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Über Zeitauffassung und Zeitschätzung verschieden ausgefüllter Intervalle (unter bes. Berücksichtigung der Aufmerksamkeitsablenkung)

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{"created":"2022-01-31T12:22:08.104777+00:00","id":"lit39485","links":{},"metadata":{"alternative":"Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie","contributors":[{"name":"Kutzner, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie, edited by Karl B\u00fchler, 143-146. Jena: Verlag von Gustav Fischer","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Zeitauffassung und Zeitsch\u00e4tzung verschieden ausgef\u00fcllter Intervalle. 143\nhaften. Zum Schl\u00fcsse wies der Vortragende auf die methodische Bedeutung eines planm\u00e4\u00dfigen Zusammenarbeitens zwischen den psychologischen Laboratorien und den Vertretern der Kulturwissenschaften hin. Gerade das reiche Material, das die vergleichende Sprachforschung gesammelt hat, erfordert gegenw\u00e4rtig eine solche Arbeitsgemeinschaft. Die Psychologie als Gesetzeswissenschaft kann nur auf solchen Wegen erheblich weiterkommen.\n\u00dcber Zeitauffassung und Zeitsch\u00e4tzung verschieden\nausgef\u00fcllter Intervalle\n(unter bes. Ber\u00fccksichtigung der Aufmerksamkeitsablenkung).\nYou\nBr. Kutzner.\nDer erste Teil der experimentellen Untersuchung hat zum Gegenst\u00e4nde Zeitauffassung und Zeitsch\u00e4tzung unter Variation der \u00e4u\u00dferen Bedingungen, n\u00e4mlich L\u00e4nge und Ausf\u00fcllung der Strecke. Als Normalzeiten kommen in Betracht: 0,75; 1,55; 2 sek.; als Ausf\u00fcllung: beweglicher LP, ruhender LP oder keine Ausf\u00fcllung, NZ und VZ markiert durch je zwei sich folgende LP \u00e4hnlich der \u00fcblichen akustischen Darbietung (reizfreies Intervall).\nTabelle I.\n\u00dcbersicht \u00fcber die objektiven Besultate N = 200mm bei beweglichem\nLP, bei ruhendem 62\u00b0.\nAusf\u00fcllung\t0,75\t\t1,55\t\t2 sek.\t\n\tUE |\tKP\tUE\tKF\tUE\tKF\nBeweglicher LP\t1 30,1\t4\" 2,1\t1 39,4\t+ 0,83\t1 22,3\t+ 35\nRuhender LP \u2022\t1 9,7\t+ 4,4\t1 15,4\t+ 1,75\t1 18,6\t\u2014 1,99\nReizfreier Intervall\t\t\tf\t\t1 9,7\t+ 5,8\nDie Zeitsch\u00e4tzung erweist sich abh\u00e4ngig von der Gr\u00f6\u00dfe der Intervalle, so nimmt die UE bei ruhendem LP mit der Gr\u00f6\u00dfe der Inter-","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nKutzner.\nvalle zu, ferner von der Ausf\u00fcllung, am feinsten ist sie bei beweglichem LP, am gr\u00f6bsten beim reizfreien Intervall. Sie ist ferner bedingt durch die differente Art der Einstellung der YP den Versuchsbedingungen gegen\u00fcber. Diese Einstellung wird selbst wieder wesentlich beeinflu\u00dft durch die eben genannten Faktoren. Aus den Aussagen der Vpn. sowie aus dem Verhalten des KE ergibt sich in der Hauptsache eine doppelte Einstellung, eine mehr aktive, bei der lokalisierte Spannungen auf treten oder wie beim ruhenden LP und reizfreien Intervall gleichsam zur Auff\u00fcllung, zur Schaffung einer homogenen Empfindungsgrundlage, willk\u00fcrlich gesetzt werden. Diese Spannung ist als Arbeitsspannung zu charakterisieren und hat Untersch\u00e4tzung zur Folge. Ihr gegen\u00fcber steht die passive Einstellung, bei welcher sich unwillk\u00fcrlich nicht lokalisierte Spannungen der Vp. als Empfindungsgrundlage anbieten. Sie kann als Erwartungsspannung bezeichnet werden und hat deutlich \u00dcbersch\u00e4tzung zur Folge.\nDer zweite Hauptteil der Arbeit sucht eine Variation der subjektiven Bedingungen, speziell der Aufmerksamkeit und damit der Einstellung auf die Zeitauffassung zu vollziehen. Die Ablenkung der Aufmerksamkeit erfolgt durch Bechent\u00e4tigkeit w\u00e4hrend der Darbietung der VZ. Die ersten Versuche untersuchen die Wirkung sehr starker Aufmerksamkeitsablenkung bei verschieden ausgef\u00fcllten Strecken.\nIn den Ein\u00fcbungsversuchen, die in der Tabelle nicht enthalten\n\u2022 \u2022\nsind, macht sich zun\u00e4chst eine starke \u00dcbersch\u00e4tzung der VZ bemerkbar, solange es n\u00e4mlich der Vp. nicht gelingt, Haupt- und Nebenarbeit gen\u00fcgend scharf voneinander zu trennen. Das Zeiturteil bezieht sich nicht eigentlich auf die Dauer des Lichtpunktes, sondern auf die Dauer der Bechent\u00e4tigkeit. Sobald es den Vpn. gelingt sich bez\u00fcglich ihres Zeiturteils auf das visuell gegebene zu st\u00fctzen, wird bei sehr starker Ablenkung entweder \u00fcberhaupt keine Zeit erlebt oder es tritt ein l\u00fcckenhaftes Zeiterleben auf. Die vorherige \u00dcbersch\u00e4tzung weicht einer ganz erheblichen Untersch\u00e4tzung, die parallel geht mit dem Grade der Ablenkung (vgl. Tabelle II u. III).\nDie Dauerauffassung erscheint als ein Grundph\u00e4nomen, das nur an Hand eines Erlebnisinhaltes zum Bewu\u00dftsein kommt. Dieser Erlebnisinhalt, der Zeittr\u00e4ger gleichsam, kann der \u00e4u\u00dfere Beizvorgang\n\u2022 \u2022\nsein oder ein \u00c4quivalent daf\u00fcr, z. B. Spannungen, wie sie namentlich beim ruhenden LP willk\u00fcrlich gesetzt wurden. Das einfache Erleben dieses Vorgangs oder dieser Spannungen gen\u00fcgt aber noch nicht, sondern es mu\u00df noch hinzukommen die Auffassung derselben als dauernd. Bei den Ablenkungsversuchen war namentlich bei den","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Zeitauffassung' und Zeitsch\u00e4tzung verschieden ausgef\u00fcllter Intervalle. 145\nTabelle II.\nUE und KE mit und ohne Ablenkung der Aufm, bei verschieden\nausgef. Intervallen.\nAusf\u00fcllung\t\t0,75\t\t1,55\t\t2 sek.\t\n\t\tUE\tKF\tUE\tKF\tUE\tKF\nBewegliche LP\tm. Abi.\t1 7,16\t+ 53\t1 9,2\t+ 42\t1 11,1\t+ 38,6\n\t0. Abi.\tl 30,06\t+ 2,1\t1 39,86\t+ 0,83\t1 22,3\t+ 3,5\nRuhender LP\tm. Abi.\t1 3,5\t+ 20,5\t\t\t\t\n\t0. , Abi.\t1 9,1\t-f 4,4\t\t\t\t\nReizfreier Intervall\tm. Abi.\t\t\t\t\t1 3,6\t+ 25,8\n\t0. Abi.\t\t\t\t\t1 9,65\t+ 5,8\nTabelle III.\nRuhender LP verschieden starke Ablenkung N = 2 sek. = 62\u00b0.\nGrad der Ablenkung\tUE\tKE.\tOhne Ablenkung UE = 18,5 KF=\t1 99\nStarke Ablenkung\tl 4,5\t+ 24,9\t\nMittlere Ablenkung\t1 6,14\t+ 22,7\t\nSchwache Ablenkung Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df.\t1 W\t+ 14,3\tJL1.X\tj XJ l 10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nKurt Lewin.\nst\u00e4rkeren Graden der Ablenkung das Bewu\u00dftwerden und Bewu\u00dftbleiben dieser Einstellung auf Zeit und damit der Auffassung der Zeit erheblich gest\u00f6rt, so da\u00df entweder gar keine Zeit erlebt wurde oder nur ein l\u00fcckenhaftes Zeiterleben sich einstellte oder etwas qualitativ sehr verschiedenes von dem Zeiterleben der NZ, etwas mattes unklares undifferenziertes ; aber unter dem Zwang der Einstellnng auf ein Zeiturteil wurde dieses unmittelbar als kleine Zeit angesprochen.\nEine experimentelle Methode zur Erzeugung von Affekten.\nVon\nKurt Lewin.\nDie bisherigen Versuche experimenteller Erzeugung von Gef\u00fchlen benutzen in der Hauptsache irgendwelche k\u00f6rperliche Beize, die Einf\u00fchlung in heitere oder traurige Bilder, Geschichten, Erinnerung an fr\u00fchere Gef\u00fchle usw. Die zur Sprache gebrachte Methode will demgegen\u00fcber Gef\u00fchle erzeugen, die nicht als nur unselbst\u00e4ndige Elemente an bestimmten Empfindungen auftreten, sondern die jenes relativ selbst\u00e4ndige Leben zeigen, das den intensiveren Gem\u00fctsbewegungen gew\u00f6hnlich eigen ist, und zwar mit rein psychologischen Mitteln. \u2014 Es ist nicht beabsichtigt, m\u00f6glichst \u201eunvermischte Gef\u00fchlselemente\u201c zu erzeugen, sondern Gef\u00fchle im nat\u00fcrlichen Verb\u00e4nde zu studieren. \u2014 Eine wesentliche methodische Schwierigkeit besteht hierbei darin, da\u00df man ernsthaft in das Leben der Vp. eingreifende Ereignisse zur Erzeugung solcher Gef\u00fchle gar nicht oder nicht in willk\u00fcrlich wiederholbarer Weise benutzen kann.\nDie Durchf\u00fchrung beruht auf folgendem Gedanken : L\u00e4\u00dft man ein an und f\u00fcr sich wenig intensives Gef\u00fchl nicht zur Entwicklung kommen, z. B. durch eine intensive Besch\u00e4ftigung der Vp. mit einer aufgegebenen T\u00e4tigkeit, so bringen weitere an und f\u00fcr sich ebenfalls nicht besonders starke Gef\u00fchlsreize \u00e4hnlicher Art unter Umst\u00e4nden eine betr\u00e4chtliche Steigerung des Gef\u00fchls mit sich und k\u00f6nnen zu lebhaften Affekten f\u00fchren.\nDie Technik der Versuche ist folgende : Eine absichtlich gleichg\u00fcltige fortlaufende T\u00e4tigkeit, z. B. das B\u00fcckw\u00e4rtslesen (Umstellen) visuell sukzessiv in Beihen gleicher oder verschiedener L\u00e4nge","page":146}],"identifier":"lit39485","issued":"1922","language":"de","pages":"143-146","startpages":"143","title":"\u00dcber Zeitauffassung und Zeitsch\u00e4tzung verschieden ausgef\u00fcllter Intervalle (unter bes. Ber\u00fccksichtigung der Aufmerksamkeitsablenkung)","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:22:08.104782+00:00"}

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