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{"created":"2022-01-31T16:46:44.240259+00:00","id":"lit37797","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"},{"name":"F. Rivosch-Sandberg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 207-212","fulltext":[{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze.\nV. Mitteilung.\nZur Kenntnis des Verlaufes der Magen Verdauung bei gemischter Speise und \u00fcber die Herkunft der Konstanzzahlen.\nVon\nE. S. London und F. Rivosch-Sandberg.\n(Aus .lern pathologischen Laboratorium des K. Institutes f\u00fcr experimentelle Medizin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 10. Februar lyt\u00f6.j\nI. Allgemeine Betrachtungen.\nDie vorliegenden Versuche an unserem Magenfistelhund Woltschok nahmen wir vor zwecks Erl\u00e4uterung folgender Fragen:\n1.\tOb die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit, welche f\u00fcr geringe Mengen\neiwei\u00dfhaltiger Nahrung durch die Arrheniusschen Berechnungen bewiesen ist, sich auch f\u00fcr Kohlehydrate und Fette feststellen l\u00e4\u00dft?\t*\n2.\tOb es experimentell gelingen kann, eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Herkunft der Konstanzzahlen aufzufinden?\nUm die erste Frage zu entscheiden, konnte man die Versuche so anstellen, da\u00df man dem obengenannten Hunde Fette verf\u00fcttert, oder nur Kohlehydrate, reine Eiwei\u00dfsubstanzen usw. Wir zogen aber vor, ein nat\u00fcrliches Gemisch dieser Speisekomponenten anzuwenden, da Kohlehydrate oder K>tte allein eine f\u00fcr den Hund ungewohnte Speise darstellt. Es lag nahe, zu diesem Zwecke Milch zu nehmen. Wir w\u00e4hlten aber nicht die nat\u00fcrliche Milch, sondern das Milchpulver, da es uns die M\u00f6glichkeit gibt, in kleinem Umfange gro\u00dfe Mengen N\u00e4hrsubstanz zu verwenden. Wir vermischten das Versuchs-pulver mit der gleichen Menge Wasser bis zur Bildung eines einheitlichen Breies.\n15*","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nE. S. London und F. Rivosch-Sandherg,\nUm die M\u00f6glichkeit zu gewinnen, uns in der Entstehung der Konstanten zu orientieren, haben wir den Hund mit verschiedenen Mengen Substanz gef\u00fcttert, von 200 g an bis 12,5 g. Wir gaben in einer Versuchsreihe 200 g, dann 100 g\u201450 g\u201425 g und 12,5 g. Auf diese Weise waren blo\u00df die Maximalmengen (200 g\u2014 mit Wasser 400 g) gr\u00f6\u00dfer als diejenigen, f\u00fcr welche Arrhenius eine Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit des Verlaufes nach der Formel f\u00fcr monomolekulare Reaktionen vorfand. Diese Menge aber erwies sich f\u00fcr unseren Hund als maximal, denn jedesmal nach dem Versuche, vom \u00f6st\u00fcndigen an, litt der Hund an Durchfall, soda\u00df diese letzteren Versuche schon als anormal angesehen werden m\u00fcssen.\nAlso erwies sich das Milchpulver f\u00fcr unseren Zweck in der Hinsicht ganz geeignet, da\u00df alle normalen Dosen nur ein kleines Volumen beanspruchten. Wenn sich die Magent\u00e4tigkeit bei allen Mengen einf\u00f6rmig gestaltete, n\u00e4mlich ein und derselben allgemeinen Formel folgte, so m\u00fc\u00dfte diese Formel sich f\u00fcr verschiedene Mengen nur durch die Gr\u00f6\u00dfe der Konstanten unterscheiden. Sonst w\u00e4re es schwierig, \u00fcber die verschiedene Verdauungsdauer verschiedener Mengen im Magen Rechenschaft zu geben.\nII. Methodik.\nDiese Versuche.wurden auf eben dieselbe Weise angestellt, wie alle anderen mit demselben Hund, d. h. wir f\u00fctterten ihn mit der zubereiteten Speise und bestimmten nach verschiedener Frist, von einer Stunde an bis zum vollen Entleeren des Magens, wieviel der verabreichten Substanzen im Magen unbef\u00f6rdert zur\u00fcckblieben. Die Analyse des Mageninhaltes wurde auch auf \u00fcbliche Weise ausgef\u00fchrt, d. h. wir bestimmten den N nach Kjeldahl, das Fett durch Extraktion im Soxhlet-schen Apparat und den Zucker nach Bertrand.\nEs bleibt hier noch hinzuzuf\u00fcgen, da\u00df diese Versuchsserie mit 2 Milchpulverpr\u00e4paraten ausgef\u00fchrt wurde, den gr\u00f6\u00dften Teil davon mit einem Pr\u00e4parat von folgender Zusammensetzung: 5,4o/o Stickstoff; 31,22\u00b0/o Milchzucker; 17,32\u00b0/., Fett. Als dieses Pr\u00e4parat zu Ende war, gebrauchten wir ein anderes,","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze. V. 209\nihm sehr nahe stehendes Pr\u00e4parat mit 1,16\u00b0/,, StickstolV, :{:ih\u00b0/o Milchzucker und 17,88o/0 Fett.\nIII. Ergebnisse.\nAlle von uns erhaltenen absoluten Zahlen sind in den ersten i Kolumnen der Tabelle I angegeben. In den w eiteren Kolumnen sind die entsprechenden Prozentzahlen angef\u00fchrt.\nVon dem oben Gesagten ausgehend, versuchten wir dieses Zahlenmaterial rechnerisch zu bearbeiten, indem wir dieselbe Formel anwandten, welche sich in den Berechnungen von Arrhenius bei Verf\u00fctterung von kleinen Mengen Fleisch resp. Fiereiwei\u00df an denselben Hunden bew\u00e4hrt hat. Diese Formel lautet:\tlg (100: M) = kt.\nWie aus dem Vergleich der aus den Versuchen erhaltenen Zahlen und den nach der Formel berechneten ersichtlich, erw ies sich diese Formel f\u00fcr monomolekul\u00e4re Reaktionen f\u00fcr alle Bestandteile des Milchpulvers und f\u00fcr alle Mengen desselben g\u00fcltig.\nEs ist ferner zu bemerken, da\u00df sich in diesem Falte, \" ie in einigen anderen analogen F\u00e4llen, wo wir Versuche mit gemischter Speise anstellten, die verschiedenen Speisekomponenten ein gewisserma\u00dfen selbst\u00e4ndiges Verhalten im Magen zeigten. Der Zucker verlie\u00df den Magen schneller als die Stickstoffsubstanz, und letztere schneller als das Fett. Diese relative Schnelligkeit der Magenkinetik in bezug auf verschiedene Milchpulverkomponente \u00e4u\u00dfert sich ganz deutlich in den Konstanzgr\u00f6\u00dfen f\u00fcr alle Mengen: \u00fcberall'wie aus der Tabelle I ersichtlich, ist diese Gr\u00f6\u00dfe am h\u00f6chsten f\u00fcr. den Zucker und am niedrigsten f\u00fcrs Fett; f\u00fcr den Stickstoff nimmt sie eine mittlere Lage ein.\nEs wird vielleicht gelingen, aufzukl\u00e4ren, inwiefern die chemische Konstitution der verschiedenen Nahrungssubstanzen \u00bbul den Konstanzgro\u00dfen in Einklang zu bringen ist. .\nEndlich sei bemerkt, da\u00df der Magen sich in der letzten\nstunde rasch entleert, was sich stets bei Fettverdauung bc-obachten l\u00e4\u00dft.","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\tE S. London und F. Rivosch-Sandberg,\nTabelle I.\nVer-\t\t\t\tInt Magen zur\u00fcckgeblieben\t\t\t\t\t\t\t=\u2014--=a\ndau-\t\t(in g)\t\t\t\t\t\t(in_\u00fc/\u00b0)\t\t\t\nstunde\tZucker\tStick-\tFett\t\tZucker\tj\t\tStickstoff\tj\t\t\t\tFett\n\t\tstoff\t\tbeob.\ther.\tDiff. 1\tbeob.;\tber.\tDiff. |\tbeob.\tber.\tbul\n\t\t\t\t(k\tj\t1 12,5 g - 0,490)\t\t(k\ti 0,395)\t\t(k\t\u25a0\u2014 0,23:;.\n1\t1,05\t0,23\t1,47\t27\t32\t\u2014 5\t44\t40\t+ 4\t59\t59\tU\n2\t0,63\t0,05\t0,72\t15\t10\t+ 5\t10\tio\t\u2014 \u00ab\t32\t34\n8\t0\t0\t0\t\u2014 (k\t= 0,J\t25,0 g 182)\t(k\t= 0,203)\t\t(k\t=\u25a0 0,15 s\n1\t3,0\u00ab\t0,66\t3,12\t* i\t41 !\t\u2014 5\t63\t63 |\t0\t70\t70\tU\n2\t1,89 !\t0,39 !\t2,13\t23 !\t17 1\t: + 6\t38 !\t39\t- 1\t48 :\t48\ti)\n3\t0,91\t! 0,27 !\t1,51\tH !\tr* /\t! + 4\t26' \u25a0!\t25 !\t+ 1\t35\t34 1\n4\t0\to !\t0\t_ i (k\t50.0 g = 0,362)\t\t(k\t== 0,186)\t\t(k\t^ 0.129:\n1\t6,56\t1,58 j\t6,08\t39\t43\t\u2014 4\t60\t65\t- 5\t70\t74\n2\t2,81\ti 1,02 '\t4,76\t18\t19\t- 1\t40\t1 42\t- 2\t55\tI | 55 U\na\t1,85\t! 0,74\t! 3,64\t12\t8\t1+4\t28\t28\t0\t42\t! 41\n4\t0,98\t0,52\t2,85\t\u00ab\t4\t+ 2\t20\t! 18\t\u25a0 + 2\t33\t! si\n5\t0,14\t! 0,12\t2,19\t2\t2\t0\t5\t: 12\t! - 7\t21\t! 23\n\u00ab\t0\to\t0\t\t100,0 g\t\t\u2019\t1 i \u2014\t\t\u25a0 \t\u2022\t; \u2014\n1\t20,77 ;\t;\t13,66\t(k 60 ,\t= 0,220) 60 ] 0\t\t(k 68\t= 0,171) 07 ; + l\t\t(k 79 1\t= 0, los, 81 -\n2\t12,06\t2,71\t12,3.1\t39 !\t36\t+ 3\t52\tI 46 ;\t+ 6\t72 1\t66 \u2014\n3\t7,04\t1,55 j\t9,74\t23 i\t22\t+ 1\t30\t! 31\t- 1\t5\u00ab\t! 54 . ~\n4\t3,38\t0,65\t6,67\tu !\t1 13\t\u2014 2\t1\u00ab\t! 21\t\u2014 5\t37\t1 '44\t-\n5\t1,07\t0,53 !\t4,29\t3\t8\t- 5\t13\t! 14\t\u2014 1\t24\t| 30\n\u00ab\t0,07 |\t0,37\t3,58\t\u25a0\t. \u25a0 N \u2014\t. \t\t9\t9\t' o\t20\t22\n7\t0 !\t0,17 \u25a0]\t1,95\t\t\u2014\t\u2014\t4\t\u00ab\t- 2\t11\t! 18 , \u2022\n8 ;\t0 1\to . !\t0\t\t\u2014. ;\t_\t\u2014\t1 '\u2022\t\u2014\t\u2014\t1 \u2014\n200,0 g\n(k - 0,095) (k = 0,06\u00ab) (k = 0,0(fis.\n2\t44,17 i\t8,94\t: 27,87\t71 !\t65 !\t+ 6\t86\t! '74 !\t+ 1*\t80\n4\t22.3 i\t4,41\t18,70\t3\u00ab j\t42\t\u2014 6\t42\t! 54\t\u2014 12\t54 !\n\u00ab\t5,36 1\t1,40\t17,05\t\t i\t\u2014\t\t. \u2014\t! _\t\u2014\t49 ;\n8\t0.43 j\t0,87\t6,10\t\u2014\t.\t.\t\u2014\t' _ !\ti\t \u25a0\t18 j\n10\t0,24\t0,24\t5,71\t\u25a0\u2014\t\t\t\u2014.\ti \u2014 !\t_\t16 !\n12\t0,17\t! 0,06\t0,7\u00ab\t\u2014\t_\t\t\u2014\tI\t\u2014\t- 2 1","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze. V. 211\nTabelle II.\nGegebene\nSubstanzmertge\nDie Konstanzgr\u00f6\u00dfen\ng\tbeobachtet\tberechnet\tDifferenz\n\tF\ti \u2022' ! eil\ti;\n2.21\t0.288\t0,203\t-j- O.Q30\n{.47\t0.158\t0.101\t\u2014 0.003\n8.(50\t0.120\t0.129\t0\n'\t17,88\t0,108\t0.101\t4- (1,007\n85.70\t0.008\t0.080\t\u2014 0;0i2\n\tStickstoff\t\t\n0,52\t0.305\t0,318\t-j-0.077\n1,01\t0.208\t0,252\t\u2014 0,0-10\n\u2022 2.00\t0,180\t:\t0.18(5\t0\n5,10\t0,171\t0,118 j i\t7\t-f 0,023\n10.80\t0.0(50\t0,110\t4\t\u2014 0.05O\n\tZucker >\t\t\n1,20\t0,190\t0.129\trf 0,0(51\n8.10\t0,382\t0,317\tVf 0,035\n15,00\t0.362\t0,278\t4- 0:08 1\n81,20\t0,220\t0,220\t0\n02,10\t0,095\t0.175\t\u2014 0,080\nUnsere oben erw\u00e4hnte Voraussetzung erwies sich als richtig. Wenn dieselbe allgemeine Formel in den Versuchen mit verschiedenen Mengen derselben Substanz sich g\u00fcltig erweist, nehmen die Konstanten mit Zunahme der Speisemengen ab. wie aus der Tabelle zu ersehen ist. Fs bleibt also blo\u00df \u00fcbrig, die Abh\u00e4ngigkeit djeser Konstanten von den entsprechenden Speisemengen aufzukl\u00e4ren.\nWir gingen nun von folgender Vermutung aus: Wenn verschiedene Mengen ein und derselben Speise in den Magen gelangen, so unterscheiden sie sich von einander vorerst dadurch, da\u00df sie darin verschiedenen Umfang einnehmen. Sie erweitern also seine Wand auf diesen Umfang. Diese Umfangs-","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212 London und Rivo sch- $ and her g., \u00dcber Verdauungsgesetze. V.\nVerh\u00e4ltnisse dauern w\u00e4hrend der gesamten Verdauungszeit fort, denn je gr\u00f6\u00dfer die Speisemenge, desto gr\u00f6\u00dfer ist die Saftsekretion. Wir versuchten also zur Berechnung des Zusammenhanges zwischen den Konstanten Umfangsverh\u00e4ltnisse anzuwenden, d. h. die Kubikwurzelregel, und f\u00fchrten f\u00fcr den Zucker sowohl, als auch f\u00fcr den Stickstoff und das Fett folgende Formel ein:\nk : k1 : k, : k, : k4 : k, . . . = J/M, : J/ M4 : } WS : y M2 ; \u0178K ' I M.\nWie es aus der Tabelle ersichtlich, erhielten wir eine ziemlich befriedigende \u00dcbereinstimmung der Berechnung mit der Beobachtung: besonders n\u00e4hern sich die berechneten Zahlen den beobachteten beim Fett, was damit \u00fcbereinstimmt, da\u00df das Fett auch in der Tabelle I am besten stimmte \u2014 sogar bei maximalen Pulvermengen \u2014 200 g.\nDa\u00df es uns gelungen ist, das bunte Bild der Verdauung des komplizierten Milchpulvers durch eine einheitliche Formel darzustellen und zwar durch diejenige, welche schon in anderen analogen F\u00e4llen bei den Arrheniusschen Berechnungen als richtig erkannt worden ist, dient als bester Beweis f\u00fcr die Dichtigkeit unserer Ausf\u00fchrungen. Dasselbe l\u00e4\u00dft sich auch vom Verh\u00e4ltnis zwischen den Konstanten und den Speisemengen sagen.","page":212}],"identifier":"lit37797","issued":"1910","language":"de","pages":"207-212","startpages":"207","title":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze. V. Mitteilung. Zur Kenntnis des Verlaufes der Magenverdauung bei gemischter Speise und \u00fcber die Herkunft der Konstanzzahlen","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:46:44.240265+00:00"}