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{"created":"2022-01-31T15:23:11.012782+00:00","id":"lit39513","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Leipzig: Verlag von Johann Amborsius Barth","fulltext":[{"file":"a0005.txt","language":"de","ocr_de":"Si\nTHEORIE\nDER\nKINEMATOGRAPHISCHEN\nPROJEKTIONEN\nVON\nDe. KARL MARBE\nO. \u00d6. PROFESSOR UND VORSTAND DES PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS DEE UNIVERSIT\u00c4T W\u00dcRZBURO\nMIT ZAHLREICHEN FIGUREN IM TEXT\nLEIPZIG\nVERLAG VON JOHANN AMBROSIUS BARTH\n1910","page":0},{"file":"a0006.txt","language":"de","ocr_de":"Verlag von Johann Ambrosius Barth in Leipzig.\nWIENER, OTTO, \u00fcber Farbphotographie und verwandte naturwissenschaftliche Fragen. Vortrag, gehalten auf der 80. Naturforscher Versammlung zu K\u00f6ln a. Rh. in der Gesamtsitzung beider Hauptgruppen am 24. September 1908. 85 Seiten mit Zus\u00e4tzen, Literaturnachweis und 3 farbigen Tafeln. 1909.\nM. 2.40.\nDer Wert dieser Ver\u00f6ffentlichung liegt in den 3 farbigen Tafeln, die die theoretischen Auseinandersetzungen des Verfassers in praktischer Weise erl\u00e4utern. Die Ausgabe d\u00fcrfte daher auch denjenigen, die die Verhandlungen der Naturforscherversammlung besitzen, von Wert sein.\nPSYCHOLOGISCHE STUDIEN, herausgegeben von Prof. Dr. P. Schumann (Z\u00fcrich).\t#\nErste Abteilung: Beitr\u00e4ge zur Analyse der Gesichts Wahrnehmung. Heft 1. VIII, 160 Seiten. 1904.\tM. 5.\u2014.\nHeft\t2.\tVI,\t223\tSeiten.\t1908.\tM.\t7.\u2014.\nHeft\t3.\tVI,\t194\tSeiten.\t1909.\tM.\t6.\u2014.\nZweite Abteilung: Beitr\u00e4ge zur Psychologie der Zeitwahrnehmung.\nHeft\t1.\tVI,\t167\tSeiten.\t1904.\tM.\t5.\u2014.\nDiese Studien sind verstreut erschienen in der Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und erscheinen hier im Zusammenhang.\nTSCHERNING, M., Direktor des ophthalmologischen Laboratoriums der Sorbonne. Hermann von Helmholtz und die Akkommodationstheorie, \u00fcbersetzt von Dr. med. M. Th\u00f6rey, Augenarzt in Leipzig. VIII, 104 Seiten\nmit 23 Abbildungen. 1910.\tM. 3.\u2014.\nIm vorliegenden Werke ist seit l\u00e4ngerer Zeit zum erstenmal wieder in lebendiger Darstellung zusammengefa\u00dft, was an Gr\u00fcnden gegen die Akkommodationstheorie Helmholtz* aufgef\u00fchrt ist. Au\u00dfer dem Physiologen und Physiker gewinnt besonders der Augenarzt von dem hier gewonnenen Standpunkte aus bedeutende Anregungen.\nZeitschrift f\u00fcr wissenschaftliche Photographie, Photophysik und Photochemie, unter Mitwirkung von H. Kays er herausgegeben von K. Schaum. 12 Hefte\nbilden einen Band.\tM. 20.\u2014.\nDie Zeitschrift ist nicht nur eine Sammelst\u00e4tte fur alle Arbeiten auf wissensehaftlich-photographischem Gebiete, sei es, da\u00df diese die Aufkl\u00e4rung photographischer V org\u00e4nge im weitesten Sinne bezwecken, sei es, da\u00df sie Anwendungen der Photographie in Wissenschaft und Technik behandeln, sondern wendet ihr Interesse allem zu, was mit der Physik und Chemie der Strahlung mit Einschlu\u00df der Elektronenlehre zusammenh\u00e4ngt, und zieht ganz besonders die Spektroskopie in den Bereich ihrer Betrachtungen.\nFOURNIER D\u00e2LBE, E. E., Die Elektronentheorie. Einf\u00fchrung in die moderne Theorie der Elektrizit\u00e4t und des Magnetismus. Deutsch von J. Herweg. VI,\n326 S. mit 35 Fig. 1908.\tM. 4.80, geh. M. 5.60.\nPhysikalische Zeitschrift: Das vorliegende Werk h\u00e4lt auf seinen reichlich 300 Textseiten wirklich das, was es im Titelblatt verspricht, n\u00e4mlich ein gemeinverst\u00e4ndlicher F\u00fchrer in die neueren Theorien zu sein. In diesem Sinne verdient es aufrichtig empfohlen zu weruen.\nLE BON, GUSTAVE, Die Entwickelung der Materie. Nach der 12. Auflage des franz\u00f6sischen Originals \u00fcbersetzt und \u00fcberarbeitet von Max Ikl\u00e9. XII, 300 Seiten mit 66 Abb. im Text und auf 1 Tafel. 1909.\nM. 4.80, geh. M. 5.60.\nHamburger Fremdenbiait : Wer sich \u00fcber die so eminent wichtigen, ernsten Fragen modernster Naturwissenschaft aufs beste unterrichten will, dem kann kein Buch mehr empfohlen werden, als Le Bon\u2019s Evolution de la Mati\u00e8re, das uns jetzt in einer splendid ausgestatteten vortrefflichen \u00dcbersetzung zug\u00e4nglich ist.\tDr. Ferd. Maack.\nPOINCAR\u00c9, H., Die Maxweilsche Theorie und die Herizschen Schwingungen. Die Telegraphie ohne Draht. Aus dem Franz\u00f6sischen \u00fcbersetzt von Max Ikl\u00e9.\n199 Seiten. 1909.\tkart. M. 3.20.\nPhysikalische Zeitschrift: Wenn ein Mann wie Henri Poincar\u00e9 sich entschlie\u00dft, eine gemeinverst\u00e4ndliche Darstellung eines Gegenstandes wie des vorliegenden zu schreiben, so ist er sicherlich von der \u00dcberzeugung geleitet, etwas durchaus Eigenartiges bieten zu k\u00f6nnen. In der Tat ist die Lekt\u00fcre des Poincar\u00easehen Werkes, obgleich es nur bis zu den ersten praktischen Anwendungen der drahtlosen Telegraphie f\u00fchrt, angelegentlichst zu empfehlen; die \u00dcbertragung ins Deutsche ist in jeder Weise als musterg\u00fcltig zu bezeichnen.\nRIES, CHR., Das Licht in seinen elektrischen und magnetischen Wirkungen.\nVersuchsergebnisse, Theorien und Literatur. IV, 258 Seiten mit 62 Abb.\n1909.\tGeb. M. 5.\u2014\u2014.\nDer Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, eine Gesamtdarstellung der elektrischen und magnetischen Wirkungen des Lichtes zu geben; die Arbeiten \u00fcber die verschiedenen Arten lichtelektrischer Erscheinungen haben sich besonders in den letzten Jahren derartig geh\u00e4uft, da\u00df eine \u00fcbersichtliche Zusammenstellung aller wesentlichen Versuchsergebnisse und der gesamten Literatur manchem nicht unerw\u00fcnscht sein d\u00fcrfte.","page":0},{"file":"a0007.txt","language":"de","ocr_de":"THEORIE\nDER\nKINEMATOGRAPHISCHEN\nPROJEKTIONEN\nVON\nDr. KAEL MAEBE\nO. \u00d6. PROFESSOR UND VORSTAND DES PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS DER UNIVERSIT\u00c4T W\u00dcRZEURO\nMIT ZAHLREICHEN FIGUREN IM TEXT\nLEIPZIG\nVERLAG VON JOHANN AMBROSIUS BARTH\n1910","page":0},{"file":"a0008.txt","language":"de","ocr_de":"Copyright by\nharm Ambrosius Barth, Leipzig\n1910.\nDruck von Metzger & Wittig in Leipzig","page":0},{"file":"p0003introduction.txt","language":"de","ocr_de":"Vorwort\nDieses B\u00fcchlein ist aus der \u00dcberzeugung hervorgegangen, da\u00df eine m\u00f6glichst enge F\u00fchlung zwischen Technik und Wissenschaft im Interesse beider Gebiete gelegen ist. Nachdem sich seit langer Zeit die wissenschaftliche Theorie und Praxis im Gebiete der Mathematik, Medizin und der Naturwissenschaft gegenseitig gef\u00f6rdert haben, macht diese Schrift heute in einer Bl\u00fctezeit der Technik den Versuch, die Psychologie und die Technik in der Lehre von den kinemato-graphischen Projektionen in Zusammenhang zu bringen.\nNeben vielen anderen bin ich seit sechzehn Jahren in denjenigen Teilen der psychologischen Optik wissenschaftlich t\u00e4tig gewesen, welche die theoretischen Grundlagen f\u00fcr die biographischen Projektionen bilden. Da fast jede Ber\u00fchrung zwischen den einschl\u00e4gigen neueren Arbeiten und der Technik fehlt, habe ich es f\u00fcr im Interesse der Sache gelegen erachtet, mit dieser Schrift hervorzutreten. Sie wendet sich an alle diejenigen, denen die Technik des Kinematographen am Herzen liegt und die bei ihren Bem\u00fchungen mit der Wissenschaft F\u00fchlung behalten wollen. Sie versucht zugleich, auch denjenigen Gelehrten einige Dienste zu leisten, welche meine in Einzelarbeiten verstreuten Ansichten \u00fcber dieses Gebiet im Zusammenhang kennen lernen wollen.\nIch habe mich bem\u00fcht, die Darstellung m\u00f6glichst klar und \u00fcbersichtlich zu halten. Es ist mir aber freilich nicht\na*\n3","page":0},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"gelungen, den Text so zu gestalten, da\u00df man aus der Schrift Nutzen ziehen kann, ohne sie wenigstens in einzelnen Teilen wirklich zu studieren. Da\u00df ich vorwiegend von eigenen Arbeiten ausgehe, polemische Auseinandersetzungen vermeide und eben meine Ansichten darlege, wird man begreiflich finden. Doch gelangt man von den zitierten* Schriften aus zu allen wichtigeren einschl\u00e4gigen Spezial arbeiten.\nDiejenigen, welche nur die in Betracht kommenden wissenschaftlichen Tatsachen und ihre Bedeutung f\u00fcr den Kinematographen kennen lernen wollen, k\u00f6nnen von der Lekt\u00fcre der \u00a7\u00a7 8 und 9 absehen. F\u00fcr Psychologen ist der \u00a7 2, der in popul\u00e4rer Weise \u00fcber Beize, Wahrnehmungen und Empfindungen handelt, ohne jedes Interesse. Hingegen enth\u00e4lt die Schrift einige neue, bisher nicht ver\u00f6ffentlichte Versuchsanordnungen und Experimente, sowie Zus\u00e4tze zu meinen fr\u00fcher dargestellten Theorien.\nDie Abfassung der Schrift stammt aus der Zeit, wo ich ausschlie\u00dflich oder teilweise (neben meiner W\u00fcrzburger T\u00e4tigkeit) in Frankfurt wirkte. Die neuen Versuche wurden in dem bis 1. April 1910 unter meiner Leitung stehenden Psychologischen Institut der Frankfurter Akademie angestellt. Bei deren Ausf\u00fchrung wurde ich durch meine Assistenten Herrn Dr. Seddig und Herrn Dr. Peters und durch meinen bew\u00e4hrten Institutsmechaniker Herrn Fr. David Joos sehr unterst\u00fctzt. Den Herren Dr. Seddig und Dr. Peters bin ich auch f\u00fcr mancherlei Batschl\u00e4ge bei der Redaktion und Drucklegung der Schrift zu gro\u00dfem Dank verpflichtet.\nFrankfurt am Main, Ende Januar 1910.\nKarl Marbe.\n4","page":4},{"file":"p0005contents.txt","language":"de","ocr_de":"Inhalt.\n\u00a7\n\u00a7\n\u00a7\n1.\n2.\n3.\n4.\n5.\n6.\n7.\n8.\n9.\n10.\n11.\n12.\n\u00a7 13. \u00a7 14.\nSeite\nAufgabe dieser Schrift...................................7\nReize, Wahrnehmungen, Empfindungen.......................9\nElementarreize..........................................15\n\u00dcber die Verschmelzung von Reizen.......................18\nDie Gr\u00f6\u00dfen t, m und v .\t 20\nDas Talbot sehe Gesetz..................................27\n\u00dcber die Tatsachen, von welchen die Gr\u00f6\u00dfe der kritischen\nPeriodendauer (kt) abh\u00e4ngt............................ 30\nTheorie des Talbot sehen Gesetzes und der Abh\u00e4ngigkeit der\nVerschmelzung von t, v und m............................34\nAllgemeine Bedeutung des Talbot sehen Gesetzes und des Einflusses von \u00a3, v und m auf die Verschmelzung ....\t40\nDie Periodenelemente....................................43\nBedeutung des Talbot sehen Gesetzes und der Gr\u00f6\u00dfen t, v\nund m f\u00fcr den Kinematographen...........................48\nZur Lehre vom Bewegungssehen............................57\na)\tAllgemeine Bemerkungen..........................57\nb)\t\u00dcber scheinbare Bewegungen ruhender Objekte.\t.\t60\nc)\tTheorie der scheinbaren Bewegung ruhender Objekte 71 Bedeutung einiger Tatsachen des Bewegungssehens f\u00fcr den\nKinematographen.........................................73\nAnwendung unserer Ergebnisse auf die\tTechnik...........75\nf\n5","page":0},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 I. Aufgabe dieser Schrift.\nBei den kinematographischen oder biographischen Projektionen werden bekanntlich dem Auge sukzessive eine gro\u00dfe Anzahl von Bildern dargeboten, welche verschiedene Phasen irgend eines Vorganges darstellen. Sie sollen in uns den subjektiven Eindruck einer kontinuierlichen ohne st\u00f6rende Unterbrechungen verlaufenden Szene darstellen.\nDie Bilder, die heutigen Tages allgemein beim Kinemato-graphen verwandt werden, sind Momentphotographien, die mittels des Kinematographen selbst auf einen Filmstreifen aufgenommen werden. Das Prinzip des Kinematographen ist jedoch viel \u00e4lter als die Anwendung der Photographie zu kinematographischen Zwecken. W\u00e4hrend Daguerre erst im Jahre 1837 definitiv das Problem l\u00f6ste, mit Hilfe des Lichts auf eine einfache Weise dauerhafte Bilder herzustellen, wurde das Verfahren, scheinbare Bewegungen von Objekten mit Hilfe sukzessive gebotener Bilder zu erzeugen, schon mehrere Jahre vorher von Plateau1) und Stampfer2) erfunden. Es ist nicht unsere Aufgabe, in dieser Schrift \u00fcber die allm\u00e4hliche Ent-\nb 8ur quelques propri\u00e9t\u00e9s des impressions produites par la lumi\u00e8re, Li\u00e8ge 1829, zitiert nach Eder, Geschichte der Photographie, 3. Aufl. Halle a. S. 1905, S. 304. Correspondence math\u00e9matique et physique de l\u2019observatoire de Bruxelles T. VII. S. 365. Vgl. auch Poggendorff in Poggendorff s Annalen Bd. 32, der ganzen Folge hundertundachter, S. 647.\n2) Die stroboskopischen Scheiben oder optischen Zauberscheiben, deren Theorie und wissenschaftliche Anwendung, Wien 1833. Abgedruckt im 18. Bd. der Jahrb\u00fccher des polytechnischen Instituts in Wien, 1834.\n7","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"Wickelung der Kinematographie zu handeln. Auch wollen wir hier nicht die vielen Systeme kinematographischer Vorrichtungen darstellen, welche beschrieben und ausgef\u00fchrt wurden. All dies w\u00e4re die Aufgabe einer Geschichte *) und einer Technik2) des Kinematographen oder Biographen. Unsere Theorie soll vielmehr die grundlegenden wissenschaftlichen Tatsachen darstellen und erkl\u00e4ren, auf denen die kinematographischen Projektionen beruhen. Unsere Schrift will dadurch die bisherigen und k\u00fcnftigen technischen Konstruktionen wissenschaftlich fundieren.\n*) Vgl. Eder, Geschichte der Photographie, 3. Aufl. S. 304 ff. 1905. 2) Vgl. Liesegang, Handbuch der praktischen Kinematographie, Leipzig 1908.\n8","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 2. Reize, Wahrnehmungen, Empfindungen.\nAls Reize bezeichnet man in der Psychologie diejenigen Vorg\u00e4nge und Zust\u00e4nde der K\u00f6rperwelt, die auf unser Bewu\u00dftsein einen Einflu\u00df auszu\u00fcben imstande sind. Die Schwingungen, die eine Stimmgabel ausf\u00fchrt oder der Druck, den ein Gewicht auf unsere Hand aus\u00fcbt, sind daher Reize; denn sowohl die Schwingungen als das Gewicht rufen Wahrnehmungen in uns hervor und \u00fcben daher einen Einflu\u00df auf unser Bewu\u00dftsein aus. Diejenigen Reize, die in uns vermittelst des Auges Wahrnehmungeu ausl\u00f6sen, hei\u00dfen optische Reize, Lichtreize oder Gesichtsreize. Das Licht, welches etwa in unser Auge f\u00e4llt, wenn wir eine Lampe oder ein beleuchtetes St\u00fcck Papier betrachten, geh\u00f6rt zu den optischen Reizen.\nMan kann nun zwischen der St\u00e4rke oder Intensit\u00e4t und der Art oder Qualit\u00e4t der optischen Reize unterscheiden. Wenn wir einen optischen Reiz, z. B. eine wei\u00dfe Fl\u00e4che, die mittels wei\u00dfen Lichts beleuchtet wird, immer mehr und mehr verdunkeln, indem wir z. B. Rauchgl\u00e4ser zwischen Lichtquelle und Fl\u00e4che einschieben, so \u00e4ndern wir die Intensit\u00e4t des Reizes. Dieselbe wird gleich 0, wenn wir statt der Rauchgl\u00e4ser ein undurchsichtiges Medium, etwa ein St\u00fcck Blech, einsetzen. Die Intensit\u00e4t der optischen Reize kann bekanntlich mit Hilfe photometrischer Methoden bestimmt werden. Wir stellen dabei die Intensit\u00e4t eines Reizes dadurch fest, da\u00df wir die St\u00e4rke des Lichts, das er in unser Auge sendet,\n9","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"ausdr\u00fccken als ein Vielfaches der Lichtintensit\u00e4t, die ein anderer als Ma\u00dfeinheit dienender Reiz ausstrahlt. Alle photometrischen Intensit\u00e4tsbestimmungen sind demnach relative : sie beziehen sich auf einen sogenannten Normalreiz, der willk\u00fcrlich gew\u00e4hlt ist.\nStatt durch wei\u00dfes Licht kann man das Auge auch durch rotes, gr\u00fcnes, gelbes Licht usw. reizen, ohne da\u00df deshalb die Intensit\u00e4t der Reize modifiziert werden mu\u00df. Reize, die in wei\u00dfem oder rotem oder gr\u00fcnem Licht usw. bestehen, unterscheiden sich durch die Art oder Qualit\u00e4t. Die physikalische Theorie betrachtet die Intensit\u00e4tsverschiedenheit der optischen Reize als Verschiedenheit der Amplitude, und sie betrachtet die qualitative Verschiedenheit der Reize als Verschiedenheit der Anzahl der Lichtschwingungen in der Sekunde.\nAbgesehen von der Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t unterscheiden sich die optischen Reize auch durch die Dauer. Ein Reiz, der eine Sekunde lang auf unser Auge einwirkt, hat eine halb so gro\u00dfe Dauer als ein Reiz, der zwei Sekunden lang wirkt. /\nDie Lichtreize unterscheiden sich viertens durch die Ausdehnung. Ein Reiz, der von einer erleuchteten Fl\u00e4che\n4\nvon 1 qcm ausgeht, ist ausgedehnter als ein Reiz, der in einer kleineren Fl\u00e4che besteht.\nIntensit\u00e4t, Qualit\u00e4t, Dauer und Ausdehnung sind notwendige Merkmale der optischen Reize, d. h. es gibt keinen optischen Reiz, der nicht irgend welche Intensit\u00e4t, Qualit\u00e4t, Dauer oder Ausdehnung hat. Die Merkmale der optischen Reize k\u00f6nnen allerdings gleich 0 werden, wie wir ja auch \u2022 schon im obigen Beispiel von dem Fall sprachen, da\u00df die Intensit\u00e4t gleich 0 wird. Doch sind solche F\u00e4lle insofern Grenzf\u00e4lle, als wir \u00fcberall, wo die Intensit\u00e4t (Amplitude), Dauer, Qualit\u00e4t (Schwingungszahl) oder Ausdehnung gleich 0\n10","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"wird, auch sagen k\u00f6nnen, da\u00df ein Reiz \u00fcberhaupt nicht vorhanden sei.\nDie Bewu\u00dftseinsvorg\u00e4nge, welche durch die Reize in uns hervorgerufen werden, bezeichnen die Psychologen als Sinnes-wahrnehmungen oder auch einfach als Wahrnehmungen. Die Worte, die wir h\u00f6ren, wenn jemand spricht, sind z. B. solche Wahrnehmungen. Sinnesempfindungen oder auch kurzweg Empfindungen nennen wir die einfachen Wahrnehmungen, welche einer weiteren psychologischen Analyse nicht mehr zug\u00e4nglich sind. Die Wahrnehmung eines einfachen, psychologisch nicht mehr analysierbaren Tones ist (im Gegensatz z. B. zur Wahrnehmung eines Akkordes) eine Empfindung. Die durch optische Reize vermittelten Wahrnehmungen hei\u00dfen Licht-, Gesichts- oder optische Wahrnehmungen. Die entsprechenden Empfindungen hei\u00dfen Licht-, Gesichts- oder optische Empfindungen. Die Wahrnehmung einer aus einem wei\u00dfen und einem schwarzen Sektor bestehenden Scheibe (vgl. Fig. 1, S. 18) ist eine optische Wahrnehmung, die aus zwei optischen Empfindungen, die durch den wei\u00dfen und den schwarzen Sektor hervorgerufen werden, besteht. Da die Empfindungen nach unserer Terminologie einfache Wahrnehmungen sind, werden wir in dieser Schrift unter Wahrnehmungen auch vielfach Empfindungen verstehen.\nWie die Gesichtsreize so haben nun auch die optischen Wahrnehmungen und Empfindungen die Merkmale der Intensit\u00e4t, Qualit\u00e4t, Dauer und Ausdehnung.\nEine Gesichts Wahrnehmung kann ebenso intensiv, weniger intensiv oder intensiver sein als eine andere. Wenn wir zwei\nt\ngleiche Gesichtsreize, z. B. zwei wei\u00dfe Fl\u00e4chen gleich hell beleuchten, so entstehen in uns zwei gleich helle oder gleich intensive Gesichtswahrnehmungen. Wenn wir der Reihe nach zwei homogene graue Papiere, von deoen das eine zehnmal so viel Licht reflektiert als das andere, auf uns wirken\nll","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"lassen, so entstehen in uns zwei Gesichtsempfindungen von verschiedener Intensit\u00e4t.1)\nBetrachten wir drei einfache Fl\u00e4chen, von denen die eine mit einem roten, die andere mit einem gr\u00fcnen, die dritte mit einem grauen Pigment gleichm\u00e4\u00dfig bemalt ist, so haben wir drei Empfindungen von verschiedener Qualit\u00e4t, die \u00fcbrigens gleich oder verschieden hell sein k\u00f6nnen und daher gleiche oder verschiedene Intensit\u00e4t aufweisen k\u00f6nnen. Man unterscheidet zwei Arten von Gesichtsempfindungen, n\u00e4mlich die Grauempfindungen oder die neutralen Farben einerseits und die farbigen Empfindungen oder die eigentlichen Farben andererseits. Zu jenen geh\u00f6ren die wei\u00dfen, schwarzen und die dazwischen liegenden grauen T\u00f6ne. Zu den farbigen Empfindungen geh\u00f6ren rot, orange, gelb, gr\u00fcn, blau, indigo, violett und purpur. Die farblosen T\u00f6ne haben alle ein und dieselbe Qualit\u00e4t; sie unterscheiden sich nur durch die Intensit\u00e4t. Die farbigen Empfindungen k\u00f6nnen auch hinsichtlich der Qualit\u00e4t voneinander verschieden sein. Ein rotes und ein gr\u00fcnes Pigment erzeugen in uns z. B. Empfindungen von zweierlei Qualit\u00e4t. Reize, welchen farblose Empfindungen entsprechen, k\u00f6nnen wir kurz als farblose, Reize, die farbige Empfindungen erzeugen, als farbige Reize bezeichnen. Die Qualit\u00e4t der eigentlichen Farben ist nun wieder in doppelter Richtung, n\u00e4mlich hinsichtlich des Farbentons und hinsichtlich der S\u00e4ttigung verschieden. Da alle Farbent\u00f6ne, die wir \u00fcberhaupt kennen, entweder im Sonnenspektrum Vorkommen\noder durch Mischung spektraler T\u00f6ne gewonnen werden\n/\nk\u00f6nnen, so lassen sick alle T\u00f6ne durch Beziehung auf das Sonnenspektrum eindeutig bestimmen. Zwei Farbent\u00f6ne,\n!) Die Ansicht einzelner Psychologen, da\u00df die Intensit\u00e4tsunterschiede der optischen Wahrnehmungen genau genommen als qualitative zu betrachten seien, \u00fcbergehe ich hier absichtlich im Interesse der Einfachheit der Darstellung.\n12","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"welche gleich hell sind und denselben Farbenton haben,\nk\u00f6nnen sich trotzdem hinsichtlich der S\u00e4ttigung voneinander\nunterscheiden. So k\u00f6nnen z. B. zwei gleich helle gr\u00fcne Fl\u00e4chen,\ndie genau denselben (gr\u00fcnen) Ton haben, doch verschiedene\nS\u00e4ttigung aufweisen, wobei dann dasjenige Gr\u00fcn am wenigsten\nges\u00e4ttigt ist, welches dem Grau von der gleichen Helligkeit\n\u2022 \u2022\nam n\u00e4chsten steht. \u00dcberhaupt ist eine Farbe um so unges\u00e4ttigter, je n\u00e4her sie einer Grauempfindung von derselben Intensit\u00e4t steht. Jede Grauempfindung kann daher als irgend eine Farbenempfindung vom S\u00e4ttigungsgrad 0 angesehen werden. Y\nDa\u00df auch die optischen Wahrnehmungen und Empfindungen eine gewisse Zeit dauern m\u00fcssen und mehr oder weniger ausgedehnt sein k\u00f6nnen, liegt auf der Hand. Wir d\u00fcrfen also auch den optischen Wahrnehmungen und Empfindungen die Merkmale der Intensit\u00e4t, Qualit\u00e4t, Dauer und Ausdehnung beilegen. Diese Merkmale sind auch als optische Wahrnehmungs- und Empfindungsmerkmale notwendige Merkmale. Denn eine optische Wahrnehmung oder Empfindung, der eines dieser Merkmale fehlt, kann \u00fcberhaupt nicht bestehen. Allerdings gibt es Wahrnehmungen und Empfindungen anderer Sinnesgebiete, denen das Merkmal der Ausdehnung fehlt.\nDie Intensit\u00e4t der optischen Wahrnehmungen und Empfindungen ist wesentlich von der Intensit\u00e4t der Heize abh\u00e4ngig. Doch gehen Reiz- und Wahrnehmungs- bzw. Empfindungsintensit\u00e4t einander keineswegs vollkommen parallel. Wenn wir z. B. die Intensit\u00e4t eines optischen Reizes, etwa einer kleinen Fl\u00e4che von 0 an stetig wachsen lassen, so bleibt die Intensit\u00e4t der entsprechenden Empfindung auch dann noch gleich 0, wenn der Reiz den Wert 0 um weniges, aber keineswegs nur um einen unendlich kleinen Betrag, \u00fcberschritten hat. Erst wenn der Reiz einen gewissen die\n13","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"Gr\u00f6\u00dfe 0 \u00fcberragenden Wert angenommen hat, wird er \u00fcberhaupt bemerkt. Und auch Qualit\u00e4t, Dauer und Ausdehnung der Reize verlaufen nur ganz im allgemeinen den- entsprechenden Merkmalen der Empfindungen und Wahrnehmungen parallel. Ja die Qualit\u00e4t der optischen Empfindungen ist keineswegs nur von der Qualit\u00e4t der Reize, sondern auch von deren Intensit\u00e4t abh\u00e4ngig. Wenn wir beispielsweise im Dunkelzimmer eine farbige Fl\u00e4che sukzessive immer schw\u00e4cher und schw\u00e4cher beleuchten, so erscheint sie, lange bevor sie unsichtbar wird, zun\u00e4chst farblos. Die Empfindung \u00e4ndert also hier ihre Qualit\u00e4t unter dem Einflu\u00df der Variation der Intensit\u00e4t des Reizes.\nEine Aufgabe der Psychologie ist es, die Beziehungen zwischen den Merkmalen der Reize und denen der Empfindungen bzw. Wahrnehmungen exakt zu bestimmen, ein Problem, das indessen zun\u00e4chst nicht n\u00e4her in Frage kommt. Das Problem, ob es neben den genannten noch weitere Merkmale der Gesichtsempfindungen gibt, das auf schwierige psychologische und philosophische Fragen f\u00fchrt, brauchen wir in diesem B\u00fcchlein \u00fcberhaupt nicht zu er\u00f6rtern.\nU","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 3. Elementarreize.\nGegeben sei irgend ein optischer Reiz R, etwa eine wei\u00dfe Fl\u00e4che, die eine bestimmte Zeit lang auf unser Auge wirken soll. Wir k\u00f6nnen dann den Reiz R zusammengesetzt denken aus einer ganzen Reihe zeitlich unmittelbar aufeinander folgender Reize von unter sich gleicher Dauer. Wenn beispielsweise der Reiz R eine Sekunde lang w\u00e4hrt, so k\u00f6nnen wir ihn als aus 10 Reizen bestehend auffassen, die je ljlQ Sekunde wirken oder aus 100 Reizen, die je l/l00 Sekunde dauern, usw. Die Reize, welche in der geschilderten Weise den Reiz R zusammensetzen, werden daher um so k\u00fcrzer, je gr\u00f6\u00dfer ihre Anzahl ist, sie werden aber andererseits immer eine ganz bestimmte, f\u00fcr alle Teilreize gleiche Dauer haben, die, wie gro\u00df wir die Anzahl der Teilreize auch w\u00e4hlen, niemals den Wert 0 ganz erreicht. Solche kurze, unter sich gleich lang dauernde Reize, aus denen wir einen Reiz bestehend denken k\u00f6nnen, wollen wir als Elementarreize bezeichnen.\nWenn wir nun z. B. einen Reiz von 10,43 Sekunden Dauer in Elementarreize \u00e0 1 Sekunde einteilen und die Bruchteile vernachl\u00e4ssigen, so machen wir dabei offenbar einen Fehler von 0,43 \u00bbSekunden. Wenn wir den Reiz in Elementarreize von 1/10 Sekunde Dauer einteilen, so machen wir durch Vernachl\u00e4ssigung der Bruchteile nur einen Fehler von 0,03 Sekunden. Lassen wir also alle Reize aus einer ganzen Zahl von Elementarreizen bestehen, so machen wir dabei\n15","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"offenbar vielfach Fehler, die um so kleiner werden, je k\u00fcrzer wir die Dauer eines Elementarreizes ansetzen.\nWir wollen nun die Dauer eines Elementarreizes so kurz bemessen, da\u00df wir alle f\u00fcr uns in Frage stehenden Reize ohne in Betracht kommenden Fehler als aus einer ganzen Zahl von Elementarreizen bestehend ansehen d\u00fcrfen. Um f\u00fcr unsere theoretischen Darlegungen indessen eine konkrete Vorstellung zugrunde zu legen, wollen wir mit Elementarreizen von einer Tausendstelsekunde (1 cf) rechnen und nur solche Reize zum Gegenstand unserer Betrachtung machen, die sich ohne Rest in Elementarreize von der Dauer 1 cf zerlegen lassen. Die allgemeine G\u00fcltigkeit unserer Ausf\u00fchrungen kann dadurch keinen Schaden leiden, da sich alle unsere Darlegungen auch auf beliebig lange oder kurze Reize beziehen lie\u00dfen, die aus einer beliebig gro\u00dfen Anzahl beliebig kleiner Elementarreize zusammengesetzt betrachtet werden k\u00f6nnten.\nWir nehmen nun an, da\u00df zun\u00e4chst ein optischer Reiz R von der Dauer 10 <7 und von der Intensit\u00e4t a gegeben sei. Er besteht dann aus 10 aufeinander folgenden Elementarreizen von der Intensit\u00e4t a. Es folge nun unmittelbar auf den Reiz R der Reiz Rl mit einer Dauer von einer halben Hundertstelsekunde und der Intensit\u00e4t b, dann folge wieder der Reiz R. Die w\u00e4hrend der drei Reize aufeinander folgenden Elementarreize sind dann folgende:\naaaaaaaaaabbbbbaaaaaaaaaa.\nSo k\u00f6nnen wir beliebig gro\u00dfe aufeinander folgende Serien von optischen Reizen in ihre Elementarreize zerlegen und sie nach diesem Schema anschreiben, wobei wir allgemein unter einem Elementarreiz X einen Elementarreiz von der Intensit\u00e4t X verstehen. Wechselt ein Reiz von der Intensit\u00e4t 0 und ein solcher von der Intensit\u00e4t b immerfort sukzessive und\n16","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"periodisch und dauert jeder 5 a lang, so k\u00f6nnen wir demnach die Eeize folgenderma\u00dfen darstellen:\nOOOOObbbbbOOOOObbbbb usw. usw.\nWir m\u00fcssen uns bei dieser Darstellung der Eeize allerdings klar machen, da\u00df sie nur Auskunft \u00fcber Dauer und Intensit\u00e4t oder Gr\u00f6\u00dfe, nicht aber \u00fcber Qualit\u00e4t und Ausdehnung der Eeize gibt. Doch kommt dieser Mangel f\u00fcr unsere theoretischen Darlegungen nicht in Betracht. F\u00fcr den Ausdruck Intensit\u00e4t der Elementarreize werden wir auch den Ausdruck Gr\u00f6\u00dfe der Elementarreize verwenden.\nMarbe, Kinematographische Projektionen.\n17\nb","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"\n\u00a7 4. \u00dcber die Verschmelzung von Reizen.\nGegeben sei eine kreisrunde Scheibe, die aus einem wei\u00dfen und einem gleich gro\u00dfen, schwarzen Sektor bestehen soll (Fig. 1). Wenn wir diese Scheibe betrachten, so haben wir eine optische Wahrnehmung, die aus zwei Empfindungen besteht, n\u00e4mlich aus den beiden Empfindungen der einzelnen Sektoren.\nFig. 1\tFig. 2.\tFig. 3.\tFig. 4.\nL\u00e4\u00dft man nun diese Scheibe ganz langsam mit gleichf\u00f6rmiger Geschwindigkeit um ihren Mittelpunkt in einer Ebene rotieren (man ben\u00fctzt zu diesem Zweck sogenannte Rotationsapparate), so erkennt man auch w\u00e4hrend der Rotation die \u2022 *\neinzelnen Sektoren deutlich. Wenn man aber die Rotations-\u00ab\ngeschwindigkeit der Scheibe mehr und mehr steigert, so verschwinden die Sektoren allm\u00e4hlich. Die Scheibe erscheint zun\u00e4chst ungleichm\u00e4\u00dfig grau, sie \u201eflimmert\u201c; bei einer gewissen gro\u00dfen Sukzessionsgeschwindigkeit der Reize macht sie dann einen ganz gleichm\u00e4\u00dfigen, grauen Eindruck, sie erzeugt also eine intensiv und qualitativ vollkommen konstante Empfindung. Ganz analoges gilt nun auch, wenn wir ein anderes Gr\u00f6\u00dfen-\n18","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Verh\u00e4ltnis der zwei Sektoren w\u00e4hlen (Fig. 2) oder wenn wir statt wei\u00df und schwarz andere Stufen der Grauskala benutzen oder wenn wir farbige Papiere (rot, gr\u00fcn usw.) oder endlich, wenn wir statt zwei Sektoren deren mehrere verwenden (Fig. 3). In allen diesen F\u00e4llen bleiben bei ganz langsamer Rotationsgeschwindigkeit die einzelnen Sektoren sichtbar, um dann bei Steigerung der Geschwindigkeit einem Flimmern und schlie\u00dflich einem ganz kontinuierlichen Eindruck Platz zu machen.\nEs ist nun ganz klar, da\u00df die bisher beschriebenen h\u00f6chst einfachen Tatsachen nicht an das Scheibenmodell gebunden sind. Sie gelten ganz allgemein, wo zwei oder mehrere optische Reize sukzessive und periodisch auf unsere Netzhaut wirken. Ob wir ein abwechselnd wei\u00dfes und schwarzes Band an unserem Auge vorbeieilen lassen, oder ob wir mit Hilfe des Kinematographen sukzessive und periodisch ein und dasselbe Bild projizieren, immer kommen bei ganz langsamer Sukzessionsgeschwindigkeit die einzelnen Reize zum Bewu\u00dftsein, w\u00e4hrend wir bei Steigerung der Sukzessionsgeschwindigkeit zun\u00e4chst ein Flimmern und schlie\u00dflich ein subjektiv unver\u00e4ndertes Bild wahrnehmen. Von zwei oder mehreren aufeinander folgenden Reizen, die eine einzige konstante Empfindung oder Wahrnehmung erzeugen, wollen wir der K\u00fcrze halber einfach sagen: sie verschmelzen. Da\u00df der Ausdruck Verschmelzung in der Psychologie auch in ganz anderem Sinne gebraucht wird, kommt hier nicht in Frage. Im Interesse der K\u00fcrze soll sp\u00e4ter gelegentlich auch von \u201everschmelzenden\u201c Scheiben gesprochen werden.\n19","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"\n\u00a7 5. Die Gr\u00f6\u00dfen t, m und v.\nWenn wir eine Scheibe nach Art der in Fig. 1 und 2 ahgebildeten mit gleichf\u00f6rmiger Geschwindigkeit rotieren lassen und beobachten, so wird eine Stelle (ein \u201ePunkt\u201c) des lichtempfindlichen Bestandteils unseres Auges, der sogenannten Retina oder Netzhaut sukzessive und periodisch durch einen intensiven und dann wieder durch einen weniger intensiven Reiz affiziert. Die Zeit, welche vergeht, w\u00e4hrend ein Retinapunkt durch jeden der beiden Reize einmal getroffen wird, hei\u00dft eine Reizperiode oder eine Periodendauer oder kurzweg eine Periode.\nFolgen allgemein zwei oder mehrere Reize sukzessive und periodisch aufeinander, dann bezeichnet man die Zeit zwischen dem Eintreten irgend eines Reizes und dem Eintreten des n\u00e4chsten ihm korrespondierenden Reizes als Periodendauer. Bezeichnen wir in Scheibe Fig. 1 oder in Scheibe Fig. 2 die Dauer der beiden Reize mit dx und d2, so wird die Dauer der Periode gleich dx + dr Analog ist die Dauer der Periode f\u00fcr Scheibe Fig. 3 gleich dl -f d2 -f d3 + dv Wir bezeichnen nun ganz allgemein die Dauer einer Periode mit t Es ist klar, da\u00df bei rotierenden Scheiben t keineswegs immer mit der Umdrehungsdauer einer Scheibe zusammenf\u00e4llt. Dies ist zwar z. B. der Fall bei den Scheiben nach dem Typus der Figuren 1, 2, 3, aber keineswegs bei Scheibe Figur 4, wo die Umdrehungsdauer doppelt so gro\u00df ist als L\n*\n* *\n20","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Wenn wir eine Scheibe nach Art der in Fig. 1 abgebildeten mit gleichf\u00f6rmiger Geschwindigkeit rotieren lassen und annehmen, da\u00df der wei\u00dfe Reiz 60 mal so viel Licht reflektiert als der schwarze,1) so folgen jeweils eine Anzahl von Elementarreizen der Intensit\u00e4t 60 auf solche von der Intensit\u00e4t 1, dann folgen wieder solche von der Gr\u00f6\u00dfe 60 usw. Drehen wir nun die Scheibe so schnell, da\u00df ein Reiz nur aus einem Elementarreiz besteht, so folgen einander die Elementarreize\n1, 60, 1, 60, 1, 60 usw.,\nvon denen je zwei aufeinander folgende eine Periode bilden.\nMit dem Ausdruck m bezeichnen wir nun das arithmetische Mittel der Gr\u00f6\u00dfen der Elementarreize einer Periode. m ist also f\u00fcr den eben er\u00f6rterten Fall gleich\nLassen wir die Reize mit halber Geschwindigkeit folgen, so ergeben sich die Elementarreize\n1, 1, 60, 60, 1, 1, 60, 60 usw.,\nwobei t nicht 2 sondern 4 <j lang dauert. In diesem Fall wird m gleich\n2 \u2022 1 + 2.60 4\t9\nd. i. wiederum 30,5.\nWir sehen hieraus, da\u00df das arithmetische Mittel m der Elementarreize einer Periode unabh\u00e4ngig ist von der absoluten Dauer der einzelnen Reize, da\u00df es vielmehr durch das Verh\u00e4ltnis der Dauer der einzelnen Reize zur Gr\u00f6\u00dfe t bestimmt\n0 Die Bestimmung der relativen Lichtmengen, die von grauen, wei\u00dfen und schwarzen Papieren reflektiert werden, erfolgt am besten mit Hilfe des Kirschmann sehen Photometers (Philosophische Studien, Bd. 5, S. 292ff., 1889).\ni\n21","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"wird. Lassen wir deshalb z. B. die Scheiben Fig. 1 und Fig. 4 mit gleichf\u00f6rmiger Geschwindigkeit rotieren, so wird m in beiden F\u00e4llen gleich\n1 + 60\n61\nBezeichnen wir allgemein die sukzessiv periodischen Beize mit Rx, R2 . . . Rn und deren Dauern mit dlf d2 ... dn, so wird allgemein\nm =\ndj \u2022 Rj + d2 \u2022 R2 \u2022 \u2022 \u2022 + dn \u2022 Rn dt \u2022 Rj + d2 \u2022 R2 \u2022 \u2022 \u2022 + dn \u2022 Rn\nN' \u25a0\t.\t--------,------\u2014----\u2014- ~\t-- ........\t\u2014 ... m\ndx + d2 . . . + dn\nBei dem speziellen Fall der mit gleichf\u00f6rmiger Geschwindigkeit rotierenden Scheiben (und \u00fcberall, wo in dieser Schrift von rotierenden Scheiben die Bede ist, soll gleichf\u00f6rmige Geschwindigkeit vorausgesetzt werden) verhalten sich die Beizdauern zu t genau wie die Winkelgr\u00f6\u00dfen der Sektoren zum Kreisumfang (gleich 360\u00b0). Unter der Voraussetzung der Einteilung des Kreises in 360\u00b0 ist daher f\u00fcr eine aus zwei Sektoren bestehende Scheibe\na \u2022 Ri + (860 \u2014 a) \u2022 R2 m== ---------36\u00d6\t\u2019\nwo a die Winkelbreite des Sektors bzw. des Beizes Rx bedeutet.\nMit v bezeichnen wir die mittlere Variation der Elementarreize einer Periode. Die mittlere Variation von n Zahlen wird gebildet, indem man das arithmetische Mittel dieser Zahlen bildet, jede derselben vom Mittel subtrahiert und aus den so erhaltenen Werten wiederum ohne B\u00fccksicht auf ihr Vorzeichen das Mittel bildet. Wir berechnen zun\u00e4chst v f\u00fcr den Fall, da\u00df die Beize 1 und 60 periodisch so\n22","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"schnell aufeinander folgen, da\u00df eine Periode nur die Elementarreize 1 und 60 enth\u00e4lt, m ist dann gleich 30,5. Ziehen wir diese Gr\u00f6\u00dfe von 1 und 60 ab, so erhalten wir die Werte 29,5 und 29,5, deren Mittel wieder 29,5 betr\u00e4gt. Der gesuchte Wert von v ist also 29,5. Zu demselben Resultat gelangen wir, wenn wir v f\u00fcr die Elementarreize 1, 1, 60, 60 oder f\u00fcr die Elementarreize 1, 1, 1, 1, 60, 60, 60, 60 bilden. Wir sehen also, da\u00df auch v nicht von der absoluten Dauer der Reize einer Periode abh\u00e4ngt, sondern da\u00df es von dem Verh\u00e4ltnis der Reizdauern zur Anzahl der Elementarreize der Periode, d. h. von dem Verh\u00e4ltnis der Reizdauern zur Gr\u00f6\u00dfe t abh\u00e4ngt.\nWir wollen nun eine allgemeine Formel f\u00fcr die Gr\u00f6\u00dfe v anschreiben. Wenn wir diejenigen Reize einer Periode, die gleich m oder kleiner sind als m mit rl, r2 ... rn und wenn wir die Reize, die gr\u00f6\u00dfer sind als m mit ol, o2 . '.. bezeichnen, wenn wir ferner die Dauern jener Reize mit S19 S2 . . . dn und die Dauern dieser mit A2 ... An bezeichnen, so ist\n<5i (m-rj + \u00f6^m\u2014r2)... + (5n(m-rn) + J1(\u00e71-m) + J2(\u00e72-m)... + Jn(\u00e7n-m)\n\u2014-----------------------------------------------------------------\u2022\n$1\t^2 \u2022 \u2022 \u2022 4\" <^n 4\"\t4\" ^2 \u2022 \u2022 \u2022 4* -4n\nDa die Summe der Dauern der einzelnen Reize einer Periode gleich t ist, so k\u00f6nnen wir statt des Nenners des obigen Bruches einfach t einsetzen. Dann wird\n<5i(m r1) + ^2(m r2)... \u2022{\u25a0<5n(ni\tA\\ ni)-f-42(c2\tAn(\u00e7a m)\n_\t-\tt\nWir bilden nun, um den Gebrauch dieser Formel zu erl\u00e4utern, v f\u00fcr die Reize 3, 4, 6, 8, 9, wobei wir voraus-setzen, da\u00df jeder dieser Reize 10 g lang dauere mit Ausnahme der Reize 4 und 8, die 20 a lang wirken sollen.\nm ist dann gleich\n10 \u2022 3 + 20 \u2022 4 + 10 \u2022 6 + 20 \u2022 8 + 10 \u2022 9 \u00df\n23","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"d\\ = 10, \u00a72 = 20, s3 - 10, 4 = 20, 4 = 10, 1\\ = 3, r, = 4, r3 = 6, Pl = 8, o2 = 9. t = 10 + 20;+ 10 + 20 + 10 = 70. Setzen wir alle diese Werte ein, so wird\n 10 (6 - 3) + 20 (6 - 4) + 10 (6 - 6) + 20 (8 - 6) + 10 (9 - 6) 0 v -\t\u2014\t;\t-\nIn der folgenden Tabelle 1 wollen wir die*mittlere Variation f\u00fcr einige Gruppen von je 6 Elementarreizen berechnen. Diese Gruppen enthalten die Elementarreize 3 und 9 in verschiedener Anzahl. Die dritte Kolumne der Tabelle 1 enth\u00e4lt Quotienten, welche das Verh\u00e4ltnis der Anzahlen wiedergeben, in denen die beiden Elemente in der Gruppe Vorkommen. In diesen Quotienten steht, wofern die Anzahlen der beiden Elementarreize verschieden sind, die gr\u00f6\u00dfere Anzahl stets in dem Dividendus. Wir wollen solche Quotienten als charakteristische Quotienten bezeichnen.\nTabelle 1.\n!\tMittlere Variation (v)\tCb arakteristische 1 Quotienten\n3 8 B 3 3 8\to o\t'\u00f6S \u2022 \u2022 o 8 i\n933333\t1 7\t(5:1 =) 5\n9 9 3 3 3 3\t2,7\t!\t(4:2 =) 2\n9 9 9 3 3 3\t3,0\t1\t(3 : 3 = ) 1\n9 9 9 9 3 3 j\t2,7\t(4:2 = ) 2\n9 9 9 9 9 3\t1,T\t(5:1 =) 5\n9 9 9 9 9 9\t0,0\t(6:0 =) co\nDie Tabelle zeigt, da\u00df die mittlere Variation einer Gruppe von n Zahlen, die aus zweierlei Elementen besteht, um so gr\u00f6\u00dfer ist, je kleiner der charakteristische Quotient ist und da\u00df demnach der allgemeine Verlauf von v aus den charakteristischen Quotienten ohne weiteres ersichtlich ist.\n24","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Wird der Quotient gleich 1, so ist die mittlere Variation am gr\u00f6\u00dften, wird er gleich oo, so ist die mittlere Variation am kleinsten, n\u00e4mlich gleich 0. Die Tabelle zeigt auch, da\u00df es f\u00fcr die mittlere Variation von n Elementen zweierlei Art nur auf die charakteristischen Quotienten ankommt und da\u00df es f\u00fcr dieselbe belanglos ist, ob das gr\u00f6\u00dfere oder das kleinere Element h\u00e4ufiger vorkommt: Die Gruppen 3 3 3 3 3 9 und 9 9 9 9 9 3 einerseits sowie die Gruppen 3 3 3 3 9 9 und 9 9 9 9 3 3 andererseits haben, wie man sieht, jeweils gleiche mittlere Variation und dementsprechend gleiche charakteristische Quotienten.\nIn der folgenden Tabelle wollen wir die mittleren Variationen f\u00fcr einige Gruppen mit verschiedenen Elementen bilden, deren Elemente hinsichtlich ihrer Gr\u00f6\u00dfe mehr oder weniger voneinander abweichen. Die Differenz der Gr\u00f6\u00dfe der Elemente wird in der dritten Kolumne der Tabelle 2 aufgef\u00fchrt.\nTabelle 2.\n\tI Mittlere Variation (v)\tDifferenz der Gr\u00f6\u00dfe der Gruppenelemente\n333999\t3\t(9 - 3 =) 6\n444888\t9 hm\t(8 - 4 =) 4\n555777\t1\t07 - 5 =) 2\n666666\t0\t(6 - 6 =) 0\n777555\t1\t07 - 5 =) 2\n8 8 8 4 4 4\t2\t|\t(8 - 4 =) 4\n999333 t\t3\t(9 - 3 =) 6\nDiese Tabelle zeigt, da\u00df die mittlere Variation einer Gruppe von Zahlen, die aus zweierlei Elementen besteht, um so geringer ist, je kleiner die Differenz der Gr\u00f6\u00dfe der beiden Elemente ist. Die Differenz der Elemente 3 und 9 ist 6.\n25","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"Hier ist die mittlere Variation, wie man sieht, gr\u00f6\u00dfer als in den F\u00e4llen, wo die Differenz der Gruppenelemente kleiner ist. Wird dieselbe gleich 0, d. h. ist nur eine Art von Elementen vorhanden (6, 6, 6, 6, 6, 6), so wird auch die mittlere Variation gleich 0.\nDie an der Hand der Tabelle 1 gewonnenen S\u00e4tze gestatten uns, ohne die Formel f\u00fcr v zu benutzen, den allgemeinen Verlauf von v f\u00fcr die Scheiben 5\u20149 zu bestimmen; auch der\n\nFig. 5.\n4-5 w+315 4 Fig. 6.\nISOtihI&O'\u00ee)\nFig. 7.\n315 m 4-5 4\nFig. 8.\nFig. 9.\nVerlauf von m in diesen f\u00fcnf Scheiben l\u00e4\u00dft sich nach einem Blick auf die Scheiben ohne weiteres im allgemeinen \u00fcbersehen. m w\u00e4chst mit der Dauer des intensiveren (wei\u00dfen) Reizes, v nimmt zu, wenn der charakteristische Quotient abnimmt und ist am gr\u00f6\u00dften, wenn dieser gleich 1 ist.\nWir nehmen an, da\u00df die Scheiben die Reize 1 und 60 in verschiedener Ausdehnung enthalten, wie dies unter den Figuren 5\u20149 vermerkt ist, wobei der Reiz 60 mit w (wei\u00df) und der Reiz 1 mit s (schwarz) bezeichnet ist. Daher ist v f\u00fcr die Scheibe Fig. 7 am gr\u00f6\u00dften und es nimmt ab hei den Scheiben Fig. 6 und 8 und noch mehr bei den Scheiben Fig. 5 und 9. m nimmt von Scheibe Fig. 5 bis Scheibe Fig. 9 fortw\u00e4hrend zu.\nH\u00e4tten wir Scheiben mit gleich gro\u00dfen Sektoren aus grauen Papieren von verschiedener Helligkeit, so k\u00f6nnten wir die Gr\u00f6\u00dfe von v in ihrem allgemeinen Verlauf ohne weiteres aus dem Verlauf der Differenzen der Gruppenelemente (analog Tabelle 2) bestimmen.\n26","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a76. Das Talbotsche Gesetz.1)\nWir haben bereits gesehen, da\u00df zwei oder mehrere sukzessiv und periodisch auf das Auge wirkende Eeize bei gen\u00fcgender Sukzessionsgeschwindigkeit zu einer intensiv und qualitativ konstanten Empfindung verschmelzen. Zwei oder mehrere sukzessiv-periodische Eeize verschmelzen also, wenn t gen\u00fcgend klein wird. Den gr\u00f6\u00dften Wert von t, bei welchem eine intensiv und qualitativ konstante Empfindung entsteht, nennen wir die kritische Periodendauer oder den kritischen Wert\tvon t, den wir\tmit\tkt bezeichnen wollen. Die konstante\tEmpfindung wird\tnun\tnicht\tge\u00e4ndert, wenn t einen be-\nliebig kleineren Wert als den kritischen annimmt.\nDieser Satz l\u00e4\u00dft sich sehr leicht experimentell beweisen, wenn\tman zun\u00e4chst\teine\taus\tzwei Sektoren bestehende\nrotierende Scheibe sich so schnell drehen l\u00e4\u00dft, da\u00df sie eben verschmilzt und wenn man dann die Eotationsgeschwindigkeit beliebig steigert. Man sieht dann, da\u00df die Scheibe sich subjektiv\tnicht ver\u00e4ndert,\twie\tsehr\tihre Geschwindigkeit auch\nwachsen m\u00f6ge, d. h. man sieht, da\u00df die konstante Empfindung f\u00fcr kt und alle kleineren Werte von t dieselbe ist.\nSie \u00e4ndert sich dagegen, wenn m variiert. Lassen wir die Scheiben Eig. 5\u20149 so schnell rotieren, da\u00df sie ver-\n) Zur Literatur f\u00fcr die \u00a7\u00a7 6, 7, 8 vergleiche au\u00dfer den zu zitierenden Arbeiten meine Schrift: Tatsachen und Theorien des Talbot sehen\nGesetzes. Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie, Bd. 97, S. 353 ff., 1903.\n27","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"schmelzen, so wird Scheibe Fig. 5 am dunkelsten und jede der folgenden Scheiben erscheint heller als die vorhergehende. Da wir nun sahen (\u00a7 5), da\u00df m f\u00fcr die Scheiben 5\u20149 allm\u00e4hlich w\u00e4chst, so ergibt sich, da\u00df die resultierende konstante Empfindung um so intensiver ist, je gr\u00f6\u00dfer m wird.\nAus unseren bisherigen Betrachtungen dieses Paragraphen folgt also, da\u00df im Verschmelzungsfall die resultierende Empfindung von t unabh\u00e4ngig ist und da\u00df sie eine Funktion von m ist.\nWenn nun im Verschmelzungsfall m gleich bleibt, v aber variiert, so ist die resultierende Empfindung von v unabh\u00e4ngig. Denn jede beliebige rotierende, zur Verschmelzung kommende Scheibe x ist bei beliebigem v-Wert einer ruhenden, ganz homogenen Scheibe y gleich, die wir als rotierende Scheibe mit dem v-Wert 0 betrachten k\u00f6nnen. Zahlreiche, mit photometrischen Bestimmungen verbundene, experimentelle Untersuchungen*) sowie die gesamten Erfahrungen beim Arbeiten mit rotierenden Scheiben zeigen nun, da\u00df die Scheiben x und y jeweils gleiche ra-Werte (bei verschiedenen v-Werten) besitzen. Diese Tatsache lehrt daher, da\u00df die resultierende Empfindung bei verschiedenen v-Werten lediglich durch die m-Werte bestimmt wird. Von den Tatsachen der Unterschiedsempfindlichkeit abgesehen, die zun\u00e4chst au\u00dfer Betracht bleiben k\u00f6nnen und erst im \u00a7 8 behandelt werden sollen, d\u00fcrfen wir die bisherigen Darlegungen dieses Paragraphen in dem Satz zusammenfassen: Die bei sukzessivperiodischen Beizen resultierende konstante Emp-\nl) Vgl. v. Helmholtz (Handbuch der physiologischen Optik, 2. Aufl. p. 483 ff., 1896). Plateau (Bulletin de T Academie royale de Bruxelles, 1835, Nr. 2, S. 52 und Nr. 3, S. 89 u. Pogg. Ann. Bd. 35, S. 457 ff.). Kleiner (Pfl\u00fcgers Archiv Bd. 18, S. 542 ff., 1879). Lehmann (Philos. Stud. Bd. 4, S. 232 ff., 1888). Wiedemann u. Messerschmitt (Wied. Ann. Bd. 34, 1888, S. 463 ff.). G. N. Stewart (Proe. Roy. Soc. Edinb. 1889, 15, S. 441 ff.).\n28","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"\u00eeindung ist unabh\u00e4ngig von t und v und wird durch m bestimmt.\nDies ist das sogenannte Talbot sehe Gesetz, welches in weniger allgemeiner Form zun\u00e4chst von Talbot1) aufgestellt und dann von Helmholtz2) erweitert wurde. Die Helmholtz-sche Formulierung lautet: \u201eWenn eine Stelle der Netzhaut von periodisch ver\u00e4nderlichem und regelm\u00e4\u00dfig in derselben Weise wiederkehrendem Lichte getroffen wird, und die Dauer der Periode hinreichend kurz ist, so entsteht ein kontinuierlicher Eindruck, der dem gleich ist, welcher entstehen w\u00fcrde, wenn das w\u00e4hrend einer jeden Periode eintreffende Licht gleichm\u00e4\u00dfig \u00fcber die ganze Dauer der Periode verteilt w\u00fcrde.\u201c Die oben gesperrt gedruckte Formulierung ist von mir im Hinblick auf die theoretische Begr\u00fcndung des Talbot sehen Gesetzes und der in \u00a7 7 behandelten Tatsachen gew\u00e4hlt worden.\n*) Philos. Magaz. Nov. 1834, S. 327 ff.\n2) Handbuch der Physiologischen Optik, 2. Aufl. S. 483.\t1. Aufl.\nS. 339.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 7. \u00dcber die Tatsachen, von welchen die Gr\u00f6\u00dfe der kritischen Periodendauer (kt) abh\u00e4ngt.\nMit dem soeben er\u00f6rterten Talbot scben Gesetz im engeren Sinne h\u00e4ngen einige andere Tatsachen zusammen. Da\u00df f\u00fcr sukzessiv-periodische Reize, die noch nicht verschmelzen, die Verminderung von t die Verschmelzung bef\u00f6rdert, ergibt sich bereits aus dem fr\u00fcher Mitgeteilten. Wie steht es aber mit dem Einflu\u00df von v und m auf das Verschmelzungsph\u00e4nomen? Da\u00df die Verkleinerung von v bei noch nicht verschmelzenden, sukzessiv-periodischen Reizen die Verschmelzung beg\u00fcnstigt, l\u00e4\u00dft sich leicht experimentell zeigen mit Hilfe der Scheiben Fig. 5\u20149, f\u00fcr welche ich den Wert von kt experimentell feststellen lie\u00df, nachdem ich die Werte v und m berechnet hatte. Man lese\nTabelle 3.\nBeobachter: Dr. Peters.\nScheibe\t; V\tI m ;\tk t\n5\t0\t1,00\t00\n6\t12,91\t8,38\t23\n7\t29,50\t30,50\t19\n8\t12,91\t52,63\t27\n9\t\\ 0\t60,00\t00\nDie Versuche dieser Tabelle sind bei k\u00fcnstlicher Beleuchtung angestellt in einer Entfernung von ll/2 m von der\n30","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Scheibe, deren Umdrehungsdauer mittels eines an der Scheibenachse angebrachten Tourenz\u00e4hlers abgelesen werden konnten. Die kritischen Periodendauern sind wie in allen Tabellen der vorliegenden Schrift in Tausendstelsekunden (o-) angegeben. Die Zeichen oo bedeuten, da\u00df f\u00fcr die entsprechenden Scheiben bei beliebig langsamer Rotation eine konstante Empfindung eintritt, was ja bei ganz homogenen Scheiben selbstverst\u00e4ndlich ist. Die Tabelle lehrt, da\u00df die kritische Periodendauer am kleinsten ist, wenn v am gr\u00f6\u00dften ist (Scheibe Fig. 7). Je kleiner v ist, desto gr\u00f6\u00dfer wird kt, desto langsamer darf sich also die Scheibe drehen, um gerade zur Verschmelzung zu kommen. Die Verminderung von v bef\u00f6rdert also die Verschmelzung.1) W\u00fcrden wir daher bei sukzessiv-periodischen Reizen, die nicht verschmelzen, unter Beibehaltung der Werte m und t die Gr\u00f6\u00dfe von v verringern, so w\u00fcrden wir dieselben der Verschmelzung n\u00e4her bringen.\nDie Tabelle 3 zeigt nun aber, da\u00df kt nicht nur von v, sondern auch von m abh\u00e4ngig ist. Wir sehen n\u00e4mlich, da\u00df v f\u00fcr die Scheiben 6 und 8 jeweils gleich ist. Trotzdem ist aber, wie die Tabelle lehrt, kt f\u00fcr 8 gr\u00f6\u00dfer als f\u00fcr 6. Dies r\u00fchrt daher, da\u00df auch m f\u00fcr 8 gr\u00f6\u00dfer als f\u00fcr 6 ist. Die Tabelle zeigt also, da\u00df kt mit wachsendem m gleichfalls w\u00e4chst. Je gr\u00f6\u00dfer also m ist, desto gr\u00f6\u00dfer ist kt, desto leichter verschmelzen demnach die Reize. Die Vergr\u00f6\u00dferung von m bef\u00f6rdert demnach die Verschmelzung.\nWenn wir eine rotierende Scheibe immer st\u00e4rker und st\u00e4rker beleuchten, so wird hierdurch gleichzeitig m und v vergr\u00f6\u00dfert. Da\u00df* m mit zunehmender St\u00e4rke der Belichtung\n*) Den ausf\u00fchrlicheren experimentellen Nachweis der aus Tabelle 3 abgeleiteten Tatsachen habe ich in den Philosophischen Studien Bd. 9, S. 384 ff., 1894 gegeben.\n31","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"w\u00e4chst, ist ohne weiteres klar, v w\u00e4chst deshalb, weil mit zunehmender Beleuchtung die Unterschiede der Reize und daher auch die der Elementarreize wachsen, was ohne weiteres eine Vergr\u00f6\u00dferung von v bedeutet. Sind die Reize 1 und 60 gegeben, so erhalten wir bei doppelter Intensit\u00e4t der Beleuchtung die Reize 2 und 120, bei dreifacher die Reize 3 und\n\u00ab\n180 usf. Da die Vergr\u00f6\u00dfer\u00e4ng von m die Verschmelzung bef\u00f6rdert, die Vergr\u00f6\u00dferung von v derselben hinderlich ist, so l\u00e4\u00dft es sich nicht a priori entscheiden, ob die Verst\u00e4rkung der Beleuchtung einer rotierenden Scheibe f\u00fcr die Verschmelzung g\u00fcnstig ist oder nicht. Die Erfahrung zeigt aber zweifellos, da\u00df der Einflu\u00df der Vergr\u00f6\u00dferung von v immer gegen\u00fcber dem Einflu\u00df der Verst\u00e4rkung von m \u00fcberwiegt, da\u00df also eine rotierende Scheibe um so mehr flimmert, je st\u00e4rker sie beleuchtet wird. Man kann sich von diesem Sachverhalt leicht \u00fcberzeugen, wenn man eine k\u00fcnstlich beleuchtete Scheibe so schnell rotieren l\u00e4\u00dft, da\u00df sie eben verschmilzt, und wenn man dann die Lichtquelle der Scheibe n\u00e4hert.\n)\tDie Verschmelzung wird nun auch gef\u00f6rdert durch die\nj\n1 Verkleinerung des in seiner Helligkeit variierenden Gesichtsfeldes. Ein kreisf\u00f6rmiges, ganz kleines, etwa 1/2 qcm gro\u00dfes, Gesichtsfeld verschmilzt leichter, also bei gr\u00f6\u00dferem /'-Wert, als ein gr\u00f6\u00dferes, etwa 6 qcm gro\u00dfes, Gesichtsfeld. Betrachten wir eine kleine rotierende Scheibe auf schwarzem Hintergrund, so verschmilzt sie leichter als wenn wir sie auf hellem Hintergrund beobachten. Ein dunkler Hintergrund wirkt infolge des Kontrastes wie eine Vergr\u00f6\u00dferung, ein heller wie eine Verkleinerung der mittleren Intensit\u00e4t m. An der Stelle, wo wir eine rotierende Scheibe fixieren, verschmilzt sie bei gr\u00f6\u00dferem \u00a3-Wert als an den \u00fcbrigen Scheibenstellen, welche auf die Seitenteile der Netzhaut fallen.1) Betrachtet man\n*) Vgl. Marbe, Philosophische Studien, Bd. 9, S. 389, 1894.\n32","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"sukzessiv-periodische Reize in einem sonst dunkeln Raum, so wird kt auch abh\u00e4ngig von der Zeit, innerhalb welcher man sich vor der Beobachtung im Dunkeln aufhielt. Je mehr das Auge an die Dunkelheit gew\u00f6hnt wird, desto leichter wird das Flimmern bemerkt. Speziell bei rotierenden Scheiben ist auch der Einflu\u00df der sogenannten Konturenhewegung bemerkenswert. Lassen wir Scheibe Fig. 1 und Scheibe Fig. 4 so schnell rotieren, da\u00df f\u00fcr beide Scheiben t gleich ist, so bewegen sich die Konturen der Sektoren in Scheibe Fig. 4 nur halb so schnell als in Scheibe Fig. 1. Ganz allgemein drehen sich hei verschiedenen Scheiben mit gleichen ^-Werten die Konturen um so langsamer, je gr\u00f6\u00dfer die Periodenzahlen sind, welche durch die Scheiben dargestellt werden. Je langsamer nun die Konturen sich bewegen, je gr\u00f6\u00dfer also die Periodenzahl einer Scheibe ist, desto kleiner wird kt\nDie Theorie all der zuletzt genannten Einfl\u00fcsse auf das Verschmelzungsph\u00e4nomen ist im einzelnen noch nicht endg\u00fcltig festgelegt. Das Talbot sehe Gesetz dagegen und der Einflu\u00df der Werte t, v und m auf das Verschmelzungsph\u00e4nomen lassen eine theoretische Begr\u00fcndung zu. Dieselbe soll im folgenden Paragraphen gegeben werden.\n\nMabbe, Kinematographische Projektionen.\n33\nc","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ea\n\u00a78. Theorie des Talbotschen Gesetzes und der Abh\u00e4ngigkeit der Verschmelzung von t, v und m.\nWenn Licht auf unsere Netzhaut wirkt, so erzeugt es in derselben gewisse physiologische Vorg\u00e4nge, Erregungen genannt, die sich im Sehnerv nach dem Gehirn fortpflanzen, um dort, in der sogenannten Sehsph\u00e4re neue Erregungen auszul\u00f6sen. Mit diesen (zentralen) Erregungen sind die psychologischen Vorg\u00e4nge verbunden, die wir als Sehen des Lichtes bezeichnen. Auf analoge Weise kommen alle unsere Gesichtsempfindungen zustande. Wir k\u00f6nnen also sagen: die Gesichtsempfindungen sind Funktionen zentraler ErregungeD, die durch Eeize ausgel\u00f6st werden.\nBetrachtet man eine wei\u00dfe Fl\u00e4che durch einen photographischen Momentverschlu\u00df, so erscheint sie grau und zwar um so dunkler, je k\u00fcrzere Zeit sie sichtbar war. Die zentrale Erregung und die ihr entsprechende Empfindung klingt daher allm\u00e4hlich an, um erst bei gen\u00fcgend lange andauerndem Eeiz ihr Maximum zu erreichen. Bei allen Beizen sind Bruchteile von Sekunden erforderlich, bis das Empfindungsmaximum erreicht wird. Hat andererseits ein Eeiz l\u00e4ngere Zeit angedauert, um dann pl\u00f6tzlich zu verschwinden, so klingt die Empfindung, nachdem sie den Eeiz kurze Zeit \u00fcberdauert hat, nicht pl\u00f6tzlich, sondern allm\u00e4hlich ab, \u2014 ein Vorgang, den man freilich in der Eegel nur mit Hilfe\n34","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"besonderer Versuchseinriclitungen beobachten kann.1) Die Tatsachen des An- und Abklingens lehren daher, wie \u00fcbrigens\nauch andere Umst\u00e4nde, da\u00df das durch optische Reize erregte\n\u2022 \u2022\nphysiologische System zu tr\u00e4ge ist, um den \u00c4nderungen der Reize momentan zu entsprechen. Die zentralen Erregungen und die ihnen korrespondierenden Empfindungen stellen sich also nicht pl\u00f6tzlich, sondern allm\u00e4hlich auf aufeinander folgende, l\u00e4nger andauernde Reize ein. Wenn daher sukzessive und periodisch mehrere Reize auf die Netzhaut wirken, so mu\u00df es eine gewisse Sukzessionsgeschwindigkeit, also einen gewissen kleinen Wert von t geben, bei welchem die zentrale Erregungs\u00e4nderung der Reiz\u00e4nderung \u00fcberhaupt nicht mehr folgen kann, bei der also eine resultierende zentrale Erregung entsteht, die sich subjektiv durch die sogenannte Verschmelzung der Reize zu einer konstanten Empfindung geltend macht. So l\u00e4\u00dft sich die Tatsache der Verschmelzung auf bekannte Tatsachen der psychologischen Optik zur\u00fcckf\u00fchren. Warum aber ist die resultierende Empfindung gerade durch m bestimmt?\nUm diese Frage beantworten zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir zun\u00e4chst noch einiges \u00fcber die Unterschiedsempfindlichkeit sagen. Wir haben schon in \u00a7 2 gesehen, da\u00df ein Reiz erst bemerkt wird, wenn seine Intensit\u00e4t den Wert 0 um einen bestimmten, keineswegs unendlich kleinen Betrag \u00fcberschritten hat. Wir k\u00f6nnen diese Tatsache auch dahin ausdr\u00fccken, da\u00df wir sagen: Reize von der Intensit\u00e4t 0 und solche, welche den Wert 0 um weniges \u00fcberschritten haben, haben dieselbe subjektive Wirkung.\nAber aucll auf h\u00f6heren Stufen der Intensit\u00e4tsskala der\nb \u00dcber speziellere Tatsachen des Abklingens, wel\u00e7he f\u00fcr diese Schrift nicht in Frage kommen, vgl. C. Hess in Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie, Bd. 10f S. 226 ff., 1904 und P. M\u00fcller, Archiv f\u00fcr die gesamte Psychologie, Bd. 14, S. 358 ff., 1909.\nc*\n35","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"Eeize gilt Analoges. Wenn man von zwei intensiveren, gleich hellen Reizen, etwa zwei gleich hell beleuchteten wei\u00dfen Fl\u00e4chen, die Intensit\u00e4t der einen steigert oder vermindert, so ergibt sich, da\u00df der Unterschied erst dann erkannt wird, wenn er eine gewisse Gr\u00f6\u00dfe erreicht hat. Der Wert, um welchen man die Intensit\u00e4t eines Reizes vermehren oder vermindern mu\u00df, damit die Ver\u00e4nderung eben wahrgenommen wird, hei\u00dft die obere bzw. untere Unterschiedsschwelle f\u00fcr diesen Reiz. Die Unterschiedsschwellen sind nun um so gr\u00f6\u00dfer, je intensiver die Reize sind. Einen sehr intensiven Reiz mu\u00df man daher in seiner Intensit\u00e4t mehr vergr\u00f6\u00dfern oder verkleinern als einen schw\u00e4cheren, wenn der Unterschied erkannt werden soll. Wir k\u00f6nnen diese Tatsache auch dahin ausdr\u00fccken, da\u00df wir sagen: die Empfindlichkeit f\u00fcr Reizunterschiede, d. i. die sogenannte Unterschiedsempfindlichkeit ist um so kleiner, je gr\u00f6\u00dfer die Intensit\u00e4t der Reize ist, f\u00fcr welche sie bestimmt wird. Dieser Satz soll indessen nichts aussagen \u00fcber das gegenseitige Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltnis, in welchem die Reize einerseits und die Unterschiedsempfindlichkeiten andererseits wachsen. Auch ist er f\u00fcr sehr intensive im Gebiet der sogenannten Reizh\u00f6he liegende Reize nicht mehr zutreffend. Doch kommen so intensive Reize f\u00fcr die in dieser Schrift zu er\u00f6rternden Probleme nicht in Betracht.\nZwei Reize k\u00f6nnen nun als zwei Gruppen aufeinander folgender, unter sich gleicher Elementarreize betrachtet werden. Wir d\u00fcrfen daher sagen: Zwei Gruppen unter sich gleicher aufeinander folgender Elementarreize erzeugen gleiche Empfindungen, wenn die Elementarreize der beiden Gruppen einander gen\u00fcgend nahe stehen. Die Elementarreize der zwei Gruppen d\u00fcrfen um so mehr voneinander verschieden sein, um gerade noch gleiche Empfindungen zu erzeugen, je gr\u00f6\u00dfer die Elementarreize sind.\nB6","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Wir haben nun am Anfang dieses Paragraphen gesehen, da\u00df nicht nur konstante, sondern auch sukzessiv-periodische Reize konstante Empfindungen erzeugen, wenn t so klein wird, da\u00df die zentralen Erregungen und daher die ihnen entsprechenden Empfindungen den Reiz\u00e4nderungen nicht mehr folgen k\u00f6nnen. Nicht nur aufeinander folgende unter sich gleiche, sondern auch aufeinander folgende unter sich verschiedene Elementarreize k\u00f6nnen also konstante Empfindungen erzeugen. Es werden daher auch zwei Gruppen von Elementarreizen, die zwei konstante Empfindungen erzeugen, wenn die Elementarreize der beiden Gruppen gen\u00fcgend \u00fcbereinstimmen, zwei gleiche konstante Empfindungen hervor-rufen, m\u00f6gen nun die Gruppen jeweils aus unter sich gleichen oder unter sich verschiedenen Elementarreizen bestehen. Und auch hier wird sich der Einflu\u00df der Intensit\u00e4ten oder der Gr\u00f6\u00dfe der Elementarreize auf die Unterschiedsempfindlichkeit geltend machen.\nWenn wir daher eine Serie aufeinander folgender gleicher Elementarreize als gleichm\u00e4\u00dfige Lichtverteilung und eine Serie aufeinander folgender unter sich nicht gleicher Reize als ungleichm\u00e4\u00dfige Lichtverteilung bezeichnen, so d\u00fcrfen wir zusammenfassend sagen: zwei Lichtverteilungen erzeugen gleiche zentrale Erregungen und Empfindungen, wenn sie gen\u00fcgend \u00fcbereinstimmen, mag es sich um zwei gleichm\u00e4\u00dfige oder zwei ungleichm\u00e4\u00dfige oder um eine gleichm\u00e4\u00dfige und eine ungleichm\u00e4\u00dfige Lichtverteilung handeln. Die erforderliche \u00dcbereinstimmung wird um so geringer, je gr\u00f6\u00dfer m ist.\nGegeben sei nun irgend ein konstanter Reiz, dessen Intensit\u00e4t gleich x ist. Wir k\u00f6nnen ihn dann betrachten als eine Serie aufeinander folgender Elementarreize, f\u00fcr welche t unendlich klein und m gleich x ist. Gegeben seien andererseits mehrere unter sich verschiedene, sukzessiv-periodische Reize, f\u00fcr die m gleichfalls gleich x ist. Dieselben sollen\n37","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"zun\u00e4chst so langsam aufeinander folgen, da\u00df wir die Beize deutlich erkennen k\u00f6nnen. Je schneller wir nun die sukzessiv-periodischen Reize folgen lassen, je kleiner also t wird, desto mehr n\u00e4hern sie sich dem Fall, wo t unendlich klein ist, d. h. dem Fall der gleichm\u00e4\u00dfigen Lichtverteilung, bei der m gleich x ist. Da nun nicht nur gleiche, .sondern auch gen\u00fcgend \u00e4hnliche Lichtverteilungen gleiche zentrale Erregungen bzw. Empfindungen ausl\u00f6sen, so m\u00fcssen, wenn t gen\u00fcgend klein wird, die sukzessiv-periodischen Reize, f\u00fcr die m gleich x ist, denselben Eindruck machen wie der konstante Reiz, f\u00fcr den m gleich x ist.\nEs ergibt sich also allgemein, da\u00df sukzessiv-periodische Reize, f\u00fcr welche m gleich x ist, sich mit der Verminderung von t einem konstanten Reiz, f\u00fcr den m ebenfalls gleich x ist, n\u00e4hern und da\u00df schlie\u00dflich die sukzessiv-periodischen Reize dem konstanten Reiz gleich erscheinen m\u00fcssen, da gen\u00fcgend \u00e4hnliche Lichterscheinungen gleich erscheinen. Hiermit ist das Talbot sehe Gesetz im engeren Sinne des Wortes theoretisch abgeleitet. Wir haben ans bekannten Tatsachen deduziert, da\u00df die konstante Empfindung bei sukzessivperiodischen Reizen durch m bestimmt ist, wenn t gen\u00fcgend klein ist, d. h. wenn die kritische Periodendauer erreicht ist.\nHiermit haben wir auch schon dargetan, da\u00df eine Verminderung von t bei Reizen, die noch keine konstante Empfindung erzeugen, diese Reize der Verschmelzung n\u00e4her bringen mu\u00df.\nDa\u00df auch die Verminderung von v die Verschmelzung bef\u00f6rdert, ergibt sich ohne weiteres, wenn wir bedenken, da\u00df wir jede gleichm\u00e4\u00dfige Lichtverteilung als Grenzfall einer ungleichm\u00e4\u00dfigen betrachten k\u00f6nnen, f\u00fcr welche v gleich 0 ist. Je kleiner wir also in irgend einem Fall v machen, desto mehr n\u00e4hern sich die sukzessiv-periodischen Reize einer gleichm\u00e4\u00dfigen Lichtverteilung, also dem Fall des konstanten\n38","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Reizes. Da nicht nur gleiche, sondern auch einander gen\u00fcgend nahe stehende, d. h. \u00e4hnliche Lichtverteilungen gleiche Empfindungen hervorrufen, so wird die Verschmelzung schon eintreten, wenn v den Wert 0 noch nicht erreicht hat. Die Verminderung von v mu\u00df also die Verschmelzung bef\u00f6rdern.\nAuch da\u00df die Vergr\u00f6\u00dferung von m die Verschmelzung\nbeg\u00fcnstigt, ist leicht einzusehen. Wir f\u00fchrten aus, da\u00df zwei\nLichtverteilungen gleiche Empfindungen erzeugen, wenn sie\n\u2022 \u2022\ngen\u00fcgend \u00fcbereinstimmen und da\u00df die erforderliche \u00dcbereinstimmung um so geringer wird, je gr\u00f6\u00dfer m f\u00fcr diese Lichtverteilungen ist. Die aus sukzessiv-periodischen Reizen bestehenden Lichtverteilungen brauchen daher um so weniger mit konstanten Lichtverteilungen \u00fcbereinzustimmen, d. h. sie d\u00fcrfen um so gr\u00f6\u00dfere t- und v-Werte aufweisen, um doch noch diesen konstanten Lichtverteilungen gleich zu erscheinen, je gr\u00f6\u00dfer m f\u00fcr die sukzessiv-periodischen Reize ist. Die Vergr\u00f6\u00dferung von m f\u00f6rdert daher die Verschmelzung.\n39","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ab\n\u00a7 9. Allgemeine Bedeutung des Talbotschen Gesetzes und des Einflusses von t, v und m auf die Verschmelzung.\nWir haben bisher nur von solchen Reizen gesprochen, denen farblose Empfindungen entsprechen. Wir wenden uns jetzt kurz zur Betrachtung farbiger Reize. F\u00fcr diese gelten zun\u00e4chst alle Tatsachen und Theorien, welche wir in den\n\u00a7\u00a7 6\u20148 entwickelt haben, d. h. es gelten f\u00fcr farbige Reize\n\u2022 \u2022\ngenau dieselben Tatsachen und \u00dcberlegungen, wie f\u00fcr farblose Reize, die gleiche objektive Helligkeit haben, wie die farbigen.1) Auch die Qualit\u00e4t der Reize als solche scheint indessen einen Einflu\u00df auf die kritische Periodendauer auszu\u00fcben. Doch liegen hier\u00fcber keine speziellen Untersuchungen vor. Nur so viel ist bekannt, da\u00df der Einflu\u00df der Qualit\u00e4t auf die kritische Periodendauer sehr klein ist gegen\u00fcber dem Einflu\u00df der Intensit\u00e4t. Auch scheint eine Farbe mit einem Grau gleicher Helligkeit um so leichter zu verschmelzen, je unges\u00e4ttigter sie ist.2)\nDie Tatsachen des Talbot sehen Gesetzes und des Ein-*\nflusses von t, v und m auf die Verschmelzung gelten \u00fcbrigens nicht nur f\u00fcr den Gesichtssinn, sondern auch f\u00fcr die \u00fcbrigen Sinnesgebiete. Denn unsere theoretischen Darlegungen lassen\n*) Marbe, Philosophische Studien, Bd. 12, S. 29Iff., 1896.\n2) Schenck, Ppl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie, Bd. 68, S. 48 ff, 1897.\n40","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"sich auf alle Sinnesgebiete anwenden. In allen Sinnesgebieten haben die Begriffe Intensit\u00e4t und Dauer der Reize einen\nanalogen Sinn, wie im Gebiet der Optik. Alle Reize aller\n__ \u2022 \u2022\nSinnesgebiete lassen sich in Elementarreize zerlegen, \u00fcberall gilt der Satz, da\u00df die Erregung in einem Zeitelement eine Funktion mehrerer Elementarreize ist; in allen Sinnesgebieten gibt es eine gewisse Zeit des An- und Abklingens. \u00dcberall existiert eine Unterschiedsschwelle und eine Unterschiedsempfindlichkeit, die, in den allgemeinsten Z\u00fcgen betrachtet, \u00fcberall gleich verl\u00e4uft. Es l\u00e4\u00dft sich demnach f\u00fcr alle Sinnesgebiete theoretisch nacbweisen, da\u00df auch f\u00fcr sie das Talbot sehe Gesetz und der er\u00f6rterte Einflu\u00df der Gr\u00f6\u00dfen t, v und m gelten mu\u00df. Da\u00df dies f\u00fcr den Geh\u00f6hrsinn tats\u00e4chlich der Fall ist, habe ich experimentell bewiesen.1)\nDiese Tatsachen haben aber nicht nur eine sinnesphysiologische, sondern auch eine allgemeine mechanische Bedeutung. Wenn zwei oder mehrere intensiv verschiedene Reize sukzessive und periodisch auf ein Sinnesorgan wirken und wenn wir die Reize als Kr\u00e4fte und die Erregungen, welche den durch die Reize ausgel\u00f6sten Empfindungen parallel gehen, als Wirkungen dieser Kr\u00e4fte betrachten, wenn wir ferner die Kr\u00e4fte (analog unserer Einteilung der Reize) in Elementarkr\u00e4fte einteilen und f\u00fcr dieselben die Werte v und m bilden, so ergeben sich auf Grund unserer Theorie folgende S\u00e4tze:\n1. F\u00fcr die Kr\u00e4fte x1} x2 ... xn, welche mit den Dauern rl, r2 . . . Tn sukzessive und innerhalb der Zeit t periodisch auf einen K\u00f6rper wirken, gibt es einen bestimmten, kritischen Wert von t. Bei ihm und bei allen kleineren Werten von t\n1) Akustische Pr\u00fcfung der Tatsache des Talbot sehen Gesetzes, Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie, Bd. 100, S. 551 ff, 1903.\n41","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcben die Kr\u00e4fte innerhalb der Zeit t dieselbe Wirkung aus, wie eine konstante Kraft von der Gr\u00f6\u00dfe\nTi \u2022 xi +\t* *2 \u2022 \u2022 \u2022 + rn \u2022 xn\n----------------------\u00ab\nt\nDieser Satz gilt auch f\u00fcr alle Werte von tt die kleiner sind als der kritische.\n2. Die Wirkung der sukzessiv-periodischen Kr\u00e4fte n\u00e4hert\nsich der Wirkung der konstanten Kraft mit der Abnahme von\nt und v und der Zunahme von m.\nDa\u00df diese S\u00e4tze in der Tat eine allgemeine mechanische\nBedeutung besitzen, ergibt sich aus von mir fr\u00fcher1) mit-\u2022 \u2022\ngeteilten \u00dcberlegungen.\n!) Ppl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie, Bd.97, S. 883 ff., 1903.\n42","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 10. Die Periodenelemente.\nWir k\u00f6nnen jede Periode so betrachten, als bestehe sie ans zwei oder mehreren unter sich gleichen Zeitabschnitten, die wir als Periodenelemente bezeichnen wollen. Es liegt nun ganz im Sinne unserer theoretischen Ausf\u00fchrungen, da\u00df\nW\n\nFi g. 10.\nFig. 11.\ndie Verschmelzung um so mehr bef\u00f6rdert wird, je besser die zw-Werte der Periodenelemente untereinander \u00fcbereinstimmen. Dies folgt unmittelbar aus dem Grundsatz, da\u00df die Verschmelzung um so leichter eintritt, je mehr sich die sukzessiv-periodischen Keize einer gleichm\u00e4\u00dfigen Lichtverteilung n\u00e4hern.\n43","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"Da\u00df die Verschmelzung tats\u00e4chlich um so leichter eintritt, je besser die m-Werte der Periodenelemente untereinander \u00fcbereinstimmen, soll hier experimentell gezeigt werden. Gegeben seien Scheiben nach dem Typus der Figg. 10 und 10 a, 11 und 11a, 12 und 12a, Wir berechnen f\u00fcr jede der Scheiben m und v ; die Gr\u00f6\u00dfen der wei\u00dfen und schwarzen Sektoren sind den Abbildungen beigef\u00fcgt. In der folgenden Tabelle teilen wir die Werte m und v f\u00fcr die sechs Scheiben mit. Die linksstehenden v- und m-Werte beziehen sich auf die Scheiben 10, 11, 12, die rechtsstehenden auf die Scheiben 10a, 11a, 12a.\nTabelle 4.\nScheibe\tV\tm\tm\tV 1\tScheibe\n10\t22,8\t44,6\t31,6\t29,5\t10a\n11\t22,2\t45,2\t31,1\t29,5\t11a\n12\tj 23,0\t44,3\t33,8\t29,1\t12a\nDa f\u00fcr 10, 11, 12 v kleiner und m gr\u00f6\u00dfer ist als f\u00fcr 10 a, 11a, 12 a, so m\u00fc\u00dften nach unseren bisherigen Ergebnissen die Scheiben Fig. 10, 11 und 12 leichter verschmelzen als die Scheiben Fig. 10 a, 11a und 12 a. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie folgende Tabelle zeigt. Die Beobachtungen wurden 4m beleuchteten Zimmer angestellt. Der Beobachter sa\u00df in 1 m Entfernung von der intensiv beleuchteten Scheibe.\nTabelle 5.\nBeobachter: Dr. Peters.\nScheibe\tkritische Periodendauer (kt)\t1 ! kritische Periodendauer (kt)\t: Scheibe\n10\t28,2\t49,4\t10a\n11\t30,8\t45,8\t11a\n12\t27,8\t42,2\t12a\n44","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Ich lasse nun in den Figg. 13\u201415 und 13a\u201415a die Figg. 10\u201412 und 10 a\u201412 a nochmals folgen, wobei die\nI\nFig. 13.\nFig. 15.\nFig. 15 a.\nschwarzen Sektoren durch schraffierte ersetzt sind. Zugleich teile ich die Scheiben mittels horizontaler und vertikaler Durchmesser ein.\nMan sieht sogleich, da\u00df sich sowohl die Scheiben der Figg. 13, 14, 15 als die Scheiben der Figg. 13a, 14a, 15a durch die vertikalen Durchmesser in je zwei Periodenelemente einteilen lassen, f\u00fcr die m gleich ist.\nt\nDie Figg. 13 a, 14 a und 15 a lassen sich nun mittels eines vertikalen und eines horizontalen Durchmessers in vier, den Periodenelementen entsprechende gleich gro\u00dfe Teile (cc, \u00df, y, \u00f6) zerlegen, deren m-Werte die folgende Tabelle wiedergibt.\n45","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle 6\nFigur\tTeil\tm 1\tMittlere Variation\n13 a\t1 \u00ab\tj 34,11\t\n\t\u00df r\t34,11 29,19\t1\t2,46\n\ts\t29,19\t\n14 a\ta\t31,81\t1\n\t\u00df r\t31,81 30,34\t0,74 i\t7\n1\ts\t30,34\tj f\n15 a\ta\t38,86\tf\n\t\u00df r\t38,86 28,70\t5,08\n\t\u00f6\t28,70\t\nBildet man die analogen Periodenelemente f\u00fcr die durch die Figg. 18, 14, 15 bezeichnten F\u00e4lle, so gelangt man zur\nTabelle 6a.\nFigur \t\t i\tTeil\tm\tMittlere Variation\n13\ta\t60,00\t\n\t\u00df r\t60,00 29,19\t15,41\n\t\u00f4\t29,19\t\n14\ta\t60,00\t\n\t\u00df r\t60,00 30,34\t14,83\n\t\u00f6\t30,34\t\n15\ta\t60,00\t\n\t\u00df r\t60,00 28,70\t15,65\n\t\u00d4\t28,70\t\n46","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"In der letzten Kolumne der beiden vorhergehenden Tabellen sind die mittleren Variationen der vier m-Werte angegeben, die den vier Periodenelementen entsprechen. Man sieht, da\u00df die m-Werte f\u00fcr die Scheiben 13a, 14a, 15a viel besser \u00fcbereinstimmen als die f\u00fcr die Scheiben 13, 14 und 15 berechneten. Daher kommt es, da\u00df die Scheiben 13, 14, 15 viel schlechter, d. h. erst bei geringeren t-Werten verschmelzen als die Scheiben 13 a, 14 a, 15 a.\nHieraus folgt allgemein der Satz, da\u00df die Verschmelzung um so mehr bef\u00f6rdert wird, je besser die m-Werte der Periodenelemente untereinander \u00fcbereinstimmen.\nAuch den in diesem Paragraphen dargelegten Tatsachen lie\u00dfe sich eine mechanische Bedeutung beilegen. Doch soll auf diesen Punkt in der vorliegenden Schrift nicht eingegangen werden.\nt\n41","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"\n\u00a711. Bedeutung des Talbotschen Gesetzes und der Gr\u00f6\u00dfen i, v und m f\u00fcr den Kinematographen.\nMittels des Kinematographen werden der Reihe nach verschiedene Bilder projiziert, welche in der Regel Phasen einer Bewegung darstellen und im Zuschauer den Eindruck einer objektiven kontinuierlichen Bewegung hervorrufen sollen. Die einzelnen, sukzessiven Bilder sind daher meist objektiv von einander verschieden. In fast allen praktischen F\u00e4llen ist aber diese Verschiedenheit nur eine partielle. Stellt eine kinematographische Vorf\u00fchrung z. B. einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen vor, die sich bewegen, so sind die einzelnen Bilder dieser Menschen zwar verschieden, die Bilder des Hintergrundes sind aber doch in der Regel gleich. Und selbst die Bilder von Personen, die sich bewegen, brauchen in den aufeinander folgenden Phasen nicht in allen Fl\u00e4chenteilen verschieden zu sein. So kann z. B. -sehr wohl ein Teil des K\u00f6rpers eines als Jongleur arbeitenden Mannes vollst\u00e4ndig ruhend sein. \u2014 Bisweilen sollen mittels des Kinematographen nicht Bewegungen vorget\u00e4uscht, sondern ruhende Objekte dargestellt werden. Dies ist z. B. der Fall, wenn, wie dies im Kinematographentheater h\u00e4ufig geschieht, Titel von Szenen mittels periodisch wiederkehrender Schriftzeichen kinemato-graphisch projiziert werden. In solchen F\u00e4llen sind die sukzessiv-periodischen Bilder in allen St\u00fccken unter sich gleich.\nWir wollen nun zun\u00e4chst den zuletzt erw\u00e4hnten Fall er\u00f6rtern, bei dem die sukzessiv-periodischen Bilder einander\n48","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"vollkommen gleich sind. Wir nehmen dabei zun\u00e4chst an, da\u00df sie, wie dies bei den meisten Kinematographenmodellen zutrifft, durch lichtleere Zwischenr\u00e4ume unterbrochen werden.\nWenn dann die Dauer eines Bildes und eines Intervalls, die wir (in Anlehnung an unsere fr\u00fcheren Darlegungen) wiederum eine Periode nennen und mit t bezeichnen k\u00f6nne\u00fc, gen\u00fcgend klein wird, so erhalten wir eine konstante Wahrnehmung, bei welcher jedes Flimmern ausgeschlossen ist. Wir k\u00f6nnen diese Wahrnehmung in einzelne Teile einteilen, die untereinander verschiedene subjektive Helligkeit aufweisen k\u00f6nnen, in sich aber jeweils gleich hell sind. Wenn wir etwa sukzessive und periodisch das Wort Optik projizieren, so erscheint dasselbe auf dem Schirm, wenn t gen\u00fcgend klein ist, konstant wie in folgendem Schema (Fig. 16), bei welchem das Wort Optik hell auf dunklem Grunde zu denken ist.\nOptik.\nFig. 16.\nDie Wahrnehmung dieses Bildes k\u00f6nnen wir in einzelne, in allen Punkten subjektiv gleich helle Teile einteilen. Zu diesen Teilen geh\u00f6rt z. B. der Buchstabe 0, welcher dem dunklen Grund gegen\u00fcber verschieden ist, aber in sich in allen Punkten gleiche subjektive Helligkeit aufweist. F\u00fcr jeden dieser Teile, die wir der Wahrnehmung des ganzen Bildes gegen\u00fcber auch als Partialbilder bezeichnen k\u00f6nnen, mu\u00df das Talbot sehe Gesetz gelten, sowie die S\u00e4tze \u00fcber den Einflu\u00df von t, v und m. Denn alle diese S\u00e4tze gelten f\u00fcr\nMarbe, Kinematographische Projektionen.\td\n49","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"sukzessiv-periodische Reize, und in unserem Beispiel handelt es sich um nichts anderes.\nWas nun f\u00fcr unser Beispiel zutrifft, das gilt f\u00fcr alle F\u00e4lle, in denen bei kinematographischen Vorf\u00fchrungen dasselbe Bild, immer wiederkehrend, projiziert wird. Wenn das Bild auf dem Schirm in keinem Teil\u00ab mehr flimmert, so liegt eine konstante Wahrnehmung vor, welche in einzelne Partialbilder eingeteilt werden kann, die in allen Punkten oder Elementen gleiche subjektive Helligkeit aufweisen. Die scheinbare Helligkeit eines jeden Partialbildes ist im Verschmelzungsfall durch m bestimmt und unabh\u00e4ngig von t und v. Und f\u00fcr jedes Partialbild wird im Stadium vor der Verschmelzung diese gef\u00f6rdert durch Verminderung von t und v und Vergr\u00f6\u00dferung von m. Wenn wir daher sukzessive und periodisch dasselbe Bild projizieren, so wird es, auch als Ganzes betrachtet, um so eher auf h\u00f6ren zu flimmern, je kleiner t und v und je gr\u00f6\u00dfer m ist.\nDa\u00df letzteres wirklich zutrifft, davon habe ich mich mittels der in Fig. 17 skizzierten Versuchsanordnung \u00fcberzeugt.\n5\nAni\n4\n/\n|L\u2014||j|-W0MVW\nim W\nFig. 11.\nEin feststehendes Diapositiv D, welches eine Kirche und einige B\u00e4ume darstellte, wurde in einem Kinematographen-geh\u00e4use K befestigt und durch ein Objektiv 0 auf einen Schirm S S1 in der Gr\u00f6\u00dfe 25:30 cm projiziert. Der Be-\n50","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"obachter B sa\u00df, ebenso wie bei den Versnoben der folgenden Tabellen 9 und 10, 1,25 m von dem Schirm entfernt. Die Beleuchtung von I) erfolgte durch eine Focusgl\u00fchlampe L vermittels des Kondensors C. Bei diesen und allen folgenden Versuchen kam eine Focusgl\u00fchlampe statt einer Bogenlampe zur Verwendung, wodurch Schwankungen der Lichtquelle m\u00f6glichst vermieden wurden. In den Stromkreis der Gl\u00fchlampe war ein Regulierwiderstand BW und ein Amperemeter Am eingeschaltet. Die Lichtintensit\u00e4t wurde konstant gehalten und durch die Einstellung des Amperemeters kontrolliert. Die Abblendung des Diapositivs B erfolgte am Orte des Konvergenzpunktes der vom Kondensor kommenden Strahlen, wo eine Blende Bl mit 1 cm Lochweite angebracht war, vor der eine rotierende Scheibe SK mit ausgeschnittenen Sektoren passierte.\n!\nFig. 22.\nVerh\u00e4ltnis: 1:7.\n1:8.\n1:1.\n3:1.\n7:1.\nZur Verwendung kamen nacheinander die f\u00fcnf Scheiben, die in den Figg. 18\u201422 abgebildet sind. Jede Scheibe ent-\nt\nhielt zwei unter sich gleich gro\u00dfe feste (geschlossene, undurchsichtige) und zwei unter sich gleich gro\u00dfe ausgeschnittene (offene) Sektoren. Die Gr\u00f6\u00dfenverh\u00e4ltnisse der Sektoren sind unter den Figuren verzeichnet. Die Sektorenscheibe SK war .auf einer mit einem Tourenz\u00e4hler T verbundenen Achse\nI\nFig. 18.\tFig. 19.\tFig. 20.\tFig. 21.\n\tAusgeschnittener Sektor :\tGeschlossener Sektor:\nFig. 18.\t22,5\u00b0,\t157,5\u00b0,\nFig. 19.\t45,0 \u00b0,\t135,0\u00b0,\nFig. 20.\t90,0\u00b0,\t90,0\u00b0,\nFig. 21.\t135,0\u00b0,\t45,0\u00b0,\nFig. 22.\t157,5\u00b0,\t22,5\u00b0,\n51","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"befestigt, die durch einen Motor M angetrieben wurde. Die Abblendung im Brennpunkt hatte den Zweck, eine m\u00f6glichst gleichzeitige Aufhellung bzw. Verdunklung des ganzen Gesichtsfeldes zu bewirken. Die Rotationsgeschwindigkeit der Sektoren scheibe war durch Regulieren an dem Widerstand R Wl im Motorstromkreise in weitesten Grenzen variierbar. Die Spannung im Motorstromkreise betrug 30 Volt, die im Stromkreis der Focuslampe 120 Volt.\nWenn eine der f\u00fcnf Scheiben in Rotation versetzt wurde, so erschien auf dem Projektionsschirm das Bild des Diapositivs sukzessive und periodisch durch lichtleere Intervalle unterbrochen. Die Erscheinungs- und Verschwindungszeiten ergaben sich aus der gew\u00e4hlten Scheibe und ihrer am Tourenz\u00e4hler ablesbaren Umdrehungsgeschwindigkeit.\nJede Scheibe wurde nun zun\u00e4chst langsam, dann schneller und schlie\u00dflich so schnell in Rotation versetzt, da\u00df das Flimmern des Bildes auf dem Schirm aufh\u00f6rte. Die halbe Umdrehungsdauer der Scheiben in dem Fall, wo gerade Verschmelzung eintrat, war jeweils gleich der kritischen Periodendauer {kt). In den folgenden Tabellen stelle ich die Werte von kt f\u00fcr die einzelnen Scheiben zusammen.\nTabelle 7.\nBeobachter : Marbe.\nRelative Dauer des\t\t\nI ausgeschnittenen\tgeschlossenen\tkt\nSektors\tSektors\t\n1\t7\t40\n1\t3\t34\n1\t1\t32\n3\t1\t35\n7\t1\t43\n52","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle 8. Beobachter: Dr. Peters.\nRelative Dauer des\t\t\n1 ausgeschnittenen Sektors !\t1 geschlossenen Sektors 1 t\tkt\n1\t7\t40\n1\t3\t37\n1\t1\t32\n3\t1\t38\n7\t1\t53\nIn diesen Tabellen ist die kritische Periodendauer (kt) wieder, wie in allen Tabellen der vorliegenden Schrift, in tausendstel Sekunden (<7) angegeben. Die Tabellen zeigen, da\u00df die k\u00fcrzeste kritische Periodendauer erforderlich ist, wenn der ausgeschnittene und geschlossene Sektor gleich gro\u00df sind, also die Bild- und Verdunklungsphase gleich lang dauert; je mehr das Verh\u00e4ltnis der Dauern der Bild- und Verdunklungsphase von 1 ab weicht, je kleiner also v wird, desto gr\u00f6\u00dfer ist kt, desto leichter tritt also Verschmelzung ein, desto fr\u00fcher h\u00f6rt das Flimmern auf. Andererseits sehen wir, da\u00df es f\u00fcr die Verschmelzung vorteilhafter ist, da\u00df also kt gr\u00f6\u00dfer wird, wenn der ausgeschnittene Sektor gr\u00f6\u00dfer ist als der geschlossene, wenn also m steigt. (Vgl. Zeile 1 und 5, mit Zeile 2 und 4 der Tabellen.) Die Versuche zeigten also, da\u00df die Verminderung von v und die Vergr\u00f6\u00dferung von m die Verschmelzung bef\u00f6rdert; sie enthalten nat\u00fcrlich auch das Resultat, da\u00df die Verkleinerung von t f\u00fcr die Verschmelzung g\u00fcnstig ist. Wir haben demnach experimentell bewiesen, da\u00df auch f\u00fcr den Fall, wo bei kinematographischen Darstellungen ein Bild sukzessive und periodisch mit einem dunkeln Intervall wechselt, die Verminderung von t und v und die\n53","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"Vergr\u00f6\u00dferung von m die Verschmelzung des Bildes als Ganzes betrachtet beg\u00fcnstigt.\nWenn wir bei einer rotierenden Scheibe gleichzeitig v und m vergr\u00f6\u00dfern, indem wir die Scheibe st\u00e4rker beleuchten, so wird das Flimmern mit zunehmender Beleuchtung deutlicher. *) Der Einflu\u00df von v \u00fcberwiegt also. hier \u00fcber den Einflu\u00df von m. Daher wird auch, wenn wir beim Kinemato-graphen dasselbe Bild sukzessive und periodisch wiederkehren lassen, das Flimmern um so deutlicher werden m\u00fcssen, je heller das Bild ist. Die kritische Periodendauer wird also mit zunehmender Intensit\u00e4t des Bildes abnehmen. Um mich von diesem Sachverhalt zu \u00fcberzeugen, verfuhr ich folgenderma\u00dfen.\nIch stellte bei K (vgl. Fig. 23) einen Kinematographen auf, dessen Rotationsgeschwindigkeit durch einen Tourenz\u00e4hler T bestimmt werden konnte. Der Kinematograph\nH\nHhl\u2014\nIQUX\nprojizierte wieder mittels eines Objektivs 0 das in der Bildebene angebrachte feststehende kleine Diapositiv D auf den Projektionsschirm S 81 in der angef\u00fchrten Gr\u00f6\u00dfe 25:30 cm. Die Beleuchtung des Diapositivs D erfolgte von der Lichtquelle L aus durch den Kondensor C, die beide in einem lichtdichten Kasten H eingeschlossen waren. Durch den\nb Vgl. S. 32 der vorliegenden Schrift.\n54","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Mechanismus des Kinematographen wurde das Bild auf dem Schirm sukzessive und periodisch verdunkelt. Als Lichtquelle diente wiederum eine Focusgl\u00fchlampe, deren Lichtst\u00e4rke mittels des Widerstandes R W reguliert und durch das Amperemeter Am eindeutig bestimmt werden konnte. Ich suchte dann f\u00fcr verschiedene Lichtst\u00e4rken die kritische Periodendauer. Diese Versuche f\u00fchrten zu den beiden folgenden Tabellen.\nTabelle 9.\nBeobachter: Marbe.\nLichtst\u00e4rke (Ausschlag\tKritische Dauer einer\ndes Amperemeters)\tPeriode (kt)\n2,8\t38\n3,2\t29\n4,8\t23\nTabelle 10.\nBeobachter: Dr. Seddig.\nI\nLichtst\u00e4rke (Ausschlag des Amperemeters)\tKritische Dauer einer Periode (kt)\n2,8\t34\n3,2\t25\n4,8\t23\nDiese Tabellen lehren, da\u00df mit wachsender Stromst\u00e4rke im Gl\u00fchlampenkreis, also mit wachsender Intensit\u00e4t der sukzessive und periodisch projizierten Bilder kt abnimmt, was freilich von vorneherein zu erwarten war.\nWir haben bisher den Fall er\u00f6rtert, wo beim Kinematographen sukzessive und periodisch ein Bild erscheint und wieder verschwindet. Wir sahen, da\u00df f\u00fcr die einzelnen Partialbilder, aus denen die konstante Wahrnehmung des Bildes im\n55","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"Verschmelzungsfall besteht, das Talbot sehe Gesetz gelten mu\u00df und da\u00df die Verschmelzung eines jeden noch nicht homogenen Partialbildes durch die Verminderung von t, v und die Vergr\u00f6\u00dferung von m gef\u00f6rdert werden mu\u00df. Wir wiesen auch experimentell nach, da\u00df f\u00fcr die Verschmelzung eines kinematographisch erzeugten Bildes, sofern estais ein Ganzes betrachtet wird, der Einflu\u00df von t, v und m sich in gleicher Weise wie bei rotierenden Scheiben geltend macht. Alle diese Tatsachen lie\u00dfen sich ohne weiteres a priori deduzieren. Denn die mittels rotierender Scheiben festgestellten und von uns theoretisch begr\u00fcndeten allgemeinen Tatsachen k\u00f6nnen nat\u00fcrlich in dem speziellen Fall keine Einbu\u00dfe erleiden, wo die verschmelzenden Fl\u00e4chen Bilder oder Teile von Bildern sind.\nDiese Ergebnisse haben nun offenbar nicht nur eine Bedeutung f\u00fcr die seltenen F\u00e4lle, wo in der kinematographischen Praxis dasselbe Bild immer wiederkehrt, wie bei Titeln von Szenen und dergl. Sie gelten auch f\u00fcr die bei scheinbaren Bewegungen konstant bleibenden Hintergr\u00fcnde und \u00fcberhaupt f\u00fcr diejenigen Teile der kinematographisch erzeugten Projektionen, welche unbewegte Gegenst\u00e4nde darstellen. Diese Tatsachen sind aber nicht ausreichend, um eine Theorie des Kinematographen zu begr\u00fcnden. Soweit der Kinematograph Projektionen von scheinbaren Bewegungen darstellt, beruhen diese auf allgemeinen Gesetzen der Bewegungswahrnehmung, die jetzt er\u00f6rtert werden sollen.\n\u00dcber die Bedeutung der Periodenelemente f\u00fcr den Kinematographen werden wir erst im \u00a7 14 handeln.\n56","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 12. Zur Lehre vom Bewegungssehen.\na) Allgemeine Bemerkungen.\nDie Bemerkungen, welche in diesem Paragraphen mitgeteilt werden sollen, beziehen sich nicht nur auf den Kinematographen; sie bilden vielmehr einen Ausschnitt aus der Lehre vom Sehen der Bewegungen in der Natur und im Leben.\nDas Wahrnehmen von Bewegungen ist von verschiedenen Umst\u00e4nden abh\u00e4ngig. Ein bewegtes Objekt erscheint z. B. schneller bewegt, wenn es an dem ruhenden Auge vorbeizieht, als wenn wir ihm mit dem Blicke folgen. Bewegungen von Objekten werden schwerer bemerkt, wenn die Objekte mit den Seitenteilen der Netzhaut wahrgenommen werden, als wenn wir sie fixieren.1)\nDie Wahrnehmung von Bewegungen ist auch wesentlich abh\u00e4ngig von der Geschwindigkeit der Bewegungen. Das Wort Geschwindigkeit bezieht sich hier, wie allenthalben bei der Lehre von der Bewegungswahrnehmung, auf die sogenannte Winkelgeschwindigkeit. Diese wird gemessen durch die Gr\u00f6\u00dfe des von einem Radiusvektor in der Zeiteinheit he-\nt\nstrichenen Winkels, wobei der Radiusvektor vom Beobachter ausgehend zu denken ist. Damit die Bewegung eines Gegen-\n1) Vgl. Zoth in Nagels Handbuch der Physiologie des Menschen, Bd. 3, S. 366, 1905.\n57","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"Standes als solche bemerkt wird, mu\u00df derselbe eine gewisse Minimalgeschwindigkeit haben. Wenn die Geschwindigkeit andererseits eine gewisse obere Grenze erreicht hat, h\u00f6ren wir auf, die Richtung und \u00fcberhaupt die Tatsache der Bewegung wahrzunehmen. Wir bemerken dann aber noch, da\u00df im Gesichtsfeld eine \u00c4nderung vorgegangeu ist. Bei noch gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeiten nehmen wir auch dies nicht mehr wahr.1)\nWenn sich nun ein Gegenstand sehr langsam aber mit einer Geschwindigkeit bewegt, welche die oben erw\u00e4hnte (nach Aubert2) pro Sekunde 1\u20142 Winkelminuten betragende Minimalgeschwindigkeit \u00fcbersteigt, so k\u00f6nnen wir denselben mit den Augen verfolgen, indem wir ihn fixieren. Das Bild des Gegenstandes f\u00e4llt dann immer auf dieselbe Netzhautstelle.\nIn gewissen F\u00e4llen jedoch folgt das Auge bewegten Gegenst\u00e4nden nicht, so z. B. wenn wir in der N\u00e4he des bewegten Uhrpendels einen festen Punkt fixieren. Wenn sich nun ein Gegenstand im Gesichtsfeld des ruhenden Auges bewegt, so geht unmittelbar hinter ihm der sogenannte Nachbildstreifen her. Dieser Nachbildstreifen ist keine physikalische, sondern eine physiologisch bedingte psychologische Erscheinung, welche mit dem oben (\u00a7 8) erw\u00e4hnten Ab- und Anklingen der Empfindung zusammenh\u00e4ngt. Bewegt sich ein helles Objekt auf dunklem Grund, so wird jeder Punkt der Bahn des Objekts und daher jeder Punkt der Netzhautlinie, welche dieser Bahn entspricht, sukzessive durch das Objekt erleuchtet. Hat das Objekt einen Punkt p der Bahn verlassen, so klingt die ihm entsprechende Empfindung nicht momentan, sondern (nachdem sie kurze Zeit in gleicher fet\u00e4rke\n1)\tVgl. Stern, Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der\nSinnesorgane, Bd. 7, S. 322f., 1894.\n2)\tAubert, Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie, Bd. 39,\nS. 353, 1886.\n58","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"an gedauert hat) allm\u00e4hlich ab. Je l\u00e4ngere Zeit nun das Objekt den Punkt p bereits verlassen hat, desto mehr ist, im gro\u00dfen und ganzen betrachtet, das Abklingen fortgeschritten, bis schlie\u00dflich eine Nachwirkung des erleuchteten Objekts im Punkte p \u00fcberhaupt auf h\u00f6rt. In jedem Augenblick mu\u00df daher hinter dem Objekt ein Streifen sichtbar sein, dessen Helligkeit sich von derjenigen des Objekts entfernt, um schlie\u00dflich in die Helligkeit des Grundes \u00fcberzugehen. Analoges geschieht, wenn sich ein dunkler Gegenstand auf hellerem Grunde bewegt, nur da\u00df dann der Nachbildstreifen nicht durch das allm\u00e4hliche Abklingen, sondern vielmehr durch das allm\u00e4hliche Anklingen zustande kommt, da die von dem bewegten Objekt eben verlassenen Punkte seiner Bahn in diesem Fall allm\u00e4hlich heller werden. Die L\u00e4nge des Nachbildstreifens ist von der Geschwindigkeit abh\u00e4ngig, mit welcher sich das Objekt bewegt, die Deutlichkeit ist u. a. eine Funktion des Helligkeitsunterschiedes zwischen Objekt und Grund.\nIm gew\u00f6hnlichen Leben f\u00e4llt uns der Nachbildstreifen \u00fcberhaupt nicht auf, und erst, wenn wir die Aufmerksamkeit besonders auf denselben richten, wird er bemerkt. Ganz besonders deutlich aber wird der Nachbildstreifen, wenn er nicht kontinuierlich, sondern unterbrochen ist, oder wenn seine Helligkeit in einzelnen Teilen wesentlich variiert. Dies Verh\u00e4ltnis ist gegeben, wenn wir etwa im Wechselstrombogenlicht unsern Spazierstock schnell bewegen und beobachten, ohne ihm mit den Augen zu folgen. Der Stock wird, da das Licht sukzessive und periodisch heller und dunkler wird, 'in gleichem Tempo erhellt und verdunkelt. Der Nachbildstreifen nimmt daher hier nicht kontinuierlich ab, sondern er erscheint sehr deutlich gegliedert: die helleren und dunkleren Stellen heben sich (offenbar infolge von Kontrastwirkung besonders deutlich) gegeneinander ab.\n59","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nb) Uber scheinbare Bewegungen ruhender Objekte.\nBisher war immer von bewegten Objekten die Rede, welche den Bewegungseindruck erzeugen. Dieser kann nun aber auch durch ruhende Objekte hervorgerufen werden, wenn dieselben sukzessive an verschiedenen Stellen des Raumes erscheinen. Um diese Tatsache n\u00e4her zu studieren, habe ich 13 kleine elektrische Gl\u00fchbirnen (21/2-Volt-Osraml\u00e4mpchen) benutzt.\nDer Beobachter sa\u00df in einer Entfernung von 1 m vor einem h\u00f6lzernen K\u00e4stchen von 26 cm L\u00e4nge, 4 cm Breite und 3 cm H\u00f6he (vgl. Fig. 24). Der ganz geschw\u00e4rzte Innenraum des K\u00e4stchens war durch vertikale Scheidew\u00e4nde in 13 F\u00e4cher geteilt. In jedem Fach befand sich ein L\u00e4mpchen. Die dem Beobachter zugekehrte Wand des K\u00e4stchens hatte\no\t1\u2014\u25a0\u2014 o\to\to l j\to \u00bb l\to\t1 1 o\t1 1 o\to\to\to\to\to\nFig. 24.\n\u2022 \u2022\nvor jedem L\u00e4mpchen einen kreisf\u00f6rmigen, mit \u00d6lpapier beklebten Ausschnitt von 3 mm Durchmesser. Je zwei dieser Auschnitte waren (von Mitte zu Mitte gerechnet) 20 mm voneinander entfernt.\nDurch einen rotierenden Kontakt, n\u00e4mlich durch die von den Psychologen als \u201eZeitsinnapparat\u201c1) bezeichnete Vorrichtung, konnten die L\u00e4mpchen nacheinander zum Aufleuchten gebracht werden. Je gr\u00f6\u00dfer die in weiten Grenzen variierbare Rotationsgeschwindigkeit war, desto rascher folgte das Aufleuchten einer Lampe auf das der anderen. Das Intervall\ni) S. Preisliste Nr. 20 \u00fcber Psychologische und Physiologische Apparate von E. Zimmermann, Leipzig. S. 131, Nr. 1950.\n60","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"zwischen dem Aufleuchten zweier L\u00e4mpchen konnte aus der Geschwindigkeit des rotierenden Kontaktes und der r\u00e4umlichen Entfernung der Kontaktstellen bestimmt werden. Durch Entfernung einzelner Kontaktstellen aus dem Stromkreise konnte die Z^hl der aufleuchtenden L\u00e4mpchen beliebig reduziert werden. Durch Widerst\u00e4nde mu\u00dfte bei allen Versuchen daf\u00fcr gesorgt werden, da\u00df die L\u00e4mpchen nicht allzuhell leuchteten, da hierdurch st\u00f6rende Nachbilder entstehen. Der Beobachter folgte bei diesen Experimenten (von der gr\u00f6\u00dften Sukzessionsgeschwindigkeit der Reize abgesehen) der scheinbaren Bewegung unwillk\u00fcrlich mit den Augen, ohne da\u00df man nat\u00fcrlich behaupten darf, da\u00df die Bewegungsgeschwindigkeit des Auges mit der des scheinbar bewegten Objektes immer genau korrespondierte.\nWenn die einzelnen Birnen ganz langsam der Reihe nach entz\u00fcndet wurden, so erhielt ich keinen Bewegungseindruck. Wurde die Geschwindigkeit gesteigert, so bildete sich zun\u00e4chst ein Bewegungseindruck besonderer Art. Ich glaubte eine Bewegung eines hellen Objektes, das sukzessive und periodisch verschwand, also die Bewegung eines diskontinuierlich wahrgenommenen Gegenstandes zu sehen. Bei abermaliger Steigerung der Geschwindigkeit des rotierenden Kontaktes schien die Sichtbarkeit des leuchtenden Objektes zwar nicht mehr unterbrochen, aber sto\u00dfweise vor sich zu gehen: ich sah eine Bewegung mit Haltepunkten. Wurde die Geschwindigkeit weiter vergr\u00f6\u00dfert, dann trat der Eindruck einer kontinuierlichen gleichf\u00f6rmigen Bewegung auf. Bei abermaliger Steigerung der Geschwindigkeit schienen sich zwei oder mehrere, durch dunkle Zwischenr\u00e4ume getrennte helle Objekte hintereinander fortzubewegen. In diesem Fall war die Geschwindigkeit offenbar so gro\u00df, da\u00df der Beobachter der scheinbaren Bewegung weniger gut als bei den fr\u00fcheren Versuchen folgen konnte, und das Abklingen eines Reizes noch nicht\n61","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"vollendet war, als der n\u00e4chste schon sichtbar wurde. Bei ganz gro\u00dfer Geschwindigkeit h\u00f6rt der Bewegungseindruck wieder auf. Man sieht dann eine Reihe leuchtender Objekte ziemlich gleichzeitig, an denen Helligkeits\u00e4nderungen vor sich gehen. Bei solchen gr\u00f6\u00dften Sukzessionsgeschwindigkeiten der Reize kann nat\u00fcrlich von einem Verfolgen derselben mit den Augen nicht mehr die Rede sein.\nHerr Dr. Peteks hat in selbst\u00e4ndigen Beobachtungsreihen diese Ergebnisse durchaus best\u00e4tigt gefunden. Er stellte fest, da\u00df die scheinbare Bewegung des diskontinuierlich wahrgenommenen hellen Objektes eintrat, wenn zwischen dem Aufleuchten der einzelnen L\u00e4mpchen ein Zeitintervall von 850 a lag. Der Eindruck des dauernd sichtbaren, aber sto\u00dfweise bewegten Objektes trat bei einem analogen Intervall von 390 a auf. Lag das Aufleuchten der L\u00e4mpchen 220 er auseinander, so sah er eben eine gleichf\u00f6rmige, nicht mehr sto\u00dfwei\u00dfe Bewegung auftreten. Eine scheinbare Bewegung zweier durch einen dunklen Zwischenraum getrennter Punkte wurde bei einem Zeitintervall von 82 a sichtbar. Bei einem Zeitintervall von 12 <7 h\u00f6rte der Bewegungseindruck wieder auf.\nWir d\u00fcrfen hiernach die Ergebnisse unserer Versuche so zusammenfassen: Um aus sukzessiven, diskreten Bildern, durch welche der Eindruck der Bewegung hervorgerufen werden soll, eine ungest\u00f6rte scheinbare Bewegung zu gewinnen, d\u00fcrfen die zeitlichen Distanzen zwischen den Bildern weder zu klein noch zu gro\u00df sein. Die Bewegung mu\u00df so schnell sein, da\u00df ein ungest\u00f6rter, ununterbrochener und nicht sto\u00dfweise erscheinender Bewegungseindruck auftritt, aber nicht so gro\u00df, da\u00df mehrere Bilder gleichzeitig erscheinen.\nEs w\u00e4re nun indessen nicht richtig, wenn man diese Ergebnisse schlechthin verallgemeinern wollte. Denn da die St\u00f6rung infolge gleichzeitigen Sehens mehrerer Phasen damit zusammenh\u00e4ngt, da\u00df wir den objektiven Phasen der subjek-\n62","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"tiven scheinbaren Bewegung nicht genau mit den Augen folgen k\u00f6nnen, und da das Folgen mit den Augen offenbar um so leichter ist, je n\u00e4her die sukzessive nacheinander dargebotenen Phasen r\u00e4umlich nebeneinander liegen, so m\u00fcssen wir die M\u00f6glichkeit offen lassen, da\u00df das Auftreten mehrerer gleichzeitiger Bilder auch bei gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeiten ausbleibt, wenn die dargebotenen Phasen einander r\u00e4umlich gen\u00fcgend nahe liegen. Sind die sukzessive gebotenen Phasen so nahe\n$\nFig. 25.\nTa\nnebeneinander, da\u00df sie sich auf der Netzhaut des Auges teilweise \u00fcberdecken, so kann die Verfolgung der scheinbaren Bewegung des Objektes mit den Augen offenbar gar keine Schwierigkeiten machen.\nDa\u00df nun in der Tat die Sukzessionsgeschwindigkeit der Phasen beliebig gesteigert werden kann, wenn die einzelnen Phasen einandef sehr nahe liegen, zeigten wir durch folgende Versuchsanordnung, die in Fig. 25 schematisch wiedergegeben ist.\nDie in einem Blendschirm BBX sitzende Linse entwirft auf dem Schirm SSY ein Bild von einer normalen sechzehn-\n63","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"kerzigen mit Gleichstrom gespeisten Gl\u00fchlampe G in etwa nat\u00fcrlicher Gr\u00f6\u00dfe. Vor der Linse bewegt sich eine Verschlu\u00dfscheibe VVl, die auf der Achse eines Elektromotors sitzt. Die Scheibe ist in Fig. 26 in Aufsicht abgebildet; sie enth\u00e4lt 24 radial verlaufende Schlitze, die bei ihrem Vorbeipassieren Lichtblitze durch die projizierende Xinse hindurchlassen, so da\u00df auf dem Schirme sukzessive einzelne Bilder der Gl\u00fchlampe entstehen. Bewegten wir nun mit der Hand die Gl\u00fchlampe wagrecht in der Richtung hin und her, so bewegte sich auch das Bild auf dem Schirm SSl hin und her.\nWar die Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe so gro\u00df, da\u00df auf dem Schirm ca. 150 Einzelbilder in der Sekunde erschienen, und bewegten wir die Gl\u00fchlampe mit der Hand so schnell hin und her als irgend m\u00f6glich, so sah man auf dem Schirm das Bild des bewegten Gl\u00fchfadens, jedoch nicht einfach, sondern aus einer ganzen Reihe von parallelen leuchtenden F\u00e4den bestehend. Dieses Zerfallen des bewegten Glulilampenbildes in getrennte Bilder blieb jedoch aus, als wir (bei ungef\u00e4hr gleicher Bewegungsgeschwindigkeit der Lampe) der Scheibe eine au\u00dferordentlich gro\u00dfe Umdrehungsgeschwindigkeit gaben, soda\u00df ca. 800 Bilder pro Sekunde zur Erscheinung kamen.\nDer Grund daf\u00fcr, da\u00df bei dem letzten V ersuch das Gl\u00fchlampenbild stets kontinuierlich blieb, liegt wohl darin, da\u00df bei der gro\u00dfen Sukzessionsgeschwindigkeit der einzelnen Lichtblitze immer nur ganz nahe benachbarte Phasen auf dem Schirm SS^ entworfen wurden, die sich nahezu vollst\u00e4ndig \u00fcberdeckten, so da\u00df das Auge der scheinbaren Bewegung verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht folgen konnte. Bei dem zuerst beschriebenen Versuch mit ca. 150 Bildern in der Sekunde lagen die einzelnen Phasen offenbar so weit auseinander, da\u00df das Auge ihnen schlechter folgen konnte, weshalb sie auf g\u00e4nzlich verschiedene Netzhautstellen fielen; infolgedessen\n64","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"waren beim ersten Versuch eine ganze Reihe von Phasen noch nicht vollst\u00e4ndig abgeklungen, als eine neue eintrat.\nDiese Versuche lehren offenbar, da\u00df auch \u00e4u\u00dferst gro\u00dfe\n\u00ab\nSukzessionsgeschwindigkeiten zul\u00e4ssig sind, wenn die Phasen einander nur r\u00e4umlich gen\u00fcgend nahe liegen. Wir m\u00fcssen also jetzt zusammenfassend sagen:\nDie Bewegung mu\u00df so schnell sein, da\u00df ein ungest\u00f6rter, ununterbrochener und nicht sto\u00dfweise erscheinender Bewegungseindruck auftritt, aber nicht so schnell, da\u00df mehrere Bilder gleichzeitig erscheinen. Doch darf die Bewegungsgeschwindigkeit beliebig gesteigert werden, wenn die Phasen einander r\u00e4umlich gen\u00fcgend nahe treten, da hierdurch das gleichzeitige Sehen mehrerer getrennter Phasen ausgeschlossen wird.\nDie r\u00e4umliche N\u00e4he bzw. Entfernung der einzelnen Phasen ist nun nicht nur daf\u00fcr ma\u00dfgebend, ob wir gleichzeitig nur ein Bild oder mehrere sehen; sie ist vielmehr auch von Einflu\u00df auf das Zustandekommen des Bewegungseindruckes als solchen. Unsere Versuche \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit des Bewegungseindruckes von der r\u00e4umlichen Entfernung der Phasen wurden wieder mit den oben erw\u00e4hnten kleinen Gl\u00fchlampen angestellt.\nLie\u00df ich die L\u00e4mpchen bei einem Zeitintervall von 180 o' sukzessive aufleuchten, dann bekam ich den deutlichen Eindruck einer ungest\u00f6rten, nicht sto\u00dfweise verlaufenden Bewegung. Wenn nun bei \u00fcbrigens gleicher Einstellung des Apparates nur das 1., 3., 5., 7., 9., 11. und 13. L\u00e4mpchen\nerleuchtet wurde*, so erschien die Bewegung schon etwas zerhackt. Dies war noch mehr der Fall, wenn nur das 1., 4.,\n7.,\t10. und 13. L\u00e4mpchen erleuchtet wurde. Der zerhackte Charakter der Bewegung wurde noch deutlicher, als nur das\n1.,\t5., 9. und 13. L\u00e4mpchen benutzt wurde. Das bewegte\nMabbe, Kinematographische Projektionen.\t6\n65","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"helle Objekt wurde jetzt nur mehr diskontinuierlich gesehen, die Bewegung schien durch dunkle Zwischenr\u00e4ume unterbrochen.\nWurde nur mit dem 1., 6. und 11. L\u00e4mpchen gearbeitet, so trat der Bewegungseindruck zur\u00fcck: man sah drei aufeinanderfolgende, r\u00e4umlich getrennte Lichterscheinungen, ohne\n'\t4\nden Zwang zu empfinden, sie als Phasen einer Bewegung aufzufassen. \u2014 Wurde nur das 1. und 11. L\u00e4mpchen zum Aufleuchten gebracht, so sah man nacheinander zwei helle Objekte\u2019, ohne eine Spur von Bewegungseindruck dabei zu haben.\n. Man m\u00f6chte nun vielleicht glauben, da\u00df das Auf h\u00f6r en des Bewegungseindruckes bei Verwendung des 1. und 11. L\u00e4mpchens damit zusammenh\u00e4ngt, da\u00df nur zwei Beize zur Verwendung kamen, und annehmen, da\u00df der Bewegungseindruck nur bei einer Mehrheit von sukzessive ruhenden Beizen auftritt. Das ist jedoch durchaus nicht der Fall. Verwandte ich unter im \u00fcbrigen gleichen Versuchsbedin-guugen nur das 1. und 6. L\u00e4mpchen, so glaubte ich wieder den Eindruck einer, allerdings unterbrochenen, Bewegung zu haben, ebenso bei der Verwendung des 1. und 5. L\u00e4mpchens. Der Bewegungseindruck wurde um so deutlicher, je n\u00e4her die beiden ben\u00fctzten L\u00e4mpchen nebeneinander lagen.\nAuch diese Versuche wurden durch selbst\u00e4ndige Beobachtungen des Herrn Dr. Petees best\u00e4tigt.\nUm demnach aus nacheinander sichtbaren Bildern oder Phasen einen ungest\u00f6rten Bewegungseindruck zu erhalten, m\u00fcssen die einzelnen Bilder r\u00e4umlich gen\u00fcgend nahe aneinander liegen.\nDie bisher beschriebenen Versuche \u00fcber das Sehen von Bewegungen an sukzessive aufleuchtenden Beizen wurden so ausgef\u00fchrt, da\u00df der Beobachter mit dem Auge der scheinbaren Bewegung des hellen Objektes unwillk\u00fcrlich folgte,\n66","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"soweit dies m\u00f6glich war. In einer anderen Versuchsreihe lie\u00df ich den Beobachter ein andauernd sichtbares, schwaches Licht mit dem Auge fixieren, das \u00fcber der Reihe der sukzessiv aufleuchtenden L\u00e4mpchen angebracht war. Die Beobachtung geschah also jetzt mit ruhendem Blick. Die Entfernung des Beobachters von dem K\u00e4stchen, das die L\u00e4mpchen enthielt, betrug bei diesen Versuchen ca. 5 m. Die Resultate, die ich erhielt, sind qualitativ nicht von denen der fr\u00fcheren Versuche verschieden. Es zeigte sich nur, da\u00df die Intervalle, die zwischen dem Aufleuchten zweier benachbarter L\u00e4mpchen liegen mu\u00dften, um einen der oben beschriebenen Bewegungseindr\u00fccke hervorzurufen, deutlich k\u00fcrzer sein mu\u00dften als in den Versuchen, in denen der Blick das scheinbar bewegte Objekt verfolgte. So trat f\u00fcr Herrn Dr. Peters bei bewegtem Blick der Eindruck der sto\u00dfweisen Bewegung mit unterbrochener Sichtbarkeit des Objektes in diesen Versuchen bei einem Zeitintervall von 1267 g auf, bei fixiertem Blicke aber erst bei einem Zeitintervall von 383 a. Die sto\u00dfweise Bewegung bei dauernder Sichtbarkeit des Objektes sah er mit bewegtem Blick bei 267 g, mit fixiertem Blick bei 183 g.\nEs ist also offenbar f\u00fcr das Auftreten des Bewegungseindruckes g\u00fcnstiger, wenn das Auge sich in der Richtung der sukzessive erleuchteten Objekte bewegt, als wenn es andauernd einen Punkt fixiert.\nBei allen Versuchen mit den L\u00e4mpchen hatte der Beobachter lediglich die Aufgabe, festzustellen, ob und wie der Bewegungseindruck vorhanden war. Bei den Beobachtungen\nmit bewegtem Auge zeigte nun das scheinbar bewegte Objekt\n\u00bb\nein mehr oder weniger deutliches Flimmern. Es ist klar, da\u00df, wenn das Auge der scheinbaren Bewegung des Objektes folgt, f\u00fcr das Verschwinden dieses Flimmerns die S\u00e4tze \u00fcber den Einflu\u00df von t, v und m in Betracht kommen; auch mu\u00df die Helligkeit des scheinbar bewegten Objektes im Fall, da\u00df\ne*\n67","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"dasselbe zu flimmern aufh\u00f6rt, durch das Talbot sehe Gesetz im engeren Sinne bestimmt sein. Denn offenbar kann es f\u00fcr die Tatsachen der Verschmelzung nicht von Belang sein, ob wir das Auge bewegen oder nicht, wofern nur die sukzessiv-periodischen Reize immer auf dieselbe Netzhautstelle fallen. Da\u00df in der Tat f\u00fcr bewegte, in ihrer Intensit\u00e4t variierende Objekte die Ver\u00e4nderung von v, t und m sich in gleicher Weise geltend macht wie f\u00fcr ruhende, davon habe ich mich durch einige Experimente mittels einer anderen Versuchsanordnung \u00fcberzeugt (vgl. Fig. 27).\nZ S,\nFig. 27.\nEine Focusgl\u00fchlampe L sandte durch den Kondensor O die Blende Bl und das Objektiv 0 derart ihr Licht aus, da\u00df sie, falls in der Ebene S S1 ein Schirm aufgestellt worden w\u00e4re, diesen gleichm\u00e4\u00dfig beleuchtet h\u00e4tte. In dieser Ebene S S1 rotierte ein an einem d\u00fcnnen mattschwarzen Draht von 20 cm L\u00e4nge angebrachte wei\u00dfe Scheibe J von 4,5 cm Durchmesser um die Achse A, die von dem Motor M2 angetrieben wurde. 25 cm hinter der rotierenden Scheibe J war ein mattschwarzer Hintergrund Z Zx aufgestellt. Vor der Blenden\u00f6ffnung rotierten die Ausschnitte einer Sektorenscheibe, die\n68","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"vom Motor Mx angetrieben wurde und deren Tourenzahl durch den Z\u00e4hler T bestimmbar war. Zur Verwendung kamen wieder die f\u00fcnf oben abgebildeten Scheiben (Figg. 18\u201422). Der Regulierwiderstand R /F2 regulierte die Helligkeit der Focusgl\u00fchlampe L, deren Lichtst\u00e4rke mit Hilfe des auf 4,8 Ampere eingestellten Amperemeters Am immer konstant gehalten wurde. Die Widerst\u00e4nde RW\\ und RWZ regulierten die Tourenzahlen der Motoren und M2. Die Umdrehungsdauer der wei\u00dfen Scheibe betrug ca. 2 Sekunden. Der Beobachter hatte die Aufgabe, die kleine Scheibe w\u00e4hrend der Bewegung und zwar jeweils w\u00e4hrend einer Umdrehung mit den Augen zu verfolgen; das Auge [R) war 1 m von dieser Scheibe entfernt. Die rotierende Sektorenscheibe wurde nun zun\u00e4chst in langsame Rotation versetzt, so da\u00df das Scheibchen J deutlich flimmerte. Nachdem der Beobachter w\u00e4hrend einer Umdrehung des Scheibchens dieses mit den Augen verfolgt hatte, gab er sein Urteil ab. Die Rotationsgeschwindigkeit der Sektorenscheibe wurde dann so lange vergr\u00f6\u00dfert, bis der Beobachter ein Flimmern des Scheibchens nicht mehr wahrnahm. Die kritischen Periodendauern konnten dann ebenso wie f\u00fcr die Tabellen 7 und 8 berechnet werden. Die Resultate dieser Versuche teile ich in folgender Tabelle mit.\nTabelle 11.\nBeobachter: Dr. Peters.\n\u2022 Relative Dauer des\t\tKritische\nausgeschnittenen Sektors \u2022\tgeschlossenen Sektors\tPeriodendauer {kt)\n* 1\t7\t58\n1\t3\t52\n1\t1\t42\n3\t1\t62\n7\t1\t68\n69","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"Diese Tabelle zeigt in der Tat, da\u00df auch, wenn wir einen periodisch in seiner Helligkeit variierenden Gegenstand mit den Augen verfolgen, die Verschmelzung die kleinste Periodendauer erfordert, wenn v am gr\u00f6\u00dften ist (Verh\u00e4ltnis der Sektoren\t1:1).\tJe\tkleiner v wird\t(also hei den Scheiben mit\nden Ausschnitten 1\tund 3 bzw. 3\tund 1 und hoch mehr bei\nden Scheiben mit den Ausschnitten 1 und 7 bzw. 7 und 1), desto gr\u00f6\u00dfer wird die kritische Periodendauer, desto leichter tritt also Verschmelzung ein. Vergleichen wir kt f\u00fcr die Scheiben mit den Ausschnitten 1 und 7 bzw. 1 und 3 einerseits mit\tkt f\u00fcr\tdie\tScheiben 7 und 1 bzw. 3 und 1, so sehen\nwir, da\u00df\tkt um\tso\tgr\u00f6\u00dfer ist, je\tgr\u00f6\u00dfer der ausgeschnittene\n(offene) Sektor ist, da\u00df also auch hier die Vergr\u00f6\u00dferung von m die Verschmelzung bef\u00f6rdert.\nBei den oben beschriebenen L\u00e4mpchenversuchen, wo das Auge der scheinbaren Bewegung nicht folgte, sondern einen festen Punkt fixierte, war es f\u00fcr die Beobachter (Dr. Peters und Verfasser) schwer, sich \u00fcber das Flimmern des scheinbar bewegten Objektes zu \u00e4u\u00dfern. Denn es ist ganz allgemein schwierig, einen bestimmten Gegenstand zu fixieren und die Aufmerksamkeit auf einen anderen zu lenken. Aber auch hier hatten wir den Eindruck, da\u00df der scheinbar bewegte Punkt mehr oder weniger deutlich flimmere.\nBei diesen Experimenten werden eine ganze Reihe nebeneinanderliegender, durch Zwischenr\u00e4ume getrennter Netzhautstellen nacheinander gereizt. An jeder Netzhautstelle klingt daher die Empfindung zun\u00e4chst an, um sogleich wieder abzuklingen. M\u00f6glicherweise h\u00e4ngt hiermit die Unruhe im scheinbar bewegten Objekt, die wir als Flimmern bezeichnen, zusammen. Die Tatsachen des Talbot sehen Gesetzes k\u00f6nnen f\u00fcr diesen Fall, wo es sich nicht um sukzessiv-periodische Reizung derselben Netzhautstelle handelt, nicht in Betracht kommen.\n70","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"c) Theorie der scheinbaren Bewegungen\nJ\nruhender Objekte.\nWie ist es m\u00f6glich, da\u00df wir eine Bewegung vor uns zu haben glauben, wenn tats\u00e4chlich nur ruhende Bilder sukzessive an verschiedenen Stellen des Raumes erscheinen?\nUm diese Frage zu beantworten, m\u00fcssen wir von tats\u00e4chlich bewegten Gegenst\u00e4nden ausgehen. Wir sahen im Abschnitt a) dieses Paragraphen, da\u00df wir eine Bewegung wahrnehmen, wenn sich ein Objekt tats\u00e4chlich bewegt, dessen Geschwindigkeit weder zu gro\u00df noch zu klein ist. D\u00fcrr1) hat nun gezeigt, da\u00df ein ziemlich gro\u00dfer Abschnitt einer Bewegung objektiv verschwinden kann, ohne da\u00df wir die Unterbrechung der Bewegung bemerken. Wenn wir z. B. ein kleines Gl\u00fchl\u00e4mpchen in 4 m Entfernung vom Beobachter im Dunkeln bewegen und wenn wir dabei das L\u00e4mpchen hinter einem Schirmchen von 30 mm Breite vorbeif\u00fchren, so wird diese Unterbrechung gar nicht bemerkt, wofern nur die Bewegungsgeschwindigkeit des L\u00e4mpchens gen\u00fcgend gro\u00df ist. Diese Tatsache ist nun zwar von D\u00fcrr nur f\u00fcr den Fall festgestellt worden, in welchem wir dem L\u00e4mpchen mit dem Auge folgen; sie gilt aber auch f\u00fcr das ruhende Auge, wofern nur die Entfernung des Beobachters von dem L\u00e4mpchen gen\u00fcgend gro\u00df ist.\nHerr Dr. Peters und ich lie\u00dfen eines der oben erw\u00e4hnten 2x/2-Volt-Osraml\u00e4mpchen, dessen Lichtst\u00e4rke durch Widerst\u00e4nde stark herabgesetzt war, mittels der von D\u00fcrr benutzten Anordnung \"rotieren. Wir lie\u00dfen das L\u00e4mpchen hinter einem Schirmchen von 6 mm Breite vorbei passieren.\nEtwas oberhalb der Stelle, hinter welcher sich das L\u00e4mpchen vorbei bewegte, trug das Schirmchen einen kleinen Fleck aus\nb Philosophische Studien, Bd. 15, S. 518 ff., 1900.\n71","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"Leuchtf\u00e4rbe, den wir fixierten. Bei einer Entfernung von 4l/2 m vom Scfiirmchen konnten wir eine Unterbrechung der gesehenen Bewegung nicht mehr bemerken, wenn die Bewegungsgeschwindigkeit des L\u00e4mpchens 7,2 m in der Sekunde betrug. Eine Reihe anderer Versuche mit kleineren Schirm-chen und anderen Bewegungsgeschwindigkeiten* des L\u00e4mpchens f\u00fchrten zu demselben Resultat.\nWir k\u00f6nnen also allgemein sagen: Es kann ein Abschnitt einer Bewegung ausfallen, ohne da\u00df wir es bemerken, wenn der Abschnitt gen\u00fcgend klein und die Geschwindigkeit der Bewegung des Objektes gen\u00fcgend gro\u00df ist. Ob diese Tatsachen durch periphere, d. h. in dem Sinnesorgan begr\u00fcndete Umst\u00e4nde, oder durch zentrale, d. h. im Gehirn sich abspielende physiologische Prozesse begr\u00fcndet ist, soll hier nicht er\u00f6rtert werden.\nUnsere Versuche mit den 13 L\u00e4mpchen k\u00f6nnen nun so aufgefa\u00dft werden, als bewege sich ein L\u00e4mpchen, welches nur in 13 Phasen sichtbar ist, w\u00e4hrend es in den zwischen diesen 13 Phasen liegenden 12 Zwischenzeiten verschwindet. Unsere Versuche mit den 13 L\u00e4mpchen und demnach alle F\u00e4lle, wo aus ruhenden Reizen subjektive Bewegungen resultieren, k\u00f6nnen also als unterbrochene Bewegungen spezieller Art aufgefa\u00dft werden. Da\u00df bei solchen Versuchen, wie die Ergebnisse mit den 13 L\u00e4mpchen zeigen, die sukzessiven Reize weder r\u00e4umlich noch zeitlich zu weit auseinander liegen d\u00fcrfen, stimmt durchaus mit dem Ergebnis von D\u00fcrr \u00fcberein, demzufolge die Breite des Schirmchens gen\u00fcgend klein und die Bewegungsgeschwindigkeit des Objektes gen\u00fcgend gro\u00df, also die Dauer der Unterbrechung gen\u00fcgend kurz sein mu\u00df, wenn die Unterbrechung nicht bemerkt werden soll.\n72","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 13. Bedeutung einiger Tatsachen des Bewegungssehens\nf\u00fcr den Kinematographen.\nWir haben im Abschnitt b) des \u00a7 12 n. a. den Fall behandelt, wo wir mit ruhendem Auge eine scheinbare Bewegung wahrnehmen, die aus ruhenden sukzessive erscheinenden Bildern resultiert.\nDieser Fall scheint mir f\u00fcr den Kinematographen von untergeordneter Bedeutung zu sein. Denn das Auge pflegt einerseits gesehenen und daher auch nur scheinbaren Bewegungen reflektorisch zu folgen, und andererseits pflegen wir Bewegungen, denen wir mit den Augen nicht folgen, keine Aufmerksamkeit beizulegen.\nVon gro\u00dfer Bedeutung f\u00fcr den Kinematographen sind dagegen die F\u00e4lle, wo das Auge die scheinbare Bewegung begleitet. Wir sahen nun zun\u00e4chst, da\u00df, wenn wir scheinbare Bewegungen aus sukzessiven Reizen herstellen wollen, die Sukzessionsgeschwindigkeit der Reize mindestens so gro\u00df sein mu\u00df, da\u00df ein ungest\u00f6rter Bewegungseindruck entsteht. Sie darf aber nicht so gro\u00df sein, da\u00df mehrere Bilder gleichzeitig gesehen werden. Doch kann sie beliebig gesteigert werden, wenn die Phasen einander r\u00e4umlich gen\u00fcgend nahe liegen,\nt\nda hierdurch das gleichzeitige Sehen mehrerer Phasen ausgeschlossen wird.\nWir sahen weiterhin, da\u00df auch im Interesse des ungest\u00f6rten Bewegungseindruckes als solchen die einzelnen ruhenden Bilder m\u00f6glichst nahe beieinander liegen m\u00fcssen.\n73","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"Hieraus ergibt sieh f\u00fcr den Kinematographen, da\u00df die H\u00e4ufung der zu projizierenden Phasen einer Bewegung unbedingt vorteilhaft bzw. zul\u00e4ssig ist. Um m\u00f6glichst viele Phasen eines Bewegungsvorganges zu erhalten, m\u00fcssen wir bei der photographischen Aufnahme nat\u00fcrlich m\u00f6glichst viele Bilder zu gewinnen suchen. Die Beschleunigung der Ablaufgeschwindigkeit des Kinematographen liegt gleichfalls im Interesse guter Vorf\u00fchrungen, jedoch nur insoweit, als dadurch nicht mehrere Phasen gleichzeitig sichtbar werden. Letzteres wird bei beliebig gro\u00dfer Ablaufgeschwindigkeit vermieden, wenn die Phasen einander r\u00e4umlich gen\u00fcgend nahe liegen, d. h. wenn wir gen\u00fcgend viele Phasen eines Bewegungsvorganges zur Projektion bringen. Da\u00df nat\u00fcrlich infolge der Vergr\u00f6\u00dferung der Ablaufgeschwindigkeit die Geschwindigkeit der scheinbaren Bewegungen gr\u00f6\u00dfer wird und da\u00df dies f\u00fcr die Deutlichkeit der Wirkung hinderlich sein kann, liegt auf der Hand.\nWir sahen im vorigen Paragraphen auch, da\u00df f\u00fcr die scheinbar bewegten, aus ruhenden Reizen resultierenden, mit den Augen verfolgten Bilder das Talbot sehe Gesetz gilt, und da\u00df es f\u00fcr die Vermeidung des Flimmerns vorteilhaft ist, t und v m\u00f6glichst klein zu machen und m m\u00f6glichst zu vergr\u00f6\u00dfern. Da\u00df die Verminderung von t und v und die Vergr\u00f6\u00dferung von m f\u00fcr den kinematographischen Effekt vorteilhaft ist, wurde schon oben, S. 53, erw\u00e4hnt, da diese Gesichtspunkte auch f\u00fcr die Vermeidung des Flimmerns bei Hintergr\u00fcnden und \u00fcberhaupt bei Bildern oder Teilen von Bildern gelten, die dem Zuschauer unbewegt erscheinen sollen.\n74","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7 14. Anwendung unserer Ergebnisse auf die Technik.\nWir fassen zun\u00e4chst aus den \u00a7\u00a711 und 13 die Forderungen zusammen, die man nach unseren experimentellen und theoretischen Darlegungen an einen Kinematographen stellen mu\u00df, indem wir uns aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden einer anderen Reihenfolge bedienen als bisher.\n1.\tUm das Flimmern bei ruhend erscheinenden Objekten und bei bewegt erscheinenden Objekten m\u00f6glichst zu vermindern bzw. aufzuheben, mu\u00df t und v m\u00f6glichst reduziert, und m m\u00f6glichst gro\u00df gemacht werden.\n2.\tUm zerhackte und sto\u00dfweise erscheinende Bewegungen zu vermeiden, m\u00fcssen die sukzessive projizierten Bilder schnell aufeinander folgen;1) um das gleichzeitige Sehen von aufeinanderfolgenden Bildphasen zu vermeiden, d\u00fcrfen wir die Sukzessionsgeschwindigkeit nur insoweit beliebig steigern, als diese Steigerung durch gen\u00fcgende r\u00e4umliche Ann\u00e4herung der Phasen kompensiert wird.\n3.\tDie Ungest\u00f6rtheit der scheinbaren Bewegungen wird allgemein dadurch gef\u00f6rdert, da\u00df die sukzessiven Bilder r\u00e4umlich m\u00f6glichst nahe beieinander liegen, da\u00df also bei der photographischen Aufnahme m\u00f6glichst viele Bilder gewonnen werden.\nUm nun einen vollkommenen Effekt mit kinematographi-\n*) Jenkin, The Phot. Times, 1896, p. 449 und Maskelyne (vgl. Eder, Jahrbuch der Photographie und Reproduktionstechnik, 1909, S. 17) haben Apparate konstruiert, die mittels kontinuierlich laufender Films eine gro\u00dfe Anzahl von Bildern in der Sekunde zu projizieren gestatten.\n75","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"sehen Projektionen zu erzielen, ist es nat\u00fcrlich nicht ausreichend, wenn diese Regeln befolgt werden. Es kommt noch auf sehr viele andere Dinge an. So ist es z. B. selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df der kinematographische Eindruck gest\u00f6rt wird, wenn die sukzessiven Bilder durch Ersch\u00fctterungen des Projektionsapparates auf verschiedene Stellen des'Schirmes fallen, wodurch das \u201eVibrieren und Tanzen\u201c der Bilder entsteht. Das \u201eFlickern\u201c der Bilder r\u00fchrt von zerkratzten und schlechten Films her usw. usw.x) Die Besprechung solcher rein technischen Fragen ist nicht Aufgabe dieser Schrift.1) Aber zu den unter 1, 2 und 3 aufgestellten Forderungen m\u00fcssen wir noch einige Bemerkungen machen.\nZun\u00e4chst sei darauf hingewiesen, da\u00df die Vergr\u00f6\u00dferung von m, wie sehr sie das Flimmern vermindert oder auf hebt, doch nicht unbegrenzt und unter allen Umst\u00e4nden f\u00fcr den kine-matographischen Effekt vorteilhaft ist. Man ist z. B. auf die Idee gekommen, die Zwischenpausen zwischen den einzelnen projizierten Bildern nicht wie \u00fcblich dunkel, sondern hell zu halten, um dadurch m zu vergr\u00f6\u00dfern und das Flimmern zu beseitigen.2) Dies ist aber h\u00f6chstens innerhalb gewisser Grenzen statthaft. Denn je heller wir die Zwischenpausen machen, desto weniger heben sich die gesehenen Bilder von dem hellen Schirme ab und desto undeutlicher m\u00fcssen sie daher erscheinen. Da\u00df die Vergr\u00f6\u00dferung von m, die durch Verst\u00e4rkung der Beleuchtung herbeigef\u00fchrt wird, mit einer Vergr\u00f6\u00dferung von v einhergeht, deren Einflu\u00df auf das Flimmerph\u00e4nomen bedeutsamer ist als der Einflu\u00df von in, da\u00df also eine Vergr\u00f6\u00dferung von m durch Verst\u00e4rkung der Beleuchtung im Interesse der Vermeidung des Flimmerns unzul\u00e4ssig ist,\nb Vgl. Liesegang, Handbuch der praktischen Kinematographie, Leipzig 1908, S. 240ff.\n2) Vgl. hierzu Liesegang, S. 42ff.\n76","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"das haben wir schon oben (\u00a7 7) betont. Wenn wir, wie in der kinematographischen Technik \u00fcblich, das Flimmern durch in den Strahlengang eingeschobene farbige Gl\u00e4ser usw. vermeiden, so erzielen wir diese Wirkung lediglich deshalb, weil durch diese Manipulation zwar m, aber auch v vermindert wird und weil die Verminderung von v gegen das Flimmern wirksamer ist als die Verminderung von m. Da\u00df nach unseren technischen Erfahrungen gro\u00dfe gleichm\u00e4\u00dfige Felder, wie etwa ein heller Himmel, besonders stark flimmern, steht mit unseren experimentellen Erfahrungen im besten Einklang\n(vgl. oben S. 32). Da\u00df die Verk\u00fcrzung des dunklen Intervalls,\n*\noder um einen technischen Ausdruck zu gebrauchen, die V er-kleinerung der rotierenden Blende, das Flimmern vermindert,1) liegt darin begr\u00fcndet, da\u00df hierdurch die Differenz der Dauern der Reize vergr\u00f6\u00dfert, also v vermindert wird. Wir k\u00f6nnten allerdings, soweit das Flimmern in Betracht kommt, aber nicht ohne die gesehenen Bilder wesentlich zu verdunkeln, den gleichen Effekt erzielen, wenn wir das dunkle Intervall sehr gro\u00df und die Bilddauer sehr kurz machten. Am deutlichsten mu\u00df nach unseren obigen experimentellen und theoretischen Darlegungen das Flimmern sein, wenn Bild und Pause genau gleich lang dauern, wie dies bei \u00e4lteren Kinemato-graphenmodellen der Fall war.\nDa das Flimmern, wie wir sahen, \u00fcberdies abh\u00e4ngig ist von dem Vorhandensein oder Fehlen gro\u00dfer gleichm\u00e4\u00dfiger Fl\u00e4chen (wie z. B. eines hellen Himmels), von der Helligkeit oder Dunkelheit des projizierten Bildes, welche die Gr\u00f6\u00dfen v und m beeinflu\u00dft, und da es sich eben nicht nur um Vermeidung des Flimmerns handelt, sondern auch um Erzeugung ungest\u00f6rter Bewegungseindr\u00fccke, so ist es unm\u00f6glich, allgemeine Regeln \u00fcber die erforderliche Geschwindigkeit des\n') Liesegang, S. 89 ff.\n77","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"Ablaufens des Kinematographen zu geben. Dieselbe b\u00e4ngt durchaus von den jeweiligen Verh\u00e4ltnissen ab und es ist daher begreiflich und gerechtfertigt, wenn man in der Praxis in der Kegel darauf verzichtet, den Kinematographen mittels eines Motors ablaufen zu lassen. Es ist ungleich vorteilhafter, denselben von Hand zu bet\u00e4tigen, wobei man nach Wunsch die Ablaufgeschwindigkeit beschleunigen und reduzieren kann.\nZur Beseitigung des Flimmerns hat man neuerdings versucht, das projizierte Bild mehrfach zu unterbrechen. Man ben\u00fctzt hierzu rotierende Scheiben, die als Blenden dienen und die sich jeweils einmal um ihre Achse drehen, w\u00e4hrend ein Bild sich in der Projektionsstellung befindet und durch ein neues ersetzt wird. Ich fand in Frankfurter Gesch\u00e4ften drei Apparattypen vor (Eenemann, kleineres Modell ; Eenemann, gr\u00f6\u00dferes Modell, Liesegang), von deren Blenden ich in den folgenden Figuren schematische Abbildungen gebe. Die an der Peripherie mittels Kreisbogen begrenzten Sektoren stellen die undurchsichtigen Teile der Blende dar, die offenen lassen das Licht zur Projektion des Bildes hindurch. Die Zahlen bedeuten die Winkelgr\u00f6\u00dfen der einzelnen Sektoren. Der nach unten zu liegende Sektor dient dazu, um den Bildwechsel zu verdecken, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen zur Unterbrechung des projizierten Bildes dienen.\nFig. 29.\n78","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Man sieht, da\u00df die Figuren symmetrisch angeordnet sind.\nZjjF* In Fig.Jtff haben wir unten einen Sektor von 94\u00b0, oben einen Sektor von 40\u00b0. Zwischen beiden liegen symmetrisch zueinander je zwei Sektoren von 89,5\u00b0 und zwei Sektoren von 78,5\u00b0. Die Figg. 29 und 30 zeigen analoge Symmetrie; da\u00df die korrespondierenden Sektoren in Fig. 29 und Fig. 30 nicht ganz genau \u00fcbereinstimmen, h\u00e4ngt wohl lediglich mit unbeabsichtigten Ungenauigkeiten zusammen. Wir wollen nun unter Ausgleichung dieser Ungenauigkeiten die Blenden der Apparate Ernemann, kleineres Modell; Ernemann, gr\u00f6\u00dferes Modell; und Liesegang in den Fig. 31\u201433 nochmals abbilden*\nFig. 32.\nFig. 33.\nW\u00fcrden die nach unten zu gerichteten ausgef\u00fcllten Sek-\u2022 toren (94\u00b0, 90,5\u00b0, 95,5\u00b0), welche den Bildwechsel zu verdecken haben, allein vorhanden sein, so w\u00fcrde das Bild nur einmal w\u00e4hrend einer Periode unterbrochen, w\u00e4hrend das Vorhandensein der \u00fcbrigen zur Verdeckung dienenden Sektoren eine mehrfache Unterbrechung w\u00e4hrend einer Periode bewirkt.\nDa\u00df nun die mehrfache Unterbrechung f\u00fcr die Verschmelzung viel vorteilhafter sein mu\u00df, als die einmalige, ergibt sich ohne weiteres daraus, da\u00df bei der mehrmals unterbrechenden Anordnung die Perioden in vier Periodenelemente mit besser \u00fcbereinstimmenden m-Werten eingeteilt werden k\u00f6nnen als bei der w\u00e4hrend einer Periode nur einmal\n79","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"unterbrechenden Anordnung. Da\u00df dies wirklich der Fall ist, ergibt sich aus der Betrachtung der Scheiben Figg. 13 a, 14a, 15a, die ich absichtlich dem Typus der drei hier besprochenen Apparate (Figg. 31\u201433) ganz genau nachgebildet habe (vgl. die Darlegungen des \u00a7 10).\nMan hat auch versucht, das Flimmern des Kinematographen zu beseitigen oder zu vermindern durch F\u00e4cher, die aus einzelnen St\u00e4ben bestehen und die der Zuschauer vor den Augen hin und her bewegen mu\u00df. Auch hat Zoth ein R\u00e4dchen mit ausgef\u00fcllten und leeren Sektoren konstruiert, welches jeder Zuschauer vor dem Auge in schnelle Rotation versetzen soll.l)\nAlle diese Anordnungen verbessern die \u00dcbereinstimmung der zw-Werte der einzelnen Periodenelemente.\nPraktischer als Vorrichtungen f\u00fcr die einzelnen Zuschauer anzubringen w\u00e4re es, wenn man die Zeit des Bild Wechsels selbst m\u00f6glichst reduzieren k\u00f6nnte, so da\u00df die Gr\u00f6\u00dfe des den Bildwechsel abblendenden Sektors m\u00f6glichst klein wird. Wir wollen annehmen, derselbe habe die\u2014Winkelgr\u00f6\u00dfe cp. Man k\u00f6nnte dann noch mehrere feste Sektoren von der Gr\u00f6\u00dfe cp in der Blende anbringen und zwar so, da\u00df sie durch unter sich -gleich gro\u00dfe leere Sektoren von der Gr\u00f6\u00dfe d getrennt sind.\nJe mehr aus je einem cp- und d-Wert bestehende Sektoren die Scheibe dann aufweist, desto eher wird das Flimmern vollst\u00e4ndig verschwinden. Andererseits wird aber auch das Flimmern aufgehoben, wenn d\u2014cp gen\u00fcgend gro\u00df, also v gen\u00fcgend klein ist. Die praktische Erfahrung m\u00fc\u00dfte dann lehren, ob es vorteilhafter ist, bei gegebener Gr\u00f6\u00dfe von cp m\u00f6glichst viel Perioden oder m\u00f6glichst kleine v-Werte innerhalb der Perioden zu w\u00e4hlen.\n*) Ygl. Stigler, \u00dcber das Flimmern der Kinematographen; Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 123, S. 224ff., 1908.\n80","page":80},{"file":"z0001.txt","language":"de","ocr_de":"*\nVerlag von Johann Ambrosius Barth in Leipzig.\nWOLF, M., Die Milchstra\u00dfe. Vortrag auf d. 79. Versamml. d. deutschen Naturforscher u, \u00c4rzte. 48 S. mit 50 Abbild, im Text und auf 10 Lichtdrucktaf.\n1908.\tkart* M- 4 \u2014\u2022\nSNYDER, CARL, Die Weltmaschine. I. Teil: Der Mechanismus des Weltalls, Autor. \u00dcbers. Von H. Kleinpeter. NI, 468 S. mit 11 Abbild. 1908.\nM. 8.\u2014, geb. M. 9.\u2014.\nNeue Weltanschauung: . . . Bas vorliegende umfangreiche Buch Snyders will eine geschichtliche Darstellung des Entwicklungsganges der sp\u00e4ter Astronomie genannten Wissenschaft geben. Mit anderen Worten: es untersucht die Frage, wie unser jetziges astronomisches Weltbild aus den rohesten Anf\u00e4ngen primitiver Erfahrung und Beobachtung einerseits, sagenhaften Erz\u00e4hlungen und mystischer Deutungen andererseits, im Laufe der langen menschlichen Kulturentwicklung nach und nach entstanden ist. . . . Ich kann das Studium von Professor Snyders ,,Weltmaschine\u201c nur aufrichtig empfehlen. Ein Buch, das zeigt, zu welchen Leistungen der menschliche Geist sich durch eigene Arbeit nach und nach aufgeschwungen hat, ist geeignet, in uns die Hoffnung zu erwecken, da\u00df es dem Menschen auch Geschieden sein wird, noch weitere, h\u00f6here Stufen der Erkenntnis zu erklimmen.\nSNYDER, CARL, Das Weltbild der modernen Naturwissenschaft nach den Ergebnissen der neuesten Forschungen. Autorisierte deutsche \u00dcbersetzung von Hans Kleinpeter. 2. Aufl. XII, 306 Seiten. Mit 16 Portr\u00e4ts. 1907.\nM. 5.60, geb. M. 6.60.\nZeitschrift f\u00fcr den physik. und ehern. Unterricht: Das Buch ist schon als eine zusammenfassende \u00dcbersicht \u00fcber die neuesten Forschungen von Interesse. Es behandelt in popul\u00e4rer Form und zugleich mit sachlicher Genauigkeit die Lehre von den Strahlungen usw. Noch interessanter, weil hei uns weniger bekannt, sind die Forschungen amerikanischer Physiologen (Loeb, Matthews) \u00fcber die Einwirkung anorganischer Agen-tien auf die Lebensvorg\u00e4nge, so die Befruchtung von Seeigeleiern durch Magnesiumchlorid u. a. m. Die letzten Kapitel des Buches behandeln die Grundlagen der Serumpathologie und die Erfindung der drahtlosen Telegraphie. Alles in allem ein Buch, das \u00fcber die Probleme, die die heutige Wissenschaft besch\u00e4ftigen, die mannigfachste Be-lehrung bietet.\nWEINHOLD, ADOLF F., Vorschule der Experimentalphysik. Naturiehre in elementarer Darstellung, nebst Anleitung zum Experimentieren und zur Anfertigung der Apparate. 5., verbesserte Auflage. Mit 445 Textfiguren u. 2 Farbendrucktafeln. VIII, 572 S. 1907. M. 10.50, geb. M. 12.50.\n\u25a0 m \u25a0\u25a0\u2019\u25a0laMP\u2014\u2014a\u2014ag\u2014Kg\u2014B\u2014atwnwmi'n-i\u2014B\u2014an\u2014\u00abmm\u2014\u2014mbwmmb\u2014^mmmm\nWEINSTEIN, 8. in Berlin. Physik und Chemie in gemeinverst\u00e4ndlicher Darstellung. Zum Selbstunterricht und f\u00fcr Vorlesungen. Zweite, vollst\u00e4ndig umgearbeitete und erweiterte Auflage. Erster Band: Allgemeine Naturlehre und Lehre von den Stoffen. XXI, 272 Seiten mit 18 Abb. 1909.\tM. 4.20, geb. M. 4.80.\nEs liegt hier ein richtiges Volksbuch vor. Der Verfasser hat es verstanden, die Darstellung noch klarer zu halten, als in der ersten Ausgabe. Was an dieser von vielen seiner Kritiker besonders hervorgehoben worden ist, Einfachheit und leichte Verst\u00e4ndlichkeit der Darlegungen, sowie Gew\u00e4hltheit der Sprache, hat er in dieser neuen Ausgabe weiter zu vervollkommnen gesucht. Jeder, auch der Laie, wird die bearbeiteten Wissensgebiete verstehen.\nDer vorliegende Band enth\u00e4lt die allgemeinen Grundbegriffe, die Lehre von dem Rechnen mit den Naturgr\u00f6\u00dfen ; die Substanzen und ihre Umwandlungen und die Physik und Chemie der Substanzen.\nDer zweite Band wird die Darlegungen der Erscheinungen in der Natur enthalten.\nWOLF, MAX, Stereoskopbilder vom Sternhimmel. I. Serie. 12 Bilder mit Text,\nin Mappe. 8., unver\u00e4nderter Abdruck. 1909.\tM. 5.\u2014.\nNaturwissenschaftliche Rundschau : Die Wiedergabe aller dieser Bilder ist vorz\u00fcglich. Somit d\u00fcrfte ein jeder, de^ sich diese Sammlung wissenschaftlicher Stereoskopbilder beschafft, daran viel Freude und einen hohen Genu\u00df empfinden; er wird auch ihrem Autor Dank daf\u00fcr wissen, da\u00df derselbe trotz seiner sehr beschr\u00e4nkten Zeit so viele M\u00fche auf die Zusammenstellung dieser vorz\u00fcglichen Bilder verwendet hat.\nBeibl\u00e4tter zu den Annalen der Physik: Diese ausgezeichnete kleine Sammlung von Stereoskopbildern himmlischer Objekte gibt eine vortreffliche Vorstellung von der M\u00f6glichkeit der Anwendung der Stereoskopie in der Astronomie.\nHERTZ, H., Gesammelte Werke. Band I. Schriften vermischten Inhalts. XXIX 368 Seiten mit 35 Figuren, 1 Tafel. Einleitung von Ph. Lenard und Portr\u00e4t des Yerf. 1895. Preis M. 12.\u2014. Band II. Untersuchungen \u00fcber die Ausbreitung der elektr. Kraft. VIII, 296 S. m. 40 Fig. 2. Aufl. 1895. M. 6.\u2014. Band III. Die Prinzipien der Mechanik in neuem Zusammenh\u00e4nge dargestellt. Mit einem Vorwort von H. v. Helmholtz. XXIX,\n312 S. 1894. M. 12.\u2014. In Halbfranz gebunden jeder Band M. 1.50 mehr. Das Lehenswerk des fr\u00fch dahingegangenen Gelehrten liegt in den vorstehenden drei B\u00e4nden abgeschlossen vor. Je mehr man sich in die geistvollen und klaren Darstellungen versenkt, um so mehr bedauert man, da\u00df der Tod seinem Wirken ein so kurzes Ziel gesteckt hat.","page":0},{"file":"z0002.txt","language":"de","ocr_de":"Verlag von Johann Ambrosius Barth in Leipzig.\nUandbuch der Physik. 2. Auflage. Unter Mitwirkung von zahlreichen Fach-\u25a0 \u25a0 gelehrten herausgegeben von Prof. Dr. A. Winkelmann in Jena. Lex. 8\u00b0.\n6 B\u00e4nde. 1905\u20141909. M. 220.\u2014. In 7 B\u00e4nde geh. M. 284.\u2014.\nBand I (Allgemeine Physik). In 2 Teilen. XII, 1560 S. mit 466 Abbildungen. 1908.\tM. 50.\u2014, geb. in 2 B\u00e4nden M. 54.\u2014.\nBand II (Akustik). X, 714 S. mit 367 Abbildungen. 1909.\nM. 25.\u2014, geb. M. 27.\u2014.\nBand III (W\u00e4rme). XII, 1180 S. mit 206 Abbildungen. 1906.\nM. 37.\u2014, geb. M. 39.\u2014.\nBand IV (Elektrizit\u00e4t und Magnetismus I). XIV, 1014 S. mit 282 Abbildungen. 1905.\tM. 32.\u2014, geb. M. 34.\u2014.\nBand V (Elektrizit\u00e4t und Magnetismus il). XIV, 911 S. mit 409 Abbildungen. 1907.\tM. 32.\u2014, geb. M. 34.\u2014.\nBand VI (Optik). XII, 1404 S. mit 388 Abbildungen. 1906.\nM. 44.\u2014, geb. M. 46.\u2014. Naturwissenschaftliche Rundschau: Eine besondere Empfehlung dieses f\u00fcr jeden in der Physik oder auf benachbarten Gebieten T\u00e4tigen schlechthin unentbehrlichen Werkes ist angesichts der Namen der Mitarbeiter wohl nicht n\u00f6tig. Die ungemein gro\u00dfe F\u00fclle der Tatsachen, die hier geordnet in knapper \u00dcbersicht, mit reichem Literaturverzeichnis zusammengestellt, sich vorfindet, wird das Werk mit seinen verl\u00e4\u00dflichen Angaben zu einem steten Helfer bei den Spezialarbeiten machen. \u00dcberaus lobend ist die sch\u00f6ne Ausstattung zu erw\u00e4hnen.\tp. R.\nZeitschrift f\u00fcr Reaischulwesen: Das Buch wird f\u00fcr jeden Physiker ein unentbehrliches Nachschlagewerk bleiben und als solches auch dem Lehrer an der Mittelschule wichtige Dienste leisten k\u00f6nnen.\nPhysikalische Zeitschrift: \u00dcber die Brauchbarkeit des Winkelmannschen Handbuchs sind weiter keine Worte zu verlieren; es ist schon l\u00e4ngst f\u00fcr jeden wissenschaftlich arbeitenden Physiker ein unumg\u00e4nglich notwendiges Orientierungsmittel. Die neue Auflage besitzt die Vorz\u00fcge der ersten in erh\u00f6htem Ma\u00dfe.\tC. S.\nDUHEM, P., Ziel und Struktur der physikalischen Theorien. Autor. \u00dcbersetzg. v. F. Adler. Mit Vorwort v. E. Mach. XII, 368 S. mit 11 Abbild. 1908.\nM. 8.\u2014, geb. M. 9.\u2014.\nDas Werk bietet nicht nur dem Theoretiker, sondern auch dem Praktiker eine F\u00fclle von Anregungen, und seine Untersuchungsmethode d\u00fcrfte auch jedem anderen Wissensgebiete wertvolle Dienste leisten.\tDr J. Reiner.\nGARBASSO, A., Vorlesungen \u00fcber theoretische Spektroskopie. VIII, 256 Seiten mit 65 Abbild. 1906.\tM. 7.\u2014.\nProf. G. in Genua, ein Sch\u00fcler von Helmholtz, hat in 20 Vorlesungen das ganze Gebiet der Spektroskopie und Spektralanalyse, soweit sie bis jetzt der Theorie zug\u00e4nglich waren, behandelt, wobei er sich besonders auf physikalisch gut definierte Vorstellungen beschr\u00e4nkte.\nHELMHOLTZ, H. v., Vorlesungen \u00fcber theoretische Physik. In 6 B\u00e4nden.\nI.\tBand, 1. Abtlg. : Einleitung zu den Vorlesungen \u00fcber theoretische Physik, herausgegeben von Arthur K\u00f6nig und Carl Bunge. VIII, 50 S. mit 1 Portr\u00e4t. 1903.\tM. 3.\u2014, geb. M. 4.50.\nI. Band, 2. Abtlg.: Dynamik diskreter Massenpunkte, herausg. von Otto Krigar-Menzel. X, 380 S. mit 21 Fig. 1898.\nM. 15.\u2014, geb. M. 16.50.\nII.\tBand: Dynamik kontinuierlich verbreiteter Massen, herausgegeben von Otto Krigar-Menzel. VIII, 248 S. mit 9 Fig.\nM. 12.\u2014, geb. M. 13.50.\nIII.\tBand: Mathematische Prinzipien der Akustik, herausgegeben von Arthur K\u00f6nig und Carl Bunge. XIV, 256 S. mit 21 Figuren. 1898.\tM. 12.\u2014, geh. M. 13.50.\nIV.\tBand: Elektrodynamik und Theorie des Magnetismus, herausgegeben von Otto Krigar-Menzel und M. Laue. X, 406 S. mit 30 Fig. 1907.\t'\tM. 16.\u2014, geb. M. 17.50.\nV.\tBand: Elektromagnetische Theorie des Lichtes, herausgegeben von Arthur K\u00f6nig und Carl Bunge. XII, 370 S. mit 54 Fig. 1897.\nM. 14.\u2014, geb. M. 15.50.\nVI.\tBand: Theorie der W\u00e4rme, herausgegeben von Franz Bicharz. XII, 418 S. mit 40 Fig. 1903.\tM. 16.\u2014, geh. M. 17.50.\nMACH, e\u00ab, Popul\u00e4r-wissenschaftliche Vorlesungen. 3. Aufl. XII, 403 Seiten\nmit 60 Abbildungen. 1903.\tgeh. M. 6.\u2014, geb. M. 6.80.\nNaturwissenschaftliche Wochenschrift: Die geistreichen Vortr\u00e4ge des trefflichen Gelehrten geh\u00f6ren zu dem Gediegensten, was die Literatur in diesem Genre besitzt. Sie stehen auf derselben Stufe, wie etwa Helmholtz\u2019Vortr\u00e4ge,\nMetzger & Wittig in Leipzig.","page":0}],"identifier":"lit39513","issued":"1910","language":"de","pages":"80","startpages":"80","title":"Theorie der kinematographischen Projektionen","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:23:11.012788+00:00"}