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{"created":"2022-01-31T16:26:27.262103+00:00","id":"lit39263","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Best, Fr. und Otto Cohnheim","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 72: 502-503","fulltext":[{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Verweildauer von Fl\u00fcssigkeiten im Magen.\nVon\t'\nFr, Best und Otto Cohnheim.\n(Dfir Redaktion zugegangen am 19. Mai 1911.)\nIn dem eben erschienenen Heft dieser Zeitschrift wendet sich F. Meyer* 1} gegen eine Versuchsreihe, die wir im vorigen Jahre publiziert haben,*) indem er sich auf Versuche von Roeder8) und Meyer und Roeder4) aus dem Bickelschen Laboratorium st\u00fctzt. Deren Versuche waren so .angestellt, da\u00df die Experimentatoren verschiedene Fl\u00fcssigkeiten Hunden zu saufen gaben, oder mit der Sonde eingossen, und an der im \u00fcbrigen geschlossenen Duodenalfistel durch Probeentnahmen fcst-stelltcn, wie lange es dauerte, bis der Magen leer wurde. Wir sind so vorgegangen, da\u00df wir Hunden mit einer Magenfistel Fl\u00fcssigkeiten durch die Fistel eingossen, nach 10 Minuten die Magenfistel \u00f6ffneten und bestimmten, wieviel noch im Magen vorhanden war. Au\u00dferdem waren die Hunde \u00f6sophagotomiert und bekamen immer eine ihnen angenehme Fl\u00fcssigkeit zu saufen, soda\u00df die psychische Motilit\u00e4t erhalten und keine psychischen Hemmungen gesetzt wurden, gleichg\u00fcltig, welche Fl\u00fcssigkeiten im Magen waren.\nDie nach beiden Methoden erhaltenen Resultate stimmen nun nicht \u00fcberein. Meyer erkl\u00e4rt den Unterschied dadurch, da\u00df in seinen und Roeders Versuchen der sogen. Pylorusreflex erhalten gewesen sei, in unseren nicht. Diese Annahme erscheint uns unverst\u00e4ndlich uni mu\u00df auf einem Mi\u00dfverst\u00e4ndnis unserer Angaben beruhen. Denn bei unseren Versuchen hatte das Versuchstier gar keine Duodenalfistel, und die Magenfistel war w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer geschlossen, Magen und Darm also im intakten Zusammenhang, soda\u00df selbstverst\u00e4ndlich alle erregenden und hemmenden Einwirkungen, die von irgendwoher den Magen treffen k\u00f6nnen, erhalten waren. Der Unterschied beruht vielmehr darauf, dass Roe de r und Me y e r die Zeit gemessen haben, bis\n0 F. Meyer, Diese Zeitschrift, Bd. 71, S. 466 (1911).\n*1 F, Best und 0. Cohiiheim, ibid., Bd. 69, S. 117 (1910).\n*) H. Roeder, Archiv f. Kinderheilkunde, Bd. 50, S. 399 (1909).\n4) F. Meyer und H. Roeder, Berliner Klin. Wochenschr., 1910,\nI S. 31.","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Verweildauer von Fl\u00fcssigkeiten jm Magen. 503\ndie letzten Tropfen den Magen verlassen hatten, w\u00e4hrend wir nur die ersten 10 Minuten nach der Fl\u00fcssigkeitszufuhr ber\u00fccksichtigt haben; Wir haben diese zeitliche Beschr\u00e4nkung allerdings seinerzeit nicht besonders begr\u00fcndet. Der Grund f\u00fcr unser Vorgehen, und damit f\u00fcr die Abweichung unserer Resultate von denen anderer, liegt in dem zeitlichen VeihaUen der Magenentleerung. Der Magen treibt n\u00e4mlich, gleichg\u00fcltig ob er mit Fl\u00fcssigkeit oder mit Speisen gef\u00fcllt ist, seihen Inhalt zun\u00e4chst rasch und gleichm\u00e4\u00dfig aus, bis nur ein kleiner Rest \u00fcbrig ist,' dessen Aussto\u00dfung aber zieht sich lange hin. Wollte man die Magenentleerung graphisch darstellen, so erhielte man eine Kurve, die sich der Abszissenachse asymptotisch n\u00e4hert. Dies eigent\u00fcmliche tVerlaufen\u00bb der Magenentleerung mu\u00dfte bereits nach Pawlows Sekretionskurven angenommen werden, und ist seitdem an der Duodenalfistel von Tobier,,\u2018) Cohnheim\u00bb) und Cohnheim und Dreyfus* * 3) wiederholt eingehend geschildert \u25a0 worden. Diese ganze Zeit ist von Boeder und Meyer mitgemessen worden, und sie haben dabei nicht bedacht, da\u00df w\u00e4hrend der langen Zeit ihrer Ver-suche die im Magen enthaltene Fl\u00fcssigkeit sich erheblich ver\u00e4nderte. Quincke4) hat in seiner bekannten Untersuchung an einer menschlichen Magenfistel gezeigt, da\u00df selbst sehr hei\u00dfe oder sehr kalte Fl\u00fcssigkeiten sich im Magen recht bald der K\u00f6rpertemperatur n\u00e4hern, und Otto5) hat am Hunde beobachtet, da\u00df hypo- und hypertonische Salzl\u00f6sungen im Magen sich der Isotonie n\u00e4hern. Man untersucht also nur in der ersten Zeit nach der Magenf\u00fcllung, wie das, was man in den M\u00e4gen eingef\u00fchrt hat, auf ihn wirkt. Sp\u00e4ter m\u00fcssen sich die Unterschiede verwischen, und f\u00fcr die Physiologie des Magens sind daher nur kurzdauernde Experimente von Interesse. Das gilt aber auch f\u00fcr die Einwirkung auf die anderen Verdauungsorgane oder den Gesamtorganismus. In physiologischer oder klinischer Beziehung kann es von erheblichem Interesse sein, zu wissen, in welcher Zeit und mit welcher Geschwindigkeit die Hauptmasse eines Getr\u00e4nkes oder eines Mineralwassers den Magen verl\u00e4\u00dft; wie lange es sich hinzieht, bis sich die letzten wenigen Kubikzentimeter verlaufen haben, wird in der Regel bedeutungslos sein.'\n*) L. Tobler, Diese Zeitschrift, Bd. 45, S. 185 (1905).\n*) 0. Cohnheim, M\u00fcnch. Med. Wochenschr., 1907, II, S. 2581 \u2014 Vorlesungen \u00fcber Verdauung und Ern\u00e4hrung, S. 95.\t'\n3)\t0. Cohnheim und G. L. Dreyfus, Diese. Zeitschrift,. Bd. 58.\nS. 50 (1908).\t\\;: y-;\n4)\tH. Quincke, Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. 25, S. 375\n6) G. Otto, ibid., S. 52, S. 370 (1905).","page":503}],"identifier":"lit39263","issued":"1911","language":"de","pages":"502-503","startpages":"502","title":"Zur Frage der Verweildauer von Fl\u00fcssigkeiten im Magen","type":"Journal Article","volume":"72"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:27.262108+00:00"}