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{"created":"2022-01-31T15:44:18.821315+00:00","id":"lit39467","links":{},"metadata":{"alternative":"Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie","contributors":[{"name":"Erismann, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie, edited by Karl B\u00fchler, 110-112. Jena: Verlag von Gustav Fischer","fulltext":[{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nTh. Erismann.\nsolche thermische Ungleichheit ist die physische Hauptbedingung zum pg. Ph\u00e4nomen. \u2014 Die Frage, ob der Ursprung des Stromes endo-somatisch oder episomatisch sei, hat keine Bedeutung, denn es kann sowohl das eine als auch das andere der Fall sein. 3. Die Str\u00f6me der B-uhe und der Erregung sind echte Konzentrationsstr\u00f6me. Der Konzentrationsunterschied im Elektrolyt entsteht durch thermische St\u00f6rung, so da\u00df die w\u00e4rmere Stelle zugleich die der gr\u00f6\u00dferen Konzentration ist, die k\u00e4ltere umgekehrt. 4. Die Richtung des Stromes wird durch die Lage der Elektroden zu der Stelle der einen oder der anderen Temperatur im Elektrolyten bestimmt. Die der h\u00f6her temperierten Stelle n\u00e4here Elektrode ist elektropositiv, wenn die Fl\u00fcssigkeit zwischen dem K\u00f6rper und den Elektroden eine Salzl\u00f6sung ist. 5. Bei dem Zustandekommen des pg. Ph\u00e4nomens k\u00f6nnen auch andere physischen Faktoren mitwirken, aber nur die thermischen Verh\u00e4ltnisse sind entscheidend. \u2014 Die Erkl\u00e4rungen, die sich haupts\u00e4chlich auf die Aktion der Schwei\u00dfdr\u00fcsen oder auf den variablen K\u00f6rperwiderstand st\u00fctzen, sind demnach als auf Irrtum beruhend zu betrachten.\nBewegungs- und Lageauffassung durch das Auge\nund den Unterarm.\nVon\nTh. Erismann.\nDie Bewegung eines Objektes, aufgefa\u00dft durch das es verfolgende Auge, f\u00fchrte bei fr\u00fcheren Untersuchungen zu widersprechenden Resultaten, weil die vielf\u00e4ltigen Fehlerquellen noch nicht gen\u00fcgend ber\u00fccksichtigt wurden. Um diese auszuschalten ist notwendig: 1. Schaffung einfachster Bedingungen (z. B. Gleichm\u00e4\u00dfigkeit d. Bew., abs. Dunkelheit des Untersuchungsraumes usw.); 2. Anwendung ad\u00e4quater Geschwindigkeiten (bei zu langsamer Bew. \u2014 s. u. \u2014 entsteht leicht der Eindruck von Geschwindigkeitsschwankungen ; bei zu schneller entstehen leicht st\u00f6rende Spannungen und schie\u00dft das Auge \u00fcber das Ziel hinaus); 3. eine richtige Einstellung der Vp.: es darf der bewegte Lichtpunkt nicht scharf fixiert werden \u2014 passive Einstellung \u2014 sonst zahlreiche T\u00e4uschungen! 4. eine gro\u00dfe Uebung der Vp., da die Leistung sich manchmal um den zehnfachen Betrag steigert!\nErgebnisse bei Bewegung eines leuchtenden Punktes \u00fcber 20 cm L\u00e4nge in 3 m Abstand von der Vp. (4 \u00b0), nach der Methode der Minimal\u00e4nderung, Anzahl der Vp.: 14. Die rel. UE. betrug ab-","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Bewegungs- und Lageauffassung durch das Auge und den Unterarm. Hl\ngerundet: V25 bei Sekundengeschwindigkeit 1,2\u00b0, V55 bei 2,5\u00b0, Ves bei 5\u00b0 und 1I30 bei 11\u00b0. Dies sind die Zahlen f\u00fcr Sch\u00e4tzung der durchfahrenen Streckengr\u00f6\u00dfen. Lie\u00df man unter genau gleichen Bedingungen der Urteil nicht \u00fcber den Strecken- sondern den Unterschied der Zeiten f\u00e4llen, welche f\u00fcr die erste und zweite Bewegung gebraucht wurden, so erhielt man folgende relative UE: 1ji0, */35, 1ll0, V45 (s. u.). Bei ruhendem Auge und simultaner Exposition je zweier durch Zwischenraum getrennten Lichtpunkte war die UE A/40 (Schumann ebenfalls 1li 0, Y olkmann */4 5\u2014Veo bei etwas abweichenden Bedingungen), also z. T. feiner, z. T. weniger fein als beim bewegten Auge. Die UE im Ellenbogengelenk betr\u00e4gt nur etwa Vio- Also die Leistung des bewegten Auges relativ recht gut! \u2014 Doch mu\u00df noch die M\u00f6glichkeit ausgeschlossen werden, da\u00df statt nach Bewegungsgr\u00f6\u00dfe nach Anfangs- und Endlage oder nach der Bewegungs da u er gesch\u00e4tzt wird ! \u00dcber den letzten Punkt geben die oben angegebenen Resultate der D au er Sch\u00e4tzungen unter genau denselben Bedingungen Aufschlu\u00df: sie sind z. T. besser, z. T. schlechter als die Streckensch\u00e4tzungen bei entsprechenden Geschwindigkeiten, k\u00f6nnen also in letzterem Fall unm\u00f6glich die Grundlage f\u00fcr die feinen Streckensch\u00e4tzungen abgegeben haben. Sie stehen auch relativ in viel geringerer Abh\u00e4ngigkeit von der Geschwindigkeit als die Streckensch\u00e4tzung (beachte relative UE). \u2014 Desgleichen verhalten sich die konstanten Fehler bei Dauer- und Streckensch\u00e4tzung verschieden: bei kleiner und zwar gleicher Geschwindigkeit in N-und V-Reiz: V-Strecke untersch\u00e4tzt, nicht dagegen die Zeit; bei gro\u00dfer Geschwindigkeit; V-Strecke untersch\u00e4tzt, Y-Dauer sogar \u00fcbersch\u00e4tzt! Nimmt man V.- und N.-Reiz von \u00fcbermerklich verschiedener Geschwindigkeit, so sollte, wenn Strecke nach Dauer gesch\u00e4tzt wird, bei gr\u00f6\u00dferer Geschwindigkeit von Y das Streckenurteil \u201ekleiner\u201c lauten, da die Dauer kleiner ist, in Wirklichkeit werden aber schneller durchfahrene V-Strecken sogar \u00fcbersch\u00e4tzt. Bei u n t e r merklichen Geschwindigkeitsunterschieden zwischen N und Y wird die Streckensch\u00e4tzung zwar etwas erschwert, aber es ist keine Tendenz zu bemerken, in \u00dcbereinstimmung mit der Zeit und entgegen dem Streckenverh\u00e4ltnis zu sch\u00e4tzen. \u2014 Endlich entspringen auch die bei der Strecken-und der Dauersch\u00e4tzung sich einstellenden T\u00e4uschungen verschiedenen Ursachen: Strecken erscheinen verk\u00fcrzt durch starke Fixation des Leuchtpunktes, welche auf Dauerauffassung nicht einwirkt; sie erscheinen oft l\u00e4nger, wenn die Erwartung der Bewegung eine solche schon im voraus vort\u00e4uscht. Die Dauer-T\u00e4uschungen, die","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nTh. Erismann.\nim allgemeinen viel schwerer wegzubringen sind, h\u00e4ngen ab von der akustischen St\u00e4rke des Anschlages beim Anhalten der Bewegung und anderen akustischen Momenten; auch hier kann die Erwartung zeitverl\u00e4ngernd wirken, aber es ist eine total andere Erwartung des endlichen Bewegungsschlusses, als es die oben genannte Vorerwartung des Bewegungsanfanges war. \u2014 Mit diesen objektiven Befunden stimmen auch die Aussagen der Vp. aufs beste \u00fcberein: soll Vp. Strecken sch\u00e4tzen, so kann sie (bei guter Einstellung !) nachher nichts \u00fcber die Zeiten sagen, \u2014 was doch zu erwarten w\u00e4re, wenn Strecken nach Zeiten gesch\u00e4tzt w\u00e4ren! Auch das umgekehrte Verh\u00e4ltnis hat seine G\u00fcltigkeit. Ebenso sind alle Einzelkriterien, die hei der Sch\u00e4tzung verwendet werden, anders bei Strecke als bei Zeit (die ganze Aufmerksamkeitsrichtung ist eine andere).\nZur Kl\u00e4rung der evtl. Abh\u00e4ngigkeit dieser Streckensch\u00e4tzungen von der Auffassung der Anfangs- und Endlage wurde eine Untersuchung der US f\u00fcr Lageauffassung des Auges ausgef\u00fchrt. Zum Vergleich konnten nur abs. US herangezogen werden, da bei der Lageauffassung von einer relativen UE nicht gesprochen werden kann. Nach der Fixierung des N-Punktes wurde das Auge nach einem rechts, dann links, dann wieder rechts aufleuchtenden Punkt gewandt, dann erst erschien der V-Punkt; die Lage des N-Punktes mu\u00dfste also wie bei fr\u00fcheren Versuchen im Ged\u00e4chtnis behalten werden. Die erhaltene US betrug 0,25 \u00b0, w\u00e4hrend die US f\u00fcr Streckensch\u00e4tzung bei ad\u00e4quatester Geschwindigkeit 0,060 betrug, also um Vielfaches besser war. Bei kleinster Geschwindigkeit betrug sie allerdings 0,15\u00b0, und hier sagen auch die Vp. manchmal aus, sie h\u00e4tten die Lageauffassung bei der Streckensch\u00e4tzung herangezogen. Ein direkter Ausschlu\u00df der M\u00f6glichkeit bei Streckensch\u00e4tzungen mit Hilfe des bewegten Auges sich nach Anfangs- und Endlage zu richten w\u00e4re immerhin noch erw\u00fcnscht; er l\u00e4\u00dft sich in gleicher Weise ausf\u00fchren, wie er in den Bonner Arbeiten f\u00fcr den bewegten Unterarm bewerkstelligt wurde. \u2014 Zusammenfassend l\u00e4\u00dft sich sagen, da\u00df die UE f\u00fcr Streckensch\u00e4tzungen mit Hilfe des bewegten Auges recht fein ist, und da\u00df sie aller Wahrscheinlichkeit nach eine urspr\u00fcngliche, auf keine anderweitigen Kriterien zur\u00fcckzuf\u00fchrende Auffassung und Sch\u00e4tzung der Streckengr\u00f6\u00dfe darstellt. \u2014 Die Versuche wurden ausgef\u00fchrt von\nHerrn H\u00fcls er, Erl. Dr. Lentz und Frl. Pirig im psychoL Institut zu Bonn.","page":112}],"identifier":"lit39467","issued":"1922","language":"de","pages":"110-112","startpages":"110","title":"Bewegungs- und Lageauffassung durch das Auge und den Unterarm","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:44:18.821320+00:00"}
