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{"created":"2022-01-31T17:00:04.320436+00:00","id":"lit38502","links":{},"metadata":{"alternative":"Beitr\u00e4ge zur Akustik und Musikwissenschaft","contributors":[{"name":"Maltzew, Catharina v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Beitr\u00e4ge zur Akustik und Musikwissenschaft, no. 7: 37-133","fulltext":[{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 161]\n37\n(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.)\nDas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer Intervalle in den \u00e4ufseren Tonregionen.\nVon\nCatharina y. Maltzew.\nInhaltsverzeichnis.\nSeite\n1.\tEinleitung....................................................37\n2.\tVersuchsanordnung.............................................38\n3.\tBesprechung der Haupttatsachen.............................. 41\n4.\tIndividuelle Unterschiede in den Zahlenresultaten.............55\n5.\tZusammenfassung der Zahlenresultate...........................64\n6.\tDiskussion der Versuchsergebnisse.............................65\na)\tFr\u00fchere Theorien hinsichtlich der Beurteilung sukzessiv gegebener Intervalle. (Verschmelzungstheorie, Distanztheorie.) 65\nb)\tVersuch einer anderen Erkl\u00e4rung...........................71\nc)\tGed\u00e4chtnishypothese..................................... 77\nd)\tNachsingen der Intervalle durch ungeschulte Versuchspersonen 80\ne)\tNachsingen von Einzelt\u00f6nen der 4- und 5 gestrichenen Oktaven.\n(\u201eNormales Falschh\u00f6ren\u201c.)...................................92\n7.\tVersuche in tiefen Regionen ...\t 107\n8.\tHauptergebnisse.............................................115\n9.\tAnhang. Selbstbeobachtungen der Versuchspersonen............116\nDie Versuche, \u00fcber die im folgenden berichtet wird, sind auf Anregung von Herrn Geheimrat Stumpf ausgef\u00fchrt worden. Sie sollten urspr\u00fcnglich nur bestimmen, wieweit hinauf in der Tonreihe ein Intervallurteil m\u00f6glich ist, und wieweit es sicher ist. Die Untersuchung wurde sp\u00e4ter auch auf Intervalle sehr tiefer Regionen ausgedehnt; auch gaben die Versuchsresultate vielfach zu erweiterten Fragestellungen Anlafs.\nAus fr\u00fcherer Zeit liegt hier\u00fcber eine kleine Beobachtungsreihe von Preyer 1 vor, die aber wertlos geworden ist, nach-\n1 Preyer. \u00dcber die Grenzen der Tonwahrnehmung. S. 21, 61. 1876.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 162]\ndem Stumpf und Meyer gezeigt haben \\ dafs die dazu verwendete \u00c2PPUNNsche Gabelserie von 6144 Schwingungen aufw\u00e4rts ganz falsch abgestimmt war. Von Preyers 20 Intervallen der h\u00f6chsten Region entsprechen nur 3, die unterhalb jener Grenze liegen, den von ihm angegebenen Verh\u00e4ltnissen.\nVersuchsanordnung.\nDie Versuche in den h\u00f6heren Regionen der Tonreihe machte ich an einem Satz von Lippenpfeifen aus Zinkblech, deren Umfang von der 3- bis zur 8gestr. Oktave reicht. Die Luft wurde den Pfeifen durch einen Blasebalg zugef\u00fchrt, dessen Druck grofse Konstanz zeigte. Das liefs sich dadurch kontrollieren, dafs rein gestimmte Oktaven fast bis zum v\u00f6lligen Sinken des Blasebalgs schwebungsfrei blieben. Ich benutzte zun\u00e4chst Pfeifen von e3 *\u2014e6, in der Absicht, noch eine weitere Oktave hinzuzunehmen, falls das Intervallurteil sich in der H\u00f6he von c6 noch als m\u00f6glich erweisen w\u00fcrde. Das war aber nicht mehr der Pall. Die erste, bei so hohen Pfeifen besonders schwierige, Stimmung machte der Herr Orgelbauer Dinse, von dem das Instrument bezogen war; ich bin ihm f\u00fcr sein Entgegenkommen auch sp\u00e4ter bei Reparaturen einiger Pfeifen zu grofsem Dank verpflichtet.\nDie Kontrolle der Stimmung, welche jedesmal unmittelbar vor den Versuchen vorgenommen werden mufste, besorgte ich selbst und zwar hielt ich mich an die von Stumpf empfohlene Differenztonmethode. Jeder neue Ton wurde so lange ge\u00e4ndert, bis er die richtigen Differenzt\u00f6ne mit mehreren der schon kontrollierten T\u00f6ne gab. Das e3 wurde nach einer K\u00d6NiGschen Gabel gestimmt (a1 * = 430,55), die \u00fcbrigen T\u00f6ne nach diesem c3 und zwar in reinen, nicht temperierten Intervallen. Nat\u00fcrlich wurde darauf geachtet, die Lufttemperatur des Arbeitszimmers m\u00f6glichst konstant (etwa auf 15\u00b0 R.) zu halten, da sich die hohen Pfeifen mit der Temperatur merklich \u00e4ndern.\n1 C. Stumpf und H. Meyer. Schwingungszahlbestimmungen bei sehr\nhohen T\u00f6nen. Annalen der Physik und Chemie 61 (1897). Stumpf, Be-\nstimmung hoher Schwingungszahlen durch Differenzt\u00f6ne. Ebenda 68\n(1899).","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIY. 163J Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 39\nAuch daf\u00fcr wurde gesorgt, dafs die beiden das Intervall bildenden T\u00f6ne eine ann\u00e4hernd gleiche Intensit\u00e4t hatten. Wo es nur ging, wurde die Intensit\u00e4t ausgeglichen (so bei Pfeifen der 3- und 4 gestr. Oktave) ; es war aber in der 5 gestr. Oktave bei weiten Intervallen nicht mehr m\u00f6glich, da die Intensit\u00e4t der Pfeifent\u00f6ne stetig nach der H\u00f6he zu abnahm. Bei Sexten, Septimen und Oktave war also der h\u00f6here Ton immer schw\u00e4cher. Der Einflufs dieses Faktors ist sp\u00e4ter, bei der Besprechung der Resultate in Betracht gezogen worden (vgl. S. 104).\nAn den im Januar 1909 begonnenen Versuchen mit sukzessiven Intervallen nahmen zun\u00e4chst 5 Versuchspersonen teil. Die Herren : Hartmann (Ht.), Hentschel, (Hsch.), L\u00f6w (L.), Misch (M.) und Dr. Rupp (Rp.). Zu diesen gesellten sich in den Osterferien 1909 : Die Herren Schlusses (Schl.) und Albin (A.), sowie auch Fr\u00e4ulein B\u00f6ttcher (B\u00f6.) und Fr\u00e4ulein Regener (Rg.). Die \u00fcbrigen Versuche mit sukzessiven Intervallen, an denen Fr\u00e4ulein Braun (Br.), Fr\u00e4ulein Goldst\u00fcckes (Gst.), Herr M\u00fcller (M\u00fc.) und Herr Sachs (S.) teilnahmen, wurden erst im Jahre 1910 gemacht, als ich die betreffenden Vpn. zu der Beurteilung simultan gegebener Intervalle heranzog. Aufserdem habe ich Gelegenheit gehabt, mehrere Male mit Herrn Dr. v. Hornbostel (Hb.) und Herrn Dr. Abraham (Abr.) einige Versuche anzustellen. Alle diese Beobachter konnten in den mittleren Regionen die Intervalle fehlerfrei beurteilen. Diese Bedingung mufste an die Vpn. gestellt werden, denn sonst liefse sich nicht entscheiden, ob die Fehler mit der Schwierigkeit der hohen bzw. tiefen Region Zusammenh\u00e4ngen oder damit, dafs die Vpn. \u00fcberhaupt die Intervalle nicht genau kannten. Versuche mit 4 Beobachtern, die dieser Bedingung nicht voll gen\u00fcgten, wurden daher nicht zu Ende gef\u00fchrt. Doch werden auch diese Versuche gelegentlich herangezogen.\nDer einzelne Versuch ging in folgender Weise vor sich: Die Vp. safs 1\u20141 */2 Meter von den Pfeifen entfernt. Das Intervall wurde stets zweimal angegeben. Die Dauer der Angabe eines jeden Tones betrug ca. 3 Sekunden; die Pause zwischen den 2 Angaben des Intervalls 5 Sekunden, zwischen 2 Versuchen 2\u20143 Minuten oder mehr, je nachdem die Beobachter etwas zu bemerken hatten oder nicht. Das Urteil","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 164]\nsowie die Selbstbeobachtungen wurden von den Vpn. selbst unmittelbar nach der Angabe eines Intervalls aufgeschrieben. Eine Wiederholung des Versuches erfolgte nur in seltenen F\u00e4llen, wenn St\u00f6rungen da waren oder wenn die Vp. ganz aufserst\u00e4nde war ein Urteil zu f\u00e4llen.\nDas Nachsingen der Intervalle war w\u00e4hrend ihrer Beurteilung eigentlich nicht erlaubt; es war jedoch nicht zu vermeiden, dafs die Vpn., besonders bei der Beurteilung von Intervallen, die ihnen schwer fielen, diese halblaut singend wiederholten; noch weniger war das innerliche Nachsingen zu unterdr\u00fccken, das die Vpn. nicht selten zu Hilfe nahmen (vgl. S. 125-127).\nEs wurden folgende Intervalle innerhalb einer jeden Oktave geboten1: kl. Sekunde: (e\u2014f; fis-y, h\u2014c); gr. Sekunde: (c d; f\u2014g\\ a\u2014li)\\ kl. Terz: (e\u2014g\\ a\u2014c; h\u2014d); gr. Terz: (c e ; /\u2014a ; g\u2014h) ; Quarte : (c\u2014f ; e\u2014a ; g\u2014c) ; Tritonus : (c\u2014fis ; f\u2014h); Quinte: (c\u2014 g: e\u2014h; f\u2014c); kl. Sexte: (h\u2014g; e\u2014c; fis\u2014d); gr. Sexte: (c\u2014a; d\u2014h; g\u2014\u00e9)\\ kl. Septime: h\u2014a; d\u2014c); gr. Septime: (c\u2014h; f\u2014\u00e8); Oktave: h\u2014h; c\u2014c; d\u2014d).\nDen Vpn. wurde nicht gesagt, welche Intervalle in den Versuchen Vorkommen, sie vermuteten aber bald, dafs z. B. oktavenerweiterte Intervalle nicht dargeboten werden.\nAn einem Versuchstage wurden 36 Intervalle dargeboten, je 12 in jeder Oktave. Die Reihenfolge der Oktaven war die folgende: erster Versuchstag \u2014 3gestr., 4gestr., \u00f6gestr. Oktave; zweiter Versuchstag \u2014 4gestr., \u00f6gestr., 3gestr. Oktave; dritter Versuchstag\u20145 gestr., 3gestr., 4gestr. Oktave usw.,\n1 Die ein bestimmtes Intervall repr\u00e4sentierenden Tonpaare sind in auf steigender Tonfolge zu verstehen. Also z. B. das bei der kleinen Sekunde genannte h c ist die h\u00f6her als fis\u2014g liegende sk, nicht deren tiefere Oktave. Wo nur zwei Intervalle angegeben sind, wurde eins davon in einer Serie wiederholt.\nDie obigen Intervalle schreiben wir in abgek\u00fcrzter Form so : kl. Sekunde = sk, gr. Sekunde = Sk, kl. Terz = t, gr. Terz = T, Quarte = q, Tritonus = Tr, Quinte = Q, kl. Sexte = s, gr. Sexte = S, kl. Septime == sp, gr. Septime = Sp, Oktave = O.\nGelegentlich kommen in den Tabellen auch die Bezeichnungen n und N fur die kleine und grolse None, dz und Dz f\u00fcr die kleine und grofse Dezime, Undz f\u00fcr Undezime und Ddz f\u00fcr Duodezime vor.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 165] -Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 41\nalso nach zyklischem Wechsel. Die Anordnung der Intervalle innerhalb einer Reihe wurde durchs Los bestimmt, indem nur daf\u00fcr gesorgt wurde, dafs ein und dasselbe Intervall nicht mehr als zweimal hintereinander vorkomme und dafs aufeinander folgende Intervalle m\u00f6glichst nicht mit demselben Ton einsetzen. Allen Vpn. wurden dieselben Reihen und in derselben Folge der Intervalle gegeben. Die Versuche dauerten meistens 3/4 Stunden, in Ausnahmef\u00e4llen auch l\u00e4nger. An einem Versuchstage wurden die Intervalle auf steigend, am anderen absteigend gegeben. Die zahlenm\u00e4fsigen Resultate zeigten keine bedeutenden Unterschiede, weshalb ich die beiden Gruppen zusammengefafst habe. Auf manche Unterschiede in der Beurteilung absteigender und auf steigen der Intervalle will ich sp\u00e4ter hinweisen.\nBesprechung der Haupttatsachen.\nUm die Fehlerverteilung bei der Beurteilung sukzessiv gegebener Intervalle recht \u00fcbersichtlich zu machen, habe ich zun\u00e4chst in Tabelle I die Urteile derjenigen Vpn. zusammengestellt, welche f\u00fcr das von mir gebrauchte Instrument gar kein oder ein unsicheres absolutes Tonbewufstsein besafsen. Die Tabellen der Vpn. mit absolutem Tonbewufstsein (M\u00fcller und B\u00f6ttcher) gebe ich einzeln an (I a und I b). Die Trennung geschah aus Gr\u00fcnden, die ich sp\u00e4ter angeben werde (vgl. S. 100 u. 132). Die Gesamtzahl der in Tab. I in Betracht gezogenen Versuche ist 4104; in jeder Oktave sind also 1368, f\u00fcr jedes Intervall 342 Urteile gef\u00e4llt worden. Die dargebotenen Intervalle stehen in der Vertikalrubrik links; die jedem Intervall zugeh\u00f6rige Horizontalreihe enth\u00e4lt die falschen Urteile und zwar geben die \u00dcberschriften der vertikalen Spalten die Intervalle an, f\u00fcr welche das Dargebotene gehalten worden ist. Die Zahlen 3, 4, 5 oben bedeuten die Oktave, (3gesti\\, 4gestr., 5gestr.) in der die Verwechslung stattgefunden hat. Die letzten Zahlen rechts geben f\u00fcr jedes dargebotene Intervall die Summe der Fehler an, zuerst f\u00fcr die einzelnen Oktaven getrennt, dann f\u00fcr alle drei zusammen.\n1. Die n\u00e4here Betrachtung der Gesamttabelle macht auf 2 Gruppen von Fehlern aufmerksam, sie seien als a) Distanz-","page":41},{"file":"p0041s0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"Stumpf, Beitr\u00e4ge VII.\nC. v. Maltzew.\nTabelle I.\nGesamtliste der Fehler aller Versuchspersonen. Hohe Region. Sukzessiv. Pie eingerahmten Zahlen entsprechen den richtigen F\u00e4llen. Gesamtzahl der Versuche: 4104. Zahl der Urteile f\u00fcr je ein Intervall\n342. Zahl der Urteile f\u00fcr je eine Oktave 1368.\nDie dargebotenen Intervalle :\nKleine Sekunde\nGrofse Sekunde\nKleine Terz\nGrofse Terz\nQuarte\nTritonus\nQuinte\nKleine Sexte\nGrofse Sexte\nKleine Septime\nGrofse Septime\nOktave\nKl. Sekunde Oktave :\n3gestr. 4gestr. \u00e4gestr.\nGr. Sekunde\n3\t4\t5\nKl. Terz\n3\t4\t5\n105,5\t*103\t71,94\n37\n4\t29\n20,5\n40,74\n8,5 10 22,24\n110 108 57\n19,5\n9,83\n6,16\n8,83\n2,5\n2,5\n9,74 1\t8,74\n17,5\nT 15,5\n32,83\n7^25^33\n14,49 I\nI\n16,83 !\nj\n15,82 i\n7,91 I\n9,66\n105 99 36,52\n50,32\n5,5\n1,5\n5,33\n6 20,5 23,82\n16,73 2 ~\u201d\u00ce4/73\n13,82\n11,6\nn^e\n18,66\n12^66\n19,5\n9,5\n4,33\n4,5\nGr. Terz\n3\t4\t5\nQuarte\n3\t4\t5\n2,58\n3,5\n22,69\n9\t3,5 10,19\n108 90,84 31,38\n21,48\n*n\u00a7,48\n9,82\n4,59\n^33^4,26\n5,28\n4,28\n3,47\n\u201cT^2,47\n4,5\n3\t1,33\n4,66\n4,5\n3,75\n7,36\n14,07\n0,33 13,74\n111,51 98,5 25,04\n80,73\n18,5 51 11,23 12,43\n\"ij 7,93 15,64\n\"^5~12,14\n16\nl^Hl,17\n8,64\n10,47\nT\u00dfTl,U\nTritonus\n3\t4\t5\nQuinte 3\t4\t5\nKl. Sexte\n3\t4\t5\nGr. Sexte\tKl. Septime\nI\n8\t4\t5\t3\t4\t5\nGr. Septime 3\t4\t5\nOktave :\tGr\u00f6fsere Intervalle\n3\t4\t5\t3\t4\t5\n1,5\n2,25\n0,45\n3,74 1,83 1,91\n3,97\n1\t2,97\n93 56,84 16,34\n13,18\n1\t5,5\t6,68\n7,14\n\u201dl 6,14 2,25\n\"\u00d6jn1,92 3,59\n1\t2,59\n8,8\n3\t4,33 1,47\n0,66\n0,75\n4,45\n7\u00a38 0,5\t6,58\n13,8\n1,83 0,5 11,47 15,05\n2*^83^022\n111 97,18 31,65\n41,13\n7 16,83 17,3 9,41\n^X\u00ce6~8,25\n11,84\n^f\u201c\u201c8,84\n9,88\n0,58\u201c\"3,3 7,99\n\"\u201c3\u201c1,99\n0,25\n1,45\n1 \"\u201c\u201c3,45\n2,25\n7,49\n0,33\t7,16\n3,72\n7\u00ffS\u201c~3,39\n6,98\n0,5 1,33 5,15\n99 75,34 18\n31,41\n3 20,16 8,25 9,87\n3\t2\t4~87\n7,84\n1\t2^25~4^59\n7,94\n2\t5,94\n3,75\n5,99\n0,33\t5,66\n8,39\n\"^1^7,39\n5,99\n\"Ti1,99 21,17\n2,66\n3,49\n5\t9,83 6,34\n107 72,71 22,32\n41,37\n4 19,5 17,87 18,5\n216/75 9/75\n20,02\n10 10,02\n4,33 1\t0,38\t3\n13,64\n2\t11,64\n13,46\n2\t4,16 7,3\n103,5 81,5 17\n62,99\n18 34,41 10,58 16,03\nnPD3,03\n6/36 0,5\t1,5 4,66\n4,33 0,33 4\n2,98\n7,5 \u201d2,48 7,32\n0,16 7,16 13\n2,5\t5,5\t5\n3,5 51,19 17,33\n26,36 1\t17,5 7,86\n2,5\n14\n2\t\u201dl2\n8,66\n0,5\t8,16\n6,86\n1\n5,86\n17,65\n1,497546\n23,86\n1 \" 0,5 22,36 34,18\n3,16^31,02\n113\t75 42,68\n1 N\n1,5 N\n1 n\n1 JNT\n1 Undz\n1,5 dz 2 Dz\n1 N\n1\tN\n2\tDz\n2 Undz\n0,5 N\n0,5 Sp + O 1 Q-f-0 1,5 S 4- O\n0,5 Pr.\n1 ?\n1?\n1 n 0,5 N\n2?\n1 ?\n1 N 1 n\n0,5 Dz 1 ?\n3 n\n1.5\tN 0,5 dz\n4.5\tN 1 dz\n2 n 4,83 N\n1.5\tDz\n3 ?\n1 n\n1.5\tN 1,33 Dz 1 Duodz\n7.5\tN\n1.5\tDz 0,5 Duodz\nSumme der Fehler f\u00fcr jedes der Intervalle 3\t4\t5\t\t\tSumme der Fehler in allen 3 Oktaven zusammen\tSumme in \u00b0/o\t\n8,5\t11\t42,06\t61,56\t18\tsk\n4\t6\t57\t67\t19,59\tSk\n9\t15\t77,48\t101,48\t29,67\tt\n6\t23,16\t82,62\t111,78\t32,68\tT\n2,49\t15,5\t88,96\t106,95\t31,27\tq\n21\t57,16\t97,66\t175,82\t51,41\tTr\n3\t16,82\t82,35\t102,17\t29,85\tQ\n15\t38,66\t96\t149,66\t43,76\ts\n7\t41,29\t91,68\t139,97\t40,93\tS\n10,5\t32,5\t97\t140\t40,94\tsp\n25,5\t62,81\t96,67\t181,98\t54,09\tSp\n1\t39\t71,32\t111,32\t32,55\t0\n112,99 358,9 980,8\n1452,69","page":0},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle la\nVerwechs ungen von Intervallen in der 5gestrichenen Oktave.1 Vp. M\u00fcller. Zahl der Versuche: 72. Die fett gedruckten Zahlen entsprechen den richtigen F\u00e4llen.\n42\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 1661\nSumma der Fehler f\u00fcr je ein Intervall\tCM CO CO CO io to CO\tto\tCO\nGr\u00f6fsere Intervalle\tO\to\t\u00b0 \u00a3\tp -f-q + \u00a3 \u00a3 T- cqC?\tCO,_ g1 <70 TH (M\ttH\n\tkO <N\t^ T-t\ttH\t<M t-H tH\noini^dag -j\u00a3)\t0,5 2 2\nomi^dog\trH\tCM H\tt-H\ttH tH\n9^x9g uo\t>o N H\ttH\tO\t-\n0\u00fcX0g -ra\tT-*\trH\trH (\n0;uinO\t0,5 0\nsnuo^tjj,\t-\n0^innO\ttH rH ; 1\nZ.10^ M\u00a3) I\tCO\t\nT\u00e4\tO\ttH\trH\n\u00a9pun^og -jo\ttH\tCO\tCO\trH\trH\n0pUU5[0g m\tH-\nCD\n-4-3\n\u00d6\nHH\nCD 53 -O > cd b\u00df <v 0\n0\u00bb\n*0\nG\nG\n73\nco\n\u00a9\nG\n\u2022 pH\n^03\ns\n03\nG\n53\nCD\nCO\n0\n<D\nH\n<D\nG\n\u2019S\n3\n03\nH\nG\nG\no\nO \u00b03 \u00a3\tG \u201e\n0\tG* ri\n03\n.G\n*3\no*\nx\n03\nCO\n03\nG\n\u2022 rH \u00a9\n3\n03\nCO\no\nf-f\n0\n03 <u\na a\n^ U\n03\t03\nCO CO\n03\t03\n\u2022 S\n03 O \u25a0\u2014I u\nM 0\nIn der 4gestr. Oktave wurde nur die S einmal mit Q, die O einmal mit Sp verwechselt","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle lb.\nVerwechslungen von Intervallen in der 5gestrichenen Oktave.1 Vp. B\u00f6ttcher. Zahl der Versuche: Die fett gedruckten Zahlen entsprechen den richtigen F\u00e4llen.\n[LXIV. 167] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 43\nS\u00df\n\u00a9 \u00f6\n\u0153 \u00a9 Sh\nrW\n\norai^deg M\u00a3>\norafldog\n<Nt_TW(N<SI<M(MCO<N\n0^X0g M\u00a3)\n9IX0g -ra\niO\nO'\ne^um\u00c7)\nsnuo^iJX\ne^iun\u00c7)\nZJ0X MO\nz-i9X 'DI\n0pnn^0gM\u00a3)\n0pnni[0g-ni\n\u00a9.2\n|1\n\u00a9\nbf)\n\u00a9\no\n\u00a9 \u00a9 \"\"O\t73\n\u00f6 \u00f6 fl s\n\u00a9 \u00a9 GQ 02\n\u00a9 \u00a9 \u00f6 \u00abS3\n\u00a9\n\u00a9 \u00a9 .1\n\u00a9\nEH\n\u00a9\nfl\n\u00a9\nH\nM\n\u00a9\nft\n\u00a9\n\u00a9\na\n\u2019\u25a0+J\nft\n\u00a9\n02\t02 GO 02\n\u00a9\tfl f-H\t\u00a9\t\u00a9 \u25a0\t<X)\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\tO\t\u2022S\t\u00d6\t\tfl \u2022 rH\t\u00ab5\tfl\nc\u00e4 3\t\t*fl\t\u2019\u00a9\to\t^\u00a9\to J-t\t+3 M\n\u00d6*\tH\ta\t*A\t\u00d6\ts\tO\tO !\nIn der 4gestr. Oktave wurde nur s einmal mit t, O einmal mit S, 0,5mal mit Sp verwechselt.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 168]\nund b) Konsonanzfehler bezeichnet, der bequemen Ausdrucksweise wegen.1\nDurchlaufen wir die Reihe der Intervalle in Tabelle I, so sehen wir, dafs an den beiden Seiten der Felder, in denen die richtigen Urteile stehen, eine Anh\u00e4ufung von Fehlem stattfindet. So ist die kl. Sekunde 40,74 mal als gr. Sekunde beurteilt worden, die gr. Sekunde 37 mal als kl. Sekunde, 17,5'mal als kl. Terz, die kl. Terz 32,83 mal als gr. Sekunde, 22,69 mal als gr. Terz usw. bis zur Oktave, die in 26,36 F\u00e4llen mit der gr. Septime verwechselt worden ist. Diese Verwechslungen geh\u00f6ren meiner Bezeichnungsweise gem\u00e4fs zu den Distanzfehlern. 2\nVergleicht man die Zahlen unmittelbar rechts und links von der Zahl der richtigen F\u00e4lle, so merkt man, dafs die linken durchweg gr\u00f6fser sind \u2014 also liegt eine Tendenz vor, das Intervall eher zu verkleinern, als zu vergr\u00f6fsern. Die folgende Tabelle II enth\u00e4lt das Verh\u00e4ltnis der Verwechslungen mit dem kleineren Intervall zu denen mit dem gr\u00f6fseren :\nTabelle II.\nGrofse Sekunde \u2014 2,1\nKleine Terz \u2014 1,44 Grofse Terz \u2014 3,57 Quarte\t\u2014\t5,41\nTritonus\t\u2014\t5,36\nQuinte\t\u2014\t1,88\nKleine Sexte \u2014 1,94 Grofse Sexte \u2014 2,33 Kleine Septime \u2014 3,18 Grofse Septime \u2014 1,84\n1\tDamit soll keine Theorie gegeben werden. Simultane Intervalle sind in unserem Bewufstsein konsonant und dissonant und halben Konsonanzgrade. Ich m\u00f6chte es noch dahingestellt lassen, ob dergleichen auch f\u00fcr die sukzessiven zutrifft. Nun sind h\u00e4ufig Sukzessivintervalle mit anderen verwechselt worden, wo die gleichnamigen simultanen Intervalle dem Konsonanzgrad nacheinander nahestehen w\u00fcrden. In diesem Falle spreche ich von \u201eKonsonanzfehlern\u201c. Ebenso lege ich dem Namen \u201eDistanzfehler\u201c keine theoretische Bedeutung bei; es soll nur heifsen, dafs ein gegebenes Intervall mit den ihm benachbarten Intervallen verwechselt worden ist.\n2\tDie Dezimalbr\u00fcche kommen in die Werte dadurch herein, dafs in manchen F\u00e4llen das Urteil zwischen 2, 3, 4 Intervallen schwankte. 1st z. B. die kl. Sekunde als \u201ekl. oder gr. Sekunde\u201c beurteilt worden, so kommt in die Bubrik der falschen F\u00e4lle die Zahl 0,5; schwankt das Urteil f\u00fcr Tritonus z. B. zwischen Quarte, Quinte und kl. Sexte, so wrird in die Spalten dieser drei Intervalle 0,33 eingetragen.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 169] -Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usio. 45\nMan sieht aus der Tabelle, dafs das Verh\u00e4ltnis immer gr\u00f6fser als 1 ist.\nKonsonanzfehler (und zwar \u201ereine Konsonanzfehler\u201c) finden wir in folgenden F\u00e4llen: Die Quarte ist 13,8mal mit der Quinte und 14 mal mit der Oktave verwechselt worden, dagegen nur 3,97 mal mit ihrem Nachbar Tritonus; die Quinte ist fast ebenso h\u00e4ufig mit der Quarte (12,43) verwechselt worden, wie mit dem ihr n\u00e4herstehenden Tritonus (13,18), am h\u00e4ufigsten aber mit der Oktave (in 21 F\u00e4llen). Ferner geh\u00f6ren hierher die Verwechslungen der Sexten mit der kl. Terz und mit Quarte; die kl. Sexte wurde 18,66 mal als kl. Terz, 15,64 mal als Quarte beurteilt, die grofse Sexte 19,5mal als kl. Terz, 16mal als Quarte.\nAufser der ebengenannten, gibt es noch andere F\u00e4lle, wo nicht zu entscheiden ist, ob die Verwechslungen zu den Distanz- oder Konsonanzfehlern zu rechnen sind. So weisen die besonders hohen Verwechslungszahlen der T mit t, der S mit s, der Sp mit der sp darauf hin, dafs hier der nahezu gleiche Konsonanzgrad mit dem Zug nach dem kleineren Intervall zusammenwirkt. Auch zeigen die h\u00e4ufigen Verwechslungen der Sekunden, Terzen, Sexten und Septimen paarweise untereinander, dafs im allgemeinen Intervalle \u00e4hnlichen Konsonanzgrades leicht verwechselt werden.\nVon den beiden Fehlerarten sind aber die Distanzfehler die h\u00e4ufiger vorkommenden.\n2.\tEin anderer interessanter Zug ist die mit der Erweiterung der Intervalle immer zunehmende Streuung der Fehler: W\u00e4hrend die Verwechslungen der Sekunden sich beinahe auf die n\u00e4chsten Nachbarn beschr\u00e4nken, verbreiten sich die Fehler bei Septimen auf ein grofses Gebiet innerhalb und auch aufserhalb der Oktave. Dies h\u00e4ngt zusammen mit einer allgemeinen\n3.\tVerschlechterung des Urteils mit der Erweiterung des Intervalls. Vergleichen wir in der letzten Rubrik rechts die Terzen mit den Sexten, die Sekunden mit den Septimen hinsichtlich ihrer Fehlerzahl, so erhalten wir folgende Reihen:\na) Kl. Terz <(gr. Terz <gr. Sexte <kl. Sexte;\n(101:112 :140 :150)","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\tCatharina v. Maltzew.\t[LXIV. 170]\nb) kl. Sekunde < gr. Sekunde <kl. Septime <Cgr. Septime;\n(62 : 67 :140 :185)\nAuch Tritonus <gr. Septime (176:185).\n4. Zu beachten ist noch die g\u00fcnstige Lage der Konsonanzen im Vergleich zu den Dissonanzen (die Sekunden ausgenommen, die \u00fcberhaupt am besten beurteilt worden sind). So finden wir im allgemeinen bei Oktave, Quarte und Quinte eine geringe, bei kleiner Sexte, kleiner Septime, Tritonus, grofser Septime eine grofse Fehlerzahl. Allein ich m\u00f6chte schon hier darauf hinweisen, dafs die Zahlenresultate nur in der 3 gestrichenen Oktave das eben Gesagte einwandfrei best\u00e4tigen, obwohl der Satz auch f\u00fcr die zwei anderen Oktaven zutrifft. Die Abweichungen der Zahlen, die wir in der 4gestr. Oktave bei der grofsen Sexte und Oktave, in der 5 gestr. bei den engen Intervallen vorfinden, sind nicht durch Aufhebung der Tendenz, die konsonanten Intervalle besser zu beurteilen, sondern durch anderweitige Ursachen bedingt.\nNachdem die wichtigsten Resultate, die sich aus der Tabelle I, ohne Ber\u00fccksichtigung der einzelnen Oktaven entnehmen liefsen, angef\u00fchrt sind, ist es n\u00f6tig nachzusehen, ob sich die Regelm\u00e4fsigkeiten auch in jeder der 3 Oktaven vorfinden. Nicht jede der betonten Eigent\u00fcmlichkeiten kommt im gleichen Mafse in den verschiedenen Regionen zum Vorschein. Dieser Umstand k\u00f6nnte eine Zusammenziehung der Zahlenwerte bedenklich erscheinen lassen; mit wenigen Ausnahmen aber zeigen die erw\u00e4hnten Gesetzm\u00e4fsigkeiten doch in allen Oktaven dieselbe Richtung, wenn auch nicht dasselbe Ausmafs. Es schien daher richtiger, zuerst diese gemeinsamen Z\u00fcge hervorzuheben.\nEs f\u00e4llt vor allem auf, dafs die h\u00f6heren Oktaven weit mehr Fehler aufweisen, als die tieferen. In der Tabelle I rechts sind in der vorletzten Rubrik die Zahlenwerte der 3 Oktaven gesondert dargestellt. Die Werte sind direkt vergleichbar, da die Zahl der Versuche in je einer Oktave die gleiche ist (1368). Die Gesamtzahlen der Verwechslungen der einzelnen Oktaven verhalten sich wie 112,99:358,9:980,8; in Prozenten angegeben : 8,26 : 26,24 : 71,7. \u00c4hnliche grofse Unter-","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 171] -Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 47\nschiede sind auch bei jedem einzelnen Intervall zu beobachten. Um die Verteilung der Fehler in der 3-, 4- und \u00f6gestr. Oktaven zu veranschaulichen, habe ich sie in den Tabellen III, IV und V gesondert. Das Schema der Tabellen ist genau, wie das der Tabelle I.\nBetrachten wir zun\u00e4chst die 3gestr. Oktave\n1. hinsichtlich der Art ihrer Verwechslungen. Wir merken sofort eine gr\u00f6fsere Anzahl Distanzfehler. Die Tendenz, das Intervall zu verkleinern, ist besonders in der zweiten H\u00e4lfte deutlich. Verwechslungen nach dem Konsonanzgrad treten in der 3gestr. Oktave relativ h\u00e4ufig auf: so sind die beiden Sekunden ausschliefslich miteinander verwechselt worden; das gleiche gilt von den beiden Terzen. Bei der grofsen Septime fallen nicht weniger als 18 Urteile auf die kl. Septime und 3 auf den Tritonus.\n\u2022 2. Die Streuung der Fehler ist sehr gering, besonders bei den engen Intervallen, sie wird auch unbedeutend gr\u00f6fser mit der Erweiterung des Intervalls.\n3.\tEine Verschlechterung des Urteils findet bei weiten Intervallen so gut wie gar nicht statt; man k\u00f6nnte h\u00f6chstens erw\u00e4hnen, dafs die Sekunden besser, als der Tritonus, dies\u00e8r besser, als die gr. Septime beurteilt wird. Zwischen den Terzen und der gr. Sexte ist kein Unterschied (gr. Terz \u2014 6, gr. Sexte \u2014 7, kl. Terz \u2014 9 Fehler), wohl aber ist die kl. Sexte im Nachteil, sogar gegen\u00fcber der kl. Septime.\n4.\tBedeutend ist aber der Unterschied zwischen der Beurteilung von konsonanten und dissonanten Intervallen. Die Oktave, Quarte und Quinte haben die geringste, Tritonus und die gr. Septime die gr\u00f6fste Fehlerzahl; dazwischen stehen die \u00fcbrigen Intervalle.\nDas Urteil ist im allgemeinen noch recht gut; die Zahl der falschen Urteile, alle Vpn. zusammengerechnet, betr\u00e4gt nur 8,26 \u00b0/0. Bei manchen Beobachtern ist diese Region noch vollst\u00e4ndig fehlerfrei.\nBetrachten wir die Tabelle der 4gestr. Oktave (Tab. IV), so merken wir 1. dafs sie uns eine grofse Zahl, ja im Vergleich mit den \u00fcbrigen Oktaven die gr\u00f6fste Zahl von Distanzfehlern liefert. Einzelne F\u00e4lle springen besonders in die Augen, so z. B. dafs der Tritonus 51 mal f\u00fcr Quarte, die","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle III.\nFehler der Versuchspersonen in der 3gestrichenen Oktave.1 Gesamtzahl der Versuche: 1368. F\u00fcr je ein Intervall: 114.\nDie fett gedruckten Zahlen entsprechen den richtigen F\u00e4llen.\n48\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 172]\ni'S\nS fr p . CD g\n\ntH\to\u00bb oo\tCD (M\t00 tH\tCM Ttl\tco \u00a9\t\u00a9 rH\tT\u2014^\tT\u20141 CM\tL'* co^\tGO 00\nco\"\tl>\"\tid\tcm\"\too\" T\u20141\t!M\"\tec\" rH\t\u00a9\"\t05\"\tcm\" CM\t\u00a9\"\n\t\t\t05\t\t\t\t\tiO\tiC5^\t\nTtl\t05\tCD\tcm\"\t\u25a0H CM\tco\to rH\t\u00a3>\to\" rH\t>d' CM\ttH\narapdag mq\narapdag *13\n0^X9g mo\nO T-( H T\u2014I\niQ\n\u00a9\"\n\u00a78\n\u00a9\"\n\u00a9\nCM\n00\"\na;x9g -oi\nCO\nCO\to\n\u00d6~\tO\" O\u00ce CO CO\n05\na^umO\nco\n00\n7-T (M tH d-\nsnuo^xix\n\nm io \u25bcH oo\"\nzmj, '*D\nTS\n9pun2[9gM0\n>o\nOO\"\napun^agTx\n\u00a9\n\u00f6\n\u00a9\nfl ..\nS \u00a9 o Oh\n.O o\u00e4 \u00a9 t>\nac ?h u \u00a9 'S\n\u00a9\nQ\n\u00a9\n\"\u00d6\n\u00f6\n0!\nr*4\n\u00a9\n\u00a9\n\u00d6\nP\n\u00a9\nGO CO\n\u00a9 \u00a9 EH H\n\u00a9\nfl\n\u00a9\n\u00a9 \u00a9\ncS\no\n\u0153\nfl\n0\no\n\u00a9 \u00a9\n. \u2022 J I\n-M -+J\t+3\nM \u00ab Ph ft \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 GO GQ GO CO\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\n\u00f6 .5 <3 .3 \u2022fl \u00a9 o \u00a9\n\u00a9\n\u00a9\n?\u00bb\nc3\n$4 o WOO'B\u00d6'WO^OO\nS und Sp wurden je 1 mal als N beurteilt.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 17B] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 49\nd\n\u00ae\n'S\nd\n\u00a9\n\u2019\u2022+j\nrd\n\u00a9\nd\n\u00a9\n\"\u00d6\n\t\trH\n\t\u00a9\t0)\n\t> 03\trd \u00a9 \u00a9\n\t-1-=\tfH\n\t\tft\n\tO\t\u00a9 -H>\n\t\td\n\td\t\u00a9\n\t\u00a9\td\n\td\t\u00a9\n\t\u00a9\t\n\t43\tc3\n\t0\tN\n\t\u2022 rH\t\n\tfH\trH\n\tH-H\t\u00a9\n\tt\u00bb \u00a9\ta\n\t&\u00df\trd o3\n\th\u00fc\tfH\n\t\t\u00a9\n>\tfH\t&J\u00db\n\t\u00a9\td\n\u00fcH\t\"\u00dc\t\u2022rH \u00a9\n<X>\td\t\u00a9\n1\u20141\t\u2022 rH d\t\u2022 rH fi\n0?\t\u00a9\t\n-O\td\tr\u00fc\nc\u00f6\t0\tH t\u201cH\nH\tt\u00bb\t\n\tfn\tX,\n\t\u00a9\ts\n\tft\t>\n\t\u00e6 rd\tfH \u00a9\n\t\u00a9\td\n\td\tM\n\t\u00e6\td\n\tu\t\u2019\u00a9\n\t\u00a9\t\n\t>\t\u00a9\n\tfH\tfH\n\t\u00a9\t\n\tHO\tPh\n\tfH\t\n\t\u00a9\tcd\n\t\tco\n\trd\tCO\n\t\u00a9\t\n\tPR\t\u00a9\n\u00d6\nOQ\nfH\t.O\tfO\tco\n\u00a9\tO'\tco\t03\n2\t.3\tOs\"\tioT\n\u00a9 Pu\t\t\t\n\t\t\t\nfH\t\t\t\n\u00a9 h3\t\t\u25a0rH rH\tCO\n\u00a9\n&\n<25\n\u2022O\no\n03\n>\nfH\n\u00a9\nd\n8AB^5[0\narai^dgg M\u00a3)\natnpdeg -ps\n0^X8g mo\n9^9g *13\na^ura\u00c7)\nsnuopcix\n\nzi0x 'JO\nZI0X -ra\n0pnri5[8g MO\napun^ag -d\nd\n\u00a9\nd\n\u00a9 \u25a0 \u25a0 \u202225 \u00a9 o zj 42 03 \u00a9 > fe\u00df fH\n\u00ce3 \u00ae\n\u00f6S ~M\nT3 d M\n\u00a9\n03 O CO CO\no' co\"\n03 tH\nco\nT\u2014k ^ co\" icT\n03 tH\nto\trH\th\u00fc\ttH\t0\ttH\nl>\t05\tcq_\t\u00bbO\ttH\t03^\n\u2019 H\tco\"\t\u00bbcd\tco\"\to'\tH\u00fc\"\nH\u20141\tCO\tCO\t03\t\u00bbo\tCO\n03\tCD\t05\t\trH\t\nCO\tco\u201e\t03^\t\too\t\n' co*'\tcd'\trH\toT\t03\"\t05\ntH\tco\tH\u00dc\tco\tco\tCO\n\n03\n&\ntS3\n,00\n+\njo t\u00b0^\u0153<\u00f4\u2019GQ\n03 ^ o\t\u2014\n03\t>0\no\"\n5\u00e4s*\u00e412i++\nKO\niO^ 10^ 03 o\" of\nCO\nCO\nH\no\"\nuO\nicT\nco\ntH\nH\u00dc\nin'\n00\n05\ni-H\nl-T\n*\u00ab\n>0\nc-\"\nlO\n03^\n03\"\nuo\ncd'\nift tOn\nh\u00fc\" co\nco\nco\nco\nfO\n\u00a9\" 03 03\nlO\nnT\n\u00a9 \u00a9 r\u00f6 t3 d d d 0 44\n\u00a9 \u00a9\n00 CQ\n\u00a9 \u00a9\n\u00d6 \u00c6\nM O\n\u00a9\nEH\n\u00a9\nH\n\u00a9\n\u00a9 \u00ae\n\u00a9 \u00e6 qq 3\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n.5\t<3\th\to\t'S\t.3\t\u00ab25\n\u00a9\to\tg\t\u00a3\t*\u00e4\t\u00a9\to\n^\tO\t\u00d6*\tH\tG*\tW\to\n\u00a9\na\n\u2022 rH\nft\n\u00a9\nCG\n\u00a9\nd\n*\u00a9\n3\n\u00a9\na\n\u2022 rH\nft\n\u00a9\nm\n2\no\n\u00a9\neS\nM\no\nStumpf, Beitr\u00e4ge VII.\n358,9 J 26,24","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"Gesamtzahl der Versuche: 1868. F\u00fcr je ein Intervall: 114. Die eingerahmten Zahlen entsprechen den richtigen F\u00e4llen.\n50\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 174J\n\u00a9r\n\u00a9\nA\n9 \u00a9\nSN\nOQ \u00a9 -\u00d6\nM\nm\nH er1\n<3\nPh\nm\n\u00a9 Cd\u201c CO\nCO\n\u00bba\u201c\noo\no\n\u00bbfl\u201c\nco\no,\nca\u201c\ncq, cs, ca\u201c co oo oo\nco\nCO*'\nCS\n\u00a9 \u00a9 S I\nca r\n\npH C\n\u00bbA T\no'\n-3-\nCd H-HHiO h co\tCM 00 \u00bbA 5*5 i\no' 7-1 o ^ ^Tt-T\nN\no ^p \u00a7 . \u00bbfl CO \u00a3 \u00bba P\n\n\t\t\t\t\t\tCO\t\tco\tCD\tco\tGM\tQO\n\t\t\tiO\t\t\trH\t\tco\tr-^\tC0\t\tCO\nO\u00c4ttRO\t\t\tCd\u201c\trH\tCd\tco\u201c\tco\t\u00bbfl\u201c\tio\"\tca\u201c\trT\tca\u201c\n\t\t\t\t\trH\t\trH\t\ttH\tca\tCO\tr\n0UlT^d9g \u2018J\u00a3)\t\t\t\t\t\tco co\t\tS8\tCO rH\t\tcq i\tco cq.\n\t\t\t\tCO\t\t-sjT\tH#\tca\tCr\u201c\tIC\tI rH\tC-\u201c\n\t\t\t\t\tCD\tOS\t\tr*\t\t\tco\tC0\norapdog \u201813\t\t\t\t\tco\trtl\t\tCO\tco i\t\t\u00bbfl\to,\n\t\t\tCd\trH\tCd\u201c\tco\u201c\tCO\trH\tCr\u201c |\tD* rH\to\u201c rH\tco\u201c T\u20141\n\t\t\t\u00bbA\t\tCO\tOS\tOS\tH#\tca\tI>\t\u00bbfl\tCd\n\t\t\tD-\t\tco\tcq,\tcs,\tcq,\tco\t00^\t[>\to\n0}X0g \u2018JO\t\t\tco\u201c\t\u00bbfl\t\u00bbfl\u201c\tI>\trf\tco\u201c\tca\u201c ca\teh' rH\tos\u201c\to\u201c rH\n\t\t\u00bbA\t\u00bbA\t\u00bbfl\tCO\tOS\t\u00bbfl I\t\t\u00bbfl\tEH\tOS\t\n\t\tCd\t\tCd\trH\tco\trH I\t\tCd\t00\t\u00bbfl.\tOS\n91X0S \u2018Ol\t\tcP\to\u201c\tCd\u201c\tCr\u201c\tco\u201c\t\u00bbfl\u201c\t18\tco\u201c\t\t\t\u00bbfl\u201c\n\t\tiO\t\u00bbA\ts\tIH\tGM\t\u00bbfl\t\t\u00bbfl\tcH\t\tOS\n\t\to>\tTji\t\t\tGM\tCD\tcq,\tCd\tcq,\tCO\tOS\no^umO\trH\to'\t\u00df'\tco\u201c\ttH tH\to' rH\tCO\tCr\u201c rH\tco\u201c\tco\u201c\tos\u201c\trjT\n\t\t\u00bbA\t\u00bbfl\trH\tD'-\t\u25a0T\tco\trf\tCd\tOS\tCr\tCO\n\t\u00bbq,\t03\t\t\tOS\tSC\tco\trH^\tOS,\t\u00bbfl\t\u2022q.\tco\nsnuo^uj,\trH\tca\u201c\to\u201c\trH\tCd\u201c\tco\u201c 1-1\tco\u201c\tccT\tth\u201c\tCd\u201c\t1-1\to\u201c\n\t\to\tCO\t\tO\tco\tco\t\tt>\t\trjl\tco\ne^junO\t\u00bb\u00a35\tcq\tco\tI>^\t\tCM^\tCS,\trH\trH\t\trH\tcq,\n\trlT\tco\u201c\tc-\u201c\tco'\t\u00bbfl\trH\tD-\u201c\tgm\"\trH\tco\u201c\tC\u2014'\tco\u201c\n\t\t\t\trH\tca\trH\t\ttH\trH\t\t\t\n\tCG\t\toa\t00\tco\tCd\tCO\tco\tc-\t\tC0\tco\n\t>o\t\u00bbA\trH\tl \u00aev\trq\tco\tCd\tca^\t-q\t\u00bbfl,\tco\tCD\nZJ9J, -jo\tCd\u201c\tco\u201c\tcT\t\tCd\u201c\tos\u201c\trlT\trjH\tca\u201c\trtT\t-Cd\u201c\tH\n\t\t\ttH\tC*\tT\u20141\t\t\t\t\t\t\t\n\trtl\t\tca\tCd\tCO\tCd\t\tCO\t\t\tCO\t\u00bbfl\n\tCr\t\u00bbA\t\u00bbfl\tCO\tCq\tCO\tCO\tcq,\t\t\u00bbfl\tco\t\nzJ0i \u2018IX\too\u201c\t\u00bbfl\u201c\tco\u201c\too\u201c\tflT\tco\u201c\to\u201c\tCd\u201c\tvO\tos\u201c\trf\u201c\ttF\n\t\ttH\tco\tCd\trH\trH\trH\trH\trH\t\t\t\n\t\t\t1 co\tOS\tco\tCd\trH\tCO\t\tIO\tCO\t\n\tCM\t\tC0\t\tco\tCO\tCS,\tco\t\u00bbfl\t\tCO\t\n0pum[0g -jo\tcm'\t|r\t\u00bbfl\u201c\tHT\tco\u201c\t\u00bbfl\u201c\tD-\u201c\tos\u201c\t\u00bbfl\u201c\trH\t\u00bbfl\u201c\t\n\tCM\t\u00e0\u00bb\tCd\trH\trH\trH\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\tCO\t\tCO\tCO\t\t\t\t\t\n\t\t\t\u00bbfl\t00\t\trH\t00,\t\u00bbfl.\t\t\t\t\u00bbfl.\n0pun5[0g \u2018IX\tTH\tOS\tos\u201c\tos\u201c\ttH\tco\u201c\tco\tca\u201c\t\tco\tco\tCd\u201c\n\tI>\tCd\ttH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u2022 ..\t\u00a9\t\u00a9\t\t\t\t\t\t\t\t\u00a9\t\u00a9\t\n$ \u00ae \u00a9 >\tT3 fl fl PO\t'fl fl fl M\tN u \u00a9\tN \u00a9\t\t\t\t\u00a9 * \u00a9\t\u00a9 'S \u00a9\ta e\u00bb\ta p\u00bb \u00a9 0Q\t\na\u00bbS->\t\u00a9 CO\t\u00a9 0Q\tH\tH\t\tm rj\t\tOQ\t0Q\t\u00a9 co\t\t\u00a9 > o3\n\u00ab d ^ M\t\u00a9 _fl\t\u00a9 a\t\u00a9 \u00f6\t\u00a9 \u00ab5\t\u00a9 b\tG O\t\u00a9 fl\t\u00a9 ,fl\t\u00a9 1\t\u00a9 ,\u00d6\t\u00a9 a\t\n\u00a9 0 X \u00a9 P fl\t\u2019\u00a9\tg\t\u2019\u00a9\to u\to3\t*r*\tfl\t'\u00a9\t\t*\u00a9\to\t4J\n\t\to\t3\t0\to*\tH\tcy\t5\tO\t3\to\to\nId\n00","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 175] Eas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 51\nkl. Sexte 16,83mal f\u00fcr die Quinte, die kl. Septime 19,5mal f\u00fcr die gr. Sexte gehalten worden ist. Konsonanzfehler kommen auch hier vor, so die Verwechslungen der Sekunden, Terzen, Sexten, Septimen, der Quarte und Quinte untereinander. Andere F\u00e4lle aber widersprechen dieser Tendenz. So wird, trotz der verschiedenen Konsonanzgrade die Oktave 17,5 mal f\u00fcr die gr. Septime erkl\u00e4rt; ferner ist der Tritonus 51 mal f\u00fcr die Quarte und die Quinte 5,5mal f\u00fcr den Tritonus gehalten worden.\n2.\tDie Streuung der Fehler ist in dieser Region gr\u00f6fser, als in der 3gestr. Oktave und steigt betr\u00e4chtlich mit der Erweiterung des Intervalls; indessen finden Anh\u00e4ufungen von Fehlern nur an den schon oben erw\u00e4hnten Stellen statt, an anderen Stellen sind sie meist durch kleine Zahlen, zum Teil durch Br\u00fcche vertreten. Dies weist schon auf eine geringere Sicherheit des Urteils hin, denn Br\u00fcche bedeuten ein Schwanken des Urteils zwischen 2 und mehreren Intervallen.\n3.\tAuch merken wir hier eine bedeutende Verschlechterung des Urteils mit der Erweiterung des Intervalls. Die geringste Zahl der Verwechslungen weisen die Sekunden und die kl. Terz auf (11, 6, 15; siehe Summe der Fehler in Tabelle IV). Die Terzen haben etwa halb so wenig Verwechslungen, wie die Sexten (39:80), die Quinte \u00fcber die H\u00e4lfte weniger, als die Oktave (17:39), der Tritonus, wenn auch unbedeutend, weniger, als die gr. Septime. Auffallend ist die verh\u00e4ltnis-m\u00e4fsig g\u00fcnstige Lage der kl. Septime, die sogar besser, als die Sexten beurteilt worden ist, und die grofse Anzahl der Fehler bei der Oktave (39 gegen 1 der 3gestr. Oktave).\n4.\tDie konsonanten Intervalle (am meisten die Quarte und Quinte) sind im Vorteil \u2014 im Verh\u00e4ltnis zum Tritonus und zu der gr. Septime, aber nicht in dem Mafse wie in der 3 gestr. Oktave. Im Unterschied auch zu der 3gestr. Oktave ist die Fehlerzahl bei der gr. Terz gr\u00f6fser, als bei der kleinen (23:15), bei der gr. Sexte, wenn auch wenig, gr\u00f6fser, als bei der kl. Sexte (41:39). Und bei der Oktave bedeutend gr\u00f6fser als bei der Quinte. Im grofsen und ganzen ist auch in der 4gestr. Oktave das Intervallurteil noch leidlich gut, die Prozentzahl der falschen Urteile ist 26,24.\nBeim ersten Anblick der Tabellle V, wo die Fehler der 5gestr. Oktave zusammengestellt sind, glaubt man zun\u00e4chst","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 176]\naus den Zahlen nichts ersehen zu k\u00f6nnen, denn jedes Intervall ist beinahe mit jedem anderen verwechselt worden. Und erst allm\u00e4hlich, indem man die Intervalle der Reihe nach sorgf\u00e4ltig durchl\u00e4uft, entdeckt man wieder gewisse Regelm\u00e4fsigkeiten. Bei der kl. Sekunde fallen die meisten Fehler auf die gr. Sekunde (22,24) und die kl. Terz (8,74); auf die \u00fcbrigen Intervalle nur eine geringe Zahl. Gleichfalls bei der gr. Sekunde, wo nur die kl. Sekunde (29) und die kl. Terz (15,5) ausgezeichnet sind. Bei der kl. Terz sind 2 kleinere und 2 gr\u00f6fsere Intervalle durch gr\u00f6fsere Zahlen vertreten, wobei jedoch die Summe der beiden unmittelbaren Nachbarn (35,52) gr\u00f6fser ist als die Summe der beiden anderen (26,86). Die Fehler der grofsen Terz sind erstens auf 3 kleinere Intervalle verteilt, indem die Zahl der Verwechslungen mit der Entfernung von dem gegebenen Intervall abnimmt (23,82 > 14,49 > 9,83) und zweitens auf 3 gr\u00f6fsere: die n\u00e4chstliegende Quarte (13,74), die Quinte (6,58) und die gr. Sexte (5). Die Fehler der Quarte sind auch auf 3 kleinere Intervalle verteilt, die Zahl der Verwechslungen nimmt ganz unbedeutend mit der Entfernung von dem gegebenen Intervall sogar etwas zu ; von den gr\u00f6fser en Intervallen ist die Quarte am h\u00e4ufigsten mit der Oktave (12 mal) und die Quinte (11,47 mal) verwechselt worden, weniger h\u00e4ufig mit den Sexten. Der Tritonus zeigt schon eine bedeutendere Streuung der Fehler: Doch sind die Nachbarintervalle am meisten belastet, besonders die 4 kleineren, indem die grofse Sekunde alle \u00fcbrigen \u00fcberragt (15,82). Bei der Quinte ist zu erw\u00e4hnen: die grofse Anzahl von Verwechslungen mit der Oktave (18); ferner die 10,6 Verwechslungen mit der kleinen Terz. Aufser diesen ist keines besonders im \u00dcbergewicht, nur fallen allgemein auf die kleineren Intervalle mehr Urteile, als auf die gr\u00f6fseren. Die h\u00e4ufigsten Verwechslungen der kl. Sexte lassen sich in folgende abnehmende Reihe ordnen: mit der Quinte 17,3, mit der kl. Terz 12,66, mit der Quarte 12,14, mit der kl. Septime 11,64 usw. Die der gr. Sexte : mit Oktave 15,16; kl. Terz 15, Quarte 11,17. Bei der kl. Septime springen 2 Zahlen vor allen anderen in die Augen: Die eine f\u00e4llt auf die Oktave (22,36); die andere auf die gr. Sexte (17,87). Die gr. Septime ist am h\u00e4ufigsten mit der Oktave (31) und mit der kleinen Septime (10,58) verwechselt worden und merk-","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 177] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 53\nw\u00fcrdiger weise auch 9,3 mal mit der Quinte. Bei der Oktave endlich fallen 13 Urteile auf die kl. Septime, 10 auf die gr. Sexte, 7,5 auf die None und 7,86 auf die gr. Septime.\n1.\tDiese \u00dcbersicht l\u00e4fst uns wieder die Distanz- und Konsonanzfehler erkennen, trotzdem sie so verschleiert sind. Da sich hier die Anh\u00e4ufungen der Fehler nicht nur bei unmittelbar benachbarten, sondern vielfach auch bei den zw7eit-und drittn\u00e4chsten Intervallen finden, so rechne ich auch diese zu den Distanzfehlern. Danach liegen bei \u00fcberwiegender Zahl von Intervallen Distanzfehler vor, besonders ausgepr\u00e4gt bei den kleineren Intervallen. Vom Tritonus an werden die Distanzurteile seltener und sind nur bei der kl. Sexte und bei den Septimen durch verh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofse Zahlen vertreten. Bei der Oktave ist das zweitkleinere Intervall in \u00dcbergewicht. Die Tendenz zur Verkleinerung beobachten wir auch hier wenigstens vorwiegend. Sehr zahlreich sind in der 5 gestr. Oktave die Konsonanzfehler: Die Quarte ist relativ h\u00e4ufig mit Quinte und Oktave verwechselt worden, die Quinte mit der Oktave, die Sexten und Terzen untereinander.\n2.\tDie Streuung der Fehler ist sehr grofs, namentlich bei den \u2019weiten Intervallen. Die Fehler verteilen sich nicht nur \u00fcber viele Felder, sondern in manchen F\u00e4llen (z. B. Tritonus und Quinte) nahezu in gleicher Anzahl \u00fcber das ganze Gebiet.\n3.\tMit der Erweiterung des Intervalls w\u00e4chst hier die Zahl der Verwechslungen sehr bedeutend von der kl. Sekunde bis zur Quarte, von der ab alle Intervalle ungef\u00e4hr 78\u201485% Fehler aufweisen, die Oktave und Quinte ausgenommen.\n4.\tEs zeigt sich in dieser Region ferner eine bedeutende Beg\u00fcnstigung konsonanter Intervalle im Vergleich zu den dissonanten ; lassen wir die 4 engeren Intervalle beiseite (welche immer beg\u00fcnstigt sind), und vergleichen die \u00fcbrigen hinsichtlich ihrer Fehlerzahl, so erhalten wir folgende aufsteigende Reihe: Oktave, Quinte, Quarte, gr. Sexte, kl. Sexte, gr. Septime, kl. Septime, Tritonus. Zwischen den vier letzten ist der Unterschied sehr gering (siehe die letzte Rubrik rechts, Tab. V).\nDas Urteil in dieser Region ist recht unsicher, auch ist die Fehlerzahl so grofs (980,8), dafs man verleitet sein k\u00f6nnte, die Treffer besonders in der zweiten H\u00e4lfte der 5 gestr. Oktave f\u00fcr Zufall zu halten. Allerdings finden sich hier gewisse Regel-","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 178]\nm\u00e4fsigkeiten, die wir bei der 3- und 4gestr. Oktave beobachtet haben, wieder, wenn auch zum Teil in geschw\u00e4chtem Mafse, Es wird sp\u00e4ter \u00fcber ihre psychologische Erkl\u00e4rung genauer gesprochen werden.\nsk\t<5\t\tk\t7\t9\t1\t?\tt\t$\t<5\t\u00a5\t0\t\t\t\t?\t-100\nwo-\t\t\t\t\t\t\ty\t\t\t\t\\\t-90\n90-\t\t\t\t\t\t\ty\t\t\t\t\\ \\\t-80\n60\t\ti /\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t-70\n70-\t\t/ / /\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t-60\n60\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\\\t-SO\n50 5gestr.\t\t /\t\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\\\t\noo\t\t1 [\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\t-30\n30\t\t1\t\t\t\u00fc\t\t/\t\t\t\ti\t-20 -10\n20 xf- ?/r oXf-r\t\t\t\t\t\u25a0 /\t\\\t\t\t\t\tbV\t\nvQcolf. 0-\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t-0\nKurven der Fehlerzahlen in der 3-, 4- und 5 gestr. Oktave.\nFigur 1.\nUm eine \u00dcbersicht zu gewinnen, wie sich die Fehlerzahlen nach Region und Intervall verteilen, verweise ich auf die Figur 1. Auf die Abszisse ist die Reihe der Intervalle aufgetragen, auf die Ordinate die Fehlerzahlen. Die 3 Kurven entsprechen den 3 angegebenen Oktaven. Die Zahlenunterschiede sind so grofs, dafs die Kurven gar nicht ineinander greifen. Die beiden unteren bewegen sich vielfach analog. Sie haben 2 H\u00f6hepunkte bei dem Tritonus und der Septime und fallen steil gegen die Quarte, Quinte und Oktave. Allein wir merken, dafs die Kurve der 4gestr. Oktave nach rechts fortw\u00e4hrend steigt, dafs die Sexten h\u00f6her zu stehen kommen als die Terzen, die gr. Septime h\u00f6her als der Tritonus, dafs, also, in der 4 gestr. Oktave die weiten Intervalle benachteiligt sind, was in der 3gestr. Oktave fast nicht zur Geltung kommt. Auch ist ein Unterschied in der Lage der Terzen untereinander und der Sexten untereinander. Es f\u00e4llt in der 4 gestr. Oktave noch die grofse Fehlerzahl bei der Oktave und bei der gr. Sexte auf. In der 5 gestr. Oktave sind am meisten die engen Intervalle beg\u00fcnstigt, die Kurve steigt best\u00e4ndig bis zur Quarte. Von der Quarte ab zeigt die Kurve der 5 gestr. Oktave einen ganz analogen Verlauf, wie die der 3gestr. Oktave; nur liegt der H\u00f6hepunkt","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 179] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 55\nnicht bei der grofsen, sondern bei der kleinen Septime. Allen Oktaven gemeinsam ist das Fallen der Kurve bei den Konsonanzen; blofs sind die Unterschiede zwischen einzelnen Intervallen in der \u00f6gestr. Oktave sehr gering: die Kurve ist daher abgeflacht. Das Verh\u00e4ltnis der Fehlerzahl des am schlechtesten beurteilten Intervalls zu dem bestbeurteilten, ist in der \u00f6gestr. Oktave 2,3, in der 4gestr. Oktave 10,5 und in der 3 gestr. Oktave 25,5 ; in absoluten Zahlen ausgedr\u00fcckt : 98 : 42 ; 62,8:6; 25,5:1.\nIndividuelle Unterschiede in den Zahlenresultaten.\nDie bisherige Betrachtung hat uns \u00fcber die Verschiedenheiten der Zahlenresultate je nach Intervall und Region belehrt. Die individuellen Unterschiede sind aber noch v\u00f6llig unber\u00fccksichtigt geblieben. Der nun folgende Abschnitt hat zu zeigen, wie sich die Fehler ihrer Zahl und Art nach unter verschiedenen Beobachtern verteilen. In der Tabelle VI sind die Werte der Beobachter gesondert dargestellt. In der oberen Horizontalreihe stehen die Namen der Vpn. und die absoluten Zahlen der mit ihnen ausgef\u00fchrten Versuche. In der, jedem Namen zugeh\u00f6rigen, Vertikalreihe sind die Fehlerzahlen angegeben, welche bei der Beurteilung eines jeden Intervalls die betreffende Vp. gemacht hat. Diese Zahlen entsprechen nur dann der Zahl der tats\u00e4chlich gemachten Fehler, wenn die Gesamtzahl der Versuche = 216 ist; alle \u00fcbrigen Werte sind zur Erm\u00f6glichung des Vergleichs auf 216 umgerechnet. Wo, also, die Gesamtzahl der Versuche 108 (216 : 2), 432 (216*2) oder 648 (216*3) betr\u00e4gt, sind die betreffenden Zahlen mit 2 bzw. 3 multipliziert resp. dividiert. So sind die Werte verschiedener Vpn. direkt vergleichbar. Die Beobachter sind geordnet von links nach rechts nach der wachsenden Fehlerzahl in der 3gestr. Oktave; wo dieselbe fehlerfrei ist, kommt die 4 gestr. Oktave in Betracht.\nDer Besprechung individueller Unterschiede schicke ich eine kurze Charakteristik meiner Vpn. voraus.\n1. Herr Albin, Lehrer. Spielt seit Jahren Klavier und Orgel. Im Chorgesang sehr ge\u00fcbt. Kein absolutes Ton-bewufstsein.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 180]\n2.\tFr\u00e4ulein B\u00f6ttcher, Musikerin. Spielt und unterrichtet Klavier. Hat ausgezeichnetes absolutes Tonbewufstsein, seit dem 2\u20143. Lebensjahr \u2014 nach ihren eigenen Aussagen f\u00fcr s\u00e4mtliche Instrumente. Kann auch nach Belieben die absoluten Tonh\u00f6hen reproduzieren. Viel gesungen.\n3.\tFr\u00e4ulein Braun, stud. math. Spielt seit Jahren Violine, ist auch im Chorgesang ge\u00fcbt. Kein absolutes Tonbewufstsein.\n4.\tFr\u00e4ulein Goldst\u00fccker, stud, psych. Spielt Klavier seit dem 4.\u20145. Lebensjahr. Unterricht mit 7 Jahren. Hat absolutes Tonbewufstsein, recht genau f\u00fcr Klavier und Streich-instrumente, f\u00fcr die Singstimme jedoch nicht. Kann selbst absolute Tonh\u00f6hen nicht reproduzieren.1\n5.\tHerr Hartmann, cand. theol. Ausgezeichneter Violinspieler. Besitzt kein absolutes Tonbewufstsein.\n6.\tHerr Hentschel, Lehrer. Hat viel gesungen und Ch\u00f6re dirigiert. Spielt Orgel und Klavier. Kein absolutes Tonbewufstsein.\n7.\tHerr L\u00f6w, stud, psych. Hat absolutes Tonbewufstsein nur f\u00fcr Klavier; bei bekanntem Instrument fast \u00fcber das ganze Bereich, besonders sicher f\u00fcr weifse Tasten. Mit 10 Jahren erkannte er die Tonart der gespielten St\u00fccke, mit ca. 12 Jahren die weifsen Tasten der kleinen bis zur 2gestr. Oktave. Die schwarzen Tasten erst mit 17\u201418 Jahren. Spielt Klavier seit dem 8. Lebensjahre. F\u00fcr die bei den Versuchen verwandten Pfeifen kein absolutes Tonbewufstsein.\n8.\tHerr Misch, stud. jur. Absolutes Tonbewufstsein f\u00fcr Klavier; spielt dieses Instrument seit vielen Jahren. F\u00fcr die Pfeifen fehlt das absolute Tonbewufstsein (Klangfarbe sehr ungewohnt).\n9.\tHerr M\u00fcller, stud. mus. Spielt Orgel, Klavier, Cem-ballo, Harmonium, Geige. Hat sehr sicheres absolutes Tonbewufstsein, auch f\u00fcr die bei den Versuchen verwandten Lippenpfeifen. Kann auch selbst die absoluten Tonh\u00f6hen reproduzieren.\n10.\tFr\u00e4ulein Regener, Musikstudierende. Klavier. Kein\n1 Abraham. Das absolute Tonbewufstsein. Sammelb\u00e4nde der Intern. Musikgesellschaft III (1901\u20141902)","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 181] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 57\nabsolutes Tonbewufstsein. Mit 2 Jahren Lieder gesungen, mit 8 Jahren nach Geh\u00f6r Klavier gespielt, mit 12 1/2 Jahren Unterricht gehabt.\n11.\tHerr Dr. Rupp, Privatdozent und Assistent am psychologischen Institut. Spielt Cello, ein wenig auch Klavier,. Violine, Viola. Erkennt gelegentlich die absoluten Tonh\u00f6hen, auch bei den Pfeifen. Kann nach Auf fordern a reproduzieren. Im Chorgesang und Ensemblespiel ge\u00fcbt.\n12.\tHerr Sachs, stud. jur. Spielt seit seinem 8. Jahre Klavier ; mit 13\u201414 Jahren spielte er Violine ; w\u00e4hrend dieser Zeit erwarb er das absolute Tonbewufstsein, welches er jedoch, als er mit Violinspiel aufh\u00f6rte, allm\u00e4hlich wieder verlor, so dafs jetzt noch ganz rudiment\u00e4re Reste davon vorhanden sind. Ist im Chorgesang sehr geschult.\n13.\tHerr Schlusser, stud. math. Spielt Violine seit 13\u201414 Jahren. Hat absolutes Tonbewufstsein von g bis gz. F\u00fcr die Pfeifen fehlt das absolute Tonbewufstsein.1\nVon Dr. von Hornbostel und Dr. Abraham, die in der akustisch - psychologischen Literatur bekannt sind, bringe ich nur kurz in Erinnerung, dafs Beide, namentlich aber Dr. Abraham absolutes Tonbewufstsein besitzen und in akustischen Beobachtungen sehr grofse \u00dcbung hinter sich haben.\nFassen wir zun\u00e4chst die Zahlenunterschiede der einzelnen Beobachter innerhalb der 3gestr. Oktave ins Auge, so sehen wir, dafs die Intervallbeurteilung bei den 4 ersten Vpn. (Tabelle VI) vollst\u00e4ndig fehlerfrei ist, bei den \u00fcbrigen die Fehlerzahl sehr gering, und nur in 4 F\u00e4llen die Zahl 5 (unter\n1 Die grofse Anzahl von Fehlern, die wir bei 2 Vpn. (Sachs und Schlusser) schon in der 3gestr. Oktave bei der Beurteilung des Tritonus finden, k\u00f6nnte den S. 39 aufgestellten Satz, dafs alle Vpn. die Intervalle in mittleren Begionen fehlerfrei beurteilen konnten zweifelhaft erscheinen lassen; die Pr\u00fcfung aber in mittleren Regionen (1- und 2gestr. Oktave) der ich diese Vpn., wie auch die anderen vor dem Beginn der Versuche unterzog, ergab, dafs auch der Tritonus diesen Vpn. bekannt war. Es ist aber m\u00f6glich, dafs das in Frage kommende Intervall den Vpn. S. u. Schl, weniger bekannt war, als die \u00fcbrigen Intervalle und dafs infolgedessen die Erschwerung der Intervallbeurteilung in den hohen Regionen und auf einem ungewohnten Instrument sich gerade dadurch geltend gemacht hat, dafs die weniger bekannten Intervalle eher fehlerhaft beurteilt worden sind.","page":57},{"file":"p0057s0002table6.txt","language":"de","ocr_de":"Stumpf, Beitr\u00e4ge V\u00ce\u00ce.\tTabelle Vl.\nC. v. Maltzew.\tFehlerzahlen der einzelnen Versuchspersonen (iiihgerechnet auf 216).\nZahl der Versuche \u2014>\t216\t\t\t\t216\t\t\t216\t\t108\t\t\t\t\t216\t\t\t432\t\t\t432\t\t\t648\t\t\t21\tp\t\tI\t648\t\t\t432\t\t\t216\t\t\t432\t\t\nNamen der Ver-\t|\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t1\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nsuchspersonen \u2014>\tM\u00fcllek\t\t\tFrl. Braun\t\t\tFrl.GOLDST\u00dcCKER\t\t\tFrl.\tB\u00f6ttcher\t\t\tDr. Rupp\t\t\tHartmann\t\t\tH\u00fcntschel\t\t\tAlbin\t\t\tFrl. Regener\t\t\t\t\tLow\t\tMisch\t\t\t\tSachs\t\tSCHLUSSER\t\t\t\nIntervalle\t13gestr. 4gestr.\t\t\u00f6gestr.\t3\t4\t5\t3\t4\t5\t3\t1 4 1\t! 5\t3\t\t4\t5\t3\t4\t5\t3\t! 4\t| 5\t3\t! 4 i\t5\t3\t4\ti : 5\t\t3\t| 4\t1 5 !\t3\t4\t1 5 1\t3 1\t4\t5\t3\t4\t5\t\nKleine Sekunde\t\t\t2\t\t\t1,75\t\t\t2\t\t\t2\t\t\t\t2\t\t0,25\t1,5\t\t1\t1 2,75\t\t\t1,5\t\t\t\t1\t0,83\t0,17\t3,27\t2\t2\t1\t2\t3\tl 2,5\t\t0,5\t4\tsk\nGrofse Sekunde\t\t\t3\t\t\t3\t\t\t1\t\t\t2\t\t\t\t1,5\t\t\t4,5\t\t\t3,25\t\t\t3,33\t\t\t\t3\t1,33\t1,33\t3,33\t\t\t2,75\t\t\t3\t\t1\t2,25\tSk\nKleine Terz\t\t\t6\t\t\t3,66\t\t\t4,5\t\t\t4\t\t\t1\t4\t\t1,5\t3\t\t\t2,5\t0,5\t0,33\t3,671\t\to,\u00a3\t\t5\t1,83\t1,17\t5,11\t1\t1,5\t4,5\t\t3\t5\t\t\t4,5\tt\nGrofse Terz\t\t\t3\t\t1\t2\t\t\t2,5\t\t\t3\t\t\t\t2\t\t3\t5,5\t\t\t3,5\t\t1\t5,67\t0,5\t1\t\t3,5\t0,83\t1.05\t4,54\t0,5\t0,75\t4,5\t\t2\t4\t1\t2,75\t5,5\tT\nQuarte\t\t\t5\t\t\t3,5\t\t-\t1 3 1\t\t\t6\t\t\t\t3,5\t\t4\t5,5\t0,5\t\t4,75\t\t1\t5,33\t\t0,1\t\t4,5\t0,5\t0,33\t4,99\t\t\t4,5\t\t2\t6\t\t0,5\t4\tq\nTritonus\t\t|\t5\t\t2\t2\t\t\t! 4,65\t\t\t4\t\t\t1\t5\t\t5,5\t6\t0,5\t0,5\t4\t1,17\t4,5\t6\t\t\t\t4\t0,17\t1,22\t4,67\t0,5\t4,5\t6\t4\t6\t6\t5,5\t5\t6\tTr\nQuinte\t\t\t6\t\t\t6\t\t1\t! 6\t\t\t4\t\t\t\t4\t\t2\t5,5\t\t\t2,5\t\t\t3,33\t0,5\tU\t\t4\t0,67\t1,11\t4,62\t\t1\t4,5\t\t3\t5\t0,25\t1\t4,25\tQ\nKleine Sexte\t\t\t5\t\t\t4,5\t\t\t5\t\t2\t4\t\t\t\t3\t1\t5\t5,5\t1\t1\t4,5\t\t\t4\t3\t3\t\t6\t\t0,89\t5,17\t\t2\t6\t2\t6\t6\t3\t5,5\t6\ts\nGrofse Sexte\t!\t1\t6\t\t\t2\t\t\t3,5\t\t\t4\t\t\t\t3,99\t\t3,5\t5\t\t0,5\t4\t0,33\t2,83\t5,33\t1\t1\t\t6\t\t1,6\t4,56\t1,5\t4,25\t5,5\t\t4,5\t5,5\t1\ti 3 ['\t6\tS\nKleine Septime\t\t\t5\t\t\t3,75\t\t0,5\t! 6\t\t\t6\t1\t\t\t5\t\t4,25\t6\t\t1\t5\t0,33\t1,17\t4,67\t\t\t\t3\t0,83\t2,5\t4,75\t0,5\t0,5\t6\t1\t6\t6\t2\t1,75\t5,5\tsp\nGrofse Septime\t\t\t4\t\t\t3\t\t1\t4,5\t\t\t4\t\t\t2\t6\t0,5\t5\t4,5\t1,5\t2,25\t5\t1,33\t4,33\t5,22\t\t1\t\t5\t1,83\t3,1\t5\t3\t5,5\t5,75\t2\t6\t! 5\t2\t2,5\t6\tSp\nOktave\t1\t1\t5\t\t\t4,5\t\t2\t6\t\t3\t3\t\t\t0,5\t4,66\t\t6\t5\t\t1\t3,5\t0,33\t1,83\t2,5\t\t0,\u00a3\t\t6\t\t0,83\t2,89\t\t2\t3,25\t\t6\t5\t\t2\t2,75\t\u00b0\nZahl der Fehler in jeder Oktave\t\t2\t55\t\t3\t39,65\t\t4,5\t48,65\t\t5\t46\t1\t\t4,5\t44,65\t1,5\t40\t57,5\t3,5\t7,25\t45,25\t4\t17\t50,55\t5\t9\t\t51 i\t8,82\t15,3 1\t52,9\t9\t24\t54,25\t11\t47,5\t59 \ti\t! 14,75\t25,5 ;\t56,75\t\nGesamtzahl der Fehler\t57\t\t\t42,65\t\t\t53,15\t\t\t51\t\t\t50,15\t\t\t\t99\t\t\t56\t\t\t71,55\t\t\t65\t\ti\t\t\t77\t\t\t87,25\t\t\t117,5\t\t\t97\t\t\t","page":0},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 182]\n72 Einzelversuchen) \u00fcberschreitet. Individuelle Unterschiede sind schon hier vorhanden, sind aber nicht so auffallend, wie in der 4gestr. Oktave. W\u00e4hrend die einen in dieser letzten Region beinahe fehlerfrei urteilen, (Vpn. M\u00fc., Br.) liefern andere ca. 60 \u00b0/0 falscher Urteile. Vp. Ht., dessen Leistungen in der 3gestr. Oktave zu den besten geh\u00f6rten, gibt in der 4gestr. 40 falsche Urteile ab! Auch bei Herrn Sachs ist der Unterschied der beiden Regionen sehr grofs (3gestr. Oktave 1J Fehler, 4gestr. 47,5). Einen gr\u00f6fseren Zuwachs von falschen Urteilen im Vergleich zu seinen Nachbarn weist auch Vp. Albin auf. Lassen wir die eben erw\u00e4hnten drei Vpn. aufser Acht, so gilt die, in der Tabelle VI vorliegende, Reihenfolge der Beobachter auch f\u00fcr die 4gestr. Oktave (f\u00fcr die \u00f6gestr. Oktave aber nicht mehr).\nIn der \u00f6gestr. Oktave tritt bei s\u00e4mtlichen Vpn. eine bedeutende Verschlechterung der Intervallbeurteilung ein. Die individuellen Verschiedenheiten sind im Verh\u00e4ltnis zu der 4gestr. Oktave sehr gering: die kleinste Fehlerzahl ist 40, die gr\u00f6fste 59. Hier n\u00e4hert sich die F\u00e4higkeit der Intervallbeurteilung ihrer Grenze auch bei Vpn., die in der 4gestr. Oktave beinahe fehlerfrei urteilten.\nSoviel \u00fcber individuelle Unterschiede je nach der Fehlerzahl in jeder der 3 Oktaven. Was die einzelnen Intervalle betrifft, so erinnern wir uns zun\u00e4chst, dafs sich laut Besprechung der Gesamtresultate folgende Regelm\u00e4fsigk eiten gezeigt haben: 1. Die g\u00fcnstige Lage der Konsonanzen im Vergleich zu den Dissonanzen (die Sekunden ausgenommen). 2. Die Verschlechterung des Urteils mit der Erweiterung des Intervalls (vorzugsweise in der 4- und \u00f6gestr. Oktave). In welchem Mafse sind diese Eigent\u00fcmlichkeiten bei einzelnen Beobachtern verwirklicht? Um diese Frage beantworten zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir bei jeder Vp. die relative Lage eines jeden Intervalls zu den anderen feststellen, d. h. feststellen, welche Intervalle bei jeder Vp. besser resp. schlechter, als die anderen beurteilt worden sind. Das l\u00e4fst sich der Tabelle VI entnehmen. Da es aber unm\u00f6glich ist, sofort die Reihenfolge der Intervalle zu \u00fcbersehen, so f\u00fcge ich f\u00fcr jede der 3 Oktaven eine Hilfstabelle ein (Via, b, c), in der die relative Stelle eines jeden Intervalls bei jedem","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 183] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 59\neinzelnen Beobachter angegeben ist. Die Tabellen habe ich nach folgendem Prinzip znsammengestellt. Sind z. B. 5 Intervalle fehlerfrei beurteilt worden, so sind sie alle gleich berechtigt, an der Spitze der Reihe zu stehen. Ich setzte sie also alle 5 auf die 1. Stelle. Das erste falsch beurteilte Intervall kommt aber nicht auf die 2. Stelle zu stehen, sondern auf die 6., weil es schlechter als 5 Intervalle beurteilt worden ist \u2014 auf die relative Stelle kommt es hier nur an. Weisen die n\u00e4chsten 2 Intervalle wieder eine gleiche Fehlerzahl auf, so kommen sie beide auf die 7. Stelle zu stehen, das n\u00e4chst folgende aber auf die 9., da es schlechter als 8 andere Intervalle beurteilt worden ist.\nVerfolgen wir die Ergebnisse der 3gestr. Oktave (Tabelle Via)1, und sehen zun\u00e4chst nach, bei wie vielen Vpn. ein jedes Intervall auf die erste Stelle 2 zu stehen kommt, so erhalten wir eine folgende Reihe :\nDie Oktave\t\\\ngr. Sekunde j bei 8 VPn- (alls 9)\nQuarte\t7\nkl. Sekunde\t]\nkl. Terz\t1\t0\nQuinte\tJ\ngr. Terz\t}\ngr. Sexte\tj\nkl. Sexte\t4\nkl. Septime \\\t\u201e\nTritonus\t(\ngr. Septime\t2\nOrdnet man dagegen die Intervalle nach der H\u00e4ufigkeit ihres Vorkommens an den zwei letzten Stellen, so mufs die gr. Septime an die Spitze der Reihe gesetzt werden, da sie bei 6 Vpn. auf einer dieser zwei Stellen steht; ihr folgt zun\u00e4chst die kleine Sexte (bei 5 Vpn.), dann der Tritonus (bei 3 Vpn.), dann endlich kl. Sekunde (bei 2 Vpn.) und kl. Septime, gr.\n1\tDie 4 Vpn., welche s\u00e4mtliche Intervalle der 3gestr. Oktave vollst\u00e4ndig fehlerfrei beurteilt haben, sind aus der Tabelle gestrichen, da es sich ja nur um den Vergleich der Fehlerzahlen handelt.\n2\tDie ersten Stellen sind in dieser Region alle fehlerfrei.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIY. 184]\nSexte, kl. Terz (bei je einer Vp.). Wir sehen also, dafs bei den meisten Vpn. \u00fcbereinstimmend wiederum 0, Sk, q am besten \u2014 Sp., Tr. und s am schlechtesten beurteilt worden sind, ganz \u00e4hnlich wie es sich bei der Betrachtung des Durchschnittes ergeben hatte. Die Benachteiligung der weiten Intervalle im Vergleich zu den engen kommt in dieser Region viel sp\u00e4ter zur Geltung als in den zwei h\u00f6heren Oktaven; doch l\u00e4fst sich auch hier ein unbedeutender Zuwachs der Fehler bei 6 Vpn. aus 9 (Rp., Hsch., Ht., A., S. und Schl.) beobachten.\nIn der 4gestr. Oktave stehen an den letzten zwei Stellen am h\u00e4ufigsten gr. Septime und Tritonus (bei je 7 Vpn.), Oktave (bei 6 Vpn.), kl. Sexte (bei 5 Vpn.), kl. Septime (bei 3 Vpn.) usw. Zu den Intervallen, welche bei einzelnen Vpn. in der 3gestr. Oktave im Nachteil sind, gesellt sich in dieser Region also die Oktave. Diese Benachteiligung der Oktave, von der wir sp\u00e4ter ausf\u00fchrlicher h\u00f6ren werden, ist hier bei s\u00e4mtlichen Vpn. (aufser Vpn. Br., Rg., u. L.) zu beobachten; besonders stark ist sie aber bei Vp. Ht. und Vp. S., bei denen dieses Intervall in keinem Fall richtig beurteilt worden ist. Bei der Mehrzahl der Vpn. ist auch die gr. Sexte durch ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig grofse Zahlen vertreten (bei einer Vpn. steht sie an der vorletzten, bei 5 an der drittletzten Stelle). Am besten finden wir die gr. Sekunde beurteilt; bei 11 Vpn. (aus 13) kommt sie an die Spitze der Reihe zu stehen, bei 8 von ihnen ist sie fehlerfrei. Der Zuwachs von Fehlern mit der Erweiterung des Intervalls l\u00e4fst sich bei s\u00e4mtlichen Beobachtern (bis auf Vp. Br.) konstatieren. Vergleichen wir z. B. die 6 gr\u00f6fseren Intervalle mit den 6 kleineren, so finden wir bei den ersteren zusammengenommen stets mehr Fehler, als bei den letzteren. Und auch die Ausnahme \u2014 Vp. Br. \u2014 f\u00e4llt nicht besonders ins Gewicht, da sie blofs 3 Fehler in dieser Region hat, von denen sich 2 auf den Tritonus beziehen, Also wiederum: \u00dcbereinstimmung mit der Gesamttabelle.\nIn der \u00f6gestr. Oktave kommen bei einzelnen Vpn. die Unterschiede zwischen den Intervallen zwar auch zum Vorschein, sind aber in dieser Region viel geringer wegen der grofsen Fehlerzahl bei allen Intervallen. Aufser den Sekunden","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 185] Das Erlmmen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 61\nkommt ein jedes Intervall mindestens bei 1\u20142 Beobachtern an die letzte Stelle zu stehen, bei Yp. M\u00fc. die kl. Terz, bei Vp. Br. die Quinte, bei Vp. B\u00f6. die Septime und Quarte usw. Gemeinsam ist allen Vpn. die Beg\u00fcnstigung der engeren Intervalle, insbesondere der Sekunden. Dagegen finden wir den Satz von der Benachteiligung dissonanter Intervalle nur bei 7 Vpn. (aus 13) best\u00e4tigt. F\u00fcr die \u00fcbrigen 6 Vpn. gilt der Satz nicht ; bei ihnen sind vielfach auch konsonante Intervalle auffallend schlecht beurteilt worden. Bei Vp. M\u00fc. weisen z. B. die Quinte und die kl. Terz je 6 Fehler auf, die gr. Septime dagegen nur 4, bei Vp. Br. ist die Quinte sechsmal falsch beurteilt worden, der Tritonus aber nur zweimal, die grofse Septime dreimal. Bei Vp. Gst. ist Quinte und Oktave benachteiligt, bei Vp. Rg. die Sexten und Oktave, bei Vp. B\u00f6. endlich die Quarte. Hier liegen offenbar individuelle Unterschiede vor. Wir werden sp\u00e4ter versuchen, eine Erkl\u00e4rung daf\u00fcr zu geben.\nTabelle Via.\nSgestr. Oktave.\n\tRupp\tHartmann\tHentschel\tAlbin\tPS fc H 0 PS\tL\u00f6w\t!\tMisch\tSachs\tPS w DG CG 0 K \u00fc m\nsk\t1\t1\t1\t1\t1\t7\t11\t9\t1\nSk\t1\t1\t1\t1\t1\t10\t1\t1\t1\nt\t1\t1\t1\t10\t1\t11\t9\t1\t1\nT\t1\t1\t1\t1\t9\t7\t6\t1\t7\nq\t1\t1\t9\t1\t1\t5\t1\t1\t1\nTr\t1\t1\t9\t11\t1\t4\t6\t12\t12\nQ\t1\t1\t1\t1\t9\t6\t1\t1\t6\ns\t1\t12\t11\t1\t12\t1\t1\t9\t11\nS\t1\t1\t1\t7\t11\t1\t10\t1\t7\nsp\t12\t1\t1\t7\t1\t7\t6\t8\t9\nSp\t1\t11\t12\t12\t1\t11\t12\t9\t9\n0\t1\t1\t1\t7\t1\t1\t1\t1\t1","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 1861\nTabelle Ylb.\n4gestr. Oktave.\n\tM\u00fcller\tp \u00e0 M\tGoldst\u00fccker\tB\u00f6ttcher j\tPh P\tHartmann\tHentschel\tAlbin\t\u00ab fc H P (3\tL\u00f6w\tMisch\tSachs\tM M 02 CB P P H o \u00ab2\nsk\t1\t1\t1\t1\t1\t2\t8\t1\t1\t1\t7\t4\t2\nSk\t1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\t1\t9\t1\t1\t4\nt\t1\t1\t1\t1\t10\t3\t1\t5\t5\t7\t6\t4\t1\nT\t1\t11\t1\t1\t1\t5\t1\t6\t8\t5\t4\t2\t9\nq\t1\t1\t1\t1\t1\t7\t1\t6\t5 |\t2\t1\t2\t2\nTr\t1\t12\t1\t1\t10\t11\t6\t12\t1 1\t8\t11\t8\t11\nQ\t1\t1\t10\t1\t1\t4\t1\t1\t11\t6\t5\t4\t4\ns\t1\t1\t1\t11\t1\t9\t8\t1\t12\t4\t7\t8\t12\nS\t11\t1\t1\t1\t1\t6\t6\t10\t8\t10\t10\t7\t10\nsp\t1\t1\t9\t1\t1\t8\t8\t8\t1\t11\t3\t8\t6\nSp\t1\t1\t10\t1\t12\t9\t12\t11\t8\t12\t12\t8\t8\n0\t11\t1\t12\t12\t9\t12\t8\t9\t5\t3\t7\t8\t7\nTabelle VIc.\n\u00f6gestr. Oktave.\n\tM\u00fcller\tBraun\tGoldst\u00fccker\t| B\u00f6ttcher\tP P P \u00ab\tHartmann\tHentschel 1\tAlbin\tBegener\tL\u00f6w\tMisch\tSachs\t\u00ab H CB CB P i-5 ES \u00d6 OQ\nsk\t1\t1\t2\t1\t2\t1\t3\t1\t1\t2\t1\t1\t3\nSk\t2\t6\t1\t1\t1\t3\t4\t3\t2\t3\t2\t2\t1\nt\t10\t8\t6\t5\t7\t2\t1\t5\t8\t11\t4\t4\t6\nT\t2\t2\t3\t3\t2\t7\t5\t11\t4\t4\t4\t3\t7\nq\t5\t7\t4\t11\t5\t7\t10\t9\t7\t9\t4\t9\t3\nTr\t5\t2\t8\t5\t10\t10\t7\t12\t5\t7\t10\t9\t9\nQ\t10\t12\t10\t5\t7\t7\t1\t3\t5\t6\t4\t4\t5\ns\t5\t10\t9\t5\t4\t7\t9\t6\t10\t12\t10\t9\t9\nS\t10\t2\t5\t5\t6\t5\t7\t9\t10\t5\t8\t8\t9\nsp\t5\t9\t10\t11\t10\t11\t11\t7\t2\t8\t10\t9\t7\nSp\t4\t5\t6\t5\t12\t3\t11\t8\t8\t10\t9\t4\t9\n0\t5\t10\t10\t8\t9\t5\t5\t2\t10\t1\t3\t4\t2","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 187] -D^s Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 63\nWir m\u00fcssen aber aufser den eben erw\u00e4hnten noch weitere individuelle Unterschiede in Erw\u00e4gung ziehen. Betrachten wir zun\u00e4chst die Streuung der Fehler. F\u00fcr alle Versuchspersonen \u00fcbereinstimmend gilt folgendes: a) die Streuung ist in der 3 gestr. Oktave <! in der 4gestr. <[ in der \u00f6gestr. Oktave, b) Die Streuung ist bei weiten Intervallen gr\u00f6fser, als bei engen. In der Richtung der Streuung bestehen in der 3- und 4gestr. Oktave keine individuellen Unterschiede, wohl aber finden sich solche in der \u00f6gestr. Oktave. Bei den meisten Vpn. (Rp., B\u00f6., Gst., Ht., Rg., Hsch., M., S., Schl.) \u00fcberwiegt auch in der 5 gestr. Oktave die Streuung in der Richtung der kleineren Intervalle; bei den Vpn. M\u00fc., Br. und A. dagegen werden die gegebenen Intervalle sogar etwas h\u00e4ufiger mit weiten, als mit engen Intervallen verwechselt. Bei noch anderen Vpn. endlich, wie z. B. bei Vp. L., verteilt sich die Streuung ziemlich gleichm\u00e4fsig auf kleinere und gr\u00f6fsere Intervalle. Es bleibt noch hinzuzuf\u00fcgen, dafs die Streuung der Fehler bei einigen Vpn. gr\u00f6fser als bei anderen ist, besonders grofs aber bei Vp. L., bei dem schon in der 4 gestr. Oktave das Urteil vielfach zwischen 2\u20143 Intervallen schwankt.\nSchliefslich haben wir noch nachzusehen, ob individuelle Unterschiede in der H\u00e4ufigkeit der Konsonanz- und Distanzfehler bestehen. Distanz- und Konsonanzfehler finden sich bei s\u00e4mtlichen Vpn. Das Verh\u00e4ltnis der Distanzfehler zu den Konsonanzfehlern zeigt geringe individuelle Unterschiede, so dafs eine Gruppierung der Vpn. nach der Fehlerart mir unm\u00f6glich scheint. Bei allen Beobachtern kommen Distanzfehler h\u00e4ufiger vor, als reine Konsonanzfehler. Sehr h\u00e4ufig sind die Verwechslungen der beiden Sekunden, Terzen, Sexten und Septimen paarweise untereinander.\nFassen wir kurz zusammen, was sich bei der Betrachtung der Fehler einzelner Vpn. ergeben hat, so k\u00f6nnen wir sagen, dafs sich im allgemeinen die in dem fr\u00fcheren Kapitel besprochenen Regelm\u00e4fsigkeiten auch hier gezeigt haben ; nur wenige charakteristische Abweichungen hatten wir hervorzuheben. Neben diesen finden wir zwar noch eine ganze Reihe abweichender Zahlenwerte, die jedoch vereinzelt dastehen und sich nicht unter einem allgemeinen Gesichtspunkt vereinigen liefsen.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nCatlianna v. Maltzeiv.\n[LXIV. 188]\nZusammenfassung der Zahlenresultate.\n1.\tJe h\u00f6her die Region, desto gr\u00f6fser ist die Fehlerzahl. Die Gesamtzahlen der Verwechslungen verhalten sich in den einzelnen Oktaven (3-, 4-, 5 gestr.), wie 8 : 25 : 72 (in Prozent ausgedr\u00fcckt). Allein diese Zahlenverh\u00e4ltnisse gelten nicht f\u00fcr einzelne Vpn. : die individuellen Unterschiede sind sehr grofs. Bei den einen ist die 4 gestr. Oktave fast fehlerfrei, die Steigerung der Fehlerzahl findet statt von der 4- zu der 5 gestr. Oktave. Bei anderen Vpn. aber liegt die Steigerung schon von der 3- zu der 4 gestr. Oktave (Tabelle VI).\n2.\tDie Fehlerzahl ist geringer bei konsonanten Intervallen im Vergleich zu den dissonanten (die Sekunden ausgenommen).1 Als Abweichung davon f\u00e4llt die ung\u00fcnstige Lage der gr. Sexte und Oktave in der 4 gestr. Oktave auf. Die individuellen Tabellen weisen in der 3- und 4 gestr. Oktave dasselbe Verhalten auf. In der 5 gestr. Oktave gilt aber der Satz nicht f\u00fcr s\u00e4mtliche Vpn. Bei 6 von ihnen finden wir konsonante Intervalle vielfach schlechter beurteilt als dissonante.\n3.\tDie Fehlerzahl w\u00e4chst mit der Erweiterung des Intervalls. Dieser Satz gilt am meisten f\u00fcr die 4 gestr. Oktave, wo bei s\u00e4mtlichen Beobachtern die weiten Intervalle im Nachteil sind. In der 3 gestr. Oktave ist die Benachteiligung unbedeutend. In der 5 gestr. Oktave w\u00e4chst bei den meisten Beobachtern die Anzahl der Fehler von der kl. Sekunde bis zum Tritonus; bei fortgesetzter Erweiterung aber bemerken wir bei Quinte und Oktave ein bedeutendes Fallen der Fehlerzahl.\n4.\ta) Die Streuung der Fehler ist in der 5 gestr. Oktave gr\u00f6fser als in der 4 gestr. ; in dieser letzteren gr\u00f6fser, als in der 3 gestr. Oktave.\nb) Die Streuung ist bei weiten Intervallen gr\u00f6fser als bei engen.\n5.\tEs sind am h\u00e4ufigsten zwei Arten von Verwechslungen\n1 An dieser Stelle m\u00f6chte ich wieder auf meine Anmerkung verweisen, dafs unter konsonanten bzw. dissonanten Intervallen solche gemeint sind, welche beim Zusammenklingen konsonant bzw. dissonant sind.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 189] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 65\nvon Intervallen vorgekommen, die als Distanz- und Konsonanzfehler von mir bezeichnet worden sind.\na)\tDistanzfehler sind Verwechslungen mit den benachbarten Intervallen; von diesen kommen Verwechslungen mit kleineren Intervallen viel h\u00e4ufiger vor als die mit den gr\u00f6fseren.\nb)\tKonsonanzfehler sind Verwechslungen mit solchen Intervallen, deren Konsonanzgrade bei simultaner Angabe dem Konsonanzgrad des gegebenen Intervalls nahestehen. Die Distanzfehler bilden den \u00fcberwiegenden Teil der gesamten Fehlerzahl; sehr h\u00e4ufig sind sie da, wo das n\u00e4chstliegende Intervall dem Konsonanzgrad nach dem gegebenen verwandt ist (Verwechslungen der Sekunden, Terzen, Sexten, Septimen paarweise untereinander). Reine Konsonanzfehler wie Verwechslungen der Quinte mit Oktave, des Tritonus mit der Septime kommen relativ selten vor.\nDiskussion der Versuchsergebnisse.\nNach der \u00dcbersicht von Zahlenresultaten sehen wir uns vor die Frage gestellt: Wonach werden in erster Linie die Sukzessivintervalle beurteilt? Spielt Konsonanz als Bewufst-seinph\u00e4nomen bei den sukzessiven Intervallen eine \u00e4hnliche Rolle, wie bei den simultanen? Oder weisen nicht vielmehr die h\u00e4ufigen Verwechslungen mit den Nachbarintervallen darauf hin, dafs die Sch\u00e4tzung der Distanz bei der Beurteilung sukzessiver Intervalle die leitende Rolle \u00fcbernimmt ? Beide M\u00f6glichkeiten sind uns durch die vorhandene akustische Literatur nahe gelegt.\nStumpf hat wiederholt seinen Verschmelzungsbegriff auch auf aufeinanderfolgende T\u00f6ne angewandt. In seiner Abhandlung \u00fcber Konsonanz und Dissonanz spricht er den Gedanken aus, \u201edafs auch bei blofser Sukzession zweier T\u00f6ne die Verschmelzung stattfindet. Der zweite Ton, der empfunden wird, verschmilzt mit dem ersten, der noch vorgestellt wird; oder sie verschmelzen, nachdem auch der zweite vor\u00fcber ist, beide als Vorstellungen.\u201c1\n1 Stumpf. Konsonanz und Dissonanz. Diese Beitr\u00e4ge, Heft I, S. 57 (1908).\nStumpf, Beitr\u00e4ge VII.\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 190 J\nFerner schreibt Stumpe in einer seiner neuesten Arbeiten1 : \u201eKonsonanz und Dissonanz finden, wenn anders Verschmelzungs-Unterschiede ihr Wesen bilden, nur zwischen gleichzeitigen T\u00f6nen statt. Die Aufeinanderfolge c\u2014g nennen wir nur insofern konsonant, die Folge c \u2014 d nur insofern dissonant, als die beiden T\u00f6ne, als gleichzeitige vorgestellt, im einen Fall einer h\u00f6heren, im anderen der niedersten Verschmelzungsstufe angeh\u00f6ren.\u201c Dieser Satz enth\u00e4lt eine gewisse Einschr\u00e4nkung im Vergleich zu dem vorhin angef\u00fchrten, denn er setzt das tats\u00e4chliche gleichzeitige Vorstellen der beiden, das Intervall bildenden T\u00f6ne nicht in allen F\u00e4llen voraus. Stumpf hebt an derselben Stelle auch hervor, Krueger habe \u201eganz richtig erinnert, dafs doch niemand beim Anh\u00f6ren der Tonleiter von einer Folge von Dissonanzen reden wird\u201c.2\nIn bezug auf Stumpfs Anschauungen ist aber noch wohl zu beachten, dafs er die Frage nach der Definition des Intervallbegriffs, sowie der einzelnen Intervalle, streng scheidet von der nach den Kriterien des Intervallurteils3, und dafs seine ebenerw\u00e4hnten Ausf\u00fchrungen sich nur auf die Definitionsfrage beziehen. Dies h\u00e4ngt mit seiner Unterscheidung von unmittelbaren und mittelbaren Kriterien zusammen (Tonpsychol. I, \u00a7 5), Als mittelbare (sekund\u00e4re) Kriterien hat er z. B. das der Distanz, dann die Ver\u00e4nderungen der Muskelempfindung, sowie das Gef\u00fchlsmoment bezeichnet {Beitr\u00e4ge 1, S. 70, 76) und in gewissen F\u00e4llen der Distanz sogar einen \u00fcberwiegenden Einflufs zuerkannt.\nEs entsteht nun zun\u00e4chst die Frage, ob und inwieweit etwa eine Verwandlung der aufeinanderfolgenden in gleichzeitige T\u00f6ne und eine Anwendung des Verschmelzungskriteriums im Bewufstsein unserer Vpn. stattgefunden habe. Bei einem Teil meiner Vpn. findet sich keine einzige Aussage, die auf simultane Vorstellung beider Intervallt\u00f6ne hinweisen k\u00f6nnte, bei anderen (Vpn. : Rp., M\u00fc., Ht., Hsch.) kommen derartige Aussagen gelegentlich vor, werden aber zu Protokoll gegeben als Verhaltungsweisen, welche f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht stattfinden.\n1\tStumpf. Konsonanz und Konkordanz. Diese Beitr\u00e4ge 6 (1911), S. 123-124.\n2\tKrueger. Wundts Psychol. Stud. 2, S. 246. \u2014 Stumpf. Konsonanz und Konkordanz. S. 124.\n3\tStumpf. Diese Beitr\u00e4ge 1, S. 66, 69; 4, S. 22; 6, S. 121.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 191] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 67\nVp. Hsch. (gegeben s3): \u201ekl. Sexte; ausnahmsweise simultan vorgestellt, sonst immer sukzessiv.\u201c An einem anderen Versuchstage f\u00fcgt er nach einer fehlerfrei beurteilten Versuchsreihe in der 3gestr. Oktave hinzu: \u201esimultan werden die T\u00f6ne nie vorgestellt ; selbst, wenn sie simultan gegeben sind, m\u00fcssen sie sukzessiv nachgepr\u00fcft werden, um das Urteil richtig zu f\u00e4llen.\u201c Ebenso Vp. Ht. (gegeben Sp3): \u201esp; Dissonanz, simultan vorgestellt in der Klangfarbe der Violine.\u201c Und wieder wie Vp. Hsch. notiert er sp\u00e4ter nach einer fehlerfrei beurteilten Reihe in der 3 gestr. Oktave: \u201eAlle Urteile unmittelbar und sicher; die T\u00f6ne werden nie simultan gedacht.\u201c Bei Vp. Rp. steht nur einmal folgendes im Protokoll (gegeben Sp3, T3, t3, ska absteigend; richtig beurteilt): \u201eBei den vier letzten Versuchen wmfste ich zuerst, welche T\u00f6ne (z. B. g\u2014e) angegeben wurden; daran schlofs sich unmittelbar das Urteil (z. B. t) ; danach \u00fcberzeugte ich mich, ob ich auch den spezifischen simultanen Terzeindruck habe.\u201c Das simultane Vorstellen der Intervallt\u00f6ne wurde also in diesem Fall nur zur Kontrolle verwendet. Da die Aussagen der \u00fcbrigen Vpn. das gleiche Bild ergeben, verzichte ich auf ihre Wiedergabe. Eine scheinbar andere Verhaltungsweise als die der eben genannten Vpn. zeigt Herr Sachs, welcher oft das Zusammenh\u00f6ren sukzessiv gegebener T\u00f6ne behauptet hat. Aber auch seine Urteile und Aussagen weisen darauf hin, dafs es nicht sein gew\u00f6hnliches und jedenfalls nicht sein einziges Verhalten den aufeinander folgenden T\u00f6nen gegen\u00fcber ist. Erstens spricht daf\u00fcr der Umstand, dafs das \u201eZusammenh\u00f6ren\u201c bei Vp. S. fast ausschliefslich bei der Beurteilung von Intervallen der 5 gestr. Oktave stattfindet. Das Verfahren erwies sich in der 3- und 4 gestr. Oktave, also in leichteren F\u00e4llen, als \u00fcberfl\u00fcssig. Zweitens, wurden von ihm auch doppelte Urteile gef\u00e4llt: Mit und ohne Zusammenh\u00f6ren z. B. (gegeben Q,5): \u201eGr. Sekunde mit Zusammenh\u00f6ren; kl. Sekunde ohne.\u201c Drittens kam Vp. S. erst nach einer ganzen Anzahl von Versuchen auf den Gedanken, die T\u00f6ne \u201ezusammenzuh\u00f6ren\u201c, als ich ihm Intervalle aus der 5 gestr. Oktave vorlegte, von denen die meisten ihm wie Sekunden klangen; um das zu vermeiden, suchte er auf irgendeine Weise sich das Urteil zu erleichtern. So kam er auf das \u201eZusammenh\u00f6ren\u201c, gab aber zu Protokoll, er h\u00e4tte fr\u00fcher nie so geurteilt; das\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 192]\nsimultane Vorstellen der T\u00f6ne erleichtere das Erkennen von Intervallen. In der Tat ging an jenem Versuchstage die Beurteilung besser (4 richtige Urteile aus 12), aber wohl zuf\u00e4llig ; an allen folgenden Versuchstagen wurden die Sekunden allein richtig erkannt, obwohl das Zusammenh\u00f6ren in den Aussagen immer wiederkehrte. Wie wenig der Eindruck des sukzessiven Intervalls mit dem des gleichnamigen simultanen Intervalls verwandt ist, zeigte sich bei gewissen Versuchsreihen, \u00fcber die in einer zweiten Arbeit ausf\u00fchrlich berichtet werden soll. Musikalisch Ungeschulte hatten dabei die unanalysierten Simultanintervalle mit ihren Namen zu assoziieren; es stellte sich heraus, dafs sie v\u00f6llig aufserstande waren, den entsprechenden Sukzessiv-Intervallen dieselben Namen zuzuordnen, als sie schon grofse \u00dcbung in jener ersten Aufgabe zeigten. Auch die ausdr\u00fcckliche Aufforderung, die nacheinander gegebenen T\u00f6ne als gleichzeitig vorzustellen, \u00e4nderte an diesem Verhalten nichts.\n2. Von denen, die \u00fcberhaupt Intervalle erkennen, haben die meisten zun\u00e4chst gelernt, sie in aufsteigender Richtung zu beurteilen. Die Beurteilung absteigender Intervalle ist zun\u00e4chst viel schwerer, ja eine ganz neue Aufgabe. K\u00e4me es nur auf die Verschmelzung an, so d\u00fcrfte ein derartiger Unterschied nicht bestehen. Die Schwierigkeit der Beurteilung absteigender Intervalle kommt nicht nur bei wenig ge\u00fcbten Beobachtern zum Vorschein, sondern auch bei meinen Vpn., welche alle eine gute musikalische Bildung hinter sich hatten. Bei der Beurteilung absteigender Intervalle wurden von den Vpn. vielfach mittelbare Kriterien verwandt. Auch war die Erkennungszeit f\u00fcr absteigende Intervalle gr\u00f6fser, als die f\u00fcr aufsteigende. Ich f\u00fchre Beispiele an. Bei Vp. L. kommen in jeder Versuchsreihe einige F\u00e4lle von \u201eUmkehrung\u201c vor, in dem Sinne, dafs statt des gegebenen absteigenden Intervalls das ihm gleichnamige auf steigende hergestellt und beurteilt wird. Kehlkopfbewegungen und Nachpfeifen wurden von der Vp. h\u00e4ufig zur Hilfe genommen und doch blieb das Urteil unsicher; manche Intervalle mufste ich wiederholt angeben. Der Beobachter wandte sogar folgendes Verfahren an: der erste (h\u00f6here) Ton wurde in der Vorstellung um eine Oktave vertieft, w\u00e4hrend der zweite nicht transponiert blieb; auf diese","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 193] -Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 69\nWeise wurde ein, dem gegebenen reziprokes aufsteigendes Intervall hergestellt, dieses auch beurteilt; und darauf erst auf das gegebene absteigende Intervall geschlossen. In diesem Falle, wie auch bei einfacher Umkehrung, ist also das absteigende Intervall in ein aufsteigendes verwandelt worden. Es seien noch Aussagen anderer Vpn. erw\u00e4hnt: Vp. Schl.: \u201eUmkehrung fast in allen F\u00e4llen. Viel schwerer, bedeutend schwerer die Intervalle absteigend zu erkennen.\u201c Yp. M. (Sgestr. Oktave): \u201ePr\u00fcfung durch Umkehrung\u201c. \u201eVon unten nach oben bequemer zu urteilen.\u201c Vp. A. : \u201eDas Urteil ist schwerer, als bei auf steigenden Reihen. Umkehrung.\u201c \u201eUmkehrung der Tonleiter von unten nach oben.\u201c Vp. Rp. : \u201eUnsicher wegen Absteigens.\u201c Vp. Hsch. : \u201eDas Urteil ist schwerer, doch \u00fcberall sicher; oft die umgekehrte Lage zu Plilfe genommen.\u201c Die eben angef\u00fchrten Protokolle lassen ersehen, dafs f\u00fcr die meisten Vpn. die Beurteilung absteigender Intervalle Schwierigkeiten bot. Nur bei 3 Vpn. finden wir keine Angaben dar\u00fcber: Bei Vp. von Hb., B\u00f6. und S. Die beiden ersteren haben ein absolutes Tonbewufstsein auch f\u00fcr die hier verwandte Klangfarbe ; haben sie bei Angabe von Intervallen die absoluten Tonh\u00f6hen beurteilt, so ist nicht zu verwundern, dafs die Richtung der Tonfolge f\u00fcr sie ohne Belang war. Gelegentliche Beobachtungen an weniger Ge\u00fcbten, obwohl musikalischen Individuen haben mir immer aufs neue gezeigt, dafs die Beurteilung absteigender Intervalle immer schlechter ausf\u00e4llt, wenn nicht ganz ausbleibt.\nDie eben erw\u00e4hnten Beobachtungen gaben zu Bedenken Anlafs, ob das Verschmelzungskriterium auf sukzessive Intervalle Anwendung finde, und haben mich dazu gef\u00fchrt, nach anderen Erkl\u00e4rungen zu suchen. Was k\u00f6nnte an Stelle der Konsonanz treten? Die Distanz? Es w\u00e4re ja denkbar, dafs die Verschmelzungstheorie nur f\u00fcr simultane, die Distanztheorie nur f\u00fcr sukzessive Intervalle gelte. Es sind aber auch schwere Bedenken dagegen.\nSchon oft ist die Tatsache hervorgehoben worden, dafs es v\u00f6llig verfehlt ist, \u201edas musikalische Intervall als einen bestimmten Abstand zweier T\u00f6ne zu definieren.\u201c 1 G. E. M\u00fcller hat zuerst\n1 Stumpf. Konsonanz und Dissonanz. S. 68.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 194]\ndarauf hingewiesen, dafs die Verwandtschaft aufeinander folgender und die Konsonanz gleichzeitiger Kl\u00e4nge \u201eg\u00e4nzlich unabh\u00e4ngig\u201c davon ist, \u201ewelcher empfundene H\u00f6henunterschied den betreffenden Kl\u00e4ngen entspricht.\u201c1 2 Er m\u00f6chte nach \u201eeigenen Erfahrungen tats\u00e4chlich nicht die Behauptung wagen, dafs ein Intervall, dem ein konstantes Verh\u00e4ltnis der Schwingungszahlen entspreche, auf verschiedenen H\u00f6henstufen wirklich immer gleich-grofs erscheine.\u201c2 Stumpf stimmt dem auch zu: \u201eFaktisch nun scheinen Distanz und Intervall nicht blofs begrifflich, sondern auch reell keineswegs zusammenzufallen. Das gleiche Intervall stellt, soweit sich bei der Schwierigkeit der Sache urteilen l\u00e4lst, in verschiedenen Regionen eine verschiedene Distanz dar.\u201c3 Das gleiche Intervall scheint ihm vielmehr mit zunehmender Tonh\u00f6he bis etwa c3 eine zunehmende Distanz in der Empfindung darzustellen (S. 250).\n2.\tDie Distanztheorie f\u00fcr sich allein ist nicht imstande die Schwierigkeit zu l\u00f6sen, welche ich schon der Verschmelzungstheorie entgegengestellt habe, n\u00e4mlich, dafs absteigende Intervalle viel schwerer zu beurteilen sind als auf steigende. Die Distanz bleibt ja in beiden F\u00e4llen die gleiche.\n3.\tManche Selbstbeobachtungen meiner Vpn. scheinen zu zeigen, dafs das Intervallurteil, soweit es auf die Distanz der beiden T\u00f6ne geht, sehr unsicher ist. Herr L., der am h\u00e4ufigsten die Distanz zu Hilfe nimmt, liefert die unsichersten Urteile. Er nennt \u00f6fters f\u00fcr ein gegebenes Intervall 3\u20144 Intervalle, von denen ein jedes richtig sein k\u00f6nnte. So schreibt er dar\u00fcber folgendes : \u201eSchwankt mit grofser Septime und Oktave, oder mit Terz und Quinte, bedeutet, dafs das gegebene Intervall jedes zwischenliegende sein kann.\u201c \u00f6gestr. Oktave: \u201eDas Urteil schwankt in einem Intervall, wovon jedes Intervall als das richtige bezeichnet werden k\u00f6nnte.\u201c \u201eDie Gruppe Tritonus, Quinte, kl. Sexte, gr. Sexte, kl. Septime schwankt bei h\u00f6heren Oktaven sehr durcheinander\u201c (4gestr. Oktave). Bei anderen Vpn. sind auch F\u00e4lle vorhanden, wo ein Intervall sicher als ein kleines, mittleres oder grofses er-\n1\tG. E. M\u00fclleb, Zur Grundleguug d. Psychophysik. S. 283.\n2\tG. E. M\u00fclleb, daselbst S. 289.\nStumpf. Tonpsychologie, Bd. I, S. 339.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 195] Eas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 71\nkannt wurde; n\u00e4here Bestimmungen aber nur ungef\u00e4hr gemacht worden sind oder vollst\u00e4ndig ausblieben. Vp. Rp. Gegeben Tr5: \u201eIrgendein Intervall in der Gegend von Quinte.\u201c Gegeben sp5: \u201eGrofses Intervall z. B. S, aber ganz unsicher, welches.\u201c Gegeben Sp5: \u201e? Ungef\u00e4hr in der Gegend von Quarte, Tritonus\u201c. Vp. Br. Geg. Q5: \u201eIch glaube \u2014 gr. Sexte, jedenfalls von demselben Umfang.\u201c Gegeben q5: \u201ekleines bis mittleres Intervall (sk und Tr nicht).\u201c Vp. Hsch. Geg. Sp5: \u201eSehr weites Intervall (sp ?).\u201c Viel h\u00e4ufiger als Urteile dieser Art, sind solche, wo eine Sch\u00e4tzung der Distanz stattfindet (und bisweilen auch von Bedeutung ist), nachdem das Intervall schon nach anderen Kriterien beurteilt worden ist. Vp. Rp. Geg. Tr3: \u201eTr, f\u2014h; sicher nach Dissonanz beurteilt. Der Distanz nach erschien mir das Intervall gr\u00f6fser.\u201c Vp. Ht. Geg. t4: \u201et, Distanz schien zu grofs.\u201c Vp. S. Geg. S4: \u201eQ erscheint etwas zu grofs.\u201c Vp. Br. Geg. Tr3: \u201eTr; Dissonanz, aber f\u00fcr Sp zu klein.\u201c Vp. A. Geg. Sp4: \u201eSp; wollte Tritonus sagen, es war aber zu grofs dazu.\u201c Vp. Hsch. Geg. Q: \u201eOktave, aber etwas eng.\u201c Es kann also das Distanzprinzip schwerlich als Grundlage der Beurteilung sukzessiver Intervalle angesehen werden. Denn sicheres Kriterium des Intervallurteils ist es nur bei gr\u00f6fseren Distanzunterschieden, wie Tr und Sp ; T und S ; dagegen kann es bei t und T, s und S nicht mafsgebend sein, wenn nicht von demselben Ausgangston aus verglichen wird.\nEndlich mufs noch bemerkt werden, dafs Distanzen quantitativ oder graduell unterschiedene Urteilsobjekte sind. Das an Sukzessivintervallen Beurteilte ist dagegen von Intervall zu Intervall qualitativ verschieden. Ein Tritonus ist nicht so sehr ein kleineres Intervall als die Sexte, Tritonus und Sexte verhalten sich zueinander nicht wie z. B. zwei Intensit\u00e4tsunterschiede von T\u00f6nen, sondern jedes der beiden Sukzessivintervalle besitzt seine absolute Qualit\u00e4t. Auf dieses Ergebnis einer leicht zu best\u00e4tigenden Selbstbeobachtung kommen wir sogleich zur\u00fcck.\nDenn nachdem sich gezeigt hat, dafs die Beurteilung von Sukzessivintervallen weder als eine Erkennung von Verschmelzungsstufen, noch auch als eine solche von Distanzgraden aufgefafst werden darf, wiederholt sich die Frage,","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"Catharina v. Maltzeiv.\n72\n[LXIV. 196]\nnach welchem Hauptmerkmal ich urteile, wenn ich z. B. die Tonfolge c3 *\u2014f8 richtig als Quart benenne.\nDiese Frage wird um so dringender dadurch, dafs ganz im Gegensatz zu den Schwierigkeiten, welche die beiden gekennzeichneten Anschauungen an einem solchen Falle finden, das Urteil sich bei einer musikalischen Vp. zumeist ganz unmittelbar und auf die einfachste Weise, wie selbstverst\u00e4ndlich, ergibt.\nEine derartige Leichtigkeit und Unmittelbarkeit des Er-kennens ist nichts Ungewohntes, wenn einfache absolute Inhalte der Qualit\u00e4t nach beurteilt werden sollen. Wie, wenn auch in unserem Falle das Urteil sich auf einem einfachen Inhalt gr\u00fcndete, der gelegentlich der objektiven Tonfolge c8\u2014f8, wie bei allen anderen entsprechenden Sukzessionen, in gleicher Weise auftr\u00e4te und eben deshalb stets denselben Namen, eben Quarte, ins Bewufstsein riefe?1\nDiese Vermutung liegt in der Tat sehr nahe; denn wir k\u00f6nnen schon innerhalb einer Oktave 12 Intervalle absolut, ohne Beziehung aufeinander erkennen, was bei quantitativen Reihen, z. B. innerhalb von Intensit\u00e4ts- oder Distanzreihen nicht so leicht m\u00f6glich sein d\u00fcrfte. Wir k\u00f6nnen eine Distanz wohl unmittelbar als grofse, mittlere oder kleine bezeichnen, einen Ton seiner Intensit\u00e4t nach als einen starken, mittleren, schwachen beurteilen ; feinere Bestimmungen aber scheinen in solchen quantitativen Mannigfaltigkeiten nur dann m\u00f6glich, wenn es sich um ein Vergleichen mehrerer Glieder derselben miteinander handelt.2 Das Wiedererkennen eines Intervalls ist dagegen absolut und gleicht dem Erlebnis beim Wiedererkennen einer Farbe, die wir unmittelbar als rot, blau, gr\u00fcn bezeichnen, ohne sie mit anderen Farben verglichen zu haben. Die Selbstbeobachtung f\u00fchrt zu dieser Behauptung: schlagen wir am Klavier mehrmals die T\u00f6ne c1\u2014el nacheinander an und suchen das Erlebte zu beschreiben, so haben wir \u2014 soll die Beschreibung vollst\u00e4ndig sein \u2014 neben den beiden Ton-\n1\tWir w\u00fcrden dann in eben diesem Inhalt das unmittelbare oder prim\u00e4re Merkmal (in Stumpfs Terminologie) vor uns haben.\n2\tDie Ansicht, dafs auch das unmittelbare Wiedererkennen einzelner\nInhalte einen Vergleich (mit einem Erinnerungsbild) einschliefst, wird\nwohl keiner besonderen Widerlegung mehr bed\u00fcrfen.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 197] Eas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 73\nh\u00f6hen den eigenartigen \u00dcbergang oder Schritt nicht zu vergessen, der von einem Ton zum anderen f\u00fchrt. Diesen Schritt erleben wir unmittelbar. Lassen wir der Terz einen Tritonus folgen, so ist das Erleben des Schrittes nat\u00fcrlich noch auffallender, denn es kommt uns lebhaft zu Bewufstsein, dafs dieser Schritt ein ganz anderer ist, als der vorige, zumal dafs er qualitativ ein ganz anderer ist. Setzen wir unsere Beobachtung weiter fort und schlagen in bunter Folge Quinten, Septimen, Oktaven, Sexten an, so wird uns immer klarer, dafs jeder dieser Schritte ein Individuum f\u00fcr sich ist, dafs im Erleben jedes von ihnen etwas Typisches liegt, was in der einen Weise nur der Terz in der anderen nur der Quart, in wieder anderer nur der Quint eigen ist. Da wir bei solchen Beobachtungen ferner finden, dafs es f\u00fcr das typische Schritterlebnis bei einem bestimmten Intervall gleichg\u00fcltig ist, welche absolute H\u00f6he die T\u00f6ne besitzen, an denen es auftritt, dafs vielmehr im allgemeinen1 angen\u00e4herte Konstanz ihrer Schwingungszahlenverh\u00e4ltnisse gen\u00fcgt, um bei ihrer Sukzession immer den gleichen charakteristischen Inhalt zu erzeugen, so sehen wir uns zu der Annahme gef\u00fchrt, gerade dieser Inhalt sei es \u00fcberhaupt, der uns veranlasse, von einem und demselben Intervall zu sprechen, wenn immer T\u00f6ne desselben Frequenzverh\u00e4ltnisses aufeinander folgen. Und so stellen wir die Hypothese auf, dafs jeder Intervallbeurteilung innerhalb unseres gegenw\u00e4rtigen Systems ein charakteristischer Bewufstseinsinhalt zugrunde liegt, der nicht in Konsonanz oder Distanz aufl\u00f6sbar ist. Dieser einfache Inhalt, der unmittelbar, ohne Hilfe anderer Inhalte wiedererkannt und beurteilt wird, soll Schritt- oder \u00dcbergangserlebnis genannt werden. Es wird sich jetzt zeigen, dafs wTir nur noch einige Beobachtungen \u00fcber Eigent\u00fcmlichkeiten der Schritte anzustellen haben, um die merkw\u00fcrdigen Resultate unserer Versuche begreifen zu k\u00f6nnen. Vergleichen wir n\u00e4mlich das \u00dcbergangserlebnis bei einer ganzen Reihe von Intervallen, so merken wir dafs zwischen gewissen \u00dcbergangserlebnissen, die \u00fcberhaupt in unserer Musik Vorkommen, \u00c4hnlichkeiten bestehen, die nach Graden zu ordnen uns zur-\nEine Ausnahme werden wir weiterhin kennen lernen.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 198]\nzeit nicht m\u00f6glich ist, die wir aber in ihren h\u00f6heren Graden leicht konstatieren k\u00f6nnen, als eine ausgepr\u00e4gte qualitative Verwandschaft: einmal der Sekunden-, Terzen- und Septimenschritte paarweise untereinander, dann der Sexten mit den Terzen, der Oktave mit der Quinte und der Septimen mit dem Tritonus.\nFerner wird uns beim Vergleich einer Reihe von Intervallen klar, dafs der \u00dcbergang vom ersten zum zweiten Ton sich nicht bei allen gleich leicht und selbstverst\u00e4ndlich vollzieht, ja dafs er bei einigen deutliche Schwierigkeiten bietet. Weiter zeigt sich, dafs es zwei Gesichtspunkte sind, nach denen sich einzelne \u00dcbergangserlebnisse als mehr oder weniger leicht und sicher erlebbar gruppieren. Es besteht n\u00e4mlich erstens eine Tendenz engere Intervalle vor weiteren zu bevorzugen, aber zweitens auch eine damit im einzelnen Falle teils zusammen, teils entgegenwirkende Tendenz musikalisch h\u00e4ufig verwandte und in musikalisch ausgezeichneter Bedeutung gebrauchte Intervalle zu bevorzugen. Zu diesen geh\u00f6ren nach allgemeiner musikalischen Erfahrung in erster Linie Oktave, Sekunden, Quinte und Quarte; ihnen folgen Terzen und Sexten; die Reihe schliefst ab mit kleiner Septime, Tritonus und grofser Septime. Dafs die zuerst genannten Schritte (die Oktave ausgenommen) in der Sukzession die weitaus gebr\u00e4uchlichsten sind, bedarf wohl keines Beweises ; denken wir nur an die zahlreichen melodischen G\u00e4nge in Sekundenschritten, an die h\u00e4ufigen Quarten und Quinten in den Liedmelodien, an ihre ausgezeichnete Stellung als Dominante und und Unterdominante in Schlufsformen, ferner in den Ans\u00e4tzen der Fugen und Imitationen usw. Was die Oktave anbetrifft, so geh\u00f6rt sie zwar nicht zu den in der Sukzession oft vorkommenden Schritten, ist aber schon durch die \u00c4hnlichkeit der beiden Oktavent\u00f6ne (wie sie auch erkl\u00e4rt werden mag) dermafsen ausgezeichnet, dafs ihre Stellung an der Spitze der Reihe sukzessiv gegebener Intervalle verst\u00e4ndlich ist.1 Auch die Terzen und Sexten kommen immerhin h\u00e4ufig in Melodien\n1 Vgl. Stumpf, Diese Beitr\u00e4ge 6, S. 129. R\u00e9v\u00e9sz, Nachweis, dafs in der sog. Tonh\u00f6he zwei voneinander unabh\u00e4ngige Eigenschaften zu unterscheiden sind. Nachrichten der k. Gesellschaft der Wissenschaften zu G\u00f6ttingen. Math.-phys. Klasse 1912.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 199] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 75\nvor; die Terzen sind aber in ihrer musikalischen Bedeutung, als entscheidend f\u00fcr die Tonart, den Sexten \u00fcberlegen, welche eigentlich nur in der sekund\u00e4ren Bedeutung, als die Terzen zur Oktave erg\u00e4nzende Intervalle, besonders oft auf treten, viel seltener aber eine selbst\u00e4ndige Stellung in der Melodief\u00fchrung haben1; das gilt ganz besonders f\u00fcr die kleine Sexte. Die relativ zu den eben genannten Intervallen selten angewandten sind die Septimen und der Tritonus, welche denn auch schwerer erkannt werden, als die anderen.\nNehmen wir ferner die Tonleitern unseres Systems, die Dur- und Molltonleiter, und analysieren sie hinsichtlich der H\u00e4ufigkeit der in ihnen vorkommenden Intervalle, so erhalten wir z. B. innerhalb einer Duodecime, welche selten in der Melodief\u00fchrung \u00fcberschritten wird, folgende H\u00e4ufigkeitsreihe der Intervalle 2 : Sk \u2014 32 ; q \u2014 30 ; Q \u2014 26 ; t \u2014 24 ; 0 \u2014 20 ; T, S und sp \u2014 16; sk und s \u2014 12; Tr \u2014 9, Sp. \u2014 8.\nIm grofsen ganzen ist die Reihenfolge nicht so von der eben von uns angegebenen verschiedenen; die Abweichung ist nur bei der sk auffallend. Dieses Intervall bleibt jedoch, trotz seines relativ seltenen Vorkommens in der Dur- und Molltonleiter eins der h\u00e4ufigsten, wenn wir noch die chromatische Tonleiter heranziehen, wo selbstverst\u00e4ndlich die sk vor allen anderen Intervallen einen Vorsprung hat.\nMachen wir nun die Annahme, dafs ein \u00dcbergangserlebnis um so leichter (und infolgedessen im allgemeinen richtiger) beurteilt wird, je sicherer und bestimmter es im Bewufstsein auftritt, so haben wir eine Erkl\u00e4rung daf\u00fcr, dafs in den Gesamttabellen, wie in den Individualtabellen stets gr. Septime, kleine Septime, Tritonus und kleine Sexte die gr\u00f6fste, Oktave, Sekunden, Quinte, Quarte die geringste Fehlerzahl zeigen, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Schritte eine Mittelstellung einnehmen. Denn, dafs diese beiden Schrittgruppen an die beiden Enden einer Reihe zu setzen w\u00e4ren, in die sich die \u00dcbergangserlebnisse nach ihrer Bestimmtheit und Sicherheit ordnen lassen, davon wird man sich ohne weiteres \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. Wir\n1\tEs ist jedoch wichtig darauf hinzu weisen, dafs besonders die S im Auftakt h\u00e4ufig, innerhalb der Melodie aber seltener vorkommt.\n2\tAuch die absteigende Reihe wurde ber\u00fccksichtigt.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 200J\nbetonen ausdr\u00fccklich, dafs das Auftreten der grofsen Sekunde unter den bestbeurteilten Schritten sich wohl daraus erkl\u00e4rt, dafs dies Intervall eine musikalisch besonders h\u00e4ufige Sukzession darstellt, dafs jene Tatsache aber nicht zu der Regel passen w\u00fcrde, nach der die Richtigkeit des Urteils dem Konsonanzgrad des betreffenden Intervalls parallel ginge.\nWir halten uns also daran, dafs die musikalische Gel\u00e4ufigkeit der Schritte das ausschlaggebende ist.\nWenn wir die gr\u00f6fsere oder geringere Leichtigkeit und /Sicherheit, mit der ein \u00dcbergangserlebnis auftritt \u2014 abgesehen von der Gr\u00f6fse der Schritte \u2014 als bedingt ansehen durch die gr\u00f6fsere oder geringere Frequenz seiner musikalischen Verwendung, so nehmen wir dabei nur R\u00fccksicht darauf, welchen Gewohnheitswirkungen notwendig ein musikalischer und gar ein musikalisch aus\u00fcbender Europ\u00e4er von seiten unseres Musiksystems unterliegen mufs. Eine ganz andere Frage ist es, ob nicht an sich, ganz abgesehen von aller musikalischen Erfahrung, in der psychophysischen Organisation des Menschen Tendenzen liegen, die gewisse Tonschritte z. B. beim Singen gegen\u00fcber anderen beg\u00fcnstigen. Es wr\u00e4re denkbar, dafs die Schritte, die das Musiksystem der Europ\u00e4er, wie einige andere, bevorzugt, eben infolge solcher Tendenzen vorherrschend geworden sind; die GewohnheitsWirkungen, welche in den Urteilen meiner europ\u00e4ischen Vpn. zum Ausdruck kommen, w\u00fcrden dann diesen Namen zwar zu Recht tragen; dafs aber gerade diese Gewohnheiten sich ausbildeten, das w\u00fcrde doch auf prim\u00e4rphysiologische Tendenzen zur\u00fcckgehen, die eben bei der ersten Bildung des europ\u00e4ischen Musiksystems wirksam waren. Ich verweise in dieser Hinsicht auf eine Untersuchung von Gilman l, welcher bei wiederholter phonographischer Aufnahme derselben Lieder darauf aufmerksam wurde, dafs bei Indianers\u00e4ngern zu manchen (\u201ekonsonanten\u201c) Intervallen eine Anziehung (attraction) bestehe, welche je nach dem Intervall verschieden stark ist, ferner, dafs die Treffzone um manche von ihnen eine eng begrenzte, um gewisse andere eine diffuse, ausgebreitete ist. Auch Stumpf2 h\u00e4lt f\u00fcr nicht unm\u00f6glich, dafs \u201edas best\u00e4ndige Zusammenvorkommen der konsonanten Teilt\u00f6ne in den Kl\u00e4ngen der Stimme sowie der Instrumente sogar rein physiologisch, den Fortgang von dem einen zum anderen beg\u00fcnstigen k\u00f6nnte.\u201c \u00dcbrigens wird die Annahme einer Pr\u00e4disposition des Menschen f\u00fcr gewisse Schritte nat\u00fcrlich nicht dadurch unm\u00f6glich gemacht, dafs es Musiksysteme (wie das der Siamesen und der Javaner) gibt, deren Leitern aus ganz anderen Intervallen sich aufbauen. Nur um eine Tendenz eben w\u00fcrde es sich handeln, und damit ist schon gesagt, dafs\n1\tGilman. Hopi Songs. Journal of American Ethnology and Archaeology 5, S. 15.\n2\tStumpf. Anf\u00e4nge der Musik. 1911. S. 85.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIY. 201J Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 77\nst\u00e4rkere Kr\u00e4fte hier und da wirksam werden und die Oberhand gewinnen k\u00f6nnten.\nWir haben die Verteilung der absoluten Fehlerzahlen auf die einzelnen dargebotenen Intervalle erkl\u00e4rt und gehen dazu \u00fcber, zu zeigen, wie wir von unserer Grundannahme der Ubergangserlebnisse aus die einzelnen Arten von Fehlern erkl\u00e4ren k\u00f6nnen, die bei der Betrachtung der Tabellen so auff\u00e4llig waren. Diesem Nachweis legen wir die (eigentlich selbstverst\u00e4ndliche) Annahme zugrunde, dafs die \u00dcbergangserlebnisse wie alle anderen Bewufstseinsinhalte gewissen Einfl\u00fcssen unterworfen sind, die in der Ged\u00e4chtnislehre behandelt zu werden pflegen.\n1. Wir haben oben (S. 73) hervorgehoben, dafs zwischen gewissen \u00dcbergangserlebnissen \u00c4hnlichkeiten verschiedenen Grades bestehen. Da nun allgemein, wenn ein Bewufstseins-inhalt mit einem bestimmten Namen assoziiert ist, nicht nur ein ihm gleicher, sondern innerhalb gewisser Grenzen (die die sog. \u201eSubstitutionsbreite\u201c in sich schliefsen) auch, andere denselben Namen zu reproduzieren verm\u00f6gen, fal s sie jenem ersten sehr \u00e4hnlich sind, so sind F\u00e4lle zu erwarten, in denen die dargebotenen Tonschritte nicht den Namen erhalten, der ihnen eigentlich zuk\u00e4me, sondern den eines anderen Schrittes, der mit dem dargebotenen qualitativ verwandt ist. Ein Blick auf unsere fr\u00fchere Zusammenfassung der Fehlerarten best\u00e4tigt diese Vermutung; eben die Verwechslungen der Sexten mit den Terzen, der Oktave mit der Quinte, der gr. Septime mit dem Tritonus bilden diejenige Gruppe unter den Fehlern unserer Versuche, die wir fr\u00fcher als \u201ereine Konsonanzfehler\u201c be-zeichneten, weil eben bis auf einige Ausnahmen die angegebenen \u00c4hnlichkeiten zwischen solchen \u00dcbergangserlebnissen bestehen, deren zugeh\u00f6rige Simultanintervalle gleichen oder nahezu gleichen Konsonanzgrad besitzen; dafs diese Verwechslungen nicht h\u00e4ufiger (nicht so h\u00e4ufig z. B., wie die der Sekunden, Terzen und Septimen untereinander) aufgetreten sind, l\u00e4fst sich leicht daraus erkl\u00e4ren, dafs in diesen F\u00e4llen die Wirkung der \u00c4hnlichkeit der Schritte doch beeintr\u00e4chtigt wird durch die bedeutenden Distanzunterschiede, dafs also ein Tritonus, z. B. deshalb nicht eben oft mit der Septime verwechselt wird, weil das quantitative Moment der Distanz, das wir ja (vgl.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"Catharina v. Maltzew.\n78\nLXIV. 202]\nS. 71) nicht \u00fcberhaupt leugnen wollen, die beiden Intervalle zu deutlich voneinander scheidet.\n2. Wir vermuten aber ferner und haben aus sonstigen Erfahrungen Grund genug zu der Annahme, dafs die Regeln der Ged\u00e4chtnislehre noch in ganz anderer Weise bei der Erkl\u00e4rung unserer Versuche heranzuziehen sind. Wir sprachen bereits davon, dafs die verschiedenen Schritte sich mit sehr ungleicher Leichtigkeit und Sicherheit vollziehen. Ist nun einer von den leichteren, sicheren gegeben, so wird er mit Bestimmtheit im Bewufstsein auftreten, es wird keine Tendenz da sein, durch die er modifiziert werden k\u00f6nnte ; dagegen wird bei einem schwierigen Schritt leicht zweierlei eintreten k\u00f6nnen. Da n\u00e4mlich, wenn wir zun\u00e4chst von der Gr\u00f6fse der Schritte absehen, die unsicheren, schweren \u00dcbergangserlebnisse diejenigen sind, welche aus der musikalischen Erfahrung weniger gewohnt sind, so wird bei diesen sehr wohl eine Tendenz wirksam werden, durch deren Einflufs statt des gegebenen ungewohnten Schrittes von vornherein ein gewohnterer im Bewufstsein auftritt, der das Urteil bestimmt.\nSpielt sich der Vorgang nicht so einfach ab, so kann doch das gleiche Resultat auch auf anderem Wege zustande kommen. Bei ungewohnteren Schritten wird im allgemeinen l\u00e4ngere Zeit verstreichen, bis die Vp. ihrer Sache sicher zu sein glaubt und endlich das Urteil abgibt. W\u00e4hrend dieser Zeitpause wird ihre T\u00e4tigkeit darin bestehen, den geh\u00f6rten Schritt des \u00f6fteren innerlich zu wiederholen und etwa lautlos nachzusingen. Es ist anzunehmen, dafs in solchen F\u00e4llen das Ged\u00e4chtnis gewissermafsen doppelt modifizierend wirkt, einmal indem mit der L\u00e4nge der Zeit, die seit der Darbietung verstrichen ist, der Einflufs des urspr\u00fcnglich Geh\u00f6rten abnimmt und den modifizierenden Tendenzen weicht, und dann, indem gegen\u00fcber diesem schon unsicheren Tonschritt des Ged\u00e4chtnisses eben die musikalische Erfahrung besonders leichtes Spiel hat : der urspr\u00fcnglich dargebotene Schritt wird bei der inneren Reproduktion durch einen gel\u00e4ufigeren ersetzt.\nNoch ist das theoretisch abgeleitete Ergebnis nicht eindeutig: es fragt sich, welche Faktoren denjenigen gel\u00e4ufigeren Schritt bestimmen, der auf die eine oder die andere Art unter den vielen m\u00f6glichen an Stelle des gegebenen ungel\u00e4ufigen","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 203J Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 79\ntritt. Wiederum sind es zwei Prinzipien, nach denen sich diese Auswahl regelt : einmal wird nicht leicht ein Schritt, der der Distanz nach sehr weit von dem gegebenen abweicht, unvermerkt an Stelle des gegebenen treten k\u00f6nnen, so dafs wir vielmehr erwarten werden, den gegebenen durch einen benachbarten Schritt ersetzt zu sehen; und zweitens haben wir ja beobachtet, dafs aufser der musikalischen Gel\u00e4ufigkeit die Enge eines Schrittes ihm einen Vorrang an Bestimmtheit und Leichtigkeit des \u00dcbergangserlebnisses verschafft, es werden also unter den dem gegebenen benachbarten Schritten die kleineren es sein, die an die Stelle des gegebenen treten. Wie sehr dieses Resultat unserer \u00dcberlegung mit dem auffallendsten Zug unserer s\u00e4mtlichen Fehlertabellen, den sog. \u201eDistanzfehlern\u201c \u00fcbereinstimmt, brauchen wir nicht n\u00e4her zu er\u00f6rtern. Es er\u00fcbrigt, Erfahrungen anzugeben, welche, abgesehen von dieser \u00dcbereinstimmung mit unseren Versuchsresultaten, die entwickelte Theorie zu st\u00fctzen verm\u00f6gen. Zun\u00e4chst finden wir in der psychologischen Literatur schon reichlich Belege daf\u00fcr, dafs f\u00fcr einen wenig gewohnten Bewufstseinsinhalt ein anderer tritt, der ihm an Gel\u00e4ufigkeit \u00fcberlegen ist. So fanden M\u00fcller und Pilzecker bei Ged\u00e4chtnisversuchen, dafs \u201ean Stelle einer wenig gel\u00e4ufigen richtigen Silbe eine andere durch ihr Vorkommen in dem Wortsch\u00e4tze der Sprache gel\u00e4ufigere Silbe genannt wurde\u201c.1 Auch lesen wir bei Erdmann und Dodge: \u201eVerkennungen von W\u00f6rtern treten da auf, wo ein verst\u00fcmmeltes oder weniger gel\u00e4ufiges Wort zugunsten des richtigen oder eines der gr\u00f6beren Gesamtform nach weniger verschiedenen, aber gel\u00e4ufigeren aufgefafst wird\u201c.2 Interessante Beobachtungen in dieser Hinsicht bietet auch Spearman in seinen Untersuchungen \u00fcber Lagewahrnehmungen. Bei \u201eartikularen\u201c Bestimmungen (Bestimmungen von Winkelstellungen der Gelenke) findet in der Regel eine T\u00e4uschung statt, \u201eindem die Abweichung von dem am h\u00e4ufigsten vorkommenden Ge-\n1\tM\u00fcller und Pilzecker. Exper. Beitr\u00e4ge zur Lehre vom Ged\u00e4chtnis. Zeitschr. f. Psych. Erg\u00e4nzungsband I (1900).\n2\tErdmann und Dodge. Psychol. Unters, \u00fcber das Lesen (Halle 1898). S. 183.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 204]\nlenkwinkel untersch\u00e4tzt wird\u201c.1 Auch auf akustischem Gebiete fehlt es nicht an Analogien. Bei Auf Schreibungen von Liedern primitiver V\u00f6lker ist z. B. leicht zu beobachten, dafs unseren Leitern fremde Intervalle leicht als bekannte musikalische Schritte geh\u00f6rt werden \u201eweil wir, infolge der Gew\u00f6hnung an unsere Intervalle und der Vorliebe f\u00fcr sie geneigt sind, solche in das Geh\u00f6rte hineinzulegen\u201c. \u201eDas Geh\u00f6rte wird durch das europ\u00e4ische Ohr assimiliert\u201c. 2 In einer anderen Abhandlung schreibt Stumpf folgendes 3 : \u201eDer Emp-findungsprozefs scheint anderen zentralen Einfl\u00fcssen nicht ganz unzug\u00e4nglich zu sein, namentlich solchen, die auf einer Nachwirkung fr\u00fcherer Erfahrungen beruhen. ... Im Tongebiete m\u00f6chte ich z. B. das Hineinh\u00f6ren unserer Terzen in die neutralen Terzen exotischer Musikst\u00fccke als einen solchen Fall betrachten\u201c.\nUm aber diese Theorie, besonders soweit sie die Modifikationen der Schritte bei innerer Reproduktion behauptet, noch zwingender erscheinen zu lassen, habe ich, einem Vorschlag von Dr. K\u00f6hlek folgend, besondere Versuche ange-gestellt, bei denen man die behaupteten Ver\u00e4nderungen direkt entstehen sieht. Als Vpn. wurden dabei nicht allzu musikalische, vor allem aber nicht musikalisch gebildete Personen gew\u00e4hlt, aus Gr\u00fcnden, die bei der Schilderung des Versuchsverlaufs sogleich klar werden d\u00fcrften. Solcher Vpn. hatte ich f\u00fcnf: Erl. Calinich (Dr. phil.), die Herren stud. phil. Friedl\u00e4nder, Gothot, Weue und Schleuning. Die Vpn. erhielten jetzt die Aufgabe Sukzessivintervalle aus Stimmgabelt\u00f6nen in dem Bereich von c2\u2014d3 nach zweimaliger Darbietung m\u00f6glichst gut nachzusingen4; dann folgte eine Pause (von\n1\tSpearman. Die Normalt\u00e4uschungen in der Lagewahrnehmung S. 456. (Leipzig 1908). Eine Zusammenfassung gleichartiger Ergebnisse fr\u00fcherer Forscher (Henri, Kramer u. Moskiewicz, Pearce) gibt Spearman, S. 408/9.\n2\tStumpf. Anf\u00e4nge der Musik. S. 76, 70.\n3\tStumpf. Beobachtungen \u00fcber Kombinationst\u00f6ne. Diese Beitr\u00e4ge 5, S. 79. Ygl. Tonsystem und Musik der Siamesen. Ebenda 3, S. 100.\n4\tDie M\u00e4nner und zumeist die Frauen haben nat\u00fcrlich um eine oder mehrere Oktaven tiefer nachgesungen. F\u00fcr die Resultate ist das irrelevant. Die Intervalle wTurden aus \u00e4ufseren Gr\u00fcnden nicht in der","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 205] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. gl\n15\u201430 Sekunden), nach welcher, ohne erneute Darbietung, wieder das gleiche Intervall zu singen war. Bei der Festsetzung der Dauer dieser Pause wurde auf individuelle Unterschiede der Vpn. R\u00fccksicht genommen. Am ersten Versuchstag hatte ich stets die Pause variiert und zwar von 10 Sekunden an, wo noch beinahe alle Intervalle von den Vpn. richtig nachgesungen worden sind, bis zu einer Zeitstrecke, nach der schon fast alle Urteile falsch waren. Danach wurde das mittlere Zeitintervall gew\u00e4hlt, bei dem neben F\u00e4llen falschen auch solche richtigen Nachsingens vorkamen.\nIn der Tab. VII unten sind die Pausen angegeben, zwischen denen variiert wurde, sowie auch die Dauer derjenigen Pause notiert, welche in den meisten Versuchen mit der betreffenden Vp. gew\u00e4hlt wurde. In den meisten Versuchsreihen wurde in der Pause gesprochen, damit der Beobachter nicht immer wieder die T\u00f6ne reproduziere, was bei einer un-ausgeflillten Pause oft schwer zu unterdr\u00fccken ist. In einigen Versuchsreihen ist dagegen das Sprechen unterlassen worden.* 1 Die Resultate zeigten in beiden F\u00e4llen keine bemerkenswerten Unterschiede, was mich veranlafste, sie in der Tabelle VII zusammenzurechnen. Die Zahl der Versuche an einem Versuchstag, sowie ihre Gesamtzahl war f\u00fcr jedes Intervall und f\u00fcr jede Vp. verschieden. Nach 25\u201430 Minuten waren die Beobachter, welche aufser Gothot, zum erstenmal an akustischen Versuchen teilnahmen, schon sehr m\u00fcde, weshalb ich, ohne R\u00fccksicht auf die erreichte Anzahl der Versuche, abbrach. Bei diesen Reihen kam es mir ja nicht auf quantitative Resultate, sondern nur darauf an, die Art der Ver\u00e4nderung bestimmter Schritte nach einem gewissen Zeitintervall zu beobachten. Alle Vpn., welche an diesen Versuchen teilnahmen, konnten einzelne T\u00f6ne fehlerfrei nachsingen. Anders wurde es beim Nachsingen von Intervallen. W\u00e4hrend Oktave, Quinte,\nStimmregion dargeboten : denn es stand uns eine ununterbrochene Halbtonreihe nur in der 2gestr. Oktave zur Verf\u00fcgung. In diesen Versuchsreihen wurden nur aufsteigende Intervalle dargeboten.\n1 Das nachgesungene Intervall wurde unmittelbar nach dem Singen von dem Versuchsleiter kontrolliert durch Anschl\u00e4gen der vorher gegebenen und vielfach auch der von der Vp. nachgesungenen T\u00f6ne. Diese Methode, die nat\u00fcrlich f\u00fcr andere Zwecke nicht immer ausreichen w\u00fcrde, war in unserem Fall angesichts der groben Fehler geeignet.\nStumpf, Beitr\u00e4ge VII.\t6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n\n\n\n\n\n","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"fLXIV. 207] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw.\nQuarte, Sekunde, grofse Sexte ohne Z\u00f6gern richtig nachgesungen wurden, konnte es bei anderen Intervallen nur mit einer gewissen Anstrengung geschehen (kleine Sexte, kleine Septime, Tritonus, grofse Septime). Das Nachsingen der grofsen Septime und des Tritonus schien bisweilen eine beinahe un\u00fcberwindliche Schwierigkeit zu bieten. Diese Schritte wurden stets in leichtere verwandelt, ohne dafs die Vp. etwas davon merkte1 ; die Substitution anderer Intervalle an ihre Stelle, trat entweder sofort nach der Angabe des Intervalls oder erst nach der Pause auf. Im ersten Fall gab ich das Intervall immer wieder an, bis es richtig nachgesungen wurde; interessant ist aber, dafs dieses wiederholte Angeben manchmal ganz erfolglos blieb; die Vpn. sangen hartn\u00e4ckig immer Quinte oder Quarte statt Tritonus; Oktave oder grofse Sexte statt grofser Septime. Die Tabelle VII, wo die F\u00e4lle richtigen (r) und falschen (f) Nachsingens von Intervallen wie f\u00fcr jede einzelne, so auch f\u00fcr alle Vpn. angegeben sind \u2014 und die Tabelle VIII, welche die Art dieser Verwechslungen enth\u00e4lt, zeigt uns, wie grofs die \u00dcbereinstimmung mit den Resultaten unserer Hauptversuche ist. Ungel\u00e4ufige Intervalle haben wieder die gr\u00f6fste Fehlerzahl: Tritonus 94%, grofse Septime 90%, kleine Septime 65%, kleine Sexte 54%; Oktave und kleine Sekunde sind dagegen stets fehlerfrei nachgesungen worden. Terzen, Sexten nehmen die Mittelstellung ein (vgl. letzte vertikale Rubrik der beiden Tabellen). Die eingeklammerten Zahlen der Tabelle VII entsprechen den F\u00e4llen, wo ein richtiges Nachsingen des Intervalls, trotz allen Bem\u00fchens, den Vpn. nicht gelingen wollte. Die grofse Sekunde und die Quinte zeigen Resultate, die dadurch ung\u00fcnstiger aussehen, als in der Sache begr\u00fcndet ist, dafs Quinte und grofse Sekunde bei den \u201ebesseren\u201c Vpn. nicht oft dargeboten wurden, da sie sie doch stets richtig trafen.\nWas die Fehlerart der falsch gesungenen Intervalle anbetrifft, so finden wir wiederum, erstens \u2014 Schritte \u00e4hnlichen \u00dcbergangserlebnisses miteinander verwechselt, zweitens schwere Schritte\n1 F\u00e4lle, wo die Vp. merkte, dafs sie nicht richtig nachsingt, wurden aus der Tabelle gestrichen, denn sie lassen die M\u00f6glichkeit offen, dafs der Beobachter das richtige Intervall zu singen suchte und nur nicht treffen konnte.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 208]\ndurch gel\u00e4ufige ersetzt. Der letztere Umstand kommt in diesen Versuchsreihen besonders stark darin zur Geltung, dafs an Stelle ungel\u00e4ufiger Schritte in keinem Falle ungel\u00e4ufige, wenn auch dem \u00dcbergangserlebnis nach \u00e4hnliche Intervalle, getreten sind. So ist z. B. statt gr. Septime kein einziges Mal kl. Septime oder Tritonus gesungen worden; Septimen wurden am h\u00e4ufigsten durch Oktave und gr. Sexte ersetzt, Tritonus durch Quarte und Quinte, kl. Sexte durch Quinte. Dieses Resultat enth\u00e4lt nichts Befremdendes, denn es ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs f\u00fcr musikalisch-ungebildete Individuen ungel\u00e4ufige Schritte noch gr\u00f6fsere Schwierigkeiten bieten, als f\u00fcr musikalischgebildete.\nTabelle VIII.\nVerwechslungen beim Nachsingen von Intervallen.\nII 1\tsk\tSk\tt\tT\tq 1\tTr\tQ\ts\tS\tsp\tSp\t0\tSumme der Fehler\tSumme in %\nKl. Sekunde\t\t\t1\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\nGr. Sekunde\t1\t\t1\t2\t\t\t\t\t\t|\t\t\t4\t25\nKl. Terz\t\t\t\t2\t\t\t\t\t\t\t\t\t2\t13,3\nGr. Terz\t\t\t1\t\t1\t\t1\t\t\t\t\t\t3\t15,8\nQuarte\t\t\t1\t2\t\t\t3\t\t\t\t\t\t6\t20\nTritonus\t\t\t\t\t25\t\t19\t1\t1\t\t\t\t46\t93,9\nQuinte\t\t\t\t\t4\t\t\t\t\t\t\t1\t5\t21,7\nKl. Sexte\t\t\t\t\t2\t1\t9\t\t\t\t\t2\t13\t54,2\nGr. Sexte\t\t\t\t\t1\t\t\t\t\t\t\t1\t2\t20\nKl. Septime\t\t\t\t\t\t\t1\t\t5\t\t\t5\tH\t64,7\nGr. Septime\t\t\t\t\t2\t\t1\t1\t9\t\t\t15\t81\t90,3\nOktave\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\nDas erste Moment sollte dagegen f\u00fcr gel\u00e4ufige Intervalle von Bedeutung sein und wir finden auch tats\u00e4chlich, dafs leichte Schritte vorzugsweise mit Intervallen \u00e4hnlichen \u00dcbergangserlebnisses verwechselt worden sind : die Quinten mit den Quarten, die beiden Terzen miteinander usw.\nDie eben geschilderten Versuchsergebnisse best\u00e4tigen nicht nur unsere fr\u00fcheren Beobachtungen gegen\u00fcber der Fehler-","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"[DXIV. 209] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 85\nVerteilung und der Art von Verwechslungen, sondern zeugen auch daf\u00fcr, dafs der eigenartige \u00dcbergang von einem Ton zum anderen wirklich erlebt wird, dafs also in unserem Falle die Schwierigkeit des Nachsingens gewisser Intervalle auf die Schwierigkeit der nachzubildenden Schritte selbst zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. F\u00fcr das Erlebnis des Schrittes als etwas zu den beiden ihn bildenden Tonh\u00f6hen Hinzukommendes \u2014 sprechen auch die Beobachtungen der Vpn. selbst: So notierte Vp. Fried-l\u00e4nder : \u201eIch suche die beiden gegebenen T\u00f6ne nicht wie zwei getrennte Silben zu behalten, sondern ihr Verh\u00e4ltnis zueinander. Wenn ich den ersten Ton reproduziere, habe ich noch nicht das Bewufstsein des Richtigen oder Falschen; das tritt vielmehr erst beim zweiten Ton ein. Diesen zu treffen bildet die Hauptschwierigkeit.\u201c Ein anderes Mal bemerkte er, nachdem er lange einen Tritonus nicht treffen konnte: \u201eDas Intervall selbst macht Schwierigkeit\u201c und ein paar Minuten sp\u00e4ter bei Angabe der gr. Septime: \u201eEs sind die einzelnen T\u00f6ne leichter nachzusingen, als das Intervall.\u201c \u00c4hnliche Beobachtungen macht auch Vp. Schleuning, indem er sagt, dafs es beim Nachsingen von Intervallen auf etwas anderes ankomme, als beim Nachsingen einzelner T\u00f6ne : \u201eVor dem Erklingen des zweiten Tones noch habe ich das Gef\u00fchl, dafs der Ton schwer nachzusingen ist, was ich nicht bei einzelnen T\u00f6nen bemerkt habe.\u201c Nach einiger Zeit sagte er, dafs es bei Intervallen auf \u00dcberg\u00e4nge ankomme. Er wollte damit offenbar sagen, dafs die Aufmerksamkeit beim Nachsingen von Intervallen nicht auf die einzelnen T\u00f6ne gerichtet sei, sondern auf den \u00dcbergang vom ersten Ton zum zweiten. Die Beobachtung, dafs einzelne T\u00f6ne leichter nachzusingen sind, wiederholt sich bei jeder Vp. und stets nach dem Nachsingen un gel\u00e4ufiger Intervalle. Dagegen finden wir nicht selten nach dem Singen von Oktave, Quinte, Sekunden Bemerkungen \u201eleicht\u201c, \u201esehr leicht\u201c, \u201eeinfach nachzusingen\u201c. Sehr interessant ist, wie die Vpn. allm\u00e4hlich merken, dafs Intervalle ver schieden schwer sind, z. B. beobachtete Gothot in den letzten Versuchstagen oft, dafs er nach der Pause ein einfacheres Intervall sang, als unmittelbar nach der Angabe: \u201eIch habe den Eindruck, dafs in der Erinnerung die Intervalle sich vereinfachen, also ein kompliziertes Verh\u00e4ltnis zu einem ein-","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 210J\nf\u00e4cheren wird.\u201c So hatte er in der ersten Zeit nie gemerkt, dafs die gr. Septime sich stets nach der Pause in Oktave verwandelte, obwohl er die Oktave an und f\u00fcr sich kannte. Am letzten Versuchstag aber sagte er, als er wieder Oktave statt gr. Septime sang: \u201eNein, falsch; es war keine Oktave gegeben \u2014 war schwer nachzusingen.\u201c (Nach einigem Herumsuchen sang er die gr. Sext und erkl\u00e4rte sie f\u00fcr richtig.) Fbiedl\u00e4ndee, welcher f\u00fcr Versuche dieser Art vielleicht schon zu musikalisch war, merkte nach einigen Versuchstagen nicht nur Unterschiede in der Schwierigkeit des Nachsingens, sondern auch qualitative Verschiedenheiten musikalischer Schritte. Wenn er z. B. eine Quinte statt Tritonus gesungen hatte, sagte er, dafs er bei dem von ihm gesungenen Intervall die \u201erichtige F\u00e4rbung vermisse\u201c, \u201eden richtigen Charakter nicht finde\u201c. \u201eOb ich ein Intervall richtig nachgesungen habe oder nicht, beurteile ich h\u00e4ufig an einer gewissen F\u00e4rbung, je nachdem sie mit der gegebenen \u00fcbereinstimmt oder nicht. Fr\u00fcher hatte ich es nicht beobachtet.\u201c Sobald die Vp. so weit ist, dafs sie qualitative Unterschiede verschiedener Schritte merkt, beginnen die grofsen Fortschritte im Nachsingen und Erkennen von Intervallen; der Beobachter reproduziert das Intervall als solches, wenn er auch nicht die Benennung dazu kennt. \u2014 Es w\u00e4re vielleicht noch folgender Einwand hinsichtlich der gesungenen Schritte m\u00f6glich: K\u00f6nnten nicht die eben geschilderten Verwechslungen durch Ver\u00e4nderung der einzelnen, den Schritt bildenden Tonh\u00f6hen verursacht worden sein? Mit der Ver\u00e4nderung der Tonh\u00f6hen m\u00fcfste sich ja auch das \u00dcbergangserlebnis \u00e4ndern. Ich will nicht in Abrede stellen, dafs einzelne Tonh\u00f6hen ebenfalls nach einem gewissen Zeitintervall Ver\u00e4nderungen erleiden k\u00f6nnen, wie denn z. B. Wolfe1 und Whipple2 wiederholt dergleichen beobachtet haben ; doch scheinen mir solche Ver\u00e4nderungen in unserem Falle eine nur untergeordnete Rolle zu spielen. Denn gelang z. B. meinen Vpn. manchmal nicht, ein gegebenes Intervall richtig zu treffen, so liefs ich jeden Ton desselben Schrittes einzeln nachsingen.\n1\tWolfe. Wundts Phil Stud, 3.\n2\tWhipple. Discrimination of clangs and tones. Amer. Journ. of Psychol 12, S. 430, 432.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 211] Eas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 87\nEs ging ohne weiteres. Unmittelbar darauf gab ich das aus denselben T\u00f6nen gebildete Intervall wieder und liefs nach Angabe des zweiten Tones beide T\u00f6ne nachsingen \u2014 sofort waren die bekannten Substitutionen da. Die Schwierigkeit konnte auch nicht darin liegen, dafs die Vpn. nach Angabe zweier T\u00f6ne zu singen hatten; denn dieselbe Bedingung war ja auch beim Nachsingen von Oktaven, Sekunden und Terzen gegeben, und diese wurden ohne jede Anstrengung richtig getroffen.\nEs w\u00e4re nach dem obigen Einwand nicht einzusehen, weshalb die einzelnen T\u00f6ne eine gr\u00f6fsere Tendenz zur Ver\u00e4nderung haben sollten, wenn ein Tritonus c\u2014fis gegeben, als wenn eine Quarte c\u2014f dargeboten ist, zumal die Tonh\u00f6hen*fast dieselben sind. Ferner w\u00e4re unverst\u00e4ndlich, weshalb die Tonh\u00f6hen sich stets so ver\u00e4ndern sollten, dafs sich ein gel\u00e4ufiges Intervall ergibt; es k\u00f6nnte doch leicht geschehen, dafs z. B. die Tonh\u00f6he g der Quinte c\u2014g sich ein wenig vertiefte und das Intervall sich infolgedessen in Tritonus c\u2014fis verwandelte ; eine solche Substitution hat aber, wie wir sahen, nie stattgefunden; die Tonh\u00f6hen ver\u00e4nderten sich stets in der Richtung gel\u00e4ufiger Intervalle; dabei erh\u00f6hte oder vertiefte sich entweder der tiefere oder der h\u00f6here oder beide T\u00f6ne ; z. B. verwandelte sich ein Tritonus c~fis entweder in Quarte (cis\u2014fis, \u00f6dere\u2014f, oder c\u2014fis (c zu hoch, fis zu tief)) oder in Quinte (h\u2014fis, c\u2014g oder c\u2014fis). Auch war nicht zu beobachten, dafs der erste Intevallton mehr leide, als der zweite, was nach den Voraussetzungen dieses Einwandes zu erwarten w\u00e4re: der fr\u00fcher angeschlagene Ton sollte auch schneller vergessen werden. Wir werden also zu der Annahme zur\u00fcckgef\u00fchrt, dafs f\u00fcr die Ver\u00e4nderung der Tonh\u00f6hen in unserem Falle das ungewohnte \u00dcbergangserlebnis ausschlaggebend war.1\nIch m\u00f6chte noch auf eine Erscheinung hinweisen, welche den gegenw\u00e4rtigen, wie auch den fr\u00fcheren Versuchen gemeinsam ist. Es handelt sich um die L\u00e4nge des Zeitintervalls,\n1 In welchem Sinne unter Umst\u00e4nden auch Abweichungen der einzelnen Tonh\u00f6hen das (beurteilte oder nachgesungene) Intervall beeinflussen, wird sich weiterhin bei dem Nachweis des \u201enormalen Falschh\u00f6rens\u201c zeigen.","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nGatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 212J\nw\u00e4hrenddessen die Schritte im Ged\u00e4chtnis noch unver\u00e4ndert bleiben. Die Pause, nach welcher nachgesungen war, konnte in den wenigen Versuchen zu wenig variiert werden (vgl. S. 81), um diese Frage allgemein zu beantworten. F\u00fcr einige Intervalle aber ist trotzdem eine Entscheidung m\u00f6glich. Vor allen Dingen ist klar, dafs ungel\u00e4ufige Schritte schon nach einem viel k\u00fcrzeren Zeitintervall ver\u00e4ndert sind, als gel\u00e4ufige. Wir sahen, dafs gr. Septime und Tritonus bereits beim ersten Nachsingen (also kaum 2 Sekunden nach der Angabe des Intervalls) sich als ver\u00e4ndert erwiesen. Bei etwa 20 Sekunden (dem am h\u00e4ufigsten verwandten Zeitintervall) war die gr\u00f6fste Zahl ungel\u00e4ufiger Schritte schon f\u00e4lsch, die Mehrzahl gel\u00e4ufiger aber noch richtig nachgesungen worden. Nach 30 Sekunden kommen auch bei gel\u00e4ufigen Intervallen nicht selten Fehler vor; die kl. Sekunde und Oktave allein bleiben fehlerfrei. Auch bei 40 Sekunden (dem gr\u00f6fsten Zeitintervall, das ich \u00fcberhaupt verwandte) ergaben sich noch richtige F\u00e4lle.\nBei meinen Hauptversuchen war die n\u00e4mliche Erscheinung nur indirekt zu beobachten. Wurde z. B. eine Quinte nicht unmittelbar erkannt, sondern nur mit Hilfe der Tonleiter, der eingeschobenen Terz oder anderer mittelbarer Kriterien, so konnten die Vpn. l\u00e4ngere Zeit die Quinte kontrollieren, ohne dafs sie dadurch eine Ver\u00e4nderung erlitt. Anders bei ungel\u00e4ufigen Intervallen. Schon nach dem ersten Nachpr\u00fcfen wurde der Beobachter oft ganz unsicher und bat bisweilen um wiederholte Angabe des Intervalls. Da ich die Wiederholungen notierte, so liefs sich feststellen, dafs sie viel h\u00e4ufiger da stattgefunden haben, wo ungel\u00e4ufige Intervalle zur Beurteilung vorgelegt waren. In den Aussagen der Vpn., die ich sp\u00e4ter (im Anhang) angeben werde, finden wir denn auch Beobachtungen dar\u00fcber, dafs ungel\u00e4ufige Intervalle schneller vergessen werden, als gel\u00e4ufige.\nDie weitgehende \u00dcbereinstimmung der Resultate beider Versuchsarten, obwohl in den Hauptversuchen das laute Nach-singen nur gelegentlich vorkommt, f\u00fchrt zu der Vermutung, dafs die Fehler nicht etwa bei der einen Art (den Nachsinge-versuchen) ganz auf peripher - motorische Einfl\u00fcsse zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, sondern bei beiden Arten durch die gleiche Ur-","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 213] -Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. $9\nsache, eben die Modifikation bei der inneren Reproduktion zu erkl\u00e4ren sind.\nEndlich bleibt uns noch eine Frage zu beantworten : wie kommt es, dafs die Substitution gel\u00e4ufiger Intervalle an Stelle ungel\u00e4ufiger, deren Ubergangserlebnisse qualitativ ganz verschieden sind, auch bei gut musikalischen Ypn. auftrat (erste Versuchsgruppe), welche in mittleren Regionen Intervalle fehlerfrei beurteilen? Hier m\u00fcssen wir uns daran erinnern, dafs die hohe Lage der T\u00f6ne und die ungewohnte Klangfarbe in dieser Region die Beurteilung sehr erschwerten. Infolgedessen dauerte das Urteil l\u00e4ngere Zeit als sonst, besonders bei ungel\u00e4ufigen Intervallen, und da die letzteren \u00fcberhaupt schneller vergessen werden, so mufste die Verl\u00e4ngerung der Urteilszei haupts\u00e4chlich die ungel\u00e4ufigen Schritte beeintr\u00e4chtigen.\nAlle die eben, haupts\u00e4chlich an der 3gestr. Oktave, beobachteten Erscheinungen finden wir in der 4gestr. Oktave wieder, zum Teil im st\u00e4rkeren Mafse, nimmt doch die Gesamtzahl der Fehler in dieser Region bedeutend zu. Ich m\u00f6chte aber die 4 gestr. Oktave besonders besprechen, da sich hier manche Tatsachen gezeigt haben, welche den geschilderten gegen\u00fcber a uff allen. Und zwar sind es die folgenden :\n1.\tEinige Beobachter (Hartmann, Sachs, Albin), welche die Intervalle in der 3 gestr. Oktave noch recht gut beurteilt haben, geben in der 4gestr. Oktave mehr falsche Urteile ab, als andere Vpn., die in der 3 gestr. Oktave nicht dieselbe Fertigkeit im Erkennen von Intervallen zeigten.\n2.\tManche Intervalle, welche in der 3 gestr. Oktave stets am besten beurteilt worden sind, weisen in der 4 gestr. Oktave beinahe die gr\u00f6fste Fehlerzahl auf; so die Oktave und die gr. Sexte (siehe Tabelle IV).\n3.\tDiese Intervalle sind h\u00e4ufig mit den n\u00e4chstliegenden verwechselt worden, deren \u00dcbergangserlebnis viel ungel\u00e4ufiger ist, als das der vorgelegten. So ist z. B. die Oktave 17,5 mal f\u00fcr gr. Septime, Quinte 5,5 mal f\u00fcr Tritonus erkl\u00e4rt worden, was merkw\u00fcrdig genug ist, da in der 3 gestr. Oktave (bis auf 2 Ausnahmen) nur Verwechslungen der umgekehrten Art vorgekommen sind.\n4.\tDie Verwandlung leichter Schritte in schwere, ist vorzugsweise bei Intervallen zu beobachten, wo der obere Ton","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 214]\nauf die Tonh\u00f6hen g4, a\\ ... db f\u00e4llt. Die Tabelle IX von Vp. Hartmann l\u00e4fst die genannten F\u00e4lle leicht \u00fcbersehen. In der Vertikalreihe links stehen die Namen der gegebenen Intervalle ; in den Kolumnen rechts sind die angegebenen Intervalle innerhalb der 4gestr. Oktave notiert. + bedeutet richtig; statt \u2014 ist die betreffende Verwechslung angegeben.\nWir sehen die Terz g\u2014h mit kl. Terz, die Quarten e\u2014a, g\u2014c mit gr. Terz, die Quinte e\u2014h mit Tritonus, die kl. Sexten e\u2014c mit Quinte verwechselt. F\u00fcr kl. Septime, gr. Septime und Oktave sind fast ausschliefslichdie kleineren Schritte bis zur gr. Sext substituiert worden. Besonders auffallend sind die Verwechslungen der Oktave, welche in zwei, durch ein gr\u00f6fseres Zeitintervall voneinander getrennten Serien die gleichen bleiben, h3\u2014h4 ist f\u00fcr gr. Septime, c4\u2014c5 f\u00fcr kl. Septime, d4\u2014db f\u00fcr gr. Sexte erkl\u00e4rt worden.\nZu diesen Beobachtungen, die wir aufser bei Hartmann auch bei anderen Vpn. wiederfinden (vgl. Tabelle von Vp. Sachs), kommen noch andere hinzu, n\u00e4mlich, dafs Vpn. mit absolutem Tonbewufstsein Tonh\u00f6hen von a4\u2014db f\u00fcr zu tief erkl\u00e4rten. Bei kl. Sexte e4\u2014cb war Vp. M\u00fcller schwankend, ob nicht e\u2014h vorl\u00e4ge. Bei Tritonus f4\u2014h4 bemerkt er: \u201eh erscheint zu tief\u201c; bei gr. Sexte c4\u2014 a4 und kl. Septime h3\u2014a4\\ \u201ea zu tief\u201c ; a4 und h4 findet er noch mehrmals um eine Idee vertieft. Endlich hat er db\u2014d4 als cis\u2014d beurteilt und eb dreimal f\u00fcr d, einmal f\u00fcr \u201ees\u201c gehalten. Bei Vp. B\u00f6ttcher scheint eine Vertiefung bei cb (zweimal als h) und db (als c beurteilt) einzutreten. Vp. Dr. v. Hornbostel h\u00e4lt ein h4 f\u00fcr h mit a-Charakter, h4\u2014cb f\u00fcr a\u2014b, f4\u2014c5 f\u00fcr f\u2014h oder f\u2014ci; db f\u00fcr h\\ cb f\u00fcr einen Ton zwischen a und 7^. Vp. Dr. Abraham beurteilt a4 manchmal als gis, cb in den meisten F\u00e4llen als k.\nEs sind also wiederum Fehler und Verstimmungen da zu beobachten, wo der h\u00f6here Ton des gegebenen Schrittes am Ende der viergestrichenen Oktave liegt.\nEndlich merkte ich bei gelegentlichem Nachsingen von Intervallen dieser Region, wie an mir selbst, so auch an manchen Vpn. die Tendenz den h\u00f6heren Ton zu tief nachzusingen.\nAlle diese Tatsachen f\u00fchrten mich zu der Hypothese, dafs die wahr ge nommenen Tonh\u00f6hen in der zweiten","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle IX.\nj- bedeutet richtig; statt \u2014 die betreffende Verwechslung.\n[LXIV. 215] Eas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer nsw. 91\nh\nui\nd\n>\n\u00a9\n<S\n\u25a0+3\n4\no\n\u00a9\n:\t4 4 4\t\tH\t\tO\u2019\t-u\tEH\t4-3\t\to*\t\tNI 73\ta\t\n? 4 7\t\tgj\t\t\u00a9\tHS | \u00ab\t\tgj\t\tGJ\tp p HS\t\t\n\tI\t|\t\t|\tGC\t\tj\t\t1\t1\t\t\n|\t\u00d6\tr\u00ab\t\u00d6S\t\tvL\t\t'S.\t\u00f6s\t\t\t\tHS\t\t\t\n+ + +\t4\t4\t\ter ^\tCT1\t<y\t\ta\t\tUl\tUl\tS' IO\n\u00f6i !\t4\t? \u201e\u00ab0\t\u00d6\t\tHg hL\t\"6 r5\u00a3 \u00b0 1 ^\t\u00cf l\t\tgj i\t\tY\t\u00a9 1\t\t02 P\n\u00abe. 4 \u00e8\t\t\t\t\u00a9\t\u00a9\tHS\t\t\t\t\u00a9\t1 \u00a9\t\tCO\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tCM\n4- 4-\t4 '\t'\tUl\t4\t4\t\tCT1 4\tCT1\t4\t\tUl\t\tUl\tUl\t\nHS\t\u00f6s II\t\tV\tQO\t\u00d6S\t\u00a9\t\u00d6\t\t\u00f6\t\tY\t4\t\t\n1 1 !\t<^>\tGJ\t<^>\t\u00a9\tl GJ\tGJ\t\u00a9\t|\tI \u00a9\t\u00a9\t\t\t\ti\t\t\t\n4 4 4\t\t\u25a0+3\t\tCT1\t02\tO*\tp- 02\t\tUl\t\tUl\tUl\t\n!\t\u00a9\ths III\t1\t\u00a9\tHS\t\u00cf\tHS 1 W\t\tGJ\t\t<D\tT\t\t\nIJ ^\t\u00ab\t*\t1 \u00d6S\t\u00d6S\t4\tY\tGO\t\t\t\ti\t1 HS\t\t\n4 4 4 \u00d6S\t4\t4\t\ter +\t<y\t02\t\tUl\t\tPh CG\tp. 02\tS' co\n\u00abft Y.\t\t<s\t\tpS*\t\u00a9\t4\t\t\u00a9\t\t\tGJ\t\t02\nJO\t1\tI\tj\tI\tI\tI\t\t|\t\t1\tI\t\tP\n1 \u00ab\u00df.\te\t4\t\t4\t\t\t\t4\t\tgj\t1 GJ\t\t\u00f6S O\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tCM\n4 + 4\t_|_ 1\tH\t\t4 +\to*\t4\t\tUl\t\tP4 02\tA Ul\t\nY 7 f\t\u00a9\tY\tt\t\t\u00a9\t\u00d6 i\ti\t\t\u00d6 j\t\t|\tY\t\t\no\t\u00a9\tGJ\tgj\tgj\t1 1 \u00a9\t\u00a9\t\ti\t\tI GJ\t\t\t\n4-\t4-\t4\t\tH\t\ter +\tUl\t4\t\tUl\t\tEh\tUl\t\n1\t\u00a9\t*S\u201c\tHS 1 1 1\t\t\u00a9\t4\t0 1\tHS 1 \u00a9 1\t\tgj\t\t\tHS |\t\t\n\\ \u00c0 \u00e8 i\t<L>\t\u00d6S\t. 1 \u25a0+\u2014\tJ\tso\t1 \u00abtg.\t\u00d6S\t\t\t\t\t1 HS\t\t\n4 4 4\t4\tEH\t\t^ H\t<y\t4\t\tUl\t\tA m\tp, CO\tS' co\n\u00a9\nUl\n& 9\nS 5\nrt O\n\n^8,\nOQ\t1 T5 co\tGj\t\u00f6 1\tT\t4\tY\tGJ\tpS\u00bb |\t\u00cf\t4\tGJ !\tvS-\nhH\t| ^ vL\t\u00d6\t4\t\t4\tGD\tGD\t\tl\u201cG5\t1 GJ\t! <D\tiO oT tH\n4 4\n4 4\n4 C? 4\nH3\no\np.\nm\n:| Y-\t\t\tGD 1\tY\t*5. 1\tf\tGJ\t\u00f6 1\t1+1\t\n\u00abD\tGJ\tGD\tGJ\tGJ\t\u00a9\tO\tGD\t\u00a9\trSi\tGJ\ni\t\u00a9 ! H3 ;|\tp\t\u00a9 H3 p\t\t\t\t\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9 a\t\u00a9 S\n! P I\t\u00a9 02\t4 \u00a9 Ul\t. Terz\t. Terz\to 4-3 U c3\tCD P P o\t\u00a9 +3 P \u25a0\u2022\u25a0pH\t-M H \u00a9 Ul\tM \u00a9 OD\t+3 P( CD Ul\t+3 P< \u00a9 Ul\n!\ti\u2014;\tJ\tf\u2014H\t\t\t4\tP\t\tPH\tB\tSh\t\n1\t:! w\tO\tM\tO\t<y\tEH\tO*\t4|\to\tM\tO\n\u00a9\n>\nSS\n4\nO","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 216]\nH\u00e4lfte der viergestrichenen und in der f\u00fcnicest rieh enen Oktave von dem abweichen, was man der Schwingungszahl nach erwarten sollte. Diese Annahme ist so neu und auffallend, dafs ich zuerst mich vergewisserte, ob nicht die T\u00f6ne in dieser Region stets zu tief gestimmt worden sind. Diese Bef\u00fcrchtung erwies sich aber nach wiederholter Pr\u00fcfung als unbegr\u00fcndet, denn die betreffenden T\u00f6ne gaben mit den gleichnamigen T\u00f6nen der dreigestrichenen Oktave stets schwebungsfreie Oktaven. Auch waren die richtigen Differenzt\u00f6ne da. \u00dcberdies wurden dieselben T\u00f6ne a* ... cb an denselben Tagen von manchen Ypn. falsch, von anderen aber ganz richtig aufgefafst.\nEs bleibt also die fr\u00fchere Annahme wahrscheinlicher, dafs von etwa g4 an die in der mittleren Skala allgemein g\u00fcltigen Beziehungen zwischen der Schwingungszahlenreihe und der Tonh\u00f6henreihe gest\u00f6rt sind. Und zwar ist nach den begangenen Verwechslungen zu erwarten, dafs die Abweichung der einen Reihe gegen die andere zun\u00e4chst nur sehr gering ist, dann fortw\u00e4hrend w\u00e4chst, bis sie einen halben Ton, dann einen ganzen Ton und auch gr\u00f6fsere Betr\u00e4ge erreicht; z. B. scheint bei Vp. Hartmann \u00e44 etwa um eine kl. Sekunde, cb um eine gr. Sekunde, d5 um eine kl. Terz gegen die zu erwartende H\u00f6he nach der Tiefe zu verschoben zu sein (siehe Tab. IX)\nDie eben mitgeteilten F\u00e4lle allein gen\u00fcgen aber keineswegs, um die Annahme einer Tonh\u00f6henverschiebung zu recht-fertigen, denn es handelte sich bis jetzt meist um Intervalle, nicht um einzelne Tonh\u00f6hen. Ich mufste die Hypothese auf andere Weise zu best\u00e4tigen suchen. Wirklich liefs sich eine Best\u00e4tigung in Versuchen1 erzielen, bei denen die Vpn. aufgefordert wurden, einzelne T\u00f6ne der 4- und \u00f6gestr. Oktave nachzusingen. Ich benutzte dieselben Orgelpfeifen, wie in den Hauptversuchen und bat die Vpn. der ersten Versuchsart an den neuen Versuchen teilzunehmen. Leider waren einige von ihnen nicht mehr in Berlin, andere durch eigene Arbeit zu sehr in Anspruch genommen, so dafs ich\n1 Zu den Versuchen hat mir Herr Dr. K\u00f6hler geraten, welcher unabh\u00e4ngig von mir auf dieselbe Vermutung kam.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIY. 217] -Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 93\nnur mit 5 Vpn. arbeiten und auch mit diesen nur eine geringe Zahl von Versuchen machen konnte. Andere Beobachter heranzuziehen unterliefs ich, weil es mir zun\u00e4chst nur auf den Vergleich mit meinen Hauptversuchen ankam und weil f\u00fcr eine ausgedehntere Untersuchung der Frage das Verfahren zu primitiv war. Die von der Vp. nachgesungenen T\u00f6ne wurden n\u00e4mlich nur an den im Institut vorhandenen K\u00d6NiGschen Stimmgabeln (chromatische Leiter c2 \u2014 c3, diatonische c3\u2014c4) gepr\u00fcft, welche wegen ihrer geringen Anzahl Unterschiede von weniger als einem halben Ton nur sch\u00e4tzungsweise erkennen lassen. Die Vpn. selbst und ich haben die feineren Abweichungen von den Halbt\u00f6nen zu bestimmen gesucht, wodurch in der Tabelle X Bezeichnungen entstanden, wie -|-t (\u00bbder richtige Ton\u201c aber etwas zu tief) oder a\u2014b (ungef\u00e4hr in der Mitte zwischen a und b liegend) usw. Die Vpn. waren \u00fcber den Zweck der Versuche, sowie \u00fcber ihre T\u00e4uschungen beim Nachsingen nicht unterrichtet; sie halfen mir nur die Abweichung des von ihnen gesungenen Tones von dem Stimmgabelton, den ich als den n\u00e4chstliegenden erkannt hatte, genauer zu bestimmen.\nDie Tabelle X zeigt wie die Tonh\u00f6hen <74 ...... ab von\njedem Beobachter nachgesungen worden sind. Sie zeigt ferner, dafs die Tonh\u00f6hen Verschiebungen je nach dem Individuum in verschiedener H\u00f6he einsetzen. So sind bei Sachs schon e4 und f4 eine Spur vertieft; fis4, #4, a4 erscheinen um einen halben Ton tiefer, &4 bisweilen schon um einen Ganzton, c5 um eine gr. Sekunde oder kl. Terz. Von db an wird sein Nachsingen v\u00f6llig falsch. Meistens sang er f\u00fcr eine gegebene Tonh\u00f6he oberhalb von c5 den Ton a ; wahrscheinlich aus dem Grunde, dafs er diese Tonh\u00f6he besonders sicher absolut reproduzieren konnte. Bei Vp. Albin beginnt die Vertiefung auch ziemlich fr\u00fch; es kommen aber bis a4 F\u00e4lle richtigen Nach-singens vor, die Vertiefung betr\u00e4gt bis ab einen halben Ton, w\u00e4hrend bei Vp. Sachs \u00e44 und c5 schon um einen Ganzton verschoben sind. Von fh ab wird auch bei Vp. Albin das Nachsingen ganz unregelm\u00e4fsig. Bei Vpn. Hartmann und Rupp beginnt die Vertiefung bei a4; bei dem ersteren sehen wir aber schon d'\u00b0 um gr\u00f6fsere Betr\u00e4ge verschoben, w\u00e4hrend die Verstimmung bei Vp. Rupp bis fb vorwiegend einen Halbton be-","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nCatkarina v. Maltzew.\n[LXIV. 218]\nTabelle X.\nNachsingen von Einzelt\u00f6nen in der 4 u. \u00d6gestr. Oktave. a, gis usw- = T\u00f6ne, die statt des richtigen Tones gesungen worden sind. + = richtig,\n-j-t = etwas zu tief, a\u2014cl \u2014 zwischen den T\u00f6nen a und d.\n\tVersuchs- personen-\u00bb Die gegebenen T\u00f6ne\tSachs\tAlbin\tHabtmann 1\tR\u00fcpp\tRegener\n1.\td4\t+ +t +\t+ +t\t+\t+\t\t\n2.\te4\t-j-t dis, dis, dish\t+t\t+\t+ +\t+\n3.\t/'4\t+ +t e~f\t-K \u00ab, e\t++\t+t\t+ + +\n4.\tfis4\tf, f, f, f\t+,f\t+t +t +t\t/\t\u2014\n5.\t\tfis, fis, fis\t+ -j-t, fis\t+++\t+\t+ +\n6.\tax\tgis, gis, gis gis, gis, g\tgis, gis\tgis, gis, gis\tgis\t-f- -j-t -j-t\n7.\t&4\ta, a, a\t+t a\ta, a, a\ta\t-j\u2014|-t a\u2014-b\n8.\thx\tb, a\u2014b, a\u2014b, a\tb, b, b\tb, b, b\tb, b, b\t-j-t -j-t, b\u2014h\n9. :\tcB\th, b, b, a, a\th, h\th, h, b\u2014h\th\tH\u2014i\u20141\u2014j-t -j-|\n10.\tdb\ta, a, a, a\tcis, c, c\tb, a\u2014b, a\tcis\u2014d, cis j\t+\u00bb+t,-j-t,\u201cKH\" a\n11.\tcB\tb, a, a, a\td, d, h\th, b, g\tdis, d\t-j-t, dis, h, b\u2014h, b, b\n12.\tr\ta, gis\u2014a\th, ht, b\tb\te\u2014f\tc, c, h, b, b\n13.\tfis5\ta, h\tc, b\ta, f\t\u2014\t\u2014\ni4. i\t9h\ta, a\tc, b\tb, 6h\te\tb\n\u201c1\ta5 ;\ta\tgis\t\u2014\tt\te, d","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 219] E)as Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 95\ntr\u00e4gt. Der Verschiebungsbetrag bei Frl\u2018 Regenek endlich ist gering und war von g4\u2014db zu konstatieren. Von eb an wird ihr Nachsingen schon unregelm\u00e4fsig.\nDiese bei Individuen mit normalem Geh\u00f6r in hohen Regionen beobachtete St\u00f6rung der Parallelit\u00e4t zwischen Tonh\u00f6he und Schwingungszahl ist analog der in pathologischen F\u00e4llen auch in mittleren Oktaven wiederholt beobachteten, welche als pathologisches \u201eFalschh\u00f6ren\u201c bezeichnet wird. Zum Unterschied von den pathologischen, wollen wir unsere F\u00e4lle, als solche \u201enormalen Falschh\u00f6rens\u201c bezeichnen.\nMan k\u00f6nnte diese Tonh\u00f6henverschiebungen dadurch zu erkl\u00e4ren suchen, dafs das Nachsingen so hoher T\u00f6ne an sich besonders schwer sei. Dagegen liegen aber schwere Bedenken vor: Erstens, haben die Vpn. kaum Schwierigkeiten im Nachsingen von T\u00f6nen wenigstens der 4 gestr. Oktave gehabt, trotzdem das Falschh\u00f6ren bei einigen von ihnen schon in Kraft getreten war.1 Alle Beobachter gaben \u00fcbereinstimmend zu Protokoll, dafs das Nachsingen in dieser Region leicht, unmittelbar geschehe und dafs sie sicher seien, richtig nachgesungen zu haben. So bemerkte Vp. Sachs zu g4 \u201eganz sicher\u201c, zu V \u201eziemlich leicht\u201c, bei \u00c44 \u201eleicht\u201c, bei c5 zweimal \u201esicher\u201c, einmal \u201eunsicher\u201c. Erst bei db wurde ihm das Nachsingen schwierig.\n2. Bei allen Vpn. finden wir die Beobachtung, dafs das Nachsingen unmittelbar geschieht, ohne dafs eine \u00dcbertragung in die Mittellage n\u00f6tig w\u00e4re. So schreibt Rupp : \u201eIch bin mir nicht bewufst den Ton vor dem Singen in die Falsetoktave \u00fcbertragen zu haben\u201c. Ferner finden wir bei Vp. Sachs die Bemerkung, dafs \u00dcbertragung nur bei den ersten Versuchen n\u00f6tig war ; sp\u00e4ter macht er wiederholt folgende Aussagen : \u201eDas Nachsingen geschieht ohne weiteres, ohne \u00dcbertragungen\u201c; \u201ewie viel Oktaven dazwischen liegen, davon habe ich niemals die geringste Vorstellung\u201c und weiter: \u201eEine \u00dcbertragung in die tieferen Oktaven findet nicht statt, h\u00f6chstens hat man den Eindruck, dafs man eine Oktave tiefer singt\u201c. Das gilt aber in gleicher Weise f\u00fcr jede Oktave, die h\u00f6her als das Gebiet\n1 Worin aber die Schwierigkeit des Nachsingens von T\u00f6nen der 5 gestr. Oktave besteht, werden wir weiterhin kennen lernen.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 220]\nder menschlichen Stimme liegt; und da keine Fehler im Nachsingen der 3- und Anfang der 4gestr. Oktave gemacht worden sind, so ist nicht einzusehen, welche Schwierigkeit pl\u00f6tzlich in der Mitte der 4gestr. Oktave auftreten sollte.\n3.\tDa das Nachsingen in der tieferen Oktave vor sich geht, ist nicht einzusehen, weshalb die Schwierigkeit nicht auch einmal dahin wirkt, zu hoch nachzusingen, zumal die d\u00fcnne, stechende Klangfarbe eher zu einer Erh\u00f6hung ver-anlafste.\n4.\tDieselben Tonh\u00f6henverschiebungen waren auch in F\u00e4llen, wo nicht nachgesungen wurde, zu beobachten wie a) bei Bestimmung absoluter Tonh\u00f6hen durch Vpn. Hornbostel, M\u00fcller, B\u00f6ttcher und Abraham, wie ich schon erw\u00e4hnt habe, wie endlich b) bei meinen Hauptversuchen, wo ebenfalls die gegebenen sukzessiven Intervalle nicht nachgesungen wurden und doch die Verwechslungen in der zweiten H\u00e4lfte der 4gestr. Oktave auf Tonh\u00f6henverschiebungen der gekennzeichneten Art hin weisen.\nDurch das \u201enormale Falschh\u00f6ren\u201c wird erst die Tatsache verst\u00e4ndlich, dafs gel\u00e4ufige Intervalle, besonders Oktave und gr. Sexte, welche in der 3 gestr. Oktave auch von weniger musikalischen Vpn. beinahe fehlerfrei beurteilt werden, in der 4 gestr. Oktave so viele und so \u00fcberraschende Verwechslungen aufweisen.\nDenn der h\u00f6here Ton der Oktave (hn\u2014\u00e44, c4\u2014c5, d4,\u2014db) fiel ja bei den meisten Vpn. in das vom normalen Falschh\u00f6ren schon getroffene Gebiet; ebenso bei der gr. Sexte (c4\u2014a4, d^\u2014h4 und g4\u2014e5). Infolgedessen wurde oft die Oktave als grofse Septime oder kl. Septime, die gr. Sexte als kl. Sexte geh\u00f6rt; bei \u201esubjektiv\u201c richtigem Urteil mufsten sich also in solchen F\u00e4llen Resultate ergeben, die wie eine Substitution gel\u00e4ufiger Intervalle durch ungel\u00e4ufige aussehen. Die Fehlerzahlen der 4 gestr. Oktave liefsen schon vermuten, bei welchen Vpn. das normale Falschh\u00f6ren besonders fr\u00fch beginnt, denn manche Beobachter zeigten einen sehr grofsen Zuwachs von Verwechslungen in der 4 gestr. Oktave im Vergleich zu der 3 gestr., so Vp. Sachs \u2014 47,5 Fehler gegen 11 der 3 gestr. Oktave; Vp. Hartmann \u2014 40 gegen 1,4; Vp. Albin \u2014 17 gegen 4; auch war zu erwarten, dafs z. B. bei Frl. Regener","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"[LX1V. 221J Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 97\ndas Falschh\u00f6ren erst sp\u00e4t beginnt, da sie nur 9 Verwechslungen in der 4gestr. Oktave hat gegen 5 der 3gestr. Dagegen war f\u00fcr mich ziemlich unerwartet, dafs bei Vp. Rupp die Tonh\u00f6henverschiebung ziemlich tief (bei a4) beginnt, w\u00e4hrend er in der 4 gestr. Oktave nur 4,5 Verwechslungen hat.1\nHierzu ist allgemein zu bemerken, dafs eine volle Parallelit\u00e4t der Resultate beider Versuchsreihen schwer m\u00f6glich ist, da beim Intervallurteil noch viele Faktoren wirksam sind, welche beim Nachsingen einzelner T\u00f6ne hinwegfallen. Im folgenden habe ich deshalb solche Faktoren und die Wirkungen, welche sie hervorrufen d\u00fcrften, anzugeben versucht:\n1. Es ist zu erwarten, dafs in F\u00e4llen, wo die subjektive Verschiebung der Tonh\u00f6he weniger, als einen halben Ton betr\u00e4gt, das Intervall sich \u00f6fters im Sinne des gel\u00e4ufigeren \u00e4ndert; wenn also z. B. Quinte e4\u2014A4 objektiv gegeben und die Tonh\u00f6he f\u00fcr h noch nicht um einen halben Ton verschoben ist, so kann noch das \u201erichtige\u201c Urteil Quinte abgegeben werden, w\u00e4hrend Tritonus f^\u2014h* unter denselben Bedingungen schon in Quarte verwandelt wird. (Solche F\u00e4lle bei Vpn. Albin, Rupp, Hartmann). 2\n1 Verwechslungen in der 4gestr. Oktave von:\nDr. Rupp:\tFri. Regener:\nAufsteigend Gegeben | Geurteilt\t\tAbsteigend\tAufsteigend\tAbsteigend Gegeben Geurteilt Gegeben Geurteilt Gegeben j Geurteilt\t\t\t\t\t\nTr f\u2014h\tq\tt d\u2014h\tS\tq c\u2014f\tq od. Q\tt g\u2014e\tt od. Sk\n0 d\u2014d\tSp od. 0\tSp e\u2014f\tsp\ts fis\u2014d\tt\tT a-f\tt\nSp f\u2014e\tT\t\t\tS g\u2014e\t0\tQ g\u2014c\t0\n\t\t\t\t\t\tQ h\u2014e\t0 od. Q\n\t\t\t\t\t\ts d\u2014fis\t\u2022 S\n1\t\t\t\t\t\ts c\u2014 e\tQ\n\t\ti\t\t\t\t0 d\u2014d\tNod.Okt.\n2 Diese Erscheinung legt den Gedanken nahe, dafs die Zone, innerhalb deren die Schritte bei Verstimmung noch die gleichen zu bleiben scheinen, um die gel\u00e4ufigen Intervalle weiter ist, als um die ungel\u00e4ufigen; z. B. wird der Quintenschritt bei fortw\u00e4hrender Verstimmung noch lange als Quinte beurteilt, w\u00e4hrend der Tritonus schon bei ganz geringer Verstimmung zur Quarte oder Quinte wird. (Vgl. Gilman S. 15.)\nStumpf, Beitr\u00e4ge VII.\t7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 222]\n2.\tErreicht die Verstimmung den Betrag eines Halbtones, so kommt offenbar alles darauf an, was f\u00fcr ein Intervall dabei resultiert, a) Durch Substitutionserscheinungen kann unter Umst\u00e4nden eine Tonh\u00f6henverschiebung von zu grofsem Betrag vorget\u00e4uscht werden: Wenn z. B. gr. Septime c4\u2014\u00e44 gegeben ist, wo h um einen halben Ton vertieft ist, also eine kl. Septime geh\u00f6rt wird, so kann die ungel\u00e4ufige kl. Septime in gr. Sexte \u00fcbergehen; so ist bei Vp. Sachs c4\u2014h* stets als gr. Sexte beurteilt worden, obwohl er die Tonh\u00f6he \u00e44 nur einmal als a nachgesungen hatte, sonst immer als b, a\u2014b, und ein \u00e4hnlicher Fall liegt wohl bei Vp. Hartmann vor, welcher die Oktave c4\u2014cb f\u00fcr kl. Septime erkl\u00e4rt, w\u00e4hrend cb von ihm noch als h, b\u2014h nachgesungen worden ist.\nb) Die Substitution kann aber auch im entgegengesetzten Sinne wirksam werden. So kann es Vorkommen, dafs z. B. eine Oktave c4\u2014c5, deren h\u00f6herer Ton in das Gebiet des normalen Falschh\u00f6rens f\u00e4llt, doch richtig als Oktave beurteilt wird, weil die gr. Septime, die wegen des Falschh\u00f6rens zun\u00e4chst statt der Oktave im Bewufstsein auftritt, der Tendenz weicht, sich im Ged\u00e4chtnis in ein gel\u00e4ufigeres Intervall, im vorliegenden Fall also in die Oktave zu verwandeln. Entsprechendes gilt von der Quinte, wenn sie als Tritonus geh\u00f6rt wird. Ein Beispiel dieser Art liegt m\u00f6glicherweise in der Tabelle von Vp. Albin vor, der d4\u2014db noch richtig als Oktave beurteilt, trotzdem das Falschh\u00f6ren bei db bereits in Kraft getreten ist. Besonders dieser Punkt (sowie auch der n\u00e4chstfolgende) wird zur Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Tatsache dienen k\u00f6nnen, dafs wie oben erw\u00e4hnt, Vp. Rupp in der 4gestr. Oktave nur 4,5 Fehler hat, obwohl er schon bei a4 Tonh\u00f6henverschiebung zeigt.\n3.\tEndlich m\u00f6chte ich noch darauf hinweisen, dafs ein Intervallurteil unter Umst\u00e4nden v\u00f6llig richtig sein kann, wenn beide Tonh\u00f6hen des vorgelegten Schrittes verschoben sind, n\u00e4mlich, wenn sie beide um ungef\u00e4hr denselben Betrag von der zu erwartenden Tonh\u00f6he abweichen. Das kommt oft vor bei engen Intervallen, weshalb diese durch das Falschh\u00f6ren viel weniger beeintr\u00e4chtigt werden, als die weiten. So sind die kl. Sekunde &4\u2014c4, gr. Sekunde a4\u2014A4, kl. Terz a4\u2014c5 h\u00e4ufig trotz des Falschh\u00f6rens, richtig beurteilt worden. (Tab.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 223] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 99\nHartmann, Sachs, Albin, vor allen Dingen aber Rupp.) Bei dem letzteren nimmt eben das Falschh\u00f6ren mit der H\u00f6he so wenig zn \u2014 noch in der Mitte \u00f6gestr. Oktave betr\u00e4gt es nur einen halben Ton \u2014 dafs die beiden Tonh\u00f6hen eines engen Intervalls im allgemeinen um ann\u00e4hernd denselben Betrag verschoben sind.\nMit diesen Betrachtungen hoffen wir gezeigt zu haben, inwieweit wir berechtigt sind, das normale Falschh\u00f6ren f\u00fcr die Verwechslungen der 4gestr. Oktave verantwortlich zu machen und inwiefern diese durch andere Tendenzen zu erkl\u00e4ren sind. Wir betonen noch einmal, dafs die Verwechslungen in dieser Region durch die Superposition zweier Wirkungen bedingt sind, welche zum Teil nach der gleichen, zum Teil nach entgegengesetzten Richtungen tendieren: einmal eben durch das \u201enormale Falschh\u00f6ren\u201c, welches in der zweiten H\u00e4lfte der 4gestr. Oktave zur Geltung kommt und zweitens, durch die Tendenz, ungel\u00e4ufige Schritte durch gel\u00e4ufige zu ersetzen. Diese Tendenz behauptet sich noch st\u00e4rker, als in der 3gestr. Oktave, da die hohe Lage dem Intervallurteil gr\u00f6fsere Schwierigkeiten bietet und da infolgedessen noch l\u00e4ngere Zeit zur Nachpr\u00fcfung braucht, so dafs die Modifikation ungel\u00e4ufiger Schritte im Ged\u00e4chtnis sehr beg\u00fcnstigt wird.\nZu den eben geschilderten Erscheinungen kommen noch weitere hinzu, sobald wir das Gebiet der \u00f6gestr. Oktave betreten.\n1. Erstens hinsichtlich der Tonh\u00f6he. Betrachten wir wiederum die Tabelle X, welche die Resultate des Nachsingens einzelner T\u00f6ne enth\u00e4lt, so sehen wir, dafs bei c5, dh . . . wde in der 4gestr. Oktave auch im ganzen noch regelm\u00e4fsige Verschiebungen der Tonh\u00f6hen stattgefunden haben, welche je nach dem Individuum eine kl. Sekunde, gr. Sekunde oder kl. Terz betragen. Bei fortschreitender Erh\u00f6hung der T\u00f6ne aber verschwinden allm\u00e4hlich die beobachteten Regelm\u00e4fsig-keiten im Nachsingen: T\u00f6ne gleicher Frequenzzahl werden einmal als h, ein anderes M al als g gesungen, T\u00f6ne verschiedener Frequenzzahl dagegen werden gleich nachgesungen ( Vp. S.). Die Beobachter sind bisweilen ganz ratlos, welche Tonh\u00f6he sie einem gegebenen Ton \u201ezuordnen\u201c sollen, denn alle vorgestellten Tonh\u00f6hen scheinen zu den gegebenen zu passen. Dafs es aus\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 224]\ndiesem Grunde schwer wird, T\u00f6ne der \u00f6gestr. Oktave nachzusingen, betonen alle Beobachter: \u201eIch glaube\u201c schreibt Vp. Sachs, \u201edafs der geh\u00f6rte Ton (d5) gerade die Grenze bildet\u201c. Bei fis5 lesen wir: \u2014 (und dabei wird klar, was Vp. mit \u201eGrenze\u201c meint) \u2014 \u201eder Ton lag \u00fcber der Grenze, innerhalb derer ich die T\u00f6ne unmittelbar, leicht nachsinge ; ich mufs mich hier mit dem geh\u00f6rten Ton gleichsam erst bekannt machen, mufs ihm erst eine Stellung geben, ihn einreihen und dazu ist einige Zeit erforderlich ; erst dann ist \u00fcberhaupt die erste Spur von Sicherheit da\u201c. Ferner Vp. Rupp (gegeben e5, gesungen dis) \u201eich hatte zuerst gar nicht den Eindruck einer bestimmten H\u00f6he ; ich wufste, dafs es ein sehr hoher Ton ist. Aber es war so, wie wenn ich ein e oder i sage: ich kann es in jeder H\u00f6he sagen. Ich war \u00fcberrascht, als ich dann beim Nachsingen doch den Eindruck hatte, der gesungene Ton stimmt mit dem gegebenen \u00fcberein, pafst zu ihm. Ich hatte wieder fast automatisch nachgesungen und kaum herumprobiert\u201c. Am h\u00e4ufigsten wurde eine Tonh\u00f6he f\u00fcr passend erkl\u00e4rt, welche unmittelbar oder kurz vorher gesungen oder angegeben worden war [Perseverationstendenz, vgl. besonders bei Sachs (\u00ab)]. In meinen Hauptversuchen trat diese Schwierigkeit der Zuordnung bestimmter 'Ionh\u00f6hen, sowie die Perseveration von Tonh\u00f6hen, die vorher schon vorgekommen waren, bei Bestimmung der absoluten Tonh\u00f6hen durch daf\u00fcr veranlagte Vpn. besonders deutlich hervor.1 * * So sagte Dr. Abraham, als ich ihm das Intervall e5\u2014ab zur Beurteilung vorgelegt hatte: \u201eDer tiefere Ton etwa \u00e44 oder c5; der obere wurde als a5, b5, c5 vorzustellen versucht: Mit grofsem Erfolg.\u201c Ein anderes Mal: (Gegeben e5\u2014c6) \u201eder tiefere Ton ca. d5, der h\u00f6here wurde als c, m, d, e vorgestellt.\u201c Die Bestimmung der Tonh\u00f6hen wird in der \u00f6gestr. Oktave bei s\u00e4mtlichen Vpn. mit absolutem 1 onbewufstsein schon ganz unsicher (Hornbostel, M\u00fcller, B\u00f6ttcher), und von p an meistens ganz falsch, und zwar\n1 Die gleich anzuf\u00fchrenden Beispiele darf ich deshalb in einer\nReihe mit dem Nachsingen einzelner T\u00f6ne stellen, weil Herr Dr. Abraham\nwiederholt betonte, er h\u00e4tte \u201ekeine Einheitsauffassung zwischen den beiden T\u00f6nen\u201c (also kein \u00dcbergangserlebnis). \u201eDas Intervall wird erst aus den absoluten, wenn auch sehr unsicheren Tonh\u00f6hen erschlossen.\u201c\nDasselbe bei Vp. M\u00fcller und vielfach bei Frl. B\u00f6ttcher.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 225] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw.\nh\u00e4ufig eben so, dafs eine Beharrungstendenz f\u00fcr bestimmte Tonh\u00f6hen pr\u00e4valiert; z. B. f\u00fcr die Tonh\u00f6he h in der Reihe von Dr. Abraham, welcher ich die obigen Beobachtungen entnommen habe. Ein weiteres Beispiel von Perseveration der Tonh\u00f6hen f\u00fchre ich sogleich noch an.\n2. Aufser der Perseverationstendenz f\u00fcr einzelne Tonh\u00f6hen machte sich in der \u00d6gestr. Oktave eine solche auch f\u00fcr die Schritte selbst geltend, indem der Eindruck eines bestimmten Intervalls w\u00e4hrend einer ganzen Reihe von Versuchen wiederkehrte. Wurde z. B. c5 - e5 als gr. Terz erkannt, und gab ich darauf eine Quarte #5-c6, so wurde diese auch f\u00fcr gr. Terz erkl\u00e4rt, das n\u00e4chstfolgende Intervall wieder usw. Manchmal gelang es mir, die Perseverationswirkung dadurch zu zerst\u00f6ren, dafs ich ein Intervall angab, das sicher als \u201eNicht-Terz\u201c bezeichnet werden konnte, bisweilen aber konnte auch durch dieses Mittel die T\u00e4uschung nicht beseitigt werden. \u00dcbrigens perseverierten nicht nur Eindr\u00fccke der richtig beurteilten Schritte, sondern auch h\u00e4ufig solche der falsch beurteilten.\nDie Perseveration von Intervallen kam bei s\u00e4mtlichen Vpn. vor \u2014 die individuellen Unterschiede waren \u00e4ufserst klein (die geringste Beharrungstendenz dieser Art zeigen die Vpn. Hentschel und L\u00f6w). Vier Beispiele von Perseveration aus den, in der 5 gestr. Oktave gegebenen Reihen m\u00f6gen das Gesagte verdeutlichen (Tabelle XI). In der aufsteigenden Reihe von Vp. Braun perseveriert die Oktave (7 Urteile aus 12), in der absteigenden von Vp. Schlussek \u2014 die kl. Terz (auch 7 Urteile aus 12). \u00c4hnliche F\u00e4lle finden sich auch bei anderen Vpn.; so perseverieren bei Vpn. Sachs und Hartmann in bestimmten Reihen die Sekunden, bei Dr. Rupp die gr. Sexte, bei Vp. Goldst\u00fccker die kl. Terz usw. Das sind Beispiele f\u00fcr die Perseveration gel\u00e4ufigerer Intervalle ; relativ sehr selten ist die Beharrungstendenz bei ungel\u00e4ufigen Schritten, wie im Beispiel 3 (Vp. Misch), wo die gr. Septime perseveriert. Die Vp. merkte das selbst und schrieb nach den 3 letzten Versuchen nieder: \u201eAlle Intervalle klingen wie grofse Septimen\u201c. Auch andere Vpn. beobachteten h\u00e4ufig, dafs sie zu oft ein und dasselbe Intervall angaben; indessen konnten sie nichts anderes in die gegebene Tonfolge hineinh\u00f6ren. So sagte Vp. Hartmann, nachdem er eine Reihe von Sekundenurteilen ab-","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"5gestrichene Oktave, -f- richtig; \u2014 falsch.\n102\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 226]\nO\n\u00ab\nA\n\u00ab\nO\n\u00a9\nX\n\u00a9\ni\u00df\n\u00a9\n0\n+\nG\no\n<D\n>\n\u00a9\nCO\n\u00a9\nPL,\nG\nCO rG\n\u2022<?\u00bb o '\u00f6 0D\ngl\n\u00a9 &J0\nG G\nO o\nO\nG\n+\nG\nO\nN\nG\ng\no\nG G\nS os\n\u2019\u2019S\u00ae*\n\u00a9\nx a\nG\n.\u25ba'd O \u00b0 s fb\n+g\n^ EH\n2*\n\u00a9\nG\nfH\nHD\n\u00a9 53 I -U\n03 ^\n\u00e6 <n' \u00a9\n\u00a9 53 G G\n\u00a9\naa\n\u00a9\n\u2022 Sf3-\nHD '\nf-i <\nO\ns\n\u00a3> 0> il 'Sra 5 w O 4-3 \u00b0* G * O-\tr? O rG G \u00a3 \u00a9 CH\tHD s: G \u00ab \u2022G \u00a9 \u00a9 G N G f-' jG \u00a9 o rH co\t:P +* M \u00a9 G \u00ae H co H b \u00a9 \u00ef\u20145 n ,\tO +\n<y\u00a3\tSV.\t\t5^\tO\n. G\tjv.\tI\t\t\nHD .G\t\ti \u00f4i\t\tM\nO f-\t\t\t\tc/2\n\t*> \u00a9\tT\tj\t\t\"T\t? T 1 ?\n\tis 4\t1\t\tc \u2019\t5ss\t!\t!\t1\t! \u00a9\t\u00ab \u00a9\t\u00a9\nco\nC/2\n\n& a\nGO GO\nO o o m\n\u00ef\ti\t\tO.\t1\t\u00a9\t\u00eefit. I\t,\t1\t1\tj\ti\n\t1\tO\t^\t\u00ab\t1\t1 1 <\u00fc\t\u00abo\ti =i ~ vL\n1\t1\t1 +\t+\t1\tj j\ti ! -fl 1\nM co\tSk\t\tc?\t4-3\t\u25a0+J\t-w\t\u00ae\t-M 0\nY\tT\tO\t<0\tT\tT\t<\u00ce\u00dc I\t<0\tT\ti T\t\n\t\t\t\t1\t\t1\t\t*0\t1\t|\nil 1\t1\t+\ti\t1\t+\t-fl\t1\t1\t+ 1\t+\n0 od. S\t1 od. Sk\tCZ2\tO\t\u0153\t0\tC/2 Hj\u2019\tO\"1\t0\tM O CD\tO\n\t_\t\t\t\t\tO\t\t\t\t\nO I\tp\u2018\u00f4 I\t53 I\t\u00a9\t<o\tT\t\"T\t\tF\t\tO\n1 <*>\t1\t1 \u00a9\tH3\t\t!\t1 0\t5s>\ti\t1 1 O\tCJ\t-\ntH\tN\tcd\t\tid\tCD\tt>\t06\t05\t\u00d6 r-\u00ef rH rH\tO! T\u201c1","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 227] Has Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. 103\ngegeben hatte: \u201eSicher ist eine Beharrungstendenz vorhanden !\u201c Und eine \u00e4hnliche Beobachtung finden wir auch bei Dr. von Hornbostel: \u201eMerkw\u00fcrdig, diese Perseveration!\u201c (Beispiel 4). Die Reihe von Dr. v. Hb. ist in mancher Hinsicht interessant. Einmal weist sie auf eine Perseveration des Schrittes \u201ekl. Terz\u201c hin, ferner auf eine Perseveration der Tonh\u00f6hen (oder Tonnamen?) \u201ee\u201c und \u201eg\u201c, welche die Vp. dem zu Anfang gegebenen Intervall beigelegt hat. Endlich zeigt sie uns eine neue Tatsache, die auf das Erkennen von Intervallen in der 5gestr. Oktave von bedeutendem Einflufs war.\nDas ist 3. die rasche Ver\u00e4nderung der Klang- bzw. Tonfarbe mit zunehmender Schwingungszahl1 * *, die besonders f\u00fcr T\u00f6ne oberhalb Z\u20194 gilt. Diese bedeutenden Unterschiede in def Klangfarbe verleiteten manche Vpn. zu der Behauptung, dafs die Intervalle oktavenerweitert seien. Besonders oft finden wir diese Behauptung bei Dr. v. Hb. in dej oben erw\u00e4hnten Reihe (siehe Anmerkungen Tabelle XI). Von seinen Beobachtungen sind folgende sehr interessant: Zu Versuch 2 (Geg. t5) \u201eKeine Ahnung. Eindruck e\u2014g (Terz), offenbar infolge von Perseveration. Der zweite Ton deutlich sch\u00e4rfer, d\u00fcnner; Unterschied der Tonfarbe, nicht eigentlich der Tonh\u00f6he.\u201c Zu Versuch 3: (Geg. S5) \u201e? ebenso; der Tonfarbenunterschied noch viel gr\u00f6fser als bei Vers. 2. Der erste Ton noch tonartig gef\u00e4rbt (etwa dis), der zweite Ton v\u00f6llig ger\u00e4uschartig (\u201ed\u00fcnnes Zischen\u201c).\u201c Zu Versuch 7: \u201e(Geg. Sp5)? erster Ton noch tonartig (e oder f oder dazwischen?); zweiter \u201eTon\u201c nur scharfes Zischen. Keinerlei musikalischen Intervalleindruck, nur Tonfarbenunterschied.\u201c \u00c4hnliche Aussagen machen auch andere Vpn. So lesen wir bei Dr. Abraham : (Gegeben fb \u2014 e6) \u201e? Ziemlich grofse Distanz, aus der Tonfarbenverschiedenheit und St\u00e4rke erschlossen.\u201c Ferner bei Vp. Dr. Rupp. (Gegeben f6\u2014e6) \u201ekl. Terz; da der zweite Ton im Verh\u00e4ltnis zum ersten sehr fein, pipsend ist, so vermute ich, dafs das Intervall gr\u00f6fser\u201c. Vp. Gst. (Gegeben c5\u2014fb) \\ \u201eDie beiden T\u00f6ne hatten verschiedene\n1 Auf diese Tatsache hat Stumpe schon im II. Band der Tonpsycho-\nlogie (S. 537) aufmerksam gemacht, indem er sagt, dafs die Tonfarbe\n\u201esich im allgemeinen parallel mit der H\u00f6he, doch an den Grenzen des\nTonreiches st\u00e4rker und im \u00fcbrigen schw\u00e4cher als die Tonh\u00f6he ver-\n\u00e4ndert\u201c.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nGatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 228]\nKlangfarbe, als ob sie aus verschiedenen Oktaven seien.\u201c Vp. Misch (gegeben a5\u2014c6): \u201eIn Klangfarbe verschieden, in Tonh\u00f6he fast gleich\u201c usw. Es sind so viele Aussagen \u00fcber die Klangfarbe in dieser Region vorhanden, dafs es nahe liegt, dieselbe als Hauptmerkmal der T\u00f6ne in der \u00f6gestr. Oktave anzunehmen. Ihre Charakteristik scheint dadurch ersch\u00f6pft zu sein, dafs man sie mit Dr. v. Hb. und anderen Vpn. als \u201ezischend\u201c, \u201epipsend\u201c, wie \u201es klingend\u201c (Vp. Sachs)1 \u201eger\u00e4uschartig\u201c, \u201escharf\u201c, \u201efein\u201c bezeichnet.\n4. \u00c4hnliche Wirkung, wie die Klangfarbe hat auch die verschiedene, mit der Zunahme der Schwingungszahl abnehmende, Intensit\u00e4t hoher T\u00f6ne ausge\u00fcbt; sie verhinderte bisweilen die Vpn., kleine Intervalle an Stelle weiter zu setzen, wie es die Tonh\u00f6hen nahelegten. So schreibt Vp. Hsch: \u201eDie Intensit\u00e4t ist ein Hilfsmittel zum Erkennen grofser und kleiner Intervalle\u201c. \u201eAn Klangfarbe und St\u00e4rke das Intervall erkennbar\u201c. Die Vpn. suchten von diesen Kriterien zu abstrahieren, es ist aber kaum in allen F\u00e4llen m\u00f6glich gewesen. Dafs es andererseits doch vielfach gelang, beweisen Urteile wie die folgenden: Vp. Hsch. (gegeben fis5\u2014c5): \u201eGr. Sekunde ; die Intensit\u00e4t verschieden, war wohl ein grofses Intervall\u201c. (Gegeben Quinte c6~f5): \u201eKl. Sekunde; der erste Ton ist viel schw\u00e4cher, darum sch\u00e4tzt man das Intervall gr\u00f6fser, wie kl. Sekunde\u201c. \u00c4hnliche Aussagen bei Vp. Ht., L. und anderen Beobachtern.\nEs ist schwer zu erw\u00e4gen, in welcher Richtung und in welchem Betrag die genannten Faktoren das Urteil beeinflufst haben: Die Perseveration mag bisweilen \u201eobjektiv\u201c richtige Urteile beg\u00fcnstigen, wenn zuf\u00e4llig ein Intervall angegeben wird, welches in der betreffenden Reihe perseveriert. So d\u00fcrften z. B. die Urteile Nr. 12 der Tabelle XI bei Braun (Beispiel 1), Nr. 2 bei Vp. Dr. v. Hb. (Beispiel 4) auf einem derartigen Zufall beruhen. Dar\u00fcber aber kann kein Zweifel bestehen,\nDafs diese hohen T\u00f6ne wie \u201es\u201c, \u201ech\u201c klingen, hat K\u00f6hler [Diese Beitr\u00e4ge 6, S. 79 82) schon erw\u00e4hnt und darauf aufmerksam gemacht, dafs diese Konsonanten deutlich qualitative Abstufungen noch bei Schwingungszahlen zeigen, \u201ewo man l\u00e4ngst in jeden Ton jede Tonh\u00f6he liineinh\u00f6ren kann\u201c.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 229] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 105\ndais die Perseveration im allgemeinen das Intervallurteil st\u00f6rt und dem Zufall einen grofsen Spielraum bietet.\nUrteile, welche auf Grund der Klangfarben und -Intensit\u00e4tsunterschiede gef\u00e4llt werden (siehe die Selbstbeobachtungen S. 125), sind keine eigentlichen Intervallurteile in dem Sinne, in welchem wir bisher von solchen gesprochen haben. Klangfarben und -Intensit\u00e4tsunterschiede haben in der \u00f6gestr. Oktave das Intervallurteil wohl vielfach als (immerhin ungenaue) Hilfskriterien unterst\u00fctzt ; waren diese Unterschiede eben sehr gering, so neigten die Vpn. zu den Urteilen kl. oder gr. Sekunde ; waren sie etwas gr\u00f6fser, so wurde der gegebene Schritt f\u00fcr kl. Terz erkl\u00e4rt, waren die Unterschiede endlich sehr grofs, so nannte man eins der weiten Intervalle. Es ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs die Vpn. auf diese Weise bisweilen das richtige trafen,, besonders bei engen Schritten; bei den \u00fcbrigen aber f\u00fchrten die Klangfarben und -Intensit\u00e4tsunterschiede nur zu der Angabe, der Schritt sei ein mittlerer oder ein grofser. Es ist unm\u00f6glich, im einzelnen zu verfolgen, auf welche Weise in jedem einzelnen Fall das Urteil entstanden ist. Sicherlich wird bei so viel verschiedenartigen Einfl\u00fcssen das Intervallurteil immer mehr \u201ezuf\u00e4llig\u201c, besonders wenn wir in Betracht ziehen, wieviel Schwierigkeiten schon die Auffassung der einzelnen, das Intervall bildenden Tonh\u00f6hen bietet.\nWo beide Intervallt\u00f6ne in die erste H\u00e4lfte der \u00f6gestr. Oktave fallen, k\u00f6nnten immerhin noch richtige Intervallurteile im eigentlichen Sinn Vorkommen, in der zweiten H\u00e4lfte aber sind solche wohl als zuf\u00e4llig zu betrachten. Dagegen scheinen zun\u00e4chst die Zahlenresultate zu sprechen : Erstens n\u00e4mlich ist die Zahl der richtigen F\u00e4lle in der \u00f6gestr. Oktave nicht so gering, wie zu erwarten w\u00e4re (28%); zweitens zeigt die Fehlerkurve der \u00f6gestr. Oktave doch gewisse Regelm\u00e4fsigkeiten, indem sie bei gel\u00e4ufigen Intervallen einen Abfall, bei ungel\u00e4ufigen eine Hebung auf weist (vgl. Fig. 1 S. 54). Was den ersten Punkt anbetrifft, so habe ich schon bei der Besprechung der Zahlenresultate darauf aufmerksam gemacht, dafs die meisten richtigen Urteile in die erste H\u00e4lfte der \u00f6gestr. Oktave fallen, dafs ferner in der zweiten H\u00e4lfte die engen Intervalle am h\u00e4ufigsten richtig beurteilt worden sind, was zum Teil auf die geringen Klangfarben und Intensit\u00e4tsunterschiede zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"100\tCatharina v. Maltzeiv.\t[LXIV. 230]\nBei manchen Schritten aber in der zweiten H\u00e4lfte, besonders bei weniger gel\u00e4ufigen, sieht man schon deutlich, dafs die richtigen Urteile Zufall sind, so bei der gr. Septime f\u2014e, dem Tritonus f\u2014h. Daf\u00fcr spricht auch der geringe Unterschied in der Fehlerzahl des am besten und am schlechtesten beurteilten Intervalls. Aber auch die zweite Schwierigkeit wird beseitigt, sobald wir eine eigent\u00fcmliche Tendenz, welche bei den meisten Vpn. zu beobachten war, ins Auge fassen: N\u00e4mlich die Tendenz, in eine gegebene Tonfolge, die wegen ihrer hohen Lage schwer zu bestimmen ist, irgendeinen Schritt hineinzuh\u00f6ren, welcher f\u00fcr die betreffende Vp. zu den gel\u00e4ufigsten geh\u00f6rt. Rechnen wir in der \u00f6gestr. Oktave aus. wie oft ein jedes Intervall an Stelle eines anderen f\u00e4lschlich gesetzt worden ist, so bekommen wir die Reihenfolge : Tritonus-28,54; gr. Septime \u2014 34,16; kl. Sexte \u2014 42,3; kl. Septime \u2014 54,7 ; gr. Terz \u2014 61 ; gr. Sexte \u2014 71,8 ; Quinte \u2014 83,15 ; kl. Sekunde 89,32; Quarte \u2014 91,26; Oktave \u2014 116; gr. Sekunde 128,6; kl. Terz 133,2 (siehe die unterste Horizontale der Tabelle V). Wir entnehmen hieraus, dafs alle gel\u00e4ufigen Intervalle sehr oft in das Gegebene hineingeh\u00f6rt worden sind. Allein diese Tendenz ist nicht bei allen Beobachtern vorhanden ; denn bei einigen von ihnen finden wir Abweichungen von dem f\u00fcr die anderen charakteristischen Verhalten. So ist z. B. die Quinte bei Vp. M\u00fc., die Oktave bei Vpn. Gst, Rp., Rg. und L. relativ selten genannt worden. Und zwar ist zu beachten, dafs in diese zweite Gruppe vorz\u00fcglich solche Beobachter geh\u00f6ren, deren Intervallurteile in anderen Regionen besonders gut und sicher waren (M\u00fc., Gst., Rp., Rg.)* Es liegt demnach die Erkl\u00e4rung nahe, dafs f\u00fcr sehr ge\u00fcbte Vpn. auch die sonst ungel\u00e4ufigeren Intervalle gen\u00fcgend einge\u00fcbt sind, um gelegentlich in das gewissermafsen \u201eplastische\u201c Material dieser hohen Intervalle hineingeh\u00f6rt zu werden und diese Tendenz wird besonders beg\u00fcnstigt werden dadurch, dafs f\u00fcr diese ge\u00fcbten Beobachter die fremdartige Unsicherheit der Schritte in diesen Lagen mit den so wohlbekannten, sicheren Schritten Q, O, T, t usw. auffallend kontrastieren mufs.\nMit den eben geschilderten Erscheinungen setze ich die individuellen Unterschiede in Zusammenhang, die ich hinsichtlich der Fehlerverteilung in der \u00f6gestr. Oktave erw\u00e4hnt habe (S. 61). Wir sahen","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"jLXIV. 231] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 107\nnamentlich, dafs gel\u00e4ufige Schritte, welche bei der Mehrzahl der Vpn. die besten Resultate ergaben, bei einigen Beobachtern relativ schlecht beurteilt worden sind. So bei Vp. M\u00fc. die kl. Terz und Quinte, bei Vp. Br. die Quinte, bei Vp. Gst. die Oktave und Quinte, bei Vpn. Rp. und Rg. die Oktave. Vergleichen wir diese Ausnahmen mit den eben besprochenen, so merken wir, dafs sie in vielen F\u00e4llen eine gewisse Analogie zeigen: Diejenigen Vpn., welche vermieden haben, bestimmte gel\u00e4ufige Intervalle in das gegebene Material hineinzuh\u00f6ren, haben dieselben auch h\u00e4ufig falsch beurteilt, w\u00e4hrend die anderen Vpn., welche dieselben oft hineinzuh\u00f6ren pflegten, sie auch besser beurteilten, als die \u00fcbrigen Schritte: Bei Vp. M\u00fc. ist die Quinte sehr selten f\u00fcr andere Intervalle genannt worden, bei Vp. Br. gleichfalls, bei Vpn. Gst., Rp. und Rg. gilt dasselbe f\u00fcr Oktave. Es gibt freilich F\u00e4lle, wo diese Parallele versagt (Vp. Gst. hinsichtlich der Quinte, Vpn. Br. und L. hinsichtlich der Oktave); da sie aber in so vielen F\u00e4llen besteht, auch in der \u00f6gestr. Oktave, aufser diesen letztgenannten Tendenzen noch viele andere Einfl\u00fcsse das Urteil bestimmen, so liegt der Gedanke nahe, die Abweichungen in den Tabellen einiger Vpn. im Vergleich zu der Mehrzahl eben auf die Verschiedenheit der oben genannten Tendenzen \u2014 gel\u00e4ufige Intervalle hineinzuh\u00f6ren oder zu vermeiden \u2014 zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nHiermit glaube ich die Hauptergebnisse der bisher geschilderten Versuche erkl\u00e4rt zu haben. Die Zusammenfassung der theoretischen Ausf\u00fchrungen soll erst erfolgen, nachdem gezeigt ist, inwiefern Intervallversuche in den tiefen Regionen die erw\u00e4hnte Theorie best\u00e4tigen.\nIntervallversuche in tiefen Regionen.\nDie Intervallversuche in tiefen Regionen habe ich in der Berliner Singakademie gemacht. F\u00fcr die Genehmigung deren Orgel f\u00fcr Versuchszwecke zu benutzen, bin ich dem Direktor der Akademie, Herrn Professor G. Schumann, zu grofsem Dank verpflichtet. Das von mir gew\u00e4hlte Orgelregister war \u201eViolon\u201c; ich mufste eben dieses Register nehmen, weil es in der tiefsten \u2014 der Kontra-Oktave noch am wenigsten Obert\u00f6ne enthielt. Ein obertonfreieres Prinzipale war freilich in der grofsen Oktave da, ich konnte es aber nicht benutzen, weil es nur mit Metallpfeifen verbunden war, welche f\u00fcr die Kontra-Oktave nicht vorhanden waren. Die Versuchsbedingungen sollten aber in beiden Oktaven m\u00f6glichst gleich sein, damit die gewonnenen Resultate vergleichbar w\u00e4ren. Die von mir gebrauchten Holzpfeifen waren mit der Pedalklaviatur verbunden. Vor dem","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LX1V. 232]\nBeginn der Versuche wurde die Kontra- und die grofse Oktave vom Orgelstimmer kontrolliert. Die Stimmung sollte aus \u00e4ufseren Gr\u00fcnden temperiert sein. Die von mir innerhalb jeder Oktave angegebenen Intervalle waren dieselben, wie in den h\u00f6heren Regionen, da aber H2, sowie d und e der kleinen Oktave auf der Pedalklaviatur nicht vorhanden waren, so mufsten einige Intervalle, wo diese T\u00f6ne vorkamen, durch andere ersetzt werden; so die kl. Terz h\u2014 d durch c\u2014es, die kl. Septime h\u2014a durch e\u2014d, die Oktave h\u2014h durch e \u2014 e, die gr. Sexte g\u2014e durch es\u2014 c (vgl. S. 40). An einem Versuchstag wurden Intervalle in beiden Oktaven gegeben, einmal aber kamen Intervalle der grofsen Oktave zuerst, ein anderes Mal solche der Kontra-Oktave. Ebenso wechselte die auf- und absteigende Folge. Die Zahl der Versuche an einem Versuchstage wTar meist 36; manchmal ging aber die Beurteilung so schnell und sicher, dafs ich die Versuchszahl auf 72 steigerte (bei Vpn. M\u00fc. und Gst.). An Versuchen in dieser Region beteiligten sich 7 Beobachter : Herr Albin, Fr\u00e4ulein Goldst\u00fcckes, Herr Dr. von Hornbostel, Herr Dr. K\u00f6hler, Herr M\u00fcller, Herr Dr. Rupp, Herr Sachs; aufser Herrn Dr. K\u00f6hler waren es dieselben, welche schon an Versuchen in hohen Regionen teilnahmen. Mit diesem letzteren Beobachter machte ich eine gr\u00f6fsere Zahl Vorversuche, w\u00e4hrend den anderen Vpn. nur ein paar Intervalle aus jeder Oktave vorgelegt wurden, um sie mit der Klangfarbe des Instruments bekannt zu machen.\nDie Resultate von Intervallversuchen fielen unerwartet gut aus; die gr. Oktave ist von allen Vpn. bis auf eine fehlerfrei beurteilt worden. Aber auch die Kontra-Oktave hat keine besonderen Schwierigkeiten geboten. Alle 7 Vpn. zusammengenommen haben in dieser Region nur 62,5 Fehler (Gesamtzahl der Versuche 482). Diese Feher verteilen sich unter einzelnen Beobachtern folgendermafsen (Tab. XII) :\nTabelle XII.\nM\u00fc. \u2014 0 Gst, \u2014 1 Hb. \u2014 7,5 Rp. \u2014 10 A. \u2014 13 K\u00f6. \u2014 15 S. \u2014 15","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIY. 233] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usie.\t109\nDie Versuchsresultate in tiefen Regionen zeigen eine weitgehende Analogie mit denen der hohen Oktaven. 1. Erstens nimmt die Fehlerzahl nach der Grenze der Tonreihe hin zu; w\u00e4hrend die gr. Oktave so gut wie fehlerfrei ist, sind in der Kontra-Oktave doch bei allen Vpn. aufser Mii. Verwechslungen zu verzeichnen.\n2.\tFerner ist die Zahl der Verwechslungen kleiner bei gel\u00e4ufigen, als bei ungel\u00e4ufigen Intervallen. Die Reihenfolge der Intervalle hinsichtlich der Fehlerzahl ist die folgende :\nTabelle XIII.\nDie kl. Terz\t1\ngr. Sekunde\t1,5\nkl. Sekunde\tj\nQuarte\ti\t2\nQuinte\t)\nkl. Sexte\t\\\t^\nkl. Septime\t*\ngr. Terz\t5\nOktave\t6\ngr. Sexte\t11\nTritonus\t11,5\ngr. Septime\t12,5\nAn den Anfang der Reihe kommen wieder gel\u00e4ufige Intervalle (kl. Terz, Sekunden, Quarte, Quinte) zu stehen, an das Ende Tritonus und gr. Septime. Die ung\u00fcnstige Lage der gr. Terz, Oktave und gr. Sexte wird uns sofort begreiflich; sie beruht auf Erscheinungen, welche mit der Gel\u00e4ufigkeit in keinerlei Zusammenhang stehen.\n3.\tDie Fehlerzahl ist bei engen Schritten kleiner als bei weiten; w\u00e4hrend die Summe der Verwechslungen bei 7 engeren Schritten 25 betr\u00e4gt, ist die Summe der 5 weiten = 39,5.\n4.\tNoch gr\u00f6fser, als hinsichtlich der Fehlerzahl ist die \u00dcbereinstimmung der Versuchsresultate tiefer und hoher Regionen hinsichtlich der Art von Verwechslungen (Tab. XIV)1:\n1 Die Vpn. M\u00fcller und v. Hornbostel, welche ein absolutes Ton-bewufstsein besitzen, sind wiederum aus der Gesamttabelle (XIV) ausgeschlossen; die Fehler der Vp. v. Hornbostel gebe ich in Tab. XIV a gesondert an; bei Vp. M\u00fcller war auch die Kontra-Oktave fehlerfrei.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XIV.\nGesamttabelle der Verwechslungen von Intervallen in der Kontra-Oktave. Gesamtzahl der Urteile: 360. F\u00fcr je ein Intervall: 30.\n110\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 234]\n\u00ceH r-H\nd) Hh\n\u00a9 c3\n\u00ab\u00a7 t,\n\u2022p \u00a9\n\u00bbo\n\u00ab n ^\n53\nO\n9A^3[0\nemp-cteg mo\nompdog\n\u00bba\nG <M\nsnuo^Lix\nZI8X MO\n\u2019DI\nepun^og -ro\nSpundes m\n\u00a9\n\u00a9 ^ \u00f6 eS\n\u00a9\nb\u00df\n\u00a9\no\nIft^\nt-T OS <M C3\n\u00a9\nM\n\u00a9\nOQ\n\u00a9\n\u2022S\n*\u00a9\ns\n\u00a9\n\"O\n\u00d6\nd\n\u00a9\nCO\n\u00a9\nEH\n\u00a9\n\u00f6\no w o\n\u00a9\nH\n\u00a9 \u00ae\n\u00f6S\nd\n0?\nd\nd\no\nM\n\u00a9\nm\n\u00a9 \u00a9\nd .s\nd ,2\no* \u00ab\nPH\n\u00a9\nG\u00df\n\u00a9\nd\n\u00a9\n\u00a3\n\u2022 pH 4^ PH \u00a9 m\nd *-h vj\t\u00a9\tO\nJH\t\u00bb\u2014!\t*H\no\tw\to\n\u00a9\n>\nOS\ns\no","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 235] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. Hl\nTabelle XIVa.\nFehler in der Kontra-Oktave der Yp. Dr. v. Hornbostel: sk \u2014 ist 1 mal mit Sk verwechselt worden\n11\tt\t})\tJ5\n\u00bb\tQ\tn\t\u00bb\n\u00bb\tq\n\u00bb\tSp\nii\tn\th\t\u00bb\nii\tq\tii\t\u00bb\nErstens sind Verwechslungen zwischen solchen Schritten die h\u00e4ufigsten, deren Ubergangserlebnisse wir als qualitativ verwandt bezeichnet haben. So ist die gr. Terz zweimal mit kl. Terz verwechselt worden, die gr. Sexte viermal mit der kl. Sexte, die gr. Septime achtmal mit der kl. Septime; ferner geh\u00f6ren hierher Verwechslungen der Quinte mit der Quarte und Oktave, der kl. Septime mit kl. Sexte (dreimal), der gr. Septime mit Tritonus (zweimal). Diese letzteren Verwechslungen sind wieder seltener, weil die bedeutenden Distanzunterschiede zwischen gr. Septime und Tritonus, Quinte und Oktave eine Verwechslung der beiden miteinander verhinderten.\nZweitens sind wiederum Schritte, welche aus musikalischer Erfahrung weniger gewohnt sind, durch leichtere und gewohntere ersetzt worden und zwar, \u2014 was durch das quantitative Moment bestimmt \u2014 waren es von den gel\u00e4ufigen die benachbarten engeren Intervalle, welche die Stelle ungel\u00e4ufiger einnahmen. Hierher geh\u00f6ren die 8 Verwechslungen des Tritonus mit der Quarte, der kl. Sexte mit der Quinte (in 4 F\u00e4llen), der gr. Septime mit Oktave.\nSoweit scheinen die Versuche in tiefen Regionen die oben aufgestellte Deutung der fr\u00fcheren Versuche zu best\u00e4tigen. Allein wir sehen auch andere Verwechslungen, welche zun\u00e4chst sehr befremdend wirken: so die Verwechslungen der gr. Terz mit gr. Sekunde, der Quarte mit gr. Sekunde, der gr. Sexte mit gr. Sekunde, Tritonus, kl. Septime; der gr. Septime mit gr. Terz, endlich der Oktave mit gr. Septime und Quarte. Nun wird uns die Mehrzahl dieser Verwechslungen aus dem Umstand begreiflich, dafs die T\u00f6ne der Kontra-Oktave lange nicht ober tonfrei waren. Wie grofs die Wirkung der Obert\u00f6ne war \u2014 zeigen die Beobachtungen der Vpn., welche ich\nT \u2014\nq \u2014\nTr \u2014 sp \u2014\nO \u2014\no \u2014\n1 . 1 ; 1,5 1 1\n1 .","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 236]\nsogleich angebe: Vp. S. (gegeben gr. Septime E\u2014F1 absteigend) \u201egr. Septime; zuerst als kl. Sekunde aufw\u00e4rts geh\u00f6rt, wobei mir die Klangfarbe des zweiten Tones sagte, dafs er tiefer liege\u201c. Also war zuerst der Schritt zwischen dem h\u00f6heren Prim\u00e4rton und dem zweiten Teilton des tieferen beurteilt worden. Ein anderer Fall: (gegeben Quarte Fx\u2014\u20ac)) \u201eich h\u00f6re gr. Sekunde aufw\u00e4rts, obwohl ich zugleich h\u00f6re, dafs der zweite Ton tiefer ist als der erste\u201c. Es war diesmal der Schritt zwischen dem zweiten Teilton des h\u00f6heren und dem dritten Teilton des tieferen Prim\u00e4rtones am auffallendsten. Die Korrektur wurde. durch die Klang- bzw. Tonfarbe bedingt. (Gegeben Fis\u00b1\u2014Cm \u201eZuerst kl. Sekunde aufw\u00e4rts\u201c (also Fis \u20146r). Bei der gr. Terz Fx\u2014A1 : \u201ekl. Sekunde abw\u00e4rts\u201c ; beurteilt wurde also der vierte Teilton von F1 und der dritte von Ax ; bei absteigender gr. Terz A1\u2014F1 analog: \u201ekl. Sekunde abw\u00e4rts\u201c.\nInteressant ist dabei, dals der tiefe Grundton nicht in jeder Beziehung unbemerkt blieb, er verlieh dem geh\u00f6rten tieferen Klang eine brummende Farbe, so dafs das Ganze doch in die Kontra-Oktave verlegt worden ist. \u00c4hnliche Beobachtungen wie bei Vp. S. finden wir auch bei anderen Vpn. Vp. Rp. : (gegeben G^-A^) \u201egr. Sexte. Vom unteren Ton ist die Duodecime stark, so dafs ich mit gr. Sekunde schwankte, aber ich hatte sofort den Eindruck eines grofsen Intervalls, was mit der sehr verschiedenen Tonfarbe Zusammenh\u00e4ngen d\u00fcrfte.\u201c Derselbe Fall bei Vpn. Gst. und S. Die Vpn. A. und Hb. haben eine absteigende Oktave f\u00fcr Quarte gehalten \u2014 wahrscheinlich den Schritt vom zweiten Teilton des h\u00f6heren Tones zu dem dritten Teilton des tieferen beurteilt.\nDie eben erw\u00e4hnten Beobachtungen rechtfertigen die Vermutung, dafs die T\u00e4uschungen, welche zun\u00e4chst so unerkl\u00e4rlich scheinen, wie die Verwechslungen der gr. Sexte mit gr. Sekunde, der gr. Septime mit kl. Sekunde, auf der Wirkung von Obert\u00f6nen beruhen. Sie veranlassen mich auch noch zu einem weiteren Schlufs, n\u00e4mlich, dafs auch bei den richtig beurteilten Intervallen die Obert\u00f6ne von aufserordent-lich grofser Bedeutung waren; sie unterst\u00fctzten das Intervallurteil sehr, was auch seitens der Vpn. nicht selten bemerkt, besonders oft aber von mir selbst beobachtet worden ist. Ich","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 237] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. H3\nnahm zu derselben Zeit Anteil an Versuchen mit T\u00f6nen der kl. Oktave, am Sternsehen Ton variator angegeben, welche durch Einschaltung des Interferenzapparates vollst\u00e4ndig obertonfrei waren. Beim \u00dcbergang von den Versuchen mit der Interferenz zu den Intervall versuchen an der Orgel schien mir z. B. das Kontra C hier etwa ebenso \u201ehell\u201c wie das c der kl. Oktave dort. Das beweist, wie stark die Obert\u00f6ne tiefer Kl\u00e4nge auch bei diesem Orgelregister sind. Nach meinen Versuchen k\u00f6nnte es scheinen, dafs das Intervailurteil in der Kontra-Oktave noch nicht seine Grenze erreiche. Aber dies kommt nur daher, dafs die Obert\u00f6ne mitwirkten. Auch Beobachtungen bei fr\u00fcheren Untersuchungen lehren, dafs hier die Grenze liegt. So bemerkt F. A. Schulze1, dafs ihm \u201edie Intervallsch\u00e4tzung des Differenztones gegen irgend einen anderen Ton unm\u00f6glich wurde, sobald die Schwingungszahl des Differenztones unter etwa 100 v. d. herunterging; die Intervallsch\u00e4tzung begann hier schon sehr schwierig und anstrengend zu werden und wurde bei Schwingungszahlen unter 100 unm\u00f6glich\u201c. Auch K. L. Schaefer erkl\u00e4rt sich damit einverstanden, bemerkt aber, dafs es nur f\u00fcr reine Sinust\u00f6ne gilt, wie es Differenzt\u00f6ne sind. Bei T\u00f6nen aber, denen viele harmonische Obert\u00f6ne beigemengt sind, geht die Intervallsch\u00e4tzung viel weiter hinunter (bis zu 27 v. d.). \u201eDas Ohr klammert sich hier bei der Intervallsch\u00e4tzung an die Obert\u00f6ne an.\u201c\nUnd so m\u00f6chte ich glauben, dafs das Ohr in den an der Orgel gegebenen Intervallen sich an den 2., 3., 4. Oberton \u201eklammerte\u201c und dafs die Beobachter oft statt der Kontra-die grofse, statt der grofsen die kl. Oktave beurteilt haben konnten. Die Grenze der Intervallsch\u00e4tzung liegt m. E. wohl schon am Anfang der grofsen Oktave, obwohl diese noch fehlerfrei beurteilt worden ist.\nAber damit sind noch nicht alle Fehler erkl\u00e4rt. Ich mufs noch darauf aufmerksam machen, dafs die Zuordnung bestimmter Tonh\u00f6hen den Beobachtern grofse Schwierigkeit machte, besonders dem Cu Dl5 bisweilen auch Est, Ej, und Fx.\n1 F. A. Schulze. Die Abh\u00e4ngigkeit des Elastizit\u00e4tsmoduls von Spannung, Torsion und Nachwirkung. Annalen der Physik, 4. Folge, 31 <1910), S. 5.\nStumpf, Beitr\u00e4ge VII.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 238J\nDiese Schwierigkeit bewirkte 1. dafs die Vpn. besonders leicht diesen schwer aufzufassenden Tonh\u00f6hen ihre st\u00e4rksten Obert\u00f6ne substituierten, so z. B. dem C1 das G, was die eben erw\u00e4hnten Fehler bedingte, wie z. B. den, dafs Cx\u2014Ax f\u00fcr gr. Sekunde G\u2014A gehalten worden ist.\n2.\tFerner, dafs l\u00e4ngere Zeit verstrich, bis die Vpn. diese tiefen Tonh\u00f6hen erfafst hatten.\n3.\tEndlich, dafs diejenigen Intervalle der Kontra-Oktave, bei denen der tiefere Ton in die erste H\u00e4lfte der Kontra* Oktave fiel, oft mit dem n\u00e4chst benachbarten verwechselt worden sind. Und da es in diesen F\u00e4llen vorkam, das gel\u00e4ufige Intervalle in ungel\u00e4ufige \u00fcbergingen, wie z. B. die Oktave D1\u2014T) (Vp. S.) und E1\u2014E (Vp. A.) in gr. Septime, die gr. Sexte E1\u2014H1 und Es1\u2014C1 (Vp. Rp.) in kl. Sexte usw. \u2014 so liegt der Gedanke nahe, auch hier, wie in den h\u00f6heren Regionen ein Gebiet anzunehmen, wo die Tonh\u00f6hen verschoben erscheinen, nur dafs hier die Verschiebung nach aufw\u00e4rts erfolgt. Wo die Verschiebung beginnt und welche Betr\u00e4ge sie erreicht, habe ich keine Gelegenheit gehabt nachzupr\u00fcfen. Nach den Versuchsresultaten ist anzunehmen, dafs dieselbe bei manchen Vpn. bei Ex einsetzt und bei G1 noch nicht einen halben Ton \u00fcberschreitet. Allein, wenn wir ins Auge fassen, wie unterst\u00fctzend die Obert\u00f6ne wirkten, gerade wenn eine undeutlich aufgefafste Tonh\u00f6he zu fixieren war, so ist h\u00f6chst wahrscheinlich, dafs das normale Falschh\u00f6ren schon in der gr. Oktave beginnt, wo sich auch ungef\u00e4hr die Grenze der richtigen Intervallbeurteilung befindet. Aber, wie eben erw\u00e4hnt, kann ich nichts sicheres dar\u00fcber aussagen, da mir einmal einwandfreie Beobachtungen hinsichtlich der Tonh\u00f6he in den tiefen Regionen fehlen und da ich zweitens die T\u00f6ne nicht einzeln nachsingen liefs.\nEine \u00dcbersicht der Versuchsergebnisse in den tiefen Regionen zeigt, dafs die Annahmen, die wir zur Erkl\u00e4rung der Versuche in hohen Regionen gemacht haben, auch hier eine Best\u00e4tigung finden, nur dafs in den tiefen Lagen noch aufs er-dem die Wirkung von Obert\u00f6nen in Betracht kommt.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"j LXIV. 239] Eas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. H5\nHauptergebnisse.\n1.\tDie Beurteilung von Sukzessivintervallen kann weder als eine Erkennung von Verschmelzungsstufen, noch auch als eine solche von Distanzgraden aufgefafst werden.\n2.\tJeder Intervallbeurteilung im strengen Sinne liegt ein einfacher Bewu\u00dftseinsinhalt zugrunde, der unmittelbar wiedererkannt und beurteilt wird. Diesen Inhalt nennen wir Schritt- oder \u00dcbergangserlebnis,\n3.\tDie \u00dcbergangserlebnisse lassen sich einteilen in mehr und in weniger leicht und sicher erlebbare. Je h\u00e4ufiger musikalisch angewandt und zugleich je enger ein Schritt ist, um so leichter ist er im allgemeinen.\nDieser Annahme entspricht die Tatsache, dafs Sekunden, Terzen, Oktave, Quinte, Quarte viel h\u00e4ufiger richtig beurteilt worden sind als kl. Septime, kl. Sexte, Tritonus, gr. Septime.\n4.\tDie Verwechslungen von Intervallen, welche bei den Versuchen stattgefunden haben, lassen sich unter Zuhilfenahme der Hypothese begreifen, dafs an den \u00dcbergangserlebnissen, wie an anderen Bewufstseinsinhalten auch die Gesetze des Erinnerns und Vergessens wirksam werden.\na)\tWenn ein Bewufstseinsinhalt mit einem bestimmten Namen assoziiert ist, so vermag nicht nur ein ihm gleicher Inhalt, sondern verm\u00f6gen auch innerhalb gewisser Grenzen \u00e4hnliche Inhalte denselben Namen zu reproduzieren. Dadurch werden die Verwechslungen der Sekunden, Terzen, Sexten und Septimen paarweise untereinander, sowie auch die Verwechslungen der Terzen mit Sexten, der Quinte und Quarte mit Oktave, der Septimen mit Tritonus verst\u00e4ndlich.\nb)\tEine zweite Wirkung des Ged\u00e4chtnisses besteht darin, dafs Intervalle, welche auf Grund musikalischer Erfahrung-gel\u00e4ufiger sind, eine starke Reproduktionstendenz besitzen, durch deren Einflufs statt ungewohnter Schritte entweder sofort oder im Ged\u00e4chtnis gewohntere im Bewufstsein auftreten ; hierin liegt die Erkl\u00e4rung f\u00fcr Verwechslungen wie die der gr. Septime mit Oktave, der kl. Septime mit gr. Sexte, des Tritonus mit Quarte und Quinte.\nc)\tEin dritter Einflufs endlich ist der der Perseveration,\nwelcher besonders in der \u00f6gestr. Oktave von grofser Wirkung\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nCatharina v. Maltzew.\t[LXIV. 240]\nwar. Es perseverierten wie einzelne Tonh\u00f6hen so auch die Schritte selbst.\n5.\tZu dieser Ged\u00e4chtnishypothese muls noch eine andere hinzukommen, wenn wir die Versuchsresultate hinreichend erkl\u00e4ren wollen, n\u00e4mlich die Hypothese, dafs die wahrgenommenen Tonh\u00f6hen in der zweiten H\u00e4lfte der 4gestr. und in der 5 gestr. Oktave, sowie in der ersten H\u00e4lfte der Kontra-Oktave von dem abweichen, was man der Schwingungszahl nach erwarten sollte (\u201enormales Falschh\u00f6ren\u201c).\n6.\tDie \u201eGed\u00e4chtnistheorie\u201c (vgl. unter 4) konnte durch Versuche, in denen Schritte nachzusingen waren, indirekt best\u00e4tigt werden.\nAnhang.\nSelbstbeobachtungen der Versuchspersonen.\nDie Selbstbeobachtungen wurden von den Vpn. selbst auf geschrieben, zum Teil aber m\u00fcndlich mitgeteilt und von mir notiert. Den Beobachtern sind keine Vorschriften dar\u00fcber gegeben worden, was sie zu beachten hatten ; sie sollten aber alles notieren, was ihnen w\u00e4hrend des Versuches auf fiel. Die Selbstbeobachtungen in hohen und tiefen Regionen sind hier zu sammengef afst.\nAlle Aussagen lassen sich in folgender Weise gruppieren.\n1. Aussagen dar\u00fcber, was bei der Sukzession zweier T\u00f6ne beurteilt worden ist. Wir haben oben eine Theorie er\u00f6rtert, die das Erkennen von Sukzessivintervallen auf ein Erkennen von Konsonanzstufen zur\u00fcckzuf\u00fchren sucht, und haben sie ablehnen m\u00fcssen. Wenn in den Aussagen der Vpn. die Termini Konsonanz und Dissonanz nicht selten Vorkommen, so kann dieser Umstand deshalb nicht zugunsten einer solchen Theorie gedeutet werden, weil die Vpn. in der Regel nicht die Sukzession in eine Simultaneit\u00e4t innerlich umwandelten. (Bez\u00fcglich der Urteile, die auf Grund simultanen Vorstellens abgegeben worden sind, kann ich auf S. 66\u201468 zur\u00fcckverweisen.) Wie das Urteil in diesen selteneren F\u00e4llen zustande kommt,","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 241] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. H7\nwird sich in einer zweiten Arbeit ergeben, deren Gegenstand eben die Beurteilung von Simultanintervallen bilden soll. Der Gebrauch der beiden Worte in F\u00e4llen, wo \u00fcberhaupt von Simultaneit\u00e4t nicht die Rede sein kann, beweist, dafs die Vpn. dieselben in irgendwie \u00fcbertragenem Sinn verwenden.\nGespr\u00e4che mit den Vpn. ergaben, dafs diese Ausdr\u00fccke f\u00fcr sie keineswegs eine fest bestimmte Bedeutung hatten, und vielleicht k\u00f6nnte das Wort Konsonanz in solchen Aussagen dasselbe, wie Gel\u00e4ufigkeit resp. Leichtigkeit und Sicherheit, das Wort Dissonanz das Gegenteil bedeuten (Vp. K\u00f6. versichert nachtr\u00e4glich, dafs f\u00fcr ihn nur diese Deutung der auch bei ihm vorkommenden Ausdr\u00fccke in Betracht zu ziehen ist).\nAuch andere Eigenschaften von Sukzessivintervallen aber haben zu einem solchen \u00fcbertragenen Gebrauch Anlafs gegeben. So wurden z. B. von Frl. Rg. konsonant solche Intervalle genannt, welcher keiner Aufl\u00f6sung bed\u00fcrfen. Diese Definition ist wohl zum Teil aus der Simultaneit\u00e4t \u00fcbertragen; zum Teil \u2014 und dieses h\u00e4ufiger \u2014 ist aber darunter verstanden, dafs man nicht notwendig eine Weiterf\u00fchrung der Tonfolge erwartet. Diese Auffassung der Konsonanz und Dissonanz ist bei Musikstudierenden nicht selten.\nEndlich ist noch eine Auffassung zu erw\u00e4hnen, n\u00e4mlich : konsonant sind Intervalle, welche angenehm wirken, dissonant solche, die unangenehm sind. So sagt Vp. Schl. : \u201eKonsonanz und Dissonanz immer aufgefafst als angenehm und unangenehm\u201c. Vp. M. : \u201eDas Intervallurteil ist kein Distanz vergleich, auch kein Urteil nach absolutem Tonbewufstsein, sondern Gef\u00fchlstatsache\u201c. Vp. A. : \u201eDas Urteil wird meistens unmittelbar durch Intervalleindruck gebildet. Der scheint aus Annehm-lichkeits- und Unannehmlichkeitsgef\u00fchl gebildet zu werden\u201c. Es ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs diese Auffassungen des Konsonanzbegriffs nicht in sein Wesen ein dringen, sondern nur auf Eigenschaften sukzessiver Intervalle hindeuten, welche auch als Kriterien ihrer Beurteilung betrachtet werden k\u00f6nnen. Wir d\u00fcrfen daher den Ausdr\u00fccken \u201ekonsonant\u201c und \u201edissonant\u201c, wie sie im Sprachgebrauch meiner Vpn. Vorkommen, keine andere Bedeutung zuschreiben, als im Sinne der Vpn. lag. In dieser Hinsicht kommen wir unten darauf zur\u00fcck.\nWenn in anderen F\u00e4llen die Vpn. angeben nach Distanz","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 242]\ngeurteilt zu haben, so ist erstens zu bemerken, dafs auch das Wort Distanz f\u00fcr die Ypn. nat\u00fcrlich nicht ohne weiteres den in akustischen Fachschriften \u00fcblichen Sinn hat. Vielmehr ist ein Teil der Vpn. von vornherein \u00fcberzeugt gewesen, dafs die Beurteilung eines Sukzessivintervalls ein \u201eDistanz\u201c-Urteil sei, ohne die Bedeutung dieses Urteils n\u00e4her zu pr\u00e4zisieren. Wir zeigten ferner schon oben, dafs sich die grofse Genauigkeit des Intervallurteils nicht aus der Annahme begreifen l\u00e4fst, Intervallurteil und Distanzurteil sei dasselbe. In der Tat sind sehr viele der als Distanzaussagen bezeichneten Urteile nur approximativer Natur. Eine Anzahl solcher F\u00e4lle in der hohen Region) wurde bereits S. 70 angef\u00fchrt. Aber entsprechend finden sich auch bei den Versuchen in tiefen Regionen Aussagen, wie die der Vp. K\u00f6. : (Gegeben gr. Sekunde der Kontra-Oktave). \u201eZuerst doch oft nur ungef\u00e4hr die Gr\u00f6fse der Distanz bewufst. Diesmal ziemlich klein.\u201c Gegeben gr. Septime: \u201eKomme scheinbar heute immer zuerst auf die ungef\u00e4hre Distanz, worauf ein Intervall, dafs ihr etwa entspricht, im Bewufstsein auftaucht und mit dem gegebenen verglichen wird\u201c. Vp. S. : \u201esk als kleinste Distanz\u201c. Vp. Rp. Gegeben Sp., : \u201eS oder sp. \u2014 unsicher, jedenfalls gr\u00f6fseres Intervall\u201c. Wir sehen, dafs die eben angef\u00fchrten Aussagen weit davon entfernt sind als Beweis des Distanzprinzips gelten zu k\u00f6nnen. In den Aussagen der Vpn. kommen gelegentlich noch Ausdr\u00fccke vor wie \u201eSchritt\u201c, bei gr\u00f6fseren Intervallen auch \u201eSprung\u201c. So pflegte Vp. Rg. statt sk und Sk \u201eHalboder Ganztonschritt\u201c zu sagen. Vp. Hsch. rief nach Angabe eines Tr8 aus: \u201eSchwerer Sprung\u201c. Vp. K\u00f6. Gegeben O: \u201eOktave wird sicher nicht an der partiellen Gleichheit der Teilt\u00f6ne (also \u00c4hnlichkeit der begrenzenden T\u00f6ne), sondern an dem Charakter des Schrittes erkannt\u201c. Gegeben Tr: \u201eDer Schritt ist gleichsam scharf\u201c. Allein diese Aussagen \u00fcber den \u201eSchritt\u201c verm\u00f6gen nat\u00fcrlich an und f\u00fcr sich nicht das Bestehen eines besonderen Schritt- oder \u00dcbergangserlebnisses zu beweisen.\n2. Viel bestimmter und eindeutiger sind die Beobachtungen der Vpn. hinsichtlich der Unterschiede, die sich in der Beurteilung der einzelnen Intervalle zeigen. Diese Unterschiede betreffen haupts\u00e4chlich folgende Punkte: 1. Die","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 243] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usiv. H9\nLeichtigkeit oder Schwierigkeit, 2. die Sicherheit oder Unsicherheit, 3. die Mittelbarkeit oder Unmittelbarkeit ihrer Beurteilung. 4. Ihre Gef\u00fchlswirkung. 5. Die Festigkeit, mit der sie sich dem Ged\u00e4chtnis des Beobachters einpr\u00e4gen. Von vornherein wird man erwarten, dafs die gr\u00f6fsten Unterschiede in den genannten Hinsichten zwischen den beiden Gruppen bestehen, die auf Grund der Zahlenresultate zu bilden waren, n\u00e4mlich \u2014 den gel\u00e4ufigen und ungel\u00e4ufigen Intervallen. Stets sind es die gel\u00e4ufigen, welchen die Vpn. die Pr\u00e4dikate \u201eleicht, sicher, unmittelbar, angenehm\u201c erteilen, stets sind es die ungel\u00e4ufigen, welche f\u00fcr \u201eschwer, unsicher, unangenehm, nur mittelbar erkennbar\u201c erkl\u00e4rt werden. Als Beispiel diene die Versuchsreihe von Vp. Hentschel, wo zu den meisten gegebenen Intervallen Anmerkungen hinsichtlich der Leichtigkeit, Sicherheit, Unmittelbarkeit, Annehmlichkeit beigef\u00fcgt sind (Tab. XV).\nTabelle XV.\nVp. Hentschel (3gestr. Oktave).\nGegeben\tBeurteilt\tAnmerkungen\nsp\t+ !\tsicher\nsk\t+\tsicher\nSP\tsp \u2014\t? nicht sicher\nsp\t+\tschwer\nS\t+\tbestimmt\ns\tS \u2014\t\u2014 I.\nSk\t+\t\u2014\nTr\tja j\tschwerer Sprung\nTr\t+\tDonnerwetter ! Tritonus\n0\t+\t\\\nq\t1\t| Lustempfindung\n\t\talle leicht!\nQ\t+\t)\nSeptimen und Tritonus sind die schwersten und unsichersten. Oktave, Quarte, Quinte die leichtesten und angenehmsten. \u00c4hnliche Beobachtungen sind auch bei den vielen anderen Vpn. erw\u00e4hnt; so z. B. bei Vp. L. : \u201eTritonus verursacht stets eine v\u00f6llige Desorientierung\u201c. \u201eNicht sicher bei sp und Sp\u201c. Vp.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 244]\nHsch. : \u201eTr pafst nicht in die Leiter, wirkt unerwartet, Unlustgef\u00fchl\u201c. Vp. Up.: \u201eTr sofort, als Dissonanz klar; auch ist das unangenehme prikelnde Gef\u00fchl der Dissonanz dabei\u201c. Dagegen lesen wir bei der Quinte : \u201eBekannte Konsonanz auf den leeren Saiten\u201c (Vp. Ht.), bei Quarte: \u201eSehr bekannt\u201c (Vp. K\u00f6.), bei gr. Sexte: \u201eMusikalisches Wohlgef\u00fchl\u201c (Vp. A.). Die Sekunden wurden stets f\u00fcr leichte, bekannte Schritte erkl\u00e4rt, so z. B. bei Vp. Ht.: \u201eSk bekannter Fortschritt von einem Ton zum andern.\u201c Vp. K\u00f6.: \u201eSk; zuerst: Sehr gew\u00f6hnliches Intervall, beim Umdrehen gr. Sekunde\u201c. Hinsichtlich der Unmittelbarkeit der Beurteilung bemerkt z. B. Vp. Ht. nach einer Reihe in der 3 gestr. Oktave, er h\u00e4tte alle Intervalle unmittelbar erkannt, aufser Tritonus (vgl. mit der Quinte). Vp. Rp. hatte auch in einer Reihe in der 3 gestr. Oktave s\u00e4mtliche Schritte unmittelbar beurteilt \u201ebis auf sp\u201c. Es w\u00e4re \u00fcberfl\u00fcssig noch weitere Beispiele dieser Art anzuf\u00fchren, so klar treten die Unterschiede schon in den angegebenen F\u00e4llen hervor. Die Ph\u00e4nomene des Behaltens und Vergessens treten in folgenden Beobachtungen hervor. \u201eDas anf\u00e4nglich sichere Urteil wird in der Erinnerung sehr h\u00e4ufig ganz unsicher\u201c (Vp. L.). Wie rasch das geschieht, ist wiederum f\u00fcr verschiedene Schritte verschieden und zwar f\u00fcr ungel\u00e4ufige kleiner als f\u00fcr gel\u00e4ufige. Vp.K\u00f6.: \u201eGed\u00e4chtnisbild der Dissonanzen verschwindet schneller.\u201c \u201eSp.: KeineKonsonanz und schwer im Ged\u00e4chtnis einzupr\u00e4gen\u201c. Dagegen: ,,Q; sehr leicht zu behalten\u201c. Vp. Hsch. Gegeben sp. Nach etwa 2 Sekunden: \u201eS. Wars so? Ganz unsicher.\u201c Solche Unsicherheit bei ungel\u00e4ufigen Intervallen zeigte sich besonders darin, dafs die Vpn. mich oft baten, ungel\u00e4ufige Intervalle wiederholt anzugeben (vgl. S. 40). Die angef\u00fchrten Aussagen stehen im Einklang mit der Einteilung der Intervalle in gel\u00e4ufige und ungel\u00e4ufige und mit der von mir aufgestellten Hypothese, dafs das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr die vielen Verwechslungen besonders solcher ungel\u00e4ufiger Intervalle verantwortlich gemacht werden darf.\n3. Aussagen \u00fcber die Schwierigkeit der Intervallbeurteilung in \u00e4ufseren Regionen. S\u00e4mtliche Intervalle \u2014 darin stimmen alle Beobachter \u00fcberein \u2014 werden umso schwerer beurteilt, je n\u00e4her sie den Grenzen der Tonreihe liegen. In der 3 gestr. Oktave finden alle Beobachter die Beurteilung von Intervallen","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 245] Eas Erkennen sukzessiv geyebener musikalischer nsw. 121\nnoch recht leicht; die 4gestr. Oktave aber bietet schon gewisse Schwierigkeiten; direkte Beobachtungen dar\u00fcber sind nicht zahlreich; bei Vpn. Ht., M. finden wir Bemerkungen, dafs die Beurteilung manchmal schwerer ist, als in der 3 gestr. Oktave, dafs aber allm\u00e4hlich eine Angew\u00f6hnung an die hohe Lage eintritt. Indirekt kann man den Anmerkungen der meisten Vpn. entnehmen, dafs die 4 gestr. Oktave nicht so einfach zu beurteilen war, besonders wenn man die Beobachtungen \u00fcber mittelbare Kriterien in Betracht zieht, von denen in dieser Region schon reichlicher Gebrauch gemacht worden ist. Sehr schwierig wird die Beurteilung von Intervallen erst in der 5 gestr. Oktave. ,,Das Urteil ist in dieser hohen Lage sehr schwer, die Intervalle machen den Eindruck von Sekunden\u201c. \u201eDas Urteil ist so schwer, dafs das Unlustgef\u00fchl nicht verl\u00e4fst, das ist ja eine Qual.\u201c (Vp. Hsch.) \u201eDie Urteile sind in der H\u00f6he ganz unsicher\u201c (Vpn. Rp\u201e L.). Ganz trostlos klingt die Beobachtung von Vp. A. : \u201eKeine unmittelbaren Urteile mehr; viel schwerer zu beurteilen. Konsonanz und Dissonanz nicht mehr mafsgebend, Klangfarbe fremd; meist mit Hilfe der Tonleiter beurteilt.\u201c \u201e\u00dcbertragung in die tiefere Oktave\u201c. \u201eIn dieser hohen Lage mehr Hilfsmittel\u201c. Ich m\u00f6chte an dieser Stelle noch auf einen individuellen Unterschied aufmerksam machen. W\u00e4hrend n\u00e4mlich einige Vpn. zahlreiche Hilfsmittel ergriffen, um sich die Beurteilung von Intervallen in der 5 gestr. Oktave zu erleichtern, blieben andere mehr oder weniger passiv, z. T. aus dem Grunde, dafs die Benutzung mittelbarer Kriterien, wie Nachsingen, Kehlkopf bewegungenusw. in dieser Lage auch sehr schwierig wurde, z. T. aber wohl aus gr\u00f6fserer Neigung zu unmittelbaren Urteilen. Interessant ist, dafs Urteile letzterer Art in dieser Region sehr h\u00e4ufig ganz unsicher waren, trotzdem sie auf Grund des unmittelbaren Eindrucks gef\u00e4llt worden sind \u2014 ein Beleg daf\u00fcr, dafs beide Begriffe streng auseinanderzuhalten sind.1\nTypisch f\u00fcr das eben Gesagte ist eine folgende Aussage von Vp. v. Hb.: \u201eder Intervalleindruck \u201eim Bewufstsein\u201c bei v\u00f6lliger subjektiver Unsicherheit, \u00e4hnlich wie bei tachistosko-pischen Versuchen, wenn man scheinbar alles vergessen hat und doch etwas sagt.\u201c\n1 Katzaroff. Arch, de Psych., Tome XI, N. 41. La r\u00e9cognition p. 56.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nCatharina v. Maltzeiv.\n[LXIV. 246]\nIn tiefen Regionen war analog auch zu beobachten, clafs das Urteil in der Kontra-Oktave den Vpn. viel schwerer fiel, als in der gr. Oktave; der Unterschied war jedoch lange nicht so grofs, wie in den hohen Oktaven.\nAls Grund der Erschwerung des Urteils ist folgendes von den Vpn. angegeben worden:\na)\tDie Schwierigkeit den T\u00f6nen hoher und tiefer Grenzregionen eine bestimmte Tonh\u00f6he zuzuordnen.\nb)\tDie Schritte selbst verlieren das Charakteristische, was sie von anderen Schritten unterscheidet.\nc)\tDie ungewohnte Klangfarbe und die ungew\u00f6hnlich grofsen Klangfarbenunterschiede wirken verwirrend auf die Beurteilung von Intervallen.\nZu a) : Die erste Schwierigkeit, auf welche die Vpn. oft hingewiesen haben, betrifft also die das Intervall bildenden Tonh\u00f6hen: Je h\u00f6her ein Ton der oberen Grenzregion, je tiefer ein Ton der unteren, desto unsicherer wird seine Tonh\u00f6he. Vp. M. (\u00f6gestr. Oktave): \u201eDie Tonh\u00f6he der h\u00f6heren T\u00f6ne ist unbestimmt; darum findet stets ein Herumprobieren statt, welche T\u00f6ne dahin passen w\u00fcrden, bis ein bestimmter Ton aufgefunden wird.\u201c (Seil. Durch inneres oder lautes Nachsingen). \u201eIntervalleindruck ist f\u00fcr das Urteil mafsgebend; danach wird auch die H\u00f6he des oberen Tones bestimmt; die des unteren wird noch meist geh\u00f6rt\u201c. \u201eBei absteigender Tonfolge erleichtert der zweite Ton die Auffassung des ersten.\u201c Vp. Ht.: \u201eW\u00e4hrend des Versuches ver\u00e4ndert sich die Tonh\u00f6he; die T\u00f6ne sind nicht genau zu fixieren\u201c (gegeben war fb\u2014ab). \u201eBei zweiter Angabe schien der Ton tiefer zu liegen\u201c (c5). Vp. A.: \u201eIn der \u00f6gestr. Oktave k\u00f6nnen die T\u00f6ne schwer unterschieden werden.\u201c Bei Angabe von eb bemerkte Vp. A. : \u201eNicht fafsbar\u201c, bei db, eb \u201enicht bestimmbar\u201c. Auch Vp. Gst. notierte hinsichtlich d5 : \u201eDer Ton geht etwas \u00fcber seine Grenzen hinaus nach beiden Richtungen \u2014 die Tonh\u00f6he ist verschwommen.\u201c Vp. Br.: \u201eDie Tonh\u00f6he des oberen Tones ganz unbestimmt,\u201c Zu eG: \u201eDer obere Ton so hoch, dafs an ein Erkennen gar nicht zu denken\u201c. Vp. L. : \u201eDie H\u00f6he der T\u00f6ne ist in dieser Region unbestimmt\u201c. Die Beobachtungen zeigen, dafs die Zuordnung einer bestimmten Tonh\u00f6he in der \u00f6gestr. Oktave den Vpn. grofse Schwierigkeiten bot, Die Un-","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 247] Fas Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 128\nSicherheit derselben beginnt bei den meisten Vpn. bei dr\u00b0, e5, bei einigen aber (Vpn. Br., B\u00f6.) erst bei g'\u00b0.\nIn den tiefen Regionen liefs sich eine Unsicherheit der Tonh\u00f6henbestimmung erst tief in der Kontra-Oktave beobachten: Vp. K\u00f6. (gegeben Cx\u2014Fis} ) :\t\u201eQ. Bei der ersten Dar-\nbietung der tiefere Ton unbestimmt, trotzdem Intervalleindruck Quarte ; nur beim zweiten H\u00f6ren der tiefere gewissermafsen zurechtgesucht (\u201erichtig aufgefafst\u201c)\u201c. \u201eDer tiefe Ton (Oj) ist merkw\u00fcrdig unsicher.\u201c Yp. A. (Gegeben Uj\u2014Fj): \u201eIch hatte M\u00fche die T\u00f6ne festzustellen\u201c. Vp. S. (Gegeben H\u00b1\u2014EJ :\t\u201eQ. Erst bei f\u00fcnfter oder\nsechster Angabe h\u00f6rte ich den unteren Ton wirklich als Ton.\u201c Die Auffassung tiefer T\u00f6ne wurde noch erschwert durch das langsame Anklingen der tiefsten T\u00f6ne, besonders des C\u00b1. - Die Tatsache, dafs die Entstehung einer Tonempfindung langsamer, die Dauer der Urteilsbildung f\u00fcr tiefe T\u00f6ne gr\u00f6fser ist, als f\u00fcr solche mittlerer und hoher Regionen, ist in der akustischen Literatur schon mehrfach hervorgehoben worden (vgl. Stumpf, Tonpsychologie Bd. I, S. 214\u2014218). Auch bei meinen Orgelversuchen betonten s\u00e4mtliche Beobachter, dafs die Beurteilung tiefer T\u00f6ne l\u00e4ngere Zeit dauert. Vp. Rp. (Gegeben C\u2014EsJ: \u201eBeim ersten Versuch hatte ich das Intervall noch nicht erkannt, auch beim zweiten nicht sofort. Es scheint die Auffassung des tieferen Tones l\u00e4nger zu dauern, daher Verz\u00f6gerung.\u201c Ferner: \u201eDie Auffassungtiefer T\u00f6ne ist verschieden schwierig. Man erkennt die Schwierigkeit an dem verschiedenen Verhalten beim Auffassen. Wenn er relativ leicht zu erfassen ist, wird er allein vorgestellt. Bei schwierigeren T\u00f6nen wird eine h\u00f6here Oktave vorgestellt, bei noch schwierigerem Ton mufs ich mitsummen, um sicher zu sein. Nat\u00fcrlich kommt in allen F\u00e4llen noch die verschiedene Dauer der Erkennung hinzu, durch die sich weiterhin die verschiedene Schwierigkeit dokumentiert.\u201c Vp. K\u00f6. (Gegeben C*\u2014-EJ: \u201eDer tiefere Ton wird erst nach einiger Zeit sicher, aber wohl auch physikalisch\u201c.1 Das langsamere Anklingen tiefster T\u00f6ne kam noch in einer eigenartigen Weise zur Geltung. Es wurde n\u00e4mlich in manchen\n1 Es ist in der Tat m\u00f6glich, dafs das langsame Anklingen tiefer T\u00f6ne z. T. auch physikalisch bedingt ist.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nCatharina v. Maltzew.\n[LX1V. 248]\nF\u00e4llen der Grundton eines Klanges sp\u00e4ter geh\u00f6rt, als seine Teilt\u00f6ne, was zur Folge hatte, dafs diesem Grundton eine Art Vorschlag vorausging. Diese Erscheinung wurde h\u00e4ufig an Gx beobachtet. So z. B. Vp. v. Hb. (Gegeben Esx\u2014G^)\\ \u201eEs\u2014Gy sehr tief; das G spricht nicht gleich an, sondern zuerst g.u (Gegeben S abst.) : \u201eA\u2014 (Vorschlag g) \u2014 C\u201c. Vp. Rp. (Gegeben G\u00b1\u2014Cy): \u201eQ unmittelbar, vielleicht erleichtert, weil im tiefen Ton der h\u00f6here Ton als Vorschlag noch einmal kommt.\u201c\nb)\tEine zweite Schwierigkeit, auf welche die Vpn. hingewiesen haben, ist die, dafs Intervalle in dieser Region das besonders Typische verlieren, was nur ihnen eigen ist und sie von anderen Intervallen unterscheidet. \u201eQuarte lange nicht so charakteristisch, wie etwa schon eine Oktave h\u00f6her.\u201c (Vp. K\u00f6. Kontra-Oktave), \u201esp. in der hohen Lage nicht erkannt\u201c (Vp. Rp. 4gestr. Oktave) Diejenigen Vpn., welche die Intervalle in dissonante und konsonante scheiden, geben zu Protokoll, dafs dieser Unterschied immer mehr verschwindet, je h\u00f6her (bzw. tiefer) die Intervalle liegen. Vp. L. : \u201eIn der \u00f6gestr. Oktave ist Konsonanz = Dissonanz\u201c. Vp. M. (\u00f6gestr. Oktave): \u201eKeine Unterschiede der Konsonanz und Dissonanz\u201c. Vp. Hsch. (Gegeben 8p5): \u201eOktave oder sp. K\u00f6nnte 8p sein, aber die Dissonanz f\u00fcr Sp zu gering\u201c. Diejenigen Vpn. ferner, welche die Intervalle in angenehme und unangenehme scheiden, beobachten, dafs die mit den verschiedenen Intervallen verbundenen Gef\u00fchle einander \u00e4hnlicher werden, dafs vielmehr alle unangenehm werden. \u201eBei s fehlt der gew\u00f6hnliche Wohlklang\u201c (Vp. A.) \u201eKonsonanz und Dissonanz (bei dieser Vp. ein Gef\u00fchlsunterschied) nicht mehr mafsgebend\u201c. ,,T \u2014 nicht wohlklingend, nicht so, wie in tieferen Oktaven\u201c usw. Diese Angaben weisen \u00fcbereinstimmend nur darauf hin, dafs das Charakteristische der Intervalle zur\u00fccktritt und dafs dadurch das Intervallurteil bedeutend beeintr\u00e4chtigt wird.\nc)\tEine weitere Schwierigkeit f\u00fcr die Intervallbeurteilung in den \u00e4ufseren Regionen bietet die ungewohnte Klangfarbe der h\u00f6chsten und tiefsten T\u00f6ne. So lesen wir bei Vp. M. (3gestr. Oktave): \u201edie Klangfarbe war so ungewohnt, dafs sie auf das Intervallurteil st\u00f6rend wirkte, auch auf das absolute Tonbewufstsein (das Vp. M. f\u00fcr Klavier besitzt); allm\u00e4hliche Angew\u00f6hnung an die Klangfarbe.\u201c \u00c4hnliches bei Vp. Ht.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 249] -Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 125\n(4gestr. Oktave): \u201eIn der 4gestr. Oktave das Urteil manchmal schwerer als in der 3gestr., aber meist zuerst, dann Gew\u00f6hnung an die Klangfarbe.\u201c Bei anderen Vpn. finden sich auch analoge Aussagen \u00fcber die st\u00f6rende Wirkung der Klangfarbe. Viel h\u00e4ufiger noch sind Beobachtungen \u00fcber den Einflufs von ungewohnt grofsen Klangfarben \u2014 bez. Tonfarbenunterschieden. Diese wurden von den Vpn. zu Anfang f\u00fcr besonders st\u00f6rend erkl\u00e4rt, allm\u00e4hlich aber merkten die Vpn., dafs die Gr\u00f6fse der Klangfarbenunterschiede ungef\u00e4hr der Gr\u00f6fse der Intervalle parallel lief und benutzten sie als Kriterien zur Intervallsch\u00e4tzung in h\u00f6heren Regionen (vgl. dar\u00fcber S. 105). Das Brummen der tiefsten T\u00f6ne wurde bisweilen auch als ungewohnt und st\u00f6rend von den Vpn. bezeichnet, da aber das Intervallurteil stark durch Obert\u00f6ne unterst\u00fctzt worden ist, kam diese St\u00f6rung wenig zur Geltung. Vp. v. Hb. bemerkte nur, dafs die grofsen Klangfarbenunterschiede die Intervalle gr\u00f6fser (oktavenerweitert) erscheinen lassen.\n4. \u00dcber die von den Beobachtern angewandten Hilfsmittel zur Beurteilung von Intervallen.\na) Die Vpn. pflegten zur Erleichterung der Beurteilung das gegebene Intervall zu wiederholen,\nDiese Wiederholung geschah entweder durch halblautes Nachsingen, Nachpfeifen, oder durch Kehlkopf- und Lippenbewegungen, durch \u201einneres Nachsingen\u201c, endlich durch blofses Vorstellen des Schrittes.1 Diese Hilfsmittel sind so bekannt, dafs ich nur wenige Beispiele aus den Aussagen hinzuf\u00fcge: Vp. Rp. (Gegeben SpA) \u201eZuerst sehr unsicher. Ich mufste nachsingen in kl. Oktave. Ich hatte schon zu Anfang den richtigen Intervalleindruck, hatte ihn aber noch nicht erkannt. Erst beim wirklichen Nachsingen erkannte ich den urspr\u00fcnglichen Intervalleindruck als sp.\u201c Vp. L. (Gegeben s4): \u201es ; nicht sicher; erst nach mehrmaliger Pr\u00fcfung durch Lippenbewegungen das Intervall erkannt.\u201c Vp. Hsch. : Kehlkopfbewegungen sind oft Hilfsmittel zur Erkennung von Intervallen.\u201c Vp. Rp. (spj: \u201eIch hatte zwar sofort sp-Eindruck, war aber unsicher und mufste innerlich nachsingen, wobei es\n1 Stumpf. Tonpsychologie, Bd. I, S. 175.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIY. 250J\nblofs zur Muskelanstrengung im Kopf, aber nicht zum wirklichen Singen kam; auch akustische Vorstellung der T\u00f6ne (in kl. Oktave) war vorhanden.\u201c (Vgl. Stumpf Tonpsychologie Bd. I, S. 176). Vp. M. (s4): \u201eIn der Vorstellung die s nachgepr\u00fcft; keine Kehlkopfbewegungen\u201c. Vp. Rp. (Gegeben tl5 Esx\u2014Cx): \u201et; wieder g\u2014h\u2014e, wo h Oberton. Dieser st\u00f6rte doch sehr. Ich konnte g nicht festhalten. Vielmehr mufste ich, nachdem ich e erfafst, g neuerdings vorstellen, also Sukzession durch die Vorstellung, um das Intervall zu erkennen.\u201c Trotzdem die Vpn. sehr h\u00e4ufig von den eben genannten Hilfsmitteln Gebrauch machen, sind sie sich bewufst, dals diese nur indirekte Kriterien der Intervallbeurteilung sind. Denn bei s\u00e4mtlichen Vpn. kommen F\u00e4lle vor, wo das Intervallurteil unmittelbar, ohne Hilfe der genannten Kriterien stattgefunden hat. So lesen wir: Vp. A. (Bgestr. Oktave): \u201eKehlkopfbewegungen sind f\u00fcr die Beurteilung von Intervallen nicht mafs-gebend.\u201c Vp. Hsch. : \u201eZur Kontrolle nachgesungen.\u201c Vp. Schl.: \u201eDurch Pfeifen nachgepr\u00fcft\u201c usw. Das Nachsingen und Kehlkopf bewegungen haben haupts\u00e4chlich nicht das Ziel, aus der Spannung des Kehlkopfes das Intervall zu erkennen; sie dienen einmal als Kontrolle des direkt gef\u00e4llten Urteils; zweitens sind sie auch f\u00fcr das Erkennen des Intervalls selbst dadurch von Bedeutung, dafs sie eine Wiederholung des zu beurteilenden Intervalls bewirken. Vp. R.: (Kontra-Oktave) \u201eErst beim Nachsingen das Intervall erkannt, obwohl ich die H\u00f6hen schon vorher erfafste.\u201c Vp. K\u00f6. (gegeben s der Kontra-Oktave). \u201eErst an sp gedacht. W\u00e4hrend der Darbietung innerlich nach gesungen, wodurch der Intervallcharakter viel deutlicher wurde.\u201c\nNicht alle Vpn. haben in gleichem Mafse die motorischen Kriterien zu Hilfe genommen, es liegen in dieser Hinsicht grofse individuelle Unterschiede vor. Bei Vpn. M\u00fc., B\u00f6., v. Hb., Gst. finden wir kaum eine Beobachtung \u00fcber Kehlkopfbewegungen, innerliches oder lautes Singen; bei Vpn. M., Br. sind ihrer auch nicht viele, w\u00e4hrend die Vpn. Schl., Hsch. und L. auf Schritt und Tritt solche Hilfsmittel anwenden : \u201eKehlkopfbewegungen sind meistens vorhanden\u201c schreibt Vp. Hsch. Er hielt eine Zeitlang daran fest, dafs sie auch stets das Urteil bestimmen, aufser bei den bekanntesten Intervallen wie Oktave, gr. Sekunde und Quinte. Sp\u00e4ter hatte er doch gemerkt, dafs er auch andere Intervalle ohne Kehlkopfbewegungen, unmittelbar zu. beurteilen imstande ist. Auch Vp. L. :","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 251] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischen usw. 127\n\u201eEs wird versucht ohne Bewegungen zu urteilen, doch scheinen instinktive Kehlkopfbewegungen, nicht ausgeschlossen, da ich sie auch bei jeder Ton Vorstellung unbedingt habe.\u201c Doch schreibt er ein anderes Mal: \u201eUrteil meist direkt, ohne Hilfsmittel. Fr\u00fcher waren meistens Kehlkopfbewegungen, jetzt erfolgt das Urteil sicher ohne mittelbare Kriterien.\u201c Aufser den individuellen Unterschieden im Gebrauch von Hilfsmitteln liegt noch ein Unterschied der Region vor. In der Sgestr. Oktave, wo die Intervallbeurteilung noch sehr leicht ist, sind auch mittelbare Kriterien relativ selten. In der 4 gestr. finden wir sie am meisten angewendet, w\u00e4hrend in der 5 gestr. Oktave \u201edas Nachsingen und Nachpfeifen schwer\u201c wird. (Vp. Ht.) Vp. L. bemerkt, dafs die Beurteilung in der hohen Lage so schwer ist, dafs das Pfeifen und die Kehlkopfbewegungen vergeblich anzuwenden w\u00e4ren.\nb) Die Vpn. suchten die Intervallbeurteilung in \u00e4ufseren Regionen durch \u00dcbertragung in tiefere Oktaven zu erleichtern. In der 3 gestr. Oktave findet noch keine \u00dcbertragung statt. Yp. L. : \u201eDie Intervalle ohne \u00dcbertragung beurteilt.\u201c Vp. Rp. : \u201eIn dieser Lage wird nicht transponiert.\u201c Vp. Ht. allein hat auch in dieser Region, aber nur am ersten Versuchstag, die Intervalle \u00fcbertragen : \u201eImmer \u00dcbertragung in die tiefere Oktave, aber nicht durch Kehlkopfbewegungen.\u201c In der 4 gestr. berichten schon mehrere Vpn. \u00fcber die Anwendung desselben Hilfsmittels. Vp. Rp. : \u201eZur Sicherheit in eine tiefere Oktave \u00fcbertragen, doch wahrscheinlich nur akustisch\u201c. \u201eUm sicher zu sein, habe ich die Kehlkopfmuskeln kontrahiert, wie wenn ich das Intervall in normaler Tonlage nachpr\u00fcfen w\u00fcrde.\u201c Vp. Ht. : \u201eImmer \u00dcbertragung in die tiefere Oktave der Violine.\u201c Vp. A. : \u201eVorstellung des Intervalls in tieferer Oktave.\u201c In der 5 gestr. Oktave wird die \u00dcbertragung in die tiefere Oktave von manchen Vpn. auch benutzt, so Vp. A. : \u201e2 Oktaven (sic!) tiefer \u00fcbertragen.\u201c Vp. M. : \u201e\u00dcbertragung in die tiefere Region, aber rein akustisch.\u201c Die meisten Vpn. aber bemerken, dafs eine \u00dcbertragung in so hoher Region schon grofse Schwierigkeiten bietet oder sogar ganz unm\u00f6glich ist. Vp. Ht : \u201eIn niedere Lagen \u00fcbertragen, nachpfeifen schwer, auch die Vorstellung in tieferer Lage.\u201c Vp. Hsch. : \u201eDie \u00dcbertragung in die tiefere Region fast unm\u00f6glich.\u201c \u201e\u00dcbertragung erschwert durch die Unbestimmtheit des h\u00f6heren Tones.\u201c Vp. Rp. : \u201eEine \u00dcbertragung in die tiefere Oktave ist nicht m\u00f6glich ; es fehlt also ein wichtiges Hilfsmittel.\u201c In den tiefen Regionen, der Kontra-Oktave","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 252]\nfindet bei Vp. Rp. wieder eine \u00dcbertragung der Intervalle statt: \u201eDas Intervall wohl durch Vorstellen der T\u00f6ne in h\u00f6herer Oktave erkannt.\u201c Die n\u00e4here Betrachtung dieser Selbstbeobachtung l\u00e4fst erkennen, dafs die \u00dcbertragung von zweierlei Art vorkam: die motorische und die akustische \u00dcbertragung. Die motorische geschieht durch Kontraktion der Kehlkopfmuskeln, wie sie stattfindet, wenn man in der bequemen Stimmlage das Intervall nach singen will. Bei der akustischen \u00dcbertragung werden die geh\u00f6rten Tonh\u00f6hen in der Klangfarbe der eigenen Stimme oder eines Instruments vorgestellt; so bei Vp. Ht in Klangfarbe der Violine. In anderen F\u00e4llen k\u00f6nnen auch beide Arten der \u00dcbertragung verbunden Vorkommen.\nc) Ein drittes Hilfsmittel, das von den Beobachtern nur bei absteigenden Intervallen angewandt worden ist \u2014 ist das \u201eUmkehren des Intervalls\u201c, d. h. die das Intervall bildenden T\u00f6ne wurden in auf steigend er Tonfolge vorgestellt oder nachgesungen und das aufsteigende Intervall \u2014 das bekanntlich f\u00fcr die Vpn. leichter war \u2014 beurteilt. Wie oft dieses Hilfsmittel in hohen Regionen gebraucht worden ist, habe ich schon S. 68 gezeigt. Auch habe ich darauf hingewiesen, dafs diese Umkehrung zu Anfang der Versuche eine besonders grofse Rolle spielte, sp\u00e4ter aber auch absteigende Intervalle unmittelbar beurteilt werden konnten. Da an den Versuchen in den tieferen Regionen Vpn. teilnahmen, welche schon an den h\u00f6heren Oktaven in der Beurteilung absteigender Intervalle grofse \u00dcbung erworben hatten, so wurde in der tiefen Lage von der Umkehrung relativ wenig Gebrauch gemacht.\n5. Ferner suchten die Beobachter h\u00e4ufig gewisse Schritte mit Hilfe anderer zu bestimmen, und zwar:\na)\tSchritte \u00e4hnlichen \u00dcbergangserlebnisses oder ann\u00e4hernd gleicher Grofse durch Vergleich miteinander.\nb)\tUngel\u00e4ufige Schritte durch \u00dcberf\u00fchrung in gel\u00e4ufige (\u201eAufl\u00f6sung\u201c).\nc)\tUngel\u00e4ufige Schritte durch Einsetzen gel\u00e4ufigerer und \u2014 was mit diesem Einteilungsgrund zum Teil zusammenf\u00e4llt \u2014 weite Schritte durch Einsetzen enger.\nFall a): Ist z. B. eine kl. Sexte gegeben und hat die Vpn. das \u00dcbergangserlebnis als \u201eSexte\u201c erkannt, so kann sie doch noch zweifeln, ob eine gr. oder kl. Sexte vorliegt, denn beide","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 253] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 129\nSchritte sind ja \u00e4hnlich. Um zur Entscheidung zu gelangen, reproduziert die Vpn. h\u00e4ufig eines der beiden Intervalle, z. B. die gr. Sexte und vergleicht es mit dem gegebenen. Stimmt die gr. Sexte mit dem vorgelegten Schritt \u00fcberein, so urteilt die Vpn. \u201egr. Sexte\u201c, widrigenfalls nennt sie sofort das andere in Frage kommende Intervall. Vp. Br. (Gegeben s3): \u201eAls Sexte unmittelbar und durch Vergleich mit der gr. die kl. Sexte erkannt.\u201c Vp. M. (Gegeben s4): \u201eVergleich mit der gr. Sexte.\u201c Vp. Rg. (Gegeben sk4): \u201eGesungen Sk, gesehen, dafs es sk ist.\u201c Vp. Br. (Gegeben T3): \u201eUnmittelbar. Durch Vergleich mit der t best\u00e4tigt.\u201c Der Vergleich kann auch zwischen mehreren in Betracht kommenden Schritten stattfinden, z. B. zwischen 3\u20144 Intervallen, die der Distanz nach einander nahe liegen.\nFall b : Ungel\u00e4ufige Schritte wurden in gel\u00e4ufige aufgel\u00f6st und mit Hilfe dieser bestimmt. Dieses Hilfsmittel haben die Vpn. sehr h\u00e4ufig angewandt, die einen \u2014 um den unmittelbaren Eindruck nachzupr\u00fcfen, andere \u2014 um statt eines schweren Schrittes einen leichteren beurteilen zu k\u00f6nnen und daraus einen Erfahrungsschlufs auf das gegebene ungel\u00e4ufige Intervall zu machen. Vp. Hsch. (Sp3 aufst.) : \u201eSp nach Oktave aufgel\u00f6st\u201c. Vp. A. (Tr3 aufst.): \u201eTritonus zur Quinte erg\u00e4nzt\u201c. Vp. Rg. : \u201esp3 \u2014 Aufl\u00f6sung nach unten\u201c. Vp. Rp. (Gegeben sp5 abst.): \u201eGleichzeitig mit dem unteren Ton tritt ein Spannungsgef\u00fchl auf, das Intervall dr\u00e4ngt zur Aufl\u00f6sung. Vp. Br. : \u201eAufl\u00f6sung des unteren Tones des Tritonus (absteigend) nach der Quarte\u201c. \u201eAufl\u00f6sung des unteren Tones der s nach der Q. Die Betrachtung der vorliegenden Aufl\u00f6sungen l\u00e4fst die Tendenz erkennen, die Intervalle in der Richtung zu ver\u00e4ndern, wie es die musikalische Stimmf\u00fchrung verlangt. Ein Beweis daf\u00fcr, dais hier die musikalische Erfahrung von grofser Bedeutung ist. Ferner bemerken wir, dafs diese willk\u00fcrlichen Ver\u00e4nderungen der Intervalle beinahe dieselben sind, welche sich unbemerkt bei unseren Intervall versuchen und Nachsinge-versuchen einstellten und die typischen Fehlerarten bedingten.\n4. Fall c. Ungel\u00e4ufige Schritte wurden durch Einsetzen gel\u00e4ufiger bestimmt und weite Schritte durch Einsetzen enger.\nIch lasse die Beobachter selbst dar\u00fcber aussagen. Vp. S. (3gestr. Oktave): \u201es = Q + sk\u201c. Vp. A. \u201eTritonus \u2014 mit\nStumpf, Beitr\u00e4ge VIT.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 254]\nHilfe der Tonleiter bestimmt\u201c. Vp. Br.: \u201eS durch Einsetzen der q zu 4/e Akkord erg\u00e4nzt\u201c, \u201eq (abst.) c\u2014g durch Hinzuf\u00fcgung des unteren c erg\u00e4nzt\u201c. Vp. Hsch. : \u201esp ; Dreiklang -f-1\u201c. Auch in den tieferen Regionen: Vp. Rp. : \u201esp \u2014 S-f-sk; die sp (h\u2014a) wurde berechnet aus c\u2014a = S, dazu kommt ein Halbton unter c, also zusammen sp\u201c. Vp. K\u00f6: \u201et erg\u00e4nzt sich nach Wahrnehmung des Mollcharakters zu Mollakkord\u201c. \u00c4hnliche Beobachtungen, wie die eben angef\u00fchrten finden wir auch bei den anderen Vpn. Die Bestimmung gewisser Schritte mit Hilfe anderer ist ein sehr h\u00e4ufig angewandtes Hilfsmittel; wie aber andere Hilfen, so ist auch diese nicht in allen F\u00e4llen ein unentbehrliches Kriterium der Intervallbeurteilung gewesen. In einer ganzen Anzahl von F\u00e4llen wrnrde das Vergleichen der Schritte miteinander, die \u201eAufl\u00f6sung\u201c, das Einsetzen gel\u00e4ufiger und enger Intervalle an Stelle weiter und ungel\u00e4ufiger nur zur Kontrolle des unmittelbar gef\u00e4llten Urteils verwendet. Diese Aussagen legen wiederum die von uns durchgef\u00fchrte Einteilung der Intervalle in gel\u00e4ufige und ungel\u00e4ufige besonders nahe.\n5. Von den weiteren Hilfsmitteln der Intervallbeurteilung sind noch die musikalischen Reminiszenzen zu erw\u00e4hnen. Eine bekannte Melodie wird bei der Angabe des in ihr vorkommenden Intervalls ins Ged\u00e4chtnis gerufen. In den F\u00e4llen, wo die Reminiszenz f\u00fcr die Beurteilung des Intervalls von Bedeutung ist, schiebt sich also zwischen die Wahrnehmung des Intervalls und seine Beurteilung ein neues Glied ein. In anderen F\u00e4llen dagegen, wo die Reminiszenzen f\u00fcr das Intervallurteil ohne Bedeutung sind, pflegen sie dem Urteil zu folgen. Zu den F\u00e4llen erster Art geh\u00f6rt z. B. folgender der Vp. L. : Bei Angabe der S hatte er stets die Assoziation mit dem Es-Dur-Nocturne von Chopin, bei Angabe der q mit dem Lied \u201eHinaus in die Ferne\u201c, was auch \u201ef\u00fcr die Beurteilung von Belang\u201c war. Auf F\u00e4lle umgekehrter Art weisen Beobachtungen von Vp. M. hin: (Geg. sp3) \u201eErinnerung an Haydn Symph. G-Dur\u201c, bei q3: \u201eErinnerung an Pastorale\u201c \u2014 \u201edie Erinnerung an bekannte Werke kommt schon nach dem unmittelbaren Urteil, ist also f\u00fcr die Beurteilung des Intervalls nicht mafsgebend\u201c. Eine weitere Einteilung der Reminiszenzen \u2014 nach anderem Gesichtspunkt \u2014 w\u00e4re solche in konstante und zuf\u00e4llige. Die","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 255] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 131\noben erw\u00e4hnten Reminiszenzen yon Vp. L. traten jedesmal bei s und q ein. Die von Vp. M. sind meist zuf\u00e4llig: \u201ePr\u00fcfung der T. durch die Eroica-Symphonie, die zuf\u00e4llig eingefallen ist\u201c.\nMusikalische Reminiszenzen unterst\u00fctzen in der Regel die Beurteilung von Intervallen. Es werden h\u00e4ufig Intervallnamen nur auf diese Weise eingepr\u00e4gt \u2014 d. h. durch Assoziation mit bekannten Melodien. Wie oft diese Hilfe im Musikunterricht gebraucht wird, ist wohl kaum n\u00f6tig su erw\u00e4hnen. Bisweilen aber k\u00f6nnen musikalische Reminiszenzen auch beirren. So stellte es sich z. B. heraus, dafs Vp. L. h\u00e4ufig t f\u00fcr T hielt, weil der Kuckucksruf in dem Lied : \u201eKuckuck, Kuckuck ruft\u2019s aus dem Walde\u201c irrt\u00fcmlich f\u00fcr grofse Terz angesehen wurde.\u201c Musikalische Reminiszenzen f\u00f6rdern die Intervallbeurteilung besonders dadurch, dafs sie noch nach einem gr\u00f6fseren Zeitintervall die richtige Reproduktion eines bestimmten Schrittes erm\u00f6glichen, der z. B. an den Anfang eines Liedes erinnert hat.\n6. Eine viel geringere Bedeutung hat f\u00fcr das Intervallurteil die Benutzung von Schemata, sowie die Vorstellung von Griffen und Bewegungen an Instrumenten. Diese sind stets nur Begleiterscheinungen, selten wird ihnen von den Vpn. eine irgendwie selbst\u00e4ndige Bedeutung zugeschrieben. Bemerkungen \u00fcber den Gebrauch solcher Hilfen finden wir nur bei einigen Vpn. Vp. Rp. : (geg. Sp der gr. Oktave) \u201eSp. Hier das Intervall nicht so unmittelbar erkannt. Zuerst war klar, dafs es ein sehr grofses Intervall. Ich hatte ein visuelles Schema der Halbtonskala ohne deutliche Sonderung der einzelnen Stufen, eine Strecke mit ganz undeutlichen Verdunkelungen. Ich dachte nun sofort an die Gegend nahe dem rechten Ende: Am Ende selbst liegt die Oktave\u201c. (Geg. sp der gr. Oktave): \u201eAls h \u2014 a aufgefafst; es wird wohl zuerst die Stelle in der Skala bestimmt worden sein, noch ehe ich an die eigent\u00fcmliche musikalische Wirkung und die Aufl\u00f6sung des Intervalls dachte.\u201c Vp. K\u00f6. : (Geg. gr. Sk) \u201eBild der Tasten c\u2014d, oder vielleicht mehr ein Komplex aus diesem Bild, die entsprechenden Bewegungsvorstellungen und Bild der Noten (?).\u201c Vp. Hb. (geg. sp): \u201eSchwache r\u00e4umliche Lokalisationsvorstellungen horizontal, von links nach rechts.\u201c Vp. Ht. (q3): \u201eStellung an der Violine: Die T\u00f6ne und den\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nCatharina v. Maltzew.\n[LXIV. 256\nGriff vorgestellt\u201c. Vp. M. (geg. Sp3): \u201esp; mufste in Noten denken, um zu erkennen\u201c. Vp. A.: \u201eKontrolle durch Tasten\u201c. Einige Vpn. hatten aber weder Schemata, noch Tasten oder Bewegungsvorstellungen. So schreibt Vp. Hsch. : \u201e Vorstellungen von Noten oder Instrument sind nicht vorhanden, h\u00f6chstens bei der aufsteigenden Quarte, welche den gew\u00f6hnlichen Schlufs V\u2014I repr\u00e4sentiert ; dabei eine Bewegungsvorstellung auf Orgelpedalen.\u201c\n7. Nur wenige Worte sind noch \u00fcber die Beurteilung von Intervallen mit Hilfe des absolutenTonbewufstseinszu sagen. Bei Vpn., welche absolute Tonh\u00f6hen mit Leichtigkeit erkennen, fehlt h\u00e4ufig das Erleben des Schrittes als solchen. Das Intervall wird vielmehr aus den absoluten Tonh\u00f6hen erschlossen. So finden wir z. B. bei Vp. M\u00fc. sehr h\u00e4ufig Beobachtungen, wie : \u201eZuerst die einzelnen T\u00f6ne vorhanden, daraus Intervall festgestellt.\u201c Dies ist sein gew\u00f6hnliches Verhalten, wie auch das von Vp. Abr. (vgl. S. 100) und zum Teil von anderen Vpn. mit absolutem Tonbewufstsein. Vp. Hb.: (Geg. sp3 h\u2014a) Ji\u2014a\\ Tonname \u201e/&\u201c schon da, bevor der zweite Reiz gegeben. Intervalleindruck erst, nachdem auch \u201ea\u201c schon da war.\u201c (Geg. c3\u20147^3): \u201ec\u2014 \u00e4\u201c, wie oben erst aus den Ton Vorstellungen konstruiert: das ist eine Septime; dann: gr. Septime\u201c. Vp. Rp. : (geg. e3\u2014c4) \u201ed\u2014b, zuerst hatte ich gewufst, dafs die T\u00f6ne d\u2014b sind, daraus konstruierte ich, dafs das Intervall s ist.\u201c\nEs w\u00e4re aber verfehlt, den Vpn. mit absolutem Tonbewufstsein das Schritterlebnis v\u00f6llig abzusprechen. Bei allen meinen Vpn., welche ein absolutes Tonbewufstsein besitzen (aufser Vp. M\u00fc.) kamen F\u00e4lle vor, wo sie aussagten, dafs sie das Intervall als solches beurteilten, nicht nur die absoluten Tonh\u00f6hen. Vp. Abr. (geg. q4): \u201eBeide Urteile gleichzeitig (\u201eabsolutes\u201c und das Intervallurteil)\u201c (geg. Q c4\u2014fs): \u201eerst absolut c, dann Quintcharakter, dann f\u201c. Solche Urteile sind bei Vp. Abr. sehr selten; viel h\u00e4ufiger bei Vpn. B\u00f6., Hb. und sehr h\u00e4ufig bei Vp. Rp. : (Geg. s3 fis\u2014 d): \u201eIch hatte den ersten Ton als d, den zweiten als c aufgefafst, zugleich aber wufste ich, dafs es ein Intervall wie e\u2014c\u201c. \u201eT (/*4\u2014a4). Dafs die T\u00f6ne wirklich f\u2014a sind, kam mir erst nachher zum Be-wufstsein, dies hatte aber auf das Urteil keinen Einflufs\u201c.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"[LXIV. 257] Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer usw. 133\nVp. Hb.: (Geg. t4) na \u2014 kL Terz, c (in dieser Reihenfolge)\u201c. (Geg. e a und g\u2014c der gr. Oktave) : \u201eBei den Quarten ist der Intervallcharakter deutlicher ausgepr\u00e4gt, aufdringlicher, als bei den anderen.\u201c Geg. Fis-^\u2014c^ (absteigend): ,.g\u2014d, der tiefe Ton schwer zu erkennen, Intervallcharakter am ehesten \u00e4hnlich Tritonus; Quart nur durch Ausrechnen.\u201c\nAuf diese Weise sehen wir uns zu der Annahme gef\u00fchrt, dafs die Urteile erster und zweiter Art sehr verschieden sind und dafs den Vpn. selbst dieser Unterschied bewufst ist. Das Urteil, bei dem nur die absoluten Tonh\u00f6hen beurteilt werden und das Intervall nur erschlossen wird, ist kein Intervallurteil im eigentlichen Sinn. Das Schritterlebnis (respektive seine Erkennung) kommt erst in den F\u00e4llen zweiter Art hinzu.\nDamit sei die lange Reihe der Selbstbeobachtungen geschlossen. Sie m\u00f6ge zeigen, inwiefern die in der Arbeit aufgestellten Annahmen den beobachteten Erscheinungen entsprechen.\nZum Schl\u00fcsse erlaube ich mir Herrn Geheimrat Stumpf meinen herzlichsten Dank f\u00fcr die Unterst\u00fctzung bei der Arbeit auszusprechen, sowie auch dem Assistenten des Instituts Herrn Dr. Rupp.\nHerrn Dr. K\u00f6hler verdanke ich Anregungen zu den zwei oben n\u00e4her bezeichneten Versuchsserien.\nAuch allen meinen Versuchspersonen m\u00f6chte ich f\u00fcr die freundliche Mitbeteiligung an den Versuchen und f\u00fcr die sorgf\u00e4ltigen Beobachtungen meinen besten Dank aussprechen.","page":133}],"identifier":"lit38502","issued":"1913","language":"de","pages":"37-133","startpages":"37","title":"Das Erkennen sukzessiv gegebener musikalischer Intervalle in den \u00e4u\u00dferen Tonregionen","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:04.320441+00:00"}