Open Access
{"created":"2022-01-31T16:47:39.018327+00:00","id":"lit37798","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"},{"name":"W. Dimitriew","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 213-218","fulltext":[{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung und Resorption im tierischen\nK\u00f6rper.\nXXXIX. Mitteilung.\n\u00dcber die Verdauung und Resorption nach Darmausschaltungen.\nVon\nE. S. London und W. Dmitriew (f).\n(Aus dem pathologischen Laboratorium des K. Instituts f\u00fcr experimentelle Medizin.)\n(Der Redaktion zugegangen am lit. Februar 15)10.)\nDie Bedeutung der verschiedenen Abteilungen des Darm-kanals kann unter anderem durch Untersuchung derjenigen St\u00f6rungen klargestellt werden, welche durch die Ausschaltung dieser Darmabteilungen im Verlaufe des Verdauungs- und Re-sorptionsprozesses verursacht werden.\nEs sind in der klinischen Literatur schon mehrere F\u00e4lle grober Darmresektionen beim Menschen mit einem f\u00fcr die Gesundheit der Patienten g\u00fcnstigen Resultate beschrieben worden. Einer von uns (W. D.) hatte im vorigen Jahre Gelegenheit gehabt, bei einem Manne vom mittleren Alter, infolge einer Gangr\u00e4n, 4 Meter Darm zu resezieren (Obuschowsches Krankenhaus, Direktor Prof. Dr. Zeidler). Es liegen auch mehrere experimentelle Untersuchungen an Tieren vor (Senn1) Trzebicky,2) Monari,*) .Franke,4) Vannotti, Al hu3) und Axhausen.6) Alle diese Autoren kommen zum Schl\u00fcsse, da\u00df Hunde im allgemeinen ohne Lebensgefahr ziemlieh bedeutende Resektionen des Darmkanals ertragen k\u00f6nnen : nach Senn bis zu 1 3, nach Frzebickv bis zu 1 > und nach Monari sogar Eis zu 7 8 ; Albu ist der Meinung, da\u00df eine ganz oder fast\n') Senn, Experimentelle Beitr\u00fcge zur Darmchirurgie, 1887.\n*) Trzebicky, Arch. f. kl. Chirurgie. 1891, Bd. XLVIIl\n) Monari, Beitr\u00e4ge zur kl. Chirurgie, 189\u00ab, Bd. XVI.\n*) Kranke, Arch. f. kl. Chirurgie, 1902, Bd. LXV1I.\n6) Alhu, Milleilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie, 1909, Bd. XIX.\t..\t;\nb) G. Axhausen, \u00dcber die obere Grenze f\u00fcr die'Zul\u00e4ssigkei! ausgedehnter D\u00fcnndarmresektionen, ibidem, Bd. XXI, S. 55, 1910.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nK. S. London und W. Dihitriew.\nvollst\u00e4ndige Ausschaltung des D\u00fcnndarmes eine physiologisch unstatthafte Operation vorstelle: was aber den Dickdarm betrifft, so ist seiner Meinung nach nur eine solche Resektion zul\u00e4ssig, nach welcher ein gesunder Abschnitt von wenigstens 30 cm L\u00e4nge zur\u00fcck bleibt.\nSystematische Untersuchungen der vorliegenden Frage stehen aber noch aus. Wir wollten diese L\u00fccke ausf\u00fcllen. Wir beabsichtigten durch Experimente an Hunden die Beantwortung der n\u00e4chstfolgenden Fragen zu bekommen:\n1.\tW ie gro\u00df die maximale Resektion sein darf, die der lebende Organismus noch zu bek\u00e4mpfen vermag, und was f\u00fcr Ver\u00e4nderungen eine solche Operation in der allgemeinen \u00d6konomie desselben verursacht?\n2.\tAuf welche Weise wird die Kompensation des Defektes im Verdauungstraktus erreicht?\n3.\tW'ie gestaltet sich der relative funktionelle Wert der verschiedenen Abschnitte des D\u00fcnndarmes?\n4.\tOb eine gro\u00dfe Resektion des D\u00fcnndarmes, welchem bekanntlich die Hauptrolle in der Nahrungsassimilation zugeschrieben wird, die chemischen Eigenschaften des Blutes irgendwie beeindu\u00dft?\nLeider konnte dieser Plan infolge des fr\u00fchzeitigen Todes eines von uns (W. D.) nicht vollst\u00e4ndig ausgef\u00fchrt werden, und man mu\u00df sich vorl\u00e4ufig mit der Mitteilung dessen, was von uns gemacht war, begn\u00fcgen. Die weitere Bearbeitung dieser Frage ist jetzt von einer anderen Person in unserem Laboratorium angefangen worden.;\nEs sind von uns bestimmte Angaben an 3 Hunden gewonnen worden. Alle 3 Hunde waren vor der Operation bei einer bestimmten Di\u00e4t, die aus gemahlenem Pferdefleisch, Reisst\u00e4rke und Schweinefett bestand, in N-Gleichgewicht gebracht. Mit Ausnahme der ersten Tage waren die Tiere nach der Operation auf dieselbe Di\u00e4t, wie vorher, gesetzt.\nDas Schicksal des ersten Hundes war folgendes. Beim \u00d6ffnen der Bauchh\u00f6hle w\u00e4hrend der Operation war der ganze D\u00fcnndarm herausgezogen und gemessen. Seine L\u00e4nge betrug 2,7 m. Dann wurde ein Darmst\u00fcck oberhalb des Blinddarms","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Verdauung und Resorption im tierischen K\u00f6rper. XXXIX. 215\nvon 2 m L\u00e4nge abgemessen, welcher reseziert wurde. Das Gewicht des herausgeschnittenen St\u00fcckes war 143 g. Der Hund hat sich schnell erholt und wurde zum Versuch genommen, dessen Gang aus der beiliegenden Tabelle zu ersehen' ist.\nW\u00e4hrend der ersten 7 Tage nach der Operation litt der Hund an Diarrh\u00f6en; infolgedessen vermischte sich der Kot mit dein Harn, und es wrar unm\u00f6glich, dieselben separat zu untersuchen. Seit dem achten Tage nach der Operation hat sich der Stuhlgang reguliert, und der Hund hatte gew\u00f6hnlichen (osten Kot.\nAls siph feststellen lie\u00df, da\u00df der Hund den ihm durch die Operation verursachten Defekt \u00fcberwinden konnte, haben wir beschlossen, die t\u00e4gliche Analyse seiner Ausscheidungen einzustellen, indem wir sie f\u00fcr einige Tage zusammen analysierten und dann die gewonnenen Zahlen durch die Zahl der Tage teilten.\nUm die gewonnenen Zahlen bequemer zu \u00fcberblicken, stellten wir die Bilanz der Kontrolltage durch Differenzen zwischen den als Nahrung gegebener) Komponenten (stickstoffhaltige Substanz, Zucker und Fetts\u00e4uren) und den, mit den Ausscheidungen zur\u00fcckgewonnenen dar. F\u00fcr die Versuchstage aber, seit dem 3. III., zeigen die Zahlen den Unterschied zwischen der Bilanz des betreffenden Tages und der mittleren Bilanz f\u00fcr die Kontrolltage. Plus zeigt eine in Vergleich mit der Voroperationsperiode bessere und Minus eine geringere Desorption der gegebenen Komponenten. Dieselbe Art gebrauchen wir auch zur Notierung des K\u00f6rpergewichtes.\nEinen Monat nach der ersten Operation wurde dem Hunde eine zweite Operation gemacht, wobei von dem Beste, des lejunums die distale H\u00e4lfte (35 cm) von 32 g Gewicht, ausgeschnitten wurde. Es blieb also, au\u00dfer Duodenum, nur noch 13\u00b0/o des gesamten D\u00fcnndarmes.\nDer Hund hat sich schnell erholt, soda\u00df wir 18 Tage nach der zweiten Operation beschlossen, eine dritte Operation zu unternehmen, welche die Exzision des gebliebenen Jejunumst\u00fcckes bis zur plica duodeno-jejunalis bezweckte. Leider lebte der Hund nach dieser Operation nicht mehr lange, denn der","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nE. S. London und W. Dmitriow,\n~ tc\n05 **\nO\n-\t\" ui\nQ \u00dc\nZ :nj \u00c6\n4) :ctf\n\u00f9- c/> m \u2022\u2022\u00ab\nt- o J\nc\u00f6 > N\n>n x\n'1 Ol oi oi\nX X X X. X\nI> I\nX o\no x\nX X Ol Ol Ol\n(M (M H h\nx x x \u00bbo oi oi' o o' o' \u00a9\nOl Ol Ol Ol Ol\nOl Ol CO \u00cfO so\nX Ol\nOl Ol t\nOl X Ol o c; o \u00a9\n\" \u00ab C Tl H\n1^ >0 O C5 Ol\nX X Ol Ol\nN h Ol O H\nX\t!>\u2022 x o o *o C X\nx\t>o \u00bbn t> vi\u00ab v*< x x\nX X V*1 vi>\nCfa :c\u00e4 \u25a0\nX X X X X\nw w w- 'T' \u25a0 \"t\n.\u00bbO X ** *<}*\nOl C t\u00bb X X\nX X Ol Ol 35 C5\n05 X X X\no o o\nX l> t>. o o \u00a9\n*o >C >C X iQ\nX X X o\nX X X X X\nX X\n>o io \u00bbo x *o \u00bbs\nX 05 05\n0> C\nX >C <f5 X\n*** \u00bbC5 |Q to \u00bbC |C >0 >'\nH H H Tl 51\nOl X \u00bbC X\nt\u00bb x h oi t;\nOl Ol Ol Ol Ol o>\n-h -h w oi oi r","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Verdauung und Resorption im tierischen K\u00f6rper. XXXIX. 217\ni> X.\nbfi *\n.. os \u00ab\no\nXI\no: \u25a0\n\u00f6 \u2022 \u00a9\n+ + 4-\nIO \u00bb:","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"Londonu. Dmitriew, \u00dcber Verdauung im tierischen K\u00f6rper. XXXIX.\nDarm zeigte an Stelle der Anastomose eine Nekrose, was zur Peritonitis f\u00fchrte. Augenscheinlich lag es daran, da\u00df wir eine gerade Anastomose gemacht haben, indem hier, den anatomischen Bedingungen zufolge, eine seitliche Anastomose mehr am Platze sein w\u00fcrde.\nBei den zwei anderen Hunden haben wir auf einmal den ganzen D\u00fcnndarm, von der plica duodeno-jejunalis bis zur val-vula Baughimi, entfernt, wobei in beiden F\u00e4llen eine seitliche Anastomose gemacht wurde. Beide Hunde haben die Operation sehr gut ertragen und seit dem dritten Tage fingen sie an, ihre Hation, die dieselben Bestandteile wie die f\u00fcr den ersten Hund enthielt, mit Appetit zu verzehren. Sofort nach dem Beginn der F\u00fctterung hatten sie wieder Diarrh\u00f6en; infolgedessen verloren sie allm\u00e4hlich an Gewicht. 15\u201418 Tage nach der Operation lie\u00dfen die Diarrh\u00f6en ein w\u2019enig nach, und die Hunde haben gewisserma\u00dfen ein K\u00f6rpergleichgewicht erreicht. Man konnte denken, da\u00df dieser Zustand ein l\u00e4ngerer sein w\u00fcrde. Doch schon nach 2 Wochen nahm ihr Appetit immer mehr ab und endlich verweigerten sie die Nahrung vollst\u00e4ndig, worauf sie, unter Symptomen der allgemeinen Schw\u00e4che, zugrunde gingen. Insgesamt lebten sie nach der Operation ca. 5 Wochen.\nAuf Grund der dargelegten Daten ist es vorl\u00e4ufig gestattet, folgende Schl\u00fcsse zu ziehen:\n1.\tDie Ausschaltung des ganzen D\u00fcnndarmes beim Hunde von der plica duodeno-jejunalis bis zur val-vula Baughinii richtet das Tier schlie\u00dflich zugrunde (ca. 5 Wochen nach der Operation).\n2.\tFine Resektion von 7's des D\u00fcnndarmes kann der Hund im allgemeinen ertragen, wobei der Stickstoff- wie auch der Kohlenhydratstoffwechsel rasch zur Norm zur\u00fcckkehrt (der erste rascher und vollst\u00e4ndiger); es kehrt nicht zur Vollen Norm die Resorption des Fettes, wenigstens w\u00e4hrend der Frist, auf die sich unsere Bobachtungen beziehen.\nFine ausgedehnte D\u00fcnndarmresektion l\u00e4\u00dft sich im allgemeinen besonders ung\u00fcnstig an der Fettresorption merken,","page":218}],"identifier":"lit37798","issued":"1910","language":"de","pages":"213-218","startpages":"213","title":"Zum Chemismus der Verdauung und Resorption im tierischen K\u00f6rper. XXXIX. Mitteilung. \u00dcber die Verdauung und Resorption nach Darmausschaltungen","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:47:39.018332+00:00"}