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{"created":"2022-01-31T16:41:41.999160+00:00","id":"lit37799","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Scheunert, Arthur","role":"author"},{"name":"Ernst L\u00f6tsch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 219-231","fulltext":[{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Cellulosebestimmung mit Hilfe der Methoden von -Lange und Simon und Lohrisch-.\nVon\nArthur Scheunert und Ernst L\u00fctsch.\n(Au* dom physiologischen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule zu Dresden.\nDirektor: Geheimer Kat Prof. Dr. Kllcnbcrger.)\nI>er Reduktion zugegangen am 18. Februar\nSchon seit langer Zeit liegt ein Bed\u00fcrfnis nach Methoden vor, die gestatten, die in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthaltene Cellulose zu bestimmen. Es sind infolgedessen. von verschiedenen Seiten Vorschl\u00e4ge gemacht und solche Methoden ausgearbeitet worden, von denen jedoch wohl keiner eine praktische Bedeutung beigemessen werden kann. Ganz abgesehen davon, da\u00df ein gro\u00dfer Teil dieser Methoden viel z\u00fc umst\u00e4ndliche und langwierige Manipulationen erfordert, kranken sie alle an einem Fehler, der in der Natur der analytisch zu bestimmenden Substanz begr\u00fcndet liegt. Die Cellulose, \u00fcber deren chemische Struktur wir bekanntlich nur in notd\u00fcrftiger Weise unterrichtet sind, weist als Polysaccharid alle diejenigen Eigenschaften dieser K\u00f6rper auf, welche die \u00fcblichen Manipulationen zu einer quantitativen Abscheidung vereiteln. Weder ist es m\u00f6glich, sie auf irgend eine Weise unver\u00e4ndert in L\u00f6sung zu bringen, um sie daraus quantitativ wieder abzuscheiden, noch kann man sie in leicht charakterisierbare und bestimmbare Derivate \u00fcberf\u00fchren, die eine exakte Bestimmung erm\u00f6glichen. Auch das als * Sch weizersch\u00e8s Reagens\u00bb wohl bekannte, sogenannte L\u00f6sungsmittel\u00bb der Cellulose ist in der Tat nicht das, was man unter einem L\u00f6sungsmittel im eigentlichen Sinne versteht, da es eine chemische Ver\u00e4nderung der Cellulose herbei f\u00fchrt.\nDa sich die Ceiiulose meist in kompliziert zusammengesetzten Gemischen befindet, die au\u00dfer ihr, abgesehen von Eiwei\u00dfk\u00f6rpern und anderen stickstoffhaltigen Substanzen, auch noch verschiedene andere Polysaccharide und sonstige Angeh\u00f6rige","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nArthur Schcuncrt und F.rnst L\u00f6tseh,\nder Kohlenhydratgruppe enthalten, sind auch Methoden, wie die hydrolytische Spaltung und dergleichen, nicht zu ihrer Bestimmung verwertbar.\nMan ist infolgedessen zur Bestimmung der Cellulose gen\u00f6tigt, eine Trennung, Abscheidung und Isolierung derselben von den erw\u00e4hnten zahlreichen Beimengungen derart zu erreichen. da\u00df man diese Beimengungen auf irgend eine Weise zerst\u00f6rt, indem man sich die allerdings verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Resistenz der Cellulose gegen zahlreiche, andere organische Stoffe in tiefgehender Weise ver\u00e4ndernde Reagenzien zunutze macht. Bei allen Methoden, die auf ein derartiges Verfahren gegr\u00fcndet sind, ist nat\u00fcrlich ein Haupterfordernis, da\u00df die von Beimengungen zu befreiende Substanz, also hier die Cellulose, nicht auf irgend eine Weise von den zur Zerst\u00f6rung der Beimengungen verwendeten Reagenzien angegriffen wird* Ist dies der Fall, so kann nat\u00fcrlich von einer quantitativen Bestimmungsmethode nicht gesprochen werden. Es ist nach diesen Er\u00f6rterungen wohl ohne weiteres klar, da\u00df man jeder aut einem solchen Verfahren aufgebauten Methode mit berechtigtem Mi\u00dftrauen zu begegnen hat, und da\u00df daraus das Erfordernis erw\u00e4chst, eine solche Methode erst dann als eine -quantitative\u00bb anzuerkennen, wenn sorgf\u00e4ltige Nachpr\u00fcfungen die Berechtigung derselben, diesen Ehrentitel zu f\u00fchren, dargetan haben.\nOhne auf die verschiedenen, zahlreichen Methoden der Cellulosebestimmung, aut die das soeben Gesagte anwendbar ist, n\u00e4her einzugehen, soll in folgendem \u00fcber einige Erfahrungen berichtet werden, die wir bei der Nachpr\u00fcfung der sich auf die Anwendung von hochkonzentrierter KOH und H202 zur quantitativen Bestimmung der Cellulose gr\u00fcndenden Verfahren gesammelt haben.\nDie Verwendung hochkonzentrierten Alkalis zur Darstellung reiner Cellulose gr\u00fcndet sich auf eine Beobachtung Hoppe-Seylers,1) die dieser gelegentlich seiner Untersuchungen \u00fcber die Bildung der Huminsubstanzen gemacht hat.\n') Hoppe-Sey 1er, \u00dcber Huminsubstanzen, ihre Entstehung und ihre Eigenschaften, Diese Zeitschrift, Bd. XIII, 1889. S \u00ab(>\u2014121.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"( ber die quantitative Cellulosebestimmung usw.\t221\nHoppe-Seyler beobachtete beim Schmelzen von \u00c4tzkali mit Papier, da\u00df eine erkennbare \u00c4nderung des letzteren erst bei Temperaturen von \u00fcber 200\u00b0 eintrat, und kn\u00fcpfte hieran die Bemerkung (1. c. S. 77): \u00abMit st\u00e4rkster \u00c4tzkalil\u00f6sung in der Retorte im \u00d6lbade erhitzt zeigt reines Papier unter 200\u00b0 keine erkennbare \u00c4nderung\u00bb.\nAuf diese Beobachtung Hoppe-Seylers gr\u00fcndete sein Sch\u00fcler Lange1) eine Methode der quantitativen Cellulosebe-stimmung, f\u00fcr die er folgende Vorschrift angibt :\n\u00abJe 10 g der auf ihren Cellulosegehalt zu untersuchenden Substanz werden mit dem 3\u2014{fachen Gewicht reinen \u00c4tzalkalis und etwa 30 bis .0 ccm W\u00e4sser in eine ger\u00e4umige, ziemlich steil tubuiierte Retorte gebracht, diese sodann mittels eines Glasst\u00f6psels geschlossen und' im \u00d6lbade erhitzt. Die Temperatur des \u00d6lbades wird durch ein Thermometer, dessen Kugel sich mit dem Roden der Retorte in gleicher H\u00f6he befindet! gemessen. Hei etwa 140\u00b0 tritt unter lebhaftem Sch\u00e4umen das Sieden ein ; die Temperatur wird nach und nach bis gegen 180\u00b0 gesteigert und das Erhitzen etwa 1 Stunde fortgesetzt. Das Aufsch\u00e4umen ist dann vor\u00fcber, die Massen in der Retorte fallen zusammen, gl\u00e4tten sich und trocknen schlie\u00dflich ein: Ende der Reaktion. Die Retorte wird nun aus dem \u00d6lbade entfernt, der Inhalt nach dem Erkalten auf etwa 80\u00b0 mit hei\u00dfem Wasser versetzt und vorsichtig unter gr\u00fcndlichem Nachwaschen mit hei\u00dfem, schlie\u00dflich mit kaltem Wasser- in ein Becherglas gesp\u00fclt. Nadi dem Erkalten s\u00e4uert man mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure an, wodurch alsbald ein dickliockiger Niederschlag, durchsetzt von Cellulose-teilehen, die in der starken Lauge noch suspendiert geblieben waren, entsteht: durch die S\u00e4ure wird die Cellulose quantitativ ausgef\u00e4llt: Der Inhalt des Becherglases wird nun durch vorsichtigen Zusatz sehr verd\u00fcnnter Natronlauge eben schwach alkalisch gemacht, so da\u00df alle aus-gef\u00e4llten Substanzen mit Ausnahme der Cellulose wieder in L\u00f6sung gehen. Mit starker Wasserstrahlpumpe wird nun \u00fcber einen, aus einem St\u00fcck bestehenden, siebartig fein durchl\u00f6cherten Plalinkonus abgesaugt, der R\u00fcckstand im Trichter t\u00fcchtig mit hei\u00dfem und kaltem Wasser nachgewaschen, aus dem lrichter entfernt, in Alkohol digeriert, wie.der abgesaugt und mit \u00c4ther gewaschen, schlie\u00dflich auf dem Wasserbade getrocknet und gewogen. Durch Veraschen des R\u00fcckstandes und Subtraktion des Gewichtes der Asche vom Gesamtgewicht des erhaltenen Produktes findet man den Gehalt an reiner Cellulose. Der ganze Proze\u00df erfordert bei einiger \u00dcbung einen Zeitaufwand von nur 5\u20146 Stunden und bietet\n') G. Lange, Zur quantitativen Bestimmung der Cellulose, Diese Zeitschrift, Bd. XIV, 1890, S. 283-288.\nHoppe-Seyier's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXV.\t16 \u2019","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nArthur Scheunert und Ernst L\u00f6tsch,\nden Vorteil gro\u00dfer Genauigkeit des erhaltenen Resultates, da ja die Cellulose, wie oben bemerkt, durch das Schmelzen nicht angegriffen wird.\u00bb\nNach den Kontrollanalvsen Langes zu urteilen, gibt die Methode gut \u00fcbereinstimmende Resultate, sie ist relativ bequem auszuf\u00fchren und infolgedessen einer allgemeineren Anwendbarkeit f\u00e4hig.\nIn dem Bestreben, diese Methode noch mehr zu vereinfachen, haben Simon und Lohrisch1) eine Modifikation derselben vorgeschlagen, die, nach den Angaben der Verfasser zu urteilen, in der Tat geeignet w\u00e4re, allen Anforderungen an eine quantitative Methode zu gen\u00fcgen.\nSimon und Lohrisch vermeiden die Anwendung einet Retorte und des \u00d6lbades dadurch, da\u00df sie die Behandlung mit einer 50\u00b0/oigen L\u00f6sung des gebr\u00e4uchlichen \u00c4tzkalis in einem Jenenser Becherglase und auf dem Wasserbade vornehmen. Zur Aufhellung des Reaktionsproduktes verwenden sie au\u00dferdem H202 (30\u00b0/oig) und vermeiden die beim Langeschen Verfahren sehr unbequeme Neutralisation dadurch, da\u00df sie zur F\u00e4llung angeblich gel\u00f6ster Cellulose Alkohol verwenden und die stark alkalische Fl\u00fcssigkeit, die Eiwei\u00dfk\u00f6rper und andere Substanzen in L\u00f6sung enth\u00e4lt, direkt filtrieren. Nach neueren Angaben von Lohrisch* *) wird die Methode, wie folgt, ausgef\u00fchrt:\n\u00abMenschliche oder tierische Faeces werden getrocknet und kommen m\u00f6glichst fein zerrieben zur Verarbeitung. F\u00fcr eine Bestimmung gen\u00fcgen durchschnittlich 5 g trockene Faeces. Gem\u00fcse, pflanzliche Gebilde, Fr\u00fcchte werden entweder getrocknet und m\u00f6glichst fein zerkleinert (gepulvertes Heu) oder auch frisch nach M\u00f6glichkeit zerkleinert (in Form von Brei, gewiegt usw.) verwendet. Von trockener Pflanzensubstanz gen\u00fcgen 2 bis 3 g, von frischer etwa 5 g zur Untersuchung. Eine vorherige Extraktion sehr fettreicher Substanzen ist nicht n\u00f6tig. Vorbehandlung reichlich st\u00e4rkehaltiger Substanzen mit Diastase kann entbehrt werden.\nDie Substanz wird in ein ca. 500 ccm fassendes Becherglas gebracht und zun\u00e4chst mit 100\u2014150 ccm hei\u00dfen, destillierten Wassers \u00fcbergossen. Mit dem Glasstab wird die Substanz in dem Wasser m\u00f6glichst fein verr\u00fchrt, so da\u00df z. B. vom Faecespulver keine gr\u00f6beren\n') O. Simon und H. Lohrisch, Eine neue Methode der quantitativen Cellulosebestimmung in Nahrungsmitteln und Faeces, Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 55, 1904.\n*) H. Lohrisch, \u00dcber die Bedeutung der Cellulose im Haushalte des Menschen, I. Mitteil., Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 200\u2014252, 1906.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber die quantitative' Cellulosobostimmung usw.\t223\nBrocken mehr sichtbar sind. Zu dieser-Aufschwemmung setzt man nun soviel Gramm \u00c4tzkali (in Stangen), da\u00df eine 50\u00b0, oige Lauge entsteht. Es erfolgt beim Schmelzen des Alkalis starke Erhitzung und,lebhaftes Aufsch\u00e4umen. Dadurch wird erreicht, da\u00df das \u00c4tzkali bereits im schmelzenden Zustande bei starker Hitze auf die inkrustierenden Substanzen einwirken kann. Nachdem sich alles Kali gel\u00f6st hat, kocht man eine Stunde im Wasserbade. Nach dieser Zeit ist schon der gr\u00f6\u00dfte Teil dei; Mibstanz gel\u00f6st. Man l\u00e4\u00dft die Fl\u00fcssigkeit ziemlich erkalten und setzt dann 3\u20145 ccm 30\u00b0/oiges Wasserstoffsuperoxyd (Merck) zu. Der Zusatz mu\u00df vorsichtig tropfenweise erfolgen, da die Fl\u00fcssigkeit stark aufsch\u00e4umt. Sollte das Aufsch\u00e4umen so intensiv sein, da\u00df der Inhalt des Becherglases den Rand desselben zu \u00fcberschreiten droht, so gen\u00fcgt es, aus der Sprilzllasche eine kleine Menge 9(j\u00b0/oigen Alkohols aufzuspritzen, .um das \u00dcbersch\u00e4umen zu verhindern. Unter dem H80.,-Zusalz tritt eine neuerliche starke Erhitzung ein, bei der noch die letzten Reste organischer Substanz au\u00dfer Cellulose zerst\u00f6rt und zersprengt werden. Gleichzeitig entf\u00e4rbt sicli die Fl\u00fcssigkeit. Selbst anfangs liefschwarz aussehende Faeces erscheinen jetzt als hellgelbe oder hellbraune Fl\u00fcssigkeit. Das bielel den Vorteil, da\u00df man noch etwa ungel\u00f6ste Brocken erkennen kann, m welchem Falle man noch \u2018/*\u20143/4 Stunde im Wasserb\u00e4de kocht. Nachdem dann die helle Fl\u00fcssigkeit nur etwas abgek\u00fchlt ist. setzt man das halbe Volumen 90\u00b0/\u00bbigen Alkohols zu. Oft mischen sich die Fl\u00fcssigkeiten nicht: der Alkohol schwimmt obenauf, wie \u00d6l auf Wasser. Es gen\u00fcgt darin ein Zusatz von (\u00bb\u20147 ccm konzentrierter Essigs\u00e4ure, welche Cellulose nicht angreift, um eine gleichm\u00e4\u00dfige Mischung zu erzielen. Die gel\u00f6st gewesene Cellulose f\u00e4llt in Form eines feinen Niederschlages aus; die Fl\u00fcssigkeit ist dabei nat\u00fcrlich noch so stark alkalisch, da\u00df alle Prolein-stol\u00eeo in L\u00f6sung bleiben. Die Fl\u00fcssigkeit wird dann noch hei\u00df durch ein geh\u00e4rtetes Filter (Schleicher und Sch\u00fcll Nr. 575, 24 cm Durchmesser) abfiltriert. Das Filtrieren geht so schnell von statten, da\u00df man eine S\u00e4ugpumpe nicht n\u00f6tig hat. Der R\u00fcckstand im Filter ist unl\u00f6sliche 4* l\u00f6sliche Cellulose. Um aus dem R\u00fcckstand schon den gr\u00f6\u00dften Teil des Alkalis zu entfernen und sich dadurch das sp\u00e4tere Filtrieren zu erleichtern, ist es zweckm\u00e4\u00dfig, noch ein- bis zweimal mit warmem Wasser nachzuwaschen, was ebenfalls sehr schnell vor sich geht. Nunmehr wird der R\u00fcckstand vom Filter ins Becherglas zur\u00fcckgespritzt-, mit reichlich warmem Wasser aufgenommen und auf einem gewogenen FiIter(S c h l e i c h e r und Sch\u00fcll Nr. 589, 12'/* cm Durchmesser) fdtriert und mit warmem Wasser ausgewaschen, bis das Sp\u00fclwasser keine alkalische Reaktion mehr gibt. Dieses Filtrieren geht ebenfalls ziemlich rasch. Dann wird fnit verd\u00fcnnter, warmer Essigs\u00e4ure zur Entfernung der anorganischen Salze gewaschen. Die Essigs\u00e4ure wird mit Wasser entfernt; zuletzt wird mit Alkohol und \u00c4ther gewaschen, getrocknet und gewogen.\u00bb\nNach Angaben von Simon und Lohrisch und besonders\nl\u00f6*","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\tArthur Scheunert und Ernst Lotsch,\nnach den zahlreichen Untersuchungen, die Lohrisch mit Hilfe dieser Methodik ausgef\u00fchrt hat, mu\u00df man annehmen, da\u00df diese Methode in jeder Weise brauchbare Resultate liefert. Wie wir an anderer Stelle, *) gelegentlich der Nachpr\u00fcfung der Lohrisch sehen Befunde \u00fcber die Verdauung der Cellulose beim Hunde nachwiesen, ist diese Anschauung aber keinesfalls berechtigt. Unsere Befunde zeigten, da\u00df durch die Simon-und Loli risch sehe Methode auch die Cellulose selbst angegriffen wird. Wir konnten n\u00e4mlich nachweisen, da\u00df das von Lohrisch behauptete Verschwinden von Cellulose im. Darm-kanale des Hundes darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, da\u00df L\u00f6h risch den Hunden nach seiner Methode dargestellte Cellulose verf\u00fctterte und dann die im Kot enthaltene Cellulose nach seiner Methode ermittelte. Die angebliche Verdauung der Cellulose seitens des Hundes wurde nun offenbar dadurch vorget\u00e4uscht, da\u00df durch die nochmalige Behandlung nach Simon-Loh risch ein Teil der im Kote wiedererschienenen Cellulose verschwand.\nWir haben damals verzichtet, die infolgedessen von uns ausgef\u00fchrten Kontrollbestimmungen der Simon-Lohrischsehen Methode anzuf\u00fchren und wollen dies im folgenden tun, und festzustellen versuchen, wodurch bei der genannten Methodik eine Zerst\u00f6rung der Cellulose bewirkt werden kann.\nIn der Hauptsache kommt hierbei die hochprozentige KOH und das 1I202 in Frage. Wie oben erw\u00e4hnt, gr\u00fcndet sich die Anwendung konzentrierter KOH auf eine Angabe Hoppe-Seylers, f\u00fcr deren Richtigkeit aber, soweit die uns vorliegende Literatur einen solchen Schlu\u00df gestattet, von keiner Seite ein Beweis erbracht worden ist. Hoppe-Seyler wird zu seiner Bemerkung wohl dadurch veranla\u00dft worden sein, da\u00df er gasf\u00f6rmige Zersetzungsprodukte des mit KOH behandelten Flies-papieres und eine sichtbare Ver\u00e4nderung desselben erst bei Temperaturen von \u00fcber 200\u00b0 auftreten sah. Er hatte auch keine Veranlassung, die Richtigkeit dieser f\u00fcr seine Zwecke nebens\u00e4chlichen Bemerkung sicher zu stellen. In der Abhandlung von Lange vermi\u00dft man zahlenm\u00e4\u00dfige Belege f\u00fcr diese\nl) A. Scheunert und E. L\u00f6t sch, Vermag der Hund Cellulose oder Rohfaser zu verdauen V Biochem. Zeitschr., Bd. XX, S. 10 (19091","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"I Ihm dit* quantitative Cellulosehestimmung usw.\t225\nVoraussetzung seiner Methode und ebensowenig haben Simon und Loh risch Beweise dal\u00fcr erbracht, sondern auch sie st\u00fctzen sich offenbar auf die Autorit\u00e4t der vorhergehenden Autoren.\nDemgegen\u00fcber liegen von anderer Seite mehrere Befunde vor, welche geeignet erscheinen. Bedenken gegen die .Verwendung von Laugen und bei Bestimmung der Cellulose zu erheben.\nBumcke und Wollt enstein1) stellten fest, da\u00df es gelingt, Cellulose durch wiederholtes Aul kochen mit \u00dfO'Vo.iger NaOH v\u00f6llig zu hydrolysieren, wobei Acidcellulose\u00bb entstand. Aubeidem \u00e4u\u00dfert Councler,2) da\u00df bei der Anwendung des\nhangeschen Verfahrens zu wenig Cellulose gefunden w\u00fcrde, und da\u00df der bei der Neutralisation mit H.,S04 entstehende Niederschlag nicht mehr Cellulose sei. Auch ICC., wirkt, wie Bumcke und Wolffenstein zeigen, ver\u00e4ndernd huf die Cellulose ein, indem dadurch die Cellulose in \u00abHydratcellulose\u00bb \u00fcbergef\u00fchrt wird. Diese Substanz hat reduzierende Eigenschaften und gibt mit Phenylhydrazin ein Hydrazon, verh\u00e4lt sich also wie ein Aldehyd oder Keton. Durch Alkalien wird diese Hydral-eelhiln.se in Cellulose und Acidcellulose zerlegt.\nAction durch diese Angaben wird es wahrscheinlich gemacht. da\u00df Cellulose hei der Behandlung mit KOI I . und H.,0,. wie es Simon und Loh risch Vorschl\u00e4gen, eine tiefgehende Spaltung erleidet, wobei Produkte entstehen, die nicht mehr die Eigenschaften der Cellulose besitzen, und von denen es h\u00f6chst unwahrscheinlich ist, da\u00df sie bei der Ausf\u00e4llung mit Alkohol quantitativ und in einer Form ausgeschieden werden, die cs erlaubt, sie bei der gewichtsanalytischen Ermittelung als Cellulose in Rechnung zu setzen.\nDer von Matthes und Streitberger3) bei der Nachpr\u00fcfung von .1. K\u00f6nigs Verfahren zur quantitativen Aufteilung\n: G. Huinckc und R. Wolffenstein, Cher Cellulose, Rer der I>\u00ab uts( h. cli(mu. (les.. Bd. XXXII. S. 219:5\u20142007 (1899).\n2': O. C ou net e r. 1'ber Cellulosebeslimmiingen. Cliem. Zig . Bd XXIV \u2022s H\u00bbi8 -d()9 (1900).\t\u2018\t?\n) H. Mult lies und K. Sire il berger, Liber die Zusammensetzung i Kakao-Rohfaser, Ber. d. Deutsch. cliem. (les.. Bd. XL, S fl95 bis\u2019 1199 1007).\t'. \u2019 '","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"220\tArthur' Schounert und Ernst L\u00f6tsch,\nder Rohfaserbestandteile erhobene Befund, da\u00df reine Cellulose nach eint\u00e4gigem Stehen mit H202 in ammoniakalischer L\u00f6sung eine Verminderung von ca. \u00df\u20144\u00b0/o erleidet, st\u00fctzt die soeben ge\u00e4u\u00dferlen Bedenken.\nUm die Brauchbarkeit des Simon-Lohrischschen Verfahrens zu ermitteln und festzustellen, ob es wirklich berechtigt ist, dem ge\u00e4u\u00dferten Bedenken Raum zu geben, hat zun\u00e4chst der eine von uns in Gemeinschaft mit W. Grimmer1) verschiedene Analysen ausgef\u00fchrt. Diese Untersuchungen sind von uns weiter ausgebaut worden. Zun\u00e4chst haben wir reine Papiercellulose nach dem Simon-Lohrischschen Verfahren verarbeitet. Einige dieser Analysen2) seien im folgenden angef\u00fchrt:\nJe 0,5 g Papiercellulose, die einer Trockensubstanz von 0,4779 g entsprachen, wurden mit geringen Variationen der Dauer des Erhitzens auf dem Wasserbade nach Loh risch analysiert.\nj Ocnau nach\tNach Stunden l\u00e4nger auf dem Wasserbade\nLohrisch :\terhitzt\na) 0,2200 g b) 0,1980 g c) 0,1705 g d) 0,1530. g aschefreie Cellulose.\n2 Genau nach\tNoch \u2018/\u00ab Stunde l\u00e4nger auf dem Wasserbade\n\u2019\tLoh risch :\terhitzt :\na) 0.2920 g b) 0.2710 g cj 0,2225 g d) 0,2515 g aschefrei\u00bb* Cellulose.\n2 Genau nach\tNoch \u2022/\u00ab Stunde l\u00e4nger auf dem Wasserbade\nLoh risch:\terhitzt:\na) 0.3200 g b) 0,2880 g o 0,2710 g d) 0,2390 g aschefreie Cellulose.\nDie Betrachtung dieser Resultate ergibt, da\u00df zun\u00e4chst in allen F\u00e4llen eine bedeutende Verminderung der Papiercellulose stattgefunden hat, und zeigt weiter, da\u00df die erhaltenen Resultate offenbar nach den jeweilig herrschenden Versuchsbedingungen eine bemerkenswerte Unregelm\u00e4\u00dfigkeit aufweisen. Dieses Schwanken der Resultate tritt noch deutlicher bei den folgenden Analysen hervor, bei welchen ganz frisch bezogenes H202 zur Verwendung kam.\nJ Genau nach\tNoch \u00ab/\u00ab Stunde l\u00e4nger auf dem Wasserbade\nL\u00f6h risch:\terhitzt:\na) 0.1756 g b) 0,1621 g c) 0,0282 g d) 0,0618 g aschehallige Cellulose.\n\u2018) Herl, tier\u00e4rztl. Woch., Bd. XXVI, S. 152 (1910).\n*) Die mit einer arabischen Ziffer bezeichneten Analysenreihen sind stets an einem Tage nebeneinander ausgef\u00fchrt worden.","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Cellulosebestimmung usw.\t227\nUm den Einwurf, da\u00df die Papiercellulose infolge ihrer besonderen Eigenschaften dieses eigent\u00fcmliche Verhalten zeige, zur\u00fcckzuweisen, f\u00fchrten wir noch andere Analysen aus, bei denen wir Heu bezw. nach Simon und Lohrisch dargestellte Heucellulose anwandten.\n.Je 2 g nach Simon und Loh risch hergestellter Heu-cellulose (von der 1 g einer Trockensubstanz von 0,9390 g entsprach) wurden genau nach Lohrisch nochmals behandelt und ergaben:\na) 1,1256 g b) 1,1457 g aschehaltige Cellulose.\nVon der vereinigten aschehaltigen Cellulose beider Analysen wurden nochmals je 0,6 g mit einer Trockensubstanz von \u00bb1 \u00ab(5670 g und b) 0,5665 g nach Simon und Lohrisch ana-lysiert und ergaben:\na) 0,2545 g b] 0,2615 g aschehaltige Cellulose.\nDie nach Lohrisch hergestellte Heucellulose hatte also bei ihrer erstmaligen Verarbeitung 40,1 \u00b0/o und 39\u00b0/o verloren. Bei der nochmaligen Verarbeitung des Restes aus' dieser Bestimmung war ein Verlust von 55,1 \u00b0/o und 53,8 \u00b0/o zu beobachten.\nDie Versuche zeigen wohl einwandfrei, da\u00df durch die Sirnon-Lohrischsehe Methode Cellulose zerst\u00f6rt wird. Ferner zeigen sie, da\u00df die Cellulosemenge, die der Zerst\u00f6rung anheimt\u00e4llt, sehr variabel ist und von zuf\u00e4lligen Bedingungen abh\u00e4ngt; denn auch bei ganz gleichartig ausgef\u00fchrten Bestimmungen wechselt diese Menge erheblich. Dieses Schwanken \u00ab1er Resultate brachte uns zuerst auf den Gedanken, die Hauptursache der Zerst\u00f6rung der Cellulose nicht in der Wirkung des Alkalis, sondern in der des H202 zu suchen, dessen Beschaffenheit ja bekanntlich sehr leicht Ver\u00e4nderungen unterworfen ist.\nDa wir gleichzeitig den Zweck verfolgten, eine f\u00fcr die Zwecke unserer oben genannten Arbeit brauchbare Methodik der Cellulosebestimmung zu finden, kehrten wir zun\u00e4chst zur alten Langeschen Methode zur\u00fcck und f\u00fchrten mit dieser einige Bestimmungen aus, um einmal festzustellen, ob auch unter den Bedingungen dieser Methode, also lediglich unter","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nArthur Scheunert und Ernst L\u00f6tseh.\ndem Einfl\u00fcsse der hochkonzentrierten Alkalil\u00f6sung Cellulose zerst\u00f6rt wird.\n5 g Papiercellulose wurden nach Lange mit 16 g \u00c4tzkali und 16 ccm H20 in einer Retorte auf' dem \u00d6lbade geschmolzen, genau nach der Lan g eschen Vorschrift behandelt und der R\u00fcckstand gewichtsanalytisch bestimmt. Von den 5 g Papiercellulose, die einer Trockensubstanz von 4,779 g entsprachen, wurden 3,9925 g zur\u00fcckerhalten. Durch die Einwirkung der KOH allein waren also ca. 16,5 \u00b0/o Cellulose verschwunden. Ein Versuch, mit dieser zur\u00fcckgewonnenen Quantit\u00e4t nochmals die gleiche Bestimmung durchzuf\u00fchren, mi\u00dflang, da der R\u00fcckstand nicht mehr filtrierbar war, sondern aus einer breiigen, schmierigen Masse bestand.\nAuch bei diesem Versuch war also ein nicht unerheblicher Substanzverlust eingetreten, und der Mi\u00dferfolg bei der Wiederholung der Bestimmung mit der schon einmal verarbeiteten Substanz zeigte, da\u00df auch durch die Lan g esche Methode die Cellulose ver\u00e4ndert wird. Da die Langesche Methode ziemlich umst\u00e4ndlich ist, verlie\u00dfen wir die urspr\u00fcngliche Vorschrift und stellten noch einige Versuche derart an, da\u00df wir (\u00e4hnlich wie Lohrisch) mit gr\u00f6\u00dferen Mengen von KOH in Bechergl\u00e4sern arbeiteten: auch unterlie\u00dfen wir die von Lange vorgeschlagene Neutralisation.\nWie schon Co under bemerkte, besteht der dabei auftretende Niederschlag nicht aus Cellulose; nach den Befunden von Bumcke und Wolffenstein k\u00f6nnte es sich h\u00f6chstens um sogenannte Acidcellulose handeln. Da diese aber in verd\u00fcnnter kalter Lauge l\u00f6slich ist und nach der Lan gesehen Vorschrift nach dem Ans\u00e4uern mit H2S04 doch wieder Alkali zugegeben werden mu\u00df, um eventuell mitausgefallene andere Stoffe, z, B. Eiwei\u00df, wieder in L\u00f6sung zu bringen, erscheint die Neutralisation zwecklos; auch konnten wir bei besonderen Versuchen, bei denen reine Cellulose zur Verwendung kam, nur einen ganz minimalen Niederschlag erhalten.\nWir schwemmten also je 5 g Heu in einem Jenenser Becherglase mit 50 ccm hei\u00dfen Wassers auf, gaben 50 g Stangenkali hinzu und erhitzten dieses Gemisch 1 Stunde lang","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"( ber die <|iiantitative (lellulos\u00e9bestimniung usw.\t229\nim \u00dclbado auf 180\u00b0. Nach dem Erkalten wurde dann mit H20 verd\u00fcnnt, durch ein geh\u00e4rtetes Filter filtriert, der Niederschlag von diesem in das Becherglas zur\u00fcckgebrachtund so, wie oben gelegentlich der Methode von Lohrisch beschrieben wurde, weiter behandelt. Bei den Parallelanalysen erhielten wir so aus je 5 g Heu:\n0,9840 g: 0,9850 g; 0,9915 g aschehaltige Cellulose.\nOiese Cellulose wurde lufttrocken gemacht und von ihr abermals je 2 mal 1 g auf genau dieselbe Art verarbeitet. Von 1 g Cellulose, das 0,9476 g Trockensubstanz und 0.0040 g Asche enthielt, erhielten wir:\na) 0,8696 g b) 0,8622 g aschefreie Cellulose.\nDie abermalige Behandlung in der geschilderten Weise hatte also einen Verlust von 7,8 und 8,6\u00b0/o veranla\u00dft:\nDieser Versuch zeigt, da\u00df die Behandlung der Cellulose mit K\u00dcH allein einen viel geringeren Verlust als bei der gleichzeitigen Anwendung von H2\u00dc2 zur Folge hat.\nWir haben endlich noch Versuche ausgef\u00fchrt, bei denen auch die hohe Erhitzung auf 180\u00b0 vermieden wurde.. Diese erschien uns unn\u00f6tig und geeignet, gr\u00f6\u00dfere Verluste an Cellulose herbeizuf\u00fchren. Die Methodik der weiteren Versuche schlo\u00df sich also ziemlich eng an das Verfahren von Simon und Lohrisch an. Nur unterlie\u00dfen wir dabei, ebenfallsiim allzuhohe Temperaturen zu umgehen, das Eintr\u00e4gen des Stangenkali in hei\u00dfes Wasser, ferner den Zusatz von H202 und weiter die F\u00e4llung mit Alkohol. Hierdurch k\u00f6nnen bei Analysen kohlen-h yd rat- und eiwei\u00dfhaltiger Gemische sehr wohl andere Substanzen als Cellulose mit niedergerissen werden, anderseits lallen aber, wie wir uns \u00fcberzeugt haben, bei Anwendung reiner Cellulose gar keine oder nur h\u00f6chst geringe Mengen von einer Substanz aus, die nicht mit Cellulose, vielleicht aber mit Acidcellulose identisch ist.\nDie flockige Ausf\u00e4llung war l\u00f6slich in verd\u00fcnnter Lauge und zeigte mit Chlorzinkjodreagens eine F\u00e4rbung, die etwa der der Erythrodextrinl\u00f6sungen mit .lod entsprach. Wir r\u00fchrten also die zu untersuchende Substanz mit 100 ccm kalten Wassers an. brachten hierzu ICK) g Stangenkali und erhitzten dann","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nArthur Seheuncrt und Ernst L.\u00f6tsch,\n1 Stunde aut' dem kochenden Wasserbade. Hierauf wurde durch ein geh\u00e4rtetes Filter (Schleicher-Sch\u00fcll) abfiltriert und der R\u00fcckstand mit kochendem Wasser solange gewaschen, bis das ablaufende Wasser nur noch ganz schwach alkalisch reagierte. Dann wurde der R\u00fcckstand in das Becherglas zur\u00fcckgespritzt und auf ein gewogenes Filter gebracht, quantitativ (Platinblecli) mit hei\u00dfem Wasser, verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure, hei\u00dfem Wasser, Alkohol und \u00c4ther ausgewaschen und zur W\u00e4gung gebracht.\nEinige derartige Versuche seien im folgenden mitgeteilt :\n1.\t.le 3 g Heu gaben auf diese Weise:\na) 0,7180 g, b) 0,7190 g aschehaltige Cellulose.\nDiese Cellulose wurde lufttrocken gemacht und zeigte dann einen Gehalt an Trockensubstanz von 97,80\u00b0/o.\n.le 0,7 g davon gaben bei nochmaliger Analyse: a) 0,6475 g, b) 0,6380 g aschehaltige Cellulose.\nDie Heucellulose hatte also auch hier bei der nochmaligen Behandlung mit KOH 5,4 bezw. 6,8 \u00b0/o eingeb\u00fc\u00dft.\nEinige weitere Versuche wurden direkt mit Heucellulose, die wir auf dieselbe Weise herstellten, angestellt.\n2.\tAngewandt je 1 g Heucellulose; es resultierten: a) 0.8962 g, b) 0,8976 g aschehaltige Cellulose.\na) zeigte einen Aschegehalt von 0,0148 g, enthielt also 0,8814 g aschefreie Cellulose.\nDa die angewandte Cellulose 93,94\u00b0/o Trockensubstanz enthielt, war ein Verlust von ca. 4,6\u00b0/o eingetreten (berechnet f\u00fcr aschehaltige Cellulose).\nb) Von der hier gewonnenen Menge w\u00fcrden nach einiger Zeit 0,7 g mit einer Trockensubstanz von 0,6584 g nochmals verarbeitet, es resultierten 0,6128 g aschefreie Cellulose. Bringt man den in der Probe a) gefundenen Aschegehalt in Anrechnung, so waren von der Probe b) bei der zweiten Behandlung ca. 5,4\u00b0/\u00ab\u00bb verloren gegangen.\n3.\t4 Portionen von je 1 g Heucellulose wurden in gleicher Weise behandelt, nur da\u00df beim Auswaschen keine Essigs\u00e4ure zur Anwendung kam. Es wurden dann (bei einer Trockensubstanz des angewandten Materials von 0,9394 g pro 1 g) erhalten :","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"I ber die quantitative Cellulosebestimmung usw.\t231\na) 0,9008 g, b) 0,9026 g, c) 0,9034 g, d) 0,9<XX) g aschehaltige Cellulose.\nPortion a) besa\u00df einen Aschegehalt von 0,0164 g, Portion b), c), d) wurden gemischt, lufttrocken gemacht und davon je 2X1 g (Trockensubstanz 0,9398 g) zu einer weiteren Bestimmung verwendet. Es resultierten:\n0,8842 g und 0,8840 g aschefreie Cellulose, Unter Ber\u00fccksichtigung des in der Portion a) bestimmten Aschegehaltes hatte also die Cellulose bei der zweiten Bestimmung eine Verminderung von ca. 4,3 \u00b0/o erlitten.\nAuch diese Versuche zeigen, da\u00df selbst bei Wasserbadtemperatur \u00c4tzkalil\u00f6sungen von der angewandten Konzentration Cellulose zu zerst\u00f6ren verm\u00f6gen, wenn auch in viel geringerer Weise, als dies bei gleichzeitiger Anwendung von H20.2 der Fall ist.\nZusammenfassung: Durch die angef\u00fchrten Versuche glauben wir bewiesen zu haben, da\u00df die Methode von Simon und Lohrisch keinesfalls als eine Methode der quantitativen Cellulosebestimmung angesehen werden darf. \u00dcberhaupt ist hoch konzentrierte Kalilauge, da sie stets Cellulose mehr oder weniger angreift und ver\u00e4ndert, zur Verwendung bei einer quantitativen Bestimmung der Cellulose ungeeignet. Deshalb ist auch die \u00e4ltere Langesche Methode keine quantitative Methode. Bei gleichzeitiger Verwendung von H202 wird aber die Cellulose in noch viel, weitgehenderer und ganz unkontrollierbarer Weise zerst\u00f6rt, so da\u00df die Anwendung von H20.2 in konzentrierter alkalischer L\u00f6sung bei Cellulosebestimmungen ganz unzul\u00e4ssig ist.","page":231}],"identifier":"lit37799","issued":"1910","language":"de","pages":"219-231","startpages":"219","title":"\u00dcber die quantitative Cellulosebestimmung mit Hilfe der Methoden von \u00abLange\u00bb und \u00abSimon und Lohrisch\u00bb","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:41:41.999166+00:00"}