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Die psychopathologischen Grundsymptome vom Standpunkt der Tierpsychologie

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{"created":"2022-01-31T12:29:43.273483+00:00","id":"lit39501","links":{},"metadata":{"alternative":"Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie","contributors":[{"name":"Sommer, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie, edited by Karl B\u00fchler, 177-179. Jena: Verlag von Gustav Fischer","fulltext":[{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Die psychopathologischen Grandsymptome vom Standpunkt der Tierpsychologie. 177\nAber mit zwei hintereinander befindlichen, fl\u00e4chenhaften (zweidimensionalen) Gebilden ist nur dann eine den ersten beiden Dimensionen gleichartige dritte Dimension gegeben, wenn zwischen den beiden Gebilden \u201eleerer Raum\u201c mit Tiefe bzw. eine den leren Raum im Bewu\u00dftsein rep\u00e4sentierende \u201eraumhafte\u201c Empfindung vorhanden ist, die eine Dicke hat. Es kommt nun zwar bei bestimmten Versuchsbedingungen vor, da\u00df zuverl\u00e4ssige Vpn. aussagen, sie h\u00e4tten gleichzeitig hintereinander eine vordere durchsichtige Fl\u00e4che, dann eine raumhafte Glasempfindung und drittens eine abschlie\u00dfende undurchsichtige Fl\u00e4che. Es mu\u00df aber noch gepr\u00fcft werden, ob die sog. \u201eraumhaften\u201c Empfindungen auch wirklich eine Dicke haben. Diese Frage l\u00e4\u00dft sich zurzeit nicht mit Sicherheit entscheiden.\nDie psychopathologischen Grundsymptome vom Standpunkt der Tierpsychologie.\nVon\nR. Sommer.\nSommer behandelt das Thema auf dem Boden der vergleichenden Biologie. Diese l\u00e4\u00dft sich in vergleichende Morphologie, Physiologie und Psychologie gliedern, wobei in jedem der 3 Teile ein normales und ein pathologisches Gebiet vorhanden ist. Als Beispiel der Betrachtung behandelt S. aus dem normalen morphologischen Teil die Umformung der Extremit\u00e4ten beim Pferd, das in psychologischer Beziehung im letzten Jahrzehnt in sensationeller Weise in den Vordergrund getreten ist. Die Umbildung des mittleren Finger- und Zehen-Strahles zum Huf im Laufe von sehr gro\u00dfen geologischen und pal\u00e4-ontologischen Entwicklungszeiten hat eine einseitige Einstellung auf die Vorw\u00e4rtsbewegung hervorgebracht, die f\u00fcr die Psychophysiologie des Pferdes von gro\u00dfer Wichtigkeit ist. Psychische Reize und Vorg\u00e4nge m\u00fcssen bei dem Pferd vor allem im Hinblick auf diesen motorischen Mechanismus beurteilt werden.\nSodann gibt S. als Beispiel aus der pathologischen Morphologie eine vergleichende Darstellung des Hydrocephalus bei Menschen und Tieren. Es werden hydrocephalische Sch\u00e4del von verschiedenen S\u00e4ugetierarten (Pferd, Rind) demonstriert und mit dem Hydrocephalus beim Menschen verglichen. Die gleiche Krankheit kommt auch bei V\u00f6geln, sogar erblich als pathologisches Rassenmerkmal, vor. Es erhebt sich 1. die Aufgabe, diese St\u00f6rungen vom Standpunkt der ver-\nBericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df.\t12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nR. Sommer.\ngleichenden Biologie in morphologischer und psychopathologischer Richtung zu studieren, 2. die Frage, ob auch bei Reptilien, Am-phiblien und Fischen die gleiche St\u00f6rung vorkommt, d. h. also im ganzen Wirbeltierreich. Bisher ist sie besonders bei den als Stalltiere in der N\u00e4he der Menschen lebenden Tierarten, und einigen anderen relativ leicht zu beobachtenden bekannt. Jedenfalls ist diese Krankheit, die man nicht einfach als Mi\u00dfbildung bezeichnen darf, biologisch sehr alt.\nEntsprechend dieser Betrachtungsweise fordert S. eine vergleichende Psychologie und Psychopathologie von den niederen bis zu den h\u00f6chsten Tierformen. Dementsprechend hat S. seit 3 Jahrzehnten die verschiedensten Tierarten vergleichend betrachtet. Die 1914 bei dem experimentell-psychologischen Kongre\u00df in G\u00f6ttingen ber\u00fchrte Frage der Elberfelder Pferde ist nur ein Spezialfall bei dieser Untersuchung. Damals wurde eine Kommission unter dem Vorsitz von S. zur Pr\u00fcfung dieser Frage eingesetzt. \u00dcber \u201eden Anfangsunterricht bei den Elberfelder Pferden\u201c hat S. in der Zeitschrift von M ar b e 1916 berichtet. Zur weiteren Untersuchung hat S. im Dezember 1918 bei dem R\u00fcckzug der Truppen ein kleines Russenpferd erworben und jetzt 21l2 Jahr beobachtet. Im Laufe dieser Untersuchungen haben sich immer mehr Beziehungen zu bestimmten psychopathologischen Grundsymptomen beim Menschen ergeben. Unterdessen ist die psychiatrische Symptomatologie an einen Punkt gelangt, an dem sie notwendigerweise eine Anregung von anderer Seite verlangt. S. sucht dieses weiterbildende Moment in einer vergleichenden Psychologie und Psychopathologie. Im Einzelnen behandelt er\n1.\tdie reproduktive Assoziation, die besonders bei dem Pferd in erstaunlicher Weise vorhanden ist, so da\u00df lange Reihen optischmotorischer Art, ohne jede Abschweifung durch Seitenketten, genau wiederholt werden. Das Problem der Elberfelder Pferde l\u00e4uft auf 2 Fragen hinaus: 1) wieweit Bewegungen auch minimalster Art von dem Tier aufgefa\u00dft werden, so da\u00df eine psychische Bremsung im Ablauf der Klopfbewegungen eintritt, die sich an bestimmte optische oder akustische Eindr\u00fccke heften, 2) ob es m\u00f6glich ist, mit optischen Zeichen komplizierter Art Bewegungsreihen der Vorderf\u00fc\u00dfe beim Pferde psychophysisch zu verkn\u00fcpfen. Letztere Frage mu\u00df weiter gepr\u00fcft werden. In der menschlichen Psychopathologie kommt es vor, da\u00df die reproduktive Assoziation ausgezeichnet entwickelt ist, w\u00e4hrend v\u00f6lliges Fehlen von Begriffen vorliegt. S. erl\u00e4utert dies durch Vorstellung eines klinischen Falles.\n2.\tBei Pferden k\u00f6nnen psychophysische Komplexe, die urspr\u00fcng-","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Richtlinien f\u00fcr die Methodik der psychologischen Praxis.\t179\nlieh durch starke Reize (z. B. die Peitsche) ausgel\u00f6st werden, nach fortschreitender Abschw\u00e4chung der Beize durch minimale Andeutungen hervor gerufen werden. Es liegt eine Art Symbolistik ohne Begriffe vor. Hier ist eine Beziehung zu den komplexausl\u00f6senden Beizen bei der psychogenen Neurose vorhanden, die somit uralte biologische Wurzeln hat.\n3.\tVon gr\u00f6\u00dfter Wichtigkeit sind die Vorg\u00e4nge der unwillk\u00fcrlichen Beflexhemmung bei Menschen und Tieren. Viele Erscheinungen im Gebiet der funktionellen Neurosen beruhen hierauf, ebenso viele normalpsychologische Vorg\u00e4nge bei Tieren. S. hat eine Anwendung dieser Auffassung bei der Behandlung der funktionellen Taubheit mit Erfolg in vielen F\u00e4llen gemacht.\n4.\tDie Angst bildet hei Tieren, besonders bei den durch die morphologische Beschaffenheit der Extremit\u00e4ten einseitig gerichteten Pferden, einen wichtigen psychophysischen Motor. Bei dem von S. beobachteten Pferd sind oft Angstvorstellungen, nicht nur Schreckreaktionen normalpsychologisch vorhanden. Angst und Wahnideen haben in der menschlichen Psychopathologie eine gro\u00dfe Bedeutung.\n5.\tSinnest\u00e4uschungen kommen auch bei Tieren, z. B. den Katzen, unter pharmakologischen Einfl\u00fcssen vor, bilden also eine weitere Beziehung zur menschlichen Psychopathologie.\n6.\tVon gr\u00f6\u00dfter Bedeutung sind die Erscheinungen der Muskeist arre, die bei Tieren als Scheintod und hypnotische Starre Vorkommen und der Art nach mit den katatonischen Spannungen sowie der hypnotischen Katalepsie engste Beziehung haben.\n7.\tSchlie\u00dflich ist der Krampf ein biologisch uralter Vorgang, der bei Menschen und anderen S\u00e4ugetierarten eine pathologische Bedeutung hat, w\u00e4hrend er auf niederen Tierstufen noch als etwas Physiologisches erscheint. \u00dcberall zeigen sich Ans\u00e4tze einer psychologischen und psychopathologischen Symptomenlehre vom Standpunkt der vergleichenden Biologie.\nRichtlinien f\u00fcr die Methodik der psychologischen\nPraxis.1)\nVon\nW. Stern.\nDie Forderungen der Praxis stellen die Psychologie vor die ihr fr\u00fcher fremde Aufgabe, Bestellungs- und Terminarbeit zu leisten.\nx) Ausf\u00fchrlich ist der Vortrag abgedruckt in: Vortr\u00e4ge \u00fcber angewandte\n12*","page":179}],"identifier":"lit39501","issued":"1922","language":"de","pages":"177-179","startpages":"177","title":"Die psychopathologischen Grundsymptome vom Standpunkt der Tierpsychologie","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:43.273488+00:00"}

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