Open Access
{"created":"2022-01-31T16:57:46.759301+00:00","id":"lit37821","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Franz M\u00fcller","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 65: 420-430","fulltext":[{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"Die Blutdruckwirkung des reinen Cholins.\nVon\nKmil Abderhalden und Franz M\u00fcller, Berlin.\n( An- .lern physiologischen Institut der tier\u00e4rztlichen und dem tierphysiologischen Institut der landwirtschaftlichen Hochschule zu Herlin.\u00bb\nM>er Uodajvlion zngegangen am 2\", M-jrz ltuo.)\nMan sollte meinen, dal\u00bb die Krage nach der Wirkung des Cholins a,d den Kreislauf durch die zahlreichen vorliegenden Arbeiten v\u00f6llig gekl\u00e4rt sei. So haben vor allem Mott und Halliburton eingehende Untersuchungen \u00fcber die pharmakologische Wirkung des aus der Platinchloridverbindung dargestellten und durch deren Krys tall form. L\u00f6slichkeit und Reaktionen identifizierten Cholins angestellt.1 ) Ihre Angabe, da\u00df (.holin eine kurz vor\u00fcbergehende Rlutdrucksenkung hervorrufl. die nach Alropininjektion uusbleibt oder sich in eine deutliche Steigerung des Blutdrucks verwandelt, wurde in den folgenden \u2019Jahren immer von neuem selbst von Autoren best\u00e4tigt, die bez\u00fcglich der Identit\u00e4t der aus dem (Jehirn, dem peripheren Nervengewebe oder der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit von gesunden oder an Paralyse erkrankten Menschen dargestellten Pr\u00e4parate der Aulfassung von Mott und Halliburton nicht beipflichten konnten.\")\n') I. W. Mutt und YV. I). Halliburton. The physiological action ut choline and neurine. Phil. Trans. Roy. Sue. London. Bd. CXCI. S. 211. INW. \u2014 YV. I). Halliburton. The physiological effects of nervous tissues extracts; Mourn, of Physiol.. Bd. XXVI, S. 220. 10(H). \u2014 Derselbe, Kr-ge I misse der Physiologie, lid. IV. S. (55. 1005.\n2) Reid Hunt, Note on the blood pressure lowering body in the suprarenal gland. Anierie. Journ. of Physiol., ltd. 111. S. 18, 1900, und ebenda, ltd. V. S. 6, - Swale Vincent und W. Sheen, The effects of intravascular injections of animal tissues, Journ. of Physiol., Bd. XXIX. S. 212, 1008. \u2014 Swale Vincent und YV. Cramer. The nature of the physiologically active substances in extracts of nervous tissues etc.. \u2022Iearn, of Physiol.. Bd. XXX. S. 113. 1903.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Die Blut druck Wirkung des reinen Cholins.\n421\nWir haben keine Veranlassung, zu dieser letzteren Streitfrage Stellung zu nehmen, zumal Halliburton selbst sich sehr vorsichtig \u00e4u\u00dfert: \u00ab1 do not therefore (da er noch andere Stoffe aus dem nerv\u00f6sen Gewebe extrahiert hat) claim, that Gholin is the only substance of physiological importance in extracts of ganglia, but I do claim that it is at present the only substance, which can be readily identified there ...\u00bb\nSeitdem ist bekanntlich Gholin aus den Extrakten vieler Organe isoliert worden und auch hier wurde eine blutdrucksenkende Wirkung, ein Ausbleiben der Senkung oder eine Steigerung nach Atropin konstatiert.1)\nAlle diese Angaben sind nun durch die Arbeit von (i. Modrakowski in Frage gestellt worden. Der Autor f\u00fchrt zun\u00e4chst einige \u00e4ltere Beobachtungen an, in denen auch ohne Atropin durch Cholin Blutdrucksteigerung eintrat.2) Die von ihm zitierten Angaben von Osborne und Vincent sind aber bald nach der Publikation von Halliburton durch die Annahme widerlegt worden, da\u00df teils Spuren von Baryum, teils Spuren von Nucleoproteiden, die nicht entfernt waren, die eigentliche Gholinwirkung maskiert h\u00e4tten. Modrakowski hat aber, auch abgesehen von diesen Arbeiten, aus der Lekt\u00fcre der Cholinliteratur den Eindruck bekommen, da\u00df die verschiedenen Autoren mit verschiedenartigen Pr\u00e4paraten gearbeitet h\u00e4tten, die mit muskarinartigen Stoffen verunreinigt gewesen seien. Lr selbst benutzte au\u00dfer einem Pr\u00e4parat von Merck eins von Kahlbaum, das \u00fcber die Platinchloridverbindung gereinigt war. Der Blutdruck wurde nur an Hunden gemessen. Die Tiere waren bisweilen durch Chloralhydrat bet\u00e4ubt, meist aber\n*) A. Loh mann, Cholin, die den Blutdruck erniedrigende'Substanz der Nebenniere, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. CXV1II, S. 215. 1907, und Zenlralbl. f. Physiol.. Bd. XXL. S. 139, 1907, und Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. CXXII, S. 203, 1908. \u2014 0. v. F\u00fcrth und C. Schwarz. Die Natur der blutdruckerniedrigenden Substanz in der Schilddr\u00fcse, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. CXXIV. S. 361, 1908. \u2014 C. Schwarz und R. Lederer, Das Vorkommen von Cholin in der Thymus, der Milz und den Lymphdr\u00fcsen. \u2022 benda. S. 353.\n*) Modrakowski, \u00dcber die physiologische Wirkung des Cholins Pfl\u00fcgers Arch.. Bd. CXXIV, S. 601, 1908.\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXV.\n29","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nEmil Abderhalden und Franz M\u00fcller,\ndurch Curare (5 mg pro Kilogramm) oder Zerst\u00f6rung des R\u00fcckenmarks immobilisiert. Modrakowski behauptet nun, da\u00df ganz frisch aus der Platinchloridverbindung hergestelltes Cholinchlorid schon nach Dosen von 0,6 mg pro Kilogramm, deutlicher nach 1\u20142 mg, eine reine Blutdrucksteigerung bewirke Doch gen\u00fcge schon wenige Minuten dauernde Belichtung oder wenige Tage dauernde Aufbewahrung des frisch gewonnenen Cholinchlorids, ferner die Aufbewahrung in w\u00e4sseriger L\u00f6sung, um neben jetzt erst deutlich wahrnehmbarem Trimethylamingeruch eine blutdrucksenkende Wirkung zu erzeugen. (0,2 bis 0,6 mg pro Kilogramm.) Eine Sch\u00e4digung der Herzt\u00e4tigkeil trete erst nach 1 mg pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht klar hervor Dagegen sah er auch ohne Herzsch\u00e4digung Pulsverlangsamung bei l\u00e4ngere Zeit aufbewahrten L\u00f6sungen, die muskarinartige Zersetzungsprodukte des Cholins enthalten sollen. \u00dcber die Wirkung des Atropins besteht dagegen auch f\u00fcr Modrakowski kein Zweifel; die Blutdrucksenkung durch Cholinpr\u00e4parate fehl! jetzt oder der Druck steigt. So sei z. B. auch dem von Lohma nn aus der Nebenniere isolierten Cholin ein physiologisch h\u00f6chst wirksamer K\u00f6rper in so kleinen Mengen beigemengt, da\u00df sie bei der chemischen Analyse nicht hervorgetreten w\u00e4ren, das sogenannte \u00abVasodilatin\u00bb.\nDie Modrakowskische Ansicht ist von Boruttau1) unterst\u00fctzt, von Lohmann2) energisch bestritten worden. Er sagt:\n\u00abUm sicher zu sein, da\u00df ich ganz reines Cholin hatte, stellte ich zun\u00e4chst das Platinat dar. Aus diesem wurde das Goldsalz gewonnen. Schmelzpunkt und Analysen ergaben genau zum Cholingoldchlorid stimmende Werte. Das Goldsalz wurde dann noch mehrere Male umkrystallisiert, Goldwerte und Schmelzpunkt blieben die gleichen. Aus dem Goldsalz wurde dann das krystallinische Platinat hergestellt, dessen Schmelzpunkt und Analysen wieder genau zum Cholinplatinchlorid\nli F. 11. Boruttau, \u00dflutdruckerniedrigende Verunreinigungen blut drucksteigernder Substanzen, Deutsche physiol. Ges., 19(H): Zentralbl. f\u00fcr Phys., Bd. XXHl. S. 291, 1909.\n*) A. Loh mann, ebenda. S. 294.","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Die Blutdruckwirkung des reinen Cholins.\n423\nstimmende Werte gaben. Das daraus gewonnene Chlorid zeigte blutdrucksenkende Wirkung. Bei diesem Versuch d\u00fcrften Verunreinigungen sicher auszuschlie\u00dfen sein. \u00bb\nBousquet und P ach on endlich behaupten,1) Cholin habe au\u00dfer einer Wirkung auf das Herz eine gef\u00e4\u00dferweiternde und gef\u00e4\u00dfverengernde Wirkung.\nDie Frage steht also zurzeit so, da\u00df niemand zweifelt, da\u00df nach Atropininjektion Cholin den Blutdruck gar nicht oder im Sinne einer Steigerung beeinflu\u00dft. Dagegen fragt es sich: Wirkt reines Cholin blutdrucksenkend oder nicht?\nDas von uns verwendete Cholinehlorhydrat wurde nach dem Verfahren von Martin Kr\u00fcger und Peter Bergeil*) dargestellt. Zur Gewinnung des Trimethylamins bedienten wir uns der Methode von Albert Koppen.3) Die Reinheit des gewonnenen Cholins wurde durch die Darstellung und Analyse des Gold- und Platinsalzes festgestellt. Wir gingen dabei so vor, da\u00df wir zun\u00e4chst das bromwasserstoffsaure Cholin und ferner das salzsaure Cholin wiederholt umkrystallisierten und f\u00fcr unsere Versuche stets nur die ersten Krystallisationen ben\u00fctzten, um jede Verunreinigung mit der Mutterlauge zu vermeiden. Wir arbeiteten absichtlich mit gro\u00dfen Verlusten.\n0,1770 g\tPlatinsalz\tgaben 0.0558\tg\tPt\t\u2014\t31,52?/\u00ab\tPt\n0,1800 \u00bb\t\u00bb\t>\t0,0565\t-\t\u00bb\t--\t31,39\u00b0/\u00ab\t>\n0,3535 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,1115\t\u00bb\t>\t31.54 \u00b0/o\t>\n0,1120 \u00bb\tGoldsalz\t\u00bb\t0,0196\tAu\t=\t44,280 \u00ab\tAu\n0.2312 *\t\u00bb\t0.1020\t,\t-\t44.12\u00bb/\u00ab\t*.\nBerechnet l\u00fcr iC6HuNOCl)2PtCl4 : 31,64\u00bb/\u00ab PI.\n\u00bb G6H14NOC1AuC13: 44,28\u00b0,o Au.\nDie gereinigten Platin- und Goldsalze zerlegten wir endlich ebenfalls in mehrere Fraktionen, um festzustellen, ob sich l nterschiede finden. So gereinigte Pr\u00e4parate ergaben nach\n\u2018) H. Bousquet und V. Paclion. Comptes rendus. Soc, Biol.. ! Bd. LXV1I, S. 218. 1909.\n*) Marlin Kr\u00fcger und Peter Bergell, Zur Synthese des Cholins. Berichte der Deutschen ehern. Ges., .Ig. XXXVI, S. 2901, 1903.\n3) Albert Koppen, \u00dcber die Darstellung von Trimethylamin durch Methylierung von Ammoniak mit Hilfe von Kormaldehyd. Berichte der Deutschen chem Ges., Jg. XXXVIII. S. 882, 1905.","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nEmil Abderhalden und Franz M\u00fcller.\nMonaten, in geschlossenen Gef\u00e4\u00dfen aufbewahrt, keine Andeutungen von Zersetzung.\nZum Vergleich diente ein von der Firma Merck bezogenes Pr\u00e4parat. Es ist in der folgenden Tabelle mit M., das unsrige mit A. bezeichnet. Die L\u00f6sungen wurden ausnahmslos erst w\u00e4hrend des Versuchs, nachdem die vorbereitenden operativen Eingriffe am narkotisierten Tier gemacht waren, angefertigt. Das Cholinchlorhydrat befand sich in Mengen von h\u00f6chstens 1 g in braunen Glasr\u00f6hrchen, die sofort nach Entnahme von 0,1 g wieder luftdicht verschlossen ins Dunkle gelegt wurden. Angebrauchte R\u00f6hrchen wurden im Laufe der n\u00e4chsten 8\u201410 Tage, nicht l\u00e4nger, benutzt. In der Tabelle sind bei dem einzelnen Tier die Injektionen (stets intraven\u00f6s in einen Seitenast der V. jugu-laris oder femoralis) in zeitlicher Reihenfolge nacheinander aufgef\u00fchrt. Die Gesamtanordnung ist nach steigenden Dosen gemacht.\nDie Zahlen beweisen, da\u00df in der \u00fcberwiegenden Mehrzahl die Injektion von 1,5\u201430 mg pro Kilogramm eine Senkung des Druckes hervorrief. Wenn eine Steigerung auftrat, wie in Fall 5 und 2, so waren immer Unruhe des Tieres oder Fibrill\u00e4re Muskelzuckungen in tiefer Narkose daran schuld. Bei Cholin tritt n\u00e4mlich ebenso wie bei Physostigmin, mit dem es in vieler Beziehung gro\u00dfe \u00c4hnlichkeit hat, die noch a. a. 0. eingehender zu behandeln ist, wahrscheinlich eine Erregbarkeitssteigerung des Muskels ein. H\u00f6rten die Zuckungen auf, so sank auch der Druck. Pulsverlangsamung war nur bei Katzen und Hunden bei nat\u00fcrlicher Atmung zu beobachten. Sobald k\u00fcnstliche Atmung auch bei anscheinend noch guter nat\u00fcrlicher Durchl\u00fcftung des Tieres eingeleitet wurde, fehlte die Verlangsamung. Sie ist also nach den von uns benutzten Dosen bei Katzen und Hunden eine Folge dyspnoischer Vagusreizung. Anders bei den Kaninchen. Bei ihnen trat sie nach den hohen Dosen auch bei k\u00fcnstlicher Atmung zusammen mit andern Zeichen von Herzsch\u00e4digung (Irregularit\u00e4t) ein.\nAtropin hob auch in unsern Versuchen die durch Cholin bewirkte Drucksenkung auf oder kehrte sie in eine Steigerung um. Nur einmal erhielten wir auch ohne Atropin nach kleinen .Dosen Cholin eine Steigerung.","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Die Blutdruckwirkung des reinen Cholins.\t425^\nLH. Nr.\tCholin-\tBezeich-\tBlutdruck\tMittlerer\t\t\nilW\tchlor- hydrat\tnung\tin mm Hg\tBlutdruck\t\t\nV<-r-\t\tdes\tvor\ti nach\tin mm Hg\tBemerkungen\t\ndilVjis\tDos.p.kg\tPr\u00e4pa-\tInjektion ; Injektion\tvor; nach\t\t\nTierart\tmg\trates\tMin. Max.] Min.j Max.\tInjektion\tNarkose\t\nV\t1,5\tA l)\t15 i 90 J 30 75\t67- 52\tUrethan, 1\t\nHund\t1,5\tA *)\t65 110 ! 35 105\t102 70\tAlkohol,\tK\u00fcnstliche\n\tM\tM s)\t70 135j 38 98\t102 68\tChloroform. ;\tAtmung\n\t1,33\tM\t75; 140! 45 110\t107 77\t\u00c4ther\t'\t\nVia\t2,1\tA\t105 135 45 140\t120; 92\t\t\nKund\t2,5\tA\t\u2014 ! \u2014 \u2014 : \u2014\t\u2014 ' \u2014\tAlkohol, !\t\n\t2,0\tM\t\t\t\t\t\tNat\u00fcrliche\n\t\t\t'\t\tChloroform.\t\nVI h\t1.3 1.1\tM A\t110 i 145 50 .145\t127; 97\t\u00c4ther\tAtmung\n\t1,2\tA\t105 i 150 50 155\t127 102\t!\t\n\\' Hund\t1.0\tA\t80 142 45110 . * !\t111 77\tUrethan,\t; Alkohol, Chloro-i\tK\u00fcnstliche\n\t1,0\tM\t80.140 45 il 10\t110; 77\tform, \u00c4ther\tAtmung\nIII\t1.7\tA\t90 i 135 i 60j120\t112 90\tUrethan,\tKunst). Atmung\nKatze\t1,7\tA\t65 i 115 601110\t90! 85\t\u00c2th\u00e9r\tt>0 X >n Minute\nIV Katze\t5.0 5.0\tA A\t55 100 i 45 I 75 8\u00d4 105 ; 55 j 80\t771 60 92 67\tUrethan, \u00c4ther\tWie III ! '\nVII\t5.0\t\t95 150 j 50 110\t122 80\t\t\nKatze\t5,0\tA\t80 135 60.120\t107 90\tUrethan\ti K\u00fcnstliche\n\t5.0\t\t100 145 1 60 110\t122: 85\t\tj Atmung\n\t5,0\t\t95 i 135 60 95\t115 77\t\t1 : \u25a0 1 \u25a0 \u2022\nV\t6,7\tA\t65 120 30 95\t92 62\t\t! \" \u2019\nKatze\t6,0\tM\t30\t90; 18' 75\t60 46\t\u00c4ther\tK\u00fcnstliche\n\t16,0\tA\t30\t95 ; 20 ; 75\t62 47\t\t\n\t\t\t\t\t\tAtmung\n\t18.0\tM\t20\t75 1 25 ; 854)\t47\u2019 554)\t\t\n\t18.0\tM\t18\t75 15 65\t46 40\u00bb)\t\t\n' Narkose schwach. Nach Senkung Blutdruck auf 60 X 105, Mittel: 82.\n\u00bb gut.\t\u00bb\t\u00bb\tV 65 X 135,\t* : 100.\n1\t7\t\u00bb\t\u00bb\t* 75 X 125. . * : 100,\n4' Zuckungen in den Bauchmuskeln, schwache Narkose.\nI Kurz darauf Anstieg: 25 X 85, Mittel: 55, hei Zuckung der Bauchmuskeln.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"m\nKmil Abderhalden und Franz M\u00fcller.\nFortsetzung.\nI.f.l. Nr.\tCholin*\tBezeich-\t\tBlutdruck\t\t\tMittlerer\t\t\u2014\t\u2014^\n<!<\u2022>\tchlor-\tnung\tin mm Hg\t\t\t\tBlutdruck\t\t\nV<T-\thydrat\tde.-\tvor\t\tnach\t\tin nun Hg\tBemerkungen\t\nsnchs\tDos.p.kg\tPr\u00e4pa-\tInjektion\t\tInjektion\t\tvor j nach\t\t\nTierart\tmg\trates\tMin\tMax.\tMin.\tMax.\tInjektion\tNarkose 1\t\nII\t17,0\tA\t105\t140\t70\t115\t122 92\tUrethan. \u25a0\tNat\u00fcrliche\nKatze a;)\t15,0\t\t102\t135\t7H\t120\t118 99\t\u00c4ther\tj\tAtmung\n11.\t25,0\tA\t100\t135\u2018)\t118 j\t150\t117 134\tUrethan\tNat\u00fcrliche\nKatze b)\t25,0\t\t95\t125*)! 135 ;\t\t165\t110150\t\u00c4ther\ti\tAtmung\n1.\t26,0\t\t75\t100\t| 40\t! 85\t87 62\t\t! \\ Nat\u00fcrliche\nKaninchen in\t11,0\tA\t60\t95\t40\t| 85\t77 62 \u00bb)\tUrethan\tjj Atmung\n\t11,0\t\t65\t100\t[ 45\t! 85\t82; 65 *)\t\t| K\u00fcnstl. Atmung\nIII\t30,0\t\t65\t\u00ee 105\tS 30\t100\t851 65 5)\t\tK\u00fcnstliche\nKaninchen\t20.0\tA\t65\t105\t; 30\t100\t85 65\t\u00c4ther\t\n\t\t\t\t|\t\t\t\t\tAtmung\n\t15,0\t\t65\t105\ti 30\t100\t85 65\t\tj\nI Kaninchen\t23,0\tA\t\u2014\t; \u2014\t\t\u2014\t80; 30 c)\tUrethan\tK\u00fcnstliche\na>\t23.0\t\t\u2014\t\u2014\t' \u2014\t! \u2014\t70 40\t\tAtmung\nNach Durchschneidung der beiden Vagi.\nV Hund\t4.0\tM\t60 j\t110\t30 j\t80\t851 55\tUrethan, Alkohol. Chloroform, \u00c4ther\nVI b\t4,2\t\\ a\t105\t150\t50 !\t155\t127102\t\nHund\t1,2\tJ A\t105\t150\t50\t155\t127 102\tAlkohol, Chloroform, \u00c4ther\n\t0.9\tM\t135\t170 ;\t110\t150\t152130\t\nlia\t15,0\t\t100\t135\t! 75\t.120\t117 97\t\nKatze\t30,0\tA\t100\t125\t; 78\t115\t112, 96\tUrethan, \u00c4ther\n\t30,0\t\t95\t125\t| 60\ti \u00eeoo\tno! so *)\t\n111 Kaninchen\t15.0\tA\t65\t105\t30\t100\t85! 65 \u00bb) ! 7\t\u00c4ther\n\u2018) Zuerst Senkung auf 95 mm.\n*'\t*\t*\t* 105 \u00bb , w\u00e4hrend Steigerung des Drucks : Zuckungen\nin den R\u00fcckenmuskeln. Dann Blutdruck 65 mm.\n') Pulsverlangsamung, Muskelzittern.\n4). Keine Pulsverlangsamung. Blutdruck aul 90, kurze Zeit, Muskelzittem. ) Pulszahl von 162 auf 54.\nKurzer Herzstillstand, Irregularit\u00e4t.\n'\u25a0 Dann 100 X 165. im Mittel 117, bei Muskelzuckungen.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Die Blutdruckwirkung des reinen Cholins\t427\nHund Nr. VII hatte 20 Minuten zuvor a. a. G. nach partieller Zerst\u00f6rung des R\u00fcckenmarks kurz unterhalb der Medulla bei k\u00fcnstlicher Atmung ohne Narkose 1 mg Yohimbin bekommen. Er zeigte nun nach\nDosis pro Kilogramm\t! mg\tBlutdruck in mm Hg ,\tsofort nach 11 Min. nach vorher\t1 ' Injektion\t\nCholinchlorhydrat A. . .\tI 1 4\t125\t115\t!\tI\u00dft\u00bb\n\u00bb\tA. . .\t7\t128\tHO\t152\nM. . .\t11\t128\t115\t196\nEs hatten also beide Pr\u00e4parate starke Blutdrucksteigerung hervorgerufen. Da\u00df aber keine dem Cholin anhaftende Verunreinigung daran schuld war, geht daraus hervor, da\u00df das Cholin-ehlorhydrat M. in den an den folgenden Tagen ausgef\u00fchrten Versuchen weder bei Hunden noch bei Katzen, weder vor noch nach partieller oder totaler R\u00fcckenmarkszerst\u00f6rung unter der Medulla in den gleichen oder h\u00f6heren Dosen etwas anderes, als nach deutlicher Senkung minimale Steigerung oder reine Blutdrucksenkung mit R\u00fcckkehr zur Norm hervorrief.\nBeispiel. Katze Nr. IX.\nAlkohol, Chloroform, \u00c4ther. K\u00fcnstl. Atmung. Vagotomie.\n\u25a0 i Cholinchlorhydrat M. j Dosen pro Kilogramm i\tmg\tBlutdruck in mm Hg ! sofort nach ! 1 Min. nach vorher i\t1 j\tInjektion '\t\t\n\t! i\t125 j\t92\t137\n[\tl\t70\t50\t*75\nK\u00fcckenmark z. T. zerst\u00f6rt-!\ti\t-8 |\t60\t; -82\n1\tl\t86 \u00bb ;\t65\t80\nM\u00fcckenmark durchtrennt |\ti\t62 I\t47\t!\t\u00ab5\n1\tl\t\u00ab1 !\t47\t1 61\nHund Nr. X. R\u00fcckenmark zw. 1.-\t\t-2. Halswirbel total zerst\u00f6rt. Vagotomie.\t\t\nCholinchlorhydrat M. . .\tl\t60 ;\t48\tj\t59\n> > . .\t0,63\t80. !\t63 . \u2022\t80.\n> > , ,\t0,63\t80\t63\t\u2019 80\n\u00bb\ty ..\t.\t3,7\t68\t- 56\t1 68","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nEmil Abderhalden und Franz M\u00fcller.\nUnsere Versuche zeigen also, da\u00df, wenn Cholin Blutdrucksteigerung hervorrief, diese entweder bei schwacher Narkose durch reflektorische oder vom R\u00fcckenmark ausgel\u00f6ste oder fibrill\u00e4re Zuckungen der quergestreiften Muskeln oder in tiefer Narkose oder nach Halsmarkdurchtrennung durch reflektorisch ausgel\u00f6ste Gef\u00e4\u00dfkontraktionen zu erkl\u00e4ren ist, d. h. durch akzessorische Momente.\nDie typische Cholinwirkung ist die Blutdrucksenkung.\nMan wird auch fernerhin, wenn man eine drucksenkende Substanz in Organextrakten oder \u00e4hnlichem findet, bei der nach Atropin Dr\u00fccksteigerung erfolgt, an Cholin denken d\u00fcrfen. Doch darf man sich nicht verhehlen, da\u00df die physiologische Pr\u00fcfung allein sehr wenig beweist, da es viele chemisch nicht identische, sogar nicht einmal immer verwandte K\u00f6rper mit sehr \u00e4hnlicher vasomotorischer Wirkung gibt. Die physiologische Probe kann nur in Ausnahmef\u00e4llen, wie etwa bei Suprarenin, als alleiniger Nachweis gen\u00fcgen. Mit chemischen Nachweisen zusammen dagegen ist sie wohl zu verwerten.\nNachdem man in der letzten Zeit Cholin aus verschiedenen dr\u00fcsigen Organen, z. B. aus der Nebenniere hat extrahieren k\u00f6nnen,1) hat man weiter zurzeit vielfach die Frage diskutiert, inwieweit das von der Nebenniere produzierte Suprarenin den Blutdruck reguliert, d. h. einen mittleren Tonus der Gef\u00e4\u00dfmuskulatur aufrecht erh\u00e4lt. Es lag die Vermutung nahe, das Cholin gleichsam als Gegengift gegen zu starke Suprarenin-produktion im K\u00f6rper anzusehen. Schon Lohmann hat daraufhin eingehende Versuche \u00fcber die \u00ab antagonistische \u00bb Wirkung von Cholin und Suprarenin auf den Blutdruck, das Herz, den Darm und die Speichelsekretion mitgeteilt. Es war von Interesse, diese Tatsachen mit unseren gereinigten Stoffen nochmals zu pr\u00fcfen und noch an anderen Objekten zu studieren. Wir konnten die Lo hm a nnschen Beobachtungen f\u00fcr die Blutdruck- und Dr\u00fcsenwirkung durchaus best\u00e4tigen. Bei uns erzeugte eine Mischung von 1 mg Cholin und 0.001 mg 1-Suprareninum syn-\nO I. r: N,\\ 3.","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Die Blutdruckwirkung des reinen Cholins.\t429\ntheticum noch eine reine Blutdrucksenkung, w\u00e4hrend 1 mg Cholin und 0,01 mgl-Suprarenin (die Dosen verstehen sich pro Kilogramm Tier) zun\u00e4chst einen ganz kurzen Anstieg, dann einen kurzen Fall und endlich eine l\u00e4nger dauernde Steigerung des Blutdrucks hervorbrachte. Es wirkte also etwa die \u00f6OOl\u00e4ch kleinere Menge Suprarenin gerade auf hebend. Weiter fragte es sich, wie an Suprarenin gew\u00f6hnte Tiere sich gegen Cholin verhalten, ob etwa bei ihnen eine geringere Cholin-Blutdrucksenkung liervortritt. Ein dahingehender Versuch an einem Hunde (Versuch 11) zeigte, da\u00df dies nicht der Fall ist. die Senkung trat in der \u00fcblichen st\u00e4rke ein. Auch w\u00e9nn bei einem Tier zuvor mehrfach Suprarenin-Injektionen gemacht waren, sah man nach Abklingen des Suprarenineffekts keine \u00c4nderung in der Cholinwirkung.\nDer Antagonismus zwischen Cholin und Suprar\u00e9nin ist ferner in sehr sch\u00f6ner Weise am isolierten Katzenuterus und D\u00fcnndarm zu verfolgen: Cholin bewirkt bei beiden eine Zunahme des Tonus mit Zunahme der rythmischen Kontraktionen, Suprarenin einen Tonusfall mit Abnahme der Kontraktionen. Beide Stoffe zeigen auch nacheinander angewendet diese Wirkung und beeinflussen sich gegenseitig garnicht. Ebenso ist das Bild an der exstirpierten Katzeniris, hier wirkt Cholin in l\u00b0/oiger L\u00f6sung stark myotisch. Die Verengerung wird durch Suprarenin aufgehoben und die erweiterte Pupille durch Cholin dann wieder verengert. Dieses Gegenspiel kann man eine Zeit lang fortsetzen, bis schlie\u00dflich die Pupille tr\u00e4ger und tr\u00e4ger reagiert.\nWas aber die Frage nach einer im Organismus stattlindenden Gegenwirkung von Cholin und Suprarenin betrifft, so mu\u00df doch wohl bedacht werden, da\u00df Cholin erst in Verd\u00fcnnungen von 1 auf 100 deutlich wirkt, da\u00df also ganz1 au\u00dferordentlich hohe Mengen Cholin normalerweise im Blut vorhanden sein m\u00fc\u00dften, wenn die Wirkung des von der Nebenniere abgesonderten Suprarenins beeinflu\u00dft werden soll. Da beim Suprarenin schon Verd\u00fcnnungen von 1 : 1000000 und weniger den Blutdruck beeinflussen (auch bei der Katzeniris wirkt 1 auf 100000 schon nach weniger als 1 Minute maximal), ist hier","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"48(>\tAbderhalden und Franz M\u00fcller. \u00dcber Cholin.\ndie M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen, da\u00df in der Tat wirksame Mengen fort und fort von der Nebenniere ins Blut abgegeben werden. F\u00fcr das Cholin ist das aber unseres Erachtens zum mindesten h\u00f6chst unwahrscheinlich. So gro\u00dfe Cholinmengen sind normalerweise noch nie im Blut gefunden worden; vielmehr entsteht Cholin h\u00f6chst wahrscheinlieh nicht als Produkt einer spezifischen Sekretion, sondern erst beim Ab-und Umbau von Substanzen, an deren Aufbau es teilnimmt.\nDie Frage nach der Wirkung des Cholins hat daher, wie wir glauben, ausschlie\u00dflich rein chemisch-physiologisches und pharmakologisches Interesse, w\u00e4hrend sie f\u00fcr die experimentelle Pathologie des Kreislaufs kaum von Bedeutung sein d\u00fcrfte.","page":430}],"identifier":"lit37821","issued":"1910","language":"de","pages":"420-430","startpages":"420","title":"Die Blutdruckwirkung des reinen Cholins","type":"Journal Article","volume":"65"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:46.759306+00:00"}