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{"created":"2022-01-31T14:29:48.598424+00:00","id":"lit39505","links":{},"metadata":{"alternative":"Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie","contributors":[{"name":"Wirth, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Bericht \u00fcber den VII. Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie, edited by Karl B\u00fchler, 184-187. Jena: Verlag von Gustav Fischer","fulltext":[{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nW. Wirth.\nW\u00e4hrend Me\u00fcmann die diskrete A. auf den Sprachmotoriker bezog, finden wir diskretes Verhalten beim visuellen Typ und bei mot. impulsivem Typus. Beide stimmen darin \u00fcberein, da\u00df sie starke Spannungen und Spannungsempfindungen entwickeln. Diese zerrei\u00dfen den Zusammenhang der Beihe.\nWeiter wurde die Wirkung der Einstellung untersucht.\n\u00c4tiologisch m\u00fcssen noch Erg\u00e4nzungen gemacht werden. Bei diskreter A. erkl\u00e4ren wir uns das Verdr\u00e4ngtwerden der vorangegangenen Silben durch einen Hemmungsproze\u00df eigener Art : die bei der Auffassung jeder Silbe auf gewandte Energie nimmt von der jedesmal vorhandenen psychopsychischen Energie soviel in Anspruch, da\u00df zu wenig zum normalen Ablauf der \u00fcbrigen psychischen Vorg\u00e4nge \u00fcbrig bleibt. Ich nenne diese Hemmung eine derivative.\nSo erkl\u00e4rt sich leicht die \u201eSchonung\u201c bei totaler A. : bei ihr tritt dann eben die Hemmung nicht auf.\nDie Wirkung verschiedener Darbietungen und der verschiedenen V-Typen macht sich auch so leicht verst\u00e4ndlich.\nZum Schlu\u00df ist noch von einer neuen Art totaler A. zu sprechen (Frl. Schorn). Bei 2 maliger Darbietung und der Anweisung zum Verhalten bei 1. Darbietung, als ob nach derselben sofort Wiedergabe erfolgen sollte, entwickelt sich gro\u00dfe Erregung.\nBei 3 Vpn. schlie\u00dft sich dabei die A.-Bet\u00e4tigung zu einer subjektiv en Einheit zusammen, welche zugleich die Reproduktion der Silben herbeif\u00fchrt.\nMitteilungen aus dem Leipziger Psychophysischen\nSeminar.\nVon\nW. Wirth.\nI. Die Anpassung eines Willk\u00fcrimpulses an eine \u201etote Zeit\u201c (an eine Verz\u00f6gerung seines Effektes), nach Versuchen von A. El eh er 1917/18 und einer 1921 abgeschlossenen Dissertation von E. Schulze, die demn\u00e4chst im Archiv f. d. ges. Psychol, erscheint.\nEs handelt sich um einen besonders allgemeinen Anpassungsvorgang der sog. \u201eantizipierenden\u201c Willk\u00fcrhandlung, bei welcher der Impuls zur Tat in der Voraussicht eines bestimmten Zeitpunktes erfolgen mu\u00df, in dem sein \u00e4u\u00dferer, sinnlich wahrnehmbarer Effekt fertig sein soll (also nicht einfach \u201ereagierend\u201c im unmittelbaren Anschlu\u00df an ein abzuwartendes Signal). Soll hierbei die beste","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Leipziger Psychophysischen Seminar.\n185\nGleichzeitigkeit der K\u00f6rperbewegung mit einem so genau als m\u00f6glich yorausgesehenen Vorgang erreicht werden, so mu\u00df der Handelnde f\u00fcr seinen zentralen Innervationsproze\u00df eine \u201enat\u00fcrliche\u201c tote Zeit in Rechnung stellen, die von der ihm gel\u00e4ufigen Tr\u00e4gheit seines psychophysischen Organismus, also den Leitungs- und Latenzzeiten usw. abh\u00e4ngig ist. Zu diesem an sich kurzen Mindestvorsprung, den der Impuls durch Anpassung erlangen mu\u00df, tritt aber eine beliebige \u201ek\u00fcnstliche\u201c Verl\u00e4ngerung hinzu (gewisserma\u00dfen der Aufgabe bei beliebig langer motorischer Nervenleitung vergleichbar), wenn der Endeffekt, der in einem bestimmten Augenblicke fertig sein soll, zeitlich nicht mit der K\u00f6rperbewegung selbst zusammenf\u00e4llt, sondern erst durch einen von dieser Bewegung ausgel\u00f6sten Zwischenmechanismus von bestimmter Tr\u00e4gheit vermittelt wird. Wie leicht und wie genau kann sich der psychophysische Organismus an eine solche k\u00fcnstliche \u201etote Zeit\u201c immer wieder von neuem anpassen?\nBei unseren Versuchen war der erstrebte Endeffekt der Schlag eines elektromagnetischen Schallhammers, die ausl\u00f6sende K\u00f6rperbewegung der Druck des Fingers auf einen Reaktionstaster, der aber eben nicht direkt den Hammerstromkreis schlo\u00df, sondern ein Kontaktpendel von seinem Haltemagneten abschwingen lie\u00df, das nach einer bestimmten Zeit den Hammerstrom schlo\u00df. Die Anpassung wechselte hierbei fortw\u00e4hrend unregelm\u00e4\u00dfig zwischen 9 \u201etoten Zeiten\u201c (TZ) von 0,25 bis 0,57 Sek. Alle Versuche mit insgesamt 8 Personen zerfielen sinngem\u00e4\u00df in zwei Abschnitte, die Anpassung und deren Pr\u00fcfung: Zun\u00e4chst \u00fcbte sich die Vp. auf eine TZ. ein, indem sie den Hammerschlag beliebig oft in der genannten Weise ausl\u00f6ste. Schon nach etwa 5 bis 10 derartigen Versuchen erschien ihr das einzupr\u00e4gende Intervall jedesmal von neuem wieder ganz gel\u00e4ufig, obgleich die Feinheit der Abstufung innerhalb der festen Reihe der TZ eine sichere individuelle Wiedererkennung der einzelnen ausschlo\u00df. Der zweite Abschnitt bestand hierauf in der Pr\u00fcfung, wie genau die Vp. zu drei vom Meumannsehen Zeitsinnapparat taktm\u00e4\u00dfig ausgel\u00f6sten Hammerschl\u00e4gen von der Art des erstgenannten mittels ihres Tasters einen vierten unter Einrechnung der einge\u00fcbten TZ im gleichen Takte herzustellen vermochte. Eine direkte Kontrolle ihrer m\u00f6glichst reflexionslos vollbrachten Leistung war der Vp. hierbei verschlossen, da der Experimentator inzwischen statt des Hammerstromes eine elektromagnetische Schreibung eingeschaltet hatte, die auf der Trommel des Baltzar sehen Kymographions am Zeitsinnapparat im entfernten Raume nach den 3 Taktschl\u00e4gen den Zeit-","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nW. Wirth.\npunkt markierte, in welchem der Hammerschlag unter den n\u00e4mlichen Bedingungen wie beim Ein\u00fcbungsversuch geh\u00f6rt worden w\u00e4re. In jeder Sitzung blieb eines der drei Pr\u00fcfungsintervalle 0,78, 1,0, 1,18 Sec. konstant, w\u00e4hrend alle TZ. vor kamen. Subjektiv schien die Herstellung schwierig, wenn der Impuls schon in der ersten H\u00e4lfte des Taktes ausgel\u00f6st werden mu\u00dfte, am leichtesten aber bei der TZ 0,4. Als Beispiel f\u00fcr die erreichbare G\u00fcte und Konstanz der mittleren Einstellungen im einzelnen seien die Zahlen der Vp. Pf. erw\u00e4hnt:\nHZ TZ : 0,25\t0,30\t0,35\t0,40\t0,44\t0,47\t0,51\t0,54\t0,57 M. Var.\tn (total)\n0.78\t0,73\t0,79\t0,78\t0,81\t0,86\t0,85\t0,86\t0,94\t0,89\t0,05\t141\n1,00\t0,93\t0,89\ti;00\t1,06\t1,06\t1,07\t1,06\t1,06\t1,17\t0,06\t141\n1,18\t1,03\t1,06\t1,09\t1,09\t1,16\t1,19\t1,17\t1,19\t1,24\t0,06\t150\nDie bekannte Verkleinerung der hergestellten Zeit erscheint also kompensiert, sobald die TZ gro\u00df genug ist. Die f\u00fcr den \u201eSch\u00e4tzungsfehler\u201c 0 erforderliche TZ nimmt mit der Hauptzeit zu. Kontroll-versuche mit Herstellung einer Vergleichszeit ohne TZ, die durch einen Hammerschlag ebenso geteilt war, wie sie der Herstellungsimpuls bei einer TZ teilen mu\u00dfte, ergaben eine \u00e4hnliche Tendenz des konstanten Fehlers.\nDiese Versuche, bei denen der Willk\u00fcrimpuls als ein zeitlich scharf erfa\u00dftes Erlebnis zun\u00e4chst assoziativ verkn\u00fcpft und dann reproduktiv im richtigen Augenblick wieder ausgel\u00f6st wird, geben der Selbstbeobachtung die beste Gelegenheit, den Impuls von blo\u00dfen Vorstellungen, passiven Gef\u00fchlen und Sinneswahrnehmungen seines \u00e4u\u00dferen Effektes zu unterscheiden, und mit der augenblicklich weit verbreiteten Anschauung einer Unbewu\u00dftheit der zentralen Innervation zu brechen, freilich nicht im Sinne einer Theorie der alten passiven \u201eInnervations-Empf in d\u00fcngen\u201c, wohl aber in der Annahme vergleichbarer bewu\u00dfter Erlebnis-Inhalte der eigentlichen T\u00e4tigkeit.\nII.\tZur Frage der mittleren Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung zwischen Korrelaten. Vorl\u00e4ufige Mitteilung der freundlichen Stellungnahme E. Czubers zu dem Vorschl\u00e4ge in den \u201eSpeziellen psychophysischen Ma\u00dfmethoden\u201c des Vortragenden, die \u201emittlere Linie\u201c aus dem Minimum der Fehlermomente zu berechnen (als gro\u00dfe Achse der Fehlerellipsen bei linearer Funktion). Vgl. Arch, f. d. ges. Psychol., Bd. 41, 1921, S. 310 u. 334, sowie E. Ozuber, Die statistischen Forschungsmethoden, Wien 1921.\nIII.\tDie ersten Ergebnisse bei Vergleichung zweier sukzessiver Wahrnehmungen von W\u00e4rmestrahlungen des Lichtkegels einer Bogenlampe auf die Hand, deren Beizintensit\u00e4t durch einen Episkotister abgestuft wurde. Skizzierung eines","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Mitteilungen aus dem Leipziger Psychophysischen Seminar.\n187\nTh ermo-Kompensationsapparates nach Vorversuchen, in welchem die K\u00e4lte durchstr\u00f6menden Wassers mittels der durch ein Fenster einstrahlenden W\u00e4rme kompensiert werden kann, so da\u00df mittels des Episko tist ers positive oder negative Abweichungen vom Indifferenzpunkt erzielt werden k\u00f6nnen.\nIV Projektion farbiger Photographieen vonFarben-b lind en, die unter den Typus der Gesichtsfarbe fallen, \u00fcber den der Vortragende im Arch. f. d. g. Ps., Bd. 39, S. 289, 1920 berichtete.\nHerr Dr.\n55\t55\n55\t55\n55\t55\n55\t55\n55\t55\n55\t55\n55\t55\n55\t5?\n\u00bb\t55\n55\t55\n55\t55\n55\t55\nFrl.\t\u201e\nHerr\t\u201e\n55\t55\n55\t55\n55\nHerr\t\u201e\n55\t55\n55\t55\n55\t55\nMitglieder der Gesellschaft.\n1. Vorstand:\nG. E. M\u00fcller, Prof., Geh. Bat, Vorsitzender, G\u00f6ttingen, Bergstr. 4.\nK. B \u00fc h 1 e r, Prof., Schriftf\u00fchrer, Dresden, Zellesche Str. 20.\nF.\tKr\u00fcger, Prof.,\"Leipzig, Liviastr. 6.\nK. Mar be, Prof., W\u00fcrzburg, Crevennastr. 8.\nB. Sommer, Prof., Geh. Bat, stellvertr. Vors., Gie\u00dfen, Frankfurter Str. 97.\nW. Stern, Prof., Hamburg 13, Bei St. Johannis 10.\n0. Stumpf, Prof., Geh. Bat, Berlin W, Augsburger Str. 45.\n2. Mitglieder:\nA. A all, Prof., Kristiania, Psychologisches Institut der Universit\u00e4t.\n0.\tAbraham, Sanit\u00e4tsrat, Berlin W 35, Genthiner Str. 12. N. Ach, Prof., K\u00f6nigsberg i. Pr., Steinmetzstr. 34.\nG.\tv. Allesch, Berlin C 2, Psycholog. Institut im Schlo\u00df. S. Alrutz, Dozent, Upsala, Universit\u00e4t.\nW. Ament, Bamberg, Ottostr. 5.\nA. Argeiander, Mannheim, Breitestra\u00dfe O l, 4.\nE.\tv. Aster, Prof., Gie\u00dfen, Universit\u00e4t.\nStefan Baley, Berlin, Psychologisches Institut, Schlo\u00df. M. Bauch, W\u00fcrzburg, Dominikanerplatz 8.\nF.\tBaumgarten, Berlin, Kurf\u00fcrstendamm 145.\n01.\tBaeumker, Geh. Bat, Prof., M\u00fcnchen, Klarstr. 14II. E. Becher, Prof., M\u00fcnchen, Schackstr. 4/0. r.\nW. Benary, Frankfurt a. M., K\u00f6nigstr. 13.\nV. Benussi, Prof., Turin.","page":187}],"identifier":"lit39505","issued":"1922","language":"de","pages":"184-187","startpages":"184","title":"Mitteilungen aus dem Leipziger Psychophysischen Seminar","type":"Book Section"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:48.598430+00:00"}
