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{"created":"2022-01-31T14:08:02.423352+00:00","id":"lit37814","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kostytschew, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 350-382","fulltext":[{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\nVon 1\nS. Kostytschew.\nMit einer Abbildung im Text.\n(Aus dem pflanzenphysiologischen Laboratorium der Universit\u00e4t St. Petersburg.) (Der Redaktion zugegangen am 13. M\u00e4rz 1910.)\nWie bekannt, werden bei der Pflanzenatmung meistens nur verg\u00e4rbare Kohlenhydrate verarbeitet. Auch in denjenigen F\u00e4llen, wo Fett als Atmungsmaterial dient, findet wahrscheinlich zun\u00e4chst eine Umwandlung des Fettes in Zucker statt und letzterer wird alsdann in \u00fcblicher Weise oxydiert. Bei Sauerstoffabschlu\u00df tritt Alkoholg\u00e4rung an die Stelle von Zuckeroxydation, und es liegt die Annahme nahe, da\u00df auch bei Sauer-stoffzutritt die prim\u00e4re Phase der Zuckerverarbeitung mit der Alkoholg\u00e4rung identisch ist, wobei aber der Spaltungsproze\u00df nicht bis zur Alkohol- und Kohlens\u00e4urebildung fortschreitet.1)\nVor einiger Zeit habe ich jedoch dargetan,2) da\u00df die anaerobe Atmung vom Champignon ein ganz eigenartiger Proze\u00df ist: weder in lebenden Pilzen noch in dem aus denselben nach E. Buchners3) Methode dargestellten Pre\u00dfsafte l\u00e4\u00dft sich nach dem Verweilen im sauerstoflfreien Raume \u00c4thylalkohol nach-weisen. Hierdurch wurde die fr\u00fcher vorherrschende Theorie von M\u00fcntz4) widerlegt. Der genannte Forscher setzte voraus, da\u00df bei der anaeroben Atmung von Psalliota campestris eine Verg\u00e4rung von Mannit unter Bildung von Kohlens\u00e4ure, Wasserstoff und \u00c4thylalkohol stattfindet.\nCH20H(CH0H)4CH20H \u2014\u25ba 2C02 + Hf + 2CH3CH2OH.\nl) Kostytschew, Biochemische Zeitschrift, Bd. XV, S. 164 (1908) und Bd. XXIII, S. 137 (1909).\n*) Kostytschew, Botanische Berichte, Bd. XXV, S. 188 (1907) \u2018und Bd. XXVIa, S. 167 (1908).\n3)\tE. Buchner, H. Buchner und M. Hahn, Zymaseg\u00e4rung (1903).\n4)\tM\u00fcntz, Annales de chim. et de physique (5), Bd. VIII, S. 56 (1876).","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t35 t\n, Was nun die von M\u00fcntz tats\u00e4chlich beobachtete Wasserstoffbildung anbelangt, so habe ich nachgewiesen,1) da\u00df dieselbe in frischen und gesunden Pilzen nicht zustandekommt und erst nach dauerndem Verweilen bei Sauerstoffabschlu\u00df eingeleitet wird; dieser Vorgang ist aber auf die T\u00e4tigkeit der Bakterien, die sich in den Fruchtk\u00f6rpern von Psalliota mmpestm schnell entwickeln, zur\u00fcckzuf\u00fchren. Aus all diesen Ergebnissen geht hervor, da\u00df die anaerobe Atmung vom Champignon und wahrscheinlich auch diejenige von anderen keine l\u00f6slichen Kohlenhydrate enthaltenden Hymenomyceten mit der Alkoholg\u00e4rung nichts zu tun hat.\nEs ist dies der erste bisher bekannte Fall der vollkommen ohne Alkoholbildung verlaufenden anaeroben Atmung lebender Pflanzen. In einer gemeinsam ausgef\u00fchrten Arbeit haben Pallad in und ich2) gefunden, da\u00df die anaerobe Atmung der durch niedere Temperatur abget\u00f6teten Lupinensamen und Lupinen^ keimlinge ebenfalls ohne Alkoholbildung zustande kommt; dieses Resultat war um so merkw\u00fcrdiger, als die anaerobe Atmung lebender Lupinen sich mit der Alkoholg\u00e4rung identisch erwies, was auch den fr\u00fcheren Angaben von Godlewski3) entspricht. Unsere Versuche wurden von Nabokich4) wiederholt und vollkommen best\u00e4tigt. Der genannte Forscher erhielt folgende Resultate:\n1.\tAlkoholmenge in zwei Portionen (zu je 205 St\u00fcck) der durch niedere Temperatur abget\u00f6teten Lupinenkeimlinge nach zweit\u00e4gigem Verweilen im Vakuum:\nI. C2H5OH = 88 mg, II. C2H-OH = 95 mg.\n2.\tAlkoholmenge in einer Portion lebender Keimlinge (205 St\u00fcck) nach zweit\u00e4gigem Verweilen im Vakuum:\nC2H5OH = 423 mg.\n\u2018) Kostytschew, Botanische Berichte, Bd. XXV, S. 178 (1907).\n*) Palladin und Kostytschew, Diese Zeitschrift, Bd XLV1JI, S. 214 (1906).\n*) Godlewski, Bulletin internat, de l\u2019Acad. des sciences de Cra-covie, S. 115 (1904).\n4) Nabokich, Botanische Berichte, Bd. XXVIa, S. 327 (1908).\n24*","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\n,S. Kostytschew,\n3. Alkoholmenge in Lupinenkeimlingen vor dem Versuche (zwei Kontrollportionen zu je 205 St\u00fcck):\nI. C8H50H = 96 mg, II. C,H50H = 98 mg.\nErfrorene Keimlinge haben also keine* Spur Alkohol bei Sauerstoffabschlu\u00df produziert.\nBei Besprechung unserer Resultate bemerkt jedoch Euler1) wohl zutreffend: \u00abDer Schlu\u00df, da\u00df in diesen F\u00e4llen keine Zy-maseg\u00e4rung stattgefunden hat, ist nur insofern berechtigt, als die letzte Phase der G\u00e4rung ausgeblieben ist bezw. die an dieser Phase beteiligte Zymasekomponente unwirksam gemacht worden ist. Nichts zwingt uns aber zu der sogar wenig wahrscheinlichen Annahme, da\u00df die prim\u00e4re Kohlens\u00e4ureabspaltung infolge des Erfrierens \u00e0nders verl\u00e4uft, als bei der Zymase-g\u00e4rung des Zuckers.\u00bb Die anaerobe Atmung vom Champignon ist dagegen ein vollkommen eigenartiger Proze\u00df, der auch in lebenden Pilzen von der Alkoholg\u00e4rung durchaus verschieden ist. Eine weitere Erkenntnis der die C02-Abscheidung vom Champignon bewirkenden Stoffumwandlungen kann selbstverst\u00e4ndlich nur durch Versuche mit abget\u00f6teten Pilzen bef\u00f6rdert werden; im folgenden teile ich einige Resultate dieser Untersuchungen mit.\nEs ist kaum zweifelhaft, da\u00df die C02-Abscheidung der Pre\u00dfs\u00e4fte vom Champignon bei Sauerstoffzutritt zum Teil von Oxydationsvorg\u00e4ngen herr\u00fchrt; dies ist daraus ersichtlich, da\u00df in meinen vorstehend erw\u00e4hnten Versuchen der Pre\u00dfsaft molekularen Sauerstoff mit gro\u00dfer Energie absorbierte und hierbei eine gr\u00f6\u00dfere C02-Menge lieferte, als bei Sauerstoffabschlu\u00df. Nach der Theorie von Bach2) und Engler,3) der ich mich vollkommen anschlie\u00dfe,4) sind die Vorg\u00e4nge der Autoxydation\n*) Euler, Grundlagen und Ergebnisse der Pflanzenchemie, Bd. II, S. 178 (1909).\n*) Bach, Comptes rendus, Bd. CXXIV, S. 951 (1897).\n3)\tEngler und Wild, Chem. Berichte, Bd. XXX, S. 1669 (1897). \u2014 Eng 1 or und Weissberg, ebenda, Bd; XXXIII, S. 1097(1900) und Kritische Studien \u00fcber die Vorg\u00e4nge der Autoxydation (1904). \u2014 Engler und Herzog, Diese Zeitschrift, Bd. L1X, S. 327 (1909).\n4)\tDie elektrolytische Autoxydationstheorie van t\u2019Hoffs (Zeitschrift f\u00fcr physik. Chemie, Bd. XVI, S. 411, 1895; Verhandl. d. Frankf. Natur-forscherges., II. Teil. 1. H\u00e4lfte, S. 107, 1897) d\u00fcrfte nach den bedeutungs-","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t853\nin der Weise aufzufassen, da\u00df der molekulare Sauerstoff sich in Form unges\u00e4ttigter Molek\u00fcle \u2014 0 \u2014 0 \u2014 an die autoxy-dablen Stoffe, welche als Autoxydatoren bezeichnet werden* anlagert. Die bei der Autoxydation entstehenden peroxydartigen\n/\u00b0\nVerbindungen A^ haben Engler und Weissberg1) Mol-\noxyde genannt. Auch bei physiologischen Prozessen ist die Aufnahme des molekularen Sauerstoffs gewi\u00df nur durch die Autoxydatoren und zwar unter Peroxydbildung m\u00f6glich: Bach und Chodat2) haben die Anwesenheit von Peroxyden in lebenden Pflanzenzellen festgestellt.\nDen weiteren Verlauf der Oxydations Vorg\u00e4nge bei der Atmung mu\u00df man sich in der Weise vorstellen, da\u00df entweder die im Organismus so verbreiteten induzierten Reaktionen sofort eintreten, wodurch das Betriebsmaterial in Form unbest\u00e4ndiger Verbindungen (Acceptoren) von den Moloxyden oxydiert wird, oder es findet zun\u00e4chst eine Umlagerung der prim\u00e4ren Peroxyde (Oxygenasen) statt unter Bildung von sekund\u00e4ren Peroxyden, welche ein h\u00f6heres Oxydationspotential zeigen und also Stoffe oxydieren k\u00f6nnen, die von den Oxygenasen unangreifbar sind ; dies ist wenigstens die einfachste und wahrscheinlichste Erkl\u00e4rung der von Bach und Chodat3) beschriebenen Zusammenwirkung von Oxygenase und Peroxydase. Die Oxydation des Atmungsmaterials geht freilich stufenweise vor, bis schlie\u00dflich eine vollst\u00e4ndige Verbrennung zu den Endprodukten der Atmung erfolgt; es m\u00fcssen also in den Pflanzengeweben labile, sauerstoffreiche Zwischenprodukte der vitalen Oxydation vorhanden\nvollen Versuchen von Engler und Wild (Chem. Berichte, Bd. XXX, S. 1669, 1897 und Bd. XXXI, S. 3055, 1898), Engler (ebenda, Bd, XXXIII, S. 1090, 1900) und Engler und Frankenstein (ebenda, Bd. : XXXIV, S. 2933, 1901) als kaum stichhaltig erscheinen. Vgl. auch die theoretischen Einw\u00e4nde von Bodl\u00e4nder in Ahrens Sammlung chemischer und chemisch-technischer Vortr\u00e4ge, Bd. Ill, S. 450 (1899).\n\u2018) Engler und Weissberg, Kritische Studien \u00fcber die Vorg\u00e4nge der Autoxydation, S. 38 (1904).\na)- Bach und Chodat, Chem. Berichte, Bd. XXXV, S. 2466, 1902.\n3) Bach und Chodat, Archives des sciences physiques et naturelles, Gen\u00e8ve, Bd. XVII, S. 477, 1904.","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nS. Kostytschew\nsein; als ein Beispiel derartiger Verbindungen mag die von Euler und Bolin1) aus Medicatjo sativa isolierte Mesoxals\u00e4ure Erw\u00e4hnung finden. Es ist einleuchtend, da\u00df Mesoxals\u00e4ure aus einer Triose durch Oxydation leicht entstehen kann: anderseits enth\u00e4lt sie zwei Carboxylgruppen an einem Kohlenstoffatome und zersetzt sich also leicht unter Abspaltung von C02 und Bildung von Glyoxvls\u00e4ure. Aus den interessanten Untersuchungen von Euler und Bolin geht hervor, da\u00df in lebenden Geweben eine C02-Abspaltung von Mesoxals\u00e4ure tats\u00e4chlich zustande kommt, denn neben Mesoxals\u00e4ure wurde auch Glyoxyls\u00e4ure im selben Medicayopr\u00e4parate aufgefunden.\nDie Acceptoren sind nach der Theorie von Engler als labile, unges\u00e4ttigte Verbindungen aufzufassen, das in den Pflanzengeweben vorhandene Atmungsmaterial wird aber meistens in Form stabiler Stoffe abgelagert; der Oxydation des Betriebsmaterials mu\u00df also eine Dissoziation desselben vorangehen: dieser Vorbereitungsproze\u00df vollzieht sich selbstverst\u00e4ndlich auch bei Sauerstoffabschlu\u00df; findet keine Oxydation der hierbei gebildeten labilen Verbindungen statt, so wird das molekulare Gleichgewicht durch andere spontane Reaktionen herbeigef\u00fchrt. Auf den Zusammenhang dieser anaeroben Prozesse mit der Sauerstoffatmung habe ich schon mehrmals hingewiesen.2) Bei Verarbeitung des Zuckers bildet die Alkoholg\u00e4run^den prim\u00e4ren Spaltungsproze\u00df, wobei aber unter normalen Umst\u00e4nden Alkohol nicht erzeugt wird; als Acceptoren sind allem Anschein nach die intermedi\u00e4ren G\u00e4rungsprodukte anzusehen.\nFolgende Einteilung der bei der Pflanzenatmung stattfindenden Stoffumwandlungen sollte den in der allgemeinen Chemie vorherrschenden Anschauungen \u00fcber die Autoxydation am best\u00e8n entsprechen.\n1. Prim\u00e4re (vorbereitende) Prozesse, und zwar die Aufnahme des molekularen Sauerstoffs durch Autoxydatoren\n\u2018) Euler und Bolin, Diese Zeitschrift, Bd. LXI, S. 1 (1909).\n*) Kostytschew, Botan. Berichte, B\u00e4. XX, S. 327 (1902) und Bd. XXV, S. 44 (1907); Jahrb. f. wiss. Botanik, Bd. XL, S. 563 (1904); Biochem. Zeitschrift, Bd XV, S. 164 (1908) und Bd. XXIII, S. 137 (1909); Untersuchungen \u00fcber die anaerobe Atmung der Pflanzen (1907), russisch.","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t355\nunter Bildung von Moloxyden einerseits und die Spaltung des Atmungsmaterials unter Bildung von Acceptoren anderseits.\n2. Sekund\u00e4re Prozesse: Oxydation der Acceptoren durch Moloxyde; dieser Vorgang ist als eine Kette; mehrerer Reaktionen aufzufassen. Aus Moloxyden werden meistens zun\u00e4chst sekund\u00e4re Peroxyde gebildet, die ein h\u00f6heres Oxydationspotential haben.\nVon diesem Gesichtspunkte aus d\u00fcrfte es vielleicht ratsam erscheinen, die Bezeichnung \u00abOxydasen\u00bb nur f\u00fcr Stoffe beizubehalten, welche den prim\u00e4ren Proze\u00df der Sauerstoffa\u00fcfnahme einleiten und also in den sich hierbei abspielenden Reaktionen als Autoxydatoren (A) oder Pseudoautoxydatoren (P) wirksam sind :\nP -f- Ax \u25a0 \u25a0 > -0\nA-f I \u2014\u25ba \u2014 0\nPx -f- A\n/\u00b0\nA( '\n\\\n0\nAls Oxygenasen sind entweder die prim\u00e4ren Moloxyde\n/\u00b0\nA( |, oder deren n\u00e4chste unmittelbar entstehenden Umwand-\nxo\nlungsprodukte aufzufassen. Unter derartigen spontanen Umwandlungen der Peroxyde ist z. B. die Bildung von Peroxydhydraten wohl denkbar:\na<Q^+h,o\n/O-OH\n\\/\n\\0H\nDiese Nomenklatur soll den Unterschied zwischen Oxy-dasen und Peroxydasen, deren Funktionen durchaus verschieden sind, scharf hervorheben. Oxydasen sind nur am prim\u00e4ren Prozesse der Sauerstoffaufnahme und Peroxydbildung beteiligt, Peroxydasen bewirken dagegen die Umlagerung der Oxygenasen und hiermit die eigentliche Oxydation des Atmungsmaterials durch den gebundenen Sauerstoff der Peroxyde. Aus dem Gesagten ist ersichtlich, da\u00df Farbenreaktionen mit. Guajak-tinktur und anderen leicht oxydierbaren Stoffen f\u00fcr den Nachweis der Oxydasen unbrauchbar sind, da die genannten Reagenzien durch das System Oxygenase -f- Peroxydase und in einzelnen F\u00e4llen vielleicht auch durch die sauerstoffreichen","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nS. Kostytschew,\nZwischenprodukte der Atmung oxydiert werden k\u00f6nnen. Namentlich in dem Falle, wo die Farbenreaktion erst nach Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd eintritt, ist sie offenbar durch Peroxydase eingeleitet. F\u00fcr den Nachweis von Oxydasen ist also nur die Absorption des molekularen Sauerstoffs, die durch gasometrische Methoden ermittelt werden kann, ausschlaggebend.\nObige Auseinandersetzungen dienten mir als Leitfaden bei der Beurteilung der sich im Pre\u00dfs\u00e4fte von Psalliota cum-pestris abspielenden Vorg\u00e4nge. Auf Grund der vorstehend dargelegten theoretischen Betrachtungen erscheint es als reiner Zufall, da\u00df bei der anaeroben Zuckerspaltung C02 produziert wird, denn f\u00fcr das Zustandekommen der physiologischen Oxydation ist nur von Belang, da\u00df sich dissoziationsf\u00e4hige Accep-toren bilden; es ist also wohl m\u00f6glich, da\u00df die prim\u00e4re Spaltung anderweitiger Stoffe sich ohne C02-Bildung vollzieht; \u00fcbrigens ist auch in betreff der Zuckerveratmung die Annahme naheliegend, da\u00df bei Sauerstoffzutritt die prim\u00e4re Spaltung nicht bis zur Alkohol- und Kohlens\u00e4urebildung schreitet. Anderseits ist die Sauerstoffaufnahme ebenfalls nur eine prim\u00e4re Phase der Atmung: f\u00fcr die eigentliche Oxydation des Atmungsmaterials wird der Sauerstoff der Peroxyde verwertet, und die letzten Phasen der Atmung sind also von der Sauerstoffaufnahme unabh\u00e4ngig ; die labilen sauerstoffreichen Zwischenprodukte der Atmung k\u00f6nnen sich auch bei Sauerstoffabschlu\u00df unter C02-Abspaltung zersetzen. Die anaerob gebildete Kohlens\u00e4ure kann somit entweder von den Reaktionen herr\u00fchren, durch welche das molekulare Gleichgewicht beim Ausbleiben der Oxydationsvorg\u00e4nge hergestellt wird (z. B. von der Alkoholg\u00e4rung), oder von den vorgebildeten Zwischenprodukten der physiologischen Oxydation allgespalten werden. Eine n\u00e4here Untersuchung der anaeroben C02-Produktion der Pre\u00dfs\u00e4fte von Champignon ergab, da\u00df wir es hier mit dem letzteren Falle zu tun haben.\nDie Pre\u00dfs\u00e4fte wurden immer auf folgende Weise erhalten. Vollkommen frische ausgelesene Pilze wurden mit Quarzsand zu einem Brei zerrieben und bei geringem Drucke abgepre\u00dft;","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t357\nder R\u00fcckstand wi^de mit Kieselgur versetzt, fein zerrieben und in der Buchnerschen Presse bei 300 Atmosph\u00e4ren wiederum abgepre\u00dft. S\u00e4mtliche Saftportionen wurden in einem mit Eis gek\u00fchlten Gef\u00e4\u00dfe aufgefangen und sofort zu den Versuchszwecken verwendet.\t.\t'\nDer Pre\u00dfsaft ist eine dunkelbraune Fl\u00fcssigkeit, welche keine unversehrten Pilzzellen enth\u00e4lt und bereits bei gelindem Erhitzen einen volumin\u00f6sen Eiwei\u00dfniederschlag abscheidet, wonach mir geringste Spuren der Biuretreaktion liefernden Stoffe in der L\u00f6sung bleiben. Eine Portion des Pre\u00dfsaftes wurde immer enteiwei\u00dfG entf\u00e4rbt und mit Fehling scher L\u00f6sung gepr\u00fcft; eine Reduktion von Kupferoxyd wurde aber keinmal wahrgenommen. Die Reaktion der Pre\u00dfs\u00e4fte war entweder neutral oder schwach alkalisch; die alkalische Reaktion ist offenbar von dem basischen Charakter der Eiwei\u00dfstoffe des Champignons abh\u00e4ngig.\nIn der ersten Versuchsreihe wurde die Einwirkung der Erhitzung auf die C02-Produktion der Pre\u00dfs\u00e4fte bei Sauerstoffzutritt und Sauerstoffabschlu\u00df studiert.\nVersuch 1.\nEs wurden zwei gleiche Portionen A und B des Pre\u00dfsaftes (zu je 350 ccm) genommen. Portion A wurde mit 3,5 g Natriumfluorid als Antiseptikum versetzt und im Luftstrome belassen. Portion B wurde w\u00e4hrend 5 Minuten auf 100\u00b0 erhitzt, dann abgek\u00fchlt, mit 3,5 g Natriumfluorid versetzt und ebenfalls im Luftstrome belassen. Bei dem Erhitzen hat sich ein volumin\u00f6ser Eiwei\u00dfniederschlag gebildet. Im Verlaufe von 23 Stunden wurden im Luftstrome folgende C02-Mengen gebildet.\nPortion A (Kontroll) C02 = 180,2 mg \u00bb B (erhitzt) \u00bb = 123,6 \u00bb\nt \u00fcr die G02-Bestimmungen wurden G e i s s 1 e r sehe Apparate verwendet.\nVersuch 2.\nZwei Portionen des Pre\u00dfsaftes A und B zu je 650 ccm. Beide Portionen^wurden w\u00e4hrend 5 Minuten auf 100\u00b0 erhitzt;","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"35H\nS. Kostytschew,\ndann wurde Portion A mit 6,5 g Natriumfluorid versetzt und im Luftstrome belassen. Portion B wurde filtriert, das vollkommen klare eiwei\u00dffreie Filtrat (500 ccm) mit 5 g Natriumfluorid beschickt und im Luftstrome belassen. Der Eiwei\u00df niederschlag wurde gut ausgewaschen und mit 200 ccm lo/oiger Mannitl\u00f6sung in einen Kolben gebracht; durch diese Mischung wurde ebenfalls Luftstrom geleitet. Im Verlaufe von 22 Stunden wurden folgende C02-Mengen gebildet.\nPortion A:\tCO*\t=\t92,7\tmg\n\u00bb B:\t1.\tFiltrat\t*\t=\t81,8\t\u00bb\n2.\tNiederschlag\t\u00bb\t==\t0,0\t\u00bb\nDie etwas geringere C02-Produktion der Portion B (Filtrat i ist offenbar darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df ein Teil der Fl\u00fcssigkeit vom Niederschlage zur\u00fcckgehalten wurde; das Waschwasser wurde mit dem Filtrate nicht vereinigt, um eine Verd\u00fcnnung des Saftes zu vermeiden.\nDiese Versuche zeigen folgendes: 1. Die aerobe C02-Produktion der Pre\u00dfs\u00e4fte wird durch kurzdauerndes Kochen nicht eingestellt. 2. Die C02-Abscheidung der gekochten S\u00e4fte bei Sauerstoffzutritt ist unabh\u00e4ngig von den Eiwei\u00dfstoffen.\nDurch l\u00e4nger dauernde Erhitzung wird die C02-Produktion des Pre\u00dfsaftes stark herabgesetzt, doch wird die C02-Bildung selbst durch 15 Minuten dauerndes Kochen nicht ganz aufgehoben.\nVersuch 3.\nDer Pre\u00dfsaft (500 ccm) wurde w\u00e4hrend*15 Minuten gekocht, dann filtriert und abgek\u00fchlt. 275 ccm des Filtrates wurden mit 3 g Natriumfluorid versetzt und im Luftstrome belassen. Im Verlaufe von 25 Stunden wurde folgende C02-Menge gebildet.\nNach 6 Stunden:\tCO, = 16,8 mg\n\u00bb weiteren 19 Stunden: \u00bb = 13,1 >\nGesamtmenge von CO, = 29,9 mg\nIm Gegenteil wird die anaerobe G02-Produktion durch Erhitzen stark herabgesetzt. Aus folgendem Versuche ist ersichtlich, da\u00df nach einem 10 Minuten dauernden Erhitzen auf 100\u00b0 keine C02-Produktion bei Sauerstoffabschlu\u00df stattfindet.","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung\t359\nVersuch 4.\nDer Pre\u00dfsaft wurde w\u00e4hrend 10 Minuten gekocht, filtriert und in zwei gleiche Portionen A und B zu je 400 ccm geteilt. Nach Zusatz von je 8 g Natriumfluorid wurde Portion A im Wasserstofistrome, Portion B aber im Luftstrome belassen. Im Verlaufe von 25 Stunden wurden folgende CO.-Mengen gebildet.\nPortion A (WasserstofTstrom) CO, = 3,4 mg * B (Luftstrom)\t\u00bb = 4^9 ,\nDie Luftportion erscheint am Ende des Versuches bedeutend dunkler gef\u00e4rbt, als die Wasserstoffportion.\nVersuch 5.\nDer Pre\u00dfsaft wurde w\u00e4hrend 5 Minuten gelinde erw\u00e4rmt, wobei sich (bei etwa 60\u00b0) ein volumin\u00f6ser Eiwei\u00dfniederschlag gebildet hat. Dieser Niederschlag wurde abfiltriert und das Filtrat in zwei gleiche Portionen A und B zu je 350 ccm geteilt. Portion A wurde im Wasserstoffstrome, Portion B im Luftstrome ohne Antiseptikum belassen. Im Verlaufe von 24 Stunden wurden folgende C02-Mengen gebildet.\t.\nNach 4\tStunden:\tA (H2-Strom)\tC02\t=\t28,8 mg\nB (Luftstrom)\t\u00bb\t=\t28,8\t\u00bb\n\u00bb\tweiteren\t20 Stunden: A (H,-Strom)\t\u00bb\t=\t26,5\t\u00bb\nB (Luftslrom)\t\u25a0\u00bb\u25a0.;.=\t106,5\t\u00bb.\nAm Ende des Versuches erscheint Portion B in d\u00fcnner Schicht dunkelbraun, Portion A hellbraun gef\u00e4rbt.\nObige Versuche zeigen,, da\u00df im Pre\u00dfsafte von Champignon Autoxydationsvorg\u00e4nge, welche bis zur C02-Bildung schreiten, zustande kommen. Diese Vorg\u00e4nge sind unabh\u00e4ngig von den Eiwei\u00dfstoffen und werden durch Kochen nicht eingestellt. Hieraus ist ersichtlich, da\u00df die genannten Prozesse nicht durch Fermente eingeleitet werden.\nEs liegt gar kein Grund vor zu der Annahme, da\u00df die hier beschriebenen Autoxydationsvorg\u00e4nge in lebenden Pilzen ohne jede physiologische Bedeutung bleiben und durch andere fermentative Prozesse ersetzt sind.\nDie bei Sauerstoffabschlu\u00df produzierte Kohlens\u00e4ure ist im Safte als ein Bestandteil labiler Verbindungen vorhanden.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nS. Kostytschew,\nFolgender Versuch zeigt, da\u00df im Pre\u00dfsafte von Psalliota cam-pestris Stoffe enthalten sind, welche bei der Hydrolyse C02 liefern. Es bleibt dahingestellt, ob bei gew\u00f6hnlicher Temperatur die Spaltung dieser Stoffe durch ein Ferment hervorgerufen wird.\nVersuch 6.\nDer Pre\u00dfsaft wurde in einen Vakuumkolben gebracht und der Kolben mittels der Geryk-\u00d6lluftpumpe bis auf 0,5 mm evakuiert. Alsdann wurde der Kolben ge\u00f6ffnet und der Saft in zwei gleiche Portionen A und B zu je 250 ccm geteilt. Portion , A wurde f\u00fcr die Bestimmung von C02 der Carbonate verwendet. Der Saft wurde zuerst auf dem Wasserbade in einer flachen Porzellanschale gekocht, dann in den Kohlens\u00e4urebestimmungsapparat1) gebracht und die Kohlens\u00e4ure der Carbonate durch Kochen unter Zusatz von 30 ccm 10\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure mit nachfolgender Luftdurchleitung ermittelt. Portion B wurde direkt im Kohlens\u00e4urebestimmungsapparate bei neutraler Reaktion gekocht und die hierdurch abspaltbare Kohlens\u00e4ure bestimmt. Alsdann wurde Salzs\u00e4ure zugegossen und das Kochen wiederholt.! Es ergaben sich folgende Resultate:\nPortion A:\tC02\tder Carbonate\t15,7\tmg\n> B:\t\u00bb\tnach der Hydrolyse\tmit Wasser\t103.4\t\u00bb\n\u00bb\t'\u00bb\t\u00bb\tder Carbonate\t15,8\t\u00bb\nEs ist also ersichtlich, da\u00df C02 der Carbonate nur einen geringen Teil der Gesamtmenge der beim Kochen erhaltenen Kohlens\u00e4ure ausmacht. Bei dem Auspumpen wurde nicht nur die gesamte im Safte gel\u00f6ste freie Kohlens\u00e4ure, sondern auch der gr\u00f6\u00dfte Teil von der locker gebundenen Kohlens\u00e4ure der etwa vorhandenen Bicarbonate (deren Menge aber 16 mg nicht \u00fcberschreiten kann) entfernt. Die im Kohlens\u00e4urebestimmungsapparate ohne S\u00e4urezusatz erhaltene C02-Menge ist also weder auf freie Kohlens\u00e4ure, noch auf Bicarbonate zur\u00fcckzuf\u00fchren.\n*) Fresenius, Anleitung zur quantitat. chemisch. Analyse, 6. Auflage, Bd. I, S. 449 (1873). Ich bediene mich eines Apparates mit R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler.","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t361\nDie Anwesenheit der C02 leicht abspaltenden Stoffe in verschiedenen Pflanzen wurde schon l\u00e4ngst von Berthelot und Andr\u00e91 * 3) nachgewiesen. Bereits fr\u00fcher hat Brenstein*) dargetan, da\u00df die durch Wasserdampf get\u00f6teten Pflanzen im Verlaufe mehrerer Tage C02 langsam abscheiden. Unter Anwendung derselben Methode zeigte neuerdings Nabokich,*) da\u00df durch Einwirkung von \u00fcberhitztem Wasserdampf auf einige Pflanzen (u. a. auf Fruchtk\u00f6rper von Champignon) die Anregung zu einer tagelang dauernden C02-Produktion geschaffen wird.\n\u00dcber die Natur der C02 abspaltenden Stoffe wissen wir zurzeit nichts Bestimmtes. Berthelot (1. c.) dachte an Ester der Kohlens\u00e4ure ; es ist aber einleuchtend, da\u00df die Zahl der sich unter C02-Bildung leicht zersetzenden Stoffe au\u00dferordentlich gro\u00df ist. ln erster Linie geh\u00f6ren hierzu alle Carbons\u00e4uren, welche zwei Carboxylgruppen an einem Kohlenstoffatome haben, ferner alle \u00df-Ketos\u00e4uren, unter ihnen die physiologisch wichtige Acetessigs\u00e4ure usw. Die kaum zu \u00fcberwindende Schwierigkeit der Identifizierung der einzelnen bei den physiologischen Prozessen wirksamen C02 abspaltenden Stoffe erhellt daraus, da\u00df wir trotz so vieler Bem\u00fchungen keine bestimmten Erfahrungen bez\u00fcglich der C02-Bindung im Blute haben. In neuerer-Zeit hat jedoch Siegfried4) die, allem Anschein nach, physiologisch sehr wichtige Gruppe der Carbaminos\u00e4uren beschrieben. Die Salze dieser S\u00e4uren k\u00f6nnen aus den entsprechenden Aminos\u00e4uren, Kohlens\u00e4ure und Metallhydroxyden synthetisch leicht dargestellt werden ; beim Kochen zersetzen sie sich unter Bildung von Aminos\u00e4ure und Carbonat; derselbe Spaltungsr proze\u00df kommt auch bei gew\u00f6hnlicher Temperatur langsam zustande. Die Eigenschaft, sich mit C02 und Basen zu den Salzen der Carbaminos\u00e4uren zu vereinigen, kommt nicht nur den\n\u2018) Berthelot und Andr\u00e9, Comptes rendus, Bd. CXVIII, S. 45, und Bd. CX1X, S. 711 (1894); Berthelot, Chimie v\u00e9g\u00e9tale et agricole, Bd. III, S. 294 und 308\u2014357 (1899).\n*) Brenstein, Habilitationsschrift, Rostock (1887).\n3)\tNabokich, Botan. Berichte, Bd. XXVIa, S. 324 (1908).\n4)\tSiegfried, Diese Zeitschrift, Bd. XLIV, S. 85 (1905); Bd. XLVI, S. 401 (1906). \u2014 Siegfried und Neumann, ebenda, Bd. LIV, S. 423 (1908). \u2014 Siegfried und Liebermann, ebenda, Bd. LIV, S. 437 (1908).","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\n1 S. Kostytschew,\nAminos\u00e4uren, sondern auch den Eiwei\u00dfstoffen und Peptiden zu. Sp\u00e4terhin zeigten Siegfried und Howwjanz,1) da\u00df auch Alkohole in Gegenwart von Basen C02 binden k\u00f6nnen. Die von Siegfried ge\u00e4u\u00dferte Voraussetzung, da\u00df im Blute C02 in Form von Carbaminos\u00e4uren gebunden ist, erscheint gewi\u00df sehr plausibel; es ist au\u00dferdem wahrscheinlich, da\u00df die genannten Verbindungen auch in Pflanzens\u00e4ften sich bilden k\u00f6nnen. Aus nachfolgenden Versuchen ist aber ersichtlich, da\u00df C02 im Pre\u00dfsafte von Champignon nicht ausschlie\u00dflich in Form von Carbaminos\u00e4uren enthalten ist.\nVersuch 7.\nDer Pre\u00dfsaft wurde in einen dickwandigen Kolben hineingetan und im Vakuum bei 20\u00b0 zum Sieden gebracht. Alsdann wurden zwei Saftportionen A und B zu je 250 ccm genommen. Portion A wurde direkt im Kohlens\u00e4urebestimmungsapparate unter Zusatz von Weins\u00e4ure gekocht. Diese C09-Bestimmung ergab : C02 = 63,9 mg.\nPortion B wurde mit 100 ccm bei 0\u00b0 bereiteter Kalkmilch unter Eisk\u00fchlung und Umsch\u00fctteln behandelt, wobei sich ein volumin\u00f6ser Eiwei\u00dfniederschlag abgesetzt hat. Dann wurde der Saft bei C02-Abschlu\u00df filtriert. Das stark alkalisch reagierende Filtrat f\u00e4rbt sich bei Sauerstoffzutritt tief dunkelbraun, scheidet aber selbst nach l\u00e4ngerem Stehen in einer C02-freien Atmosph\u00e4re keinen Niederschlag von Calciumcarbonat ab. Auch Zusatz von Ghlorcalcium bewirkt keine Tr\u00fcbung der Fl\u00fcssigkeit. 250 ccm des Filtrates wurden unter Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssiger Weins\u00e4ure f\u00fcr die C02-Bestimmung verwendet. Es ergab sich: C02 == 36,9 mg. Da der Pre\u00dfsaft durch Zusatz von Kalkmilch auf 1,4 Volumen verd\u00fcnnt worden war, so ist die einem Volumen von 250 ccm des nicht verd\u00fcnnten Saftes entsprechende C02-Menge gleich 51,7 mg. Die Kontrollportion lieferte aber 63,9 mg C02; die Differenz betr\u00e4gt also nur 12,2 mg und ist wahrscheinlich auf C02 der Carbonate zur\u00fcck-zuf\u00fchren. Die nach der Behandlung mit Kalkmilch vom Safte\n\u2018) Siegfried und Howwjanz, Diese Zeitschrift, Bd. LIX. S 376\n(1909).","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t363\nabgespaltene Kohlens\u00e4ure war offenbar nicht in Form von freiem S\u00e4urehydrat oder von kohlensauren Salzen im Safte vorgebildet. Auch ist die Annahme wenig wahrscheinlich, da\u00df Carb-aminos\u00e4uren als Quelle von C02 dienen. Durch Behandlung mit Kalkmilch wurde eine beinahe vollkommene Enteiwei\u00dfung des Saftes bewirkt.1) Anderseits enth\u00e4lt der Pre\u00dfsaft von Champignon keine Aminos\u00e4uren,2) die in Pilzen \u00fcberhaupt selten nachgewiesen werden k\u00f6nnen. Folgende Versuche zeigen deutlich, da\u00df wenigstens ein Teil der C02-abspaltenden Stoffe mit Carbaminos\u00e4uren nicht identisch ist.\nVersuch 8.\nDer ausgepumpte Pre\u00dfsaft wurde auf die vorstehend beschriebene Weise mit Kalkmilch behandelt, bei C02-Abschlu\u00df filtriert, im Filtrate das Calcium mit Oxals\u00e4ure ausgef\u00e4llt, der Niederschlag abfiltriert und das Filtrat mit Salzs\u00e4ure genau neutral gemacht. 180 ccm der auf diese Weis\u00e8 gewonnenen Fl\u00fcssigkeit lieferten beim Kochen ohne S\u00e4urezusatz 24,0 mg C02. Die abgekochte Fl\u00fcssigkeit wurde w\u00e4hrend 24 Stunden im Luftstrome belassen, dann wiederum gekocht, wobei aber keine Spur von C02 erhalten wurde.\nVersuch 9.\nDer Pre\u00dfsaft wurde ausgepumpt, mit Kalkmilch unter Eis-k\u00fchlung behandelt, bei C02-Abschlu\u00df filtriert, im Filtrate das Calcium mit Oxals\u00e4ure quantitativ ausgef\u00e4llt und der Niederschlag abfiltriert. Das Filtrat wurde entf\u00e4rbt durch Aussch\u00fctteln mit Tierkohle, welche vorher einmal mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure und dann wiederholt mit destilliertem Wasser ausgekocht worden war. Nach zweimaligem Aussch\u00fctteln und Filtrieren erhielt\n') Die Eiwei\u00dfstoffe der Hymenomyceten haben basischen Charakter und sind den tierischen Histonen \u00e4hnlich. Sie werden durch Ajkalien gef\u00e4llt und sind in Minerals\u00e4uren l\u00f6slich. Vgl. Winterstein, Diese Zeitschrift, Bd. XXIV, S. 438 (1899) und Winterstein und Hoffmann, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. II, S. 404 (1902).\n*) Abderhalden und Rilliet, Diese Zeitschrift, Bd. LV, S 395\n(1908).","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":".\tS. Kostytschew,\nich eine farblose Fl\u00fcssigkeit, die mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure genau neutral gemacht wurde. Diese Fl\u00fcssigkeit gab nach Zusatz von klarem Kalkwasser bezw. von Chlorcalcium gar keine Tr\u00fcbung, reduzierte nicht Fehlingsche L\u00f6sung und lieferte keine Biuretreaktion. Der so bearbeitete Pre\u00dfsaft ist also frei von Kohlens\u00e4ure, kohlensauren Salzen, Eiwei\u00df und Farbstoff. Auch waren keine Carbaminos\u00e4uren in der Fl\u00fcssigkeit vorhanden, denn Zusatz von Alkohol lieferte gar keine F\u00e4llung, die Salze der Carbaminos\u00e4uren werden aber nach den Angaben von Siegfried1) durch Alkohol gef\u00e4llt. Diese farblose L\u00f6sung scheidet beim Kochen Kohlens\u00e4ure ab. So gaben 200 ccm des Saftes -beim Kochen unter Zusatz von Weins\u00e4ure 33,0 mg C02. 140 ccm der aus einem anderen Pre\u00dfsafte auf dieselbe Weise darg\u00e9stellten Fl\u00fcssigkeit gaben 20,3 mg C02. Auch bei Zimmertemperatur wird allm\u00e4hlich C02 abgeschieden. 100 ccm einer auf obige Weise dargestellten und mit 1 g Natriumfluorid versetzten Fl\u00fcssigkeit lieferten bei konstanter Luftdurchleitung w\u00e4hrend 24 Stunden 24,0 mg C02; beim Kochen wurde aber sodann keine Spur C0.2 erhalten. Da\u00df tats\u00e4chlich C02 entweicht, wurde bewiesen durch Einleiten des Gasstromes in klares Barytwasser. Leitet man C02-freie Luft durch den auf obige Weise bearbeiteten und entf\u00e4rbten Pre\u00dfsaft, ohne zu erw\u00e4rmen, so tritt bald eine leichte Tr\u00fcbung des Barytwassers ein; wird nun der Saft schnell auf 100\u00b0 erw\u00e4rmt, so entsteht sofort im Barytwasser ein volumin\u00f6ser Niederschlag, der sich in Essigs\u00e4ure unter Aufbrausen l\u00f6st. Das entweichende Gas f\u00e4rbt Lackmuspapier weinrot.\nObige Versuche zeigen also, da\u00df im Pre\u00dfsafte leicht zer-setzliche Substanzen, welche bei 100\u00b0 in neutraler L\u00f6sung C02 abspalten, vorhanden sind. Die Aufkl\u00e4rung der Natur so labiler Stoffe bietet gewi\u00df gro\u00dfe Schwierigkeiten dar; ich habe mich mit dieser Aufgabe einstweilen nicht befa\u00dft. Es scheint die Annahme nicht unwahrscheinlich zu sein, da\u00df die genannten Sto\u00dfe bei den Oxydationsvorg\u00e4ngen entstehen und als Zwischenprodukte der Atmung aufzufassen sind.\n') Siegfried, I. c.","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t365\nNun fragt es sich, ob nicht die gesamte C02-Produktion des Pre\u00dfsaftes auf die Dissoziation der C02-abspaltenden Stoffe zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Diese Voraussetzung ist in betreff der aeroben C02-Produktion von vornherein wenig wahrscheinlich, da bei Luftzutritt die C02-Produktion des Pre\u00dfsaftes durch Erw\u00e4rmen auf 100\u00b0 nicht aufgehoben wird. Folgende Versuche zeigen in der Tat, da\u00df der Pre\u00dfsaft bei Sauerstoffzutritt eine bedeutend gr\u00f6\u00dfere C02-Menge bildet, als sie durch Hydrolyse der C02-abspaltenden Stoffe geliefert werden kann. Bei Sauerstoffabschlu\u00df ist dagegen die C02-Produktion des. Pre\u00dfsaftes allem Anschein nach auf die Dissoziation C02-abspaltender Stoffe zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nVersuch 10.\nDer Pre\u00dfsaft wurde im Vakuum bei 20\u00b0 zum Sieden gebracht und alsdann in zwei gleiche Portionen A und B zu je 300 ccm\" geteilt. Portion A wurde direkt f\u00fcr die C02-Bestim-raung verwendet, Portion B wurde w\u00e4hrend 28 Stunden im Luitstrome belassen, dann ebenfalls f\u00fcr die C02-Bestiirimung verwendet. Antiseptikum 5 g Ghininchlorhydrat.\nPortion A.\n1.\tC02 erhalten durch Kochen bei neutraler Reaktion 68,5 mg\n2.\tC02 der Carbonate............................12,2 \u00bb\nSumme . .\tKO,7 mg\nPortion B.\t\n1. C02 abgeschieden im Luftstrome:\t\nb) \u00bb 15\t\u00bb\t\t\t\t .\t62,8 \u00bb\nc) \u00bb\t8\t\u00bb\t. . . . .\t\nGesamtmenge von COa im Luftstrome . . 2.\tC02 erhalten durch Kochen bei neutraler Reaktion 3.\tC02 der Carbonate\t\t\t135,1 mg 70,7 \u00bb\nSumme . .\t234,1 mg\nDie Menge der durch Kochen abspaltbaren Kohlens\u00e4ure ist nach 28st\u00e4ndiger Luftdurchleitung unver\u00e4ndert geblieben, was freilich durch Neubildung der C02-abspaltenden Stoffe erkl\u00e4rlich ist. Die Zunahme von C02 der Carbonate ist wahrscheinlich auf Bildung von Ammoniumcarbonat zur\u00fcckzuf\u00fchren,\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXV.\t25","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"36t)\nS. Kostytschew\nda bei der Eiwei\u00dfspaltung in Pilzen Ammoniak entsteht. Durch direkte Oxydation wurden 135 mg C02 w\u00e4hrend 28 Stunden , gebildet.\nVersuch 11.\nDer Pre\u00dfsaft wurde bei 20\u00b0 im Vakuum zum Sieden gebracht und dann in drei gleiche Portionen A, B und G zu je 290 ccm geteilt. Portion A wurde sofort f\u00fcr die C02-Bestim-mung verwendet, Portion B wurde w\u00e4hrend 22 Stunden im Luftstrome, Portion G im Verlaufe derselben Zeit im Wasserstoffstrome belassen. Nach Beendigung der Gasdurchleitung wurden Portionen B und G f\u00fcr die C02-Bestimmungen verwendet. Antiseptikum 3 g Chininchlorhydrat.\nPortion A.\n1.\tC02 erhalten durch Kochen bei neutraler Reaktion 65,2 mg\n2.\tCO, der Carbonate . .......................13,0 \u00bb\n1. CO.\n2 C0.2 3. C0\u2018\nSumme . . 78,2 mg\nPortion B.\nproduziert im Luftstrome:\na)\tin 5 Stunden . ....................59?5 mg\nb)\t17\t>\t. .......................48.4 \u00bb\nGesamtmenge von CO., im Luftstrome . .107,9 mg erhalten durch Kochen bei neutraler Reaktion 40,5 \u00bb der Carbonate ........................20,0 \u00bb\nSumme . . 168,4 mg\nPortion C.\n1 C02 produziert im Wasserstoffstrome :\na)\tin 5 Stunden.........................24,6 mg\nb)\t1 /\t*\t...........\u2022............ 5,4 \u00bb\nGesamtmenge von C02 im H,-Strome . . 30,0 mg\n2.\tCO, erhalten durch Kochen bei neutraler Reaktion 23,5 *\n3.\tCO, der Carbonate .........................15f2 \u00bb\nSumme . . 68,7 mg\nDie im Luftstrome belassene Portion B hat wiederum eine bedeutende C02-Menge durch Oxydationsvorg\u00e4nge erzeugt. Die Wasserstoffportion G hat dagegen sogar weniger C02 geliefert, als die Kontrollportion A; die unbedeutende Differenz l\u00e4\u00dft sich dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df ein Teil von C02 der Wasser-stoffportion bei dem Verdr\u00e4ngen der Luft aus dem Versuchskolben vom Wasserstoffstrome mitgerissen wurde. (Der Geiss-","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t367\nlersche Apparat war erst nach st\u00e4ndiger Wasserstoffdurch-leitung eingeschaltet.)\nVersuch 12.\nDer Pre\u00dfsaft wurde im Vakuum bei 20\u00b0 zum Sieden gebracht und alsdann in zwei gleiche Portionen A und B zu je 300 ccm geteilt. Portion A wurde direkt f\u00fcr die (^-Bestimmung verwendet, Portion B wurde in einen dickwandigen Kolben gebracht und mit 3 g Natriumfluorid versetzt, der Kolben evakuiert und mit Wasserstoff gef\u00fcllt. Alsdann wurde im Verlaufe von 24 Stunden Wasserstoffstrom durch die Saftportion B geleitet. Nach Beendigung der Wasserstoffdurchleitung wurde Portion B ebenfalls f\u00fcr die C02-Bestimmung verwendet.\nPortion A.\nC02 erhalten durch Kochen bei neutraler Reaktion 61,t mg Portion B.\n1 C02 abgeschieden im Wasserstoffstrome :\na)\tin 3 Stunden...................... , . 26,6 mg\nb)\t> 3 \" ' ...............................8,2 \u00bb\nc) ' 18 \u00bb ................... 6,8 *\nGesamtmenge von C08 im Wasserstoffstrome 41,6 mg\n- C02 erhalten durch Kochen bei neutraler Reaktion 27,1 \u00bb\nSumme . . 68,7 mg\nDie beiden vorstehenden Versuche zeigen, da\u00df die anaerobe C02-Produktion des Pre\u00dfsaftes auf eine Zersetzung labiler C02-abspaltender Stoffe zur\u00fcckzuf\u00fchren ist; diese Stoffe k\u00f6nnen mit Wasser bei 100\u00b0 unter C02-Abspaltung hydrolysiert werden. Da eine Neubildung der C02-abspaltenden Stoffe bei Sauerstoffabschlu\u00df nicht stattfindet, so ist die Annahme gerechtfertigt, da\u00df die anaerobe C02-Produktion des Pre\u00dfsaftes mit der prim\u00e4ren Spaltung des Atmungsmaterials nichts zu tun hat ; letztere kommt im Champignon auf eine vollkommen eigenartige Weise zustande. Im gew\u00f6hnlichen Falle der Zuckerveratmung wird die Bildung der Acceptoren aus dem Reservematerial durch G\u00e4rungsfermente bewirkt, welche bei Sauerstoffabschlu\u00df eine Spaltung des Zuckers zu Kohlens\u00e4ure und \u00c4thylalkohol hervorrufen. In PsnlHota campestris wird. \u00c4thylalkohol nicht produziert und die anaerob gebildete Kohlens\u00e4ure entstammt einer Spaltung dissoziationsf\u00e4higer Stoffe,\n25*","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nS. Kostytschew,\nwelche nur bei SauerstofTzutritt, folglich nur unter Mitwirkung von Oxydations Vorg\u00e4ngen entstehen k\u00f6nnen. Die prim\u00e4re Spaltung des Atmungsmaterials vom Champignon vollzieht sich ohne C02-Produktion.\nBei SauerstofTzutritt ist der gr\u00f6\u00dfte Teil der vom Pre\u00df-safte produzierten Kohlens\u00e4ure auf Oxydationsvorg\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren. Diese C02 liefernden Oxydationsvorg\u00e4nge unterscheiden sich von denjenigen der meisten h\u00f6her organisierten Pflanzen in der Beziehung, da\u00df sie durch kurzdauerndes Erw\u00e4rmen auf 100\u00b0 nicht eingestellt werden. Es w\u00e4re von Interesse, zu untersuchen, ob die in den Hutpilzen allgemein verbreitete Tyrosinase an der C02-Bildung des Pre\u00dfsaftes beteiligt ist. Tyrosinase ist nach den Angaben von Bourquelot und Bertrand1) ein stark oxydierender Faktor, welcher Tyrosin und andere Phenolderivate in braune und schwarzbraune Pigmente umwandelt. Nach Gonnermann2) entstehen diese Farbstoffe aus Homogentisins\u00e4ure, die, seiner Meinung nach, als erstes Oxydationsprodukt des Tyrosins anzusehen ist. Auch Bertel3) glaubte eine Oxydation von Tyrosin zu Homogentisins\u00e4ure in Wurzel spitzen von Vina Fahrt beobachtet zu haben. Die Angaben der genannten Forscher wurden jedoch durch die sp\u00e4teren Untersuchungen von Schulze,4) Schulze und Castoro5 *) und Grafe\") nicht best\u00e4tigt. Bei Umwandlung von Tyrosin in Homogentisins\u00e4ure mu\u00df eine C02-Abspaltung stattfinden.\nFolgende Versuche haben den Zweck, zu erforschen, ob die Farbstoffbildung in Champignon von C02-Produktion begleitet ist. Nachdem Pallad in7) die allgemeine Verbreitung\n\u2018) Bourquelot et Bertrand, Journ. de pharm, et de chimie (6), Bd. HI. S. 177 (1896) und Bullet, de la soci\u00e9t\u00e9 mycol. de France, Bd. XVIII, S. 27\t: Bertrand, domptes rendus, Bd. CXX1I1, S. 463 (1896).\n.*) Gonnermann, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXXX1I, S. 289 (1900).\n*) Bertel, Bolan. Berichte, Bd. XX, S. 454 (1902).\n4) Schulze, Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 508 (1907).\n6)\tSchulze u. Castoro, Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 896 (1906).\n8! Grafe. \u00d6sterreichisch-Ungar. Zeitschrift f. Zuckerindustrie und\nLandwirtschaft. S. 1 (1908).\n7)\tPalladin, Diese Zeitschrift, Bd. LV, S. 207 (1908); Botan. Berichte, Bd. XXVI a, S. 378 und 389 (1908) und Bd. XXVII, S. 101 (1909).","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t869\nder leicht oxydierbaren Chromogene in verschiedenen Pflanzen hervorgehoben hat, scheint es von Interesse zu sein, die Rolle der genannten Stoffe in den die Pflanzenatmung begleitenden Stoffumwandlungen wom\u00f6glich aufzukl\u00e4ren. Sind diese Chromogene nichts anderes als die letzten intermedi\u00e4ren Produkte der Atmung, so muh die Farbstoffbildung unter C02-Abspaltung erfolgen.\nZuerst wurde die Oxydation des Tyrosins untersucht. Nach den Untersuchungen von Abderhalden und Rilliet1) ist im Safte von TsalHota campestm keine Spur von Tyrosin vorhanden. Der Pre\u00dfsaft spaltete die zugesetzten tyrosinhaltigen Peptide ohne Tyrosinbildung; das bei der Hydrolyse der Peptide entstandene Tyrosin wurde also bei den Oxydationsvorg\u00e4ngen abgebaut. Die Abwesenheit des Tyrosins im Pre\u00dfsafte konnte ich insofern best\u00e4tigen, als der enteiwei\u00dfte, mit Bleiacetat entf\u00e4rbte und mit Schwefelwasserstoff entbleite Saft keine der f\u00fcr Tyrosin charakteristischen Farbenreaktionen lieferte. Ist nun die Tyrosinoxydation von C02-Bildung begleitet, so mu\u00df ein Zusatz von Tyrosin zu dem Pre\u00dfsafte eine Steigerung der C02-Produktion bei Luftzutritt hervorrufen.\nVersuch 13.\nZwei Saftportionen A und B zu je 450 ccm. Portion A wurde mit 5 g Natriumfluorid, Portion B mit 5 g Natriumfluorid und 0,75 g Tyrosin versetzt. Dann wurden beide Portionen w\u00e4hrend 24 Stunden im Luftstrome belassen. Es wurden folgende C02-Mengen erhalten.\n1.\tNach 5 Stunden:\tA (Kontroll) C04 = 110,0 mg\nB (Tyrosin) \u00bb\t=117,2 \u00bb\n2.\tNach weiteren 19 Stunden: A (Kontroll) V = 166,2 \u00bb\nB (Tyrosin)\t\u00bb\t= 94,0 \u00bb\nSumme: A (Kontroll) C02 = 276.2 mg 7 \u00bb B (Tyrosin) \u00bb\t= 211,2 \u00bb\nAm Ende des Versuches war die Tyrosinportion bedeutend dunkler gef\u00e4rbt als die Kontrollportion ; letztere hat;aber eine\n*) Abderhalden und Rilliet, Diese Zeitschrift, Bd. LV, S. 395","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nP. Kostytschew,\ngr\u00f6\u00dfere C02-Menge produziert. Durch Zusatz von Tyrosin wurde also die C02-Produktion abgeschw\u00e4cht; es scheint, da\u00df die Tyrosinoxydation einen Teil der oxydierenden Faktoren in Anspruch genommen hat, wodurch die Oxydation der C02-liefernden Stoffe herabgesetzt wurde.\nVersuch 14.\nFrische Pilze wurden in d\u00fcnne Scheiben zerschnitten, in eine dickwandige Flasche hineingetan und mit konzentriertem Glycerin \u00fcbergossen. Glycerin hat sich sofort braunrot gef\u00e4rbt. Die Flasche wurde evakuiert und mit Wasserstoff gef\u00fcllt; hierdurch wurden die Pilze mit Glycerin injiziert und zu Boden versenkt; gleichzeitig hat sich Glycerin auf einmal entf\u00e4rbt. Die mit Wasserstoff gef\u00fcllte Flasche wurde unter \u00f6fterem Umsch\u00fctteln w\u00e4hrend 24 Stunden stehen gelassen, dann wurde der Glycerinauszug in das f\u00fcnffache Volumen von 95\u00b0/oigem Alkohol geseiht, der entstandene Niederschlag abgesaugt, mit Alkohol, dann mit \u00c4ther ausgewaschen, im Vakuum \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure getrocknet und schlie\u00dflich zu einem feinen Pulver zerrieben. Dieses Pr\u00e4parat hat die Eigenschaft, Tyrosin in schwarzbraune Pigmente zu verwandeln. 0,85 g Pr\u00e4parat wurden mit 150 ccm destilliertem Wasser und 0,1 g Tyrosin versetzt und w\u00e4hrend 20 Stunden im Luftstrome belassen. Am Ende des Versuches war die Fl\u00fcssigkeit schwarzgrau gef\u00e4rbt und hat eine gro\u00dfe Menge von schwarzen Flocken abgeschieden, aber keine Spur Kohlens\u00e4ure produziert; das Gewicht des eingeschalteten Geisslerschen Apparates blieb unver\u00e4ndert. Der Inhalt des Versuchskolbens wurde alsdann im Kbhlens\u00e4urebestimmungsapparate ohne S\u00e4urezusatz zum Sieden gebracht; hierbei wurde aber ebenfalls keine Spur C02 erhalten.\nVersuch 15.\nEin auf die vorstehend beschriebene Weise aus einer anderen Pilzernte erhaltenes Pr\u00e4parat wurde in zwei gleiche Portionen A und B zu je 0,775 g geteilt. Portion A wurde mit 150 ccm destilliertem Wasser, Portion B mit 150 ccm destilliertem Wasser und 0,1 g Tyrosin versetzt. Luftstrom im Verlaufe von 24 Stunden. Die Kontrollportion A hat sich","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t871\nkaum gelblich gef\u00e4rbt, die mit Tyrosin versetzte Portion B hat eine gro\u00dfe Menge von schwarzen Flocken abgeschieden, aber keine Spur C02 geliefert.\nAus obigen Versuchen ist ersichtlich, da\u00df die Verarbeitung von Tyrosin zu den schwarzbraunen Farbstoffen ohne C02-Produktion zustandekommt. Die in den abget\u00f6teten Pilzen entstehenden Farbstoffe, welche, allem Anschein nach, nicht aus Tyrosin gebildet werden, sind an der C02-Produktion ebenfalls nicht beteiligt. In dieser Beziehung sind Versuche mit erfrorenen Pilzen besonders \u00fcberzeugend. Die von Palladin1) beschriebene Methode der Abt\u00f6tung der Pflanzen durch niedere Temperatur l\u00e4\u00dft sich mit gutem Erfolg auf Champignon anwenden. Die durch eine 24 Stunden dauernde Temperaturerniedrigung auf \u2014 15\u00b0 bis \u2014 20\u00b0 C. get\u00f6teten Pilze sind immer hart gefroren und mit Eiskrystallen bedeckt. Nach dem Auftauen f\u00e4rbt sich das wei\u00dfe Versuchsmaterial zuerst braunrot, dann dunkelbraun, schlie\u00dflich aber vollkommen schwarz; die Pilze werden schlaff und scheiden eine bedeutende Menge von Saft, der sich ebenfalls braun und sp\u00e4ter schwarz f\u00e4rbt, aus. Bei Sauerstoffabschlu\u00df bleiben aber sowohl die Pilze, als der von denselben abgeschiedene Saft ganz farblos. Werden die braunrot gef\u00e4rbten Pilze eine Zeitlang im Wasserstoffstrome belassen, so tritt vollkommene Entf\u00e4rbung ein, die aber nicht mehr zu erzielen ist, falls die Oxydation bis zur Bildung von dunkelbraunen bezw. schwarzen Farbstoffen vorgeschritten war.\nAus folgenden Versuchen wird ersichtlich werden, da\u00df weder die Oxydation der Chromogene, noch die Reduktion der Farbstoffe mit der C02-Produktion zusammenh\u00e4ngt. Der allgemeine Verlauf der C02-Abscheidung der durch Erfrierung abget\u00f6teten Pilze ist demjenigen der C02-Abscheidung der Pre\u00df-s\u00e4fte vollkommen analog, wie es aus dem folgenden Versuche zu ersehen ist.\nVersuch 16.\nFrische ausgelesene Pilze wurden in kleine St\u00fccke zerschnitten und in zwei gleiche Portionen zu je 70 g geteilt.\n*) Palladin, Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 407 (1906).","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nS. Kostytschew,\nBeide Portionen wurden nach den Angaben von Palladin'i erfroren und dann in die auf der Abbildung dargestellten Re-zipienten m\u00f6glichst schnell eingef\u00fcllt. Der gr\u00f6\u00dfte Teil der kugelf\u00f6rmigen Erweiterung des weiten Rohres wurde mit Glaswolle gef\u00fcllt, das Versuchsmaterial auf die Glaswolle gelegt und in die obere \u00d6ffnung des weiten Rohres ein Kautschukstopfen mit Glasrohr eingepre\u00dft. Der von den Pilzen w\u00e4hrend des Versuches abgeschiedene Saft gelangte durch die Glaswolle in das untere Rohr, welches Toluol enthielt; das Versuchsmaterial befand sich fortw\u00e4hrend in einem mit Toluoldampf ges\u00e4ttigten Gasmedium. Portion A wurde im Luftstrome, Portion B im Wasserstoffstrome belassen. F\u00fcr die C02-Bestimmungen wurden Pettenkofersche R\u00f6hren mit titriertem Barytwasser verwendet. Auf den Titer des Barvt-wassers hat Toluol keinen Einflu\u00df.\n\nPortion A (Luftstrom).\nZeit\tCO.,\tC08\n\t\tin mg\nin Stunden\t! in mg\tpro 1 St.\n2\t30,0\t15,0\n24 VI,\t127,6 3,2\t5.3 1,1\nSumme 27 */*\t160,8\t\u2014\nPortion B (Wasserstoffstrom).\nZeit in Stunden\tco2 in mg\tCO, in mg pro .1 St\n2\t26,0\t13,0\n8*/.\t33,6\t4,0\n17\t73\t0,5\nSumme 27 */*\t67,4\t\u2014\nPortion A hat sich tief braun gef\u00e4rbt; Portion B ist vollkommen wei\u00df geblieben. Jetzt wurde Portion A im Wasserstoffstrome, Portion B aber im Luftstrome w\u00e4hrend 24 Stunden belassen.\n*) Pa Radin. Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 407 (1906).","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung\t373\nPortion A (H,-Strom)\tPortion B (Luftstrom)\nZeit\tCO, in mg I\tZeit\tCO, in mg\n24 Stunden\t18.8\t24 Stunden\t37,2\nPortion A hat sich im Wasserstolfstrome etwas entf\u00e4rbt und ist hellbraun geworden. Portion B hat im Luftstrome binnen kurzer Zeit eine vollkommen schwarze F\u00e4rbung angenommen. Dieser Versuch zeigt, da\u00df die \u00ab\u00bb..-Produktion erfrorener Pilze im Luftstrome bedeutend ausgiebiger ist, als im Wasserstoff-' str\u00f6me; im letzteren Falle ist der gr\u00f6\u00dfte Teil.der produzierten Kohlens\u00e4ure in den anf\u00e4nglichen Stunden der Wassersto\u00dfdurch-leitung gebildet worden. Ganz analoge Vorg\u00e4nge waren auch an dem Pre\u00dfsafte wahrgenommen worden.\nObschon die WasserstofTportion vollkommen wei\u00df geblieben war, hat sie alsdann bei Sauersto\u00dfzutritt trotz energischer Farbstollbildung eine im Vergleiche zu der Gesamtmenge von CO, der Luftportion A nur unbedeutende C02-Menge gebildet; die im prim\u00e4ren Spaltungsprozesse gebildeten Acceptoren haben sich wahrscheinlich bei Sauersto\u00dfabschlu\u00df umgelagert und die Oxydation wurde auf andere Bahnen gelenkt, wobei sic nicht bis zur Kohlens\u00e4urebildung schritt, die Neubildung der normalen Acceptoren war aber wegen des Verbrauches der hierzu notwendigen Faktoren stark herabgesetzt. Folgender Versuch zeigt in \u00fcberzeugender Weise, da\u00df die Farbsto\u00dfbildung und die Farbstoffreduktion mit der C02-Bildung nicht Zusammenh\u00e4ngen.\nVersuch 17.\nZwei Portionen zerkleinerter Pilze zu je 50 g wurden durch Erfrierung abget\u00f6tet und in die Rezipienten hineingetan. Portion A befand sich fortw\u00e4hrend im Luftstrome, Portion B abwechselnd im Luft- und Wasserstoffstrome. Antisepticum Toluol. F\u00fcr die \u00ab\u00bb\u201e-Bestimmungen wurden Pettenkofersche R\u00f6hren verwendet. Die Resultate des Versuches sind in folgender Tabelle zusammengestellt.\nDie Ergebnisse von diesem Versuche zeigen, da\u00df durch Farbstoffbildung und nachfolgende Entf\u00e4rbung die C02-Pro-duktion nicht bef\u00f6rdert, sondern im Gegenteil unterdr\u00fcckt wird. Die im Wassersto\u00dfstrome schnell entf\u00e4rbte Portion B hat sich","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nS. Kostytschew,\n\tZeit in Stunden j. :\tPortion A\tPortion B\t\n\t\t(CO,-Bildung) in mg\tCO,-Bildung in mg\tf Farbenumschlag i\n1.\ti l\tLuftstrom = 70,0\tLuftstrom = 20,8 H,-Strom =13,6\t! Braunrotf\u00e4rbung Entf\u00e4rbung\n\tl \u00bb\t\tLuftstrom = 15,2\tj Braunrotf\u00e4rbung\n\t.17*\t\tH,-Strom = 8,8\t1 Entf\u00e4rbung\n\tSumme 5 Stund.\tCO* \u2014 70,0 mg\tmg CO, =58,4\t\u2014\n\t2\tLuftstrom \u2014 23,6\tLuftstrom = 9,2\ti Dunkelbraun\n11.\t2\t\tH,-Strom = 8,4\tj Hellbraun\n\tSumme 4 Stund.\tCO , = 23,6 mg\tmg CO, =17,6\t\u2014\nIII\t15 Stunden\tLuftstrom \u201435,2\tLuftstrom = 27^6\t1 I Schwarzbraun\nIV.\t4*/*\t\u00bb,\t\u00bb =6,0\t\u00bb\t= 5,2\ti\nV.\t4 V* *\tH,-Strom = 5,6\t\u2014\tJ\t'\nalsdann bei Luftzutritt wiederum braun gef\u00e4rbt, lieferte aber hierbei eine geringere C02-Menge (auf Zeiteinheit berechnet), als die fortw\u00e4hrend im Luftstrome belassene Kontrollportion A. Dieser Unterschied ist nicht etwa dem Umstande zuzuschreiben, da\u00df die oxydierenden Faktoren bei Sauerstof\u00eeabschluB mit gr\u00f6\u00dferer Geschwindigkeit zerst\u00f6rt werden, denn nach l\u00f6st\u00fcn-diger konstanter Luftdurchleitung sind die Geschwindigkeiten der C02-Produktion beider Portionen wieder gleich geworden. Es liegt also die Annahme nahe, da\u00df bei Sauerstoffabschlu\u00df Nebenprodukte entstehen, die ohne C02-Abspaltung, wohl aber unter Farbstoffbildung oxydiert werden und hierbei einen bedeutenden Teil der oxydierenden Faktoren in Anspruch nehmen.\nDie Gesamtheit der vorstehend beschriebenen Versuche beweist, da\u00df die Farbstoff bildung einen ohne C02-Produktion stattfindenden Oxydationsproze\u00df vorstellt. Die C02 liefernden Vorg\u00e4nge von Champignon sind im wesentlichen auf eine Oxydation der ohne C02-Abspaltung entstehenden Acceptoren zur\u00fcckzuf\u00fchren. Diese Oxydation schreitet bis zur CO,-Bildung; au\u00dferdem entstehen hierbei unbest\u00e4ndige Verbindungen, welche","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t375\ndurch einfache Spaltung, also ohne Mitwirkung der Oxydation, Kohlens\u00e4ure liefern. Diese Spaltung kann durch Hydrolyse mit Wasser bei 100\u00b0 herbeigef\u00fchrt werden.\nNun taucht die Frage auf, welche Stoffe auf eine so eigenartige Weise verarbeitet werden. Die Voraussetzung, da\u00df nur Eiwei\u00dfstoffe als Atmungsmaterial dienen, ist wenig wahrscheinlich, denn eine bis zur C02-Bildung schreitende Oxydation findet im Pre\u00dfsafte auch nach Abscheiden der Eiwei\u00dfstoffe statt. Auch ist dem Umstande Rechnung zu tragen, da\u00df unter den Spaltungsprodukten des Eiwei\u00dfes am leichtesten oxydierbares Tyrosin nicht zu C02 verbrannt werden kann. Eine Veratmung der Kohlenhydrate ist ebenfalls wenig wahrscheinlich, da l\u00f6sliche Zucker im Pre\u00dfsafte nicht vorhanden sind, einer Oxydation der unl\u00f6slichen komplizierten Kohlenhydrate sollte aber jedenfalls eine Hydrolyse unter Bildung von l\u00f6slichen Monosen oder Biosen vorangehen. Doch lieferten s\u00e4mtliche von mir untersuchten Pre\u00dfs\u00e4fte weder Reaktion mit Fehlingscher L\u00f6sung, noch Furfurolreaktion. Nach den Angaben von M\u00fcntz1) ist auch die sonst in Hutpilzen ziemlich verbreitete Trehalose im Champignon nicht vorhanden; diese Beobachtung habe ich vollkommen best\u00e4tigt. Zum Nachweis der Trehalose habe ich enteiwei\u00dfte und entf\u00e4rbte Pre\u00dfs\u00e4fte mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure bis zu einem Gehalt von 5\u00b0/0 versetzt und den Anweisungen von Winterstein*) gem\u00e4\u00df 6 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht; dann wurde Schwefels\u00e4ure mit Baryt quantitativ gef\u00e4llt, der Saft filtriert und mit Fehlingscher L\u00f6sung gepr\u00fcft. Bei der Hydrolyse wird Trehalose quantitativ in d-Glukose \u00fcbergef\u00fchrt, da aber auch die in vorstehend beschriebener Weise mit Schwefels\u00e4ure gekochten Pre\u00dfs\u00e4fte CuO nicht reduzierten, so wurde hierdurch die Abwesenheit von Trehalose im Champignon festgestellt.\nDer Einwand, da\u00df der eben gebildete Zucker sofort weiter verarbeitet wird, ist nicht stichhaltig, da bei einem derartigen Zuckerhunger eine Steigung der C02-Produktion des Pre\u00df-\n') M\u00fcntz, Annales de chimie et de physique (5). Bd. VIII; S 56 (1876).\t\u2019\n*) Winterstein, Chem. Berichte, Bd. XXVI, S. 3094 (1893).","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\nS. Kostytschew,\nsaftes nach Zuckergabe zu erwarten w\u00e4re. In meinen fr\u00fcher ver\u00f6ffentlichten Versuchen \u00bb) habe ich dargetan, da\u00df bei Sauerstoffabschlu\u00df der Zuckerzusatz erst nach l\u00e4ngerer Zeit einen unbedeutenden Einflu\u00df auf die C02-Produktion aus\u00fcbt; dieser Einflu\u00df ist offenbar als eine Nebenwirkung anzusehen. Folgender Versuch beweist, da\u00df auch bei Sauerstoffzutritt keine Bef\u00f6rderung der C02-Produktion durch Zuckergabe hervorgerufen wird.\nVersuch 18.\n2 gleiche Portionen des Pre\u00dfsaftes zu je 125 ccm. Portion A wurde mit 15 ccm Toluol, Portion B mit 15 ccm Toluol und 10 g krystallinischem Traubenzucker versetzt. F\u00fcr die C02-~ Bestimmungen wurden Pettenkofersche R\u00f6hren verwendet. Im Verlaufe von 18 Stunden wurden folgende C02-Mengen im Luftstrome gebildet.\n1.\tNach\t5\tStunden:\tA\t(Kontroll) CO, =\t53,2\tmg\nB\t(Traubenzucker)\t\u00bb\t==\t52,8\t\u00bb\n2.\tNach\tweiteren\t13 Stunden: A\t(Kontroll)\t\u00bb\t'==='\t24,4\t>\nB\t(Traubenzucker)\t*\t.=\t28,0\t\u00bb\nVon den \u00fcbrigen stickstofffreien Verbindungen ist nur d-Mannit im Chatnpignon reichlich vorhanden. Es ist wohl m\u00f6glich, da\u00df Mannit bei der Atmung verarbeitet wird, obwohl nicht auf die Art und Weise, wie sich M\u00fcntz2) die Mannit-spaltung bei Sauerstoffabschlu\u00df vorstellte. Die ersten Versuche, bei denen Pre\u00dfs\u00e4fte mit nat\u00fcrlichem Mannit versetzt worden waren, ergaben folgende Resultate.\nVersuch 19.\nZwei gleiche Saftportionen zu je 250 ccm. Portion A wurde mit 2,5 g Natriumfluorid, Portion B mit 2,5 g Natriumfluorid und 15 g Mannit versetzt. Luftstrom w\u00e4hrend 22 Stunden.\n1.\tNach\t2 Stunden:\tA\t(Kontroll)\tC02\t==\t59,6\tmg\nB\t(Mannit)\t>\t=\t55,2\t\u00bb\n2.\tNach\tweiteren\t3 Stunden :\tA\t(Kontroll)\t\u00bb\t=\t38,0\t*\nB\t(Mannit)\t-\u25a0>\t=\t38,8\t\u00bb\n3.\tNach\tweiteren\t17\tStunden:\tA\t(Kontroll)\t*\t=\t41,6\t\u00bb\n-____________ B\t(Mannit)\t>>\t=\t28,4\t\u00bb\n*) Kostytschew, Botan. Berichte, Bd. XXVIa, S. 167 (1908).\n*) M\u00fcntz, Annales de chimie et de physique (5), Bd. VIII, S. 56\n(1876);","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pllanzenatmung.\t377\nVersuch 20.\nDer Pre\u00dfsaft wurde in zwei gleiche Portionen A und B zu je 125 ccm geteilt. Portion A wurde mit 15 ccm Toluol, Portion B mit 15 ccm Toluol und 10 g Mannit versetzt. Beide Portionen wurden w\u00e4hrend 19 Stunden im Wasserstoffstrome und alsdann noch 6 Stunden im Luftstrome belassen.\n1.\tNach 5 Stunden im Wasserstoffstrome:\nA (Koniroll) C02 = 40,0 mg B (Mannit) . \u00bb \u25a0 = 34,4 \u00bb'\n2.\tNach weiteren 14 Stunden im Wasserstoffstrome:\nA (Kontroll) C02 = 2C>,4 \u00bb\nB (Mannit) \u00bb = 24,0 \u00bb\n3.\tNach 6 Stunden im Luftstrome\nA (Kontroll) \u00bb = 10,0 \u00bb\nB (Mannit)\t\u00bb \u2014 8,8 \u00bb\nBeide Versuche zeigen, da\u00df ein Zusatz von Mannit die C02-Produktion des Pre\u00dfsaftes nicht bef\u00f6rdert. Dieses Ergebnis ist aber leicht erkl\u00e4rlich. Der Pre\u00dfsaft enth\u00e4lt eine \u2018 gro\u00dfe Menge von Mannit; ein Zusatz des ohnehin im \u00dcbersch\u00fcsse vorhandenen Atmungsraaterials mu\u00df entweder ohne jede Wirkung bleiben, oder gar die C02-Produktion unter Umst\u00e4nden beeintr\u00e4chtigen, wie ich es z. B. schon l\u00e4ngst an Schimmelpilzen beobachtet habe.1) Es mu\u00df also eine andere Methode f\u00fcr den Nachweis der Mannitveratmung ange wendet werden. In den nunmehr folgenden Versuchen habe ich, behufs L\u00f6sung der Frage, ob in abget\u00f6teten Pilzen Mannitverbrauch stattlindet, quantitative Mannitbestimmungen ausgef\u00fchrt. Untersuchungen dieser Art wurden noch niemals vorgenommen, einige Forscher setzen sogar voraus, da\u00df Mannit in Hutpilzen nicht als Atmungsmaterial, sondern im Gegenteil als ein Produkt der Atmung anzusehen ist.\nDie Mannitbestimmungen habe ich an den durch niedere Temperatur get\u00f6teten Pilzen ausgef\u00fchrt, da diese eine im Vergleich zu dem Pre\u00dfsafte relativ gr\u00f6\u00dfere CO2-Menge abscheiden: w\u00e4hrend der ersten Stunde der Luftdurchleitung steht die Geschwindigkeit der C02-Abscheidung erfrorener Pilze derjenigen\n\u2018) Kostytschew, Botan. Berichte, Bd. XX, S. 327 (1902).","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"' \u00e9iS\tS. Kostytschew,\nlebender Pilze wenig nach, wie es aus dem nachstehenden Versuche zu ersehen ist. Die ausgiebige CO.-Abscheidung mu\u00df aber mit einem entsprechend starken Verbrauche des Atmungs-materials Zusammenh\u00e4ngen.\nDie Mannitbestimmungen wurden auf folgende Weise ausgef\u00fchrt. Das Versuchsmaterial wurde mit Quarzsand zerrieben und w\u00e4hrend einer Stunde mit 70\u00b0/oigem Alkohol im Wasserbade am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, der Alkoholextrakt filtriert, der R\u00fcckstand mit frischem Alkohol noch einmal ausgekocht abfiltriert und mit hei\u00dfem, 70\u00bb/oigem Alkohol ausgewaschen\u2019 Die vereinigten Extrakte wurden abdestilliert, der alkoholfreie R\u00fcckstand vollkommen eingedampft, dann in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, mit gereinigter Tierkohle gekocht, die Tierkohle abfiltriert und mit hei\u00dfem Wasser mehrmals ausgewaschen, das Filtrat mit dem Waschwasser vereinigt und aufs Trockene eingedampft. Auf diese Weise erhielt ich einen Sirup, aus welchem Mannit mit hei\u00dfem, Sonnigem Alkohol ausgezogen wurde. Die vollkommene Abtrennung eines alkoholl\u00f6slichen Chromogens bereitete gro\u00dfe Schwierigkeiten: es erwies sich als unerl\u00e4\u00dflich, das Mannit durch Abk\u00fchlung des Alkoholauszugs m\u00f6glichst schnell in feinkryslallinischer Form abzuscheiden. Diese erste Portion wurde alsdann durch zweimaliges Umkrystallisieren gereinigt. Die vereinigten Mutterlaugen wurden aufs Trockene eingedampft und lieferten nach Wiederholung der soeben beschriebenen Operationen eine zweite Portion von Mannit. Dann wurde die Mutterlauge wiederum eingedampft, in Wasser gel\u00f6st, mit Tierkohle gereinigt, verdampft und mit hei\u00dfem Alkohol aufgenommen, wodurch noch einige Milligramm Mannit gewonnen wurden. Diese Methode ist freilich mit einem Verlust an Mannit verbunden, es wurde aber beim Verarbeiten s\u00e4mtlicher Portionen des Versuchsmaterials immer auf genau dieselbe Weise vorgegangen; infolgedessen d\u00fcrfen die Resultate als wohl vergleichbar erscheinen. Sind aber anderseits die schweren sirup\u00f6sen Bestandteile des Alkoholauszuges nicht\nvollkommen entfernt, so k\u00f6nnen hierdurch die Resultate total entstellt werden.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t379\nVersuch 21.\nI.\t62 g frische, ausgelesene Pilze wurden in den vorstehend abgebildeten Rezipienten hineingetan und w\u00e4hrend zwei Stunden im Luftstrome belassen.\nNach der ersten Stunde: CO* = 82,0 mg \u00bb\t\u00bb zweiten :\t\u00bb \u2014 30,4 \u00bb\nII.\tFrische, ausgelesene Pilze wurden zerschnitten und in zwei Portionen A und B zu je 62 g geteilt. Portion A wurde erfroren und dann im Verlaufe von 48 Stunden im Luftstrome belassen, Antisepticum Toluol.1) F\u00fcr die G02-Bestimmungen wurden Pettenkofersche R\u00f6hren benutzt. Nach Beendigung der Luftdurchleitung wurde das Versuchsmaterial f\u00fcr die Mannit-bestimmung verwendet. Portion B wurde ohne vorangehende Luftdurchleitung f\u00fcr die Mannitbestimmung verwendet und diente somit als Kontrollportion.\nPortion A.\na)\tCO^-Bestimmungen :\n1. Luftstrom im Verlaufe von 1 Stunde : CO, == 22,0 mg\n%\u2022\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t3 Stunden: *\t\u2014 42,4 \u2022\n3-\t*\t\u00bb\t*\t> 5\t\u00bb\t: V = 45,2 >\nL \u00bb\t. \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 39\t\u00bb\t;\t\u00bb\t78,0 .\n*\t\u00bb\t*\t\u00bb\t1 Stunde :\t.\t=\t0,0 \u00bb\nGesamtmenge von C02 = 187,6 mg\nb)\tMannitbestimmung: CH,OH \u2022 (CH0H)4 \u2022 CH,OH = 0.340 g.\nPortion B (Kontrollportion).\nMannitbestimmung: CH,OH \u2022 (CH0H)4 \u2022 CH,OH = 0,651 g\nIm Verlaufe von 48 Stunden wurde also 0,311 g Mannit von der Portion A verbraucht.\nVersuch 22.\nFrische, ausgelesene Pilze wurden zerschnitten und in drei gleiche Portionen A, B und C zu je 70 g geteilt. Nach dem Erfrieren wurde Portion A 261/2 Stunden im Luftstrome, Portion B aber im Wasserstoffstrome mit einem \u00dcberschu\u00df von Toluol belassen. F\u00fcr die C02-Bestimmungen wurden Pettenkofersche R\u00f6hren benutzt. Nach Beendigung der Gas-\n\u2018) Es wurde ein gro\u00dfer \u00dcberschu\u00df von Toluol verwendet und das Versuchsmaterial wurde au\u00dferdem mit Toluol getr\u00e4nkt.","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nS. Kostytschew\ndurchleitung wurden beide Portionen, f\u00fcr die Mannitbestim-mungen verwendet. Die Kontrollportion G wurde ohne vorangehende Gasdurchleitung f\u00fcr die Mannitbestimmung verwendet.\nG02-Bestimmungen:\nPortion A (Luftstrom).\nNach 27* Stunden :\nC()8 = 43,6 mg | Nach weiteren 24 St.:\nCO, = 103,2 \u25a0\u00bb j Gesamtmenge von C.08 = 146,8 mg \\\nPortion B (H8-Strom>,\nNach 2*/\u00ab Stunden:\nG08 \u2014 36.4 mg Nach weiteren 24 St. :\n\u0153t = 4i,2 : Gesamtmenge von C02 = 77,6mg\nMann it best immungen :\nPortion A (Luftstrom) CH80H (CHOH), \u2022 CH.0H = 0,342 g > B (H8-Strom)\t\u00bb\t. ' = 0,335 *\n\u00bb\t0 iKontroll)\t\u00bb\t= 0,643\nMannitverbrauch von A = 0,301 \u00bb \u00bb\t\u00bb B -- 0,308 \u00bb\nDie beiden vorstehenden Versuche zeigen, da\u00df in erfrorenen Pilzen ein betr\u00e4chtlicher Mannitverbrauch stattfindet. Beachtenswert ist der Umstand, da\u00df sowohl bei Sauerstoffzutritt als bei Sauerstoffabschlu\u00df gleiche Mannitmengen verschwinden, obwohl die C02-Produktion bei Sauerstoffabschlu\u00df bedeutend geringer ist, als bei Sauerstoffzutritt. Dies deutet darauf hin, da\u00df die prim\u00e4re Mannitzersetzung ohne C02-Abspaltung zustande kommt, was mit den vorstehend dargelegten Betrachtungen \u00fcber die Herkunft der bei Sauerstoffabschlu\u00df gebildeten Kohlens\u00e4ure in vollem Einkl\u00e4nge steht. Die Frage nach den Produkten derMannitspaltung bleibt k\u00fcnftigen Untersuchungen Vorbehalten; an dieser Stelle mag nur erw\u00e4hnt werden, da\u00df ich eine Bildung von zyklischen Verbindungen f\u00fcr wahrscheinlich halte. F\u00fcr die Kenntnis der bei der Atmung von Champignon stattfindenden Stoffumwandlungen d\u00fcrfte es von Interesse sein, da\u00df bei den anaeroben Spaltungsprozessen organische S\u00e4uren nicht gebildet werden; dies ist \u00fcbrigens von vornherein naheliegend, denn niemals habe ich saure Reaktion der Pre\u00dfs\u00e4fte wahrgenommen. Folgender Versuch zeigt, da\u00df in lebenden Pilzen bei Sauerstoffabschlu\u00df keine nennenswerten Mengen von organischen S\u00e4uren entstehen.","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\t381\nVersuch 23.\nI. Kontrollportion. 705 g frische ausgelesene Pilze wurden mit etwas Quarzsand zerrieben, mit 3 1 destilliertem Wasser versetzt und 1 Stunde am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Der rote, gegen Lackmus und Kongorot neutrale Extrakt wurde filtriert und in drei Portionen A, B und C geteilt.\nPortion A wurde zum Nachweis der fl\u00fcchtigen S\u00e4uren verwendet; sie wurde auf dem Wasserbade stark eingeengt, von dem entstandenen schleimigen Niederschlage mittels Filtration befreit, mit einem \u00dcberschu\u00df von Schwefels\u00e4ure versetzt und unter Wasserdampfdurchleitung abdestilliert. Das schwach sauer reagierende Destillat enthielt, den Reaktionen zufolge, eine unbedeutende Menge von Ameisens\u00e4ure; diese wurde durch Kochen mit Quecksilberoxyd zerlegt, das Unl\u00f6sliche abfiltriert, das Filtrat mit Schwefels\u00e4ure versetzt und nochmals unter Wasserdampfdurchleitung abdestilliert. Das Destillat war diesmal neutral. Von den fl\u00fcchtigen S\u00e4uren enthielt also das Versuchsmaterial nur eine Spur Ameisens\u00e4ure in Form von Formiaten.\nPortion B wurde mit basischem Bleiacetat versetzt, der Niederschlag abfiltriert, ausgewaschen, in Wasser suspendiert, mit Schwefelwasserstoff entbleit und Bleisulfid abfiltriert. Die erhaltene L\u00f6sung enthielt eine bedeutende Menge von Phosphors\u00e4ure, neben welcher nur Spuren von \u00c4pfels\u00e4ure und Weins\u00e4ure vorhanden waren. Die f\u00fcr andere Pflanzens\u00e4uren charakteristischen Reaktionen ergaben negative Resultate.1 F\u00fcr eine Isolierung war die Menge der Weins\u00e4ure bezw. der \u00c4pfels\u00e4ure zu gering.\nPortion G wurde mit Schwefels\u00e4ure versetzt und w\u00e4hrend 24 Stunden im Apparate von Kutscher und Steudel1) mit \u00c4ther extrahiert. Der \u00c4therextrakt wurde auf Milchs\u00e4ure gepr\u00fcft. Der \u00c4ther wurde abdestilliert, der R\u00fcckstand in Wasser aufgel\u00f6st, mit Bleihydroxyd gekocht, hei\u00df filtriert, mit Schwefelwasserstoff entbleit, Bleisulfid abfiltriert, das Filtrat mit.Zink-\n\u2018) Kutscher uud Steudel, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 473\n(1903).\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXV.\n26","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382 S. Kostytschew, Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung.\ncarbonat gekocht, filtriert, eingedampft und in aller Ruhe belassen. Hierbei hat sich aber gar nichts auskrystallisiert; es war also h\u00f6chstens nur eine Spur von Milchs\u00e4ure im Versuchsmaterial vorhanden.\nII. Wasserstoffportion. 1145 g ausgelesenes Pilzmaterial wurde 25 Stunden im Wasserstoffstrome belassen, dann auf genau dieselbe Weise verarbeitet wie die Kontroll-portion, wobei ebenfalls nur Spuren von Ameisens\u00e4ure, Weins\u00e4ure und \u00c4pfels\u00e4ure nachgewiesen werden konnten. Es ist also ersichtlich, da\u00df organische S\u00e4uren bei den anaeroben Stoffumwandlungen von Psalliota campestris nicht gebildet werden.\nDie in dieser Mitteilung beschriebenen Untersuchungen zeigen, da\u00df die Verarbeitung des Atmungsmaterials im Champignon sehr eigenartig verl\u00e4uft und von den sich bei Zuckerveratmung abspielenden Vorg\u00e4ngen durchaus verschieden ist. Die physiologische Oxydation des Betriebsmaterials wird also je nach der Natur der zu oxydierenden Stoffe auf verschiedene Art und Weise herbeigef\u00f6hrt. Es kann wohl nicht bezweifelt werden, da\u00df auch andere mannitf\u00fchrende Hutpilze, welche ihre Betriebsenergie ganz oder teilweise nicht auf Kosten von Zuckerarten entwickeln, Stoffumwandlungen bewirken, die denjenigen von Champignon vollkommen analog sind.","page":382}],"identifier":"lit37814","issued":"1910","language":"de","pages":"350-382","startpages":"350","title":"Ein eigent\u00fcmlicher Typus der Pflanzenatmung","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:02.423357+00:00"}