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{"created":"2022-01-31T12:30:02.378422+00:00","id":"lit39488","links":{},"metadata":{"alternative":"Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie, edited by Karl B\u00fchler, 150-151. Jena: Verlag von Gustav Fischer","fulltext":[{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nKarl Marbe.\npunkte wird man jedoch f\u00fcr die Begabungs- und Eignungsdiagnose und -prognose der Beobachtung gr\u00f6\u00dfere Bedeutung beizumessen haben.\nDie angewandte Psychologie mu\u00df engste Beziehungen zur theoretischen Psychologie aufrechterhalten und pflegen; das wird f\u00fcr beide Wissenschaften von Vorteil sein. Sie mu\u00df aber einen scharfen Trennungsstrich ziehen gegen\u00fcber dem Gewerbe der praktischen Psychologie.\nDie Stellung und Behandlung der Psychologie an\nden Universit\u00e4ten.\nVon\nKarl Marbe.\nM. weist auf die gro\u00dfen Fortschritte der reinen und angewandten Psychologie in den letzten Jahrzehnten und auf das Interesse hin, das die Psychologie zurzeit allgemein in der Studentenschaft findet. Mit diesem Interesse, der praktischen Bedeutung der Psychologie und ihrem hohen Entwicklungsstadium stehen die \u00e4u\u00dferen Lebensbedingungen derselben in gar keinem Verh\u00e4ltnis. Es gibt in Deutschland immer noch einzelne Universit\u00e4ten, die \u00fcber einen Psychologen nicht verf\u00fcgen und auch solche, die kein Institut oder h\u00f6chstens ein kleines Laboratorium ohne Hilfskr\u00e4fte und ohne ausreichende Mittel besitzen. Da der praktische Wert der Psychologie von den Begierungen der Gegenwart kaum geleugnet werden d\u00fcrfte, so regt M. ein Bundschreiben an die deutschen Begierungen und die philosophischen Fakult\u00e4ten an, in welchem die notwendige Erweiterung des psychologischen Unterrichts und der psychologischen Institute betont wird. Auch w\u00fcnscht er, da\u00df die Gesellschaft f\u00fcr experimentelle Psychologie eine Errichtung psychologischer Professuren an denjenigen Universit\u00e4ten veranlassen m\u00f6ge, an denen die Psychologie bisher \u00fcberhaupt nicht vertreten ist.\nBesonderen Wert legt M. darauf, da\u00df die Psychologie in der philosophischen Fakult\u00e4t verbleibt und da\u00df etwa zu errichtende neue Professuren in die philosophische Fakult\u00e4t eingereiht werden. Nach ausf\u00fchrlicher Begr\u00fcndung dieses Standpunktes gibt M. der Ansicht Ausdruck, da\u00df eine Aktion zugunsten der Psychologie bei den Begierungen heute besonders deshalb auf fruchtbaren Boden fallen wird, weil heute der Buf von amtlicher Seite nach praktisch verwendbaren Fachpsychologen immer lauter ert\u00f6nt. Die Ausbildung dieser Fach-","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Die Stellung und Behandlung der Psychologie an den Universit\u00e4ten. 151\nPsychologen erfordert wohleingerichte Institute. Sie setzt allerdings auch einen systematischen, den Zuh\u00f6rern fesselnden, p\u00e4dagogisch wirksamen Unterricht voraus.\nM. verbreitet sich dann ausf\u00fchrlicher \u00fcber die Bedeutung der Demonstration und des Experiments f\u00fcr die psychologische Vorlesung und betont nachdr\u00fccklich, da\u00df die Massenversuche ganz besonders geeignet sind, das Interesse der Zuh\u00f6rer zu steigern. Die Vorlesungen m\u00fcssen durch geeignete Praktika erg\u00e4nzt werden, in denen der Teilnehmer bestimmte Aufgaben in ganz exakter Weise zu l\u00f6sen hat. M. hat in W\u00fcrzburg ein halbt\u00e4giges, auf mehrere Semester berechnetes Praktikum eingef\u00fchrt. Erst wenn die Praktikanten dieses Praktikum erfolgreich absolviert und dies durch ein Examen bewiesen haben, gibt er ihnen Themen zu Doktorarbeiten. Er regt an, da\u00df alle Institutsdirektoren \u00e4hnlich verfahren m\u00f6chten und da\u00df sie nach dem Muster der Chemiker vor der Stellung von Themen zu Dissertationen ein \u201eVerbandsexamen\u201c abnehmen m\u00f6chten, \u00fcber dessen Charakter man sich noch zu einigen h\u00e4tte.\nWeiterhin kommt M. auf den Bef\u00e4higungsnachweis der praktischen Psychologen zu sprechen, der am besten durch den auf Grund einer psychologischen Arbeit und eines Examens in der Psychologie erworbenen Doktortitel zu erbringen w\u00e4re. Eventuell k\u00f6nnte man auch ein Diplomexamen einf\u00fchren, das mit dem Verbandsexamen zusammenfallen k\u00f6nnte und nach dessen Absolvierung die k\u00fcnftigen praktischen Psychologen noch ein Jahr in Fabriken, Schulen, Kliniken oder anderen praktischen Betrieben t\u00e4tig sein m\u00fc\u00dften.\nDas von M. in Aussicht genommene Doktorexamen setzt voraus, da\u00df die Psychologie an den Universit\u00e4ten als selbst\u00e4ndiges Fach anerkannt wird. Dies ist an der Universit\u00e4t W\u00fcrzburg geschehen, deren philosophische Fakult\u00e4t vor kurzem beschlossen hat, da\u00df die Psychologie als Haupt- oder Nebenfach mit allen F\u00e4chern der philosophischen Fakult\u00e4t kombiniert werden kann. M. bittet, da\u00df die Gesellschaft sich bem\u00fchen m\u00f6ge, da\u00df auch an allen anderen Universit\u00e4ten die Psychologie zu einem selbst\u00e4ndigen Fach erhoben werden m\u00f6ge.\nEndlich r\u00e4t M. dringend von einer allzu scharfen Trennung der reinen und der angewandten oder praktischen Psychologie ab. Die angewandte Psychologie mu\u00df in der reinen Psychologie wurzeln und die reine Psychologie kann nur gewinnen, wenn sie aus allen Beziehungen der Psychologie zu anderen Gebieten Anregung sch\u00f6pft","page":151}],"identifier":"lit39488","issued":"1922","language":"de","pages":"150-151","startpages":"150","title":"Die Stellung und Behandlung der Psychologie an den Universit\u00e4ten","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:30:02.378427+00:00"}