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{"created":"2022-01-31T16:52:58.142350+00:00","id":"lit37815","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jones, Walter","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 383-388","fulltext":[{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Beziehung der aus w\u00e4sserigen Organextrakten gewonnenen Nucleinfermente zu den physiologischen Vorg\u00e4ngen im lebenden Organismus.\nVon\nWalter Jones.\n(Aus dem Laboratorium f\u00fcr physiolog. Chemie, John Hopkins Universit\u00e4t.) (Der Redaktion zugegangen am 31. Januar 1910.)\ndiejenigen, welche sich mit der Frage des Nucleinstoffwechsels besch\u00e4ftigen, teilen wohl mehr oder weniger entschieden die Auffassung da\u00df der \u00dcbergang von der Nucleins\u00e4ure in Harns\u00e4ure unter dem Einflu\u00df der w\u00e4sserigen Organextrakte durch vier voneinander unabh\u00e4ngige Fermente bewirkt wird : die Nuclease, die Guanase, die Adenase und die Xanthooxydase.\u2018) Diese Fermente wurden durch Versuche mit w\u00e4sserigen Organextrakten entdeckt und verdanken ihnen ihre Namen. Zugleich sind aber diese Bezeichnungen auch auf analoge Vorg\u00e4nge die sich m\u00f6glicherweise in lebenden Organen abspielen, \u00fcbertragen worden und gelegentlich hat man sogar diese Fermente mit dem Kollektivnamen \u00abFermente des Nucleinstoffwechsels\u00bb bezeichnet. Diese Ungenauigkeit in der Nomenklatur ist durch verschiedene Umst\u00e4nde veranla\u00dft worden. Erstens dadurch, da\u00df keine Ausdr\u00fccke f\u00fcr die physiologischen Vorg\u00e4nge im speziellen im Gebrauche sind; zweitens, weil gewisse Gr\u00fcnde (z B beim Menschen) die Annahme als berechtigt erscheinen lassen, da\u00df die beiden Vorg\u00e4nge identisch seien ; drittens war auch wohl das Bestreben ma\u00dfgebend, jeden Gedanken an eine \u00abvitalistische* Auffassung auszuschlie\u00dfen. Jedermann betrachtet es als unstatthaft, aus Resultaten mit Organextrakten direkte Schl\u00fcsse auf die T\u00e4tigkeit im lebenden Organismus zu ziehen oder, kurz gesagt, von solchen Laboratoriumsexperimenten ohne weiteres auf physiologische Vorg\u00e4nge zu schlie\u00dfen. Freilich scheint die Abneigung gegen diese Art von Schlu\u00dffolgerung weniger allgemein zu sein, wenn das logische Verfahren etwas weniger durchsichtig ist. Wenn es nicht erlaubt ist, den Laboratoriumsversuch, ohne Vorbehalt auf physiologische Vorg\u00e4nge zu beziehen, dann ist es sicher auch un-\nl) Mendel und Mitchell, American Journ: Physiol., Bd. XX S 97 - Schittenhelm, Diese Zeitschrift, Bd. LXI1I, S. 254. - Wells und Gorper, Journ. ofBiol. Chem, Bd. VI, S. 469.-Millerund Jones, Diese Zeitschrift, Bd. LXI, S. 395.\n26*","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\tWalter Jones,\nlogisch, die Resultate der Laboratoriumsexperiinente durch \u00dcberlegungen physiologischer Art in Zweifel zu ziehen; wie nahe ein solcher Irrtum liegt, zeigt folgendes Beispiel.\nEs ist von Jones und Austrian1) gezeigt worden, da\u00df ein w\u00e4sseriges Extrakt von Kaninchenleber wohl eine Umwandlung von Guanin in Xanthin, aber nicht eine analoge Ver\u00e4nderung von Adenin in Hypoxanthin bewerkstelligen kann. Schittenhelm und Schmid*) bestreiten den mit einem w\u00e4sserigen Extrakt dieses Organs angestellten Versuch, weil, nach ihrer Meinung, seine Richtigkeit die Anwesenheil einer gro\u00dfen Menge Adenin im Urin des Tieres zur Folge haben m\u00fc\u00dfte. Sie waren so fest davon \u00fcberzeugt, da\u00df der Vorgang im lebenden Organismus dem mit dem Extrakt des toten Organs entsprechen mu\u00dfte, da\u00df sie nach zweimaliger Wiederholung des Experiments von Jones und Austrian mit negativem Erfolg (wahrscheinlich mit dem von Jones und Austrian beschriebenen Resultat) ein drittes Experiment anstellten, welches vollst\u00e4ndig ihren Voraussetzungen entsprach.\nSchlagender noch ist das folgende Beispiel : Eine Untersuchung der w\u00e4sserigen Ausz\u00fcge einer Anzahl menschlicher Organe f\u00fchrte Winternitz und Jones3) ebenso wie Miller und Jones4) zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df das Extrakt der Leber eines erwachsenen Menschen sowohl Guanase wie Xanthooxydase enth\u00e4lt; ferner, da\u00df in bestimmten anderen Organen Guanase vorhanden ist, aber die Xanthooxydase nur der Leber zukommt; da\u00df Adenase allen Organen in charakteristischer Weise fehlt ; da\u00df schlie\u00dflich in \u00dcbereinstimmung mit den fr\u00fcheren Ausf\u00fchrungen Wiechowskis6) die menschliche Leber keine Uricolase zeigt. Das Fehlen von Adenase war gefolgert worden aus dem Wiederauffinden einer gro\u00dfen Menge des unver\u00e4nderten Adenins nach der Digestion bei K\u00f6rpertemperatur mit w\u00e4sserigen Extrakten menschlicher Organe und ohne R\u00fccksicht auf die Tatsache, da\u00df eine Sp\u00fcr (wirklich nur eine Spur) von Hypoxanthin unter den Produkten gefunden wurde ; diese letztere Substanz wurde aus guten Gr\u00fcnden als im Organextrakt vorgebildet angesehen und nicht als w\u00e4hrend der Digestion auf Kosten des Adenins entstanden. Ihr Vorhandensein wurde n\u00e4mlich auf das Muskelgewebe der Dr\u00fcse bezogen und sie wurde als \u00abpr\u00e4formiertes Hypoxanthin* be-zeichnet. Diese Schlu\u00dffolgerung wird auch von Schittenhelm6) in\n*) Diese Zeitschrift.\ns) Diese Zeitschrift.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. LX, S. 180.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. LXI, S. 395.\n8) Arch. f. exp. Path, und Pharm., Bd. LX, S. 185.\nc) Diese Zeitschrift, Bd. LXIII, S. 248. \u2014 Die erste Entdeckung der Xanthooxydase in der menschlichen Leber ist vonK\u00fcnzel und Schittenhelm gemacht. Zentralbl. f\u00fcr die ges. Phys. u. Path, des Stoffwechsels, 1908, Nr. 19.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber aus w\u00e4sserigen Organextrakten gewonnene Nucleinfermente. 385\nseinen Untersuchungen \u00fcber die Organe erwachsener Menschen anerkannt; er kann die Harns\u00e4ure nach der Digestion mit den Organen erwachsener Menschen bei Luftdurchleitung wiederauffinden ; er glaubt, da\u00df Xanthooxydase im wesentlichen auf die Leber beschr\u00e4nkt sei, und er stellt fest, da\u00df die Umwandlung von Adenin in Hypoxanthin keineswegs so bequem oder so vollst\u00e4ndig vor sich geht, wie die Ueberf\u00fchrung von Guanin in Xanthin. Dennoch behauptet er, da\u00df Adenase, wenn auch in beschr\u00e4nktem Ma\u00dfe, von einer Anzahl menschlicher Organe erzeugt wird, und glaubt, da\u00df die Behauptung des vollst\u00e4ndigen Fehlens der -Adenase in den w\u00e4sserigen Organausz\u00fcgen toter menschlicher Organe sich nicht vereinigen lasse mit der klassischen Analyse des menschlichen Urins durch Kr\u00fcger und Salomon.1 *) Die folgenden Zeilen sind dem Artikel Schittenhelmsa) entnommen : \u00abLegt man diese Jonesscl\\e Feststellung als Ma\u00dfstab an den menschlichen Purinstoffwechsel, so k\u00e4me man zu\nder Ansicht, da\u00df der Mensch Adenin \u00fcberhaupt nicht angreifen kann......\nKr\u00fcger und Salomon konnten in ihrer bekannten Arbeit aus 100001 Urin 10,11 g Xanthin, 8,50 g Hypoxanthin und nur 3,54 g Adenin isolieren. Diese l\u00e4ngst bekannten Tatsachen m\u00fcssen doch unbedingt zu der Folgerung f\u00fchren, da\u00df das mit Organextrakten erhaltene Resultat des absoluten Fehlens der Adenase in den Versuchen von Jones und seinen Mitarbeitern nicht der Wirklichkeit, d. h. dem vitalen Stoffwechsel entsprechen kann.>\nWas die Wiederholung der Versuche von Jones und seinen Mitarbeitern betrifft, ist Schi11 enhelm durchaus berechtigt, seinen eigenen Resultaten den Vorzug zu geben. Freilich sind die Versuche von Jones, Winternitz und Miller nicht gemacht im Hinblick auf irgend welche Betrachtung \u00fcber den Stoffwechsel, wie er in der Zusammensetzung des Urins zum Ausdruck kommt. Man kann hier nur konstatieren, da\u00df kein Gegensatz zwischen den Resultaten von Kr\u00fcger und Salomon und dem totalen Fehlen von Adenase in den lebenden Organen des Menschen besteht. Bei der Untersuchung von 10000 1 menschlichen Urins fanden sie 8,5 g Hypoxanthin und nur 3,04 g Adenin; aber vorher hatten sie zur Isolierung der Substanzen die Methode von Neubauer benutzt, bei der Hypoxanthin sowohl aus Carnin wie aus Adenin gebildet werden konnte, eine M\u00f6glichkeit, die von Kr\u00fcger und Salomon festgestellt ist.3) Guanin wurde nicht gefunden und die Anwesenheit des weniger widerstandsf\u00e4higen Adenins zeigt an, da\u00df ersteres von vornherein nicht zugegen war. Diese bemerkenswerte Analyse f\u00fchrt zur Annahme, da\u00df menschlicher jjrin wohl Xanthin und Adenin enth\u00e4lt, aber weder Guanin noch Hypoxanthin, ein Ergebnis, das in vollkommener \u00dcbereinstimmung\nl) Diese Zeitschrift, Bd. XXVI, S. 367.\n8) loc. cit. S. 253.\n:i) Diese Zeitschrift, Bd. XXVI, S. 371.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nWalter Jones,\nsteht mit dem Vorhandensein von Guanase und dem Fehlen der Adenase in den K\u00f6rpergeweben.\nEine gro\u00dfe Bedeutung f\u00fcr diese Frage hat auch die letzte Arbeit Saikis.*) Eine Analyse von 572 g carcinomat\u00f6sen Materials aus der menschlichen Brust, Ovarien, Uterus und Rectum ergab an Harns\u00e4ure 0,1391 g, an Adenin 0,186\u00df g, an Hypoxanthin 0,0190 g, an Xanthin eine Spur, an Gnanin ebenfalls eine Spur, und Saiki bemerkt hier\u00fcber: \u00abDiese Zahlen sprechen f\u00fcr das Vorhandensein von Guanase und Xanthooxydase und das Fehlen von Adenase, ganz in \u00dcbereinstimmung mit den neuesten Arbeiten von Winternitz und Jones mit menschlichen Organen.\u00bb\nIch gehe nun \u00fcber zu einer Betrachtung des \u00abpr\u00e4formierten Hypoxanthins\u00bb, eine Frage, welche im engsten Zusammenhang mit unserem Thema steht. In unserem Laboratorium wurde die Beobachtung gemacht, da\u00df, w\u00e4hrend Adenin nach der Digestion mit gewissen w\u00e4sserigen Gewebs-extrakten meistenteils unver\u00e4ndert wieder aufgefunden wurde, nur eine sehr kleine Menge Hypoxanthin aus den Produkten isoliert werden konnte. Aus mancherlei Gr\u00fcnden konnte diese minimale Menge von Hypoxanthin nicht als Beweis f\u00fcr das Vorhandensein einer Adenase im Gewebsextrakt betrachtet werden. So nahm zum Beispiel das Hypoxanthin nicht zu mit fortschreitender Digestion ; es wrar ferner nachzuweisen in den Geweben mit und ohne Zusatz von Adenin und auch ohne Digestion. Ein gleichartiges anormales Erscheinen von Spuren von Xanthin habe ich nicht beobachtet. Schitfenhelm\u00bb) neigt dazu, die Frage unter einem anderen Gesichtswinkel anzusehen. Er fa\u00dft Spuren von Hypoxanthin als Beweis f\u00fcr eine geringe Menge von Adenase auf und erblickt darin ein liberleben einer Funktion, die wahrscheinlich in lebenden Organen in gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfstabe auftritt. Seinen Standpunkt spricht er folgenderma\u00dfen aus:* * 3) \u00abDie Sache liegt aber so, da\u00df ich immer zugab, da\u00df quantitative Unterschiede in der Umsetzungskraft einzelner Organe dem Guanin (z. B. der Schweineleber und Schweinemilz) und dem Adenin gegen\u00fcber bestehen. Ich kounte aber auch in den Organen, wo Jones z. B. die Umsetzung von Adenin leugnet, Hypoxanthin, wenn auch in kleinen Mengen, finden, und ich freue mich, da\u00df Jones dasselbe Resultatberichtet (pr\u00e4form iertcs Hypoxanthin): Ich meine, diese Feststellung ist von gro\u00dfer Wichtigkeit, wie ich schon oben ausgef\u00fchrt habe; \u00e4hnlich eiging es mit Xanthin. Ich habe nun auch noch die meisten Organe des Schweines und des Hundes zu Versuchen benutzt und in der Tat st\u00f6\u00dft man da auf Organe, welche, z. B. beim Hunde die Muskeln, die Funktion der Umsetzung von Adenin in Hypoxanthin nahezu v\u00f6llig vermissen lassen.\u00bb\n\u2018) Journ. of Biol. Chem., 411, 25.\n*') loc. cit.\n3) loc. cit. S. 254.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber aus w\u00e4sserigen Organextrakten gewonnene Nucleinfermente. 387\nEs besteht da eine gute \u00dcbereinstimmung, da die Hundemuskulatur das Gewebe ist, dessen Untersuchung gerade zu dem Ausdruck \u00abpr\u00e4for-miertes Hypoxanthin\u00bb gef\u00fchrt hat. Dieser Muskel ist, wie die Muskeln der S\u00e4ugetiere, \u00fcberhaupt reich an Hypoxanthin, aber besitzt nicht die Funktion der Adenase. Leonard und Jones1 * 3 *) setzten einem Extrakt dieses Muskels Adekin zu und unterwarfen die Mischung der Digestion bei 40\u00b0. Nach 2 Tagen wurde die H\u00e4lfte entfernt und untersucht, w\u00e4hrend die andere H\u00e4lfte 23 Tage l\u00e4nger im Brutofen blieb. Die Analyse der Produkte zeigte, da\u00df nach 25 Tagen das Adenin nicht weniger und das Hypoxanthin nicht mehr geworden war als nach 2 Tagen, und diese Feststellung gilt auch f\u00fcr die Muskeln von Schwein und Kaninchen. So ist wohl ein Hundemuskelextrakt reich an Hypoxanthin, enth\u00e4lt aber keine Adenase ; der Rindsmuskel hingegen liefert Adenase in einem bedeutenden Ma\u00dfe, aber unterscheidet sich in seinem Gehalt an Hypoxanthin kaum von anderen S\u00e4ugetiermuskeln. \u00abPr\u00e4formiertes Hypoxanthin*, ist ein charakteristischer Muskelbestandleil und sein Gehalt in den verschiedenen Tiermuskeln ver\u00e4ndert sich nicht mit dem verschiedenen Gehalt an Adenase, welche diese Muskeln enthalten ; auch sind diese Beobachtungen nicht auf willk\u00fcrliche Muskeln beschr\u00e4nkt, denn Saiki*)'hat gefunden, da\u00df ebenso wie die quergestreiften auch die glatten Muskeln als haupts\u00e4chlichste Base Hypoxanthin enthalten. Ist nun vorgebildetes Hypoxanthin ein Muskelbestandteil, dann kann man wohl erwarten, da\u00df, wo immer Muskelgewebe vorhanden ist, auch der Gehalt an Hypoxanthin dem vorhandenen Muskelgewebe entspricht ; aus diesem Grunde ist es nicht \u00fcberraschend, da\u00df Spuren von Hypoxanthin in tierischen Dr\u00fcsen gefunden werden.\nDiese Schlu\u00dffolgerung ist wohl eher anzuerkennen, als die ziemlich unbestimmte Hypothese, da\u00df eine Spur von Hypoxanthin in einer Dr\u00fcse die \u00dcberreste einer Lebensfunktion beweist oder, um mich deutlicher auszudr\u00fccken, als Wirkung kleiner Reste eines Ferments, der Adenase, welches in anderen F\u00e4llen zeigt, da\u00df es den Tod der Gewebe \u00fcberdauert, welches aber in den besprochenen F\u00e4llen nur sehr schwach und kaum wirksam sein soll.\nAuf eine \u00e4hnliche Anomalie stie\u00dfen wir bei Versuchen \u00fcber Nucleinfermente in w\u00e4sserigen Organausz\u00fcgen von Ratten.8) Wir stellten fest, da\u00df diese Extrakte eine gleichm\u00e4\u00dfige und kr\u00e4ftige Guanasewirkung zeigen ; aber es konnte weder Adenase noch Xanthooxydase .'nachgewiesen werden. Nun h\u00e4tten diese beiden Fermente in einigen kleineren, nicht untersuchten Organen vorhanden sein k\u00f6nnen, auch h\u00e4tte man an-\n\u2018) Journ. of Biol. Chem., Bd. VI, S. 453.\n*) Journ. of Biol. Chem., Bd. IV, S. 483.\n3) Die ausf\u00fchrliche Publikation erfolgt demn\u00e4chst durch Rohde\nund Jones in dem Journal of Biological Chemistry. \u2022","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\tWalterJones, \u00dcber Nucleinfermente.\nnehmen k\u00f6nnen, da\u00df den vereinigten Organextrakten eine Fermentwirkung zuk\u00e4me, die als solche in keinem einzelnen Organ zu finden w\u00e4re ; deshalb wurden diese Experimente mit w\u00e4sserigen Extrakten s\u00e4mtlicher Organe und Eingeweide einer ganzen Ratte gemacht. Nach der Digestion mit einem derartigen Auszug wurden verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kleine Mengen des z\u00fcgcsetzten Adenins unver\u00e4ndert wieder aufgefunden, w\u00e4hrend gro\u00dfe Mengen von Guanin vollst\u00e4ndig und schnell in Xanthin verwandelt waren. In einigen dieser Versuche mit Guanin wurde Luft durchgeleitet, aber Harns\u00e4ure konnte nicht unter den Produkten gefunden werden: schlie\u00dflich wurde ein w\u00e4sseriger Auszug einer ganzen Ratte bei 40\u00b0 mit Hypoxanthin unter Luftdurchleitung digeriert; nach der Digestion wurde das Hypoxanthin quantitativ unver\u00e4ndert aufgefunden, und zwar so vollst\u00e4ndig frei von Xanthin, da\u00df die empfindliche Farbstoffreaktion dieser Substanz ausblieb. So sind w*\u00e4sserige Extrakte der Organe dieses Tieres zusammen oder einzeln nicht f\u00e4hig, Harns\u00e4ure zu bilden, weder aus Adenin noch aus Guanin. Trotzdem enth\u00e4lt der Urin der Ratte Harns\u00e4ure, und es ist anzunehmen, da\u00df Spuren dieser Substanz im K\u00f6rper sein m\u00fc\u00dften; dies k\u00f6nnte aber nur entschieden werden, wenn wir gen\u00fcgende empfindliche Reaktionen zum Nachweis bes\u00e4\u00dfen.\nDas Vorhandensein von Hypoxanthin im Hundemuskel und das Vorkommen von Harns\u00e4ure im Rattenharn sind zwei offenbare Anomalien derselben Art: zur Erkl\u00e4rung ergeben sich drei Hypothesen von selbst:\n1.\tWanderung. Diese Annahme ist durch die Untersuchungen von Rurian1) und Schur als erledigt zu betrachten.\n2.\tDie in lebenden Organen t\u00e4tigen Nucleinfermente zeigen sich nicht in w\u00fcsserigen Extrakten der Organe. Dieser Hypothese steht der Einwand entgegen, da\u00df Nucleinfermente wirklich in Extrakten ihre Wirksamkeit entfalten, sonst w\u00fcrden sie ja unbekannt sein.\n3.\tDie Nucleinfermente sind nicht die einzige Ursache des Auftretens von Hypoxanthin und Harns\u00e4ure im lebenden K\u00f6rper. Da\u00df Harns\u00e4ure aus Nucleins\u00e4ure gebildet wurden kann und mu\u00df (bei fast allen Tieren), kann wohl kaum bezweifelt werden. Aber* es erhebt sich auch die Frage, kann Harns\u00e4ure nicht auf anderem Wege entstehen? Burian und Schur fanden, da\u00df die verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Menge von Harns\u00e4ure im Urin nicht auf das Zugrundegehen von Leukocyten im K\u00f6rper als einzige Quelle zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann. Man kann viel zur St\u00fctze beider Hypothesen beibringen; da sie sich beide gegenseitig nicht ausschlie\u00dfen, k\u00f6nnen sich beide schlie\u00dflich als wahr erweisen.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XLlll, S. 533.","page":388}],"identifier":"lit37815","issued":"1910","language":"de","pages":"383-388","startpages":"383","title":"\u00dcber die Beziehung der aus w\u00e4ssrigen Organextrakten gewonnenen Nucleinfermente zu den physiologischen Vorg\u00e4ngen im lebenden Organismus","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:58.142356+00:00"}