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{"created":"2022-01-31T14:01:24.134600+00:00","id":"lit39458","links":{},"metadata":{"alternative":"Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie","contributors":[{"name":"Katz, D.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie, edited by Karl B\u00fchler, 49-75. Jena: Verlag von Gustav Fischer","fulltext":[{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n49\n\u00dcber den Farbenkontrast und die sog. Ber\u00fccksichtigung der farbigen Beleuchtung. \u2014 IV. 0. Kr oh, \u00dcber Farbenkontrast und Farbentransformation. Z. f. S. Bd. 52. \u2014\nV.\tB. Herwig, \u00dcber den inneren Farbensinn der Jugendlichen und seine Beziehung zu den allgemeinen Fragen des Lichtsinns. \u2014 VI. E. B. Ja en sch, \u00dcber Kontrast im optischen Anschauungsbilde. \u2014 VH. B. Herwig und E. R. Jaensch, \u00dcber Mischung von objektiv dargebotenen Farben und Farben des Anschauungsbildes. Z. f. Ps. Bd. 87. \u2014 Ferner ein (1928 erscheinender) Erg.-Bd. der Z. f. Ps. \u201eZur Grundlegung der Psychologie des Denkens\u201c, herausg. von E. E. Jaensch und eine die p\u00e4dagogische Seite behandelnde Monographie von 0. Kr oh (G\u00f6ttingen 1922). \u2014 0. Kr oh, Eidetiker unter deutschen Dichtern. Z. f. Ps. Bd. 85.\nVgl. auch E. E. Jaensch, Sitzungsber. d. Ges. z. Bef. d. ges. Naturw. z. Marburg. Dez. 1917. \u2014 \u201e\u00dcber neue Probleme der Ged\u00e4chnisforschung, in \u201eDie Westmark\u201c. M\u00e4rz 1921. \u2014 Einige allgemeinere Fragen zur Psychologie und Biologie des Denkens, erl\u00e4utert an der Lehre vom Vergleich (mit Bemerkungen \u00fcber die Krisis in der Philosophie der Gegenwart). Leipzig, J. A. Barth 1920. \u00dcber die psychophysischen Konstitutionsuntersuchungen von\nW.\tJaensch vgl. dessen demn\u00e4chst erscheinende Monographie. Vorl\u00e4ufige Mitteilungen: Zeitschr. f. d. ges. Neurol, u. Psychiat. 59, 1920. \u2014 Sitzungsber. d. Ges. z. Bef. d. ges. Naturw. z. Marburg. Nov. 1920. \u2014 Sitzungsber. d. Ges. f. Kinder-heilk. Tagung Jena 1921. \u2014 M\u00fcnchener med. Wochenschr. 1921.\nPsychologische Erfahrungen an Amputierten1).\nVon\nD. Katz.\nDie Nutzbarmachung der Psychologie f\u00fcr den Amputierten ist eine der neuen Anwendungen, welche unsere Wissenschaft w\u00e4hrend des Krieges gefunden hat. Man kann hier von zwei allerdings nicht ganz scharf zu trennenden Aufgaben sprechen, zu deren L\u00f6sung die praktische Psychologie herangezogen werden kann und in bescheidenem Umfang auch herangezogen worden ist: die eine, mehr zentraler Natur, betrifft die Wiederherstellung des infolge des Gliedverlusts bedrohten geistigen Gleichgewichts des Amputierten, die andere die Psychologisierung des Prothesenbaus. Was die zuerst genannte Aufgabe angeht, so hat sie es einerseits zu tun mit der Ausarbeitung arbeitstherapeutischer und anderer Methoden mit dem Ziel, dem Amputierten \u00fcber seinen Verlust hinwegzuhelfen, das Vertrauen zu sich selbst zu st\u00e4rken und den Arbeitswillen unter Bek\u00e4mpfung der\nBentenangst zu wecken, andererseits mit der Berufsberatung des\n----------- /\nb Die im Text in Klammern beigef\u00fcgten Zahlen geben die Nummern des am Schl\u00fcsse befindlichen Literaturverzeichnisses an, welches die wichtigsten dem Sammelreferat zugrunde gelegten Untersuchungen enth\u00e4lt.\nBericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"D. Katz.\nio\nAmputierten, wobei z. B. die Frage zu entscheiden ist, ob Ert\u00fcchtigung f\u00fct den alten oder Umstellung auf einen neuen Beruf erfolgen soll. Auch die an zweiter Stelle genannte Aufgabe, die Psychologisierung des Prothesenbaus, ist doppelseitig; mit der psychologischen Durch-konstruierung des Kunstglieds ist es nicht getan, vielmehr mu\u00df dasselbe auch auf den Prothesentr\u00e4ger abgestimmt werden : die psychologisch fachgem\u00e4\u00df durchgef\u00fchrte funktionelle Ert\u00fcchtigung des Stumpfs ist das Korrelat der psychologisierten Prothese.\nDie Bedeutung, welche die Psychologie auf dem ihr neu erschlossenen Anwendungsgebiet bei rechtzeitiger Zulassung des Psychologen in die Arbeitsgemeinschaft des Chirurgen und Technikers h\u00e4tte gewinneh k\u00f6nnen, ergibt sich aus der gro\u00dfen Zahl von sch\u00e4tzungsweise 60 000 Armamputierten, die der Weltkrieg geliefert hat, w\u00e4hrend nach SchwieningimKrieg 1870/71 im ganzen nur8031 Amputationen vorgenommen worden sind, von denen noch 1419 t\u00f6dlich verliefen. Von Fachpsychologen haben w\u00e4hrend des Krieges nur Ach (seit 1917 in der Pr\u00fcfungsstelle f\u00fcr Ersatzglieder in N\u00fcrnberg) und der Verfasser (seit 1918 in der Forschungsstelle f\u00fcr Ersatzglieder an der technischen Hochschule in Hannover) an den hier vorliegenden Fragen gearbeitet. Meine eigenen Untersuchungen habe ich in einer besonderen Schrift dargestellt, auf die ich mich noch mehrfach beziehen werde (21). Der Mi\u00dferfolg, der bei der Versorgung der Amputierten mit Kunstgliedern zu beobachten ist \u2014 nach einer Erhebung von Horion \u00e0us dem Jahre 1916 trugen nur 13\u00b0/0 der Amputierten ihre Arbeitsprothesen dauernd, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen ihre teuren Kunstglieder in des Wortes eigentlicher Bedeutung an den Nagel h\u00e4ngten \u2014 ist ganz sicher in Zusammenhang zu bringen mit der Vernachl\u00e4ssigung der psychologischen Seite der Prothesenfrage. Auf die praktische Bedeutung der Psychologie f\u00fcr den Amputierten geht mein Sammelreferat nur soweit ein, als sich auch eine theoretische Belehrung aus den hier anzustellenden Erw\u00e4gungen gewinnen l\u00e4\u00dft, und die im folgenden getroffene Auswahl aus der Gesamtheit der Erfahrungen an Amputierten ist unter dem Gesichtspunkt ihrer theoretischen Bedeutsamkeit vorgenommen worden. Die psychologischen Erfahrungen an Amputierten sind vornehmlich nach drei Richtungen von Int\u00e9resse f\u00fcr die theoretische Psychologie, 1. f\u00fcr die Theorie der Halluzinationen, 2. f\u00fcr die Lehre von der Konstitution des K\u00f6rper-Ichs, 3. f\u00fcr das Studium der willk\u00fcrlichen Bewegungen.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n51\nI. Die allgemeine Wirkung des Gliedverlusts auf die\nPers\u00f6nlichkeit.\n\u201eDie schwere Verletzung, wie sie in dem Verlust eines gr\u00f6\u00dferen K\u00f6rperteils vorliegt, \u00fcbt auf den davon Betroffenen einen tief greifenden seelischen Einflu\u00df aus. Das Bewu\u00dftsein, die wichtigsten Verrichtungen des t\u00e4glichen Lebens ... nie mehr in der gewohnten Weise aus\u00fcben zu k\u00f6nnen, bewirkt eine Herabsetzung der Lebenslust und des Lebensmutes, und zwar in doppelter Weise. Es ist bekannt., da\u00df die psychischen Erlebnisse mit mehr oder weniger ausgedehnten Ausdrucksbewegungen einhergehen und da\u00df diese Ausdrucksbewegungen ihrerseits wieder r\u00fcckwirkend eine Steigerung der seelischen Emotion nach sich ziehen . . . Nun... haben die den seelischen Zustand begleitenden Ausdrucksbewegungen infolge des Verlusts eines erheblichen K\u00f6rperteils eine gewisse Minderung erfahren, die nicht blo\u00df in dem tats\u00e4chlichen Verlust begr\u00fcndet ist, sondern wie wir aus Tierversuchen schlie\u00dfen k\u00f6nnen, auch eine reflektorische Hemmung der gesamten Bewegungst\u00e4tigkeit bewirkt... In viel ausgedehnterem Ma\u00dfe macht sich jedoch die direkte hemmende Wirkung auf das Seelenleben des Amputierten dadurch geltend, da\u00df der Verlust des Glieds . . . unmittelbar zu einer Minderung des Eingreifens in die Wirklichkeit, zu einer Sch\u00e4digung der materiellen Qualit\u00e4ten des Individuums f\u00fchrt\u201c (2). Diese Sch\u00e4digung ist besonders tiefgreifend, wenn es sich um doppelseitig Arm- oder Beinamputierte oder sogar um vierfach Amputierte handelt. Bei ihnen begegnet man in der Regel einer stark herabgedr\u00fcckten Stimmung, die sich je nach der Gem\u00fctsanlage mehr in Verbitterung oder in Verschlossenheit \u00e4u\u00dfern kann.\nNun kann aber mit dem Verlust eines gr\u00f6\u00dferen K\u00f6rperglieds auch eine wichtige konstitutive Komponente des K\u00f6rper-Ichs verloren gehen. \u201eEntf\u00e4llt durch Amputation eines Glieds die M\u00f6glichkeit, eine bestimmte gewohnte K\u00f6rperhaltung anzunehmen oder eine bestimmte gewohnte Bewegung mit dem Glied auszuf\u00fchren \u2014 w\u00e4re es auch nur eine schlechte Angewohnheit \u2014 so kann dadurch das empirische Ich-Bewu\u00dftsein eine schmerzlich empfundene Einbu\u00dfe und k\u00f6nnen die mit dieser Komponente des K\u00f6rper-Ichs assoziativ verkn\u00fcpften Vorstellungs- und Denkverl\u00e4ufe eine deutliche Beeintr\u00e4chtigung erfahren\u201c (21). Neutra(32) f\u00fchrt den Fall eines Offiziers an, der von einer sonst leistungsf\u00e4higen Prothese nicht befriedigt war, weil sie ihm nicht gestattete, eine stramme Haltung anzunehmen, was\n/\t4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nD. Katz.\nihm f\u00fcr die Sicherheit seines Auftretens und die pers\u00f6nliche Sammlung geradezu eine Notwendigkeit geworden war. Wenn derartige Erfahrungen am Amputierten die Berechtigung alter Ausf\u00fchrungen L o t z e s im Mikrokosmus \u00fcber das durch Kleidungsst\u00fccke beeinflu\u00dfte Pers\u00f6nlichkeitsgef\u00fchl zu best\u00e4tigen scheinen, so sind sie vielleicht auch geeignet als Pr\u00fcfmittel gewisser Anschauungen \u00fcber die Bedeutsamkeit der K\u00f6rperhaltung f\u00fcr den Ablauf mancher seelischer Erlebnisse.\nNicht gering war, zumal in den ersten Kriegsjahren, die Zahl derjenigen Amputierten, denen es sehr peinlich war, durch ihre Verst\u00fcmmelung die teils mitleidige, teils neugierige Aufmerksamkeit in der \u00d6ffentlichkeit auf sich zu ziehen. Die Beachtung hat sich in dem Ma\u00dfe, wie der Amputierte Massenerscheinung wurde, gegeben, aber das Dr\u00e4ngen des Amputierten nach einer sogenannten Schmuckoder Sch\u00f6nheits- oder Luxusprothese, die nur dazu dienen soll, den k\u00f6rperlichen Fehler zu verdecken, mit der man aber als totes Anh\u00e4ngsel keinerlei praktische Verrichtung ausf\u00fchren kann, ist doch sozialpsychologisch ein interessantes Beispiel daf\u00fcr, wie die Masse der Menschen dahin strebt, sich \u00e4u\u00dferlich m\u00f6glichst wenig von anderen zu unterscheiden und sogar einen ehrenhaften Defekt zu verdecken.\nWenn auch die Depression infolge eines Gliedverlusts die Kegel ist, so gibt es doch einzelne Amputierte, die durch \u00e4u\u00dferste von dem Streben nach Unabh\u00e4ngigkeit geweckte Willensenergie diese nicht nur \u00fcberwunden haben, sondern es zu einem bewundernswerten Optimismus und f\u00fcr ihre Lage erstaunlichen Leistungen gebracht haben. Es sei hier erinnert an den einarmigen ungarischen Klaviervirtuosen Grafen Z i c h y (58) sowie an den armlos resp. mit kurzen Armst\u00fcmpfen geborenen Beink\u00fcnstler Untan. Der bekannte Kriegschirurg des 16. Jahrhunderts Par\u00e9 berichtet von einem armlosen Mann, der mit einem zwischen Kopf und Hals eingeklemmten Hammer einen Pfahl in den Boden zu schlagen vermochte. Wir haben hier wertvolle Beispiele daf\u00fcr, wie der Wille eine starke organische Minderwertigkeit durch eine \u00fcber die Norm weit hinausgehende geistige Mehrleistung ausgleicht (56, 57).\nWas kann man tun, um der in der Regel beim Amputierten vorhandenen Depression entgegenzuwirken ? Ein wichtiges vom Psychotherapeuten auch sonst angewandtes Mittel besteht nach Ach in der Ablenkung des Amputierten von seinem Zustand, haupts\u00e4chlich durch Arbeit. \u201eDie Aussicht, kein im Leben Nutzloser zu werden, kann Wunder wirken und den Amputierten mit neuem Lebensmut erf\u00fcllen.\u201c Silberstein (49b) hat darauf hingewiesen, da\u00df 60 % aller Friedens-","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n53\nverungl\u00fcckten nach Unf\u00e4llen sozial sanken; es drohte also von dem Heer der Amputierten eine ungeheure Gefahr, wenn man nicht rechtzeitig Ma\u00dfnahmen traf, um den Amputierten wieder in geeigneter Weise im sozialen Organismus unterzubringen. Man mu\u00dfte dem Amputierten zeigen, da\u00df und wieweit er noch arbeitsf\u00e4hig war, und das geschah in den w\u00e4hrend des Krieges eingerichteten sog. Schullazaretten mit ihren Werkst\u00e4tten, welche psychotherapeutisch viel besser wirken als die medico-mechanischen Werkst\u00e4tten, denn w\u00e4hrend in diesen nach M\u00f6hr in g die Aufmerksamkeit des Amputierten mehr auf die Wunde gelenkt wird, wird sie in den Arbeitswerkst\u00e4tten von der Wunde fort auf die Arbeit gelenkt. In diesen Arbeitswerkst\u00e4tten konnte sich der Handarbeiter dem alten Beruf wieder anpassen oder f\u00fcr einen neuen vorbereiten. Als musterg\u00fcltig sind die Untersuchungen zu bezeichnen, die von der Pr\u00fcfstelle f\u00fcr Ersatzglieder des Vereins deutscher Ingenieure in Charlottenburg durchgef\u00fchrt worden sind, um die Beeintr\u00e4chtigung der Aus\u00fcbung der verschiedensten Berufe durch Amputationen verschiedener Grade zu bestimmen (29). Eine besondere Beachtung hat hier auch die Frage des Umlernens der am rechten Arm amputierten Rechtsh\u00e4nder gefunden. Auch Ach hat zu diesem Punkt einige Untersuchungen angestellt. Es zeigt sich, \u201eda\u00df der vorher angesprochene Rechtsh\u00e4nder auch noch Jahre nach der Operation seines rechten Oberarms mit dem Stumpf und dem ihm zur Verf\u00fcgung stehenden Kunstarm eine gr\u00f6\u00dfere Sicherheit und feinere Unterschiedsempfindlichkeit aufweist als mit dem gesunden linken Arm\u201c. Es handelt sich nat\u00fcrlich um eine \u00dcberlegenheit der zugeordneten Hirnh\u00e4lfte, die eben nicht amputiert worden ist. Im \u00fcbrigen lernt es der rechtsamputierte Rechtsh\u00e4nder schneller, als man erwartet, sich mit der linken Hand zu behelfen und Arbeiten, die fr\u00fcher rechts ausgef\u00fchrt wurden, nunmehr links zu leisten. Erst bei der Beobachtung von Amputierten wird einem klar, in wie hohem Grade wir f\u00fcr gew\u00f6hnlich nur einseitig (als Rechts- oder Linksh\u00e4nder) arbeiten, wobei die andere Hand mehr einen St\u00fctzpunkt f\u00fcr den Gegenstand abgibt, an dem Arbeit geleistet wird. Nur so erkl\u00e4rt es sich, da\u00df Amputierte, die \u00fcber einen nicht zu kurzen Unterarmstumpf verf\u00fcgen und diesen als St\u00fctzpunkt benutzen k\u00f6nnen, so unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viel besser gestellt sind als Oberarmamputierte. Fast stets handelt es sich bei den Mitteln zur Erleichterung der t\u00e4glichen Arbeit f\u00fcr den einseitig Amputierten, wie sie K\u00fcn\u00dfberg in seiner Einarmfiebel schildert, um die Schaffung solcher k\u00fcnstlicher St\u00fctzpunkte.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nD. Katz.\nIL Die Illusionen der Amputierten.\nDescartes hat mehrfach auf die Illusionen der Amputierten als ein Material zur Illustration der Unzuverl\u00e4ssigkeit der sinnlichen Wahrnehmung hingewiesen. Den Chirurgen ist die Erscheinung der Illusionen seit Par\u00e9 gel\u00e4ufig geworden. In ersch\u00f6pfenderWeise hat Weir Mitchell auf Grund seiner Erfahrungen im amerikanischen Sonderbundskriege die Illusionen beschrieben (54). Weiterhin haben sich franz\u00f6sische Forscher um ihre Untersuchung verdient gemacht. W. James hat eine gro\u00dfe Umfrage \u00fcber die Illusionen veranstaltet, die ihm Antworten von 185 Amputierten brachte. Meine eigenen individuell durchgef\u00fchrten Untersuchungen erstreckten sich auf 102 Amputierte, die bis auf drei Beinamputierte Armamputierte gewesen sind (21).\nUnter der Illusion eines Amputierten versteht man bekanntlich das Erlebnis, das ein Amputierter von dem amputierten Glied, in dieser oder jener Weise modifiziert, noch l\u00e4ngere oder k\u00fcrzere Zeit nach dem Verlust hat. In der Pegel denkt man nur an amputierte Extremit\u00e4ten, da bedeutet es eine wertvolle Bereicherung des Materials, wenn Pick darauf hinweist, da\u00df solche Illusionen auch andere amputierte Teile betreffen k\u00f6nnen, z. B. die weibliche Brust und den Penis. \u201eDas ist f\u00fcr die psychopathologischen Fragen insofern von Bedeutung, als es die Berechtigung gibt, Klagen \u00fcber \u00e4hnliche St\u00f6rungen in anderen Gebieten als den Extremit\u00e4ten unter dem gleichen Gesichtspunkte zu betrachten\u201c (35). Man verf\u00e4hrt bei der Untersuchung der Illusionen zweckm\u00e4\u00dfig so, da\u00df man sich zun\u00e4chst einen spontanen Bericht erstatten l\u00e4\u00dft und dann, wo es n\u00f6tig erscheint, auf diesen oder jenen Punkt der Schilderung n\u00e4her eingeht. Hecht f\u00f6rderlich f\u00fcr die Pr\u00e4zisierung der Angaben \u00fcber die Lebhaftigkeit der Illusionen\nund die besonderen Beizzust\u00e4nde des Phantomglieds ist eine Methode,\n\u2022 \u2022\ndie ich als Methode der \u00c4quivalente bezeichnet habe. \u201eIch brachte am gesunden Glied Beize von der Art und St\u00e4rke an, da\u00df der Amputierte von ihm einen \u00e4hnlichen Eindruck erhielt wie von dem Phantomglied. Die Beize bestanden in Bandagen, Klammern und anderen Gegenst\u00e4nden, durch welche Finger und Teile der Hand in der geeigneten Weise erregt wurden. So wurde einmal das verbliebene Handgelenk mit einer Binde so umschn\u00fcrt, da\u00df der Eindruck einer festen Manschette wie an der entsprechenden Stelle des Phantomglieds entstand, oder es wurde mit einem Holz ein Druck auf die verbliebene Handfl\u00e4che ausge\u00fcbt, der dem illusionsm\u00e4\u00dfig erlebten an","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n55\nder Phantomhand m\u00f6glichst \u00e4hnlich erschien.\u201c Man konnte so eine anschaulichere Vorstellung von den Illusionen gewinnen, als sie die blo\u00dfe Beschreibung zu vermitteln vermag.\nWas die H\u00e4ufigkeit der Illusionen angeht, so gilt nach meinen Erfahrungen, die mit denen von anderen gut \u00fcbereinstimmen, da\u00df sie bei Amputationen, die infolge von blutigen Verletzungen notwendig geworden sind, fast niemals ausbleiben. Als neu kann man mit Pick die an mehreren F\u00e4llen von Amputation wegen Erfrierens konstatierte Tatsache anf\u00fchren, da\u00df in diesen F\u00e4llen die Illusionen nicht zur Beobachtung kamen. Wenn Pick hinzuf\u00fcgt, anscheinend deshalb, weil schon vorher durch einige Zeit die in der Norm dem Zentrum zustr\u00f6menden sensiblen Impulse aufgeh\u00f6rt hatten, so vermag ich allerdings hierin allein keine Erkl\u00e4rung zu sehen, denn die zentralen Residuen k\u00f6nnen ja erfahrungsm\u00e4\u00dfig noch Jahrzehnte, nachdem ihnen die normalen Impulse nicht mehr zugestr\u00f6mt sind, die Illusionen her-vorrufen. Das Fehlen der Impulse allein gibt keine Erkl\u00e4rung, man m\u00fc\u00dfte vielmehr annehmen, da\u00df ihr l\u00e4ngeres Fehlen als negative Instanz zu einer Vernichtung der vorhanden gewesenen Residuen f\u00fchrt. So wird auch ein von mir beobachteter Fall zu erkl\u00e4ren sein, wo sich bei einer infolge von Tuberkulose im Ellbogengelenk notwendig gewordenen Amputation keine Spur einer Illusion gezeigt hat.\nWas die Lebhaftigkeit der Illusionen angeht, so trifft man alle \u00dcberg\u00e4nge von dem mit gr\u00f6\u00dfter halluzinatorischer St\u00e4rke gegebenen Gliederlebnis, welches den Amputierten nicht einen Augenblick verl\u00e4\u00dft, bis zu den F\u00e4llen, wo das Erlebnis mit zeitlichen Unterbrechungen nur noch in schattenhafter Weise gegeben ist. Eine besondere Lebhaftigkeit der Illusion liegt dann vor, wenn der Amputierte noch gelegentlich den Versuch macht, mit der Phantomhand zuzugreifen.\nWelches ist das Material, aus dem das Phantomglied aufgebaut ist? Wir k\u00f6nnen zun\u00e4chst die Scheidung vornehmen in zust\u00e4ndliche und gegenst\u00e4ndliche Elemente. Zu den ersteren rechne ich Erlebnisse wie Muskelspannungen, Gelenkempfindungen, Ameisenlaufen, Schmerz, Kitzel, W\u00e4rme, K\u00e4lte, Eingeschlafensein, also Erlebnisse, die auf den eigenen K\u00f6rper bezogen werden. Zu den gegenst\u00e4ndlichen Elementen geh\u00f6ren Erlebnisse wie das einer Manschette an der Hand, eines Drucks in der Handfl\u00e4che, also Erlebnisse, die auf \u00e4u\u00dfere Gegenst\u00e4nde gehen. Neben die Scheidung in zust\u00e4ndliche und gegenst\u00e4ndliche m\u00f6chte ich die der regul\u00e4ren und akzidentellen Elemente setzen. Zu den letzteren rechne ich z. B. das Erlebnis des auf einer bestimmten Zehe vorhanden gewesenen H\u00fchnerauges, welches seinen","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nD. Katz.\nBesitzer noch nach der Amputation qu\u00e4lt oder der Verletzung am Nagel der amputierten Hand, die sich der Amputierte vor der Abnahme des Glieds zugezogen hat oder des im Ellbogen gebeugten Unterarms, der vor der Amputation l\u00e4ngere Zeit in dieser Lage getragen worden ist. W\u00e4hrend also die akzidentellen Elemente deutlich das Gepr\u00e4ge des individuell gestalteten Erlebnisses besitzen, sind die regul\u00e4ren solche, die einem Glied der betreffenden Art generell Vorkommen, wie etwa das Einger- oder Handerlebnis im allgemeinen. Die regul\u00e4ren Elemente sind weit h\u00e4ufiger als die akzidentellen und die zust\u00e4ndlichen weit h\u00e4ufiger als die gegenst\u00e4ndlichen.\nNun zur Frage nach dem zeitlichen Verlauf der Illusionen. Sie treten in der Hegel alsbald nach der Amputation auf. Im allgemeinen nimmt ihre St\u00e4rke wohl mit der Zeit ab, aber in einer sehr unregelm\u00e4\u00dfigen Weise, manchmal mehr stetig, manchmal mehr sprunghaft. Wir kennen aber auch F\u00e4lle, in denen die Illusion noch nach 56 Jahren so stark bestand wie in der ersten Zeit. Auch dort, wo sie bereits v\u00f6llig verschwunden war, l\u00e4\u00dft sie sich h\u00e4ufig noch nach Jahrzehnten zum h\u00f6chsten Erstaunen des Amputierten durch den elektrischen Strom herbeif\u00fchren. Aus der Betrachtung der zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Illusion ergibt sich bez\u00fcglich ihres Ursprungs, da\u00df die Ausl\u00f6sung in peripheren Teilen des Stumpfs erfolgen mu\u00df. Der zeitliche Verlauf unterliegt also einem \u201eapsy chonomen\u201c Gesetz im Sinne G. E. M\u00fcllers. Unterl\u00e4ge er einem psychologischen Gesetz, so m\u00fc\u00dfte sich f\u00fcr ihn eine weit gr\u00f6\u00dfere Regelm\u00e4\u00dfigkeit ergeben. Die Unregelm\u00e4\u00dfigkeit des Verlaufs ist eine Folge der Unregelm\u00e4\u00dfigkeit der Prozesse im Stumpf, von denen sie abh\u00e4ngen (Neurome, Fisteln u. a.\nKrankheitsprozesse).\n_\u2022 \u2022\nUber den Bau des Phantomglieds gibt eine gewisse Auskunft die von Gu\u00e9niot gemachte Beobachtung, da\u00df die einzelnen Teile an Deutlichkeit abnehmen, je weiter man von distalen zu proximalen Stellen der Extremit\u00e4t wandert, die Finger sind also deutlicher als die Hand, diese deutlicher als der Unterarm und am seltensten wird das amputierte Oberarmst\u00fcck erlebt (16). F\u00fcr die einzelnen Teile der unteren Extremit\u00e4t besteht der entsprechende Sachverhalt.\nDas Phantomglied hat selten die nat\u00fcrliche Gr\u00f6\u00dfe. Es erscheint\nfast stets verkleinert, h\u00e4ufig bis auf die Ausma\u00dfe einer Kinderhand,\nes werden aber gelegentlich Vergr\u00f6\u00dferungen \u00fcber die nat\u00fcrliche Gr\u00f6\u00dfe\nhinaus beobachtet.\n\u2022 \u2022\nDer \u00dcbergang vom Stumpf zum Phantomglied kann l\u00fcckenlos sein, das ist der Fall, wenn das Glied dem Stumpf unmittelbar auf-","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\t57\nsitzt. Das Phantomglied kann aber auch an einer bestimmten Stelle\ndes Raumes, durch einen Zwischenraum vom Stumpf getrennt, erlebt\n\u2022 \u2022\nwerden. Einen \u00dcbergang haben wir, wenn eine Art Stock oder dgL als Verbindungsst\u00fcck erlebt wird.\nWas die Lage des Pbantomglieds zum Stumpf angeht, so wird es fast ausnahmslos dichter an den Stumpf verlegt als das nat\u00fcrliche Glied. Schlie\u00dflich kann das Glied in den Stumpf hereinr\u00fccken und wird dann vom Stumpf umschlossen, was h\u00e4ufig vorkommt. Die Lage des Phantomglieds kann jahrelang dieselbe bleiben, das Glied scheint aber meist eine ausgesprochene Neigung zu haben, mit der Zeit dichter an den Stumpf heranzur\u00fccken. Weir Mitchell erw\u00e4hnt einen Fall, hei dem der Phantomfu\u00df zun\u00e4chst am Knie erlebt wurde, bei Gebrauch einer Prothese wieder die normale Entfernung einnahm, um dann, wenn der Verlust lebhaft vorgestellt wurde, wieder an das Knie verlegt zu werden.\nDie Orientierung des Glieds zum Stumpf ist in der Regel normal, welche Lage der Stumpf auch einnehmen mag. Auff\u00e4llig ist, da\u00df das Phantomglied w\u00e4hrend einer schnellen Bewegung des Stumpfs selbst bei manchen Amputierten, die sonst sehr lebhafte Illusionen haben, zu verschwinden scheint. Es ist hier die Frage aufzuwerfen, ob das vielleicht bedingt ist durch eine zentrale Hyp\u00e4sthesie f\u00fcr Gliedma\u00dfen, die sich in Bewegung befinden.\nDer Raum des halluzinierten Phantomglieds hat \u00e4hnlich wie der Raum von optischen Halluzinationen eine Art Eigengesetzlichkeit, die ihn neben den Wahrnehmungsraum treten l\u00e4\u00dft. Ber\u00fchrt man die Haut des Stumpfs, in dem die Phantomhand steckt, so geschieht die Lokalisation nur in Beziehung auf die Haut des Stumpfs, nicht in Beziehung auf die Hand. L\u00e4\u00dft man einen Amputierten so dicht mit dem Stumpf an eine feste Wand herantreten, da\u00df f\u00fcr das Phantomglied kein Platz mehr bleibt, so r\u00fcckt es in der Regel in die Wand hinein und wird paradoxerweise in ihr erlebt. Es kommen aber auch F\u00e4lle vor, in denen das Glied zun\u00e4chst etwas ausweicht und erst dann in die Wand hinein r\u00fcckt. Hier ist jedenfalls in psychologischem Sinn die Undurchdringlichkeit der K\u00f6rper aufgehoben.\nEs ist angebracht, hier kurz auf den Versuch Picks einzugehen, die Feststellungen an den Illusionen der Amputierten f\u00fcr \u00e4hnliche Erscheinungen in der Psychopathologie zu verwenden (35). Pick f\u00fchrt aus : Man kann verstehen, da\u00df prim\u00e4r rein funktionelle in gewissen zentralen Regionen eintretende Prozesse \u00e4hnliche Wirkungen wie bei den Amputierten haben k\u00f6nnen. F \u00e9 r e erw\u00e4hnt eine Hysterische, bei","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"68\nD. Katz.\nder H\u00e4nde nnd F\u00fc\u00dfe n\u00e4her ger\u00fcckt und ein Teil der Extremit\u00e4ten zu fehlen schien. Bei einem Fall von Paraphrenie schien der Kopf nur durch Haut mit dem Kumpf verbunden. Wir finden bei Geisteskranken Klagen \u00fcber Kleinerwerden und Einschrumpfen von Gliedern. Es kommen weiter Angaben \u00fcber das Hineinf\u00fchlen eines Organs in ein anderes vor. Gelegentlich findet Verlegung einer K\u00f6rperempfindung in die Luft statt (heraufgerutschter Mastdarm). Pick stellt den Schmerzen der Amputierten die den Geisteskranken \u201egemachten\u201c schmerzhaften Bewegungen gegen\u00fcber. Von einem Neurastheniker berichtet Pick, da\u00df ihm sein Kopf und seine Hand riesengro\u00df erschienen seien.\nPick hat schlie\u00dflich auch die fehlende Selbstwahrnehmung zerebral bedingter Sinnesdefekte in Zusammenhang mit den Illusionen der Amputierten gebracht. Es kommt z. B. vor, da\u00df jemand nachweislich v\u00f6llig blind ist, aber von dieser Tatsache bei sonstiger Erhaltung der Intelligenz keine Kenntnis zu nehmen scheint. Pick sagt mit Kecht, warum sollten die Illusionen, die f\u00fcr andere fehlende K\u00f6rperteile, wie f\u00fcr die Extremit\u00e4ten m\u00f6glich sind, vor den Sinnesorganen Halt machen? \u201eBei den hier in Betracht gezogenen Sinnesorganen kommt nicht so sehr wie bei den anderen Teilen des K\u00f6rpers ihr Anteil an dem Bewu\u00dftsein unserer durch die Oberfl\u00e4che gegebenen K\u00f6rperlichkeit in Frage, als ihre Funktion im Dienste einer viel weiter ausgreifenden Orientierung.\u201c \u201eWie der Amputierte sein Bein, so nimmt der zumeist chronisch Erblindete oder Ertaubte noch weit in den so geschaffenen neuen Empfindungszustand ideal den Empfindungszustand seines Seh- oder Geh\u00f6rorgans der fr\u00fcheren Jahre hinein\u201c (36).\nEine theoretisch hei\u00df umstrittene Frage bilden die Bewegungen, die am Phantomglied auftreten. Die Amputierten stellen diese Bewegungen, die sie am Phantomglied erleben, als ebenso wirklich hin wie die Illusion des ruhenden Glieds. Wer behaupten wollte, da\u00df sich die Amputierten hinsichtlich des subjektiven Wirklichkeitscharakters dieser Bewegungen t\u00e4uschen, m\u00fc\u00dfte es konsequenterweise auch behaupten bez\u00fcglich der Illusionen des ruhenden Glieds.\nDie Bewegungen treten am Phantomglied in der Kegel nur bei einer Bewegungsabsicht ein. Nicht hierher zu rechnen sind diejenigen \u00fcber lange Zeitr\u00e4ume sich erstreckenden sehr langsamen Bewegungen, die dahin f\u00fchren, da\u00df die zun\u00e4chst gestreckten Finger mit der Zeit eine krallenartig gekr\u00fcmmte Lage einnehmen. Eine Ausnahme bilden F\u00e4lle wie der von Abbatucci erw\u00e4hnte, wo ein Zusammenballen der Phantomhand \u201ereflektorisch\u201c erfolgte, wenn nach der Gegend,","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n59\nwo diese auf dem Tisch lag, mit einem schweren Hammer ein Schlag gef\u00fchrt wurde. Sieht man von solchen Ausnahmef\u00e4llen ab, so kann man sagen : Eine Bewegung am Phantomglied erfolgt immer nur unter der Absicht, eine Bewegung auszuf\u00fchren. Wie steht es nun mit der Beweglichkeit der einzelnen Teile des Phantomglieds? Sie nimmt nachmeineneigenenUntersuchungenabvondendistalen zu den proximalen Gelenken. Ach hat angegeben, da\u00df der Oberarmamputierte die Finger des Phantomglieds nur in geringer Ausdehnung bewegen k\u00f6nne, w\u00e4hrend die Bewegung des Unterarms nur dann Schwierigkeiten unterl\u00e4ge, wenn sich am Stumpf ausgedehnte Narben bef\u00e4nden, die der Kontraktion der Muskelreste hinderlich seien. Sehr wahrscheinlich kl\u00e4rt sich der hier vorhandene Gegensatz dadurch auf, da\u00df bei mir die Amputierten abweichend von denen Achs erst nach vollzogener Heilung und ehe sie psychogene Stumpf\u00fcbungen ausgef\u00fchrt hatten zur Beobachtung gekommen sind. Der von mir erhaltene Befund spricht gegen die Annahme, da\u00df es sich bei den illusorischen Bewegungen um wirklich stattfindende aber falsch bezogene Bewegungen von Muskeln des Stumpfs handle. W\u00e4re das der Fall, dann sollten die Ellenbogenbewegungen, die durch Bizeps und Trizeps ausgel\u00f6st werden, am h\u00e4ufigsten und eigentlich in jedem Fall auftreten, wo noch bewegliche Beste dieser Muskeln am Stumpf vorhanden sind, das trifft aber nicht zu und andererseits sollten Fingerbewegungen, denen wir am h\u00e4ufigsten begegnen, \u00fcberhaupt nicht mehr auftreten, denn diejenigen Muskeln und Sehnen, mit denen die Finger bewegt werden, fehlen beim Oberarmamputierten vollst\u00e4ndig.\nDie von Ach vertretene Anschauung, da\u00df wirklich stattfindende Bewegungen von Muskeln, die dem K\u00f6rper verblieben sind, die falsch bezogene Grundlage der Bewegungsillusionen abg\u00e4ben, findet man fast allgemein vertreten, ich vermag ihr aber auf Grund meiner Untersuchungen nicht zuzustimmen, was im folgenden begr\u00fcndet werden mag. Vor l\u00e4ngerer Zeit hat H. Curschmann die gegenseitigen Mitbewegungen bei Amputierten untersucht. \u201eVon 10 Amputierten zeigten 8 bei dem Y ersuch der Bewegung mit der Extremit\u00e4t kontralaterale, den beabsichtigten Willk\u00fcrbewegungen identische Mitbewegungen\u201c (12). Man sieht derartige Mitbewegungen h\u00e4ufig auftreten, da\u00df sie aber nicht die unumg\u00e4ngliche Voraussetzung f\u00fcr das Erlebnis der Bewegungsillusionen sind, geht daraus hervor, da\u00df die Bewegungsillusionen bestehen bleiben, wenn man eine Mitbewegung auf der gesunden Seite untersagt und noch schlagender daraus, da\u00df die Illu-sionen auch bei doppelseitig Amputierten beobachtet werden, wo \u00fcber-","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nD. Katz.\nhaupt gegenseitige Mitbewegungen nicht mehr m\u00f6glich sind. Verweilen wir noch einen Augenblick bei diesen Mitbewegungen. Sie sind ein Zeichen daf\u00fcr, da\u00df dem Amputierten die Bewegung, die er am Phantomglied ausf\u00fchrt, als eine solche erscheint, die schwer auszuf\u00fchren ist, wir sehen ja gegenseitige Mitbewegungen auch bei ergographischen Versuchen auf treten, wenn es dem Ende zugeht. Warum erscheinen dem Amputierten die Bewegungen am Phantomglied als schwer auszuf\u00fchrende? \u201e0. F\u00f6rster hat angenommen, da\u00df die Teilnahme von synergischen Bewegungen an der Hauptagonistenbewegung das Produkt einer Intervention zentripetaler Merkmale sei . . . jede koordinierte Zweckbewegung bedarf der zentripetalen Regulierung von seiten der Bewegungsgef\u00fchle. Diese werden mit der Hauptagonistenbewegung ausgel\u00f6st, sie \u00fcbermitteln gleichsam dem sensiblen Projektionsfeld, wo muskul\u00e4re Innervation, wo qualitative und quantitative Steigerung oder Abstufung n\u00f6tig sei . . . Die Erschwerung der vermeintlichen Bewegung der amputierten Extremit\u00e4ten liegt nun klar: Der Amputierte intendiert die Hauptagonistenbewegung; aber die von den Muskel-, Gelenk- und sonstigen Tiefengef\u00fchlen in diesem Moment an das sensible Zentrum zu meldenden zentripetalen Impulse fehlen oder werden abnorm und mangelhaft ausgel\u00f6st und zentripetal berichtet\u201c (12).\nSo lehrreich an und f\u00fcr sich auch diese Betrachtungen \u00fcber die gegenseitigen Mitbewegungen bei Amputierten sein m\u00f6gen, so geht schon aus dem Gesagten hervor, da\u00df sie die Bewegungsillusionen nicht erkl\u00e4ren k\u00f6nnen. In meiner ausf\u00fchrlichen Darstellung habe ich noch einige andere Punkte erw\u00e4hnt, die dagegen sprechen, da\u00df die Bewegungsillusionen ihre Erkl\u00e4rung durch wirkliche Bewegungen von anderen Muskeln des K\u00f6rpers finden k\u00f6nnen. Der Ablauf der Bewegungen am Phantom erfolgt langsamer als derjenigen der Muskeln, die sonst in Frage k\u00e4men. Weiterhin kommen am Phantomglied Bewegungen vor, die am nat\u00fcrlichen Glied nicht m\u00f6glich sind. Sehr bedeutsam ist schlie\u00dflich die Tatsache, da\u00df fast in jedem einzelnen Fall der Amputierte immer nur in der Lage ist, einige Teile des Phantomglieds zu bewegen, andere ebenso deutlich empfundene aber nicht. Wie will man es plausibel machen, da\u00df die ungewollt eintretenden Mitbewegungen nur mit den Illusionen derjenigen Gliedteile eine Verschmelzung ein-gehen, die wirklich bewegt erscheinen, mit den anderen aber nicht? Auch die Annahme einer verschiedenen Deutlichkeit der kin\u00e4sthetischen Vorstellungsbilder f\u00fchrt nicht, wie man wohl auch gelegentlich versucht hat, zu einer Erkl\u00e4rung des vorliegenden Tatsachenmaterials.\nEine restlose Erkl\u00e4rung aller auf die Bewegungsillusionen beziig-","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n61\nliehen Tatsachen ist vorl\u00e4ufig kaum m\u00f6glich. Die Innervationsempfindungen im alten Sinn lehne ich ab, glaube vielmehr mit M\u00fcller und Schumann(31), da\u00df das Motorische selbst, wie das in besonderem Ma\u00dfe die Tatsachen der motorischen Einstellung deutlich machen, nicht von einer bewu\u00dften Komponente begleitet ist. Mehr Beachtung scheint mir im vorliegenden Zusammenhang die Annahme Wundts zu verdienen, \u201eda\u00df die zentralen Komponenten der Bewegungsempfindungen auf Miterregungen beruhen, welche die zu dem betreffenden Eunktionsgebiet geh\u00f6renden sensorischen Zentren ergreifen\u201c (55). Wichtig ist bei der Erkl\u00e4rung der Tatsache festzuhalten, da\u00df Bewegungsillusionen immer nur an Gliedern auftreten, die bereits im Zustand der Buhe erlebt werden, es erscheint demnach so, als k\u00f6nne der Wille ohne eine empfindungsartige Grundlage als Angriffspunkt nicht den Eindruck der Bewegung eines Glieds erzwingen. Wie es die Bewegungsvorstellungen machen, gegen\u00fcber der Illusion des ruhenden Glieds die Illusion der Bewegung zu erzeugen, vermag ich im einzelnen nicht anzugeben. Auch gestehe ich, vorl\u00e4ufig keine vern\u00fcnftige Erkl\u00e4rung f\u00fcr die unbestreitbare Tatsache geben zu k\u00f6nnen, da\u00df derselbe Amputierte einige Teile des Phantomglieds zu bewegen vermag, andere aber nicht.\nWir versuchen nunmehr eine Erkl\u00e4rung der Illusion des ruhenden Phantomglieds zu geben. Allgemein nimmt man jetzt wohl an, da\u00df die eigentliche Ausl\u00f6sung der Illusionen durch Beizung der Nerven im Stumpf erfolgt. WeirMitchell (54) und Pitres (37) verst\u00e4rkten schwache Illusionen durch Elektrisieren des Stumpfs und brachten andererseits lebhafte Illusionen durch Kokainisieren desselben zum Verschwinden. Pitres nimmt an, da\u00df nerv\u00f6se Ver\u00e4stelungen sich in die Narbe hineinerstrecken und die Hauptangriffspunkte f\u00fcr die mannigfachen Beize innerer und \u00e4u\u00dferer Art abgeben. Bei der Art dieser Beize, die in Ern\u00e4hrungs-, Wachstums- und pathologischen Vorg\u00e4ngen bestehen, bietet die Erkl\u00e4rung der an den Illusionen beobachteten Hartn\u00e4ckigkeit und ihr individuell au\u00dferordentlich verschieden gestalteter Ablauf keine besonderen Schwierigkeiten.\nIm Bewu\u00dftsein des neugeborenen Kindes ist ganz sicher das Erlebnis des K\u00f6rpers mit seinen Extremit\u00e4ten noch nicht in der Weise gegeben wie f\u00fcr das Bewu\u00dftsein des Erwachsenen. Es entwickelt sich im Lauf des individuellen Lebens unter dem Einflu\u00df innerer und \u00e4u\u00dferer Beize, welche die Sinnesorgane des K\u00f6rpers treffen. Erst wenn die nerv\u00f6sen Zentren unter dem Einflu\u00df der ad\u00e4quaten Beize erzogen worden sind und sich dort die entsprechenden Besiduen","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nD. Katz.\nausgebildet haben, k\u00f6nnen auch nicht-ad\u00e4quate Reize wie die im Stumpf ablaufenden Erregungsvorg\u00e4nge diese Residuen in mehr oder weniger vollkommener Weise erwecken. Diese Ansicht findet auch eine St\u00fctze in der Tatsache, da\u00df die Illusionen fehlen in F\u00e4llen von angeborener Extremit\u00e4tenlosigkeit oder von in fr\u00fcher Kindheit erfolgter Amputation. Wenn das Phantomglied in den einzelnen Teilen mit verschiedener Deutlichkeit erlebt wird oder ganze Teile desselben ausfallen, so f\u00fchre ich das darauf zur\u00fcck, da\u00df die verschiedenen Residuen in verschiedener St\u00e4rke oder gar nicht mehr ansprechen, nicht aber auf entsprechende Unterschiede in den Erregungen der verschiedenen peripheren Nerventeile.\nWir k\u00f6nnen also aus der gr\u00f6\u00dferen Deutlichkeit eines Teils des Phantomglieds die gr\u00f6\u00dfere St\u00e4rke seines Residuums erschlie\u00dfen. Die Illusionen stellen somit ein wertvolles Mittel dar, um die Entwicklung des Erlebnisses unserer Glieder im individuellen Leben zu studieren. Da\u00df die unsere Gliederlebnisse aufbauenden Empfindungen \u00fcberhaupt m\u00f6glich sind, beruht nat\u00fcrlich auf angeborener Grundlage, aber ihre besondere Formung vollzieht sich unter dem Einflu\u00df der individuellen Erfahrung. Sie d\u00fcrfte vornehmlich von zwei Faktoren ab-h\u00e4ngen: 1. von der Deutlichkeit und der durch sensorische und motorische Verh\u00e4ltnisse bestimmten Nachhaltigkeit, mit der die einzelnen Gliedteile zum Bewu\u00dftsein kommen, 2. von der H\u00e4ufigkeit, mit der die Gliedteile erlebt werden. Sollte jemand an der Wirksamkeit der individuellen Erfahrung bei der Formung der Glieder zweifeln, so brauchte man ihn nur zu verweisen auf das erlebte H\u00fchnerauge, die erlebte Narbe. Bei der normalen Bet\u00e4tigung unserer Arme sind die Erlebnisse der Finger mit ihrem sensorischen und motorischen Reichtum am h\u00e4ufigsten, sie weisen bei aller sonstigen Variation der Tasterlebnisse die gr\u00f6\u00dfte Konstanz auf, das hat zur Folge, da\u00df sich f\u00fcr\nsie das st\u00e4rkste Residuum ausbildet. Im allgemeinen wird man bei\n\u2022 \u00bb\neiner Betrachtung der Armbet\u00e4tigung (\u00c4hnliches gilt f\u00fcr die Beinbet\u00e4tigung) im praktischen Leben finden, da\u00df die Reihenfolge der Deutlichkeit, Nachhaltigkeit und H\u00e4ufigkeit, mit der die einzelnen Teile erlebt werden, derjenigen entspricht, die wir am Phantomglied antreffen. Auch Beobachtungen, die ich beim Kind angestellt habe, sobald es beginnt, die Arme zu gebrauchen, stimmen gut mit dieser Annahme \u00fcberein. Wenn nach Weir Mitchell der Arm im allgemeinen deutlicher illusorisch gegeben ist als das Bein, so ist das\nauch nach den hier vertretenen Anschauungen unschwer zu verstehen.\n\u00bb \u00ab\nDie am Phantomglied auftretenden \u00c4nderungen, wie z. B. sein","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\t63-\nSchrumpfen und seine Ann\u00e4herung an den Stumpf, sind sehr wahrscheinlich psychologisch bedingt. Man wird bei dem Erlebnis des Arms (Beins) in seiner normalen Gestalt an eine mit Gas gef\u00fcllte elastische Haut erinnert, die zu schrumpfen beginnt, sobald der Druck nachl\u00e4\u00dft. Die Spannkr\u00e4fte gehen von den an und in dem Glied wirkenden Reizen aus, die mit Amputation des Glieds fortfallen. Die Tendenz zur Anschmiegung des Phantomglieds an den Stumpf erinnert an die Anschmiegung von El\u00e4chenfarben an Oberfl\u00e4chen-f\u00e4rben. Die ver\u00e4nderte Lokalisation der Extremit\u00e4ten erinnert an T\u00e4uschungen der Lage, wie sie von Sp ear man (50) und vonRupp (42) zur Beobachtung gekommen sind.\nEs seien hier noch einige Worte \u00fcber das amputierte Glied im Traumleben angeschlossen. Es ist nicht selten, da\u00df Beinamputierte davon tr\u00e4umen, mit einem Bein zu gehen oder zu tanzen. Auch kommt es h\u00e4ufig vor, da\u00df noch im Traum Verrichtungen mit der verlorenen Hand ausgef\u00fchrt werden. Manche tr\u00e4umen niemals von der verlorenen Hand, andere von ihr im Zustand der Verwundung. Irgendeine durchg\u00e4ngige Gleichf\u00f6rmigkeit im Verhalten der Hand im Traumleben, die im Sinne einer der herrschenden Traumtheorien zu deuten w\u00e4re, vermochte ich nicht festzustellen.\nIII. Die psychologische Pr\u00fcfung des Stumpfs.\nEingehendere Untersuchungen \u00fcber die Sinnesempfindlichkeit des\u201c Stumpfs sind, soweit ich sehen kann, nur von Ach, dessen ausf\u00fchrlichere Publikation noch aussteht, und von mir selbst angestellt worden. Meine eigenen Versuche zerfallen in eine Pr\u00fcfung der analytischen und der praktischen Leistungsf\u00e4higkeit des Stumpfs.\nBez\u00fcglich der Druckempfindlichkeit ergibt sich bei Pr\u00fcfung\nmit dem von Ere y sehen \u00c4sthesiometer im allgemeinen eine nicht un-\n\u2022 \u2022\nbetr\u00e4chtliche \u00dcberlegenheit auf seiten des Stumpfs gegen\u00fcber denselben Stellen des gesunden Arms. Es m\u00fcssen bei diesen Versuchen solche Stellen des Stumpfs vermieden werden, die infolge von Narben oder anderen \u00c4nderungen krankhaft \u00fcber- oder unter empfindlich sind. Bei 15 Oberarm- und Unterarmamputierten ergab sich 10 mal die gr\u00f6\u00dfere Empfindlichkeit f\u00fcr den Stumpf, 3 mal f\u00fcr den gesunden Arm, in 2 F\u00e4llen bestand Gleichheit der Schwelle. Die hier gefundene \u00dcberlegenheit des Stumpfs ist wohl darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df er durch die Aufmerksamkeit stark bevorzugt wird, was ein Sinken der Schwelle zur Eolge hat. Es ist n\u00e4mlich alles dazu angetan, die Auf-","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nD. Katz.\nmerksamkeit auf die Seite des Stumpfs zu ziehen, zuerst die Verwundung und die \u00e4rztliche Behandlung, dann die fast stets vorhandenen Illusionen und die Nachbehandlung in Gestalt von Massage, Frei\u00fcbungen und psychogenen Muskel\u00fcbungen.\nAuch bei Ermittlung der Raumschwelle mit Hilfe des Spearman sehen \u00c4sthesiometers erwies sich die Stumpfseite \u00fcberlegen. Im Durchschnitt ergab sich bei 8 Oberarmamputierten (11 Unterarmamputierten) f\u00fcr den Stumpf 52 (37) mm, f\u00fcr die gesunde Seite 71 (52) mm.\nWas die Lokalisation von Tasteindr\u00fccken am Stumpf angeht, so liegen Angaben Pitres\u2019 dar\u00fcber vor, da\u00df bei Ber\u00fchrung der Narbe des Stumpfs die Ber\u00fchrung an der fehlenden Extremit\u00e4t empfunden wird. Ich selbst habe Versuche \u00fcber die Lokalisation bei Ber\u00fchrung von pathologisch nicht ver\u00e4nderten Stellen durchgef\u00fchrt. Bei einem Vergleich mit der gesunden Seite ergab sich f\u00fcr den Stumpf eine ausgesprochene Tendenz zur Lokalisation in der Richtung des Schultergelenks. \u201eDie vorgekommenen Lokalisationsfehler sind wohl so zu verstehen, da\u00df vom Amputierten der Stumpf nach Ma\u00dfgabe der begangenen Fehler in Richtung auf das Schulter gelenk verk\u00fcrzt vorgestellt wird. Die falsche Vorstellung bildet sich vermutlich aus infolge des Fortfalls der Spannkr\u00e4fte, die an den distalen Teilen unserer Glieder wirksam sind und bei deren Fehlen auch die Phantomglieder zu schrumpfen und sich dem Stumpf zu n\u00e4hern beginnen. Diese Auffassung findet eine St\u00fctze in der Tatsache, da\u00df die Amputierten bei der Aufforderung, das Ende ihres Stumpfs ohne Ber\u00fchrung desselben bei geschlossenen Augen zu zeigen, fast ausnahmslos einen Punkt angeben, der deutlich proximal zum Stumpfende gelegen ist. Erst wenn man die optische Aufmerksamkeit ausdr\u00fccklich auf die wahren Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltnisse des Stumpfs lenkt, kann man die fehlerhafte Vorstellung desselben zum Verschwinden bringen.\nEine Bestimmung der Reaktionszeiten auf Ber\u00fchrungsreize ergab f\u00fcr den Stumpf ungef\u00e4hr dieselbe Gr\u00f6\u00dfe wie f\u00fcr den gesunden Arm.\nEine mehr praktische Bedeutung f\u00fcr die Konstruktion sensibler Prothesen haben die folgenden Versuche. F\u00fcnf rot markierten Punkten des Stumpfs wurden die f\u00fcnf Fingernamen zugeordnet und mit ihnen \u25a0durch \u00dcbung fest assoziiert. Schon nach kurzer Zeit erfolgt bei Ber\u00fchrung einzelner Punkte die Reproduktion der Fingernamen mit auff\u00e4lliger Richtigkeit und Sicherheit. Die Reproduktionszeit ist nicht viel l\u00e4nger als die f\u00fcr die Finger der verbliebenen Hand. Wenn man sich also eine Prothese so konstruiert denkt, da\u00df bei der Be-","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n65\nwegung der Finger diese Bewegung auf entsprechende Punkte des Stumpfs \u00fcbertragen wird, so k\u00f6nnte der Amputierte sehr wohl eine Vorstellung y on den Bewegungen der Kunstfinger gewinnen.\nUm die praktische Leistungsf\u00e4higkeit des Stumpfs zu pr\u00fcfen, wurden zun\u00e4chst Versuche \u00fcber die taktile Erkennung von Oberfl\u00e4chenstrukturen angestellt (22). Wie weit werden noch vom Stumpf Materialien wie Glas, Holz, Tuch, Papier erkannt? Es hat sich ergeben, da\u00df selbst der Oberarmamputierte diese Materialien noch mit einer auff\u00e4lligen Feinheit zu erkennen vermag, nicht so gut wie mit der verbliebenen Hand, aber doch so gut, da\u00df wir es verstehen k\u00f6nnen, wenn manche Amputierte es vorziehen, mit dem unbewaffneten Stumpf zu arbeiten und h\u00e4ufig auf eine Prothese \u00fcberhaupt verzichten.\nVersuche, die ich mit Amputierten \u00fcber das Erkennen von taktilen Zahlbildern und Objekten des t\u00e4glichen Gebrauchs angestellt habe, besitzen eine mehr praktische Bedeutung.\nVon besonderem theoretischen Interesse ist die Untersuchung des Mechanismus der antagonistischen Innervation, zu deren Pr\u00fcfung die Aufhebung der anatomischen Verkuppelung der Gegenmuskeln am Stumpf Gelegenheit gibt. \u201eDie Frage nach dem Mechanismus der antagonistischen Innervation hat bereits im Altertum die Forscher besch\u00e4ftigt. Galen ist zu dem Schlu\u00df gekommen, da\u00df dem Antagonisten keine Innervation gleichzeitig mit dem Agonisten zuflie\u00dft\u201c (27). Be the bemerkt zu dem vorhegenden Problem: \u201eSchon am Anfang des 19. Jahrhunderts hat Oh. Bell erkannt, da\u00df zwischen antagonistisch wirkenden Muskeln feste Innervationsbeziehungen vorhanden sein m\u00fcssen, aber erst die Untersuchungen von Sherrington haben eine weitgehende experimentelle Begr\u00fcndung dieser Ansicht gebracht. Um diese Beziehungen nachzuweisen, wird beim Tier die mechanische Kuppelung zwischen den Antagonisten aufgehoben ... Die zusammengeh\u00f6rigen Muskeln stehen dann nur noch auf dem Weg des Zentralnervensystems in Verbindung. Wird jetzt reflektorisch eine Bewegung des Glieds angeregt, so ziehen sich die Bewegungsmuskeln zusammen, gleichzeitig aber verl\u00e4ngern sich ihre Antagonisten, die Strecker. Umgekehrt, wenn Streckung angeregt wird\u201c (S). Diese Beobachtungen am Tiermuskel haben nun durch Versuche am Amputierten ihre Best\u00e4tigung f\u00fcr den Menschen gefunden. Ohne auf Einzelheiten dieser Beobachtungen einzugehen, geben wir nur die Formulierung Bethes wieder. \u201eGegen den Willen des Amputierten und ohne da\u00df er es merkte, verl\u00e4ngerten sich die Beuger bei Kontraktion der Strecker und umgekehrt.\u201c\nBericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df.\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nD. Katz.\nEs ist von Sherrington durch den Tierversuch festgestellt worden, da\u00df auf jede agonistische Kontraktion eine antagonistische so schnell folgt, da\u00df ein neuer Willensimpuls nicht angenommen werden konnte, Sherrington spricht hier von sukzessiver Induktion. Auch sie konnte durch Lewy am lebenden Muskel des Amputierten nachgewiesen werden. Lewy kn\u00fcpft an Versuche Isserlins \u00fcber einfache willk\u00fcrliche Fingerbewegungen an. Wenn man einen Finger mit einer gewissen Geschwindigkeit und einem gewissen Ausma\u00df bewegt, bleibt er nicht stehen, sondern es schlie\u00dft sich sofort ohne Pause eine B\u00fcckbewegung an. Diese R\u00fcckbewegung beruht nicht, wie Rieger glaubte, auf der Elastizit\u00e4t der Muskeln, sondern ist durch sukzessive Induktion zu erkl\u00e4ren. Ein typischer R\u00fccksto\u00df ist nun auch am Muskel des Amputierten nachgewiesen worden. Aus diesen Versuchen Le wys ergab sich auch, da\u00df beim normalen Menschen der Strecker nicht an der Bremsung der Bewegung beteiligt ist, sondern erst nach Ablauf der Beugerinnervation die R\u00fcckbewegung ausf\u00fchrt. Es darf auch nach Le wys Versuchen als ein gesichertes Resultat gelten, da\u00df die Erschlaffung des Antagonisten und der an ihm erfolgende R\u00fccksto\u00df bei Bet\u00e4tigung des Agonisten eng Zusammenh\u00e4ngen.\nWie werden die Muskeln des Stumpfs vom Amputierten in Gang gebracht? So wie unsere Bewegungsabsicht f\u00fcr gew\u00f6hnlich nicht auf Beuger und Strecker, sondern auf den Unterarm selbst geht, wenn wir die Absicht haben diesen zu bewegen, so stellen sich auch die meisten Amputierten bei der Aufforderung Bizeps und Trizeps zu bewegen eine Bewegung des Phantomunterarms vor. Bei h\u00e4ufiger Wiederholung zielt aber die Bewegungsabsicht mehr und mehr auf die Muskeln des Stumpfs selbst. Es gibt andere Amputierte, bei denen die Bewegung der Muskeln unter der Vorstellung einer Bewegung der Phantomhand oder -finger eintritt. Der Amputierte, der es gelernt hat, Bizeps und Trizeps getrennt voneinander zu bewegen, arbeitet in der Regel im Gegensatz zum Normalen mit der Vorstellung der Bewegung von zwei Gliedern anstatt eines Gliedes, wobei die Bewegung von der Ruhelage aus nach zwei Richtungen erfolgt.\nEin allgemeineres psychologisches Interesse besitzen Versuche \u00fcber den Einflu\u00df, den der Gewichtsverlust des Arms infolge der Amputation auf das Heben von Gewichten aus\u00fcbt. Bei Gewichtsversuchen hat von Frey die wahre und die nutzbare Unterschiedsempfindlichkeit (U. E.) unterschieden, wobei unter der wahren die-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n67\njenige verstanden wird, die sich unter Ber\u00fccksichtigung des Eigengewichts des hebenden Arms berechnen l\u00e4\u00dft (15). Versuche an Amputierten erm\u00f6glichen eine Feststellung, wieweit die Betrachtungen von Freys eine allgemeine Geltung besitzen. Es wurden zwei Gruppen von Versuchen mit Unterarmamputierten durchgef\u00fchrt. Es wurde einerseits die U. E. des Stumpfs und im Vergleich dazu die des unbesch\u00e4digten Unterams f\u00fcr gehobene Gewichte bestimmt, andererseits wurden Gleichungen hergestellt zwischen Gewichten, die mit dem Stumpf und mit dem unbesch\u00e4digten Unterarm gehoben wurden. Es zeigte sich nun, da\u00df der Gewichtsverlust auf der Stumpfseite sich in keinem Fall mit dem vollen theoretisch berechneten Betrag Geltung verschaffte, vielmehr von auff\u00e4llig niedrigem Einflu\u00df auf das Resultat der Versuche war. Es ist wahrscheinlich, da\u00df die Abweichung der Versuche von dem, was man nach den Versuchen von Freys h\u00e4tte erwarten sollen, sich bis zu einem gewissen Grad aus der abweichenden Methode erkl\u00e4ren l\u00e4\u00dft. Eine Erkl\u00e4rung der Resultate wird davon auszugehen haben, da\u00df in den motorischen Zentren eine Abstimmung auf das Eigengewicht der K\u00f6rperglieder besteht und da\u00df beim Amputierten eine Umstellung auf das verminderte Eigengewicht erfolgt ist. Mit dieser Annahme steht gut in Einklang die Tatsache, da\u00df auch die Reaktionszeit, die sich f\u00fcr eine Bewegung des Stumpfs ergibt, sich nicht in dem erwarteten Ma\u00dfe von derjenigen unterscheidet, die sich f\u00fcr eine Bewegung des gesunden Arms herausstellt.\nAch gibt an, bei Gewichtshebungen am Stumpf des rechten Arms eine gr\u00f6\u00dfere U. E. gefunden zu haben als am gesunden linken Arm. Die Erm\u00fcdbarkeit war indessen rechts gr\u00f6\u00dfer.\nIV. Versuche mit Sauerbruch-Operierten.\nIn Anlehnung an theoretische Untersuchungen Vanghettis (52) und praktisch durchgef\u00fchrte Operationen O e c c i s haben w\u00e4hrend des Kriegs Spitzy und Sauerbruch die Methode der Tunellierung von Muskeln ausgearbeitet, um neue Kraftquellen f\u00fcr aktiv bewegliche Prothesen zu erschlie\u00dfen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind andere Chirurgen in anderer Weise vorgegangen. So hat Krukenberg bei Unterarmst\u00fcmpfeD die Speiche gegen die Elle beweglich gemacht und so eine vorz\u00fcglich bew\u00e4hrte empfindliche Zange geschaffen (\u00a34). Wal eher (53) schuf eine einseitig empfindende Zange, indem er aus dem vorderen Ende der Speiche ein neues Gelenk bildete, welches sich gegen ein Widerlager bewegte. Unblutig ist\nKotzenberg(23) verfahren, indem er, ausgehend von Untersuchungen\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nD. Katz.\nNoyons\u2019 und y. Uexk\u00fclls, die Yerh\u00e4rtung des Muskels als bewegende Kraft ausnutzte. In \u00e4hnlicher unblutiger Weise verwendet B\u00f6hm (8) die Verdickung des Muskels, um Querhehel zu bewegen und so auf bewegliche Teile der Prothese zu wirken.\nIn all diesen F\u00e4llen lassen sich interessante Versuche psychophysiologischer Art durchf\u00fchren, bei denen man sich bislang auf den Tiermuskel beschr\u00e4nkt hatte. Ausf\u00fchrlichere Versuche sind nur am Sauerbruch-Muskel durchgef\u00fchrt worden und zwar \u00fcber seine Kraft-Empfindungen, seine Bewegungsempfindungen und seine Arbeitsleistung.\nBei einer Pr\u00fcfung mit gehobenen Gewichten ergab sich sowohl f\u00fcr den Bizeps wie f\u00fcr den Trizeps eine U. E., die der der gesunden Hand etwa gleich war1). Die U. E. der tunellierten Muskeln zeigte mit wachsendem Gewicht eine ausgepr\u00e4gte, wenn auch nicht sehr gro\u00dfe Zunahme.\nEs ist sicher bezeichnend, da\u00df diese Versuche sofort bei der ersten Inanspruchnahme der Muskeln durch Gewichte gelangen. Diese Versuche enthalten eine sehr sch\u00f6ne Best\u00e4tigung der Behauptung von Freys, da\u00df die Organe, deren Empfindungen dem Gewichtseindruck zugrunde liegen, in den Muskeln resp. ihren Sehnen selbst zu suchen sind. Wir k\u00f6nnen auf Grund dieser Versuche weiter sagen, da\u00df es wahrscheinlich Sinnesorgane in den oberen Teilen des Muskels sind, die diese Empfindungsgrundlage abgeben, denn, obwohl die distalen Teile der Muskeln vernichtet sind, wird die U. E. f\u00fcr gehobene Gewichte nicht wesentlich davon ber\u00fchrt. Kleinere Gewichte greifen infolge der Verteilung des Drucks im Kanal nicht mehr so wirksam an den Sinnesorganen an wie in gesunden Tagen, darum ist der Sauerbruch-Muskel f\u00fcr die kleineren Gewichte unterempfindlich.\nDer Fechnersche Zeitfehler weicht am Stumpf in betr\u00e4chtlicher Weise von dem der gesunden Seite ab. Wenn auch eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr den Gang dieses Wertes im einzelnen nicht gegeben werden kann, so ist die Tatsache selbst nicht befremdlich, weil der Stumpf bez\u00fcglich der Blutversorgung und Ern\u00e4hrung wesentlich anders gestellt ist als der gesunde Arm.\nVergleicht man die Resultate von Gewichtshebungen bei aktivr\nund bei passiv bewegtem Muskel, so zeigt sich im allgemeinen eine\n\u2022 \u25a0\t___ __________________________________\nkleine \u00dcberlegenheit der U. E. f\u00fcr den aktiv bewegten Muskel. Bestimmt man aber das kleinste \u00fcberhaupt wahrnehmbare Gewicht, so\n1) C. ten Horn hat dies Ergebnis best\u00e4tigt. Deutsche Zeitschr. f. Chir., Bd. 161, 1921.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n69\nerweist sich das passive Verhalten dem aktiven \u00fcberlegen. Es l\u00e4\u00dft sich nachweisen, da\u00df bei all diesen Versuchen die Druckempfindungen im Muskelkanal ohne gr\u00f6\u00dfere Bedeutung f\u00fcr den Ausfall der Resultate sind.\nEs war nun, abgesehen von der Ermittlung der relativen U. E., auch von Bedeutung festzustellen, wie gro\u00df absolut genommen, dem Sauerbruch-Muskel Gewichte erschienen. Es wurden zu diesem Zweck Gewichte, die mit dem Bizeps gehoben wurden, mit Gewichten verglichen, welche die gesunde Hand hob. Von vornherein w\u00fcrde man glauben, da\u00df die Gewichte dem Sauerbruch-Muskel wegen seiner motorischen Schw\u00e4chung schwerer erscheinen m\u00fcssen. Das Ma\u00df dieser Schw\u00e4chung l\u00e4\u00dft sich ungef\u00e4hr ermitteln. Wenn einer unserer Amputierten mit dem Sauerbruch-Bizeps maximal etwa 15 kg anzuheben vermochte und etwa 20 kg auf der gesunden Seite, was f\u00fcr den Bizeps dieser Seite infolge der Hebelverh\u00e4ltnisse des Unterarms etwa mit dem 6 fachen Betrag in Anrechnung zu bringen ist, so besteht eine Herabsetzung der Arbeitsf\u00e4higkeit des Sauerbruch-Bizeps auf etwa 1I8 der normalen. Es mu\u00df darum die Tatsache \u00fcberraschen, da\u00df die Gewichte am Bizeps nicht schwerer sondern leichter und zwar wesentlich leichter erscheinen. Der Quotient betr\u00e4gt im \u00e4u\u00dfersten Fall 7,6. Sieht man von allen sekund\u00e4ren Abweichungen sowie von dem Fall kleinerer Gewichte ab, so kann man sagen, da\u00df schwerere Gewichte am Bizeps des Stumpfs ann\u00e4hernd in dem Verh\u00e4ltnis leichter erscheinen, in dem die beiden Hebelarme am Unterarme des verbliebenen Arms zueinander stehen. Ein besonderes Interesse verdienen Versuche, bei denen am Bizeps das gr\u00f6\u00dfte Gewicht dargeboten wurde, welches \u00fcberhaupt noch bew\u00e4ltigt werden konnte. Auch in diesem Fall blieb der Quotient zwischen den beiden Gewichten von der Gr\u00f6\u00dfenordnung, der f\u00fcr die weniger gro\u00dfen Gewichte bestand. Nun ist zu beachten, da\u00df der Amputierte beim gr\u00f6\u00dften Gewicht den Bizeps des Stumpfs auf das H\u00f6chste anspannt, dagegen f\u00fcr das gleich schwer erscheinende Gewicht auf der anderen Seite noch keinerlei Anstrengung versp\u00fcrt. Es scheint mir hierin ein schlagender Beweis daf\u00fcr zu liegen, da\u00df Innervationsempfindungen, selbst wenn sie in der fr\u00fcher angenommenen Weise existierten, nicht geeignet sind, bei der Einsch\u00e4tzung und dem Vergleich von Gewichten einen Ma\u00dfstab abzugeben. Ma\u00dfgebend sind vielmehr bei diesen Versuchen die Empfindungen, die in den Sinnesorganen der Muskeln ausgel\u00f6st werden.\nWeniger umfangreich und analysierend sind die Versuche, die zur Frage nach den Bewegungsempfindungen von Sauerbruch* Muskeln","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nD. Katz.\nYorliegen. Hierher kann man wohl zun\u00e4chst die von mir best\u00e4tigte Beobachtung Lewys rechnen, da\u00df die Amputierten eine merkw\u00fcrdig unsichere Vorstellung von der Lage der Muskeln haben, solange sie unbelastet sind. Nach Lewy h\u00e4ngt das damit zusammen, da\u00df die Empfindungen der Gelenke und der Haut des amputierten Gliedes fortgefallen sind. Sobald aber eine wenn auch nur leichte Belastung des Sauerbruch-Muskels erfolgt, bekommen die Amputierten ein recht gutes Urteil \u00fcber die Lage des Muskels. Man hat einfache Apparate konstruiert, an dem die Amputierten lernen, auf Aufforderung den im Kanal angebrachten B\u00fcgel eine bestimmte vorgeschriebene Strecke zu bewegen, z. B. 1, 2, 3 . .. cm. Sie lernen nun, die geforderten Bewegungen mit einer \u00fcberraschend gro\u00dfen Genauigkeit auszuf\u00fchren. Auch nach Spitzy lernen es die Amputierten, \u201emit dem Bizeps den Fingerschlu\u00df an der beweglichen Prothese bis zu einem Ma\u00dfe abzustufen, da\u00df sie, ohne darauf zu achten, auf mm genau die Fingerspitzen voneinander entfernt einzustellen verm\u00f6gen\u201c (51).\nErgographische Versuche sind am Sauerbruch-Muskel von Bethe (3), Schleinger und Meyer (48) sowie von mir selbst durchgef\u00fchrt worden. Meine eignen Versuchsresultate sind noch nicht ver\u00f6ffentlicht. Ein Vorzug der Versuchsanordnung von Schlesinger und Meyer bestand darin, da\u00df der verwandte Ergograph mit der Stumpfh\u00fclse unverschiebbar verbunden war, das war auch im Hinblick auf den praktischen Hintergrund der Versuche bedeutsam, \u201edenn den Konstrukteur interessiert nur die bei geringstm\u00f6glicher Behinderung durch die H\u00fclse verf\u00fcgbar bleibende Leistung\u201c. Die Anordnung der letzteren Forscher bot auch die M\u00f6glichkeit, den Muskelzug in allen Lagen des Stumpfs zum K\u00f6rper zu pr\u00fcfen, was wieder bedeutsam ist f\u00fcr die praktische Verwertung der Resultate, denn man will ja wissen, welche Kraft der Amputierte bei verschiedenen Lagen des Stumpfs zur Verf\u00fcgung hat.\nEs sind zun\u00e4chst einige Worte \u00fcber die sogenannte Muskelreckung zu sagen. Belastet man einen vorher unbelasteten Muskel oder vergr\u00f6\u00dfert man die Belastung eines Muskels, so wird der Muskel gereckt. Die Reckung des Muskels h\u00e4ngt ab von der Belastungsgr\u00f6\u00dfe und der Belastungsdauer. Infolge der Reckung des Muskels geht beim Gebrauchsarm mit einer bestimmten Vorspannung ein Teil des Hubs verloren. Der Nutzhub des Muskels h\u00e4ngt von seiner Beanspruchung ab, \u201eer wird gleich 0, wenn die Reckung des Muskels gleich dem Nutzhub bei der Vorspannungsbelastung ist\u201c (30).","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n71\nMeine eignen Versuche dienten auch mehr praktischen Zwecken. Sie zerfallen in 2 Gruppen, indem einerseits die Leistungen des Muskels bei dauernder Anspannung, andererseits periodisch verlaufende Leistungen bestimmt werden sollten. Was die zuerst genannten Leistungen angeht, so ist mit Be the daran zu erinnern, \u201eda\u00df die Kraft des gespannnten Skelettmuskels physikalisch die Dimension einer Kraft, physiologisch aber die einer Arbeit hat, da er den Zustand der Verk\u00fcrzung nur durch innere Arbeit (Steigerung der Verbrennung) aufrecht erhalten kann, trotzdem \u00e4u\u00dfere Arbeit bei gleicher Gegenkraft nicht geleistet wird\u201c (3). Die bei periodischer Arbeit erzielten Ergogramme tragen einen \u00e4hnlichen Typus wie die bei entsprechender Arbeit eines Fingermuskels erhaltenen. F\u00fcr die Arbeit des Sauerbruch-Muskels ist nach Bethe das Produkt von Querschnitt und L\u00e4nge des Muskels, also seine Masse, ma\u00dfgebend. So wie beim tierischen Muskel fand Bethe auch f\u00fcr den Sauerbruch - Muskel, \u201eda\u00df er die gr\u00f6\u00dfte Leistung zeigt, wenn er vor der Erregung \u00fcber seine unbelastete Buhel\u00e4nge um einen gewissen Teil gedehnt wird\u201c. F\u00fcr die Ausnutzung der Muskelkraft in der Prothese empfiehlt sich darum eine gewisse, den Muskel dehnende Vorspannung.\nV. Zur Psychologie der Prothese.\n\u201eDie Geschichte der k\u00fcnstlichen H\u00e4nde ist kurz und einfach. Keiner der Chirurgen des Altertums, weder Hippokrates, Galen noch Celsus, erw\u00e4hnen Ersatzglieder f\u00fcr Amputierte. Der j\u00fcngere Plinius erz\u00e4hlt von einem B\u00f6rner Marcus Sergius, der im 2. punischen Kriege die Hand verlor und sich nach eignen Angaben eine eiserne Hand hersteilen lie\u00df\u201c (43). Ber\u00fchmt geworden ist die 1504 gebaute eiserne Hand G\u00f6tz von Berlichingen, deren Finger passiv beweglich waren. Die erste willk\u00fcrlich bewegbare Hand ist 1835 von Ballif, einem chirurgischen Techniker und Zahnarzt in Berlin, hergestellt worden. Wir k\u00f6nnen in dieser Hand eine Vorl\u00e4uferin des Carnes-Armes sehen, deren aktive Bewegung in \u00e4u\u00dferst sinnreicher W^eise durch eine Bewegung des Stumpfs und anderer Teile des K\u00f6rpers erfolgt. \u201eDurch die Zuordnung zwischen den Druck- und Zugempfindungen des Bumpfes bezw. den Tast- und Spannungsempfindungen in den sich bewegenden K\u00f6rperteilen und den Gesichtsempfindungen von der Stellung der k\u00fcnstlichen Finger wei\u00df der Amputierte dann auch bei geschlossenen Augen, in welcher Stellung sich die Finger seiner Kunsthand befinden. Den \u00fcberragenden Teil des Empfindungskomplexes bilden die Tast-","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nD. Katz.\nund Spannungsempfindungen, welche durch die jeweilige Spannung der B\u00e4nder ausgel\u00f6st werden . ., Diese Anordnung gibt uns die M\u00f6glichkeit einer genetisch-experimentellen Untersuchung derartiger Gef\u00fchlsempfindungen an die Hand\u201c (2).\nWas \u00fcber die Ausnutzung der in den Schn\u00fcren herrschenden Spannungen zur Sensibilisierung der Carnes - Prothese gesagt ist, gilt auch f\u00fcr die Sauerbruch-Prothese, soweit sie durch Schn\u00fcre bedient wird. Bei ihr stehen aber noch Bizeps und Trizeps zur Bet\u00e4tigung beweglicher Teile und damit auch zu deren Sensibilisierung\n\u2022 \u2022\t^\nzur Verf\u00fcgung. Durch \u00dcbung wird das optische Bild der bewegten Finger und ihrer verschiedenen Einstellungen mit den verschiedenen Spannungszust\u00e4nden der Muskeln assoziiert und wir haben oben schon gesagt, da\u00df sich mit der Zeit ein ungemein feines Gef\u00fchl f\u00fcr die Einstellung der Finger ausbildet. Man kann sich sehr wohl vorstellen, da\u00df der Tr\u00e4ger \u2018einer Sauerbruch - Prothese bei ihrer Bet\u00e4tigung die Bewegungsabsicht gar nicht mehr auf Bizeps und Trizeps richtet, sondern sich unmittelbar eine Bewegung der k\u00fcnstlichen Hand vorstellt, denn prinzipiell w\u00fcrde sich dieser Fall nicht wesentlich von dem unterscheiden, wo wir bei der Absicht, den Unterarm zu bewegen, eine Bewegung an ihm vorstellen, nicht aber eine Bewegung der Muskeln des Oberarms, die bei der Bewegung vornehmlich innerviert werden. Die Zielvorstellung braucht von den Muskeln, deren Bet\u00e4tigung zur Erreichung des Ziels n\u00f6tig wird, nichts zu wissen. Im Hinblick hierauf scheint mir auch die Redeweise von einer unphysiologischen Verwendung von Muskeln, von der der Mediziner in dem Fall spricht, wo die Bewegung eines Muskels an dem bewegten Glied der Prothese die der normalen entgegengesetzte Bewegungsrichtung ausl\u00f6st (wenn z. B. die Finger der Prothese durch eine Spreizbewegung von Elle und Speiche beim Krukenberg - Stumpf geschlossen werden) zum mindesten irref\u00fchrend. Eine Art apriorische Verkn\u00fcpfung zwischen Bewegungsvorstellung und Bewegungseffekt der Muskeln oder K\u00f6rperteile besteht eben nicht, wie z. B. auch aus den Versuchen Strattons mit seiner umkehrenden Brille hervorgeht, in denen schnell gelernt wurde, mit einem Bewegungseffekt die der normalen entgegengesetzte Bewegungsvorstellung zu verkn\u00fcpfen.\nAlle Prothesen, selbst die nicht dem Gebrauch dienenden Schmuck-\n/\noder Sch\u00f6nheitsprothesen besitzen eine gewisse Sensibilit\u00e4t. Die an der Prothese wirkenden Zug- und Druckkr\u00e4fte sowie die drehenden Kr\u00e4fte werden auf die empfindlichen Teile des Stumpfs \u00fcbertragen und vermitteln nach dem Prinzip der exzentrischen Projektion oder","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten.\n7S\nExternalisation eine mehr oder weniger zutreffende Vorstellung von dem, was sich an den Grenzen der Prothese abspielt. Pei den meisten Prothesen umfa\u00dft die H\u00fclle den Stumpf so, da\u00df nur in beschr\u00e4nktem Ma\u00dfe eine nach Umfang, Ort und Zeit differenzierte Heizung seiner Sinnesorgane m\u00f6glich ist. Ihnen gegen\u00fcber stehen die sog. sensiblen Prothesen, d. h. \u201e\u00dcberz\u00fcge des Stumpfs aus weichem Leder, welche nur einfache Vorrichtungen tragen, damit das Arbeitsger\u00e4t am Stumpf befestigt werden kann, w\u00e4hrend dem Patienten das Gef\u00fchl vollkommen erhalten bleibt\u201c (13). Derartige sensible Prothesen haben sich in der Praxis au\u00dferordentlich gut bew\u00e4hrt. Hanausek beschreibt eine Oberschenkelprothese mit sensiblem Sprunggelenk, bei der der Patient das Zusammen- und Ausziehen eines Gummizugs auf der Haut des Stumpfs f\u00fchlt und so Kenntnis \u00fcber die Lage des Holzfu\u00dfes im Sprunggelenk erh\u00e4lt (17). Nebenher sei erw\u00e4hnt, da\u00df 0. F\u00f6rster bereits vor l\u00e4ngerer Zeit einen Apparat konstruiert hat, der als sensibler Indikator zur Korrektur der Gehbewegungen der Tabiker dient und nach \u00e4hnlichem Prinzip wie die Hanauseksche Prothese gebaut ist (14). Wenn bis jetzt die Amputierten so h\u00e4ufig auf den Gebrauch der ihnen gelieferten Prothesen verzichten, so liegt das sicher mit daran, da\u00df nicht gen\u00fcgend dem Prinzip der Sensibilisierung der Prothese Rechnung getragen worden ist.\nLiteraturverzeichnis.\n1)\tAbbatueci, Etude psychologique sur les hallucinations des amput\u00e9s. Bor-\ndeaux 1894.\n2)\tA ch, Zur Psychologie der Amputierten. Ein Beitrag zur praktischen Psycho-\nlogie. Archiv f. d. ges. Psychol., Bd. 40, 1920 sowie separat Leipzig 1921.\n3)\tBe the, Beitr\u00e4ge zum Problem der willk\u00fcrlich bewegbaren Prothese. I. Die\nKraftkurve menschlicher Muskeln und die reziproke Innervation der Antagonisten. M\u00fcnchener med. Wochenschr. 1916, S. 1577 ff.\n4)\t\u2014, II. \u00dcbungs- und Untersuchungs-Apparat f\u00fcr Amputierte nach Kanalisierung\u2019\nder Muskelst\u00fcmpfe (Op. nach Sauerbruch). M\u00fcnchener med. Wochenschr. 1917, S. 1001 ff.\n5)\tBett mann, Psychogene Stumpfgymnastik. M\u00fcnchener med. Wochenschr. 1917,\nS. 630.\n6)\tBiesalski, a) Kunstglieder der Versuchs- und Lehrwerkst\u00e4tte des Oskar-\nHelene-Heims. Aus: Gesammelte Arbeiten \u00fcber Prothesenbau. Zeitschr. f. orthop\u00e4d. Chirurgie. Zitiert als Prothesenband, b) M\u00fcnchener med. Wochenschrift 1918, VIII.\n7)\tBlencke, Einiges aus meiner Erfahrungsmappe \u00fcber St\u00fcmpfe und Prothesen*\nProthesenband.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nD. Katz.\n8)\tB\u00f6hm, Selbsthilfe der Amputierten, insbesondere der Ohnh\u00e4nder. Yerhandl. d.\ndeutschen orthop\u00e4d. Ges. Stuttgart 1921.\n9)\t_ Unblutiger Muskelanschlu\u00df. Arch. f. orthop\u00e4d. u. Unfall-Chir., Bd. 18, 1920.\n10)\tChristian, Psychophys. Berufsberatung der Kriegsbesch\u00e4digten. 1918.\n11)\tCohn, Meine Erfahrungen mit dem Carnes-Arm. Berlin 1917.\n12)\tCurschmann, Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Pathologie der kontralateralen\nMitbewegungen. Leipzig 1906.\n13)\tEr la eher, Die Versorgung unserer Amputierten. Prothesenband.\n14)\tF\u00f6rster, Die St\u00f6rungen in der Fixation des Knies und Beckens bei Nerven-\nkrankheiten. Verhandl. d. deutschen Ges. f. orthop. Chir. Stuttgart 1910.\n15)\tvon Frey, Die Vergleichung von Gewichten mit Hilfe des Kraftsinns. Zeit-\nschrift f. Biologie, Bd. 65.\n16)\tGu\u00e9niot, Journal de Physiologie IV, 1861.\n17)\tHanausek, Nachbehandlung und Prothese. Prothesenband.\n18)\tHenri, \u00dcber die Baum Wahrnehmungen des Tastsinns. Berlin 1898.\n19)\tJames, Psychology, Bd. 2.\n20)\tKatz, Psychologische Versuche mit Amputierten. Zeitschr. f. Psychologie,\nBd. 85, 1920.\n21)\t\u2014} Zur Psychologie des Amputierten und seiner Prothese. Beiheft 25 der\nZeitschr. f. ang. Psych. 1921.\n22)\t\u2014, Die Erscheinungsweisen der Tasteindr\u00fccke. Warkentien Bostock 1920.\n23)\tKotzenberg, Eine neue Kraftquelle f\u00fcr bewegbare H\u00e4nde. Arch. f. orthop.\nChir., Bd. 17, 1920.\n24)\tKrukenberg, Knochenplastik. Ersatzglieder und Arbeitshilfen.\n25)\t_ \u00dcber plastische Umwertung von Amputationsst\u00fcmpfen. Stuttgart 1917.\n26)\tK\u00fcn\u00dfberg, Einarmfibel. Karlsruhe 1917.\n27)\tLewy, Die Grundlagen d. Koord.-Mechanismus einfacher Willk\u00fcrbewegungen.\nZeitschr. f. d. ges. Neur. u. Psychiatrie, Bd. 58, 1920.\n28)\t\u2014, Tonusprobleme in der Neurologie. Untersuch, zur Bewegungskoord. II.\nZeitschr. f. d. ges. Neur. u. Psychiatrie, Bd. 63, 1921.\n29)\tMerkbl\u00e4tter der Pr\u00fcfstelle f\u00fcr Ersatzglieder des Vereins deutscher Ingenieure\nin Charlottenburg.\n30)\tMeyer, Die Muskelkr\u00e4fte Sauerbruch-Operierter und der Kraft verbrauch k\u00fcnst-\nlicher H\u00e4nde und Arme. Diss. Charlottenburg 1920.\n31)\tM\u00fcller u. Schumann, \u00dcber die psychol. Grundlagen der Vergleichung ge-\nhobener Gewichte. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Phys. 45, 1889.\n32)\tNeutra, Zur Psychologie der Prothese. Med. Klinik Nr. 47, 13. Jahrg. 1917.\n33)\tNicolai, Der Schmuckarm. Ersatzglieder und Arbeitshilfen. Berlin 1919.\n34)\tPayr, \u00dcber Nachoperationen an Amputationsst\u00fcmpfen.\n35)\tPick, Zur Pathologie des Bewu\u00dftseins vom eigenen K\u00f6rper. Ein Beitrag aus\nder Kriegsmedizin. Neurol. Zentralbl. 1915, Nr. 7/8.\n36)\tZur Frage der fehlenden Selbstwahrnehmung zentral bedingter Sinnesdefekte, insbesondere der Blindheit. Arch. f. Augenheilk., Bd. 86, 1920.\n37)\tPitres, Etude sur les sensations illusoires des amput\u00e9s. An. m\u00e9d. psych. 1897.\n38)\tPlagemann, Neue Wege zur Schaffung aktiv beweglicher Prothesen.\nM\u00fcnchener med. Wochenschr. 1916, Nr. 50.\n39)\tPochhammer, Deutsche med. Wochenschr. 1916, Nr. 18 u. 19.\n40)\tPokorny u. Biedermann, Arbeitsbehelfe. Prothesenband.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"75\n\u00dcber Hirnverletztenpsychologie.\n41)\tRad ike u. Meyer, Erfahrungen mit Sauerbruch-Armen. Arch. f. orthop. u.\nUnfall-Chir., Bd. 17, 1920.\n42)\tRupp, \u00dcber Lokalisation von Druckreizen der H\u00e4nde bei verschiedenen Lagen\nder letzteren. Zeitschr. f. Sinnesphys., Bd. 45, 1906.\n43)\tSauerbruch, Die willk\u00fcrlich bewegbare k\u00fcnstliche Hand. Eine Anleitung\nf. Chirurgen u. Techniker. Mit anat. Beitr\u00e4gen von G. R\u00fcge u. W. Felix u. unter Mitwirkung von A. Stadler. Berlin 1916.\n44)\tSauer bruch, Die plast. Umwandlung der Amputationsst\u00fcmpfe f\u00fcr willk\u00fcrlich\nbewegbare Ersatzglieder. Ersatzglieder u. Arbeiishilfen.\n45)\tSchede, Arbeiten der orthop\u00e4d. Werkst\u00e4tte M\u00fcnchen. Prothesenband.\n46)\tSchlee, Dauererfolge der Prothesenarbeit Kriegsamp. im Erwerbsleben.\nProthesenband.\n47)\tSchlesinger, Psychotechnik und Betriebswissenschaft. Berlin 1920.\n48)\tSchlesinger u. Meyer, Die Muskelkr\u00e4fte im amp. Arm und ihre Nutzbar-\nmachung. Zeitschr. f. orthop\u00e4d. Chir., Bd. 40.\n49)\tSilberstein, a) Kriegsinvalidenf\u00fcrsorge. W\u00fcrzburger Abhandlungen, Bd. 15.\nb) Kriegsinvalidenf\u00fcrsorge und staatliche Unfallf\u00fcrsorge. Ebenda.\n50)\tSpearman, Einflu\u00df der Bewegungsrichtung auf den Lok.-Fehler. Wundts\nStudien, Bd. 2, 1906.\n51)\tS p i t z y, Erfahrungen \u00fcber die Anpassung von Prothesen der oberen Extremit\u00e4t.\nErsatzglieder u. Arbeitshilfen.\n52)\tVanghetti, Vitalizzazione delle membra artificiali. Mailand 1916.\n53)\tWal eher, Deutsche med. Wochenschr. 1916, Nr. 14.\n54)\tWeir Mitchell, Injuries to Nerves. Philadelphia 1872.\n55)\tWundt, Grundz\u00fcge der phys. Psychol., 6. Auf!., Bd. 2. Leipzig 1910.\n56)\tW\u00fcrtz, Der Wille siegt. Berlin-Zehlendorf.\n57)\t\u2014, G\u00f6tz von Berlichingen und wir. Berlin-Zehlendorf.\n58)\tZichy, Graf, Das Buch des Einarmigen.\n\u00dcber Hirnverletztenpsychologie.\n(Gek\u00fcrztes Referat.)\nVon\nW. Poppelreuter.\nDie Hirnverletztenpsychologie bildet nur einen Teil der Aufgaben der spezialistiscben Hirnverletztenf\u00fcrsorge, unter der nicht jede psychologische oder psychiatrische Bem\u00fchung an Hirnverletzten, sondern nur die einheitliche L\u00f6sung aller der Aufgaben, die das Kriegshirnverletztenmaterial neu an uns stellte, verstanden werden kann.\nSie gibt sich schon \u00e4u\u00dferlich kund in der Gliederung der Speziab station: die Vereinigung 1. von nerven\u00e4rztlicher Station, 2. Psychologischem Laboratorium, 3. \u00dcbungsschule,","page":75}],"identifier":"lit39458","issued":"1922","language":"de","pages":"49-75","startpages":"49","title":"Psychologische Erfahrungen an Amputierten","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:24.134606+00:00"}
