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{"created":"2022-01-31T14:28:28.105094+00:00","id":"lit4091","links":{},"metadata":{"alternative":"Handbuch der Physiologie. Band 4: Handbuch der Physiologie des Kreislaufs, der Athmung und der thierischen W\u00e4rme","contributors":[{"name":"Zuntz, Nathan","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Handbuch der Physiologie. Band 4: Handbuch der Physiologie des Kreislaufs, der Athmung und der thierischen W\u00e4rme, edited by Ludimar Hermann, 1-162. Leipzig: Verlag von F. C. W. Vogel","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"PHYSIOLOGIE\nDER\nBLUTGASE UND DES RESPIRATOR ISCHEN\nGASWECHSELS\nProf. K ZUNTZ in Bonn.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IYa.\n1","page":1},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"EINLEITUNG.\nDie Lebenserscheinungen jeder thierischen wie pflanzlichen Zelle sind innig gebunden an den Verbrauch von Sauerstoff, an die Bildung von Kohlens\u00e4ure und Wasser aus kohlenstoff- und wasserstoffhaltigen Molek\u00fclen: das ist die Athmung der Zelle.\nJe energischer die Lebens\u00e4usserungen, das Wachsthum, die Bewegungen der Zelle, desto mehr Sauerstoff wird in ihr verbraucht, desto mehr Kohlens\u00e4ure gebildet1. Der Respirationsprocess der zahlreichen Zellen, welche zu einem Complex vereinigt, ein thierisches Individuum bilden, summirt sich zum Gaswechsel des Gesammtthie-res, der demgem\u00e4ss qualitativ dem der einzelnen Zelle gleicht.\nSo lange der Organismus klein und wenig in Organe differen-zirt ist, gen\u00fcgt, wie bei isolirten Zellen, der einfache Diffusionsverkehr mit dem umgebenden Medium zur Vermittlung seiner Respiration. Bei allen gr\u00f6sseren und h\u00f6her organisirten Thieren bestehen besondere Einrichtungen, welche allen Zellen im Innern des K\u00f6rpers einen gen\u00fcgenden Diffusionsverkehr mit dem umgebenden Medium sichern. Ueberblicken wir die so verschiedenartigen diesen Zweck erf\u00fcllenden Einrichtungen bei s\u00e4mmtlichen Thierclassen, so k\u00f6nnen wir 2 Grundprineipien unterscheiden: entweder wird das umgebende, den Gasaustausch vermittelnde Medium (Luft oder lufthaltiges Wasser) so fein durch den ganzen K\u00f6rper vertheilt, dass es mit allen Zellen desselben in directen Diffusionsverkehr tritt (Wassergef\u00e4sssystem der Coelenteraten, Tracheensystem der Insekten), oder es findet zun\u00e4chst nur ein Gasverkehr zwischen umgebendem Medium und der den ganzen Thierk\u00f6rper durchstr\u00f6menden Ern\u00e4hrungsfl\u00fcssigkeit (Blut), statt (\u00e4ussere Athmung) und das circulirende Blut tauscht dann seinerseits (durch die innere Athmung) seinen Gasgehalt mit den Zellen der Organe aus.\n1 Vgl. dieses Handbuch Bd. I. Erster Theil. S. 361 u. 399.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4 Z\u00fcntz, Physiol, cler Blutgase und des respiratorischen Gaswechsels. Einleitung.\nDer Gaswechsel der einzelnen den K\u00f6rper auf bauenden Zellen ist bei diesen verschiedenen Arten der Athmung des Gesammtk\u00f6rpers stets derselbe.\nMag es sich um einen niedrigsten einzelligen im Wasser lebenden Organismus, mag es sich um irgend eine Organzelle des menschlichen K\u00f6rpers handeln, stets bezieht die Zelle ihren Sauerstoff aus der sie umgebenden Fl\u00fcssigkeit, in welcher derselbe, wenn auch in geringer Quantit\u00e4t, absorbirt enthalten ist, stets gibt sie die durch ihre Lebensprocesse gebildete CCk in eben dieses Medium ab. \u2014 Bei der Athmung der Zellen handelt es sich also immer um Diffusion von Gasen zwischen zwei dieselben absorbirt enthaltenden Fl\u00fcssigkeiten. Bei den ganz im Wasser lebenden Thieren kommen andere Ph\u00e4nomene \u00fcberhaupt nicht vor. Wo ein Wassergef\u00e4sssystem vorhanden ist, findet ausser der Gasbewegung zwischen Zellen und sie umsp\u00fclender Lymphe nur noch eine Diffusion zwischen der Ge-webslymphe und dem Wasser statt, welches in jenem Gef\u00e4sssvsteme circulirt. Bei den durch Kiemen athmenden Thieren ist noch eine Etappe zwischengeschoben: wir haben hier Gasdiffusion zwischen dem umgebenden Wasser und dem Blute in den Kiemen als \u00e4ussere Athmung und als innere in den Geweben die Wanderung der Gase zwischen Blut und Gewebsfl\u00fcssigkeit einerseits, zwischen dieser und den Zellen als dem eigentlichen Sitze des Stoffwechsels andererseits.\nBei deu Luft athmenden Thieren kommt ein neuer Factor, die Absorption der Gase aus der Atmosph\u00e4re, resp. die Abgabe der in den K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten enthaltenen Gase an diese, hinzu. Abgesehen von diesem Process, sind die weiteren Vorg\u00e4nge gerade so wie bei den im Wasser lebenden Thieren.\nIn Bezug auf das Grundph\u00e4nomen der Athmung, die Aufnahme von Sauerstoff und die Erzeugung von Kohlens\u00e4ure, verhalten sich thierische und pflanzliche Zellen vollkommen gleich. DLe Umkehr des Processes in den gr\u00fcnen Pflanzentheilen unter der Einwirkung des Sonnenlichts ist, so sehr sie das Gesammtresultat des Pflanzenlebens in Gegensatz zum thierischen stellt, doch nur eine durch die Eigenth\u00fcmlichkeit des Chlorophylls bedingte secund\u00e4re Erscheinung, welche das wesentliche respiratorische Ph\u00e4nomen aller lebenden Zellen, die Sauerstoffbindung und Kohlens\u00e4ureproduction, in diesem spe-ciellen Falle iibercompensirt1.\nNach dem Gesagten haben wir als Basis der Lehre von der Athmung die physikalischen Gesetze der Gasabsorption in Fltissig-\n1 Vgl. E. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 270.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Allgemeiner Ueberblick. \u2014 Historisches.\no\nkeiten und der Diffusion von Gasen zu studiren, Gesetze, deren Anwendung in unserem Falle eine gewisse Complication dadurch erleidet, dass in den betreffenden K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten sich Stoffe finden, welche zu den beiden wesentlich in Betracht kommenden Gasen, dem Sauerstoff und der CO-i, chemische Affinit\u00e4ten besitzen, so dass also neben den Antheilen jener Gase, welche physikalich absorbirt sind, weitere Quantit\u00e4ten im Zustande chemischer Bindung sich finden. Diese chemischen Affinit\u00e4ten sind meist so schwache, dass die Temperatur, welche im thierischen K\u00f6rper herrscht, bereits zur Dissociation der Verbindungen ausreicht, so dass also auch die chemisch gebundenen Gasmengen am Diffusionsverkehr Theil nehmen.\nBei der fundamentalen Bedeutung, welche der Respirationsprocess f\u00fcr unsere ganze Auffassung des Lebens und seiner Bedingungen besitzt, d\u00fcrfte ein kurzer historischer Ueberblick \u00fcber die Entwicklung unserer Anschauung desselben hier am Platze sein.\nAristoteles 1 betrachtete die Abk\u00fchlung des Blutes als Zweck der Respiration, weshalb es ihm auch leicht verst\u00e4ndlich schien, dass bei im Wasser lebenden Thieren dieses die Luft vertreten kann.\nAristoteles dachte auch an einen Uebergang der Luft ins Herz und von dort in die Arterien, welche dieselbe durch alle Theile des K\u00f6rpers vertheilten. Bekanntlich blieb die Idee, dass die Arterien nicht Blut, sondern Luft f\u00fchren, bis zur Zeit des Aufschwungs der Anatomie im 15. Jahrhundert die herrschende und ihre definitive Beseitigung f\u00e4llt mit der Entdeckung des Blutkreislaufs zusammen.\nLeonardo da Vinci 2 war der Erste, welcher behauptete, dass das Feuer die Luft verzehre und dass kein Thier in Luft leben kann, welche nicht mehr f\u00e4hig ist, die Flamme brennend zu erhalten.\nIn der Mitte des 17. Jahrhunderts unterschied van Helmont von der gew\u00f6hnlichen Luft das Gas, welches aus brennenden Kohlen und g\u00e4hren-dem Wein entsteht, in den Hundsgrotten dem Boden und in den Mineral-cpiellen von Spaa dem Wasser entsteigt, welches er ferner bei der Einwirkung von Essig auf Krebsaugen (Calciumcarbonat) erhielt. Er nannte die von so ihm vielfach charakterisirte Kohlens\u00e4ure Gaz sylvestre, wusste, dass die Flamme in ihr verl\u00f6scht und die Thiere ersticken.\nAus van Helmont\u2019s Beobachtungen folgt zuerst, dass die Luft nicht nur physikalisch bei der Athmung wirkt, dass vielmehr ihre chemische Qualit\u00e4t f\u00fcr den Process wesentlich ist und durch ihn ge\u00e4ndert wird.\nRobert Boyle 3 that einen weiteren Schritt vorw\u00e4rts, indem er durch Benutzung der Luftpumpe zeigte, dass alle Thiere, auch die im Wasser lebenden und die Insecten, der Luft zu ihrem Leben bed\u00fcrfen, durch Entziehung derselben scheintodt werden, durch neue Zufuhr sich wieder be-\n1\tAristoteles, Historia animalium Buch I. Cap. 16. ed. Didotiana III. p. 14; Tractatus de partibus animalium Buch III. Cap. VI. edit. Didotiana III. p. 263.\n2\tYgl. Ferd. Hoefer, Histoire de la Chimie II. p. 98. Paris 1843.\n3\tRobert Boyle, Phil. Transact. 1670. p. 2011, 2035 resp. Nova exp\u00e9rimenta pneumatica de respiratione autore Roberto Boyle. Y. p. 11. Genevae 1680.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6 Zuntz, Physiol, der Blutgase und des respiratorischen Gaswechsels. Einleitung.\nleben. Den Luftgehalt des Wassers und seine Unentbehrlichkeit f\u00fcr das Leben der Fische demonstrate Johann Berno\u00fcilli 1690 durch Auskochen desselben h\nDie erste Andeutung der Beziehung der Luft zur Blutfarbe findet sich bei Fracassati, welcher im Jahr 1665 behauptete, dass der dunkle Kuchen des ven\u00f6sen Blutes durch Ber\u00fchrung mit der Luft hellroth werde1 2; genaueres \u00fcber diesen Vorgang ermittelte Lower 3. Er zeigte, nachdem er einem Thiere den Thorax ge\u00f6ffnet, dass das dunkel in die Lungen einstr\u00f6mende Blut dieselben hellroth verliess, wenn er k\u00fcnstliche Respiration unterhielt, dagegen ebenso dunkel, wie es eingestr\u00f6mt war, wieder aus den Lungen hervortrat, wenn die Athmung suspendirt war. Er brachte das Resultat in Beziehung zu den Experimenten Fracassati\u2019s, welche er best\u00e4tigte. Die Farben\u00e4nderung sei bedingt durch das Eindringen der Luft, resp. des \u201eSpiritus a\u00ebris nitrosus\u201c ins Blut.\nDer erste, welcher alle wesentlichen die Respiration betreffenden Thatsachen richtig erkannte, war der Engl\u00e4nder John Mayow 4.\nEr unterschied den brennbaren zugleich f\u00fcr die Athmung wesentlichen Theil der Luft unter dem Namen Spiritus nitro-a\u00ebrius, wusste, dass diese Substanz im Salpeter vorkommt, der in Folge dessen die Flamme zu unterhalten f\u00e4hig ist, dass sie sich mit Schwefel und anderen Substanzen behufs Erzeugung von S\u00e4uren verbindet, dass die Metalle beim Verkalken sich mit dieser Substanz verbinden und dadurch an Gewicht zunehmen.\nMayow\u2019s Entdeckungen blieben bei seinen Zeitgenossen unbeachtet, doch h\u00e4uften sich allm\u00e4hlich weitere Thatsachen, welche zum vollen Verst\u00e4ndnis des Respirationsprocesses noting waren.\nIm Jahre 17 57 machte der Glasgower Professor Joseph Black die ersten genaueren Untersuchungen \u00fcber die durch van Helmont entdeckte Kohlens\u00e4ure. Er demonstrate ihre Anwesenheit in der Exspirationsluft mittelst Kalkwasser.\nIm Jahre 1771 fand Priestley 5, dass Pflanzen in Luft, welche durch das Athmen von Thieren f\u00fcr diese unbrauchbar geworden war, gedeihen und dieselbe wieder f\u00fcr das Athmen und Brennen der Flamme geeignet machen. Bald nachher stellte Priestley das sp\u00e4ter sogenannte Sauerstoffgas rein dar und studirte seine Eigenschaften ; ebenso isolirte er den Stickstoff. Ferner zeigte er, dass das Hellrothwerden des ven\u00f6sen Blutes an der Luft auf einer Wirkung des Sauerstoffs beruht und dass die Einwirkung des Blutes der Luft die F\u00e4higkeit die Verbrennung zu unterhalten nimmt, sowie endlich, dass diese Wirkungen durch eine feuchte M embran hindurch statt fin den, also auch durch die Gef\u00e4ssw\u00e4nde\n1\tJoh. Berno\u00fcilli, Dissertatio de e\u00f4'ervescentia et fermentatione nova Hypo-thesi fundata Cap. 14. Basiliae 1690.\n2\tJournal des Savants 1667. p. 144; Philos. Transact. 1667. p. 492.\n3\tLower, Tractatus de Corde item de motu colore et Transfusione sanguinis. 1669. ed. 6. Lugd. Bat. 1740. p. 185.\n4\tJohn Mayow, Tractatus quinque medico-physici quorum primus agit de sal nitro et spiritu nitro-aereo, secundus de respiratione, tertius de respiratione foetus in utero et ovo, quartus de motu musculari et cet. Oxonii 1674.\n5\tJoseph Priestley, Observations on different kinds of air. Philos, transact. 1772. LX1I. p. 147 u. 168.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Historisches.\nhindurch in der Lunge; in der einfachen Auffassung dieser wichtigen Entdeckungen wurde Priestley gehemmt durch die Phlogiston-Theorie, welcher er anhing.\nSoweit waren die Kenntnisse gediehen, als Lavoisier 1 sich von dieser Theorie emancipirte, indem er zeigte, dass bei der Verkalkung der Metalle nicht diesen ein Stoff entzogen wird (das Phlogiston), sondern umgekehrt ein Bestandtheil der Luft sich mit ihnen verbinde, und sie ebenso viel an Gewicht zunehmen, wie die Luft leichter wird.\nIm Anschluss hieran f\u00fchrte Lavoisier den Experimentalbeweis, dass dieser Bestandtheil der Luft etwa ein Sechstel ihres Volums ausmache und identisch sei mit dem von Priestley entdeckten Sauerstoff; dass ferner die von den Thieren exhalirte und bei der Verbrennung erzeugte fixe Luft eine Verbindung von Kohle mit eben diesem Sauerstoff sei '1 2, \u2014 dass endlich die thierische W\u00e4rme gerade so wie die der Flamme im Wesentlichen durch die Verbindung der Kohle mit dem Sauerstoff entstehe 3.*\nIm Jahre 17 85 4 erkannte Lavoisier, dass der inspirirte Sauerstoff nicht ganz zur Bildung von CO-i verwandt wird, und erkl\u00e4rte diesen Umstand, indem er annahm, derselbe verbinde sich mit dem mittlerweile als Constituent des Wassers erkannten Wasserstoff zu Wasser.\nEine gr\u00f6ssere Anzahl von fundamentalen Respirationsversuchen ver\u00f6ffentlichte Lavoisier mit Seguin im Jahre 17895 6 7.\nSie stellten fest, dass die thierische Verbrennung ihre Intensit\u00e4t nicht wesentlich \u00e4ndert, mag das Thier in reinem Sauerstoff, oder in einem Gemisch von 15 Tkeilen Stickstoff mit einem Theile Sauerstoff atkmen; dass Stickstoff bei der Respiration weder verbraucht noch erzeugt wird, und dass er ohne Schaden in der Atmosph\u00e4re durch den eben so indifferent sich verhaltenden Wasserstoff ersetzt werden kann; dass ferner die Intensit\u00e4t des Respirationsprocesses w\u00e4hrend der Verdauung und bei der Muskelth\u00e4tigkeit gesteigert ist; dass Erniedrigung der Aussentemperatur den Sauerstoffverbrauch des Menschen steigert.\nAn die Arbeiten von Lavoisier reihte sich alsbald eine Reihe von Forschungen, welche die G\u00fcltigkeit seiner chemischen Theorie des Ath-mens f\u00fcr alle Thierklassen darthaten.\nHierher geh\u00f6rt Vauquelin 6 f\u00fcr die Insecten und W\u00fcrmer ; Spallanzani 7 f\u00fcr Anneliden, Mollusken, Crustaceen, Insecten, Fische, Reptilien und V\u00f6gel; Humboldt & Proven\u00e7al8 f\u00fcr die Fische.\n1 Oeuvres d. Lavoisier II. p. 97 ff. Paris 1862.\t2 Lavoisier 1. c. p. 127.\n3\tLavoisier & Laplace. M\u00e9moires de l\u2019acad. des sc. 1780. p. 355; Oeuvres d.\nLavoisier II. p. 283.\n4\tLavoisier, M\u00e9m. de la soc. d. m\u00e9d. V. p. 569 ; Oeuvres II. p. 676.\n5\tLavoisier & Seguin. M\u00e9m. de l\u2019acad. d. sc. 1789. p. 466 ; Oeuvres II. p. 688.\n6\tVauquelin, Ann. d. chimie XII. p. 273. 1792.\n7\tSpallanzani, M\u00e9moires sur la respiration traduits par S\u00e9n\u00e9bier. G\u00e9n\u00e8ve 1503 und Rapport de Pair avec les \u00eatres organis\u00e9s. 3 vol. G\u00e9n\u00e8ve 1807.\n8\tHumboldt & Proven\u00e7al. M\u00e9m. de la soc. d\u2019Arcueil II. p. 359. 1809 ; Schweig-ger\u2019s Journ. f. Chemie u. Physik I. 1811.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8 Zuntz, Physiol, der Blutgase und des respiratorischen Gaswechsels. Einleitung.\nF\u00fcr die sich entwickelnden Embryonen hatte schon John Mayow ausgesprochen, dass sie eine Respiration analog der des entwickelten Thieres bes\u00e4ssen. R\u00e9aumur zeigte 17 36, dass ein luftdichter Ueberzug die Entwicklung des Embryo im H\u00fchnerei unm\u00f6glich mache.\nLavoisier hatte es anfangs zweifelhaft gelassen, ob der Sauerstoff sich in den Lungen direkt mit C und // verbinde, oder ob er ins Blut aufgenommen werde, welches daf\u00fcr fertig mitgebrachte Kohlens\u00e4ure aus-scheide l 2, sp\u00e4ter erkl\u00e4rte er sich mit Seguin entschieden f\u00fcr die erste Alternative und suchte die daraus resultirende Schwierigkeit der zu erwartenden starken Erhitzung der Lungen und ihres Blutes durch die Hypothese einer Erh\u00f6hung der specifischen W\u00e4rme des Blutes in den Lungen in Folge Abgabe von Kohlenwasserstoff zu beseitigen.\nDie Bedenken, welche mit R\u00fccksicht auf die gleiche Temperatur aller Organe der Theorie entgegenstehen, hat Lagrange entwickelt, dann Hassenfratz 2 weiter ausgef\u00fchrt.\nDirect widerlegt wurde die Anschauung von Lavoisier & Seguin durch Spallanzani 3 4 5, welcher zeigte, dass Schnecken im reinen Wasserstoff ebenso viel CO-2 exhaliren wie an der Atmosph\u00e4re, dass also die CO-2 nicht erst durch den Contact von eingeathmetem Sauerstoff mit dem Blute gebildet sein kann.\nW. F. Edwards 4 hat die Ergebnisse Spallanzani\u2019s bei den Hauptklassen der Wirbelthiere und Wirbellosen best\u00e4tigt.\nDie definitive Kl\u00e4rung in dem Sinne, dass das Blut in den Lungen den Sauerstoff, ohne ihn fester chemisch zu binden, aufnehme und die Kohlens\u00e4ure fertig gebildet und durch physikalische Kr\u00e4fte abscheidbar aus den Venen mitbringe, wurde erst durch die Erforschung der Gase des Blutes geliefert.\nIn ihren Anf\u00e4ngen bis Robert Boyle zur\u00fcckreichend, hat die Gasanalyse des Blutes doch erst in den H\u00e4nden von Magnus 5 gen\u00fcgende Exactheit gewonnen, um auf diese theoretischen Fragen antworten zu k\u00f6nnen.\nIn Folgendem gehen wir in der Darstellung der Respirationslehre fast den der historischen Entwicklung unseres Wissens entgegengesetzten Gang, indem wir den Zusammenhang der Erscheinungen am klarsten \u00fcbersehen k\u00f6nnen, wenn wir von den Blutgasen ausgehen und daraus das von ihnen bedingte Verhalten der Exspirationsgase unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen ableiten.\n1\tVgl. die sehr interessanten Betrachtungen \u00fcber die hellrothe Farbe des arteriellen Blutes in den \u201eExperiences sur la respiration des animaux\u201c ; Oeuvres IL p. ISO f.\n2\tHassenfratz, Ann. d. chimie IX. p. 266. 1791.\n3\tSpallanzani 1. c.\n4\tAV. F. Edwards, De rinfiuence des agents physicpies sur la vie p. 437 ff. Paris, Crochard 1S24.\n5\tGustav AIagnus, Ann. d. Physik XL.","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"ERSTER ABSCHNITT.\nERSTES CAPITEL.\nGesetze der Absorption von Gasen in\nFl\u00fcssigkeiten.\nI. Oas und Fl\u00fcssigkeit \u00fcben keine chemische Anziehung\naufeinander.\nDie Erscheinungen der Absorption von Gasen in Fl\u00fcssigkeiten leiten sich in einfachster Weise aus den heute zur allgemeinen Anerkennung gelangten Ansichten von Kroenig 1 und Clausius - \u00fcber die Natur des gasf\u00f6rmigen Zustandes der Materie ab.\nNach dieser Theorie hat man sich bekanntlich die Molec\u00fcle der Gase in gradlinig fortschreitender Bewegung zu denken, bis sie gegen andere Gasmolec\u00fcle oder gegen eine f\u00fcr sie undurchdringliche Wand stossen, wovon sie abprallen und mit ver\u00e4nderter Richtung weiterfliegen. Die Gr\u00f6sse des Drucks auf die einschliessende Wand muss der lebendigen Kraft der Molec\u00fcle, d. h. einmal ihrer Masse resp. Zahl (MARioTTE?sches Gesetz), zweitens dem Quadrate der Geschwindigkeit ihrer fortschreitenden Bewegung (d. h. ihrer absoluten von \u201427 3\u00b0 C. ab gemessenen Temperatur) proportional sein. Die gesammte W\u00e4rme der Gase ist re-pr\u00e4sentirt durch diese fortschreitende Bewegung der Molec\u00fcle und die intramolecularen Schwingungen der Atome, welch letztere zu den ersten in einem constanten Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltniss stehen.\nIm Anschluss an diese Auffassung des gasf\u00f6rmigen Zustandes definirt Clausius den festen Aggregatzustand so, dass in ihm die W\u00e4rme nur\n1\tKroenig, Ann. d. Physik IC. S. 315.\n2\tClausius, Ann. d. Physik C. S. 353 und Ges. Abhandl. \u00fcb. d. median. W\u00e4rmetheorie. 2. Abth. S. 229. Braunschweig, Yieweg 1S67.","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 1. Cap. Gesetze der Absorption von Gasen etc.\nrepr\u00e4sentirt wird durch Bewegungen der Molec\u00fcle und ihrer Atome um gewisse Gleichgewichtslagen, die sie niemals ganz verlassen, so lange nicht fremde Kr\u00e4fte auf sie einwirken. Nimmt diese vibrirende Bewegung der einzelnen Molec\u00fcle beim Erw\u00e4rmen eines festen K\u00f6rpers mehr und mehr zu, so tiberwindet sie schliesslich die Anziehung der Nachbarmole-ciile und gestattet so gleitende Verschiebung der einzelnen Molec\u00fcle aneinander, wodurch der fl\u00fcssige Zustand der Materie charakterisirt ist. In diesem Zustande vermag die lebendige Kraft eines einzelnen Moleciils die Fixation durch die benachbarten im Allgemeinen nur dadurch zu \u00fcberwinden, dass ihr die Anziehung durch andere in der N\u00e4he befindliche Molec\u00fcle zu H\u00fclfe kommt, zu welchen es dann in dieselbe Beziehung tritt, in der es vorher zu den Molec\u00fclen stand, von denen es sich eben getrennt hat. \u201eEs findet also in der Fl\u00fcssigkeit eine schwingende, w\u00e4lzende und fortschreitende Bewegung der Molec\u00fcle statt, aber so, dass die Molec\u00fcle dadurch nicht auseinander getrieben werden (wie im Gaszustande), sondern sich auch ohne \u00e4usseren Druck innerhalb eines gewissen Volums halten [.u\nW\u00e4hrend nun aber der Mittelwerth der Molec\u00fclbewegungen in Fl\u00fcssigkeiten derart ist, dass er nicht hinreicht, ein einzelnes Molec\u00fcl von dem Verb\u00e4nde der \u00fcbrigen g\u00e4nzlich zu trennen, werden bei der grossen Unregelm\u00e4ssigkeit der Bewegungen einzelne Molek\u00fcle vor\u00fcbergehend mit einer das Mittel weit \u00fcbertreffenden Geschwindigkeit begabt sein und wenn ein solches Molec\u00fcl an der Oberfl\u00e4che sich befindet und die Richtung seiner Bewegung ann\u00e4hernd senkrecht von derselben wegf\u00fchrt, wird es dem Bereich seiner Nachbarn g\u00e4nzlich entkommen und als Gasmolec\u00fcl in dem freien Raum oberhalb der Fl\u00fcssigkeit fortschreiten, bis es von einem Hinderniss zur\u00fcckprallt.\nIst der Raum \u00fcber der Fl\u00fcssigkeit unendlich gross, so wird sich dieser Vorgang in derselben Weise wiederholen, bis die Fl\u00fcssigkeit g\u00e4nzlich verdunstet ist. Dass die Schnelligkeit der Verdunstung mit der Lebhaftigkeit der Molecularbewegung in der Fl\u00fcssigkeit, also mit deren Temperatur wachsen muss, ist selbstverst\u00e4ndlich.\nBefindet sich \u00fcber der Fl\u00fcssigkeit ein beschr\u00e4nkter Raum, in welchen hinein die Verdampfung statthat, so sieht man leicht, dass die in diesem in Gasform sich bewegenden, von der Fl\u00fcssigkeit losgerissenen Molec\u00fcle auf ihrer Bahn zeitweilig wieder mit der Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung kommen und von der Anziehung der oberfl\u00e4chlichen Molec\u00fcle derselben, zwischen welche sie wieder eindringen, festgehalten, aufs Neue zu Bestandtheilen der Fl\u00fcssigkeiten werden.\nWenn die Fl\u00fcssigkeit hinreichend lange mit dem Raume in Ber\u00fchrung gewesen ist, muss sich ein Gleichgewichtszustand heranbilden, in welchem in der Zeiteinheit ebenso viele Molec\u00fcle die Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit verlassen, wie auf derselben aufs neue verdichtet werden. Von jetzt ab ist die Zahl der dampff\u00f6rmig in dem Raume verbreiteten Molec\u00fcle constant, trotzdem sie in best\u00e4ndigem Wechsel begriffen sind.\nMan sieht aus dieser Betrachtung ohne Weiteres, weshalb eine an-\n1 Clausius 1. c. S. 237.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Ableitung aus der mechanischen W\u00e4rmetheorie.\n11\ndere \u00fcber der Fl\u00fcssigkeit befindliche Gasart die Verdampfung derselben nicht verhindern kann und auf die Dampfspannung, d. h. auf die Zahl der im Raume befindlichen Dampfmolec\u00fcle, ohne Einfluss ist. Der Raum \u00fcber der Fl\u00fcssigkeit ist, da die Gasmoleciile selbst nur einen sehr kleinen Theil desselben wirklich ausf\u00fcllen, als leer und f\u00fcr die Molectile der Fl\u00fcssigkeit frei durchdringlich zu betrachten.\nDie vorstehenden von Clausius \u00fcber die Verdampfung entwickelten Anschauungen sind nun fast unver\u00e4ndert geeignet, auch die wichtigsten bei der thierischen Respiration in Frage kommenden physikalischen und chemischen Erscheinungen, die Gasabsorption und die Dissociation chemischer Verbindungen zu erkl\u00e4ren K\nWenn sich \u00fcber einer Fl\u00fcssigkeit ein Gas befindet, so werden von Zeit zu Zeit Molec\u00fcle des Gases auf die Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit derart stossen, dass sie die obersten Fliissigkeitsmolec\u00fcle auseinander dr\u00e4ngend, zwischen diese gelangen und nun von den Fl\u00fcssigkeitsmolec\u00fclen in derselben Art festgehalten werden, wie diese einander anziehen, d. h. das Gasmolecill bewegt sich zwischen denen der Fl\u00fcssigkeit wie diese aneinander. Die in dieser Weise die Fl\u00fcssigkeit durchwandernden Gasmoleciile werden aber auf ihrer Bahn auch wieder einmal mit solcher Bewegungsrichtung an die Oberfl\u00e4che gelangen, dass sie aus dem Bereiche der Fl\u00fcssigkeit entschl\u00fcpfen und in den Gasraum zur\u00fcckkehren. Schliesslich wird ganz analog wie bei der Verdampfung sich ein Zustand des Gleichgewichts hersteilen, derart, dass in der Zeiteinheit ebenso viele Gasmoleciile die Fl\u00fcssigkeit verlassen, wie neue in dieselbe eintreten. Die Fl\u00fcssigkeit ist dann f\u00fcr die gegebenen Verh\u00e4ltnisse mit Gas ges\u00e4ttigt.\nDie in die Fl\u00fcssigkeit eingedrungenen Molec\u00fcle d\u00fcrfen nicht mehr als gasf\u00f6rmig betrachtet werden, denn sie sind so dicht von den Fl\u00fcssigkeitsmolek\u00fclen umgeben, dass die von Clausius1 2 3 4 formulirten Bedingungen des gasf\u00f6rmigen Zustandes, dass n\u00e4mlich die Gr\u00f6sse der Molec\u00fcle gegen die mittlere Bahnl\u00e4nge und die anziehende Wirkung der Molec\u00fcle aufeinander gegen die lebendige Kraft der fortschreitenden Bewegung verschwindend klein sein m\u00fcssen, nicht mehr statthaben k\u00f6nnen. Die ab-sorbirten Gasmoleciile sind demnach ihrem physikalischen Zustande nach als verfl\u00fcssigt anzusehen. Hiermit stimmt auch der Grad der Volumvermehrung, welchen eine Fl\u00fcssigkeit durch Gasabsorption erleidet.\nMackenzie & Nichols 3 haben die Gr\u00f6sse dieser Volumvermehrung f\u00fcr Wasser, das mit CO-i bei verschiedenen Temperaturen ges\u00e4ttigt war, bestimmt und sie so gross gefunden, als h\u00e4tte man dem Wasser die aufgenommene CO-i als Fl\u00fcssigkeit zugemengt. F\u00fcr die Dichtigkeit der fl\u00fcssigen CO-i wurden die Zahlen von Andrews 4 der Berechnung zu Grunde gelegt.\nMan muss hiernach erwarten, dass bei der Absorption von Gasen in\n1\tVgl. L. Dossios, Vjschr. d. naturf. Ges. in Z\u00fcrich XIII. S. 3, im Ausz. Jahres-ber. \u00fcber d. Fortschr. d. Chemie 1867. S. 92. \u2014 Alex Naumann, Gmelin\u2019s Handb. d. anorgan. Chemie I. 1. S. 463. 1877.\n2\tClausius, Ges. Abhandl. II. S. 235.\n3\tJ. J. Mackenzie & E. L. Nichols, Ann. d. Physik. N. F. III. S. 134. 1878.\n4\tAndrews, Philos. Mag. (5) I.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 1. Cap. Gesetze der Absorption von Gasen etc.\nFl\u00fcssigkeiten eine der Verdampfungsw\u00e4rme des betreffenden verfl\u00fcssigten Gases entsprechende W\u00e4rmemenge frei werde.\nIn der That fand J. Thomsen dass bei Absorption indifferenter Gase in Fl\u00fcssigkeiten betr\u00e4chtliche W\u00e4rmemengen frei werden. Unter anderen entbindet die Absorption der CO* in Wasser f\u00fcr jedes Gramm absorbirter CO* 134 Cal.'1 2 Bei einer CO*-Exhalation von 7 00 gr. p. d. wird also durch das Entweichen dieser Gasmasse aus dem Blute in der Lunge eine Abk\u00fchlung \u2014 700 X 134 = 93,800 Cal. stattfinden, d. i. ungef\u00e4hr 3 \u00b0/o des gesammten W\u00e4rmeverlustes des K\u00f6rpers. Diese Zahl ist nicht unerheblich zu vergr\u00f6ssern, weil die CO2 im Blute der Hauptmasse nach nicht einfach abdunstet, sondern aus lockerer chemischer Bindung frei wird.\nAus obiger Betrachtung folgt als selbstverst\u00e4ndlich, dass die Zahl der in die Fl\u00fcssigkeit eindringenden, also auch die Zahl der nach Eintritt des S\u00e4ttigungszustandes in derselben best\u00e4ndig sich vorfindenden Gasmolec\u00fcle proportional sein muss der Zahl der Moleciile, welche in der Zeiteinheit die Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit treffen, d. h. proportional der Dichte des fraglichen Gases ; dass die Absorption aber nicht beeinflusst werden kann durch den von anderen Gasen, die etwa mit dem in Frage kommenden gemischt sind, auf die Fl\u00fcssigkeit ausge\u00fcbten Druck.\nDas hier aus der Theorie der Gase abgeleitete Verhalten derselben zu Fl\u00fcssigkeiten wurde bekanntlich von Henry3 4 empirisch festgestellt und dann von Dalton 4 best\u00e4tigt.\nAuf Grund seiner Versuche mit Kohlens\u00e4ure, Schwefelwasserstoff, oxydirtem Stickgas, Sauerstoff und Stickstoff stellte Henry folgendes allgemeine Gesetz auf5 6: Bei einerlei Temperatur nimmt Wasser unter jedem Drucke dasselbe Volumen an Gas auf, wie unter dem gew\u00f6hnlichen Luftdrucke, oder da die Dichtigkeit des Gases immer dem Drucke proportional ist (MARioTTE\u2019sches Gesetz), das absorbirte Gasvolum gemessen unter gew\u00f6hnlichem Luftdr\u00fccke steht im Verh\u00e4ltnisse des Druckes, unter welchem die Absorption erfolgt.\nBunsen 3 hat die Erscheinungen der Absorption eingehender untersucht und findet sie bei Substanzen, welche keinerlei chemische Wirkungen aufeinander \u00fcben, abh\u00e4ngig:\n1.\tvon der substantiellen Natur der Gase und der absorbirenden Fl\u00fcssigkeiten,\n2.\tvon der Temperatur,\n3.\tvon dem Drucke nach dem von Henry formulirten Gesetze.\nAls Absorptionsco\u00ebfficient definirt er das auf 0\u00b0 und 0,7 6 m\nQuecksilberdruck reducirte Gasvolumen, welches von der Volumeneinheit Fl\u00fcssigkeit unter dem Quecksilberdrucke 0,7 6 m absorbirt wird.\n1\tJ. Thomsen, Ber. d. d. chem. Ges. 1873. S. 710 11. 1533.\n2\tBerthelot gibt in seinen Recherches calorim\u00e9triques, Ann. d. chim. et d. phys. (4) XXIX. p. 470. 1873, die fast \u00fcbereinstimmende Zahl 126 Cal. an.\n3\tHenry, Philos. Transact. XXIX. p. 274. 1803 und Gilbert\u2019s Ann. XX.\n4\tDalton, Gilbert\u2019s Ann. XXATII. S. 397, 408, ferner S. 413, 479.\n5\tHenry, Gilbert\u2019s Ann. XX. p. 165.\n6\tBunsen, Ann. d. Chem. u. Pharm. XCIII. S. I und Gasometrische Methoden S. 136. Braunschweig 1857.","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"W\u00e4rmet\u00f6nung. Henry's Gesetz. Absorptionsco\u00ebfficient. Partialdruck. 13\nDer Werth der Absorptionsco\u00ebfficienten nimmt im Allgemeinen mit wachsender Temperatur nach einem in jedem Falle empirisch zu bestimmenden Verh\u00e4ltnisse ab.\nZu ihrer Ermittlung dient das von Bunsen construite und gasometr. Methoden S. 147 abgebildete Absorptiometer.\nDas Wesentliche desselben ist eine genau calibrirte R\u00f6hre nach Art der bei Gasanalysen gebr\u00e4uchlichen Absorptionsr\u00f6hren, in welcher die in Frage kommenden Gas- und Fl\u00fcssigkeitsmengen abgemessen werden. Durch eine einfache Schraubenvorrichtung kann das Rohr unten geschlossen werden, um energisches Sch\u00fctteln zu erm\u00f6glichen. Ein Wassermantel sichert die Gleichm\u00e4ssigkeit der Temperatur.\nDie Berechnung des Absorptionsco\u00ebfficienten aus den Versuchsdaten gestaltet sich wie folgt. Wenn das vor der Absorption beim Drucke Pi gemessene, auf 0\u00b0 C. reducirte Gasvolum = V\\ war, so betr\u00e4gt dasselbe\nbei dem nach Vollendung des Versuchs stattfindenden Drucke Pi \u2014 \u2014{-~.\nNennen wir das restirende Volum beim Drucke sorbirte Gasmenge gemessen beim Drucke Pi \u2014\nP2 = Vo so ist die ab-\nn Pi\n\u2014---------r 2 und dieser\nJ-2\nWerth dividirt durch das Volum der angewandten Fl\u00fcssigkeit h gibt die Gr\u00f6sse der Absorption f\u00fcr die Fl\u00fcssigkeitseinheit d. h. den Absorptionsco\u00ebfficienten den Bunsen mit u. bezeichnet.\nIst dieser Absorptionsco\u00ebfficient a bekannt, so berechnet man die von der Fl\u00fcssigkeitsmenge h unter dem Drucke P absorbirte auf 0\u00b0 und 0,76 m\nreducirte Gasmenge n aus der Gleichung q \u2014 \u2014;\u2014;\u2014. \u2014\n\u00b0 J\t\u00f6 J\t0,7 6\nIn der Physiologie haben wir es nun niemals mit einfachen Gasen, sondern stets mit Gasgemischen zu tliun, welche auf Fl\u00fcssigkeiten einwirken, und hier kommt es entsprechend unserer obigen theoretischen Betrachtung f\u00fcr die Mengen eines jeden Gases welche absorbirt werden, nicht auf die gesammte Spannung des Gasgemisches an, sondern nur auf den Druck welchen die Molec\u00fcle des in Frage kommenden Gases auf die Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit aus\u00fcben. Wir werden also zur Berechnung der absorbirten Gasmengen den totalen Druck in die partialen Pressungen der einzelnen Gase zerlegen m\u00fcssen.\nBestehe ein Gasvolum, welches unter dem Drucke P steht, aus 3 verschiedenen Gasen und enthalte in 100 Theilen v\\, vi, v%, Volumina eines\njeden Gases, so betr\u00e4gt der Partialdruck des ersten Gases\nVi\nP\n100\nder\ndes zweiten \u2014\u2022\u2014 100\nP, der des dritten\n\u2014 P\\ wenn dann die Absorptions-\nco\u00ebfficienten der drei Gase resp. \u00abi, \u00ab2 und \u00abs sind, betr\u00e4gt die vom Fl\u00fcssigkeitsvolum h unter dem Drucke P aufgenommene auf 0\u00b0 und 0,76 m reducirte Menge:\n\t\u00abl h P v1 vom ersten Gase:\t\u2014\u2014\u2014- \u25a0\t;\n100 . 0,76 7\n\u00ab2 h P V-100 . 0,76\nvom zweiten Gase:\ni","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 1. Cap. Gesetze der Absorption von Gasen etc.\nvom dritten Gase:\n\u00ab3 h P v'd 100 . 0,76 \u2019\nHierbei ist vorausgesetzt, dass die Zusammensetzung des einwirkenden Gasgemisches durch die Absorption selbst keine merkliche Aenderung erf\u00e4hrt, wie dies in den Lungenalveolen wegen der best\u00e4ndigen Erneuerung der Luft ann\u00e4hernd der Fall ist. Ist das Gasvolum ein beschr\u00e4nktes, so muss die durch die Absorption selbst erfolgende Aenderung seiner Zusammensetzung mit in Rechnung genommen werden. Die hierzu noth-wendigen sehr einfach sich aus dem Fr\u00fcheren ableitenden Formeln siehe bei Bunsen, gasometr. Meth. S. 141 u. 142.\nPhysiologisch wichtige Absorptionsco\u00ebfficienten.\nF\u00fcr die im Blute normal vorkommenden Gase Stickstoff, Sauerstoff und Kohlens\u00e4ure gibt Bunsen folgende Werthe der Absorptionsco\u00ebfficienten in Wasser f\u00fcr die nebenstehenden Temperaturen:\n0 c.\tStickstoff\tSauerstoff\tKohlens\u00e4ure\n0\t0,02035\t0,04114\t1,7967\n5\t0,01794\t0,0362S\t1,4497\n10\t0,01607\t0,03250\t1,1847\n15\t0,01478\t0,02989\t1,0020\n20\t0,01403\t0,02838\t0.9014\nPhysiologisch interessiren uns diese Werthe vor allem bei der normalen Temperatur des Warmbl\u00fcters.\nF\u00fcr die Kohlens\u00e4ure fand sich bei\n37,0\u201437,5\u00b0 C. \u00ab = 0,569 Setschenow1)\n39,0\u00b0 C. \u00ab== 0,5283 Zuntz'2)\n39,2\u00b0 C. \u00ab = 0,5215\nBei der absoluten Kleinheit ist seine genaue Kenntniss f\u00fcr Sauerstoff und Stickstoff weniger wichtig. Exacte Bestimmungen desselben liegen nicht vor.\nDie Gesetze der Absorption behalten ihre G\u00fcltigkeit, wenn statt reinen Wassers L\u00f6sungen solcher Salze mit dem Gase in Ber\u00fchrung gebracht werden, welche keine chemische Einwirkung auf dasselbe aus\u00fcben. Im Allgemeinen setzt Aufl\u00f6sung eines indifferenten Salzes den Absorptionsco\u00ebfficienten des Wassers herab und um so mehr, je concen-trirter die Salzl\u00f6sung ist, wie E. Fernet3) zuerst f\u00fcr Kochsalzl\u00f6sungen zeigte. Ein bestimmtes Gesetz \u00fcber die Abnahme des Absorptionsco\u00ebfficienten mit zunehmender Concentration einer chemisch indifferenten Salz-\nNo.\n1\n13.\n2\n3\nSetschenow, M\u00e9m. de l\u2019acad. imper, d. sc. d. St. P\u00e9tersbourg XX\\ I. p. 6. 1879.\nZuntz, Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Blutes S. 33. Inaug.-Diss. Bonn 1868.\nE. Fernet, Ann. d. sc. nat. 4. s\u00e9r. Zool. VIII. p. 125.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch wichtige Absorptionsco\u00ebfficienten.\t15\nl\u00f6sung l\u00e4sst sich auf Grund der bis heute ermittelten Thatsacheu nicht aufstellen.\nSetschenow hat bei 3 Temperaturen (21,7\u00b0C., 18,38\u00b0 C. und 15,2\u00b0 C.) f\u00fcr je 6 verschiedene Concentrationen von 3,2, 6,4 und so steigend bis 19,2\u00b0 o die Absorptionsco\u00ebfficienten bestimmt und gefunden, dass dieselben in langsamerem Verh\u00e4ltniss kleiner werden als die Concentration zunimmt, so dass eine Curve auf deren Abscisse die Concentrationen auf deren Ordinaten die zugeh\u00f6rigen Absorptionsco\u00ebfficienten aufgetragen sind, der Abscisse ihre Convexit\u00e4t zuwendet.\nMit R\u00fccksicht auf die unten zu besprechenden Versuche schwach anges\u00e4uertes Blut zur Ermittlung des Absorptionsco\u00ebfficienten dieser Fl\u00fcssigkeit zu benutzen, verglich ich den Absorptionsco\u00ebfficienten von durch Oxals\u00e4ure schwach anges\u00e4uertem Wasser mit dem von reinem. Bei 19,5\u00b0 C. ergab sich:\nCo\u00ebfficient des destillirten Wassers =0,896 \u201e\t\u201e sauren\t\u201e\t=0,897\ndemnach innerhalb der Fehlergrenzen Identit\u00e4t.\nAusnahmen von dieser Regel, welche ja keineswegs eine nothwendige Consequenz der Theorie ist, scheinen vorzukommen.\nSo fand J. Y. Buchanan 0 dass Kohlens\u00e4ure durch Calciumsulfatl\u00f6sung etwas mehr als durch Wasser, aber nach dem n\u00e4mlichen Gesetze der Ver\u00e4nderlichkeit mit Druck und Temperatur absorbirt wird.\nDas Verhalten des Blutes als einer \u00e4usserst complicirten L\u00f6sung organischer und mineralischer Stoffe gegen\u00fcber den bei der Athmung in Frage kommenden Gasen l\u00e4sst sich nach dem Gesagten, auch wenn wir von allen chemischen Wirkungen absehen, nicht a priori bestimmen, wiewohl es \u00e4usserst wahrscheinlich erscheint, dass die Absorptionsco\u00ebfficienten des Blutes kleiner sein werden als die des reinen Wassers.\nDen Absorptionsco\u00ebfficienten der CO 2 f\u00fcr Blut suchte ich dadurch zu bestimmen, dass ich Blut mit einer starken S\u00e4ure (Phosphors\u00e4ure oder Oxals\u00e4ure) neutralisirte und, nachdem so die chemischen Affinit\u00e4ten eliminirt waren, dasselbe mit CO-i s\u00e4ttigte und die aufgenommene Menge bestimmte1 2. Zwei bei 0\u00b0 C. angestellte Versuche ergaben so als Absorptionsco\u00ebfficienten f\u00fcr\nKalbsblut von 1,038 spec. Gew. die Zahl = 1,626 Hammelblut \u201e\t1,052\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=*\t1,547\ndagegen gilt f\u00fcr reines Wasser \u201e\t\u201e\t=\t1,767.\nWie zu erwarten, weicht der Absorptionsco\u00ebfficient des Blutes von dem des reinen Wassers um so mehr ab, je h\u00f6her sein specifi-sches Gewicht, also je coneentrirter es ist, und man wird ihn im ge-\n1\tJ. Y. Buchanan, Proc, of the London Roy. Soc. 1874. No. 15. p. 192 (nach Gmelin-Kraut I. S. 471).\n2\tZuntz, Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Blutes S. 39.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 1. Cap. Gesetze der Absorption von Gasen etc.\ngebenen Falle unter Ber\u00fccksichtigung des specifischen Gewichts ann\u00e4hernd sch\u00e4tzen k\u00f6nnen. Die am anges\u00e4uerten Blut gewonnenen Zahlen documentiren sich auch dadurch als Ausdruck der rein physikalischen Bindung von Kohlens\u00e4ure, dass sie, wie Setschenow f\u00fcr Blut und Serum gefunden hat, strikt entsprechend dem DALTOx\u2019schen Gesetze bei wechselndem Drucke variiren. Ueber Setschenow\u2019s etwas abweichende Bestimmungen des Absorptionsco\u00ebfficienten vgl. unten Cap. V, 3.\nF\u00fcr die beiden anderen Gase, Sauerstoff und Stickstoff, liegen keine gen\u00fcgenden Versuche der Bestimmung ihrer Absorptionsco\u00ebfficienten im Blute vor, doch lassen sich einige von Paul Bert1 2 ermittelte Daten in diesem Sinne verwenden (vgl. auch Cap. V).\nDa der Stickstoff nur physikalisch absorbirt im Blute enthalten ist, wie u. A. die Versuche von Lothar Meyer- und von Setschenow3 ergeben haben, berechnet sich sein Absorptionsco\u00ebflicient bei K\u00f6rpertemperatur sehr leicht aus folgendem Versuche Bert\u2019s: de-fibrinirtes Hundeblut wurde mit atmosph\u00e4rischer Luft bei 18 Atmosph\u00e4ren Druck durch Sch\u00fctteln ges\u00e4ttigt, es enthielt dann\n= 19,2 Vol.-\u00b0/o Ah\ndasselbe bei Atmosph\u00e4rendruck ges\u00e4ttigt\nenthielt.............................=\t1,3\t\u201e Ah\ndemnach halten 17,9 Vol.-\u00b0/o Ah\nder aufs 17fache comprimirten Atmosph\u00e4re, d. h. der 13,4 fachen Spannung einer Atmosph\u00e4re reinen Stickstoffs von 0,76 m Druck das Gleichgewicht. Bei einer Atmosph\u00e4re Druck w\u00fcrde demnach das\nBlut = -^4- = 1,33 \u00b0/o Ah aufnehmen. Demnach ist 0,0133 der Ab-13,4 J\n\u2022 sorptionsco\u00ebfficient des Ah im Blute der K\u00f6rpertemperatur, oder cor-rigirt wegen der Aenderung, welche das abgesperrte Gasgemisch in Ber\u00fchrung mit dem Blute erfahren hat, = 0,0130.\nWenn Bunsen\u2019s Angabe4, dass die Absorptionsco\u00ebfficienten des Sauerstoffs und Stickstoffs parallel gehen, und dass der erstere aus dem letzteren durch Multiplication mit 2,0225 berechnet werden kann, auch bei 40\u00b0 C. noch richtig ist, w\u00e4re der Absorptionsco\u00ebfficient des Blutes f\u00fcr Sauerstoff bei K\u00f6rpertemperatur = 0,0*262.\n1\tPaul Bert, La pression barom\u00e9trique p. 660, 701, 792. Paris, Masson 1S7S.\n2\tLothar Meyer, Die Gase des Blutes S. 56. Inaug.-Diss. G\u00f6ttingen A 857.\n3\tSetschenow, Sitzgsber. d. Wiener Acad., math.-naturw. CI. XXX^ I. S. 293.\n4\tBunsen, Gasometrische Methoden. l.Aufl. S. 167.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Die Fl\u00fcssigkeit \u00fcbt chemische Anziehung auf clas Gas aus.\n17\nII. Die Fl\u00fcssigkeit iibt chemische Anziehung auf das Gras aus.\nDie Erscheinungen der Absorption im Blute werden ganz wesentlich modificirt durch die chemischen Affinit\u00e4ten, welche im Blute f\u00fcr Sauerstoff und Kohlens\u00e4ure vorhanden sind und deren Wirkungen sich mit denen der physikalischen Absorption compliciren.\nDer einfachste Fall einer derartigen Affinit\u00e4tswirkung w\u00e4re der, dass in der absorbirenden Fl\u00fcssigkeit ein K\u00f6rper sich finde, der mit so starker Affinit\u00e4t zum Gase begabt ist, dass er dasselbe in einer bei der gegebenen Temperatur unzersetzbaren Verbindung fixirt. In diesem Falle setzt sich die aufgenommene Gasmenge A aus dem chemisch gebundenen vom Drucke unabh\u00e4ngigen Antheil k und einem dem Drucke proportional variabeln, dein physikalisch absorbirten, Theile zusammen.\nWenn wir den in Metern gemessenen Partialdruck des Gases mit P, den Absorptionsco\u00ebfficienten mit u. bezeichnen, so ist dieser absorbirte\nTlieil\naP\n0,76\u2019\nund die ganze von der Volumeinheit der Fl\u00fcssigkeit auf-\ngenommene Gasmenge : A \u2014 k + -\u2022\n0,7 6\nUm bei einer Fl\u00fcssigkeit, deren chemisch bindende Kraft ebenso wie der Absorptionsco\u00ebfficient unbekannt ist, beide Gr\u00f6ssen zu bestimmen, gen\u00fcgen 2 Absorptiometerversuche bei derselben Temperatur, aber verschiedenem Gasdrucke b Wenn bei diesen Versuchen die von der Volumeinheit der gasfreien Fl\u00fcssigkeit aufgenommenen auf 0\u00b0 C. und 0,76 m (Druck) reducirten totalen Gasmengen = Ai resp. A2 sind und die entsprechenden Partialspannungen, bei denen die S\u00e4ttigung erfolgt ist, P\\ und Pi, so hat man zur Bestimmung der chemisch gebundenen Constante x und des Absorptionsco\u00ebfficienten y die beiden Gleichungen :\nworaus\nx -f-\nx \u2014j\u2014\ny =\nPi\n0,7 6\ny = Ai]\nP-2\n0,7\n{A\\\n6 V = Ai'\n\u2014 Ai) 0,76\nAi \u2014 P2\nP\\ A2 \u2014 Pi A1\nNach dieser Methode hat L. Meyer eine Reihe von Absorptionsversuchen mit d\u00fcnnen Sodal\u00f6sungen, welche etwa ihr gleiches Volum CO2 binden konnten, angestellt und gefunden, dass die Resultate mit den Bedingungen der obigen Gleichungen hinreichend \u00fcbereinstimmten. Nur dann wenn das \u00fcber der L\u00f6sung stehende Gasgemisch weniger als 1% CO2 enthielt, der Partialdruck also unter 0,007 m sank, h\u00f6rte die L\u00f6sung auf,\n1 Vgl. Lothar Meyer, Die Gase des Blutes S. 30. W\u00fcrzburger Inaug.-Diss. G\u00f6ttingen 1857 und Ztschr. f. rat. Med. N. F. VIII. S. 258. \u2014 Fernet, Compt. rend. XLI. No. 27 und Ann. d. sc. nat. 4. s\u00e9r. Zool. VIII. p. 125\u2014220.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IYa.\t2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 1. Cap. Gesetze der Absorption von Gasen etc.\nCO2 zu binden. Der \u00c0bsorptionsco\u00ebfficient war in diesen Versuchen immer etwas kleiner, als der des destillirten Wassers.\nDie hier von Meyer constatirte Erscheinung1, dass ein Gas der chemischen Affinit\u00e4t, die es anzieht, nur folgt, wenn es im gewissen Ueber-schusse vorhanden ist, resp. wenn seine Parti\u00e4rspannung \u00fcber einer gewissen Grenze steht, tritt uns in noch viel auffallenderer Weise im Blute entgegen. Sie beruht auf der Dissociation der gebildeten chemischen Verbindung.\nUnter Dissociation verstehen wir die Zersetzung einer chemischen Verbindung durch alleinige Wirkung erh\u00f6hter Temperatur. Derartige Zersetzungsprocesse sind h\u00e4ufig umkehrbar, d. h. die fr\u00fchere Verbindung stellt sich beim Sinken der Temperatur wieder her.\nIn diese Categorie der umkehrbaren geh\u00f6ren, wie Donders1) gezeigt hat, s\u00e4mmtliche bei der Athmung in Betracht kommende Dissociations-processe. An der Hand der mechanischen W\u00e4rmetheorie ist das Ph\u00e4nomen leicht zu erkl\u00e4ren und die dabei auftretenden Eigenth\u00fcmlichkeiten aus den allgemein angenommenen Hypothesen \u00fcber Anordnung und Bewegung der Atome und Molec\u00fcle a priori zu deduciren2).\nWenn eine chemische Verbindung mehr und mehr erw\u00e4rmt d. h. die lebendige Kraft ihrer Atome erh\u00f6ht wird, muss schliesslich der Fall ein-treten, dass dieselbe die chemische Anziehung \u00fcberwindet. Da die Kraft der Bewegung in den einzelnen Molec\u00fclen verschieden ist, theils \u00fcber, theils unter dem Mittel liegt, werden bei allm\u00e4hlicher Temperaturerh\u00f6hung die Dissociationen beginnen, lange ehe die mittlere lebendige Kraft der Atombewegung die zur Zersetzung erforderliche Intensit\u00e4t erreicht hat. Die einmal begonnene Dissociation wird bis zur vollst\u00e4ndigen Zersetzung fortdauern, wenn f\u00fcr stetige Entfernung der Zersetzungsproducte gesorgt wird; ist dies nicht der Fall, so werden sich von Zeit zu Zeit die Zersetzungsproducte mit solchen Bewegungsrichtungen und Intensit\u00e4ten wieder begegnen, dass sie sich zur urspr\u00fcnglichen Verbindung regeneriren. Ist dann die Zahl der freien Molec\u00fcle so gross geworden, dass die Zahl der Wiedervereinigungen in der Zeiteinheit der Zahl der Spaltungen gleich kommt, so h\u00f6rt scheinbar jede weitere Zersetzung auf. (Dissociations-gleichgewicht.) Durch Aenderungen der Temperatur nach oben oder unten kann dies Gleichgewicht jederzeit im Sinne der Zunahme resp. Abnahme der Menge der Zersetzungsprodukte ge\u00e4ndert werden\".\nAm einfachsten gestalten sich die Erscheinungen der Dissociation bei Gasen. Wenn solche in einem geschlossenen Gef\u00e4sse \u00fcber die Grenze der beginnenden Dissociation erw\u00e4rmt werden, so tritt f\u00fcr jede hinreichend lange constant erhaltene Temperatur schliesslich ein Gleichgewichtszustand ein, in welchem das Verh\u00e4ltnis des unzersetzten Gases zu den Zersetzungsprodukten ein bestimmtes ist. Die Zahl der dissociirten Molec\u00fcle muss abnehmen, wenn der Gasmischung eines der Zersetzungsprodukte im Ueber-schuss zugef\u00fcgt wird, weil dadurch die Bedingungen der Wiedervereinigung g\u00fcnstiger werden.\nAls Beispiel kann die von George Lemoine studirte Dissociation der\n1\tF. C. Donders, Arch. f. d. ges. Physiol. V. S. 20.\n2\tVgl. Pfaundler, Ann. d. Physik CXXXI. S. 60. 1867.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Dissociationsprocesse.\n19\ngasf\u00f6rmigen Jodwasserstoffs\u00e4ure 1 dienen. Wie es nach der Theorie vorausgesehen werden musste, fand Lemoine den Procentsatz der zersetzten JH geringer, wenn sich eines der Zersetzungsprodukte (bei Lemoine freier H) im Ueberschuss in dem Raume befand. Wenn Gleichgewicht bestand und nun ein Ueberschuss von Wasserstoff zugefiigt wird, kommen eben die freien Jodmolectile h\u00e4ufiger mit Wasserstoff in Ber\u00fchrung.\nWichtig ist noch die grosse Langsamkeit, mit der diese Dissociation abl\u00e4uft, so zwar, dass Lemoine\u2019s Gasmischungen erst nach mehreren Monaten den vollkommenen Gleichgewichtszustand erreichten.\nBei Verbindungen fester mit gasf\u00f6rmigen K\u00f6rpern ist die Wirkung der freien Affinit\u00e4ten des festen K\u00f6rpers unmerklich; es geh\u00f6rt zu einer bestimmten Temperatur stets eine bestimmte Dissociationsspannung welche sich nicht merklich \u00e4ndert, wenn die Menge der schon zersetzten festen Moleciile zunimmt wie Debray'2 f\u00fcr den kohlensauren Kalk, H. Saintf Claire Deville & Troost3 f\u00fcr die Sauerstoffverbindungen der Platina-metalle gezeigt haben.\nComplicirter werden die Dissociationserscheinungen, wenn sie in L\u00f6sungen ablaufen. Alle bei der Respiration vorkommenden Erscheinungen von Gasabsorption geh\u00f6ren in dies Gebiet. Hier kommt, wie Setschenow4 hervorhebt, ausser der dissociirenden Wirkung der W\u00e4rme der chemische Effect, welchen das Wasser auf den gel\u00f6sten K\u00f6rper \u00fcbt, und welcher bei der Verd\u00fcnnung in zunehmendem Maasse sich geltend macht5, in Betracht. Ausserdem wirkt aber im Gegensatz zu den festen K\u00f6rpern der bereits erreichte Grad der Zersetzung, d. h. das Mengenverh\u00e4ltniss, in welchem in der Fl\u00fcssigkeit bereits dissociirte und unzersetzte Moleciile neben einander sich finden, so dass die einer bestimmten Temperatur entsprechende Spannung des dissociirten Gases ceteris paribus abnimmt, in dem Maasse wie die Dissociation fortgeschritten ist, d. h. in dem Maasse wie sich mehr zersetzte, also zur Wiederaufnahme des gasf\u00f6rmigen Bestandtheils bereite Moleciile in der Fl\u00fcssigkeit finden.\nDie eingehendste und gr\u00fcndlichste Untersuchung hat in dieser Beziehung das Natriumphosphat deshalb erfahren, weil man ihm irrth\u00fcm-licher Weise eine hervorragende Rolle bei der Bindung und Ausscheidung der Blutkohlens\u00e4ure zuschrieb.\nSchon Pagenstecher6, ferner Liebig7, Marchand8, hatten es in dieser Beziehung gew\u00fcrdigt und seine Affinit\u00e4t gegen CO2 constatirt.\nFernet9 hat zuerst absorptiometrische Versuche in systematischer Weise mit ihm angestellt. Er behauptet, beim Sch\u00fctteln mit CO2 binde ein Molec\u00fcl Na^HPOi 2 Moleciile CO2 und ausserdem werde von der L\u00f6sung dem Drucke proportional CO-j physikalisch absorbirt. Der Co\u00ebf-\n1\tLemoine, Ann. d. chim. et phys. (5) XII. p. 145. IS67.\n2\tDebray, Compt. rend. LXIV. p. 603.\n3\tSt. Claire Deville & Troost, Compt. rend. 1878.\n4\tSetschenow, M\u00e9m. d. l\u2019acad. d. St. P\u00e9tersbourg (7) XXII. No. 6. p. 12.\n5\tVgl. Berthelot, Ann. d. chim. et phys. (4) XXIX. p. 94. 1873.\n6\tPagenstecher, Buchner\u2019s Repert. (2) XXII. S. 318, citirt nach Lothar Meyer.\n7\tJ. Liebig, Ann. d. Chemie u. Pharm. 1851. S. 112.\n8\tMarchand, Journ. f. pract. Chemie XXXVII. S. 321. 1846.\n9\tFernet, Ann. d. sc. nat. 4. s\u00e9r. VIII. p. 160.","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 1. Cap. Die Gesetze der Absorption von Gasen.\nficient dieser Absorption sei etwas kleiner als der im destillirten Wasser und um so kleiner je concentrirter die L\u00f6sung. Demnach w\u00fcrde sich die bei irgend einem Drucke von dieser L\u00f6sung\nCO2 nach der oben aufgestellten Formel\naufgenommene Menge\nA = k +\nuP\n0,76\"\nberechnen.\nHeidenhain und Lothar Meyer1 haben gezeigt, dass diese Angaben Fernet\u2019s weit von der Wahrheit abweichen. Sie experimentirten mit L\u00f6sungen von 0,4 \u201417,3% des wasserhaltigen Salzes {NazHPCk -\\- 12 H-iO).\nNur bei der verd\u00fcnnten L\u00f6sung entsprach die aufgenommene CO-2 ann\u00e4hernd der Formel Fernet\u2019s; je concentrirter dieselbe war, desto mehr blieb die wirklich aufgenommene Menge hinter der berechneten zur\u00fcck; dabei war unverkennbar, dass mit steigendem Drucke die Menge der chemisch gebundenen CO-2 ebenfalls wuchs. Berechnete man n\u00e4mlich aus 2 bei verschiedenem Drucke ausgef\u00fchrten Bestimmungen den Absorptionsco\u00ebfficienten nach der obigen Formel\nx =\nP\\ A\u20182 ---- P-2 A\\\nP\\ - P-2\t\u2019\nso zeigte sich derselbe in den concentrirten L\u00f6sungen erheblich gr\u00f6sser als der des destillirten Wassers. Ferner zeigt sich bei genauer Durchsicht der Tabellen von Heidenhain & L. Meyer, dass die (scheinbaren) Absorptionsco\u00ebfficienten ziemlich verschieden ausfallen, je nachdem man sie aus den Bestimmungen bei h\u00f6herem oder niedrigerem Drucke berechnet. Der scheinbare so hohe Absorptionsco\u00ebfficient entsteht eben dadurch, dass zu der wirklich physikalisch absorbirten Gasmenge sich eine mit steigendem Drucke neu chemisch gebundene hinzugesellt, welch letztere nicht einfach dem Drucke proportional w\u00e4chst, sondern in einer unbekannten complicirten Beziehung zu diesem steht. In der concentrirtesten von Heidenhain & L. Meyer untersuchten L\u00f6sung h\u00e4tten nach Fernet\u2019s Formel 8,153 Vol. CO-2 (0\u00b0 und lm) auf 1 Vol. Fl\u00fcssigkeit unabh\u00e4ngig vom Druck gebunden werden m\u00fcssen. Der Versuch ergab f\u00fcr die chemisch gebundene CO-2 1,841 und f\u00fcr den scheinbaren Absorptionsco\u00ebfficienten 2,102, w\u00e4hrend der des destillirten Wassers bei derselben Temperatur (19,5\u00b0 C.) = 0,892.\nAndeutungen desselben Verhaltens fanden Heidenhain & L. Meyer bei sehr concentrirten Sodal\u00f6sungen. Ich selbst konnte bei hinreichender Herabsetzung des Partialdrucks mich \u00fcberzeugen, dass Sodal\u00f6sungen sich Kohlens\u00e4ure gegen\u00fcber ganz analog dem Natriumphosphat verhalten; dass auch der Einfluss der Concentration in demselben Sinne wie dort wirkt. Sie erreichen nur bei zunehmendem Partialdrucke fr\u00fcher den Punkt, wo mit Vollendung der Bicarbonatbildung das vom Drucke abh\u00e4ngige Anwachsen der chemischen Bindungsgr\u00f6sse aufh\u00f6rt2. Von da ab w\u00e4chst\n1\tPt. Heidenhain & L. Meyer. Studien d. physiol. Instituts zu Breslau IL 1S63; Ann. d. Chemie u. Pharm. IL Suppl.-Bd. S. 157. Der letztere Aufsatz enth\u00e4lt die Experimentalergebnisse nur im Auszuge, aber wichtige theoretische Betrachtungen.\n2\tEs bedarf wohl keines besonderen Hinweises, dass, so lange die L\u00f6sung \u00fcberhaupt \u00fcber der Dissociationstemperatur steht, die S\u00e4ttigung keine absolute","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Dissociation abh\u00e4ngig von Concentration, Druck, Temperatur.\n21\nbei weiterer Drucksteigeruug der CO2-Gehalt der L\u00f6sung nur noch durch physikalische Absorption, entsprechend dem HENRY-DALTON\u2019schen Gesetze* Erh\u00f6hung der Temperatur steigert die Energie der Dissociation, es wird also nun erst bei h\u00f6herer Spannung das Maximum der chemischen Bindung bestehen k\u00f6nnen. Dem entsprechend findet man bei gegebener Spannung die Menge der chemisch gebundenen CO2 um so kleiner, je h\u00f6her die Temperatur.\nHeidenhain & L. Meyer fanden f\u00fcr eine 17,2% (Na^HPOi -\\-\\2H-iO) haltende L\u00f6sung beim Drucke von 7 00\u2014900 mm die chemisch gebundene CO-2\tbei 19,5\u00b0 C. = 1,841\n\u201e\t33,3\u00b0 C. = 1,603\nden scheinbaren Absorptionsco\u00ebfficienten\nbei 19,5\u00b0 C. = 2,102 \u201e 33,30 c. = 1,944h\nUnter Spannung einer gashaltigen Fl\u00fcssigkeit verstehen wir stets den Partialdruck in mm Quecksilber, welchen das betreffende Gas in der umgebenden Atmosph\u00e4re aus\u00fcben muss, wenn weder Aufnahme noch Abgabe seitens der Fl\u00fcssigkeit stattfinden soll. Bei Ermittlung der Gasspannung einer Fl\u00fcssigkeit m\u00fcssen demgem\u00e4ss die Versuchsbedingungen so gew\u00e4hlt werden, dass die Fl\u00fcssigkeit, um ihre Spannung anzuzeigen, keine merklichen Gasmengen aufzunehmen oder abzugeben hat. Gegen diese Bedingung ist vielfach gefehlt worden : am vollkommensten erf\u00fcllt sie das sp\u00e4ter zu beschreibende PFL\u00dcGER\u2019sche A\u00ebrotonometer* 1 2.\nAus eigenen (nicht publicirten) Versuchen 3 diene folgendes Beispiel zur Illustration des Einflusses der Temperatur, der Concentration und der relativen Menge bereits zersetzten Salzes auf die Dissociationsspannung von Sodal\u00f6sungen. Einer concentrirten L\u00f6sung von (NaHCOz) entsprechend 5,64% Soda, wird durch einen Luftstrom bei 10 \u2014 11\u00b0C. ein gr\u00f6sseres Quantum CO2 entzogen, dann diese bereits ziemlich viel (A02GG3) enthaltende L\u00f6sung mit ihrem gleichen Volum Luft bis zur S\u00e4ttigung bei 10,5\u00b0 C. gesch\u00fcttelt, die Luft enthielt darauf 5,06% CO2, entsprechend 38 mm Tension. Dieselbe L\u00f6sung wurde nun bei 40\u00b0 C. mit Luft gesch\u00fcttelt. Die Luft*nthielt 31,2 \u00b0/o CO-2, entsprechend 218 mm Spannung.\nDurch die wieder erkaltete L\u00f6sung wird nun noch lange Luft geleitet und so immer mehr {Na-jCCh) gebildet, dadurch sinkt die Tension der CO-2 mehr und mehr. Jetzt ergiebt eine Bestimmung des mit der L\u00f6sung durch langes Sch\u00fctteln bei 10\u00b0 C. ins Gleichgewicht gesetzten Gases 1,57 % CO-i \u2014 8,3 mm Spannung.\nDiese L\u00f6sung wurde nun aufs 10 fache verd\u00fcnnt, mit CO-i behandelt, um alle Soda wieder in Bicarbonat zu verwandeln, dann eine 1 % % CO-2\nsein kann ; die Zahl der dissociirten Moleciile wird aber oberhalb einer gewissen Partialdrucksgrenze f\u00fcr unsere Methoden verschwindend klein.\n1\tDie Zahlen scheinen in der Tabelle (Ann. d. Chemie II. Suppl.-Bd. S. 164) verdruckt zu sein. Sie stehen hier nach der ausf\u00fchrlichen Abhandlung in den Arbeiten des Breslauer physiol. Instituts II. S. 120.\n2\tVgl. G. Strassburg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 65.\n3\tS. vorl. Mittheil, \u00fcber dieselben N. Zuntz , Sitzgsber. d. niederrhein. Ges. f. Natur- u. Heilkunde 1. M\u00e4rz 1872.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22 Zuntz, Die Clase des Blutes etc. 1. Cap. Gesetze der Absorption von Gasen etc.\nenthaltende Luft unter h\u00e4ufigem Sch\u00fctteln durchgeleitet; schliesslich abgesperrt und bei 10\u00b0 C. bis zur vollen Ausgleichung der Spannungen gesch\u00fcttelt : die Luft enthielt jetzt 3,1 \u00b0/o CO-i \u2014 23 mm Spannung; unmittelbar darauf wird wieder bei 40\u00b0 C. die Spannung bestimmt: das Gas hat 5/22 o/o COi = 36,3 mm U\nDer oben illustrirte Einfluss der reichlicheren Beimengung von NaiCOz-Molec\u00fclen zum Bicarbonat ist von Gaule 2 genauer untersucht. Auch er zeigte, dass die Spannung \u00fcber einer nicht ganz mit CO-i ges\u00e4ttigten L\u00f6sung von doppelt kohlensaurem Natron successive sinkt, wenn man einen Theil der freien CO-i wegnimmt, indem die fortdauernde Dissociation durch allm\u00e4hlich immer geringer werdende CO-i-Spannungen im Gleichgewicht gehalten wird. Die Gegenprobe wurde durch eine Versuchsreihe geliefert, in welcher einer Bicarbonatl\u00f6sung, welche freie CO-j im Ueber-schusse enthielt, steigende Mengen von Soda zugesetzt wurden, wodurch die Spannung mehr und mehr absank.\nDer von Gaule benutzte Apparat besteht im Wesentlichen aus einem TouiCELLi\u2019schen Vacuum, in welches die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit gebracht wird. Mit H\u00fclfe eines Hartgummiringes, der durch einen besonderen Mechanismus, welcher jeden Lufteintritt sicher verh\u00fctet, von aussen lebhaft bewegt werden kann, wird die Fl\u00fcssigkeit mit Quecksilber gemischt in dem Raume hin- und hergeschleudert. Ohne Aenderung der Spannung kann ein Theil des in dem Raume enthaltenen Gases zur Analyse entnommen werden. Den ganzen Apparat umgibt ein Wassermantel.\nAusgedehnte Versuchsreihen \u00fcber unsern Gegenstand hat Setschenow1 2 3 angestellt ; auch sein Apparat weicht von dem von L. Meyer & Heidenhain benutzten BuNSEN\u2019schen Absorptiometer wesentlich ab. Er sch\u00fcttelt die ausgepumpten resp. ausgekochten Fl\u00fcssigkeiten in einem kleinen hantelf\u00f6rmigen gl\u00e4sernen Ballon, welcher von Wasser umgeben und durch ein 50 cm langes biegsames Silberrohr mit einem calibrirten, 0,8 m hohen U f\u00f6rmigen Rohr verbunden ist. Dieses Rohr dient zur Abmessung der CO-i und zur Regulirung des Druckes und ist ebenfalls von einem Wassermantel umgeben. Dieser Apparat hat den Mangel, dass die geringste Wassermenge, welche sich in der langen, engen, fast capillaren, silbernen R\u00f6hre condensirt der Ausgleichung des Drucks ein enormes Hinderniss entgegensetzt und so sehr grosse Fehler bedingen kann. Um diese zu vermeiden, musste Setschenow bei jeder Versuchsreihe mit dem niedrigsten Drucke beginnen und von da zu den h\u00f6heren Werthen \u00fcbergehen. Er entbehrte so der von L. Meyer stets ge\u00fcbten werthvollen Contr\u00f4le, welche dadurch gegeben ist, dass man zwei Absorptionsbestimmungen bei demselben Drucke ausf\u00fchrt, die eine von niederer, die andere von h\u00f6herer Spannung ausgehend, so dass die Fl\u00fcssigkeiten im einen Falle Gas aufzunehmen, im andern solches abzugeben haben. Nur wo diese beiden Werthe harmoniren, verdienen die Versuche vollst\u00e4ndiges Vertrauen.\n1\tVgl. noch die Versuche von H. C. Dibbits. Journ. f. pract. Chemie CXVIII. S. 417. 1874, und die von A. R. Leeds, cit. bei Alex. Naumann in Gmelin-Kraufs Chemie. \u00df.Aufl. I. 1. Abth. S. 547.\n2\tGaule, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1878. S. 469.\n3\tS. Setschenow, Arch. f. d. ges. Physiol. VIII. S. 1 ; ferner M\u00e9m. d. l'acad. d. sc. d. St. P\u00e9tersbourg XXII. No. 6. 1875.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche von Gaule und Setschenow.\n23\nWie dringend aber die Benutzung einer solchen Contr\u00f4le bei der enormen Langsamkeit, mit der sich die Dissociationsprocesse vollziehen, geboten ist, das geht unter andern aus meinen Versuchen der Auspumpung einer Bicarbonatl\u00f6sung hervor l, in denen viele Tage lang sich best\u00e4ndig Gas aus der L\u00f6sung durch Dissociation entwickelte, ohne dass das Ende des Processes erreicht werden konnte, trotzdem doch das trockene Vacuum der Pfl\u00fcger1 sch en Pumpe einen continuirliehen lebhaften Wasserdampfstrom von der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit bedingte 2.\nSetschenow hat \u00fcbrigens eine hinreichende Anzahl von Controlversuchen angestellt, um die Fehlergrenzen seiner Methode beurtheilen zu k\u00f6nnen, und darnach zu bestimmen, welchen Grad von Vertrauen seine daraus gezogenen Schl\u00fcsse verdienen3. Bei Absorptionsversuchen mit destillirtem Wasser betrug die Abweichung des in zwei auf einander folgenden Versuchen bei 600\u2014S00 mm Kohlens\u00e4uredruck bestimmten Ab-sorptionsco\u00ebfficienten bis zu 0,006. In Versuchen, wo aus den Unterschieden der Absorption bei einer Druckdifferenz von ca. 7 0 mm Schl\u00fcsse gezogen werden, liegen also Schwankungen des berechneten Absorptions-co\u00ebfficienten von fl- 0,06 innerhalb der Fehlergrenzen, bei 40 mm Druckdifferenz solche von +0,1.\nSetschenow hat durch seine Versuche die oben f\u00fcr Natriumphosphat und Natriumcarbonat gefundene Abh\u00e4ngigkeit der Quantit\u00e4t locker chemisch gebundener CO-i vom Partialdruck des Gases, von der Concentration der L\u00f6sung und von der Temperatur bei einer Reihe anderer Salze best\u00e4tigt, so dass es scheint, als sei dieselbe allgemein g\u00fcltig bei allen CO-i in dissociirender Form bindenden Salzen4.\nZur W\u00fcrdigung der im Blute obwaltenden complicirteren Verh\u00e4ltnisse ist noch der Theil von Setschenow\u2019s Untersuchungen von Interesse, welcher das Verhalten der verschiedenen Natronsalze zu CO-i ins Auge fasst. Er konnte hier eine Reihe aufstellen, in der sich das vorhergehende Glied vom folgenden dadurch unterscheidet, dass seine L\u00f6sung unter denselben Verh\u00e4ltnissen des Drucks und der Temperatur mehr CO-i auf die Einheit des vorhandenen Natrons zu binden vermag.\nDiese Reihe ist:\nNeutrales kohiensaures Natron,\nBorax,\n1\tN. Zuntz, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 531.\n2\tVgl. noch unten Cap. V die Kritik der Versuche von Worm-M\u00fcller.\n3\tVgl. M\u00e9m. d. l\u2019acad. imp. d. St. P\u00e9tersbourg XXII. No. 6; p. 7. Tab. I.\n4\tIn merkw\u00fcrdigem Widerspruch zu meinen oben referirten Versuchsergebnissen steht es, wenn Setschenow von Sodal\u00f6sung sagt : Es kann unter einem gegebenen COa-Druck das Bicarbonat in w\u00e4sseriger L\u00f6sung um so weniger als solches bestehen, je schw\u00e4cher seine L\u00f6sung ist. Ich habe nun die Daten, auf welchen jene Behauptung fusst und welche im Arch. f. d. ges. Physiol. VIII. S. 10 u. 11. Tab. Ill u. IV und M\u00e9m. d. l\u2019acad. p. 19. Tab. II vorliegen, fllurchgerechnet und die Ueberzeugung gewonnen, dass die Zahlen, aus welchen Setschenow jene Schl\u00fcsse zieht, noch ganz im Bereiche der oben ihrer Gr\u00f6sse nach berechneten Versuchsfelder liegen. Setschenow arbeitete bei zu hohem Partialdruck, um an den verd\u00fcnnten L\u00f6sungen, welche er benutzte, \u00e9clatante Resultate zu bekommen. Es ist also bis jetzt keine Ausnahme von dem von Setschenow bei vielen Salzl\u00f6sungen, von mir speciell beim kohlensauren Natron gefundenen Gesetz, dass die Dissociationsspannung ceteris paribus um so h\u00f6her ist, je concentrirter die L\u00f6sung nachgewiesen worden.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 2. Cap. Methoden z. Gewinnung etc. d. Blutgase.\nNeutrales phosphorsaures Natron,\nEssigsaures Natron,\nNeutrales citronensaures Natron,\nNeutrales oxalsaures Natron,\nMilchsaures Natron,\nNitrate,\nChloride,\nSulfate.\nWir geben nun im Folgenden zun\u00e4chst eine Darstellung der im Blute enthaltenen Gase, um dann die Natur ihrer Bindung im Anschluss an das hier Gesagte zu er\u00f6rtern.\nZWEITES CAPITEL.\nMethoden zur Gewinnung und Untersuchung der\nBlutgase.\nNachdem Robert Boyle1, als der Erste, frisches defibrinirtes Blut der Wirkung der Luftpumpe ausgesetzt und gezeigt hatte, dass nach starkem Pumpen sich Gas aus demselben entwickle und John Mayow2 gute Gr\u00fcnde daf\u00fcr vorgebracht hatte, dass dieses Gas des Blutes zum Theil sein Spiritus nitro-aereus (Sauerstoff) sei, wurde die Gegenwart von Sauerstoff und Kohlens\u00e4ure, welche durch Erhitzen, durch die Luftpumpe und durch Durchleiten eines indifferenten Gases aus dem Blute gewinnbar seien, Gegenstand vielfacher Contro-versen.\nPriestley3 gibt an, dass Wasserstoff oder Stickstoff, nachdem sie mit arteriellem Blute in Ber\u00fchrung gewesen sind, Sauerstoff enthalten, den er durch Stickoxyd nachwies. Humphry Davy4 erhielt 1799 durch Erhitzen auf 93\u00b0 C. aus 12 Vol. arteriellen Kaliblutes 1,1 Vol. Kohlens\u00e4ure, 80,7 Vol. Sauerstoff. Diese wichtigen Beobachtungen der beiden grossen englischen Chemiker blieben lange vereinzelt und wurden vielfach bestritten. John Davy5, Johannes\n1\tRobert Boyle, Nova exp\u00e9rimenta pneumatica respirationem spectantia V. p. 1 IS, XIII. p. 31. Genevae 1636.\n2\tJohannis Mayow, Tractatus de.Sal Nitro et Spiritu Nitro-aereo in Opera omnia p. 131, 227 et 22S. Hagae Comitum 1681 (zuerst erschienen Oxford 1674).\n3\tJoseph Priestley, Philos. Transact. LXYI. p. 226 (242). 1776.\n4\tH. Davy, Gilbert\u2019s Ann. XII. p. 574 (593). 1803.\n5\tJohn Davy, Philos. Transact. II. p. 506. 1832.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Aeltere Untersuchungen \u00fcber die Blutgase.\n25\nM\u00fcller1, Schroeder van der Kolk2, Gmelin, Mitscherlich & Tiedemann3 leugneten g\u00e4nzlich die Gegenwart freier Gase im Blute; Vogel4, Nasse5, Scudamore6, Th. L. W. Bisch\u00f6fe7, Collard de Martigny8, yan Enschut9 konnten nur Kohlens\u00e4ure, keinen Sauerstoff daraus gewinnen.\nCollard de Martigny scheint der Erste gewesen zu sein, welcher die sp\u00e4ter so fruchtbringend gewordene Anwendung des Torri-CELLi\u2019schen Vacuums behufs Gewinnung der Blutgase versuchte.\nDer Wahrheit n\u00e4her kommende quantitative Resultate erhielt erst Magnus10. Er Hess das Blut, ohne dass es mit Luft in Ber\u00fchrung gekommen war, in ein bimf\u00f6rmiges mit Quecksilber gef\u00fclltes Gef\u00e4ss durch dessen untere in Quecksilber tauchende Oeffnung aufsteigen. Das Gef\u00e4ss wurde dann unter die Glocke der Luftpumpe gebracht und durch deren Auspumpung im feinen oberen Theile ein ToRRiCELLi\u2019sches Vacuum erzeugt, in welches die Blutgase entwichen. Durch Wiederzulassen von Luft wurden die entwickelten Gase comprimirt und in einen aufgeschraubten leeren mit Metallh\u00e4hnen versehenen Glascylinder gedr\u00fcckt. Magnus erhielt durch \u00f6ftere Wiederholung dieser Procedur innerhalb 3 Stunden aus dem Blute\n4\u20148\t%\tCO-2,\n1,0\u20143,5 % 0,\n0,5\u20142,0 % iV;\nausserdem behauptete er, es sei merklich mehr Sauerstoff und weniger Kohlens\u00e4ure im arteriellen Blute als im ven\u00f6sen, wenn auch seine in der ersten Abhandlung gegebenen Zahlen keineswegs gen\u00fcgten, dies sicher zu beweisen1\u2019. In einer anderen Versuchsreihe entband Magnus die Kohlens\u00e4ure des Blutes durch Sch\u00fctteln mit Luft oder Wasserstoff, den Sauerstoff und Stickstoff durch Kohlens\u00e4ure.\nEin ganz neues Verfahren schlug Lothar Meyer12 ein, indem\n1\tJoh. M\u00fclles, Handb. d. Physiol. I. S. 315.\n2\tSchkoeder van der Kolk, Dissertatio sistens sanguinis coagulantis historians\n3\tGmelin & cet. und Tiedemann & Treviranus, Ztschr. f. Physiol. Y. S. 6.\n4\tVogel, Schweigger\u2019s Joiirn. XL S. 399. 1814.\n5\tNasse, Deutsch. Arch. f. Physiol. II. S. 442. 1816.\n6\tScudamore, Ein Versuch \u00fcber das Blut S. 25. Aus dem Englischen von Gam-biehler. W\u00fcrzburg 1826.\n7\tTh. L. W. Bischoff , Commentatio de novis quibusdain experim. etc. p. 12. Heidelbergae 1837.\n8\tCollard de Martigny, Magendie\u2019s Journ. d. physiol, exp\u00e9r. et pathol. X. p. 111. 1830.\n9\tvanEusch\u00fct, De respirationis Chymismo. Trajecti ad Rhenum 1836. p. 78, 84, 98, 115, 142.\n10\tMagnus, Ann. d. Physik XL. S. 583. 1838, LXVI. S. 177. 1845.\n11\tVgl. die Kritik von Gay-Lyssac, Ann. d. chim. et phys. (3) XI. p. 5. 1844.\n12\tLothar Meyer, Die Gase des Blutes. G\u00f6ttingen 1857, auch Ztschr. f.rat. Med. N. F. VIII. S. 256.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 2. Cap. Methoden z. Gewinnung etc. d. Blutgase.\ner die BuNSEN\u2019sche, kurz vorher von Baumert in der Untersuchung \u00fcber die Respiration des SchlammpeizgerV erprobte Methode durch Auskochen die Gase aus Wasser zu gewinnen f\u00fcr die Entgasung des Blutes anwandte.\nFig. 1. Lothar Meter\u2019s Apparat zur Entgasung des Blutes.\n' In dem mit ausgekochtem destillirtem Wasser etwa bis n gef\u00fcllten, ca. 1 1 fassenden Kolben A wird bei aufrechter Stellung desselben das Blut durch eine bis unter den Wasserspiegel reichende R\u00f6hre direct aus der Arterie aufgefangen, sein Volum an der Theilung des langen Halses abgelesen, dann der Kolben mit ausgekochtem destillirtem Wasser vollends gef\u00fcllt und durch eine an den aufgebundenen Schlauch a gelegte Klemme verschlossen. Nun wird er mit der halb mit ausgekochtem Wasser gef\u00fcllten Vorlage B und dem Gassammelrohre C verbunden, in. diesen letzteren Theilen durch Kochen des in B enthaltenen Wassers ein Vacuum erzeugt, in welches die Gase des in A enthaltenen Blutes durch massige Erw\u00e4rmung entbunden und schliesslich bei mehr der horizontalen gen\u00e4herten Stellung des ganzen Apparates durch die heisse Fl\u00fcssigkeit ganz nach C gedr\u00e4ngt werden. Wiederholung desselben Verfahrens nach Zusatz von Weins\u00e4urekrystailen zum Blut ergibt die gebundene CO-i.\n1 M. Baumebt. Chemische Untersuchungen \u00fcber che Respiration des Schlamm-peizgers (Cobitis fossilis). Heidelberg. 1852.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Apparate von Meyer, Setschenow, Pfl\u00fcger.\n27\nEinen grossen Fortschritt in den Entgasungsmethoden bezeichnet die eigenartige Benutzung der ToRRiCELLi\u2019schen Lehre durch Ludwig & Setschenow1. In unvollkommener Weise hatte sich derselben schon fr\u00fcher Collard de Martigny und Magnus, ferner in schon wesentlich verbesserter Form Hoppe Seyler2 3 bedient.\nDer Apparat von Ludwig & Setschenow ist ein U f\u00f6rmiges Rohr, welches aus mehreren Glastheilen, die unter Vermittlung fettimpr\u00e4gnir-ter Kautschukschl\u00e4uche mit einander in Verbindung stehen, zusammengesetzt ist. In dem Theile B wird ein Vacuum erzeugt, indem man ihn erst von A aus mit Quecksilber f\u00fcllt, dann dieses durch das ca.\n76 cm lange Abzugsrohr k ab-f\u00fcessen l\u00e4sst. Der das gemessene defibrinirte Blut enthaltende Recipient F wird luftdicht durch Kautschuk an einen seitlichen Fortsatz des Vacuumrohres B befestigt.\nNach Oeffnung der den Kautschuk verschliessenden Klemme sch\u00e4umt das durch ein Wasserbad auf K\u00f6rpertemperatur erw\u00e4rmte Blut ins Vacuum hinein.\nDie entwickelten Gase werden durch von A eingegossenes Quecksilber im Sammelrohr C com-primirt.\nEine bequemer zu handhabende Modification der Ludwig-schen Quecksilberpumpe hat Lothar Meter construirt und Felix Nawrocki 3 beschrieben und zu einer Reihe von Versuchen ben\u00fctzt.\nV esentlich handlicher wurde Fig. 2. Blutgaspumpe von Ludwig u. Setschenow. die Quecksilberpumpe aber erst\ndurch die von Pfl\u00fcger & Helmholtz gleichzeitig und unabh\u00e4ngig von einander angegebene Anordnung : die das Vacuum bildende grosse Glaskugel ist durch einen langen Gummischlauch mit einer Fiillkugel verbunden, durch deren Hebung und Senkung das Vacuum bequem mit Quecksilber gef\u00fcllt und wieder entleert werden kann.\nDasselbe Princip hatte schon fr\u00fcher H. Geissler zu Luftpumpen, mit deren H\u00fclfe er seine electrischen R\u00f6hren evacuirte, benutzt. Die\n1\tJ. Setschenow, Sitzgsber. d. Wiener Acad., math.-phys. Cl. XXXVI. S. 293.\n1859.\n2\tAbb\u00fcdung des Apparats siebe in dessen Physiologischer Chemie III. S. 49 t. Berlin 1879.\n3\tFelix Nawrocki, Studien d. physiol. Instituts zu Breslau II. S. 144.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 2. Cap. Methoden z. Gewinnung etc. d. Blutgase.\ntrefflichen, absolut luftdichten Gash\u00e4hne Geissler\u2019s traten nun an Stelle der mit Klemmen abgesperrten Kautschukschl\u00e4uche.\nEine principielle Verbesserung- brachte Pfl\u00fcger an seiner Pumpe dadurch an, dass er das Vacuum durch ein zwischen dasselbe und den Blutrecipienten eingeschaltetes, mit concentrirter Schwefels\u00e4ure\nbeschicktes Trockenrohr absolut frei von Wasserdampf erhielt. Hierdurch wird ein best\u00e4ndiger lebhafter Strom von Wasserdampf von der Oberfl\u00e4che des Blutes nach dem Trockenapparate hin zu Stande gebracht, welcher die im Blute enthaltenen Gase in \u00e4hnlicher Weise mit sich fortreisst, wie dies ein Strom irgend eines anderen durch das Blut geleiteten indifferenten Gases thun w\u00fcrde.\nNebenstehender Holzschnitt zeigt die PFL\u00dcGE\u00df\u2019sche Pumpe in der Construction, wie sie Ii. Geissler\u2019s Nachfolger in Bonn jetzt liefert. Der bei dem \u00e4lteren Modell vorhandene sch\u00e4dliche Raum zwischen dem ToRiCELLi\u2019schen Vacuum B und dem Schwefels\u00e4urerohre C ist durch die Stellung des Hahns s beseitigt. Als Blutrecipient dient der 1,5\u20142 1 fassende Doppelballon F} in welchen das Blut durcli d'en Zweiweghahn u, nachdem es die Luft aus der Leitung durch die Nebenbohrung verdr\u00e4ngt hat, eintritt. Der Mechanismus des Evacuirens durch Heben und Senken der F\u00fcllkugel A, sowie die Handhabung der H\u00e4hne bedarf keiner besonderen Erl\u00e4uterung. Es sei Fig. 3. PFLCGER\u2019sche Blutgaspumpe.\tnur noch kervorgehoben, dass der\nHahn t zwischen Recipient und Trockenapparat immer nur f\u00fcr kurze Zeit ge\u00f6ffnet sein darf, damit die Schwefels\u00e4ure nicht gegen Ende des Versuches ihre Wirkung versage, und um zu verh\u00fcten, dass im Recipienten das Blut zu gr\u00f6sseren Klumpen","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Verfahren von Pfl\u00fcger, Ludwig.\n29\neintrockne, welche sehr hartn\u00e4ckig\u2019 geringe Gasmengen zur\u00fcckhalten. Eine von H. Busch 1 unter Beih\u00fclfe von Helmholtz construite Modification der Pumpe, welche, um der GEissLEit\u2019schen H\u00e4hne entrathen zu k\u00f6nnen, durch Versenken aller Verbindungen in Quecksilberb\u00e4der das Eindringen von Luft absolut ausschliesst, scheint keine praktische Verwendung gefunden zu haben.\nMit Benutzung des Princips der beweglichen Fiillkugel hat Ludwig die aus nebenstehender Fig. 4 ohne Weiteres verst\u00e4nd liehe Pumpe construit. An den seitlichen Fortsatz der unteren Kugel B wird das Messgef\u00e4ss mit dem defibrinirten Blute befestigt. Die Pumpe wurde 1867 von Alex. Schmidt1 2 beschrieben und hat seitdem zu den zahlreichen Untersuchungen, welche aus dem LuDwiG\u2019schen Institute hervorgegangen sind, gedient.\nDie Messung des zur Analyse benutzten Blutes geschieht bei Ludwig\u2019s Methode in demselben Recipienten F\\ in welchem es an die Pumpe gebracht wird; der Hals des Recipienten ist zu diesem Behufe calibrirt.\nBei der PFL\u00dcGER\u2019schen Pumpe kommen je nach den speciellen Zwecken der Analyse verschiedene Methoden der Bestimmung des Blutvolums zur Anwendung. Da Pfl\u00fcger unter Anderem seine Aufmerksamkeit der Erforschung jener Ver\u00e4nderungen zuwandte, welche der Gasgehalt des Blutes unmittelbar, nachdem dasselbe den K\u00f6rper verlassen hat, erlei-\n1\tH. Busch , Arch. f. d. ges. Physiol. II. S. 445.\n2\tAlex. Schmidt, Verhandl. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss.. mathem.-phys. CI. 1567. S. 30.\nFia:. 4. Ludwig's neuere Blutgaspumpe.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 2. Cap. Methoden z. Gewinnung etc. d. Blutgase.\ndet, so verlegte er, um m\u00f6glichst rasch entgasen zu k\u00f6nnen, die Bestimmung des Blutvolums auf die Zeit nach beendetem Auspumpen. Es wurde dann entweder die Gewichtszunahme des Trockenapparates und des Re-cipienten bestimmt oder der Inhalt des letzteren an eingedicktem Blute durch die Wassermenge, welche n\u00f6thig war, um ihn bis zu einer bestimmten Marke am Halse zu f\u00fcllen, ermittelt h\nFig. 5. Grehant\u2019s Blutgaspumpe.\nPokrowsky1 2 l\u00e4sst den Recipienten der Pfl\u00fcger\u2019sehen Pumpe aus einem oberen gr\u00f6sseren Schaumgef\u00e4ss und einem unteren etwa 250 bis 300 cm fassenden und nur circa 50 g wiegenden Blutrecipienten bestehen.\n1\tPfl\u00fcger, Unters, a. d. Bonner physiol. Labor. 1865. S. 188 und Centralbl. f. d. med. Wiss. 1866. S. 305.\n2\tPokrowsky, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1866. S. 241.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Pokeowsky, Pfl\u00fcger, Gr\u00e9hant, Noel.\n31\nBeide durch einen Schliff verbundene Theile k\u00f6nnen durch H\u00e4hne abgesperrt werden. In den abgenommenen evacuirten und gewogenen Blut-recipienten l\u00e4sst man das Blut durch einen doppelt durchbohrten Hahn aus der Ader eintreten, wiegt ihn auf der chemischen Wage und steckt ihn dann wieder an das Schaumgef\u00e4ss. \u2014 Abgesehen von der langen Digestion, welche das Blut, ehe es seine Gase abgibt, erf\u00e4hrt, hat die Methode den Nachtheil, dass im Reeipienten w\u00e4hrend des W\u00e4gens ein derber Blutkuchen entsteht, welcher der vollst\u00e4ndigen Entgasung wesentliche Hindernisse entgegenstellt.\nWo es auf momentane Entgasung nicht ankommt, misst Pfl\u00fcger1 das defibrinirte Blut in einer mit dem offenen Ende nach unten im Quecksilber stehenden und mit diesem Metall gef\u00fcllten Glashahnb\u00fcrette. Sehr bequem erscheint die in Frankreich allgemein \u00fcbliche von Bernard angegebene Aufsammlung und Messung des zu analysirenden Blutes in einer gut schliessenden, graduirten Spritze 2. Etwas modificirte Constructions! der Quecksilberpumpe sind in England und Frankreich in Gebrauch gekommen. Die viel benutzte, anscheinend sehr zweckm\u00e4ssige, Grehant\u2019scIic Pumpe hat, wie aus nebenstehender Fig. 5 ersichtlich, zwischen Torricelli-schem Vacuum und Blutrecipienten ein langes, mehrere Centimeter weites K\u00fchlrohr eingeschaltet, ganz \u00e4hnlich den beim Destilliren gebr\u00e4uchlichen LiEBiG\u2019schen K\u00fchlern. In diesem K\u00fchlrohre platzen die Schaumblasen, es repr\u00e4sentirt ein unvollkommenes trockenes Vacuum. Einige franz\u00f6sische Autoren setzen zwischen das K\u00fchlrohr und das ToRRiCELLi\u2019sche Vacuum noch einen Schwefels\u00e4ureapparat und halten dadurch letzteres trocken.\nF\u00fcr manche Untersuchungen d\u00fcrfte das von Setschenow zuerst benutzte, von Noel3 ausgebildete Verfahren, das Blut unter Oel aufzufangen, Bequemlichkeiten bieten. Noel hat zu seiner Begr\u00fcndung den Gasgehalt vieler Oelarten untersucht und gefunden, dass Lein\u00f6l am wenigsten Gase enth\u00e4lt, n\u00e4mlich\nin 100 cc. = 0,60\tcc\tCO-i\n0,23\t\u201e\tO\n4,53\t\u201e\tN und\tandere\tunabsorbirbare Gase\n5,36 cc.\nIm Oliven\u00f6l, welches Setschenow benutzte, fand er\n0,45\tcc\tCO'2\n0,90\t\u201e\tO\n5,55\t\u201e\tN und\tunbekannte\tGase\n6,90 cc.\nUebrigens m\u00fcssen die Angaben Noel\u2019s mit Misstrauen aufgenommen werden; S. 25 seiner Abhandlung sagt er, dass er bis auf 0,05 cc genau die Gasvolumina ablesen k\u00f6nne, das bedingt eine Unsicherheit von 0,5% des Blutvolums, da er 10 cc Blut zur Analyse verwendet. Trotzdem gibt\n1\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 61 (90). 1868.\n2\tS. die Abbildungen in Paul Bert\u2019s Le\u00e7ons sur la physiologie compar\u00e9e de la respiration p. 116. Paris 1870 und in dessen Pression barom\u00e9trique p. 614. Paris 1876.\n3\tNoel , Etude g\u00e9n\u00e9rale sur les variations physiologiques des Gaz du sang. Th\u00e8se de Paris 1867. No. 475. p. 19.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 3. Cap. Die Gase des Blutes.\ner lange Serien von Blntanalysen, in welchen der Stickstoffgehalt bis auf die 2. D\u00e9cimale identisch ist.\nBehufs Analyse der aus dem Blute gewonnenen Gase h\u00e4lt man sich allgemein an die durch Bunsen 1 ausgebildeten Methoden : Absorption der CO-2 durch eine feuchte und des \u00fcbrigbleibenden Wasserdampfes durch eine trockene Kalikugel. Der Sauerstoff wird dann entweder durch eine mit Kaliumpyrogallat getr\u00e4nkte Papiermachekugel absorbirt oder nach Ueberf\u00fcllung des Gases in ein Eudiometer durch Verpuffung mit Wasserstoff ermittelt. \u2014 Hierbei ist zu ber\u00fccksichtigen, dass nach Pfl\u00fcger\u2019s Beobachtung dem electrolytisclien Wasserstoff zuweilen Kohlenwasserstoffe beigemengt sind.\nDie Verpuffung gibt entschieden genauere Resultate und wurde darum in Ludwig\u2019s und Pfl\u00fcger\u2019s Laboratorium fast ausschliesslich angewandt. Ueber die Anwendung verd\u00fcnnter Kali- resp. Natronlauge statt der Kalikugeln, welche, wie Pfl\u00fcger gefunden hat, nicht ganz unbedeutende Gasmengen in ihren Poren beherbergen, und dadurch Fehler bedingen, vgl. die Angaben von Pfl\u00fcger1 2 3 und R. Bunsen4.\nIn Frankreich scheint ein abgek\u00fcrztes, aber nicht sehr genaues Verfahren mit Anwendung fl\u00fcssiger Absorbentien in der Art, dass man rasch hintereinander die CCh durch Kalilauge, den Sauerstoff durch Kaliumpyrogallat absorbirt, \u00fcblich zu sein. Die so gewonnenen Werthe sind schon in der ersten D\u00e9cimale der Blutgasprocente vollkommen unsicher, was bei Verwerthung der franz\u00f6sischen Angaben zu ber\u00fccksichtigen ist5. In England hat man die SpRENGEu\u2019sche Pumpe zur Gewinnung der Blutgase benutzt6. \u2014 Claude Bernard\u2019s chemische Methode, sowie die sehr interessante H\u00fcFNER\u2019sche, welche beide nur den Sauerstoffgehalt des Blutes ergeben, s. unten Cap. V.\nDRITTES CAPITEL.\nDie Gase des Blutes7.\nDer Darstellung der quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Blutgase ist die Gr\u00f6sse der Fehler, welche den Methoden ihrer Bestimmung anhaften, vorauszuschicken. Zur Sch\u00e4tzung des analytischen Fehlers\n1\tR. Bunsen, Gasometrische Methoden. l.Aufl. Braunschweig 1857. 2. Aufl. Braunschweig 1878.\n2\tE. Pfl\u00fcger, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1876. S. 722.\n3\tDerselbe, Arch. f. d. ges. Physiol. XVIII. S. 117 (180).\n4\tBunsen, Gasometrische Methoden. 2. Aufl. Braunschweig 1878.\n5\tS. die Discussion der Genauigkeit der Blutgasanalysen bei Paul Bert, Pression barom\u00e9trique p. 622.\n6\tBurdon Sanderson etc.. Handbook of the physiological Laboratory.\n7\tAlle Gasvolumiiia sind im Folgenden auf 0\u00b0 C. und 76 cm Quecksilberdruck reducirt. \u2014 Bei Blutgasanalysen, abweichend von dem sonst allgemein befolgten Usus, die Gase auf 0\u00b0 C. und 1 m zu reduciren, f\u00fchrt zu manchen Unzutr\u00e4glichkeiten und","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Methoden \u2014 Fehlergrenzen.\t33\nhaben wir gen\u00fcgende Anhaltspunkte in Doppelanalysen von ein und denselben Blutportionen.\nLudwig* 1 hat eine Anzahl von solchen, welche Preyer in seinem Laboratorium ausgef\u00fchrt hat, zusammengestellt. Dabei betrug die gr\u00f6sste Abweichung des Stickstoffs 0,76 %, die des Sauerstoffs 0,50 %, die der Kohlens\u00e4ure 0,63 % des Blutvolums.\nIn den sp\u00e4teren Arbeiten des LuDwiG\u2019schen Laboratoriums sind die Fehler noch erheblich geringer, wie aus den Angaben von 0. Hammarsten2, Afonasieff3, Tschirjew4 erhellt.\nAuch Pfl\u00fcger5 hat eine Anzahl Doppelanalysen ver\u00f6ffentlicht, deren Ergebnisse er dahin zusammenfasst, dass sein Versuchsfehler f\u00fcr den Sauerstoff und die Kohlens\u00e4ure 0, l \u2014 0,2 % betr\u00e4gt. \u2014 So gering nach dem Gesagten die Unterschiede sind, welche im Gasgehalt zweier identischer Blutportionen durch analytische Fehler erscheinen k\u00f6nnen, so wenig ist damit bewiesen, dass die gefundenen Zahlen dem wirklichen Gasgehalt des lebenden Blutes entsprechen.\nIm Gegentheil geht aus den Untersuchungen Pfl\u00fcger\u2019s6 hervor, dass die gew\u00f6hnliche Methode der Entgasung des Blutes f\u00fcr den Sauerstoff zu niedrige, f\u00fcr die Kohlens\u00e4ure zu hohe Werthe liefert.\nNachdem er gefunden, dass bei Luftabschluss aufgefangenes, arterielles Blut in den ersten Minuten nach der Entleerung merklich dunkelt, \u00e4nderte er die Methode derart, dass die Entgasung des unmittelbar aus der Arterie ins Vacuum spritzenden Blutes in etwa einer Minute, also l\u00e4ngst vor Eintritt der Gerinnung, vollendet war. Um dies zu bewerkstelligen, wurde der Blutrecipient mit einem sehr grossen, etwa 8000 cc fassenden trockenen Vacuum in Verbindung gesetzt, die Kohlens\u00e4ure durch mit Kalilauge getr\u00e4nkten Bimstein absorbirt, um die Gasspannung \u00fcber dem Blute noch mehr zu vermindern, als dies der trockene grosse Raum schon bedingte ; endlich wurde das Blut sofort auf 60\u00b0 C. erw\u00e4rmt, indem man es in heisses Wasser laufen Hess, welches vorher im Recipienten ausgepumpt war.\nAusser dem Vortheil, welchen diese hohe Temperatur durch Steigerung der Dissociationsspannung der zu gewinnenden Gase gew\u00e4hrt, scheint\nich folge darum gerne dem Vorg\u00e4nge von Pfl\u00fcger in seinen j\u00fcngsten Publicationen und von Hoppe-Seyler in seinem Handbuche der physiol. Chemie, welche zur Reduction der Gase auf 0\u00b0 C. und 76 cm zur\u00fcckgekehrt sind.\n1\tC. Ludwig, Wiener med. Jahrb. XXL S. 145. 1865.\n2\tO. Hammarsten, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss., mathem.-phys. Cl. XXIII. S 617 (630). 1871.\n3\tN. Afonasieff, Ebenda XXIV. S. 253 (256). 1872.\n4\tTschiriew, Ebenda XXVI. S- 120. 1874.\n5\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 61. 1868.\n6\tDerselbe, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 321, 722.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IYa\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\tZuntz, Die Gase des Blutes etc. 3. Cap. Die Gase des Blutes.\nsie noch die hier sehr erw\u00fcnschte Nebenwirkung zu haben, die Sauerstoffzehrung im Blute zu inhibiren1.\nIm Durchschnitt von 12 Versuchen enthielt das momentan entgaste Blut 22,2 \u00b0/o Sauerstoff. Die Differenz gegen\u00fcber dem auf gew\u00f6hnliche Art ausgepumpten, gleichzeitig aufgefangenen Blute betrug 1,8 \u00b0/o des Blutvolums oder 9 \u00b0/o der ganzen Sauerstoffmenge. Ihrer Gr\u00f6sse nach schwankte die Differenz sehr; ihr kleinster Werth ist 0,2%, der gr\u00f6sste 10,0% des Blutvolums. Auch f\u00fcr die Kohlens\u00e4ure fand Pfl\u00fcger analoge Differenzen. In 2 Versuchen wurden bei rascher Entgasung 1,8%, resp. 0,4% CO-i weniger gefunden.\nAuch die Beobachtung von Pfl\u00fcger & Zuntz'2, dass man fast regelm\u00e4ssig einige Zehntel Procent Kohlens\u00e4ure weniger aus Blut erh\u00e4lt, wenn man es sofort in \u00fcbersch\u00fcssige Phosphors\u00e4ure fliessen l\u00e4sst, beweist, dass bei der gew\u00f6hnlichen Entgasung etwas Kohlens\u00e4ure neu gebildet wird. Hier sei noch die Beobachtung Alex. Schmidt\u2019s3 erw\u00e4hnt, dass in entgastem Blut, wenn es l\u00e4ngere Zeit bei Luftabschluss aufbewahrt wird, sich nicht unerhebliche Mengen CO-2 bilden, zugleich aber bemerkt, dass nach Pfl\u00fcger\u2019s Beobachtung ein Theil des so gewonnenen Gases Schwefelwasserstoff ist, welcher mit der CO-i von Kalilauge absorbirt und als solche berechnet wurde. Das von Pel\u00fcger entdeckte Verschwinden einer merklichen Sauerstoffquote in den ersten Minuten nach dem Aderlass hat auf etwas anderem Wege sp\u00e4ter Stroganow4 best\u00e4tigt.\nDass die nach der PFL\u00fcGER\u2019schen Schnellmethode gewonnenen Zahlen den wirklichen Gasgehalt des lebenden Blutes repr\u00e4sentiren, geht f\u00fcr den Sauerstoff wenigstens aus der Uebereinstimmung der f\u00fcr arterielles Blut gefundenen Werthe mit der durch Absorptionsversuche von Setschenow5 und Pfl\u00fcger6 bestimmten, maximalen Aufnahmef\u00e4higkeit des Blutes f\u00fcr Sauerstoff hervor.\nZugleich beweist diese Uebereinstimmung, dass arterielles Blut wenigstens ann\u00e4hernd mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt ist.\nI. Die Gase des arteriellen Blutes.\nDie folgende Tabelle wird gen\u00fcgen, einen Ueberblick \u00fcber den Gasgehalt des arteriellen Blutes verschiedener Thiere zu geben.\n1\tYgl. P. Regnard, Recherches exp\u00e9rimentales sur les variations pathologiques des combustions respiratoires p. 24. Paris 1879.\n2\tE. Pfl\u00fcger & N. Zuntz, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 361. 186S.\n3\tAlex. Schmidt, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss. XIX. S. 30 (51). 1867.\n4\tStroganow, Arch. f. d. ges. Physiol. XII. S. J8. 1876.\n5\tSetschenow, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XXXVI. S. 289.\n6\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 70. 1868.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Fehlergrenzen \u2014 Gase des arteriellen Blutes.\n35\nDie Gasmengen sind als Procente des Biutvolums, gemessen bei 0\u00b0 und 76 cm Druck angegeben.\n\t\tSauer-\tStick-\tKohlen-\tBeobachter und Zahl\nThierart\t\t\t\t\tder Versuche, aus welchen das Mittel\n\t\tstoff\tstoff\ts\u00e4ure\tgenommen\nHund\tmittel\t22,6\t1,8\t34,3\tE. Pfl\u00fcger1 2. 12 Versuche an voll-\n\tmax.\t25,4\t3,3\t42,6\tkommen gesunden Hunden nach der\n\tmin.\t18,7\t1,2\t23,9\tschnellen Entgasungsmethode ausge-f\u00fchrt, dabei jedoch nur 3 CO-i-Be-\n\t\t\t\t\tStimmungen.\n; Hund\tmittel\t18,3\t1,8\t37,8\t44 Analysen von Blut d. Art. ca-\n\tmax.\t24,7\t5,5\t53,4\trotis von Setschbnow, Schoeffer,\n\tmin.\t11,4\t1,2\t23,3\tSezelkow, Nawrocky, Hirschmann, J. Sachs und Pfl\u00fcger, zusammengestellt von E. Pfl\u00fcger-.\nHund\tmittel\t18,4\t2,0\t38,8\t27 von Pfl\u00fcger, 1. c., zusammengestellte xlnalysen von Blut der\n\tmax.\t24.6 13.6\t4,7\t52,4\t\n\tmin.\t\t1,3\t24,2\tArt. femor., darunter 25 durch ihn\n\t\t\t\t\tselbst, 2 von Hirschmann ausge-f\u00fchrte.\n\t\t\t\t\t\nHund\tmittel\t19,4\t\u2014\t40,4\t100 Versuche von Paul Bert3.\n\tmax.\t26,4\t\u2014\t50,8\t\n\tmin.\t14,4\t\u2014\t33,0\t\nKatze\tmittel\t13,1\t1,3\t28,8\t6 Versuche von P. Hering4. Die Sauerstoffwerthe sind etwas zu niedrig, weil Hering dem Blute von vorn herein Phosphors\u00e4ure zusetzte.\n\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\nHammel\tmittel\t10,7\t1,8\t45,1 48,3\t2 Analysen von Sczelkow5.\n\tmax.\t11,9\t2,2\t\t\n\tmin.\t9,5\t1,4\t41,9\t\nHammel\tmittel\t12,8\t\t\t3 Analysen von Preyer6; nur f\u00fcr den Sauerstoff brauchbar, da es sich um ven\u00f6ses Blut handelt, welches durch Sch\u00fctteln mit Luft arteriell gemacht wurde.\n\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\nKaninchen\tmittel\t13,2\t2,1\t34,0\t4 Analysen von Walter7.\n\tmax.\t14,6\t2.3\t36,5\t\n\tmin.\t10,7\t1,7\t31,3\t\nj Mensch .\t\t21.6\t1,6\t40,3\tEinzige Analyse von Setschenow.\nEinige weitere Angaben s. Tabelle S. 41.\n1\tE. Pfl\u00fcger. Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 722.\n2\tDerselbe, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 274.\n3\tP. Bert, Pression barom\u00e9trique p. 1030.\n4\tP. Hering, Untersuchungen \u00fcber die Zusammensetzung der Blutgase w\u00e4hrend der Apnoe. Inaug.-Diss. Dorpat 1867. (Meissner\u2019s Jahresber. 1867. S. 305.)\n5\tSczelkow, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1864. S. 516.\n6\tPreyer, Wiener med. Jahrb. 1865. S. 145.\n7\tWalter, Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. VIL S. 148.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nZuntz. Die Gase des Blutes etc. 3. Cap. Die Gase des Blutes.\nEstor & Saint Pierre1 hatten behauptet, der Gasgehalt des Blutes in den Arterien nehme mit der Entfernung vom Herzen ab. Diese Behauptung, von Hirschmann2 bek\u00e4mpft, wurde you Pfl\u00fcger3 4 durch exacte Versuche als durchaus irrth\u00fcmlich erwiesen. \u2014 Mathieu & Urbain 4 haben Unterschiede im Sauerstoffgehalte der gr\u00f6sseren und kleineren Arterien unabh\u00e4ngig von ihrer Entfernung vom Herzen gefunden und dieselben dadurch erkl\u00e4rt, dass namentlich in die unter spitzem Winkel abgehenden kleinen Arterien ein an Blutk\u00f6rperchen \u00e4rmeres Blut eindringt, als das in gr\u00f6sseren St\u00e4mmen enthaltene. Specifische Gewichtsbestimmungen der Autoren best\u00e4tigen diese Annahme; in den kleinen Arterien\u00e4sten ist das specifische Gewicht um 0,001\u20140,002 niedriger, was auf einen geringeren Gehalt an Blutk\u00f6rperchen hinweist5.\n#\nII. Die Gase des ven\u00f6sen Blutes.\nDie Ver\u00e4nderungen, welche das Blut in den Capillaren erf\u00e4hrt, m\u00fcssen je nach der Intensit\u00e4t des Stoffwechsels in dem durchstr\u00f6mten Organ wechseln. Der Gasgehalt des ven\u00f6sen Blutes muss demgem\u00e4ss in verschiedenen Gef\u00e4ssprovinzen verschieden sein. Diese Verschiedenheit documentirt sich schon in der Farbe des ven\u00f6sen Blutes, welches z. B. aus einer th\u00e4tigen Dr\u00fcse fast so hellroth wie arterielles, aus dem th\u00e4tigen Muskel dagegen fast schwarz hervorstr\u00f6mt6. Ein Bild von der durchschnittlichen Gr\u00f6sse des Gaswechsels in den Organen erhalten wir, wenn wir das ven\u00f6se Blut des rechten Herzens mit dem arteriellen vergleichen. Man kann zu diesem Bekufe bei Hunden und Schafen leicht einen geraden Katheter von der rechten Vena jugularis externa aus durch das Atrium in den rechten Ventrikel vorschieben; das Blut muss dann wegen des negativen Drucks im Thorax entweder durch eine Spritze oder durch ausfliessendes Quecksilber ausgesaugt werden.\nDie ersten Bestimmungen derart, 5 vollkommen ausgef\u00fchrte Doppelanalysen, hat Schoeffer7 geliefert. Seine Mittelwerthe auf Atmosph\u00e4rendruck berechnet sind :\n1\tEstor & Saint Pierre, Journ. d. 1 anat. et d. 1. physiol. II. p. 302. Mai 1865.\n2\tH. Hirschmann, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1866. S. 502.\n3\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 274. 1868.\n4\tMathieu & Urbain. Arch. d. physiol. IV. 1871.\n5\tUeber die Beziehungen zwischen Sauerstoffgehalt und spec. Gewicht des Blutes vgl. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 75.\n6\tVgl. Cl. Bernard, Le\u00e7ons sur les Liquides de l\u2019organisme I. p. 257. Paris 1859 und Journ. d. 1. physiol. I. p. 233\u2014241, 609\u2014665. 1858.\n7\tA. Schoeffer. Sitzgsber. d. Wiener Acad., mathem.-nat. Cl. XLI. S. 589.1860.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Verschiedenheiten in verschiedenen Arterien. Gase des Venenblutes. 37\n\tSauerstoff\tStickstoff\tKohlens\u00e4ure\nArterienblut . . .\t19,2\t2,7\t39,5\nVenenblut ....\t11,9\t1,7\t45,3\nDifferenz .....\t7,3\t\t5,8\nDas Verh\u00e4ltnis des Zuwachses an CO2 zur Abnahme des Sauerstoffs im ven\u00f6sen Blute = 0,79; eine Zahl, welche auch die Beziehung zwischen Sauerstoffaufnahme und CO-i-Ausscheidung in der \u00e4usseren Athmung des Fleischfressers ausdr\u00fcckt. An der Differenz von 1 % in Stickstoffgehalt, welche unm\u00f6glich in der Natur begr\u00fcndet sein kann, sieht man, dass die Zahl der Versuche noch zu klein ist, um Fehler von selbst 1%, entsprechend Vs \u2014 V? der gesammten Differenz, auszuschliessen. Es ist darum sehr erw\u00fcnscht, dass wir in der Literatur noch einige weitere Versuche finden, die zur Bildung eines genaueren Mittelwerthes dienen k\u00f6nnen. F\u00fcr den Sauerstoff k\u00f6nnen wir zun\u00e4chst noch zwei Bestimmungen von Preyer1 verwerthen, welcher ven\u00f6ses Herzblut analysirte und dann seine S\u00e4ttigungscapa-cit\u00e4t f\u00fcr Sauerstoff bestimmte. Im Mittel seiner zwei Versuche fehlten dem ven\u00f6sen Blute 9,1 % Sauerstoff zur S\u00e4ttigung. Da arteriellem Blute durchschnittlich 1,5% nach Pfl\u00fcger & Ewald zur S\u00e4ttigung fehlen, ist in Preyer\u2019s Versuchen der Unterschied zwischen Arterien- und Venenblut auf = 7,6% zu sch\u00e4tzen. Zwei vollst\u00e4ndige Doppelanalysen hat Aua. Ewald'2 geliefert, zwei weitere Finkler3, und ausserdem vier, in denen nur der Sauerstoff ber\u00fccksichtigt ist; endlich lassen sich noch zwei Analysen von P. Bert4 und vier von Mathieu & Urbain5 zur Bildung von Mittelzahlen verwerthen. \u2014 So ergiebt sich im Mittel von achtzehn Analysen ein Minus von 8,15% Sauerstoff, im Mittel von f\u00fcnfzehn Analysen ein Plus von 9,2 % CO2 f\u00fcr das ven\u00f6se Blut.\nDie Differenz der beiden Blutarten ist nach individuellen Verh\u00e4ltnissen, nach dem jeweiligen Zustande des Stoffverbrauchs in den Organen und der Geschwindigkeit des Kreislaufs grossen Schwankungen unterworfen. So betr\u00e4gt die gr\u00f6sste Sauerstoffdifferenz bei Schoeffer 9,5%, die kleinste 3,3%. Eine Doppelanalyse von P.\n1\tW. Preyer, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XLIX. S. 1.\n2\tAug. Ewald, Arch. f. d. ges. Physiol. VII. S. 575 und Inaug.-Diss. Bonn 1873.\n3\tDittmar Finkler, Einfluss der Stromgeschwindigkeit des Blutes auf die thierische Verbrennung. Inaug.-Diss. Bonn 1875, im Auszug im Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 368.\n4\tP. Bert, La Pression barom\u00e9trique p. 1038.\n5\tE. Mathieu & V. Urbain, Compt. rend. LXXIV. p. 130. 1872.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nZuntz, Die Gase des Blutes etc. 3. Cap. Die Gase des Blutes.\nBert ergiebt im Venenblut \u201416,6% 0: -(-20,3 % CCb, eine solche von Finkler \u2014 2,3 % 0.\nDen Einfluss der Kreislaufsgeschwindigkeit auf den Gasgehalt des Venenbluts hat Dittmar Finkler (1. c.) einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Das wichtigste Resultat derselben ist, dass die Differenz zwischen Arterien und Venenblut in demselben Maasse w\u00e4chst, wie die Geschwindigkeit des B1 uts tromes abnimmt. Die Verlangsamung der Circulation wurde in diesen Versuchen durch successive Aderl\u00e4sse erzielt,\nEinige andere Bedingungen haben Mathieu und Urbain (1. c). untersucht, Sie finden, dass Abk\u00fchlung eines Thieres die Differenz zwischen Arterien und Venen in Folge der Herabsetzung des Stoffwechsels verringere, trotzdem die Circulation zugleich stark verlangsamt ist, w\u00e4hrend Erhitzung \u00fcber die normale Temperatur die Differenz vergr\u00f6ssert1. Die betreffenden Zahlen sind:\nAbk\u00fchlung.\t\tErhitzung.\t\nTemperatur\tDifferenz im Sauerstoffgehalt zwischen\tTemperatur\tDifferenz im Sauerstoffgehalt zwischen\nder Hunde\tArterie und Yene\tder Hunde\tArterie und Yene\n39,2\t15,32\tjl\t39,0\t\t7,35\n28,5\t12,57\t41,4\t15,25\n25,0\t10,66\t\t\n21,5\t5,72 1\t\t\nBei Muskelarbeit ergab sich trotz der sehr beschleunigten Circulation ein gr\u00f6sserer Unterschied zwischen Arterien- und Venenblut als in der Ruhe, so dass also der Effect der Muskelarbeit auf das Gesammtvenenblut derselbe ist, wie ihn Sczelkow f\u00fcr das aus dem gereizten Muskel kommende ermittelt hat (vgl. I. Abschn. I, S. 311 dieses Handb.). Trotz der st\u00e4rkeren Reduction des Venenblutes erwies sich aber das arterielle Blut bei der Muskelarbeit noch etwas sauerstoffreicher als in der Ruhe, ein Beweis, wie vollkommen die gesteigerte Athmung dem erh\u00f6hten Bedarf gen\u00fcgte.\nArterielles Blut.\t\t\t\t\n\tRuhe\tArbeit\tRuhe\tArbeit 1\nAthemfrequenz\t37\t96\t32\t130\n0\t\t22,25\t24,25\t23,48\t24,18\nC'O-2 ....\t46,75\t54,00\t49.07\t45, St\n1 Ygl. hierzu Bd. V (Einfluss der Temperatur auf den Stoffwechsel).","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Einfluss verschiedener Yariabeln auf die Gase des \"V enenblutes.\n39\nDer Unterschied im Sauerstoffgehalt des Arterien- und \"\\ enenblutes war in der Ruhe = 6,4%, bei Arbeit = 11,1 \u00b0/o.\nDie Narcose durch Morphium oder Chloroform bedingte eine Verkleinerung der normalen Differenz zwischen Arterien- und Venenblut. Nach C. A. Ewald1 haben Hunde, welche in starker Mor-pkiumnarcose sich befinden, einen bis auf die H\u00e4lfte und noch etwas mehr verringerten Sauerstoffgehalt des Blutes. Der Kohlens\u00e4uregehalt ist unver\u00e4ndert oder sogar etwas gesteigert.\nEs ist bisher nicht beachtet worden, dass alle Analysen des Herzvenenblutes eine Fehlerquelle involviren, deren Vorhandensein unter Pfl\u00fcger ausgef\u00fchrte Versuche von Wolffberg2 und Nussbaum3 darthun. Diese fanden, dass die durch den Lungenkatheter ermittelte Spannung der CO-i im ven\u00f6sen Herzblut merklich gr\u00f6sser werde, wenn zugleich das Herz von der Jugularis aus behufs Entnahme einer Blutprobe katheterisirt wurde. Es entsprach die in der abgesperrten Lungenparthie gemessene Kohlens\u00e4urespannung, wenn zugleich ein Aderlass aus dem rechten Herzen gemacht wurde, im Mittel 3,57% CO-i, ohne Aderlass 3,17% CO2. Sechzehn Versuche Nussbaum\u2019s ergaben im Durchschnitt als Spannung des ven\u00f6sen Blutes ohne Aderlass = 3,77 % CO2, bei gleichzeitigem Aderlass durch den Herzkatheter 4,21 %. Da eine Steigerung der CO2-Spannung um 0,4% nach meinen Versuchen den Gehalt des Blutes an CO 2 um etwa 1 % in die H\u00f6he treibt, so ist anzunehmen, dass so gross etwa der durch die Blutstauung, welche die Anwesenheit des Katheters im rechten Ventrikel bedingt, herbeigef\u00fchrte Fehler sei. Die wahre Differenz im Kohlens\u00e4uregehalt zwischen Arterienblut und dem Venenblut des rechten Herzens betr\u00e4gt demnach etwa 8,2 % statt der oben angef\u00fchrten Mittelzahl von 9,2. Entsprechend ist die Differenz im Sauerstoffgehalt der beiden Blutarten auf nur 7,15% zu veranschlagen.\nF\u00fcr die Theorie [der Athmung hat die Vergleichung der Gase des Arterien- und Venenblutes dadurch eine hohe Bedeutung, dass sie uns den directen Beweis f\u00fchrt, dass in den Lungen eigentliche Verbrennungsprocesse in irgend betr\u00e4chtlichem Maasse nicht stattfinden, vielmehr fast der ganze in den Lungen aufgenommene Sauerstoff im Blute der Arterien noch in auspumpbarer Form enthalten ist. Nach Volkmann4, dessen Zahlen wahrscheinlich etwas zu gross\n1\tC. A. Ewald, Arch. f. Anat. u. Physiol. III. 1876.\n2\tSiegfried Wolffberg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 23.\n3\tM. Nussbalm, Ebenda VII. S. 296.\n4\tVolkmann, H\u00e4modynamik S. 208. Leipzig 1850.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\tZuntz, Die Gase des Blutes etc. 3. Cap. Die Gase des Blutes.\nsind1, f\u00f6rdert n\u00e4mlich jede Systole auf 1 kg K\u00f6rpergewicht 2,5 gr Blut; es werden also 80 Pulse in der Minute 200 cc Blut per Kilo in die Aorta treiben; diese 200 cc m\u00fcssen nach den oben gegebenen Mittelwerthen aus den Lungen 14,3 cc auspumpbaren Sauerstoff mitgebracht haben. Das machte per Stunde eine Sauerstoffaufnahme von 858 cc. Die directe Bestimmung des Sauerstoffverbrauchs der Hunde durch R\u00e9gnault & Reiset hat nun die hiermit vollkommen karmonirenden Werthe von 736 bis 975 cc Sauerstoff per Kilo und Stunde ergeben. Die Uebereinstimmung der aus der Sauerstoffzunahme des arteriellen Blutes und der directen Bestimmung des gesummten Stoffwechsels berechneten Zahlen beweist unwiderleglich, dass die in die Lungen aufgenommene Sauerstoffmenge im Arterienblut noch in dissociirbarer Form enthalten ist, dass also in den Lungen keine irgend erheblichen Verbrennungsprocesse stattfinden. \u2014 Das ven\u00f6se Blut anderer Thiere als des Hundes ist bis jetzt nur sehr sp\u00e4rlich untersucht worden. C. Ludwig gibt nach Preyers Untersuchungen f\u00fcr das Schafblut folgende Mittelwerthe\n\tO\tI CO-2\nArteriell .\t.\t.\t12,8\t39,6\nVen\u00f6s ....\t6,5\t48,3\nDifferenz .\t.\t6,3\t8,7\nSczelkow2 fand im Blute der Ven. femor. des Hammels im Mittel zweier Versuche 5,4 % Sauerstoff, 3,3 % Stickstoff, 5,5 % Kohlens\u00e4ure. Von menschlichem, bei Luftabschluss aufgefangenem Venenblute hat L\u00e9pine3 eine Analyse ausgef\u00fchrt; er fand 64\u00b0/o CO-2, wobei zu ber\u00fccksichtigen ist, dass es sich um einen Herzkranken mit Cyanose handelte.\nJolyet4 bestimmt bei einer Reihe oviparer Thiere den Gasgehalt des arteriellen und ven\u00f6sen Blutes und die Sauerstoffmenge, wrelche dasselbe nach dem Sch\u00fctteln mit Luft enth\u00e4lt. Die Resultate siehe in der folgenden Tabelle ; bemerkenswert!! ist die im Vergleich zum Hunde geringe Capacit\u00e4t des Vogelblutes f\u00fcr Sauerstoff; die mit * bezeichneten Werthe ges\u00e4ttigten Blutes sind nicht denselben\n1\tVgl. A. Fick. Unters, a. d. physiol. Lahor, d. Z\u00fcricher Hochschule 1869. S. 51 u. 66. \u2014 Yierordt, Arch. f. d. ges. Physiol. IL S. 178.\n2\tSczelkow, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1864. S. 516; vgl. oben seine Zahlen f\u00fcr das arterielle Blut.\n3\tR. L\u00e9pine, Sur une Methode pour doser les gaz du sang chez l'homme.\n4\tJolyet, Gaz. m\u00e9d. d. Paris (4) III. p. 381. 1874.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Venenblut verschiedener Thiere, einzelner Organe.\n41\nThieren, welche zur Analyse des arteriellen Blutes gedient hatten, entnommen.\nThierart\tArterielles Blut\t\tVen\u00f6ses Blut\t\t: Sauerstoff im damit\n\tCO2\t0\tCO2\t0\tges\u00e4ttigten Blute\nHuhn\t\t56,6\t10,0\t57,5\t4,1\t\n\t40,7\t12,1\t\u2014\t\t\u2014\n\t47,0\t10,0 11.8\t\u2014\t\u2014\t11,2\nEnte\t\t50,0\t\t44,8 (?)\t4,2\t\u2014\n\t41,0\t13,3\t36,4\t5,2\t\u2014\n\t46,0\t20,0\t55,0\t9,0\t20,0\n\t45,4\t15,2\t\u2014\t\u2014\t17,0\n\t46,3\t14,0\t\u2014\t\u2014\t14,0\n,, Mittel aus 4 weiteren\t59,1\t14,1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nAnalysen arter. Blutes Gans\t\t42,7\t11,2\t\t\t\nSchildkr\u00f6te\t\t54,0\t13,0\t\u2014\t\u2014\t1 15,2*\n\t40,0\t10,0\t\u2014\t\u2014\t\nRingelnatter\t\t29,7 26,0\t10,6 10,0 12,5\t\u2014\t\u2014\t} 12,5*\nFrosch \t\t40,0\t\t\u2014\t\u2014\t11,6*\nAal\t\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014\t9,0\nIm Blute der Kiemenarterie des Aales fanden Jolyet & Reg-nard1 3,7 0/o 0, 2,0 % A7 33,0% CCh.\nUeber das Yenenblut einzelner Organe liegen eine Anzahl Untersuchungen vor. Viele derselben sind dadurch beeintr\u00e4chtigt, dass man behufs Einf\u00fchrung der Cantile in die anzuzapfende Vene dieselbe einige Zeit vor dem Aderl\u00e4sse abklemmte und so den Kreislauf in den Wurzeln dieser Vene durch Stauung mehr oder weniger unterbrach. \u2014 Sczelkow hat in seinen Untersuchungen \u00fcber den Stoffwechsel der Muskeln diesen Fehler dadurch zu vermeiden gesucht, dass er die Cantile in einen Seitenast der zu untersuchenden Venen in der Richtung nach dem Herzen einband und erst im Moment des Aderlasses gleichzeitig den Weg durch die Can\u00fcle freigab und den nach dem Herzen versperrte.\nDiese Methode hat immer noch den Mangel, dass der Widerstand, welchen das aus der Can\u00fcle ausfliessende Venenblut findet, in unbekannter Weise verschieden ist von dem, welchen es vorher auf dem Wege nach dem Herzen zu \u00fcberwinden hatte. Dadurch wird die Str\u00f6mungsgeschwindigkeit des ausfliessenden Blutes in unbekannter Weise ge\u00e4ndert.\nMit der Str\u00f6mungsgeschwindigkeit aber \u00e4ndert sich, wie Fink-\n1 Jolyet & Regnaed, Arch. d. physiol. (2) IV. 1877.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nZuntz, Die Gase des Blutes etc. 3. Cap. Die Gase des Blutes.\nleb1 gezeigt hat, der Gasgehalt des Blutes und zwar deshalb, weil innerhalb weiter Grenzen die Abgabe von Sauerstoff und die Aufnahme der Kohlens\u00e4ure in den Geweben unabh\u00e4ngig ist von der Masse Blutes, welche die Capillaren durchstr\u00f6mt; demgem\u00e4ss muss beschleunigte Str\u00f6mung des Blutes ceteris paribus mit geringerer Aenderung seiner Beschaffenheit einhergehen und umgekehrt. Ferner wird bei erh\u00f6htem Widerstand ein Theil des Blutes in collaterale Bahnen getrieben.\nUm diese Fehler zu vermeiden, habe ich'2 in einer Untersuchung \u00fcber die Gase des ven\u00f6sen Muskelblutes vor und nach Durchschneidung der motorischen Nerven das Venenblut nach Sczelkow\u2019s Art aufgefangen, jedoch mit der Modification, dass der Seitendruck des zum Herzen str\u00f6menden Venenblutes in dem mit der Can\u00fcle versehenen Aste der Vene gemessen wurde, und man dann das zur Analyse bestimmte Blut unter genau demselben Drucke, also auch mit derselben Geschwindigkeit unter Oel ausfliessen Hess.\nBeil\u00e4ufig sei hier als Resultat jener Untersuchung erw\u00e4hnt, dass nach Durchschneidung des motorischen Nerven der Muskel erheblich weniger Sauerstoff verbraucht und CO% bildet, als in der Ruhe bei intacten Nerven. F\u00fcr den Sauerstoff hatte Claude Bernard3 allerdings mit Methoden, welche die Richtigkeit des Ergebnisses noch sehr zweifelhaft erscheinen dessen, dasselbe gefunden. Genaueres \u00fcber das Venenblut der einzelnen Organe, soweit dar\u00fcber ETnter-suchungen vorliegen, ist in den betreffenden Abschnitten dieses Handb. nachzusehen; \u00fcber die am besten untersuchten Gase des Muskelvenenblutes, vgl. I, S. 311 ff. Die Beziehungen zwischen dem Th\u00e4tigkeits-wechsel der Dr\u00fcsen und dem Sauerstoffgehalt ihres Venenblutes hat namentlich Cl. Bernard4 mit seiner Kohlenoxydmethode untersucht.\nIII. Die Gase des Erstickungsblutes.\nAls Venenblut in h\u00f6chster Potenz k\u00f6nnen wir das Erstickungsblut auffassen. Sobald die Erstickung bis zur Reflexlosigkeit des Auges vorgeschritten ist, enth\u00e4lt selbst das arterielle Blut nur noch Spuren von Sauerstoff. Ludwig gibt 1. c. als das Mittel von 6 Analysen Setschenow\u2019s & Holmgren's f\u00fcr das Blut erstickter Hunde die Zahlen 0,4% Sauerstoff, 3,0 % Stickstoff, 54,2% CO-i. Ich habe weitere 19\n1\tDittmae Finkler, Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 368.\n2\tN. Zuntz, Berliner klin. Wochenschr. 1878. Nr. 10.\n3\tGl. Bernard, Le\u00e7ons sur la Chaleur animale p. 147. Paris 1876.\n4\tDerselbe, Le\u00e7ons sur les Liquides de l\u2019Organisme II. p. 435 etc. Paris 1859.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Blut der Muskeln. Dr\u00fcsen. \u2014 Erstickungsblut.\n43\nvollst\u00e4ndige und 8 nur die Kohlens\u00e4ure ber\u00fccksichtigende Analysen des Erstickungsblutes von Hunden zur Berechnung von Mittelwerthen mit den 6 obigen zusammengestellt. Von diesen stammen 10 von Alex. Schmidt1, 2 von Afonasieff2, 5 von Tschiriew3, 3 von Buchner4, 5 von Gaule5 6, 2 von Pfl\u00fcger'1.\nHierbei ist zu bemerken, dass Alx. Schmidt & Afanasieff, um recht grosse Blutmengen zu gewinnen, schon vor dem Aufh\u00f6ren der Athembewegungen den Aderlass begannen.\nDie Mittelwerthe sind 0,96% Sauerstoff, 2,07% Stickstoff, 49,53% Kohlens\u00e4ure. Mit diesen Werthen kann das Mittel der 71 von Pfl\u00fcger zusammengestellten Analysen normalen arteriellen Blutes verglichen werden: 18,3% Sauerstoff, 1,9 % Stickstoff, 38,1% Kohlens\u00e4ure. Hierbei zeigt sich, dass das Blut bei der Erstickung 17,3% 0 verloren und daf\u00fcr 11,4% COi gewonnen hat. Das Verh\u00e4ltnis des Zuwachses an Kohlens\u00e4ure zum Verlust an Sauerstoff wird durch den Quotienten 0,66 ausgedr\u00fcckt. Derselbe Quotient ist bei Vergleichung des normalen Venenblutes mit dem arteriellen erheblich n\u00e4her der Einheit. Sein kleinerer Werth im Erstickungsblute erkl\u00e4rt sich wohl daraus, dass die neugebildete CO-i durch die erh\u00f6hte Spannung dieses Gases im Blute theilweise in den Geweben zur\u00fcckgehalten wird, w\u00e4hrend der verbrauchte Sauerstoff aus dem Blute allein stammt.\nVIERTES CAPITEL.\nDie Vertlieilung der Gase im Blute,\nDer Antheil, welchen das Plasma und die geformten Gebilde des ungeronnenen Blutes an den Gasen desselben haben, ist nicht leicht zu bestimmen.\nBis jetzt ist es nur beim Pferdeblute in Folge seiner langsamen Gerinnung und der Leichtigkeit, mit der sich seine Blutk\u00f6rperchen absetzen, gelungen, eine zur Analyse gen\u00fcgende Menge Plasma zu\n1\tAlex. Schmidt. Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss. XIX. S. 99. 1867.\n2\tAfonasieff, Ebenda XXIV. S. 253.\n3\tS. Tschiriew, Ebenda XXVI. 1874.\n4\tH. B\u00fcchner, Ebenda XXVIII. 1876 und Arbeiten a. d. pbysiol. Institut zu Leipzig XI. S. 168. 1876.\n5\tJ. Gaule, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1878. S. 469.\n6\tE. Pfl\u00fcger. Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 61.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 4. Cap. Die Vertheilung der Gase im Blute.\ngewinnen. L. Fr\u00e9d\u00e9ricq1 fing Blut aus dem centralen Ende der Vena jugul. vom Pferde bei Luftabschluss \u00fcber in Eis gek\u00fchltem Quecksilber auf; nach einer Stunde konnten 50 cc Plasma zur Analyse abgesaugt werden, um seinen Gasgehalt mit dem der untersten an Plasma \u00e4rmsten Blutk\u00f6rperchenschicht zu vergleichen. Es wurde nur die CO-i bestimmt, und diese betrug im Plasma 71,4 Vol.-%, in den Blutk\u00f6rperchen 49,6 Vol.-%. Ein zweites von Fr\u00e9d\u00e9ricq eingeschlagenes Verfahren, welches aber die Diffusion mit der Luft nicht ganz ausschliesst, besteht darin, das Blut in der an beiden Enden abgebundenen und herausgeschnittenen Vena jugularis sich absetzen zu lassen. Es gerinnt darin auch in vielen Stunden nicht. Eine Ligatur trennt nachher das Plasma vom Cruor. Eine solche Analyse ergab im Plasma 40,25% COh im Cruor 38,1 % CO-i. Die Annahme, dass diese Analysen die wahre Vertheilung der CO-i im lebenden Blute ausdr\u00fccken, wird dadurch hinf\u00e4llig, dass das Blut noch vor der Trennung in seine Bestandtheile auf 0\u00b0C. abgek\u00fchlt wurde; bei einer solchen Temperatur\u00e4nderung werden aber die CO-i -haltigen Verbindungen des Blutes und des Plasma in verschiedener Weise in ihrer Dissociationsspannung beeinflusst, und es resultirt daraus eine ge\u00e4nderte Vertheilung der CO-i im Blute. Die Hauptst\u00fctze dieser Behauptung liefert mir die Arbeit Gaule\u2019s2, welcher bei h\u00f6heren Temperaturen die Kohlens\u00e4urespannung des bei 0\u00b0 C. abgeschiedenen Serums wesentlich niedriger fand, als die des zugeh\u00f6rigen Blutes. Niemand wird zweifeln, dass im Momente der Scheidung die Spannung der Kohlens\u00e4ure identisch war. \u2014 Abgesehen von den oben genannten Versuchen Fr\u00e9dericq\u2019s kennen wir nur die Vertkeiluim der Gase im geronnenen Blute, doch erscheint dieselbe hier f\u00fcr die CO-i nicht merklich verschieden von Fr\u00e9d\u00e9ricq\u2019s Befund.\nDie erste charakteristische Thatsache, welche die Untersuchung des Serum lehrte, ist seine fast vollkommene Freiheit von Sauerstoff, Stickstoff enth\u00e4lt es in \u00e4hnlicher Menge wie das Blut; sein Gehalt an Kohlens\u00e4ure ist stets gr\u00f6sser als der des Blutes, aus welchem es gewonnen wurde, doch ist der Unterschied nicht gross genug, um die Annahme zu gestatten, die Kohlens\u00e4ure des Blutes sei ausschliesslich in seinem Serum enthalten.\nDie Kohlens\u00e4ure des Serums kann durch Evacuiren nicht vollst\u00e4ndig gewonnen werden; ein Theil entweicht nur nach Zusatz einer\n1\tL\u00e9on Fr\u00e9d\u00e9ricq, Recherches sur la constitution du Plasma sanguin p. Paris, Leipzig 1878.\n2\tGaule, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1878. S. 476.\n50. 51.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Gase des Plasmas und Serums.\n45\nS\u00e4ure oder nach Zusatz von Blut, dessen H\u00e4moglobin als schwache S\u00e4ure wirkt.\nAls Beispiel f\u00fchre ich die beiden vergleichenden Analysen des Blutes und seines Serums von Schoeffer1, die ersten, welche ver\u00f6ffentlicht wurden, an.\n\tCOi im Serum\t\t\tCOi\n\tAuspumpbare\tGebundene\tTotal\tim Blute\nI.\t13,4\t31,3\t44,7\t34,5\nII.\t21,1\t21,9\t43,0\t35,0\n2 Analysen von Preyer2 zeigen auch ein Verh\u00e4ltniss der auspumpbaren zur gebundenen CO2 wie 2 : 3 bis 4. Pfl\u00fcger3 fand dagegen in 2 Analysen des Serums aus arteriellem Hundeblute 44,6 % auspumpbare und 4,9 % geb. CO2 35,2 0/c\t\u201e\t\u201e 9,3o/o\t\u201e COt\nDie Verschiedenheit der Resultate beruht wesentlich auf der kr\u00e4ftigeren Wirkung der Pfl\u00fcger\u2019 s ch en Pumpe, zum Th eil aber auch darauf, dass die sich dissociirenden Carbonate des Serums ihre Kohlens\u00e4ure leichter abgeben, wenn sie sich in concentrirter L\u00f6sung befinden. Die Trockenapparate der Pfl\u00fcger\u2019sehen Pumpe bedingen aber eine im Laufe des Auspumpens stetig zunehmende Concentration der L\u00f6sung. Die Bedeutung dieses letzteren Momentes wurde auf Pfl\u00fcger\u2019s Veranlassung von mir 4 untersucht.\nZu diesem Zwecke wurde vor Beginn des Auspumpens dem Serum soviel destillirtes Wasser zugesetzt, dass es zu Ende der Operation noch nicht die anf\u00e4ngliche Concentration wieder erlangt hatte. Als Verh\u00e4ltniss der auspumpbaren zur festgebundenen Kohlens\u00e4ure fand ich die Zahlen\n19,9: 6,9 22,0 : 12,4 22,5 : 13,5 26,9 : 17,0.\nMan sieht, diese Verh\u00e4ltnisszahlen stehen in der Mitte zwischen den von Pfl\u00fcger und den beiden Sch\u00fclern Ludwig\u2019s gefundenen, n\u00e4hern sich aber mehr den ersteren, woraus hervorgeht, dass der kr\u00e4ftigeren Wirkung der PFL\u00fcGER schen Pumpe der Hauptantheil an seinen abweichenden Resultaten beizumessen ist.\n1\tSchoeffer, Sitzgsber. d. Wiener Acad.. mathem.-naturwiss. Cl. XLI. S 5S9 (616) 1860.\n2\tPreyer, Ebenda XLIX. S. 27.\n3\tE. Pfl\u00fcger, Ueber die Kohlens\u00e4ure des Blutes S. 11. Bonn 1864.\n4\tX. Zuntz, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 529.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 4. Cap. Die Vertheilung der Gase im Blute.\nDen Sauerstoffgelialt klaren Hundeblutserums ermittelte Pfl\u00fcger 1 einmal zu 0,2 % neben 2,2 % Stickstoff. Ich fand in einem der obigen Versuche 0,1 % Sauerstoff. Da das Eindringen von Luftspuren bei dem lange fortgesetzten Evacuiren sehr wohl denkbar ist, k\u00f6nnte man die kleinen Sauerstoffmengen als Verunreinigungen an-sehen und das Serum f\u00fcr ganz sauerstofffrei halten, wie dies Pr\u00eater-\ngethan hat. Pfl\u00fcger1 2 widerlegt diese Annahme durch den Hinweis auf die Thatsache, dass die Dissociationsspannung des Oxyh\u00e4moglobins in den Blutk\u00f6rperchen eine erhebliche ist. Ein dieser Spannung entsprechender Sauerstoffgehalt muss im Plasma stets vorhanden sein. Man w\u00fcrde voraussichtlich mehr Sauerstoff im Serum finden, wenn man dasselbe bei der Temperatur des K\u00f6rpers statt bei 00 C. (der unteren Dissociationsgrenze des Oxyh\u00e4moglobins) von den Blutk\u00f6rperchen abscheiden w\u00fcrde.\nIn allen oben mitgetheilten Versuchen wurde das zur Serumgewinnung bestimmte Blut direct aus den Arterien, ohne mit Luft in Ber\u00fchrung gekommen zu sein, \u00fcber Quecksilber in hohen Glas-cylindern, die sich oben in ein enges Rohr mit Glashahn oder Kautschukklemme verj\u00fcngten, aufgefangen.\nNachdem sich das Serum vom Blutkuchen getrennt, wurde das erstere durch das obere Rohr entweder einfach ins Vacuum der Pumpe gesogen (Pfl\u00fcger) oder, in Ludwig\u2019s Laboratorium, durch Druck von unten eingegossenen Quecksilbers in die Messgef\u00e4sse der Pumpe verdr\u00e4ngt.\nWo mehrere identische Portionen Blutes gleichzeitig aufgefangen\nFis. 6.\nApparat zum Auffangen mehrerer identischer Blutportionen.\n1\tE. Pfl\u00fcger, Arcli. f. d. ges. Physiol. I. S. 73.\n2\tW. Preyer, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1866. S. 321.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Vergleichung von Serum und Cruor.\n47\nwerden m\u00fcssen, eignet sich am besten der von Alex. Schmidt1 angegebene Apparat (S. 46).\nMan siebt, derselbe stellt einfach ein communicirendes R\u00f6hrensystem dar ; das Quecksilber sinkt, durch das von oben eintretende Blut verdr\u00e4ngt, gleichm\u00e4ssig in allen R\u00f6hren, indem es sich durch die untere gemeinschaftliche M\u00fcndung entleert.\nVon den zwei mit H\u00fclfe dieses Apparates gewonnenen Blutportionen wurde die eine sofort durch Sch\u00fctteln mit dem im Rohre restirenden Quecksilber defibrinirt. Die andere wurde in Eiswasser bis zur Abscheidung des Serums aufbewahrt.\nIn 7 Versuchen Alex. Schmidt\u2019s verhielt sich die Kohlens\u00e4ure des Serums zu der des zugeh\u00f6rigen Blutes wie 0,80 bis 0,95 : 100, im Mittel wie 0,87 : 100. Wollte man annehmen, die Blutk\u00f6rperchen seien frei von CO2, so k\u00e4me man zu dem Resultate, dass im Blute im Mittel' 87, im Maximum 95 Vol.-\u00b0/o Serum enthalten seien. Dies ist unm\u00f6glich, da allein das trockene H\u00e4moglobin der Blutk\u00f6rperchen bei Hunden 14% des Blutes ausmacht; sonach ist durch diese Versuche bewiesen, dass auch die Blutk\u00f6rperchen Kohlens\u00e4ure enthalten.\nDasselbe lehren gleichzeitig und unabh\u00e4ngig von den Schmidt\u2019-schen von mir2 ausgef\u00fchrte Versuche, in welchen ich das in einem Cylinder \u00fcber Quecksilber aufgefangene Blut gerinnen liess und nach Abscheidung des Serums dieses in die Pumpe saugte und entgaste. Dann wurde durch heftiges Sch\u00fctteln mit Quecksilber in dem verschlossenen Cylinder das Coagulum zertr\u00fcmmert und der so verfl\u00fcssigte Cruor ebenfalls evacuirt.\nDie Versuche ergaben\nI.\tim Cruor 42,4% CO2, im Serum 50,5 % CO2,\nII.\t\u201e\t\u201e\t51,2 % CO2, \u201e\t\u201e\t57,2 % CO2.\nDa der Cruor nur wenig an Serum enthielt, ist durch diese Zahlen ein ziemlich grosser Gehalt der Blutk\u00f6rperchen an CO2 darge-than.\n1\tAlex. Schmidt, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss., mathem.-phys. Cl. XIX. S. 30.\n1867.\n2\tZentz, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 529.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nF\u00dcNFTES CAPITEL.\nUeber den Zustand, in welchem die einzelnen Gase im Blute enthalten sind.\nI. Der Sauerstoff.\nAls Magnus1 den Nachweis gef\u00fchrt hatte, dass aus Blut erhebliche Mengen Sauerstoffgas gewonnen werden k\u00f6nnen, weit gr\u00f6ssere, als ein* gleiches Volum Wasser, welches mit atmosph\u00e4rischer Luft ges\u00e4ttigt ist, enth\u00e4lt, glaubte er dennoch, dies Gas sei nicht chemisch mit dem Blute verbunden, sondern nur mechanisch absorbirt; auch Marchand2 3 sprach sich in demselben Sinne aus, w\u00e4hrend Gay-Lus-sac in Verteidigung der alten LAvoisiER\u2019schen Theorie betonte, dass der Absorptionsco\u00ebfficient w\u00e4sseriger Fl\u00fcssigkeiten viel zu niedrig sei, um die physikalische Absorption solcher Sauerstoffmengen zu gestatten. Es ist das Verdienst von Justus Liebig4, die MAGNus\u2019schen Versuche richtig gedeutet und zuerst scharf und klar ausgesprochen zu haben, dass der Sauerstoff im Blute durch schwache chemische Affinit\u00e4t gebunden enthalten ist. Er vergleicht die Bindung des Sauerstoffs durch einen ihm unbekannten Bestandtheil des Blutes ganz richtig mit jener der Kohlens\u00e4ure durch L\u00f6sungen von phosphorsaurem Natron und des Stickoxyds durch L\u00f6sungen von Eisenvitriol.\nEr sagt weiter, wenn man behaupte, das Blut enthalte den Sauerstoff nur physikalisch absorbirt, so m\u00fcsse man zeigen, dass dasselbe in Ber\u00fchrung mit reinem Sauerstoff 5 mal mehr absorbire, als an der atmosph\u00e4rischen Luft, was nach allem bisher Bekannten sehr unwahrscheinlich sei. \u2014 Sechs Jahre sp\u00e4ter hat L. Meyer, ohne Liebig\u2019s Darlegungen zu kennen, durch seine absorptiometrischen Versuche streng bewiesen, dass der Gehalt des Blutes an Sauerstoff bei wechselndem Drucke nur sehr geringe Aenderungen erf\u00e4hrt, dass also der gr\u00f6sste Theil desselben in der That chemisch gebunden ist.\nFernet5 hat die Resultate Lothar Meyer\u2019s best\u00e4tigt. Eine\n1\tG. Magnus, Ann. d. Physik XL. S. 583. 1837, LXYI. S. 177. 1845.\n2\tF. Marchand, Journ. f. pract. Chemie XXXV. S. 385. 1845.\n3\tGay-Lussac, Ann. d. chim. et phys. (3) XI. p. 5. 1844.\n4\tJustus Liebig, Ann. d. Chemie u. Pharm. LXXIX. S. 112. 1851.\n5\tE. Fernet, Ann. d. sc. nat. (4) YIIL ; im Auszug vom Yerf. selbst in Journ. de physiol. III. 1860.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Bindung des 0 ans H\u00e4moglobin.\n49\nweitere Illustration erfuhren dieselben durch die Entdeckung der Wirkung des Kohlenoxydgases, durch welches, wie Cl. Bernard1 und Hoppe-Seyler2 zeigten, der Sauerstoff aus dem Blute verdr\u00e4ngt wird, indem ein gleiches Volum CO in dasselbe eintritt.\nNachdem es dann Hoppe-Seyler gelungen war, das H\u00e4moglobin umzukrystallisiren und dadurch rein darzustellen, bewies er, dass dieser Farbstoff den Sauerstoff locker chemisch bindet und im Vacuum wieder abgibt. Die mit der Bindung und Abgabe des Sauerstoffs seitens des H\u00e4moglobins verbundenen Farben\u00e4nderungen des Blutes sind S. 55, Band IV. 1 besprochen.\nEine genaue Ermittelung der vom H\u00e4moglobin gebundenen Sauerstoffmengen hatte mancherlei Schwierigkeiten zu \u00fcberwinden, die Zahlen fielen verschieden aus, je nachdem man aus vorher mit Sauerstoff ges\u00e4ttigtem H\u00e4moglobin diesen durch Auspumpen resp. Einwirkung von Kohlenoxyd wieder zu gewinnen suchte, oder die Sauerstoffmenge bestimmte, welche gasfreie H\u00e4moglobinl\u00f6sungen ab-sorbirten. Die letztere Methode, von Preyer3 angewandt, gab h\u00f6here Werthe als die andere, deren sich Hoppe-Seyler4, Dybkowsky5, Strassburg6 bedienten. Der Unterschied ist durch die niemals ganz zu vermeidende mit Sauerstoff bindung verbundene Zersetzung des Oxyh\u00e4moglobins bedingt, die nat\u00fcrlich bei der Zufuhr von Sauerstoff die Zahl zu gross, bei der Auspumpung des vorher ges\u00e4ttigten H\u00e4moglobins dieselbe zu klein erscheinen l\u00e4sst.\nHoppe-Seyler fand durch Auspumpen einer d\u00fcnnbreiigen Kry-stallmasse auf 100 gr H\u00e4moglobin 108,4 ccSauerstoff (0\u00b0 und 0,76 m) bei mit Papier gut ausgepressten Krystallen 76,9 cc, bei unter 0\u00b0 C. getrockneten und pulverisirten Krystallen 54,2 cc O. Die Krystalle sind also um so \u00e4rmer an Sauerstoff, je weniger Wasser sie enthalten oder, was Hoppe-Seyler wahrscheinlicher scheint, sie halten im letzteren Falle ihren Sauerstoff fester, resp. oxydiren sich unter Verbrauch desselben.\nDybkowsky^ fand 156,6 cc O auf 100 gr H\u00e4moglobin. Strass-burg\u2019s Zahlen beziehen sich auf das H\u00e4moglobin des Pferdes; sie\n1\tCl. Bernard, Le\u00e7ons sur les effets des substances toxiques et m\u00e9dicamenteuses p. 184. Paris 1857 und Le\u00e7ons sur les liquides de l\u2019organisme I. p. 365, IL p. 427. Paris 1859.\n2\tHoppe-Seyler, Arch. f. pathol. Anat. XL S. 288, XIII. S. 104.\n3\tPreyer, De Haemoglobino observationes et exp\u00e9rimenta p. 19. Bonnae 1866.\n4\tHoppe-Seyler, Arch. f. pathol. Anat. XXIX. S. 598 und Med.-chem. Unters. IL S. 191. 1867.\n5\tW. Dybkowsky, Hoppe-Seyler\u2019s med.-chem. Unters. I. S. 117. 1866.\n6\tG. Strassburg, Arch. f. d. ges. Physiol. IY. S. 454. 1871.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IVa.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nschwanken zwischen 88,52 und 44,83 cc Sauerstoff auf 100 gr H\u00e4moglobin. Preyer\u2019s Werthe waren 180,3, resp. 172,4 cc 0.\nWorm M\u00fcller1 fand im H\u00e4moglobin aus Hundeblut einmal 121, das andere Mal 128 cc 0 auf 100 gr.\nHoppe-Seyler & Preyer suchen aus diesen schwankenden Zahlen dadurch den richtigen Werth f\u00fcr die von H\u00e4moglobin gebundene Sauerstoffmenge zu ermitteln, dass sie annehmen, dieser Sauerstoff sei nach bestimmten Atomverh\u00e4ltnissen gebunden und zwar auf 1 Atom Eisen des H\u00e4moglobins 2 Atome, also 1 Molek\u00fcl Sauerstoff'2. Bei einem Eisengehalte des H\u00e4moglobins von 0,42 % berechnet sich so auf 1 gr H\u00e4moglobin ein Sauerstoffgehalt von 0,0024 gr = 1,67 cc. Den besten experimentellen Beweis f\u00fcr die Richtigkeit dieser Rechnung liefern die sehr sorgf\u00e4ltigen Untersuchungen H\u00fcfner\u2019s3. Im Mittel aus 10 Bestimmungen fand er, nach Abzug der von der L\u00f6sung physikalisch absorbirten Mengen, auf 1 gr H\u00e4moglobin 1,21 cc 0 (0\u00b0 und 1 m) = 1,59 cc bei Atmosph\u00e4ren-Druck. H\u00fcfner s\u00e4ttigte die L\u00f6sungen mit Sauerstoff, den er dann durch combinirte Wirkung des Kohlenoxyds und der Quecksilberpumpe daraus wieder gewann. Demgem\u00e4ss sind seine Zahlen, wie er ausf\u00fchrlicher darlegt, Minimalwerthe und kommen als solche der obigen theoretischen Zahl nahe genug, um dieselbe als richtig zu best\u00e4tigen.\nWie Preyer4 zuerst erw\u00e4hnt hat, muss, die Richtigkeit unserer Annahme \u00fcber die Sauerstoffbindung des H\u00e4moglobins vorausgesetzt, der Sauerstoff des Blutes stets gleich oder kleiner sein, als die Menge, welche sein H\u00e4moglobin nach obiger Berechnung binden kann. In einigen Versuchen Schoeffer\u2019s, wo dieser Forscher den Eisengehalt ber\u00fccksichtigt, ist dies in der That der Fall. Pfl\u00fcger5 bespricht ausf\u00fchrlicher den Zusammenhang zwischen Oi und i?Z>-Gehalt, resp. specifischem Gewichte des Blutes, und zeigt durch Vergleichung der Durchsehnittswerthe aus einer gr\u00f6sseren Zahl von Bestimmungen, dass arterielles Blut nahezu, aber nicht ganz so viel Sauerstoff enth\u00e4lt, als sein H\u00e4moglobin zu binden vermag.\nN. Gr\u00e9hant6 benutzte den Sauerstoffgehalt und die CO-Bindung geradezu zur Bestimmung der H\u00e4moglobinmenge.\n1\tWorm-M\u00fcller, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss. XXII. S. 351. 1870.\n2\tDie Versuche von Jolly (Compt. rend. 1879. 19. Mai), den Eisengehalt des H\u00e4moglobins als Verunreinigung hinzustellen, verdienen wohlk eine ernst\u00fcche Ber\u00fccksichtigung.\n3\tH\u00fcfner, Ztschr. f. physiol. Chemie I. S. 317 u. 386. 1878.\n4\tW. Preyer, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1866. Nr. 21.\n5\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 69.\n6\tN. Gr\u00e9hant, Compt. rend. LXXV. p. 495.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Verbindungen des H\u00e4moglobins mit 0, CO, ISO.\n51\nAusser dem Oxyh\u00e4moglobin sind noch die Verbindungen des H\u00e4moglobins mit 2 andern Gasen genauer untersucht, die oben bereits erw\u00e4hnte mit Kohlenoxyd und die von L. Hermann1 entdeckte mit Stickoxyd; ausserdem haben Liebreich & Bistrow'2 die Existenz einer analogen Verbindung mit Acetylen angezeigt, jedoch Genaueres dar\u00fcber nicht mitgetheilt. F\u00fcr die Verbindung mit 0, CO und NO hat L. Hermann dargethan, dass die erstere die schw\u00e4chste ist und durch CO, letzteres aber wiederum durch NO verdr\u00e4ngt wird. Dies gilt jedoch nicht mit voller Strenge, denn alle 3 Verbindungen werden bei etwas \u00fcber 0\u00b0 C. liegenden Temperaturen dissociirt, und es wird folglich auch das mit schw\u00e4cherer Affinit\u00e4t angezogene Gas, wenn es in grossem Ueberschuss vorhanden ist, das st\u00e4rkere aus der Verbindung verdr\u00e4ngen; selbst ganz indifferente Gase und der luftleere Raum m\u00fcssen denselben Effect haben. Dementsprechend lauten auch die Angaben Hoppe-Seyler\u2019s3, der mittelst seiner Quecksilberpumpe und allm\u00e4hlichen Erhitzens auf 90 \u2014 100\u00b0 C. Kohlenoxydgas, aber nur etwa den 10. Theil der enthaltenen Menge, aus der H\u00e4moglobinverbindung auspumpte. Die folgenden Untersucher Lothar Meyer4, W. K\u00fchne5, Pokrowsky6 7, Nawrocki7 sprechen sich f\u00fcr eine so feste Bindung des CO, noch mehr des NO aus, dass man glaubte, das mit diesen Gasen verbundene Blut sei zur Sauerstoffaufnahme dauernd untauglich geworden.\nBonders8 hat diesen Irrthum widerlegt und die Richtigkeit seiner Behauptung, dass alle drei Gasverbindungen bei gew\u00f6hnlicher Temperatur in Dissociation begriffen seien und der Unterschied nur darin bestehe, dass die Spannung f\u00fcr Oi am h\u00f6chsten, f\u00fcr NO am niedrigsten sei, wurde alsbald von mir9 * unter Pfl\u00fcger\u2019s und unter Hermann\u2019s Leitung von Podo-linski 1 \u00b0 best\u00e4tigt. Indem ich schliesslich bis 60\u00b0 C. erw\u00e4rmte, konnte ich dem Blute alles Kohlenoxyd durch lange fortgesetztes Pumpen entziehen. Das Blut zeigte dann im Spectroscop den STOKEs\u2019schen Absorptionsstreif des H\u00e4moglobins.\nDie st\u00e4rkere Affinit\u00e4t, welche CO im Vergleich mit O2 dem H\u00e4moglobin gegen\u00fcber zeigt, hat Claude Bernard11 zur quantita-\nt L. Hermann, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1865. S. 469.\n2\tLiebreich & Bistrow, Ber. d. d. chem. Ges. 1868. S. 220.\n3\tArch. f. pathol. Anat. XXIX. 1863.\n4\tLothar Meyer, De sanguine oxydo carbonico infecto. Breslau 1858 und Ztschr. f. rat. Med. (3) V. S. 23. \u2014 L. Hermann, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1865. S. 469.\n5\tK\u00fchne, Arch. f. pathol. Anat. XXXIV. S. 244.\n6\tPokrowsky, Ebenda XXXVI. S. 497.\n7\tNawrocki, Studien a. d. physiol. Institut zu Breslau IL S. 144.\n8\tF. C. Donders, Arch. f. d. ges. Physiol. V. S. 20. 1872.\n9\tN. Zuntz, Ebenda S. 584.\t10 S. Podolinski, Ebenda VI. S. 553.\n11 Cl. Bernard, Le\u00e7ons sur les liquides de l\u2019organisme I. p. 365 etc., II. n. 427 etc\nParis 1859.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\ntiven Bestimmung des im Blute enthaltenen Sauerstoffs benutzt. Man sch\u00fcttelt das Blut mit etwa seinem doppelten Volum Kohlenoxydgas, welches \u00fcber Quecksilber in einem Rohre abgesperrt ist. Nach einigen Stunden hat das CO allen Sauerstoff aus dem Blute verdr\u00e4ngt; das Gasgemisch wird nun vom Blute gesondert und zuerst die Kohlens\u00e4ure durch Kalilauge entfernt, dann der Sauerstoff mit Kaliumpyrogallat bestimmt. Die Methode ist sehr bequem und, wie F. NaV'ROCKi1 in einer unter Lothar Meyer\u2019s Leitung ausgef\u00fchrten Controluntersuchung durch Vergleichung mit der Entgasung durch die Quecksilberpumpe ermittelt hat, ziemlich genau. Bei l\u00e4nger als 24st\u00fcndigem Stehen mit dem CO bildet sich CO-i und die Sauerstoffmenge wird zu klein gefunden2 (Cl. Bernard).\nOben wurden schon die interessanten Aufschl\u00fcsse, welche Bernard nach dieser Methode \u00fcber den wechselnden Sauerstoffgehalt des Venenblutes erhalten hat, erw\u00e4hnt.\nBei der Zersetzung des Oxyh\u00e4moglobins durch S\u00e4uren wird der gr\u00f6sste Theil seines Sauerstoffs fest gebunden (Lothar Meyer3, Pfl\u00fcger & Zuntz4, Strassburg5)- Hoppe-Seyler6 zeigte als Ursache dieser Erscheinung, dass H\u00e4mochromogen, welches durch Einwirken von S\u00e4uren, Alkalien, Alkohol oder Siedhitze auf sauerstofffreies H\u00e4moglobin entsteht, unter Sauerstoffbindung in H\u00e4matin \u00fcbergeht. Steger & L. Hermann7 haben weiterhin gezeigt, dass Siedhitze dieselbe Wirkung wie S\u00e4uren auf Oxyh\u00e4moglobin habe, sowie dass CO und NO unter denselben Verh\u00e4ltnissen ebenfalls fest gebunden werden.\nDie Gesetze der Dissociation des Oxyh\u00e4moglobins sind zuerst durch F. Holmgren8 an defibrinirtem Blute, dann durch Worm-M\u00fcl-ler9 an reinem H\u00e4moglobin und an Blut, endlich durch Paul Bert10 in sehr umfassender Weise am defibrinirten Blute und im lebenden Thiere untersucht worden.\nAus Worm-M\u00fcller\u2019s Versuchen geht hervor, dass wesentliche Unterschiede zwischen Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen und arteriellem Blute nicht existiren. Er fand, dass Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen bei 10\u201412\u00b0C. und 15 \u2014 16 mm Sauerstoffspannung zu 8 Zehnteln ges\u00e4ttigt sind,\n1\tF. Nawrocki, Studien a. d. physiol. Institut zu Breslau II. S. 144.\n2\tCl. Bernard, Le\u00e7ons 1. c. \u2014 Vgl. auch W. Pokrowsky, Arch. f. pathol. Anat. XXXVI. S. 482. 1866.\n3\tL. Meyer, Die Gase des Blutes S. 12 ff. _\n4\tPfl\u00fcger & Zuntz, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 361.\n5\tStrassburg, Ebenda IV. S. 454.\n6\tHoppe-Seyler, Med.-chem. Unters. S. 540. _\n7\tSteger & L. Hermann, Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 86.\n8\tHolmgren, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XLVIH. S. 614. 1863.\n9\tWorm-M\u00fcller, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss. XXII. S. 351. 1870.\n10 Paul Bert, Pression barom\u00e9trique p. 683 etc. Paris 1S78.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Sauerstoffbestimmung n. Bernard. S\u00e4urewirkung. Dissociation d. Oxyh\u00e4mogl. 53\nann\u00e4hernd derselbe Grad von S\u00e4ttigung wurde beim Blute unter den gleichen Bedingungen beobachtet. Die Sauerstoffspannung des Blutes wurde nach 2 sich gegenseitig controlirenden Methoden untersucht, indem entweder sauerstoffarmes (Erstickungs- oder Venen-)Blut mit atmosph\u00e4rischer Luft oder arterielles Blut mit Stickstoff gesch\u00fcttelt wurde. Im letzteren Falle ward die gleichen S\u00e4ttigungsgraden entsprechende Sauerstoffspannung stets niedriger gefunden als im erste-ren. Diese Differenz beweist, dass das Blut mit dem Gase nicht bis zur vollst\u00e4ndigen Ausgleichung des Druckes gesch\u00fcttelt wurde1.\nWorm M\u00fcller hat allerdings so lange gesch\u00fcttelt, bis der barometrische Druck des Gases sich nicht mehr merklich \u00e4nderte, dies Kriterium ist aber gegen\u00fcber der Langsamkeit, mit der sich geringe Differenzen der Gasspannung selbst beim heftigsten Sch\u00fctteln ausgleichen, nicht empfindlich genug; da der Sauerstoff meist nur 2\u20143% des Gasvolums ausmachte, so bedeutet eine Druckschwankung von 1 mm, wohl die \u00e4usserste Grenze, welche Worm-M\u00fcller ohne Scala und Fernrohr ablesend bei den Temperaturschwankungen des Gases, welche die Gegenwart des Beobachters unvermeidlich bedingt, noch wahrnehmen konnte, eine Aenderung des Sauerstoffgehaltes um V15\u2014V20 des Gesammtwerthes. Wie ungemein langsam aber die vollkommene Ausgleichung der Spannungen bei Disso-ciationen erfolgt, daf\u00fcr bietet die neuere chemische Literatur Beispiele genug2.\nEs ist demnach im Wesentlichen wohl zutreffend, wenn W. M\u00fcller3 sagt: \u201eDie Unterschiede der Spannungen, welche bei den beiden Methoden zum Vorschein kommen, k\u00f6nnen nur in den Widerst\u00e4nden begr\u00fcndet sein, welche sich der Verbreitung des Sauerstoffs innerhalb des Plasmas und innerhalb der Masse der Blutscheiben entgegen setzen.u\nUnrichtig ist, wie oben dargelegt, die aus M\u00fcller\u2019s Darstellung sich ergebende Idee, als ob auch ausdauerndes Sch\u00fctteln den bei beiden Methoden auftretenden Unterschied in den Spannungen nicht beseitigen w\u00fcrde. Eben so wenig kann man dem beistimmen, wenn Worm-M\u00fcller aus der Schwierigkeit, das Blut vollkommen mit Sauerstoff zu s\u00e4ttigen, folgert, dass die Ausgleichung der Sauerstoffspannung innerhalb jedes einzelnen Blutk\u00f6rperchens viele Zeit erfordere. Die Unrichtigkeit dieser Anschauung ergibt sich (wie Pfl\u00fcger4 dargethan hat) daraus, dass innerhalb der Lungen, wo das Blut in den Capillaren so vertheilt ist, dass jeder Capillarfaden nicht viel dicker als ein Blutk\u00f6rperchen ist, die fast vollkommene S\u00e4ttigung mit Sauerstoff in wenigen Secunden erfolgt. Das Hinderniss liegt\n1\tVgl. die Bemerkungen von Donders, Arch. f. d. ges. Physiol. V. S. 25.\n2\tVgl. oben S. 19.\n3\tWorm-M\u00fcller 1. c. S. 376.\n4\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 43. 1872.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"o4 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. lieber den Zustand der Gase im Blute.\nalso nicht in der Langsamkeit der Wanderung im Blutk\u00f6rperchen, sondern in der nicht hinreichend innigen Ber\u00fchrung von Gas und Blut beim Sch\u00fctteln beider mit einander. Man bedenke, um die Feinheit der Vertheilung in den Capillaren w\u00fcrdigen zu k\u00f6nnen, dass schon ein sehr intensives Sch\u00fctteln dazu geh\u00f6rt, wenn durchschnittlich die Fl\u00fcssigkeit dadurch bis zur Feinheit frei fallender Tropfen vertheilt werden soll. Ein solcher Tropfen misst aber ca. 50 cbmm, enth\u00e4lt also ca. 250 Millionen Blutk\u00f6rperchen. In jedem Radius desselben h\u00e4tte also der bis zum Centrum vordringende Diffusionsstrom eine Schicht von ca. 400 hinter einander gelegenen Blutk\u00f6rperchen zu passiren, w\u00e4hrend in den Capillaren jedes einzelne an der Wand der Lungenalveole hinstr\u00f6mt, nur durch die feine Capillarwand von der Luft geschieden. Trotz der mangelhaften Ausgleichung der Spannungen gehen ausser der oben schon hervorgehobenen Analogie zwischen Blut und reinem H\u00e4moglobin zwei Thatsachen unwiderleglich aus W. M\u00fcller\u2019s Versuchen hervor: Die vom Blute chemisch gebundene Sauerstoffmenge sinkt\n1.\tmit sinkendem Partialdruck des Sauerstoffs in der Luft,\n2.\tmit steigender Temperatur.\nWorm-M\u00fcller\u2019s Versuche lassen eine wesentliche L\u00fccke, das ist die Bestimmung der Tension des Sauerstoffs in damit ges\u00e4ttigter H\u00e4moglobinl\u00f6sung bei der Temperatur unseres K\u00f6rpers. Paul Bert 1 hat Versuche hier\u00fcber angestellt : S\u00e4ttigung des Blutes zu 9/io, welche bei Zimmertemperatur (in Uebereinstimmung mit W. M\u00fcller) einem Partialdruck von 14\u201416 mm entsprach, wurde bei K\u00f6rpertemperatur erst durch einen Partialdruck von etwa 100 mm erreicht, w\u00e4hrend bei 15 mm das Blut bei K\u00f6rpertemperatur nur etwa zur H\u00e4lfte mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt ist.\nP. Bert hat ferner auch den Einfluss h\u00f6herer Sauerstoffspannungen untersucht und gefunden, dass hierbei der Sauerstoffgehalt des Blutes ann\u00e4hernd um solche Werthe steigt, welche den Absor-ptionsco\u00ebfficienten entsprechen, dass demnach bei h\u00f6herem Drucke die chemisch gebundene Sauerstoffmenge nicht weiter zunimmt.\nIn vollkommner Harmonie mit den Experimenten am defibrinir-ten Blute sind P. Bert\u2019s Befunde am lebenden Thiere, welche beweisen, dass hier die Bedingungen der Sauerstoffaufnahme dieselben sind.\nAus den nebenstehenden nach Paul Bert2 verkleinerten Curven\n1\tP. Beet, Pression barom\u00e9trique p. 683 etc.\n2\tP. Bert, Ebenda p. 691. Fig. 49.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Sauerstoffgehalt als Function der Temperatur und des Partiardrucks. 55\nersieht man das Wachsen des Sauerstoffgehaltes im Blute mit steigendem Partialdruck dieses Gases. Die Zahlen der Abscisse dr\u00fccken den Luftdruck in cm Quecksilbers, durch 5 dividirt also den Partialdruck des Sauerstoffs aus,\n100\n90\nSO\n70\n60\n50\n40\n30\n76\n64\n52\t40\t28\n16\n4 0\nFig. 7. Sauerstoffgehalt des Blutes als Function des Luftdrucks. A defibrinirtes Blut bei Zimmer-, B dasselbe bei K\u00f6rpertemperatur, C arterielles Blut bei Athmung unter 'wechselndem Drucke.\ndie Ordinaten die relative S\u00e4ttigung des Blutes mit Sauerstoff, wobei f\u00fcr den Sauerstoffgehalt, den es in Ber\u00fchrung mit Luft von 76 cm Druck enth\u00e4lt, die Zahl 100 gesetzt wurde. Die geringere S\u00e4ttigung des lebenden Blutes verglichen mit dem bei K\u00f6rpertemperatur gesch\u00fcttelten defibrinirten hat ihren Grund wesentlich darin, dass die Luft der Lungenalveolen \u00e4rmer an Sauerstoff ist, als die inspirirte ; es entspricht also der im arteriellen Blute gefundene Sauerstoffgehalt dem Wechselverkehr desselben mit einer um Vs\u2014ili sauerstoffarmeren Luft, als sie Bert seiner Curve zu Grunde gelegt hat.\nDie Versuche P. Bert\u2019s beweisen zur Gen\u00fcge, dass bei K\u00f6rpertemperatur die Dissociationsspannung des Oxyh\u00e4moglobins eine sehr hohe ist; selbst wenn es nur zu 90% ges\u00e4ttigt ist, \u00fcbersteigt die Spannung 80 mm Hy. Man wird diese Versuche aber nicht zur Beantwortung der Frage benutzen k\u00f6nnen, ob in der Lunge das H\u00e4moglobin sich vollkommen mit Sauerstoff s\u00e4ttige. Pfl\u00fcger1 hat diese Frage discutirt und gezeigt, dass man sie wahrscheinlich verneinend beantworten muss; er fand n\u00e4mlich, dass der Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes fortw\u00e4hrend auf- und abschwankt, und die Unterschiede zwischen zwei Aderl\u00e4ssen ebenso gross ausfallen k\u00f6nnen, wenn das Blut des zweiten Aderlasses schon zu fliessen beginnt, ehe der erste beendet ist, als wenn mehrere Stunden zwischen beiden Aderl\u00e4ssen liegen. Diese wahrscheinlich durch die Athmungsphasen bedingten Unterschiede im Sauerstoffgehalt des Blutes betragen bis zu 2%.\n1 E. Pfl\u00fcger. Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 70. 1S6S","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nMehrere franz\u00f6sische Forscher haben ebenfalls den wechselnden Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes constatirt; die zum Theil sehr grossen Abweichungen von der vollen S\u00e4ttigung, welche sie finden, m\u00f6gen wohl auf behinderter Athmung, etwa durch das Fesseln des Thieres, beruhen. \u2014 So findet Gr\u00e9hant1 bei einem Hunde\nbei normaler Athmung.......................16,3\t% Sauerstoff,\n\u201e Athmung reinen Sauerstoffs .\t.\t. 23,3 \u00b0/o\t\u201e\n_ S\u00e4ttigung des defibrinirten Blutes\nmit Sauerstoff..................... 26,8\t%\t\u201e\nP. Bert2, welcher durchgehend dieselbe Gr\u00f6sse der Schwankungen wie Pfl\u00fcger findet, hat auch zuweilen sehr grosse Unterschiede. So einmal vor der Tracheotomie 15,1%, nachher 20,3 % 0 im arteriellen Blute, ein andermal 16,0%, resp. 23,4% 0.\nDass in der That die Athemmechanik, d. h. die mehr oder weniger vollkommne L\u00fcftung der Lungenalveolen das Bedingende dieser Schwankungen ist, erhellt aus den vergleichenden Analysen des arteriellen Blutes normal athmender und apnoischer Hunde von Aug. Ewald3. In der Apnoe ist der Sauerstoffgehalt stets, wenn auch in wechselndem Grade, erh\u00f6ht. Die Differenzen schwanken zwischen 0,1 und 1,2 cc.\nMit dem Gesagten in Harmonie fand Pfl\u00fcger 1. c., dass arterielles Hundeblut bei ausgiebigem Sch\u00fctteln mit Luft seinen Sauerstoffgehalt um 1\u20142% vermehrt. Auch Aug. Ewald sah das Blut normal athmender Hunde bis zu 1,6 % Sauerstoff beim Sch\u00fctteln mit Luft aufnehmen, w\u00e4hrend Blut apnoischer Thiere nur 0,2 \u2014 0,4 % aufnahm.\nDa der Absorptionsco\u00ebfficient des normal warmen Blutes f\u00fcr Sauerstoff schwerlich \u00fcber 0,02 liegt, kommt die in Folge h\u00f6heren Sauerstoffgehalts der Alveolenluft gesteigerte physikalische Absorption dieses Gases im Blute gar nicht in Betracht. Sie w\u00fcrde, selbst wenn der Sauerstoffgehalt der Alveolenluft um 5 % zun\u00e4hme, nur 0,1 % des Blutvolums betragen. \u2014 Gegen diesen Beweis der unvoll-kommnen S\u00e4ttigung des Blutes mit Sauerstoff in den Lungen l\u00e4sst sich nur noch das Bedenken erheben, dass vielleicht der mit der Gerinnung einhergehende Sauerstoffverbrauch im Blute bei normal athmenden Thieren gr\u00f6sser ist als bei apnoischen.\nWenn das Blut in den Lungen sich nicht vollkommen f\u00fcr den dort\n1\tN. Gr\u00e9hant. Compt. rend. LXXV. p. 495.\n2\tP. Bert. Pression barom\u00e9trique p. 628.\n3\tEwald, Ueber die Apnoe. Inaug.-Diss. Bonn 1873 u. Arch. f. d. ges. Physiol. VIL S. 575.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"S\u00e4ttigungsgrad des arteriellen Blutes mit 0.\n57\nherrschenden Partialdruck mit Sauerstoff s\u00e4ttigt, muss Verlangsamung der Circulation den Sauerstoffgehalt arteriellen Blutes erh\u00f6hen. In der That haben Mathieu & Urbain1, als sie die Circulation durch Reizung des peripheren Vagusstumpfes verlangsamten, den Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes steigen sehen. Sie theilen folgende Versuchsreihe mit:\n\tRuhe\tReizung\tRuhe\tReizung\tRuhe\nPulsfrequenz 0 ... . CO-2 . . .\t260 16.05 46.05\t60 18,82 42,35\t260* 15,00 44,38\t90 17,36 31,58\t260 16,05 34,00\nIch vermisse in der Mittheilung von Mathieu & Urbain Angaben dar\u00fcber, ob sie sich gegen die Ver\u00e4nderungen der Athemmechanik, welche jede Circulationsst\u00f6rung im Gefolge hat, gesch\u00fctzt haben, und m\u00f6chte deshalb ihren Versuchen nicht viel Beweiskraft Zutrauen.\nGegen alle diese Gr\u00fcnde haben Herter2 und Hoppe-Seyler3 die von ihnen gefundene hohe Sauerstoffspannung des arteriellen Blutes als Beweis der S\u00e4ttigung geltend gemacht. Wir haben oben schon erw\u00e4hnt, dass die Dissociationsspannung des nur zu 90 % ges\u00e4ttigten Blutes den von Herter ermittelten Werthen gleich kommt, wodurch seine Schlussfolgerung unberechtigt wird. Herter bediente sich bei seinen Versuchen des von Pfl\u00fcger erfundenen, von Strassburg4 beschriebenen Aerotonometers. Zweck dieses einfachen, ingeni\u00f6sen Apparates ist die Spannung der Blutgase dadurch zu ermitteln, dass man eben dem K\u00f6rper entstr\u00f6mtes Blut w\u00e4hrend sehr kurzer Zeit, so dass die postmortalen Ver\u00e4nderungen sicher ausgeschlossen sind, mit einem Gasgemisch von bekannter Zusammensetzung in Diffusionsverkehr treten l\u00e4sst und dann die Ver\u00e4nderung, welche dies Gasgemisch erlitten hat, bestimmt.\nDer Apparat besteht im Wesentlichen aus einer Anzahl Glasr\u00f6hren von ca. 60 mm L\u00e4nge, 12 mm lichtem Durchmesser, welche in einer mit Wasser von K\u00f6rpertemperatur gef\u00fcllten Zinktonne vertikal so aufgestellt sind, dass sie deren unteren Boden durchbohren. Von diesen R\u00f6hren sind der Einfachheit halber in Fig. 8 nur 2 gezeichnet. Oben verj\u00fcngt sich jede R\u00f6hre und ist hier durch einen GEissLER\u2019schen Zwei-weghahn u abgesperrt. Dicht unterhalb befindet sich ein engeres Seitenrohr mit Hahn (/?), welches zur Entleerung des Gases in die Eudiometer bestimmt ist. Das durch den Boden der Tonne hinabragende untere\n1\tMathieu & Urbain, Compt. rend. LXXIV. p. 190. 1872.\n2\tE. Herter, Ztschr. f. physiol. Chemie III. S. 98.\n3\tHoppe-Seyler, Ebenda S. 105.\n4\tStrassburo, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 65. 1872.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nEnde von a ist durch Kautschuk und ein zwischengeschaltetes T-Rohr mit dem Glasr\u00f6hrchen f verbunden, welches unten in Quecksilber taucht. Der seitliche Schenkel des T-Rohrs dient in aus der Abbildung ersichtlicher Weise zur Verbindung mit einer F\u00fcllkugel. Die oberen Enden je\njU\nFig. 8. Pfl\u00fcger's Aerotonometer.\nzweier R\u00f6hren sind durch ein Gabelrohr R verbunden, welches denselben das zu untersuchende Blut zuf\u00fchrt. \u2014 Vor dem Versuche werden zwei R\u00f6hren mit zwei verschiedenen Gasgemischen gef\u00fcllt, so zwar, dass im einen die Spannung h\u00f6her, im andern niedriger ist, als man sie im Blute","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"A\u00ebrotonometer. Luftinjection ins Bindegewebe.\n59\nerwartet. Das Blut str\u00f6mt nun, nachdem die Luft durch die Neben-bohrung der H\u00e4hne \u00ab verdr\u00e4ngt ist, in die R\u00f6hren a ein, rieselt an den W\u00e4nden herab, wobei es mit dem Gasgemisch in Diffusionsverkehr tritt, und entleert sich dann durch das Rohr f, indem es \u00fcber das absperrende Quecksilber emporsteigt. Hier kann es zu weiteren Versuchen in mit Quecksilber gef\u00fcllten Cylindern (k) aufgefangen werden.\nWir haben noch auf die Resultate, welche Strassburg mittelst dieser Methode f\u00fcr die CCh des Blutes ermittelte, zur\u00fcckzukommen.\nDie Sauerstoffspannung ber\u00fccksichtigte er nur nebenbei und gab nur Minimalwerthe f\u00fcr dieselbe, indem er stets fast sauerstofffreie Gasgemische in den Tonometerr\u00f6hren anwandte. So fand er, dass die Sauerstoffspannung im arteriellen Blute h\u00f6her als 3,9 \u00b0/o=29,6mm, im ven\u00f6sen Blute h\u00f6her als 2,9 % = 22 mm liegt, Herter hat nun gezeigt, dass die Sauerstoffspannung des arteriellen Blutes wesentlich h\u00f6here Werthe erreichen kann. Seine Zahlen, ebenfalls Minimalwerthe, schwanken zwischen 2,2 und 10,44 \u00b0/o Sauerstoff entsprechend 16,7\u201479,3 mm Partiardruck. F\u00fcr das wirkliche Vorkommen so hoher Spannungswerthe im Blute treten noch mehrere Thatsachen ein ; Leconte & Demarquay1 injicirten gr\u00f6ssere Gasmassen unter die Haut oder in die Peritonealh\u00f6hle von Thieren. Der Sauerstoffgehalt injicir-ter Luft wurde nach 24\u201448 Stunden constant und betru g 4,0 -6,9 o/o.\nInjicirter Stickstoff enthielt nach 24 Stunden einmal 9,74\u00b0o 0, in einem anderen Versuche nach 48 Stunden 8,04 \u00b0/o 0, in einem anderen nach 24 Stunden 9,09 % O. Diese grossen Sauerstoffmengen k\u00f6nnen dem Stickstoff nur durch Abd\u00fcnstung aus dem vorbeistr\u00f6menden Blute beigemengt sein. Das mit den Gasmassen in Diffusionsverkehr tretende Blut ist hier nur theilweise arterielles. In diesem muss also die Sauerstoffspannung noch h\u00f6her gewesen sein, als sie in den Gasmischungen gefunden wurde, d. h. sie muss wenigstens 10 \u00b0,o =76 mm H<j betragen haben.\nAehnliche Resultate erhielten fr\u00fcher schon Bouley & Clement2, sowie John Davy3, sp\u00e4ter Sertoli4 und Max Runge5 6.\nDer relativ hohe Sauerstoffgehalt, welchen Pfl\u00fcger im Speichel fand, n\u00e4mlich 0,6 %, ist auch nur verst\u00e4ndlich, wenn man eine hohe Spannung dieses Gases im Plasma des lebenden Blutes annimmt, wie Pfl\u00fcger'3 bei Besprechung seiner Speichelanalysen ausf\u00fchrt. \u2014\n1\tCh. Leconte & J. Demarquay, Arch. g\u00e9n. de m\u00e9d. (5) XIV. p. Ill, 424, 545\n1859.\n2\tCitirt bei Leconte & Demarquay.\n3\tJohn Davy, Philos. Transact. 1823. p. 496.\n4\tE. Sertoli, Hoppe-Seyler\u2019s med.-chem. Unters. III. S. 350.\n5\tMax Runge, Ztschr. f. Gyn\u00e4kol. u. Geb. IV. S. 75.\n6\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. II. S. 176.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. lieber den Zustand der Gase im Blute.\nDas ven\u00f6se Blut des rechten Herzens enth\u00e4lt nach den S. 37 angef\u00fchrten Versuchen Schoeffer\u2019s 11,9% 0, w\u00e4hrend das zugeh\u00f6rige arterielle 19/2% 0 enth\u00e4lt und noch 1,5% binden konnte (vgl. S. 56).\nDas ven\u00f6se Blut ist also nur zu 57\u201460 % mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt, es w\u00fcrde dem entsprechend in ihm der Sauerstoff nach Paul Bert\u2019s Versuchen eine Spannung von etwa 24 mm, entsprechend einer Atmosph\u00e4re mit 3,2% Sauerstoffgehalt haben, wie ein Blick auf die Curve B S. 55 zeigt; hiermit stimmt sehr sch\u00f6n, dass Strassburg als Mittel der Sauerstoffspannung des ven\u00f6sen Blutes 2,9 % fand, welche Zahl, wie eben S. 59 gezeigt wurde, ein Mini mal werth ist, w\u00e4hrend Wolffberg1 mit H\u00fclfe des unten zu beschreibenden Lungenkatheters bei tracheotomirten Thieren, deren ven\u00f6ses Blut voraussichtlich etwas reicher an Sauerstoff ist, als das von Schoef-fer untersuchte normal athmender Thiere, den mittleren Maxi mal -werth 3,6 % = 27,4 mm Partialdruck ermittelte.\nAus dem Gesagten d\u00fcrfen wir wohl unbedenklich den Schluss ziehen, dass die Dissociation des Oxyh\u00e4moglobins im lebenden K\u00f6rper genau demselben Gesetze folgt, wie im defibrinirten Blute und wahrscheinlich auch wie in den L\u00f6sungen reiner Oxyh\u00e4moglobin-krystalle. Dass bei den letzteren die Concentration einigen Einfluss auf die Dissociationsspannung \u00fcbe, ist nach Analogie anderer Disso-ciationserscheinungen wahrscheinlich, aber noch nicht sicher erwiesen.\nUeber die Dissociationsspannung des Kohlenoxyh\u00e4moglobins geben Versuche von Grehant2 interessanten Aufschluss. Er liess Hunde Gemische von Luft und Kohlenoxyd athmen und bestimmte die Sauerstoffmengen, welche das vor und w\u00e4hrend der Vergiftung entnommene und mit Luft gesch\u00fcttelte Blut enth\u00e4lt. Die Verminderung der Sauerstoffaufnahme nach der Vergiftung zeigte, wie viel H\u00e4moglobin durch CO ges\u00e4ttigt war. Die wichtigsten Zahlen f\u00fcr die Vertheilung des H\u00e4moglobins zwischen beiden Gasen sind \u2022\nbei\t1,00% CO\tin\tder Atmosph\u00e4re 11,4 \u00b0/o\t0,\t10,7%\tCO,\tTod\tnach\t22\tMin.\n\u201e\t0,54 % CO\t\u201e\t\u201e\t,,\t6,8 %\tO,\t15,0%\tCO,\t\u201e\t\u201e\t52\t\u201e\n\u201e\t0,20 % OO\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t14,2 %\t0,\t10,0 %\t00,\tlebt\tnoch\tnach\tH/2 St.\n\u201e 0,05 % 00 \u201e\t\u201e\t15,4% 0, 10,1 % 00, \u00fcberlebt.\n\u201e\t0,05% CO\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t17,1 %\t0,\t4,7%\t00,\n0,025%CO\n19,9 % 0, 1,2% 00,\nWie viel gr\u00f6sser die Affinit\u00e4t des CO zum H\u00e4moglobin ist, als die des Sauerstoffs, geht aus diesen Versuchen hervor; bei 0,2 % CO in der Atmosph\u00e4re, d. h. wenn der Partialdruck dieses Gases\n1\tSiegfried Wolffberg, Arch. f. d. ges. Physiol. IV. S. 475.\n2\tGr\u00e9hant, Gaz. m\u00e9d. d. Paris 1878. No. 36 et 43.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Spannung des 0 im ven\u00f6sen Blute. CO-Blut.\n61\n100 mal kleiner ist, als der des Sauerstoffs, bindet das Blut ann\u00e4hernd gleich viel von beiden Gasen.\nWenn auch nur ein geringer Bruchtheil seines H\u00e4moglobins mit CO ges\u00e4ttigt ist, beh\u00e4lt Blut nach Zusatz reducirender Substanzen die beiden characteristischen Absorptionsstreifen. Hierauf beruht die von Vogel 1 angegebene Methode des Kohlenoxydnachweises in Luft, welche Wolff-h\u00fcgel2 als die beste zu hygienischen Zwecken bezeichnet, \u201eweil solche Spuren von CO, welche mit H\u00fclfe der Spectralprobe des Blutes nicht mehr nachweisbar sind, auch keine Vergiftungserscheinungen veranlassen k\u00f6nnen\u201c. Die VoGEL\u2019sche Probe muss aber jedenfalls mit besonderen Cautelen angestellt werden, wenn sie in der That den Anforderungen des Hygienikers gen\u00fcgen soll. \u2014 Vogel bestimmte als unterste Grenze, bei der sein Verfahren positive Resultate gibt, 0,25 \u00b0/o CO in der Luft, Hoppe-Seyler findet, dass die Empfindlichkeit der Probe bis unter 0,2 \u00b0/o gesteigert werden kann; bei solchem Gehalt der Luft findet aber, wie die obigen Zahlen Gr\u00e9hant\u2019s beweisen, noch sehr starke Vergiftung des Blutes im lebenden Thiere statt. Erst Hempel3 ist es gelungen, die Empfindlichkeit der VoGEL\u2019schen Probe bis zu 0,05 \u00b0/o CO in der Luft zu steigern und zwar dadurch, dass er sehr grosse Mengen der CO haltigen Luft (ca. 10 1) durch das in einem LiEBiG\u2019schen Kaliapparat enthaltene, stark verd\u00fcnnte Blut leitet. Er findet in Uebereinstimmung mit Gr\u00e9hant\u2019s Angaben, dass im lebenden Thiere durch noch geringere Mengen deutliche Wirkungen hervorgebracht werden, als Grenze fand er in guter Uebereinstimmung mit Grehant\u2019s auf anderem Wege gewonnenen Zahlen 0,03 0 o CO in der Luft.\nIn Bezug auf die zahlreichen Methoden, welche zur quantitativen Bestimmung des H\u00e4moglobins angegeben und benutzt worden sind, kann auf den ersten Theil dieses Bandes, Seite 44, 45, 49, 53, 67 hingewiesen werden. Nur 2 Verfahrungsweisen, welche wesentlich die Sauerstoff bestimmung im Auge haben, m\u00fcssen hier erw\u00e4hnt wer den. Das eine ist die Titrirmethode von Sch\u00fctzenberger & Ris-ler4, welche diese Forscher zun\u00e4chst auf den im Wasser absorbirten Sauerstoff angewandt haben, dann aber auch zur Bestimmung des Sauerstoffs im Blute benutzten. 2 \u2014 3 ec sollen zu einer Bestimmung ausreichen und in Folge dessen das Verfahren auch f\u00fcr klinische Zwecke brauchbar sein, wozu es in der That Quincaud5 6 bereits verwendet hat.\nNach einer Angabe von Malassez\u00ab hat Quincaud die jedenfalls sehr der Contr\u00f4le bed\u00fcrfende Beobachtung gemacht, dass in gewissen Ivrank-\n1\tHerm. W. Vogel, Ber. d. d. chem. Ges. X. S. 794. 1877, XI. S. 235. 1878.\n2\tWolffh\u00fcgel, Ztschr. f. Biol. XIY. S. 506.\n3\tWalter Hempel, Ztschr. f. analyt. Chemie 1879. S. 399.\n4\tSch\u00fctzenberger &Risler, Compt. rend. LXXVI. 17. Febr. 1873 und Ber. d. d. chem. Ges. VI. S. 198 u. 678, sowie Bull. d. 1. Soci\u00e9t\u00e9 chim. XX. p. 150. 1873.\n5\tQuincaud, Compt. rend. 1873. 11. Aug.\n6\tMalassez, Arch. d. physiol. (2) IV. p. 4. 1877.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nbeiten (Croup) die Aufnahmef\u00e4higkeit des H\u00e4moglobins f\u00fcr Sauerstoff herabgesetzt sei. Eine andere sehr merkw\u00fcrdige Angabe von Risler & Sch\u00fctzenberger ist, dass sie beim Titriren das Doppelte der durch Auspumpen gewinnbaren Sauerstoffmenge finden, und dass im ausgepumpten Blut noch ebenso viel Sauerstoff durch reducirende Mittel nachweisbar sei, als das Vacuum ihm bereits entzogen hat.\nDie Zuverl\u00e4ssigkeit der Methode von Sch\u00fctzenberger & Risler ist neuestens von J. Koenig & Mutschler 1 bestritten worden, wogegen Tie-mann & Preusse - darthaten, dass sie f\u00fcr Wasser wenigstens bei vorsichtiger Anwendung gute Resultate gibt.\nEine andere Methode der Sauerstoffbestimmung, welche, wenn sie sich bew\u00e4hrt, physiologischen und klinischen Studien ausserordentliche Vortheile bieten wird, ist von H\u00fcfner angegeben worden. Derselbe:i zeigt, dass es m\u00f6glich ist, mit H\u00fclfe der spectrophotometrischen Methode von Vierordt nicht nur den Gehalt eines Blutes an rothem Farbstoff genau zu ermitteln, sondern auch anzugeben, wie viel von diesem H\u00e4moglobin in reducirtem Zustande und wie viel an Sauerstoff gebunden ist. Das Verfahren hat zur Voraussetzung, dass man das Verh\u00e4ltniss der Lichtabsorption des reducirten und des Oxyh\u00e4moglobins je in zwei Spec-tralregionen genau bestimmt und diese so gewonnenen Constanten zur Bildung zweier Gleichungen benutzt, in welche die f\u00fcr die fraglichen Spectralregionen ermittelten Extinctionsco\u00ebfficienten der zu analysirenden Blutl\u00f6sung eingehen. Ein von H\u00fcfner construirter, durch Abbildungen erl\u00e4uterter Apparat gestattet, das zu untersuchende Blut ohne Luftzutritt mit ausgekochtem Wasser zu untersuchen. Zur Messung der Absorptionsintensit\u00e4ten dienen jene zwei Spectralregionen, wo die beiden H\u00e4moglobinarten am meisten sich unterscheiden, (jD 32 E \u2014 D 54 E), die Stelle des Stokes, und [D 63 E\u2014DISE) die Stelle des zweiten Oxyh\u00e4moglobinstreifens.\nDie wenigen mitgetheilten Versuchsergebnisse stimmen sehr schon.\nSauerstoffbindung bei Wirbellosen.\nBei vielen Wirbellosen spielen eigenthiimliche Farbstoffe dieselbe Rolle als Sauerstofftr\u00e4ger, welche dem H\u00e4moglobin bei den Wirbeltlneren zukommt.\nGenauer untersucht ist der blaue, sauerstofftragende Farbstoff im Blute der Cephalopoden und Crustaceen, welchen L. Fr\u00e9d\u00e9ricq 4 H\u00e4rno-cyanin genannt hat. Nach Fr\u00e9d\u00e9ricq ist dieser Stoff, welcher an sich farblos, durch Sauerstoffaufnahme eine blaue Farbe annimmt, der einzige durch Hitze coagulirbare K\u00f6rper im Blute dieser Thiere ; er ist kupfer-haltig und das Kupfer scheint hier die Rolle des Eisens im H\u00e4moglobin zu spielen. \u2014 Es soll leicht gelingen, am lebenden Thier die Entf\u00e4rbung des blauen Blutes durch Erstickung und das Wiederauftreten der blauen\n1\tJ. Koenig & S. Mutschler, Ber. d. d. chem. Ges. X. S. 2017.\n2\tTiemann & Preusse, Ebenda XII. S. 1774.\n3\tG. H\u00fcfner, Ztschr. f. physiol. Chemie III. S. 1.\n4\tL. Fr\u00e9d\u00e9ricq, Compt. rend. LXXXVII. No. 25. 1878.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Methoden der ^-Bestimmung. Bindung des 0 bei Wirbellosen. N.\n63\nFarbe bei normaler Athmung zu constatiren. Uebrigens ist Fr\u00e9d\u00e9rics nicht der Entdecker dieser interessanten Substanz; Paul Bert beschreibt sie in seinen Le\u00e7ons sur la physiologie compar\u00e9e de la respiration von Sepia officinalis und fr\u00fcher schon in einer mir nicht zug\u00e4nglichen Monographie h\nBert beschreibt einen anderen Farbstoff im Blute der Krabben; beim Ausfliessen aus einem abgeschnittenen Bein ist er bald fast farblos, bald gelblich bis ins hellbraune; an der Luft wird er schwarzbraun, wie gew\u00e4sserte Dinte.\nJolyet & Regnard 2 beschreiben ebenfalls diese Farben\u00e4nderung. Sie haben ausserdem die Aufnahmef\u00e4higkeit dieses gef\u00e4rbten Blutes f\u00fcr Sauerstoff studirt und finden in ges\u00e4ttigtem Blute der Krebse 3,5 % Sauerstoff, in dem des Pagurus 2,4\u20144,4 \u00b0/o 0.\nII. Der Stickstoff.\nIn den \u00e4lteren, mit weniger guten Methoden angestellten Blutgasanalysen finden sich durchgehends h\u00f6here Zahlen f\u00fcr den Stickstoff als in den neueren. Diese letzteren ergeben im arteriellen und ven\u00f6sen Blute gleichm\u00e4ssig 1,8% Stickstoff im Durchschnitt, und wo wesentlich h\u00f6here Werthe gefunden werden, darf man sie unbedenklich auf Verunreinigung mit eingedrungener atmosph\u00e4rischer Luft beziehen. 1,8% Stickstoff ist aber ungef\u00e4hr die Menge, welche wir verm\u00f6ge des Absorptionsco\u00ebfficienten im Blute zu finden erwarten m\u00fcssen.\nLothar Meyer1 2 3 bestimmte die Aufnahme des Stickstoffs im de-fibrinirten Schweineblute und fand sie dem Drucke proportional. Der Absorptionsco\u00ebfficient war bei 26\u00b0 C. =0,02. Setschenow4 hat ebenfalls einige Versuche mit Stickstoff bei 16 \u2014 18\u00b0 C. gemacht. Die relativ hohen Werthe, welche er erhielt, Hessen ihn vermuth en, dass die Blutk\u00f6rperchen gr\u00f6ssere Mengen Stickstoff als das Wasser aufnehmen k\u00f6nnen; wahrscheinlich beruht dies auf Versuchsfeldern.\nDie Versuche P. Bert\u2019s5 zeigen, dass auch im lebenden Thiere der Stickstoffgehalt des Blutes proportional dem Druck der Atmosph\u00e4re steigt und f\u00e4llt (vgl. auch S. 16). Beim Druck einer Atmosph\u00e4re findet er im Durchschnitt 2,2% JV, bei 10 Atmosph\u00e4ren 9,4% N im Blute des Hundes.\n1\tP. Bert, M\u00e9m. de la soc. des sc. phys. et nat. de Bordeaux.\n2\tJolyet & Regnard, Arch. d. physiol. (2) 1Y. p. 599. 1877.\n3\tLothar Meyer, Die Gase des Blutes S. 56. G\u00f6ttingen 1857.\n4\tSetschenow, Sitzgsber. d. Wiener Acad., mathem.-naturwiss. Cl. XXXYI S. 302.1859.\n5\tP. Bert, Pression barom\u00e9trique p. 65S etc. Tabl. XI et XII.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nWie rasch die Stickstoffmenge im Blute sich entsprechend dem Druck dieses Gases in den Lungen \u00e4ndert, zeigt ein Versuch Pfl\u00fc-ger\u2019s1, wo im Blute eines Hundes, welcher kurze Zeit ein W-freies Gemisch von 0 und CO-i geathmet hatte, gar kein Stickstoff gefunden wurde.\nDa er nicht chemisch fixirt ist, entweicht auch der Stickstoff des Blutes beim Auspumpen mit den ersten Gasantheilen. Bei 0\u00b0C. konnte Pfl\u00fcger2 aus Blut in 20 Stunden nicht die H\u00e4lfte des Sauerstoffs, etwa 3/i der Kohlens\u00e4ure, aber allen Stickstoff gewinnen.\nDie Gase, welche bei pl\u00f6tzlicher Erniedrigung des Luftdrucks im Blute des lebenden Thieres frei werden und durch Behinderung der Circulation die bekannten lebensgef\u00e4hrlichen Erscheinungen bewirken3, bestehen der Hauptmenge nach aus Stickstoff, dem nur 15 bis 20 % Kohlens\u00e4ure und zuweilen etwas Sauerstoff beigemengt ist4.\nMathieu & Urbain5 fanden dem Stickstoff des Venenblutes etwas Wasserstoff beigemengt. Da in den Athemproducten oft erhebliche Mengen Wasserstoffs gefunden werden, die wahrscheinlich den Fermentationen im Darmkanale ihren Ursprung verdanken, erscheint dieser Befund nicht unm\u00f6glich. Eine Ueberschlagsrechnung ergibt aber, dass, selbst wenn aller im K\u00f6rper gebildete Wasserstoff durch die Lungen denselben verliesse, anstatt direct aus dem Darmkanale entleert zu werden, bei der gr\u00f6ssten von PvEiset6 beobachteten Wasserstoffausscheidung (sein Experiment 9) das Venenblut h\u00f6chstens 0,1 VoL-Procent dieses Gases enthalten k\u00f6nnte. \u2014 Der von Mathieu & Urbain gefundene Maximalwerth 0,5 % H ist demnach h\u00f6chst wahrscheinlich unrichtig.\nIII. Die Kohlens\u00e4ure.\nLothar Meyer7, welcher zuerst die Erscheinungen der Absorption der Kohlens\u00e4ure im Blute mit denen in w\u00e4sseriger Sodal\u00f6sung verglich, fand die merkw\u00fcrdige, aber von ihm vorl\u00e4ufig nicht erkl\u00e4rte Thatsache, dass das Blut im K\u00f6rper nicht die H\u00e4lfte der Kohlens\u00e4ure enth\u00e4lt, welche bei den Absorptionsversuchen mit defi-brinirtem Blute chemisch gebunden wurde; trotzdem es in den Lun-\n1\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 104. 1868.\n2\tDerselbe, Die Kohlens\u00e4ure des Blutes S. 12. Bonn 1864.\n3\tHoppe-Seyler, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1857. S. 63.\n4\tP. Bert, 1. c. p. 939 etc.\n5\tMathieu & Urbain, Compt. rend.\n6\tReiset, Ann. d. chim. et d. phys. (3) LXIX. p. 129. 1863.\n7\tL. Meyer, Die Gase des Blutes. Inaug.-Diss. G\u00f6ttingen 1857.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Stickstoff. Wasserstoff. Bindung der Kohlens\u00e4ure.\n65\ngen mit einer Atmosph\u00e4re in Ber\u00fchrung ist, deren Kohlens\u00e4uregehalt hinreicht, um Sodal\u00f6sung in Bicarbonat zu verwandeln.\nDie grossen Unterschiede der CUb-Bindung im Blute und in einer alkalischen Salzl\u00f6sung wurden noch viel evidenter, als Setschenow 1 fast alle Kohlens\u00e4ure ohne S\u00e4urezusatz aus Blut auspumpen konnte und Pfl\u00fcger'2 dem Blute nicht nur die gesummte CO2 mit seiner Pumpe entzog, sondern auch noch erhebliche Mengen Soda durch dieselbe zersetzte. Die auf Pfl\u00fcger s Veranlassung ausgef\u00fchrten Versuche des Ref.3 lehrten dann, dass die chemische Bindung im Blute eine Function des Partialdruckes dieses Gases sei. Dokders4 subsumirte darauf diese Erscheinungen unter die Dissociationsph\u00e4-nomene.\nZum leichteren Verst\u00e4ndniss der ziemlich complicirten Bindung der CO-i im Blute diene Folgendes als erste Orientirung. Die durch Titriren leicht zu ermittelnde Alkalescenz des Blutserums entspricht nach meinen5 und Setschenow\u2019s6 Versuchen einer 0,1\u20140,2 procen-tigen Sodal\u00f6sung, die des Blutes etwa einer doppelt so starken.\nWenn man Serum und Blut mit reiner CO2 bis zur S\u00e4ttigung behandelt, so enthalten sie ausser der physikalisch absorbirten Menge noch etwa soviel CO2, wie der Umwandlung des durch Titriren gefundenen Alkalis in Bicarbonat entspricht. Bereitet man sich nun eine L\u00f6sung von doppeltkohlensaurem Natron, deren Procentgehalt dem Alkali des Blutes entspricht, und versucht dieselbe in der kr\u00e4ftig wirkenden PFL\u00fcGER schen Pumpe zu entgasen, so gelingt es bei 40\u00b0 C. selbst im Laufe von Tagen nicht, viel mehr als die H\u00e4lfte der locker gebundenen CO2, also etwa V der gesammten Menge, auszupumpen7.\nGanz anders verhalten sich Serum und Blut. Aus dem ersteren, dessen Alkali durchschnittlich (beim Hunde) \u00fcber 50 % CO2 (0\u00b0 C. 76cm) zu Bicarbonat binden kann, entweicht die Kohlens\u00e4ure im trockenen Vacuum der PFL\u00fcGER\u2019scken Pumpe zwar \u00e4hnlich langsam, wfie aus der Bicarbonatl\u00f6sung, aber es bleibt schliesslich nur ein kleiner Rest (4,9 %, resp. 9,3 \u00b0/o in zwei Experimenten Pfl\u00fcger\u2019s8) fest gebunden, die Zersetzung findet also nicht bei der Bildung von\n1\tSetschenow, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XXXVI. S. 293. 1859.\n2\tE. Pfl\u00fcger. Ueber die Kohlens\u00e4ure des Blutes S. 5 ff. Bonn 1864.\n3\tN. Zuntz, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 527.\n4\tF. C. Bonders, Arch. f. d. ges. Physiol. V. S. 20.\n5\tN. Zuntz, Beitr. z. Physiol, des Blutes S. 16.\n6\tSetschenow, M\u00e9m. d. l\u2019acacl. d. St. P\u00e9tersbourg XXVI. Xo. 13. p. 9. 1879.\n7\tX. Zuntz, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 529.\n8\tE. Pfl\u00fcger, Die Kohlens\u00e4ure des Blutes S. 11.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IV a.\nO","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\n(AY/2 CO3) ans dem urspr\u00fcnglichen {Na II C'Ch) ihre Grenze, sondern schreitet weiter vor, ganz so wie wenn allm\u00e4hlich eine S\u00e4ure, aber in zur vollst\u00e4ndigen Neutralisation ungen\u00fcgender Menge, zugesetzt w\u00fcrde.\nAus Blut wird die Kohlens\u00e4ure bei hinreichend langem Pumpen vollst\u00e4ndig evacuirt, ja mehr noch, das ausgepumpte Blut ist, wie Pfl\u00fcger1 entdeckt hat, im Stande, erhebliche Mengen einfach kohlensauren Natrons zu zersetzen. Der n\u00e4chstliegende Erkl\u00e4rungsversuch, die Annahme, es m\u00f6chten sich im Serum und mehr noch im Blute bei der Digestion in der Pumpe S\u00e4uren neubilden'2, ist leicht zu widerlegen : Serum und Blut brauchen nach dem Auspumpen, wie ich gefunden, noch ann\u00e4hernd ebenso viel S\u00e4ure zur Neutralisation wie vorher und nehmen, mit Kohlens\u00e4ure in Ber\u00fchrung, bei gleicher Partialspannung dieses Gases nach Gauge\u2019s Ermittlungen3 ann\u00e4hernd wieder ebenso viel auf, wie sie vor der Evacuation enthielten.\nBleiben wir nun zun\u00e4chst beim Serum, so best\u00e4tigen Setsche-now\u2019s4 Absorptions versuche den aus dein Verhalten im Vacuum gezogenen Schluss, dass in ihm Stoffe vorhanden sein m\u00fcssen, welche das Fixations verm\u00f6gen seiner Alkalien f\u00fcr Kohlens\u00e4ure schw\u00e4chen.\nW\u00e4hrend eine Sodal\u00f6sung von der Concentration der Serumalkalien bei 15\u00b0 C. die zur Bicarbonatbildung erforderliche Kohlens\u00e4uremenge schon bei einem Partialdrucke von ca, 30 mm bindet, ist im Serum diese obere Grenze der chemischen Bindung bei einem Partialdrucke von 300 mm noch nicht ganz erreicht.\nEinige Beispiele entnehme ich aus Setschenow\u2019s Tab. II, S. 0.\nHundeserum bindet\nI. bei 230 mm\tP.-D.\t23,0 Vol.-\u00b0/o\tCO2\t(0\u00b0 und\t76 cm),\n\u201e\t575\u2014815 mm\tP.-D.\t26,6\t\u201e\t\u201e\t\u201e\nII.\t\u201e\t24,6 mm\tP.-D.\t14,5\t\u201e\t\u201e\t\u201e\n\u201e\t41,6 mm\tP.-D.\t19,6\t\u201e\t\u201e\t\u201e.\n\u201e\t622\u2014876\tmm\tP.-D.\t26,7\t\u201e\t\u201e\t\u201e\nWie Lothar Meyer & Heidenhain beim phosphorsauren, ich beim kohlensauren Natron gefunden hatten, dass die Verd\u00fcnnung der L\u00f6sung die Bildung des Bicarbonats beg\u00fcnstigt5, so ist dies nach Setschenow auch beim Serum der Fall.\nKalbsserum fixirte chemisch bei 17\u201423 mm P.-D. 18,0 cc CCh\n1\tE. Pfl\u00fcger, Ueber die Kohlens\u00e4ure des Blutes S. 6. Bonn 1864.\n2\tHoppe-Seyler, Centralbl. f. d. med. AViss. 1865. S. 65. \u2014 Schoeffer, Ebenda 1866. S. 65\".\n3\tD. J. Gaule, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1878. S. 469.\n4\tSetschenow a. a. O. S. 9 u. 10. Petersburg 1879.\n5\tS. oben S. 20 u. 21.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"CO-1 im Serum, ihr Verhalten im Vacuum, b. Wechsel d. Spannung, d. Temperatur. 67\n(0\u00b0 und 76 cm) mit Wasser zu gleichen Theilen verd\u00fcnnt; h\u00e4tte es also nur = 9,0 cbm binden d\u00fcrfen, es band aber = 13,0 cbm.\nEndlich macht sich der Einfluss der Temperatur bei niederem Partialdruck sehr merklich geltend.\n100 cc Hundeserum banden chemisch bei 37 \u2014 37,5\u00b0 C. und 98,3 mm P.-D. 14,5 cc CO2 bei 17\u00b0 C. und 73,9 mm P.-D. 17,1, es wird also bei niedrigerer Temperatur, selbst wenn der Druck etwas geringer ist, mehr CO2 gebunden.\nIn allen diesen Versuchen hat Setschenow die chemisch gebundene CO2 berechnet, indem er annahm, dass Serum 99 \u00fc/o der CD)-Menge physikalisch absorbire, welche destill. Wasser unter denselben Verh\u00e4ltnissen aufnimmt. Diese absorbirte Menge von der gesummten Kohlens\u00e4ure, welche das Serum aufgenommen hatte, suh-\u2022trahirt, ergab die chemisch gebundene Kohlens\u00e4ure.\nDer hier von Setschenow zu Grunde gelegte Absorptionsco\u00ebfficient des Serums ist erheblich h\u00f6her, als ich1 2 ihn durch S\u00e4ttigen mit Kohlens\u00e4ure nach vorherigem Ans\u00e4uern gefunden hatte. Die Differenz zwischen meinem und Setschenow\u2019s Absorptionsco\u00ebff\u00eecienten kann ich vorl\u00e4ufig nicht aufkl\u00e4ren. Auch dem Cruor glaubt Setschenow einen viel h\u00f6heren Ab-sorptionsco\u00ebfficienten, als ich daf\u00fcr gefunden hatte, beilegen zu m\u00fcssen; die Betrachtungen aber, welche ihn- dazu f\u00fchren, involviren einen Cirkel-sehluss und sind darum nicht beweiskr\u00e4ftig. Setschenow bestimmte den Absorptionsco\u00ebff\u00eecienten nach zwei Methoden, welche \u00fcbereinstimmende Resultate ergaben; einmal durch Combination vieler, bei hohen und nicht zu weit auseinanderliegenden Druckwerthen angestellter Absorptionsversuche nach der oben (S. 17) gegebenen Formel\n(A1\u2014A2) 0,7 6 y= />,>\nausserdem, wie ich, nach Ans\u00e4uerung des Serums mit \u00fcbersch\u00fcssiger S\u00e4ure. Als solche benutzte er Schwefels\u00e4ure. Da Pfl\u00fcger gefunden hat, dass eine mit Schwefels\u00e4ure \u00fcbers\u00e4ttigte Alkalil\u00f6sung die CO2 im Vacuum auffallend z\u00e4he zur\u00fcckh\u00e4lt, k\u00f6nnte durch Anwendung dieser S\u00e4ure ein Fehler in Setschenow\u2019s Versuchen entstanden sein.\nDurch controlirende Rechnung habe ich mich \u00fcberzeugt, dass die aus Setschenow\u2019s Versuchen gezogenen Schl\u00fcsse g\u00fcltig bleiben, wenn auch der Absorptionsco\u00ebfficient des Serums so viel niedriger ist, wie ich gefunden habe. Sie werden auch durch meine nach anderer Methode angestellten Versuche durchaus best\u00e4tigt. Ich f\u00fchre hier einige derselben an3.\n1\tS. oben S. 15.\n2\tSetschenow a. a. O. S. 41 u. 42.\n3\tNoch nicht anderweitig publicirt, im PFL\u00fcGE\u00df\u2019schen Laboratorium im Jahre 1S6S gearbeitet.","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap- Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nEine Portion sch\u00f6nen Hundeblutserums wurde mit einigen Tropfen starker Phosphors\u00e4ure anges\u00e4uert, dann mit CO-i bei 0\u00b0 C. ges\u00e4ttigt und ausgepumpt zur Bestimmung des Absorptionsco\u00ebfficienten. Derselbe wurde gleich 1,488 (der des Wasser nach Bunsen = 1,7 9) gefunden, drei weitere Quantit\u00e4ten wurden bei verschiedenem Partialdruck mit CO-i ges\u00e4ttigt, dann unter Zusatz von PO\\Hi ausgepumpt und mit H\u00fclfe des eben gefundenen Absorptionsco\u00ebfficienten folgende Werthe berechnet.\nPartialdruck der CO2 im angewandten Gase\t\tCO2 im\tSerum (0\u00b0 une\t76 cm)\nmm Quecksilber\tProcent einer Atmosph\u00e4re\tGesammt- menge\tabsorbirt\tehern, geb.\n105,8\t13,9\t67,1 \u00b0/0\t20,7 %\t46,4 \u00b0/o\n351,4\t46,2\t122,1 %\t68,8 %\t53,3 \u00b0o\n747,8\t98,4\t202,2 >\t146,4 \u00b0o\t55,8 0 0 '\nEin \u00e4hnlicher Versuch ergab f\u00fcr Pferdeblutserum bei 47,7 mm P.-D. der CO-i die ehern, geb. CO-i = 70,9 Vol.-\u00b0/o,\n99 B\t=74 6\nn uoyJ v n r> n n v\tn r>\tr\nGaule1 ist geneigt, das Verhalten des Serums gegen CO-i bei wechselndem Partialdruck dem des doppeltkohlensauren Natrons gleichzustellen. \u2014 Seine Versuche, in welchen der Gang der Dissociation bei allm\u00e4hlicher Verminderung des Partialdrucks durch Wegnahme eines Theiles der gasf\u00f6rmig in dem Baume \u00fcber der L\u00f6sung enthaltenen CO2 verfolgt wurde, ergaben jedoch in Uebereinstimmung mit dem oben Gesagten, dass Serum bei gleicher Verminderung des Partialdruckes mehr CO2 abgibt, als die entsprechende Bicarbonat-l\u00f6sung, und dass parallel hiermit bei Zuf\u00fcgung von NinCCh die Spannung der Bicarbonatl\u00f6sung rascher absinkt, als die des Serums. Wenn Gaule trotzdem aus seinen Versuchen keinen wesentlichen Unterschied in der Kohlens\u00e4urebindung zwischen Serum .und Bicar-bonatl\u00f6sungen ableitet, so kommt dies daher, weil seine Zahlen durch eine langsame Neubildung von COi, deren Tragweite er \u00fcbersch\u00e4tzt, complicirt sind.\nAlle beobachteten Thatsachen erkl\u00e4ren sich vollkommen, wenn wir annehmen, dass im Serum neben dem Alkali eine S\u00e4ure sich findet, welche so schwach ist, dass sie nicht auf Lakmus als solche reagirt, welche aber im Vacuum die Kohlens\u00e4ure aus ihren Verbindungen deshalb allm\u00e4hlich austreibt, weil jedes frei gewordene Kohlens\u00e4uremolek\u00fcl sofort aus dem Bereiche der Reaction entfernt wird.\n1 S. Gaule. Arch. f. (Anat. 11.) Phvsiol. 187S. S. 469. Gaule's Methoden s. oben\nS. 22.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Bindung der CO-i im Serum.\n69\nEine andere Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeit ist meines Wissens bis jetzt noch nicht discutirt worden. Es k\u00f6nnten n\u00e4mlich im Blute \u00e4hnliche Vorg\u00e4nge stattfinden, wie sie Tornoe bei seinen Untersuchungen \u00fcber die Kohlens\u00e4ure des Meerwassers aufgedeckt hat1. Er fand, dass Meerwasser, trotzdem es schwach alkalisch reagirt, nicht nur seine s\u00e4mmt-liche Kohlens\u00e4ure bei l\u00e4ngerem Kochen abgibt, sondern auch aus zugesetzter Soda solche austreibt. Dieses dem Blute ganz analoge Verhalten fand Tornoe bedingt durch den Gehalt des Meerwassers an schwefelsaurer Magnesia. Letztere setzt sich mit den Alkalicarbonaten theilweise zu kohlensaurer Magnesia um, welche ihrerseits bei Siedhitze im Laufe einiger Stunden vollkommen dissociirt wird.\nDiese Andeutung mag gen\u00fcgen, da die Annahme schwacher S\u00e4uren im oben definirten Sinne jedenfalls mehr f\u00fcr sich hat.\nDiese als S\u00e4ure wirksame Substanz ist in so geringer Menge im Serum enthalten, dass beim Auspumpen etwas Kohlens\u00e4ure gebunden bleibt. Wenn man Blut auspumpt, tritt die S\u00e4ure der Blutk\u00f6rperchen bei Aufl\u00f6sung derselben ins Serum \u00fcber und zersetzt hier den Rest der Carbonate.\nEs fragt sich nun, welches sind die Substanzen, welche im Serum und in den Blutk\u00f6rperchen als schwache S\u00e4ure bei niedrigem Partialdruck die Kohlens\u00e4ure aus ihren Verbindungen mit Alkali aus-treiben, bei h\u00f6herem ihrerseits der C(k Platz machen und zwar wenigstens im Serum so vollst\u00e4ndig, dass es bei Behandlung mit reiner CO-i fast genau soviel chemisch bindet, wie zur Umwandlung seiner s\u00e4mmtlichen Alkalien in Bicarbonat erforderlich ist.\nVon den mineralischen S\u00e4uren des Blutes kann nur die Phosphors\u00e4ure behufs lockerer Bindung von CO2 in Betracht kommen.\nDie bez\u00fcglichen Versuche von Fernet & L. Meyer und Heidenhain sind oben S. 19 schon besprochen. Als die genannten Autoren ihre Versuche anstellten, glaubte man, das Blut enthalte bedeutende Mengen phosphorsaurer Alkalien. Jetzt wissen wir, dass die Phosphors\u00e4ure der Blutasche zum bei weitem gr\u00f6ssten Th eile aus dem Lecithin und Nuclein stammt.\nDie Menge phosphorsaurer Salze, welche Sertoli2 und Mrocz-kowski3 im Serum von Schaf, Rind und Hund fanden, ist so unbedeutend, dass sie nur 0,75\u20141,4 cc CO2 auf 100 gr Serum binden kann, also nur wenige Procente der im Serum enthaltenen CO24.\n1\tHercules Tornoe. Journ. f. pract. Chemie XX. S. 44. 1879.\n2\tSertoli, Hoppe-Seyler\u2019s med.-chem. Unters. III. S.350. 1868.\n3\tMroczkowski, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1878. Xr. 20. S. 356.\n4\tHistorisch interessant ist die Discussion, welche in den vierziger Jahren zwischen Liebig\u2019s Sch\u00fcler Enderlin (Ann. d. Chemie XLIX. S. 317) und R. F. Marchand (Journ. f. pract. Chemie XXXVII. S. 321. 1846) \u00fcber die Anwesenheit kohlensaurer Salze im Blute gef\u00fchrt wurde, da die sch\u00f6nen Versuche Marchand\u2019s manche sp\u00e4ter aufgetauchte Hypothese von vornherein widerlegen.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. lieber den Zustand der Gase im Blute.\nSertoli sprach zuerst die Vermuthung aus, es m\u00f6chten die Eiweissk\u00f6rper des Blutserums als schwache S\u00e4uren wirken. Seine Annahme hat schon in dem bekannten chemischen Verhalten der Eiweissk\u00f6rper gegen Alkalien gewichtige St\u00fctzen, er hat sie aber auch direct bewiesen, indem er zeigte, dass aus Kiystalllinsen dargestelltes Globulin, ebenso durch Alkohol gef\u00e4lltes Serumeiweiss, obwohl beide Substanzen noch deutlich alkalisch reagirten, im Vacuum Soda zerlegen.\nHoppe-Seyler1 best\u00e4tigt die in seinem Laboratorium gewonnenen Resultate Sertoli\u2019s. Er findet nur die Wirkung der Eiweissk\u00f6rper quantitativ geringer als dieser.\nOb neben dem Eiweiss noch andere Stoffe auf die Kohlens\u00e4urebindung im Serum Einfluss haben, suchte Setschenow durch eine Reihe systematischer Versuche zu ermitteln'2.\nAusser Paraglobulin und Serumeiweiss hat er die Fette, das Lecithin und die Farbstoffe des Serums in den Bereich seiner Forschungen gezogen. \u2014 Die Fette anbelangend fand er, dass das \u00e4therische Serumextract als schwache S\u00e4ure wirkt.\nSodal\u00f6sung band auf 100 cc............30,7 cc CO-i bei 24,1 mm P.-D.\n\u201e\t-j- Aetherextract aus 100 cc\nSerum..............................24,5 \u201e\t\u201e\t\u201e\t20,6 \u201e\t\u201e\nDieselbe Mischung.....................26,5 \u201e\t\u201e\t\u201e\t41,6 \u201e\t\u201e\nLecithin wirkt gerade umgekehrt, als schwache Base:\nSodal\u00f6sung allein band auf 100 cc bei 122,1 mm P.-D. = 17,Scc CO-i.\n+ 0,092 gr Lecithin \u201e\t50,1 \u201e\t\u201e\t== 20,5 \u201e\t,,\nDie hier vom Lecithin gebundene Menge CCM = 2,7 cc auf 0,092 gr Lecithin entspricht fast genau dem Verh\u00e4ltniss von 1 Mol CO-i auf 1 Molec\u00fcl (Cu, iAjo, NPOq), nach welchem 2,55 cc CO-> auf 0,092 gr Lecithin kommen w\u00fcrden.\nDieser einzige, das Lecithin betreffende Versuch verdient wiederholt zu werden, denn wenn auch Setschenow ganz richtig sagt, dass diese Substanz im Serum in zu geringer Menge vorkommt, als dass sie f\u00fcr die Bindung der Kohlens\u00e4ure in Betracht k\u00e4me, so ist dies doch ganz anders in den Blutk\u00f6rperchen.\n100 Gew.-Theile feuchte rothe Blutk\u00f6rperchen vom Hunde enthalten nach Hohlbeck3 = 0,75 Lecithin, welche schon bei dem niedrigen Drucke von 56 mm \u00fcber 22 cc CCM binden w\u00fcrden.\n1\tHoppe-Seyler, Physiol. Chemie III. S. 502. Berlin 1879.\n2\tJ. Setschenow, Arch. f. d. ges. Physiol. VIII. S. 1. 1874: Centralbl. f. d. med. Wiss. 1877. Nr. 35, 1879. Nr. 21 ; Bor. d. d. ehern. Ges. XII. S. 855. 1879; M\u00e9m. d. l'acad. d. St. P\u00e9tersbourg XXVI. No. 13. 1879.\n3\tHoppe-Seyler. Physiol. Chemie III. S. 402.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Antheil der einzelnen Serumstoffe an der CYA-Bindung.\n71\nWenn wir von den Phosphors\u00e4uremengen, welche Schoeffer1 2 in der Asche des Hundeblutes gefunden hat, annehmen, dass sie zum gr\u00f6ssten Theile dem Lecithin entstammen, so w\u00fcrden wir auch aus diesen Zahlen \u00e4hnliche und selbst noch etwas h\u00f6here Werthe f\u00fcr die an Lecithin gebundene CO-i erhalten.\nF\u00fcr die Farbstoffe des Serums (von denen er einen als Bilirubin erkannte) erhielt Setschenow negative Ergebnisse, doch h\u00e4lt er dieselben deshalb nicht f\u00fcr beweisend, weil die Pigmente bei der Darstellung offenbar eine Zersetzung erleiden, durch welche sie im Serum unl\u00f6slich werden. Er meint, dass dieselben urspr\u00fcnglich mit einem Globulin in \u00e4hnlicher Weise verbunden sind, wie das H\u00e4matin im H\u00e4moglobin, in diesem Zustande auch \u00e4hnlich wie das H\u00e4moglobin gegen CO 2 reagiren.\nDie Spuren von Ammoniak- und carbaminsaurem Alkali3, welche im Blute Vorkommen sollen, d\u00fcrfen wohl als unwesentlich f\u00fcr die CO2-Bindung ausser Betracht bleiben.\nIn Bezug auf die Eiweissk\u00f6rper hat Setschenow die Resultate von Sertoli wesentlich erweitert. Er zeigt n\u00e4mlich, dass Globuline in doppelter Weise gegen CO2 reagiren k\u00f6nnen:\nWenn sie m\u00f6glichst von Alkalien durch Dialyse befreit sind, binden sie mehr CO\u00b1 als der Umwandlung ihres Restgehalts an Alkalien in Bicarbonat entspricht, verhalten sich also selbst wie eine schwach alkalische Substanz; bei Gegenwart von mehr Alkali wirken sie umgekehrt als schwache S\u00e4ure, welche erst bei h\u00f6herem Partiardrucke der CO2 die Bicarbonatbildung ann\u00e4hernd zu Stande kommen l\u00e4sst, und welche im Vacuum sogar etwas festgebundene CO2 aus Soda austreibt (Sertoli). Diese letztere Thatsache konnte Setschenow allerdings nicht best\u00e4tigen, wahrscheinlich deshalb, weil ihm eine kr\u00e4ftig wirkende Gaspumpe nicht zur Disposition stand. \u2014 Seine negativen Ergebnisse k\u00f6nnen uns nicht bestimmen die Angabe Sertoli\u2019s f\u00fcr unrichtig zu halten; ebenso wenig k\u00f6nnen wir die Gr\u00fcnde, durch welche er die a priori sehr unwahrscheinliche Hypothese zu beweisen sucht, dass die Globuline erst dadurch, dass sie sich mit CO2 verbinden, saure Eigenschaften annehmen, und nun die Verbindung der CO2 mit den Alkalien lockern, als stichhaltig anerkennen; Setschenow\u2019s Carbo-Globulins\u00e4ure bleibt vorl\u00e4ufig eine unwahrscheinliche, zur Erkl\u00e4rung der Thatsachen unn\u00f6tkige Hypothese.\n1\tSchoeffer, Sitzgsber. d. Wiener Acad., mathem.-naturwiss. Cl. XLI. S. 601 und Preyer, Ebenda (Sep.-Abdr. S. 15).\n2\tVgl. Schere, Anat.-phys. Unters. S. 19. Wien 1872.\n3\tVgl. Drechsel, Ber. d. s\u00e4cbs. Ges. d. Wiss. 1875. S. 177.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"7 2 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nDer durch Einleiten von CO2 in verd\u00fcnntes Serum entstehende Paraglobulinniederschlag, welcher bekanntlich nur einen Bruchtheil der Globulinsubstanzen des Serums darstellt1, ist mit einer gewissen Menge Alkali verbunden. In einem Falle (1. c. S. 21) wurde die Menge dieses Alkali von Setschenow durch Titriren ermittelt; als NaiCCk betrachtet, h\u00e4tte dasselbe noch 2,3 cc CO2 zu Bicarbonat binden k\u00f6nnen.\nDie ausgepumpte Paraglobulinl\u00f6sung band in der That bei 102 mm P.-D 0,4 ce CO2,\n\u00bb\t497\t\u201e\tB\t2,4\t\u201e\t\u201e\n\u00bb 6^2 \u201e \u201e 2,6 \u201e \u201e\nes zeigte sich also die Kohlens\u00e4urebindung in \u00e4hnlicher Weise abh\u00e4ngig vom Druck, wie im gesammten Serum und wie in dem mit Soda versetzten dialysirten Globulin. Uebersch\u00fcssig zugesetzte Sodal\u00f6sung wurde von dem Paraglobulinniederschlage in ihrem Verhalten gegen CO2 nicht mehr beeinflusst, offenbar weil das Paraglobulin schon mit Alkali ges\u00e4ttigt war. Mit der Natur des Paraglobulins als schwacher S\u00e4ure, welche durch \u00fcbersch\u00fcssige Kohlens\u00e4ure ausgetrieben werden kann, stimmen auch die \u00e4lteren Versuche Setschenow\u2019s2, welche ergaben, dass nach Ausf\u00e4llung des Paraglobulins die S\u00e4ttigung des Blutes mit CO2 schon bei niedrigerem Partialdrucke eintritt.\nDie Wirkung der Blutk\u00f6rperchen auf die CO2 ergibt sich, wenn man das Verhalten des Gesammtblutes oder des m\u00f6glichst serumarmen Cruors mit dem des zugeh\u00f6rigen Serums bei verschiedenem Partialdruck der CO2 vergleicht.\nDiese Vergleichung f\u00fchrt zu ganz verschiedenen Resultaten, je nachdem man erst das Blut mit CO2 s\u00e4ttigt und dann bei Luftabschluss seine Trennung in Serum und Cruor erfolgen3, oder die CO2 auf die vorher getrennten Substanzen einwirken l\u00e4sst4.\nIch habe durch Titrirversuche ermittelt, dass im ersteren Falle grosse Quantit\u00e4ten Alkali aus den Blutk\u00f6rperchen ins Serum \u00fcbertreten5. Will man also die Aufnahmef\u00e4higkeit jedes der beiden morphologischen Blutelemente f\u00fcr CO2 bestimmen, so muss man sie vor der Behandlung mit CO2 von einander trennen.\n1\tVgl. Hammarsten, Arch. f. d. ges. Physiol. XVIII. S. 110. Tab. II.\n2\tSetschenow, Ebenda VIII. S. 1.\n3\tAles. Schmidt, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss., mathem.-phys. Cl. XIX. S. 30. 1867. \u2014 L. Fr\u00e9d\u00e9ricq, Recherches sur la constitution du plasma sanguin p. 49. Gand 1878.\n4\tN. Zuntz . Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 529. \u2014 Mathieu & Urbain. Compt. rend. LXXXIV. No. 23.\n5\tDie Versuche sind noch nicht publicirt.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Beteiligung des Paraglobulin, der Blutk\u00f6rperchen an der CLb-Bindung.\t7 3\nUnter diesen Umst\u00e4nden findet man durch Titriren mit einer starken S\u00e4ure im Serum eine Menge Alkali, welche \u00fcber 50 % seines Volums an CO-i in Form von Bicarbonat binden kann, w\u00e4hrend die ebenso ermittelten Alkalien des Cruor ca. 100 cc CO2 \u00e4quivalent sind. Diesen Zahlen entsprechen auch die Werthe, welche Setsche-now aus den Aschenanalysen Bunge\u2019s berechnet hat. Danach soll das freie Alkali in 100 cc Blutk\u00f6rperchen binden k\u00f6nnen:\nbeim Pferd = 123,7 cm CO2,\n\u201e Rind = 92,1 \u201e \u201e n Hund = 119,7 \u201e \u201e\nHinter den so berechneten CO2 -Mengen bleiben nun die wirklich aufgenommenen selbst bei S\u00e4ttigung des Blutes mit reiner CO2, etwas zur\u00fcck. .\nUebrigens darf man die Alkalescenz des Blutes nicht in der Art, wie Setschenow dies thut, als ann\u00e4hernd constant f\u00fcr jede Tliier-species betrachten. In 10 Titrirversuchen von mir schwankte die Alkalescenz des defibrinirten Hundeblutes zwischen 133 und 274 mgr N\u00fc2CO3 \u00e4quivalent 55 resp. 116% CO2 (0\u00b0 und 76 cm) als Bicarbonat.\nMit den grossen Schwankungen im Alkaligehalte des Blutes h\u00e4ngt es zusammen, dass keine constanten Beziehungen zwischen der Menge seiner CO2 und der Spannung derselben bestehen ; so fand Gaule1 im Blute von 4 erstickten Hunden:\nSpannung bei 32\u00b0 C.\tGehalt in Vol.-\u00b0 0\nin mm Quecksilber\t(0\u00b0 und 76 cm)\n36,3\t45,1\n44,7\t37,0\n48,0\t44,9\n92.0\t36,3\nIn Ermangelung einer Versuchsreihe, in der Alkalescenz und Kohlens\u00e4urebindung f\u00fcr dasselbe Blut bestimmt wurden, sind deshalb m\u00f6glichst viele Werthe zur Bildung eines Mittels heranzuziehen.\nIm Mittel von 10 Titrirungen von mir und 4 von Lassar2 3 enth\u00e4lt das Hundeblut so viel Alkali, dass es 93,9 cc CO2 als Bicarbonat binden k\u00f6nnte. Im Mittel von 3 Versuchen von mir und 8 von Paul Bert 3 hat Hundeblut in Ber\u00fchrung mit reiner CO2 bei Atmosph\u00e4rendruck 82,5 cc CO2 gebunden.\n1\tGaule 1. c. S. 477.\n2\tO. Lassar, Arch. f. d. ges. Physiol. IX. S. 44. 1874.\n3\tPaul Bert, La Pression barom\u00e9trique p. 1038.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nDie Menge der in den Blutk\u00f6rperchen chemisch gebundenen COi zeigt sich nun ebenso wie im Serum abh\u00e4ngig vom Partialdruck des Gases, von der Temperatur und von der Concentration der L\u00f6sung. Die Abh\u00e4ngigkeit vom Partialdruck ist im Blute noch viel bedeutender wie im Serum. Eine Versuchsreihe von mir 1 bei K\u00f6rpertemperatur ergab:\nPartialdruck der CO2\t\tChem.geb. CO2\nin Procenten\tin mm\t(0\u00b0 u. 76 cm) in Procenten\neiner Atmosph\u00e4re\tQuecksilber\td. Blutvolums\n4,57\t34.7\t34.1\n5,8\t44,1\t36,8\n8,8\t66.9\t46,3\n10,1\t76,8\t84,3\nF\u00fcr h\u00f6here Druckwerthe gebe ich folgende 2 bei 0\u00b0 C. durchgef\u00fchrte Pieihen:\nPartialdruck der CO2 in mm Quecksilber\tCbemiscb geb. CO2 in Procenten des Blutvolums, wenn der Absorptions-coefficient 15% kleiner, als der des Wassers\n151,9\t109,7\n280,9\t122,5\n372,2\t122,7\n750,9\t127,2\n382,6\t108,7\n495,6\t108,7\n743,6\t117,8\nVon Setschenow\u2019s analogen Zahlen f\u00fchre ich an: Vers. S3 1. c. S. 44 Kalbsblut bei 15,2\u00b0 C.\nPartialdruck der CO2 in mm Quecksilber\tChemisch geb. C\u2019O2 in Procenten des Blutvolums\n291,6 333,8\t91,8\n\t94,1\n361.2\t95.0\n1 N. Zuntz. Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 529.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Einfl\u00fcsse, welche die fOs-Bindung der Blutk\u00f6rperchen modificiren.\n75\nF\u00fcr die physiologisch wichtigsten niederen Werthe des Partialdrucks hat auch Gaule 1 die Beziehungen zwischen Spannung und Gasgehalt des Blutes untersucht und gefunden, dass die Spannung mit Abnahme des letzteren viel langsamer sinkt, als im Serum. Zuf\u00fcgung kleiner Quantit\u00e4ten Na-iCCh zum Blute liess die Spannung der CO-i fast unver\u00e4ndert, w\u00e4hrend im Serum dabei die Spannung, wie oben S. 68 erw\u00e4hnt wurde, stetig sinkt.\nFolgendes Beispiel finde hier Platz:\n\u201eIn den Apparat (vgl. oben S. 22) verbracht wurden 105,5 cc Blut, welche 69,6 mgr CO-i enthielten. Die Spannung stellte sich\nbei 15\u00b0 Temperatur auf...........................15,0 mm\nnach Hinzuf\u00fcgung von 23,5 mgr Xa-iCO-s = 15,0\t,,\n41.6\n69.7 90,2\n110,7\n15,2\n\u201e\t= 15,1 \u201e\n77\t== II j 1 r\n77\t15,3\t\u201e\nIm Blute m\u00fcssen also K\u00f6rper vorhanden sein, welche die Wirkung des kohlensauren Natrons auf die freie Kohlens\u00e4ure aufheben.u\nDer Einfluss der Temperatur auf die chemische CCb-Bindung macht sich im Cruor \u00e4hnlich geltend wie im Serum. Eine fr\u00fchere\nAngabe von mir2 ist demnach zu\ncorngiren.\nBesonders deutlich\ntritt der Einfluss der Temperatur bei niedrigen Spannungswerthen hervor. So fand Setschenow die Menge der chemisch gebundenen CO-i im Hundecruor\nbei 17\u00b0 C. und 23,97 mm Spannung = 48,1 \u00b0/o,\n,, 37\u00ab C. \u201e 49,20 \u201e\t\u201e\t= 42,6 o/o.\nDen Einfluss der Verd\u00fcnnung, wobei \u00fcbrigens das S. 14 Gesagte \u00fcber Beziehung zwischen Concentration und Absorptionsco\u00ebfficient nicht ausser Acht zu lassen ist, zeigen folgende Versuche3:\nSchweineblut nahm auf bei 0\u00ab C. und 29,9 mm\nPartialdruck..........................81,2% CO-i\n89,1 %\nDasselbe Blut mit seinem Volum Wasser verd\u00fcnnt, lackfarben..........................\nHundeblut nahm auf bei 0\u00b0 C. und 64,6 mm\nPartialdruck..........................63,3%\nDasselbe Blut mit gleichem Volum Wasser\nverd\u00fcnnt..............................68,0%\nCO-i\nC\u00dc2\nCO 2\nBei Berechnung dieser Zahlen ist angenommen, dass das zuge-\n1\tGaule 1. c.\n2\tN. Z\u00fcntz. Berliner klin. Wochensehr. 1870. S. 185.\n3\tNoch nicht publicirt.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76 Ztjntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\nsetzte Wasser die seinem Absorptionsco\u00ebfficienten entsprechende Menge CO 2 aufgenommen habe. Diese Annahme ist nicht ganz streng richtig, wie oben S. 15 erw\u00e4hnt wurde, doch wird das Resultat keinenfalls durch diesen geringen Fehler zweifelhaft gemacht.\nSollen wir nun den Antheil der einzelnen Bestandtheile der Blutk\u00f6rperchen an der Bindung der CO2 fixiren, muss in erster Linie das H\u00e4moglobin in Betracht gezogen werden. Die grosse L\u00f6slichkeit in Alkalien und die Best\u00e4ndigkeit, welche dieser sonst so zer-setzliche K\u00f6rper in diesen L\u00f6sungen zeigt, sprechen schon f\u00fcr seine saure Natur. Preyer hat dieselbe durch die Zersetzung der Soda im Vacuum direct nachgewiesen.\nPreyer1 glaubte, das H\u00e4moglobin reagire auch auf Lakmus als S\u00e4ure, doch geht aus seiner Methode unzweifelhaft hervor, dass die Rothung seiner aus blauem Lakmuspapier gefertigten Filtra, welche er, nachdem sie mit H\u00e4moglobinl\u00f6sung getr\u00e4nkt worden, so lange mit destillirtem Wasser auswusch, bis sie keine Spur von Oxy h\u00e4mo g lob inspect rum zeigten, nicht durch diese Substanz, welche ja nicht mehr vorhanden war, sondern durch saure Zersetzungsproducte derselben hervorgebracht wurde. W\u00e4re nicht H\u00e4moglobin indifferent gegen Lakmus, so h\u00e4tte ich nicht nach meiner Titrirmethode f\u00fcr die Alkalescenz des Blutes Werthe finden k\u00f6nnen, welche den aus der Aschenanalyse berechneten entsprechen.\nDas Verhalten des H\u00e4moglobins ist aber nicht ersch\u00f6pfend damit ausgedr\u00fcckt, dass man es f\u00fcr eine schwache S\u00e4ure erkl\u00e4rt; nach Setschenow\u2019s Versuchen verh\u00e4lt es sich analog dem Globulin im Serum. Das H\u00e4moglobin zeigt neben den sauren auch basische Affinit\u00e4ten. Gegen diese Behauptung scheint ein Versuch Preyer\u2019s2 Einspruch zu erheben, welcher angibt, dass 0,8 pro-centige w\u00e4sserige H\u00e4moglobinl\u00f6sung beim Durchleiten von CO2 noch etwas weniger absorbirt, als ihr gleiches Volum Wasser. Im Gegensatz hierzu kann ich die Angaben Setschenow\u2019s auf Grund eigener Versuche best\u00e4tigen, welche unzweifelhaft ergeben haben:\n1)\tdass reine w\u00e4sserige L\u00f6sungen von H\u00e4moglobin bei hohem Partialdruck dieses Gases erheblich mehr davon aufnehmen, als ihr Volum Wasser absorbiren w\u00fcrde,\n2)\tdass schwach alkalische H\u00e4moglobinl\u00f6sungen bei niedrigem Partialdruck weniger, bei hohem (\u00fcber 50 \u00b0/o CO2) mehr CO2 chemisch binden, als der Umwandlung ihres Alkalis in Bicarbonat entspricht.\nNachdem Setschenow erkannt, dass die CO2 in den Blutk\u00f6rperchen, sowohl direct an das H\u00e4moglobin als auch an Alkalien,\n1\tW. Preyer, Die Blutkrystalle S. 69. Jena 1871.\n2\tDerselbe, Ebenda S. 77.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten des H\u00e4moglobins gegen CO> und Alkalien.\n77\nwelche in Form von H\u00e4moglobinaten darin vorhanden sind, gebunden sein k\u00f6nne, sucht er zu entscheiden, wieweit diese beiden M\u00f6glichkeiten der Kohlens\u00e4urebindung in der Wirklichkeit realisirt seien. Betrachtungen \u00fcber die St\u00e4rke des H\u00e4moglobins als S\u00e4ure f\u00fchren ihn zu dem Schl\u00fcsse, dass H\u00e4moglobin eine zu starke S\u00e4ure sei, als dass mehr als ein kleiner Bruchtheil ihres Alkalisalzes von CO-i selbst unter der Spannung einer vollen Atmosph\u00e4re zersetzt werden k\u00f6nne.\nDa nun die Blutk\u00f6rperchen nicht viel mehr Alkali enthalten, als der in ihnen bei Atmosph\u00e4rendruck gebundenen COi entspricht, m\u00fcsse der gr\u00f6sste Theil dieser CO-i an das H\u00e4moglobin selbst, und nicht an das mit diesem verbundene Alkali fixirt sein.\nEs ist unn\u00f6thig, diese Theorien Setschenow\u2019s hier kritisch zu er\u00f6rtern, da wir Thatsachen besitzen, welche zeigen, dass das H\u00e4moglobin als solches h\u00f6chstens einen kleinen Bruchtheil der unter Vermittlung der Blutk\u00f6rperchen bei hohem Partialdruck aufgenommenen CO-i bindet.\nWenn man Blut mit Kohlens\u00e4ure s\u00e4ttigt und dann die Scheidung desselben in Serum und Cruor vornimmt, so enth\u00e4lt das erstere stets mehr COi als der Cruor, wie \u00fcbereinstimmend aus den guten Versuchen von Alex. Schmidt1 und L. Fr\u00e9d\u00e9ricq2 hervorgeht. Ebenso richtig wie diese Versuche sind aber die von mir3, sp\u00e4ter von Mathieu & Urbain4, sowie von Setschenow5 angestellten, welche dar-thun, dass Cruor mehr CO-i bindet als Serum, wenn man beide Substanzen isolirt mit dem Gase s\u00e4ttigt.\nAus beiden Thatsachen zusammen geht aber ganz unwiderleglich hervor, dass nach S\u00e4ttigung des Blutes mit CO-i ein Kohlens\u00e4uretr\u00e4ger aus den Blutk\u00f6rperchen ins Serum \u00fcberwandert, und zwar ann\u00e4hernd in demselben Maasse, wie der Kohlens\u00e4uregehalt w\u00e4chst, da Alex. Schmidt und Fr\u00e9d\u00e9ricq das Plus an CO-i im Serum bei jeder Spannung dieses Gases fast constant bleiben sahen.\nSo fand Fr\u00e9d\u00e9ricq im ann\u00e4hernd normalen Pferdeblut im Mittel von 8 Analysen\n46,55 bo CO-2 im Blute, 55,04 \u00b0/o COi im Serum,\nDifferenz 8,49 \u00b0/o COi, nach theilweiser S\u00e4ttigung mit CO-i\n\u25a0 1 Alex Schmidt. Yerh. d. s\u00e4chs. Ges. d.AYiss. Matk.-pliys. Cl. XIX. S. 30. 1867.\n2\tL\u00e9on Fr\u00e9d\u00e9ricq, Recherches sur la constitution du plasma sanguin p. 49. Gand 1878.\n3\tN. Zuntz, Centralhl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 529.\n4\tMathieu & Urbain, Compt. rend. LXXXIY. Xo. 23.\n5\tSetschenow 1. c.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"7 8 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. Ueber den Zustand der Gase im Blute.\n146,2% CO? im Blute, 153,3% CO2 im Serum,\nDifferenz 7,1 % CO2, nach vollkommener S\u00e4ttigung mit CO2\n222,0 % CO2 im Blute, 232,0 % CO2 im Serum,\nDifferenz 10% CO2.\nIch fand dagegen im Serum von Pferdeblut 237,5 % CO2, im zugeh\u00f6rigen Cruor 307,1 % CO2, nachdem beide Fl\u00fcssigkeiten getrennt mit reiner CO2 ges\u00e4ttigt waren.\nWanderung der chemisch gebundenen Kohlens\u00e4ure aus den Blutk\u00f6rperchen ins Serum w\u00e4re unm\u00f6glich, wenn dieselbe direct an H\u00e4moglobin gebunden w\u00e4re, denn dieses tritt bei der S\u00e4ttigung des Blutes mit Kohlens\u00e4ure nicht einmal in Spuren ins Serum \u00fcber. Vollkommen verst\u00e4ndlich ist dagegen die Ueberwanderung des Kohlens\u00e4uretr\u00e4gers ins Plasma in dem Maasse, wie der Kohlens\u00e4uregehalt des Blutes zunimmt, wenn wir davon ausgehen , dass Alkalien im kohlens\u00e4urearmen Blute mit dem H\u00e4moglobin verbunden sind, und deshalb nicht ins Plasma diffundiren k\u00f6nnen. Entsprechend wie diese Verbindung bei wachsendem Partialdruck der Kohlens\u00e4ure zerlegt wird, wandert das gebildete Bicarbonat theilweise ins Plasma hin\u00fcber, indem es den Gesetzen der Diffusion folgend, sich gleich-m\u00e4ssig durchs Blut vertheilt1.\nDie Probe auf diese Auffassung habe ich durch Titrirung des Alkaligehaltes im Serum und Cruor vom Pferde vor und nach S\u00e4ttigung des Blutes mit Kohlens\u00e4ure gemacht.\nIn der mit CO2 ges\u00e4ttigten Portion ist das Serum erheblich reicher, der Cruor entsprechend \u00e4rmer an Alkali als in der anderen. Diese Wanderung der Alkalien erkl\u00e4rt uns noch einige bisher r\u00e4th-selhafte Erscheinungen. Ich2 habe vor Jahren gefunden, dass im Blute eines Thieres, welches ein CO2 reiches Gasgemisch athmete, der Gehalt an diesem Gase rasch wieder sinkt, nachdem er einen hohen Werth, entsprechend der Tension in der Inspirationsluft, erreicht hat.\nDie von einem grossen Hunde inspirirte Luft bestand aus 36,9 % CO2 und 63,1% 0. Das Blut der Art. femoralis enthielt bei Ath-mung dieses Gasgemisches\nnach\t11/2\tMin.\t=\t89,6 \u00b0/o\tCO2\n\u00bb\t3V2\t\u201e\t=\t92,8 %\t\u201e\n\u00bb\t1%\t\u201e\t=\t80,5%\t\u201e\n\u00bb\t6\t\u201e\t\u2014\t77,1 %\t\u201e\n1\tVgl. Gaule 1. c. S. 494.\n2\tN. Zuntz. Berliner klin. Wochenschr. 1870. Kr. 15.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Wanderung der Alkalien des Blutes unter dem Einfl\u00fcsse der COi.\n79\nDie stetige Abnahme der Kohlens\u00e4ure im Blute bei gleichbleibender Spannung derselben ist nach dem vorher Gesagten leicht zu verstehen. Die unter der Einwirkung der Kohlens\u00e4ure aus den Blutk\u00f6rperchen ins Plasma \u00fcbergetretenen Alkalien verlassen dieses wieder, indem sie mit dem Filtrationsstrom in die Gewebe wandern.\nP. Bert1 hat auch mehrfach bei Athmung CCh reicher Gase beobachtet, dass die Kohlens\u00e4ure des Blutes gleichbleiben und sogar abnehmen kann bei steigendem Gehalt in der Athemluft.\nDie Alkalien des K\u00f6rpers m\u00fcssen wir uns dem Gesagten gem\u00e4ss in best\u00e4ndiger Wanderung begriffen denken; an Orten h\u00f6herer Kohlens\u00e4urespannung treten sie zum Theil aus den Blutk\u00f6rperchen ins Plasma, aus diesem eventuell in die Gewebss\u00e4fte \u00fcber. Wo diese Spannung, niedrig ist, wie normaler Weise in den Lungen, findet die umgekehrte Wanderung statt.\nF\u00fcr die Mechanik der Kohlens\u00e4urebewegung im K\u00f6rper sind diese Verh\u00e4ltnisse von der gr\u00f6ssten Bedeutung; sie halten die Tension der CO-2 in den Geweben immer auf niedrigen Werthen.\nNicht zu vernachl\u00e4ssigen, wenn auch quantitativ der Bedeutung der H\u00e4moglobinalkalien wesentlich nachstehend, ist der Antheil des Lecithins der Blutk\u00f6rperchen an der Bindung von Kohlens\u00e4ure, vgl. oben S. 70.\nEine von Gaule mitgetheilte Paradoxie muss hier Erw\u00e4hnung finden. Er fand die Kohlens\u00e4urespannung im Blute bedeutend h\u00f6her als in dem zugeh\u00f6rigen Serum; wahrscheinlich liegt dies daran, dass die Abscheidung des Serums bei \u00fc\u00b0 erfolgte, w\u00e4hrend die Spannung nachher bei 32 \u2014 40\u00b0 C. bestimmt wurde. Bei verschiedenen Temperaturen kann aber die Ver-theilung der CO-i zwischen Serum und Blutk\u00f6rperchen sehr wohl verschieden sein, und daraus resultirt dann ungleiche Spannung, wenn diese bei einer Temperatur untersucht wird, welche von derjenigen abweicht, bei welcher die Trennung geschah. (Vgl. S. 44.)\nZum Theil ist das Resultat aber auch durch einen in Gaule\u2019s Methode liegenden und von ihm selbst hervorgehobenen Fehler bedingt. In seinen Versuchen muss die Fl\u00fcssigkeit, um ihre Spannung anzuzeigen, nicht unerhebliche Gasmengen abgeben, dadurch wird aber die Spannung erniedrigt, und zwar im Serum mehr als im Blute2.\nDas Verhalten der CO-i im defibrinirten Blute m\u00fcssen wir nach dem Gesagten folgendermaassen auffassen. Im Serum und den Blutk\u00f6rperchen findet sich gleichm\u00e4ssig vertheilt eine gewisse Quantit\u00e4t doppeltkohlensaures Alkali; daneben ist im Serum eine gewisse Menge Alkali an Globuline gebunden, welche in dem Maasse abge-\n1\tP. Bert, Pression barom\u00e9trique p. 985 etc.\n2\tVgl. Gaule 1. c. S. 473.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. lieber den Zustand der Gase im Blute.\nspalten und in Bicarbonat verwandelt wird, wie die Spannung der Kohlens\u00e4ure zunimmt; zugleich bindet das Globulin selbst etwas CO-i.\nAnalog ist in den Blutk\u00f6rperchen eine gr\u00f6ssere Menge Alkali an H\u00e4moglobin gebunden, und bereit, durch neu hinzutretende CCh abgespalten zu werden. Die Verbindung des H\u00e4moglobins mit Alkali scheint eine etwas festere zu sein als die der Globuline des Serums, denn bei niederem Partialdruck werden die letzteren vorwiegend zersetzt und erst, wenn der Druck h\u00f6her steigt, beginnt starke Bindung durch die in den Blutk\u00f6rperchen aufgespeicherten Alkalien.\nWie wir oben S. 70 gesehen haben, d\u00fcrfte in den letzteren auch das Lecithin eine Rolle als Kohlens\u00e4uretr\u00e4ger spielen, doch kann es, soweit der einzige Versuch Setschenow\u2019s schliessen l\u00e4sst, nicht mehr als 20% des Blutvolums binden, w\u00e4hrend die Alkalien des H\u00e4moglobins bis zu 90% binden.\nDie basischen Eigenschaften der Eiweissk\u00f6rper und des H\u00e4moglobins, welche Setschenow und ich constatiren konnten, kommen erst bei ganz hohen Spannungen der CO-i in erheblichem Maasse zur Geltung, vielleicht auch, wie meine Versuche wahrscheinlich machen, wenn ein Blut abnorm verarmt an Alkalien ist.\nDa die Gegenwart freier CCh Bedingung f\u00fcr das Bestehen der geschilderten lockeren Verbindungen ist, bedarf die in neuerer Zeit von P. Bert1 aufs Neue vorgebrachte Behauptung, im normalen Blute sei nur chemisch gebundene CO-i vorhanden'2 3, da ja die ganze Kohlens\u00e4uremenge noch lange nicht zur S\u00e4ttigung der chemischen Affinit\u00e4ten ausreiche, keiner weiteren Widerlegung.\nEine Beobachtung von Alex. Schmidt 3 ist scheinbar unvertr\u00e4glich mit der steten Ausgleichung der Spannungen zwischen Serum und Blutk\u00f6rperchen. Derselbe fand n\u00e4mlich, dass die im Blute bei l\u00e4ngerem Stehen ausserhalb des K\u00f6rpers neu gebildete Kohlens\u00e4ure sich ausschliesslich in den Blutk\u00f6rperchen anh\u00e4ufe. Diese Beobachtung d\u00fcrfte aber nur als Beleg der ausserordentlich langsamen Diffusion in langen Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ulen Bedeutung haben. Die betreffenden Versuche sind n\u00e4mlich so angestellt, dass eine Portion des gleichzeitig aufgefangenen Blutes defi-brinirt, die andere zur Gerinnung und Abscheidung des Serums ruhig hingestellt wurde, ln dieser letzteren Portion war das Serum l\u00e4ngst abgeschieden, ehe im Blutkuchen eine merkliche Menge CO-i neu gebildet worden, und daher kommt es, dass von dieser in den Blutk\u00f6rperchen gebildeten CO-i nur unmerkliche Mengen ins Serum \u00fcbergehen.\n1\tP. Bert, Compt, rend. LXXXVII. p. 628. 1878.\n2\tYgl. Preyer, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1866. S. 321. \u2014 L. Hermann, Untersuchungen \u00fcber den Stoffwechsel der Muskeln S. 105. Berlin 1867. \u2014 N. Zuntz, Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Blutes S. 9. Bonn 1868.\n3\tAlex. Schmidt, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss. 1867. S. 49.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"6'02-Bindung im defibrinirten Blute. Einfluss des 0 darauf.\n81\nDie Becleutimg'; welche dem H\u00e4moglobin als schwacher S\u00e4ure, die sich mit der Kohlens\u00e4ure in die Alkalien des Blutes theilt, zukommt, muss zu der Frage f\u00fchren, ob nicht die St\u00e4rke des H\u00e4moglobins als S\u00e4ure durch seine Verbindung mit dem Sauerstoff beeinflusst werde. Man dachte sich seine Wirkung meist so, dass der Sauerstoff die Austreibung der CO-i in den Lungen f\u00f6rdere, also die Avidit\u00e4t des H\u00e4moglobins erh\u00f6he.\nHolmgren1 hat zun\u00e4chst \u00fcber diese Frage experimentirt ; in seiner ersten Publication wurden positive Erfolge berichtet, die aber C. Ludwig2 auf Grund sp\u00e4terer Versuche, welche in zwei mit und ohne Sauerstoffzusatz im Vacuum gesch\u00fcttelten Blutportionen gleiche Spannungen der CO-i ergaben, f\u00fcr irrth\u00fcmlich erkl\u00e4rte.\nWolffberg3 hat dann wieder Anhaltspunkte f\u00fcr die Wirksamkeit des Sauerstoffs gefunden.\nAuch Versuche von W. Preyer4 machen es wahrscheinlich, dass Blut nach S\u00e4ttigung mit Sauerstoff die Kohlens\u00e4ure weniger fest bindet. Bekanntlich gelang es mit der \u00e4lteren LuDWiG\u2019schen Pumpe in der Regel nicht, die Kohlens\u00e4ure des Blutes vollst\u00e4ndig auszupumpen. Dieser unauspumpbare Rest war im ven\u00f6sen Blute durchg\u00e4ngig gr\u00f6sser als im arteriellen5, und Preyer konnte ihn im ersteren verkleinern, wenn er ihm vor der Auspumpung Sauerstoff zuf\u00fchrte. Jedenfalls bedarf die Frage noch eingehender Untersuchung.\nEs lag nahe, anzunehmen, dass Kohlenoxyd, wenn es an Stelle des Sauerstoffs im Blute tritt, die Avidit\u00e4t des H\u00e4moglobins \u00e4ndere. Ich6 habe deshalb die Kohlens\u00e4urebindung durch Kohlenoxydblut mit der durch dasselbe unvergiftete Blut verglichen. Es zeigte sich keine \u00e9clatante Differenz.\nEs bleibt nun noch zu er\u00f6rtern, wie weit die Gesetze der Kohlens\u00e4urebindung im defibrinirten Blute auch f\u00fcr das lebendige Geltung haben. Unstreitig findet im normalen Blute im Wesentlichen die Kohlens\u00e4urebindung nach den eben f\u00fcr das defibrinirte dargelegten Gesetzen statt ; es beweisen dies f\u00fcr niedrige Spannungen die wichtigen Versuche Strassburg\u2019s7, f\u00fcr h\u00f6here die Versuche an Thieren, welche CWreiche Gasgemische athmen, namentlich die von P. Bert8.\n1\tHolmgren, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XLVIII. S. 546.\n2\tC. Ludwig, Wiener med. Jahrb. 1S65. S. 159.\n3\tSiegfried Wolffberg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 23. 1872.\n4\tW. Preyer, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XLIX. S. 27.\n5\tC. Ludwig, Wiener med. Jahrb. XXL S. 156. 1865.\n6\tX. Zuntz, Berliner klin. Wochenschr. 1870. Nr. 15.\n7\tG. Strassburg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 65.\n8\tP. Bert, La pression barom\u00e9trique p. 985\u2014997.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IVa.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 5. Cap. lieber den Zustand der Gase im Blute.\nBei der Gerinnung nimmt, wie ich 1 2 zuerst constatirt habe und sp\u00e4ter durch Schulte- best\u00e4tigt wurde, die Menge des freien Alkalis im Blute ab. Die Intensit\u00e4t dieses Processes schwankt so sehr, dass er zuweilen kaum nachweisbar ist, in anderen F\u00e4llen aber die Al-kalescenz des Blutes auf die H\u00e4lfte herabsinkt. Durch diese S\u00e4urebildung muss die F\u00e4higkeit des Blutes, CO2 zu binden, vermindert werden. Einem gegebenen Gehalt des Blutes an CO2 wird demgem\u00e4ss eine h\u00f6here Spannung dieses Gases im defibrinirten gegen\u00fcber dem lebendigen Blute entsprechen.\nDas Postulat, die Spannung der CO2 im lebenden Blute zu ermitteln, hat Strassburg3 mit H\u00fclfe des S. 58 beschriebenen Pfl\u00fc-GER\u2019schen Aerotonometers vollkommen erf\u00fcllt. Er bestimmte die mittlere Kohlens\u00e4urespannung des normalen Arterienblutes zu 2,8% einer Atmosph\u00e4re, die des ven\u00f6sen Herzblutes zu 5,4%. Die Differenz der Spannungen von 2,6 % CO2 entspricht nach der oben S. 37 gegebenen Mittelzahl einem Unterschiede von 9,2 % im absoluten CO-2-Gehalte des Blutes. \u2014 Beim Durchleiten COt haltiger Gasmischungen durch defibrinirtes Blut fanden sich \u00e4hnliche Beziehungen zwischen der Spannung der Kohlens\u00e4ure und deren Menge im Blute (vgl. oben S. 74).\nDie Zunahme der CO2-Spannung nach der Gerinnung des Blutes konnte Strassburg in allen diesen Punkt betreffenden Versuchen constatiren. Die von ihm ermittelten Zahlenwerthe sind:\nC02-Spannung des lebenden Blutes\nC02-Spannung des defibrinirten Blutes\n5,52\n5,95\n6,38\n5,05\n5,75\n5,75\n3,11\n6.44\n8,13\n7,64\n5,38\n5,99\n6,37\n4,02\nVenenblut\nArterienblut\nDie Beziehungen zwischen Spannung der Kohlens\u00e4ure und ihrem Procentgehalte im lebenden Blute, wenn erstere h\u00f6here Werthe erreicht, als bei normaler Athmung, werden am sch\u00f6nsten durch P.\n1\tN. Zuntz, Centralbl. f. d. med. Miss. 1867. S. 808 und Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Blutes S. 19.\n2\tSchulte, Ueber den Einfluss des Chinins auf einen Oxydationsvorgang im Blute. Bonn 1871.\n3\tG. Strassburg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 65.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"COa-Bindung im lebenden Blute.\n83\nBert\u2019s1 zahlreiche Analysen der Blutgase von Hunden, welche erreiche Gasgemische athmeten, demonstrirt. Es geht aus diesen Versuchen hervor, dass mit wachsendem Partialdruck der CO2 in der Athemluft ihr Gehalt im lebenden Blute in ganz \u00e4hnlicher Weise w\u00e4chst, wie im defibrinirten Blute, so dass wir die an diesem gemachten Erfahrungen auf jenes \u00fcbertragen k\u00f6nnen, mit dem einzigen Zusatze, dass die Menge der reagirenden Alkalien im lebenden Blute von vorne herein gr\u00f6sser ist, aber bei hohem Partialdruck der CO2 sich rasch vermindert, weil die vom H\u00e4moglobin abgespaltenen Alkalien zum Theil in die Gewebes\u00e4fte \u00fcbergehen.\nZum Schl\u00fcsse dieses Capitels sei nochmals als charakteristisch f\u00fcr die Erscheinungen der Kohlens\u00e4urebindung im Blute hervorgehoben, dass im Gegens\u00e4tze zu dem, was wir f\u00fcr den Sauerstoff wissen, hier eine solche Anzahl von Stoffen Zusammenwirken, dass eine quantitativ genaue Zur\u00fcckf\u00fchrung der Gesammtwirkung auf die einzelnen sie bedingenden Factoren \u00fcberhaupt unm\u00f6glich erscheint. \u2014 Man vergesse nicht, dass die Wirkung eines Gemisches mehrerer Salze in Bezug auf Kohlens\u00e4ureabsorption erheblich verschieden sein kann von der Summe der Wirkungen der einzelnen Bestandtheile, weil in Salzl\u00f6sungen alle S\u00e4uren auf alle Basen wirken.\nSECHSTES CAPITEL.\nDie Gase der Lymphe, des Chylus und der Secrete.\nDer Gehalt der \u00fcbrigen K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten und Gewebe an Gasen muss selbstverst\u00e4ndlich mit dem des Blutes in inniger Beziehung stehen, da stets Gelegenheit zu Diffusionsstr\u00f6men zwischen beiden gegeben ist.\nI. Die Gase der Lymplie und des Chylus.\nUnter den Fl\u00fcssigkeiten des K\u00f6rpers steht die Lymphe ihrer Abstammung und chemischen Zusammensetzung nach dem Blutserum am n\u00e4chsten. Auch in ihrem Gasgehalte ist sie demselben sehr \u00e4hnlich. Wie das Serum enth\u00e4lt sie Sauerstoff nur in sehr geringer\n1 P. Beet. Pression barom\u00e9trique p. 985 etc.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84 Zuntz, Die Gase des Blutes etc. 6. Cap. Gase d. Lymphe, d. Chylus u. d. Secrete.\nMenge, Stickstoff etwa 1 % ihres Volums, Kohlens\u00e4ure etwas weniger als das Blut.\nDie Gase normaler Hundelymphe sind zuerst von 0. Hammarsten1 in Ludwig\u2019s Laboratorium eingehender untersucht worden, nachdem fr\u00fcher schon Daehnhardt & Hensen2 eine durch eine Fistel ausfliessende derartige Fl\u00fcssigkeit vom Menschen analysirt hatten. Letztere fanden in 1000 gr Lymphe 1,109 gr auskochbare und 0,683 geb. COi entsprechend 56 und 34 Vol.-%. Die Lymphe enthielt nur 1,23% feste Bestandteile, darin 0,84% Salze, w\u00e4hrend die Lymphe normaler Hunde nach H. Nasse3 bei verschiedener Ern\u00e4hrung 3,3 \u20144,6 % feste Substanz enth\u00e4lt.\n0. Hammarsten bestimmte die Lymphgase bei curarisirten Thie-ren. Aus seinen 9 Analysen berechne ich folgende auf 0\u00b0 und 76 cm Druck reducirte Mittelwerthe : 1,5 % A7, 0,1% 0, 43,9 % CO-i. Im Mittel aus 6 Versuchen wurden durch blosses Auspumpen 26,0 % CO2, nach S\u00e4urezusatz 20,5 % CO2 gewonnen. \u2014 Man sieht, dass weder im Gehalt an Gasen, noch in der Art, wie die CO2 gebunden ist, die Lymphe sich merklich vom Blutserum unterscheidet. In der That fand Hammarsten das Serum von arteriellem Blute etwa 6 % \u00e4rmer, das von Erstickungsblut ebenso viel reicher an CO2 als die zugeh\u00f6rige Lymphe.\nUm Material zur Beantwortung der sp\u00e4ter zu discutirenden Frage nach dem Orte der Kohlens\u00e4urebildung im K\u00f6rper zu gewinnen, haben Tschiriew4, B\u00fcchner5 und Gaule6 bei erstickten Thieren die Kohlens\u00e4uremenge der Lymphe mit der des Blutes und Serums verglichen.\nZur L\u00f6sung der angedeuteten Frage sind allerdings, wie wir sehen werden, diese Versuche ungeeignet; sie m\u00f6gen aber hier mit ihren zum Theil unvermutheten Resultaten eine Stelle finden.\nTschiriew fand durchgehends bei erstickten Thieren den CO2-Gehalt der Lymphe niedriger als den des Serums. Buckner hat die weitere Beobachtung hinzugef\u00fcgt, dass die nach der Erstickung aufgefangene Lymphe \u00e4rmer an CO2 ist als die des athmenden Thieres ; nur in einem Falle enthielt nach Erstickung eines vorher schon l\u00e4ngere Zeit curarisirten Hundes die Lymphe 7,5 % COi mehr als die\n1\t0. Hammarsten, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss.. mathem.-phys. Cl. XXIII. S. 617.\n1871.\n2\tDaehnhardt, Arch. f. pathol. Anat. XXXVII. S. 55 u. 6S.\n3\tH. Nasse, Zwei Abhandlungen \u00fcber Lymphbildung. Marburg 1SJ2. __\n4\tS. Tschiriew, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. AYiss.. mathem.-phys. Cl. XXVI. S. 120.\n1874.\n5\tH. B\u00fcchner, Arbeiten d. physiol. Anstalt zu Leipzig XL S. 108. 1876.\n6\tGaule, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1878. S. 469.","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Menge u. Spannung d. CO-i in normaler u. Erstickungslymphe. \u2014 Gase d. Harns. 85\nvorher im Zustande der Apnoe aufgefangene. Diese scheinbar paradoxen Resultate d\u00fcrften durch die alsbald nach dem Tode beginnende S\u00e4urebildung in den Geweben und speciell in den Lymphdr\u00fcsen bedingt sein. Ein Theil der kohlensauren Alkalien der Lymphe wird dadurch zersetzt, und die frei gewordene CO2 verbreitet sich durch Diffusion im Wasser der umgebenden Parenchyme. Mit dieser Anschauung harmonirt die hohe Kohlens\u00e4urespannung von 52-60 mm Hg, welche die Erstickungslymphe bei K\u00f6rpertemperatur 1 zeigt.\nDie Spannung der Kohlens\u00e4ure in normaler Lymphe bei K\u00f6rpertemperatur hat Strassburg mit H\u00fclfe des Aerotonometers untersucht, die Werthe liegen zwischen denen des arteriellen und ven\u00f6sen Blutes. \u2014 Gaule findet auch bei erstickten Thieren, wo also der Unterschied arteriellen und ven\u00f6sen Blutes weggefallen ist, die Spannung der CO2 im Blute h\u00f6her als in der Lymphe; doch beweisen seine Versuche, wie er selbst hervorhebt, Nichts, weil er defibrinirtes Blut benutzt, dessen Spannung durch die postmortale S\u00e4urebildung erh\u00f6ht ist.\nII. Die Gase der Secrete.\nAn die Gase der Lymphe schliessen sich die der Secrete nahe an ; auch hier bildet die Kohlens\u00e4ure durchgehends die Hauptmasse, die Stickstoffmengen sind dieselben wie im Blute, von Sauerstoff sind meist nur Spuren vorhanden, nur im Speichel wird der Werth von ca. 0,5 \u00b0/o erreicht.\nNachdem fr\u00fcher schon Planer2 und Schoeffer3 die Gase des Harns, Hoppe-Seyler 4 und Setschenow5 die der Milch untersucht hatten, lieferte Pfl\u00fcger6 eine Reihe von Gasanalysen des Speichels, des Harns, der Milch und der Galle. Planer fand im menschlichen Harne, den er nach Lothar Meyer\u2019s Methode auskochte:\n\tSauerstoff\tStickstoff\tCO2 frei\tgebunden\t\nNach 14 st\u00fcndigem Fasten .\t.\t. '\t5 Stunden nach dem Fr\u00fchst\u00fcck . 2\t\u201e\t\u201e\t\u201e Mittagsessen Heftiges Fieber\t Heftige Dyspnoe und massiges Fieber eines Emphysematikers .\t.\t0,02 % 0,06 \u201e 0,05 ,. 0,06 \u201e 0,02 .,\t0,80 \u00b0/o 0,90 \u201e 0,80 \u201e 1,60 \u201e 0,84 \u201e\t4.4\t\u00b0/o 4.5\t\u201e 10,0 \u201e 17,3 \u201e 11,7 \u201e\t1,9 \u00b0/o 2,1 \u201e 5,2 \u201e 13,7 \u201e 5,2 \u201e\n1\tYgl. Gaule 1. c. S. 475.\n2\tJ. Planer, Ztschr. d. Ges. d. Aerzte in Wien 1859. Nr. 30.\n3\tA. Schoeffer, Sitzgsber. d. Wiener Acad., math.-phys. Cl. ALL S. 589. 1860.\n4\tF. Hoppe-Seyler, Arch. f. pathol. Anat. XVII. S. 417.\n5\tSetschenow, Ztschr. f. rat. Med. (3) X. S. 285.\n6\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 686, II. S. 156.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86 ZuNTz, Die Gase des Blutes etc. 6. Cap. Gase d. Lymphe, d. Chylus u. d. Secrete.\nDen Absorptionsco\u00ebfficient des Harns f\u00fcr Sauerstoff und Kohlens\u00e4ure fand Planer fast gleich dem des Wassers. Pfl\u00fcger fand im sauer reagirenden menschlichen Harne 18,1\u201419,7% CO2, welche bis auf Spuren ohne S\u00e4urezusatz gewonnen werden konnten, jedoch war dazu lange fortgesetztes Pumpen n\u00f6thig, was f\u00fcr lockere Bindung eines Theiles der CO2, wohl durch phosphorsaures Natron, spricht.\nDer Sauerstoff wurde = 0,1 % (0\u00b0 und 0,76 cm),\n\u201e Stickstoff \u201e\t= 1,2 % (0\u00b0 und 0,76 cm)\ngefunden.\nBei fiebernden Menschen fand C. Anton Ewald 1 meist mehr CO2 im Harne als bei denselben Individuen, wenn sie normale K\u00f6rpertemperatur hatten. In der Apyrexie lag der Kohlens\u00e4uregehalt zwischen 7,8% und 16,6%, im Fieber zwischen 10,3 % und 45,1%.\nIm sauren Hundeharn schwankte in 6 Versuchen Schoeffer\u2019s die Kohlens\u00e4ure zwischen 3,6 % und 7,7 % ; einmal war der Harn alkalisch und die CO2 = 50,3 %,\nF\u00fcr Kuhmilch ergaben die Analysen Pfl\u00fcger\u2019s: 0,1 % Sauerstoff, 1% Stickstoff, 10% CO2.\nDie etwas h\u00f6heren Sauerstoff- und Stickstoffwerthe, welche Hoppe-Seyler bei Ziegen, Setschenow bei K\u00fchen erhielt, beruhen, wie Pfl\u00fcger sehr wahrscheinlich macht, auf Verunreinigung mit atmosph\u00e4rischer Luft. Die in der Gallenblase enthaltene Galle fand Pfl\u00fcger von sehr wechselnder Alkalescenz und entsprechend verschiedenem Gehalt an Kohlens\u00e4ure.\nEine stark alkalische Galle enthielt:\n0,2% 0, 0,5% 2V, 19% ausgepumpte CO2, 54,9 % feste CO2,\neine neutrale Galle:\n0,0% O, 0,8% A7, 6,6% ausgepumpte CO2, 0,8% feste CO2.\nN. Bogoljubew1 2 gibt an, dass die Menge chemisch gebundener CO-i nach l\u00e4ngerem Hungern in der Blasengalle der Hunde fast = Null werde, w\u00e4hrend die zu gleicher Zeit frisch abgesonderte Lebergalle bis zu 64% chemisch gebundener CO2 neben 7% freier enthalte.\nDer Speichel unterscheidet sich von den anderen Secreten durch seinen relativ hohen Sauerstoffgehalt. Die Mittelwerthe zweier Versuche Pfl\u00fcger\u2019s sind:\n0,66 % O, 1,0 % A7, 27,5% auspumpbare CO-i, 47,4% feste GO2.\nDie hohe Spannung des Sauerstoffs im Speichel demonstrirte\n1\tEwald. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1873. S. 1\u201416.\n2\tBogoljubew, russische Dissertation, referirt von Kowalewsky & Arnstein, Arch. f. d. ges. Physiol. VIII. S. 598. Anm. 1874.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Harn, Galle, Speichel, Transsudate, Eiter.\n87\nsp\u00e4ter Hoppe-Seyler1 auch spectroscopisch durch das Auftreten der Oxyh\u00e4moglobinstreifen in einer H\u00e4moglobinl\u00f6sung bei Vermischung derselben mit Speichel, welcher nicht mit Luft in Ber\u00fchrung gekommen war. Die Bedeutung dieses Factums als Beweis der hohen Sauerstoffspannung im Blutplasma wurde schon oben S. 59 dargelegt.\nEin Blick auf die Mengen auspumpbarer und fester Kohlens\u00e4ure, welche die alkalischen Secrete liefern, lehrt, dass in ihnen keine den Eiweissk\u00f6rpern und dem H\u00e4moglobin des Blutes analog als schwache S\u00e4uren wirkende Substanzen Vorkommen. Die Spannung der Kohlens\u00e4ure wurde von Strassburg in Harn und Galle des Hundes h\u00f6her als im ven\u00f6sen Blute gefunden.\nIn Ermangelung von Untersuchungen normaler Gewebsfl\u00fcssigkeiten gewinnen f\u00fcr uns behufs ann\u00e4hernder Orientirung \u00fcber die Verh\u00e4ltnisse beim Menschen die pathologischen Transsudate ein gewisses Interesse. Unter Vernachl\u00e4ssigung der mit ungen\u00fcgenden Methoden gemachten Untersuchungen Planer\u2019s sind, abgesehen von Strassburg\u2019s2 Bestimmung der Gase in menschlicher Hydrocelefl\u00fcssigkeit, die zahlreichen Oedemfl\u00fcssig-keit, ser\u00f6se und eitrige Exsudate betreffenden Versuche Ewald\u2019s3 zu erw\u00e4hnen. Dazu kommen einige Versuche vonLflpiNE4. Sauerstoff findet sich in diesen Fl\u00fcssigkeiten immer nur in zweifelhaften Spuren, Stickstoff in derselben Menge, wie im Blute und in der Lymphe. Der Kohlens\u00e4uregehalt ist etwas h\u00f6her, als ihn Hammarsten in der Hundelymphe ermittelte. So fand sich im Liquor Hydroceles 32,5 auspumpbare und ebenso viel fest gebundene CO-i.\nIn den Oedemfl\u00fcssigkeiten und ser\u00f6sen Exsudaten wurde von Ewald um so mehr Kohlens\u00e4ure gefunden, je \u00e4lter dieselben waren; der Zuwachs an Kohlens\u00e4ure bei l\u00e4ngerem Bestehen des Exsudats betraf fast ausschliesslich die fest gebundene. Die Zahlen f\u00fcr diese letztere schwanken zwischen 9,1 % und 56,3%, die f\u00fcr die auspumpbare CO-i nur zwischen 17,4% und 39,3%.\nEin zweites, den Kohlens\u00e4uregehalt beeinflussendes Moment sind die Eiterk\u00f6rperchen; je reicher ein Exsudat an diesen wird, desto \u00e4rmer zeigt es sich an CO-i, und zwar ist es speciell der festgebundene Tlieil dieses Gases, welcher vermindert wird, so sehr, dass aus frischem Abscess-eiter alle Kohlens\u00e4ure ausgepumpt werden kann. Ewald hat weiter gezeigt, dass solcher Eiter Soda im Vacuum zu zerlegen vermag. Es befindet sich also in den Eiterk\u00f6rperchen eine Substanz, welche sich Alkalien gegen\u00fcber \u00e4hnlich wie das H\u00e4moglobin der rothen Blutk\u00f6rperchen verh\u00e4lt5.\n1\tHoppe-Seyler I. S. 124. 1877.\n2\tG. Strassburg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 94.\n3\tC. Anton Ewald, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1873. Heft 6 und 1876. Heft 3.\n4\tL\u00e9pine, Gaz. m\u00e9d. de Paris 1873. p. 169.\n5\tUeber die Gase des Eiters vgl. noch E. Mathieu, Gaz. hebd. 1872. No. 21.","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"ZWEITEE ABSCHNITT.\nDER RESPIRATORISCHE GASWECHSEL.\nERSTES CAPITEL.\nDer Gasaustausck zwischen Blut und Geweben.\nDas Studium der Blutgase hat uns gelehrt, dass beim Durchstr\u00f6men der Capillaren des K\u00f6rpers der Sauerstoffgehalt des Blutes vermindert, sein Kohlens\u00e4uregehalt vermehrt wird, w\u00e4hrend in den Lungen das Umgekehrte stattfindet. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass der vom Blute aufgenommene Sauerstoff der Luft der Lungenalveolen entstammt, die Kohlens\u00e4ure in eben diese \u00dcbertritt. 1\nNicht so sicher k\u00f6nnen wir uns von vorneherein \u00fcber die Art, wie die Ver\u00e4nderung des Blutes in den Geweben zu Stande kommt, aussprechen.\nEs muss hier ermittelt werden, ob der Sauerstoff unter dem Einfl\u00fcsse von Substanzen, welche aus den Geweben ins Blut transsudir-ten, in diesem letzteren fest gebunden wird, oder ob derselbe in die Gewebe \u00fcberwandert, um dort erst den Oxydationsprocesgen zu dienen. Die analoge Frage erhebt sich \u00fcber die Bildungsst\u00e4tte der Kohlens\u00e4ure. F\u00fcr die Wahrscheinlichkeit, dass die Zellen der Gewebe der Hauptsitz der Oxydationsprocesse seien, sprechen die in der Einleitung skizzirten Erfahrungen der vergleichenden Physiologie. \u2014\nAuf die physikalischen Gesetze\u2019 der Bewegung von Gasen, welche in Fl\u00fcssigkeiten absorbirt sind, kann hier nur kurz hingewiesen werden, weil die bis heute vorliegenden experimentellen Daten nicht gen\u00fcgen, um die Verh\u00e4ltnisse im thierischen K\u00f6rper quantitativ zu erkl\u00e4ren.\nWir haben oben S. 11 die Gr\u00fcnde angegeben, welche daf\u00fcr sprechen,\n1 Vgl. S. 39 unten.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Ort der Oxydation. \u2014 Gasdiffusion in Fl\u00fcssigkeiten.\n89\ndie von einer Fl\u00fcssigkeit absorbirten Gasmolek\u00fcle als verfl\u00fcssigt anzusehen. Wir m\u00fcssen diese von Graham1 herr\u00fchrende Auffassung, trotz des Widerspruchs von Wroblewski2, noch jetzt f\u00fcr richtig halten. Es wird sich demgem\u00e4ss f\u00fcr die Verbreitung eines absorbirten Gases in Wasser in derselben Weise, wie dies von Fick3 f\u00fcr Aufl\u00f6sungen von Salzen geschehen ist, eine \u201eDiffusionsconstante\u201c ermitteln lassen, deren Gr\u00f6sse ausser von der Natur der Fl\u00fcssigkeit und des Gases noch von der Temperatur abh\u00e4ngig ist. Einschl\u00e4gige Versuche von Stefan4 lehren, dass die Constante bei Gasen \u00e4hnliche Zahlenwerthe, wie bei gel\u00f6sten Salzen hat. Er fand sie f\u00fcr Kohlens\u00e4ure in Wasser sehr nahe der Zahl f\u00fcr Chlorkalium, f\u00fcr Sauerstoff und Stickstoff gr\u00f6sser.\nDie Experimente von Graham und Wroblewski \u00fcber die Diffusion von Gasen durch Kautschuklamellen k\u00f6nnen zum Vergleich mit den Vorg\u00e4ngen in der Lunge herangezogen werden. Noch directere Beziehungen bieten die Versuche von Exner5 6 7, welcher den Diffusionsvorgang zwischen zwei durch eine d\u00fcnne Haut von Seifenwasser geschiedenen Gasen beobachtete. Hier, wo die vom Gase zu durchwandernde Fl\u00fcssigkeitsschicht \u00e4hnlich d\u00fcnn ist wie in den Lungenalveolen, ist auch die Geschwindigkeit des Vorgangs eine \u00e4hnlich grosse. Sehr geeignet, um diese Geschwindigkeit zu zeigen, sind auch die von Draper 6 und Marianini 7 angegebenen Experimente. Der erstere streicht \u00fcber die M\u00fcndung eines weithalsigen Arzneiglases Seifenl\u00f6sung, so dass dieselbe in d\u00fcnner Schicht das Glas verschliesst und st\u00fclpt dann eine weite mit Stickoxydul (oder Kohlens\u00e4ure) gef\u00fcllte Flasche dar\u00fcber. Nach wenigen Augenblicken wird die z\u00e4he Seifenschicht, weil der Diffusionsstrom ins Innere der Flasche \u00fcberwiegt, convex und bildet nach 1\u20142 Minuten eine Kugel von 2 Zoll Durchmesser.\nMarianini l\u00e4sst mit Luft gef\u00fcllte Seifenblasen in einen Kohlens\u00e4ure enthaltenden Cylinder fallen. Die auf der Kohlens\u00e4ure schwimmende Blase nimmt sehr rasch an Volumen zu und sinkt, durch die aufgenommene CO-i schwerer geworden, allm\u00e4hlich nieder.\nExner fand die Diffusionsgeschwindigkeit verschiedener Gase sehr\nQ\nann\u00e4hernd proportional dem Ausdrucke -, wo C den BuNSEN\u2019schen\nAbsorptionscoefficienten des betreffenden Gases in der Fl\u00fcssigkeit, <3 das specifische Gewicht des Gases bedeutet. Wenn die Diffusionsgeschwindigkeit der atmosph\u00e4rischen Luft = 1 gesetzt wird, ist die des Stickstoffs = 0,85, die des Sauerstoffs = 1,60, die der Kohlens\u00e4ure = 45,1.\nDie absolute Gasmenge, welche den qcm der Fl\u00fcssigkeitslamelle\n1\tGraham, Ann. d. Physik. CXXIX. S. 549. 1866.\n2\tWroblewski, Ebenda. N. F. VIII. S. 29. 1879.\n3\tAd. Fick, Ebenda. XCIV. S. 59. Die mehrfach angefochtenen Anschauungen Fick\u2019s wurden noch in j\u00fcngster Zeit durch H. F. Weber, Ann. d. Physik. N. F. VII. S. 469. 1879 gest\u00fczt.\n4\tJ. Stefan, Sitzungsber. d. Wiener Acad. Math.-naturw. CI. 2. Abth. LXXVII.\n1879.\n5\tExner, Sitzungsber. d. Wiener Acad. Math.-phys. CI. 2. u. 3. Abth. LXX.; auch Ann. d. Physik u. Chemie. CLV. S. 321 u. 443. 1875.\n6\tDraper, Ann. d. Physik. XLIH. S. 88. 1838.\n7\tMarianini, Ann. d. chim. et d. phys. (3) IX. p. 382. 1843.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 1. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\ndurchsetzte, wurde in einigen Versuchen f\u00fcr Luft zwischen 0,5 und 0,64 cc pro Minute gefunden. Sie h\u00e4ngt nat\u00fcrlich in erster Linie von der Dicke der Fl\u00fcssigkeitslamelle ab, welcher sie nach Stefan und Wroblewski umgekehrt proportional ist.\nBei dem grossen Wassergehalte der tkierischen Membranen scheinen diese f\u00fcr den Gasverkehr fl\u00fcssigen Lamellen vollkommen analog zu sein.\nDie zum Vergleiche mit den Zahlen Exner\u2019s heranzuziehende Gr\u00f6sse der respirirenden Lungenoberfl\u00e4che l\u00e4sst sich folgendermaassen ann\u00e4hernd sch\u00e4tzen. Der Durchmesser der Alveolen im Zustande mittlerer F\u00fcllung betr\u00e4gt etwa 0,2 mm1, der der Infundibula ist nur wenig gr\u00f6sser. Der ganze Luftvorrath der menschlichen Lungen nach gew\u00f6hnlicher Inspiration ist, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, auf 3400\u20143700 cc zu sch\u00e4tzen, wovon wenigstens 3000 cc auf das System der Alveoli und Infundibula kommen. \u2014 Aus diesen Daten berechnet sich, der Alveolus als Kugel genommen,\nder Inhalt eines jeden = 0,00414 cmm die Oberfl\u00e4che \u201e\t\u201e\t==0,126 qmm.\nZur Aufnahme der 3000 cc Luft sind hiernach 725 Millionen Alveolen mit einer Gesammtoberfl\u00e4che von 90 qm vorhanden. Die Oberfl\u00e4che der respiratorischen Membran ist also etwa 100 mal gr\u00f6sser als die \u00e4ussere Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers (nach Krause 0,8\u20140,9 qm). Unsere Berechnung f\u00fchrt \u00fcbrigens noch zu einem Minimalwerthe, da die in Betracht kommenden R\u00e4ume nur zum Theil die Kugelform besitzen, da ferner die Capillarschlingen vielfach in das Lumen der Alveoli hineinragen und die Oberfl\u00e4che vergr\u00f6ssern. \u2014 Der Mensch braucht in der Minute etwa 300 cc Sauerstoff, es diffundirt also innerhalb dieser Zeit durch den qcm Alveolen-\nfl\u00e4che\nnur\n300\n900000\n= 0,0003 cc Sauerstoff, w\u00e4hrend Exner durch den\nqcm seiner Seifenlamellen eine 2000 mal gr\u00f6ssere Luftmenge diffundiren sah. Man sieht hieraus, eine wie geringe Spannungsdifferenz noch gen\u00fcgen kann, um dem Blute den n\u00f6tliigen Sauerstoff zuzuf\u00fchren.\nEmpirische Daten \u00fcber die Schnelligkeit der Diffusion einer grossen Anzahl von Gasen durch feuchte thierische Membranen hat Bouilland 2 geliefert. Sein unter Benutzung der Magenwand des Frosches construises \u201e Osmopneumeter \u201c erscheint wohl geeignet, die Schnelligkeit und Energie der Gasdiffusion durch thierische Membranen zu demonstriren.' Gr\u00e9hant3 hat gezeigt, dass ausgeschnittene Lungen einen lebhaften Gasaustausch durch ihre pleurale Oberfl\u00e4che gestatten, wenn sie mit einem von der Atmosph\u00e4re, in welcher sie sich befinden, verschiedenen Gase gef\u00fcllt sind.\nBei intacter Circulation ist ein Uebertritt von Gasen in den Pleuraraum kaum bemerkbar, offenbar weil das Blut die aus den Alveolen ausgetretenen Gastheilchen wegf\u00fchrt, ehe sie durch die pleurale Oberfl\u00e4che durchtreten k\u00f6nnen.4\n1\tHenle, Eingeweidelebre. S. 279; Strieker\u2019s Handb. d.^Gewebelehre. I. S. 466.\n2\tL. CH. Bouilland, Journ. d. l\u2019anat. et d. 1. physiol. IX. p. 123. 1873.\n3\tGr\u00e9hant, Gaz. m\u00e9d. d. Paris. 1877. Nr. 49, 1878. Nr. 13 u. 15.\n4\tVgl. noch L. Joulin, Compt. rend. XC. p. 741. 1880 u. M\u00e9m. de l\u2019acad. d. Toulouse. II. p. 36. 1880. (Nach Beibl\u00e4tter zu Wiedemann\u2019s Ann. 1880. Nr. 11. S. 762.)","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Gasdiffusion durch d\u00fcnne Lamellen. Triebkraft des Sauerstoffstroms.\n91\nC. Ludwig1 2 glaubte aus den eben er\u00f6rterten physiealischen Verh\u00e4ltnissen der Gasdiffusion schliessen zu sollen, dass die Hauptmenge des Sauerstoffs innerhalb des Blutes verbraucht werde. Die Triebkraft zum Ueberstr\u00f6men des Sauerstoffs in die Gewebe, welche durch die Spannungsdifferenz dieses Gases im Blutplasma und Gewebssafte gegeben ist, sei zu gering, als dass sie in der kurzen Zeit des Capil-larkreislaufs den Uebertritt der in Frage kommenden Quantit\u00e4ten bewirken k\u00f6nne. Pfl\u00fcger 2 hat dem gegen\u00fcber nachgewiesen, dass bei Athmung sauerstoffarmer Gasgemische eine Druckdifferenz, welche sicher geringer ist, als die in den K\u00f6rpercapillaren verm\u00f6ge der Dissociationsspannung des Oxyh\u00e4moglobins vorhandene, im Stande ist, dem Blute in den Lungen soviel Sauerstoff zuzuf\u00fchren, wie es in den K\u00f6rpercapillaren verliert. Dieses Argument wird durch Paul Bert\u2019s3 Versuche noch versch\u00e4rft, da dieselben darthun, dass die Dissociationsspannung des Oxyh\u00e4moglobins im Arterienblute erheblich h\u00f6her ist, als Pfl\u00fcger auf Grund der Versuche Worm M\u00fcller\u2019s angenommen hatte. Wir k\u00f6nnen mit Bestimmtheit sagen: das Gef\u00e4lle, welches dem Sauerstoffstrome aus den Capillaren in die sauerstofffreien Parenchyme zur Verf\u00fcgung steht, ist gr\u00f6sser als dasjenige, welches in den Lungen sich als gen\u00fcgend erwiesen hat, um dem Blute das im grossen Kreislauf verlorene Sauerstoffquantum wiederzugeben. \u2014\nUnterliegt nunmehr die M\u00f6glichkeit, dass der gesammte Sauerstoffconsum in den Geweben stattfindet, keinem Zweifel, so ist doch noch genauer zu untersuchen, ob etwa ein mehr oder weniger grosser Bruchtheil desselben im Blute selbst zu Oxydationsprocessen verwendet wird.\nDie Gr\u00fcnde, welche C. W. Heaton 4, im Anschl\u00fcsse an Deduc-tionen Frankland\u2019s 5, bestimmten, das Blut als Sitz der die Muskelkraft erzeugenden Oxydationen anzunehmen, bed\u00fcrfen heute keiner Widerlegung mehr. Die Unhaltbarkeit der Behauptung von Estor und St. Pierre, dass in den Arterien mit der Entfernung vom Herzen der Sauerstoffgehalt abnehme, wurde S. 36 besprochen.\n1\tC. Ludwig in Jakob Worm M\u00fcller\u2019s Aufsatz \u201eUeber die Spannung d. Sauerstoffs der Blutscheiben\u201c Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d.Wiss. Math.-phys. Cl. XXII. S. 351 (400). 1870.\n2\tPfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. YI. S. 43.\n3\tYgl. oben S. 55 ; vgl. ferner die j\u00fcngste Arbeit Setschenow\u2019s, Arch. f. d. ges. Physiol. XXII. 18S0.\n4\tC.W. Heaton, Philos, mag. 1867. p.341; nach Meissner\u2019s Jahresber. pro 1867. S. 498.\n5\tFrankl and , Proc. of the roy. Instit. 1866. June; nach Meissner\u2019s Jahresber. 1866. S. 355.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 1. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nDen positiven Beweis f\u00fcr die Existenz von Oxydationen im Blute lieferten zwei fast gleichzeitige Arbeiten von Pfl\u00fcger 1 und Alexander Schmidt1 2.\nNachdem schon bekannt war, dass Blut, welches l\u00e4ngere Zeit bei K\u00f6rpertemperatur gestanden hat, sauerstoffarmer wird3, zeigten die genannten Autoren, dass unter gewissen Umst\u00e4nden sehr rasch nicht unbetr\u00e4chtliche Mengen Sauerstoffs im Blute verschwinden und daf\u00fcr Kohlens\u00e4ure auftritt. Pfl\u00fcger\u2019s Ergebnisse sind schon S. 33 besprochen.\nAlexander Schmidt versetzte Erstickungsblut mit gemessenen Sauerstoffquantit\u00e4ten und pumpte es nach kurzem Digeriren aus. Erhebliche Mengen des zugesetzten Sauerstoffs waren dann verschwunden und daf\u00fcr ein Zuwachs an Kohlens\u00e4ure nachweisbar. Die Gr\u00f6sse dieser Oxydation war verschieden nach dem Organe, welchem das Blut entnommen worden. Das aus gereizten Muskeln stammende Blut band 3\u20144 \u00b0/o Sauerstoff, das gemischte Blut des Herzens ca. 2 %, das der Lebervene einmal 0,8 %, einmal gar Nichts. Durch k\u00fcnstliche Durchstr\u00f6mung \u00fcberlebender Nieren wurde ebenfalls Blut gewonnen, welches starke reducirende Wirkung entfaltete. Bemerkenswerth und schwer zu erkl\u00e4ren ist die bei diesen Versuchen gemachte Beobachtung, dass aus Erstickungsblut geringe Mengen Sauerstoff ausgepumpt werden konnten, auch wenn dasselbe bei \u00fcbersch\u00fcssigem Zusatz von Sauerstoff sich reich an reducirenden Substanzen erwies. Hierher geh\u00f6ren einige Beobachtungen von Claude Bernard.4 Derselbe sah das Venenblut, welches liellroth aus der th\u00e4tigen Speicheldr\u00fcse hervorquoll, nach kurzer Zeit eine dunkle F\u00e4rbung annehmen. Dieselbe Umwandlung soll sich auch binnen weniger Secunden an dem Blute vollziehen, welches nach Sympathicusdurchschneidung roth aus der Vena jugul. ausfliesst. (Vgl. auch Pfl\u00fcger\u2019s Beobachtung am arteriellen Blute S. 33).\nAnhaltspunkte zur Beurtkeilung der Natur und Herkunft der reducirenden Stoffe im Blute lieferten Afonassiew5 und Tschiriew6. Ersterer zeigte, dass nur die Blutk\u00f6rperchen, nicht aber das Serum des Erstickungsblutes Sauerstoff chemisch binden, Letzterer fand, dass\n1\tE. Pfl\u00fcger, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 321 u. 722.\n2\tAlex. Schmidt, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss. Math.-phys. Cl. XIX. S. 99. 1867 ; Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 356.\n3\tVgl. F. Nawrocki in Studien d. pbys. Inst, zu Breslau. IL S. 144. \u2014 J. Sachs, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1863. S. 348.\n4\tCl. Bernard, Journ. d. 1. physiol. I. p. 233. 1858; ferner Le\u00e7ons sur les Anesth\u00e9siques. p. 494. Paris, J. Bailli\u00e8re & Fils, 1875.\n5\tN. Afonassiew, Ber. d. s\u00e4chs. Ges. d, Wiss. XXIV. S. 253. 1872.\n6\tS. Tschiriew, Ebenda. XXVI. S. 116. 1874.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Reducirende Substanzen, Ozon im Blute.\n93\ndie Lymphe erstickter Thiere, ebenso wie ihr Blutserum, frei von reducirenden Substanzen ist. Dies Ergebniss erscheint h\u00f6chst auffallend, da die Versuche von Alexander Schmidt, welche es wahrscheinlich machen, dass die reducirenden Substanzen aus den Geweben stammen, dieselben gerade in Lymphe und Plasma suchen Hessen. \u2014\nDas Fehlen der reducirenden Substanzen im Serum k\u00f6nnte man durch eine Anziehung, welche die Blutk\u00f6rperchen auf dieselben aus\u00fcben, erkl\u00e4ren wollen, analog den Condensationen gewisser Bestandteile des Serums auf den Blutk\u00f6rperchen, welche Moleschott1 beschrieben hat. Bedenkt man aber, dass die reducirenden Stoffe auch in der Lymphe fehlen, so wird man an die M\u00f6glichkeit denken m\u00fcssen, dass sie gar nicht aus den Geweben in\u2019s Blut \u00fcbertreten, sondern, soweit sie im Blute vorhanden sind, in den Blutk\u00f6rperchen selbst sich bilden.\nEs ist eben zu erw\u00e4gen, dass die Blutk\u00f6rperchen, speciell die farblosen, wie alle Zellen, einen mit Sauerstoffverbrauch und Kohlens\u00e4urebildung einhergehenden Stoffwechsel haben, und dass dieser sich st\u00e4rker bemerkbar machen muss, wenn sie, wie im Erstickungsblute, schon einige Zeit der Sauerstoffzufuhr entbehrt haben. \u2014 Es hat die Anschauung vieles f\u00fcr sich, dass die Fl\u00fcssigkeiten des K\u00f6rpers bei den Oxydationsprocessen indifferent sind, diese Processe vielmehr ausschliesslich in Zellen, der Hauptmasse nach in den zu Geweben verbundenen, zu geringerem Theile in den im Blute suspendirten, sich abspielen. \u2014\nMit der Frage \u00fcber den Ablauf von Oxydationen im Blute ist die angebliche Gegenwart von Ozon resp. nascirendem Sauerstoff'2 in demselben zu er\u00f6rtern. Schoenbein3, Alexander Schmidt4, Kuehne und Scholz 5 6 7 8, Lewisson 6 schreiben dem H\u00e4moglobin die F\u00e4higkeit zu, den Sauerstoff zu ozonisiren.\nDie Beweiskraft ihrer Versuche wurde von Pokrowsky 7 bestritten, aber doch noch vielfach als g\u00fcltig angenommen, bis Pfl\u00fcgers zeigte, dass die von Alexander Schmidt angegebenen Versuche die\n1\tJ. Moleschott, Ztschr. f. rat. Med. III. S. 328. 1848.\n2\tYgl. 0. Nasse, Arch. f. d. ges. Physiol. III. S. 204. 1870. \u2014 C. Binz, Berl. klin. Woch. 1872. Nr. 30.\n3\tSch\u00f6nbein, Journ. f. pract. Chemie. LXXXIX. S. 23.\n4\tAlex. Schmidt, Ueber Ozon im Blute. Dorpat bei Carow 1862 ; Arch. f. path. Anat. u. Physiol. XLII. S. 249.\n5\tK\u00fchne u. Scholz, Arch. f. path. Anat. u. Physiol. XXXIII. S. 96. 1865.\n6\tLewisson, Ebenda. XXXVI. S. 15. 1866.\n7\tPokrowsky, Ebenda. XXXYI. S. 482. 1866.\n8\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 252.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94 Z\u00fcntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc,\nGegenwart von Ozon im normalen Blute nicht beweisen, da sie nur dann positiv ausfallen, wenn man solche Bedingungen schafft, welche die Spaltung und Oxydation des so leicht zersetzlichen H\u00e4moglobins herbeif\u00fchren.\nVollkommen ausgeschlossen wird die M\u00f6glichkeit, dass die Blutk\u00f6rperchen eine wesentliche Bolle beim Zustandekommen der thie-rischen Oxydationen spielen, durch eine von Pfl\u00fcger angeregte Versuchsreihe Oertmann\u2019s1. Derselbe zeigte, dass Fr\u00f6sche, deren Blut durch eine 0,75 procentige Kochsalzl\u00f6sung ersetzt ist, ann\u00e4hernd eben so viel Sauerstoff verbrauchen und Kohlens\u00e4ure produciren, wie normale.\nW\u00e4hrend im Blute unter normalen Verh\u00e4ltnissen activer Sauerstoff nicht nachgewiesen werden kann, ist sein Auftreten in den Geweben durch Analogie sehr wahrscheinlich. Es treten eben freie Sauerstoffatome fast immer da auf, wo langsame Oxydationen sich abspielen. Dementsprechend werden an vielen lebenden pflanzlichen und thierischen Geweben Ozonreactionen beobachtet 2. Das rasche Verschwinden von CO aus dem Blute, welches in Contraction begriffene Muskeln durchstr\u00f6mt3 die Oxydation verschiedenartigster in den Thierk\u00f6rper eingef\u00fchrter Stoffe sprechen f\u00fcr das Auftreten activen Sauerstoffs in den Geweben4.\nPfl\u00fcger 5 6 7, indem er die M\u00f6glichkeit des Auftretens von activem Sauerstoff in den Geweben zugibt, hebt scharf hervor, dass derselbe nicht das Primum movens der thierischen Oxydation sei, diese vielmehr durch die Natur der lebenden Molec\u00fcle selbst bedingt werde\nHoppe-Seyler 7 hat auf die Analogie des oxydirenden Einflusses der Gewebe mit dem von ihm studirten Verhalten des Palladiumwasserstoffs hingewiesen. Wie dieses in einer Sauerstoffatmosph\u00e4ie, neben der Wasserbildung, energische Oxydation der verschiedensten K\u00f6rper veranlasst, so m\u00f6gen auch Gewebsbestandtheile, .indem sie sich selbst oxydiren, zugleich nascirenden Sauerstoff erzeugen, welcher in der N\u00e4he befindliche geeignete Molec\u00fcle oxydirt.\nWenn nach dem Gesagten noch weiteres Beweismaterial f\u00fcr den\n1 Ernst Oertmann, Arch. f. d. ges. Physiol. XV. S. 381. 18 / 7.\n9 Vgl Binz, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1868. S.481; Arch. f. pathol. Anat. u.\nPhysi\u00f4l. XL VT. S. 67 u. 128.\n3\tHoegyes, Arch. f. d. ges. Physiol. XV. S. 341.\t_\n4\tVgl Schultzen u. Naunyn, Arch. f. Anat. u. Physiol. 186i ; feiner Baumann u Preusse. Ztschr. f. physiol. Chemie. IIP S. 15 u. 158 1879 ; M Nencki u. Giacosa, Ebenda. IV. S. 325 u. 339. 1880 ; Baumann u. Preusse, Ebenda, b. 4oo.\n5\tPfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 251. 1875.\tr,r,TTT c onx ioca\n6\tMan vergl. noch Badziszewski, Ann. d. Chem. u. Pharm. CCIII.S. 30p.ISS .\n7\tHoppe-Seyler, Ber. d. deutsch, chem. Ges. XII. S. 1551. 18(9, Ztschr. t. physiol. Chemie. I. S. 396.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Ozon in Blut und Geweben. Gaswechsel \u00fcberlebender Organe.\n95\nSitz der Oxydationen in den Geweben n\u00f6tliig erscheinen k\u00f6nnte, so liefern solches die Versuche von Strassburg1 2 3.\nDieselben zeigen mit H\u00fclfe des S. 57 beschriebenen A\u00ebrotono-meters, dass die Spannung der Kohlens\u00e4ure in den Geweben (Oberfl\u00e4che des leeren Darms, Galle, Harn) h\u00f6her ist als im ven\u00f6sen Blute, wodurch die erstem als Bildungsst\u00e4tte der Kohlens\u00e4ure, die aus ihnen in\u2019s Blut diffundiren muss, sich erweisen. Einen scheinbaren Widerspruch bietet die Lymphe, deren Kohlens\u00e4urespannung niedriger als die des ven\u00f6sen, wenn auch h\u00f6her als die des arteriellen Blutes, gefunden wird. Nach Strassburg ist dieses Verhalten deshalb mit der Lehre von der Entstehung der CO-i in den Geweben vertr\u00e4glich, weil die Lymphe, ehe sie in die grossen Gef\u00e4ssst\u00e4mme gelangt, vielfach in den Interstitien des Bindegewebes Gelegenheit hat, mit arteriellem Blute in Diffusionsaustausch zu treten und dadurch Kohlens\u00e4ure zu verlieren. \u2014\nAuch die nach dem Vorgang von Spallanzani 2 vielfach wiederholten Versuche \u00fcber den Gaswechsel ausgeschnittener, aber noch nicht ihrer Lebenseigenschaften beraubter Organe zeigen, dass dieselben unabh\u00e4ngig vom Blute Sauerstoff verbrauchen und Kohlens\u00e4ure liefern.\nSchon Spallanzani hebt hervor, dass das Blut von den meisten Geweben an Intensit\u00e4t der postmortalen Sauerstoffzehrung und Kohlens\u00e4urebildung \u00fcbertroffen wird. Paul Bert 3 findet in einer Reihe comparativer Versuche den Stoffwechsel des Muskels am lebhaftesten unter allen Geweben 4 5.\nRegnard 5 zeigte, dass der Gaswechsel ausgeschnittener Gewebe \u00e4hnlich wie der wechselwarmer Thiere von der Temperatur abh\u00e4ngt und bei ca. 40 0 C. ein Maximum erreicht.\nSeinen Versuchen entnehme ich die folgenden Zahlen, welche geeignet sind, die Energie der Oxydationen im Muskel verglichen mit dem Blute darzuthun. Die Zahlen beziehen sich auf 1 Kilo Substanz und 1 Stunde Zeit.\n1\tStrassburg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 65. 1872.\n2\tLazare Spallanzani, M\u00e9moires sur la respiration trad, par Senebier. p. 86. Gen\u00e8ve, Paschoud, 1803.\n3\tPaul Bert, Le\u00e7ons sur la physiologie compar\u00e9e de la respir\u00e2t, p. 46 ff. Paris\n1870.\n4\tVgl. noch die Arbeiten von Georg Liebig, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1850. S. 393 ; Matteucci, Compt. rend. XLII. p. 648. 1856 u. Ann. d. chim. etphys. XLVII. p. 129 ; Valentin, Arch. f. physiol. Heilk. XIV. S. 431. 1855 u. N. F. I. S. 285. 1857 ; Cl. Bernard, Le\u00e7ons sur les propri\u00e9t\u00e9s physiol, des liquides. I. p. 403. Paris 1859.\n5\tP. Regnard, Rech. exp\u00e9rimentales sur les combustions respiratoires, p. 23 ff. Paris, Delahaye, 1879.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 1. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nTemperatur des Versuches\tKohlens\u00e4ure-production pro Stunde u. Kilo Muskel\tSauerstoffzehrung pro Stunde u. Kilo Blut\n0\u00b0 C.\t12,4 cc\t3 cc\n10\u00b0 C.\t40 cc\t\u2014\n20\u00b0 C.\t56 cc\t8 cc\n25\u00b0 C.\t129 cc\t\u2014\n30\u00b0 C.\t204 cc\t24 cc\n35\u00b0 C.\t294 cc\t\t\n40\u00b0 C.\t\u2014\t48 cc\n42\u00b0 C.\t237 cc\t\u2014\n45\u00b0 C.\t136 cc\t\u2014\n50\u00b0 C.\t\t40 cc\n65\u00b0 C.\t\t0 cc\nSind auch derartige Versuche nicht frei von Einw\u00e4nden, ist es namentlich, wie L. Hermann1 2 hervorgehoben hat, nicht m\u00f6glich, F\u00e4ulnisswirkung ganz auszuschliessen, so fallen sie doch als schwerwiegendes Argument f\u00fcr die Unabh\u00e4ngigkeit des Stoffwechsels von der Einwirkung des Blutes in die Wagschale.\nGegen\u00fcber den zahlreichen Beweisen f\u00fcr die Lebhaftigkeit mit der auch in blutfreien Geweben die Oxydationsprocesse ablaufen, kann es wenig ins Gewicht fallen, dass Minot - in Ludwig\u2019s Laboratorium, beim Durchleiten von Serum durch ausgeschnittene Hundemuskeln, nur sehr wenig CO> in das Serum \u00fcbertreten sah. Wurden die Muskeln gereizt, so war sogar meist eine Abnahme der CO2 im Serum zu constatiren. \u2014 Das Besultat wird durch die Geringf\u00fcgigkeit des Stoffwechsels in kalten Muskeln, durch die unvollkommene Circulation im ausgeschnittenen Muskel, namentlich aber durch die bekannte Bildung fixer S\u00e4uren bei der Contraction, wodurch Carbonate des Serums zerlegt werden m\u00fcssen, hinreichend erkl\u00e4rt, kann also nicht zum Beweise des Satzes dienen, \u201e dass die Kohlens\u00e4ure nicht zu den Zersetzungsprodukten geh\u00f6rt, welche sich im Muskel w\u00e4hrend seiner Zuckung oder seines Tetanus bilden\u201c. \u2014\nEine ganz originelle Methode hat Vierordt3 eingeschlagen, um Aufschl\u00fcsse \u00fcber die Intensit\u00e4t der Oxydationsprocesse im Gewebe des lebenden Menschen unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen zu bekommen. Er hat gefunden, dass man spectroskopisch die Oxyh\u00e4moglobinstreifen in dem von der Fingerspitze reflectirten Lichte erkennen kann und dass diese mehr oder weniger rasch nach Umschn\u00fcrung des Fingers und dadurch\n1\tL. Hermann, Untersuchungen \u00fcber den Stoffwechsel der Muskeln. S. 37. Berlin 1867.\t.\t.\t,\n2\tCharles Sedge wick Minot, Die Bildung der COi innerhalb des ruhenden\nund erregten Muskels (Sep.-Abz.).\n3\tYierordt, Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 412.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Gaswechsel \u00fcberlebender Organe. Luftwechsel in der Lunge.\n97\naufgehobener Circulation dem Spectrum des sauerstofffreien H\u00e4moglobins Platz machen. Die zu dieser Sauerstoffzehrung n\u00f6thige Zeit wurde unter verschiedenen physiologischen Bedingungen erheblich verschieden gefunden.\nFilehne 1 zeigte, dass die Temperatur des Fingers und der, durch willk\u00fcrliche Aenderung der Athemmechanik ver\u00e4nderliche, Sauerstoffgehalt des Arterienblutes vom erheblichsten Einfl\u00fcsse auf die zum Verbrauch des Blutsauerstoffs n\u00f6thige Zeit sind.\nZWEITES CAPITEL.\nDer Gasaustaiiscli zwischen Blut und Lungenluft.\nI. Mechanik des Luftwechsels in der Lunge.\nDas Zustandekommen der Bewegungen des Thorax, welche die In- und Exspiration, die abwechselnde Aufnahme und Ausstossung eines gewissen Quantums Luft seitens der Lungen bewirken, wird im folgenden Theile dieses Werkes behandelt.\nWas wir hier zum Verst\u00e4ndniss des Gasaustausches zwischen Lungenluft und Blut zu ermitteln haben, sind, die absolute Gr\u00f6sse der durch die einzelnen Athemz\u00fcge bewirkten Ventilation und das Verh\u00e4ltniss, in welchem die Aufnahme bei jedem Athemz\u00fcge zu dem gesummten in der Lunge vorhandenen Vorrathe steht.\nDie Gr\u00f6sse eines einzelnen Athemzuges und ebenso die Frequenz der Athembewegungen zu ermitteln, erscheint sehr leicht; dennoch bietet die exacte Ermittlung einige Schwierigkeit, weil die gespannte Aufmerksamkeit Rhythmus und Tiefe des Athmens beeinflusst.\nFerner ist der Spielraum individueller Schwankungen ein sehr grosser; bei den einen wird die gen\u00fcgende Ventilation durch eine gr\u00f6ssere Anzahl flacherer, bei andern durch eine geringere Zahl tieferer Athemz\u00fcge bewirkt.\nDie Zahl und Tiefe der Athemz\u00fcge wird vermehrt durch alle jene Momente, welche die Intensit\u00e4t des Stoffwechsels steigern, sie wird ferner stark beeinflusst durch die K\u00f6rpertemperatur.1 2\nDie Abh\u00e4ngigkeit der Athemfrequenz vom Alter ergibt sich aus\n1\tW. Filehne, Zur Spectroscopie am lebenden Menschen. Sep.-Abdr. aus den Sitzungsber. d. phys.-med. Societ\u00e4tzu Erlangen.\n2\tVgl. L. Goldstein, W\u00fcrzburger Verhandl. 1871. S. 156; auch als Dissertation erschienen.\nHandbuch der Physiologie. Bd IVa.\tn","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nfolgender Tabelle Quetelet\u2019s1, welche sich auf etwa 300 Beobachtungen an Personen m\u00e4nnlichen Geschlechts bezieht.\nAlter\tAthemz\u00fcge in 1 Minute\t\t\n\tMaximum\tMinimum\tMittel\nNeugeborene .\t.\t70\t23\t44\n5 Jahre .\t32\t\u2014\t26\n15\u201420 Jahre .\t.\t24\t16\t20\n20\u201425 Jahre .\t24\t14\t18,7\n25 \u2014 30 Jahre .\t.\t21\t15\t16,0\n30\u201450 Jahre .\t.\t23\t11\t18,1\nHutchinson2 gibt, als Mittel von 1898 erwachsenen Personen, 20 Athemz\u00fcge pro Minute. Einen merklichen Unterschied nach dem Geschlecht findet Quetelet nicht. Im Schlaf findet er die Athem-frequenz um etwa */4 vermindert.\nPaul Bert3 4 5 6 stellte eine sehr ausf\u00fchrliche Tabelle \u00fcber die Athemfrequenz bei zahlreichen Wirbelthieren und einigen Wirbellosen zusammen.\nDie normale Tiefe der Athemz\u00fcge ist viel schwerer richtig zu ermessen, als ihre Zahl, da das Athmen an Messapparaten, durch die dabei auftretenden Hindernisse und durch die gespannte Aufmerksamkeit des Beobachters, leicht ein abnormes wird. So erkl\u00e4ren sich die gewaltigen Differenzen in den Angaben verschiedener Beobachter. Unter den von Vierordt 4 zusammengestellten \u00e4ltern Angaben findet sich als Minimum der Gr\u00f6sse eines normalen Athemz\u00fcge^ 53 cc (Abilgaard), als Maximum 792 cc (Senebier).\nDas Mittel aus Vierordt\u2019s 5 eignen zahlreichen Versuchen im Zustande vollkommener K\u00f6rperruhe ist 507 cc, bei einer Frequenz von 11,9 Athemz\u00fcgen in der Minute. Das Mittel von Vierordt\u2019s 5 h\u00f6chsten Werthen = 699 cc, das der 5 niedrigsten = 367 cc.\nDie Versuche Speck\u2019s 6 geben, entsprechend einer auffallend ge-\n1\tA. Quetelet, Ueber d. Menschen. Deutsch v. Riecke. S. 395. Stuttgart bei Schweizerbart 1838.\n2\tHutchinson, Med. chir. Transact. XXIX. p. 137.\n3\tPaul Bert, Le\u00e7ons sur la physiol, comp, de la respiration, p. 393\u2014395. Paris\n1870.\n4\tVierordt, Wagner\u2019s Handw\u00f6rterb. IL S. 836.\n5\tKarl Vierordt, Physiol, d. Athmens. S. 255. Karlsruhe 1845. \u2014.Vierordt hat die Gasvolumina auf eine Temperatur von -f- 37\u00b0 C. und 336 par. Linien = 758 mm Barometerstand berechnet. Obige 507 cc sind gleich 446,5 cc auf 0\u00b0 und 0,76 m Druck reducirt.\n6\tSpeck, Untersuchungen \u00fcber Sauerstoffverbrauch und Kohlens\u00e4ureausath-mung des Menschen. S. 31. Cassel 1871.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Mechanik des Luftwechsels in der Lunge. \u2014 Frequenz u. Tiefe der Athmung. 99\nringen Athemfrequenz, hohe Werthe f\u00fcr den einzelnen Athemzug: im Mittel 6,3 Athemz\u00fcge von 1195 cc oder in einer sp\u00e4tem Versuchsreihe von 1031 cc.1\nMit H\u00fclfe eines sehr h\u00fcbschen graphischen Verfahrens hat P. Regnard2 Gr\u00f6sse und Frequenz der Athmung im gesunden Zustande und in einer Reihe von Krankheiten bestimmt. Er gibt als Resultat einer grossen Zahl von Versuchen an Gesunden an, dass ein Mensch von 1 m 60 H\u00f6he und 60 Kilo K\u00f6rpergewicht 550\u2014600 Liter Luft in der Stunde exspirirt; das ist ein etwas h\u00f6herer Werth als die Vierordt\u2019s und Speck\u2019s.\nEdw. Smith3 4 lieferte Angaben \u00fcber die Athemgr\u00f6sse in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von den Tageszeiten, der Nahrungsaufnahme, der Haltung und Bewegung des K\u00f6rpers.\nSein Messapparat war eine trockene Gasuhr (Glover\u2019s Patent). Bei ruhigem Verhalten war das Minimum 354 C. Z. = 5795 cc, das Maximum 666 C. Z. = 10902 cc in der Minute. Durch K\u00f6rperbewegung konnte die respirirte Luftmenge bis aufs siebenfache steigen.\nO. Leichtenstern 4 hat bei Kaninchen und Katzen die Abh\u00e4ngigkeit der Athemfrequenz und Athemgr\u00f6sse von verschiedenen Variabein studirt. Die geathmete Luftmenge wurde durch eine Gasuhr ermittelt. Kleine Aderl\u00e4sse setzten Frequenz und Tiefe der Athmung vor\u00fcbergehend herunter, sehr reichliche erh\u00f6hten die Frequenz unter Abnahme der Tiefe. K\u00e4lte bewirkte Steigerung der Zahl und Tiefe, solange die K\u00f6rpertemperatur sich nahe der Norm hielt; sank diese, so fiel die Zahl der Athemz\u00fcge, doch blieb die vermehrte Tiefe. Hitze steigert zun\u00e4chst nur die Frequenz, l\u00e4sst weiterhin die Tiefe sich mindern. \u2014\nDie eingeathmete Luftmenge muss, hinsichtlich ihrer Wirkung f\u00fcr die Lufterneuerung in den Alveolen, in zwei Theile getrennt werden. Ein gewisses Quantum bleibt in den zuleitenden Luftwegen und wird mit der Exspiration wieder entfernt, das \u00fcbrige gelangt in die Alveolen, um sich mit der dort schon vorhandenen Luft zu mischen. Bei der Kleinheit jedes einzelnen Infundibulums d\u00fcrfte in diesen die diffusive Mischung der alten und neuen Luft fast momentan erfolgen, w\u00e4hrend die Bronchial\u00e4ste zu lang sind, als dass der Diffusionsaustausch ihres Inhalts mit dem der Alveolen zwischen 2 Athemz\u00fcgen erheblich vorschreiten k\u00f6nnte.\n1\tSpeck, Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. XII. S. 1 (19).\n2\tP. Regnard, Recherches exp\u00e9rimentales sur les variations pathologiques des combustions respiratoires, p. 135 u. p. 143. Paris 1879.\n3\tEdw. Smith, Lancet etc. p. 480. 1857. May 9.\n4\tO. Leichtenstern, Ztschr. f. Biologie. VII. S. 197. 1871.","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nBei der Exspiration tritt nun zun\u00e4chst Luft aus den Alveolen an Stelle des nach aussen entweichenden Inhalts des Bronchialbaums, und erst wenn die Exspirationsgr\u00f6sse den Inhalt der Luftwege tibertrifft, gelangt Alveolenluft direct nach aussen.\nWir sehen hieraus, dass die Athembewegungen nur sehr wenig Erfolg haben k\u00f6nnen, wenn das Volum jedes Athemzugs nicht gr\u00f6sser ist als das der Luftwege, und dass demgem\u00e4ss eine sehr flache Ath-mung die Alveolen nur ungen\u00fcgend ventilirt, auch wenn die Frequenz so gesteigert wird, dass die Athemgr\u00f6sse der normalen gleichkommt,1 2 *\nEs w\u00e4re zur Beurtheilung dieser Verh\u00e4ltnisse von grossem Werthe, den Inhalt des gewissermassen als sch\u00e4dlicher Raum wirkenden Leitungsweges von der Nasen\u00f6ffnung bis zum Uebergange der Bronchioli in die Infundibula zu kennen. Bonders 2 glaubt annehmen zu d\u00fcrfen, dass der Inhalt des Bronchialbaums bis zu den Infundibula weniger als 500 cc betr\u00e4gt. Diese Zahl ist jedenfalls viel zu gross. Eine Versuchsreihe von Gr\u00e9hant8 d\u00fcrfte der Wahrheit n\u00e4her kommen. Derselbe inspirirte 500 cc Wasserstoff und machte sofort danach eine Exspiration. Betrug das Volum derselben nur 375 cc, so waren darin 138,7 cc = 37,0 \u00b0/o H. Dies beweist, dass weniger als 138 cc des eingeathmeten Wasserstoffs der \"Vermischung mit Lungenluft entgangen waren, dass also die Capacit\u00e4t des sch\u00e4dlichen Raumes erheblich unter 138 cc liegt.\nM\u00f6glicherweise tragen die glatten Muskeln der Bronchien zur Verkleinerung 4 5 6 des sch\u00e4dlichen Raumes bei. C. Radclyffe-Hall 5 nahm an, dass sie synchroniseh mit den Athembewegungen abwechselnde Verengerung und Erweiterung der feineren Luftwege bewirken, \u00e4hnlich etwa, wie die Muskeln der Nase und des Larynx sich an den Athembewegungen betheiligen.\nDie Th\u00e4tigkeit der organischen Muskelfasern in der Lunge suchte man durch elektrische Reizung der Lunge selbst oder der. peripheren Vagusst\u00e4mme sowie der Querschnitte von Bronchien zu erweisen.\nDie \u00e4ltere Literatur hier\u00fcber siehe bei Wintrich e, der auch selbst eine Reihe beweisender Experimente angestellt, namentlich constatirt hatr dass die st\u00e4rkste Contractilit\u00e4t den feineren Bronchien, welche nur mehr wenig Knorpel in ihren Wandungen haben, zukommt. Hier beobachtete\n1\tVgl. C. Voit, Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 107.\n2\tF. C. Donders, Physiologie des Menschen. Deutsch v. Theile. S. 390. Leipzig\n1859\n' 3 N. Gr\u00e9hant. Compt. rend. LV. p. 279. 1862 u. Journ. de l\u2019anat. et d. physiol. I.p. 523. 1864.\n4\tVgl. dies Handbuch. IL (1) S. 267.\n5\tC. Radclyffe-Hall, Brit. med. journ. 1861. Dec. 14. (Canstatt\u2019s Jahresber.\nI. S. 120. 1862.\tm . Tr /\n6\tWintrich, Virchow\u2019s Handb. d. spec. Pathol, u. Therapie, v . (1) S. 190.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Mechanik des Luftwechsels in der Lunge. \u2014 Sch\u00e4dlicher Raum. 101\ner schon durch den Reiz eines kalten Luftstromes Contraction, elektrische Reizung brachte zuweilen das Lumen ganz zum Schwinden.\nPaul Bert 1 demonstrirte durch graphische Versuche die Contraction auf Reizung der Lungensubstanz und der Vagi. Er bestreitet die Mitwirkung der Lungencontractilit\u00e4t bei der Exspiration, dazu erfolge die Zusammenziehung zu langsam.\nLeo Gerlach1 2 3 best\u00e4tigt den Einfluss der Vagi auf die Weite des Bronchialbaumes und zeigt, dass die Contractionen, auch wenn nur ein Vagus erhalten ist, reflectorisch vom centralen Stumpfe des andern und des N. laryngeus sup. hervorgebracht werden.\nHorvath 3 fand an der ausgeschnittenen Trachea unter g\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen eine Reihe von Stunden nach dem Tode deutliche Contraction auf elektrische Reizung und spontane Verengungen und Erweiterungen.\nUeber die vielfach bestrittene Anwesenheit organischer Muskelfasern in den Alveolen selbst vergl. die Arbeiten von Moleschott4 und Piso-Borme 5.\nZur W\u00fcrdigung der Gr\u00f6sse des Luftwechsels, welchen die einzelnen Athemz\u00fcge in den Alveolen bewirken, muss, ausser den bisher betrachteten Momenten, noch der Luftvorrath der Lunge bekannt sein. \u2014\nNach einer normalen Exspiration kann durch maximale Anstrengung der Exspirationsmuskeln noch ein weiteres Luftquantum aus-geathmet werden. Hutchinson bestimmte die Menge dieser \u201eReserveluft\u201c zu 1248 bis 1804 cc. Vierordt6 7 findet sie im Mittel von 8 Versuchen = 1226 cc.\nDie Residualluft, welche bei Lebzeiten nicht aus den Lungen ausgetrieben werden kann, sch\u00e4tzt derselbe zu 1230 bis 1640 cc. \u2014\nZu ihrer genauen Bestimmung dient ein von Davy 7 ersonnenes, sp\u00e4ter von Grehant8 ausgebildetes Verfahren. Davy machte nach m\u00f6glichst tiefer Exspiration binnen einer halben Minute 7\u20148 Ein-und Ausathmungen an einem Quecksilbergasometer, welches 102 resp. 182 Cub. Zoll (1670 resp. 2979 cc.) Wasserstoff enthielt und beendete den Versuch mit einer m\u00f6glichst tiefen Exspiration in das Gasometer.\nUnter der, wie Gr\u00e9hant\u2019s Experimente zeigen, durchaus berech-\n1\tPaul Bert, Le\u00e7ons sur la physiol, comp, de la respir\u00e2t, p. 369 ff. Paris, Bailli\u00e8re et fils 1870.\n2\tLeo Gerlach, Arch. f. cl. ges. Physiol. XIII. S. 491.\n3\tAlexis Horvath, Arch. f. d. ges. Physiol. XIII. S. 508. \u2014 Bei Gerlach n. Horvath sind auch ausf\u00fchrliche literarische Notizen zu finden.\n4\tMoleschott, Holland. Beitr\u00e4ge. I. S. 18. 1846.\n5\tPiso-Borme, Molesch. Unters. X. S. 459. 1868.\n6\tVierordt, Physiologie des Athmens. S. 134.\n7\tDavy. Researches etc. Concerning Nitrous oxyde, p. 399 fi. London, Johnson\n1800.\n8\tN. Gr\u00e9hant, Journ. d. l\u2019anat. et d. 1. physiol. I. p. 523. 1864.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\ntigten Annahme, dass am Schl\u00fcsse des Versuches die Luft in den Lungen und im Gasometer gleiche Zusammensetzung habe, wurde aus dem im Gasometer fehlenden Wasserstoff der Luftgehalt des Athemapparates berechnet und im Mittel dieser Versuche zu 41 Cub. Zoll = 671 cc gefunden.\nGr\u00e9hant ging bei \u00fcbrigens derselben Versuchsanordnung von der normalen Exspirationsstellung aus, bestimmte also Residualluft + Reserveluft. Seine Zahlen, an 12 jugendlichen Individuen gewonnen, schwanken zwischen 2190 cc und 3220 cc und stehen also in Einklang mit dem Ergebniss Davy\u2019s.\nAls Fehlerquelle kommt bei diesen Versuchen die Aufnahme von Wasserstoff in\u2019s Blut in Frage. Die Gr\u00f6sse dieses Fehlers l\u00e4sst sich aus der Blutmenge, welche die Lungen w\u00e4hrend der Versuchsdauer passirt, und dem Absorptionscoefticienten des Wasserstoffs berechnen. Der Mensch verbraucht in der halben Minute ca. 175 cc Sauerstoff; unter der Annahme, dass das Blut beim Passiren der Lunge etwa 7 % Sauerstoff aufnimmt (s. oben S. 39), mussten zur\nVermittlung der Sauerstoffaufnahme 100 .\t= 2500 cc Blut die\nLunge passiren. Wenn der Absorptionscoefficient des Blutes f\u00fcr Wasserstoff, dem des Wassers analog, etwa 0,019 betr\u00e4gt, k\u00f6nnten die 2500 cc aus einer reinen Wasserstoffatmosph\u00e4re 47,5 cc aufnehmen; demnach kaum 12 cc Wasserstoff bei einem Partialdruck von ca. 25 %, wie er in dem Gasgemisch herrscht. Die Menge der Residualluft d\u00fcrfte mit R\u00fccksicht auf diesen Fehler noch um 50 cc kleiner sein als sie Davy und Gr\u00e9hant berechnen.\nEs liegen \u00fcbrigens Beobachtungen vor, wonach der station\u00e4re Luftvorrath der Lungen, d. h. die Summe der Residual- und Reserveluft nicht unerheblichen Schwankungen unterworfen ist. Vor allen Dingen muss der wechselnde Druck, welcher vom Abdomen her auf das Zwerchfell ge\u00fcbt wird, hier von Einfluss sein. Finkler und Oertmann 1 fanden, dass, im Zustande der Apnoe bei k\u00fcnstlicher Respiration, das Zwerchfell in Folge eines durch die Vagi vermittelten Reflexes h\u00f6her r\u00fcckt und das Lungenvolumen kleiner wird.\nIn unvers\u00f6hnlichem Gegens\u00e4tze zu den \u00fcbrigens auch mit den Beobachtungen an Leichenlungen 2 3 4 gen\u00fcgend harmonirenden Zahlen von Davy und Gr\u00e9hant stehen die Berechnungen von Neupauer \u00b0 und Waldenburg -.\n1\tFinkler u. Oertmann, Arch. f. d. ges. Physiol. XIY. S. 38. 1877.\n2\tAllen u. Pepys (Philos. Transact. 1809. p. 410) fanden in der vollkommen gesunden Lunge eines erwachsenen Menschen circa 1600 cc Luft, wovon 1/3 beim Oeffnen des Thorax entwich.\n3\tJ. Neupauer, Deutsch. Arch. f. klin. Med. XXIII^S. 481.\n4\tL. Waldenburg, Ztschr. f. klin. Med. I. S. 27. 1879.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Residualluft. \u2014 Chemische Zusammensetzung der Exspirationsluft. 103\nDie Bestimmungsmethode dieser Forscher beruht auf der sicher unrichtigen Annahme, dass sich der Thorax, wenn er ein beschr\u00e4nktes Luftvolum durch seine inspiratorische Erweiterung verd\u00fcnnen muss, auf dasselbe Volum ausdehnen k\u00f6nne, als wenn die Luft unter vollem Atmosph\u00e4rendruck in ihn einstr\u00f6mt.\nSeine obigen Versuche benutzt nun Gr\u00e9hant zur Berechnung des Ventilationscoefficienten der Lungen, d. h. eines Quotienten, welcher das Verh\u00e4ltniss der durch jeden Athemzug bewirkten Lufterneuerung zu dem Luftvorrathe der Lungen ausdr\u00fcckt. Bei einem Luftvorrathe (Residual- und Reserveluft) von 2930 cc, und einem normalen Athemzuge von 500 cc, blieben 330 cc Wasserstoff in der\nLunge.\nDer Ventilationscoefficient war also =\n330\n2930\n0,113.!\nDie Kleinheit dieses Co\u00ebfficienten l\u00e4sst uns die wichtige That-sache erkennen, dass die Zusammensetzung der Alveolenluft bei ruhiger Respiration mit den Phasen der letzteren nur wenig schwankt, das Blut also mit einem Gasgemisch von fast constanter Zusammen-setzung in Ber\u00fchrung kommt.\nII. Die chemische Zusammensetzung der Exspirationsluft.\nWir haben oben gesehen, dass die exspirirte Luft aus einem den Alveolen entstammenden Antheil, und einem in den zuf\u00fchrenden Luftwegen zur\u00fcckgebliebenen Reste von inspirirter Luft besteht. Dieser letztere hat in der kurzen Zeit seines Aufenthalts ^urch Diffusion mit den tiefem Schichten und mit dem in den Wandungen der Luftwege circulirenden Blute nur sehr geringf\u00fcgige Aenderungen erfahren k\u00f6nnen; demgem\u00e4ss wird die exspirirte Luft um so reicher an CO2 und um so \u00e4rmer an O erscheinen, je mehr in ihr der aus den Alveolen stammende Antheil \u00fcberwiegt, d. h. je tiefer*die Exspiration ist. \u2014\nWir glauben, im Gegensatz zu den Darstellungen der meisten Handb\u00fccher, dass es nicht berechtigt ist, auch noch in dem respiratorischen Theile der Lungen eine Schichtung der Luft mit zunehmendem Kohlens\u00e4uregehalt nach den blinden Enden anzunehmen.\nDer Raum der einzelnen Infundibula ist zu gering, als dass in ihnen nicht die diffusive Ausgleichung fast augenblicklich erfolgen\n1 Die Art wie Gr\u00e9hant den Ventilationscoefficienten berechnet, ist eigentlich unrichtig; nicht das ganze wieder exspirirte Wasserstoffvolum sollte von der Gr\u00f6sse des Athemzuges abgezogen werden, sondern nur der bei jeder Athem-gr\u00f6sse constante Bruchthe\u00fc desselben, welcher dem sch\u00e4dlichen Raume entspricht.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nsollte, um so mehr, als ihr Gasgehalt durch die Pulsationen der Aeste der Pulmonalarterien fortw\u00e4hrend in Vibrationen versetzt wird. (Landois\u2019 cardiopneumatische Bewegung.)\nDie Methoden der Untersuchung der exspirirten Luft sind im Allgemeinen so einfach und ergeben sich so sehr von selbst aus der Aufgabe, dass nur wenige Angaben gen\u00fcgen. Die \u00e4lteren Untersuchungen von Lavoisier u. Seguin l, H. Davy 2, Allen u. Pepys 3 haben, nicht nur wegen Unvollkommenheit des eudiometrischen Verfahrens, sondern auch wegen der durch die Apparate bedingten erheblichen St\u00f6rungen der Athemmechanik nur historisches Interesse.\nUmfassendere Studien \u00fcber den Procentgehalt der Exspirationsluft an CO2 und die Schwankungen, welche derselbe in Abh\u00e4ngigkeit von den Tageszeiten, der Nahrungsaufnahme, Muskelth\u00e4tigkeit und anderen Variabein erf\u00e4hrt, machte zuerst Prout4. Er fing die exspirirte Luft in einer Kautschukblase auf und analysirte sie in einem Apparate, welcher mit Vierordt\u2019s nebenstehend abgebildetem Anthracometer fast identisch war.\nViERORDT5, dessen zahlreiche Kohlens\u00e4ureanalysen den wechselnden Gehalt der Exspirationsluft an diesem Gase am vollkommensten klar gelegt haben, athmete durch die Nase ein und exspirirte durch ein von den Lippen umfasstes Mundst\u00fcck in eine mit Salzwasser gef\u00fcllte, oben mit einem Hahn versehene, bimf\u00f6rmige Glasglocke. Die Glocke, von 9200 cc Inhalt, war vor dem Versuche mit Salzwasser gef\u00fcllt und tauchte mit ihrem unteren offenen Ende in einen dieselbe Salzl\u00f6sung enthaltenden Trog. Zur Analyse wurde von dem Inhalte dieses \u201eExspirators\u201c das \u201eAnthracometer\u201c gef\u00fcllt, eine IV2 m lange 22S cc fassende graduirte R\u00f6hre, an welche oben eine 2442 cc fassende Kugel angeblasen war, w\u00e4hrend sie unten durch einen Hahn abgesperrt werden konnte. Nach geschehener Athmung wird an das untere Ende des verschlossenen Anthracometers eine mit Kalilauge gef\u00fcllte Flasche geschraubt, wie es Fig. 9 zeigt, und nach Oefihen des Hahnes die Kohlens\u00e4ure durch Sch\u00fctteln mit der Lauge absorbirt; der Inhalt des von der Kaliflasche befreiten Anthracometers wird nun \u00fcber Wasser abgelesen.\nDie \u00e4usserst bequem und rasch zu handhabende Methode hat in Vierordt\u2019s H\u00e4nden sehr genaue Resultate ergeben. Der Haupt-\n1\tLavoisier u. Seguin, Ann. cl. chim. XCI. p. 318.\n2\tH. Davy, Gilbert\u2019s Ann. XIX. S. 298 ; Researches p. 331 \u2014 450. London 1880.\n3\tAllen u. Pepys, Schweigger\u2019s Journ. f. Chem. u. Phys. I. S. 182. 1811.\n4\tW. Prout, Ebenda. XV. S. 47. 1811 ; \u00fcbersetzt aus Thomson, Ann. of philos. IL p. 328.\n5\tViERORDT, Physiol, d. Athmens. Heidelberg 1845.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung der Exspirationsluft.\n105\nmangel des Verfahrens liegt daran, dass es erst nach sehr langer Uebung m\u00f6glich ist, in den Exspirator ohne wesentliche St\u00f6rung der Athemmechanik zu athmen, ein Mangel, den \u00fcbrigens Vierordt durch grosse Uebung vollst\u00e4ndig beseitigte.\nViel vollkommener, als die eben beschriebenen, ist die von Speck1 ersonnene Methode des Sammelns der Exspirationsluft. Dieser Forscher misst, \u00e4hnlich wie Allen und Pepys, die in- und exspirirte Luft.\nEr athmet durch ein Mundst\u00fcck und Ventile, welche den Weg der ein- und ausgeathmeten Luft bestimmen, aus. einem grossen genau \u00e4cpii-librirten Spirometer in ein zweites eben solches. Die Absorption durch das Wasser ist durch Verkleinerung der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che zwischen Gas und Wasser auf ein Minimum gebracht. Als Ventile werden mit einem St\u00fcck eingesalzenen Schweinedarms \u00fcberbundene Glasr\u00f6hren benutzt, weil sich bei Anwendung von nach dem Spritzflaschenprincip construirten Hs'9- v,EaoRD^mS.irator \u201cd Anthra-Fl\u00fcssigkeitsventilen die Widerst\u00e4nde\nso gross erwiesen hatten, dass sie die Athemmechanik merklich alterirten.\nVoit\u2019s Methode, welche von Lossen'2 und Berg3 * * benutzt wurde, bestimmt das Volum der ausgeathmeten Luft durch eine Gasuhr.\nZur Ermittelung der Kohlens\u00e4ure ist in die Leitung f\u00fcr die exspirirte Luft eine, etwa 3 Liter fassende, geaichte Flasche eingeschaltet. Die Luft in dieser Flasche hat zu Ende des Versuches gleiche Zusammensetzung, wie die Exspirationsluft der letzten Athem-z\u00fcge. Ihr Kohlens\u00e4uregehalt wird nach der Methode Pettenkofer\u2019s durch titrirtes Barytwasser bestimmt.\nVierordt 4 fand nach normaler Inspiration, bei normaler Exspiration von im Mittel 574 cc, den Kohlens\u00e4uregehalt = 4,63 %, bei m\u00f6glichst tiefer Exspiration (1800 cc) = 5,18 %. Unter der An-\n1\tCarl Speck, Schriften der Ges. zur Bef\u00f6rderung d. ges. Naturwissensch. zu Marburg. X. Cassel 1871.\n2\tLossen, Ztschr. f. Biologie. IL S. 244. D66.\n3\tEugen Berg, Ueber den Einfluss der Zahl und Tiefe der Athembewegungen\nauf die Ausscheidung der Kohlens\u00e4ure. Inaug.-Diss. Dorpat 1869; s. auch Deutsch.\nArch f. klin. Med. YI. S. 291. 1869.\t4 YiERORDTa. a. O. S. 134.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nn\u00e4hme, dass in beiden F\u00e4llen die Alveolenluft denselben Procentgehalt an Kohlens\u00e4ure gehabt habe, und dass der sch\u00e4dliche Raum von unbekannter, aber constanter Gr\u00f6sse frei von CO-i geblieben sei, berechnet sich hieraus als wahrscheinlicher Werth des Kohlens\u00e4uregehalts der Alveolen die Zahl 5,44% CCh.\nDie Annahme, dass die Luft der Alveolen nur wenig reicher an Kohlens\u00e4ure sei, als die durch eine tiefe Exspiration entleerte, steht zwar mit vielen \u00e4lteren Angaben \u00fcber die Zusammensetzung der Alveolenluft in Widerspruch, ihre Richtigkeit aber wird durch die Versuche von Wolffberg1, Strassburg2, Nussbaum3 4 in unanfechtbarer Weise gest\u00fctzt.\nFig. 10. Lungenkatheter.\nDurch theoretische Betrachtungen suchte in j\u00fcngster Zeit Se-tschenow 4 aus der Athemgr\u00f6sse und dem nach Gr\u00e9hant gesch\u00e4tzten station\u00e4ren Luftvorrathe der Lungen eine mathematische Beziehung zwischen der Zusammensetzung der Alveolenluft und der bekannten der Exspirationsluft abzuleiten.\nDie \u00e4lteren, auf Ermittelung der Zusammensetzung der Alveolenluft hinzielenden, Versuche von Vierordt 5, Becher 6 und Paul Bert -lieferten erheblich zu hohe Kohlens\u00e4urewerthe, weil die angewandten Methoden ver\u00e4nderte Diffusionsbedingungen zwischen Blut und Lungenluft setzten, und dadurch den Gasgehalt beider alterirten.\nErst die von Wolffberg beschriebene Pfl\u00fcger\u2019sehe Methode der Katheterisation der Lungen gestattete es, Alveolenluft von normal athmenden Thieren zur Untersuchung zu gewinnen.\nParis 1870.\n1\tWolffberg, Arch. f. d. ges. Physiol. V. S. 465.\n2\tStrassburg, Ebenda. VI. S. 65.\t3 Nussbaum, Ebenda. \\ II. S. -96. 1873.\n4\tSetschenow, Arch. f. d. ges. Physiol. XXIII.\n5\tVierordt, a. a. 0. S. 130 fl. 6 Becher, Ztschr. f. rat. Med. \u00ceS. F. v I. S. -49. Paul Bert, Le\u00e7ons sur la physiologie compar\u00e9e de la respiration, p. 161 ff.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung der Exspirationsluft.\n107\nDer Lungenkatheter besteht (s. Figur) aus zwei in einander geschachtelten R\u00f6hren, von denen die \u00e4ussere, ein Kautschukrohr, mit einem Gummiballon communicirt, durch dessen Compression ihr unteres d\u00fcnnwandiges Ende, nachdem es in einen Bronchus eingef\u00fchrt ist, kugelig aufgeblasen werden kann, so dass es das Bronchiallumen hermetisch verschliesst. Das innere Rohr, ein gew\u00f6hnlicher elastischer Katheter d\u00fcnnsten Kalibers, setzt den abgesperrten Lungenraum mit einem passenden, mit Quecksilber gef\u00fcllten Rohr in Verbindung, in welches die Luft, nachdem die Absperrung die gew\u00fcnschte Zeit gedauert, durch Ausfliessen des Quecksilbers eingesogen wird. Das Kaliber des Lungenkatheters ist so gew\u00e4hlt, dass er die normale Ventilation der freien Lungenabschnitte des Versuchsthieres nicht hindert.\nDie ersten Versuche Wolffberg\u2019s ergaben im Mittel einen Gehalt von 3,2% CO-i in der abgesperrten Alyeolenluft, die sp\u00e4teren von ihm und Nussbaum einen solchen von 3,8\u00b0/o CO-i, w\u00e4hrend die Exspirationsluft der Hunde unter analogen Verh\u00e4ltnissen 2,8% CO2 enthielt.\nDie niedrigen Kohlens\u00e4urewerthe, welche Wolffberg in der Alyeolenluft fand, sind um so bemerkenswerther, als es nicht normale Alyeolenluft, sondern solche, welche mit dem yen\u00f6sen Blute der Lungenarterie im Gleichgewichte stand, war, welche er untersuchte. Der Kohlens\u00e4uregehalt normaler Alyeolenluft von denselben Tkieren muss noch niedriger sein, und zu den gefundenen Werthen in \u00e4hnlichem Verh\u00e4ltniss stehen, wie die Kohlens\u00e4urespannung des arteriellen Blutes zu der des yen\u00f6sen. F\u00fcr diese beiden Blutarten fand aber Strassburg als Mittelwerthe der Kohlens\u00e4urespannung 2,8 resp. 5,4%.\nLeider existiren keine gleichzeitigen Bestimmungen der Exspirationsluft und der durch den Lungenkatheter abgesperrten Alyeolenluft, und Wolffberg hat auch zu wenige Analysen der Exspirationsluft ausgef\u00fchrt, als dass dieselben als Mittelwerthe verwendet werden k\u00f6nnten.\nDie Vollkommenheit des Gleichgewichts, welches sich nach wenigen Minuten zwischen Blut und Lungengasen in der abgesperrten Partie herstellt, geht aus den sp\u00e4teren Versuchen Wolffberg\u2019s1 2, namentlich aber aus denen Nussbaum\u2019s 2 hervor, in welchen gleichzeitig mit der Katheterisation der Lungen die Kohlens\u00e4urespannung des yen\u00f6sen Herzblutes, mit H\u00fclfe des A\u00ebrotonometers, bestimmt wurde und auf beiden Wegen die identischen Mittelzahlen 3,84 resp. 3,81% COi gefunden wurden.3\n1\tWolffberg, Arch. f. d. ges. Physiol. VI. S. 23. 1872.\n2\tMoritz Nussbaum, Ebenda. VI\u00ce. S. 296. 1873.\n3\tDie Kohlens\u00e4urespannung des ven\u00f6sen Blutes war hier deshalb erheblich niedriger als in den Versuchen Strassburg\u2019s , weil die Tracheotomie die Ventilation der Lungen erleichtert und die Athmung anregt.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nHierdurch ist zugleich bewiesen, dass keinerlei specifische Secre-tionsth\u00e4tigkeit neben den einfachen Diffusionsprocessen zur Erkl\u00e4rung der Kohlens\u00e4ureausscheidung heranzuziehen ist.\nBei solcher Schnelligkeit des Spannungsausgleichs zwischen Blut und Alveolenluft wird man nicht sehr fehlen, wenn man die von Strassburg gefundene mittlere Tension der Kohlens\u00e4ure arteriellen Blutes normal athmender Hunde = 2,8 o/o als ann\u00e4herndes Maass des Kohlens\u00e4uregehalts in ihrer Alveolenluft ansieht.\nDa dem Gesagten zufolge der Kohlens\u00e4uregehalt des arteriellen Blutes sich stets ganz oder nahezu mit dem der Alveolenluft im Gleichgewichte befindet, muss jede Aenderung in der Zusammensetzung der letzteren eine entsprechende Aenderung in der Spannung und absoluten Menge der Kohlens\u00e4ure des arteriellen Blutes zur Folge haben. Die Kohlens\u00e4urespannung des arteriellen Blutes ist aber wiederum bedingend f\u00fcr den Diffusionsaustausch 1 2 zwischen Blut und Geweben.\nDemgem\u00e4ss muss jede Aenderung im Kohlens\u00e4uregehalt der Alveolenluft, wenn sie einige Zeit andauert, \u00e4ndernd in den stets sehr erheblichen in Blut und Geweben vorr\u00e4thigen Bestand an Kohlens\u00e4ure eingreifend\nDer Sauerstoffvorrath im Blute kann dagegen nur sehr wenig mit der Spannung dieses Gases in den Lungenalveolen variiren, wie S. 54 genauer dargelegt ist.\nEs sind darum einigermassen erhebliche Aenderungen der Sauer-\n1\tIm Anschluss an das I. (1) S. 285 ff. \u00fcber die Gase des Muskels und oben S. 85 \u00fcber die Gase der Secrete Gesagte, seien hier noch einige Angaben \u00fcber die Gase der Gewebe erw\u00e4hnt. Wie bei den Secreten kommt nur die Kohlens\u00e4ure in Betracht. Zu ihrer Ermittelung in Geweben haben Pfl\u00fcger (Arch. f. d. ges. Physiol. XVIII. S. 381. 1878) und Paul Bert (Pression barom\u00e9trique, p. 997. Paris 1878) die Methode der Aufl\u00f6sung der ganzen Masse in Kalilauge, welche dann mit S\u00e4ure ausgepumpt wird, angewendet. Pfl\u00fcger fand in Frpschmuskeln 67 Vol. \u00b0/o CO2, Bert in verschiedenen Geweben des Hundes folgende Werthe, welche einigen Aufschluss \u00fcber den Wechsel des Gasgehaltes bei verschiedener COs-Spannung der Lungenluft geben:\na.\tMuskeln eines Hundes, welcher in einer CtL-freien Atmosph\u00e4re erstickt war, lieferten = 13,2% CO2.\nb.\tBei einem Thiere, welches in einer 34,1 % C\u00fc2 f\u00fchrenden Atmosph\u00e4re erstickt war:\t\u201e\nMuskeln\t.\t.\t.\t=\t42%\tCO2\nHirn .\t.\t.\t.\t=\t26%\tCO2\nNieren .\t.\t.\t.\t=\t62 %\tCO2\nLeber .\t.\t.\t.\t=\t64%\tCO2\nDass die angewandte Methode nicht frei von Einw\u00e4nden sei, liegt auf der Hand, doch gen\u00fcgen die Resultate um zu zeigen, welch grosse CO2-Mengen sich im Organismus aufstauen k\u00f6nnen.\n2\tVgl. Senator, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1872. S. 1 ; Zuntz, Arch. f. d. ges. Physiol. VIL S. 522; Aug. Ewald. Ebenda. VIL S. 575; E. Pfl\u00fcger, Ebenda. XIV. S. 1.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung der Exspirationsluft.\n109\nStoffaufnahme nur m\u00f6glich bei entsprechend ge\u00e4nderter Intensit\u00e4t der Oxydationsprocesse in den Geweben. Die ausgiebigsten Versuche \u00fcber den Einfluss der Athemmechanik auf die Kohlens\u00e4ureausscheidung hat Vierordt angestellt.\nDerselbe 1 2 findet bei normaler Athmung in der ausgeathmeten Luft = 4,1 % CO2, bei m\u00f6glichst schneller Athmung (96 pr. Minute) nur 2,7 \u00b0/o, w\u00e4hrend die absolute Menge der in einer Minute ausge-geschiedenen Kohlens\u00e4ure gleichzeitig von 246 cc auf 1296 cc vermehrt wurde. Wenn statt der Frequenz die Tiefe der Athmung aufs 8 fache gesteigert wurde, so sank der Procentgehalt der Exspirationsluft von 4,5 % auf 2,53 %, die absolute Kohlens\u00e4ureausscheidung stieg gleichzeitig von 270 cc auf 1214 cc pr. Minute. Solange das Volum eines Athemzuges nicht sehr klein wird, gilt der Satz Vier-ordt\u2019s 2 : gleiche Luftvolumina, m\u00f6gen dieselben durch frequente aber weniger tiefe oder durch tiefe aber langsame Exspirationen ausgeschieden werden, enthalten gleiche Kohlens\u00e4urequantit\u00e4ten. \u2014\nVerminderter Luftwechsel bedingt Zunahme der procentischen, Abnahme der absoluten Kohlens\u00e4ureausscheidung.\nAm eclatantesten tritt dies bei vollst\u00e4ndigem Anhalten des Athems hervor, welches Vierordt bei normaler F\u00fcllung der Lunge 60 Sec., nach m\u00f6glichst tiefer Inspiration 100 Sec., lang ausf\u00fchren konnte. Im ersteren Falle stieg der Procentgehalt der Exspirationsluft auf 7,44%, im letzteren auf 7,38%. Becher3 fand bei \u00e4hnlichen Versuchen nach 100 Secunden 7,5 % CO2.\nNach dem oben Gesagten kann die enorme Vermehrung der Kohlens\u00e4ureausscheidung bei Fortdauer des dieselbe bedingenden verst\u00e4rkten Athmens nur so lange w\u00e4hren, bis sich der Vorrath an CO-2 in Blut und Geweben auf das den neuen Diffusionsbedingungen entsprechende Mass vermindert hat. Dasselbe gilt f\u00fcr die verminderte Ausscheidung von CO2, wenn der Luftwechsel gegen die Norm herabgesetzt ist. Ueber die hierzu n\u00f6thige Zeit geben die Versuche von Lossen4 einigen Anhalt.\nDieser fand, dass die CO2-Ausscheidung nach 4/4 Stunde lang in einem bestimmten Tempo fortgesetztem Athmen constant geworden war.\nAuch auf die Sauerstoffaufnahme ist die Athemmechanik keines-wegs ohne Einfluss, und wenn die Versuche nur wenige Minuten dauern, ist sogar dieser Einfluss fast so bemerkbar wie bei der.(%% wie die Versuche von Speck zeigen (s. d. Tabelle S. 110).\n1\tYierordt a. a. O. S. 116.\n2\tDerselbe, a. a. O. S. 258.\n3\tBecher, Ztschr. f. rat. Med. N. F. YI. S. 249.\n4\tH. Lossen, Ztschr. f. Biologie. IL S. 244. 1866.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110 Z\u00fcntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nDie Erkl\u00e4rung dieser Zahlen liegt vor allem im Wechsel der Zusammensetzung der Residualluft, die bei st\u00e4rkerer Ventilation sauerstoffreicher wird. Etwas betr\u00e4gt auch die Mehraufnahme ins Blut. Wie rasch \u00fcbrigens die Sauerstoffaufnahme wieder normal wird, zeigen die Versuche von Pfl\u00fcger [, der in der Apnoe und bei normaler Athmung die 0 Aufnahme identisch fand. Dasselbe fanden Finkler und Oertmann.1 2\nDie Versuche von Allen und Pepys3 ber\u00fccksichtigen neben der Kohlens\u00e4ure auch die Verminderung des Sauerstoffs in der Exspirationsluft. Sie finden wegen der starken Behinderung des Athmens f\u00fcr beide Gase den viel zu hohen Werth von etwa 8 %. \u2014\nValentin und Brunner4 athmeten etwa 4/4 Stunde lang durch eine Flasche, deren Inhalt dann analysirt wurde, oder sie fingen gr\u00f6ssere Mengen Exspirationsluft in einem durch Salzwasser gesperrten Gasometer auf. Das Mittel von 34 Versuchen an erwachsenen M\u00e4nnern ergab in der Exspirationsluft\n16,033 % Sauerstoff, 4,380 \u00b0/o C02, 79,587 \u00b0/o Stickstoff. Nimmt man die Inspirationsluft zu 20,96 \u00b0/o Sauerstoff an, so berechnet sich hieraus der Sauerstoffverlust auf 4,93 \u00b0/o. \u2014\nDie neuern Versuche von Speck5 ergaben f\u00fcr normales Athmen Zahlen, welche denen von Valentin und Brunner sehr nahe kommen. Der Einfluss ge\u00e4nderter Athemmechanik erhellt aus folgender Tabelle nach Speck:\nAthem- gr\u00f6sse\tV olum der exspirirten Luft pro Min.\tProcentische Zusj Setzung der exspiri 0\tN\t\timmen- rten Luft CO-2\tAbnahme des Sauerstoffgehalts in der exsp. Luft\tAbsolut\u00ab pro \u00e4 der Sauerstoff- aufnahme cc\t3 Gr\u00f6sse linute d. Kohlens\u00e4ureausscheidung cc\nnormal\t7 527\t16,29\t79,49\t4,21\t4,65\t358\t318\nm\u00f6glichst klein\t5833\t15,50\t79,87\t4,63\t5,45\t330\t269\nm\u00f6glichst\t\t\t\t\t\t\t560\nstark\t17647\t18,29\t78,53\t3,17\t2,66\t437\t\nDen Versuchen von Valentin, Speck und vielen andern Forschern liegt die Annahme zu Grunde, dass die Zusammensetzung der Atmosph\u00e4re\n1\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Phys. XIV. S. 1. 1877.\n2\tFinkler u. Oertmann, Ebenda. XIV. S. 38.\n3\tAllen u. Pepys, Schweigger\u2019s Journ. I. S. 182.\n4\tValentin u. Brunner, Roser u. Wunderlich\u2019s Arch. IL S. 372.\n5\tC. Speck, Arch. f. wiss. Heilk. III. S. 318 (342).","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung der Exspirationsluft.\n111\nconstant sei, eine Annahme, welche nach den eudiometrischen Untersuchungen von Bunsen1 2 3 4, R\u00e9gnault und Reiset 2 und andern durchaus berechtigt erschien, in neuerer Zeit aber bestritten wird.\nPh. Jolly 3 findet nach zwei sich gegenseitig controlirenden Methoden (specifische Gewichtsbestimmung der Luft und Verpuffung mit Wasserstoff), dass zuweilen recht bedeutende Schwankungen in der Zusammensetzung der Atmosph\u00e4re auftreten, welche sich zwischen einem Minimum von 20,53o/o und einem Maximum von 21,01% Sauerstoff bewegen.\nMoule y 4 hat fast dieselbe Gr\u00f6sse der Schwankungen beobachtet; sein Minimum ist = 20,45%, sein Maximum = 20,98%. Die extremen Werthe findet er sehr selten. Auch Hempel5 6 7 8 best\u00e4tigte die Angaben Jolly\u2019s.\nDie Kohlens\u00e4uremengen der Luft scheinen constanter und noch geringer zu sein, als man, nach Th. de Saussuee und Boussingault\u2019s Bestimmungen, fr\u00fcher annahm.\nSo fand Franz Schulze 6 zu Rostock, in mehr als 1600 Bestimmungen als Maximum 0,0344%, als Minimum 0,0255%, als Mittelwerth 0,0292% CO2 in der freien Luft.\nIm Binnenlande scheint die Luft etwas reicher an Kohlens\u00e4ure zu sein. So fand Henneberg als Durchschnittswerth 0,032%, H\u00e4sselbarth und Fittbogen 7 0,0334%, bei Schwankungen zwischen 0,0206% und 0,0417%. J. Reiset\u2019s 8 sehr sorgf\u00e4ltige Versuche ergeben besonders geringe Schwankungen, indem die Differenz seiner Maxima und Minima 0,003% nicht \u00fcbersteigt. Sein Mittelwerth ist an der Meeresk\u00fcste 0,02942%, in Paris 0,03027%.\nDie ziemlich erhebliche Aenderung, welche die Sauerstoffaufnahme in Speck\u2019s Versuchen durch Aenderung der Athemmechanik erf\u00e4hrt, erkl\u00e4rt er selbst bei der kurzen Versuchsdauer (3\u20144 Min.), zum Theil aus der ge\u00e4nderten Zusammensetzung der Residualluft.9 Pfl\u00fcger10 fand bei Versuchen an Kaninchen, welche er abwechselnd je % Stunde selbst athmen liess und dann durch k\u00fcnstliche Respiration apnoisch machte, die Sauerstoffaufnahme fast ganz constant. Sie betrug bei eigner Athmung 202,5 cc, bei k\u00fcnstlicher 207 cc, die Kohlens\u00e4ureausscheidung dagegen stieg von 142,5 cc auf 205,5 cc in der Apnoe. Finkler und Oertmann11 finden beim Uebergang zur\n1\tBunsen, Gasometrische Methoden. S. 77 ff. Braunschweig 1857.\n2\tR\u00e9gnault u. Reiset, Recherches sur la respiration, p. 45. Paris 1849.\n3\tJolly, Wiedemann\u2019s Ann. 1879. Nr. 4. S. 520.\n4\tE. W. Morley, Amer, journ. of scienc. 3 ser. XVIII. p. 168.\n5\tWalther Hempel, Neue Methoden zur Analyse der Gase. S. 119. Braunschweig 1880.\n6\tFranz Schulze, T\u00e4gliche Beobachtungen \u00fcber den Kohlens\u00e4uregehalt der Atmosph\u00e4re zu Rostock. Festschrift f\u00fcr die 44. Vers, deutscher Naturforscher in Rostock.\n7\tHaesselbarth u. Fittbogen, Landw. Jahrb. VIII. S. 669. 1879.\n8\tJ. Reiset, Compt. rend. 1879. p. 1007.\n9\tSpeck, Arch. f. ges. Physiol. XIX. S. 171.\n10\tE. Pf\u00fcger, Ebenda. XIV. S. 1. 1877.\n11\tFinkler u. Oertmann, Ebenda. XIV. S. 38.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 2. Cap. Der Gasaustausch zwischen Blut etc.\nApno\u00eb eine scheinbare Verminderung, beim Uebergange zur spontanen Athmung eine gleich grosse scheinbare Vermehrung des Sauerstoffverbrauchs; sie konnten aber nachweisen, dass dies nur auf ge\u00e4nderter Stellung des Zwerchfells beruht, und dass die wirkliche Sauerstoffaufnahme ins Blut des Versuchstieres bei der Apno\u00eb und normaler Athmung identisch sind.\nDurch eine Kritik der Versuche Lossen\u2019s und Berg\u2019s kommt Pfl\u00fcger 1 zu dem Schl\u00fcsse, dass auch die Kohlens\u00e4ureausscheidung des Menschen nur in der ersten Zeit nach Aenderung des Athem-typus die von Vierordt entdeckten Unterschiede zeigt, dass diese aber, schon nach xj\\ st\u00e4ndiger Dauer des Versuchs, ann\u00e4hernd den normalen Verh\u00e4ltnissen Platz gemacht haben. \u2014\nVoit 2 urgirt, dass die verschiedenen Grade der Anstrengung der Athemmusculatur in Lossen\u2019s Versuchen kleine reelle Aenderungen der Koklens\u00e4ureproduction zur Folge haben, und theilt eine neue hierauf bez\u00fcgliche Versuchsreihe von Feder mit.\nSoweit die Ver\u00e4nderungen des Gaswechsels bei forcirtem Athmen wesentlich nur in einer Aenderung des Gasvorraths in Blut und Geweben ihren Grund haben, m\u00fcssen sie bei R\u00fcckkehr zum ungezwungenen Athemtypus durch entgegengesetzte Aenderungen eom-pensirt werden. Dementsprechend findet Speck 3 folgende Mittelwerth e :\n\tLuftvolum in\teiner Minute\tIn der Minute\t\n\teingeathmet\tausgeatkmet\texhalirte CO-i\tabsorb. Sauerstoff\n\tcc\tcc\tcc\tcc\nNach forcirtem Athmen, nach Bed\u00fcrf-niss athmend . . .\t5593\t5453\t191\t325\nNormal athmend . .\t7527\t7483\t315\t362\nWillk\u00fcrlich forcirt athmend\t\t17502\t17647\t562\t437\nWir haben bisher nur die wesentlichste Ver\u00e4nderung der Luft in den Lungen, die Aufnahme von Kohlens\u00e4ure und die Abgabe von Sauerstoff betrachtet. Die Frage, ob auch der Stickstoffgehalt eine Ver\u00e4nderung erf\u00e4hrt, soll sp\u00e4ter er\u00f6rtert werden. \u2014\nWichtig f\u00fcr die Oekonomie des K\u00f6rpers ist die ihm mit der\n1\tPfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. XIY. S. 1.\n2\tVoit, Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 57 u. 94.\n3\tSpeck, Schriften d. Ges. z. Bef\u00f6rcl. d. ges. Naturw. zu Marburg. X. S. 39.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Die chemische Zusammensetzung der Exspirationsluft.\n113\nexspirirten Luft entf\u00fchrte Wassermenge. W\u00e4hrend der Wassergehalt der inspirirten Luft mit der Temperatur und Feuchtigkeit der Atmosph\u00e4re in weiten Grenzen schwankt, scheint die exspirirte f\u00fcr ihre Temperatur mit Wasserdampf ges\u00e4ttigt zu sein. Die Temperatur aber der exspirirten Luft ist immer nur wenig von jener des Blutes verschieden.1 2 In Folge ihres vermehrten Wassergehalts und der erh\u00f6hten Temperatur \u00fcbertrifft das Volum der exspirirten Luft das der inspirirten ; ein Verh\u00e4ltnis, das sich, wie wir oben schon sahen, f\u00fcr die Norm umkehrt, wenn man die Gase auf gleiche Temperatur und den Zustand der Trockenheit reducirt.\nDass die Exspirationsluft geringe Mengen Wasserstoff und Kohlenwasserstoffgas enth\u00e4lt, ist kaum zu bezweifeln, da Luft, in welcher Thiere oder Menschen l\u00e4ngere Zeit verweilt haben, erhebliche Mengen von diesen Gasen enth\u00e4lt.\nUebrigens ist noch nicht ermittelt, wieviel von diesen im Darm-canale gebildeten Gasen, aus diesem direct nach aussen entleert, wieviel nach der Aufnahme in\u2019s Blut durch die Lungen eliminirt wird. Valentin und Brunner 2 konnten in 13 Liter Exspirationsluft, welche vorher von Kohlens\u00e4ure und Wasser befreit waren, nach der Leitung \u00fcber gl\u00fchendes Kupferoxyd keine Bildung von Kohlens\u00e4ure oder Wasser nachweisen. \u2014\nSpuren von Ammoniak wurden vielfach in der Exspirationsluft constatirt.3\nDen Einfluss ge\u00e4nderter Beschaffenheit der Inspirationsluft, ihres wechselnden Drucks und k\u00fcnstlicher Aenderungen ihrer Zusammensetzung, auf die Exspirationsluft besprechen wir sp\u00e4ter im Cap. VI.\n1\tLavoisier et Seguin, Premier m\u00e9moire sur la transpiration des animaux; oeuvres de Lavoisier. IL p. 709. Paris 1862. \u2014 Valentin, Lehrb. d. Physiol, d. Menschen. I. S. 530 ff. Braunschweig 1844.\n2\tValentin\u2019s Lehrb. I. 572.\n3\tMan vergleiche die Arbeiten von R\u00e9gnault u. Reiset, Recherches sur la respiration des animaux, p. 207; Thiry, Ztschr. f. rat. Med. (3) XVII. S. 166; Zabelin, Ann. d. Chem. u. Pharm. LXXX. S. 54; K\u00fchne u. Strauch, Centralbl. f. d. med.Wiss. 1864. S. 561 u. 577 ; Lossen, Ztschr. f. Biologie. I. S. 207 ; Reuling, Ueber den Ammoniakgehalt der exspirirten Luft. Giessen 1854; Schotin, Arch. f. physiol. Heilk. XII. S. 170; Hubert Grouven, Zweiter Ber. \u00fcber d. agriculturchem. Versuchsstation zu Salzm\u00fcnde. S. 119. Berlin 1864; M. Bachl, Ztschr. f. Biologie. V. S. 61. 1869.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IVa.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114 ZuntZj Der respiratorische Gaswechsel. 3. Cap. Haut- u. Darmathmung.\nDRITTES CAPITEL.\nHaut- und Darmathmung.\nWo auch immer das Blut mit der Atmosph\u00e4re oder mit gashaltigem Wasser in Contact kommt, muss, in derselben Weise wie in der Lunge, ein auf Ausgleich etwaiger Spannungs\u00e4nderungen hinzielender Diffusionsstrom der Gase auftreten. Die so zu Stande kommenden respiratorischen Vorg\u00e4nge, die Haut- und Darmathmung, sind bei manchen niederen Thieren allein zur Unterhaltung des Stoffwechsels hinreichend, w\u00e4hrend sie beim Menschen und den S\u00e4uge-thieren neben der Lungenathmung von geringer Bedeutung sind.\nHoppe-Seyler 1 ist sogar geneigt, einen grossen Theil der von der Haut ausgeschiedenen Kohlens\u00e4ure nicht als wirklich exspirirt zu betrachten, vielmehr faulige Zersetzungen auf der Oberfl\u00e4che als ihre Quelle anzusehen, eine Annahme, gegen welche vor allen Dingen die im Folgenden zu besprechende Abh\u00e4ngigkeit der ausgeschiedenen Kohlens\u00e4uremengen von verschiedenen physiologischen Zust\u00e4nden anzuf\u00fchren ist. F\u00fcr das Vorhandensein eines Gasaustausches zwischen Blut und Atmosph\u00e4re durch die Haut ist auch die schon von Abernethy'1 2 erkannte Umkehr des Processes bei hoher Kohlens\u00e4urespannung in der umgebenden Luft beweisend, eine Beobachtung, welche durch den Nachweis, dass die verschiedensten gasf\u00f6rmigen K\u00f6rper durch die intacte Epidermis in\u2019s Blut gelangen, erg\u00e4nzt wird.3\nZur Bestimmung der gasf\u00f6rmigen Ausscheidung Seitens der Haut haben Lavoisier und Seguin4 den ganzen K\u00f6rper in einen luftdichten Kautschukbeutel eingeschlossen, und nur Nase und Mund durch ein geeignetes Rohr mit der Aussenwelt in Verbindung gesetzt. Die Methode hat den Mangel, dass nach einiger Zeit die Anh\u00e4ufung der Kohlens\u00e4ure in der eingeschlossenen Luft und deren S\u00e4ttigung mit Wasserdampf, die weitere Abgabe beider Stoffe hindert.\n1\tHoppe-Seyler, Physiol. Chem. III. S. 580. Berlin 1879.\n2\tAbernethy, Surgical and physiological Essays. London 1793\t97. p. 119,\ncitirt nach Reinhard, Ztschr. f. Biologie. Y. S. 28.\t,\n3\tGerlach, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1851. S. 431 (464). - Roehrig, Physiol.\nd. Haut. S. 30 ff. Berlin 1S76.\n4\tOeuvres de Lavoisier, II. p. 708.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Quantitative Werthe der Hautathmung.\n115\nDieser Fehler wurde von Scharling 1 vermieden, indem er den Raum, in welchem die Versuchsperson eingeschlossen war, durch einen Luftstrom ventilirte. Aus seinen Zahlen berechnet sich die 24sttindige Kohlens\u00e4ureausscheidung durch die Haut bei einem erwachsenen Manne auf 32,83 gr, bei Kindern von 10 Jahren auf 10,91 gr, bei einem M\u00e4dchen von 19 Jahren auf 23,94 gr. Der Versuchsanordnung gem\u00e4ss, ist Beimengung von Darmgasen m\u00f6glich, auch macht Scharling selbst auf die M\u00f6glichkeit aufmerksam, dass die, zur Ableitung der Lungenluft dienende, Gesichtsmaske nicht immer ganz luftdicht schloss und dadurch zu hohe Werthe gefunden wurden.\nAm zuverl\u00e4ssigsten d\u00fcrften, wegen der Vollkommenheit der Ventilation und der Genauigkeit des analytischen Verfahrens, die Versuche von Aubert und Lange1 2 sein, in denen nur der Kopf aus dem luftdicht schliessenden Kasten, welcher den ganzen K\u00f6rper umgab, hervorragte. Im Mittel berechnen sie die 24 st\u00e4ndige Kohlens\u00e4ureausscheidung auf etwa 4 gr. Sie zeigte eine erhebliche Abh\u00e4ngigkeit von der Temperatur der umgebenden Luft und stieg mit dieser von 2,9 gr. bei 29,6\u00b0 C. bis 6,3 gr. bei 33,0\u00b0 C.\nDie Kohlens\u00e4ureausscheidung scheint an verschiedenen K\u00f6rperregionen verschieden zu sein. In einer Reihe Bestimmungen, welche Aubert und Lange f\u00fcr die Hand ausf\u00fchrten, w\u00fcrde sich aus dem Verh\u00e4ltniss ihrer Oberfl\u00e4che zu der des Gesammtk\u00f6rpers die Kohlens\u00e4ureausscheidung des letzteren auf nur 1,25 gr. p. d. berechnen.3\nMit Recht erkl\u00e4rte es demnach Aubert f\u00fcr unzul\u00e4ssig, aus dem Gaswechsel einer beschr\u00e4nkten Hautstelle auf den der gesammten Haut zu schliessen. Dennoch sind die nach der letzteren Methode angestellten Versuche von Gerlach4, Reinhard5, R\u00f6hrig6 7, Fubini und Ronchi 7 werthvoll, weil sie die Abh\u00e4ngigkeit der Hautatkmung von verschiedenen Variabein erkennen lassen.\nGerlach, sowie R\u00e9gnault und Reiset, sind die Einzigen, welche auch die Sauerstoffaufnahme durch die Haut untersuchten. Des er-steren Versuche an Menschen, Pferden und Hunden lehren, dass die Menge des durch die Haut aufgenommenen Sauerstoffs immer erheb-\n1\tE. A. Scharling, Journ. f. pract. Chem. XXXYI. S. 454. 1845. (Aus den Schriften derkgl. d\u00e4nischen Ges. d. Wiss.)\n2\tAubert, Arch. f. d. ges. Physiol. YI. S. 539. 1872.\n3\tHier kommt auch wohl in Betracht, dass in der die Hand umgebenden Kapsel die Temperatur schwerlich so hoch stieg als in dem Holzkasten, in welchem die Versuchsperson ganz eingeschlossen war.\n4\tGerlach, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1851. S. 433.\n5\tReinhard, Ztschr. f. Biologie. Y. S. 28. 1869.\n6\tR\u00f6hrig, Deutsche Klinik. 1872. S. 209 ; Physiologie d. Haut. S. 12 ff. Berlin, Hirschwald, 1876.\n7\tFubini u. Ronchi, Molesch. Unters. XII. S. 1. 1878.\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116 Zuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 3. Cap. Haut- u. Darmathmung.\nlieh hinter der ausgeschiedenen Kohlens\u00e4ure zur\u00fccksteht. Auf 100 cc Sauerstoff kommen 128 bis 610 cc Kohlens\u00e4ure. In den wenigen Versuchen von R\u00e9gnault und Reiset 1 ist das Volum des durch die Haut aufgenommenen Sauerstoffs fast genau gleich dem der ausgeschiedenen CO2. Die absolute Gr\u00f6sse der C02 - Ausscheidung durch Haut und Darm betrug bei Hunden, Kaninchen und H\u00fchnern 0,35 bis 1,7% der gesammten exhalirten COo.\nBeim Menschen ist die Hautathmung lebhafter als beim Pferd und Hund. Durch Muskelanstrengung wird sie gesteigert. Ferner wirken steigernd eine Reihe von Momenten, welche die Haut blutreicher machen, Frottiren, Elektricit\u00e4t, warme B\u00e4der (R\u00f6hrig).\nFubini und Ronchi finden das Verh\u00e4ltniss der COi - Exhalation durch die Haut im Dunkeln und Hellen 100 : 113 ; bei n\u00fcchternem Zustande und w\u00e4hrend der Verdauung wie 100: 112; bei animalischer und vegetabilischer Kost wie 100 : 116.\nBei Esmarch\u2019scher Blutleere des Gliedes sinkt die Kohlens\u00e4ure-exhalation um %. Dyspnoe in Folge Katarrhs der Luftwege erh\u00f6ht nach R\u00f6hrig die CO-i - Ausscheidung der Haut fast aufs Doppelte.\nBei vielen niederen Thieren spielt die Hautathmung eine weit erheblichere Rolle als beim Menschen, wie dies zuerst die sch\u00f6nen Experimente Spallanzani\u2019s1 2 3 lehrten. Er fand, dass Fr\u00f6sche nach Exstirpation der Lungen ziemlich lange leben und l\u00e4nger in reinem Sauerstoff als in Luft, und dass sie in diesem Zustande fortfahren, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlens\u00e4ure abzugeben.\nSp\u00e4ter fanden R\u00e9gnault und Reiset 3 den respiratorischen Gaswechsel der Fr\u00f6sche nach Exstirpation der Lungen ganz unver\u00e4ndert.\nW. F. Edwards4 erg\u00e4nzte die Angaben Spallanzani\u2019s dahin, dass nur bei niederer Temperatur die Hautathmung allein gen\u00fcgt, um Fr\u00f6sche dauernd am Leben zu erhalten. Er zeigte ferner, dass die Hautathmung in lufthaltigem Wasser so gut wie an der Luft vor sich geht. Vollst\u00e4ndig untergetaucht bleiben Fr\u00f6sche in fliessendem Wasser am Leben, so lange die Temperatur nicht \u00fcber 12\u00b0 C. steigt.\nWeitere Beobachtungen und Literaturangaben, die Hautathmung der Amphibien betreffend, finden sich in der Dissertation von Berg5.\nSeine quantitativen Untersuchungen ergaben meist nach Ent-\n1\tR\u00e9gnault u. Reiset a. a. O. S. 209.\t,\n2\tSpallanzani, Sur la respiration trad, par J. Senebier. p. 71 u. 114. Geneve\n1803.\n3\tR\u00e9gnault u. Reiset 1. c. p. 118.\t.\n4\tW. F. Edwards, De Pinfluence des agents physiques sur la vie. p. 12 u. 41\u2014b2.\nP\u00e2ris\n5\tWoldemar Berg, Unters, \u00fcb. d. Hautathmung d. Frosches. Dorpat 1868.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Variation durch \u00e4ussere Bedingungen, nach den Thierclassen.\n117\nfernung der Lungen ein erhebliches Sinken der CO2-Exhalation, im Gegensatz zu R\u00e9gnault und Reiset\u2019s eben erw\u00e4hntem Befunde.\nDie ziemlich geringe Hautathmung der Fische haben, nach Spallanzani, Humboldt und Proven\u00e7al1, in j\u00fcngster Zeit Quincaud2 3 untersucht. Collard de Martigny 3 behauptet, in Uebereinstimmung mit mehrfachen \u00e4lteren Angaben, dass zu Zeiten von der Haut se-cernirtes Gas sich in Bl\u00e4schen auf der Oberfl\u00e4che ansammele. Ueber Wasser aufgefangen, zeigte sich das Gas aus Stickstoff und Kohlens\u00e4ure in wechselnden Proportionen zusammengesetzt ; es enthielt niemals Sauerstoff.\nDie Abgabe von Wasserdampf durch die Haut ist sehr bedeutend, betr\u00e4gt durchschnittlich das Doppelte der Wasserabgabe durch die Lungen ; sie schwankt \u00fcbrigens in weiten Grenzen mit der Temperatur, dem Wassergehalte und der Bewegung der umgebenden Luft.4\nEine \u00e4hnliche Bedeutung, wie sie die Haut f\u00fcr die Athmung vieler niederen Thiere besitzt, hat der Darm f\u00fcr das Respirationsgesch\u00e4ft gewisser Fische.5 Der Cobitis fossilis kommt h\u00e4ufig auf die Oberfl\u00e4che des Wassers, um Luft zu schlucken. Wenige Secun-den nach der Aufnahme wird ein Luftquantum durch den After entleert, niemals aber erfolgt eine solche Ausleerung, wenn nicht kurz vorher Luft aufgenommen wurde. Die aus dem Darme entleerte Luft besteht nach Baumert bei normal athmenden Fischen im Mittel aus:\n87,18% N, 12,03% 0, 0,79% C02.\nWenn man die Thiere Stunden lang verhindert, zur Oberfl\u00e4che des Wassers aufzusteigen, wurde in der ersten Stunde nach Wiederbeginn der Darmathmung eine noch sauerstoff\u00e4rmere Luft (7,94%) entleert, jedoch ohne dass zugleich ihr Gehalt an Kohlens\u00e4ure gestiegen war. Es scheint demgem\u00e4ss die Tension der Kohlens\u00e4ure im Blute dieser Fische normal viel niedriger, als in dem der S\u00e4ugethiere, zu sein. Erman6 beobachtete am blossgelegten Darm der Fische den Effect des Luftschluckens auf die Farbe des ven\u00f6sen Blutes. Schluckte der Fisch Sauerstoff, so wurde das Blut der Darmvenen und der Leber\n1\tHumboldt 11. Proven\u00e7al, Schweigger\u2019s Journ. I. S. 86 (112). 1811.\n2\tQuincaud, Compt. rend. LXXVI. p. 9.\n3\tCollard de Martigny in Magendie\u2019s Journ. d. physiol, exp\u00e9r. etpathol. X. p. 162. 1830; als fr\u00fchere Beobachter werden hier angef\u00fchrt: Graf v. Milly (1777), Cruikshank Jurinne, Abernethy, Trousset.\n4\tVgl. C. Reinhard, Ztschr. f. Biologie. V. S. 39; Weyrich, Die unmerkliche Wasserverdunstung der menschl. Haut. Leipzig 1862.\n5\tErman Gilbert\u2019s Ann. d. Physik. XXX. S. 113. 1808; Baumert, Chemische Unters, \u00fcber die Respiration des Schlammpeitzgers. Breslau, Hirt. 1855.\n6\tErman a. a. O. S. 157.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118 Zuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 4. Cap. Gaswechselmessung.\nalsbald scharlackrotk, w\u00e4hrend es nach Wasserstoff oder Stickstoff schwarz wurde.\nDie Darmschleimhaut des Cobitis ist f\u00fcr das Athemgeseh\u00e4ft in ihrem Baue modificirt. Nach Leydig1 2 erhebt sie sich in viele niedrige Falten, ist dabei ohne alle Dr\u00fcsenbildung und scheint gar kein Epithel zu besitzen. Dabei ist die Schleimhaut von einem so dichten Gef\u00e4ssnetz durchzogen, dass sie nur aus Blutcapillaren und etwas homogener Bindesubstanz als Tr\u00e4ger derselben zu bestehen scheint.\u201c \u2014\nEs ist diese Umwandlung des Darmcanals f\u00fcr respiratorische Zwecke deshalb interessant, weil sie uns zeigt, dass das Wesentliche an einem respiratorischen Organ die grosse, blutgef\u00e4ssreiche Oberfl\u00e4che ist, und dass keinerlei Epithel bei seiner Function mitspielt.\nDer Darm der hohem Wirbelthiere nimmt insofern Antheil an der Athmung, als gelegentlich verschluckte Luft ihren Sauerstoff dem in den Darmwandungen circulirenden Blute abgibt, und eventuell Kohlens\u00e4ure aus diesem aufnimmt. Paul Bert 2 fand, dass 3 t\u00e4gige K\u00e4tzchen nach Verschluss der Trachea 21 Minuten lebten, wenn Luft durch ihren Darmkanal geblasen wurde; sonst nur 13 Minuten.\nDie Gase, welche im Darmcanale durch G\u00e4hrungen entstehen, gelangen ebenfalls zum Theil ins Blut und auf diesem Wege in die Exspirationsluft.\nVIERTES CAPITEL.\nMethoden den Gaswechsel zu messen.\nDie Erkenntniss der geringen Bedeutung, welche, beim Menschen und den Warmbl\u00fctern wenigstens, die neben der Lunge-wirkenden respiratorischen Fl\u00e4chen haben, gestattet uns, die Lungen allein zu ber\u00fccksichtigen, ohne dabei einen wesentlichen Fehler in der Bestimmung des gasf\u00f6rmigen Stoffwechsels zu machen.\nIn Folge dessen gestalten sich die Methoden der Untersuchung der Exspirationsluft, wenn sie, ausser der procentischen Zusammensetzung, auch deren Menge bestimmen, zugleich zu solchen, welche den respiratorischen Gaswechsel messen. Diese Messung wird aber um so zweifelhaftere Resultate geben, je k\u00fcrzer die Zeit ist, w\u00e4hrend deren sie ausgef\u00fchrt wurde.\n1\tLeydig, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1853. S. 3.\n2\tP. Bert, Physiol, comp, de la respiration, p. 173. Paris 1870.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Aufz\u00e4hlung der Methoden.\n119\nIn Folge dessen sind die Schl\u00fcsse, welche Davy1, Allen und Pepys2, Prout3, Mac Gregor4, Wertheim5 und manche andere aus derartigen Versuchen Uber den Gaswechsel des Menschen unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen ableiteten, durchaus unbrauchbar, w\u00e4hrend Vierordt6, Speck7, Lossen5, Berg9, Leyden 10 in Folge der grossem Sorgfalt, mit der nicht nur die Analyse der Exspirationsluft, sondern auch die Bestimmung der Athemgr\u00f6sse, von ihnen vorgenommen wurde, mehr oder weniger brauchbare Resultate erhielten. Ohne das Volum der Exspirationsluft zu kennen, findet man die Gr\u00f6sse des Gaswechsels, wenn man ein Luftquantum von bekannter Gr\u00f6sse, in welchem sich das Versuchsindividuum eine gewisse Zeit hindurch befindet, zu Anfang und zu Ende dieser Zeit analysirt.\nDer Nachtheil dieses von Lavoisier und Laplace11 benutzten Verfahrens liegt in den St\u00f6rungen, welche der Respirationsprocess nach kurzer Zeit durch die ge\u00e4nderte Beschaffenheit der Athemluft erf\u00e4hrt. Trotz dieser schwerwiegenden Bedenken ist diese einfachste Methode noch in neuerer Zeit mehrfach benutzt worden. Hierzu geeignete Apparate haben unter anderen Berthollet12, Legallois 13, Valentin14 angegeben. Aehnliche Apparate haben Spallanzani, Claude Bernard15, Friedlaender und Herter16, Stroganow17 benutzt, um die oben angedeuteten St\u00f6rungen zu studiren, welche auf-treten, wenn ein Thier l\u00e4ngere Zeit ein abgesperrtes Luftquantum athmet.\nZur Vermeidung jener St\u00f6rungen hat man zwei Wege eingeschlagen. Man entzieht entweder der Luft die gebildete Kohlens\u00e4ure fortw\u00e4hrend und l\u00e4sst daf\u00fcr reinen Sauerstoff nachstr\u00f6men oder man\n1\tDavy, Gilbert\u2019s Ann. XIX. S. 298.\n2\tAllen u. Pepys, Philos. Transact. 1808. p. 249, 1809. p. 404.\n3\tProut, Schweigger\u2019s Journ. XV. 1814.\n4\tGregor, Ann. d. chim. et d. physiol. (3) II. p. 538. 1841.\n5\tWertheim, Deutsch. Arch. f. klin. Med. XV; Wiener med. Woch. 1878 Nr. 32. 31. 35.\n6\tVierordt, Physiol, d. Athmens. Karlsruhe 1845.\n7\tSpeck, Unters, \u00fcber Sauerstoffverbrauch u. Kohlens\u00e4ureausathmung d. Menschen. Cassel 1871 ; ferner Arch. f. exper. Pathol, u. Pharm. II. S. 405 u. XII. S. 1.\n8\tLossen, Ztschr. f. Biologie. II. S. 244. 1866.\n9\tBerg, Dorpater Diss. u. Deutsch. Arch. f. klin. Med. VI. S. 291. 1869.\n10\tLeyden, Deutsch. Arch. f. klin. Med. VIL S. 536.\n11\tOeuvres de Lavoisier. II. p. 326.\n12\tC. L. Berthollet,' Gehlen, Journ. f. Chem., Physik u. Min. V. S. 3SS. 1808.\n13\tLegallois, Schweigger\u2019s Journ. XX. S. 113. 1817.\n14\tG. Valentin, Die Einfl\u00fcsse der Vagusl\u00e4hmung auf die Lungen und Hautausd\u00fcnstung. Frankfurt a. M., Meidinger, 1857 ; Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. V. S. 143. 1876.\n15\tCl. Bernard, Le\u00e7ons sur les effets des substances toxiques, p. 130. 1857.\n16\tFriedl\u00e4nder u. Herter, Ztschr. f. physiol. Chemie. III. S. 19.\n17\tStroganow, Arch. f. d. ges. Physiol. XII. S. 1S. 1876.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120 Zuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 4. Cap. Gaswechselmessung.\nventilirt den Versuchsraum durch einen best\u00e4ndigen Luftstrom, wobei die Gr\u00f6sse dieses Stroms gemessen und die Zusammensetzung der ein- und ausstr\u00f6menden Luft quantitativ ermittelt werden muss. Das erstere von Lavoisier und Seguin 1 benutzte Princip erhielt von R\u00e9gnault und Reiset seine vollkommene Ausbildung und liegt auch den neueren Apparaten von Hoppe - Seyler 2, Pfl\u00fcger3, Seegen und Nowak4, zu Grunde.\nModificationen des zweiten, auch von Lavoisier5 erfundenen, Verfahrens benutzte Allen und Pepys6, Dulong7, Despretz8, Bous-singault9, Scharling10, Senator1 11, Liebermeister12; es erreichte seine vollkommenste Ausbildung in dem grossen PETTENKOFER\u2019schen Respirationsapparate.\nBeide Wege, dem Thiere stets normale Luft zum Athmen zuzuf\u00fchren, sind auch in der Weise modifient angewendet worden, dass man die Lungenathmung allein untersuchte, indem man den Gasraum, entweder mit einer vor Mund und Nase luftdicht schliessenden Maske, oder direct mit der er\u00f6tfneten Trachea des Thieres, in Verbindung setzte. Derartige Apparate wurden von Andral und Gavar-ret 13 f\u00fcr den Menschen und in Ludwig\u2019s und Pfl\u00fcger\u2019s Laboratorien in verschiedenen (S. 128) zu beschreibenden Modificationen f\u00fcr Thiere angewendet.\nWir k\u00f6nnen hier von den zahlreichen nach den genannten Principien construirten Apparaten nur die vollkommensten, resp. diejenigen, welche zu besonders wichtigen Resultaten gef\u00fchrt haben, besprechen.\nR\u00e9gnault und Reiset14 brachten ihre Versuchsthiere unter eine hermetisch verschlossene tubulirte Glasglocke A. Durch den Tubulus\n1\tOeuvres de Lavoisier. II. p. 693.\n2\tStroganow, Arch. f. d. ges. Physiol. XII. S. 18. 1876.\n3\tG. Colasanti, Ebenda. XIV. S. 92. 1877.\n4\tSeegen u. Nowak, Ebenda. XIX. S. 347.\n5\tLavoisier et Laplace, 1. c. p. 327.\n6\tAllen u. Pepys, Philos. Transact. Part. II. p. 404. 1809.\n7\tDulong, Ann. d. chim. et d. phys. (3) I. p. 440. 1841.\n8\tC\u00e9s. Despretz, Ann. d. chim. et d. phys. XXVI. p. 337. 1824.\n9\tBoussingault, Ibid. (3) XL p. 433. 1844 ; Journ. f. pract. Chem. XXXV. S. 402.\n1845.\n10\tE. A. Scharling, Liebig\u2019s Ann. d. Chem. u. Pharm. XLV. S. 214. 1843.\n11\tSenator, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1872. S. 1.\n12\tLiebermeister, Deutsch. Arch. f. klin. Med. VII. S. 75. 1870.\n13\tAndral u. Gavarret, Recherches sur l\u2019acide carbon, exhal\u00e9. Paris 1843.\n14\tR\u00e9gnault et Reiset, Ann. d. chim. et d. phys. (3) XXVI. 1849, auch separat unter dem Titel : Recherches chimiques sur la respiration des animaux des diverses classes. Paris, Bachelier, 1849. Uebers. in den Ann. d. Chem. u. Pharm. LXXIII. S. 92. 129. 257. 1850.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Apparat von R\u00e9gnault u. Reiset.\n121\ncommuniciren vier R\u00f6hren mit dem Innern der Glocke. Zwei davon, eine bis zum Boden reichende und eine oben m\u00fcndende, communi-ciren mit dem Kohlens\u00e4ureabsorptionsapparat, die dritte f\u00fchrt aus\nden Ballons A7 reinen Sauerstoff als Ersatz des verbrauchten zu, die vierte communicirt mit einem Manometer ac.\nDer Absorptionsapparat f\u00fcr die Kohlens\u00e4ure besteht aus den beiden mit einander durch einen Gummischlauch communicirenden","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122 Zuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 4. Cap. Gaswechselmessung.\nGlasballons C, welche an einem Balancier derart aufgeh\u00e4ngt sind, dass immer der eine Cylinder emporgehoben wird, w\u00e4hrend der andere sinkt, und umgekehrt. Beim Steigen des einen Cylinders tritt die Lauge durch die Communication in den andern, verdr\u00e4ngt die in diesem enthaltene, und jetzt von Kohlens\u00e4ure befreite, Luft in die Thierglocke, w\u00e4hrend aus dieser ein gleiches Quantum Luft in den sich von Lauge entleerenden Cylinder eingesaugt wird. \u2014\nDer Sauerstoff in dem Beh\u00e4lter N ist durch concentrirte Chlorcalciuml\u00f6sung abgesperrt und wird durch die, aus dem Beh\u00e4lter PQ mit constantem Niveau, nachfliessende L\u00f6sung in den Thierbeh\u00e4lter verdr\u00e4ngt. Die Versuche wurden jedesmal so lange fortgesetzt, bis der Inhalt von drei Sauerstoffreservoiren verbraucht war. Das U-Rohr r\"(V dient zum Nehmen von Luftproben. \u2014 Reiset1 2 3 machte den beschriebenen Apparat durch entsprechende Aenderung seiner Formen und Dimensionen f\u00fcr mittelgrosse landwirthschaftliche Nutzthiere brauchbar.\nDie Kohlens\u00e4ureabsorption erfolgt in dem Apparate von R\u00e9gnault und Reiset nicht rasch genug, so dass zuweilen das Thier eine mehrere Procent Kohlens\u00e4ure enthaltende Luft respiriren muss. Diesen Uebelstand haben Pfl\u00fcger und Hoppe-Seyler dadurch beseitigt, dass sie die Ventilation des Athemraumes lebhafter machten. Sie bewirkten dieselbe durch zwei von einem Balancier abwechselnd in Quecksilber auf- und niederbewegte Glascylinder, welche die Luft durch Kalilauge enthaltende M\u00fcLLER\u2019sche Ventile trieben. Jolyet und Regnard 2 f\u00fcgten zu demselben Zwecke dem REGNAULT\u2019schen Apparate eine Kalilauge enthaltende Flasche bei, welche durch einen Wassermotor best\u00e4ndig aufs Lebhafteste gesch\u00fcttelt wurde. \u2014\nPettenkofer 3 macht dem REGNAULT\u2019schen und allen nach demselben Principe construirten Apparaten den Vorwurf, dass sich in ihnen, in Folge der Luftstagnation, \u00fcbelriechende und die Gesundheit sch\u00e4digende Exhalationsproducte ansammeln, welche durch die Kalilauge nicht entfernt werden.\nSeegen und Nowak4 fanden diesen Vorwurf begr\u00fcndet, indem die Versuchstiere nach mehrt\u00e4gigem Aufenthalte in ihrem Apparate krank wurden. In ihren sp\u00e4teren Versuchen wurde deshalb die Luft, ehe sie aus den Kaliapparaten wieder in den Aufenthaltsraum des Thieres zur\u00fcckkehrte, durch ein Verbrennungsrohr geleitet.\n1\tReiset, Ann. d. chim. et d. phys. (3) LXIX. p. 129. 1863.\n2\tBeschrieben und abgebildet bei Regnaed , Recherches sur les variations des combustions respiratoires, p. 274. Paris, Delahaye & Cie. 1879.\n3\tPettenkofee, Ann. d- Chem. u. Pbarm. Suppl. II.\n4\tSeegen u. Nowak, Arch. f. d. ges. Physiol. XIX. S. 347.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Modificationen des Apparats von R\u00e9gnault. \u2014 Scharling\u2019s Methode. 123\nDiese Vervollkommnung des Apparates hat sich bew\u00e4hrt. Die Thiere blieben dauernd gesund.\nPettenkofer und Voit 1 glauben \u00fcbrigens in ihrer Kritik der SEEGEN-NowAK\u2019schen Untersuchung, dass nicht allein die Exhalations-producte des Thieres, sondern mehr noch, dem Sauerstoff von der Bereitung her beigemengtes Chlorgas, das sch\u00e4dliche Moment in den Versuchen von Seegen und Nowak darstellt. \u2014\nAus der Kategorie jener Respirationsapparate, welche durch einen best\u00e4ndigen Luftstrom ventilirt werden, sei der von Despretz, welcher, ebenso wie der analoge von Dulong, zugleich als Calorimeter dient, hier beispielsweise beschrieben.\nAus einem, genaue Ablesung gestattenden, Wassergasometer wird die Luft in den Thierbeh\u00e4lter gedr\u00e4ngt, aus diesem str\u00f6mt sie in ein Quecksilbergasometer, dessen Inhalt zu Ende des Versuchs an einer Skala abgelesen wird, worauf man die n\u00f6thigen Proben zur Analyse entnimmt. \u2014\nScharling 1 2 3, welcher nur die Kohlens\u00e4ureausscheidung ber\u00fccksichtigte, liess die Luft durch Liebig\u2019s Kaliapparat in den Athem-raum, einen grossen h\u00f6lzernen Kasten von etwa 1 cbm Inhalt, mit dicht verkitteten Fugen, eintreten, und dieselbe beim Verlassen desselben concentrirte Schwefels\u00e4ure, dann gewogene Kaliapparate gr\u00f6ssten Massstabes passiren. Ausserdem wurde zu Anfang und zu Ende des Versuchs eine Probe der Kastenluft \u00fcber Quecksilber aufgefangen und gasometrisch untersucht.\nDer Verdacht unvollkommener Absorption in Folge des m raschen Passirens der grossen Luftmengen durch die Kugelapparate ist kaum abzuweisen, wird sogar direct best\u00e4tigt durch die Angabe des Autors, dass Kalkwasser, welches unter den Recipienten der zwei Luftpumpen, welche die Ventilation besorgten, stand, an der Oberfl\u00e4che getr\u00fcbt wurde.\nDie Unm\u00f6glichkeit, so grossen Luftmengen die Kohlens\u00e4ure und den Wasserdampf quantitativ genau zu entziehen, veranlasste Pettenkofer, von dem genau gemessenen, dem Athemapparate entstr\u00f6menden Luftquantum, nur einen kleinen aliquoten Theil der Analyse zu unterwerfen, und daraus auf das Ganze zu schliessen. Die ausserordentlich feine von Pettenkofer 3 erfundene Titrirung der Kohlens\u00e4ure mittels Barytwasser versprach wohl gen\u00fcgend exacte Resultate, wenn\n1\tPettenkofer u. Voit, Ztschr. f. Biologie. XVI. S. 508. 1880.\n2\tScharling, Ann. d. Chem. u. Pharm. XLV. S. 214. 1843.\n3\tPettenkofer, Ztschr. f. analyt. Chemie. I. 1866.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124 Zuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 4. Cap. Gaswechselmessung.\nauch nur 74000 der gesammten Luft zur Kohlens\u00e4urebestimmung verwendet wurde.\nPettenkofer 1 stellte sich bei Construction seines speciell f\u00fcr Versuche an Menschen bestimmten Respirationsapparates die Aufgabe, die Athmung in einer von der normalen denkbar wenig abweichenden Atmosph\u00e4re vor sich gehen zu lassen. Die hierzu n\u00f6thige lebhafte Ventilation wurde durch zwei, in best\u00e4ndiger Bewegung befindliche, m\u00e4chtige Saugcylinder bewirkt, welche aus dem 12,7 cbm. fassenden zimmerartigen Beh\u00e4lter, in welchem sich das Versuchsobject befand, in der Stunde 15\u201475 cbm Luft aspiriren. Die genaue Messung dieses Luftstromes besorgt eine sorgf\u00e4ltig geaichte Gasuhr. Der Ersatz der ausgesaugten Luft erfolgt, indem durch die Fugen der Th\u00fcre des Athembeh\u00e4lters die umgebende Atmosph\u00e4re eindringt. \u2014\nDurch kleine Saug- und Druckpumpen wird dem grossen Luftstrome best\u00e4ndig ein, w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer m\u00f6glichst constanter, Bruchtheil zur Analyse entnommen.\nDiese Probe streicht durch tarirte K\u00f6lbchen, welche Bimstein, mit st\u00e4rkster Schwefels\u00e4ure getr\u00e4nkt, zur Aufnahme des Wasserdampfs enthalten, und perlt dann in einzelnen Blasen durch lange, mit titrirter Barytl\u00f6sung beschickte R\u00f6hren, um schliesslich durch eine kleine Gasuhr gemessen zu werden. Mit dem genannten identische Pumpapparate entnehmen fortw\u00e4hrend Luft aus der Umgebung des Apparates, um deren CO2- und Hi O-Gehalt zu bestimmen.\nIn manchen Versuchen dient noch ein weiteres Pumpenpaar dazu, eine Luftprobe durch ein Verbrennungsrohr und dann durch, den eben beschriebenen gleiche, Absorptionsapparate f\u00fcr Wasser und Kohlens\u00e4ure zu leiten. Aus dem durch die Verbrennung erzeugten Plus an Kohlens\u00e4ure und Wasser werden die in der Exspirationsluft enthaltenen brennbaren Gase, Wasserstoff und Sumpfgas berechnet.1 2\nDie PETTENKOFER\u2019sche Bestimmung der Kohlens\u00e4ure mittels titrirten Barytwassers ist so genau, dass Controlversuche den Fehler der Kohlens\u00e4urebestimmung kleiner als 3 \u00b0/o ergaben.\nMehr Schwierigkeiten macht die Wasserbestimmung3 und hat hier auch die hygroskopische Beschaffenheit der im Apparat befindlichen M\u00f6bel, namentlich des Bettes, zu bedauerlichen Versuchstehlern Anlass gegeben.4\n1 Pettenkofer, Abhandl. d. math.-phys. Cl. d. Acad. zu M\u00fcnchen. IX. (2)\nS. 232. 1862.\t2 Pettenkofer u. Voit, Liebig\u2019s Ann. Suppl.-Bd. II. S. 52.\n3\tVgl. C. u. E. Voit u. J. F\u00f6rster, Ztschr. f. Biologie. XL S. 126. 1875 ; ferner F. Stohmann, Landw. Versuchsstationen. XIX. S. 81 u. 159. 1876.\n4\tC. Voit, Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 57. (121 ff.) \u2014 Pettenkofer u. Voit, Liebig\u2019s Ann. CXLI. S. 295.1867.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Pettenkofer\u2019s Apparat.\n125\nDer schw\u00e4chste Punkt der PETTENKOFE\u00df\u2019schen Methode ist die Sauerstoffbestimmung, indem diese, wie bei der organischen Elementaranalyse , indirect erfolgt. Die Differenz zwischen dem Anfangsgewichte des Versuchsobjects, plus allen seinen direct bestimmten Einnahmen, minus aller Ausgaben und des Endgewichtes, ergibt die Sauerstoffaufnahme. Auf diese h\u00e4ufen sich daher alle Fehler und sind namentlich die \u00e4lteren Bestimmungen sehr zweifelhaften Werthes, wie aus den Darlegungen vonC.u. E. Voit u. J. Forster (a. a. 0.) hervorgeht.\nSpeciell ist die von Pettenkofer u. Voit1 statuirte Anh\u00e4ufung von Sauerstoff w\u00e4hrend des Schlafes nur durch Versuchsfehler vorget\u00e4uscht, wie Voit2 selbst gezeigt hat.\nExactere Resultate, auch f\u00fcr den Sauerstoff, scheint der kleine, nach demselben Princip von Voit construire Apparat zu liefern, den Fig. 12 in seinen wesentlichen Theilen darstellt. Das Versuchsthier befindet sich hier in dem cubischen Kasten H von 40 cm Seitenl\u00e4nge und 64 Liter Inhalt. Die Ventilation wird, statt durch besondere Saugcylinder, durch die Bewegung der Trommel der messenden Gasuhr B besorgt. Die Umdrehung dieser Trommel bewirkt ein mit ihrer Achse verbundenes, oberschl\u00e4chtiges Wasserrad C. Das Wasser f\u00e4llt auf dieses aus dem, stets bis zum selben Niveau gef\u00fcllten, Reservoir E. Durch Regulirung des Wasserzuflusses hat man die Geschwindigkeit der Umdrehung der Gasuhr, und damit die Gr\u00f6sse der Ventilation des Athembeh\u00e4lters, in der Hand. Zwei Saugcylinder entnehmen dem Ventilationsrohre D fortw\u00e4hrend einen Bruch-theil der es durchstr\u00f6menden Luft und dr\u00fccken denselben durch die Absorptionsapparate f\u00fcr Wasser und Kohlens\u00e4ure und schliesslich zur Messung durch eine kleine Gasuhr b. Zwei andere Saugcylinder aspiriren Proben der in den Apparat einstr\u00f6menden atmosph\u00e4rischen Luft, welche in derselben Weise analysirt wird, so dass also f\u00fcr Aussenluft und Luft des Apparates je zwei, sich gegenseitig contro-lirende, Bestimmungen gemacht werden. Von den vier gleichen Saug-cylindern und den zugeh\u00f6rigen Absorptions- und Messapparaten ist in der Figur nur einer Q gezeichnet. 1 und 2 sind gewogene Glasfl\u00e4schchen, welche mit concentrirter Schwefels\u00e4ure getr\u00e4nkten Bimstein enthalten; 3 enth\u00e4lt mit Wasser getr\u00e4nkten Bimstein und l\u00e4sst die Luft vor ihrem Eintritt in die Barytr\u00f6hren 4 und 5 sich aufs Neue mit Wasserdampf s\u00e4ttigen. Die Vorr\u2019schen Quecksilberventile v1 und v2 regeln den Gang des Luftstroms zum und vom Cylinder. Das Spiel dieses letzteren vermittelt ein Faden, der auf eine, vom\n1\tPettenkofer u. Voit, Ann. d.'Chem. u. Pharm. CXLI. S. 295. 1867.\n2\tVoiT,Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 122.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"Fig. 12. Vorr\u2019s Respirationsapparat\n126 Zuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 4. Cap. Gaswechselmessung,","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Modificationen der Methode f\u00fcr Wasserthiere.\n127\nWasserrad in oscillirende Bewegung gesetzte, Achse, abwechselnd auf- und abgewickelt wird, und dabei den belasteten Cylinder in Q hebt und wieder, seiner Belastung entsprechend, sinken l\u00e4sst. Der Bewegungsapparat des Cylinders ist in der Figur nicht mitgezeichnet.\nEine, die Kohlens\u00e4ure allein ber\u00fccksichtigende, Ab\u00e4nderung des PETTENKOFER\u2019schen Apparates hat C. Liebermeister 1 beschrieben, und bei wichtigen Untersuchungen am Menschen, \u00fcber den Respi-rationsprocess im Fieber und \u00fcber W\u00e4rmeregulation, benutzt.\nUm den Respirationsproeess der im Wasser lebenden und durch Kiemen athmenden Thiere zu untersuchen, hat man verschiedene Yerfahrungsweisen angewendet, welche principiell den oben beschriebenen f\u00fcr Luft athmende Thiere analog sind. Da der Stoffwechsel dieser Thiere durchschnittlich nur geringe Intensit\u00e4t zeigt, konnte die einfachste Methode hier befriedigendere Resultate als bei den S\u00e4ugethieren geben.\nHumboldt und Proven\u00e7al1 2, ebenso Baumert3 in einem Theile seiner Versuche setzten die Fische in eine grosse vollkommen mit Wasser von bekanntem Gasgehalt gef\u00fcllte Flasche und untersuchten die Gase dieses Wassers abermals, nachdem die Thiere eine Zeit lang darin geathmet hatten. In anderen Versuchen liess Baumert4 best\u00e4ndig Wasser durch die Flasche, in welcher sich der Fisch befand, str\u00f6men, -wodurch nat\u00fcrlich die Verh\u00e4ltnisse sich mehr den normalen n\u00e4herten. Das ein- und austretende Wasser wurde untersucht.\nIn sehr sch\u00f6ner Weise haben Jolyet und Regnard5 das Verfahren von R\u00e9gnault und Reiset f\u00fcr die Untersuchung von Wasser-thieren modificirt.\nZum Aufenthalte der Versuchstiere diente ein grosses Glas-gef\u00e4ss, dessen luftdicht aufgeschliffener Deckel von mehreren R\u00f6hren durchbohrt ist, und welches etwa zu drei Vierteln mit Wasser gef\u00fcllt wird. Ein, durch einen Wassermotor etwa 30\u201440 mal in der Minute comprimirter Kautschukball, f\u00fcllt sich bei seiner Ausdehnung aus dem Luftr\u00e4ume des Fischbeh\u00e4lters und dr\u00fcckt bei seiner Compression die Luft durch eine unter dem Wasser m\u00fcndende Brause in den Beh\u00e4lter zur\u00fcck. Auf diesem, durch Kugelventile regulirten, Wege passirt die Luft eine Flasche mit titrirter Kalilauge. F\u00fcr den von den Thieren verbrauchten Sauerstoff tritt neuer, aus einem cali-\n1\tC. Liebermeister, Deutsch. Arch. f. klin. Med. VIL S. 75. 1870.\n2\tHumboldt u. Proven\u00e7al, Schweigger\u2019s Journ. f. Chem. u. Phys. I. S. 86. Uebers. aus M\u00e9m. de la soc. d\u2019Arcueil. II. 359.\n3\tM. Baumert, Chem. Unters, \u00fcb. d. Respir. d. Schlammpeitzgers. S. 24. Breslau,\nFerd. Hirt. 1855.\t4 Baumert a. a. O. S. 41.\n5 Jolyet et Regnard, Arch. d. physiol, norm, et pathol. (2) IV. p. 44. 1877.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128 Zuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 4. Cap. Gaswechselmessung.\nbrirten Beh\u00e4lter, nach. Ein d\u00fcnnwandiger Kautschukbeutel, welcher mit der Luft des Athemraumes communient, wirkt den, durch die Pumpwirkung des Kautschukballs bedingten, Druckschwankungen entgegen.\nQuincaud 1, welcher nur den Sauerstoffverbrauch der Thiere ber\u00fccksichtigte, titrirte den Gehalt des Wassers an diesem Gase vor und nach dem Versuche nach der Methode von Sch\u00fctzenberger mit Natriumhyposulfit.\nDie bisher beschriebenen Apparate ermitteln die Gr\u00f6sse des respiratorischen Stoffwechsels in l\u00e4ngeren Zeitperioden. Nur die f\u00fcr den Menschen allein berechneten Verfahrungsweisen von Yierordt, Lossen, Berg, Andral und Gay arret, geben die Kohlens\u00e4urepro-duction, die Methode von Speck auch den Sauerstoffverbrauch, von k\u00fcrzeren Perioden und sind demgem\u00e4ss brauchbar, die Aenderungen des Gaswechsels in der Zeit unter variablen Einfl\u00fcssen zu verfolgen.\nContinuirliche Messungen derart, welche eine Curve der zeitlichen Schwankungen des Respirationsprocesses durch l\u00e4ngere Perioden liefern, sind bisher nur an Thieren ausgef\u00fchrt.\nIm LuDWiG\u2019schen Laboratorium hat man sich hierzu mehrerer Apparate bedient, welche von Sczelkow1 2, Kowalewsky3, Sanders-Ezn4 5 6 und Scheremetjewski 5 beschrieben worden sind.\nAls Versuchsthiere dienten ausschliesslich Kaninchen, welche entweder durch eine eingebundene Trachealcan\u00fcle, durch Nasen-can\u00fclen, oder durch eine Schnauzenkappe athmeten. Sczelkow liess aus einem Gasometer ein- und in einen andern ausatkmen. Eine Probe des letzteren Gases wurde eudiometrisch analysirt. \u2014\nDie anderen eben genannten Forscher Hessen das Thier dieselbe Luft immer wieder athmen, wobei die Kohlens\u00e4ure nach dem Princip von R\u00e9gnault und Reiset absorbirt, f\u00fcr den verbrauchten Sauerstoff neuer aus einem calibrirten Beh\u00e4lter zugef\u00fchrt wurde. Pfl\u00fcger hat nachgewiesen, dass den Versuchen von SANDERS-EzN-und Scheremetjewski, wahrscheinlich durch Undichtigkeit der Schnauzenkappe bedingte, Fehler anhaften. \u2014\nIn Pfl\u00fcger\u2019s Laboratorium wurde zuerst von R\u00f6hrig und Zuntz7 bei Kaninchen ein graduirtes Quecksilberspirometer angewandt, an welchem die Kaninchen mittelst Trachealcan\u00fcle durch Kaliventile hin und her athmeten. Die Ablesung am Spirometer ergab den\n1\tQuincaud, Compt. rend. LXXVL p. 1141. 1873.\n2\tSczelkow, Sitzgsber. d. Wiener Acad. Math.-phys. Cl. XLY. 1862;\n3\tN. Kowalewsky, Ber. d. s\u00e4chs.Ges. d. Wiss. Math.-phys. Cl. XVIII. S. 111.\n1866.\t4 H. Sanders-Ezn, Ebenda. XIX. S. 58. 1867.\n5\tScheremetjewski, Ebenda. XX. S. 154. 1S68.\n6\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. XII. S. 282. 1876._\n7\tR\u00f6hrig u. Zuntz, Arch. f. d. ges. Physiol. IV. S. 57. 1871.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Methoden f\u00fcr kleine Zeitperioden.\n129\nSauerstoffverbrauch, die Analyse des Inhalts der Kaliventile die Kohlens\u00e4ureausseheidung des Thieres. Der Apparat ist ebensowohl bei spontaner Athmnng wie mit k\u00fcnstlicher Respiration, unter Zu-h\u00fclfenahme des HuNTE\u00df\u2019schen Doppelgebl\u00e4ses, brauchbar.1\nPfl\u00fcger - vervollkommnte denselben sp\u00e4ter durch eine einfache Mechanik zur Selbst\u00e4quilibrirung des Spirometercylinders im Quecksilber, durch Trennung der In- und Exspirationsluft dicht an der Trachea des Thieres, endlich dadurch, dass zwei Apparate derart mit einander verkuppelt werden, dass, durch einfaches Oeffnen resp. Schliessen zweier Klemmen, das athmende Thier bald mit dein einen, bald mit dem andern in Verbindung gebracht werden kann, ohne dass die Athmung dabei die mindeste St\u00f6rung erleidet. So kann der Versuch viele Stunden continuirlich fortgehen und die Gr\u00f6sse des respiratorischen Umsatzes f\u00fcr auf einander folgende Perioden von je 10\u201430 Minuten ermittelt werden.\nBei Verwerthung aller kurz dauernden Respirationsversuche sind die oben, Cap. III., dargelegten Einwirkungen der Athemmechanik auf die Kohlens\u00e4ureausscheidung zu ber\u00fccksichtigen. Nur wenn eine Aenderung ihrer Gr\u00f6sse einige Zeit anh\u00e4lt, ohne dass die Athemmechanik alterirt ist, darf man aus der Ausscheidungsgr\u00f6sse auf die Gr\u00f6sse der Production von C(h schliessen.\nF\u00dcNFTES CAPITEL.\nAbsolute Gr\u00f6sse des Gas Wechsels.\nDie Gr\u00f6sse des respiratorischen Gaswechsels ist, ausser von den allgemeinen Eigenschaften der Thierspecies, abh\u00e4ngig von der Temperatur des K\u00f6rpers, von der Ern\u00e4hrung und von den jeweiligen functionellen Leistungen. Unter diesen sind es die willk\u00fcrlichen Bewegungen, welche am meisten den Gaswechsel beeinflussen.\nAbgesehen von der willk\u00fcrlichen motorischen Innervation betheiligen sich aber die Muskeln wahrscheinlich auch dadurch an der wechselnden Gr\u00f6sse des Stoffwechsels, dass die in ihrer Substanz ablaufenden Umsetzungen reflectorisch durch verschiedene, die K\u00f6rperoberfl\u00e4che treffende Erregungen beeinflusst werden. In dieser Weise wirken das Licht und die Temperatur der Umgebung (W\u00e4rmeregulation).\nEinen \u00e4hnlichen Einfluss wie die wechselnde Innervation der quergestreiften Muskeln \u00fcbt die functioneile Th\u00e4tigkeit des Darmcanals und der Dr\u00fcsen auf den Gesammtstoffwechsel aus. Schon\n1 Vgl. X. Zuntz, Arch f. d. ges. Physiol. XII. S. 522. 1876; Finkler u. Oert-mann, Ebenda. XIV. S. 38. 1877.\t2 E. Pfl\u00fcger, Ebenda. XVIII. S. 247. 1878.\nHandbuch, der Physiologie. Bd. IV a.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130 Zuntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\nLavoisier wusste, dass Sauerstoffaufnahme und Kohlens\u00e4ureausscheidung w\u00e4hrend der Verdauung erheblich gr\u00f6ssere Werthe, als im n\u00fcchternen Zustande, geben wie er auch die Zunahme des Stoffwechsels durch K\u00e4lteeinwirkung und durch Muskelarbeit erkannte.\nDie Einwirkung der Temperatur auf den Stoffwechsel wird aber dadurch zu einem complicirten Ph\u00e4nomen, dass im Allgemeinen zwar die Umsetzungen im lebenden K\u00f6rper \u00e4hnlich wie dies oben (S. 95) schon f\u00fcr einzelne Gewebe dargethan wurde, proportional der wachsenden Temperatur (bis zu 45 0 C. etwa) zunehmen, dass aber dieser elementare Einfluss der K\u00f6rperw\u00e4rme bei den warmbl\u00fctigen Thieren durch die Innervationsvorg\u00e4nge, welche auf die Erhaltung der constanten Eigenw\u00e4rme zielen, zum Theil paralysirt wird. Das Zusammenwirken dieser beiden einander entgegenarbeitenden Einfl\u00fcsse hat Pfl\u00fcger klargelegt.1 2\nEr hat namentlich gezeigt, wie, nicht nur durch Vergiftung mit Curare und durch R\u00fcckenmarkdurchschneidung, sondern auch durch sehr energische Abk\u00fchlung oder Erhitzung des, \u00fcbrigens unversehrten, Thieres die W\u00e4rmeregulation ausgeschlossen werden kann, wo dann die Intensit\u00e4t der Oxydation mit der Temperatur steigt und f\u00e4llt.\nDie Steigerung der respiratorischen Verbrennung durch Nahrungsaufnahme haben Bidder und Schmidt 3, Pettenkofer und Voit4, Senator5 studirt. Speck6 7 8 wurde durch den Umstand, dass diese Steigerung sehr rasch der Mahlzeit folgt, zu dem Schluss gef\u00fchrt, dass nicht die Nahrungsaufnahme ins Blut, sondern die Verdauungsarbeit, als ihre wahrscheinliche Ursache anzusehen sei. v. Merino und Zuntz 7 haben diese Annahme als im Wesentlichen richtig erwiesen, jedoch gezeigt, dass manche Stoffe auch durch ihre Circulation im Blute den Stoffwechsel anregen. Alle hierher geh\u00f6rigen Details werden inBd.V dieses Werkes, bei der Lehre vom Stoffwechsel, abgehandelt.\nUm zun\u00e4chst einen Ueberblick \u00fcber den respiratorischen Gaswechsel bei den verschiedenen Thierclassen zu gewinnen,, folgt hier eine, nach der classischen Arbeit von R\u00e9gnault und Reiset 8 zusammengestellte, Tabelle, in welcher alle Werthe auf eine Stunde Zeit und ein Kilo K\u00f6rpergewicht reducirt sind.\nErg\u00e4nzt werden die gemeinschaftlichen Ergebnisse beider Forscher\n1\tOeuvres de Layoisiee, II. p. 695 u. 696.\n2\tVgl. Pfl\u00fcgee, Arch. f. cl. ges. Physiol. XII. S. 282 u. 333. 1876, XVIII. S. 247.\n1878 ; Velten, Ebenda. XXL S. 361. 1880.\t3 Biddee u. Schmidt , Die Verdauungs-\ns\u00e4fte und der Stoffwechsel. S. 292\u2014363. Mitau u. Leipzig 1852.\n4 Pettenkofee u. Voit, Ann. d. Chem. u. Pharm. 2. Suppl.-Bd. S. 52 u. 361.\n1862 u. 63.\t5 H. Senatoe, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1872. S. 1.\n6\tSpeck, Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. II. S. 412.\n7\tvonMeeing u. Zuntz, Arch. f. d. ges. Physiol. XV. S. 634. 1877. \u2014 Die P nter-suchung wird demn\u00e4chst in extenso publicirt werden.\n8\tR\u00e9gnault et Reiset, Ann. d. chim. et phys. (3) XXVI. 1849.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Einfluss der Temperatur, der Nahrung.\n131\ndurch die Studien, welche Reiset1 allein mit gr\u00f6sseren landwirtschaftlichen Nutzthieren angestellt hat. Er benutzte dazu einen Apparat, welcher im Princip dem in der gemeinschaftlichen Arbeit angewendeten analog construirt war. Wir reihen Reiset\u2019s Resultate der 1. Tabelle an.\nAls respiratorischen Quotienten bezeichnen wir mit Pfl\u00fcger die Zahl, welche das Volumverh\u00e4ltniss der ausgeschiedenen Kohlens\u00e4ure zum aufgenommenen Sauerstoff angibt. Da bei der Verbrennung von Kohlenstoff ein Volum Sauerstoff ein Volum Kohlens\u00e4ure liefert, l\u00e4sst diese Zahl ohne Weiteres erkennen, wieviel des eingeathmeten Sauerstoffs zur Verbrennung von Kohlenstoff, wieviel zur Oxydation von anderen Substanzen, wesentlich Wasserstoff, verwendet wird.\nIn der Lehre vom Stoffwechsel (Bd. V dieses Werkes) ist die Abh\u00e4ngigkeit des respiratorischen Quotienten von der Natur der im K\u00f6rper zersetzten Stoffe n\u00e4her zu er\u00f6rtern. Hier sei nur auf die aus der Tabelle sofort sich ergebende Thatsache, dass er bei F\u00fctterung mit Kohlenhydraten sich der Einheit n\u00e4hert, bei Fleischf\u00fctterung niedriger, und am niedrigsten bei fettreicher Nahrung ist, hingewiesen. Im Hungerzustande n\u00e4hert er sich bei allen Thieren den letzteren Werthen, da sie dann vom eignen Fleisch und Fett zehren.\nVielfach nimmt man an, der respiratorische Quotient entspreche nur dann, wenn l\u00e4ngere Zeitr\u00e4ume ins Auge gefasst werden, dem aus der Zusammensetzung der Nahrung berechneten Werthe. Dies ist ganz richtig, insofern St\u00f6rungen der Athemmechanik die Kohlens\u00e4ureausscheidungen in der (S. 109) besprochenen Weise beeinflussen; werden aber solche St\u00f6rungen vermieden, so zeigt sich der Quotient auch dann constant, wenn durch Muskelarbeit oder andere Einfl\u00fcsse die absolute Gr\u00f6sse des Sauerstoffverbrauchs und der CO-i-Bildung stark beeinflusst wird. Am \u00fcberzeugendsten beweisen dies die sp\u00e4ter anzuf\u00fchrenden Selbstversuche von Speck. Verf. hat in zahlreichen, mit den Herren Wolfers und Potthast zusammen angestellten, noch nicht publicirten, Versuchen an Kaninchen die grosse Constanz des respiratorischen Quotienten best\u00e4tigt gefunden. \u2014\nDie einzige sicher constatirte Ausnahme von dieser Regel machen Thiere im Zustande des Winterschlafs. F\u00fcr solche zeigen nicht nur die Versuche von R\u00e9gnault und Reiset (No. 38 \u2014 40 und 41 der Tabelle), sondern auch Versuche von Valentin2 und Voit3 auffallend niedrige Werthe des respiratorischen Quotienten, wie sie nur unter der Annahme einer Aufspeicherung von Sauerstoff oder unvollkommen oxydirten Substanzen im K\u00f6rper denkbar sind.\n1\tReiset, Ann. d. chim. et phys. (3) LXIX. p. 129. PI. II\u2014VI. 1863.\n2\tValentin, Molesch. Unters. II. 3 C. Voit, Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 112.\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse des Gaswechsels\n33\no\n2\no\n\u00d6D\nb\u00df\n\u00d6\n0\nf-i\n:tz\n\u00d6\nM\nw\n\u00a9\nC5\n6\u00df\nS\n\u00a9\nb\u00df\nn3\no\nr\u00a9\nCD\ns \u00a9s\nH \u00a3\no\no\n2>\nb\u00df\n. i \u00a9\n33\t\u00a9 O r\u00f6 \u2014 ._\nCC O\n34\tS\no o\nS 1\nb\u00df c<\n2 \"r_ 'S ^\n^ a>\nO n3\n\u00a95 \u00a9\nDd \u00a9\n1 -M\n\u2022J CZ2\n^uex\u00eeon'\u00c7)\nisqos\n-xjo^'BJidsa'g;\nv M 4J\nM CO\no CO\nl'S :\nb\u00df\no\n\u00db1\no\n\u00d6\n09\n<\u00a3> !\no \u25a0 o &\nu\nb\u00df\no\no\nPS . p rd S\nc2 \u00a3 3 e 5\n2 \u00cf5 \u00a3 3 \u00a3\nCJ\n09\n\u00f6 o\nc3\nQ -jj\nO r-H\n\u00a3 *-+-3\nI jpS\ns\u00a7S\n3 \u00a9\n-1 \u00a9\n4J\tr-1\no \u00b0\t\u00a9\n\u2022 fh CO -+J rl\nO\n<0 -U>\nS 31\no o \u00ab o ^ >\nM\n^ m . co -+J\nl-s-s\n4^\nCO\nO\n\u00a9\n>\nrH\ni \u00a9\nco\n\u00ce) \u00a9\n\u00a9 vj\n\u00a9 \u00a9\nS 'S\nH fd\nSh 5-1\n33 -a\nII\n\u00a9 g .2 \u00a9 - a\n-4\u2014'\t\u00a3-H\n00 >=\u2022\u00a3 33 1-1\no \u00ae S\nOS\nos\nOS\nCO^\nGO\nCb *3\" c<0 03\nicT O O\nm CD GO t- CO\nCD GO GO CO\n4- hh *0 \u00a9\nC5 Ob 05 05\n(N CO QO CO CO OS CO in i\u00df\n4 t- o ^ D CO\n\u2014 CO l \u2014 05 hH \u00dfO\nCO CO IO\nt- t- \u00df-GO I\u2014 05 05 GO t-\nuO ^*0 OD\nt- GO rf O cs t\u2014 '\u2014\"GO '\u2014'OS \u2022 CO\nI 0(3 O\nr\u2014I\u2014-\nO o M o\n- oa ~\n\u20225-4 CO\n3 -3\nM\nO 03\n5h \u0153 \u00a9 ci 33 \u00f6\n\nt\u2014 GO 05\n/H O 45\n3-) 3~^ 50\n\u00b0 -u ^ X o\nJ51\n:d g\n\u25a0s-i r~ \u25a0\u2014<\ni ? \u00ae\nnl . . b\u00df S\n2 $ c-a^\nO ^ - 33 CC\n\u00a9 'o: a \u2014 2 ^ '\u00a9 \u00a9 S\n\u20ac\t.50^\n% 4J o \u00a9 ;\n& O oo \u2018\n\" \u00a9\n\u201c c2\n5-1 ei\nc\u00f6\n02\nb\u00df\nb\u00df\u2019o HH\nJ W\u00ab CO\n3? \u00a3 p\u00f6 ^\t\u2022 n\n< .2 S ^ 2\n!\n\u00eai -S \u00a9\n\u00a9 03 ^ \u00d6 \u2022\u00a9 D) rrt\n^ jS\u00fcS\u00e4\u2019&g\nrH\ni\u2014l\nGO\n\nGO\nS2\n^ lO QOOG\u00ee\ng GO g\nQOO^\nr-Got-\ner: \u2014\nlt: w\nGO iO l-iO co cg GO t\u2014 GO\nkO z lo .\u2014. : co co o cc rc ^\nCi \u00a92d\nH O M\n\u00ae O * \u00a9 So \u00a9\n\u00a9 i\u00df Sh \u00a9 ei \u00a9\n<4\nO HH OS OS OS OS\nOS\n00\nt\u2014\nCO t'\u2014\nco\nCO\t-^t1\nl -\t33 GO^\nl'\tCO OS\nIr-\t\u2014 -\u2014\nG os S\nco\nin\nin in\nco i -\nCO\nt-\nr\u00a9\n:ei\n\u00a3\n\u00a9\n\n\u00a9\n\"c\u00df\n\u25a0 5h \u00a9 I\n>i GO cc \u00a9\n^ \u00a9 so b\u00df\nr\u2014 03\n\u00a9>\n^ 2S Sh\nc3 \u00e73 o b\u00df ^ ^ m ^ ^ O\n^\tyi y_s\nc3\no\n>\no\n>\nco y i oh . co\noi =\u00df-a\na \u00a9 2-s\n\u00a9 ei\n^ G\nt/2 \u00a9\n\u00a9\nb\u00df\nPd\nOS\nOS\nOS\nOS\nOl\nGO\nOl\nt\u2014\noo\nGO\n\u00a9 .\nr\u00a9\n\u00a9\nt\u2014\n\u00dfO\nco\n\u00a9 r\u00a9 Sh\nt\u2014\nco\ni \u00a9\nsd\n\u00a9\n03\n03\nci\np\n\u00a93 -p- \u00a9\n^ so \u00a9 a 45 b\u00df\n5 .r-t r-\nc2 P P NO\n\u00f6 c3 H S\nC \u00c7Q r- O\no ._ \u00a9\nb\u00dfS \u00a9\n03\n\u00a9\nci\nM\nSh\n\u00a9\nb\u00df\n\u00a9 3\n\u00a9 r-H\n03\n'\u00a9 \u00a9\nSK\nCO\nOS\n*i< no\nOS Ol\nOl\nI-\nos","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche von R\u00e9gnault u. Reiset\n133\nei !\no\nCO\nO O\nCO\no\n\u00a9\nO\nPP\no o\nTS TS\n\u25a0\u2014I\t'\nr\u2014\tO\n\u00d4 \"ts \u00a9\nirt Ld\na | \u00a7\nb\u00dfr-; S-i r\u00a9\n.2 SpS\nS r-rl \u00a9\n^ W S_\nEH \u2014 \u00a9\n\u25a04-3 TS CO .\n,2 \u00eb\na 'S\nPI \u2014I\no\u00abH \u20141 \u00a9 fc\u00df .\n1 TS\n\u00a9\nTS\n\u00a9\nhi-\na\nJI\nP pS\no \u00a9\n\u00a9 \u00a9\nci\nt\"\u201c\na \u00a9\np3\n2?\" P3 *\u00ab\na \u00bb\n*rH c3\nfcJD^\u00df\n3 c -a \u2014-\nTS\na\na\n\u00a9\npC\n\u00a9\n,\u00a9\nS4\no\n\u2022 i-H\n-4-J\ncc\n\n\u00a91\n\u00a9\np\u00a9\nO\n03\nta\n03\n\u00a9\n-a\no\npp\n\u00a9 _\u00a3>\n4J so ^! Sp\nJ\u00df \u00a9 ^5-g\n-4-3\t^ f\u2014i r_\nG0\tG UH\n\u00a9 TS f\u00a3| ^ ai a\nSpGp\u00a9 \u00a9\n^ \u2022** tn r-*.\na\na\n\u00a9\nci\ng\u00abl\nfa _\na -a\nCO o\na oo\n\u00b0 CO\n\u00a9 a ta \u00b0\nc~C 50\na\n\u00a9\nfc\u00df\na\na a fcc \u00a9 -a\nO :a\nio a\nCO\n\u00a9 a fcc\u00a9\na ^\nCO I\n\u00fc ^\na \u00a9 a *\nTS \u00a9>\nO rv\na la\nPP\n._, i -a\nK \u2022 g\u201c\n,_ a \u00ae gr a c T3 \u00a9 .a a -bJD^ a 5 a\n\u2019\u25a0ps) N\n\u00abi\u00df-l\u00dfHO C-) M M p- (N Cl\na^c^r-^a t-\nco\"to co t-P co t-\n\u00a9 o io a a o ce i-i r\u2014 t- co \u00a9 t' \u00a9 \u00a9 t- o\n00\n\u00a91\nCO CD \u20141\n03 O 00\nki h a\nCO ii3 C- lO p-~,^-r-< OO 10 ^\n\u00a9 \u00a9 \u00a9i ~ t~ -\u00a9 t- 03 CD a UO\nco \u00a9i a'Ta \u00a9rar co c\u00a9 TS \u00ee\u00a3,t3 tS\na a a\nO\n^ a a \u00a9 a a\n\u00a9 \u00a9 5a \u2022 u u\nco co \u00a9\na a a\n\u00a9 \u00a9 \u00a9\n\u00a9\n\u00a9\n. \u00a9 \u00a9 \u00a9 tS \u00a9 tS \u00a9 a a a <\u00ee <) <J <tj\n\u00a3\u00a9 a\na PP\na \u00a9\n\"a 5P-- \u2022 r_ci a a HS^ cl\nfcc 03 co O\nco co \u00a91 \u00a91\n00 CO co CD O\nCD 00 lO CD 00 03\na a\n\u00a9i oo \u00a9i co\nO \u00a91\na .\nuO co\n'\u2014- a rj- \u00a9\na >\na o a > \u00a9\na rrj\n\u00a9 a\n03\nco\nCD\na . 1\na a \u00a9\n.\t- S CO a\nagsg50 I\n*a oa ci\n+j \u00a9 -+-3 -4-3 o a\n\u2022pH 03 \u00bbP\u2014I 00 -a lJ-1\n\u00a9\t03\t. \u201c\nm\n\u00a9\n\u25a0 fcc ci\n.H\nfcc a\n\u00a9 \u00a9\nPP ^\ng-ji\na a \u00a9\n0\ta a\nco o co\ni\u2014 a\n\u00f6 a \u00a9\n1\n33 J g S-T \u00a7 ^\nMairrl\n\u00a9 as\nm\no o a \u00a9 \u00a9i f5\" a\n\u00a9\n\u00a91\t1-H\n\u00a91\t\u00a91\n\u00a9^\noo\nl\u2014 lO lO ccmr\u00eeln^ ^\tco \u25a0a* lo \u25a0\u00bb\u2014i ri \u2014 \u2014\t8,07 0,45\t\u00a9 oo <zT\tt-H LO\to\nt- \u00a9 CO CO i-i\t\u00a9i co\tCO\tTt<\t\nu3 a a t a a\tLO p\u2014i\t\tCS\t\nr\u2014\tt\u2014 ir\u2014 c\u2014 \u2014\tt~ \u00a9\t\u00a9\tt\"\tZD\n\u00a9 \u00a9 \u00a9r \u00a9 \u00a9r \u00a9r\t\t\u00a9\t\u00b0\t\u00b0\nlo \u00a9 h* ai lo go\trf co\tZD\tco\t\u00a91\n1- iO t- ^2 X> ^\t-a oo\t\u00a91\tlO\tnO\n\u00a9 lO \u00a9 t- U3 t-\t\u00a9 GO\tt\u2014\t-a\tlO\nt-\u00ab\u00a9\u00a9HO\tZD ZD\tt\u2014\tZD\tlO\n\u00a9\u00bb GO\t\u00a9J \u25a0.\u2014i -\u2014i\tZD CO\tCS\t\u00a9\too\nCO \u00a9 CO Tf< T-i lO\tCS c-\t'V\tQO\to\n\u2014H\ti\t^ TP*\t\t\u00b0\t*-H\n\u00a9\na\nco\nco\no\n03\nt\u2014\no\no\noo\nco\nCD\n\u00a9\na\na\n\u00a9\nQ\niO\nLO\n\u00a9\na\n'\u00a9\nco\na\n\u00a9\nco\nlO\nlO\n\u00a9\np\u00a9\n\"\u00a9\nCO\na\n\u00a9\nQ\noo \u00ab2 pa a \u00a9 \u00a9 ci\n\u00a7*\nTS\nco a\n\u00a9a \u00a9\no 4-3\n\u00d6.S\n\u00a9\nt> a \u00a9 t3\na p.\nP* ^\n^ GQ\noT \u2022\n<D .\n\u2022rH dlj\n^ o H ^\nH fl\trH\ng\n\u00a9 2 75 a 2 cc .2 \u00f6 \"a a \u00b0 p2 SH3i\n^\tfl')\n02\t\u2022 O w\ns \u00a7, g 2\na \u00a9\n\u2022p-i ta \u00a9 N\na \u00a9\nco s\na '\u2014\nrS \u00a9\n\u2022P- a a\nas \u00a9 a \u00a9 as a\n30 Q ^\n-S > rj\ng, \u00a7 a pa .SP a \u00a9\n25 25\nCG P- \u00a9 \u00a9\na a a a\n\u00a9i\n00\n\u00aba\n\"a\nt-L\nco\n00\n03\nCD\n1^\ncT\n03\n03\nCO\nl'-\nor\nCD\n\u00a91\nCO\n\u00a9I\n\u00a91\ncT\n00\nco\noo\n00\n\u00a91\n00\n03\n\u25a0a\n\u00a9\nan 2>\na ah\n\n00 \u00a9\t\u00a9\tT* \u00a91\tco\t\u25a0ai ld\t\u00a9\tt\u2014\t00\tco 3\t\u00a9\t\u00a9\n04 CS\tCO\tco co\tco\tco co\tco\t\u00a9\tco\tX)\tco\t\u25a0a\n\t\t\t\t\t\t\t\tco\t\t\nlO\na\n\u00a9\ns a a a\nal tS\na 0 a \u00a9\n2\na \u00a9 \u00a7 a\n\u00a9i\nsa ;\n\u00a9<\n^ 5\n' *\n\u00a9\nco g\na \u00eb\n\u00a9 JT\na\na\n03","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse des Gaswechsels\nO\n0\nm\no\n>\no\nb\u00df\nb\u00df\n0\n0\nb\u00df\no\nrO\nc\u00df\n3\nS\u2014l CG\no \u00a3\ng J\n\u25a03 o\nb\u00df\n^ 'S ^ ^\n\u0153 ^t\u00e4 O\np \u00eb o A\nCG w\nc3\n^ ei \u0153\nXs $-< P\n\u00ae\no \u00a7\nO \u00ae > CG CG\n\u00a3-i Cw\ne3 b-\nc cS\nCG\nP CG\no\nb\u00df o\nr\u2014t -4-^ -M\nC\ny ______\nSS\no c\n+j z:\no\ng s-\nOcS\nb\u00df\ncz\nOl . A \u00ae \u2022 r ^ s S S 2 C \u00fc cg ^\t\u00b0\t\t\t~\t\u2014^\t<M\t\u2014 is 1\nb\u00df . ' \u00f6 b=l p O -\u00f6 \u25a0+^ ._i CG o y \u2014 \u00a3 \u2019\u00ab V\u00f6 \u201c 02 g ci\tSh b\u00df ^ 2 ^ C \u00ab P O Ci\t\tt\u2014\tM T\to ce tee\tm o o ltT\tm\n\tP3 p b\u00df p 02 r\" 1\t\to\tp< A\tg. T\tlO^P^GO\tbS \u2014C \u2014 lo\tci\n^uai^onf) laqos -iio^iTdsay;\t\t\tt\u2014\tCO\tiO ^\tQO\tiO O\t^\tCO^\tce C5 T\u2014i O ^\tl'* O 05 I-\t00\nCO 2 pr. Kilo und Stunde\t\to \u2022 o P\tCM\t\u2014\t05 ce\tl\"-\tCC ce\tm\tlO ^ m>\t\u2014 t\u2014 r-H i_e *od* io\n\t\tb\u00df\tM\toc: o\tce\tm o\tne^\tt-cer-\tCM M O 05\tM\nSauerstoff pr. Kilo und Stunde\t\t^ O o \u2022 o P\t\u2014\u2014.\tCM lci\t\u25a0<\u2014 ITS\t^\t\u25a0^i ^ ce ^\tlo t\u2014 r-\tCO\n\t\tb\u00df\tLO\t-cf\t(05 oo\tt-\tQO o\tt\u2014\tld\too r- ce\tvo re\u00bb o co\tje\nThierart u. Gewicht, in gr\t\t\tDasselbe, schlafend, am Ende des Ver- suchs erwachend (2734) Dasselbe (26851/2) Dasselbe (2067)\tHuhn ( I2S0) Dasselbe (1280) Anderes altes Huhn (2020) Dasselbe (2020)\nJ/l ' C\tH\trj} 0\t, \u2022\tp\tn^,\t5,-\u00bb =2\t\u00a3\t<\tP\t\u00a7 pi\t^\t55\tp\tp J\t|\t(g ^\trC>\t\t\t\t\tMi\tce rt\t^\t!","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche von R\u00e9gnault u. Reiset\n135\nU\nO\nx\nx\nc3\nU\nH\u2014I\nc3\nffi\nc 0?\nio\nio sj\nvu -,\ne\u00f6\nMC\nn\n\u00a9 ^\ns-i -\u00a9 -\u00ae. 03 O ^ CQ -o\nc\n\u00a3 t:\nSh^ ^\noj O\n\n\u25c4\n\n.03\no\n-1-5\nCO\nKA\no\n\u2022 pH\nhj\nm\nr\u00bbH I I\n1h Sh ,02\n3\u00ae^\nAr-1 O\n>\t\u00ae v\n>\tna! A \u00d6 O\n>\u2014' Jh * j**T*\n\u00fc 0-^ ,3\u00a7\"\nSh 1 \u00a9\nr\u00a9\nSh O 1 >\n\u00f6 '\u00f6 t\u00f6 a a\u00e6\n\u00a9\nb\u00df\nO\n\u00a9 02 \u2014p \u00a9\nns _\t\u00a9\nca za a \u2018_\u00fc\n\u00a9 ^ rd -\n4-5 a O S_,\nCO \u00a9 \u00a9 O\nS \u00e6 \u00e6\nJ \u00a9 (\u2014f\n-5\no\na\n\u00a9 \u00a9 .\n->\u00a9 \u00a9a \u00ab\n-\u00a9Sh \u00a9\nA \u00a9 nai\nH-H -, h \u00a9 ^ \u00a9 5=J0 jh 5\nw\nb\u00df\n2 C\n+H O\naw\nW\n\u00a9CO A 2 <N >02\n\u00a9 50 r\u00a9\n+j aj U 02 \u00a9 \u00a9 n\u00a9 a\n-Q\n\u00a9\n\u00a9a\n\u00a9\nH-H\na\nA3\n02\nb\u00df\n5\nSh\nr\u00a9 \u00a9\n5 O\n\u00a9\ni>\nfH\n\u00a9\n\u00a9\nca\n\u00a93\n\u00a9\n\u00a9\n\u00a9\n\u00a9\n+H\nta\nta\nb\u00df\n.\u00a9 \u00a9\n\u00a9 ta\n3 C+H Sh \u00a9 !\u20141 hH\n\u00a9K\nfc'g\nH-t\n\u00a9 \u00a9\n'r\u00a9\n\u00a9 \u00a9\nh\u00a9 Sh\n\u00a9 \u00ae\nS \u00a9 . \u2022 Sh e\u00a9 \u00a9 2 \u00a9\ns 09 \u00eb s\nK.:'\t>\t:\n^\tH n\n02\noa \u00a9\nco\nh,__ H-H ca\n\u00a9 \u201c rn \u00a9 Sh o rd - O Sh hhk 0\n02W?1\nta\nr\u00a9\n\u00a9\n\u00a9\no\nP\n\u00a9\nSh\n\u00a9a\n:\u00a9\n\u00a3\ng\nr\u00a9\n\u00a9\n\u00d6\nr\u00a9\n\u00a9 1 \u2022 pH \u00a9 \u00a9 -.-tn\n\u00e4:\nSh\n\u00a9\n-U\n-t-H\n\u00a9\nSh\n\u00a9\n4-5 r\u00a9 H-H rH\nft\u00e4\no Sh\nta p-^\n\u00a9 ^ bjo \u00a9 \u00a9 <\u00a9 \u2022rH *\u00a9 \u00a9 r\u00a9 \u00a9\n\u00a9\nbi W)\n\u00a9 S\nSh A\n\u00a9 \u00e4s\nHp\n\u00a3\n\u00a9\n2\n\u00a9\n\u00a9\nK\n\u00a9\nr\u00a9\n81\nta\n\u00a9\no 2\nCO\n\u00a9 H\n\u00a9 \u00a9 \u00a9\n3 P \u00abe\n\u00a902r=^ \u00a9jJ\n^ S CS cs \u00a7\n^ +3 4J +\u00cf .1\u00a9\n: 7^ \u2022 \u00bbpH \u00bbpH -+H\nHH \u00a9 \u00a9 \u00a9\n02 02 02 02\n14 19 19\tGS\tO n\tes es\tri\tos\t\tr\u00bb\t<r* r\u00bb r\u00bb <r*\tt\u2014\n\t\t\t\u25a0 .\t\t\t\t\t\t\nt\u2014 CO 00\t\ti\u00a9_\tce 00\tH,\tF^\tn 05 th\tc\u00a9\tH O ifl rjP\t\nP LO o\t\t(X)\tCO 05\to\t\u2022CO\t00 \u00a9P O\to\tP r-p CO es\te>\n\tro\tp-^\tH\t,\t.\t\u2014H\tT\u2014^\t\tP\u201c \u2014\u201d^\t\n\t\t1\t1\tI\t\t\t\t1 I 1\t1\t\n\ti\t1\tvj^\t\t\t\t\tIIM\t\n\ts\u2014'\t\t\t\t\t\t\t( ( ( (\t\n\t\t\t\t\t\t-H\t\tGO O CO CO\t\n00 lO OO\t\t\tce oo\t05\t00\tco co ri\t\tt\u2014 ri n 05\t\no \u00a9 c\tr\u00bb\t00\tlO t'*\tlO\tt\u2014\ti - o es\t\to io es oo\t\nri LO H\tCO\t05\tce o\to\t\u2014i\tnrid\t1\teS r-H r-P rH\to\n\tOl\tp\u2014i\tP\u2014'\t. \u2014.\tn\t-h ri\t\tH\u2014Ps H\u00ab\u2014V jH-PS\tn\n\t\t\t1\t1\t\t\t\t1 1 1 1\tlO\n\t1\tI\t1\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nGO CO ^\tl\u2014\tt\u2014\tn 05\tCO\tt\u2014\t\u2014^ COl^O\tn\tce co oo co\t0\n03 00\t\tce\too co\tCO\tri\tC\u2014 t\u2014 -\u00a9H\t05\tt- 35 CO es\tce\nc\u0153o\tt\u2014\tt\u2014\tt\u2014 50\tCO\tCD\too ce ce\t\u00bb\tF* CO F* 50\tC'\u00ab\nO O H\t\tcT\to o\t\u00b0\tO\tce d o\tcd\td d d d\teT\nCO\tiO\tC\u2014\tlO\t\t\tCO\tC\u2014\t\tr^l es Tf\t\nC\u00fb\t\u0153\tCO\tr- es\t00\t00\tco o ce\t\to d \u2014 d\t05\nO ro 03\tr\u20144\t\tGO 05\tiO>\t35\tF- ri ri\tlO\te> ce ic- ce\t\n\t\u2014H\tlO\t1T\u2014\tce\tce\tX O \u00ceO\tH\too ce 35 ce\t35\n\t\t\t\t\t\tP\u2014-\t\t\t\t\tce\n\u25a0*o> \u00ee^* \u2022\u20141\tCO\tGO\t05 t\u2014\t\t00\too ce ce\t35\tco ce o oo\to\ngo -t1 r.o\tn\tes\t-t ce\t05\tt\u2014\t-H o co\tce\tt\t\t e>\t05\nH?- \u2014t< lO\tGO\tT\u2014\tuO A\tri\t<co\tt- o e>\tn\tiO CO 35 CO\tLO\n\to\tP\u201c\u201c*\t\u2014t o\tp-H\tP\u20141\tri \u2014\tes\t-t-H\tpp\u2014'\tco\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nCO CO> lCO\tr\\\t00\tF* O\to\t\u00a9<\tCO lO co\tp-fl\t^h ce co oo\t\n\t05\tH\tO F-\tCO\tH\t3 ri' Cl\t05\tCO CO rH ce\t05\nt \u2014 r-- i \"\tlO\tt\u2014\to r\u2014\to\tP\"H\tO O 00\tn\tO C5 co o\to\n\t\t\tT\u201d*\t\u201c\t\t\t\t~'\tr-H r-1\t35\n-f r- 05\t\to\t= 05\to\tco\t-r\t\tO CS es lH\tO\nCT) o o\t-p\tF\u2014\tr-p o\t00\t05\tCO 35 l -\t1-0\ti5- oo oo es\tO\n\t00\to\tHtl H\tp^t*\tiO\trT \u201ct r-P\tco\tO co oo \u00a9\to\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t~\t_ '\t\t^ H rH ^\tco\nH-V\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nGO\t\t\t\u20141\t\t\t\t\t\t\n\u00a9et-\tCO\tCO\tLO ^\ts \u00b0 r*\t3s\tCO\tLhO CO C5\t\u00dc\tne\t\n-H -f CO\t\u2014H\t\u2022T\t. 1 iO\t\t\t05 05 GO\t\tce es\tlO\n4H\u00a9 CO\trO\tCO\t\tOS\trr>\t05 05 GO\t\u00a9\tca im \u00ab \u00ab\tn\n\t\t\tciD ^\t\t\t\tHJ x\ts\tP\u2014^\t^ O \u2014s\t\nS\u2014l\t\t\t\t\t\t\tO n\t\t, ,\n\u00a95\t\u00a9\t\u00a9\n\u25ba2 \u00a92 ja\n^ \u00a9\u2019\u00a9\n\u2022 CO CO\nH M !/3\nc3 cS\nOG\nCO\nX\nc3\nP\nO\nx\nX\ncS\n' o\nX\nX\ncS\nP\n\u00a9\n-\u00a9\n'S\n\u00a9\nP\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 ca a ta a a a a a C3 C3 vu c3\n\u00e0 20 ^ ro sh r*,\no\nbJD\n0> O O\nX 2 x x\n^ rQ SH SH a aQQ \u00a9 \u00a9\nPP\n\u00a9\n\u00a9a\nSh\nO\n\nX J! *\t\u2014p\tT-l\tro\tU3\tOhx\u0153\to\n-f -f iO\tO\tuO\tlO\tlO\tIfl\tO lO 1/5 K5\tlO\nrH N JO\tiO\nO 'O SC O SC","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse des Gaswechsels\n\u00dc\n0\nOG\nU\nO\n>\n<o\nfc\u00df\np\no\nw\nOd\nP\nP\nb\u00df\nP\nP\nff\n-\u00df\n:cS\na\nff\nta\n\u00df\n\u00a9\nb\u00df\n\u00df\nP\nb\u00df\n.S\nfl\n\u00a9\n-Q\n\u00d6 p\n\u00ab -ff\nH g\n\u00c4-\u00df\nff c \u00df\nff\n\u00a9\n2>\nO\nb\u00df\n-1 s\n*g-3\n-4-3 \u2022 pp\n\u00ab3 \u00f6 \u00fc o\n\u2022pH CG\nH-\u00df CG\n<!\n2 \u00e4\n\u00dfO\nCS\ng o\nO ad .73 \u00df\nW .g a OQ a\n^uai^ouD\njaqos\n-uo^riTdsavf\n\u00df\n^ \u00f6\n\u25a0N rr^\n^>s s\n^ ^5 2\n^ CZ3\nff\n\u00df*\nff\nb\u00df\nad\nta S \u00b0 p\no\np M\np\nco ff\nPu\nm\no__ O \u00a9 \u00df\nff\nb\u00df\n-ff\n'S\n%\n\u00a9\no\n(-1\nb\u00df\n\u00a9\nad\ng >3\n'S \u00a3\nC3\n\u0153\n_ ta\nff 'X\nPh\nss\nCO\nHO\ncd -fl\n-\u20141 i \u2022-\noo co\nCO l'-\nes -fl -fl t-\nof cf\n\ncs\n00\nCO \u00ae 03 ta\nco co GC^CS^\nacf co\n00 HO\nO co\tHO\t-fl\nCi d\tfl\tOl\n\u00ae r-\tI -\tt\u2014\nnO\n\u2014< QO\t-fl\tco\nta P\tco\t-\u2014i\n-fl CO\tlO\tf-\nCO -fl\tcs\tco\n-fl -\u2014I1\tO\tO\nCi Ol\tO\tta~\n-ff CO t\u2014 00\nCO co\nn0 I\u2014 Ci HO kO o Ci -fl\n\u00a9\njO\n'S\nM\nff\n\u00a9\np\nN\nP\n\u00a9\nff\nk>\n^ \u00df CS C\u00df fl \u2022\u2022fl\nfc\u00df h HO\n.s \u00b0 G\nTl \u00a3 St \u00a9 \u00a9\nCff fc\u00df CO \u00f6\n00 a\n\u00a9\n\u00a9\nP^\n02\nu\no\n\u00ee>\nlO\n02\n<\n03\nffO\n\u00a9\nfc\u00df\n15\no _* M\nfl ff\n\u00a9^ -\u00df ff\ns S\nfl ^\nt/5 _Q\nff A3 \u00a9 fl\ng\n\u00df\no\no\n>\nrfl\n\u00a9\nfl\n-ff\n\u00b0 2 g S .\nP ff\nff fl \u00dc\n\u00a9\t\u00a9 rff\n\u00df :fl\nCS\n> \u2022 \u00a9 S-i\nofl3 \u00a9\nsl \u00a9 -\u00df\n\u00a9 \u2019fl c\u00f6 \u2022fl\nA3 \u00a9\nHO \u00a9 co P\n\u00a9 o\nff b\u00df\nfl ff\nm rM\no\nu P\n.2 \u00a9p\ng a 3\no \u00a9 a\nfifi\nrfl\n\u00a9\n,\u00a9\nta\n\u2022 fH\nff\nfc\u00df\n\u00a9\nPQ\n\u00a9\nV\n-ff\nff\n\u00a9\nfl\n-ff\nco\n\u00a9\n-ff\n-ff\n\u2022 pH\nff\nfc\u00df\ncn\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n*\u2014\u25a0\t\t-A\tco\t00 -fl\t\t\t\t\t\ni\tt\u2014\t-ff 00\tt-\tta co\tCv. ^v\u00ab\t\t|\t1\t1\niC\t\tCS -ff\t\t\u2014 Ol\t\t\t\t\t\n^-H\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tCV.\t\t\t\t\t\t\nO 00\to cc\tfl fl\to\tHO fl\t^lOC\t\t-a\tCO\tta\ncs' \u00ae\t\t02 02\tcc\tC5 CO\tCO 05 ^\t\t\u00abH\tccT\tCO\nI \t\t\t J.+\t\t\tco Ol\tCS -ff\t7\t\t\tT\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tcs\ttaO>\t\t\t\tfl\t\nco co\tCO\tcO\tco\t05\tO; ^ ^\t\tGO\t\tfl\n\t 'T\u2014\to\t'ta i\tt\u2014\tCi -fl\t1 \u00ab^-H ^\t\tC5\tlO\tta\n\to\tfl 1\tHO\t-- cs'\tta ci 00\t\to\tiO\to\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n1 +\t\t\t\t\t1\t\t\t\t\n\t\t\t\t\tp'\t\t\t\t\ntft cft\tIO\tHO -fl\tco\tt\u2014 cs\th LO M\t\t-a\tfl\tCO\n05 Q0\tCO\t05 CS\tco\tt\u201cH lO\tO CS O\t\t^\u201cH\tCO\tr-\nCO t-\tt\u2014\tr- go\tl\u2014\tt- 1-\tl\u2014 GO L\u2014\t\t00\tt\u2014\tr\u2014\n\u00ae \u00ae\to\tA A\tCfl\to o\t\t\to\to\t\ncn\t\t\t\tl\u2014\t\t\t\t\t\nt\u2014 l\u2014\t(M\tkO co\tco\tco t\u2014\t00\tt-\t\t\tlO>\t\n\u00ae t -'\tHO\tCO 00\tcs\tcs' fl\tta HO HO\t\tc\tta\t\nCO HO\tSS\tCC\t\tCO fl\ta ho co\t\tC5\to\tH0\n\t\t\t\t\tiO> lO) ^\t\tcc\tfl\tI\n\tco\t05 co\t\t\t05\t\t\t\t\nHO -ff\tC5\t\u2014 HO\tHO\tCO Ci\tCO S'! 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Reiset.\n137\nO\n2\nu\no\n>\n<a\nb\u00df\nc\no\n02\nT3\n5\nb\u00df\nC\nfl\n\u00c7\nfl\n\u00a9\nb\u00df\nfl\nfl\nb\u00df\nfl\n'fl\n\u00a9\nfl\u00a9\nfl\n\u00a9\nfl\n\u2022 H\nQ\n\u00a9 -i\u2014>\nfl\n-fl\no\nfl\n\u00a9\n-kJ\npfl\n-, \u00ab! \u00a9-P\nfl 2\n-\u00a9 S\nA\no >\nfl 7 2 fl\n>\u00a9^o\nfl> G\u00cf> o \u00a9\n\u00a9 X\n75 \u00a9\n\u00ab\n:fl\u00a9 Ph ^\nCO\nSh\nO\nt>\nc3\n* '\nS oo\n3 O\n3 Sh\nhH \"T?\np k\nSh ^\n-4\u20143\ng.\nM\n\u00e6 . fl 52\n03 -z 2 'S\n^\u00df^: rfl ^\nH \u00dc O j\u00bb\np2 ~\u00ae. ^ \u00a9\nfl\t\u00ab\n\u0152) lO\t^\n> -pH W\nC4\n\u00a7\n\u00a9 o fl fl P3 H\t,\u00a9\nfl l\u2014 -fl\nK --fl fl k\n-kJ\nt/2\n\u00a9\nfl\n-fl\n03\n03\nO\nfl\n-fl\n:\u00cf\n\u00ab\noo\n-fl\nfl\n\u00f6\n>\n03\n03\nrfl\n:fl\n\u00a3\nCO\n-fl\nO\n-2 03 .fl 03 03 fl >\nin\n* *~ r-j \u00a9 2 \u25a0fl g\n> s *[> 03\nCC -\no\no>\n\u00ab\n\nc\u00df\nO\nZf}\n^4\n03\n>\nOO\n03\n\u00a3\ni*4\n03\nCO\n-fl\n03\n03\nOO\n\u00a9\ni\u00a3\n\u00a9\n\u00a9\n-kJ\nfl\nfl\n<1\nb\u00df\nfl\n-fl\nfl\n\u00a9\nb\u00df\n>\u2022 kfl\nl>\n\u00a9\n>\n\u00a9\n-\t_ -J H fl\nV :fl -\u00a3 Ph -P 'S\nfl r j fl fl \u2019 \u2018fl -fl H \u00a9 -\u00df fl tZ2 \u00a9\t\u00a9 .\"fl \u00a9 fl ^\ng-2 SM g fl \u00a9\nM \u25ba d > -\u00a7 *3\nCO f\u00ee IZiW\nlanrpsi^onsia^\nm\nio\nfl\nM\n02\n~flL\nfl\nxn 02\n02\n02 02\n-kJ\n02\n\u2022kJ\n02\n-kJ\t.\t-kJ\n02\t-fl\t02\neo\t02\t_ W\noo opun^g \"n \u00b01TH ,J<3 Sunp -loqossny s//\ncs\nk\u00a9\ncs\n00\noo optm^g pun \u00b0UH ,Jd -ounp -lopossny 'JJ0\n\t\t\tL\u2014\t\u2014f.:\t00\tCO\t\t1\t\t\tL\u2014\t\no\t\tOb\t\u25a0rH\t\u20141\tI\u2014\tSS\t\u00a9r\t|\thH\tr\u2014\t! !\n\t\tcs\tSS\t\t\t'rH\t\t\t\t\t\nd\td\td\td\td\td\td\td\td\td\td\tdd\n\t\t\t\tQ\tc\tc\tc\tO\tc\to\to o\n\t\t\too\tO\tCO\tCO'\tCO\tCO\tcs.\to.\tO CO\n\t\tCi\t\t\t\t\t\t\tl\u2014\t^H\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\tI,\t\t\nCi\t00\tcc\t\u00a91\tlO\t\u2014\t\tO\tCO-\tOl\t\tCO iO\nc\u00a9-\tc\u00a9\tl\u2014\to\to\t00\tCO\tCO\t\u20141\to\t'\tCO 00\n\t\tCO\t1-H\t\t\t\t\t\t\t\t\n03\tcs\tlO\tCO\t\t_\tCO'\t-c\t\t\tJ\tc\u00a9\t\tr\u2014\n\tL\u2014\trf\tl\u2014\t1\tCO\tOS\tlO\tlO\tT-H\t1\tcs\nco'\t\tlo\"\tr^T\t1\t\tss\"\tOl\to\to\t1\tiiO\n\t\tiO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\tro\tcc\tCi\tI\u2014\t-o\t\t\u2014'\t\u2014\n\u2014\t\u00a9\t\t\t\t\u2014(\tSS\tGO\tCO\tlO\tSS\tCO l\u2014\n\t\tI\t\t\tCO\tCO-\tCO\tOl\tio\tiO\tCS\n\t\t1\t\t1\tCO\t00^\t00^\t00,\t00\to_\tC\u00a9 l\"\n\u00f6\to\t\t\t\to\to\to\to\to\tT-\to o\n\t\t\tSS\t\u00bbrf\tOl\t\u20141\to\to\tkO\tc\u00a9\tLO\tO \u00a93\n\tl\u2014\tSS\tSS\tco\tOl\tOS\tCO\tOl\tCO\tH\tCO o\nCO\t'M\tcc\tCO\tSS\tCO\tOl\tOl\tOl\tCO\tCO\tC\u00a9 H\n\t\t\t\u0153\tcc\too\u00bb\tlO\tt-H\t\u2014\t\u00abr\u2014\tCO\tH\tCS\tCS t\"4\nl\u2014\t\t\u25a0SO\tCO\tT\u20141\tCO\t1\u2014\t\u00bbH\t-rr\tCO\tl\u2014\tH C3\n\tiO\t\tco\tlO\tCO\tkO\tlO\tH\tc\u00a9\tCO'\tCO t\u2014\no'\to\to'\to\to\tc\to\to\t\u00d6\to\to\td d\n\t\tCO\tH\t\tCO1\tc\u00a9\tcs\tCO\tOl\too\tc\u00a9 o\n\t00\t*\u00a9\t\tC^-\tl\u2014\tCO\tCS\t\t'CS\tOl\t'CS\n\t\u00a91\tH\tCO\t\tCO\tc\u00a9\t\u00a9I\tOl\tCO\tCO\tH H\ni\t(3\tcc\t\u00bb-fl\t\tCO'\t\u2014\t00\t\u2014:\tH\tCS\tl\" \u00a91\nO\t\tcc\tcc\t\tCO\t(Jj\tOl\t03\tCO\tCO\tr- o\n1 ^\t\t<*C)\t\u00bbC1\t\trO\t*o\t^t1\tCO\tiO\tHf4\tCO t\u2014\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\to\to\to\t\to\t\u25a0\u2014-\tp\u2014^\t\u2022\u2014-\t'\u2014^\td\u00bb>\to o\n\t\t\t\t\t\u25a04-3\t-4-5\t,\t\t\t\t\ts\t\n\tS'\t\t\t\t\t\t\t\t\t-fl\t\n\tTO\t_ M\t\t\tc o .\to .\t\tiO\ts\tt-\tdd dd rf -d:\n~\tb\u00df\to 1\u2014\t\t\tg\t\t\tCO\tlO\t-H-5\t\nN\t^\t\t' \"\tdH\tdH\t\u00bbC-\t\t\t\t\t\t\u2022\u2014\u25a0\"\t1\t\t\n#bJD *Sh \u2022 i\u00a9\t-fl :rH ig? o\tb\u00df \u2022\tpH Sh :C5 *\t77i\tfl -fl \u00a9 t/2 \u00a9\tfl -c \u00a9 t/2 \u00a9 fl\u00a9\t\u00a3 \"ci . 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Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\nWie man aus der Tabelle ersieht, wurde in fast allen Versuchen auch eine Aenderung* des Stickstoffgehalts der Atmosph\u00e4re beobachtet, meist eine Ausscheidung, zuweilen eine Aufnahme dieses Gases von Seiten des Thieres. Diese Stickstoffexhalation, resp. -Aufnahme, ist vielfach als Versuchsfehler gedeutet worden, und sie wird namentlich von Voit auf Grund seiner sehr sorgf\u00e4ltigen Bilanzversuche bestritten.\nAuch die Frage nach der Realit\u00e4t der gasf\u00f6rmigen Stickstoffexhalation ist ausf\u00fchrlicher in der Lehre vom Stoffwechsel zu er\u00f6rtern, hier sei nur erw\u00e4hnt, dass zwar die meisten \u00e4lteren Versuche, welche oft colossale Stickstoffexhalationen ergeben haben, offenbar fehlerhaft sind, dass aber unter ihnen die sehr sorgf\u00e4ltigen Experimente von Marchand 1 nicht ohne Weiteres verworfen werden k\u00f6nnen und dass in j\u00fcngster Zeit Seegen und Nowak 2 bei Versuchen, welche m\u00f6glichst die Fehlerquellen ber\u00fccksichtigen, abermals recht betr\u00e4chtliche Stickstoffexhalationen constatiren. Immerhin l\u00e4sst sich auch gegen Seegen und Nowak manches ernste Bedenken erheben, wie j\u00fcngst Pettenkofer und Voit1 2 3 dargethan haben.\nMarchand fand die Stickstoffexhalation bei Meerschweinchen in 10 Versuchen zwischen 0.65 und 1,38 \u00b0/o, im Mittel = 0,94 % der gleichzeitig gebildeten Kohlens\u00e4ure; im Mittel dreier Versuche bei Tauben = 0,85 %.\nIn \u00e4hnlichen Grenzen bewegt sich, wie obige Tabelle lehrt, die Abgabe und die seltnere Aufnahme von Stickstoff in den Versuchen von R\u00e9gnault und Reiset.\nDie Absorption von Stickstoff wurde h\u00e4utig bei hungernden Thieren, besonders V\u00f6geln, beobachtet, namentlich constant bei einer kranken Ente.\nSeegen und Nowak fanden in 32 Versuchen an Kaninchen, Tauben, Hunden und H\u00fchnern constant Stickstoffausscheidung. Ihr niedrigster Werth war 4 mgr (beim Kaninchen), der h\u00f6chste 9 mgr pr. Kilo und Stunde (je einmal bei Kaninchen, Hund und Huhn beobachtet).\nWo die Beobachtungsdauer nicht sehr lang ist, so in den Versuchen von Marchand, muss man an die M\u00f6glichkeit denken, dass eine Aufnahme oder Abgabe von Stickstoff seitens des Thieres bedingt sein kann durch wechselnden Luftgehalt der Lungen, besonders aber des Magens und Darmcanals.\n1\tMarchand, Journ. f. pract. Chemie. XLIY. S. 1. 1848. (Tafel dazu bei Bd. 36.)\n2\tSeegen u. Nowak, Wiener Sitzgsber. Math.-naturw. CI. (3) LXXI. S. 329. 1875 und Arch. f. d. ges. Physiol. XIX. S. 347.\n3\tPettenkofer u. Voit, Ztschr. f. Biologie. XVI. S. 508.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Stickstoffexkalation. \u2014 Versuche an Katzen.\n139\nDiese Erkl\u00e4rung gen\u00fcgt aber nickt mehr, wo es sich, wie in einigen Versuchen von Seegen und Nowak, um \u00fcber 4 gr ausgeschiedenen Stickstoff handelt.\nUebrigens wird auch die Beweiskraft dieser Versuche gegen\u00fcber der Kritik von Pettenkofer und Voit sehr fraglich.\nZur Erg\u00e4nzung der Resultate von R\u00e9gnault und Reiset m\u00f6gen zun\u00e4chst noch einige weitere Zahlen Platz finden.\nBidder und Schmidt 1 ermittelten in vielfach wiederholten ein-st\u00fcndigen Versuchen die Kohlens\u00e4ureausscheidung von Katzen in verschiedenen Ern\u00e4hrungszust\u00e4nden.\nFolgende Tabelle enth\u00e4lt ihre wesentlichsten Ergebnisse.\nZahl der Versuche\tI \u2022 Kohlens\u00e4ureausscheidung pr. Kilo u. Stunde im Mittel der Versuche gr\tVc (Ou. 76cm)\t\tVersuchsbedingungen\n7\t1,423\t723\t1 Schwangere Katze, reichlichste Fleischf\u00fctterung.\n52\t0,902\t458\tDieselbe, 18 Tage lang hungernd.\n4\t0,998\t507\tDieselbe, 15. Tag des Hungers.\n4\t0,732\t372\tDieselbe, 18. Tag; kurz vor dem Tode.\n6\t0,847\t430\tKater, durch Fleischf\u00fctterung auf con-\n2\t1,364\t693\tstantem Gewicht gehalten. Derselbe, maximale Fleischf\u00fctterung.\n23\t0,888\t451\tDerselbe, normale Fleischf\u00fctterung ohne\n12\t0,679\t345\tWasser. Derselbe. Inanition bei \u00fcbersch\u00fcssiger\n7\t1,702\t865\tWasserzufuhr. Koch nicht erwachsene Katze, Fleisch-\n6\t1,500\t763\tftitterung. Dieselbe, Fettf\u00fctterung.\nEine sehr sorgf\u00e4ltige Untersuchung \u00fcber den Gaswechsel der Katze, mit H\u00fclfe des Vorr\u2019schen Apparates, lieferte Carl Theodor Herzog in Baiern.'1 2 Die Versuche zeigen, bei constantem Futter, die durch die wechselnde Lufttemperatur bedingten Schwankungen des Gaswechsels bei dem 2464 bis 3047 gr wiegenden Thiere.\nDie Werthe sind auf die Zeit von G Stunden reducirt.\nDas Minimum der Sauerstoffaufnahme war 10,87 gr, bei +29,6 o C. Lufttemperatur, das Maximum = 21,39 gr, bei \u2014 3,2\u00b0 C. ; die entsprechenden Zahlen f\u00fcr die Kohlens\u00e4ure = 12,03 gr bei + 30,8\u00b0 C., und 22,03 gr bei \u2014 3,2 o C. Pr. Kilo und Stunde berechnet sind die Wertke:\n1\tBidder u. Schmidt . Die Verdauungss\u00e4fte und der Stoffwechsel. S. 321\u2014362. Mitau u. Leipzig 1852.\n2\tCarl Theodor. Herzog in Baiern. Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 51.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140 Z\u00fcntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\n\tSauerstoff\t\tKohlens\u00e4ure\t\n\tgr\tcc\tgr\tcc\nMinimum . .\t0,645\t450\t0,766\t389\nMaximum . . _\t1,356\t947\t1,397\t710\nIm Mittel der 22 Versuche war der respiratorische Quotient = 0,77.\nLavoisier und Seguin haben einen Theil ihrer klassischen Versuche am Meerschweinchen angestellt; desselben Versuchsthieres bedienten sich Allen und Pepys.\nDie genauesten Zahlen \u00fcber seinen Stoffwechsel lieferten die mit guten Methoden angestellten Versuche von Marchand1, und die neueren von Colasanti2 3 und Finkler. Ersterer fand im Mittel von 6 Versuchen bei normaler Ern\u00e4hrung die Kohlens\u00e4ureausscheidung = 1,35 gr per Kilo und Stunde. Colasantis Mittelwerthe sind f\u00fcr eine Temperatur von 18,80 C. 1,588 gr = 1110,5 cc Sauerstoff, 1,897 gr = 964,9 cc CO2; resp. Quot. = 0,87.\nBei Abnahme der Lufttemperatur um 10 C. werden je 37,23 cc. Sauerstoff mehr consumirt, 33,66 cc Kohlens\u00e4ure mehr producirt.\nIn der Verdauungsperiode scheiden Meerschweinchen im Mittel 21,1 cc Sumpfgas und 3,5 cc Wasserstoff per Kilo und Stunde aus.\nFinkler 3 findet im Winter bei einer um 7,4 0 C. h\u00f6heren Umgebungstemperatur dieselbe Gr\u00f6sse des Gaswechsels wie Colasanti im Sommer bei 18,4\u00b0 C., bei derselben Temperatur von 18,40 C., aber einen um 23% h\u00f6heren Werth; dabei ist der respiratorische Quotient fast unver\u00e4ndert.\nF\u00fcr die Ausscheidung der brennbaren Gase wurden Werthe, welche mit denen Colasanti's harmoniren, gefunden.\nW\u00e4hrend des Hungers besteht, wie Finkler4 gefunden, die W\u00e4rmeregulation ungeschw\u00e4cht. Der Sauerstoffverbrauch-sinkt nur sehr langsam w\u00e4hrend der Inanition. Je 1 % Abnahme des K\u00f6rpergewichts bedingt Abnahme des Sauerstoffverbrauchs per Kilo und Stunde von 0,35 % des anf\u00e4nglichen Werth es.\nDie Kohlens\u00e4ureausscheidung sinkt rascher, indem der respiratorische Quotient, wie auch die obige Tabelle nach R\u00e9gnault und Reiset lehrte, kleiner wird.\nFriedl\u00e4nder und Herter5 stellen die Mittelwertke mehrerer,\n1\tMarchand, Journ. f. pract. Chemie. XLIV. S. 1. 1848.\n2\tG. Colasanti, Arch. f. d. ges. Physiol. XIY. S. 92 u. Pfl\u00fcger, Ebenda. S. 469.\n3\tD. Finkler, Arch. f. d. ges. Physiol. X\u00c4. S. 603. 1877.\n4\tDerselbe, Ebenda. XXIII. S. 175. 1880.\n5\tFriedl\u00e4nder u. Herter, Ztschr. f. physiol. Chemie. III. S. 19. (36.)","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche an Meerschweinchen, Kaninchen, Hunden.\n141\nnach verschiedenen Methoden die Athemgr\u00f6sse des Kaninchens messender, Versuchsreihen zusammen. Es betr\u00e4gt demnach auf Kilo und Stunde berechnet:\nDie Sauerstoffaufnahme = 642 cc, die (Xb-Ausscheidung 588 cc\n(R\u00e9gnault und Reiset).\nDie Sauerstoffaufnahme = 672 cc, die CO2-Ausscheidung 570 cc\n(Finkler und \u00d6rtmann ])-\nDie Sauerstoffaufnahme = 678 cc, die CO2-Ausscheidung 642 cc\n(Pfl\u00fcger1 2).\nR\u00e4uber findet mit H\u00fclfe des PETTENKOFER\u2019schen Apparates Sauerstoff = 0,81 gr = 566 cc,\nKohlens\u00e4ure = 1,08 gr = 549 cc,\nResp. Quotient = 0,97 Wasserausscheidung = 1,01 gr.\nDas von demselben Thiere geathmete Luftvolum betr\u00e4gt nach Raoult3 = 619 cc, nach Friedl\u00e4nder und Herter = 504 cc in der Minute. Seine Schwankungen bei wechselnder Zusammensetzung der inspirirten Luft hat Dohmen4 am vollst\u00e4ndigsten untersucht. Das N\u00e4here hier\u00fcber geh\u00f6rt in die Lehre von der Innervation der Ath-mung. F\u00fcr den Hund seien hier die in der Lehre vom Stoffwechsel n\u00e4her zu besprechenden Versuche von Pettenkofer und Voit5 erw\u00e4hnt, welche die grossen Schwankungen des respiratorischen Stoffumsatzes bei verschiedener Ern\u00e4hrung darthun. Derselbe erreicht sein Minimum nach zehnt\u00e4gigem Hungern, wonach der 29,8 Kilogr. wiegende Hund 289,4 gr CO2 per Tag ausscheidet. Derselbe Hund hatte ein Jahr fr\u00fcher bei F\u00fctterung mit 1800 gr Fleisch und 350 gr Fett bei circa 33,3 k Gewicht die maximale (Xb-Ausscheidung von 840,4 gr erreicht.\nDer enorme Unterschied in der CO2-Ausscheidung zwischen gef\u00fctterten und hungernden Thieren besteht \u00fcbrigens nur, solange die Verdauung dauert.\nIn dieser Hinsicht stimmen die Versuche von Senator6, sowie die von Leyden und Frankel7, am Hunde, mit den oben citirten Bidder und ScHMiDT\u2019schen an der Katze, und denen Finkler\u2019s am Meerschweinchen aufs Beste \u00fcberein.\n1\tFinkler u. Oertmann, Arch. f. d. ges. Physiol. XIV. S. 62. 1876.\n2\tPfl\u00fcger, Ebenda. XVIII. S. 355. 1878.\n3\tRaoult, Ann. d. chim. et phys. (5) IX. p. 198.\n4\tAV. Dohmen in Pfl\u00fcger\u2019s Unters, aus dem physiologischen Laboratorium zu Bonn. S. 83. Berlin 1865.\n5\tPettenkofer u. Voit, Ann. d. Chem. u. Pharm. 2. Suppl.-Bd. S. 52. 1862.\n6\tH. Senator, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1872. S. 1.\n7\tLeyden u. Frankel, Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. LXXVI. S. 136. 1879.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142 Zuntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\nIm Hinblick auf die praktischen Fragen der rationellen F\u00fctterung sind in den letzten Jahren eine gr\u00f6ssere Anzahl Versuche an Schafen und Ochsen nach der PETTENKOFER\u2019schen Methode angestellt worden.\nHenneberg1 fand an ausgewachsenen Schafen folgende Werthe der CO2-Ausscheidung per Kilo und Stunde, welche mit denen Rei-set\u2019s gen\u00fcgend harmoniren,\nbei\tHunger...............................Tags\t=\t0,408\tgr\n\u201e\t\u201e\t Nachts\t=\t0,321\t\u201e\nbei\tvorwiegender F\u00fctterung am\tTage: Tags\t=\t0,733\t\u201e\n\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\tNachts\t=\t0,624\n\u201e\t\u201e\t\u201e Nachts:\tTags = 0,608 \u201e\n\u201e\t\u201e\tn\tn Nachts = 0,714 \u201e\nGrouven'2 und Henneberg3 haben am Ochsen experimentirt. Aus den Zahlen des letzteren sei hier erw\u00e4hnt, dass ein Ochse von 638 bis 660 k Gewicht bei verschiedener F\u00fctterungsweise 0,389 bis 0,485 gr CO-2, ein anderer von 710 k Gewicht 0,488 bis 0,616 gr CO2 per Kilo und Stunde ausschied. \u2014\nF\u00fcr die Athmung des Menschen sind die Versuche von Petten-kofer und Voit die bei weitem bedeutungsvollsten.4 Sie finden eine eingehendere Besprechung in Bd. V dieses Werkes durch Voit selbst, der wir hier nicht vorgreifen wollen. Wir erw\u00e4hnen hier nur, dass die CO2 - Ausscheidung eines ruhenden Mannes, von 70 \u2014 73* k K\u00f6rpergewicht, zwischen 695 und 1038 gr in 24 Stunden schwankte, und bei Arbeit bis 1285 gr anstieg.\nAuf die Einheit des Kilo und der Stunde reducirt, entsprechen diese Zahlen 0,41\u20140,61 \u2014 0,76 gr CO2. Bei Nacht fanden Petten-kofer und Voit den Gaswechsel erheblich geringer als am Tage, ein Resultat, das auch in Thierexperimenten, besonders sch\u00f6n in denen Boussingault\u2019s 5 an der Turteltaube, deutlich hervortritt.\nDen Einfluss individueller Schwankungen zeigen die niedrigen Werthe, welche J. Ranke 6 mit demselben Apparate unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen an sich selbst beobachtete. Sein K\u00f6rperge-\n1\tHenneberg, Journ. f. Lanclw. 1869. S. 306 u. 409.\n2\tH. Grouven , Zweiter Bericht \u00fcber die agriculturchemische Versuchsstation zu Salzm\u00fcnde. S. 207\u2014274. Berlin 1874.\n3\tW. Henneberg, Landw. Versuchsstationen. VIII. S.443. 1866; Neue Beitr\u00e4ge zur Begr\u00fcndung einer rationellen F\u00fctterung der Wiederk\u00e4uer. G\u00f6ttingen 1870\u201472.\n4\tPettenkofer u. Voit , Ann. d. Chem. u. Pharm. CXLI. S. 295. 1867; ferner Ztschr. f. Biologie. H. S. 459. 1866, V. S. 319. 1869; Sitzgsber. d. bayr. Acad. 1866. 10. Nov. u. 1867. 9. Febr.\n5\tBoussingault, Ann. d. chim. etphys. (3) XI. p. 433. 1844; Deutsch. Journ. f. pract. Chemie. XXXV. S. 402.\n6\tJoh. Ranke, Arch. f. Anat., Physiol, u. wissensch. Med. 1862. S. 311. (365.)","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche an Wiederk\u00e4uern \u2014 an Menschen.\n143\nwiclit schwankte w\u00e4hrend der Versuche zwischen 71,79 und 74,22 k; die niedrigste CO2 - Ausscheidung, bei Hunger, war = 0,373 gr per Kilo und Stunde, die h\u00f6chste, bei maximaler Nahrungsaufnahme bis zum Gef\u00fchl der Uebers\u00e4ttigung, = 0,52 gr.\nDie Einwirkung, welche Alter und Geschlecht auf die CO2-Ausscheidung des Menschen \u00fcben, haben besonders Andeal und Gavar-ret 1 studirt. Ihre wesentlichsten Resultate sind:\n1.\tIn allen Lebensaltern, vom 8. Jahre bis zum Greisenalter, scheidet der Mann bedeutend mehr CO2 aus als das Weib; der Unterschied ist am gr\u00f6ssten zwischen 16 und 40 Jahren, wo das Ver-h\u00e4ltniss fast = 1:2 ist.\n2.\tBeim Manne w\u00e4chst die CO2-Ausscheidung best\u00e4ndig bis zum 30. Jahre, am raschesten zur Pubert\u00e4tszeit. Vom 30. Jahre bis zum h\u00f6chsten Greisenalter wird ein stetiges, langsames Sinken beobachtet.\n3.\tBeim Weibe bleibt die CO2-Exhalation w\u00e4hrend der ganzen Periode der Geschlechtsreife auf der geringen H\u00f6he, welche sie beim Beginn derselben hatte, station\u00e4r, und steigt erst in den klimakterischen Jahren, um dann, nach dem Greisenalter hin, wieder abzusinken. Schwangerschaft bedingt vor\u00fcbergehende Steigerung auf den dem Klimax zukommenden Werth.\nA. und G. bestimmen nur die Lungenausscheidung. Vor dem Gesichte befindet sich eine hermetisch schliessende Maske, durch welche ein reichlicher Luftstrom in 3 grosse vorher luftleer gemachte Ballons von 140 1. Inhalt gesogen wird. Jeder Versuch dauert 8 \u201413 Minuten. Leider ist das K\u00f6rpergewicht der Versuchspersonen nicht bestimmt worden, auch fehlen n\u00e4here Angaben \u00fcber die Ern\u00e4hrung, so dass die Resultate einer Revision im Hinblick auf diese Momente bed\u00fcrfen.\nScharlingV2 Versuche sprechen \u00fcbrigens auch f\u00fcr die erw\u00e4hnte Differenz zwischen beiden Geschlechtern, w\u00e4hrend sie andererseits deutlich zeigen, dass bei Kindern die absolute CO2 -Ausscheidung zwar geringer, die auf die Einheit des K\u00f6rpergewichts bezogene aber gr\u00f6sser, als bei Erwachsenen, ist. Es stimmt dies mit den Beobachtungen an Thieren \u00fcberein.\nDie folgende Tabelle enth\u00e4lt nur Scharling\u2019s f\u00fcr die einzelnen Versuchsindividuen gefundene Mittelwerthe.\nAussser den in Tabelle S. 144 hervortretenden Einwirkungen des Alters und Geschlechts, fand Scharling eine Vermehrung der CO2-Ausscheidung nach den Mahlzeiten, und einen h\u00f6heren Werth im wachenden als im schlafenden Zustande.\n1 Andral et Gavarret, Recherches sur la quantit\u00e9 d\u2019Acide carbonique exhal\u00e9 par le poumon dans l\u2019esp\u00e8ce humaine. Paris 1843. Extrait des Ann. d. chim. et phys. (3) VIII. 2 Scharling, Ann. d. Chem. u. Pharm. XLV. S. 214. 1843.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144:\tZuntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\nVersuchsobj ect\tK\u00f6rper- gewicht Kilo\tKohlenstoif- aussclieidung in 24 Stdn. gr\tC(J 2-AuS-scheidung in 24 Stdn. gr\t67G2-Aus-scheidung pr. Kilo I u. Stunde [ gr\n35j\u00e4hriger Mann .\t.\t. 2Sj\u00e4hriger Gardesoldat 16 j\u00e4hriger junger Mann . 19j\u00e4hrige Magd .... 9* 2 3/i j\u00e4hriger Knabe .\t.\t. lOj\u00e4hriges M\u00e4dchen .\t.\t65,5 82 57.75 55.75 22 23\t219,47 239,714 224,37 165,877 133,129 125,42\t804,72 878,95 822,69 608,22 488,14 459,87\t0,512 0,497 0,594 0,455 0,925 0,833\nAus den Versuchen von Speck ersieht man sehr deutlich die Schwankungen der Intensit\u00e4t der respiratorischen Functionen im Laufe des Tages. Als die wichtigste Ursache derselben gibt Speck, ebenso wie fr\u00fcher Vierordt die Nahrungsaufnahme an. Das n\u00e4here lehrt die Tabelle, welche die Werthe f\u00fcr eine Minute gibt. Da Speck's K\u00f6rpergewicht zwischen 57 und 60 k schwankt, gelten die Zahlen fast genau auch f\u00fcr 1 k und 1 Stunde.\n\t\u2022 s tp \u00a3 ^ jv] ia r\"' cc\t\u00d62-Ver- CD 2-Ausbrauch ! Scheidung gr\tcc j gr\tcc\t\t\t72 \u00a3 4\t\nMaximum\t\t8046\t0,601\t420 0,717\t364\t0,98\tf 12 Versuche unter nor-\nMinimum\t\t7108\t0,461\t322 0,535\t271\t0,821\t{ malen AVrh\u00e4ltnissen zu ]\nMittel\t\t7527\t0,518\t361 0,619\t314\t0,869\t1 verschied. Tageszeiten1\nMittel aus 3 Vers.\t7038\t0,420\t293 0,499\t253\t0,864\tAlorgens n\u00fcchtern\nMittel aus 3 Vers.\t\u2014\t0,444\t310 0,528\t268\t0,865\tKurz vor d. Mittagessen Lj\nMittel aus 4 Vers.\t\u2014\t0,526\t367 0,628\t319\t0,869\t72 bis 1 Stunde nach dem]\n\t\t\t\t\t\tMittagessen\t\u2019\nMittel aus 6 Vers.\t6446\t0,397\t277 0,458\t233\t0,841\tAlorgens n\u00fcchtern3\nAnaloge Ergebnisse f\u00fcr die Kohlens\u00e4ure und die respirirte Luftmenge haben die Versuche von Vierordt4 und Berg-5 ergeben. Hier folgen die wichtigsten Mittelzahlen des ersteren Forschers.\nt Speck, Unters, \u00fcb. Sauerstoffverbrauch u. Kohlens\u00e4ureausathmung des Menschen. S. 31. Cassel 1871.\n2\tDerselbe, Arch. f. exper. Pathol. IL S. 405. 1874.\n3\tDerselbe, Ebenda. XII. S. 1. 1880.\n4\tVierordt, Physiol, d. Athmens. Karlsruhe 1S45; AVagner\u2019s Handw\u00f6rterb. d. Physiol. II. S. 883.\n5\tBerg, Einfluss der Athembewegungen auf die Ausscheidung der Kohlens\u00e4ure durch die Lungen. Dorpat 1869.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Ergebnisse von Scharling, Speck, Yierordt, Pott.\n145\nTages- stunde\tAthem- z\u00fcge pr. Minute\tVolum einer Exspirat. cc (37 c\tPer Min. exsp. Luft\tCO-2 C. 758 mm Druck)\t\tProcentgehalt d. exspir. Luft an CO-2\n9\t12,1\t503\t6090\t264\t4,32\n10\t11,9\t529\t6295\t282\t4,47\n11\t11,4\t534\t6155\t278\t4,51\n12 1 2\t11,5\t496\t5578\t243\t4,36\n1\t12,4\t513\t6343\t276\t4,35\n2\t13,0\t516\t6799\t291\t4,27\n3\t12,3\t516\t6377\t279\t4,37\n4\t12,2\t517\t6179\t265\t4.21\n5\t11,7\t521\t6096\t252\t4,13\n6\t11,G\t496\t5789\t238\t4,12\n7\t11,1\t489\t5428\t229\t4,22\nZur Vervollst\u00e4ndigung der Anschauungen \u00fcber die Intensit\u00e4t des Respirationsprocesses in der Thierreihe lassen wir hier noch eine tabellarische Zusammenstellung\u2019 der Versuche Pott\u2019s 2 folgen:\nThierart\tGewicht gr\tCZb-Exhalation pr. Kilo und Stunde gr\t;\tcc\t\tTempe- ratur \u00b0C.\tZahl der Vers., aus denen das Mittel genommen\nS\u00e4ugethiere :\t\t\t\t\t\nZieselmaus\t\t355\t1,508\t767\t18\u201421\t3\nMaulwurf\t\t62\t2,675\t1360\t16\t2\nHausmaus, alte ....\t18,8\t6,455\t3282\t13\u201414\t2\nHausmaus, junge.\t.\t.\t.\t13,3\t7,212\t3666\t8\u201419\t3\nWeisse Maus\t\t13\t8,880\t4514\t7\t1\nBrandmaus\t\t21,5\t6,545\t3327\t8\t1\n\"Weisse Ratte, alt .\t.\t.\t80,5\t3,518\t1789\t7\t1\nWeisse Ratte, jung .\t.\t.\t22\t6,045\t3073\t8\t1\nGraue Ratte\t\t55,5\t4,308\t2190\t16\t1\nV\u00f6gel:\t\t\t\t\t\nKanarienvogel, Weibchen\t17\t9,097\t4625\t16\u201417\t2\nSperling, m\u00e4nnlich .\t.\t.\t25,0\t7,783\t3957\t10\u201415\t2\nSperling, weiblich .\t.\t.\t23\t7,338\t3730\t15 \u2014 16\t1\nFische :\t\t\t\t\t\nJunge Karpfen ....\t12\t0,352\t179\t13 \u2014 14\t2\nAmphibien :\t\t\t\t\t\nLaubfrosch\t\t11,7 13,9\t0,372\t189\t21\t3\nRana t.emporaria, alt .\t.\t\t0,355\t180\t19\u201420\t1\nRan a temp or aria, jung\t1,26\t1,275\t648\t19\u201420\t1\nBufo variabilis, alt .\t.\t.\t15\t0,433\t220\t19-21\t2\n1\tMittagsmahlzeit von 127-2 bis 1 Uhr.\n2\tPott, Lanclw. Versuchsstationen. XVIII. S. 81.\nHandbuch der Physiologie. Bd. IYa.\tIQ","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146 Zuntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap, Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\nThierart\nGewicht gr\tCYA-Exhalation pr. Kilo und Stunde o;r\tcc o\t\tTempe- ratur \u00b0C.\tZahl der Yers., aus denen das Mittel genommen\n3,6\t1,515\t770\t15\u201420\t3\n49\t0,337\t171\t13\u201415\t2\n1,25\t1,363\t693\t19\t1\n0,8\t3,118\t1585\t17\u201420\t3\n0,32\t1,130\t574\t20-21\t2\n1,64\t1,635\t831\t15\u201416\t1\n2,0\t0,987\t503\t16 \u2014 17\t2\n0,015\t1,480\t752\t20\t1\n0,083\t1,177\t598\t15\u201416\t1\n0,3\t1,130\t574\t18\t1\n5,4\t2,202\t1119\t21\t1\n3,8\t1,300\t661\t19-20\t2\n4,8\t0,865\t440\t18\u201419\t2\n2,0\t1,435\t730\t14\u201419\t2\n\t0,839\t427\t16\u201419\t3\nca. 0,25\t2,305\t1172\t16\u201419\t3\n0,05\t2,127\t1081\t17\u201421\t2\n_\t0,12 bis\t61 bis\t15 \u2014 17\t5\n\t0,278\t141\t\t\ni\t0,80\t0,593\t302\t18\u201419\t1\n\t0,645\t328\t16\u201419 1\t2\nAmphibien :\nBufo variabilis, jung . Bufo einer., alt .\t.\t.\nBufo einer., jung .\t.\nLacerta agilis1, jung .\nInsecten :\nMistk\u00e4fer..............\nLaufk\u00e4fer..............\nEngerling2.............\nFuchsschmetterling .\t.\nKohlweisslingraupe, jung \u201e\tausgewachsen\nLigusterschw\u00e4rmer, Baupe Ligusterschw\u00e4rmer, Puppe Weidenbohrerraupe im Einspinnen .\nB\u00e4rraupe Grash\u00fcpfer .\nGryllus camp.\nBlattwanze .\nSchnecken:\nW\u00fcrmer:\nRegenwurm . Blutegel3.\t.\n\nEine Reihe Amphibienarten sind von Moleschott und Schelske4 vergleichend auf die Gr\u00f6sse der U02-Ausscheidung untersucht worden. Es zeigte sich dabei, dass im allgemeinen die lebhafteren Thierarten die gr\u00f6ssere Ausscheidung von COi besitzen, ferner zeigte sich fast durchg\u00e4ngig, dass die m\u00e4nnlichen Thiere bedeutend lebhafteren Stoffwechsel als die weiblichen besitzen5 6, ein Ergebniss, das um so be-merkenswerther ist, als die Untersuchungen nicht zur Zeit der Brunst ausgef\u00fchrt wurden. Die Tabelle auf S. 14/ gew\u00e4hrt einen Uebeiblick.\n' Wie aus derselben hervorgeht, sind die Versuche bei ziemlich gleicher Lufttemperatur angestellt; dass nur solche Zahlen bei Untersuchung des Stoffwechsels von Kaltbl\u00fctern mit einander verglichen werden k\u00f6nnen, geht aus den Versuchen von Moleschott\",\n1\tYgl. S. 136 R\u00e9gnault u. Reiset\u2019s Tab. Kr. 78\u201480.\n2\tYgl. S. 136 Nr. 81 u. 82 die Zahlen f\u00fcr Maik\u00e4fer.\n3\tYgl. die Tabelle S. 150.\n4\tMoleschott u. Schelske, Molesch. Unters. I. S. 1. 1856.\t_\t^\n5\tYgl. hier\u00fcber auch Moleschott, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1853. S. 65.\n6\tJ. Moleschott, Molesch. Unters. TI. S. 315. 1857.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Ergebnisse von Pott, Moleschott, Schulz.\n147\nThierart\tM\u00e4nnchen\t\t\tWeibchen\t\t\n\tZahl der Vers, aus welchen d. Mittel gen.\tMittlere Tem- peratur \u00b0C.\tG\u00fcte-Ausscheid. pr. Kilo u. St. gr\tZahl der Vers, aus welchen d. Mittel gen.\tMittlere Tem- peratur \u00b0C.\tG\u00d62-Ausscheid. pr. Kilo u. St. gr\nr Bufo cinereus .\t4\t21,8\t0,204\t6\t23,1\t0,142\nSalamandra ma-\t\t\t\t\t\t\ndilata\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t16\t18,1\t0,192\nBufo calamita .\t11\t19,9\t0.257\t12\t19,5\t0,229\nRana esculenta.\t15\t19,0\t0,282\t20\t18,7\t0,224\nTriton cristatus\t5\t16,0\t0,413\t5\t16,2\t0,429\nBufo viridis. . .\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t16\t19,1\t0.306\nRana temp or . .\t22\t23,1\t0,502\t16\t22,7\t0,393\nHyla arborea,\t\t\t\t\t\t\nGeschlechter\t\t\t\t\t\t\ngemischt . . . .\t[T]\t19,3\t[0,261]\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nB\u00fctschli l 2, H. Schulz 2 \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Stoffwechselintensit\u00e4t von der K\u00f6rpertemperatur hervor.\nDem letztgenannten Autor entnehme ich folgende Tabelle.\nTemperatur \u00b0C.\tG\u00fcte-Abgabe pr. Kilo u. Stunde in grms.\t\n\tBlatta orientalis\tRana escul.\n0\u20145\t0,083 (4\u00b0)\t0,012\n5\u201410\t\u2014\t0,067\n10\u201415\t\u2014\t0,068\n15\u201420\t0,268\t0,076\n20\u201425\t0,391\t\u2014\n25\u201430\t0,554\t0,160\n30\u201435\t1,045\t0,625\nAuffallend ist, dass Schulz die CO2-Production des Frosches viel geringer findet, als Moleschott und Pott. Sollte die Nahrungsaufnahme bei dieser Thierart so bedeutende Differenzen bedingen?3 Moleschott\u2019s Fr\u00f6sche waren erst unmittelbar vor dem Versuche eingefangen, also wohl im Zustande der Verdauung.\nMan vergl. noch, in Bezug auf die Athemgr\u00f6sse von Schnecken und Insecten die \u00e4ltern Arbeiten von Spallanzani4 und Vauquelin5,\n1\t0. B\u00fctschli, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1874.\n2\tH. Schulz, Arch. f. d. ges. Physiol. XIY. S. 78. 1877 u. Ueber die Abh\u00e4ngigkeit zwischen Stoffwechsel u. K\u00f6rpertemperatur bei Amphibien u. Insecten. Inaug.-Diss. Bonn 1877.\n3\tVgl. hier\u00fcber Marchand, Journ. f. pract. Chemie. XXXIII. S. 129 1844 XXXVII. S. 1. 1846.\n4\tSpallanzani, Gehlen\u2019s Journ. III. S. 378.\n5\tVauquelin, Ann. d. chim. XII. 1792.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148 Zuntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\nsowie von Treviranus1 (Biene), die neuern von W. Detmer2 (Larven von Tenebrio molitor) und 0. Liebe3 (Musca vomitoria, Carabus cancellatus, Gryllus gryllot,).\nDie Mehlw\u00fcrmer producirten in Detmer\u2019s Versuchen etwa 0,11 gr COi per Kilo und Stunde bei 12\u201416 0 C. ; erh\u00f6hte Temperatur steigerte die CO-i-Bildung bedeutend.\nDie besonderen, zum Studium der Respiration der Wasserthiere angewandten, Methoden wurden schon (S. 127) skizzirt. Die quantitativen Untersuchungen lehren, dass die Athemgr\u00f6sse bei Fischen \u00e4hnlich variirt, wie bei den schon besprochenen Thierclassen ; ausser den durch die Art bedingten Differenzen wirkt der Ern\u00e4hrungszustand m\u00e4chtig ein. Ferner steigt die Intensit\u00e4t der Oxydation, wie bei allen Kaltbl\u00fctern, mit der Temperatur und nimmt, auf die Einheit des K\u00f6rpergewichts bezogen, im Allgemeinen ab mit der Gr\u00f6sse des Individuums.\nDas weitere ergibt die Tabelle auf S. 149 u. 150.\nDer Mechanismus der Kiemenathmung, Aufnahme des Wassers in .den Mund, Austreibung desselben durch die Kiemen\u00f6ffnungen, wobei die enorm gef\u00e4ssreichen L\u00e4ppchen und Fransen der Kiemen in dem Wasserstrom flottiren, kann hier nicht n\u00e4her er\u00f6rtert werden. Eine sehr interessante Uebersicht der Athemmechanismen niederer Thiere findet sich in \u201e Le\u00e7ons sur la Physiologie compar\u00e9e de la Respiration \u201c von Paul Bert. Man vergl. auch den betreffenden Abschnitt in Johannes M\u00fcller\u2019s Handbuch der Physiologie.\nDass die Kiemen der Fische dem, allerdings nicht sehr grossen, Respirationsbed\u00fcrfniss derselben fast noch vollkommener als die Lungen der h\u00f6heren Thiere gen\u00fcgen, geht unter Anderem aus den Studien Baumert\u2019s \u00fcber die Darmathmung des Schlammpeizgers hervor. Wenn man diese Thiere hindert, Luft zu schlucken, unterlassen sie auch die Entleerung der im Darme vorhandenen Luft,.und diese muss also einen CO2- und 6b-Gehalt annehmen, welcher der Spannung dieser Gase im Blute entspricht. Baumert fand nun die aus dem After normal Luft schluckender Schlammpeizger entleerte Luft im Mittel dreier Versuche, bestehend aus\n87,18 \u00b0/o A ,\n12,03 % 0,\n0,79 \u00b0/o CO2.\n100,00 %.\n1\tG. R. Treviranus, Tiedemann u. Treviranus\u2019 Ztschr. IV. S. 23. 1832.\n2\tW. Detmer, Landw. Versuchsstationen. XV. S. 196.\n3\t0. Liebe, Ueber die Respiration d. Tracheaten. Inaug.-Diss. Chemnitz 1872; nach Maly\u2019s Jahresber. 1872. S. 332.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Durch Kiemen athmende Thiere,\n149\n\u00a9\nt\u00df\n3\nU4\nui\no\ns\nO\nd\ni ^\t-\u00a9>\n\u00f6S 2 d u -d \u00a9 \u2022\u00a9 \u00a9 .,-1 Cd za ^ t/: \u2022 \u00a9 O \u00f6 \u00a9 O\nOh -2 G?\n\u00a9\nd\nd\nd\n-\u00a9>\n02\n\n3 d o\nCU \u25a0 \u00a9 . ~\u00a9> N 2\n^5,3\nUj\nH\nZO\n.d\no\n\u00a9 ^ ^ 2\n. \u00a9\n-I\u00a9 o\nc\u00f6 c_j\nU td\n~33 Ul\nP,\u201c o ^\n33\nUi\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 rCdd \u00a9 o \u00a9 CSS 33 za za Ph Sh Ph\nO O o ?*>> CO M CO CO CO CO 2 2 \u00a3 d d o3\nO \u00fc\u00fc\n-4-4> ^\n\u2022P -P 4J\n\n\u00ab\u00d6 o\n\u00a93\nSl\n\u00a7 33\nd \u00a9\n\u00ae3 d CO \u00b0 03\nUi 5\u00a9\n\u00a9 o\ndS\nf**H\n\u00a9\nUi\nrd\n*\nPl\n\u00a9\nu \u00a9 \u2022 rH\nrd\nH\n\u00a9\n\u00a93\n\u00a9\n\u00a9j\n^ ri n !~i \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 rCdrCSC \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 d sc d\nca za za co\nUi U U Ui \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nCO d 70 CS\n3 33 \u00a9 \u00a9 p s\trd te \u00a9 ^\td\t\u00a9PH \u00a9\tM CQ K3 M\n\t\u00cafo \u00a9 fcc\to Ph\tto\td d d P d <d\nd ^\t\t-4-3 Ph\tc3 S\ti\u2014H\t' d \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nN\t\u00eb a\ta\tPh\t-4-J\t-4-> -4^\tdP> -PP\n\tA\t\t>\to\t\t\nc\u00e4 -d d> \u00a9 f <\nsa\n\u00a9\nfc\u00df\n\u00a9\n\u00a3\n\u00a9\n\u00a9\n\u00a9\nsa\nH\n03\nc\u00f6\nQ\np\n-4\nm\n\u00a9\n\u00a9\np\nPH\ndi\nP\n>H\nP\nO\nd\n' Q P -4 o p\np\nO3\nd\nd\nP\n= a\np\n<i\npp\np\np\n<j\np\n\u00a9\np\nPh\n'<3\nd\nP\n*\nP\no\nisoinco Ci CO -\u00a9 CO I ' t- t\u00a9 I\u00a9\ncT \u00a9 \u00a9 o\nCO\n00\nCO\no 'd \u00a9-I Ir- t\u2014 I\u00a9 O\no'o'o'h\n^-h CO US 00 CT \u00a9 O OO OO t~ t~ CO\nt-T o' o' o' o' cT\nCO T\u00a9\n00^00_CO\no' o o\ncT i-T of \u00a9o' m co co M\n'd\nM\nC CO d\n\u00a9^\u25a0*3^1\u00a9oo t\u00a9 co oo CO O\u00cf 05 M t\u00a9 t\u00a9 KO \u00bb\u00a9* M oo' 70 M CO CO CO CO M\nK0^\noo\nI\u2014\n\u25a0d o ce\n\u00a9 sa\n0\tO\n> 3\n1\tcz\n<N Ph\n\u25a0^>-Q\n\u2022 d d ~\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 s\nH \u00a9 as\no\no\nsd\n\u00a9\n\u00a3\n\u00a9\nC5\n\u00a9\nu\n\u00a9\nId\nH\nUi\nto\noo\tCO \u00a9 N\nCOW 00^ \u00a9^ 00 00 OO \u00a9^\tt\u00a9^ \u00a9 \u00a9\tlOt'OOOMOCOCOlSO\nc\u00a9iOinH(t't'0 ko\" <cf oo oo oo \u00a9f of co r-f t\u00a9' i\u00a9~ t\u00a9 co~ cT otf diddco^ncodd mt-M(NHi\u00a9\u00a9\u00a9n!>q\u00ab5x^\n\u00a9^ df OS t\u00a9 co d\nM\n00 I M M M\nCO\nM\t00\tT\u00a9\tM\n\u00a9-<\t\u2014:\tO l\tM\nK0 00 O j CO I I I do CT)\tKO\tC5\tt~\nko d cc\nM M CO M\n\u00a9\u00a9cooc\nKO KO KO KO\n00 00 oo\nM\nM\nOl O I M O I M KO KO . 00 c\u00e9 1 \u00a9\nco co co\nM M M T\u00a9 \u00a9H T\u00a9 T\u00a9\nM M M CO co CO CO1\no o\nO 00 KO Ci M I\u00a9\nUt _ \u00a9 ua\nCi Ci co d d d d\n33\n33\nc3\n<d\nUi\nH,\nc3\nco\n\u2022 rH\nd\na-\u00ee\no\nPi\nUi\nd\n\u00a9\nd\n\u00a9\nua\no\no\nd\t\t\n\t\t* &\nto\t\t\u2022 d -+P\nd d\t^ \u2019\t\u2022 d Ph d\nd\tCo \u2022\t. d\nPh o\t-\u2014s\tm\tco\nd\tsa \u00a9\td\nU d\t3\t\u00a9 E d\ng\t\tPh CO","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":". Kilo u. Stunde\n150 Z\u00fcntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\n1\t1 f-\no o c\nR3\n\u00a9\n\u00a9\nh\u00df\n\u00a9\nA3\n\u00fc\nfl\n\u00a9\n>\nCS\n05\nr-H\n5\no\n\u25a04-J\n\u20224J\no\n4-3\n0\n<\n\u25a0 ^ \u00e0 .3\n\u2022 \u2014 O CU #s Sh\no\n02\n4R>\n\u00d6\nO\n\u2019-+r>\no\n2\nC?\n2 \u00f6 <N 2\n\u00a9 o\n^ i\npH\n' 2 \u2014h -4-H\np2 2\ntH \u00a9\nO\n\u00a9\no\nH\nEH\n\u00a9\nb\u00df\nfl\n\u00a9\nr\u00a9\nb\u00df\n\u00a9\nb\u00df\n\u00a9\n_\u00ae\n\u201d3\n\u2019S, cc\nc\nC rt $ \u00a3 \u00bb\u2019S\n\u00ae 2 \u00ab\nM C\u00cf s- w\nr- \u00a3\tr\u00a3\nce '{\u25a0\n-s s*a,\np \u00a3 g\n.2 &\n-Ji c\nrS CC\nC \u00a9 \u00a9 b\u00df\nbi bb\n1 \u00b0 r- \u00a9\n\u00a9 2\n.2 hS\n2 fln\nH g\n\u00f6 \u00a9\n\u00a9 .g\n\"\u00a9 ^ cc \u00a9 \u00a9 \u00ab3\nfl\n\u00ab\nH\nR\n\u00a9\nR\nPh\nR\nt*\nfl\nO\nl\"b\nT-i(Nr*(\u00bbHCco\u00f6 i~\t\u00fcb 00 :000 oo\no CS QO t\u2014\n0b nt CD 00 00 00 OO\nGID GC I- l'\nGO f5 C 1.0 * OS\nHt_ ^\noo do\n\n\u00fcb\n0-5\nt- OS 30 O\n\u00fcb\nOS\nr.v~\n\u2014 Ob\nlO xi' O LO C lO 5 CS_\n\u00ab^Too'io't'Sooo^'oT o \u00a9 lO t' l' X 1-0 X \u25a0Ht\nCD bl\nO \u00ae OS \u00fcb t\u2014' oc' Ht\nOS CO O Ht\n\u0153 (N b 3 cs\" Ob\nOS\nob\nCD \u00ae\n05 l'Os 05 OS Ob\nCD Ht\nLb \u00fcb OS cs\"\n\u00fcb ib\n\u00fcb\n\u00fcb \u00fcb\n\u00fcb \u2014\nC LO LO \u00df LO C \u00a90 \u00fcb Ht Ht T- OO OS j T-\nos\nHt\nOS\n\u00fcb \u00a9 bl \u00fcb\ncs\nbi\n\u00a9\nb\u00df\nfl\n\u00a9\n\u00a9\n* \u00a7\n\u00a3 e\u00f6\nO |\nGO \u00d6\nGO\no\n4\u2014\u00bb\no\no\n4-5\nce\nbi}\n\u2022 \u2014H\nSh ,\n1 -fl\nC3\n3d\n\n\np's so\n. O c3\n-UrH Ci\nc3 3\ner1\nco\no\nO* m\ni >* m\nsS\tU-H\tUh\tl\u2014\n\tu:\tce\to\n\u00a7\t\u00a9\t\t\n\tce\t(\u2014\u2022\tg \u00a9\nCy^ :>o\t-4-p cz:\t\t\n-o\t<<\t\tPh\n?H\nC5 ' bi}\n\u00a7\tC/3 CO\nCO\n5 S: '\"S\nUh\n\u2022So ^\nrH\nGO GO\nce Cw\nG\n5? .\u00a3 .5\nT\u201c O GO\n\u00b0 C3\nS3 i\nO,\n\u00a9 o\nco c3\ncs o\n-J ce \u00a3; Sh\n5s ;\nce\no\nc3\nSh\nO\n-4-5\nGO\n<1\nS* Efl\n.\u00bbO S+\u2014I - \u2014\n\u00fc~ c c\no.\n\u2022H- O O","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Kiemen-, Darmathmung. \u2014 Schwimmblase.\n151\nWaren die Thiere stundenlang am Luftschlucken verhindert worden, so bestand die entleerte Luft im Mittel von 2 Versuchen aus\n91,33 o/o Ny 7,94 o/o 0,\n0,73 \u00b0,o CO-2.\n100,00 o/o.\nDie Kiemenathmung allein h\u00e4lt also die C(h-Spannung im Blute dieser Thiere auf einem Werthe, welcher niedriger ist als der, welchen wir im Blute normal athmender S\u00e4ugethiere finden.\nNach Jobert 1 ist bei dem brasilianischen Fische Callichthys as-per Cuv. die Darmathmung noch viel wesentlicher, als bei Cobitis, indem dies Thier in normal lufthaltigem Wasser binnen 2 Stunden zu Grunde geht, wenn es verhindert wird, Luft zu schlucken. Die aus dem After entleerten Gase haben 1,5\u20143,8 % CO2.\nAuch die zahlreichen vorliegenden Analysen der Gase der Schwimmblase sprechen f\u00fcr die niedrige Spannung der Kohlens\u00e4ure im Blute der Fische, wiewohl bei den eigenthiimlichen, zum Theil noch sehr dunkeln, Verh\u00e4ltnissen dieses Organs auch die Beziehungen seines Inhalts zu den Blutgasen sehr vorsichtig beurtheilt werden m\u00fcssen.\nDie Schwimmblase der Fische d\u00fcrfte das einzige unbestreitbare Beispiel einer Secretion von Gasen aus dem Blute darstellen. Schon die anatomische Thatsache, dass sie bei vielen Fischen ein allseitig geschlossener Sack ist, zwingt uns zu der Annahme, dass ihr gasf\u00f6rmiger Inhalt von ihren W\u00e4nden abgesondert werde.\nVon ganz besonderem Interesse wird diese Gassecretion durch die Thatsache, dass das secernirte Gas h\u00e4ufig ungemein reich an Sauerstoff ist.\nErman 2 der ausschliesslich S\u00fcsswasserfische untersuchte, fand unter 79 Analysen nur einmal den Sauerstoffgehalt der Schwimmblasenluft h\u00f6her als den der Atmosph\u00e4re (= 24,-1 %) und steht hierin in Harmonie mit den Angaben von Vauquelin, Configliachi1 2 3 und Delaroche.4 5 Auch darin, dass im Schwimmblasengase h\u00e4ufig gar keine, immer aber, wenn die Thiere nicht asphyktisch waren, nur sehr geringe Mengen CO-i enthalten seien, stimmen die oben genannten Autoren \u00fcberein. Ihre Resultate hat in neuerer Zeit F. Sch\u00fcltze 5 in Pfl\u00fcger\u2019s Laboratorium arbeitend, best\u00e4tigt; seine Zahlen sind nur f\u00fcr die CO2 h\u00f6her; die Werthe schwanken zwischen 1,4 und 5,4 \u00b0/o des Gasvolums, w\u00e4hrend der Sauerstoffgehalt zwischen 1,1 und 13,2 % schwankte. Bei solchen Meerfischen, welche\n1\tJobert. Ann. des scienc. natur. zool. (\u00df) V. Art. No. 8. 1877.\n2\tErman, Gilbert\u2019s Ann. d. Physik. XXX. p. 113. 1808.\n3\tConfigliachi, Schiveigger\u2019s Journ. f. Chemie 11. Physik. I. S. 137. 1811.\n4\tF. Delaroche, Ebenda. I. S. 164. 1811.\n5\tF. Sch\u00fcltze, Arch. f. d. ges. Physiol. Y. S. 48. 1872.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"I\n152 Zuntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\nin geringen Tiefen leben, fand Biot1 dieselben Zahlen wie Erman bei den S\u00fcsswasserfischen ; in demselben Maasse aber, wie die Thiere in gr\u00f6sseren Tiefen leben, steigt der Sauerstoffgehalt in ihrer Schwimmblase. Als Maximum fand er 87 % Sauerstoff bei Trygla lyra (Linn.). Diese Resultate wurden best\u00e4tigt von Laroche 2, der im Mittel vieler Analysen bei den in mehr als 50 m Tiefe gefangenen Fischen 70 % O-i, bei den in geringerer Tiefe gefangenen 29 % O2 fand. \u2014 Laroche fand ferner in Uebereinstimmung mit Biot, dass der O2 -Gehalt des Meerwassers in diesen Tiefen relativ und absolut fast unver\u00e4ndert bleibt, eher etwas abnimmt. Dies letztere Resultat haben auch die neueren Untersuchungen des Meerwassers verschiedener Tiefen best\u00e4tigt.3 4 5 Brodbeltj fand in der Schwimmblase eines Schwertfisches bei Jamaica fast reines Sauerstoffgas.\nIn neuerer Zeit hat Moreau 5 weitere \u00fcberraschende Thatsachen \u00fcber die Gase der Schwimmblase mitgetheilt. Er findet, dass nach Entleerung des Organs mittelst Troicart oder Luftpumpe sich nach einigen Tagen in ihm Luft ansammelt, welche reicher an Sauerstoff ist als die atmosph\u00e4rische. Durch wiederholtes Entleeren konnte Moreau den Sauerstoffgehalt bis 85 % steigern; Durchsclmeidung des Sympatliicus beschleunigte die Sauerstoffsecretion.\nEine besondere Erw\u00e4hnung verdienen noch die Respirationsverh\u00e4ltnisse des F\u00f6tus. Bei V\u00f6geln im Ei tauscht das in der Allantois circulirende Blut durch die por\u00f6se Eischale Gase mit der Atmosph\u00e4re aus; bei S\u00e4ugethieren findet ein analoger Diffusionsverkehr zwischen den, in der Placenta nur durch d\u00fcnne Membranen geschiedenen, Blutstr\u00f6men des F\u00f6tus und der Mutter statt.\nMit Unrecht hat man in der chemischen Bindung des Sauerstoffs ans H\u00e4moglobin ein Hinderniss f\u00fcr seinen Uebertritt ins f\u00f6tale Blut erkennen wollen. Besteht doch im Plasma eine ziemlich hohe Sauerstoffspannung, die sich durch Dissociation des Oxyh\u00e4moglobins sofort ann\u00e4hernd wieder herstellt, sowie ein Tlieil des freien Gases durch die Gef\u00e4sswand ins f\u00f6tale Blut hin\u00fcbergewandert ist. Nie wird allerdings die Sauerstoffs\u00e4ttigung im f\u00f6talen Blute genau gleich der im m\u00fctterlichen sein k\u00f6nnen; dass aber die Differenz in der Regel \u00e4usserst klein, der Athemprocess in der Placenta also ein sehr vollkommener ist, beweist die Betrachtung des Nabelvenenblutes intacter F\u00f6ten, nach der Methode von'Zweifel6 7, wobei kaum ein Farbenunterschied zwischen dem Blute der Mutter und dem der f\u00f6talen Nabelvene erkennbar ist. Wenn man das Mutterthier erstickt und so sein Blut rasch Sauerstoff-arm macht, kehrt sich der Gasstrom um, es tritt, wie die Blutfarbe klar erkennen l\u00e4sst, Sauerstoff aus dem f\u00f6talen in das m\u00fctterliche Blut \u00fcber.' Es ist dies ein sch\u00f6ner Be-\n1\tBiot, M\u00e9moires del\u00e0 soci\u00e9t\u00e9 d\u2019arcueil. 1807, \u00fcbers, in Gilbert\u2019s Ann. d. Physik. XXVI. S. 454; Gehlen\u2019s Journ. f. Physik 11. Mineralogie. IV. S. 582.\n2\tLaroche, Schweigger\u2019s Journ. I. S. 122. 1807.\n3\tVgl. Jakobsen, Ann. d. Chem. u. Pharm. CLXVII. S. 1.\n4\tCitirt bei Configliachi, Schweigger\u2019s Journ. I. S. 142.\n5\tA. Moreau, Compt.rend. LVII. p. 37. et p. 816. 1863; Recherches exp\u00e9riment. s. les fonctions de la vessie natatoire. Paris 1876.\n6\tZweifel, Arch. f. Gyn\u00e4k. XL (2) S. 1. 1875.\n7\tN. Zuntz, Arch. f. d. ges. Physiol. XIV. S. 605. 1877.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Gaswechsel des F\u00f6tus.\n153\nweis daf\u00fcr, dass wir es in der Placenta, gerade so wie in den Lungen und den Kiemen, mit einer einfachen, durch die Spannungen der Gase geregelten, Wanderung zu thun haben, nicht mit irgend welchen speci-fischen Secretionsprocessen.\nIn der That ist es N. 0. Bernstein 1 in Ludwig\u2019s Laboratorium gelungen, einen, wenn auch geringen, Uebertritt von Sauerstoff' aus arteriellem Blute in ven\u00f6ses durch eine trennende Membran hindurch zu beobachten. Die Resultate mussten quantitativ unbefriegend ausfallen, weil es nicht m\u00f6glich ist Membranen von gen\u00fcgender D\u00fcnne und hinreichend grosser Oberfl\u00e4che zu verwenden.\nEine interessante Analogie zur Placentarathmung hat Gr\u00e9hant 2 dadurch geschaffen, dass er Fische in verschlossene Gef\u00e4sse mit Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung brachte und zeigte, dass sie darin, unter Reduction des Oxyh\u00e4moglobins, sehr viel l\u00e4nger lebten, als in gleichem Volum lufthaltigen Wassers.\nDie absolute Gr\u00f6sse des Respirationsprocesses entzieht sich bei S\u00e4ugethierembryonen selbstverst\u00e4ndlich der Messung. Auf eine Reihe indirecter Beweise gest\u00fctzt, zeigt Pfl\u00fcger 1 2 3, dass sie erheblich hinter den Werth en des geborenen Thieres zur\u00fccksteht. Seine Beweise sind zwar von Gusserow angefochten worden, aber, wenn auch die Experimente dieses Forschers zeigen, dass die Harnsecretion des F\u00f6tus unter Umst\u00e4nden ziemlich lebhaft sein kann, so bleibt doch die Thatsache, dass der Respirationsprocess des F\u00f6tus relativ klein ist, unanfechtbar.\nAuch das neugeborene Thier zeigt meist noch einige Zeit schwachen Sauerstoffverbrauch. Dies ist die Ursache der schon von Harvey erkannten, seit lange vielfach studirten Thatsache, dass Neugeborene auffallend lange der Erstickung widerstehen. \u2014 Es h\u00e4lt dieser niedrige Stoffwechsel \u00fcbrigens nicht lange nach der Geburt an, vielmehr steigt derselbe in relativ kurzer Zeit, rascher bei Tliie-ren, die sich sofort nach der Geburt energisch bewegen, langsamer bei blindgeborenen, zu einem maximalen Werthe. Wir haben ja fr\u00fcher die Belege daf\u00fcr gegeben, dass jugendliche Individuen einen lebhafteren Stoffwechsel, bezogen auf die Einheit des K\u00f6rpergewichts, haben, als Erwachsene.\nDirecte Messungen des Gaswechsels im F\u00f6talzustande liegen, der Natur der Sache gem\u00e4ss, nur von V\u00f6geln vor. Die \u00e4lteren Versuche von Baudrimont und Martin St. Ange4 5 seien hier nur erw\u00e4hnt. Baumg\u00e4rtner 5 hat die Gr\u00f6sse des Gaswechsels der Htthner-\n1\tBernstein, Bei*, d. s\u00e4chs. Ges. d. Wiss. Math.-phys. Cl. XXII. S. 124. 1870.\n2\tN. Gr\u00e9hant, Compt. rend. LXXVI. p. 621.\n3\tPfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 61.\n4\tBaudrimont et Martin St. Ange, Compt. rend. 1843. Excerpt, in Wagner\u2019s Handw\u00f6rterb. d. Physiol. II. S. 859.\n5\tBaumg\u00e4rtner, Der Athmungsprocess im Ei. Freiburg i. Br. 1861.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154 Zuntz, Der respirator. Gaswechsel. 5. Cap. Absolute Gr\u00f6sse d. Gaswechsels.\neier vom ersten Tage der Bebr\u00fctung bis nach dem Ausschl\u00fcpfen systematisch verfolgt. Ich hebe nur die, auf je 24 Stunden sich beziehenden Zahlen f\u00fcr einige Tage heraus.\nTag der Bebr\u00fctung\tGewichtsverlust des Eies seit\tam be- Beginn treffenden d. Br\u00fctens\tTage\t\tCOi-Ahg f\u00fcr das Ei\tabe in gr f\u00fcr ein Kilo Ei\t0-2-Aufnahme in gr f\u00fcr\tf\u00fcr ein das Ei , Kilo Ei\t\n1 9 20 2D\t1,853 10,479\t0,125 0,164 0,212\t0,009 0,048 0,56 1,008\t0,16 1,01 18,93\t0,0074 0,036 0,4435 0,7317\t0,13 0,76 14,9\nANHANG ZUM F\u00dcNFTEN CAPITEL.\nEinfluss von Krankheiten auf den respiratorischen\nGasweclisel.\nDie zahlreichen, allerdings zum Tlieil mit recht unvollkommenen Methoden ausgef\u00fchrten, Untersuchungen \u00fcber den Einfluss von Krankheiten auf den Respirationsprocess k\u00f6nnen hier nur beil\u00e4ufig erw\u00e4hnt werden.\nZun\u00e4chst ist es von Interesse zu wissen, wie Krankheiten, welche die Function des Respirationsorgans selbst beeintr\u00e4chtigen, auf dessen Leistungen einwirken. Hier zeigt sich die bemerkenswerthe Thatsache, die \u00fcbrigens bei der weitgehenden Unabh\u00e4ngigkeit der Intensit\u00e4t der Oxydationsprocesse vom Sauerstoffgehalte des Blutes (vgl. S. 38 und 41) a priori zu erwarten war, dass recht erhebliche Beschr\u00e4nkungen der respiratorischen Oberfl\u00e4chen ertragen werden, ohne dass die Gr\u00f6sse des Gasaustausches irgend eine Aenderung erf\u00e4hrt.\nKonrad M\u00f6ller 1 2 beobachtete 7 Brustkranke, je 6 Stunden lang, im PETTENKOFER\u2019schen Respirationsapparate und verglich ihre Kohlens\u00e4ureausscheidung mit der von 3 Gesunden. Bei letztem betrug sie, in Lebereinstimmung mit den S. 142 gegebenen Werthen 0,487 bis 0,633 gr pro Kilo und Stunde, an den Kranken wurden folgende Werthe beobachtet:\n1)\tPleuritisches Exsudat .\n2)\t\u201e \u00bb ...............................;\nDerselbe Pat. genesen, vollkommen arbeitsf\u00e4hig\n3)\tPleuritis genesend.............................\n4)\tEmphysem.......................................\n5)\tLungenschwindsucht.............................\n6)\tn ....................................\n7)\t\u00bb\t........................\n0,532 gr. 0,482 0,487 0,622 0,450 0,543 0,612 0,565\n1\tAusgeschl\u00fcpftes H\u00fchnchen.\n2\tK. M\u00f6ller, Ztschr. f. Biologie. XIV. S. 542. 1878.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Gaswechsel in Krankheiten.\n155\nSchon vor Jahren war Hannover 1, den Apparat Scharling\u2019s benutzend, zu gleichen Resultaten gekommen. M\u00f6ller (1. c.) gibt eine Tabelle der von Hannover an 1(5 Kranken und 4 Gesunden ermittelten Resultate. Bei chronischer Bronchitis, bei Herzkrankheit und bei Bright-scher Nierenkrankheit sind die Kohlens\u00e4urewerthe dieselben, wie bei Gesunden; bei Phthisikern wurden sie etwas kleiner, bei Chlorotischen ein wenig gr\u00f6sser als in der Norm gefunden. Auch die enorme Verminderung der rothen Blutk\u00f6rperchen in der Leuk\u00e4mie fanden Pettenkofer & Voit1 2 ohne Einfluss auf den Sauerstoffverbrauch. Nur eine Steigerung desselben durch Arbeit etc. ist diesen Kranken unm\u00f6glich. Dieselben Forscher3 fanden bei einem Diabetiker Sauerstoffaufnahme und CO2-Ausscheidung, verglichen mit einem gleich gen\u00e4hrten Gesunden, etwas vermindert.\nMit diesen, die relative Unabh\u00e4ngigkeit der im K\u00f6rper ablaufenden Verbrennungsprocesse von der Blutmenge und der Leistungsf\u00e4higkeit der Lungen darthuenden Beobachtungen stimmen eine Anzahl an Thieren gewonnener experimenteller Daten \u00fcberein.4\nDie Aenderung der Athemmechanik durch Trennung der Vagi5 l\u00e4sst Sauerstoffaufnahme und Kohlens\u00e4ureausscheidung intact, erst kurz vor Eintritt des Todes sinken die Werthe. Weil&Thoma6 erzeugten bei Kaninchen einseitigen Hydro- und Pneumothorax und verglichen Athemgr\u00f6sse und CO2-Ausscheidung vor und nach dem Eingriffe.\nDer von ihnen angewandte Apparat d\u00fcrfte zu manchen Untersuchungen sehr geeignet sein und mag darum hier kurz beschrieben werden. Die Thiere athmen durch eine Trachealcan\u00fcle; Vorr\u2019sche Quecksilberventile scheiden in- und exspirirte Luft. Erstere wird durch eine genaue Gasuhr gemessen, zwischen welcher und dem Inspirationsventil ein leerer Gasometer als Windkessel eingeschaltet ist. Die exspirirte Luft str\u00f6mt durch eine Anzahl von U - R\u00f6hren mit concentrirter Schwefels\u00e4ure und Natronlauge, welche zur CO2 -Bestimmung dienen. Die Hemmung der Athmung, welche durch diese Apparate gesetzt wird und welche \u00e4hnlich arrangirte Versuche fr\u00fcherer Forscher ganz unbrauchbar machte 7, wird beseitigt, indem man die Luft mit so viel Ueberdruck in die Gasuhr einleitet, dass das Thier nur minimaler Anstrengung seiner Athemmusculatur bedarf, um sie in Bewegung zu setzen. Die n\u00f6thige constante Compression der Inspirationsluft wird erzeugt, indem die von einer FiscHER\u2019schen Wasserstrahlpumpe mitgerissene Luft sich unter Druck in einem, mit seinem unteren offenen Ende in Wasser stehenden, Blechcylinder sammelt. Aus diesem tritt sie in die Gasuhr, w\u00e4hrend der Ueberschuss durch eine Nebenleitung, deren Ende so tief in Wasser taucht, wie es zur Erhaltung des gew\u00fcnschten Drucks erforderlich ist, entweicht.\n1\tAd. Hannover, De quantitate relativa et absoluta acidi carbonici ab homine sano et aegroto exhalati. Hauniae 1845.\n2\tPettenkofer u. Voit, Ztschr. f. Biologie. V. S. 319.\n3\tDieselben, Ebenda. III. S. 380.\n4\tJ. Bauer, Ztschr. f. Biologie. VIII. S. 567. 1872.\n5\tVgl. G. Valentin, Die Einfl\u00fcsse d. Vagusl\u00e4hmung auf die Lungen- und Hautausd\u00fcnstung. Frankfurt a/M. 1857 ; R\u00e4uber, Sitzgsber. d. bayr. Acad. II. S. 104. 1868.\n6\tWeil u. Thoma, Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. LXXV. S. 483. 1879.\n7\tVgl. z. B. Erler , Ueber das Verh\u00e4ltniss d. Kohlens\u00e4ureabgabe zum Wechsel der K\u00f6rperw\u00e4rme. Inaug.-Diss. K\u00f6nigsberg 1875.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nZuntz, Der respiratorische Gaswechsel. 5. Cap. Anhang.\nAuch bei diesen Versuchen zeigte sich, dass nicht \u00fcberm\u00e4ssige Athem-hindernisse, wie sie z. B. durch einseitigen geschlossenen Pneumothorax oder durch Injection massiger Fl\u00fcssigkeitsmengen in die Pleurah\u00f6hle erzeugt werden, die Kohlens\u00e4ureausscheidung nicht beeinflussen. Die Un-th\u00e4tigkeit der einen Lunge wird durch gesteigerte Frequenz und Tiefe der Athembewegungen meist derart compensirt, dass die respirirte Luftmenge \u00fcber die Norm steigt. Bei allzu starken Beschr\u00e4nkungen des Lungenraumes sinkt selbstverst\u00e4ndlich Athemgr\u00f6sse und Exhalation von CO2.\nZahlreich sind die Untersuchungen \u00fcber den Gaswechsel im Fieber. Mit Ausnahme einer beil\u00e4ufigen Beobachtung Colasanti\u2019s 1 an einem fiebernden Meerschweinchen und einer gr\u00f6sseren Anzahl Versuche Regnard\u2019s 1 2 am Menschen wurde nur die Ausscheidung der Kohlens\u00e4ure in Betracht gezogen. Die auch den Sauerstoff angebenden Mittheilungen Wertheim\u2019s 3 *) k\u00f6nnen wegen der Mangelhaftigkeit der Untersuchungsmethoden nicht ber\u00fccksichtigt werden. Erhebliche Zunahme der CO2 fand Liebermeister 4 im Wechselfieberanfall, wo sie w\u00e4hrend des Fieberfrostes das 2% fache der kurz vorher im fieberlosen Zustande beobachteten H\u00f6he erreichte. Meist war die Steigerung nur % bis ^3 des Normalwerthes. Leyden 5 6 fand, mit Hilfe der Voit-Lossen\u2019scIien Methode, die CO2-Ausscheidung in verschiedenen fieberhaften Krankheiten durchschnittlich um 50% gesteigert. Nach Regnard ist in acuten Fiebern und Entz\u00fcndungen der Sauerstoffverbrauch des Menschen erheblich vermehrt. Die Steigerung der Kohlens\u00e4ureausscheidung ist relativ geringer, so dass der respiratorische Quotient bis auf 0,50\u20140,60 sinkt. In chronischen und hektischen Fiebern ist der Sauerstoffverbrauch ebenfalls, aber in geringerem Maasse als in den acuten gesteigert. Der respiratorische Quotient ist meist noch niedriger. \u2014 In kachektischen Krankheiten (Carcinom) sinkt der respiratorische Gaswechsel, ebenso in der Reconvalescenz von Fiebern, wo zugleich der hohe Quotient auff\u00e4llt. Das Absinken des respiratorischen Quotienten mit steigender K\u00f6rpertemperatur, welches Regnard, wie bei fiebernden Menschen, so auch bei, durch hohe Aussentemperatur erhitzten, Meerschweinchen fand, ist keinenfalls Regel, wie die Versuche von Pfl\u00fcger 6 und Velten7 beweisen. Auch in Colasanti\u2019s Beobachtung am fiebernden Meerschweinchen war der respiratorische Quotient unver\u00e4ndert.\nIn dem experimentell erzeugten Fieber von Hunden fand Senator8 die Kohlens\u00e4ureausscheidung meist, aber nicht regelm\u00e4ssig, erh\u00f6ht, Leyden & Frankel 9 dagegen finden an hungernden Hunden in allen Stadien des Fiebers ausnahmslos eine Steigerung der CO2-Ausscheidung, die, verglichen mit den entsprechenden Hungertagen, 20 bis 80% betrug.\n1\tColasanti, Arch. f. d. ges. Physiol. XIV. S. 1.25. 1877.\n2\tP. Regnard, Recherches exp. sur les variations pathol. des combustions respir\u00e2t. p. 285\u2014336. Paris 1879.\n3\tG. Wertheim, Deutsch. Arch. f. klin. Med. XV; Wiener med. Woch. 1878.\nNr. 32, 34 u. 35.\t4 Liebermeister, Deutsch. Arch. f. klin. Med. VIII. S. 153.\n5\tLeyden, Ebenda. VII. S. 536. 1870.\n6\tE. Pfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. XVIII. S. 247.\n7\tVelten, Ebenda. XXL S. 361. 1880.\n8\tSenator, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1871. Nr. 47 u. 48 und Untersuchungen \u00fcber den fieberhaften Process und seine Behandlung. Berlin 1873.\n9\tE. Leyden u. A. Frankel, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1878. S. 706; Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. LXXVI. S. 136. 1879.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Gaswechsel in Krankheiten. \u2014 Abnorme Sauerstofftension der Luft. 157\nSECHSTES CAPITEL.\nEinfluss quantitativer und qualitativer Aende-rungen der Inspirationsluft auf den Respirationsprocess.\nWir haben in der Lehre von den Blutgasen die Beziehungen zwischen dem Partialdrucke des Sauerstoffs und der Kohlens\u00e4ure in der Atmosph\u00e4re, und dem Gehalte des Blutes an diesen Gasen er\u00f6rtert.1\nPaul Bert2 3 hat durch seine zahlreichen Versuche bewiesen, was a priori anzunehmen war, dass es f\u00fcr den Gasgehalt des Blutes und weiterhin f\u00fcr die Umsetzungen in den Geweben gleichg\u00fcltig ist, ob eine bestimmte Aenderung im Partialdrucke des Sauerstoffs oder der Kohlens\u00e4ure durch Variation des barometrischen Druckes oder der Mischung der Atmosph\u00e4re erzielt wird. Nur bei sehr pl\u00f6tzlicher, starker Depression treten unter Umst\u00e4nden lebensgef\u00e4hrliche Erscheinungen auf, welche, wie Hoppe-Seyler3 zuerst nachwies, durch Freiwerden von Gasblasen im Blute veranlasst werden.\nDie untere Grenze der Sauerstoffspannung, bei der das Leben gef\u00e4hrdet ist, wurde von W. M\u00fcller4, Paul Bert, Friedl\u00e4nder und Herter5 bestimmt. Paul Bert6 f\u00fchlte in verd\u00fcnnter Luft bei 410 mm Druck, entsprechend einem Gasgemisch mit 11,3% Sauerstoff, ernstliche Beschwerden; Croc\u00e9-Spinelli und Sivel starben im Luftballon bei 260 mm Druck, entsprechend einem Sauerstoffgehalt der Luft von 7.2%. Felix Leblanc7 empfand in Bergwerken, wo durch Pyrite eine starke Absorption von Sauerstoff stattfand, ohne dass die Luft viel CO2 beigemengt enthielt, bei 15,3% Sauerstoff noch keine ernstliche Behinderung der Athmung, bei 9,8% aber Schwindel, Uebelkeit und Ohnmachtsgef\u00fchl.\nEin gewisser Unterschied zwischen den Wirkungen der Luftverd\u00fcnnung und der Sauerstoffarmuth bei normalem Luftdruck wird durch die hohe Tension des Wasserdampfes und der Kohlens\u00e4ure in den Lungenalveolen herbeigef\u00fchrt. Wenn die Sauerstofftension in beiden F\u00e4llen im\n1\tMan vergl. noch die erst nach der Drucklegung des ersten Theils erschienenen Untersuchungen von Setschenow, Arch. f. d. ges. Physiol. XXII. S. 252.\n2\tPaul Bert. La pression barom\u00e9trique. Paris 1878.\n3\tHoppe-Seyler, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1857. S. 63.\n4\tW. M\u00fcller, Sitzgsber. d. Wiener Acad. Math.-natunv. Cl. XXXIII. S. 99. 1858 ; auch Liebig\u2019s Ann. d. Chem. u. Pharm. CVIII.\n5\tFriedl\u00e4nder u. Herter, Ztschr. f. physiol. Chemie. III. S. 19.\n6\tP. Bert a. a. O. S. 750 ff.\n7\tFelix Leblanc. Ann. d. chim. et phys. (3) XY, citirt bei Bert, S. 744.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 6. Cap. Einfluss qualit. u. quant. Aender. etc.\nZustande der Trockenheit und ohne die Kohlens\u00e4ure gleich war, wird sie durch diese Factoren in der verd\u00fcnnten Luft wesentlich niedriger als in der entsprechend sauerstotfarmen von normalem Druck. In trockener, COi freier, Luft von 260 mm Barometerdruck z. B. betr\u00e4gt der Partialdruck des Sauerstoffs 54,6 mm; das entspricht einer trockenen Luft mit 7,2% Sauerstoff bei 7 60 mm Druck. In den Lungen wird nun die Luft mit Wasserdampf von beil\u00e4ufig 46,6 mm und mit COi von 30,4 mm Spannung versetzt. Der Partialdruck des Sauerstoffs sinkt dadurch in der verd\u00fcnnten Luft auf 38,4 mm, in der von 7 60 mm Spannung und 7,2 o/o Sauerstoffgehalt nur auf 49,2 mm.\nKaninchen ertragen nach W. M\u00fcller, Friedl\u00e4nder und Herter viel weiter gehende Verminderung der Sauerstoffspannung. Erst bei 7,5% Sauerstoff in der Inspirationsluft ist die Dyspnoe sehr heftig, bei constanter Einathmung eines Gemisches von 2,7% Sauerstoff erfolgt der Tod nach 20 Minuten. W\u00e4hrend in diesen F\u00e4llen die absolute Gr\u00f6sse der Sauerstoffaufnahme selbstverst\u00e4ndlich stark herabgesetzt ist, bleibt die CO-2-Ausscheidung ann\u00e4hernd normal.1\nBei geringeren Graden des Sauerstoffmangels wird die m\u00f6glichst normale Art\u00e9rialisation des Blutes durch Vertiefung, zum Theil auch durch zunehmende Frequenz der Athmung angestrebt.\nDas N\u00e4here \u00fcber die Beziehungen der Athemgr\u00f6sse zur Beschaffenheit der Inspirationsluft geh\u00f6rt in den folgenden Theil dieses Werkes. Hier sei nur daran erinnert, dass der Thorax erheblich \u00fcber die normale Inspirationsstellung ausgedehnt werden kann und dass die Menge der so aufgenommenen \u201e Complement\u00e4rluft \u201c beim Menschen auf 2000 cc, also etwa den vierfachen Werth der normalen Athemgr\u00f6sse, gesch\u00e4tzt werden kann. Wenn die der In- und Exspiration zu Gebote stehenden Kr\u00e4fte voll in Anspruch genommen werden, erreicht der einzelne Athemzug die Gr\u00f6sse der \u201eVitalcapa-cit\u00e4t\u201c der Lungen, welche nach Hutchinson bei erwachsenen gesunden M\u00e4nnern zwischen 2000 cc und 4500 cc schwankt, im Mittel 3770 cc betr\u00e4gt. Bei derartig forcirten Anstrengungen erlahmen aber die Athemmuskeln sehr bald.\nAus dem Gesagten folgt von selbst, dass die Grenze, bis zu welcher die Sauerstofftension ohne Gefahr sinken darf, erheblichen Schwankungen unterliegt. Es kommen dabei in Betracht: der Sauerstoffbedarf des Individuums, die Kraft seiner Athemmuskeln, die Geschwindigkeit des Blutkreislaufes, der H\u00e4moglobinreichthum des Blutes.\nTensionen der Kohlens\u00e4ure in der Athemluft bis zu 3\t4 o\nwerden lange Zeit ohne Schaden ertragen (z. B. in fast allen Versuchen von R\u00e9gnault und Reiset), bei h\u00f6heren Spannungen tritt\n1 Friedl\u00e4nder u. Herter a. a. O. S. 35.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Sauerstoffmangel. Kohlens\u00e4uregehalt der Inspirationsluft.\n159\nnach einem Aufregungsstadium Narkose und schliesslich der Tod ein. Wenn man Thiere in einem abgesperrten Quantum reinen Sauerstoffs athmen l\u00e4sst, so sterben sie, trotz \u00fcberm\u00e4ssig vorhandenen Sauerstoffs* an Kohlens\u00e4urevergiftung.\nIn f\u00fcnf Versuchen W. M\u00fcller\u2019s an Kaninchen enthielt die Luft beim Tode derselben zwischen 20 und 68\u00b0/o CO-i ; Sperlinge sah P. Bert 1 bei 26\u00b0,o, Ratten bei 300/o CO-i in der Luft sterben.\nDie von Bert behauptete gr\u00f6ssere Empfindlichkeit der Amphibien und Reptilien (Tod bei 13\u201417% CO-i) wird von Friedl\u00e4nder und Herter'2 bestritten.\nIn gr\u00f6sseren Dosen eingeathmet, setzt die CO2 die Energie der Oxydation stark herab. So fand Raoult3, als er den Stoffwechsel von Kaninchen bei Athmung reiner, resp. einer mit 5,8% bis 23,2% CO-i verunreinigten Luft verglich, im Mittel von je 12 Versuchen\n\tPr. Stunde\t\t\nInspirirte Luft\tAthemgr\u00f6sse litres\t\u00d62-Verbrauch cc\tCUi-Ausscheidung cc\nCOi- frei\t\t71,1\t1975\t1515\nIm Mittel 12,1 % CO2\t97,5\t1008\t918\nFriedl\u00e4nder und Herter beobachteten bei gr\u00f6sseren CYVDosen noch st\u00e4rkeres Sinken des Sauerstoffverbrauchs und der CO2-Ausscheidung. Bei massiger Erniedrigung des Partialdruckes fand W. M\u00fcller den Sauerstoffverbrauch unver\u00e4ndert, bei st\u00e4rkerer ist selbstverst\u00e4ndlich die Aufnahme stark herabgesetzt, die Ausscheidung der CO\u00b1 aber von fast normaler Gr\u00f6sse.4 Zur Erl\u00e4uterung folgen einige Versuchsergebnisse von Friedl\u00e4nder und Herter:\nDauer des\tInspirationsluft\t\tPr. Kilo und Minute\t\t\t\nVersuchs in Minuten\t\t\tAthem- gr\u00f6sse cc\tCC-Aufnahme cc\tCO2 -Ausscheidung cc\t\n\tSauer- stoff\tKohlen- s\u00e4ure\t\t\t\t\n36 100 25 2F/2\tnormal 26,4% 17,2% 2,72\tnormal 65,8% 77,3% 0\t504 80,3 6,7 44,2 386,5\t11.3 1,36 0,007 0,088 1,5\t10,7 0,64 0,054 0,133 8,4\ti CYA-Vergiftung (A-Mangel\n1\tP. Beet a. a. O. S. 592. 610. 983.\n2\tFriedl\u00e4nder n. Herter, Ztschr. f. physiol. Chemie. II. S. 99.\n3\tRaoult, Ann. d. chim. et phys. (5) IX. p. 198. 1876.\n4\tY gl. Pfi\u00fcger\u2019s Beobachtungen \u00fcber die CYA-Ausscheidung von Fr\u00f6schen bei absolutem Sauerstoffmangel Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 313.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160 Zuntz. Der respir. Gaswechsel. 6. Cap. Einfluss qualit. u. quant. Aender. etc.\nDurch einige Zahlen von R\u00e9gnault und Reiset werden Friedl\u00e4nder und Herter zu der Yermuthung gebracht, kleine Dosen CO-2 m\u00f6chten den respiratorischen Gaswechsel dauernd erh\u00f6hen. Die absolute Gleichheit des Stoffwechsels bei normaler Athmung und in der Apnoe 1, wo die CO-2 des Blutes stark vermindert ist, spricht nicht f\u00fcr diese Yermuthung.\nBei der gew\u00f6hnlichen Erstickung ist der Sauerstoffmangel das t\u00f6dtliche Moment, doch kommt auch die CO-2 bei langsamer Erstickung in einem gr\u00f6sseren abgesperrten Raume in Betracht : Thiere leben in einem solchen Raume l\u00e4nger und ersch\u00f6pfen den Sauerstoff-vorrath vollkommener, wenn f\u00fcr stete Entfernung der CO-2 gesorgt wird.\nAus nahe liegenden Gr\u00fcnden wird der Sauerstoff vor dem Tode um so vollst\u00e4ndiger verzehrt, je kleiner der Raum ist, in welchem die Erstickung erfolgt. Bei Erstickung durch Trachealverschluss wird der Sauerstoffvorrath der Lungen bis auf Spuren verbraucht.2\nThiere mit tr\u00e4gem Stoffwechsel, wrnlche ihre Lebensenergie bei ungen\u00fcgender Sauerstoffzufuhr l\u00e4ngere Zeit behaupten, ersch\u00f6pfen ein Luftquantum vollst\u00e4ndiger als solche mit lebhaftem Sauerstoff-bed\u00fcrfniss. So fand schon Vauquelin3, dass Schnecken der Luft so vollst\u00e4ndig den Sauerstoff entziehen, dass man sie als Absorptionsmittel bei der eudiometrischen Analyse gebrauchen k\u00f6nnte.\nIm Anschluss an die Erscheinungen des Sauerstoffmangels ist hier die merkw\u00fcrdige Entdeckung Paul Bert\u2019s zu besprechen, dass Sauerstoff von hoher Spannung dein Leben feindlich ist. Thiere gehen in einer Atmosph\u00e4re reinen Sauerstoffs beim Drucke von drei Atmosph\u00e4ren, in gew\u00f6hnlicher Luft beim Drucke von 15 Atmosph\u00e4ren, d. h. jedesmal dann, wenn der Sauerstoff eine Tension von \u00fcber 200 cm erreicht, unter Convulsionen zu Grunde. Diese Sauerstoffvergiftung ist ausgezeichnet durch ausserordentliche Herabsetzung des Sauerstoff Verbrauchs und der Kohlens\u00e4urebildung. Alle Orga-nismen, thierische wie pflanzliche, unterliegen ihr in gleichem Maasse. Selbst die so sehr resistenten Pflanzensamen verlieren im compri-mirten Sauerstoff nach einiger Zeit ihre Keimf\u00e4higkeit.\nSchon bei einer Spannung, welche erheblich unter der rasch t\u00f6dtenden liegt, \u00fcbt der Sauerstoff im Laufe l\u00e4ngerer Zeit sch\u00e4dliche Wirkungen auf die verschiedensten Organismen aus. So konnte\n1\tFinkler u. Oertmann, Arch. f. cl. ges. Physiol. XTY. S. 62. 1876.\n2\tWegen genauerer Angaben vergleiche man W. M\u00fcller a. a. 0.; Valentin, Ztschr. f. rat. Med. (3) X. S. 33. I860 ; Stroganow, Arch. f. d. ges.Physiol. XII. S. 30. 1875.\n3\tVauquelin, Ann. d. chim. XII. 1792.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Erstickung. \u2014 Giftige Wirkung hoher Sauerstofftension.\n161\nBert nachweisen, dass die Entwicklung von Eiern, die Metamorphose der Insecten, bei dauerndem Verweilen in reinem Sauerstoff unter gew\u00f6hnlichem Druck gesch\u00e4digt wird.\nDurch besondere Versuche strebte Bert diejenige Tension des Sauerstoffs zu ermitteln, welche dem Leben am g\u00fcnstigsten ist. Er fand, dass bei einem Partialdrucke von 400\u2014500 mm, entsprechend einer Atmosph\u00e4re mit etwa 60% Sauerstoff, die thierischen und pflanzlichen Oxydationsprocesse am intensivsten sind, w\u00e4hrend sie in reinem Sauerstoff schon wesentlich geschw\u00e4cht werden.\nEs bedarf dieser Punkt noch weiterer Aufkl\u00e4rung, da R\u00e9gnault und Reiset 1 den Sauerstoffverbrauch von Hunden und Kaninchen, welche in einer Atmosph\u00e4re mit 46\u201472% O athmeten, genau ebenso gross wie in atmosph\u00e4rischer Luft fanden. Uebrigens hat Davy1 2 schon behauptet, dass bei Athmung reinen Sauerstoffs der Verbrauch desselben und die Bildung von Kohlens\u00e4ure vermindert sei.\nDie sch\u00e4dliche Wirkung eines Uebermaasses von Sauerstoff und die der Kohlens\u00e4ureanh\u00e4ufung unterst\u00fctzen einander, so dass ein Thier an gemeinschaftlicher Wirkung beider Sch\u00e4dlichkeiten zu Grunde gehen kann, auch wenn keine f\u00fcr sich den mit dem Leben unvertr\u00e4glichen Grad erreicht.\nZum Verst\u00e4ndniss der merkw\u00fcrdigen Wirkung des comprimirten Sauerstoffs hat Pfl\u00fcger3 auf das analoge Verhalten bei der langsamen Oxydation des Phosphors hingewiesen. In reinem Sauerstoff leuchtet Phosphor nicht und es findet keine Absorption des Sauerstoffs statt. Sowie man reichlich Stickstoff zuf\u00fcgt, oder den Sauerstoff unter verminderten Druck bringt, beginnt das Leuchten, und der Sauerstoff wird absorbirt.\nM\u00e4ssige Erh\u00f6hungen des Luftdrucks, bis zu IV2 Atmosph\u00e4ren etwa, sind bekanntlich vielfach als Heilmittel in Krankheiten versucht worden. Ihre Wirkungen sind wesentlich mechanischer Natur und werden sich besonders da geltend machen, wo die Lungen derart alterirt sind, dass sie nur m\u00fchsam den Sauerstoffbedarf dem Organismus zuf\u00fchren k\u00f6nnen. Die Sauerstoffaufnahme und Kohlens\u00e4ureausscheidung Gesunder wird entweder gar nicht oder doch nur in \u00e4usserst geringem Maasse beeinflusst.4\nEine ausf\u00fchrliche Darlegung der Wirkung fremder Gasarten geh\u00f6rt in die Toxikologie. Wir k\u00f6nnen dieselben mit H. Davy in zwei\n1\tR\u00e9gnault u. Reiset, Recherches etc. p. 195 ff.\n2\tH. Davy, Researches chemic. and physiolog. p. 442 ff. London 1800.\n3\tPfl\u00fcger, Arch. f. d. ges. Physiol. X. S. 364. 1875.\n4\tYgl. Panum, Arch. f. d.ges. Physiol. I. S. 125. 1868 ; G. von Liebig, Ebenda. X. S. 479. 1875 u. Ztschr. f. Biologie. V. S. 1. 1868.\nHandbuch der Physiologie. Bd IVa.\n11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162 Zuntz, Der respir. Gaswechsel. 6. Cap. Einfluss qualit. u. quant. Aendergn. etc.\nGruppen theilen, in solche, welche wie der Stickstoff indifferent sind, und in solche, welche positiv sch\u00e4dliche Wirkungen entfalten.\nDer Wasserstoff gilt allgemein als indifferent. Schon Lavoisier und Seguin fanden, dass Meerschweinchen in einem Gemisch von gleichen Volumina Sauerstoff und Wasserstoff normal athmen. R\u00e9gnault und Reiset 1 bemerkten in dem Verhalten der Thiere (Hund, Kaninchen, Fr\u00f6sche) keinen Unterschied gegen die Norm, wenn sie eine Reihe von Stunden in einer Atmosph\u00e4re geweilt hatten, deren Stickstoff gr\u00f6sstentkeils durch Wasserstoff ersetzt war. Nur der Sauerstoffverbrauch war um etwa 20% erh\u00f6ht. R\u00e9gnault und Reiset suchen die Ursache hierf\u00fcr in der stark k\u00e4ltenden Wirkung der Wasserstoffatmosph\u00e4re, wodurch der Stoffwechsel angeregt w\u00fcrde. Pettenkofer 2 denkt an eine Verbrennung von Wasserstoff im tliie-rischen Organismus. W\u00e4re diese Annahme richtig, so m\u00fcsste der respiratorische Quotient bei Wasserstoffathmung sinken; er zeigte aber denselben Werth, wie in atmosph\u00e4rischer Luft. Wenn einzelne Autoren narkotische Eigenschaften des Wasserstoffs beobachteten, so d\u00fcrfte dies auf Verunreinigungen zur\u00fcckzuf\u00fchren sein. \u2014 Auch Sumpfgas scheint f\u00fcr den Organismus indifferent zu sein.\nDie Annahme von H. Davy, dass Stickoxydul im Organismus, \u00e4hnlich wie bei der Verbrennung, den Sauerstoff ersetzen k\u00f6nne, ist von L Hermann1 2 3 widerlegt worden. Die Bem\u00fchungen von Frankland, sowie von Goltstein und dem Ref. haben es noch unentschieden gelassen, ob eine geringe, jedenfalls f\u00fcr den Bedarf des Stoffwechsels weitaus ungen\u00fcgende Dissociation dieses Gases im K\u00f6rper stattfinde. Ueber seine Bedeutung als An\u00e4stheticum sind die Arbeiten von Davy4, L. Hermann, M. Goltstein5, P. Bert6, Rottenstein und zahlreiche Casuistik zu vergleichen.\nDie Wirkung des Kohlenoxydgases ist in der Lehre von den Blutgasen (S. 51) dargelegt.\nUeber Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff und die verschiedenen \u00e4tzenden Gase ist auf die Handb\u00fccher der Toxikologie zu verweisen. In die Kategorie der letzteren geh\u00f6rt auch das Ozon, wenn es in reichlicheren Mengen der Luft beigemischt ist,\n1\tPiegnault et Reiset 1. c. p. 200.\n2\tPettenkofer, Ann. d. Chem. u. Pharm. 2. Suppl.-Bd. S. 123.\n3\tL. Hermann, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1864. S. 533.\n4\tDavy, Researches chemic. and physiological concerning Nitrous oxyde etc. London 1800.\n5\tGoltstein, Arch. f. d. ges. Physiol. X4 II. S. 331.\n6\tP. Bert, Mouvement medicale. 1878. No. 10.","page":162}],"identifier":"lit4091","issued":"1882","language":"de","pages":"1-162","startpages":"1","title":"Zweiter Theil: Blutgase und respiratorischer Gaswechsel","type":"Book Section","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:28:28.105099+00:00"}