Open Access
{"created":"2022-01-31T14:20:57.827575+00:00","id":"lit38625","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bang, Ivar","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 54: 359-362","fulltext":[{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Pepsin und Chymosin.\nErwiderung an Herrn J. W. A. Ge win.\nVon\nIvar Bang, Lund.\n\u00e8\n(Der Redaktion zugegangen am 24. Dezember 1907.)\nBei der Nachpr\u00fcfung meiner Angaben \u00fcber Parachymosin *) hat Ge win* 2) die Richtigkeit der von mir gefundenen Eigenschaften desselben konstatiert, n\u00e4mlich: 1. Die Abweichung der Labwirkung bei Verd\u00fcnnung, 2. das Verh\u00e4ltnis zum CaCl2, 3. die gr\u00f6\u00dfere Resistenz gegen\u00fcber Erhitzung und 4. die geringere Resistenz gegen Einwirkung von Alkali \u2014 alles in Vergleich zu dem gew\u00f6hnlichen Lab. Zwar hat er besonders f\u00fcr das Chymosin etwas geringere Differenzen als ich gefunden, was aber aus einer etwas abweichenden Methodik, Beobachtungszeit und Darstellungsverfahren sich vielleicht zum Teil erkl\u00e4ren l\u00e4\u00dft.\nDagegen hat Gewin eine von mir ganz verschiedene Erkl\u00e4rung dieser Erscheinungen gegeben, indem er glaubt gefunden zu haben, da\u00df Extrakte aus Kalbsmagen verschiedene Substanzen enthalten, welche teils gegen die Alkaliwirkung sch\u00fctzen, teils aber beim Erhitzen das Enzym zerst\u00f6ren. Nach Reinigung der Extrakte lie\u00dfen sich die Differenzen der Enzyme nicht mehr nachweisen, indem z. B. sowohl Parachymosin als auch Chymosin dieselbe Empfindlichkeit gegen Alkali zeigten.\nWenn aber dies richtig w\u00e4re, da\u00df das gereinigte Chymosin \u00abim Verhalten gegen Erhitzen und noch mehr gegen Alkali3) dem Parachymosin sehr \u00e4hnlich geworden\u00bb3) ist, ist es nicht so leicht zu verstehen, wie Gewin S. 47 erkl\u00e4ren kann, da\u00df \u00abDer erste von Bang hervorgehobene Unterschied (gegen\u00fcber Verd\u00fcnnung) scheint mir also auf eine verschiedene Empfindlichkeit von Kalbs- und Schweineenzym gegen alkalische3) resp. neutrale Reaktion zur\u00fcckzuf\u00fchren zu sein\u00bb, wenn\n*) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXXIX, S. 425.\n2)\tDiese Zeitschrift, Bd. LIV, S. 32.\n3)\tVon mir kursiviert.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nIvar Bang\nwohl zu bemerken die Enzyme bei den Verd\u00fcnnungsversuchen, wie bei Alkaliversuchen in genau derselben Weise gereinigt wurden. Aus Gewins Mitteilung kann man zwar nicht ersehen, ob er dieselben Pr\u00e4parate zu Verd\u00fcnnungs- und Alkaliversuchen benutzt hat \u2014 ist dies nicht der Fall, m\u00f6chte ich es als einen Versuchsfehler bezeichnen \u2014, da ich aber voraussetze, da\u00df er jedenfalls Verd\u00fcnnungsversuche mit mehreren Pr\u00e4paraten angestellt hat, w\u00e4re es doch sonderbar \u2014 und gerade nicht f\u00fcr seine Auffassung g\u00fcnstig \u2014\u2022 wenn kein einziges Pr\u00e4parat bei den Verd\u00fcnnungs versuchen soweit gereiniget worden war, da\u00df der Unterschied einigerma\u00dfen aufgehoben wurde, wenn dies bei den Alkaliversuchen ohne Schwierigkeit sich demonstrieren lie\u00df.\nIch wei\u00df infolgedessen nicht, wie ich Herrn Ge win verstehen soll, wenn er S. 47 dem Parachymosin eine gr\u00f6\u00dfere Empfindlichkeit gegen Alkali zuschreibt und S. 55 erkl\u00e4rt, da\u00df beide Enzyme dieselbe Empfindlichkeit gegen\u00fcber Alkali besitzen.\nS. 57 erkl\u00e4rt weiter Herr Gewin, da\u00df das Alkali auch in neutraler L\u00f6sung f\u00fcr das Enzym von Bedeutung sein kann, d. h. bei der Verd\u00fcnnung, wo \u00abdie gr\u00f6\u00dfere Empfindlichkeit\u00bb des Parachymosins sich geltend macht. Er wird keif\u00eet Vermutung \u00fcber die Art und Weise, wodurch dies eigentlich geschehen kann, \u00e4u\u00dfern. \u00abDa\u00df aber, sobald Na-und OH-Ionen zu gleicher Zeit in der L\u00f6sung vorhanden sind \u2014 und das ist auch nach Neutralisation mit Natronlauge der Fall \u2014, das Enzym Gefahr l\u00e4uft, ist sicher\u00bb, meint Herr Gewin.\nBeweise hierf\u00fcr hat aber Herr Gewin nicht geliefert, und es ist wohl nicht so ganz au\u00dfer jedem Zweifel, da\u00df bei der Verd\u00fcnnung das Parachymosin die Gefahr l\u00e4uft, welche Herr Gewin bef\u00fcrchtet.\nIch habe n\u00e4mlich konstatiert, da\u00df verd\u00fcnnte Parachymosin -l\u00f6sungen, welche nicht mehr Milch koagulieren, trotzdem nicht zerst\u00f6rt sind, indem man sogar eine kr\u00e4ftige Labwirkung hervorrufen kann und zwar durch Zusatz von CaCl2. Ich erlaube mir eine Beobachtung aus meiner Parachymosinarbeitl) anzuf\u00fchren. S. 437 wird angef\u00fchrt, da\u00df ein neutralisiertes Extrakt aus Schweinemagen nach 40 maliger Verd\u00fcnnung Milch in mehreren Stunden nicht koagulierte. Die L\u00f6sung wurde mit CaCl2 bis 0,2 \u00b0/o (f\u00fcr Milchfermentl\u00f6sung 0,02 \u00b0/o) versetzt und koagulierte jetzt Milch in 2 Minuten. \u2014 Auch s\u00e4mtliche \u00fcbrigen Versuche mit CaCl2 k\u00f6nnen hierzu als Belege gelten.\nDer Versuch beweist also, da\u00df das Parachymosin durch die Verd\u00fcnnung nicht zerst\u00f6rt wird. Diese Tatsache deutet aber Herr Gewin S. 49 gerade umgekehrt, indem er den Unterschied zwischen Chymosin und Parachymosin gegen\u00fcber CaCl2 \u00abder gr\u00f6\u00dferen Empfindlichkeit des Parachymosins gegen neutrale Reaktion\u00bb (d. i. Alkali) zuschreibt. Das\n') a. a. 0.","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Pepsin und Chymosin.\n361\nParachymosin wird bei Verd\u00fcnnung zerst\u00f6rt, ergo mu\u00df es nachher durch CaCl2 eine kr\u00e4ftigere Wirkung als Chymosin aufweisen k\u00f6nnen!\n\u00dcbrigens soll nach Ge win dieser Unterschied ziemlich unwesentlich sein, da auch Chymosin von 0,02 \u00b0/o CaCl2 beeinflu\u00dft wird. Wenn ich bei dieser Konzentration keine Wirkung gefunden habe, befinde ich mich in \u00dcbereinstimmung mit L\u00f6rcher1)\nWenn das Parachymosin gr\u00f6\u00dfere Resistenz als Chymosin beim Erhitzen und geringere bei Alkalieinwirkung zeigt, sollen diese Eigenschaften sich auf Beimengungen beziehen. Diese Beimengungen m\u00fcssen dementsprechend von verschiedener Art sein. Von Gewins Standpunkte aus ist es aber recht schwer, dies Verh\u00e4ltnis zu verstehen. Wenn nach Gewin Ionen auch nach Neutralisation schaden sollen, warum wird dann nicht das Parachymosin beim Erhitzen, wo die Dessoziation doch viel gr\u00f6\u00dfer wird, mehr gesch\u00e4digt als Chymosin, welch\u2019 letzteres doch sch\u00fctzende Substanzen enth\u00e4lt, deren das Parachymosin entbehrt. Also da Parachymosin, welches alkaliempfindlich ist, wird nicht zerst\u00f6rt, w\u00e4hrend Chymosin dank seinen Schutzsubstanzen trotzdem unterliegt! \u2014 Ein solcher Vorgang mu\u00df doch ziemlich kompliziert sein.\nDas Angef\u00fchrte scheint mir gen\u00fcgen zu zeigen, da\u00df Parachymosin doch ein von dem Chymosin verschiedenes Enzym ist.\nWeiter ist Gewin zu der Folgerung gekommen, da\u00df Pepsin und Lab ein einziges Ferment darstellen, und da\u00df \u00abdie Labung der Milch als der Ausdruck der anfangenden Pepsinwirkung zu betrachten\u00bb ist.\nIch kann auch dieser Folgerung nicht beipflichten. Abgesehen von meinen diesbez\u00fcglichen Versuchen, deren Richtigkeit ich aufrecht erhalte, ist es eine allbekannte Tatsache, da\u00df das Pepsin bei 55\u00b0 in neutraler und 65\u00b0 zu saurer L\u00f6sung vollst\u00e4ndig zerst\u00f6rt wird. (Siehe z. B. Hammarstens Lehrbuch, 6. AufL, S. 356.) Gewins Versuche mit Pre\u00dfsaft (S. 37) scheinen mir auch nicht f\u00fcr seine Auffassung zu sprechen. Wenn hier eine starke Labwirkung und keine Pepsinwirkung eintrat, kann man wohl nicht ohne weit eingehendere Versuche diesen Unterschied aus den \u00abVersuchsbedingungen\u00bb erkl\u00e4ren.\nV\u00f6llig unverst\u00e4ndlich ist es weiter, wenn die Labung eine anfangende Pepsinwirkung sein soll, da\u00df Gewins Handelspr\u00e4parate von Lab keine Pepsinwirkung besa\u00dfen. W\u00e4re Pepsin- und Labwirkung eine und dieselbe Sache, m\u00fc\u00dfte doch \u2014 dank den Hemmungssubstanzen \u2014\u2022 auch die Labwirkung aufgehoben werden.\n\u00dcbrigens ist es, selbst wenn man die Koagulation als eine beginnende Proteolyse auffassen will, hiermit nicht ausgemacht, da\u00df in der Tat diese Proteolyse, welche bei neutraler und schwach alkalischer Reaktion vor\n*) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXIX, S. 159.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nIvar Bang, Pepsin und Chymosin.\nsieh geht, eine Pepsinwirkung sei. Vielmehr hat man das Vorkommen von Erepsin1) eher zu ber\u00fccksichtigen, da tats\u00e4chlich das Erepsin in dem Magen vorkommt und zudem auch bei neutraler resp. alkalischer Reaktion wirkt.\n\u2018) Bergmann, Skand. Archiv f. Physiol., Bd. XVIII.","page":362}],"identifier":"lit38625","issued":"1907-1908","language":"de","pages":"359-362","startpages":"359","title":"Pepsin und Chymosin. Erwiderung an Herrn J. W. A. Gewin","type":"Journal Article","volume":"54"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:57.827629+00:00"}