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{"created":"2022-01-31T12:23:56.702513+00:00","id":"lit39426","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Wieland, Heinrich","role":"author"},{"name":"Erich Boersch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 110: 143-152","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Gallens\u00e4uren.\nIX. Mitteilung.\n\u00dcber den Mechanismus der Wasserabspaltung aus den\nGallens\u00e4uren.\nVon\nHeinrich Wieland uud Erich Boersch.\n(Aus dem organ.-ohem. Laboratorium dar Technischen Hochschule zu Manchen.) (Der Redaktion zugegangen am 18. April 1920.)\nWenn man Chols\u00e4ure auf Temperaturen \u00fcber 300\u00b0 erhitzt, so geht sie unter Abspaltung von 3 Mol. Wasser in Cholatriens\u00e4ure C24H3402 *) \u00fcber, die sich im Vakuum abdestillieren l\u00e4\u00dft. In gleicherweise entsteht aus Desqxychol-s\u00e4ure unter Abgabe zweier Mol. Wasser Choladiens\u00e4ure2)\nc24h36o2.\t1\nWir haben diese Reaktionen fr\u00fcher immer so aufgefa\u00dft, da\u00df aus den sekund\u00e4ren Alkoholgruppen einfach Wasser abgespalten wird\n-CH-GU- \u2014v \u2014 CH = CH -,\n\u00d6H\nwodurch dann jeweils eine Doppelbindung entsteht. '\nUnd doch ist der Verlauf ein etwas komplizierterer. Schon gegen 2000 verlieren n\u00e4mlich die beiden S\u00e4uren Wasser, ohne da\u00df eine Doppelbindung gebildet wird, Die quantitative Untersuchung ergab, da\u00df bei dieser Temperatur beide-S\u00e4uren ziemlich genau Va Mol. Wasser abgeben, da\u00df also eine An-\n*) Diese Zeitschr. Bd. 80, S. 296 1912).\n2) Ebenda Bd. 98, S. 59 (1916).","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\tHeinrich Wieland nnd Erich Boersch,\nhydridbildung zwischen 2 Mol. S\u00e4ure stattfindet. Die Schmelze der Chols\u00e4ure erwies sich zusammengesetzt aus Chols\u00e4ure-anhydrid, das wir rein dargestellt haben, und einem sauren dimolekularen Anhydrid, einem sog. Dys ly sin. Hierbei hat sich eine alkoholische Hydroxylgruppe mit der Carboxylgruppe des 2. Molek\u00fcls verestert. \u2022 In der Desoxychols\u00e4ureschmelze ist \u00fcberwiegend Desoxychols\u00e4ureanhydrid enthalten.\nBemerkenswert ist die au\u00dferordentliche Best\u00e4ndigkeit der beiden S\u00e4ureanhydride. 12st\u00fcndiges Erhitzen mit Alkohol auf 130\u00ae und 6st\u00e4ndiges Erhitzen mit Anilin auf 200 bis 210\u00b0 lassen das Chols\u00e4ureanhydrid unver\u00e4ndert. Alkalien greifen \u00e4u\u00dferst langsam an. Nur durch mehrst\u00fcndiges Erhitzen mit Athylat auf 1300 war eine glatte und quantitative Aufspaltung m\u00f6glich.\nErhitzt man die Schmelzen, deren Zusammensetzung wir somit festgestellt haben, im Vakuum weiter, so destillieren in bekannterWeise die unges\u00e4ttigten S\u00e4uren \u00fcber. Auch die reinen S\u00e4ureanhydride gehen unter diesen Umst\u00e4nden in die unges\u00e4ttigten S\u00e4uren \u00fcber. Es ergibt sich daher folgender Einblick in die Reaktion: An der ersten Phase der Anhydrisierung sind die Carboxylgruppen beteiligt. Erst sp\u00e4ter werden Doppelbindungen gebildet. Das hierbei frei werdende Wasser zerlegt die anfangs entstandenen Anhydridgruppen wieder unter Bildung der unges\u00e4ttigten S\u00e4uren\u00bb\nMit dem Studium der Wasserabspaltung aus Chols\u00e4ure und Desoxychols\u00e4ure hat sich schon im Jahr 1887 Latschinoff *) besch\u00e4ftigt, ohne da\u00df er dabei zu exakten Resultaten gekommen w\u00e4re. In der Zusammensetzung seines Chols\u00e4ure-anhydrids, der rohen Schmelze, glaubt er eine St\u00fctze f\u00fcr die von ihm vertretene Auffassung der Chols\u00e4ure als C26H4205 zu finden.\nWir haben weiterhin noch einige Versuche angestellt, um die Wasserabspaltung aus der Chols\u00e4ure auf chemischem Weg zu bewirken. Namentlich haben wir uns mit der Einwirkung von konzentrierter Salzs\u00e4ure besch\u00e4ftigt, die in der Tat\n*) B. 20, S. 1043 (1887).","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Gallensfiuren. IX.\n145\nwasserabspaltend uq4 nicht unter Ersatz von Hydroxyl durch Chlor mit Chols\u00e4ure reagiert. Es war uns in diesem Zusammenhang darum zu tun, n\u00e4heres \u00fcber die sog. Dyslysine zu erfahren, die fr\u00fchere Bearbeiter1) auf diesem Wege erhalten haben und die als intermolekulare Ester der Chols\u00e4ure gelten. Diese Auffassung kann nicht aufrecht erhalten werden; unter den von uns angewandten Bedingungen entsteht in der Hauptsache ein Gemisch unges\u00e4ttigter S\u00e4uren, dem wir keine einheitliche Substanz entziehen konnten.\nBei der Einwirkung von Salzs\u00e4uregas auf in Eisessig gel\u00f6ste Chols\u00e4ure erhielten wir die bisher nicht bekannt gewordene Triacetylchols\u00e4ure als sch\u00f6n kristallisierte Verbindung.\nAuch bei der Desoxychols\u00e4ure ist uns eine glatte Wasserabspaltung durch wasserentziehende Mittel nicht gelungen. Ein Versuch mit Ameisens\u00e4ure hat uns die gut charakterisierte Diformyl-desoxy chols\u00e4ure geliefert, die sich zum Nachweis der Desoxychols\u00e4ure gut eignet. Beim l\u00e4ngeren Kochen von Desoxychols\u00e4ure mit Eisessig findet Acetylierung statt, worauf bei der Reinigung dieser S\u00e4ure zu achten ist (vgl. VIII. Mitteilung S. 130).\nI. Die Anhydrisierung der Chols\u00e4ure.\nF\u00fcr die Versuche wurde reinste Chols\u00e4ure vom Schmelzpunkt 197\u00b0 verwendet, die aus Alkohol umkristallisiert und durch mehrst\u00fcndiges Erhitzen im Vakuum auf 120\u00b0 vollkommen von Kristallalkohol befreit war. Je ungef\u00e4hr 2 g der S\u00e4ure wurden in einem dickwandigen Filtrierr\u00f6hrchen im Metallbad an der Wasserstrahlpumpe etwa 2 Stunden lang auf 200\u2014210\u00b0 erhitzt. Bei l\u00e4ngerem Erhitzen fand keine Gewichtsabnahme mehr statt.\nSo verloren\n2,2108 g Chols\u00e4ure 0,053 g Wasser = 2,403%,\n1,8418 g \u201e\t0,044 g \u201e\t=2,389%,\n1,8194 g \u201e\t0,0406 g \u201e\t=2,232%.\n\u2018) z. B. Strecker, A. 67, 27.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\tHeinrich Wieland und Erich Boersch,\nF\u00fcr die Abspaltung von 1 Mol. Wasser aus 2 Mol. Chol-s\u00e4ure berechnen sich 2,21%. Die Schmelze erstarrt beim Erkalten zu einem schwach gelblichen, spr\u00f6den, kolophoniumartigen Harz, zerrieben bildet es ein wei\u00dfes Pulver. Die Analyse des Rohprodukts best\u00e4tigt den aus dem Gewichtsverlust erschlossenen Reaktionsverlauf.\n0,2002 g: 0,5326 COu und 0,1740 H20.\nC18H78O\u00f6 Ber.: C 72,18\tH 9,77\nGef.: C 72,55\tH 9,72\nBei der Titration mit n/10 KOH in Alkohol wurde als Durchschnitt aus vier Pr\u00e4paraten die \u00c4quivalentzahl 833 gefunden. Daraus ergibt sich ohne weiteres die Zusammensetzung der Schmelze, da das saure Esteranhydrid, die Cholylchols\u00e4ure, von der drei Isomere entstehen k\u00f6nnen, das \u00c4quivalent 708 hat, w\u00e4hrend Chols\u00e4ureanhydrid \u00fcberhaupt kein Alkali verbraucht. Die Schmelze enth\u00e4lt 95% an sauren Anhydriden, 5% an Chols\u00e4ureanhydrid.\nDie gepulverte Schmelze ist in Essigester, Petrol\u00e4ther, \u00c4ther vollkommen unl\u00f6slich, schwer l\u00f6slich in siedendem Chloroform und Methylalkohol, von Alkohol und Eisessig wird sie beim Kochen fast vollst\u00e4ndig gel\u00f6st. Gegen Permanganat ist sie ges\u00e4ttigt, wenigstens in gleichem Ma\u00dfe wie Chols\u00e4ure selbst. Bei 3 st\u00e4ndigem Erhitzen mit zwei \u00c4quivalenten \u00c4thylat in der 10 fachen Menge Alkohol im Einschlu\u00dfrohr auf 120\u2014125\u00b0 wird quantitativ Natriumcholat zur\u00fcckgebildet, das zum gr\u00f6\u00dften Teil beim Erkalten auskristallisiert. Schmelzpunkt der daraus hergestellten Chols\u00e4ure 196\u2014197\u00b0.\nZur Darstellung des Chols\u00e4ureanhydrids wird die fein gepulverte Schmelze aus 20 g Chols\u00e4ure in 100 ccm siedenden Alkohols eingetragen. Die anfangs klare L\u00f6sung scheidet bald in der Hitze das S\u00e4ureanhydrid sehr fein kristallisiert aus.\nMan kocht nach dem Eintr\u00e4gen noch einige Zeit weiter, saugt hei\u00df ab und wascht den Niederschlag mit hei\u00dfem Alkohol nach. Es wird nun in der Hitze, in Alkohol suspendiert, mit alkoholischem Kali behandelt, bis die alkalische Reaktion (Phenolphthalein) 10 Minuten lang stehen bleibt. Dann wird","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Gallens\u00e4uren. IX.\t147\nabgesaugt, hei\u00df gewaschen und getrocknet. Das so erhaltene Chols\u00e4ureanhydrid bildet ein klein kristallinisches farbloses Pulver und schmilzt bei 320\u2014323\u00b0 unter Aufsch\u00e4umen (Wasserabspaltung).\n0,1792 g: 0,4760 C02 und 0,1558 H,0.\nC\u201eII78Oe Ber.: C 72,18 * H 9,77 Gef.: C 72,44 H 9,72\nDas Anhydrid ist in den \u00fcblichen organischen L\u00f6sungsmitteln auch in der Hitze sehr schwer l\u00f6slich. Durch, 6st\u00e4ndiges Erhitzen mit \u00c4thylat auf 130\u00b0 wird es vollst\u00e4ndig zu Natriumcholat aufgespalten. 4 g der Substanz gaben, im Schwertkolben im Vakuum nach der bekannten Methode destilliert, in der auch mit Chols\u00e4ure erhaltenen Ausbeute Cholatriens\u00e4ure. Schmelzpunkt der aus Alkohol zweimal umkristallisierten S\u00e4ure 162\u2014163\u00b0, Mischschmelzpunkt mit reiner Cholatriens\u00e4ure 163\u00b0.\nII. Die Anhydrisierung der Desoxychols\u00e4ure.\nDie Operation wurde in der gleichen Weise wie bei der Chols\u00e4ure vorgenommen. Ein Unterschied im Verhalten der ersten Anhydridstufe gegen dort besteht darin, da\u00df bei der Temperatur, bei der das erste Mol, Wasser abgespalt\u00e8n wird, auch langsam ein weiterer Wasserverlust stattfindet. Man kommt hier bei 200\u2014210\u00b0 nicht* zu einem festen Haltepunkt. Demgem\u00e4\u00df wurde der Gewichtsverlust bei drei quantitativen Bestimmungen etwas zu hoch gefunden.\nAls Material diente die reine Eisessigverbindung der Desoxychols\u00e4ure, die zuvor im Vakuum bei 120\u00b0 vollst\u00e4ndig von Eisessig befreit war (Konstanzw\u00e4gung). Es wurde zwei Stunden lang auf 200\u2014210\u00b0 erhitzt.\nWasser verlust :\n2,3325 g Desoxychols\u00e4ure verloren 0,063 g HaO=2*70 % 1,7968 g \u201e\t\u201e 0,0518 g H^O =\u00a3,88 %\n2,0758 g \u201e\t0,0592 g HjO = 2,85 %\nF\u00fcr 2 Mol. Desoxychols\u00e4ure minus 1 HaO berechnen sich 2,29%.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\tHeinrich Wieland und Erich Boersch,\nNach 4st\u00fcndigem Erhitzen stieg die Abnahme auf 3,22%, nach \u00d6st\u00fcndigem auf 3,52%. Die erstarrte Schmelze gleicht vollkommen der aus Chols\u00e4ure erhaltenen, die Farbe ist st\u00e4rker gelb. Das S\u00e4ureanhydrid bleibt beim \u00f6fteren Auskochen des fein gepulverten Harzes ungel\u00f6st zur\u00fcck; zur vollkommenen Reinigung wurde noch mehrere Tage im Soxh-1 et-Apparat mit Alkohol extrahiert. Die geringe L\u00f6slichkeit der Substanz verhinderte die Umkristallisation.\nDas gereinigte Desoxychols\u00e4ureanhydrid, das in seinen Eigenschaften mit dem Anhydrid der Chols\u00e4ure durchaus \u00fcbereinstimmt, schmilzt bei 275\u2014280\u00b0 unter Sch\u00e4umen.\n0,1611 g: 0,4468 CO, und 0,1487 H,0.\nC\u201eH790: Ber.: C 75,20\tH 10,18\nGef.: C 75,55\tH 10,33\nDurch Verseifung mit \u00c4thylat (2l/2 Stunden auf 130\u2014140\u00b0 erhitzt) ensteht glatt Desoxycholat, das in sch\u00f6ner Kristallisation herauskommt. Die S\u00e4ure, die daraus isoliert wurde, wie auch die aus der Mutterlauge erhaltene, schmolz nach dem Umkristallisieren aus Eisessig bei 142\u2014143\u00b0, wie ein Kontrollpriiparat der Eisessigverbindung der Desoxychols\u00e4ure. Die Destillation von Desoxychols\u00e4ureanhydrid lieferte in guter Ausbeute Choladiens\u00e4ure. Das aus Alkohol umkristallisierte Destillat schmolz scharf bei 132\u00b0, bei der gleichen Temperatur schmolz ein Gemisch des Pr\u00e4parats mit reiner Choladiens\u00e4ure.\nHI. Einwirkung von konzentrierter Salzs\u00e4ure auf\nChols\u00e4ure.\nDa feste Chols\u00e4ure von konzentrierter w\u00e4\u00dfriger Salzs\u00e4ure nur sehr langsam und unvollst\u00e4ndig in der K\u00e4lte angegriffen wird, haben wir uns mit Erfolg des kleinen Kunstgriffs bedient, konzentrierte w\u00e4\u00dfrige Natriumcholatl\u00f6sung unter Sch\u00fctteln in die S\u00e4ure einflie\u00dfen zu lassen. Dabei kommt die Chols\u00e4ure gar nicht zur Ausscheidung und wird vollkommen umgesetzt.\n10 g Natriumcholat, in 40 ccm Wasser gel\u00f6st, wurden so in kleinen Anteilen in 750 ccm konzentrierter Salzs\u00e4ure bei ca. 15\u00b0 eingegossen. Die klare L\u00f6sung f\u00e4rbte sich nach","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Gallens\u00e4uren. IX.\n149\neiniger Zeit rosenrot, nach mehreren Stunden war sie sch\u00f6n blau violett geworden. Diese auffallende Halochromieerscheinung der Chols\u00e4ure bezw. eines ihrer Reaktionsprodukte hat schon Hammarsten1) beobachtet. Nach 12st\u00e4ndigem Stehen hatte sich ein Teil der neu gebildeten Substanzen als schwach r\u00f6tliche Kruste an der Oberfl\u00e4che abgeschieden (4 g), der Rest wurde durch Verd\u00fcnnen der Salzs\u00e4ure mit Wasser ausgef\u00e4llt g). Das schwach gelblich gef\u00e4rbte halogenfreie, gegen Permanganat unges\u00e4ttigte Pr\u00e4parat besitzt ganz andere Eigenschaften als die sog. Dyslysine. Es ist sehr leicht l\u00f6slich in Benzol, Essigester, \u00c4ther, Alkohol, Eisessig. Analyse und litration zeigen, da\u00df ein Gemisch verschiedener S\u00e4uren vorliegt; die Isolierung einer einheitlichen Verbindung ist nicht gelungen. Die ammoniakalische L\u00f6sung des S\u00e4uregemisches wird durch Baryumchlorid gef\u00e4llt. Die aus den Baryumsalzen durch Umkochen mit Soda wieder isolierten S\u00e4uren lie\u00dfen sich ebenfalls nicht entwirren. Unter der katalytischen Wirkung von Palladiumschwarz nimmt das Gemisch Wasserstoff auf. Brom in Eisessigl\u00f6sung wird auch sofort aufgenommen.\nZwei Analysen stimmten auf die Zusammensetzung (C 75,54, 75,62, H 9,99,9,81; ber.: C 75,59, H 9,71). die \u00c4quivalentzahl bei der Titration ist 420. Daraus ergibt sich, da\u00df ein geringer Betrag (5-10%) eines dimolekularen Anhydrids unges\u00e4ttigter S\u00e4uren mit diesen unges\u00e4ttigten S\u00e4uren selbst in dem Reaktionsprodukt von konzentrierter Salzs\u00e4ure und Chols\u00e4ure vereinigt ist. Die unges\u00e4ttigten S\u00e4uren sind zweifellos die einfache Anhydrochols\u00e4ure C24H3804 und die zweifache Anhydros\u00e4ure C24H8608, die, in \u00e4quivalenten Anteilen vorhanden, die Zusammensetzung C48H7407 ergeben. Die Schwierigkeiten der Trennung, die \u00fcbrigens nicht bis zur Ersch\u00f6pfung aller M\u00f6glichkeiten bearbeitet wurde, erh\u00f6hen sich noch dadurch, da\u00df die beiden unges\u00e4ttigten S\u00e4uren in je drei isomeren Formen auftreten k\u00f6nnen, wobei die Wasserabspaltung aus je einer Carbinolgruppe nur nach einer Richtung hin angenommen wird.\n*) Biese Zeitschr. Bd. 61, S. 495 (1909).","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nHeinrich Wieland und Erich Boersch,\nIV. Triacetylchols\u00e4ure.\nIn die L\u00f6sung von 10 g (\"hols\u00e4ure in 100 ccm Eisessi\" \u2022 \u2022 ^ wird hei 20\u00b0 bis zur S\u00e4ttigung Salzs\u00e4urcgas eingeleitet, ln\neinigen F\u00e4llen hat sich dabei in sch\u00f6nen farblosen Kristallen das schon beschriebene Chlorhydrat der Chols\u00e4ure, wahrscheinlich ein'; Oxoniurnsalz, ausgeschieden. Es geht nach einiger Zeit wieder in L\u00f6sung. Die Farbe wird hellbraun, nach 12st\u00fcndigem Stehen ist sie wie mit w\u00e4\u00dfriger Salzs\u00e4ure violett geworden. Man gie\u00dft jetzt in 750 ccm Wasser und erh\u00e4lt 10,8 g eines flockigen Niederschlags, der schwach halogen-haltig und gegen Permanganat unges\u00e4ttigt ist. Durch Umkristallisieren aus Essigester l\u00e4\u00dft sich aus dem Rohprodukt die reino Triacetylchols\u00e4ure in feinen farblosen N\u00fcdelchen vom Schmelzpunkt 257\u00b0 gewinnen. Wiederholte Reinigung mit dom gleichen L\u00f6sungsmittel ver\u00e4ndert ihren Schmelzpunkt nicht.\n0,1693 g: 0,4190 COa und 0,133211,0 ; 0,1838 g: 0,4538 00, und 0,1400 H,<\u00bb.\nC.,,,11,,,0\u00ab Her.: C 07,41\t11 8,01\n(iel.: C 07,49, 07,33\t11 8,80, 8,88\nIm Essigester beflndet sich noch ein Teil der gebildeten Triacetylchols\u00e4ure gel\u00f6st, den man wie folgt isoliert. Nachdem das L\u00f6sungsmittel abgedampft ist, nimmt man den R\u00fcckstand in verd\u00fcnntem Ammoniak auf und f\u00e4llt mit Baryum-chlorid. Im Filtrat von den unl\u00f6slichen Baryumsalzen bleild das Triacetylcholat gel\u00f6st, die S\u00e4ure wird ausgef\u00e4llt und nach dem Trocknen aus Essigester umkristallisiert. Die zweite Analyse ist mit einem derart isolierten Pr\u00e4parat ausgef\u00fchrf. Aus dem unl\u00f6slichen Salz stellt man nach dem Umkochcn mit Soda die freie S\u00e4ure her, die ein Gemisch darstellt und neben den Komponenten des im vorigen Abschnitt behandelten Reaktionsprodukts (Anhydros\u00e4ureu) wahrscheinlich die schon von Mylius1) in amorphem Zustand erhaltene Diacetylchol-s\u00e4ure enth\u00e4lt. Beim Verseifen der Rohs\u00e4ure mit \u00c4thylat am Wasserbad schied sich in ansehnlicher Menge Cholat aus.\n\u2019) B. 19, S. 2000 (1886).","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Gallensiiuren. IX..\n151\nUm die Konstitution der Triacetylchols\u00e4ure ganz sicherzustellen, wurden 0,5 g der Substanz in der \u00fcblichen Weise mit \u2022\u2022 \u2022\u2022\neinem Uberschu\u00df von Athylat durch vierst\u00fcndiges Kochen verseift. Abscheidung von Natriumcholat. Schmelzpunkt der daraus frei gemachten Chols\u00e4ure 196\u00b0. Im eingedampften Filtrat wurde Essigs\u00e4ure in bekannter Weise nachgewiesen.\nDi-formyl-Desoxy chols\u00e4ure.\n2 g Desoxychols\u00e4ure (Eisessigverbindung) werden mit ln ccm 95%iger Ameisens\u00e4ure im offenen Kolben einige Stunden auf dem Wasserbad erw\u00e4rmt. Die hierbei eingeengte L\u00f6sung erstarrt beim Erkalten und Reiben zu einem Kristall-In-ei. dessen fester Inhalt durch Zugabe von \u00c4ther isoliert wird und nach dem Umkristallisieren aus Alkohol die reine hi-l\u2018onnylverbindung darstellt. Prachtvolle farblose Prismen vom Schmelzpunkt 193\u00b0.\n0,1328 g: 0,3388 COs und 0,1001 IfsO.\nGlfttlluO(l lier. : (J 69,64\t11 8.93\nGef.: O 69,\u00f6S\tII 9,2t\nDie S\u00e4ure ist in den meisten L\u00f6sungsmitteln leichter l\u00f6slich als Desoxychols\u00e4ure, so in Benzol, Essigester. Aceton, Chloroform. In Alkohol und Eisessig l\u00f6st sic sich schwieriger. In \u00c4ther ist sie auch schwer l\u00f6slich. Durch Verseifung mit alkoholischem Kali wird Desoxychols\u00e4ure zur\u00fcckgcbildet.\nAcetyIdesoxychols\u00e4ure (bearbeitet von P. Weyland).\nBei der Reinigung der Desoxychols\u00e4ure durch Kristallisation aus Eisessig mu\u00df l\u00e4ngeres Kochen vermieden werden. Geschieht dies nicht, so kristallisiert die S\u00e4ure aus der drei-: Mion Menge des L\u00f6sungsmittels in der K\u00e4lte nicht aus; die niono-acetylierte Desoxychols\u00e4ure ist entstanden. Zur Isolierung wird der Eisessig verdampft und der R\u00fcckstand in Allier aufgonommen. Nachdem der \u00c4ther bis auf ein kleines Volumen abdestilliert ist, kristallisiert nach einigem Stehen die Acetylverbindung aus. Man reinigt sie durch Extraktion mit \u00c4ther in dor H\u00fclse und erh\u00e4lt sie so in pr\u00e4chtigen farblosen rhomboedrischen Pl\u00e4ttchen, die Kristall\u00e4ther enthalten","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152 Wieland a. Boersch, Untersuchungen \u00fcber d. Gallens\u00e4uren. IX.\nund bei 115\u00b0 unter Aufsch\u00e4umen schmelzen. Aus sehr wenig Alkohol kommt die acetylierte S\u00e4ure ebenfalls in pr\u00e4chtigen Kristallen, die bei 95\u00b0 unter Aufsch\u00e4umen schmelzen, dann wieder fest werden, um dann bei 161\u2014162\u00b0 scharf zum zweitenmal zu schmelzen. Im Hochvakuum bei 110\u00b0 getrocknet, verlor die Substanz 9 % an Gewicht, das ist nicht ganz 1 Mol. Alkohol.\n6,717 mg: 17,745 C03 und 6,027 H20.\n02oH42O. Ber.: C 71,83\tH 9,75\nGef.: C 72,05\tH 10,02.\nAcetyldesoxychols\u00e4ure ist m den \u00fcblichen L\u00f6sungsmitteln leichter l\u00f6slich als Desoxychols\u00e4ure. Ihr Baryumsalz ist aucli in Wasser schwer l\u00f6slich. Es f\u00e4llt direkt in Flocken aus, w\u00e4hrend Baryumdesoxycholat stets zu Anfang schmierig herauskommt. Durch Kochen mit Lauge wird die acetylierte S\u00e4ure zu Desoxychols\u00e4ure verseift.","page":152}],"identifier":"lit39426","issued":"1920","language":"de","pages":"143-152","startpages":"143","title":"Untersuchungen \u00fcber die Gallens\u00e4uren, IX. Mitteilung: \u00dcber den Mechanismus der Wasserabspaltung aus den Gallens\u00e4uren","type":"Journal Article","volume":"110"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:23:56.702519+00:00"}