolierte K\u00f6rper C8H1203 angef\u00fchrt, dem er auf Grund einer Reihe von \u00dcberlegungen, die ich hier nicht anzuf\u00fchren brauche, die Konstitution einer l-Oxyhexahydrobenzol-l-4-dicarbons\u00e4ure gibt:1)\n\u201e H, u,\n,COOH\u2014:)<\u00b0\"\nVh, C00H\naus dem er schlie\u00dflich Paraoxybenzaldehyd erhalten hat.\nCHO-\n^ /N~- OH\n\\/\\/\nDieser K\u00f6rper scheint mir aus dem Grund au\u00dferordentlich wichtig, weil er mich zu der Annahme berechtigt, tla\u00df die GOOH-Gruppe im Panzerschen Ringe in para-Stellung zur Seitenkette sich befindet.\nWenn ich jetzt zum Schl\u00fcsse noch erw\u00e4hne, da\u00df es mir durch Oxydation von reiner Bilians\u00e4ure mit Salpeters\u00e4ure, gelungen ist, Choloidans\u00e4ure vom F. = 324\u00b0 zu erhalten, so verm\u00f6gen wir nun eine Reihe von K\u00f6rpern zu \u00fcberblicken, die einen stufenweisen Abbau der Cholals\u00e4ure darstellen: Bilians\u00e4ure, Choloidans\u00e4ure und Brenzcholoidans\u00e4ure, aus der schlie\u00dflich N-Heptylbenzol zu erhalten sein m\u00fc\u00dfte. Alle diese Umst\u00e4nde dr\u00e4ngen ebenso zur Annahme der eingangs als wahrscheinlich\n') Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 389.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nFritz Pregl,\naufgestellten Formel der Gholals\u00e4ure, wie die \u00dcberlegungen und Voraussetzungen, die dort daf\u00fcr ma\u00dfgebend waren.\nDiese Formel bietet schon jetzt die Handhabe, um zu gewissen Anschauungen \u00fcber die Natur der Isomerie von Des-oxyehols\u00e4ure und Choleins\u00e4ure zu gelangen, und sie auf ihre Richtigkeit zu pr\u00fcfen. Diese beiden isomeren S\u00e4uren unterscheiden sich von der Gholals\u00e4ure vor allem durch den Mangel der sekund\u00e4ren Alkoholgruppe, und zur Erkl\u00e4rung ihrer Isomerie k\u00f6nnte man sich folgende Vorstellung bilden: Gesetzt den Fall, die COOH-Gruppe der spezifischen Gallens\u00e4uren bef\u00e4nde sich nicht in para-Stellung zur aliphatischen Kette, wie ich als sicher annehme, sondern in ortho- oder meta-Stellung zu dieser, dann w\u00e4re als Ursache der Verschiedenheit von Desoxvchol- und Choleins\u00e4ure eine cis-trans-Isomerie von Ring I gegen\u00fcber der COOH-Gruppe denkbar. Dieser Fall ist aber schon jetzt v\u00f6llig auszuschlie\u00dfen, denn er fordert, da\u00df die Gholoidans\u00e4uren aus Desoxychol- und Choleins\u00e4ure ebenfalls dieselbe Isomerie darbieten, w\u00e4hrend sie tats\u00e4chlich identisch sind, wie ich eingangs gezeigt habe.\nDie Ursache der Isomerie von Desoxychol- und Choleins\u00e4ure scheint mir vielmehr durch einen ganz andern Umstand begr\u00fcndet zu sein, und ich hoffe, in K\u00fcrze dar\u00fcber genaueres berichten zu k\u00f6nnen.\nBrenzcholoidans\u00e4ure.\nWir haben fr\u00fcher gesehen, da\u00df die Choloidans\u00e4ure beim Erhitzen auf 324\u00b0 unter Aufsch\u00e4umen und Dunkelf\u00e4rbung schmilzt. Diese Tatsache war f\u00fcr mich der Anla\u00df, zu untersuchen, ob nicht etwa durch Abspaltung von C02 ein neuer K\u00f6rper zu erhalten w\u00e4re. Der erste Versuch wurde in einem gew\u00f6hnlichen Schmelzpunktapparat ausgef\u00fchrt, dessen Rundkohlen mit Paraffin, und dessen Eprouvette mit 1 g reinster Choloidans\u00e4ure gef\u00fcllt wurde. Beim vorsichtigen Erhitzen trat allm\u00e4hlich Verfl\u00fcssigung und Aufsch\u00e4umen auf. Ein \u00fcber die Eprouvette an einem Glasstabe h\u00e4ngender Tropfen Barytwasser tr\u00fcbte sich, an den k\u00e4lteren Teil der Eprouvette schlugen sich Wassertropfen nieder und gleichzeitig war ein scharfer, an Aldehyd erinnernder Geruch wahrnehmbar. Wenn das Sch\u00e4umen v\u00f6llig","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4uren. 175\naufgeh\u00f6rt hat, l\u00e4\u00dft man den Inhalt der Eprouvette erkalten, l\u00f6st ihn in \u00c4ther, filtriert die \u00e4therische L\u00f6sung von den koh-ligen Teilchen ab und l\u00e4\u00dft den Destillationsr\u00fcckstand der \u00e4therischen L\u00f6sung, nachdem er in wenig Alkohol hei\u00df gel\u00f6st worden war, krystallisieren. Haid beginnen sich zu sternf\u00f6rmigen Drusen angeordnete feine N\u00fcdelchen auszuscheiden, die nach mehrmaligem Umkrystallisieren den konstanten Schmelzpunkt von 217\u00b0 zeigen.\nUm von diesem K\u00f6rper eine gr\u00f6\u00dfere Menge zu erlangen, versuchte ich gr\u00f6\u00dfere Mengen von Choloidans\u00fcure (\u00f6\u201410 g. unter mehrfach abge\u00e4nderten Versuchsbedingungen zum Zwecke der Gewinnung von Brenzcholoidans\u00e4ure, wie ich vorl\u00e4ufig diesen K\u00f6rper nennen will, der Schmelze zu unterziehen. Dabei erhielt ich aber entweder nur \u00e4u\u00dferst minimale Ausbeuten, oder \u00fcberhaupt kein krystallisierendes Produkt.\nNach dieser Erfahrung war ich gen\u00f6tigt, alle weiteren Darstellungen genau so durchzuf\u00fchren, wie ich im ersten Versuche vorgegangen bin, d. h. es wurden je 1 g im Schmelzpunktapparate erhitzt. Die Ausbeute an reiner \u2022Brenzcholoidan-s\u00e4ure vom F. = 217\u00b0 betr\u00e4gt im besten Falle 20\u00b0/o der angewandten Choloidans\u00fcure.\n3 nach diesem Verfahren dargestellte Pr\u00e4parate verloren beim Trocknen im Vakuum bei 105u nichts von ihrem Gewichte und gaben bei der Verbrennung folgende Werte:\nI. 0,1600 g lieferten dann 0,1105 g H,0 und 0,4008 g CO,\nII- 0,1*61 \u00bb\t*\t0,0944 >\t\u00bb\t\u00bb. 0,3400 \u00bb\t\u00bb\n111. 0,1534 >\u25a0\t\u00bb\t0,1084 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 0,3820 \u00bb\t\u00bb\nBerechnet f\u00fcr:\nGefunden:\nI-\tII.\tIII.\n08,00\t08,13\t07,91\n7,09\t7,70\t7,90\nDie Brenzcholoidans\u00e4ure l\u00f6st sich leicht jn Alkohol und verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure und kann aus beiden unver\u00e4ndert krystalli-siert erhalten werden; in absolutem \u00c4ther ist sie hingegen v\u00f6llig unl\u00f6slich, w\u00e4hrend sie sich vor erfolgter Reinigung mit Leichtigkeit in \u00c4ther l\u00f6ste. Als S\u00e4ure l\u00f6st sie sich in w\u00e4sserigen Alkalien.\nI.\t0,1502 g verbrauchten beim Titrieren mit Phenolphthalein 7.5 ccm einer \u00bb/io-NaOH-L\u00f6sung, entsprechend 22,47\u00b0/\u00ab COOH.\nII.\t0,1702 g verbrauchten 8,7 ccm \u00bb/io-NaOH = 22.22\u00b0 . COOH.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"Fritz Pregl\n17H\nDa eine einbasische S\u00e4ure der Formel C15H20O4 17,04\u00bb/\u00bb COOH, eine zweibasische S\u00e4ure derselben Formel hingegen 34,08 \u00bb/o COOH fordert, so ergibt sich, da\u00df die Brenzcholoidan-s\u00e4ure eine schwache zweibasische S\u00e4ure darstellt, welche im ersten Falle ca. 65,93 \u00b0/0, im zweiten Falle ca. 65,19\u00bb/\u00ab der theoretisch berechneten Alkalimenge verbraucht hat.\nZwei Bestimmungen des Molekulargewichtes der bei 217\u00bb schmelzenden S\u00e4ure ergaben:\nL\u00f6sungsmittel: Absoluter Alkohol 7,89g.\nI.\ts, = 0,1075\tA, = 0,039\u00b0\tM, = 396\nII.\ts2 = 0,4274\tA2 = 0,149\u00b0\tM, = 395.\nDa das aus der Formel C15HM04 berechnete Molekulargewicht 264 betr\u00e4gt, so verh\u00e4lt sich das berechnete zum gefundenen Molekulargewicht rund wie 2 : 3, ebenso wie sich\ndie gefundenen COOH-Werte zu den berechneten wie 2 : 3 ver-hielten.\nDie Aufkl\u00e4rung dieses eigent\u00fcmlichen Verhaltens brachte folgende Versuchsreihe:\n0,2520 g der bei 217\u00b0 schmelzenden S\u00e4ure verbrauchten beim Titrieren in der K\u00e4lte 12,6 ccm \"Z.o-NaOH, entsprechend 22,50\u00b0/\u00bb COOH, wobei 66,01\u00b0/\u00bb beider COOH-Gruppen mit Alkali besetzt erscheinen. Hierauf wurde noch soviel Lauge zuflie\u00dfen gelassen, da\u00df im ganzen 23,7 ccm \u2022> io-NaOH der L\u00f6sung zugesetzt waren, und die L\u00f6sung durch einige Minuten\ngekocht. Nach dem Erkalten waren 6,0 ccm \u00bb/lo-HCl zum Zur\u00fcek-titrieren erforderlich, es wurden demnach 17,7 ccm Wio-NaOH verbraucht, was einem COOH-Gehalt von 31,42\u00b0/\u00bb entspricht. Da die Formel C15H1004 34,08\u00b0/\u00bb COOH fordert, so erscheinen in diesem Falle 92,74\u00b0/\u00bb der vorhandenen COOH-Gruppen mit Alkali besetzt. Die titrierte L\u00f6sung wurde nun nach Hinzuf\u00fcgen \u00fcbersch\u00fcssiger Salzs\u00e4ure mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt und der Destillationsr\u00fcckstand der \u00e4therischen L\u00f6sung aus Alkohol umkrystallisiert, wobei der konstante Schmelzpunkt von 265 bis 267\u00bb erreicht wurde. Die Wiederholung dieses Versuches mit 0,5 g der bei 217 \u00b0 schmelzenden S\u00e4ure lieferte mir noch soviel der bei 267\" schmelzenden Verbindung, da\u00df damit folgende Feststellungen gemacht werden konnten.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"I ber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Galieris\u00e4uren. 177\nMolekulargewichtsbestimmung:\nL\u00f6sungsmittel: Absol. Alkohol: 7,89 g. s, =\t0,0388\tg\tA,\t=\t0,019\u00b0\tM,\t==\t296\ns2 =\t0,0862\t\u00bb\tA2\t=\t0,040\u00b0\tM2\t-\t310\ns3 =\t0,1444\t\u00bb\tA3\t=\t0,059\u00b0\tM3\t=\t350.\nDie graphische Extrapolation von und M3 auf unendliche Verd\u00fcnnung ergibt den Wert von 275, die von M2 und M3 den Wert von 257; die Formel Cir,H20O4 heischt f\u00fcr M den Wert von 264.\n0.1125 g lieferten nach dem Trocknen im Vakuum bei 105\u00b0\n0.0773 g H20 und 0,2865 g C02.\nBerechnet f\u00fcr Cl6Hto04 :\tGefunden :\nC \u00b0A> 68,18.\t68,00\nH0/\u00ab\t7,63\t7,60.\n0,0923 g verbrauchten bei der Titration in der K\u00e4lte bei Verwendung von Phenolphthalein als Indikator 6,3 ccm n fio-NaOH entsprechend 30,72\u00b0/\u201e COOH, wobei 90,12\u00b0/o der COOH-Gruppen mit Alkali besetzt erscheinen.\nDie einfachste Erkl\u00e4rung f\u00fcr die erhobenen Tatsachen scheint mir die zu sein, da\u00df die bei 217\u00b0 und die bei 267\u00b0 schmelzende S\u00e4ure verschiedene Erscheinungsformen desselben Stoffes sind, und zwar die bei 267\u00b0 schmelzende S\u00e4ure die der einfachen Formel G15H1004 entsprechende Verbindung, w\u00e4hrend die bei 217\u00b0 schmelzende S\u00e4ure eine komplexe Verbindung von der Formel .2(C15H10O4)XC15Hlo\u00d64 darstellt, in welcher das Doppelmolek\u00fcl mit 2 COOH-Gruppen, vielleicht in der Form\t\u25a0\n/H\tH\t\u2019\n-C-O-O-C-\n\\)\to/\nzusammengehalten wird. Eine solche Verbindung mu\u00dfte das l12fache des berechneten Molekulargewichtes und 2/n des berechneten COOH-Wertes bei den Bestimmungen ergeben, wie ich es an der bei 217\u00b0 schmelzenden S\u00e4ure gefunden habe.\nDie Formel C15H20O4 der zweibasischen Brenzcholoidan-s\u00e4ure l\u00e4\u00dft schlie\u00dfen, da\u00df die Choloidans\u00e4ure, wenn sie der Schmelze unterzogen wird, 2 COOH-Gruppen einb\u00fc\u00dft und au\u00dfer diesen noch ein 3. C-Atom verliert, sowie da\u00df in bezug auf","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nFfilz Pregl,\nden Gehalt der neuen Verbindung an H-Atomen eine wesentliche Ver\u00e4nderung eingetreten ist, wie aus folgenden \u00dcberlegungen klar hervorgeht.\nDer ges\u00e4ttigte aliphatische Kohlenwasserstoff mit 15 G-Atomen hat die Formel C15H32. Ein ges\u00e4ttigter Kohlenwasserstoff mit einem hydrierten Hing mit 15 C-Atomen folglich Ci;,H30. Da nun der Grundkohlenwasserstoff der Brenzcholoidan-s\u00e4ure CJ5II24 ist und dieser sich von letzterem durch den Mindergehalt von 6 H-Atomen unterscheidet, so geht daraus hervor:\n1.\tDali das in der Choloidans\u00e4ure aus der Formel erschlossene Ringsystem ein Hexahydrobenzolring ist, und\n2.\tDa\u00df bei der Bildung der Brenzcholoidans\u00e4ure beim Schmelzen von Choloidans\u00e4ure aus dem Hexahydrobenzolderivat durch totale Dehydrierung ein Benzolderivat entsteht.\nWenn wir nun im Sinne der fr\u00fcher auseinandergesetzten Anschauungen \u00fcber die Konstitution der Gallens\u00e4uren und ihrer Derivate f\u00fcr diese neuen Tatsachen, das ist f\u00fcr die Brenzcholoidans\u00e4ure eine Formulierung suchen, so ergibt sich daf\u00fcr nur die folgende:\n,COOH\nch3\nCOOH\na-Methyl-\u00a3-parabenzoes\u00e4ure, Normalcaprins\u00e4ure.\nAus dieser Formel l\u00e4\u00dft sich unmittelbar herauslesen, da\u00df eine solche Verbindung ein asymmetrisches G-Atom enth\u00e4lt. Die alkoholische L\u00f6sung der Brenzcholoidans\u00e4ure von 217\" ist tats\u00e4chlich stark optisch aktiv:\nc = 3,<)040\n1 = 100 mm\n\u00ab = + 1,78\u00b0 a\u201e \u2014 -f- 45,6\u00b0.\nObwohl weitere genauere Untersuchungen und systematische Abbauversuche der Brenzcholoidans\u00e4ure nicht nur w\u00fcnschenswert, sondern sogar unerl\u00e4\u00dflich sein werden, so waren diese gegenw\u00e4rtig aus Materialmangel nicht durchzuf\u00fchren, denn erstens ist viel kostbares Material bei den Ver-","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4uren. 179\nsuchen, die Schmelze mit gr\u00f6\u00dferen Mengen von Choloidan-s\u00e4ure durchzuf\u00fchren, zugrunde gegangen, und anderseits ist die Wintergalle durchaus nicht zur Gewinnung von Choloidan-saure geeignet, denn die Ausbeute ist im Sommer vielleicht doppelt bis dreimal so gro\u00df als im Winter. Die Ausbeute an Brenzcholoidans\u00e4ure, bezogen auf das Gewicht der urspr\u00fcnglichen Rindergalle, betr\u00fcgt im Sommer etwa 0,02\u20140,03 S, im Winter hingegen nur 0,01 \u00b0/V.\nImmerhin ist es mir aber mit dem bescheidenen, noch vorhandenen Reste der Brenzcholoidans\u00e4ure > gelungen, eine weitere Tatsache aufzufinden, welche f\u00fcr die Wahrscheinlichkeit der obigen Formel spricht.\nWenn die Ursache der Asymmetrie der Brenzcholoidan s\u00e4ure die am a-C-Atom sitzende Methylgruppe ist, dann m\u00fc\u00dfte die Asymmetrie nach der Oxydation dieser zu einer COOH-Gruppe verschwinden. Dementsprechend wurden 0,7 g Brenzcholoidans\u00e4ure in wenig NaOH gel\u00f6st, verd\u00fcnnt, und 35 ccm einer 4\u00b0/oigenPerinanganatl\u00f6sung, entsprechend ca. 50-Atomen, portionenweise unter zeitweiliger Erw\u00e4rmung am Wasserbade einwirken gelassen. W\u00e4hrend die 3 ersten \u00d6-Atome ziemlich rasch verbraucht wurden, trat hierauf eine wesentliche Verz\u00f6gerung ein. Die Reaktionsfl\u00fcssigkeit wurde mit Natrium-bisulfat und Schwefels\u00e4ure entf\u00e4rbt und zweimal mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Der R\u00fcckstand der \u00e4therischen L\u00f6sungen wog nach dem Trocknen 0,3532 g; er wurde mit Alkohol auf 20 ccm L\u00f6sung gebracht und erwies sich bei einer Konzentration von 1,7660 als optisch v\u00f6llig inaktiv.\nDaraus glaube ich nun den Schlu\u00df ziehen zu d\u00fcrfen, da\u00df in der Brenzcholoidans\u00e4ure, wie vorausgesehen, nur das a-G-Atom, das ist das 13., und kein anderes asymmetrisch ist, wie es die Formel einer a-MethyU-parabenzoes\u00e4ure, Normal-caprins\u00e4ure, eben fordert, und daraus geht weiter hervor, da\u00df die Kette \u2014(GH2)5\u2014 normal ist und nicht verzweigt sein kann.\nDer sicherste Weg, um zu entscheiden, ob die der Brenzcholoidans\u00e4ure zugesprochene .Konstitution zutrifTi, ist die Synthese einer a-Methyl-2-parabenzoes\u00e4ure, Normalcaprins\u00e4ure. mit der ich gegenw\u00e4rtig besch\u00e4ftigt bin.","page":179}],"identifier":"lit37790","issued":"1910","language":"de","pages":"157-179","startpages":"157","title":"\u00dcber die gemeinsame Konstitution der drei spezifischen Gallens\u00e4uren","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:16:20.386091+00:00"}