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{"created":"2022-01-31T15:29:59.134584+00:00","id":"lit38302","links":{},"metadata":{"alternative":"Psychologische Forschung: Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und ihre Grenzwissenschaften","contributors":[{"name":"Hornbostel, E. M. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Psychologische Forschung: Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und ihre Grenzwissenschaften 4: 64-114","fulltext":[{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen \u00fcber ein- und zweiohriges H\u00f6ren.\nVon\nE. M. von Hornbostel.\nMit 4 Abbildungen im Text.\nInhallsverzeichnis\nEinleitung (S. 64)\nI.\tFm bansdr\u00fccke (S. 63)\nZur Versuchstechnik (S. 67)\nVorl\u00e4ufige Unterscheidung ein- und zweiohriger Erscheinungen (S. 68) Tonh\u00f6he ein- und zweiohrig (S. 69)\nAbh\u00e4ngigkeit der zweiohrigen Erscheinungen vom Frequenzunterschied der Reize (8.71)\nAbh\u00e4ngigkeit der zweiohrigen^ Erscheinungen von der Wellenform (8.75) Xelieneinanderbestehen ein-, lx>id- und doppelohriger Erscheinungen (8. 79) St\u00e4rke ein- und zweiohrig (8. 84)\nAbh\u00e4ngigkeit der zweiohrigen Erscheinungen vom St\u00e4rkeunterschied der Reize (8. 86)\nAbh\u00e4ngigkeit der zweiohrigen Erscheinungen vom Zeitunterschied der Reize (8. 94)\nErgebnisse und Folgerungen (8. 97)\nII.\tDie Wahrnehmung der 8challentfemung (S. 103)\nAbsolute Faktoren (8. 103)\n8t\u00e4rkegef\u00e4lle (8. 104)\nZeitgefalle (8. 107)\nFrequenzgef\u00e4lle (S. 108)\nKlangfarbengef\u00e4lle (8. 108)\n\u201eSchalldichte\u201c (8. 111)\nSchlu\u00df (8. 114)\nErnst Mach fragt einmal \u201eWozu hat der Mensch 2 Augen ?\u201c und antwortet mit dein Hinweis auf das stereoskopische Sehen\u00bb)\u2019. So lie\u00dfe sieh auch auf che Frage \u201eWozu hat der Mensch 2 Ohren?\u201c mit einigem Recht antworten : um r\u00e4umlich zu h\u00f6ren. Denn seit ihrer Entdeckung llllrch P\"rk^r\tAbh\u00e4ngigkeit der Schallokalisation\n') l'opul\u00e4r-Wissenschaft liehe Vorlesungen2 6. 1897\nV ;'i*r V roin- Sv- 4 (gew\u00f6hnlich zitiert nach dem Referat von Eiseil, \\ u rteljahrsschr. f. prakt. Heilk. herausgegeben v d med Fal\u201elt-c \u2022\t,,\n1H6U. und daher f\u00e4lschlich ein Jahr zu sp\u00e4t datiert)\t\u201c\t8","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"K. M. von 11oriihostcl : Beobachtungen \u00fcber ein- und zweiohrigos H\u00f6ren. \u00df5\nvom zweiohrigen H\u00f6ren kaum mehr he/.weifelt worden1), und als wesentliche Grundlage der Wahrnehmung der Sehallrichtung ist nach neueren Untersuchungen die- zeitliche Disparation der Reize2) anzusehen, die man der r\u00e4umlichen Querdisparation und ihrem Einflu\u00df auf das K\u00f6rperlichsehen vergleichen k\u00f6nnte. So bestechend diese Analogien zun\u00e4chst auch erscheinen, so stehen ihnen doch nicht minder auff\u00e4llige Unterschiede des Gesichts und Geh\u00f6rs gegen\u00fcber: wenn im dunklen Gesichtsfeld ein Licht von dem einen Auge abgeschirmt ist, kann man, ohne es auszuprobieren, nicht sagen, mit welchem Auge man sieht : wird nur ein Ohr durch Schall erregt, so ist niemand nur einen Augenblick im Zweifel, ob ilas rechte oder linke. Die Querdisparation dient dem Tiefensehen und ist dabei nur ein Faktor unter vielen; der Zeitunterschied bestimmt die Schallrieht ung zur Mediane und ist dabei der wesentlichste, eigentlich3) der einzige Faktor.\nDie Lokalisation ist aber nur eine Seite des zweiohrigen H\u00f6rens, wenn auch die auff\u00e4lligste. I m dessen Xatur besser kennen zu lernen schien es von Interesse, die Erscheinungen bei ein- und zweiohrigem H\u00f6ren auch in andern Hinsichten genauer, als es bisher geschehen ist, zu vergleichen. Denn nur so war zu hoffen, einen Einblick zu bekommen in die zentral-physiologische Wirkungsweise des Geh\u00f6rorgans. Aus einer gro\u00dfen Reihe in dieser Absicht unternommenen Beobachtungen sind hier solche ausgew\u00e4hlt, dit1 vielleicht f\u00fcr eine k\u00fcnftige I heoric etwas beitragen k\u00f6nnen, mindestens aber zeigen, welche Annahmen ausgeschlossen werden m\u00fcssen. Es sollen deshalb ohne weitl\u00e4ufige theoretische Er\u00f6rterungen den Beschreibungen der Erscheinungen doch Hinweise auf ihre theoretische Bedeutung beigef\u00fcgt werden.\nI.\nFacha Widriickv\nUm der Beschreibung und Theorie nicht vorzugreifen, sollen die Ausdr\u00fccke ein\u00e4hrig (monotinch) und ziceiohrig (ihotinrh) zun\u00e4chst nur als durch die Darbietungswei.se der Reize, also die Versuchsanordnung bestimmt gelten und nichts \u00fcber die Erscheinungen oder die diesen zugrunde liegenden physiologischen Vorg\u00e4nge besagen. Wenn dennoch von einer einohrigen Erscheinung die Rede ist, so ist eine solche gemeint, wie\n') Einige Autoren, so j\u00fcngst Allers und B\u00e9n\u00e9si (Zeitsehr. f. ges. Neurol, u. Psychiatrie \u00ce6.\t1922) meinen freilich, man m\u00fcsse sic auf (he k\u00fcmmerliche ein\nohrige Lokalisation zur\u00fcckf\u00fchren. Vgl. unten S. 100.\n-) r. Hornbostel und Wertheimer. Herl. Ih r. 1920. S. Its.H.\n3) Bei dieser Einschr\u00e4nkung denke ich an die Tatsache, dal! auch ein sehr gro\u00dfer St\u00e4rkeunterschied, wie er lieim nat\u00fcrlichen H\u00f6ren ni.' Vorkommen kann, unter bestimmten k\u00fcnstlichen Umst\u00e4nden \u00e4hnliche Erscheinungen bewirken kann (siehe unten 8. 88ff.), und da\u00df wirklich einohnges Horen den Schall doch wenigstens in der Ohrenachse erscheinen la\u00dft.\nPsyrholotfisrhR Forsrhuniu IM\u00ab","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"E. M. von Hornbostel:\nfif)\nsie bei Reizung nur des einen Ohrs zustande kommt, und zwciohrig soll ein Proze\u00df hei\u00dfen, wenn beide Ohren erregt werden. (Es ist mehrfach behauptet worden, da\u00df infolge der metotisehen Knochenleitung eine streng einohrige Erregung unm\u00f6glich sei. Unsere Versuche machen es aber wahrscheinlich, da\u00df die Energie, die von Felsenbein zu Felsenbein geleitet wird, sehr schwach ist und kaum ausreicht, das vnverschlo/t-sene Ohr der Gegenseite wirksam zu erregen. Wenn Luftleitung um den Kopf herum ausgeschlossen ist, darf man wohl unbedenklich ann\u00e4hernd reine monotische Reizung annehmen.) \u00c4hnlich wie Stumpf1) unterscheiden wir beidohrige (amphotixrhe) und dop]wlohrige (di)/lotixehr) Reizung, je nachdem gleiche oder ungleiche Reize die Obren treffen. Festeres trifft nur dann streng zu, wenn beide Ohren auch zeitgleich erregt werden, wobei dann der Schall in der Mediane erscheint. Eine solche Einschr\u00e4nkung des Begriffs Beidohrig w\u00e4re aber praktisch schwer durchf\u00fchrbar und zwecklos; der Ausdruck beidohrig (am j, holi.se h) soll sich daher auf Reize beziehen, die, abgesehen von Zeitunterschieden, f\u00fcr beide Ohren gleich sind. Auch so noch bleibt er tats\u00e4chlich auf die Erregung beider Ohren durch ein- und dieselbe Schallquelle oder verteilte unisone Gabeln beschr\u00e4nkt*). Tn F\u00e4llen, wo die Unterscheidung belanglos ist oder das Gesagte von Amphotischem und Diplotischem gleicherma\u00dfen gilt, verwende ich, als beides umfassend, den Ausdruck zwtiohrig (diotisch).\nIm Verlauf der Untersuchung hat sich ferner die Notwendigkeit einer weiteren Unterscheidung ergeben: wirkt auf jedes Ohr ein verschiedener Reiz, so tritt entweder eine einzige, einheitliche Erscheinung auf \u2014 und nur dann nennen wir sie und den ihr entsprechenden Proze\u00df dopjxiohrig (dt plotisch); oder es werden 2 verschiedene Sch\u00e4lle zugleich geh\u00f6rt, der eine rechts, der andere links in der Ohrenachse \u2014 und dann reden wir von getnnntohrigen (dichotischen) Reizen, Prozessen und Erscheinungen. [Vgl. auch S. 100*).]\n) Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, il. Sinnesorg. 39. 27f>- Beitr 7 Akustik 11 Nlusikwws. (lm folgf.fi'lor, einfach: Beitr.) 4. 97; Zeitsehr. f. Psychol. V., 340ft\nH 58 n ,r H 1\tT T'* lh'\u201d\t(7Mt- 1 Ps>^ol. 70.322; Beitr.\nsi\u00e4'rkev\u00f6ra\u201c \u00c4r t\tgt\u201cn; M'tZen \"ir auoh ^lekh(\u2018 Klangfarbe und\nver\u00e4ndern w\u00fc'r!le. S '\t''\t^ dn ^^unterschied die Erscheinungen\nder \\rtl,\u00efcr H(ouniffSbeStimi.m\u20181,g1gl;ht al*\u00b0\u2019 S,uw^ f\u2122here, ^n\u00e4chst von","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen \u00fcber ein- mid zweioluiges H\u00f6ren.\n67\n\tBestimmung\t\tBenennung\t\nStumpf u. U. Art der Reizung\tn. Erscheinung im \u00bbSimultanen\tStum pf Unterscheidbarkeit in der Sukzession\t//.\tStumpf\nnur ein Ohr gereizt\teine, einseitig\t\tinonotisch\tmonotisch\n\t\t\t(einohrigi\t(einohrigi\nbeide Ohren gleich\teine, einheitlich\t1 ununterscheidbar\tamphotisch (beidohrigi\t^\tdiotisch\nrechts und links ver-l schieden\t|\teine, einheitlich\t1\tdiplotisch (doppelohrigi\tI (doppelohrigi\n\tzwei, jederseits eine\tunterscheidbar\tdichotisch\tdichotisch\n\t\t\t(getrenntohrigi\t(getrenntohrigj\nWerden gegeneinander sehr wenig verstimmte Gabeln an die Ohren verteilt, so h\u00f6rt man einen Ton im Bogen von Ohr zu Ohr \u2014 von der tieferen zur h\u00f6heren Gabel \u2014 wandern. Diese Erscheinung, die mit Schwebungen nichts zu tun hat, soll Drehton hei\u00dfen. Zwischen die Uml\u00e4ufe schiebt sich bei tieferen T\u00f6nen eine Periode ein, w\u00e4hrend welcher der Ton vor dem einen Ohr zu ruhn und dann auf die andere Seite \u00fcberzugehen scheint; diesen Teil der Ganzperiode nenne ich Innenzyklus, jenen, w\u00e4hrend welchem er wandert, Aii\u00dfcnzyklus1).\nZur Versuehstechnik\nDie meisten Versuche lie\u00dfen sich mit sehr einfachen Hilfsmitteln anstellen: kleinen Stimmgabeln (Zinkenl\u00e4nge etwa .>\u20148 cm). Ein Paar von diesen \u2014 von Zimmermann, Leipzig \u2014 ist mit Laufgewichten versehen und l\u00e4\u00dft sich bequem \u00fcber den Bereich von g1 bis d1 verstimmen. Braucht man eine f\u00fcr eine l\u00e4ngere \\ ersuehsreihe konstante Stimmung oder einen sehr genauen Einklang, so ist es, da sich die Laufgewichtehen beim Anschl\u00e4gen leicht etwas lockern und verschieben, besser, einfache Gabeln durch seitlich auf die Zinken geklebtes Knetwachs zu stimmen. Es empfiehlt sich, das Wachs auf beide Zinken m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfig zu verteilen, um die Gabeln nicht zu sehr abzud\u00e4mpfen. Das Auftreten von Dreht\u00f6nen ist ein au\u00dferordentlich feines Erkennungsmittel f\u00fcr geringste Verstimmungen des Einklangs. F\u00fcr die bei nabst immung braucht man kein Wachs fortzunehmen oder zuzuf\u00fcgen, es gen\u00fcgt leichter Fingerdruck auf die Wachsmasse, um ihren Schwerpunkt nach oben oder unten zu verschieben. Damit die ('abein ann\u00e4hernd gleichphasig \u2014 und gleich stark \u2014 schwingen, schl\u00e4gt man sie mit den Zinkenfl\u00e4chen gegeneinander. Ihre Abklingezeit reicht in der Regel f\u00fcr eine Beobachtung aus. Bei sehr langsamen Dreht\u00f6nen in tieferer Lage ist zuweilen die lange Dauer des Innenz\\klus bei 1 hasenunterschieden in der Gegend von 180 \u2014 st\u00f6rend; man kann dann eine pl\u00f6tzliche Phasenumkehr bewirken, indem man die eine Gabel, um den\n>) Berl. Ber. 1920, S. 395.","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"r>8\nE. M. von Hornbostel :\nStiel als Achse, um !H) dreht. Im allgemeinen werden aber beide (Sabeln in derselben Stellung zum Ohr gehalten, entweder mit der Schwingungsebene in der Ohrenachse oder senkrecht dazu. Die St\u00e4rke wird, wie \u00fcblich, durch den Anschlag, durch Abd\u00e4mpfen mit dem Finger, Abwarten des Ausklingens oder die Entfernung vom Ohr variiert. Die Erscheinungen werden oft deutlicher bei unterbrochener Darbietung, durch die die Aufmerksamkeit und vielleicht auch die St\u00e4rke der physiologischen Erregung gesteigert wird; es gen\u00fcgt, die eine (Jabel ungef\u00e4hr parallel zur Ohrmuschel vor und zur\u00fcck zu bewegen, um ,,k\u00fcnstliche Schwebungen\u201c oder kurzes Aufblitzen des zweiohrigen Tons zu erzeugen, l^eise Gabeln werden schon wenige Zentimeter vor oder hinter der Ohr\u00f6ffnung nicht mehr geh\u00f6rt. Luftleitung zum Ohr der andern Seite ist beim Arbeiten mit kleinen Gabeln daher leicht und vollkommen auszusehlie\u00dfen; ein Gehilfe mag sieh, wo notig, \u00fcberzeugen, da\u00df im Nacken oder vor der Nase des Beobachters nichts zu h\u00f6ren ist.\nAndere Anordnungen werden bei den Versuchen beschrieben, zu denen sie gedient haben.\nT orl\u00e4ujige Unterscheidung ein- und zireiohriger Erscheinungen\nEin paar grobe Unterschiede der Erscheinungsweise ein- und zwei-ohriger T\u00f6ne und Ger\u00e4usche \u2014, die jedem sofort auffallen, seien hier zun\u00e4chst aufgez\u00e4hlt, denn ihre Kenntnis erleichtert dem Experimentator die Beobachtungen und deren Beurteilung, dem Leser das Verst\u00e4ndnis der Beschreibungen.\n1.\tEinohrige Sch\u00e4lle werden in der Regel in die Ohrenachse, und zwar nah vor die Geh\u00f6rgang\u00f6ffnung lokalisiert, zweiohrige in verschiedene, von dem Zeitunterschied abh\u00e4ngige Richtungen, meist vorn und etwas oben, und, wenn sie nicht zu laut sind, in gr\u00f6\u00dfere Entfernung (bis zu 1\u20141'/, m).\n2.\tZweiohrige Sch\u00e4lle klingen voller \u2014 nicht eigentlich st\u00e4rker, wie meist angegeben wird \u2014 als einohrige. Jene haben etwas Hallendes. i as diesen fehlt. An dieser eigent\u00fcmlichen Qualit\u00e4t sind die zweiohrigen Erscheinungen leicht kenntlich, oft auch dann, wenn sie nicht unmittelbar mit einohrigen verglichen werden.\n,NVht zu laute 1111,1 f?ut extrakraniell lokalisierte zweiohrige Sch\u00e4lle erscheinen als scharf umrissene, dichte, unter Umst\u00e4nden kugelf\u00f6rmige K\u00f6rper, em Beobachter verglich die Dreht\u00f6ne kreisenden Planeten1). St\u00e4rkerer zwe'ohriger Schall erscheint wolkig ausgebreitet, den Kopf umhulle,,,!. E.nohriger Schall dagegen erscheint weniger als selbst\u00e4ndiges >jekt denn als subjektive Empfindung oder als Eigenschaft der onquelle, von deren Dasein man wei\u00df, z. B. der Gabel, die man ans\nl) \\gl. auch Bnley, Zeitsehr. f. Psychol. Id, 340ff.; \u00dfeitr. 8, 70ff","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen Uber ein- und zweiohriges H\u00f6ren.\n\u00df'J\nOhr h\u00e4lt. Ihm gesellt sich \u00f6fters eine Empfindung der Beanspruchung des Ohrs, deren Qualit\u00e4t Tastempfindungen verwandt ist. Oh ein Schall mehr objektiv oder mehr subjektiv erscheint, ist auch von der Verhaltensweise des Beobachters abh\u00e4ngig1). Dennoch unterscheiden sich ein- und zweiohrige Sch\u00e4lle auch an sich in dieser Hinsicht, sowohl wenn der Beobachter nicht in einer bestimmten Richtung eingestellt ist, als wenn er eine der beiden Auffassungen erstrebt : ein zweiohriger Schall l\u00e4\u00dft sich leichter objektiv erfassen als ein einohriger und unter Umst\u00e4nden subjektiv \u00fcberhaupt nicht. Auch hierin ist das zweiohrige H\u00f6ren dem stereoskopischen Sehen vergleichbar.\nTonh\u00f6he ein- und ztreiohrig\nWir vergleichen zun\u00e4chst ein- und zweiohrige T\u00f6ne hinsichtlich ihrer Tonh\u00f6he.\nEs kommt hier nur auf das Moment an, das sich lad T\u00f6nen und Ger\u00e4uschen parallel der Reizfrequenz kontinuierlich \u00e4ndert und das am besten als Helligkeit bezeichnet wird, nicht auf das, das der Oktaven\u00e4hnlichkeit zugrunde liegt (Qualit\u00e4t), noch auf das, das musikalische T\u00f6ne und Kl\u00e4nge von Ger\u00e4uschen unterscheidet. (Auf genauere Bestimmungen braucht hier nicht eingegangen zu werden, ebensowenig auf die Frage, ob die beiden zuletzt genannten Momente etwa in eines zusammenfallen.) I)a auch das, ebenfalls von der Frequenz abh\u00e4ngige, quantitative Moment (Volumen) bei den folgenden Beobachtungen unber\u00fccksichtigt bleibt, ist die Verwendung des alteingeb\u00fcrgerten Ausdrucks Tonh\u00f6he wohl immi\u00dfverst\u00e4ndlich. Die kleinsten wahrnehmbaren Unterschiede h\u00e4lt Stumpf \u00fcbrigens f\u00fcr solche der Tonqualit\u00e4t, nicht der Helligkeit2 3), und gerade dieser Anschauung meines verehrten Lehrers kann ich nicht zustimmen. Aber auch darauf kommt hier nichts an.\nEin und dieselbe Gabel klingt, wie Stumpf genauer festgestellt bat;>), f\u00fcr das rechte und linke Ohr verschieden hoch. Die Grolle und sogar die Richtung des Unterschiedes wechselt f\u00fcr verschiedene hrequenzen und auch f\u00fcr verschiedene Beobachter: ferner auch f\u00fcr denselben Menschen zu verschiedenen Zeiten \u2014 mir wenigstens schien gelegentlich ein Unterschied, der einmal ganz deutlich war. bei sp\u00e4terer Wiederholung des Versuchs sehr gering, ja kaum merklich: \u00f6fters hatte sich auch bei der gleichen Frequenz die Richtung umgekehrt. Das mag mit dem Allgemeinbefinden4) und der jeweiligen Beobachtungsf\u00e4higkeit Zusammenh\u00e4ngen. Alan mu\u00df sich daher an das einmal mit Sicherheit Beobachtete halten und kann die \\ ersuche nicht jederzeit und nicht\n') Vgl. Heinz Werner. Grundfragen der Intensit\u00e4tspsy. hologic. Zeitsrhr. f. Psychol. u. Physiol, d. Sinnesnrg.. Erg.-Bd. 10. tiSff. 1\u00ce*\u2014\u2014.\n2)\tVI. Kongr. f. exp. Psychol., besonders S. .t.ltt; Bcitr. S, ,d.\n3)\tTon paye hol. 2. 320.\n*) Wie mir Herr Geheimrat Stumpf mitteilt, steigerte sieh der normale H\u00f6henunterschied bei einem Herrn zu Zeiten hochgradiger Nervosit\u00e4t bis zu einer Art Diplakusis.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nE. M. von Hornbostel :\nimmer mit denselben Frequenzen nachpr\u00fcfen. Auch mu\u00df man ber\u00fccksichtigen, da\u00df die T\u00f6ne beim Ausklingen der Gabeln ph\u00e4nomenal h\u00f6her werden* 1) und sie darum immer in beiden Zeitlagen vergleichen.\n(Versuch 1.) Eine Gabel von 435 v. d. h\u00f6rte ich vor dem rechten Ohr am tiefsten, median auf den Sch\u00e4del aufgesetzt etwas h\u00f6her, vor dem linken Ohr am h\u00f6chsten.\n(Versuch 2.) 2 unisono Gabeln (435). Nacheinander rechts allein, reehts und links verteilt, links allein geh\u00f6rt steigt die H\u00f6he der T\u00f6ne, in umgekehrter Reihenfolge f\u00e4llt sie.\n( Versuch 3.) Summt man mit geschlossenem Mund einen Ton und h\u00e4lt dabei die H\u00f6he sehr genau fest, so erscheint er h\u00f6her, wenn man das eine, tiefer, wenn man das andere Ohr zudr\u00fcckt. (Er r\u00fcckt dabei in das jeweils verschlossene Ohr \u2014 der bekannte \u201eH'eiersche Versuch\".) Auf der verschlossenen Seite, wo die Schwingungen keinen Ausweg durch den Geh\u00f6rgang ins Freie haben, \u00fcberwiegt die monotische Erregung, was sich ja auch in der Lokalisation kundgibt.\n( Versuch 4.) Ein leiser Zungenpfeifenklang (h1) erscheint rechts vom Kopf angegeben \u2014 wobei Luftleitung um den Kopf herum nicht ganz ausgeschlossen ist \u2014 h\u00f6her als links; in der Mitte vorn in mittlerer H\u00f6he, aber dem tieferen (linken) n\u00e4her2). Verschlie\u00dft man, w\u00e4hrend der Klang rechts ert\u00f6nt, das linke Ohr, so wird er noch h\u00f6her, da dann die diotische Erregung sehr geschw\u00e4cht, wenn nicht aufgehoben wird.\nAuch beim gew\u00f6hnlichen zweiohrigen H\u00f6ren n\u00e4hert sich also die Tonh\u00f6he der des st\u00e4rker erregten Ohres.\n( I ersuch J.) Mit 2 verteilten, sehr wenig gegeneinander verstimmten Oabeln (4.>2), die jede allein rechts h\u00f6her erscheinen als links, wird ein langsamer Drehton erzeugt; dieser erscheint im Sukzessiv-Vergleich von mittlerer H\u00f6he so wie der beidohrige Ton in Versuch 2. Ist die h\u00f6here Oabel links, so l\u00e4uft der Drehton vom rechten zum linken Ohr und verharrt hier, bis er \u2014 bei 180 \u00b0 Phasendifferenz \u2014 auf die rechte Seite \u00fcbergebt. Richtet man nun die Aufmerksamkeit nach rechts und beobachtet die H\u00f6he des Drehtons in dem Augenblick, wo er dort auftaucht, so kann man bemerken, da\u00df beim Seitenwechsel die Tonh\u00f6he sprunghaft steigt, bei umgekehrter ( Jabel Verteilung und Drehrichtung erfolgt beim Seitenwechsel ein geringerer und schwerer zu beobachtender \u2014 Sprung nach der lieft3). Man kann hieraus auf eine allm\u00e4hliche Ver-\nM Stumpf. Ton psycho!. |. 242. 2\u00f6.'(ff.\n-i flu In/ fand, da\u00df auch diplctische T\u00f6ne zwischen den beiden monotisehen I rimartnnen und oft dem tieferen n\u00e4her liegen. (Zcitschr. f. Psvehol 10 \u00df\u00df\u00df-Beitr. S. 00.)\t\u2018\t\u2019\t\u2019\nI e u'S S<,','laVOr u''\"ar\"t- si\u2018 l| bei diesem Versuch des oben angegebenen Mittels\npl\u00f6tzlicher Phasenumkehrung durch Drehender einen Gabel um ihren Stiel zu be-\n'\tfiringt man lmml\u2018eh die Schwingungsebene aus der Sagittalstellung in","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen \u00fcber ein- und zweiohriges Il\u00fcren.\n71\n\u00e4nderung des physiologischen Prozesses in der der Tonh\u00f6he entsprechenden Hinsicht w\u00e4hrend des ganzen Zyklus schlie\u00dfen, die sich freilich, wegen des sehr langsamen kontinuierlichen \u00dcbergangs, nicht direkt beobachten l\u00e4\u00dft. Je mehr sich der Drehton von der einen Seite entfernt und der andern ann\u00e4hert, um so un\u00e4hnlicher w\u00fcrde der diplotische Proze\u00df dem einen und zugleich um so \u00e4hnlicher dem andern monotischen.\nWas hier Tonh\u00f6he genannt ist, ersch\u00f6pft sich nicht in dem ph\u00e4nomenalen Unterschied von Hell und Dunkel: der dunklere Ion erscheint zugleich hohler, dumpfer, weicher, runder. Beobachtungen wie die von Versuch 1 lassen sich auch an Ger\u00e4uschen machen. Mit Irequenz-unterschieden, etwa der Basilarmembranfasern, haben die hier besprochenen Erscheinungen nichts zu tun; sie sind rein zentral. Sie m\u00fcssen aber auch, wie sogleich aus dem folgenden hervorgehen wird, eine andere Seite des zentral-physiologischen Geschehens betreffen als die, die sich parallel mit den Reizfrequenzen \u00e4ndert.\nAbh\u00e4ngigkeit der zweiohrigen Erscheinungen rom h regnenz-1 nterschied\nder Beize\nWerden verteilte Gabeln, vom Einklang ausgehend, mehr und mein gegeneinander verstimmt, so \u00e4ndern sich die Erscheinungen kontinuierlich. Zun\u00e4chst beginnt der Ton. der beim Einklang ruhig an einem Ort blieb, langsam zu wandern. Wie schnell die Bewegung sein mu\u00df, um als solche bemerkt zu werden, habe ich mit Gabeln, da sic zu schnell ausklingen, nicht feststellen k\u00f6nnen. Jedenfalls lassen sich noch sehr langsame Bewegungen, namentlich bei unterbrochener Darbietung, verfolgen und daher Verstimmungen doppclohiig noch feststell n. die an den St\u00e4rkeschwankungen ein- oder beidohriger Schwebungen nicht mehr nachweisbar sind.\nTonquellen mit lieliebig lange vollkommen konstant bleibender D'quenz\nR\u00f6hrensender sollen diese Bedingung erf\u00fcllen standen mir na bt zur \\ er f\u00fcgung. Durch Beobachtungen der Richtungen des Drehtons in gr\u00f6\u00dferen, gemessenen Zeitabst\u00e4nden m\u00fc\u00dften sich beliebig kleine Verstimmungen noch feststellen lassen.\nDiese Tatsache ist theoretisch nicht ohne Interesse, denn sie zeigt, da\u00df Frequenzunterschiede, die weit unter der Schwelle jeder ..l ntcr-schiedsempfindlichkcit\" liegen, noch zentral-physiologisch wnksam sein k\u00f6nnen.\nDie Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr suk/.e he lom bi i bi id< bri_ i bietung durch einen vergabelten Schlauch - fand ich nicht verschieden von der ein\u00e4hrigen. Bei unmittelbarer \\ ergleichung finde ich - bt i 4.\u00bbn \\.\nilie Ohrenachse, so n\u00e4hert man zugleich die eine Zinke der (.ehoigan.offnun u verst\u00e4rkt in unkontrollierbarer Weise die monotische Erregung au 1 a '1 \u25a0\" wobei sich, wie man sich leicht mit einer einzelnen Oabe ii \u00bbrz.iugt, vertieft.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nE. M. von Hornbostel :\neine wie die andre einen eben merklichen Unterschied von ,/3 bis '/, Schw ingung. 1 . \u00d6. Kn udst n1 ) fand dagegen die boidohrige H\u00f6henschw elle niedriger, als die einohrige, vielleicht deshalb, weil das eine Mal die T\u00f6ne von einem entfernt auf-gestellten Telephon kamen \u2014 und daher gegenst\u00e4ndlicher waren, das andere Mal das Telephon unmittelbar ans Ohr gehalten wurde.\nMan mu\u00df also annehmeii, da\u00df der von der Heizfrequenz abh\u00e4ngige Parameter des Nervenvorgangs der Frequenz sehr genau entspricht da\u00df er sozusagen selbst eine sehr feine Unterschiedsempfindliehkeit besitzt und alle Schl\u00fcsse, die man aus der ein- oder beidohrigen Unterschiedsempfindliehkeit auf die Abstimmung, Anzahl und Wirkungsweise der Basilarmembranfasern gezogen hat, erscheinen insofern bedenklich, als das Zentralorgan hier mehr leistet als der Vorarbeit des peripheren Mechanismus zugemutet werden kann.\nWird der l inlauf der Dreht\u00f6ne schneller, so da\u00df man ihn nicht mehr verfolgen kann, so nimmt die Erscheinung einen schwebungsartigen ( harakter an, weshalb sie fr\u00fcher allgemein f\u00fcr \u201ebinauiale Schwebungen\u201c gehalten wurde. Da\u00df es sieh nicht um solche handelt, geht schon daraus hervor, da\u00df der Drehton ganz kontinuierlich in die Pseudo-Schwebungen \u00fcbergeht und diese bei T\u00f6nen \u00fcber etwa 800 v.d. zugleich mit dem \u201eInnenzyklus\u201c \u00fcberhaupt Wegf\u00e4llen2).\n(Versuchsreihe 6.) Verteilte Gabeln von 451 v. d. Bei einer Periodendauer (T) von 1,1 Sek. fand ich den Au\u00dfenzyklus noch als solchen und auch die Richtung der Drehbewegung gut erkennbar. Dies blieb so, wenn auch mit schnell abnehmender Deutlichkeit, bis zu T = 0,8 Sek. ; man merkt noch, in welcher Richtung der Ton durch den Kopf \u201edurchschl\u00e4gt\u201c. Bei T = 0,0.) Sek. ist weder Drehung noch ihre Riehtuntr mehr wahr-\nn neben dem umh\u00fcllenden diplotischen Lokalisation kenntlichen, dichotischen T\u00f6ne 'len Ohren hervor und werden bei weiterer auer immer deutlicher, w\u00e4hrend der diplo-\n*) Physical Rev. (2) 21, \u00ees4, 10*>2\n-\u2022) Berlin. Bit. 1920. S. 990: siumpf, Tonpsychol. \u2022\u00bb. 471.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen ilbrr ein- und zweioliriges H\u00f6ren.\n7ii\ntische Ton mehr und mehr zur\u00fccktritt. Sind die Gabeln stark angeschlagen, so sind die diehotischen T\u00f6ne st\u00e4rker als der diplotische; erst beim Ausklingen der Gabeln \u00fcherwiegt wieder der letztere (T 0.2\u00d6 Sek.). Dann verschwindet das Umh\u00fcllende, der diplotische Ton ist nicht mehr gesondert cxtrakraniell lokalisiert, verr\u00e4t sieh aber noch durch das \u201eHallen\u201d (vgl. oben S. OS), die Sehwehungen gehen \u2014 bei T -0.12') Sek. \u2014 scheinbar mehr und mehr auf die diehotischen l\u00fcnc \u00fcber, deren H\u00f6henunterschied hei T etwa 0.10 Sek. ehenmerklieh und bei T etwa 0,05 schon ganz deutlich wird. Zuerst ist der H\u00f6henunterschied nur hei wandernder Aufmerksamkeit, in einer Art Sukzessiv-Vergleich, wahrnehmbar ; zuletzt erscheinen streng simultan ein Ton links und ein anderer rechts.\nAuch Stumpf fand in der Gegend von e- 12\u201420 Schwingungen1), Bahf) in derselben H\u00f6henlage (500 v. d.) 10\u201412 Schwingungen zur (deutlichen) H\u00f6henunterscheidung doppelohriger T\u00f6ne n\u00f6tig. Bei monotisehen Zweikl\u00e4ngen tritt \u201edeutliche Zweiheit\u201d in der Gegend 400\u2014600 bei Unterschieden von 10- 15 Schwingungen auf9). Danach w\u00e4re die Untersehiedsempfindlichkeit f\u00fcr simultane T\u00f6ne monotiseh nicht schlechter, sondern eher besser als diplotiseh. Gelegentlich habe ich bei unmittelbarer Vergleichung beobachtet, da\u00df die Tonh\u00f6he diplotiseh noch streng simultan unterschieden wird, wenn monotiseh nur mehr bei Verst\u00e4rkung \u2014 Ann\u00e4herung - der einen Gabel. Ob hier wirklich ein durchg\u00e4ngiger l nter-schied des ein- und doppelohrigen H\u00f6rens besteht, m\u00fc\u00dfte noch genauer untersucht werden. Sehr bedeutend wird er kaum sein.\nWichtiger ist die Frage, oh der diplotische Ton dem von Stumpf entdeckten monotisehen \u201eZwischentan\"*) vergleichbar sei. Auch dieser wird ja bei sehr kleinen Frequenzunterschieden allein geh\u00f6rt und erst hei zunehmender Verstimmung treten neben ihm die Prim\u00e4rt\u00f6ne mehr und mehr hervor, w\u00e4hrend der Zwischenton verbla\u00dft und endlich verschwindet. Die Stumpf sehe Theorie, nach der die nutsehwingendcn Zonen der Basilarmembran mit den Frequenzen auseinander r\u00fccken, l\u00e4\u00dft sieh auch auf das diplotische H\u00f6ren \u00fcbertragen5). Aber die l'.nt-stehung des Zwischentons ist eng an die der Schwebungen gebunden, auch schon physikalisch\u00ab), und unterliegt wohl \u00e4hnlichen Bedingungen, wie die der Differenzt\u00f6ne. (Vielleicht mu\u00df man. wie bei Differenztonen, auch bei Zwischent\u00f6nen physikalische, die z. B. durch Zungen in gemeinsamem Windkasten entstehen, von physiologischen, die erst nn Geh\u00f6rorgan - auf dem Trommelfell, der Membran des ovalen en-sters oder der Basilarmembran \u2014 zustande kommen, unterscheiden.)\n*) Tonpsvchol. *524.\n2)\tZeitschr. f. Psychol. 70. 331: Boitr. *, \u00ab7.\n3)\tSchaefer und (iuttmunn. Zeitschr. f. l\u2019sychol. u. l\u2019hysml.\nBeitr. 4. 58.\n4)\tTonpsvchol. S. 4SOff.\n5)\tBahylZeitschr. f. Psychol. 70. XU: IVitr. H. \u00ab) Haley, Zeitschr. f. Psychol. \u00ab7. 237ff.: Keitr.\n70.\nH.\n13 ff.\nfl. Sinncsor^.\nVI. 1\u00bb4:","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nE. M. von Hornhostel:\nDiplotisch gibt es aber weder (echte) Schwebungen, noch Differenzt\u00f6ne, und schon deshalb erscheint die Deutung der diplotischen T\u00f6ne als Zwischent\u00f6ne bedenklich. Der wesentliche Grund, beide Erscheinungen auseinanderzuhalten, liegt aber darin, da\u00df die Freqlicnzuntersehiede, bei denen 3 T\u00f6ne zugleich geh\u00f6rt werden, im einen und andern Fall von ganz verschiedener Gr\u00f6\u00dfenordnung sind: die dichotisehen T\u00f6ne treten neben dem diplotischen schon bei einem Frcquciizuntorsehied von 2 Schwingungen hervor, die Prim\u00e4rt\u00f6ne neben dem Zwischenton erst bei etwa 35 Schwingungen \u2014 einem Halbton in mittlerer Lage - . wo von der diplotischen Erscheinung nur noch ein schwaches, schwer merkliches Hallen \u00fcbriggeblieben ist. Dieser Unterschied weist in dieselbe Richtung, wie die oben erw\u00e4hnte hohe, dem peripheren Organ weit \u00fcberlegene \u201eUnterschiedsempfindlichkeit\u201c des nerv\u00f6sen Organs. Ich m\u00f6chte darum annehmen, da\u00df dit1 Zwischent\u00f6ne, ebenso wie Schwebungen und Differenzt\u00f6ne, durch die Einwirkung zusammengesetzter Wellen auf das periphere Organ Zustandekommen, f\u00fcr die diplotischen Erscheinungen dagegen die zentralen Vorg\u00e4nge allein verantwortlich sind, die man sich aber nicht analog der t berlagcrung von Schwingungen vorzustellen hat.\nXach dieser Abschweifung kehren wir zu unserer Versuchsreihe zur\u00fcck und vergr\u00f6\u00dfern den Frequenzunterschied der verteilten Gabeln noch weiter. Dann verschwindet \u2014 bei T etwa = 0,03 \u2014 auch das Hallen und \u2014bei T etwa - 0,02 \u2014auch die letzte Spur von Rauhigkeit : es werden die 2 verschieden hohen und ganz glatten T\u00f6ne rechts und links allein geh\u00f6rt, w\u00e4hrend die Gabeln, vor ein Ohr gebracht, noch rauhe monotische Schwebungen geben.\nMit hdflminni sehen LaufgewichtgaMn von 580 v. <1. h\u00f6rte ich das Hallen noch Im-, einem H\u00f6henunterschied von etwa einem Halhton (35 Schwingungen).\n. \u2018/T \u2019\"T\"\" Schr k'lsp spin und man mu\u00df immer zwischen rein monot isolier und diplotischer Darbietung schnell wechseln.\nDie diplotischen Pseudo-Schwebungen sind wahrscheinlich um so deutlicher je mehr sieh (las \\ erhaltnis der Dauer von Au\u00dfen- und Innenzvklus der Gleich-heit n\u00e4hert, was m der Gegend von 400 v. d. eintritt. Diplotisch wurde die Gabel 439,., zusammen mit 308 eben glatt (T - 14 n). monotiseh erst mit 343 (T 10 \u201e).\nEine \\ erstichsrcihc mit 817-Gabeln ergab ganz dieselbe Reihenfolge der Erscheinungen, nur fallen die Pseudo-Schwebungen weg. Auch die \"ciizen, die sich infolge des allm\u00e4hlichen \u00dcberganges nur schwer und unsicher feststellen lassen, scheinen bei denselben Periodendauern zu \" gen. Danach ist anzunehmen, da\u00df sich die diplotischen Erscheinungen, wie the Schwebungen, parallel mit den Frequenz-Unterschiede, nicht mit \u201cen Frequenz Verh\u00e4ltnissen (Intervallen) \u00e4ndern.\nHier drangt sich noch eine Frage auf: wenn auch bei gr\u00f6\u00dferen Fre-quenzuntersehieden der Prim\u00e4rt\u00f6ne keine diplotischen Erscheinungen \u00bb\"\u2022hr zustande kommen, so w\u00e4re es doch m\u00f6glich, da\u00df im linken und","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"lieohaclituiigeii Uber ein- und zweiuhriges Horen.\nrechten Ohr gleichzeitig erregte Schwebungen sich zentral vereinigten1). Je nach dem Zeitunterschied der Intensit\u00e4tsmaxima der beiden Sehwe-bungswellen w\u00e4ren dann die Schwebungen von den T\u00f6nen gesondert lokalisiert, bei geringer Verschiedenheit der Schwebungsfrequenzen w\u00fcrden \u201eDrehschwebungen\" \u2014 neben ruhenden monotisehen Zwischent\u00f6nen zu erwarten sein.\n( Versuch 7.) Das Gabelpaar 430 und 43\u00d6+J, vor dem einen, das l\u2019aar SOI) und 800\t<52 vor dem anderen Ohr ergab, bei gr\u00f6\u00dferen\nwie bei geringeren, bei gleichen wie bei ungleichen \\ erstimmungen (A,- ' \\) immer dieselbe Erscheinung: die Schwebungen bleiben dieho-tiseh getrennt und k\u00f6nnen ungest\u00f6rt jede f\u00fcr sich beobachtet werden. Es ist nat\u00fcrlich sehr gut m\u00f6glich, da\u00df bei der primitiven Versuchsanordnung der Zeitunterschied zwischen den beiden Schwebungswellen zuf\u00e4llig1\"immer zu gro\u00df war, als da\u00df eine gute extrakranielle Lokalisation h\u00e4tte zustande kommen k\u00f6nnen. Ein Einwand gegen die Schl\u00fcssigkeit des Versuchs folgt indes hieraus nicht: denn auch in solch ung\u00fcnstigen F\u00e4llen m\u00fc\u00dften diplotische Schwebungen ausgebreitet auf der einen Seite, eventuell innerhalb des Sch\u00e4dels, geh\u00f6rt werden, nicht aber die beiden getrennten Rhvthmen rechts und links.\nEs findet also auch hier zentral keine \u00dcberlagerung der Hechtsund Links-Prozesse nach Art von mechanischen oder elektrischen Schw ingungen statt. Die beiden dicliotisehen Schwebungen geben weder zentrale Schwebungen h\u00f6herer Ordnung, noch gesondert m eine Richtung lokalisierte oder wandernde Erscheinungen. Wenn man bedenkt, da\u00df die periodischen St\u00e4rkeschwankungen ja nur eine Eigenschaft der zusammengesetzten Wellen sind, wird es ganz verstand ich \u00abla\u00df die entsprechende Seite der Xervenvorg\u00e4ngc nicht f\u00fcr sieh allem eine Gesamtwirkung und eine neue Erscheinung ergeben kann, wahr,md die Vorg\u00e4nge und Erscheinungen in jeder anderen Hinsicht selbst\u00e4ndig\nbleiben.\nAbh\u00e4ngigkeit der zweiohrigen Meinungen rem ehr Welhnjonn\nzusammengesetzten Klang ein- \u00ab\u201e1er beidohng huren.\nOb wir einen\nmacht f\u00fcr die Klangfarbe im enger, n Smn\neigent\u00fcmlichen Qualit\u00e4t zweioh,\t,\t\u25a0\nk.,\u201e\u201e\t\u00ab...\t<\u00ab\u00bb'\u00bb\"\t\" hm- \" '\t>\n\u00ab....cntlifli v.T-. l.i.-a..... Klang\u00ab\u00bb.\u00ab\"'. W.-l.-n- \u00ab\u2022\u00ab\" -\t.\n\u00bblier ...... ,11,- K,,'ln i.n.ngn\u00bb. -\tu,\u00bbl ................\nKl\u00e4nge gegeben werden ?\nalso aligeselien von der Sch\u00e4lle: F\u00fclle. Hallen. Pr\u00e4zision\n------------,\t,\tOhr beeinflussen, wie schon\n.....-...........................\nmonotisehen Ton \u00bb1er ainhrn ih\u00ab it.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nE. M. von Hornhostel:\n(1 ersuch 8.) Eine (.label von 500 v. d. links und eine genau gleich hohe Zunge rechts. Der Zungenklang kommt, um Miterregung des andern Ohrs zu vermeiden, durch ein Rohr aus dem Xebenraum. Der/, weil dirige, hei g\u00fcnstigem Zeitunterschied extrakraniell vorn lokalisierte Ton klingt weich und einfach, wie der einer (label: zugleich h\u00f6rt man rechts nah vor dem Ohr den Zungenklang.\n( Versuch 9.) Zwei ann\u00e4hernd gleich hohe Zungen IKK\u00bb verteilt. Die Farbe des zweiohrigen Tons ist wieder die einer (label, also eines einfachen Ions. Soweit dichotiseh, vor dim beiden ()hren, etwas zu h\u00f6ren ist, hat es etwa Zungenfarbe, klingt aber etwas heller, als eine Einzel-zunge ein- oder beidohrig.\nDas Ergebnis dieser Versuche n\u00f6tigt zu dem Schlu\u00df, da\u00df auch bei Kl\u00e4ngen nur diejenigen Teilt\u00f6ne Zusammenwirken und eine beid- oder doppelohrige Erscheinung hervorrufen, deren Frequenzen gleich oder sehr wenig verschieden sind. Werden zwei Kl\u00e4nge gleicher Zusammensetzung etwas gegeneinander verstimmt, so r\u00fccken die Teilton-Paare mit steigender Ordnungszahl immer weiter auseinander und werden \u2014 vorausgesetzt, da\u00df der Frequenz-Unterschied hierf\u00fcr ma\u00dfgebend ist \u2014 immer schw\u00e4chere diplotische und immer st\u00e4rkere (getrennte) dichotisehe Prozesse ergeben: der doppelohrige Klang wird also weicher sein, als der ein- oder beidohrige und mit zunehmender Verstimmung sieh mehr und mehr einem einfachen Ton ann\u00e4hern, w\u00e4hrend zugleich immer mehr und tiefere Teilt\u00f6ne dichotiseh getrennt erscheinen werden. Diese Aussiebung der Obert\u00f6ne \u2014 die \u00fcbrigens, ebenso wie die im vorigen Abschnitt besprochenen Erscheinungen, ganz unabh\u00e4ngig ist von der Einstellung oder Anlage des Beobachters, einer etwaigen Tendenz zum Heraushoren oder Vereinheitlichen - spricht sehr f\u00fcr eine, wenn auch grobe, physiologische Klanganalyse schon in der Schnecke. Denn wenn eine solche \u00dcberhaupt nicht stattf\u00e4nde, so m\u00fc\u00dfte man, besonders nach den g eich zu besprechenden Beobachtungen, erwarten, da\u00df verteilte Kl\u00e4nge schon bei sehr geringer Verstimmung keinerlei diplotische Ersehei-nungen mehr erzeugen w\u00fcrden.\n(IWA /0.), Von 2 M\u00e4nnerstimmen wird mit m\u00f6glichst gleicher und konstanter ronh\u00f6he und Vokalit\u00e4t ein () gesungen. Bei Verteilung\nrech nl \" \"lrd ,,0ben (U\u2018n beifl\u2122 dichotischen O-Kl\u00e4ngen offen!,ar l\tAu^\"blicke \u00ab\u00ab* ein diplotische\u00ab O geh\u00f6rt, n\u00e4mlich\ngrade l.li: rn;-\"'\"vn ^ J\"*\u2122 ** A^leichung ihrer Stimmen\ndichotiseh t \"ln \u2018nvU\"d \u00b0 ,,a\u00df<\u2018p,\u2018n bl(',b<\u201cn al,oh hf* gleicher Tonh\u00f6he\nh.tish stets vollkommen getrennt. Monotisch verschmilzt wie\nHerr Geheimrat Stumpf gelegentlich festzustellen die (I ha \" , r\" *Wch\"\u2018 T\u00b0nh\u00f6hl* \u00ab-\u00abngencH A und I 7U ner im m\n\u2018\u00c4r-die ein einzeiner won,","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Bcnhnchtiimreii \u00fcber ein- und zweinhri\u00e7es H\u00f6ren.\n77\n( IVrsurh 11.) Ein Ger\u00e4usch, z. H. Kratzen mit dem Fingernagel auf einer Streieliliolzscliaehtel, dureh zwei gleichlange Sehl\u00e4uehe bcidohrig geh\u00f6rt, erscheint extrakraniell lokalisiert in der Mediane. 2 (Jer\u00e4usche \u2014 vor jeder Sehlauch\u00f6ffnung eine Schachtel\u2014 bleiben stets vollst\u00e4ndig getrennt rechts und links, mag man sich noch so sehr bem\u00fchen, sie einander gleich zu machen. Es ist dies nur eine Modifikation des bekannten HVWschon Versuchs mit 2 Taschenuhren : man h\u00f6rt ihr Ticken auseinander, sobald man die l bren auf die beiden Ohren verteilt.\n( Vrrsurh 12.) Auf einer Phonographenwalze wurden nacheinander aufgenommen: I. eine Stimmgabel, 2. eine /ungenpfeife. .5. ein auf m\u00f6glichst konstanter Tonh\u00f6he gesungenes O. 4. ein Dauerger\u00e4usch (Scheuern mit gekn\u00fclltem Papier auf Pappe). Von der Walze wurden ein galvanisches Negativ und von diesem 2 Positiv-Abg\u00fcsse hergestellt. Die beiden Phonogramme wurden von 2 Apparaten gleicher Konstruktion mit gleichen Membranen bei gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit gleichzeitig wiedergegeben und dureh gleich lange Schl\u00e4uche diotisch abgeh\u00f6rt. Kleine Verschiedenheiten in der Tonh\u00f6he (Umdrehungsgeschwindigkeit), Klangfarbe (Membranen) und etwas gr\u00f6\u00dfere Abweichungen von der (Jleichzeitigkeit (Aufsetzen der Memluanen) sind bei dieser Anordnung nat\u00fcrlich unvermeidlich. Dennoch wurde der Stimmgabelton dauernd deutlich diotisch hallend und etwas umh\u00fcllend \u2014 geh\u00f6rt, der Zungenklang schon viel weniger deutlich diotisch, der gesungene Vokal nur f\u00fcr Augenblicke; das Ger\u00e4usch aber war und blieb immer rechts und links getrennt und erschien simultan in keiner Weise anders als sukzessiv, bei abwechselndem Zuklemmen eines Schlauches.\nEs ist zu beachten, da\u00df es sich hier um ein Pauergcrausch handelt. Kurze scharfe Kn\u00fclle sind vielleicht weniger heikel. Die Klangfarbcii\u00fciidennigeii. die Mikrophon- und Telephonmembranen, die immer etwas verschieden sind, in eine Welle hineinbringen, verhindern die diplotische Erscheinung in der Kegel nicht. Immerhin sollten bei Versuchen und bei der praktischen Anwendung des zwei-ohrigen H\u00f6rens die svmnirtrischen Apparateteile m\u00f6glichst \u00e4hnlich gemacht werden, da sonst leicht interkranielle Isikalisation auftritt. die die Beobachtungen sehr erschwert, wenn nicht unm\u00f6glich macht. Ohertonrciehc Quellen. /. B. elektrische Gabeln, sollten nie paarweise verwendet werden (vgl. \\ ersuch !\u00bb). sondern nur einzeln in diotiseher Darbietung mit verg\u00e4l lten U-itimgcn.\nDas Ergebnis dieser Versucht- l\u00e4\u00dft sich kurz so ausdr\u00fcckeii: je unregelm\u00e4\u00dfiger die Form der Gesamtwelle, desto empfindlicher ist die diotische Verschmelzung gegen Abweichungen der beiden Heize von der Gleichheit. Einfache Sinust\u00f6ne k\u00f6nnen sieh ja hinsichtlich der Klangfarbe (im engeren Sinn) \u00fcberhaupt nicht unterscheiden. Aber auch Instrumentalkl\u00e4nge erweisen sich als weniger stark individualisiert als gesungene Vokale, und diese w ieder weniger als Ger\u00e4usche. I >ie Ger\u00e4usche sind unter den Wellenformen sozusagen die st\u00e4rksten, charaktervollsten","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nE. M. von Hornbostel :\nPers\u00f6nlichkeiten, die, ungesellig und wenig anpassungsf\u00e4hig, ihre Selbst\u00e4ndigkeit auch gegen\u00fcber n\u00e4chsten Verwandten eigenwillig behaupten. Dali die Vokale, wie in der unmittelbaren Erscheinungs-weise, auch in ihrem Verhalten beim dichotischen H\u00f6ren, das ja nur unter k\u00fcnstlichen Umst\u00e4nden zustande kommt, in der Mitte stehen zwischen Ger\u00e4uschen und musikalischen Kl\u00e4ngen, best\u00e4tigt in willkommener Weise neuere ent wieklungsgeschichtliche Anschauungen1).\nBiologisch ist die diotische Unvereinbarkeit verschiedener Ger\u00e4usche au\u00dferordentlich zweckm\u00e4\u00dfig. Wir k\u00f6nnten sonst nicht in ger\u00e4uschvoller Umgebung. etwa den Stra\u00dfen der Gro\u00dfstadt, uns akustisch orientieren: die von mehreren Schallquellen ausgehenden Wellen ergeben ja unter nat\u00fcrlichen l mst\u00e4nden immer zugleich die \u00e4u\u00dferen Bedingungen f\u00fcr beidohriges und doppelohriges H\u00f6ren, und wir w\u00fcrden statt einzelner, richtig lokalisierter, nach Helligkeit und Farbe wohl best innuter und voneinander sich abhebender\u2014-amphotischer\u2014Ger\u00e4usche ein Chaos diplo-tiseher Erscheinungen wahrnehmen, wenn beliebige Prozesse des rechten mit beliebigen des linken Organs sich zentral vereinigen k\u00f6nnten.\nAm Schl\u00fcsse seiner Tonpsychologie2) er\u00f6rtert Stumpf ein f\u00fcr die physiologische H\u00f6rtheorie sehr bedeutsames Problem: wieso h\u00f6ren wir aus einem Zusammenklang mehrerer Instrumente die einzelnen Klangfarben heraus 1 Diese F\u00e4higkeit h\u00e4ngt aufs engste mit den Eigent\u00fcmlichkeiten des zweiohrigen H\u00f6rens zusammen, und schon Stumpf weist zuerst auf die Lokalisation hin. Es ist mir oft aufgefallen, da\u00df ein mehrstimmiger Satz, etwa f\u00fcr Streichquartett, an Plastik verliert, sieh verflacht, die Stimmen schwerer verfolgbar werden, sobald man das eine Ohi 'erschlie\u00dft. Wie sehr hier das zweiohrige H\u00f6ren dem einohrigen \u00fcberlegen ist, davon kann man sich leicht durch einen einfachen Versuch \u00fcberzeugen.\n(\\ much 13.) W\u00e4hrend der Beobachter zun\u00e4chst beide Ohren fest zuh\u00e4lt, wird auf dem Klavier bei aufgehobenem D\u00e4mpfer ein Ton angeschlagen und zugleich, m\u00f6glichst gleich hoch und gleich stark, gesungen. Sobald der Anschlag und der Stimmansatz verklungen sind, \u00f6ffnet der Beobachter ein Ohr: er h\u00f6rt dann den Ton in einer eigent\u00fcmlichen, aber einheitlichen Klangfarbe, die zwischen den bekannten des Klaviers und der Singstimme etwa die Mitte h\u00e4lt. Wird auch das\nzweite Ohr freigegeben, so springen im selben Augenblick die beiden Klangfarben auseinander, ohne da\u00df die Kl\u00e4nge \u2014 wenigstens ph\u00e4nomenal \u2014 'orschii'dpn lokalisiert zu sein brauchen.\nBei diesem Versuch fallen nun auch die \u2014 normalerweise sicher sehr wirksamen \u2014 Hilfsmittel der Analyse weg, die Stumpf anf\u00fchrt: zeitliche Durchkreuzung der Stimmen, Erzeugungsger\u00e4usche, Klang-\nM VgL Stumpf, VI. Kongr. d. exp. PsychoL S. 342ff.; Beitr. 8, 54ff Tonpsychol. ?, 545ff.\t\u2019 u'","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Iteitbaelituntren (liter ein- mul zweinhriges H\u00f6ren.\n7 y\nansatz, l\u2019ntersehiededer H\u00f6he, Starke lind 1 )auer, ( Ibcrtonsch Weitungen1 *). Nur die Schwankungen der Stimme gegen\u00fcber dem ganz gleich madigen Klavierton-) bleiben. Aber die waren ja beim einohrigen H\u00f6ren auch schon vorhanden. Was die Trennung erm\u00f6glicht, m\u00fcssen also spezifisch zweiohrige Wirkungen sein. Von solchen kommen zun\u00e4chst die Zeitunterschiede in Betracht, die f\u00fcr alle Teilt\u00f6ne eines Klanges dieselben sind, aber f\u00fcr die beiden Kl\u00e4nge infolge der r\u00e4umlichen Trennung der Quellen notwendig verschieden. Die einheitliche Lokalisation jeder Quelle f\u00fcr sieh ist hier sozusagen nur eine Nebenerscheinung, die gewi\u00df oft die Analyse erleichtert, aber nicht erst selbst bewirkt. Die Quellen k\u00f6nnen so nah benachbart sein, da\u00df der Riehtungsunter-sehied der Kl\u00e4nge nicht merklich ist. Das Wesentliche ist, da\u00df die beiden Ohren von der einen zusammengesetzten Welle mit einem einzigen Zeitunterschied, von der andern Klangwelle ebenfalls mit einem einzigen, aber andern Zeitunterschied erregt werden. So entstehen 2 amphotische Prozesse \u2014 und Krscheinungen \u2014, die infolge der Verschiedenheit der Wellenform \u2014 und Klangfarbe--------getrennt bleiben. Die Verschieden-\nheit der Zeitunterschiede allein w\u00fcrde hierzu nicht gen\u00fcgen: bei identischer Wellenform ergeben zwei Zeitunterschiede, auch wenn sie st\u00e4rker verschieden sind, in der Regel eine einheitliche Erscheinung von mittlerer Lokalisation. (Vgl. auch S.91 f.) Die Verschiedenheit der beiden Wellenformen und die Geschlossenheit einer jeden in sich verhindern zugleich, da\u00df neben den beiden Kl\u00e4ngen noch diejenigen wahrgenommen werden, die durch das Zusammenwirken gleich hoher Teilt\u00f6ne \u00fcberkreuz diplot isch entstehen k\u00f6nnten (entsprechend \\ crs. 8). Weniger verschiedene Kl\u00e4nge verschmelzen auch beim zweiohrigen H\u00f6ren, z. B. Cello und l'agott im Einklang, oder auch, bei vollendetem Zusammenspiel, ( ello und Oboe3).\nX che ne inan (k rhiutrh t n ein-, biid- mul dop]\u00bb lohriji r hrurln iimiii/in\nWir haben gefunden, da\u00df T\u00f6ne hinreichend verschiedener hrctpicnz, rechts und links verteilt, gleichzeitig vollst\u00e4ndig getrennt in der f\u00fcr das einohrige H\u00f6ren charakteristischen Lokalisation in oder unmittelbar vor den Ohren \u2014 wahrgenommen werden. Ist auch die letzte Spur\n1 ) Heim einohrigen H\u00f6ren kommen nat\u00fcrlich gerade diese Hilfsmittel zun\u00e4chst allein in Betracht. Man kann ferner daran denken, da\u00df. unbeschadet einer Analyse in tier Schnecke, einem Crundton mit seinen Ohertonen ein verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig einheitlicher Xervenvorgang und diesem das Ph\u00e4nomen der Klangfarls* entspreche. Kl\u00e4nge mit gleicher ftrundtonh\u00f6he w\u00fcrden dann aber sehr stark vor-schmelzen und cinohrig bei Wegfall tier andern Kriterien untrennbar sein, und das sind sie vielleicht wirklich. Vgl. zu dieser Krage die Diskussion zwischen I\u2018ereil und Hnrtridge, Nature I0H. 569: 109. TH. 176. -bt. 1922.\n'-) Stumpf, Tonpsychol. t. 350.\n3) Stumpf, Tonpsychol. \u00cf. 546.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"so\nE. M. von Hornbostel :\ndes diplotischen Hailens verschwunden, so unterscheiden sieh die gleichzeitigen T\u00f6ne in nichts von nacheinander geh\u00f6rten: nehme ich die rechte Gabel weg, so f\u00e4llt der rechte Ton fort, sonst \u00e4ndert sieh hinsichtlich der hier betrachteten Momente weder etwas an der Gesainterseheinung, noch an dem linken Ton. \u201eDiplotisch\u201c ist also hier nur noch die Reiz-anordnung, die Erscheinung dagegen ist rein dichotiseh oder, wenn man will \u201edi-monotisch\u201c, und als ihr zentral-physiologisches Korrelat m\u00fcssen wir uns zwei monotische Prozesse1) denken, einen Rechts- und einen Links-Proze\u00df, die selbst\u00e4ndig nebeneinander herlaufen, ohne sieh gegenseitig zu beeinflussen oder einen neuen diplotischcn Proze\u00df zu veranlassen. Hieran \u00e4ndert sich nichts, wenn auf einer oder auf beiden Seiten mehrere T\u00f6ne erklingen, vorausgesetzt nur, da\u00df ihre Frcquenz-untersehiede gro\u00df genug sind. Stumpf konnte noch, wenn jederseits 5 T\u00f6ne zusammenklangen, jeden richtig dem rechten oder linken Ohr zuweisen-). Die Analyse der beiden Mehrkl\u00e4nge interessiert uns hier nat\u00fcrlich nicht, sie ist blo\u00df Mittel zum Zweck und wird durch die Verteilung auf zwei Ohren weder erleichtert noch erschwert. Es sind eben zwei \\ ollst\u00e4ndig getrennte Mehrkl\u00e4nge vorhanden, der eine da. der andere dort, und unter geeigneten Umst\u00e4nden l\u00e4\u00dft sich auch ohne jede Analyse schon sagen, der hellere Gesamtklang sei links, der dunklere rechts, genau wie bei zwei verschiedenen Ger\u00e4uschen, etwa Klopfen und Kratzen. Wesentlich ist, da\u00df \u00fcber die Zuteilung nie ein Zweifel besteht. (Fehler kamen bei Baleya \\ ersuchen nur ganz vereinzelt vor und nur dann, wenn die betreffenden T\u00f6ne zu leise waren, um \u00fcberhaupt deutlich herausgeh\u00f6rt zu werden.) Wie einheit\u00fcch oder vielf\u00e4ltig jeder der beiden monotischen Prozesse auch sein mag, ihre Selbst\u00e4ndigkeit gegeneinander bleibt davon unber\u00fchrt.\nGanz ebenso wie diehotische (rechts- und links-monotische) T\u00f6ne untereinander, verhalten sie sich auch zu amphotisehen oder diplotischcn.\n(]frauch 14.) Werden z. B. die Gabeln 435 und 435 + 5 verteilt, und f\u00fcgt man nun links eine Gabel 96<i, rechts 1288 hinzu, so h\u00f6rt man neben dem Drehton (435) die beiden dichotischen T\u00f6ne rechts und links, und zwar jeden genau so, wie wenn er allein da ist.\n(Vfrauch IV) Kommt zu den verteilten 435-Gabeln auf der einen Seite eine Gabel 450 dazu, so bemerkt man \u2014 sobald man sich an die se ir rauhen Schwebungen, die die Beobachtung anfangs st\u00f6ren, gew\u00f6hnt hat \u2014 da\u00df die Schwebungen rein monotisch bleiben; der Drehton ist so glatt wie vorher. (Dasselbe gilt, wenn die 435-Gabeln genau unison sind, fur den ruhenden amphotisehen Ton.) Indem man die einzelne\nb,.bl\u00e4,hzu\u00b0!!inmr ail' Zeit\u00dcCthe KoeX1St,'nZ Und ihre FolS\u2122 - die hier eben uner-spl\u00ee-h\u00e8n tTw\" ~\t\u2019 80 m\u00dc\u00dftP man V\u00b0n \u201dfinem dichotischen Proze\u00df\u201c\nJ) Half I/. Zeit sehr. f. Psychol. \u00ee\u00bb. 358f.; Beitr. H, 94 f.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"I.pobarlit\u00bbIlgen \u00fcber ein- \u00bbnil zwciolinccs lliireii.\nSI\n(label 43.') + >) erst sp\u00e4ter hinzubringt oder die 450-Gabcl zuerst allein abd\u00e4mpft, \u00fcberzeugt man sieh leicht, da\u00df hier weder die nnmotisehe noch die diplotische Erscheinung durch das Hinzutreten oder Wegfallen der andern in ihrer Qualit\u00e4t oder Intensit\u00e4t (!) irgendeine \u00c4nderung erf\u00e4hrt. Es ist zu beachten, da\u00df hier rliesclltr (label (435) mit der auf der gleichen Seite (450) monotische Schwebungen und zugleich mit der (label der Gegenseite (435 ; >)) einen diplotisehen Drehton erzeugt ! Dennoch sind die beiden Erscheinungen, und folglich auch diese Seiten der zentralen Prozesse g\u00e4nzlich voneinander unabh\u00e4ngig.\nHieraus ergibt sieh, so viel ich sehe, ein theoretisch wichtiger Schlu\u00df: der diotiselie Proze\u00df entsteht nicht nur nicht durch \u00dcberlagerung zweier monotischer Rechts- und Links-Prozesse \u2014 diese Annahme hatten wir schon oben (S. 75) abgelehnt \u2014, er \u201ebaut sieh\u201d \u00fcberhaupt nicht \u201eaus\u201d den monotisehen Prozessen oder gar aus Teilen von ihnen auf. Die \u201eprim\u00e4ren\u201d Vorg\u00e4nge ..treten\" nicht zu einem sekund\u00e4ren \u201ezusammen\u201d, \u201egehen\u201d nicht \u201ein ihn ein\", sind weder seine \u201eTeile\u201d oder \u201eKomponenten\", noch seine \u201eFundamente\", sondern nur seine Voraussetzung, so etwa, wie die Gedanken zweier Gegenspieler die Voraussetzung f\u00fcr eine Schachpartie sind. Insofern verhalten sieh die monotisehen Prozesse \u2014 etwa die in den H\u00f6rnerven \u2014 zum diotisehen ebenso, wie die (unh\u00f6rbaren) \u201ePrim\u00e4rt\u00f6ne\u201d zum (allein geh\u00f6rten) schwebenden Zwischenton : auch dieser hat jene zur \\ oraussetzung, setzt sieh aber nicht aus ihnen zusammen. Zentral w\u00fcrden wir also im Vers. 15 einen (monotisehen) Schwebungsproze\u00df und einen (di-plotischen) Drehtonproze\u00df anzunehmen haben, die sieh gegenseitig nicht behindern und sieh von der ihnen gemeinsamen \\ oraussetzung \u2014 dem gemeinsamen Reiz und peripheren Proze\u00df \u2014 nichts fortnehmen; so wenig, wie die Schenkel eines \\\\ inkels sieh um den Scheitelpunkt streiten.\nDer schon einmal erw\u00e4hnte Fall zweier diotischer. hinsichtlich des Zeitunterschiedes verschiedener, im \u00fcbrigen aber identischer Erregungen ist dem Vers. 15 insofern analog, als auf das eine Dhr ein einziger Reiz, auf das andere zwei (nacheinander) wirken, und als nicht immer eine einheitliche mittlere Lokalisation eintritt, sondern das Sehallbild unter Umst\u00e4nden in zwei getrennt lokalisierte Zerf\u00e4llt. Da\u00df \u00bb | nalit at i\\ verschiedene Sch\u00e4lle beidohrig simultan nebeneinander geh\u00f6rt werden k\u00f6nnen, lehrt die allt\u00e4gliche Erfahrung (vgl. oben S TH). W ie aber verhalten sieh gleichzeitige amphotische und diplotische Erlegungen oder mehrere diplotische untereinander (\n( Versuch 10.) ( lleiehlangc Schl\u00e4uche f\u00fchren von den ( ihren nach \\ m n. vor ihren M\u00fcndungen klingt eine Gabel 450. der beidohrige Ion erscheint in der Mediane : nahe dem linken Ohr ist die I-eitung vergabelt. von hier f\u00fchrt ein dritter Schlauch hinter den Kopf: auf diesem Weg wird dem\nb\nPsychologis che Forschung. Btl. 4.","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"K. M. von I lurnlioste! :\n82\nlinken Ohr ein gegen den ersten sehr wenig verstimmter Gabelton zugef\u00fchrt, den man zweckm\u00e4\u00dfig intermittieren l\u00e4\u00dft. Man kann auch auf jlie Identit\u00e4t des amphotischen Reizes verzichten und, analog \\'ers. l\u00f6, zwei unisone Gabeln verteilen und auf der einen Seite eine gegen die beiden ersten verstimmte dritte zuf\u00fcgen. Auch wenn man statt dieser einen Zungenklang nimmt, wie in Vers. 8, bleiben die Erscheinungen dieselben. Es ist schwer, den ruhenden beidohrigen und den Drehton dauernd gleichzeitig zu h\u00f6ren: besonders wenn die Gabeln ungleich stark klingen, h\u00f6rt man leicht nur den einen oder den anderen. Beim Intermittieren der 3. Gabel blitzt aber der Drehton an den verschiedenen Stellen\nseiner Bahn auf. ohne da\u00df der ruhende Ton verschwindet. Fixiert man die Aufmerksamkeit auf diesen, so scheint er einmal w\u00e4hrend jeder l)reh]>eriode allm\u00e4hlich anzusehwellen und wieder auf seine normale St\u00e4rke abzusinken. Diese kurze Schwankung der Intensit\u00e4t (oder F\u00fclle' () tritt offenbar immer dann ein, wenn der Drehton auf seiner Bahn den Ort des ruhenden Tones passiert, dessen Richtung vom Zeit unterschied der von Gabel 1 und 2 ausgehenden Wellen abh\u00e4ngt und sich daher nicht nur mit dem Anschlag, sondern auch mit der Stellung der Gabeln zu den Ohren von \\ersuch zu \\ersuch \u00e4ndert. Das erm\u00f6glicht einen \u201eunwissentlichen\" Versuch: man achtet nur auf die St\u00e4rkeschwankung und die Richtung, in der sie stattfindet \u2014 diese ist immer sehr deutlich \u2014 und bringt dann pl\u00f6tzlich die Gabel 3 zur Ruhe; der beidohrige Ton. der dann allein \u00fcbrig bleibt, liegt dann genau an dem Ort, wo man die Intensit\u00e4tsschwankung geh\u00f6rt hat.\nOffenbar laufen also der amphotische und der diplotische Proze\u00df, wie im vorigen Versuch der diotische und der monotische, selbst\u00e4ndig nebeneinander her, solange die Zeitdifferenz des diplotischen Reizpaares. die sich ja kontinuierlich \u00e4ndert, von der konstanten Zeitdifferenz \u2022les amphotischen Reizpaares einigerma\u00dfen verschieden ist. Erst wenn die Reize \u2014 und Prozesse \u2014 auch in dieser Hinsicht ann\u00e4hernd gleich werden, beginnen die beiden Prozesse zu verschmelzen, werden v\u00f6llig eins nn Augenblick der absoluten Gleichheit und treten dann wieder\n\u00bbus< mander. I)ie>e Annahme wird durch die folgenden Versuche weiter best\u00e4tigt.\n(I ersuch 17 ) 3 Gabeln: t, m und h; m ist gegen t, und h gegen \"* l|m ungef\u00e4hr denselben kleinen Betrag (hinauf) verstimmt, so .la\u00df je. es aar einen Drehton von ann\u00e4hernd gleicher Periodendauer gibt. Werden vor \u00ablas eine, t und h vor \u00ablas andere Ohr gebracht, so h\u00f6rt man erstens die monotische., Schwebungen zwischen t und h, . wtens einen \u00ab1er Richtung von t \u201each n, und drittens einen in der itgeg,.\u201egesetzten Richtung - von m nach 1, - kreisenden Drehton.\nni^rnd Tr 'Tr .\tIT\"\"\u2019 h\u00e4n* wiwl\u201cr \u00abm ^n St\u00e4rkeverh\u00e4lt.\n\u25a0ab,-ln ab Die Verst\u00e4rkungen treten an den Stellen auf,","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen Uber ein- und zweiohriges H\u00f6ren.\n83\nwo sich die entgegengesetzt laufenden T\u00f6ne begegnen, also zweimal in jeder Periode. Tats\u00e4chlich findet man ihr Tempo doppelt so schnell als das der monotischen Schwebungen; sukzessiv lassen sich beide Tempi leicht vergleichen, auch mit der Stoppuhr messen. Werden sie schneller \u2014 bei gr\u00f6\u00dferen Frequenzunterschieden der Gabeln \u2014-, so kann man die Dreht\u00f6ne nicht mehr verfolgen, bemerkt aber noch den Ortswechsel der Verst\u00e4rkungen als ein Hin- und Herpendeln; die diplotische Erscheinung klingt dann \u00e4hnlich wie Schwebungen, aber immer viel weicher als die, nun schon sehr rauhen, monotischen Schwebungen, die man gleichzeitig vor dem einen Ohr h\u00f6rt.\nSind die Frequenzunterschiede h\u2014m und m\u2014t ungleich, so lassen sich die Dreht\u00f6ne, die dann ja verschiedene Umlaufgeschwindigkeiten haben, leichter durch die Aufmerksamkeit isolieren und jeder f\u00fcr sich \u201eheraush\u00f6ren\u201c; ja man kann, auch bei gleichzeitigem Bestehen beider Dreht\u00f6ne, ihre Periodendauern mit der Stoppuhr messen, indem man auf den Beginn der Drehbewegung \u2014 den Anfang des Au\u00dfenzyklus achtet. Es ist vorteilhaft, sich den Drehton, dessen Tempo gemessen werden soll, erst allein vorzuf\u00fchren. So bestimmte mein Sohn, dem das Heraush\u00fcren besser gelingt als mir, an der komplexen Erscheinung die Periodendauer von m\u2014t zu 0,115 Sek. (einzeln 0.115), die von h m zu 0,25 Sek. (einzeln 0,3), die der Schwebungen zu 0.45 (einzeln mono-tisch 0,417). Die Einzelmessungen best\u00e4tigen, da\u00df die Dauer der Schwebungsperiode (0.417) gleich ist der Summe der Drehtomlauern (B,415). Aus all dem kann die Selbst\u00e4ndigkeit der 3 Prozesse gefolgert werden.\nDa\u00df die Intensit\u00e4tsschwankungen immer dann stattfinden, wenn die beiden Dreht\u00f6ne sich begegnen, l\u00e4\u00dft sich ebenfalls messend best\u00e4tigen. Denn es m\u00fcssen, wie eine einfache \u00dcberlegung ergibt, ebensoviclc solche Begegnungen in der Zeiteinheit stattfinden als monotischo Schwebungen. Die Z\u00e4hlung der ersteren ergab nun tats\u00e4chlich genau denselben Wert wie die der letzteren (0.45 pro Sek.). Die Anzahl der Uml\u00e4ufe pro Sek. von m\u2014t war 3,114, die von h\u2014in 2,0; ihre Summe (0.54) stimmt wieder gut zu der Sehwebungszahl\nDie in Versuch l\u00abi und 17 beobachteten Erscheinungen lassen sich mit zwei wenig gegeneinander verstimmten Galieln auf Kcsniianzkastt n gut am h . imm gr\u00f6\u00dferen Zuh\u00f6rerkreis demonstrieren. Man schl\u00e4gt die \u00abkabeln gegeneinander an und halt sie dann etwa 1 m auseinander. Der H\u00f6rer, (lessen Mediane zwischen den Gabeln durchgeht, vernimmt zwei ruhende hcidnhrige T\u00f6ne rechts und links an den Orten der Gabeln und einen Drehten, der jene periodisch verst\u00e4rkt, \u00ab\u00bbder. wenn er den Komplex nicht analysieren kann, ein alt. miercndes An- und schwellen der \u201eGabeln\". - Dies. Iben Erscheinungen waren es offenbar die von Rostosh,') und sp\u00e4ter von Stnivrt-) beobachtet und als \u201esekund\u00e4re Maxima der \u201ebinauralen Schwebungen\" bei Phasenunterschicdcn von IS\u00ab\u00bb ' gedeutet\nworden sind.\n') Philos. Studien 19. 557\t5!IS. 1!\u00ab\u00ab\u00bb2.\na) Phvsieal Kev. (2) 3. 14ti 147.\tI'.'M.\nb*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nK. M .von I lomlmstol :\n( Versuch IS.) Wir wollen nun gleichsam die Versuche 15 und 17 kombinieren und vor das linke Ohr das Gabelpaar 455 und 450, vor das rechte Ohr das Paar 435 \u2022 5 und 450\t-5 bringen: die Ver-\nstimmungen machen wir m\u00f6glichst gleich, damit die beiden Dreht\u00f6ne etwa gleiche l Anlaufzeiten haben. Die Krscheinungeii k\u00f6nnen wir nach den bisherigen Krfahrungen schon Voraussagen: die beiden Dreht\u00f6ne sind voneinander unabh\u00e4ngig, wenn auch in der Beobachtung nur schwer trennbar; am besten dann, wenn der eine Drehton st\u00e4rker ist. Sie sind auch hier vollkommen glatt. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die isolierten Oabclpaarc 435 und 450, 435 und 450\ti),\n43.) -( i) und4o0, 43.) -f- b und 450\t5 noch schnelle diplotisehe Pscudo-\nschwebungengeben. Diese sind aber sehr weich und im Komplex liebenden rauhen diehotischen \u2014 getrennten !\u2014 Schwebungen rechts und links nicht zu h\u00f6ren. Es w\u00e4ren also hier 8 selbst\u00e4ndig nebeneinander verlaufende I rozt-sse anzunehmen: 2 monotische (Schwebungen) und (i diplotisehe, n\u00e4mlich 2 langsame und 4 schnelle.\nSt\u00e4rke rin- und ztntohrtij\n\\on fast allen Autoren bis in die Gegenwart wird auf Grund von Erfahrungen und Versuchen, wenn nicht als von vornherein selbstverst\u00e4ndlich. angenommen, da\u00df ein Schall zweiohrig st\u00e4rker erscheine als einohrig. Dagegen leugnet Stumpf, der die Frage ausf\u00fchrlich er\u00f6rtert1). die zweiohrige Verst\u00e4rkung, und ich kann seine Beobachtungen nur best\u00e4tigen, seinen Argumenten aber kaum Neues hinzuf\u00fcgen. Im unmittelbaren Eindruck imponieren die den zweiohrigen Erscheinungen eigent\u00fcmlichen Qualit\u00e4ten: die F\u00fclle, das Hallen, die Dichte, das \u2019last Ische leicht als Gant heit, besonders im unmittelbaren Gegensatz zum einohrigen H\u00f6ren. Man erkennt aber den Unterschied von wirk-heller Nerstarkung leicht, wenn man den starken monotisehen Ton einer \u00bbah an dasei ne ( Ihr gehaltenen Gabel wechseln l\u00e4\u00dft mit einem schwachen amphotisehen von zwei weiter entfernten verteilten unisonen Gabeln.\n<.\t\"f/' 19) Zw,,i k'lciehlange Schl\u00e4uche in die Ohren gesteckt;\nist eine Gabel vor der M\u00fcndung des einen durch Abklingen unh\u00f6rbar geworden und bringt man nun die M\u00fcndung auch des andern Schlauches an die Gabel heran, so wird sie wieder h\u00f6rbar. Dies sieht zun\u00e4chst >o aus, als wurde ein eben unterschwelliger, monotischer Heiz durch Hm/utreten der Erregung des anderen Ohres \u00fcberschwellig. F\u00fchrt man a .er >eide Schlauche zu einem Ohr und wiederholt den Versuch, \u2019 '\t' ' \u2019 *r \" - ' \u2018\u201cr \u00ee\u00eelciehe. Nicht also die Verdoppelung des Ohres,\nandern die des Schlauches, nicht die Verbreiterung der Sinnesfl\u00e4che.\n.mien, die N ennehrung der Sehallenergie macht auch im ersten Fall \u00d6en Ion Wieder h\u00f6rbar.\n*) Tnnpsyehol. \u00bb. 4:!o.","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"lieoliarlituiigeii iibrr oin- mul zw\u00ab-inhrig\u00ab\u201cs Ih\u00fci-n.\nS\u00fc\nAuch wenn man vor der Schallquelle den Schlauch vcrgabelt, die beiden Leit unes/, weige dann wieder zusammen und zu einem Ohr f\u00fchrt, wird der Schall leiser, wenn man den einen Zweig zuklemmt, und lauter, wenn man ihn wieder freigibt. Mit einer solchen Anordnung hat man1) noch in j\u00fcngster Zeit geglaubt, die binaurale Verst\u00e4rkung beobachten, ja sogar messen zu k\u00f6nnen. Dies w\u00e4re aber selbst dann nicht geschehen, wenn es wirklich gelungen w\u00e4re. Intensit\u00e4t und F\u00fclle in der Beobachtung\nzu trennen.\n(1 \u2019ersuch '20.) Bei einem Modell des l'ntcrwassei-Richtungsh\u00f6rers (UWRH) werden zwei Telephone in weiten R\u00f6hren gegenl\u00e4ufig verschoben (Abi). I): das Ma\u00df der Verschiebung wird auf der Skala einer Scheibe abgelesen, \u00fcber die die Telephone mittels Schnurlaufs geh\u00e4ngt sind. Die R\u00f6hren setzen sich biszu den ( Ihren des Beobachters fort. Die Lautst\u00e4rken der Telephone lassen sich unabh\u00e4ngig voneinander durchParallelohm\" variieren. Ich habe oft, an mir und andern, dieeinohrige Schwelle mit der beidohrigen verglichen und nie einen Unterschied gefunden: um den Schall zum \\ cr-schwindcn zu bringen, mu\u00df man\tAbi.. 1.\njedes Telephon bei beidohriger\nBeobachtung genau ebensoviel schw\u00e4chen wie bei cinohriger: h\u00f6rt man rechts allein und links allein nichts mehr, so h\u00f6rt man auch nichts beim gleichzeitigen Einschalten beider Telephone. (Diese liegen f\u00fcr Versuchszwecke parallel an einem einzigen schallaufiu hmenden Mikrophon.) Wie alle Schwellenbeobachtungcn brauchen auch diese Ruhe au\u00dfen und innen: stille Umgebung, ausgeruhte Nerven. Gelassenheit und Geduld. Es kann Vorkommen, da\u00df ein bereits verschwundener Schall bei erneutem Hinh\u00f6ren wieder auftaucht, sei cs. da\u00df der Beobachter sich inzwischen ausgeruht hat, sei es. \u00abla\u00df er sich an die minimale, St\u00e4rkegrade angepa\u00dft hat \u2014 \u201eman entdeckt erst immer wieder, \u00abla\u00df es so schwache Sch\u00e4lle gibt und wie sic klingen\" (Dr.\nIst eine Gabel, ruhig vor \u00ablas eine Ohr gehalten, ahgcklungeii. so wird sie, hin und her bewegt, oft wider h\u00f6rbar: ,-s ist ja pliyd..1\u00ab\u00abgisch sehr wohl verst\u00e4ndlich, da\u00df ein intermittiornnlor. \u00abI. h. mit R. izl\u00ab.sigk. it wechselnder Reiz noch bei gl.hh. r oder gcringcivr St\u00e4rk,- wirksam ist. bei der ein Dauerrciz schon unterschwellig wir\u00ab!. Eh,- i\u00ab h hierauf auf-\n>) Historische und polemische Abschweifungen 'erbiete, di.- Baun,not. Aus \u00ab1er Beschr\u00e4nkung ,1er Zitat,- auf \u00ablas sachlich Wichtigste m\u00f6ge man nicht auf Nichtbeachtung \u00bb1er Literatur schlie\u00dfen.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nE. M. von Hornbostel:\nmerksam geworden war, glaubte ich, die von Tarchanow1) und l'reger\u00e4) behauptete beidohrige Wirksamkeit einohrig -unterschwelliger Heize wiedergefunden zu haben.\n{Versuch 21.) Eine Gabel war links unh\u00f6rbar geworden; wurde nun eine eben noch h\u00f6rbare (ann\u00e4hernd gleich hohe) Gabel ruhig vor das rechte Ohr gehalten und mit der linken intermittiert, so blitzte \u2014 im Tempo der Bewegungen \u2014 der diotisehe Ton auf. Das geschah einmal auch, wenn die rechte \u2014 \u00fcberschwellige \u2014 Gabel bewegt wurde. Wird aber eine der Gabeln allein (monotisch) auch intermittierend nicht mehr geh\u00f6rt, so entsteht auch in keinem Fall mehr ein diotiseher Ton.\nDiese Beobachtungen zeigen, wie leicht man sich bei .Schwellenversuchen t\u00e4uschen kann. Oft wiederholte und mit aller Vorsicht kontrollierte \\ ersuche best\u00e4tigten aber das Ergebnis Stumpfs und seiner Mitbeobachter3) : ist der Ton f\u00fcr ein Ohr \u201edefinitiv und unzweifelhaft unter die Schwelle gebracht'', dann kommt auch keine zweiohrige Erscheinung mehr zustande. Also auch hier keine zentrale Summierung der Rechts- und Linkserregungen. Dagegen k\u00f6nnten ein- oder beidohrige Schwebungen noch geh\u00f6rt werden, wenn einer oder beide Reize f\u00fcr sieh unterschwellig w\u00e4ren, denn hier f\u00e4nde eine Summierung der Amplituden oder ihrer physiologischen \u00c4quivalente statt.\nAbh\u00e4ngigkeit der zweiohrigen Erscheinungen vom St\u00e4rke unterschied\nder Reize\nDali die Lautheit des Schalls auch beim zweiohrigen H\u00f6ren sich gleichsinnig mit der Reizamplitude \u00e4ndert, lehrt schon die t\u00e4gliche Erfahrung. Der diotisehe Schall wird einfach schw\u00e4cher, wenn man am l \\\\ RH in beide Telephonkreise gleiche Widerst\u00e4nde einschaltet oder verteilte Gabeln gleichm\u00e4\u00dfig von den Ohren entfernt. Da\u00df hier kein l nterschied besteht gegen\u00fcber dem einohrigen H\u00f6ren, ist nie bezweifelt worden. Um so mehr gehen die Meinungen auseinander \u00fcber die Wirkungen von St\u00e4rkeunterschieden rechts und links, und zwar x hon bez\u00fcglich der Tatsachen. Hier also waren vor allem sorgf\u00e4ltige Beobachtungen n\u00f6tig.\n( l i rsw h ~~.) W ir verteilen wieder zwei unisone, gleichm\u00e4\u00dfig gegeneinander angeschlagene Gabeln. Bei ann\u00e4hernd gleicher St\u00e4rke der Reize h\u00f6ren wir nur den einzigen \u2014 an seiner Qualit\u00e4t und Lokalisation, etwa in der Mediane vorn, kenntlichen \u2014 zweiohrigen Ton und gar nichts von \u201eden Gabeln\u201c. W\u00e4lrrend wir nun die eine Gabel ruhig vor das linke Ohr halten (nicht zu nah !), entfernen wir die rechte\n\u2018) Petersburg, med. Wochensehr. 3, 353. 1878\n*> Sitzungsber. Jenaisehe Ges. f. Med. u. Naturwiss. 1879 ) Tonpt*yc*hol. t, 439.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen Uber ein- mul zwi'ioliriges libre\u00bb.\n87\nalltn\u00e4hlig in der Ohrenachse und beobachten dabei aufmerksam den zweiohrigen Ton, was wir uns durch Intermittieren mit der rechten Gabel erleichtern k\u00f6nnen. Der erste Eindruck ist, dall der diotische Ion leiser und schlie\u00dflich unh\u00f6rbar wird, und diese St\u00e4rkeabnahme l\u00e4\u00dft\nsich auch immer wieder feststellen. Dennoch erscheint sie etwas anders als z. B. bei einer einfach ausklingenden Gabel: der Ton entdinglieht sich, l\u00f6st sich in den Grund hinein auf, wie Sonnenkringel auf dem Boden, wenn eine vorbeiziehende Wolke Eicht und Schatten 'erwischt, es ist mehr der Grad des Daseins, was abnimmt, denn die St\u00e4ike. Ist der zweiohrige Ton verschwunden, so bleibt der monotische ,,Gabel ton allein \u00fcbrig. Um nun diesen zu beobachten, kehren wir den \\ ersuch um: wir halten die mittelstark angeschlagene linke Da bei vor das Ohr und fixieren die Aufmerksamkeit auf sie, w\u00e4hrend wir die rechte Gabel, zuerst in ziemlich gro\u00dfer Entfernung, quer durch die Ohrenachse bewegen. Ist die linke Gabel wesentlich st\u00e4rker als die recht**, so wird sie dauernd geh\u00f6rt, und es ist sehr schwer zu sagen, ol> sie im Augenblick, wenn der diotische Ton auftaucht, schw\u00e4che* * zu werden scheint. Eine geringe Schwankung glaube ich an dem monotisehen Ton wohl zu bemerken, ob sie aber als \u00c4nderung der St\u00e4rke anzusprechen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Ganz anders wird die Sache, wenn beide Reize sieh der St\u00e4rkegleiehheit n\u00e4hern: dann verschwindet der\n\u201eGabelton\", sobald der zweiohrige auftaucht, bis auf einen k\u00fcmmerlichen Rest oder vollst\u00e4ndig; bei langsamem Intermittieren der rechten Gabel ist es, als ob die beiden T\u00f6ne abwechselnd einer den andern ausbliesen. Sind die Gabeln ein wenig gegeneinander verstimmt und man verfolgt den (unterbrochenen) Drehton neben dem (dauernden) einohrigen, so sind beide noch getrennt nebeneinander zu h\u00f6ren, wenn der Drehton in der Ohrenachse angelangt ist : er erscheint dann in derselben Richtung, aber weiter weg als der \u201eGabelton\".\nTheoretisch am wichtigsten ist die Tatsache, \u00abla\u00df mit zunehmendem Reizunterschied die zweiohrige Erscheinung zur\u00fcck- und du* e.nohr.gc hervortritt. Diesem Verhalten der Erscheinungen mu\u00df das \u00ab1er zentralen Vorg\u00e4nge, wie immer man es sich denken mag entsprechen\nDer St\u00e4rkeunterschied an beiden Ohren ist meist als bestimmend f\u00fcr die wahrgenommene Sehallrichtung angesehen worden. [r..l.er hielt man ihn sogar f\u00fcr \u00ablie einzige Ursache, aber auch heut,* mich wird ihm wenigstens eine bescheidene Nebenrolle neben \u00ablen, 1 Hasen- ) oder dem Zeitunterschied) zugebilligt. Wenn nun auch wiesen ist. \u00abla\u00df reine Zeit unters, hide klar,* und bestimmte Ri,htungs,*\u201e\u201elr\u00fc,k,*\n\u00ab) Stewart, Physical Rev. (2) 15 I\u00bb\u00bb':\t\u2022'meric.\t\"f\njj its___212\t1922* Harthii and fr.V. Physical Ro\\. (-> 11\t\u2022- \u25a0\n*) Kunze. Physikal. Zeitschr. tt. Ml\u00bb. 1021: Hecht. Die Naturwissenschaften\n1\u00bb. 107. 1922.","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"8H\nK. M. von I li\u00bbrnhost\u00ab,| :\nausl\u00f6sen1), die sieh sogar gegen entgegengesetzt gerichtete Intensit\u00e4ts-gef\u00e4lle durchsetzen. Inteilsit\u00e4tsuntersehiede dagegen die selieinl>are Winkelrichtung nur unter bestimmten k\u00fcnstlichen Umst\u00e4nden und dann anscheinend regellos beeinflussen, so stand doch noch nicht fest, wie ein St\u00e4rkegefalle eigentlich wirkt, ob es den Zeitfaktor unterst\u00fctzen oiler st\u00f6ren kann, ob \u00fcberhaupt beide Momente, wenigstens der Alt nach, gleich funktionieren. Diese an sieh, besonders aber f\u00fcr jede Theoriebildung sehr unbehagliche Lage der Dinge scheint sich nun bei genauerer Beobachtung der Erscheinungen zu kl\u00e4ren. Erfreulicherweise haben Versuche, die Halverson etwa gleichzeitig mit meinen, aber ganz unabh\u00e4ngig, mit andern Schallquellen, Hilfsmitteln und wohl auch etwas anderer theoretischer Einstellung vorgenommen hat, zu genau den gleichen Ergebnissen gef\u00fchrt. Die von ihm und seinen Mit beobachtern auf-gezeichneten Selbstwahrnehmungen stimmen zum Teil sogar w\u00f6rtlich mit meinen eigenen Protokollen \u00fcberein.\n(Versuchsreihe 23.) Ich ben\u00fctzte Metronomschl\u00e4ge \u2014 Halverson T\u00f6ne \u2014, die durch eine vergabelte, in ihren Zweigl\u00e4ngen ver\u00e4nderliche Leitung den Ohren zugef\u00fchrt wurden.\nSehr bequem ist der l'WKH (Abb. 1. S.\tK* jst aber ratsam, alle ent-\nscheidenden Beobachtungen mit einer physikalisch ganz durchsichtigen Anordnung nachzupr\u00fcfen, die Telephone und Mikrophone vermeidet. In eine vor der Duelle vergabelte Leitung wurden deshalb Posaunenr\u00f6hren eingeschaltet und die zu diesen f\u00fchrenden weiehwandigen Schl\u00e4uche nach Bedarf mit Klemm-sehraulH'o ziigedriickt.\nSind beide Leitungen gleich lang, so da\u00df der beidohrige Schall - extra-kramell vorn \u2014in der Mitte geh\u00f6rt wird, und man schw\u00e4cht allm\u00e4hlich den Keiz rechts, so kann man bei gr\u00f6\u00dferen St\u00e4rkegef\u00e4llen, wie sie beim nat\u00fcr-tchen Horen me Vorkommen, und nur bei solchen, dasSchallbild nach links auswandern h\u00f6ren, \u00e4hnlich wie bei Verk\u00fcrzung der linken Leitung. Aber dieser Eindruck stellt steh nicht so regelm\u00e4\u00dfig ein, wie bei \u00c4nderung des Zeitunterschiedes. Es gab Versuchstage, an denen er bei mir immer auftrat und andere, an denen er ebenso hartn\u00e4ckig ausblieb. Dann diel\u00bb das Schallbild dauernd in der Mitte, bis es, bei sehr gro\u00dfem In-tensitatsunterschied, pl\u00f6tzlich auf die st\u00e4rker erregte Seite \u2014 in die\n.mg nah v,,r tlem\t<>hr \u2014 sprang. Manche Beobachter be-\nmerkten zwar die Bewegung, sie schien aber undeutlich, und die ganze Erscheinung war \u201e\u201eklar und schwer zu beobachten. Auch tritt sie me sofort mit Beginn der Schw\u00e4chung ein, sondern man bemerkt erst, wenn schon ein gewisses St\u00e4rkegef\u00e4lle erreicht ist, da\u00df das Schall-\nmin >i vv\"U'i \u20187 Mcd,a,U\u2018\u2019 HO,,dern <>twas amtlich ist. Und nie M ht die Wanderung \u00fcber einen mittleren Winkel \u2014 etwa 30\u00b0 \u2014 hinaus\nEiner Versuchs,K-rson (K.) gab ich, nachdem sie das Wandern beobachtet\n') r. Hornbostel \u201eml Wertheimer, Berlin. Bor. l'Jgo, s. ;(92f","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Hrolmchtunyen \u00fcl\u00bb\u00bb* *r \u00ab*in- und zwrinlirigo H\u00f6ren.\nS!)\nhatte, \u00ablie (sinnlose) Weisung: \u201eAchten sie jetzt auf die \u00c4nderung der Klangfarbe!\" Das gen\u00fcgte, \u00ablall im n\u00e4chsten Versuch das Schallbild in der Mitte Mich, bis der eine Heiz, wie wir nachher feststellten, unterschwellig geworden war.\nDie Lokalisations\u00e4nderung kommt also nur zustande, wenn man auf sie eingestellt ist \u2014ganz im Gegensatz zu der durch Zeitunterschiede bedingten.\nGenauere Betrachtung verdienen die Erscheinungen beim ,,t ber-springen' des Schaltbildes auf die Seite. Gleichg\u00fcltig, ob scheinbare Wanderung vorangegangen ist oder nicht, der Sehall also in der Mitte steht oder etwas seitlich, zeigt sich, wenn der eine Reiz langsam und vorsichtig noch weiter geschw\u00e4cht wird, folgendes: der Schall ver\u00e4ndert\nsich \u00abjualitativ. er verliert an Sch\u00e4rfe des T_ mrisses. Dichte. Dinglichkeit, er wird flaumig, mulmig, wolkig, verwaschen: kurz, die f\u00fcr \u00ablie zwei-ohrigen Erscheinungen charakteristischen Eigent\u00fcmlichkeiten gehen in die Kennzeichen einohriger Sch\u00e4lle \u00fcber. Dabei breitet sich die Sehallmasse von dem \u201ediotischen Ort\" \u2014 vorn, in gr\u00f6berer Entfernung etwas gegen den Kopf zu aus. Zugleich erscheint eine zweite Sehallmasse, \u00ablie zun\u00e4chst von dem \u201emonotisehen Ort \u2014 nah \\or dem einen Ohr gegen \u00ablie erste zu ausgebreitet ist, sieh dann abci zusammcnzicht, w\u00e4hrend die erste verschwindet. Dieser Vorgang macht oft den Eindruck, als ob der Sehall von dem einen zum andern Ort hin\u00fcberflie\u00dfe, besser: sich wie ein Regenwurm hin\u00fcberschiebe. Das ist aber keine deutliche Bewegung1) wie \u00ablie eines Drehtons und wird auch mellt immer so wahrgenommen, sondern nur. wenn man mit der Einstellung beobachtet, da\u00df ein einziger Schall seine Stellung im Raum \u00e4ndere. Sonst verbla\u00dft und verschwindet einfach der eine Schall vorn, w\u00e4hrend der andere seitlich auftaucht uml erstarkt. Der ganze Vorgang, \u00abl.r bei schneller St\u00e4rkc\u00e4mlerung als \u00dcberspringen erscheint, spielt sich innerhalb eines engen St\u00e4rkeber,-ielies \u00ables geschw\u00e4chten R\u00ab i/\u00ab's. \u00ab twas oberhalb seiner Schwelle, ab. Wird auf \u00ab1er einen Seit.- ein anfangs unterschwelliger Reiz allm\u00e4hlich verst\u00e4rkt, so verlaufen \u00abhe Ersehe!-nungen ebenso, nur in umgekehrter Reihenfolge.\nAm l'WHH iH'stinimtc ich \u00ablen Punkt, wo \u00ab1er seitliche Schall el\u00ab n auf.au\u00ab 1,1 (\u00ab..1er eben vors, hwimlet), uml \u00ablen. wo \u00ab1er vordere Schall ,-hen v.-rs, hu \u201eule, \u00ab>\u00ab \u00ab r eben erscheint): j.-ner lag M Stufe 7. dieser hri Stufe \u00bb t\" \u00ab1er Paralle ohmskala ;\nzwischen 7 uml 0 1\u00ab\u00ab wurden M,le Sch\u00e4lle zuglcel, geh\u00f6rt. Horsein,eile\nlag zwischen Stufe II und 12.\nDie Tatsache, \u00abla\u00df <!\u25a0<\u25a0 Einf\u00fchrung eines starken Intcnsitatsgcfallcs. w\u00e4hrend der Zcitunters<diie<l konstant ghd.h Null g.dialt. r, wiril. \u00ab-in\n) \u201eA .cloud of sound- gathers at the first image on the side toward the aural toward the axis. Suhsc.|Uently this .cloud draws\n\u2022 aural axis. The total phcnnnmnon gives the llalrrrsttH. 1. v.\naxis, ,stretching out vaguely* up* about the image at tin\nimpression of movement without actual niovinicnl.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nK. M. von Hornbostel :\nscheinbares Wandern des Schalli)ildes aus der Mediane auf die Seite des st\u00e4rkeren Reizes bewirken kann, brachte Kunze1 ) auf den Gedanken, die Wirkung eines Zeitunterschiedes durch die Gegenwirkung eines St\u00e4rkegef\u00e4lles zu kompensieren. Der Beobachter hatte also die Aufgabe, das durch Verk\u00fcrzung der einen Leitung in eine bestimmte Seitenrichtung eingestellte Schallbild durch Schw\u00e4chung des Reizes auf eben dieser Seite in die Mitte zur\u00fcckzubringen, oder umgekehrt bei einem vorgegebenen St\u00e4rkegef\u00e4lle den Weg des st\u00e4rkeren Reizes zu verl\u00e4ngern, bis wieder Medianlokalisation erreicht war. Auf diese Weise sollten die den Zeitunterschieden \u00e4quivalenten lntensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse gemessen werden. Die Versuche der zweiten Art erwiesen sich als subjektiv leichter und lieferten etwas regelm\u00e4\u00dfigere Ergebnisse. Allein auch hier waren die Werte nicht nur f\u00fcr verschiedene Beobachter, sondern auch f\u00fcr denselben Beobachter in den einzelnen Versuchsreihen au\u00dferordentlich verschieden. Diese Erfahrungen best\u00e4tigten sich durchaus, als ich die \\ersuche \u2014 wie Kunze am UWRH \u2014 wiederholte.\n(Versuchsreihe 24.) I m ganz sicher zu gehen, wandte ich ein unwissentliches \\ erfahren an: ich gab dem Beobachter, der die Augen schlie\u00dfen mu\u00dfte und Zweck und Art der Versuche nicht kannte, nur auf, durch \\ erschie\u00dfen der Telephone auf \u201eMitte\" einzustellen: vorher machte ich bald blo\u00df die Wegl\u00e4ngen, bald blo\u00df die Intensit\u00e4ten ungleich. Sehr charakteristisch verlief eine Reihe mit Herrn l)r. Lewin, der noch nie an einem Richtungsh\u00f6rer beobachtet hatte. Gleich die erste Mitteneinstellung bei St\u00e4rkegleichheit gelang tadellos. Bei einer m\u00e4\u00dfigen Schw\u00e4chung rechts (3 Stufen) stellte er auf \u201e7\u00b0 rechts\u201c ein, d. h. er verk\u00fcrzte die rechte Leitung um 2,5 cm, f\u00fchlte sich aber dabei \u201enicht ganz sicher . Bei den n\u00e4chsten beiden Versuchen war links geschw\u00e4cht worden (5 und 7 Stufen), trotzdem brachte er die Telephone beide Male auf \u201e0\" (Wegl\u00e4ngen-Gleichheit), und die Mitteneinstellung erschien dim selbst \u201eziemlich genau\". Schw\u00e4chung rechts (7 Stufen) wurde dann wieder mit ,, 1(1 rechts\u201c (3,7 cm) ausgeglichen, wobei der Schall \u201ehinten\u201c und die Einstellung \u201enicht sehr genau\" erschien.\nDieses Beispiel lehrt zur Gen\u00fcge, da\u00df von einer wirklichen Komjien-sation des St\u00e4rkegef\u00e4lles durch einen Zeitunterschied nicht die Rede sein kann. Blieb doch in 2 F\u00e4llen das Intensit\u00e4tsgef\u00e4lle \u00fcberhaupt wirkungslos, und wo es wirkte, erzeugte es subjektive Unsicherheit, obwohl der Beobachter von deren Ursache keine Ahnung haben konnte.\nDie Asymmetrie der Wirkung einer Schw\u00e4chung des rechten oder linken\n\u00bbi\u2018l n m n i? n!m auffaUend ist, zeigte sieh in verschiedenem tirade bei n Beobachtern, auch denen Kunzes und Halversons. Vgl. unten S. 98.\nmir\t1921\u2018 Herr I)r- Kunze hatte die Freundlichkeit,\nZZ\tunver\u00f6ffentlichten Versuchsprotokolle zur Durchsicht zu \u00fcber-","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen \u00fcber ein- uml zweiohriges Moren.\nHl\n( Versuchsreihe 25.) Den Einflu\u00df ungleicher Starken auf die diotischen Erscheinungen bei Gegenwart eines Zeitunterschiedes untersuchte ich auch mit der Posaunenanordnung (s. Vers.-R. 23). Das Schaltbild wurde durch Posaunenauszug nach etwa 30 oder 70 rechts oder links gebracht und dann bald der eine, bald der andere Schlauch allm\u00e4hlich zugeklemmt und wieder freigegeben. Es treten in allen F\u00e4llen dieselben Erscheinungen auf. wie sie bei Zeitgleichheit (in Vers.-R. 23) zu beobachten waren1): bei einem bestimmten \u2014 sehr steilen \u2014 Intensit\u00e4tsgef\u00e4lle erscheint vor dem st\u00e4rker gereizten Ohr ein zweiter Schall und nimmt schnell an Lebhaftigkeit zu, w\u00e4hrend der erste an seinem Ort erstirbt. W\u00e4hrend dieser sehr engen Zone der Reizst\u00e4rken-\u00c4nderungen k\u00f6nnen beide zugleich oder mit wandernder Aufmerksamkeit \u2014 besser : mit wechselnder innerer Hinwendung \u2014 abwechselnd wahrgenommen werden. \\on einem eigentlichen Wandern des Schallbildes konnte ich hier nie etwas bemerken'-). Die Ausstrahlung der Schallmasse w\u00e4hrend des ( bergangsstadiums war besonders deutlich zwischen dem stark seitlichen diotischen Ort (70\u2019) und dem Ohr der Gegenseite.\nBevor wir dieses Ergebnis theoretisch zu deuten versuchen, ist noch eine trage experimentell zu kl\u00e4ren. \\ on der Schallquelle zu jedem Ohr f\u00fchrt eine vergabcltc Leitung, in der zwei Posaunen liegen (Abb. 2).\nZu den Versuchen wurden 3 Posaunen ausreichen, die symmetrische Anordnung ist aber bequem und auch physikalisch einwandfreier. Auf der einen Seite werden also immer beide Posaunen auf gleiche L\u00e4nge enges,eilt, oder die eine wird durch Zuklemmen der Schlauchleitung ausgeschaltet.\nVerschiedene Einstellung der beiden gleichseitigen Posaunen wirk, nun, wie Versuche gezeigt haben11), so wie eine einzige auf de. Mittelwert eingestellte Posaune. 1st z. B. der Wegunterschied d, zwischen l\\ und P = 0, so da\u00df P, P3 allein zusammen Mitten-Lokahsation ergeben w\u00fcrden. P2 aber um 21 ein l\u00e4nger als P3. - d, - 21 cm. Lokalisation 00\u00b0 rechts -, so wird der Schall beim Zusammcnw.rken\n') Ebenso wieder //iihcrso\u00bb. S. 207ff.\n*) Dies schein, auch Untrer* *n\u201e und seinen Mi, beobachten so gegangen zu sein. Hieraus wird auch verst\u00e4ndlich, warum ..Korn,-nsat.on\" eines, Zei.un,er-\n....\t. .\t.\t,\tIntensit\u00e4t ^etaUe so viel sehleehter ^relinyt.\nschieds durch ein entgegengern htctc. ln\t-\t.\nals die umgekehrte Aufgabe. Es is, leichter, die durch den inad\u00e4quaten ah,or\nbewirkte Lokalisation durch einen anst\u00e4ndigen K.chtungseindruck aufzuhelien.\nals diesen, wenn er einmal da ist, zu st\u00f6ren.\n3) Berlin. Bor. 1020. S. :W1.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"02\nK. M-von 11ornl\u00bbo>t<-l :\naller drei Posaunen in 30\u00b0 rechts geh\u00f6rt; dort h\u00f6rt man ihn aber auch, wenn P, (oder P2) allein (oder beide) auf 10.5 ein ausgezogcn und mit P3zusammen eingeschaltet sind\u2014d3 \u2014 (d,\td2) 2. (Diese Kinstellung\nist in der Abbildung angedeutet.) Auf das linke Ohr wirken zwei nur zeitverschiedene Reize1), und jeder von ihnen gibt mit demselben Reiz rechts eine diotische Erscheinung, die aber meist zu einer einzigen verschmelzen. Manchmal freilich setzt sich der eine Zeitunterschied d, oder d2 \u2014 allein durch. Es ergibt sieh die Frage; Wie h\u00e4ngen die Erscheinungen von dem St\u00e4rkeverh\u00e4ltnis der beiden ..d\u00e4nischen Reize\" \u00aeb? \u2014 wobei unter ,,einem diotischen Reiz\" ein Rechts- und Unks-Paar verstanden ist, hier also der durch P, P:1 oder l\\ P, gelieferte.\n( Versuch 26'.) P, und P3 stehen auf 0. P, ist auf 1 \u00f6 ein ausgezogen. Der Schall wird durch P2 P3 allein in der Mitte geh\u00f6rt (d2 0). durch P[ P3 allein in etwa 45 rechts (d(\t15), durch P, P\u201e und Po zu-\nsammen in etwa 20G rechts (d3 = 7,5). Wir verschlie\u00dfen nun P2 erst vollst\u00e4ndig \u2014 das Schallbild erscheint in 45\u00b0 rechts \u2014 und \u00f6ffnen dann die Klemmschraube allm\u00e4hlich, setzen also zu dem beidohrigcn Rechtsreiz einen Mittenreiz in zunehmender Dosis zu: das Schallbild geht zu immer kleineren Winkeln \u00fcber, erreicht schlie\u00dflich die Mitte und bleibt da. Schrauben wir nun Ps allm\u00e4hlich wieder zu, schw\u00e4chen also den Mittenreiz, so scheint das Bild wieder nach rechts zur\u00fcckzuwandern, die Bewegung ist aber, besonders im Anfang, z\u00f6gernd und unbestimmt, die Lokalisation \u00fcberhaupt nicht so klar, wie bei Zusatz von d = 0. \\'erschlie\u00dft man dagegen erst P, ganz \u2014 Schallbild in der Mitte \u2014 und \u00f6ffnet diese Leitung allm\u00e4hlich, setzt also zu dem Mitten-r< iz den Rechtsreiz zu, so bemerkt man \u00fcberhaupt keine Wanderung, das Bild bleibt in der Mitte, auch wenn die PrLeitung schon ganz offen ,sj' y* ^< r I i-Schlauch aber mit den Fingern zugeklemmt und Vhdzhch freigegeben, so springt das Bild aus der Mitte nach 20\u00b0 rechts. Man kann durch Zukneifen und \u00f6ffnen den Schall zwischen den beiden Orten wechseln lassen, genau wie einen zweiohrigen mit einem ein-olirigen. Ja, \u00ab1er heidohrige Doppelschall (z. B. in 20\" rechts) zeichnet sie i auch qualitativ vor den einfach beidohrigcn (in der Mitte oder in 4.\u00bb rechts) durch gr\u00f6\u00dfere F\u00fclle und Sonorit\u00e4t aus, wie ein einfach dio-t isolier vor einem monotischen.\n, . ! ! r ^ \u2019 r>,1< best\u00e4tigt die Erfahrung, da\u00df ein Mittenreiz wirkungs-tiger ist als ein Seitenreiz: jener setzt sieh leichter durch, wenn er zuerst allein geboten und der Seitenreiz allm\u00e4hlich, einschleichend, zugefugt wrd, und bleibt selbst dann \u00fcberlegen, w enn er geschw \u00e4cht wird.\n;\tI.1 * '< l,l,uln8en n\u00e4hern sich denen der Versuchsreihe 23, in denen\nar \u00ae\t^littenlokalisation eingef\u00fchrt wurde, noch mehr,\nl,at,i'rJi.Via'|'i'n\tU'1' \u00ab\u00abT\u00e4uschen (monotiseh) nichts zu merken; l\u00abei T\u00f6nen h\u00e4ngt\nnat\u00fcrlich die Intensit\u00e4t von \u00ab1er Interferenz \u00ab1er beiden Wellen ab.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"I\tlai-lil il litron filler 'in- mill zweinliriges H\u00f6ren.\n\u00abCi\nwenn mit dem Mittenreiz ein \u201e\u00dcberwinkelreiz\" (d>2l) kombiniert wird :\n( I (jauch 27.) Pj ist auf .Vl em ausgezogen, P2 und J\u20193 stellen auf 0. Durch Pj P:1 allein wird der Schall ganz rechts geh\u00f6rt, bei all-m\u00e4hligem Offnen von P2, also Zusatz des Mittenreizes, wandert er nicht, erscheint aber bei einem bestimmten St\u00e4rkeverliiiltnis in einem mittleren Rechtswinkel (etwa 30 ) und geht hei weiterer Verst\u00e4rkung des Mittenreizes durch ,.Regenwurm-Bewegung\" in den Mittenschall \u00fcber, d. h. der Schall in der Mitte tritt hervor, w\u00e4hrend der Seitensehall verschwindet. Der Mittenreiz erweist sich also dem \u00dcberwinkelreiz noch st\u00e4rker \u00fcberlegen, als dem Seitenreiz im vorigen Versuch.\nWir k\u00f6nnen nunmehr \u00ablie ganze (huppe der Erscheinungen bei Einf\u00fchrung eines Intensit\u00e4tsgef\u00e4lles einheitlich deuten. 1st ein diotischer Schall gegeben, gleichg\u00fcltig ob in Mitten- (d = 0) oder Seiten-Lokalisation (0 <d < 21). und die Schallst\u00e4rke wird einseitig herabgesetzt, so tritt zu (Inn diotischen Reiz ein monotischcr hinzu. Die den Reizen entsprechenden Prozesse k\u00f6nnen, aber m\u00fcssen nicht, verschmelzen und eine mittlere Lokalisation ergeben. Mitzunehmendem Intensit\u00e4tsgef\u00e4lle wild der monotischc Reiz immer wirksamer: falls die Prozesse verschmelzen, scheint dann das Schallbild aus der Mitte nach der Seite zu wandern, gelangt aber nur bis zu 30', jenem scheinbaren Winkel, der <1 k/2 entspricht1). Hieraus geht hervor \u2014 was nicht von vornherein selbstverst\u00e4ndlich ist \u2014, da\u00df \u00dcberwinkelreize (d> k) auch zusammen mit normalen diotischen Reizen (d<k) so wirken, wie \u00bb1er normale Grenzreiz (d k). Mit diesem ist also nicht nur im Ph\u00e4nomenalen eine uniiher-schreitbare Grenze \u2014extrem seitliche Lokalisation erreicht, sondern auch im Funktionellen: bei weiterer \\ ergr\u00f6\u00dferung des Zeit Unterschiedes \u00e4ndert sieh die ihm entsprechende Seite des zentralen Prozesses nicht mehr. Denken wir uns nun den Zeitunterschied extrem vergr\u00f6\u00dfert, so tritt an die Stelle einer diotischen Erscheinung das Nacheinander zweier monotischcr (s. u.). Man kann also den ..allm\u00e4hlich neben dem diotischen hervortretenden monotisehen Reiz.\" in den \\ ersiiehsieiben 23\t- > als\neinen extremen t berwinkelreiz arischen, der unter geeigneten l mst\u00e4nden mit dem diotischen ebenso zusammen wir kt. wie der ( berwinkelreiz in Versuch 27. Besser: bei zunehmendem (aber noch nicht sehr steilem) Intensit\u00e4tsgef\u00e4lle spaltet sich aus dem diotischen allm\u00e4hlich ein mono-tischer Proze\u00df ab und der Gesamt-Proze\u00df hat in diesem Stadium einen \u00e4hnlichen Charakter, wie der Proze\u00df, der einem diotischen DoppeLehall entspricht.\nIst rler an sieh wirkungsseh wachere monotisehe beiz im \\eihultnis zum diotischen schon sehr erstarkt, so werden beide Sch\u00e4lle nebenein.\nJ) k bedeutet den Zeit- or 1er Wegimtcrsehicd (O.r.tt n oder 21 rrn). I\u00bb i dem extreme Seiteidnkalisatinn (!Hl ) dien erreicht wird.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nE. M. von Hornbostel:\nander geh\u00f6rt \u2014 YVirkungsgleichge wicht \u2014, aber auch der diotisehe hat sich dann in seiner Qualit\u00e4t schon einem nionotischen angen\u00e4hert1). Endlich wird der diotisehe unterschwellig, und der monotisehe bleibt allein \u00fcbrig.\nAbh\u00e4ngigkeit der ziceiohrigen Erscheinungen com Zeitunhrschied dir l{t iz< Werden die Wellen, die das rechte und linke Ohr treffen, von der Gleichzeitigkeit an zunehmend gegeneinander verschoben, so scheint der zweiohrige Schall aus der Mediane heraus nach der Seite der vorlaufenden Welle zu wandern; bei einer Zeitversehiebung von O.ti.'l o erreicht er die Ohrenachse und verbleibt von da an \u2014 im \u201e\u00dcberwinkel\" in dieser Richtung. Oie Qualit\u00e4t des Schalles ist hier von der bei Mittenlokalisation (d = 0) charakteristisch verschieden: unscharfer, ausgedehnter, breiiger, unklarer, unbestimmter lokalisiert, weniger gegenst\u00e4ndlich'-). Man kann ilie beiden Erscheinungsweisen bequem vergleichen, wenn man (m\u00f6glichst tiefe) unisone und phasengleich schwingende Gabeln verteilt und dann durch Drehung der einen die Phasendifferenz pl\u00f6tzlich auf ISO bringt. Je tiefer die T\u00f6ne, desto weiter f\u00fchrt die Zeit Verschiebung (d /. 2) in das t berwinkelgebiet hinein. Die qualitative \u00c4nderung bei steigendem Zeitunterschied geht also von der charakteristisch zweiohrigen Erscheinungsweise in Richtung auf die einohrige. Bei kurzdauernden Reizen w\u00fcrde ja die Verl\u00e4ngerung der Zwischenpause schlie\u00dflich zu einem Nacheinander zweier einohriger Sch\u00e4lle auch in der Wahrnehmung f\u00fchren.\nAber auch bei Dauerreizen kann man. analog wie bei den Frequenz- und Starkeunterschieden, fragen: Wie gro\u00df mu\u00df der Zeitunterschied sein, damit der S hall in rem ..monotiseher Qualit\u00e4t\u201c erscheint ? Die experimentelle Beantwortung bereitet erhebliche Schwierigkeiten: sehr gro\u00dfe Verl\u00e4ngerung der Uitung auf der einen Seite schw\u00e4cht den Schall, \u00e4ndert auch die Klangfarbe; Verst\u00e4rkung \u00ab1er Quelle macht ihn leicht interkraniell; sehr tiefe T\u00f6ne haben an sich etwas I\u2019m-lullendes, diffus Ausgedehntes. Alle diese Faktoren wirken in derselben Richtung \u00abIC die \\ergr\u00f6\u00dferung der Zeitversehiebung, nach ,1er allein gefragt ist. Bei einen, \\\\eglangenunterschied von ln, CU) fand ich den beidohrigen Schall (Klopfger\u00e4usch) vom einohrigen im Sukzessivvergleich \u201eoch merklich verschieden. Bei n \u00abird jedenfalls schon reines Nacheinander wahrgenommen. bei etwa SO\u00ab Scheinbewegung mit erkennbarer Richtung3). Eben dieser Wert w\u00fcrde be, der tiefsten noch h\u00f6rbaren Frequenz (16 v. d.) in Phasenopposition erreicht.\nnet.1,} rlTm- d\u2018'r \"\\it ob,'rto,J,altigen Kl\u00e4ngen - durch Wechselstrom er-nii'nT\" 7qart*\u201ce\u201c-\u2019 \u2018\u2014\u2018achtete bei Schw\u00e4chung auf ,1er einen Seite (,'inlr i Kl V fT des Cinfarhen Ibeidohrigen) Tones in den reichen man ann 1 K \u201c\"f',,\t\u2018 \u2018Erfahrun\u00aben an \u00abbplotischen Kl\u00e4ngen (S. 76 f.) mu\u00df\ng'nie i 'n m r ^\"^\"Verschiedenheit der beiden Telephone mit-einflll'stds ^\t^\tAuffa-\"\"g l\"tensitats-\ndiffuse difbeuh\", T\tUnd fiirT Mila'U'iU'r f\u00e4nden den Eindruck \u201evague.\niffuse. diff ..H to Walizc; scrambled, piled up with an umbrage of surplus sound.\"\nl\u00e4ufigen\timer \u201cnd \",ir (,9,5b * -\t\u00bb-\u2022","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"li<'<ilmi-l\u00e0tiinui'ii Uber i'in- und zweiohriges Horen.\n!\u00bb5\nNeuerdings hat Halverson die \u00c4nderung des ..Volums\" mit der Zeitverschiebung untersucht1). Er fand von d 0 bis d = etwa 11 ein einen steilen Abfall, dann bei gr\u00f6\u00dferen d's bis A/2 wieder eine allm\u00e4hliche Zunahme des scheinbaren Volums. Dieser Anstieg setzte noch nicht bei d = 11 ein, sondern erst sp\u00e4ter, bei einem der drei Beobachter (B.) fast genau bei d \u2014 21. Der Verlauf der Kurve und besonders ihr Zerfall in zwei getrennte Aste l\u00e4\u00dft vermuten, da\u00df die Urteilshinsieht nicht einheitlich gewesen sei: es sieht so aus, als w\u00e4re erst die abnehmende Dichte der beidohrigen Erscheinung, dann \u2014 im \u00dcberwinkelgebiet \u2014 die zunehmende diffuse Ausdehnung des mehr und mehr monotiseh werdenden Tones als ,,Volum\u201c-Andeiung aufgefa\u00dft worden. (Die Beobachter waren durch Beurteilung des Volums verschieden hoher T\u00f6ne vorbereitet worden, was ein Drittes sein mag.) Der \u00dcbergang vom rein diotischen zum vorwiegend monotischen Charakter der Erscheinung k\u00f6nnte trotzdem ganz allm\u00e4hlich geschehen, aber jener w\u00fcrde nur bei kleinen, dieser nur bei \u00fcbergro\u00dfen d-Werten merklich hervortreten: im Gebiet dazwischen w\u00e4ren beide gleich wenig ausgepr\u00e4gt2).\nBei T\u00f6nen erfolgt, wenn die kontinuierlich wachsende Zeit verse hie-bung die Dauer einer halben Schwingung erreicht (d = A 2). ein Wechsel des Vorzeichens: das Schallbild geht von der einen auf die andere Seite \u00fcber. Dreht\u00f6ne sind f\u00fcr die genauere Beobachtung dieses t berganges ungeeignet, denn der Ton wird meist w\u00e4hrend des ganzen Innenzyklus, und oft noch etwas l\u00e4nger, auf der Ankunftseite vor dem Ohr. auf das die h\u00f6here Gabel wirkt \u2014 geh\u00f6rt, auf der Gegenseite aber erst dann bemerkt, wenn er schon wieder im Begriff ist, zur Mitte zur\u00fcckzuwandern.\n(Versuch 2&.) Mit der einfachen Posaunenanordnung und durch Interferenz gereinigten T\u00f6nen verschiedener Hohe fand ich, in \u00ce ber-einstimmung mit Halverson3): Schon ehe d - erreicht wird, erscheint auf der Gegenseite ein zweites Schall bild, das, erst leise, allm\u00e4hlich zunimmt, w\u00e4hrend das ersten- schw\u00e4cher wird und endlich \\ erschw indet , bei d = A/2 haben beide gleiche St\u00e4rke. Bei T\u00f6nen oberhalb MM* v. d.. wo kein \u00dcberwinkelgebiet mehr existiert und der Seitenwinkel bei d A/2 kleiner ist als !M> , h\u00f6rt man bei ganz langsamem Ausziehen <ler einen Posaune den Ton auf der Gegenseite auftauchen und auf die Mitte zuwandern, w\u00e4hrend der erste, von der Mitte wegwandernde Ton noch da ist.\n') Americ. Journ. of Psychol. JS. ->\u2014*>\u2014\tB'---\n2)\tKs ist sehr auffallend, da\u00df diese Zw ischenzone hei allen drei Boohnehtorn mit \u00ab1 k 2 einsetzt, also U-i derselben Schallrichtung (30 ). \u00fcber die die schein bare Wanderung bei einseitiger Schw\u00e4chung nicht hinausgeht. Ich m\u00f6chte hierauf aller keine weitere Hvpothese gr\u00fcnden, ehe nicht durch eingehendere B--oba.li tungen der Tat liest and lasser gekl\u00e4rt und die im Text ausgesprochene \\ cr.nut nng best\u00e4tigt ist.\n3)\tAmer. Journ. of Psychol. JJ. IS'iff.. I**--","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"K. M. von lloriilioslol :\n!)ti\nDie Erscheinungen beim Seitenwechsel sind also vollkommen denen analog, die beim \u00dcbergang von zweiohrigem zu einohrigcm H\u00f6ren zu beobachten sind, wenn der Fre(|Uenzunterschied (Vers.-H. ti) oder das Intensit\u00e4tsgef\u00e4lle (Vers.-H. 23) vergr\u00f6bert werden. Wenn in der (legend von d = A/2 zwei T\u00f6ne rechts und links gleichzeitig geh\u00f6rt werden, so sind zwei nebeneinander bestehende amphotische Prozesse anzunehmen, die sich nur durch den Grad der Zeit Verschiebung unterscheiden: der eine entspricht dt = A/2\u2014\u00ab). der andere d2 /. 2 -\u2022 <>\t/.\td,. Bei den\nVersuchen mit Doppelreizen (Vers. 2<i) hatte sieh gezeigt, da\u00df ein Mittenreiz (d = 0) funktionell st\u00e4rker ist als ein Seitenreiz (d > (>). dieser wieder st\u00e4rker als ein \u00dcber winkelreiz, (d > k). Hieraus erkl\u00e4rt sieh ohne weiteres der \\ erlauf der Erscheinungen bei T\u00f6nen, wenn d von 0 bis /. w\u00e4chst: w\u00e4hrend die Wirksamkeit des amphotischen Prozesses, der d entspricht, von ihrem Maximum \u2014 bei d 0 \u2014 kontinuierlich bis zu einem Minimum \u2014 bei d = /. \u2014 abnimmt, w\u00e4chst zugleich die Wirksamkeit des /. \u2014 d entsprechenden Prozesses vom Minimum zum Maximum; bei d \u2014 A/2 wird auch A\u2014d = A/2 und beide halten sieh die Wage. Bis in die N\u00e4he dieses Gleichgewichtspunktes wird daher nur der eine oiler der andere, dem kleineren d entsprechende Ton geh\u00f6rt, in der Zone zwischen A/2 -f- d und /./2 \u2014 i) sind beide zu h\u00f6ren, der dem kleineren d entsprechende aber st\u00e4rker. (Solange nur ein Ton geh\u00f6rt wird, \u00e4ndert sich seine scheinbare St\u00e4rke nicht mit dem d, vermutlich \"eil fhe Summe der Wirkungsgrade der beiden gegenl\u00e4ufigen amphotischen Prozesse konstant bleibt.) Die Zone der Doppelbilder ist bei tiefen Tonen sehr eng, bei h\u00f6heren wird sie breiter. Das l\u00e4\u00dft sich nach \u2018\u2022cm H VW sehen Grundsatz') verstehen: je gr\u00f6\u00dfer A, desto kleiner ist der Wirkungsgrad der beiden Prozesse bei A/2; hier wird also ein dem absoluten Betrage nach geringerer Unterschied der Wirkungsgrade schon dem einen Proze\u00df ein solches \u00dcbergewicht erteilen, da\u00df die ihm entsprechende Erscheinung allein auftritt.\nWir verstehen nunmehr auch, warum es schwierig, ja vielleicht unm\u00f6glich ist, zwei in entgegengesetztem Sinn umlaufende Drehtone dauernd simultan zu verfolgen (Vers.-H. 17): der Wirkungsgrad eines jeden \u00e4ndert sich kontinuierlich (und periodisch) mit dem d; sie k\u00f6nnen nur gleichzeitig erscheinen, wenn ihre Wirkungsgrade nicht zu verschieden sind, also, gleiche St\u00e4rke der Gabeln immer vorausgesetzt, in der N\u00e4he ihrer Begegnungspunkte, und hier auf eine um so l\u00e4ngere Strecke, je n\u00e4her der Begegnungspunkt der Me-man\u00ab* liegt.\n') Hierunter verstehe ich \u00ablen allgemeineren Satz, \u00abla\u00df ein Unterschie\u00ab! eine H ...kt\u00bbm \u00ab1er unterseh,denen absoluten Gr\u00f6\u00dfen ist; \u00ablas IDWsehe \u00d6Ws verlangt n\u00ab\u00abh au\u00dferdem. <ln\u00df die Funktion lngarithmisch sei.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"licoli;i<-h1 untren UI><\u2022 r ein- mul zwoinliriges limon.\nErgebnisse mul Folgerungen\nDie Versuche und Erw\u00e4gungen haben gezeigt, da\u00df ein- und zwei-ohriges H\u00f6ren nicht nur ph\u00e4nomenal, sondern auch funktionell scharf zu trennen sind. Die zweiohrigen Prozess\u00ab' k\u00f6nnen nicht als zentrale \u00dcberlagerungen zweier einohriger nach dem Bilde von Schwingungsvorg\u00e4ngen gedacht werden, denn es gibt keinediplotischen Schwebungen, Zwischent\u00f6ne und Kombinationst\u00f6ne. Die Entstehung der nionotischen kann \u2014aber mu\u00df nicht unbedingt \u2014ins peri])here Organ verlegt werden. Dagegen ist es unm\u00f6glich, die Entstehung der zweiohrigen Erscheinungen \u2014 extrakranielle Lokalisation in bestimmter Richtung, Dreht\u00f6ne \u2014 aus irgendwelchen mechanischen Bedingungen au\u00dferhalb des nerv\u00f6sen Organs zu begreifen. Sie mit R\u00fccksicht auf die mctotischo Knochenleitung auf Vorg\u00e4nge im peripheren Einzelohr zur\u00fcckf\u00fchren zu wollen, w\u00e4re ('in vergebliches Bem\u00fchen.\nDer von Ohr zu Ohr durch den Knochen \u00fcbergeleitete Schall wird, u-enn die Geh\u00f6rg\u00e4nge offen sind, in der Regel zu schwach sein, um mit dem direkt von au\u00dfen kommenden zusammenzuwirken. Auf die zweiohrigen Erscheinungen kann ei keinen Einflu\u00df haben, denn ein solcher w\u00fcrde sich in der Lokalisation st\u00f6rend bemerkbar machen. Angenommen, ein Momentanreiz von einer seitlich rechtsstehenden Quelle treffe auf das rechte Ohr im Zeitpunkt \u00fc. auf \u00ablas linke im Zeitpunkt <1, und die Knochenleitung von Ohr zu Ohr beanspruche die Zeit x. Dann treffen links im Zeitpunkt x, rechts im Zeitpunkt (d -f- xl dit' indirekten Reize ein; es w\u00fcrden 4 Zeitunterschiede entstehn: d 0- d und x * * x in der einen.\n(d -f- x)_x (1 und (d \u2014 x) \u2014 d x in der andern Richtung, und die gleichen\nPaare mit entgegengesetztem Vorzeichen w\u00fcrden sich aufhoben, d. h. als Iteid-ohrige Doppelreize wirken, die beide .Mittenlokalisation ergeben w\u00fcrden. (Der Fall ist hier noch dadurch kompliziert, da\u00df die tdieder der Paare physikalisch nicht gleichzeitig sind; nach bisherigen Erfahrungen ist aber ein Einflu\u00df dieses Umstandes nicht wahrscheinlich.) Dieses Ergebnis ist unabh\u00e4ngig von der Gr\u00f6\u00dfe von x (x d). Da Mittenreize physiologisch wirksamer sind als Seitenreize. h\u00e4tten\nsie auch bei geringer St\u00e4rke die M\u00f6glichkeit, sich gegen den direkten Roohtsreiz durchzusetzen; sie m\u00fc\u00dften das um so leichter tun. je gro\u00dfer die N hallst\u00e4rke und je weiter seitlich die Quelle, also je gr\u00f6\u00dfer d w\u00e4re. Von diesem st\u00f6renden Einflu\u00df der Knochenleitung ist gl\u00fccklicherweise weder heim gew\u00f6hnlichen H\u00f6ren, noch unter k\u00fcnstlichen Versuchsbedingungen jemals etwas zu merken. (Allenfalls konnte man das Zur\u00fcckgehn des Sehallbildes zu etwas kleineren \\\\ mkcln, wenn d \u00fcber k hinaus w\u00e4chst - im ..\u00dcberwinkefgebiet hierauf zur\u00fcckf\u00fchren.) \\ crnnithch ergeben die schwachen indirekten mit den starken direkten Wellen \u00fcberhaupt keine diotischen Prozesse, die beiden schwachen zusammen w\u00fcrden aber einen dmt ischen Proze\u00df mit derselben Zeitverschiebung: (d - x) - x d. nur mit entgegengesetztem Vorzeichen, ergehen, wie die beiden starken din kti n. (\nSachen des zweiohrigen H\u00f6rens, die mit Hilfe der Knochcnle.tung sollten, liefern also einen, wie ich glaulie. entscheidenden M\u00f6glichkeit dieser Erkl\u00e4rung. Dies m\u00f6ge die etwas umst\u00e4ndliche Auseinander-Setzung mit einer weitverbreiteten Ansicht entschuldigen.\nEin- mul /.weiohrige Erscheinungen k\u00f6nnen gleichzeitig getrennt nebeneinander bestehen, und zwar auch dann, wenn auf jedes Ohr nur ein \u201eReiz\u201c wirkt. Ebenso k\u00f6nnen rechts- und lmks-monot.sche Er-\nPsycholugi\u00e4i-he Forschung Bd 4\nerode die Tat-erklart werden Beweis jiejirn die","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"E. M. von Ifomhost.d :\nns\nschcinungen gleichzeitig und unahh\u00fcngig voneinander walirgeiionnnen werden (dichotisehes H\u00f6ren). Kndlieli gibt es ein Neheneinander zwei-(ihriger Erscheinungen. Dein psychophysischen Paralhdisimis zufolge nehmen wir an, \u00bblall den getrennten Erscheinungen auch getrennte zentrale Prozesse entsprechen. Es ist aber nicht n\u00f6tig, diese Prozesse in r\u00e4umlich getrennten Gehirnteilen verlaufend zu denken. Schon in niederen Zentren \u2014 Trapezk\u00f6rjier, obere Oliven vereinigen sieh K\u00e4sern aus der m\u00e4chtigen Kreuzung der Aeustieusbalmeii mit Kasern der gleichen Seite1)- Di jeder Gehirnh\u00e4lfte treffen also Erregungen aus l/< irlnt Schnecken zusammen, wir besitzen zwei symmetrische Zentren f\u00fcr das zweiohrige H\u00f6ren und nicht etwa f\u00fcr jedes Ohr ein besonderes und ein drittes \u00fcbergeordnetes f\u00fcr beide zusammen. Eine funktionelle Asymmetrie ist dennoch m\u00f6glich und sogar wahrscheinlich.\nEinige Beobachtungen scheinen daf\u00fcr zu sprechen, dali links-iuonotiselic Prozesse und diotische Prozesse mit dem ..Vorzeichen rechts\" funktionell starker sind. 1. Ein Drehton in der Gegend von 800 v. d. verschwindet, wenn linkslaufig. oft schon che er die Ohrenachse erreicht; rechtsl\u00e4ufig taucht er am Beginn des Au\u00dfenzyklus oft eist bei 70' oder 60 links auf. L\u00e4\u00dft man die rechte Gabel schnell intermittieren, so erscheint der Drehton zwischen 00 und etwa 60 links, wenn er da \u00fcberhaupt geh\u00f6rt wird, unbewegt, d. h. imnu r an derselben Stelle. 2. Beiin Einstellen auf !to links mit der Posaunenanordnung gen\u00fcgte manchmal schon ein Auszug rechts von 18 ein (statt 21 ). :{. Bei der praktischen Verwendung des Richtungh\u00f6rens kam es h\u00e4ufig vor. da\u00df die scheinbaren Winkel im linken Quadranten richtig oder selbst zu gro\u00df, im rechten dagegen zu klein angegeben wurden. 4. Bei allen Beobachtern war es in Versuchsreihe 24 trotz gleicher H\u00f6rsch\u00e4rfe beider (ihren schwerer, durch Schw\u00e4chung links den diotisehen Schall aus der Mitte nach rechts wandern zu assen, als umgekehrt. \u25a0>. Hierher geh\u00f6rt wohl auch ein seltsames Vorkommnis bei\nV\tersuchen mit dem im Kriege verwende ten Richtungsh\u00f6rer: Bei \u00dcbungen pflegte der\nV\tersuchsleiter verschiedene Winkel rechts und links in bunter Folge einzustellen ; die\nV\tp- hatte mit geschlossenen Augen zu beobachten, die wahrgenommenen Richtung\u00bb n mit (1er Hand zu zeigen und an einem Halbkreis von Pf\u00e4hlen in Winkelgraden abzu-*cnutzen. Eines Tages nun gab der sehr ge\u00fcbte und urteilssiehere Beobachter Km. zwar WH g( wohnlich alle Winkel richtig und mit gro\u00dfer Genauigkeit und subjek-\niver Sicherheit an. aber alle auf der linken Seite, auch die bei Rechtseinstellungen geh\u00f6rten! (Leider mu\u00dften die Versuche an diesem Tage bald abgebrochen werden. Am n\u00e4chsten l\u00e4ge war die Erscheinung verschwunden und trat auch sp\u00e4ter nie mehr wieder auf.) Km. war selbst \u00fcber \u00bblas Ergebnis, das ihm erst am Schlu\u00df rill geteilt wurde, \u00e4u\u00dferst \u00fcberrascht. Er hatte in jenen Tagen dienstlich viel akustisch zu beobachten gehabt und dabei ausschlie\u00dflich \u00bblas rechte Ohr ben\u00fctzt, ich lasse aller dahingestellt, ob eine Erm\u00fcdungswirkung auf das Rieht..ngh\u00f6r.-.i - nominin werden kann, obwohl auch Fl\u00fcgel von solchen berichtet2). Eine 1 un. von Rechts und Links kommt sonst beim Richtungh\u00f6ren ni<\u2018 vor. ,\t,,;i\"nserm Fa\" \"a\"n ja auch die Vorzeichen nicht vertauscht, vielmehr\n, eine vollst\u00e4ndig ausgefallen. Da die Zeitunt.TSchi.de die d-Werle - trotz, \u25a0l. n. vollkommen unver\u00e4ndert- wirksam bli.-ben. mu\u00df die ihnen entspreche..\u00bb!.\u2019 Eigenschaft der diotiseh.-n Prozesse irgendwie unabh\u00e4ngig sein von den Prozessen\nM II. Held. Arch. f. Anal. 2J Brit. Journ. of Psychol.\nii. Physiol.. Anat. Abt. I89:i, s. 201 \u2014 247 II, lo\u00f6 - 1!$4. 1920.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen Uber ein- und zweiohriges H\u00f6ren.\n!)9\noder Proze\u00dfeigensehaften, die der l\u2019nterscheidung der beiden Seiten \u2014 iStunipfx Momenten \u201ep und q\"* 1) zugrunde liegen. Durch eben diese sind aber offenbar auch die rechts- und linksnionotischen Erscheinungen unterschieden. Es w\u00e4re denkbar, da\u00df neben jedem zwciohrigen Proze\u00df ein cinohrigcr einbergeht, und da\u00df dieser das Vorzeichen, jener nur den Richtungswinkel bestimmt. Dann lie\u00dfen sieh die Beobachtungen 1 bis 4 so deuten, \u00bbla\u00df sieh der wirkungsst\u00e4rken1 links* monotische Proze\u00df gegen\u00fcber dein diotisehen \u25a0 der an sieh weder \u201erechts\" noch \u201elinks\" w\u00e4re leichter durchsetzt, als ein rechts-mnnotischcr Proze\u00df, (legen diese Annahme sprechen aber allgemeine (Iriinde. die sogleich dargelegt werden sollen, und die die M\u00f6glichkeit des Kalles .\"\u00bb geradezu fordern. I bis 4 werden aber auch verst\u00e4ndlich, wenn man annimmt, da\u00df rlintisrlie Prozesse mit dem \\ orzeichcn links wirkungsscAir\u00fcrher sind als solche mit dem \\ orzeichcn rechts. Da\u00df links* i/iohofi.se/ie Prozesse wirkungsst\u00e4rker sind, als reehtsmonotisehe. w\u00fcrde hit nuit nicht im Widerspruch, sondern im Einklang sein: beides wirkt dabin. da\u00df die Ann\u00e4herung des Diotisehen an das Monotische mit steigendem d. die ja auch an\nden Erscheinungen nachweisbar ist (S. !I4), links schneller geht als rechts.\nDie Tatsache, da\u00df der rechte und linke H\u00f6rnen sieh bereits im Althirn vereinigen, weist auf ein verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohes entwieklung -geschieht licites Alter ties beidohrigen H\u00f6rens hin. Beim Auge konnte man geltend machen, das Schielen der Neugeborenen, die seitliche\nAugenstellung der Tiere verhindere zwar nicht dit* Bildung eines ein heitliehen Sehfeldes, aber doch das stereoskopische Sehen, wenigstens soweit es durch tlie Vereinigung tier Biltler bedingt ist: das dopjiel-\u00e4ugige Sehen sei daher phylogenetisch und mitogenetisch \u00e4lter, als das beid\u00e4ugige2). Mit den Ohren dagegen kann man nicht schielen. Alle Oc-seh\u00f6pfe, tlie \u00fcberhaupt h\u00f6ren, haben hieif\u00fcr zwei bilateral-symmetrisch angeordnete Organe und h\u00f6ren normalerweise immer zweiohiig. kin-ohriges und erst recht getrenntohriges H\u00f6ren kommt nur unter ungew\u00f6hnlichen Bedingungen zustande. Ks ist f\u00fcr den Normalen wohl unm\u00f6glich, das eilte Ohr wirklich vollkommen auszuschalten, und es wird immer schwierig sein, die \\ ollst\u00fcndigkcit einseitiger laubbeit aus dem \u00e4rztlichen Befund streng zu beweisen. Beste von charakteristisch diotisehen Erscheinungen Richtungh\u00f6ren, l-'ulle scheint n mir eher gegen vollkommene einseitige Taubheit zu sprechen, als f\u00fcr die F\u00e4higkeit des Einzelohrs zu Leistungen, die mit den dmtix h. n gleichartig w\u00e4ren. Auch doppelohrigcs H\u00f6ren kommt (f\u00fcr sielt) nur unter k\u00fcnstlichen Bedingungen zustande. Denn wenn in der Natur mehrere\n') Tonpsveliol. *{. .V2ff.\t.\t.\t.\t.\n\u25a0-) Die oben (S. 66) gegebenen Bestimmungen und Kachausdna ke lassen s,el\nohne weiteres auf das Sehen \u00fcbertragen, wenn man ..-oluiu\" dureh -.-mutig und\n,,-otiseh\" dureh \u201e-optisch\" ersetzt. I Es ware .du...lies zu \u00bbun>eb,n. da\u00df der\nabseheuliehe Zwitter \u201emonokular\" aus der w.ssensehaftliehen Sprache n.t-\nsehw\u00e4nde \u00ce) Diebopt isehes (gr-tn-nnt\u00e4.igiges) Sehn k\u00e4me, vom I lu...\u201ea nalen her\n1 4 i\ti i \u2022 i .\t.. .1 ...\u00ee \u2022mell \u00abIrl* Srhie|rinlr >lrht eilt tt euer lllir\nbetrachtet, eurent lieh nieht vor, \u00ableim auch\t......\t,, ,,\nein\u00e4ugig (\u201eUnterdr\u00fcckung ties andern Amtes\") oder bat ein . nibeit!.. la s Sehfeld\n(\u201ePseudofovea\") und nicht zwei monoptisthe Ers,heinumten. Will man nur ./\u00ab*\n\u201eSchielen\u201c nennen, dann m\u00fc\u00dfte man sagen: mit den . I \u00bb;/<\u00ab kann man mehl s, luden.","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"K. M. vuii Hornbostel :\nKHI\nSchallquellen zugleich vorhanden wind, so liefert doch jede zun\u00e4chst einen beidohrigen Reiz, und die diplotischen Krregungen, die man daneben noch errechnen mag, k\u00f6nnen sich gegen jene nicht durchsetzen und die Erscheinungen keinesfalls beeinflussen.\nSind demnach die beidohrigen Erscheinungen, Prozesse. Organe und (Normal-) Reize die urspr\u00fcnglichen, so m\u00fcssen Thcoriebildungen und Fragestellungen von ilimn ausgehen und nicht, wie bisher, von den einohrigen. Man darf nicht jene aus diesen aufgebaut oder zusammengesetzt denken, mu\u00df vielmehr umgekehrt das monotischc H\u00f6ren als aus dem diotischen abgespalten auffassen. W\u00fcrden bei einohrigein H\u00f6ren wirklich Richtungswahrnehmungen derselben Art zustande kommen, wie beim zweiohrigen \u2014 und das ist f\u00fcr angeblich vollkommenen Ausschlu\u00df des einen Ohrs mehrfach behauptet worden \u2014 so w\u00e4re damit noch nicht bewiesen, da\u00df in beiden F\u00e4llen dieselben Faktoren wesentlich wirksam sind und das zweiohrige Richtungh\u00f6ren auf das cinohrige zur\u00fcckgef\u00fchrt werden m\u00fc\u00dfte. Bleibt doch auch das Wesen des stereoskopischen Sehens davon unber\u00fchrt, da\u00df Tiefen Wahrnehmung auch ein\u00e4ugig, also ohne Querdisperation, m\u00f6glich ist. Auch Blinde orientieren sich, sogar ganz ausgezeichnet, im Raum; mu\u00df sich deshalb die Theorie der optischen Raumwahrnehmung auf die akustische gr\u00fcnden !\nDurch die neue Betrachtungsweise r\u00fcckt \u00ablas dichotischc H\u00f6ren vom diplo-tischcn, mit dem es die gleichzeitige Erregung zweier Ohren durch verschiedene Reize gemeinsam hat. ab und mit dem monotischen zusammen: es ist seiner Natur nach \u201edi-monotisch . ein Horen mit zwei Einzelohren, und es kommt hier nicht darauf an. da\u00df es ihrer zwei, sondern nur darauf, da\u00df sie einzeln sind. Man wird gut tun, auch die Terminologie diesem Tatbestand anzupassen und dem Begriff Zvieiohrig ( Heid- und Doppelohrig) den Begriff Einzelohrig gegen\u00fcber zu stellen. \u00ab1er jetzt die Ileiden Begriffe Einohrig und Getrcnntohrig umfassen soll, deren Unterscheidung nebens\u00e4chlich geworden ist. Auch die Unterscheidung von Bcid- und toppelohrig wird oft entbehrlich sein. Man kommt dann auf die alte einfache Einteilung in Ein- und Zwciohrig zur\u00fcck, mu\u00df sich aber gegenw\u00e4rtig halten, welche Interfalle diese Klassen einbegreifen. Die Begriffe waren urspr\u00fcnglich von der \\ ersurhsannrdnung. von den Reizen her bestimmt und auf .lie Prozesse und Erscheinungen erst \u00fcbertragen ; nun gehn sie umgekehrt von den Erscheinungen und roz.fssen aus. I nd da die physikalischen Vorg\u00e4nge nur insofern als \u201eReize\" zu \u00ab\u2022zeichnen sind, als sie auf den Organismus einwirken, ist es gerechtfertigt, von nmm diotischen Reiz\" zu reden, wenn ein Schall auf beide Ohren trifft und eine\n- lotisehe Erscheinung zur Folge hat. und von zwei won,Aachen Reizen, statt von clicnotisfhtT l*<.i-7n,wr\t\u2022 i.A .\t.................. ....\nist nicht m\u00fc\u00dfige Wortklauberei oder ein Spiel mit\ndichotischer Reizung. Dies\nBeLTiffen. W\u00f6rter und Begriffe zwingen unser Denken in liestimmte Richtungen und fuhren es besonders leicht von ungewohnten Wegen in die bequem ausgetretenen .Sackgassen zur\u00fcck. Um dieser Gefahr zu entgehen, mu\u00dften wir den. 1>-Ser eine etwas schwerverdauliche Terminologie vorsetzen.\nI u hie r \\ orgcschlagene Betrachtungsweise weist die zentral-physio-ogtsehe Akustik in die Richtung einer \u201eGestaIt\u201c-Theorie int Sinne\n\u25a0 jbvT \u201cnd K,M,rs- F\u00fcr die nat\u00fcrliche zweiohrige Wahrnehmung sind Schalle Gegenst\u00e4nde, die sieh als solche von der Stille oder einem","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Beobaehtuiigen Uber ein- und zweiohrigos Huren.\n11)1\ndiffusen akustischen Hintergrund abheben. .Schon dieses Auseinandertreten von \u201eFigur\u201c und Grund ist einfachste Gestaltung1). Ph\u00e4nomenal entspricht ihr der scharfe Umri\u00df, die Dichte und die bestimmte Lo-kalisation der zweiohrigen Erscheinungen. Die Erscheinungsweise einzelohrigen Schalls ist dagegen mehr ungegenst\u00e4ndlich, raumhaft\u201c), umh\u00fcllend, ausgebreitet, unfest, hintergr\u00fcndig. Einohrigc Sch\u00e4lle \u2014 von getrenntohrigen sehen wir hier vorl\u00e4ufig ab \u2014 heben sieh weniger voneinander ab (o. S. 78). funktional kennzeichnet sieh der t nter-scliied durch das, was wir \u201eWirkungsgrad\u201c genannt haben: er ist. bei gleicher Reizst\u00e4rke, gr\u00f6\u00dfer bei zweiohrigen, kleiner bei einohrigen Sch\u00e4llen. Jene sind \u201estarke\", diese \u201eschwache\" , oder doch schw\u00e4chere Gestalten3). Die \u00dcberg\u00e4nge der einen in die andern haben wir beobachtend verfolgt und k\u00f6nnen das Ergebnis jetzt dahin zusammenfassen: Das ziceiohrige H\u00f6ren geht immer in < inzedoltrigt s Hin r, trenn der Heiz in irgendeiner Hinsicht zu uneinheitlich wird. (Entsprechend den fr\u00fcherem Erw\u00e4gungen reden wir nicht mehr von zwei Reizen und deren Unterschieden!, soinlern von dem einen Reiz und seinen Gef\u00e4lls- Eigenschaften.) Dieser \u00c4nderung des Reizes und eicr Erscheinung mu\u00df eine \u00c4nderung de*s zemtral-physiologisehen Prozesses parallel gehen, die\u2019 man sich dann als \u00dcbergang von st\u00e4rkeren zu schw\u00e4cheren (physischen) Gestalten zu denken h\u00e4tte. Die st\u00e4rkste Gestalt k\u00e4me einem rein ans photischen Proze\u00df zu, der in keiner Hinsicht auch nur eine Spur di-plotisch ist; er wird von einem Reiz ausgel\u00f6st, den eine einzige in \u00ab1er Mediane befindliche Schallquelle liefert. Er ist in jedem Sinn der einfachste und besitzt den h\u00f6chsten Wirkungsgrad. Es liegt ganz im Sinne dieser Auffassung, da\u00df auch noch ein rein beidohriger Schal! um so wirksamer ist, je h\u00f6her die Frequenz, je ausgepr\u00e4gter charakteristischer, nicht im geometrischen Sinn einfacher \u2014 die Wellenform, je gr\u00f6\u00dfer die Lautst\u00e4rke und je k\u00fcrzer seine Dauer ist.\nDer funktionalen entspricht wiederum die biologische Auszeichnung der Mediane, dem sozusagen glattesten Ablauf des einheitlichsten, geschlossensten Prozesses, der einfachsten Erscheinung entspricht die ungezwungenste, nat\u00fcrlichste Richtung und Verteilung oder eigentlich Einschr\u00e4nkung \u2014 der Aufmerksamkeit, die Ruhestellung des Bewu\u00dftseins. Der Kopf wendet sieh unwillk\u00fcrlich in 'lie Sehallriehtung. weil das Lausehen dann die geringste M\u00fche macht1).\n') K. Kuhin. Visuell uahrgrnoimnrnc Figuren. Ko,h nl.agen \u00ab iyldendal) l!'2l ; A. Koffla, Psvchol. Bull. 19. ->.\u00bb4. 11*22.\t...\t, .\n2) In einem qualitativen Sinn; vgl. den \u00bbiegensatz Konvex-Konkav. Isvehol.\nForsch. I. 154. 1!>22.\t.\n\u00bb) II\". K\u00f6hler, Die physischen Bestallen. Vicwcg. Braunschweig I '-\"-\n4) Sicher w\u00fcrden 1 Joppelh\u00f6rer den Telephonistinnen ihr anstrengendes t.e-Schaft sehr erleichtern.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nK. M. von Hornbostel :\nDa\u00df s\u00e4mtliche diotischen Prozesse, eben als Vorg\u00e4nge, in der Zeit verlaufen, ist selbstverst\u00e4ndlich. Aber auch wenn d >0, aber konstant ist, fallen sie noch in das \u201eSimultanstadium sie sind station\u00e4re, nicht dynamische Gestalten. Wir h\u00f6ren ja einen Schall auch au\u00dferhalb der Mediane in Ruhe, wie lange er auch dauern mag, und zwischen den d-Werten, die Seitenlokalisation, und denen, die Seheinbewegung von Ohr zu Ohr geben, liegt das ganze gro\u00dfe Gebiet der \u00dcberwinkelreize. Der diotische Proze\u00df ist also auch dann einheitlich und einzig, wenn z. B. kurzdauernde Wellen mit einem kleinen physikalischen Zeitunterschied auf die Ohren treffen. Als \u201eReize\" sind sie dennoch \u201esimultan\". Denn wenn wir die zentralen Prozesse von innen statt von au\u00dfen, von den Erscheinungen statt von den physikalischen Vorg\u00e4ngen her bedenken, so m\u00fcssen wir eine der physischen entsprechende ji/ii/siol\u00ab/ische Pr\u00e4senzzeit fordern. Damit ist nicht nur gemeint, da\u00df \u2014 in dem angef\u00fchrten extremen Beispiel \u2014 der durch den ersten Ansto\u00df eingeleitete Proze\u00df noch nicht zu Ende ist, wenn der zweite Ansto\u00df eintrifft, dieser also auf ein bereits bestehendes \u201eFeld\u201d wirkt: sondern das ganze Geschehen ist ein anderes, wenn der zweite Ansto\u00df noch innerhalb des \u201eZeitfeldes , als wenn er au\u00dferhalb liegt : im ersten Fall ein einheitlicher, ununterbrochener \\ erlauf, im zweiten Fall zwei durch eine Pause getrennte \\ org\u00e4nge (\u201eSukzessivstadium\" 11 ertheiwers). Das ist bei Dauerreizen nicht anders-); dieselbe kleine Zeitverschiebung, die physikalisch und monotisch-peripher zu Interferenz der Wellen f\u00fchren w\u00fcrde, bedingt eine Gestaltung des zentral-physiologischen Prozesses, die man vielleicht nicht unpassend als \u201eZeitspannung\" bezeichnen k\u00f6nnte. Fis ist nun leicht zu sehen, wie mit zunehmender Zeitspannung die Form des Prozesses sieh von der extrem diotischen \u2014 mit punktartigem Zeitfeld -\u2014 entfernt und der monotischen ann\u00e4hert, die sie vollkommen erst im Sukzessivstadium erreichen w\u00fcrde.\nDieselben \u00dcberlegungen lie\u00dfen sich hinsichtlich der Gef\u00e4lle der Frequenz, Wellenform und Lautst\u00e4rke anstellen, w\u00fcrden aber nichts grunds\u00e4tzlich Neues bieten. Fis sei nur vor einem Denkfehler gewarnt, dem man \u00f6fters begegnet: man kann nicht aus der Merklichkeit eines l nterschiedes im Sukzessivvergleich auf den Grad der Spannung schlie\u00dfen, den \u201edieselben Reize\", gleichzeitig an die Ohren verteilt, ergeben : zwei im Nacheinander ununterscheidbare Ger\u00e4usche bleiben\nkeilen ,\u2018l rhw \u25a0*r.,he\"\"er (/,'ltsollr- f- Psvehol. 61. 1912) jene hohen Geschwindig-7 i.7n, Zf\u00b0v7 fnannt\u2019 M donon nwh k'-i\"\u00ab' Bewegung gesehen wird, so h\u00f6rt \u201e Zne VT r7htS a,,f dip Mikrophonbasis des Riehtungsh\u00f6rers. Tau t h\u00f6rt o^ mM\u2018r'v n Str\u00dc,\u201deS dln Scha11 rechts- \u00ab\u00bbbald \u00bb>an ihn Uber-rfsl deshalb mii ', n U\u00fcg<'e ^ ^ 0h\u2122 ^eng gleichzeitig anfangen.\nrlk\t\"\"\t; d'e Bichtungswahmehmung von einem \u201eUnter-\nSeme\u00ab der Ankunftszeiten\u201c ahh\u00e4ngen zu lassen.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"liooliaclituiiceii Uber ein- nml zweiuliriifes Minen.\n10.!\nbei Verteilung cinzelohrig, zwei sukzessiv sehr verschieden laute Sch\u00e4lle k\u00f6nnen zusammen eine diotisehe Erscheinung ergeben, die sieh in nichts von der durch eine einzige Quelle gr\u00f6\u00dferer Intensit\u00e4t verursachten unterscheidet.\nWie die Pr\u00e4senzzeit, m\u00f6gen auch die anderen Spannungen in ihren Grenzwerten \u2014 den Zerrei\u00dfungsschwellen individuell variieren. (Es ist mir wahrscheinlich, da\u00df diese Grenzen, wie die ..Enge des Bewu\u00dftseins\u201d, mit aufsteigender Entwicklung sieh erweitern.) Es w\u00e4re zu erwarten, da\u00df das monotisehe H\u00f6ren, als die ent wicklungsgcschicht lieh j\u00fcngere und darum schw\u00e4chere Funktion, pathologisch ausfallen k\u00f6nnte, hei Erhaltung des diotisehen H\u00f6rens. Solche F\u00e4lle w\u00fcrden bei der l ntcr-suchung mit verteilten versehieden hohen Gabeln sehr auff\u00e4llig sein, der \u00e4rztlichen Praxis m\u00fc\u00dften sie aber verborgen bleiben, da die Anomalie keine St\u00f6rung des gew\u00f6hnlichen H\u00f6rens oder sonst einer lebenswichtigen Funktion zur Folge h\u00e4tte.\nAus der oben (S. <KSf.) erw\u00e4hnten Asymmetrie w\u00fcrde ferner folgen, da\u00df zun\u00e4chst die reehts-monotisehe Funktion ausfallen w\u00fcrde. Mindestens eine Ann\u00e4herung an diese St\u00f6rung scheint in dem hall Km. aufgetreten zu sein. Insofern Irest\u00e4tigt er unsere theoretische Auffassung.\n11.\nDie Wulinn luiniinj ihr Sclmlh nlji niumj Ungleich dem Richtungh\u00f6ren ist die akustische Entferuungswahr-nehmung durch eine gr\u00f6\u00dfere Zahl von Faktoren bestimmt, ton denen manche bisher noch gar nicht in Erw\u00e4gung gezogen worden sind. Sie sollen im folgenden aufgez\u00e4hlt und in ihrer Bedeutung abgcsch\u00e4tz.t werden, um einer Theorie, die abgeschlossen noch nicht gegeben werden kann, wenigstens votzuarbeiten.\nAh.nohih h'nklori ii\nDie landl\u00e4ufige Ansicht, da\u00df ein Schall um so n\u00e4her erscheine, je lauter er ist. besteht in einem gewissen Imfang zweifellos zu Recht. Da die Schw\u00e4chung durch Reibung und W\u00e4rmeleitung1), auch die \\et-nichtung in engen Intetfereitzr\u00e4umell Unebenheiten des Bodens. Pflanzen usw. \u2014 kurze Wellen st\u00e4rker t-ifft als lange, sind unter sonst gleichen Umst\u00e4nden tiefe Tone weiterhin h\u00f6rbar als hohe-), und Klange und Ger\u00e4usche werden mit der Enrfernung milder. Wenn wir einen lauten Schall als nah. einen weichen als fern oder eine St\u00e4rkezunahme als X\u00e4herkom men wahrnehmen, so brauchen wir dazu weder Erfahrungen, noch Schl\u00fcsse von nichtr\u00e4umlichen Qualit\u00e4ten auf die bestehende Situation. Schon das rein ph\u00e4nomenale Nah und Fern sind dem ph\u00e4no-\nl) Averbuch, Akustik. S.\n-) Stumpf, Tonpsychol. I.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nE. M. von Hornbostel :\nnienalen Laut und Leise, Scharf und Weich oder Voll und Leer zugeordnet. Ein lauter Scliall \u201etritt hervor\", ein diffuses Ger\u00e4usch ist \u201ehintergr\u00fcndig\u201c, nicht in symbolischer oder \u00fcbertragener Bedeutung, sondern im unmittelbaren Eindruck. Zu dem unmittelbar in der Erscheinungsweise Gegebenen m\u00f6gen Erfahrungen hinzukonunen, aber die werden oft schwer und manchmal gar nicht erworben werden k\u00f6nnen. Gro\u00dfe Unsicherheit und h\u00e4ufige T\u00e4uschungen m\u00fc\u00dften die* Folge sein. Man m\u00fc\u00dfte leise oder weiche nahe Sch\u00e4lle immerfort mit fernen lauten oder scharfen verwechseln.\nNun hat aber schon v. Krieg1) bemerkt, da\u00df solche Verwechslungen auch bei undurchsichtiger Variation der Lautst\u00e4rken \u2014 wenigstens in der n\u00e4heren Umgebung des Kopfes \u2014 nie voi kommen. Der Eindruck bei solchen Versuchen mit T\u00f6nen (z. B. Gabeln) oder Ger\u00e4uschen (z. B. Klopfen oder Kratzen) ist so unmittelbar, das Urteil so sicher, da\u00df niemand, der sie einmal selbst angestellt hat, an die Wirkung von Erfahrungsmomenten glauben wird. Man h\u00f6rt, da\u00df und wie nah der Schall ist, genau so wie man zugleich h\u00f6rt, wie laut er ist. W\u00e4re die ph\u00e4nomenale Entfernung nur mittelbar durch die ph\u00e4nomenale Lautheit (oder einen anderen absoluten Faktor) gegeben, so m\u00fc\u00dfte die Unterschieds-Empfindlichkcit f\u00fcr jene von der U.-E. f\u00fcr diese abh\u00e4ngen. Werner3) fand aber die U.-E. f\u00fcr Entfernungen sehr viel feiner, als die f\u00fcr die mitver\u00e4nderten Intensit\u00e4ten. Was aber sind dann die Bedingungen des ph\u00e4nomenalen Nah und Fern ?\nSt\u00e4rkegef\u00e4lle\nBei der I ntersuehung des Einflusses eines Intensit\u00e4tsgef\u00e4lles auf die Lokalisation (Vers. R. 24) mit dem UWRH oder der Posaunenanordnung fiel mir eines Tages folgendes auf: der eingestellte Weg* l\u00e4ngenunterschied lie\u00df das Metronomger\u00e4usch in etwa 20\u00b0 rechts erscheinen: wurde nun links geschw\u00e4cht, so wanderte der Schall nicht, wie ich damals mit Kinize erwartet hatte, weiter nach rechts, sondern gegen die Mitte, also nach link#. Dies schien zun\u00e4chst au\u00dferordentlich paradox. Genauere Beobachtung kl\u00e4rte indes die Sache alsbald auf. Das Protokoll (30.9.1021) lautete w\u00f6rtlich: \u201eDer diotische Schall wild beim Schw\u00e4chen \u2014 gleichg\u00fcltig auf welcher Seite \u2014 nicht nur schw\u00e4cher, sondern n\u00e4hert sich auch in der Farbe (F\u00fclle), dem ganzen\n') Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinncsorg. I. 1890. Bloch (Zeitschr. f. Ohrcnhcdk. u. Krankl., d. oberen Luftwege \u00bb4. 1893) fand in der N\u00e4he des Kopfes keine T\u00e4uschungen bei verschiedenen Klangfarben, fierce (Studies in Auditors and \\ isual Space Perception, London 1901. S. 158) hielt einmal das Ger\u00e4usch einer fernen durch H\u00e4user abgeschatteten Maschine f\u00fcr das Zischen der nahen Heizung; nac h Feststellung des wahren Tatbestandes war die T\u00e4uschung nicht wieder zu erzeugen.\n-) a. a. O. S. 77 ff.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen Uber oin- mul zweiohriges Horen.\nlor\u00bb\nCharakter mehr und nielir clem des monotisehen. Die Lokalisation wird weniger extrakraniell, \u00fcberhaupt weniger pr\u00e4zis, weniger objektiv, weniger stereoskopisch, der Schall scheint sieh von seinem diotisehcn Ort aus gegen den Kopf hin auszubreiten und n\u00e4hert sieb daher, ohne eigentlich die Winkelrichtung zu \u00e4ndern, der Mediane. Diese Ann\u00e4herung an die Mediane kann man als Ann\u00e4herung an die ,Mitte' auffassen. Vielleicht beruht hierauf die Entfernungswahrnehmung: ein Schall erscheint um so n\u00e4her, je monotischer er ist\".\n(Versuch 29.) Wird der Wegl\u00e4ngenunterschied sehr gro\u00df gemacht (\u00dcberwinkel), so da\u00df der Schall z. B. rechts in der Ohrenachse aber noch gut extrakraniell, etwa l/2 m entfernt erscheint, und nun auf der Gegenseite (links) geschw\u00e4cht, so kommt der Schall n\u00e4her und r\u00fcckt schlie\u00dflich in das rechte H\u00f6rrohr hinein. Die Erscheinung ist sehr deutlich, man hat ganz den Eindruck, wie wenn eine Schallquelle dem Kopf gen\u00e4hert w\u00fcrde. (Der Versuch eignet sich daher auch gut zur Demonstration).\nHier sei auch an die Beobachtung erinnert, da\u00df ein Drehton in der Ohrenachse ferner erscheint als ein gleichzeitig auf derselben Seite geh\u00f6rter monotischer (Gabel-)Ton (S. 87).\nBeim nat\u00fcrlichen zweiohrigen H\u00f6ren entsteht ein St\u00e4rkeget\u00e4lle durch den Kopfschallschatten, wenn der Schall von der Seite kommt. Die Schirmwirkung ist um so bedeutender, je n\u00e4her die Quelle dem Kopf ist ; den Grenzfall bildet eine kleine und nicht zu laute Quelle unmittelbar vor dem Geh\u00f6rgang; dort erscheint dann auch der Schall, der in diesem Fall extrem, wenn auch beim Normalen vielleicht nie absolut nimmtisch ist1). Besonders stark macht sieh der Kopfschallschatten bei hoben T\u00f6nen geltend, da Wellen um ein Hindernis nur herumgebeugt werden, wenn es die Gr\u00f6\u00dfenordnung der Wellenl\u00e4nge nicht wesentlich \u00fcberschreitet.\nHohe Gabeln mu\u00df man sehr stark anschlagen und weit wcghaltcn, um sain der Ohrenachse \u00fcberhaupt zweiohrig zu h\u00f6ren. Hei Frequenzen zwischen MN\u00bb und 1600 v. d. h\u00f6rt man den Ton dann, wie die Zeitthcoric c\u00ab fordert, auf der < \u2022egen-seite, \u00fcber 10OO in der Mediane, beim Abklingen geht er aber auf -he Nute der -aM, d. h. der einohrige tritt anstelle des zweiohrigen auf und tauscht eine ..rieht,-zc Lokalisation vor.\nMit wachsender Entfernung der Quelle nimmt, indem die Wirkung des Kopfsehallschattens zur\u00fcckgebt, auch die l'nterscbiedsempfmdli. h-keit f\u00fcr Entfernungen rasch ab*). Die Hiebt.mgswahrnchmung dagegen\n) Schon l)ncq (Mein. Acad. Bruxelles 34. 1ST..) schreib, : Das l rte.l \u201ehe, Schallquelle kann von der vereinigten latmkeit der beide, Unterschied der von beiden Ohren empfan\u00e7cncn Eindruck-\ndie Entfernung einer Ohren ahh\u00e4ngen. Der ist um so\nbar, da\u00df f\u00fcr schwache stimmt.\u201c Er gesteht ihm aber nur \u25a0) l'ierce. a. a. O. 1T\u2014 f. \u201e\u2022 a.\nren abh\u00e4ngen. Der L ntcrscmcu uc. \u00aboo..... \u25a0\num so gr\u00f6\u00dfer, je leiser der Schall und je naher die Duelle ist. , da\u00df f\u00fcr schwache Sch\u00e4lle dieser Unterschied das En,b\nXcbonrollr iioIm-ii\nI >araus folirt off\u00ab n-rnum:>urt\u00ab il mitIh.*-In Klamifarlw zu.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"IOC\nK. M. von Hornbostel:\nverschlechtert sich mit der Entfernung keineswegs, und auch das verbietet ihre Zur\u00fcckf\u00fchrung auf das Intensit\u00e4tsgef\u00e4lle, das ja neben dem Zeitgef\u00e4lle beim H\u00f6ren mit freien Ohren immer entstellt. Andererseits ist die Gr\u00f6\u00dfe des physikalischen St\u00e4rkeunterschiedes an beiden Ohren sowohl von der Entfernung der Quelle als auch von der Kinfallsrichtung des Sehalles abh\u00e4ngig. Harth 1/ und Fri/1) haben diese He/.iehungen f\u00fcr einfache T\u00f6ne berechnet, und es verlohnt sieh nachzusehen, wie ihre Ergebnisse mit der Annahme zusammenstimmen, da\u00df das Intensit\u00e4tsgef\u00e4lle nicht, wie die Verfasser meinen, mit bestimmend sei f\u00fcr die Hiehtungswahrnehmung. sondern lediglich f\u00fcr die scheinbare Entfernung.\nOie Berechnung \u2014 nach Stokes \u2014 bezieht sieh bei den hier \\\\ icdcrgegelicnen Abbildungen 3 und 42) auf zwei diametral auf der ( Hier'fl\u00e4che einer Kugel vom Kadius c 8.0 cm liegende Punkte. Das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis (1) ist als Ordinate, der\nEinfallswinkel (\\) als Abszisse gew\u00e4hlt, die I-Werte f\u00fcr die Entfernungen der (b'. Ue vom Kugel-Mittelpunkt r 2 e. 5 e, 10 c und -v sind als Kurven gezeichnet.\n.\tlll(' Kurven f\u00fcr einen (reinen) Ton von n 310, Abb. 4 f\u00fcr 11\t1800 v.d.\nDie Bedeutung der Figuren ist also zun\u00e4chst eine rein physikalische.\nI m dir absolute <*r\u00f6\u00dfc der berechneten Werte k\u00fcmmern wir uns nicht, son-1 ern nur um die \\ erh\u00e4ltnisse des Gesamtbildes und fragen: wie stimmt die Annahme. da\u00df die scheinbare Entfernung \u00bb mit wachsendem St\u00e4rkegef\u00e4lle abnimmt - G l) mit der physikalischen Abh\u00e4ngigkeit des an den freien Ohren au tri tt min Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses von der Entfernung der Quelle (r) und von dem Einfallswinkel (Q? Aus Abb. 3 f\u00fcr tiefe T\u00f6ne - l\u00e4\u00dft sich entnehmen: 1. Bel Jedem \\> O ist 1 um so kleiner, je gr\u00f6\u00dfer r. \u2014 I f (I/r), folglich . f<r) \"\",1 entspreehend unserer Annahme, g f(r). Uh. die scheinbare Ent terming wachst, sofern sie vom St\u00e4rkegef\u00e4lle abh\u00e4ngt, mit der wirklichen. - Bl l gleichem r w\u00e4chst I mit - I , f (*), folglich I/o f (\\). D. h. ein 0.1 ersehe,nt. unter sonst gleichen Cmst\u00e4nden, um so n\u00e4her, je weiter seitlich \u25a0 Giallrichtung, am n\u00e4chsten (U-i tiefen T\u00f6nen) in der Ohrenaebse. Da wir\n') Physical Kev. (2) 18. 431-442. 1021.\nJ, Die Beschr\u00e4nkung auf diese einfachen F\u00e4lle und nur einen Quadranten\n\u201eI 7\t,.l)r. \"\"M,ri >er egungen. Auch die im Original eingetragenen Einien\ngleicher Phascndifferenzen konnten hier wegfallen.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung\u00ab'!! \u00fcl\u00bber ein* und zw\u00ab*i\u00ab\u00bblirige> llor\u00ab*n.\n1U7\nf\u00fcr tiefe T\u00f6ne \u00ablen scheinbaren Winkel fi dem wirklichen \u00ab< glcirlisetzen k\u00f6nnen, folgt ferner: \u00ablie Tonerscheinung kommt um so n\u00e4her, j\u00ab* mehr sie auf \u00abli<* Seit\u00ab* r\u00fcckt (Beispiel: Dreht\u00f6ne, siehe unten S. 108). F\u00fcr jedes r gibt es lu i '\t90\nein absolutes I-Maximum. I). h. in \u00ab1er Ohr\u00ab*naehse kann \u00ablas St\u00e4rkcvcrli\u00e4ltnis nur durch Ann\u00e4herung \u00ab1er Quelle vergr\u00f6\u00dfert werden. Dcnmntsprct-hcn\u00ab! scheint l)ei a = 90\u00b0 und Vergr\u00f6\u00dferung des Intensit\u00e4tsgef\u00e4lles das Sehallbild nur n\u00e4her zu kommen, nicht zur Mediane zur\u00fcckzuwandern (\\ersuch 29).\nJ. Je gr\u00f6\u00dfer r, \u00ablesto langsamer \u00e4mlert sieh I mit r. - Mir f (l,r): folglich AqJ Ir \u2014 f(lr). \u00ab1. h. \u00ablie absolute lTiterschiedscmpfin\u00ablli\u00ab*hkeit f\u00fcr Entfernungen nimmt mit der Entfernung ab ( II (herscher t.rundsatz).\n4.\tJe gr\u00f6\u00dfer x desto schneller \u00e4ndert sich I mit r. \u2014 ll Ir f (\u00ab): folgli\u00ab h\nlo/Jr f(A).\tI). li. \u00ablie Vntcrschic\u00ablsemi)fin<lli\u00abhkeit ist in \u00ab1er Ohrenaehse\nam feinsten, in der Mediane am schlechtesten. Pa\u00df sieh \u00ab1ms\u00ab* l*olg\u00ab>rung in \u00abhu Erfahrung nicht best\u00e4tigt, weist \u00ablarauf hin. \u00abla\u00df \u00ablas St\u00e4rk\u00ab*gef\u00e4ll\u00ab\u2018 nicht \u00abla> einzig\u00ab* der EntfernungsWahrnehmung zugrunde liegen\u00ab!\u00ab* Moment s\u00ab*in kann.\nAus \u00ab1er Vergleichung \u00ab1er beulen Figuren entnehmen wir zwei w\u00ab itere S\u00e4tze, \u00fcber den Einflu\u00df der Frequenz. N on dem Wic\u00ableranstieg der Kurven bei gr\u00f6\u00dferen Einfallswinkeln sehn wir \u00ablabei ab und lnwhr\u00e4nken uns auf \u00ablas Winkelgebiet bis etwa 60 .\n5.\tF\u00fcr r -v w\u00e4chst 1 mit n, \u2014 I f <\u2022\u00bb>- folglich 1 /\u00ab_\u2022 f (n). \u00ab \u00bb- \u00bb\u25a0- \u2022'\u00bb Ton erscheint. unter sonst gleichen Umst\u00e4mlen. um so n\u00e4her, je hoher er ist. \\ er suche von Pierre') scheinen dies zu best\u00e4tigen. sind al\u00aber. wie er seihst hervorhehl, nicht ganz eindeutig; Klangfarben\u00e4ndening w\u00fcrde sich liier im seihen Sinn geltend machen.\n\u00bb). Je gr\u00f6\u00dfer n. desto langsamer \u00e4ndert sich I mit r. IJ Ir ' \"b folglich ld//Jr f(l'n).\t1>. h. die l'ntei-sehiedsempfindlielikeit f\u00fcr Kntfer-\nnungen nimmt mit der Frequenz ah. Dies hest\u00e4ticte sieh durc h\nVersuch 30. Kleine Oaheln werden nic ht zu stark angeschlagen. so da\u00df sie (lH'idohrig) erst hdrhar werden, wenn man si,, auf einen Kesnnanzkasten aufsetzt. In 50cm vom Kopf in der Ohrenachse fand ic h f\u00fcr 4:k. v. d. einen ebenmerk-lichen Entfernungsuntersehiccl hei Ann\u00e4herung um 4 c m. f\u00fcr lk\u2019ss v. d. hei Ann\u00e4herung um 15 cm. (Die Sehwellen wurden durc h ..Kmgaheln\" im Sukze ssiv -vergleich bestimmt.)\nDas Intcnsit\u00e4tsgcf\u00e4lle wird, nac h dem H'c / selu-ii \u00ab b \u00bbndsat/.. verhalt -nism\u00e4l.tig um so gr\u00f6\u00dfer. je schw\u00e4cher der Schall ist hc i t_ 1\u00ab i< hc i und nicht all7.ugrol.Vr Kntfernung vom Kopf. Hei sehr aufmerksam, r IV-ohaehtung kann man in der Tat unter diesen \u00ab '\u00bbst\u00e4nden einen geringen Unterschied der scheinbaren Kntfernung bemerken, und zwar erscheint .1er st\u00e4rk,-re Schall etwas ferner. ab er objektiv ist. der schwache,,.\nI I \u2022 i / \\ * I ).... j. /\\ /\u25a0/#.<*\u00bb\u00ab 'b\u00ab* Para\u00ab!\u00ab \u00bb\\-\\ \u00ab1 >u\u00ab b w a i \u00ab * an seinem wirklichen <Mt. De'\naus der Wirkung des St .u kegefalh- allein ei klar Inh. ber\u00fccksichtigt, da\u00df es der absoluten Intensit\u00e4t\njedenfalls schon auch wenn man entgegen wirkt.\neht\n\u2019/.< ihjt jiilb\n1st die Annahme richtig, da\u00df ein Sc hall um so n\u00e4her ersehe,.,,, je \u201emonotiscl.er\" er ist. so mu\u00df nach den, fr\u00fcher \u00bb^gef\u00fchlten \u201e\u201elit nur ein St\u00e4rkegef\u00e4lle, sondern jedes \u00abVf\u00e4lle nn gleichen .W \u00abuk, n.\n') a. a. O. S. 1,14ff.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nK. M. von Hornbostel:\nMit jener Annahme werden sieh also zugleich unsere Folgerungen aus den qualitativen Beobachtungen der ersten Abschnitte best\u00e4tigen.\nEine isolierte Wirkung des Zeitgef\u00e4lles ist bei Drebt einen gegeben. Ihre Bahn hat etwa die Form einer halben Ellipse, \u00ableien kleine Achse in die Ohrenachse und deren grolle Achse in die Mediane f\u00e4llt.\n( Versuch 31.) Einfache Posaunenanordnung. Wird die eine Posaune, wenn das Schallbild die Ohrenachse bereits erreicht bat (d k), noch weiter ausgezogen (so daII \u201e\u00dcberwinkel\" entsteht), so scheint der Schall n\u00e4her zu kommen. (I)er Effekt ist nicht so deutlich wie der in Vers. 29.)\nWir verstehen jetzt auch, warum es f\u00fcr das Ot lingen von Vers. 29 g\u00fcnstig ist, einen \u00dcberwinkelreiz zu nehmen: das St\u00e4rkegef\u00e4lle kommt dann zu einem schon verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfen Zeitgef\u00e4lle hinzu. Beim nat\u00fcrlichen H\u00f6ren sind immer beide zusammen gegeben, aber die Wirksamkeit des Zeitgef\u00e4lles, das ja dann einen bestimmten und immer noch sehr kleinen Grenzwert nie \u00fcberschreiten kann, wird gegen die des St\u00e4rkegef\u00e4lles gering und praktisch kaum von Belang sein.\nFrequenzgef\u00e4lle.\nNimmt der Frequenzunterschied verteilter Gabeln und damit die Schnelligkeit der diplotischen Pseudosehwebungen zu, so umh\u00fcllt die Klangmasse den Kopf scheinbar immer enger und zieht sieh mehr und mehr in ihn hinein. Mir das gew\u00f6hnliche H\u00f6ren k\u00f6nnen Frequcnzgcf\u00e4llc, da sic unter nat\u00fcrlichen L mst\u00e4nden nicht Vorkommen, k\u00ab \u25a0ine Bedeutung haben.\nKlangfarbenge f\u00e4lle\nGr\u00f6bere l nterschiede der Klangfarbe der Telephone machen sieh bet beidohrigen Beobachtungen manchmal dadurch st\u00f6rend geltend, da\u00df der Schall an Sch\u00e4rfe des I m risses verliert oder gar intcikranicll wird. Dasselbe ist bei Ger\u00e4uschen der Fall, wenn di.- beiden Telephone entgegengesetzt polarisiert sind, die auf das rechte Ohr wirkende Welle also das Spiegelbild der linken ist. Schon Hughes ben\u00fctzte diese Erscheinung zur Pr\u00fcfung der richtigen Polarisation von Telephonen')-Esse hier nochmals auf den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df intei kraniell. r Lokalisation bei allen Beobachtungen diotischer Erscheinungen naehdriiek-u-i linge wiesen. Die Erscheinungen sind eben unter solchen Entst\u00e4nden keineswegs mehr rein diotiseh. Die Geschichte der Eiforschtmg des r C'v n^( ? ^I,ri\u2018ns ze'gG wie sehr die Unkenntnis dieser Fehlerquelle \u2022he \\ersuche behindert und \u00ablie Theorie in die Irre gef\u00fchrt hat.\nSok T1 \u2022\t,laturlu\u2018h'\u201cn H\u00f6ren entsteht, bei seitlich einfalleiidciii\n\u2019 eln Klangfarbenunterschied an beiden Ohren dadurch, da\u00df\n') -v. P. Thompson, Phil. Mag. (f\u00bb \u00ab. |S7S","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen \u00fcber ein- lunl zw einhriges H\u00f6ren.\n10!\u00bb\nlange UCIIcn um den Kopf leichter herumgebeugt werden als kurze. Einem Klang oder Ger\u00e4usch werden daher auf dem von der Quelle abgewandten Ohr die h\u00f6heren Tcilsohwingungen fehlen, und der l'nter-schied wird um so bedeutender sein, je reicher der Klang \u00fcberhaupt und besonders je zahlreicher und st\u00e4rker die kurzwelligen Komponenten sind. Die Entfernungswahrnehmung ist, wie If\"/ rin/\u2022) gefunden hat, um so besser, je komplexer der Sehall ist. Auch hierin sind also, wie bei der Richtungswahrnchimmg (und der Wahrnehmung \u00fcberhaupt), die biologisch wichtigen Ocr\u00e4usehc im Vorteil gegen\u00fcber den musikalischen Kl\u00e4ngen und gar den einfachen T\u00f6nen. Bei letzteren kommt ja das hier betrachtete Moment \u00fcberhaupt nicht in Frage. Da der Schall, wie schon erw\u00e4hnt, hei der Wanderung \u00fcber gr\u00f6\u00dfere Strecken selbst einfacher wird, andererseits die Wirksamkeit des Kopfschallschattens mit der Entfernung der Quelle abnimmt, kann sieh das Klangfarbengef\u00e4lle, ebenso wie das St\u00e4rkegef\u00e4lle, nur in der n\u00e4heren Umgehung des Kopfes geltend machen. Die Klangfarbe wird zwar, wieder wie die St\u00e4rke, durch die Luft in demselben Sinne ver\u00e4ndert, wie durch den Kopfschallschatten : aber f\u00fcr die Klangfarbe gilt auch das dem r. Krlex-sehen analoge Paradoxon: in der N\u00e4he des Kopfes wird ein naher milder Schall (/.. B. ein Gabelton) mit einem fernen pr\u00e4gnanten (/.. B. Bassein) hinsichtlich der Entfernung nicht verwechselt-). Diese Is'istung ist ans der (ibxoliilf)) Klangfarben\u00e4nderung nicht erkl\u00e4rbar.\nDurch die St\u00e4rke- und Klangfarbengef\u00e4lle wird also eine Entfernungs-Wahrnehmung erm\u00f6glicht, und zwar ist die scheinbare Nahe eine I* unktion der Steilheit der Gef\u00e4lle3). Wir nahmen ferner an. da\u00df. je gr\u00f6\u00dfer das Gef\u00e4lle, um so mehr sieh das Horen funktionell und ph\u00e4nomenal \u2014 dem einohrigen ann\u00e4here. Danach mu\u00df \u00ablie Entfernungswahrnehmung schlechter werden, wenn das zweiohrige H\u00f6ren behindert ist. wie bei einseitiger Schwerh\u00f6rigkeit, f\u00fchrt man sie k\u00fcnstlich (pl\u00f6tzlich) ein, so entstehen T\u00e4uschungen: jemand geht ein paar Meter hinter mit . ich verschlie\u00dfe mein rechtes Ohr. und nun scheint er links neben mir zu stapfen. Einseitig Schwerh\u00f6rige werden sieh an das konstante Starke-gef\u00e4lle, dem sich die durch \u00ablie Entfernung bedingten \u00fcberlagern, gew\u00f6hnen. So fand denn auch Il'o/i\u00bb/4) die Untersehied.-empfindli. likeit f\u00fcr Entfernungen bei Verschlu\u00df des einen Ohres ladeulend schlechter\n') Zcitschr. f. l\u2019svehol. u. Physiol. <1. Sinnesorg. Krir. li/l. 10. Ul.\n-) Vgl. die olien (S. Iu4. Anm. 1) erw\u00e4hnte Bu.haehtung von HM.\n3)\tTnrtz der Ergebnisse von Vus. s und \u00ab.* (S. T<>) kann man auch bei der Klangfarbe von einem befalle reden, statt von einem Inter-ehiod. denn es kommt hier nicht auf den diotisehen und den monetise'lien Proze\u00df j\u00ab den f\u00fcr sieh an. sondern auf den Gesamtvorgang. K\u00fcr diesen ist aber da- Verh\u00e4ltnis des luetischen zum Monotischen bestimmend, gleichg\u00fcltig durch welche physikalischen Be-(lingunpen es seinerseits zustanilekoimnt.\n4)\ta. a. <>. S. T.r\u00bb.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nE. M. von I lornliosti'l :\nals zwciohrig; nur bei einein einseitig schwerh\u00f6rigen Beobachter \u00abaider Unterschied bezeichnenderweise nicht so ausgesprochen.\nAndererseits m\u00fc\u00dfte man, wenn die Entfernungswahrnchniung allein auf der Gef\u00e4llswirkung beruhte, erwarten, da\u00df sie \u00fcberhaupt versage, wenn die Schallquelle in der Medianebene liegt. Dies ist aber keineswegs der Fall. Die Unterschiedseinpfindliehkeit ist hier nicht schlechter, nach Werner sogar besser als in der Ohrenachse, die Kindr\u00fccke sind nicht unbestimmter, und das Urteil ist auch subjektiv nicht unsicherer. So gewi\u00df also die Gef\u00e4llt 'lit sehe inlitt re Halft rn tut g mitbedingen k\u00f6nnen, so gewi\u00df sind sie nicht ihre einzige and vielleicht nicht einmal ihre wesentliche Grundlage.\nWo diese nicht gesucht werden kann, daf\u00fcr wenigstens haben wir schon einige Anhaltspunkte gewonnen. Einmal ist es ausgeschlossen, da\u00df etwa optisch wahrgenommene Entfernungen der Quelle sieh mit absoluten Starken oder Klangfarben in der Erfahrung \u201eassoziiert\" h\u00e4tten. Ich w\u00fc\u00dfte wenigstens nicht, wann und wo ich so reiche Erfahrungen \u00fcber leises Klopfen auf Streichholzschachteln gesammelt haben k\u00f6nnte, da\u00df ich nun ohne weitere Vorbereitung imstande bin, eine Entfernung von 4\u00f6 und eine von \u00f6O cm m\u00fchelos und sicher zu unterscheiden. auch wenn ein boshafter Yersuchsleiter in unvorhergesehener Weise einmal st\u00e4rker, einmal schw\u00e4cher klopft, und noch dazu in der N\u00e4he leiser als in eler Ferne. \u201eAkustische Luftperspektive'1 (Mach) ist zwar eher annehmbar, aber in der Form, wie sie bisher verstanden worden ist \u2014 Klangfarben\u00e4nderung durch ungleichm\u00e4\u00dfige Schw\u00e4chung der Iciltonc \u2014, doch unbefriedigend. Zwar, wie geringe Klangfarben\u00e4nderungen gen\u00fcgen, um einen scheinbaren Entfernungsunterschied zu geben, dar\u00fcber l\u00e4\u00dft sich von vornherein nichts ausmachen. Es ist aber doch schwer begreiflich, da\u00df die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr eine schwach angeschlagene Stimmgabel \u2014 die neben dem Grundton wesentlich nur noch die Lindigsehe Asymmetrieoktave hat, wenn das Anschlagsger\u00e4useh und die unharmonischen \u201el\u2019lattentonc\" abgeklungen sind nicht wesentlich schlechter ist als f\u00fcr ein Rasselger\u00e4usch. Auch kann man das Rasseln nach der scheinbaren Entfernung subjektiv sehr sicher und objektiv sehr genau richtig an den Ort der Gabel bringen. Die \u00c4nderung der Wellenform mit der Entfernung m\u00fc\u00dfte also f\u00fcr jede beliebige Klangfarbe im engeren Sinne, d. h. f\u00fcr jede beliebige Zusammensetzung der Welle, der Art und dem Grade nach dieselbe \u25a0sein. Endlich: wir nehmen die Entfernung ebenso unmittelbar wahr \"io 'l'e Richtung. \\ ergleiehen wir einen Schall in verschiedener Entfernung. so k\u00f6nnen wir, wenn wir hit rauf achten, auch einen Unterschied der Klangfarbe (in einem weiteren'Sinne) bemerken: der n\u00e4here Sehall klingt irgendwie dichter und detailreieher. Aber wir erschlie\u00dfen nicht hieraus die N\u00e4he, sondern w ir h\u00f6ren sie au\u00dferdem und gew\u00f6hnlich sie allein.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Iiciili.iclitlinge\u00bb \u00fcber ein- und /.rvciolrrigi-s H\u00f6ren.\n1 1 I\n\u201eSchallelichte1'\nSchlie\u00dflich sei noch ein Weg zur L\u00f6sung lies akustischen Entfcr-nungsproblcms, der mir gangbar scheint, wenigstens angedeutet.\n(Versuch 32.) Rasseln mit einer halbvollcn Streiehhol/.schaehtel. median in etwa 1/l> m vor dem Beobachter, der die Augen schlie\u00dft, in Ohrenh\u00f6he. Bringt man nahe vor die Schalli|Uellc frontal eine Wand (Brett, d\u00fcnnen Quartband oder clgl.). so klingt \u00ab1er Schall ferner. Der subjektive Eindruck mit Schirm ist der gleiche, auch eben so unmittelbar, als wenn die Schallquelle ohne Schirm wirklich in gr\u00f6\u00dfere Entfernung gebracht wird. Man kann die scheinbaren Entfernungen mit und ohne Schirm mit gro\u00dfer Sicherheit einander gleich machen und so die Gr\u00f6\u00dfe der Schirmwirkung messen. Man \u00fcberzeugt sieh leicht, da\u00df der Umweg um den Schirm keine Rolle spielt: man kann ihn durch Ann\u00e4herung der Quelle samt Schirm ausgleieheii und sogar \u00fcbei kompensieren, ohne da\u00df die \\ ergr\u00f6\u00dferung der scheinbaren Entfernung fortf\u00e4llt. Auch die Schallschattenwirkung ist belanglos: leiser Schall ohne Schirm klingt n\u00e4her und zugleich leiser, lauter Schall mit Schirm klingt feiner und zugleich lauter. Die scheinbare Entfernungs\u00e4nderung ist um so bedeutender, je n\u00e4her der Schirm an der Schallquelle und je gro\u00dfer er ist. Je weiter die Quelle entfernt ist, desto gr\u00f6\u00dfer mu\u00df del Schiim sein, um die gleiche, z. B. eine ebenmerkliche \\\\ irkung zu geben.\nBringt man die Wand hinter die Schallquelle, so klingt der Schall n\u00e4her. Die Wirkung nimmt wieder mit der Gr\u00fc\u00dfe des Schirmes und ent-\ngegen seinem Abstand von der Quelle zu: wird der Schirm von hinten allm\u00e4hlich an die Quelle lid-angebracht, so bewegt sieh der Schall scheinbar auf den Beobachter zu. Lauter Schall ohne Schirm klingt ferner als leiser mit Schirm. Eine scheinbare Ann\u00e4herung erzielt man auch, wenn man den Schirm horizontal, etwa in Kinnh\u00f6be, zwischen Kopf und Quelle h\u00e4lt. Macht man. w\u00e4hrend man selbst mit ausgestreek-tem Arm rasselt, auf glattem Fu\u00dfboden eine ti. fe Kniebeuge, so n\u00e4lu it sich der Schall scheinbar: steigt man auf einen Stuhl, so entfeint . r sieb. Endlich scheint er auch dann n\u00e4her zu kommen, w, i in man. vorne rasselnd, einen Schirm frontalparallel hinter dm Kopf des Beobachters bringt. Biegt man die Ohrmuscheln nach vorn auf. so klingt .1er Schall n\u00e4her, dr\u00fcckt man sie flach an den Kopf an. (etwas) ferner. Au\u00dferordentlich starke Ann\u00e4herung erzielt man durch Bewaffnung der Ohren mit Trichtern.\nIn allen diesen F\u00e4llen \u00e4ndert sieh, wie die scheinbare Entfernung. auch die Erscheinungsweise des Schalles ebenso. \" h- I\u00bb i ohjcktiui Entfernungs\u00e4nderung \u00ab1er Quelle: der n\u00e4hen- Sr hall klingt zu_h i- Ir Ji- h ter, geschlossener, genauer, der fernen- klingt zugleich d\u00fcnner, drlji.se,-. verwaschener. Dieser ph\u00e4nomenalen entspricht auch ein.- pnvsiknhsohc \u201eSchalldichte\u201c : vordem reflektierenden Schirm und ebenso in d. r Null.-","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nK. M. win llonilmslol :\nder Quelle ist der Sehall dichter als hinter dem Schirm oder fern von der Quelle. Da der r. Kries sehe Paradox versuch auch mit den Schirmen gelingt, kann, was ich Schalldichte nenne, sieh nicht in der Knergiediehte ersch\u00f6pfen, von der ja nur die Amplitude und damit die Lautheit ahhiingt. Durch den Schirm wird auch die Klangfarbe (im \u00fcblichen Sinne) ge\u00e4ndert : da die l\u00e4ngeren Wellen besser gebeugt, die k\u00fcrzeren besser reflektiert werden, werden die hohen Teilschwingungen benachteiligt, wenn der Schirm vor der Quelle, beg\u00fcnstigt, wenn er hinter der Quelle steht. Tats\u00e4chlich ist die Schirmwirkung hei T\u00f6nen au\u00dferordentlich viel schw\u00e4cher als bei Ger\u00e4uschen. Dennoch m\u00f6chte ich, aus den oben (S. 110) angef\u00fchrten Gr\u00fcnden, auch diesen Faktor nicht f\u00fcr den entscheidenden halten, glaube vielmehr, da\u00df sieh in Zukunft noch ein anderes physikalisches Moment wird finden lassen, das die \u201eSchalldichte'1 in Abh\u00e4ngigkeit von der Entfernung bestimmt.\nMit der ph\u00e4nomenalen Dichte \u00e4ndert sieh gleichsinnig die Ding-haftigkeit des Schalles. (Wie denn aueh sonst Dinghaftigkeit und N\u00e4he einander zugeordnet sind, und nicht nur im Sinnlichen: \u201eein greifbares Ergebnis\", \u201ees geht mir nahe\" sagen wir, um einen Gedanken, ein Gef\u00fchl passend und deutlich zu bezeichnen, nicht um sie vage zu umschreiben.) Es ist zu erwarten, da\u00df die Entfernungswahrnehmung um so besser, d. h. die Eindr\u00fccke um so deutlicher, die Urteile um so leichter und genauer sein werden, je gegenst\u00e4ndlicher ein Schall an sich, abgesehen von seiner Entfernung, erscheint. Diese Beziehung hat schon Werner1) mit Recht hervorgehoben und aueh experimentell best\u00e4tigt f\u00fcr laute Sch\u00e4lle gegen\u00fcber leisen, Ger\u00e4usche gegen\u00fcber einfachen T\u00f6nen, rhythmisch gestaltete Sehlaggrupjren gegen\u00fcber Einzelschl\u00e4gen, bewegte gegen\u00fcber ruhender Quelle; sie gilt auch, wie man hinzuf\u00fcgen kann, f\u00fcr sch\u00e4rfere gegen\u00fcber milderen Sehallfarben und f\u00fcr kurze Sch\u00e4lle gegen\u00fcber langgezogenen.\nDie Schirmversuehe gelingen auch, wenn man den Schall in der Ohrenach.se gibt und das abgewandte Ohr verschlie\u00dft, dabei den Schall so leise macht, da\u00df er bei \\erschlu\u00df beider Ohren \u00fcberhaupt nicht mehr geh\u00f6rt wird. Das Moment der Schalldichte ist also, im Gegensatz zu den Gef\u00e4llen, auch einohrig wirksam. Beim gew\u00f6hnlichen H\u00f6ren seitlichen Schalles werden sich beide Faktoren \u00fcberlagern.\n(I erxurhxrtihe 33.) Es wurde diejenige objektive Entfernung in der Ohrenachse aufgesueht, bei welcher derselbe Schall (Klopfen) gleichweit erscheint wie bei bestimmten, als Muster gegebenen Entfernungen in der Mediane. Innerhalb von 1 m etwa braucht man in der Ohrenachse etwas gr\u00f6\u00dfere objektive Entfernungen als in der Mediane, um gleiche scheinbare Entfernungen zu erhalten. Bei\n) a. a. O. S. 6\u00abff.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtungen \u00fcber ein- mul zweinliriges H\u00f6ren.\n113\ngleicher objektiver Entfernung erseheint der Schall also in der Ohrenachse n\u00e4her1).\nDamit etwas gegenst\u00e4ndlich erscheine, ist eine gewisse, wenn auch noch so geringe Distan/.iiertheit vom Ich notwendig. Stelle ich mich ganz nah vor eine gleichm\u00e4\u00dfig gef\u00e4rbte Wand, so sehe ich eine ..Raumfarbe\" (Kntz). die mich umh\u00fcllt wie die Luft. Wird ein durch eine ver-gaholte Leitung heidohrig geh\u00f6rter Ton verst\u00e4rkt, so kommt er scheinbar n\u00e4her, aber in ganz anderer Weise, als bei wirklicher Ann\u00e4herung der Quelle: er w\u00e4chst zugleich zu einer ausgebreiteten Sehallmasse an. die den Kopf erst wie eine Wolke umh\u00fcllt, sich dann in ihn hineinzieht und ihn dr\u00f6hnend erf\u00fcllt2). L\u00e4\u00dft man verteilte unisono Gabeln, die stark angeschlagen und unver\u00e4ndert nah an die Ohren gehalten werden, ausklingen, so zieht sich der zun\u00e4chst im Kopf ausgebreitete Schall aus diesem heraus und zu einem etwa 1 m entfernten P\u00fcnktchen zusammen. \u00c4hnlich wie laute verhalten sich tiefe I\u00f6nc: auch sie scheinen den Kopf zu umh\u00fcllen, erscheinen weniger gegenst\u00e4ndlich, subjektiver als hohe. Das Volumen variiert also entgegengesetzt wie die Dichte. Nimmt, wie in den eben besprochenen F\u00e4llen, das \\ olumen zu. ohne \u00abla\u00df die Dichte (durch objektive Entfernung der Quelle) abnimmt, so breitet sich die Erscheinung gegen mich zu aus. ihre Gegenst\u00e4ndlichkeit nimmt nicht zu. sondern ab. Bei \u2014 objektiv und ph\u00e4nomenal wirklicher Ann\u00e4herung dagegen nimmt das \\ olumen ab. Dichte und Gegenst\u00e4ndlichkeit nehmen zu. Eine Solostimme, die sich von dem volumin\u00f6seren Orchesterklang abhebt, erscheint im allgemeinen auch r\u00e4umlich n\u00e4her. Aber ein zarter Fl\u00f6tenton, der an sich \u2014 rein qualitatix etwas Fernes hat. kann auch gegen\u00fcber dein massigen Orchester raumlieh entfernt wirken. Da \u00ablie Gegenst\u00e4ndlichkeit au\u00dfer von \u00ab1er Keiz-gebenheit auch von der Verhaltensweise des Beobachters abh\u00e4ngt es ist f\u00fcr die Entfernungsauffassung nicht gleichg\u00fcltig, ob man nach der Quelle oder auf die subjektive Erscheinung horcht3) \u2014. so mag es au\u00ab h auf akustischem Gebiet F\u00e4lle geben, in denen ein\u00ab' \u00ab1er optischen v\u00f6llig entsprechende r\u00e4umliche Inversion m\u00f6glich ist. Es ist zu erwarten, da\u00df die Inversion einohrig leichter geht, \u00abla \u00ablas zweiohrige H\u00f6ren \u00ablurch die Richtungswahrnehmung \u00ablie gegenst\u00e4ndliche Auffassung beg\u00fcnstigt, \u00e4hnlich wie es die Qucrdispcratioli beim stereoskopischen Sehen tut\n(Versuch -U.) Nah vor dem einen Ohr wird eine Stimmgabel, ein wenig weiter weg zuglc\u00fch ein Rasselg. r\u00e4useli g.'geb, n : <la> abge-\n) Bei gr\u00f6\u00dferen absoluten Kntfernungen scheint sieh \u00ablas Verh\u00e4ltnis Hinzu\nBeobachtimp'll Insliirfen al\u00bber ihm n\nkehren. Diese ziemlich schwierigen genauerer Pr\u00fcfung.\n2)\t\u00c4hnlich schon Schaefer. Zeitschr. f. Psychol, u. 300\u201430\u00bb. 1890: Rostosky. Philos. Stud. 19. V>7 \u00f69S.\n3)\tVgl. hierzu auch Raley. Zeitschr. f. Psychol. ?0. Psychologische Forschung. Bd. 4.\nPhvsiol. <1. Sinnesorg. 1902.\n340f. : Reitr. H. 70 f.","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114 E- M. von Hornbostel: Beobachtungen \u00fcber ein- und zweji.lirigos Huren.\nwandte Ohr wird fest verschlossen, beide Sch\u00e4lle m\u00fcssen leise sein. Man kann, unter gleichen \u00e4u\u00dferen Bedingungen, einmal ..die (label\" n\u00e4her h\u00f6ren als \u201edie Rassel\u201d, ein andermal das Ger\u00e4usch n\u00e4her aU den dann diffus ausgebreiteten Ton.\nDie Antwort auf die eingangs aufgeworfene Frage, inwiefern man mit zwei Ohren besser h\u00f6re als mit einem, liegt in dem gegenst\u00e4ndlichen Charakter der zwciohrigen Erscheinungen. Das zweiohrige H\u00f6ren ist die nat\u00fcrliche, urspr\u00fcnglichere und lebenswichtigere Funktionsweise des Organs. Die Sinne sind zun\u00e4chst zur Orientierung in der Welt da. nicht zu ph\u00e4nomenologischen Beobachtungen. Zun\u00e4chst gestalten sie Gegenst\u00e4nde, nicht Erlebnisse. Die zwciohrigen Sch\u00e4lle sind st\u00e4rker gestaltet, sie sind Dinge, die h\u00f6rend wahrgenommen werden, die, ruhend oder bewegt, in demselben Raum sind wie die Dinge, die man sieht. Mit zwei Ohren h\u00f6ren wir, wo sie sind, ohne das gelernt zu haben. Richtung und Entfernung sind dem H\u00f6renden unmittelbar gegeben. Auch der Blinde orientiert sich h\u00f6rend, und er grade besonders gut. Absolute Eigenschaften, wie die St\u00e4rke und Sehallfarbe, w\u00e4ren schlechte Wegweiser. Wo man auf sie allein angewiesen ist, wie wahrscheinlich der Normale bei dei Interscheidung des \\ orn und Hinten, des Oben und Unten, und der wirklich Einohrige bei der akustischen Richtungswahrnehmung \u00fcberhaupt. ila t\u00e4uscht man sieh leicht. Deswegen ist es auch nicht wohl glaublich, da\u00df die Entfernungswahrnehmung, die, wenigstens in der n\u00e4heren l mgchung. ebenfalls sehr sicher und genau ist, wesentlich von absoluten 1'aktoren abh\u00e4nge. Da\u00df wir \\ orn und Hinten nicht verwechseln k\u00f6nnen und da\u00df vertikale und horizontale Dimension in ihren Grundlagen wesensgleich sind, das sind unstreitig Vorz\u00fcge des Auges. (Da\u00df wir hinten \u00fcberhaupt nicht sehen, ist ein Nachteil.) Aber das Geh\u00f6r ist ebenso und ebenso urspr\u00fcnglich ein Werkzeug der Raumwahrnchinung wie das Gesicht, der H\u00f6rraum ist in keinem Sinne weniger Raum als der Sehraum. Dennoch ist das Auge unser objektivster Sinn: die Sehdinge sind selbst\u00e4ndiger und st\u00e4rker au\u00dfer-mir, ichfremder als die Ger\u00e4usche und gar die l\u00f6ne. Das Subjektive, das diesen anhaftet, ist aber, mag es im Alltag dieser Welt ein Nachteil sein, doch ein Geschenk des Himmels: es macht die Musik zur st\u00e4rksten, weil unmittelbarsten Sprache der Seele.\nlEingrgangm am 10. A)>ril 192\u00ce.)","page":114}],"identifier":"lit38302","issued":"1923","language":"de","pages":"64-114","startpages":"64","title":"Beobachtungen \u00fcber ein- und zweiohriges H\u00f6ren","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:29:59.134590+00:00"}