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{"created":"2022-01-31T12:33:13.955263+00:00","id":"lit39492","links":{},"metadata":{"alternative":"Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie","contributors":[{"name":"Pfungst, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie, edited by Karl B\u00fchler, 162-164. Jena: Verlag von Gustav Fischer","fulltext":[{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\n0.\tPfungst.\n5.\tF\u00fcr die Erkl\u00e4rung dieser Verschiedenheiten kommen folgende Ursachen in Betracht:\n1.\tprim\u00e4re Faktoren, d. h. die zum Lesen, Schreiben und Addieren erforderlichen Zeiten.\n2.\tsekund\u00e4re Faktoren:\nZwischenerlebnisse, die verz\u00f6gernd wirken, und zeitliche Vereinigung zweier T\u00e4tigkeiten z. B. des Schreibens und Lesens, die Zeit erspart, also beschleunigend wirkt.\n6.\tDer Einflu\u00df einer solchen Ersparnis l\u00e4\u00dft sich mit Hilfe der Teilleistungen nachweisen. Die spezifisch hohen Leistungen beim schriftlichen Addieren kommen u. a. dadurch zustande, da\u00df etwa die H\u00e4lfte der Schreibzeit f\u00fcr andere Vorg\u00e4nge ausgespart wird. Die Zwischenerlebnisse lassen sich mittels des Wiederholungsversuches erfassen. Ihre Ausschaltung ist als Hauptursache des gro\u00dfen Wiederholungsgewinnes anzusehen. Von prim\u00e4ren Faktoren ist die Verschiedenheit der Schreibgeschwindigkeiten mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit nachzuweisen. Sie spielt jedoch eine untergeordnete Bolle. Die Analyse f\u00fchrt schlie\u00dflich auf urspr\u00fcnglich voneinander abweichende Additionszeiten.\n7.\tEine genaue Erfassung der letzteren ist nur m\u00f6glich mit Hilfe einer ver\u00e4nderten Methodik. Der Einzelversuch hat die einzelne schriftliche Additionsleistung mittels des Beaktionsverfahrens, der planm\u00e4\u00dfigen Selbstbeobachtung und der Schreibwage zu untersuchen. Er verspricht eine weitergehende Analyse der Methode des fortlaufenden Addierens und damit eine vervollst\u00e4ndigte Erkl\u00e4rung der Leistungsunterschiede.\n8.\tEin Vergleich der allgemeinen und der mathematischen Begabung mit den Versuchsergebnissen zeigt, da\u00df bessere Additionsleistungen mit beiden Veranlagungen Zusammenh\u00e4ngen, haupts\u00e4chlich aber mit einer guten Note in Mathematik Hand in Hand gehen: ein Hinweis f\u00fcr die Bewertung des Verfahrens als Pr\u00fcfungsmittel in dem damit gegebenen besonderen Sinne.\nZur Psychologie des Hundes.\nVon\n0. Pfungst.\nDer Vortragende berichtet zun\u00e4chst kurz \u00fcber den Fortgang seiner Zuchtversuche und Beobachtungen an W\u00f6lfen, \u00fcber die er auf dem letzten Psychologenkongre\u00df zu G\u00f6ttingen vorgetragen hatte.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Psychologie des Hundes.\n163\nBesprochen werden die Wirkung des Eintritts der Geschlechtsreife auf den Charakter, \u00fcber das Wiedererkennen nach zwei-, dann dreieinhalbj\u00e4hriger Abwesenheit, das nur auf die menschliche Stimme hin erfolgte, auf hervorbrechende Infantilismen erwachsener W\u00f6lfe (und anderer Tierarten) in starkem Affekte, endlich \u00fcber die soziale Grundlage des Wolfes zum Haushund.\nDer Hauptteil des Vortrages galt der Psychologie des Sanit\u00e4tshundes an der Hand zahlreiche Lichtbilder, nach Photographien, die der Vortragende als Leiter der ihm vom Preu\u00dfischen Kriegsministerium \u00fcbertragenen Versuchsabteilung w\u00e4hrend des Krieges aufgenommen hatte. Vorausgeschickt wird eine kurze Besprechung der verwendeten Diensthundrassen, f\u00fcr die eine spezifische Eignung \u00fcbrigens nicht besteht, die Ausbildung und die Verwendung der Tiere in der Verwundetensuche, zumal die Weckung des Interesses am Verwundeten einer liegenden \u201eBeute\u201c, die Ber\u00fccksichtigung der im Ernstf\u00e4lle zahlreichen Ablenkungen durch die Abrichtung, die Verteilung der Bollen zwischen E\u00fchrer und Tier, und die zahlreichen vorher nicht erkannten Fehlerquellen. Die im Felde erreichten Erfolge werden erw\u00e4hnt. Gegei\u00dfelt wird das katastrophale Versagen des ber\u00fchmten Mannheimer Hundes Bolf und der zahlreichen \u201edenkenden\u201c, inzwischen aufgetauchten Hunde, deren Ausbildung als Diensthunde auf Grund ihres angeblichen Sprachverst\u00e4ndnisses ebensoviel Minuten erfordern m\u00fc\u00dfte, als es bei ihren weniger bevorzugten Artgenossen jetzt Monate dauert.\nDie Befruchtung der Abrichtung durch die Psychologie wird im einzelnen an dem Beispiel der sog. Verweisungsarten gezeigt, d. h. der Verfahren, durch die der Sanit\u00e4tshund seinem F\u00fchrer die Auffindung eines Verwundeten anzeigt. Die entscheidende Beaktion des Hundes erfolgt entweder akustisch (Verbellen, gemildert als kurzes \u201eAnschl\u00e4gen\u201c), teils lautlos und zwar entweder beim F\u00fchrer, auf dem Wege von ihm zum Verwundeten, oder beim Verwundeten selbst. Es werden die Vorz\u00fcge der einzelnen Arten besprochen, ebenso ihre zahlreichen M\u00e4ngel, wobei Gef\u00e4hrdung des Verwundeten (abrei\u00dfen von Verb\u00e4nden) oder der Truppe, Unzuverl\u00e4ssigkeit, Abh\u00e4ngigkeit vom F\u00fchrer und von dessen Erwartungsspannung und Ausdrucksbewegungen, sowie die Abh\u00e4ngigkeit von Gel\u00e4nde und Witterung besonders Hervorhebung verdienen.\nDie Feststellung der Mangelhaftigkeit s\u00e4mtlicher bestehender Verfahren veranla\u00dfte den Vortragenden zur Ausbildung des \u201eBringsel\u201c-Verfahrens nach streng psychologischen Gesichtspunkten, wonach der Hund am Halsband eine kleine Ledervorrichtung tr\u00e4gt, die er beim\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nG. R\u00e9v\u00e9sz.\nVerwundeten in den Fang nimmt und so zu seinem F\u00fchrer zur\u00fcckkehrt. Das Verfahren vereint in sich die Vorz\u00fcge aller anderen Verfahren, ohne deren M\u00e4ngel. Bei einer Pr\u00fcfung s\u00e4mtlicher Abrichtungsarten durch Sachverst\u00e4ndige vor dem Feldsanit\u00e4tschef im Gro\u00dfen Hauptquartier wurde das neue Verfahren einstimmig angenommen und sofort im ganzen Heere statt der bisher \u00fcblichen eingef\u00fchrt. Nach einigen Mitteilungen \u00fcber die technische Durchbildung der Methode im einzelnen, u. a. durch Untersuchungen im Preu\u00df. Materialpr\u00fcfungsamt, Versuche im Drahtverhau usf., wird die vermeintliche Verbesserung des schweizerischen Majors Berdez durch seine \u201eVerweiserleine\u201c zur\u00fcckgewiesen, die sich als K\u00fcckfall in die urspr\u00fcnglichen Fehlerquellen darstellt und schlie\u00dflich die erfolgreiche \u00dcbertragung auf den Jagdhund gestreift, wo bisher dieselben Verweisungsarten mit ganz \u00e4hnlichen M\u00e4ngeln wie die geschilderten herrschten.\nTierpsychologische Untersuchungenx).\nVon\nO. R\u00e9v\u00e9sz.\nDie Untersuchungen bezogen sich auf folgende Fragen:\nFeststellung des simultanen Kontrastes. Ich stellte eine Farbenreihe her, die aus verschiedenen Farbenquadraten bestand, darunter befand sich z. B. ein gr\u00fcnes Quadrat. Die farbigen Felder lagen auf einem grauen Papier und waren mit Florpapier bedeckt. Mit Ausnahme dieses Quadrates klebte ich \u00fcber jedes Farbenquadrat ein Reiskorn, auf das gr\u00fcne wurde jedoch das Korn nur lose gelegt. Das Tier wurde auf dem gr\u00fcnen Feld befindlichen Korn dressiert. Nach dieser Einpr\u00e4gung legte ich dem Tiere eine Farbenquadratreihe vor, in welchem schon neben den objektiven Farben auch ein dem objektiven Gr\u00fcn gleich erscheinendes Kontrastgr\u00fcn vertreten war. (Herstellungsart : optische Gleichung zwischen dem objektiven Gr\u00fcn und einem auf rotem Grund liegenden Grau.) Das auf objektives Gr\u00fcn dressierte Tier pickte nun aus der Reihe die K\u00f6rner, die auf dem objektiven Gr\u00fcnen und dem Kontrastgr\u00fcnen lagen, ohne Z\u00f6gern auf. Durch mannigfaltige Kontrollversuche wurde das Ergebnis sichergestellt. Durch die Versuche ist das Vorhandensein von Kontrasterscheinungen bei Tieren zum erstenmal festgestellt, ferner gezeigt, da\u00df die Kontrasterscheinungen bei den\n1) Ausf\u00fchrlich in der Zeitschr. f. Psychologie 88, S. 130.","page":164}],"identifier":"lit39492","issued":"1922","language":"de","pages":"162-164","startpages":"162","title":"Zur Psychologie des Hundes","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:13.955268+00:00"}
