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{"created":"2022-01-31T14:24:42.592785+00:00","id":"lit4119","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Friedrich, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 1: 39-77","fulltext":[{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen.\nVon\nDr. Max Friedrich.\nDer Zweck der folgenden Versuche, welche im Verlauf des Wintersemesters 1879\u201480 unter Leitung des Herrn Professor Wundt ausgef\u00fchrt wurden, war die Beantwortung der Frage nach der Zeitdauer der Apperception von zusammengesetzten Vorstellungen. Es versteht sich von seihst, dass die gestellte Aufgabe in dieser allgemeinen Form nicht zu l\u00f6sen ist, da unter der ungeheuren Mannigfaltigkeit der zusammengesetzten Vorstellungen immer nur gewisse eng begrenzte Gebiete derselben eine gemeinsame Behandlungsweise und vergleichende Betrachtung bez\u00fcglich ihrer Apperceptionsdauer zulassen werden. Am leichtesten und bequemsten ordnen sich ohne Zweifel den Gesichtseindr\u00fccken zugeh\u00f6rige Vorstellungen in Gruppen an, und Unter diesen sind es wieder die Vorstellungen einfacher Baumgebilde und die Zahlenvorstellungen, welche wegen ihrer Einfachheit und ihres innem gesetzm\u00e4\u00dfigen Zusammenhanges f\u00fcr unsre Zwecke besonders geeignet waren und deshalb bei unsem Untersuchungen zu Grunde gelegt wurden.\nEs schien w\u00fcnschenswerth, die f\u00fcr zusammengesetzte Gesichtsvorstellungen gefundenen Resultate mit der Apperceptionsdauer einfacher Gesichtseindr\u00fccke zu vergleichen. Ueber die letzteren liegen bereits von Donders1), v. Kries und Auerbach2) u. A. Versuche vor. Allein die ungleichen Bedingungen, unter denen dieselben statt-\n1)\tDonders, Schnelligkeit psychischer Processe. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1868.\n2)\tv. Kries und Auerbach, die Zeitdauer einfachster psychischer Vorg\u00e4nge. Ebend. 1877.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nMax Friedrich.\nfanden, die Verschiedenheit der beim Reagiren benutzten Methoden und der Umstand, dass jene psychophysischen Zeiten individuellen Einfl\u00fcssen unterworfen sind , veranlassten uns , eigene Versuche \u00fcber den gedachten Gegenstand anzustellen, womit wir zugleich, soweit dies thunlich, eine pr\u00fcfende Kontrolle der einzelnen beim Reagiren \u00fcblichen Methoden verbanden. Ein Blick auf die von den verschiedenen Beobachtern f\u00fcr die Apperceptionsdauer einfacher Gesichtseindr\u00fccke (Farben) gefundenen Zahlen zeigt aufs deutlichste, wie sehr die Resultate von der Art und Weise des erhaltenen Reizes und des Reagirens abh\u00e4ngen, und wie vorsichtig man in der Wahl und Anordnung dieser \u00e4u\u00dferen Umst\u00e4nde sein muss.\nDie vorliegende Materie zerf\u00e4llt ihrem Inhalte nach in vier Abschnitte, deren erster sich mit der Methode und der Technik der Versuche besch\u00e4ftigt. Die zwei folgenden behandeln das eigentliche Ziel unsrer Untersuchungen, welches in der Beantwortung der beiden Fragen liegt :\n1)\t\u00bbWelches ist die Dauer der Apperception einfacher Farbenempfindungen '?\u00ab\n2)\t\u00bbWelches ist die Dauer der Apperception zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen (Zahlen) ?\u00ab\nEin vierter und letzter Abschnitt enth\u00e4lt einige Bemerkungen \u00fcber die Uebung und Erm\u00fcdung, sowie eine kurze Zusammenstellung der gefundenen Resultate.\n1. Die Methode und Technik der Versuche.\nUnter Apperceptionsdauer sei der Definition des Herrn Prof. Wundt1) zufolge die zwischen der Perception und Apperception gelegene Zeit verstanden. Diese l\u00e4sst sich direct nicht messen, sondern reiht sich in die einzelnen Vorg\u00e4nge ein, aus welchen ein Versuch zusammengesetzt ist und deren sich f\u00fcnf unterscheiden lassen : 1) die Leitung vom Sinnesorgan bis in das Gehirn, 2) der Eintritt in das Blickfeld des Bewusstseins oder die Perception, 3) der Eintritt in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit oder die Apperception, 4) die Willenszeit, welche erfordert wird, um im Centralorgan die registrirende Bewegung auszul\u00f6sen, 5) die Leitung der so entstandenen motorischen Erregung\n1) \"Wundt, Grundz\u00fcge der physiologischen Psychologie, 1. Aufl. S. 727. 2. Aufl. II S. 220.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen, 41\nbis zu den Muskeln und das Anwachsen der Energie in denselben F\u00fcr unsere Zwecke handelt es sich nur um die unter 3) angef\u00fchrte Zeit; es muss also eine Methode angegeben werden, sie aus dem Zusammenh\u00e4nge der \u00fcbrigen zu trennen. Es scheint, dass nur ein Weg zum gew\u00fcnschten Ziele f\u00fchrt, welcher darin besteht, dass man zunLhst einen Versuch anstellt, in welchem alle f\u00fcnf genannten Vorg\u00e4nge enthalten sind, sodann einen zweiten, in welchem die Apper-ceptionszeit ausf\u00e4llt. Die Differenz der f\u00fcr beide Versuche erhaltenen Zeiten giebt offenbar die Apperceptionszeit. Dabei macht man die Annahme, dass die Zeiten 1), 2), 4), 5) in beiden Versuchen wenigstens ann\u00e4hernd dieselben seien, was insofern berechtigt ist, als man bei innerer Selbstbeobachtung sich durchaus keines Unterschiedes bewusst wird. Man k\u00f6nnte auch -von vornherein auf die Isolation der Apperceptionsdauer verzichten, wenn es sich um Vorstellungen desselben Gebietes, z. B. Zahlenvorstellungen handelt, und die ganzen physiologischen Zeiten (d. h. alle f\u00fcnf Vorg\u00e4nge zusammengenommen) derselben unter einander vergleichen. Unter der Voraussetzung, dass f\u00fcr Vbrst\u00e8llungen desselben Gebietes unter sonst gleichen Bedingungen dfeoZeitenc 1), 2); 4), 5) an Gr\u00f6\u00dfe dieselben bleiben, h\u00e4tte man es dann mit Zahlen zu thun, die sich von der absoluten Appereeptions-dauer alle um einunddieselbe constante Gr\u00f6\u00dfe unterscheiden. Die hier zu Grunde liegende Hypothese d\u00fcrfte sich von der im ersten Falle angenommenen kaum unterscheiden.\noo Will man die absolute Apperceptionsdauer bestimmen, so bleibt nur der zuerst angegebene Weg \u00fcbrig. Aber schon beim ersten Schritte machen sich bedeutende Schwierigkeiten geltend, welche der Forderung entspringen, zwei Versuche so einzurichten, dass der eine s\u00e4mmt-liche f\u00fcnf Vorg\u00e4nge der physiologischen Zeit, der andere nur die Zeiten 1), 2), 4) und 5) enthalte, und so kann es nicht Wunder nehmen, dass gerade \u00fcber diesen wichtigen Punkt der Untersuchung erhebliche Differenzen bei den einzelnen Beobachtern herrschen. Don-der s hat zuerst drei Versuchsmethoden angegeben, deren Unterschied wesentlich in der Verschiedenheit des Reactionsactes begr\u00fcndet ist, und die sich kurz in folgender Weise darstellen lassen : a) auf einen dem Experimentirenden vorher bekannten Beiz wird so schnell wie m\u00f6glich in bestimmter und stets gleicher Weise reagirt (einfache Re-actionsmethode), b) bei mehreren in unbekannter Succession erfolgen-","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nMax Friedrich.\nden Reizen wird f\u00fcr jeden derselben in anderer, vorher bestimmter Weise reagirt (mehrfache Wahlmethode), c) es wird bei mehreren in unbekannter Succession erfolgenden Reizen nur auf einen vorher bestimmten in bestimmter Weise reagirt (einfache *) Wahlmethode) * 2). F\u00fcr Gesichtseindr\u00fccke war die mehrfache Wahlmethode dahin specia-lisirt, dass nur zwei Farben unregelm\u00e4\u00dfig wechselten und auf die eine mit der rechten, auf die andre mit der linken Hand reagirt wurde 3). Je nachdem nun einundderselbe Reiz nach der unter a) oder b) oder c) angef\u00fchrten Methode registrirt wird , verflie\u00dfen verschieden gro\u00dfe Zeitintervalle vom Beginn des Reizes bis zur Vollziehung der Reaction. Das gr\u00f6\u00dfte dieser Intervalle geh\u00f6rt bei Donders\u2019 Versuchen der mehrfachen Wahlmethode an, das kleinste der einfachen Reactions-methode. Bildet man die Differenz entsprechender Intervalle der beiden genannten Methoden, so repr\u00e4sentirt dieselbe die Dauer einer psychischen Th\u00e4tigkeit, welche sich nach Donders\u2019 Meinung aus der Vorstellungsbildung und der zur Wahl des Signals erforderlichen Willensth\u00e4tigkeit zusammensetzt. Dagegen soll die Differenz der mittelst der einfachen Reactions- und einfachen Wahlmethode gefundenen Zeiten mit der Zeit der Vorstellungsbildung, d. h. mit der absoluten Apperceptionsdauer zusammenfallen. Die gegen dieses Verfahren von Herrn Professor Wundt erhobenen Einw\u00e4nde4) scheinen bis jetzt nicht widerlegt zu sein, vielmehr durch unsre eigenen Versuche, auf die ich eingehender im zweiten Abschnitt zur\u00fcckkomme, eine Best\u00e4tigung erfahren zu haben. Es liegen jedoch au\u00dfer den Arbeiten von Donders und de Jaager sp\u00e4tere Versuche von v. Kries und Auerbach vor5), welche ebenfalls nach Donders\u2019 einfacher Wahlmethode angestellt sind und mich veranlassen, diesen Gegenstand hier etwas ausf\u00fchrlicher zu behandeln.\nDie Zweifel an der Richtigkeit des Don der s\u2019schen Verfahrens\n1 ) Ausdr\u00fccklich bemerke ich, dass die Bezeichnungen \u00bbeinfach\u00ab und \u00bbmehrfach\u00ab nur zur bequemen Unterscheidung dienen und sich nicht auf den betreffenden psychischen Act selbst beziehen sollen. Von Donders, der den drei Methoden eine andere psychologische Interpretation giebt, sind dieselben als a-, b- und c-Me-thode bezeichnet worden.\n2)\tDonders, Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1868. S. 657 f.\n3)\tDonders a. a. O. S. 666 und de Jaager, De physiologische Tijd bij psy-\nchische Processen. 4) Wundt, S. 744 f. (2. Aufl. II, S. 252.)\n5) Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1877. S. 297 ff.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Appereeptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 43\nrichten sich gegen die Behauptung, dass die einfachen Wahlversuche von den einfachen Reactionsversuchen nur durch das Hinzutreten einer gewissen Zeit sich auszeichneten, welche Donders \u00bbdie Unterscheidungszeit\u00ab nennt und die nach seinen eigenen Worten mit der ^rkennungszeit identisch ist1). Dagegen wird geltend gemacht, dass au\u00dfer jener Unterscheidungszeit noch eine \u00bbWahlzeit\u00ab hinzukomme, und dass \u00fcberdies der Zustand des Bewusstseins im Ganzen ein anderer sein m\u00fcsse hei den einfachen V\\ ahlversuchen als bei den einfachen Reactionsversuchen. Es kann nicht schwer fallen, sich von der Triftigkeit dieser Einw\u00e4nde zu \u00fcberzeugen, wenn man sich den Unterschied der beiden Methoden genau vergegenw\u00e4rtigt. Derselbe ist ein doppelter. Einmal besteht er darin, dass bei der einfachen Reactions-methode stets einundderselbe Reiz das Auge trifft, dagegen bei der einfachen Wahlmethode verschiedene Reize in unbekannter Reihenfolge nach einander appercipirt werden. Der zweite nicht minder wichtige Unterschied betrifft den Umstand, dass bei der einen Methode ha allen E\u00e4llen, bei der anderen nur auf einen von mehreren ^eisieji aeagirt wird. Bei den Reactionsversuchen beruht die Haupt-\u00c7h\u00e2tigkeit des Bewusstseins in der Spannung der Aufmerksamkeit und im Empfangen des Reizes, w\u00e4hrend die Reaction bei einiger Uebung, wenn der Versuch als gut bezeichnet werden soll, gewisserma\u00dfen von selbst erfolgt, d. h. es ist nur ein einziger geringer Willensimpuls n\u00f6thig, um nach erfolgter Perception die Signalbewegung auszul\u00f6sen2). Nicht so bei der Wahlmethode. Hier tritt nach der Bildung derVor-stellung eine Ueberlegung ein, ob zu reagiren sei oder nicht, eine Th\u00e4tigkeit des Willens, welche von der Reproduction abh\u00e4ngig ist. Die hierzu erforderliche Zeit hat Herr Professor Wundt \u00bbdie Wahlzeit\u00ab genannt. Sie hat mit der eigentlichen Appereeptionsdauer gar nichts gemein, denn sie verflie\u00dft, nachdem die Vorstellung bereits gebildet ist. Dass sie ziemlich gro\u00df ausfallen kann , liegt in der Natur der Sache. So bemerkte ich bei unsem eignen Versuchen h\u00e4ufig, dass ich nach erfolgter Apperception l\u00e4ngere Zeit das Bild der Vorstellung im Bewusstsein trug, ehe es mir gelang, die an die betreffende Vorstellung gekn\u00fcpfte Reactionsweise zu reproduciren, indem das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr einen kurzen Augenblick versagte und der Wille gleichsam\n1)\tArchiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1868. S. 672.\n2)\tVergl. a. Exner, Pfl\u00fcger\u2019s Archiv, Band 11.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nMax Friedrich.\ngegen einen labilen Gleichgewichtszustand, im Bewusstsein ank\u00e4mpfte *).\nDer andere Unterschied der einfachen Reactions- und Wahlmethode beruht, wie bemerkt, darauf, dass bei der ersteren stets derselbe, bei der letzteren verschiedene Reize nach einander empfunden werden. Diesen Umstand darf man nicht \u00fcbersehen, da er jedenfalls von Einfluss ist, wie sp\u00e4ter (s. S. 56 f.) n\u00e4her er\u00f6rtert wird.\nUm die angef\u00fchrten Missst\u00e4nde der einfachen Wahlmethode m\u00f6glichst zu vermeiden, bedienten wir uns bei unsern eigenen Versuchen stets einer und derselben Reactionsweise, und das Princip der bei allen Untersuchungen befolgten Methode lautet : Es wird dem Reagirenden in einem ihm ann\u00e4hernd bekannten Zeitaugenblicke das vorher verdunkelte Object solange erleuchtet, bis er die Reaction ausf\u00fchrt, welche stets in einundderselben Bewegung besteht. Wir benutzten dabei folgende Vorrichtungen und Apparate.\nIn der einen Seiten wand eines aus Pappe gefertigten, ringsum geschlossenen Kastens [K] 1 2) befand sich in passender H\u00f6he eine runde Oeffnung (o) von ungef\u00e4hr 30 Millim. Durchmesser, vor welche der Reagirende beim Versuche sein rechtes Auge brachte. An der Innenseite des oberen, als Schieber eingerichteten und ausziehbaren Theiles der gegen\u00fcberbefindlichen Seitenwand wurde durch zwei Messingfedem ein Blatt wei\u00dfes Papier von 88 Millim. H\u00f6he und 108 Millim. Breite befestigt (0), sodass es leicht durch ein anderes ersetzt werden konnte. In der Mitte des Blattes war dem Auge gerade gegen\u00fcber das zu erkennende Object (Farbe oder Zahl) aufgetragen. Die Entfernung desselben vom Auge betrug 250 Millim.\nUm das Auge bereits vor der Beleuchtung des Objectes auf die richtige Entfernung einstellen zu k\u00f6nnen, war etwa 20 Millim. \u00fcber dem Objecte eine kleine Oeffnung im Schieber und im Papier angebracht, welche sich deutlich gegen das dunkle Innere des Kastens abhob.\nZwischen dem Auge und dem Objecte befand sich unterhalb der\n1)\tAlle gegen die einfache Wahlmethode gerichteten Zweifel beziehen sich nur auf die Anwendung derselben bei Lichteindr\u00fccken, wogegen ich mich jedes Urtheils \u00fcber ihre Anwendbarkeit f\u00fcr andere Sinnesgebiete enthalte.\n2)\tDie Zeichnung gew\u00e4hrt eine obere Ansicht der beiden Arbeitstische und der auf denselben befindlichen Apparate.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 45\ni / /","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nMax Friedrich.\nSehlinie eine Ge is sie r \u2019sehe R\u00f6hre (Cf), welche das Object (0) hinreichend beleuchtete, ohne direct Licht in das Auge zu senden. Die Zeit wurde durch ein H ip p \u2019 sches Chronoskop [Oh) gemessen, dessen Zeigerwerk bekanntlich solange spielt, als der durch den Elektromagneten des Uhrwerks circulirende Strom ge\u00f6ffnet ist. Der Versuch war so eingerichtet, dass zuerst vom Ahlesenden1) gleichzeitig das Object beleuchtet und das Zeigerwerk der Uhr a\u00fcsgel\u00f6st wurde, und dass bei erfolgender Reaction der Reagirende gleichzeitig das Zeigerwerk anhielt und die Beleuchtung aufhob. Dazu bedurfte es eines Inductionsstromes [I] f\u00fcr die Geissler\u2019sche R\u00f6hre und eines gew\u00f6hnlichen Stromes f\u00fcr das Uhrwerk, welcher letztere sich in eine Haupt- [H] und Nebenleitung (IV) verzweigte. Da der Inductions-strom und der genannte Hauptstrom einmal vom Ablesenden gleichzeitig geschlossen, das andre Mal vom Reagirenden gleichzeitig ge\u00f6ffnet werden mussten, so waren zwei Stromunterbrecher [U und V) n\u00f6thig, mit welchen man gleichzeitig zwei Str\u00f6me schlie\u00dfen resp. \u00f6ffnen konnte. Der Inductionsstrom wurde mittelst eines Ruhm-korff\u2019sehen Inductors [R) erzeugt, zu welchem eine Thermos\u00e4ule den inducirenden Strom [Th) lieferte. Der gew\u00f6hnliche Strom f\u00fcr das Uhrwerk, herr\u00fchrend von zwei Daniell\u2019schen Elementen (D), theilte sich, wie bemerkt, in zwei Stromkreise, deren einer, der Nebenstrom (IV), durch das Chronoskop, einen Rheochord [Rh) und ein Galvanoskop [Gs) ohne Unterbrechung verlief, w\u00e4hrend der Hauptstrom an zwei Stellen ( U und V vom Reagirenden und vom Ablesenden) ge\u00f6ffnet werden konnte. Die Widerst\u00e4nde der beiden Stromkreise wurden durch den Rheochord so regulirt, dass beim Schlie\u00dfen der beiden Kreise die Intensit\u00e4t des Nebenstromes nicht hinreichte, das Zeigerwerk auszuschalten, letzteres vielmehr nur dann geschah, wenn man den Hauptstrom unterbrach. Der Unterbrecher ( U) des Reagirenden war \u00e4hnlich den beim Telegraphiren \u00fcblichen Schl\u00fcsseln eingerichtet. Durch Niederdr\u00fccken eines Hebels wurde sowohl der Inductionsstrom als der Hauptstrom geschlossen, beim Nachlassen des Druckes beide schnell durch eine Feder, welche den Hebel emporhob, ge\u00f6ffnet. Der Unterbrecher [V) des Ablesenden war ein gew\u00f6hnlicher Ruhmkor ff\u2019scher Stromwender.\n1) Der Ablesende hat die zu messenden Zeiten am Chronoskop abzulesen und niederzuschreiben.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperccptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 47\nSollte ein Versuch stattfinden, so brachte der Iteagirende sein Auge in die angegebene Lage und dr\u00fcckte mit der rechten Hand den Hebel seines Unterbrechers (\u00fc) nieder. Dann setzte der Ablesende das Uhrwerk in Gang und schloss darauf seinen Unterbrecher ( V), wodurch gleichzeitig der Inductionsstrom (J) und der Hauptstrom ill) geschlossen, also gleichzeitig das Object (0j beleuchtet und das Zeigerwerk in Gang gesetzt wurde. Sobald der Iteagirende die Beobachtung vollzogen hatte, entfernte er die Hand vom Hebel seines Unterbrechers, womit er den Inductionsstrom und den Hauptstrom \u00f6ffnete, also die Beleuchtung des Objectes auf hob und das Zeigerwerk \u00e4us-schaltete. Der Stand der Zeiger am Chronoskop vor und nach einem Versuche gab dann die Zeit an, welche vom Anbeginn des ertheilten Reizes bis zur erfolgten Reaction verflossen war.\nWie aus der Beschreibung hervorgeht, weicht unsere Versuchsanordnung zum Theil noch in zwei andern Punkten von der andrer Beobachter ab, n\u00e4mlich durch das Pehlen eines Avertissements und durch die Beleuchtung. Eine Art Avertissement bestand allerdings darin, dass die Feder des Chronoskops beim Ingangsetzen desselben ein klirrendes Ger\u00e4usch verursachte. Doch war absichtlich die Zeit vom Beginn dieses Ger\u00e4usches bis zur erfolgenden Beleuchtung ganz der Willk\u00fcr des Ablesenden \u00fcberlassen und fiel deshalb bald k\u00fcrzer bald l\u00e4nger aus. Die Bef\u00fcrchtung, dass durch ein derartiges Verfahren die Spannung der Aufmerksamkeit des Reagirenden eine zu ungleiche sei, um gut \u00fcbereinstimmende Resultate zu erreichen, hat sich nicht best\u00e4tigt. Vielmehr zeigte sich, dass die Spannung der Aufmerksamkeit eine normal zu nennende, d. h. nicht zu hohe war, und ganz sicher waren voreilige Reactionen vermieden, welche, wie es scheint, durch ein Avertissement veranlasst werden, selbst wenn es nur in ann\u00e4hernd gleichen Zeiten erfolgt!).\nWas die Art des Lichtreizes betrifft, so bestand dieselbe bei andern Beobachtern h\u00e4ufig in dem momentanen Aufblitzen eines elektrischen Funkens. So bei Donders, Exner und v. Kries undAuer-\n1) In der Abhandlung von v. Kries und Auerbach ist ausdr\u00fccklich bemerkt, dass bei den einfachen \"Wahlversuchen Reactionen an falscher Stelle eintraten, leider aber die Anzahl der falschen gegen\u00fcber den richtigen nicht angegeben.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nMax Friedrich.\nbach, w\u00e4hrend de Jaager undExner (in fr\u00fcheren Versuchen1)) dauernde Beleuchtung anwenden. Handelt es sich darum, auf einen Lichteindruck m\u00f6glichst schnell zu reagiren, ohne dass es n\u00f6thig ist, ein Object zu erkennen, so ist wohl der elektrische Funke seiner Lichtintensit\u00e4t und Einfachheit halber der geeignetste Reiz. Aber schon heim Erkennen einer Farbenempfindung stellt sich wie von selbst die Forderung, den Reiz solange wirken zu lassen, bis die Vorstellung wirklich gebildet ist, da sonst die Gefahr, letztere aus dem Erinnerungsbilde zu construiren, kaum vermieden werden kann, und beim Erkennen zusammengesetzter Vorstellungen w\u00fcrde die Funkenbeleuchtung gar nicht anwendbar sein.\nEs scheint, dass durch die Benutzung des Erinnerungsbildes zur Bildung der Vorstellung die Dauer der physiologischen Zeit verk\u00fcrzt wird, eine Behauptung, die sich auf die Thatsache st\u00fctzt, dass bei einem pl\u00f6tzlich erfolgenden, dauernden Lichteindrucke das Auge eine gewisse Zeit zur Adaption, zur vollen Bildung des Lichteindruckes braucht. Ueber diesen Gegenstand findet sich von Kunkel2) eine Abhandlung vor, in welcher die fragliche Zeit zu 0,18 Sec. angegeben ist. Diese Zahl ist jedenfalls nicht mehr g\u00fcltig, wenn sofort bei der ersten Lichtempfindung reagirt wird, ohne dem Auge Zeit zu lassen, sich v\u00f6llig zu adaptiren, da es nicht wahrscheinlich ist, dass diese ganze Zeit verflie\u00dfen muss, namentlich nicht bei einfachen Unterscheidungen. Auch ist es zweifelhaft, ob die Zeit des Ansteigens der Erregung bis zu dem Maximum als \u00bbAdaptionszeit\u00ab bezeichnet werden darf.\nDas Fehlen der Adaptionszeit und die Gew\u00f6hnung an ein Avertissement sind wahrscheinlich die Ursache der au\u00dferordentlich kleinen Zeitr\u00e4ume, die v. Kries und Auerbach bei ihren Versuchen erhielten, denen nicht nur unsre Versuche gegen\u00fcber stehen, sondern auch die Resultate deJaager\u2019s, der bei dauernder Beleuchtung nach der mehrfachen Wahlmethode den unsrigen \u00e4hnliche Zahlen erhielt.\n1)\tUeber die zu einer Gesichtswahrnehmung n\u00f6thige Zeit. Wien, Sitzungsberichte. Jahrg. 1868. S. 601 f.\n2)\tUeber die Abh\u00e4ngigkeit der Farbenempfindung von der Zeit. Pfl\u00fcger\u2019s Archiv, 1874. Bd. 9. S. 197 ff.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 49\n2. Die Dauer der Appe\u00efception einfacher Farbenempfindungen.\nDer vorliegende Abschnitt zerf\u00e4llt in vier Unterabtheilungen. Die erste derselben enth\u00e4lt die Darstellung der Versuche, welche dienten, um die einfache Reactionsdauer, d. h. die physiologische Zeit bei sofortiger Reaction auf einen blo\u00dfen Lichteindruck zu messen, in der zweiten und dritten Abtheilung folgen Versuche mit zwei und vier Farbenempfindungen, und die letzte gew\u00e4hrt den Vergleich der einfachen und mehrfachen Wahlmethode.\nDie einfache Eeactionsdauer.\nDas Object bestand in einer wei\u00dfen Fl\u00e4che. Es wurde reagirt, sobald der blo\u00dfe Lichteindruck zum Bewusstsein gelangte.\nVon vornherein war bei diesen Versuchen je nach der Spannung der Aufmerksamkeit ein erheblicher Unterschied zu bemerken. War diese eine ungew\u00f6hnlich hohe, wobei zugleich eine starke Spannung der Muskeln des Armes und der Fland eintrat, so fiel die Reactions-dauer im allgemeinen viel k\u00fcrzer aus, als bei normal gespannter Aufmerksamkeit. Dieselbe Erfahrung hat bereits Exner gemacht1) ; er findet ebenfalls \u00bbbei jener Stimmung, in der man irgend ein au\u00dferordentliches Ereigniss erwartet\u00ab, viel k\u00fcrzere Zeiten. \u00bbDiese Aufregungen sind dadurch charakterisirt, dass schon ein ganz geringer Impuls hinreicht, eine heftige Bewegung hervorzurufen\u00ab.\nDie nachstehende Tabelle enth\u00e4lt aus je sechs Versuchen die Mittel der einfachen Reactionsdauer theils bei ungew\u00f6hnlich gespannter, theils bei normaler Aufmerksamkeit. Die Reagirenden waren Herr Professor Wundt (W), Herr Tischer (T) und ich (Fj. Die\nZahlen bezeichnen Tausendtheile\t\tvon Secunden.\t\t\t\nW.\t\tT.\t\tF.\t\nSpannung :\tau\u00dfergew.,\tnormal, au\u00dfergew.,\t\tnormal.\tau\u00dfergevr.,\tnormal.\nll.Febr. 80.\t155\t223\t111\t220\t144\t162\n.142\t171\t109\t225\t\t\n\t198\t\t\t\t\n\t193\t\t\t\t\n14.Febr.\t133\t185\t109\t200\t098\t129\n\t180\t\t192\t\t135\n18. Febr.\t225\t\t261\t\t147\n1) Experimentelle Untersuchung der einfachsten psychischen Processe. Pfl\u00fcger's Archiv. Bd. 7. S. 619.\nWundt, Philos. Studien.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nMax Friedrich.\nAlle \u00fcbrigen Bestimmungen der einfachen Reactionsdauer sind bei normaler Spannung der Aufmerksamkeit vorgenommen. Sie sind in keiner besonderen Tabelle mitgetheilt, da sie nur einen relativen Werth haben. Sie wurden n\u00e4mlich nicht f\u00fcr sich allein angestellt, sondern geh\u00f6ren gewissen Versuchsgruppen von je 9 bis 18 Einzelversuchen an, von denen 3 bis 6 einfache Reactionsbestimmungen waren, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen 6 bis 12 zur Bestimmung der physiologischen Zeit bei Farbenempfindungen dienten. Der Einfluss , den eine solche aus verschiedenen Arten bestehende Versuchsreihe auf die Resultate aus\u00fcbt, zeigt sich schon bei der einfachen Reactionsdauer, und mehr noch bei Farbenempfindungen darin, dass die Zeiten schwankender und im allgemeinen l\u00e4nger werden.\nDie Apperceptionsdauer beim Wechsel zweier Farbenempfindungen.\nDie zu erkennenden Farben waren Schwarz auf wei\u00dfem Grunde und Wei\u00df auf schwarzem Grunde, beides Kreisfl\u00e4chen von 42Millim. Durchmesser. Die Reihenfolge, in welcher Schwarz und Wei\u00df wechselten, war unregelm\u00e4\u00dfig und dem Reagirenden nicht bekannt.\nDie nachstehenden Tabellen enthalten Mittelzahlen ; es ist besqp-ders darauf R\u00fccksicht genommen, ob die Versuche einer Reihe von derselben oder von verschiedener Art waren. Dabei bedeutet s: Schwarz, w: Wei\u00df, m V: mittlere Variation1), e R: einfache Reactionsdauer. Wie \u00fcberall im folgenden bezeichnen die Zahlen Tau-sendtheile von Secunden.\nW.\n\ts.\tm V.\tw.\tm V.\te R.\tJede Versuchsreihe enthielt: 9 Versuche, von denen 6\n\t\t\t\t\t144\tauf die Erkennung von\n21.11. 80.\t188\t026\t174\t017\t\ts und w kamen. 6 bis 9 Versuche, von de-\n\t\t\t\t\t\t\n\t195\t023\t248\t058\t150\tnen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.\n\t\t\t\t\t\t12 Versuche, von denen 3\n25. II.\t361\t034\t400\t028\t215\tauf die Erkennung von s\nund w kamen.\n1) Die mittlere Variation ergiebt sieh, wenn man das arithmetische Mittel aus \u00abVersuchen von jedem Einzelversuche subtrahirt und aus den so erhaltenen, positiv genommenen Differenzen wiederum das arithmetische Mittel bildet.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 51\nW.\n\ts.\tm V.\tw.\tm V.\te R.\tJede Versuchsreihe enthielt: 12 Versuche, von denen 3\n28. II. 80\t300\t035\t322\tOll\t251\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n\t\t\t\t\t\t18 Versuche, von denen 6\n2. III.\t351\t056\t342\t079\t231\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n3. III.\t322\t048\t288\t079\t237\tdesgl.\n\t\t\t\tT.\t\t9 Versuche, von denen 6\n21. H.\t200\t043\t217\t049\t170\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n\t\t\t\t\t\t6 bis 9 Versuche, von de-\n25. II.\t214\t025\t278\t033\t166\tnen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.\n\t\t\t\t\t\t12 Versuche, von denen 3\n2\u00dc. II.\t285\t027\t272\t006\t224\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n28. II.\t162\t002\t227\t021\t175\tdesgl.\n\t\t\t\t\t\t18 Versuche, von denen 6\n2. III.\t169\t044\t197\t031\t178\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n3. III.\t221\t038\t230\t018\t184\tdesgl.\n\t\t\t\tF.\t\t9 Versuche, von denen 6\n21. II.\t116\t015\t139\t023\t097\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n\t\t\t\t\t\t6 bis 9 Versuche, von de-\n\t141\t021\t162\t006\t101\tnen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.\n\t\t\t\t\t\t12 Versuche, von denen 3\n25. II.\t240\t051\t237\t046\t176\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n28. II.\t172\t012\t180\t033\t113\tdesgl.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nMax Friedrich.\n\t\t\t\t\tF.\t\t\n\t\ts.\tm V.\tw.\tm V.\teR.\tJede Versuchsreihe enthielt: 18 Versuche, von denen 6\n2.\tIII. 80\t170\t015\t177\t029\t151\tauf die Erkennung von s und w kamen.\n3.\tIII.\t218\t032\t245\t042\t161\tdesgl.\nBildet man die Differenzen der Erkennungszeiten f\u00fcr Schwarz und Wei\u00df und der einfachen Reactionsdauer, also nach der in der Tabelle gebrauchten Bezeichnung die entsprechenden Ausdr\u00fccke s\u2014e R. und w\u2014e II., so erh\u00e4lt man die reducirten Erkennungszeiten oder die Apperceptionsdauer f\u00fcr die Farbenempfindungen Schwarz und Wei\u00df.\n\t\tW.\t\tT.\t\tF.\t\n\t\ts\u2014e R. w\t1\u2014e R.\ts\u2014e R.\tw\u2014e R.\ts\u2014e R.\tw\u2014e R.\n21.\tII.\t044\t030\t030\t047\t019\t042\n\t\t045\t098\t048\t112\t040\t061\n25.\tII.\t146\t185\t061\t048\t064\t061\n28.\tII.\t049\t071\t\u2014\t052\t059\t067\n2.\tIII.\t120\t111\t021\t019\t019\t026\n3.\tIII.\t085\t051\t037\t046\t057\t084*\nDie Gesammtmittel aus allen Versuchen lauten\nW.\tT.\tF.\n086\t047\t050\nEs tritt in den Tabellen deutlich hervor, dass die Zeiten bei Versuchsreihen aus 12 und 18 Versuchen fast durchg\u00e4ngig gr\u00f6\u00dfer sind, als bei 6 und 9 Versuchen, obgleich die Versuchsmethoden in allen F\u00e4llen dieselben waren. Diese Erscheinung best\u00e4tigt die allgemein g\u00fcltige Erfahrung, dass die normale Spannung der Aufmerksamkeit weder so hoch noch so gleichm\u00e4\u00dfig ist bei rasch wechselnder Th\u00e4tig-keit, als wenn ein und dieselbe Handlung mehrfach wiederholt wird. Daraus erkl\u00e4ren sich denn auch die nicht unbetr\u00e4chtlichen Schwankungen in den Zeiten der einzelnen Versuche, von welchen die mittlere Variation ein anschauliches Bild giebt. Letztere hat bei TV. und F. f\u00fcr die erste Versuchsreihe des 21. II. einen viel geringeren Werth, als f\u00fcr die folgenden Tage \u2014 eben aus den angegebenen Gr\u00fcnden.\nEs sei endlich noch das Mittel aus den Minimis s\u00e4mmtlicher Versuche au\u00dfer der ersten Reihe des 21. II. angegeben. Dasselbe betr\u00e4gt","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 53\nf\u00fcr W.\tf\u00fcr T.\tf\u00fcr F.\ns.\t\u00ab!.\ts.\tw.\ts.\tw.\n203\t222\t177\t194\t146\t143\nDie Apperceptionsdauer beim Wechsel von vier Farbenempfindungen.\nDie zu erkennenden Farben, Schwarz, Wei\u00df, Gr\u00fcn und Roth, bildeten wie bei den fr\u00fcheren Versuchen Kreisfl\u00e4chen von 42 Millim. Durchmesser, Wei\u00df auf schwarzem Grunde, die \u00fcbrigen auf wei\u00dfem. Ueber die Intensit\u00e4t fehlen uns directe Bestimmungen ; doch geht aus den Erkennungszeiten nicht hervor, dass die einzelnen Farben bez\u00fcglich ihrer Lichtst\u00e4rke merklich von einander verschieden gewesen w\u00e4ren *). Um allen Anforderungen zu gen\u00fcgen, habe ich deshalb doppelte Tabellen aufgestellt, einmal s\u00e4mmtliche Versuche einer Reihe ohne R\u00fccksicht auf die Farbe zum Mittel vereinigend, das andremal die zu ein und derselben Farbe geh\u00f6rigen Zahlen f\u00fcr je einen Tag zusammenfassend. Bez\u00fcglich der Versuchsanordnung sei erw\u00e4hnt, dass an zwei Tagen je 6 bis 9, an zwei folgenden Tagen je 18 Versuche hintereinander gemacht wurden, von denen stets 6 der in Rede stehenden Untersuchung gewidmet waren. Dabei trat ein bemerkens-werther Unterschied gegen fr\u00fchere Erfahrungen auf. Die durch Vermehrung der Einzelversuche einer Reihe hervorgebrachte Vergr\u00f6\u00dferung der physiologischen Zeit zeigt sich n\u00e4mlich nur noch bei Herrn Professor Wundt, w\u00e4hrend bei den beiden andern Reagirenden eine erhebliche Verk\u00fcrzung jener Zeit sich beobachten l\u00e4sst. Der Grund dieser Erscheinung ist jedenfalls in der Uebung zu suchen, denn es f\u00e4llt zwischen die beiden Versuchsgruppirungen zu je 6 bis 9 und zu 18 Einzel versuchen ein Zeitraum von vierzehn Tagen, in welchem vielfach Versuche \u00e4hnlicher Art angestellt wurden. Dass die Uebung nicht gleichm\u00e4\u00dfig bei den verschiedenen Reagirenden eintritt, glaube ich individuellen Unterschieden zuschreiben zu d\u00fcrfen.\nDie drei ersten Tabellen enthalten die Mittelwerthe aus den Zahlen je einer Versuchsreihe ohne R\u00fccksicht auf die einzelnen Farben. m- V. und e. li. haben die fr\u00fcher angegebenen Bedeutungen.\n1) Mit einziger Ausnahme von Roth und Schwarz, welche, da die Gelssler\u2019-sche R\u00f6hre \u00fcberwiegend violettes Licht lieferte, beide ziemlich dunkel waren und daher Anfangs zuweilen verwechselt wurden. Doch gelang es nach einiger Uebung, alle Farben ohne besondere Anstrengung von einander zu unterscheiden.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\t\t\tMax Friedrich.\t\n\t\t\tIF.\t\n\tMittel aus den physiol. Zeiten\tin V.\te R.\tJede Versuchsreihe enthielt:\n14. II.\t271\t061 .\t185 l 181 J\t6 Versuche\n\t257\t027\t\t\n18. II.\t308\t057\t190\t\n\t330\t043\t186\t9 Versuche, davon 6 Farben-\n\t238\t043\t168\terkennungen.\n\t285\t051\t215\t\n2. III.\t367\t015\t251\t\n\t401\t031\t210\t18 Versuche, davon 6 Farben-\n3. III.\t519\t075\t247\terkennungen.\n\t393\t051\t226 .\t\n\t\t\tT.\t\n14. II.\t286\t059\t184 i 192\t6 Versuche.\n\t251\t056\t\t\n18. II.\t350\t028\t259\t\n\t359\t034\t257\t9 Versuche, davon 6 Farben-\n\t418\t039\t292\terkennungen.\n\t379\t014\t278 .\t\n2. III.\t257\t026\t185\t\n\t149\t020\t139\t18 Versuche, davon 6 Farben-\n3. III.\t228\t019\t182\terkennungen.\n\t196\t022\t173\t\n\t\t\tF.\t\n14. II.\t339\t019\t129\t. 6 Versuche.\n\t284\t035\t098\t1\n18. II.\t304\t057\t147\t\n\t330\t032\t112\t9 Versuche, davon 6 Farben-\n\t286\t029\t140\t[ erkennungen.\n\t305\t026\t124\t\n2. III.\t300\t040\t168\t\n\t240\t051\t135\t18 Versuche, davon 6 Farben-\n3. III.\t311\t052\t148\t[ erkennungen.\n\t237\t042\t158\t","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 55\nBildet man die Differenzen aus den physiologischen Zeiten und der einfachen Reactionsdauer, so erh\u00e4lt man als Apperceptionsdauer f\u00fcr Farbenempfindungen beim Wechsel von vier Farben.\n\tW.\tT.\tF.\n14. II.\t086\t102\t110\n\t076\t059\t086\n18. II.\t118\t091\t157\n\t150\t102\t218\n\t070\t126\t146\n\t070\t101\t182\n2. III.\t116\t072\t132\n\t191\t010\t105\n3. III.\t276\t046\t163\n\t167\t023\t079\nIn den 3 folgenden Tabellen sind die Mittelwerthe der physiologischen Zeiten der einzelnen Farben f\u00fcr je einen Tag zusammengestellt. Es bedeutet s : Schwarz, w. Wei\u00df, g : Gr\u00fcn, r : Roth. Die Rubrik e. R. enth\u00e4lt die Mittelwerthe der einfachen Reactionszeiten ebenfalls f\u00fcr je einen Tag.\nW.\n\ts.\tm V.\t10.\tm V.\tg-\tm V.\tr.\tm V,\te JR.\n14. II.\t264\t056\t340\t031\t240\t021\t232\t015\t185\n18. II.\t314\t055\t309\t045\t312\t056\t239\t036\t202\n2. III.\t362\t013\t387\t039\t399\t043\t38.4\t018\t221\n3. III.\t307\t003\t509\t030\t476\t088\t483\t087\t236\n\t\t\t\tT.\t\t\t\t\t\n14. II.\t234\t034\t186\t031\t332\t004\t312\t030\t188\n18. II.\t374\t049\t382\t024\t391\t042\t337\t036\t269\n2. III.\t183\t045\t199\t072\t231\t057\t186\t046\t162\n3. III.\t212\t016\t227\t002\t200\t036\t214\t026\t178\n\t\t\t\tF.\t\t\t\t\t\n14. II.\t290\t051\t293\t033\t312\t015\t347\t014\t113\n18. II.\t330\t038\t282\t034\t328\t037\t289\t.'039\t113\n2. III.\t383\t\u2014\t225\t035\t263\t040\t278\t049\t151\n3. III.\t229\t064\t308\t052\t229\t. 031\t219\t027\t153\nDie Differenzen der physiologischen Zeiten und der einfachen Eeactionsdauer, s\u2014e.R, w\u2014e.R, g\u2014e. R, r\u2014e.R, lauten demnach","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nMax Friedrich.\n\t\tW.\t\t\t\t\tT.\t\t\t\tF.\t\t\n\t\ts-e R.w-e R\t\tg-eR\tr-e R.\ts-e R,\tc-e R\tg-e R\t.r-e R.\ts-e R.\tw-e R.g\t-e R. r\t-e R.\n14.\tII.\t081\t157\t057\t049\t046\t\u2014\t144\t124\t177\t180\t199\t234\n18.\tII.\t112\t107\t110\t207\t105\t113\t122\t068\t197\t149\t192\t156\n2.\tIII.\t141\t166\t178\t163\t021\t037\t069\t024\t132\t074\t112\t127\n3.\tIII.\t071\t273\t240\t247\t034\t049\t022\t036\t076\t155\t076\t066\nNachstehend sind noch die Minima aus den Versuchen des 14.\nund 18. Febr. (je 6 bis 9 Einzelversuche) und aus den Versuchen des 2. und 3. M\u00e4rz (je 18 Einzelversuche) mitgetheilt.\nW.\ns w g r\n14.u. 18.11. 199 264 216 194 2.u. 3. III. 304 348 371 368\nT.\ns io g r\n234 168 328 267 137 127 146 140\nF.\ns w g r\n250 241 286 260 154 174 206 192\nEin vergleichender Blick auf die entsprechenden Tabellen der zweiten und dritten Unterabtheilung zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen den Versuchen mit zwei und denen mit vier Farbenerkennungen, und l\u00e4sst damit zugleich die bisher nicht eigentlich mo-tivirte Trennung beider Versuche gerechtfertigt erscheinen. Alle Zweifel an der Verschiedenheit beider Vorg\u00e4nge, die sich in der Anordnung durch nichts als eine Vermehrung der zur Erkennung gelangenden Objecte unterscheiden, wrerden schwinden, wenn man die am Schl\u00fcsse dieser Abhandlung angef\u00fcgten Versuchstabellen vom 2. und 3. M\u00e4rz betrachtet. Die ganzen physiologischen Zeiten sowohl als die reducirten oder eigentlichen Erkennungszeiten sind l\u00e4nger beim Wechsel von vier Farbenempfindungen, als beim Wechsel von zwei Farben. Eine scheinbare Ausnahme machen allerdings die f\u00fcr Herrn Tischer gefundenen Resultate, welche an den genannten Tagen durch die Uebung bereits zu sehr beeinflusst waren. Doch zeigen sich auch bei Herrn Tischer dieselben Erscheinungen, wenn man die ersten Versuchsreihen vom 14., 18. und 21. Febr. ber\u00fccksichtigt.\nIch glaube nicht fehlzugehen, wenn ich die Ursache des Unterschiedes beider Versuche in dem ver\u00e4nderten Zustande der Aufmerksamkeit vermuthe. Es ist kaum anzunehmen, dass bei dem Wechsel von vier Farbenempfindungen eine besondere psychische Th\u00e4tigkeit vorhanden sei, welche beim Wechsel zweier Farben g\u00e4nzlich fehle und dadurch den fraglichen Zeitunterschied veranlasse. Dagegen ist es sehr wahrscheinlich, dass die normale Spannung der Aufmerksamkeit","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 57\neine h\u00f6here ist, wenn nur zwei Ereignisse erwartet werden, als wenn vier derselben eintreffen k\u00f6nnen. Im ersten Falle kann man sich beide Ereignisse noch vergegenw\u00e4rtigen, das Bewusstsein ist nur von zwei Vorstellungsbildem in Anspruch genommen, im andern Falle sind es vier Vorstellungen, welche nicht gleichzeitig im Bewusstsein vorhanden sein k\u00f6nnen. Hiermit im Zusammenh\u00e4nge stehen die st\u00e4rkeren Schwankungen in der physiologischen Zeit hei vier Farbenempfindun-gen. Ist n\u00e4mlich der als Vorstellung im Bewusstsein zuf\u00e4llig vorhandene, d. i. der erwartete Reiz mit dem wirklich erfolgenden ein und derselbe, so wird die Reaction schneller eintreten, als in jedem anderen Falle. Auf letzteres scheint mir besonders die Thatsache hinzudeuten, dass die Minima in beiden F\u00e4llen nicht so sehr von einander verschieden sind.\nDie einfache und mehrfache Wahlmethode.\nUeber den Werth und die Anwendbarkeit beider Methoden bei psychophysischen Untersuchungen ist bereits im ersten Abschnitte ausf\u00fchrlicher gesprochen. Es seien daher im folgenden nur die Resultate unsrer eigenen Versuche im Vergleich zu denen von v. Kries und Auerbach sowie von de Jaager mitgetheilt.\nDie Versuche wurden in der Weise ausgef\u00fchrt, dass bei der einfachen Wahlmethode Schwarz und Weib in unregelm\u00e4\u00dfiger, dem Reagirenden unbekannter Reihenfolge wechselten und Letzterer nur auf Wei\u00df reagirte. Bei der mehrfachen Wahlmethode war noch ein zweiter Stromschlie\u00dfer f\u00fcr den Reagirenden eingeschaltet, so dass jetzt sowohl mit der linken wie mit der rechten Hand genau das bewirkt werden konnte, was bei unsrer gew\u00f6hnlichen Reactionsweise nur mit der rechten Hand m\u00f6glich war. Der Reagirende schloss beim Versuche beide Stromschlie\u00dfer und gab bei Wei\u00df das Zeichen mit der Rechten, bei Schwarz mit der Linken.\nDie zur einfachen Wahlmethode geh\u00f6rigen Tabellen enthalten die Mittelwerthe f\u00fcr je einen Tag, die mittlere Variation und die Anzahl der zum Mittel vereinigten Versuche, au\u00dferdem aber die Mittel der gleichzeitig nach unsrer gew\u00f6hnlichen Methode angestellten Erkennungsversuche von Schwarz und Wei\u00df und die entsprechenden Differenzen beider Mittel.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nMax Friedrich.\nDie einfache Wahlmethode W.\n\tAnzahl der Vers.\tVersuche nach der einf. W.-M.\tm V.\t5. U. W.\tDifferenz der 2. u. 4. Rubrik\n21. II.\t6\t435\t075\t230\t205\n25. II.\t9\t491\t056\t374\t117\n28. II.\t5\t440\t057\t305\t135\n4. III.\t6\t445\t057\t\t\n5. III.\t24\t407\t090\t\t\n\t\tT.\t\t\t\n21. II.\t6\t421\t059\t246\t175\n25. II.\t6\t441\t062\t280\t161\n28. II.\t6\t412\t055\t195\t217\n4. III.\t6\t465\t050\t\t\n\t\tF.\t\t\t\n21. II.\t6\t339\t092\t141\t198\n25. II.\t9\t420\t059\t293\t127\n28. II.\t6\t347\t075\t176\t171\n4. III.\t6\t390\t056\t\t\n5. III.\t24\t427\t046\t\t\nDie Rubrik \u00bbDifferenz\u00ab giebt die Zeit an, welche eigentlich \u00bbWahlzeit\u00ab genannt zu werden verdient, da sie durch die Wahl des richtigen Signales veranlasst wird (s. S. 53 f.). Sie betr\u00e4gt im Mittel f\u00fcr W. : 152, f\u00fcr T. : 184, f\u00fcr F. : 183, liegt also f\u00fcr uns durchschnittlich zwischen J/7 und y5 Sec.\nZieht man dagegen von den nach der einfachen Wahlmethode gewonnenen Zeiten die einfache Reactionsdauer ab, so erh\u00e4lt man die \u00bbUnterscheidungszeit\u00ab im Sinne von v. Kries und Auerb ach. Man erh\u00e4lt dann f\u00fcr W. : 251, f\u00fcr T. : 236, f\u00fcr F. : 239, und es lauten die entsprechenden Zahlen bei v. Kries und Auerbach1).\nf\u00fcr Auerbach:\nEinfache Reaction auf Blau : 189, einf. Wahlm., auf Blau reagirt : 211.\n207\nDifferenz beider : 013\n1) Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1877. S. 377.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Ucber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 59\nEinfache Reaction auf Roth: 204, einf.Wahlm., auf Roth reagirt : 222.\n213\nDifferenz beider: 014\nf\u00fcr v. Kries :\nEinfache Reaction auf Blau: 198, einf.Wahlm., auf Blau reagirt: 259.\n20\nDifferenz beider: 056\nEinfache Reaction auf Roth: 213, einf.Wahlm., auf Roth reagirt : 244.\n223\nDifferenz beider : 026 l).\nVersuche nach der mehrfachen Wahlmethode sind nur an zwei Tagen vorgenommen. Jede Versuchsreihe enthielt 12 Einzelversuche, sechs nach der einfachen, sechs nach der mehrfachen Wahlmethode. Die Tabellen geben die Mittel aus je drei Einzelversuchen.\nT.\ns. m V. w. m V.\n4. III. 498\t061\t522\t069\nMittel aus s und w: 510.\n\tW.\t\t\t\t\tF.\t\t\n\ts.\tm V.\tw.\tm V.\ts.\tm V.\tw.\tm V.\n4. III.\t512\t054\t488\t022\t508\t111\t502\t050\n5. III.\t463\t082\t454\t068\t465\t018\t532\t066\n\t450\t067\t543\t077\t546\t056\t593\t025\n\t478\t036\t548\t041\t570\t092\t590\t087\n\t431\t074\t421\t043\t428\t038\t414\t010\nGesammt-\t\t\t\t\t\t\t\t\nmittel\t467\t\t491\t\t503\t\t526\t\nMittel aus\tbeiden\t\t479\t\t\t514\t\t\nZieht man von den letztgenannten Mittelwerthen jeder Tabelle die einfache Reactionsdauer, d. h. die physiologische Zeit f\u00fcr eine Farbenempfindung bei gew\u00f6hnlicher Reactionsweise gemessen ab, so erh\u00e4lt man den Werth , den deJaager \u00bbUnterscheidungszeit\u00ab nennt,\n1) Ich will nicht unerw\u00e4hnt lassen, dass unsre eigenen Unterscheidungszeiten (f\u00fcr W. : 251, f\u00fcr T. : 236, f\u00fcr F. : 239) denen von v. Kries und Auerbach an Gr\u00f6\u00dfe sehr nahe kommen, wenn man sie um die auf S. 48 angegebene Adaptionszeit vermindert. Letztere wird von Kunkel zu 180 angegeben, sodass die betreffenden Differenzen lauten f\u00fcr W. : 071, f\u00fcr T. : 056, f\u00fcr F. : 059. Doch sind diese Zahlen nicht sicher, da uns eigene Versuche \u00fcber die Adaptionszeit fehlen.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nMax Friedrich.\nund den auch Donders so bezeichnet hat. Unsre eigenen Farbenerkennungsversuche sind leider unter zu verschiedenen Bedingungen angestellt, als dass man mittelst derselben, die de Jaagersche Unterscheidungszeit bildend, einen sichern Vergleich anstellen k\u00f6nnte. Indessen seien die betreffenden Differenzen wenigstens angegeben.\nDas Mittel der einfachen Beactionsdauer war am 2. und 3. M\u00e4rz (s. Tab. S. 50 f.) fur W. : 234, f\u00fcr T. : 181, f\u00fcr F. : 156. Demnach betragen die Unterscheidungszeiten (nach de Jaager\u2019s Definition) f\u00fcr W. : 245, f\u00fcr T. : 339; f\u00fcr F. : 333, w\u00e4hrend die entsprechende Tabelle bei de Jaager1) lautet:\nBekanntes Licht [eR.)\tUnbekanntes Licht {nach der mehrfachen Wahlmeth.)\nAnzahl der Vers.\tMittel der physiol. Zeit.\tAnzahl der Vers.\tMittel der physiol. Zeit.\tDifferenz\tReagirende\n17\t193\t10\t337\t184\tProf. Donders.\n42\t195\t29\t317\t122\tTh. Place.\n67\t226\t43\t385\t159\tW. Rive.\n59\t208\t41\t342\t134\tM. Juda.\n36\t184\t24\t356\t172\tde Jaager.\n3. Die Apperceptionsdauer zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen.\nZur Bestimmung der Apperceptionsdauer zusammengesetzter Vorstellungen, welche den Hauptgegenstand unsrer Untersuchungen bildete, wurden, wie bemerkt, Zahlen Vorstellungen und versuchsweise Vorstellungen einfacher geometrischer Figuren benutzt. Die Versuche waren so angeordnet, dass der Reagirende in einer Reihe von sechs Einzelversuchen ein- bis sechsziffrige Zahlen appercipirte, welche er nach erfolgter Reaction entweder sofort notirte oder laut aussprach, sodass fehlerhafte Ablesungen leicht bemerkt wurden. Die Zahlen wurden als solche und nicht als Ziffern gelesen, z. B. Dreihundertzehn und nicht Drei Eins Null. Wir bedienten uns gedruckter Ziffern, deren jede etwa den Raum eines Rechteckes von 6 Millim. H\u00f6he und 3,8 Millim. Breite einnahm. Die l\u00e4ngste unsrer Zahlen, die sechsstellige, hatte demnach eine L\u00e4nge von 23Millim., ihre Anfangs- und Endziffer lag vom Fixationspunkt, welcher sich genau \u00fcber der Mitte der Zahl befand, 11,5 Millim. entfernt; dieser Abstand entspricht\n1) a. a. O. S. 43.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 61\neinem Winkel von nahezu 2\u00b0 33'. Da nun nach den Versuchen von Hall und v. Kries1) die Vermehrung der Reactionszeit durch indirectes Sehen hei 30\u00b0 nur 0,021 bis 0,034 Sec. betr\u00e4gt, so ist anzunehmen, dass die entsprechende Vermehrung bei einem Winkel von 2\u00b0 33' zu vernachl\u00e4ssigen sei, und dies um so mehr, als die von uns gefundenen physiologischen Zeiten von ziemlich betr\u00e4chtlicher Gr\u00f6\u00dfe sind. Es k\u00f6nnte allerdings noch das Bedenken erhoben werden, dass bei Ablesen einer Zahl von 23 Millim. L\u00e4nge eine Bewegung des Auges n\u00f6thig sei, welche bei k\u00fcrzeren Zahlen in Wegfall k\u00e4me, sodass ein Vergleich der Apperceptionsdauer f\u00fcr kurze und lange Zahlen aus den entsprechenden physiologischen Zeiten ohne Weiteres nicht statthaft w\u00e4re.. Merklich war eine Bewegung des Auges nicht, und selbst wenn sie wirklich stattfand, so kann sie nicht von gro\u00dfem Einfluss gewesen sein, da es gegen Ende der Versuche Herrn Professor Wundt durch Uebung gelang, f\u00fcnf- und sechsstellige Zahlen in derselben Zeit zu appercipiren, als ein-, zwei- und dreistellige, und durch Uebung die Zeit der Augenbewegung wohl vermindert werden, aber nicht, wie es nach obigem-h\u00e4tte geschehen m\u00fcssen, verschwinden konnte.\nDie Beagirenden waren Herr Professor Wundt, Herr Dr. Stanley Hall, Herr Tischer und ich. Es ist zu bemerken, dass bereits im December 1879 Versuche mit geschriebenen Zahlen angestellt waren, an denen Herr Tischer nicht Theil nahm und deren Resultate im folgenden nicht mitgetheilt sind, da die geschriebenen Zahlen nicht von jedem Reagirenden mit gleicher Leichtigkeit gelesen wurden. Diesem Umstande ist es zuzuschreiben, dass die physiologischen Zeiten f\u00fcr Herrn Tischer im Anfang etwas gr\u00f6\u00dfer ausfallen, als bei den anderen Reagirenden, die sich durch die fr\u00fcheren Versuche bereits eine gewisse Uebung im Lesen und Reagiren erworben hatten.\nDie Tabellen enthalten f\u00fcr je einen Tag die Mittelwerthe der physiologischen Zeiten der nach der Anzahl der Ziffern geordneten Zahlen und die jedem Mittel entsprechende mittlere Variation. Der bessern Uebersicht halber ist die Zahl der Versuche jedem Mittel in r\u00f6mischen Ziffern beigef\u00fcgt. Die arabischen Ziffern bedeuten auch hier Tausendtheile von Secunden, und der Uebereinstimmung halber sind ganze Secunden nicht durch Kommata abgetrennt.\n1) Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1879. S. 7 f.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"Max Friedrich,\nUi\nS\n\u00a9 rj< QO lO o O O\nr\u2014 \u00a9 es es th o o\n\u00a9 TH fl \u00a9 TH T\u2014 \u00a9\n- cs\ttJ\u00ab\tC\u00fb\tC\t00\tli\u00ee\ti\u00df\t\u0153\to\n\u00a9 xC\t\u00a9\tCO\t*-*\t*e\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\nTf es\tCO\t\u00a9\tco\tth\tes\t\u2014<\t\u00a9\n\u2014<\tt-\tr-\tO\tO\nCO\tl~-\tl'-\tTifl\t\u00a9\t\u00a9\neS\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t-rH\nHH1 ^ I\u2014I\nH&H\n't r\u00df F'\nl- t- CS I\u00df 00 05\nHH . \u2022 HH I\u2014( HH r* HH ?>\u2022 HH HH I\u2014I HH HH >\u2014| HH HH y 05 i\u00df (N t c\u00df c\n-H r> i\u00df CO CC CS ; CO\u00dfMNCr-:\n\"'f co t~- i\u2014\u2022 r~- t\"\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 xC Q0 NCSCS^thO\nS\n\u00ae h*< \u00a9 \u00a9 -e xO o i- i\u00df m ^ ^\n\u00ae \u00a9 \u00a9 \u00a9 TH -r-H\nO\no\n\u00a9\nOCSi\u00dfi\u00df\no \u00a9 oo o\n\u00a9 CO \u00a9 th\n\u00a9 \u2014 n< \u00a9 o T* o\n\u00a9 \u00a9 l\u2014 t\u2014 \u00a9 CO \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u2014H \u00a9 ^ \u00a9\n\u00a9 \u00ef\u2014 \u2014< \u00a9 th CO \u2014 co oo \u00a9 t- -h *-\u00a9\u00a9\u2014.\u00a9\u00a9\n, HH HH \u00ee> H-I l\u2014I\nr\u2014i \u25ba_\t)-h\n. M > HH\n\n\u0153 t- r*- r- th c\u00abs \u00a9 \u00a9 \u00a9\t\u00a9 c\u00df es--\u00a9\nl\u2014 t*- \u00a9 \u00a9 l\u2014 \u00a9 co\n\u00a9 es \u00a9 f-\nCO CS C\u00df t\u2014 CO \u00a9 eS\nxO \u00a9 CO co l- I\u2014 \u00a9\nt\u2014 CO -=fi \u00a9 GO \u00a9 f.\n>sa>as\nU\ns\nco r- th es \u00a9 co \u00a9 \u00a9 r- <cs or \u00a9 t- \u00a9\n\u00a9\u00a9CSOOCS\u00a9\n\u00a9 CS rt< th \u00a9 \u00a9 \u00a9 T*H \u00ab \u00a9 CS th\nO'- \u00a9 \u00a9 \u00a9 co \u00a9 \u00a9\n\u00a9 \u00a9 l~- GO \u00a9 t\u201d \u00a9 th \u00a9 \u2014 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nS 00 \u00a9 \u00a7 5 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00ae \u00a9\n\n\u2022 H H H H H H H 'S \u00a9 th \u00a9 t\u2014 t^< *H CS t* \u00a9 \u00a9 t\u2014 h* t\u2014 l'- \u00a9 t- rf CO \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\nhh i\u2014i\nHH \u00ef> HH\nHH ^ HH H*- M HH >_( \u25ba-< I\u2014H HH HH HH <CS OO th \u00a9 ^ \u00a9 th ^\tCO CS Tt\u00ab\nco co \u00a9 \u00a9\t\u00a9 \u00a9\n\u00a9 \u00a9 -* co 52 r\u00ef\n\u00a9 \u00a9 r- \u00a9\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 ^ \u00a9\nU\ng\nGO ^ nj* \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 (CS \u00a9 Tf\tI \u00a9\n\u00a9 \u00a9 4\u00bb \u00a9 \u00a9 T-H \u00a9\ntq\n\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 o \u00a9 \u00a9 co \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\n(es \u00a9 \u00a9 \u00a9 *2 (es \u00a9\nt* GO \u00a9 \u2014 \u00a9\u25a0'-' \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 i-i \u00a9 \u00a9 \u00a9\nt'* \u00a3\u00ee ^ ^ 2 \u00d6 ^ \u00a9 ^ \u00a9 \u00a9 \u00a9\nhh>H>;S\u00dc HHhHhhH \u00a9> 00 \u00a9 \u00ae \u00a9 <CS \u00a9 oc \u00a9 t- \u00a9 CO \u00a9> co rj< \u00a9 \u00a9 xO \u25a0'C\t7801 861III 969IV 747III\tm> >SG HHHHHHH \u00a9 \u00a9 \u00a9 (CS \u00a9 \u00a9 co t\u2014 co \u00a9 \u00a9 co \u00a9 \u00a9 \u00a9 oo r- t- iO io ^\t516III 332II 546III 445V 5161II 542III\nCS f- r\u00ab co rf c\u00df \u00a9 co \u00a9 t\u2014 co \u00a9 t- \u00a9 \u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\t\u00a9 tH \u00a9 t-\u00ab \u00a9 co co \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\tCO th \u00a9 GO t-* \u00a9 \u00a9 (M CO (CS CO *- t* \u00a9 \u00a9 TH \u00a9 ,-< \u00a9 \u00a9 \u00a9\t\u00a9 ^ \u00a9 \u00a9 *-H TH iO'^\u00a9\u00a9'^\u2019-. \u00a9 o \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\n475III 488IV (884III) 606IV 432III 575III 2981\t8051 690III 616IV 522III\t848II 717IV 561II 560IV 496III 496III 5001\tHH HH HH\tHH HH \u00a9 *2 \u00a9 <\u00bb ^ co \u00a32 2 ^ *\" 'M rC ^ CO \u00a9 ^ \u00a9\n\u00a9 \u00a9 CO \u2014 \u00a9\u2022 00 \u00a9 \u00a9 _<\t\u00a9 \u00a9 tH \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\tt\u2019 ^ \u2019f \u00a9 r* (CS \u00a9 \u00a9 TH\t\u00a9\t\u00a9 \u00a9 r- \u00a9 \u00a9 \u00a9 i-i \u00a9 (CS\tth \u00a9 \u00a9 1-1 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\tjv, \u00a9 (CS CS l- \u00a9 toOX\u00bbt\u00a9ifl \u00a9 TH \u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9\n6681 558IV 610IV 531IV 428III 503III 3151\t580III 617IV 546III\t731 II 401IV 706II 586IV 432III 395III 4011\t\u00d6HH\u00d6\u00d6\u00d6 Hhhhhh \u00ab-h \u00a9\tcs\tco\tf\u2014 Tt \u00a9\tICS\t\u00a9\t\u00a9 \u00a9 (CS\tun\ttc\tTf\t^\nJan. Febr.\tJan. Febr.\t4 1 1 \u25a0 11 1\tJan. Febr.\nt- T-H \u25a0** T-<\tt\"' th CS CS co\ttm\tt\u2014' -* i\u2014i t-* th CS co\tTf\tT? t- \u00bb\u00ab TH CS (CS CO\tth\tH CS CS C\u00df","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 63\nDas Gesammtmittel aller im Januar angestellten Versuche betr\u00e4gt f\u00fcr die einzelnen Zahlen\nbei W.\nlstellig\t2st.\t3st.\t4st.\t5st.\t6st.\n574\t582\t571\t669'\t846\t1156\n\t\tbei H.\t\t\n601\t667\t905\t1086\t1472\t1746\n\t\tbei T.\t\t\n568\t661\t821 1068\t1309\t1607\n\t\tbei F.\t\t\n467\t482\t467\t617\t830\t1225\nFerner die\tGesammtmittel aller im Februar angestellten Ver-\t\t\t\nsuche\t\tW.\t\t\nlstellig\t2st.\t3st.\t4st.\t5st.\t6st.\n466\t504\t501\t614\t641\t678\n\t\tH.\t\t\n546\t522\t747\t1155\t1237\t1927\n\t\tT.\t\t\n414\t496\t550\t700\t924\t1107\n\t\tF.\t\t\n451\t501\t529\t634\t770\t1122\nEndlich sind die Gesammtmittel aller\t\t\tVersu\tche \u00fcberhaupt\n(au\u00dfer denen des 11. Febr.).\t\t\t\t\n\t\tW.\t\t\n1stellig\t2st.\t3st.\t4st.\t5st.\t6 st.\n540\t557\t552\t655\t769\t1013\n\t\tH.\t\t\n584\t628\t862\t1105\t1408\t1800\n\t\tT.\t\t\n510\t600\t713\t929\t1069\t1417\n\t\tF.\t\t\n463\t489\t487\t624\t813\t1186","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nMax Friedrich.\nDie\tfolgenden\tTabellen enthalten die Minima f\u00fcr die einzelnen\t\t\t\t\nTage\t\t\tW.\t\t\t\n\teinstellig\t2st.\t3st.\t4st.\t5st.\t6st.\n17. Jan.\t6681\t426 III\t458II\t701II\t777 1\t1084II\n21. -\t539 IY\t428 IV\t436IV\t324 IV\t606III\t862V\n24.\t-\t470IV\t807II\t501III\t604IV\t881II\t1128 III\n31. -\t458IV\t497 IV\t576IV\t516IV\t8 62IV\t1026IV\n4. Febr.\t357 III\t350III\t465III\t476III\t552 III\t617 III\n7. -\t485III\t502III\t368 III\t401III\t396III\t512III\n11. -\t3151\t2981\t4691\t5521\t3401\t4931\nIm Mittel\t: 470\t473\t468\t511\t631\t818\nDifferenz je zweier benachbarter Mittel :\t\t\t\t\t\t\n\t003\t\u2014 005\t043\t120\t187\t\t\n\t\t\tH.\t\t\t\n17. Jan.\t\t8051\t7801\t11651\t11291\t\n24.\t-\t435III\t643III\t761III\t995 III\t792 III\t1005III\n31.\t-\t559IV\t520 IV\t855IV\t743IV\t1457IV\t1477IV\n7. Febr.\t424III\t416III\t723III\t1044III\t1136III\t1430III\nIm Mittel\t: 473\t577\t780\t987\t1129\t1304\nDifferenz je zweier benachbarter Mittel:\t\t\t\t\t\t\n\t104\t203\t207\t142\t175\t\n\t\t\tT.\t\t\t\n17. Jan.\t661II\t825II\t937 II\t845 II\t17531\t1778II\n21. -\t247 IV\t547 IV\t666 IV\t349IV\t1257IV\t1328IV\n24.\t-\t636 II\t541IV\t7061\t936II\t1360II\t1191 III\n31.\t-\t542IV\t385IV\t531IV\t807 IV\t942 IV\t861IV\n4. -\t407 III\t473III\t439 III\t57 7III\t808 III\t930 III\n7.\t-\t373III\t427III\t551III\t580III\t725 III\t970 III\n11. -\t4011\t5001\t4981\t6411\t7041\t9961\nIm Mittel\t: 467\t528\t618\t677\t1078\t1151\nDifferenz je zweier benachbarter Mittel: 061\t090\t059\n401\n073","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 65\nF.\n\tlstellig\t2st.\t3st.\t4 st.\t5st.\t6st.\n17. Jan.\t477III\t430II\t403III\t617II\t656IV\t993III\n21. '\t187 II\t379II\t299 II\t473II\t757 II\t1031II\n24.\t-\t440II\t3451\t348III\t6711\t748II\t1190II\n31.\t-\t433III\t406 V\t397 V\t557III\t620 VI\t109 7III\n4. Febr.\t373III\t417 III\t455III\t556III\t804III\t1022III\n7.\t-\t424III\t513III\t528III\t630 III\t645III\t855III\nIm Mittel: 389\t\t415\t405\t584\t705\tl\"0 31\nDifferenz je zweier benachbarter Mittel :\n026\t\u2014010\t179\t121\t326\nDie absoluten Erkennungszeiten oder die Apperceptionsdauer erh\u00e4lt man durch Subtraction der einfachen Reactionsdauer von den' einzelnen Mittelwerthen. Die dazu erforderlichen Reactionszeiten betragen f\u00fcr W. : 196, f\u00fcr TI.: 205, f\u00fcr T.: 220, f\u00fcr F. : 143. Darnach erh\u00e4lt man mittelst der Tabellen auf S. 63 die reducirten Gesammt-mittel f\u00fcr den Januar :\nlstellig\t2st.\t3st.\tW. 4st.\t5st.\t6st.\n378\t386\t375\t473\t650\t960\n396\t442\t700\tH. 881\t1267\t1541\n348\t421\t601\tT. 848\t1089\t1387\n324\t339\t324\tF. 474\t687\t1082\nF\u00fcr den Februar : 270\t308\t\t305\tW. 418\t445\t482\n341\t317\t542\tH. 950\t1032\t1722\n194\t276\t330\tT. 480\t704\t907\n208\t358\t386\tF. 491\t627\t979\nWundt, Philos. Studien.\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nMax Friedrich.\nGesammtmittel aus allen Versuchen:\nW.\n1stellig 344\t2\u00e4t. 361\t3st. 354\t\t4st. 459\t5st. 573\t6st. 817\n379\t423\t657\tII.\t900\t1203\t1595\n290\t380\t493\tT.\t709\t849\t1197\n320\t346\t344\tF.\t481\t670\t1043\nEs bedarf kaum einer eingehenderen Pr\u00fcfung der Tabellen, um zu erkennen, dass die Mittelwerthe einer Rubrik von Tage zu Tage abnehmen, und dies um so mehr, je gr\u00f6\u00dfer sie Anfangs waren. Dieser Umstand ist es haupts\u00e4chlich, welcher dem Vergleiche der Mittelwerthe f\u00fcr Zahlen mit verschiedener Anzahl von Ziffern gro\u00dfe Schwierigkeiten entgegensetzt und die Aufstellung eines allgemein g\u00fcltigen Gesetzes \u00fcber den Zusammenhang der Apperceptionszeit der einzelnen Zahlen fast zur Unm\u00f6glichkeit macht. Dem Einfl\u00fcsse der Uebung ist ein Theil des letzten Abschnittes gewidmet ; ich will daher an dieser Stelle auf eine Reihe anderer erw\u00e4hnenswerther Ergebnisse hinweisen.\nWie von vornherein zu erwarten stand, nehmen zwar die physiologischen Zeiten der Zahlen im allgemeinen mit der Anzahl der Ziffern zu, doch l\u00e4sst sich ein bestimmtes Gesetz nicht erkennen ; die Zunahme ist bis zu den dreistelligen Zahlen nicht bedeutend und auch nicht regelm\u00e4\u00dfig, dagegen st\u00e4rker beim Uebergange zu den vierstelligen, von diesen zu den f\u00fcnfstelligen und endlich von den letzteren zu den sechsstelligen. Das Auge fasst drei Ziffern noch bequem als Ganzes auf, erkennt sie ebenso als ein Bild, wie ein und zwei Ziffern. Im Gegens\u00e4tze hierzu findet unwillk\u00fcrlich bei dem Erkennen von vier-, f\u00fcnf- und sechsstelligen Zahlen eine Dichotomie statt. Die vierstelligen werden zun\u00e4chst in zwei und zwei Ziffern zerlegt und erst nach einiger Uebung in eine und drei Ziffern, welche Art der Zerlegung der Bildung der Zahl entspricht. Bei den f\u00fcnfstelligen bietet sich die Theilung in zwei und drei Ziffern von selbst, ebenso bei den sechsstelligen, vollzieht sich aber bei den letzteren in Folge der Symmetrie leichter, als bei den f\u00fcnfstelligen, bei denen es erst einer klei-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 67\nnen Zeit bedarf, ehe man zur Ueberzeugung gelangt, man habe wirklich eine f\u00fcnfstellige Zahl vor sich.\nMerkw\u00fcrdig ist es, dass h\u00e4ufig einstellige Zahlen l\u00e4ngere Zeiten ergeben, als zwei- und dreistellige. Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl theilweise in der gr\u00f6\u00dferen Irradiation bei der einzelnen Ziffer, und vielleicht in einer gewissen Ueberraschung, indem man auf eine schwierigere Apperception gefasst war1). Nicht ohne Interesse ist ferner die leicht erkl\u00e4rliche Thatsache, dass alle vierstelligen Zahlen, welche mit den beiden ersten Ziffern 18 der Jahreszahl begannen, eine sehr kurze Apperceptionsdauer beanspruchten.\nIm allgemeinen zeigt sich trotz des Einflusses der Uebung eine befriedigende Uebereinstimmung in den Resultaten der einzelnen Reagirenden. Aus der Tabelle der Mittelwerthe f\u00fcr den Januar {s. S. 63) geht hervor, dass die physiologischen Zeiten f\u00fcr W. und F. durchschnittlich nur um 0,039 Sec. von einander abweichen, die von H. und T. um 0,089 Sec. Da Herr Dr. Stanley Hall sich nicht regelm\u00e4\u00dfig an den Versuchen betheiligte, so n\u00e4hern sich seine physiologischen Zeiten im Januar denen des im Anfang weniger ge\u00fcbten Herrn Tischer, bleiben aber im Februar bedeutend hinter denselben zur\u00fcck, w\u00e4hrend nunmehr T. und F. durchschnittlich nur um 0,052 Sec. differiren und bei Herrn Professor Wundt eine gegen die \u00fcbrigen Reagirenden erheblich gr\u00f6\u00dfere Uebung eingetreten ist.\n4. Uebung, Erm\u00fcdung. R\u00fcckblick.\nUeber die Uebung l\u00e4sst sich im Allgemeinen best\u00e4tigen, was bereits von Exner und v. Kries und Auerbach gesagt ist, soweit es die einfache Reactionsdauer und die Apperceptionsdauer von Farbenempfindungen betrifft. Hinzuzuf\u00fcgen w\u00e4re nur die von uns h\u00e4ufig gemachte Beobachtung, dass au\u00dfer der gew\u00f6hnlichen, von Tage zu Tage wachsenden Uebung eine gewisse Versuchs\u00fcbung darin sich zeigte, dass bei einer Versuchsreihe der erste und zuweilen auch der zweite Versuch eine etwas gr\u00f6\u00dfere physiologische Zeit ergab, als im Mittel die \u00fcbrigen. Es liegt dies nat\u00fcrlich daran, dass es dem Rea-\n1) Auch wohl z. Th. in dem h\u00e4ufigeren Vorkommen zwei- und dreistelliger Ziffersymbole, w\u00e4hrend die einstelligen Zahlen \u00f6fter geschrieben werden. Denn es ist auffallend, dass sich jener Unterschied haupts\u00e4chlich im Anfang der Versuche geltend machte.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nMax Friedrich.\ngirenden nicht immer gelang, gleich bei Beginn einer Versuchsreihe die geh\u00f6rige Sammlung und normale Spannung der Aufmerksamkeit zu finden.\nv. Kries undAuerhach unterscheiden zwei Theile der Lehmig1), von denen der eine der Verminderung der einfachen Reactionsdauer entspricht, der andere der Verminderung der Unterscheidungszeit. Die genannten Beobachter fanden, dass die einfache Reactionszeit von der Uebung nur sehr wenig beeinflusst wird, w\u00e4hrend sich die Unter* Scheidungszeiten relativ viel bedeutender verk\u00fcrzen, ein Resultat, welches mit den Ergebnissen unsrer eigenen Versuche v\u00f6llig \u00fcbereinstimmt, denn es sind die Werthe der einfachen Reactionsdauer im Mittel f\u00fcr den 11., 14. und 18. Februar bei W. : 205, bei T. : 220, bei F. : 143, dagegen in den letzten Tagen, am 2. und 3. M\u00e4rz im Mittel bei W. : 231, bei T. : 182, bei F. : 149. Auf die Abnahme der Erkennungszeiten ist an den betreffenden Stellen bereits aufmerksam gemacht (s. S. 53 f.).\nNoch auffallender als bei den Farbenerkennungen tritt bei der Bildung der Zahlen vor Stellungen die Verminderung der physiologischen Zeit durch die Uebung hervor und zwar in um so h\u00f6herem Grade, je mehr Ziffern die betreffende Zahl enth\u00e4lt. Diese Erscheinung beruht wohl auf dem allgemein g\u00fcltigen Gesetze, dass bei Com-plexen succedirender psychischer Acte die Uebung nicht allein jeden einzelnen Theil des Complexes rascher vor sich gehen l\u00e4sst, sondern auch die Aufeinanderfolge festigt und beschleunigt, wodurch eine im Ganzen st\u00e4rkere Verk\u00fcrzung der physiologischen Zeit erreicht wird, als bei einfacher psychischer Th\u00e4tigkeit. Hinsichtlich des eben Angef\u00fchrten liegt die Frage nahe, bis zu welcher Grenze man die physiologische Zeit durch Uebung vermindern kann, oder wie sich die anf\u00e4nglichen Werthe der Apperceptionsdauer zu jenen bei maximaler Uebung verhalten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich hier eine gewisse Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit zeigen wird, die ich jedoch aus unsem eigenen, diesen Zweck nicht speciell verfolgenden Versuchen nicht abzuleiten wage. Eine Entscheidung des interessanten Problems w\u00e4re schon deshalb w\u00fcnschenswerth, weil die Uebung fast bei allen psychophysischen Untersuchungen einen bedeutenden und nicht zu vermeidenden Einfluss hat.\n1) Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1877. S. 361 ff.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperoeptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 69\nWas \u00fcber die Erm\u00fcdung gesagt zu werden verdient, l\u00e4sst sich tnit wenigen Worten abmachen. Dieselbe war bei unserer Versuchsanordnung von sehr geringem Einfluss. Denn erstlich war die Zahl der vom n\u00e4mlichen Reagirenden in einer Reihe angestellten Versuche eine geringe, gew\u00f6hnlich nur sechs bis achtzehn, im \u00e4u\u00dfersten Falle 24, wobei jeder Einzelversuch vom folgenden durch eine Pause von wenigstens einer halben Minute getrennt war, und sodann befand sich die Aufmerksamkeit in einer durchaus normalen Spannung, die nur sehr wenig erm\u00fcdend wirkte *).\nIn allen Tabellen,.welche dieResultate unsrer Versuche enthalten, sind au\u00dfer dem arithmetischen Mittel einer oder mehrerer Versuchsreihen nur die mittleren Variationen angegeben, dagegen habe ich aus Gr\u00fcnden, die im folgenden n\u00e4her er\u00f6rtert sind, vermieden, von der Methode der kleinsten Quadrate Gebrauch zu machen, deren sich u. A. de Jaager in der citirten Abhandlung bedient, um den wahrscheinlichen Fehler u. s. w. zu berechnen.\nEhe man zur Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate auf die aus psychophysischen Versuchen erhaltenen Zahlen schreitet, wird man sich \u00fcber die Zul\u00e4ssigkeit jener Methode in jedem besonderen Falle Rechenschaft ablegen m\u00fcssen. Die Methode der kleinsten Quadrate entsprang der Forderung, aus den Resultaten mehrerer Beobachtungen des n\u00e4mlichen Vorganges den wahrscheinlichsten Mittelwerth abzuleiten. Streng genommen liegt allerdings den einzelnen Beobachtungen niemals genau derselbe Complex von Erscheinungen zu Grunde, da sonst die Resultate der Beobachtungen unter sich v\u00f6llig \u00fcbereinstimmen m\u00fcssten. Allein man nimmt an, dass die Wahrscheinlichkeit gro\u00df er Abweichungen der Vorg\u00e4nge unter einander sehr gering ist, und dass sie mit gleicher Wahrscheinlichkeit denselben positiven wie negativen Werth annehmen, d. h. ebensowohl das unbekannte richtige Resultat vergr\u00f6\u00dfern als verringern k\u00f6nnen.\n1) Dieselbe untergeordnete Bedeutung hat die Erm\u00fcdung auch bei v. Kries und Auerbach, deren Versuehsanordnung in dieser Hinsicht eine bedeutend ung\u00fcnstigere im Vergleich mit der unsrigen war. Vergl. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1877. S. 366 f.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nMax Friedrich.\nTrifft eine dieser beiden Voraussetzungen \u00fcber die Abweichungen oder Fehler nicht ein, so muss man von vornherein auf die Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate verzichten ; sie w\u00fcrde dann falsche Resultate ergeben. Bei guten physikalischen Beobachtungen wird die erste Voraussetzung in der Regel erf\u00fcllt sein, und durch eine sorgf\u00e4ltige Elimination der sogenannten constanten Fehler wird man auch den beiden andern Bedingungen gen\u00fcgen k\u00f6nnen.\nAnders nun als bei physikalischen Beobachtungen verh\u00e4lt es sich bei psychophysischen Untersuchungen. Betrachten wir, um einen bestimmten Fall ins Auge zu fassen, die Bestimmung der einfachen Re-actionsdauer nach der von uns befolgten Methode. Der dem Versuche dienende Apparat zerf\u00e4llt hier in einen rein physikalischen Theil (die Registrirvorrichtung, das Chronoskop u. a.) und in einen psychischphysiologischen, den Reagirenden selbst. Darnach muss man auch die Fehlerquellen unterscheiden. Die dem ersten, physikalischen Theile entspringenden Fehler unterliegen der gew\u00f6hnlichen, bei physikalischen Untersuchungen \u00fcblichen Behandlungsweise und sollen deshalb hier nicht in Betracht gezogen werden, da sie vom Reagirenden unabh\u00e4ngig sind. Dagegen wird man nicht ohne weiteres die G\u00fcltigkeit der beiden Voraussetzungen auch bei dem psychisch-physiologischen Vorg\u00e4nge annehmen k\u00f6nnen. Die Versuche lehren, dass bei einfacheren psychischen Acten, wie z. B. bei blo\u00dfer Reaction auf einen Lichteindruck, gro\u00dfe Fehler selten sind, d. h. dass ihre Wahrscheinlichkeit gering ist. Aber schon bei den einfachsten psychischen Vorg\u00e4ngen treten neben den zuf\u00e4lligen Fehlem andere auf, die eine gewisse Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit zeigen. Es sind dies die Uebungsfehler, herr\u00fchrend theils von der Uebung, die w\u00e4hrend einer Versuchsreihe vom Reagirenden erworben wird und die man besser momentane Ver-suchsanpassung nennen k\u00f6nnte, theils von der dauernd fortschreitenden Uebung, welche die Bedeutung der Uebung im gew\u00f6hnlichen Sinne hat. Die erstgenannte Fehlergattung kann dadurch unsch\u00e4dlich gemacht werden, dass man jede einzelne Versuchsreihe soweit ausdehnt, bis in den resultirenden Zahlen eine gewisse Constanz sich zeigt und die ersten Versuche, welche jene Constanz noch nicht erreicht haben , von der Rechnung ausschlie\u00dft. Bei unsem einfachen Reactionsbestimmungen waren h\u00f6chstens die beiden ersten Versuche jeder Reihe unsicher, meistens nur der erste allein, h\u00e4ufig alle von","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 71\ngleicher G\u00fcte. Dasselbe l\u00e4sst sich auch von den Versuchen \u00fcber die Apperceptionsdauer hei Farben behaupten.\nNicht mit gleicher Leichtigkeit ist die eigentliche, stetig fortschreitende Uebung in Rechnung zu ziehen. Die durch sie bedingten Aenderungen in d\u00e9n Zeiten fallen nicht eigentlich in das Gebiet der Fehler, denn sie liegen nicht in der zuf\u00e4lligen Combination der bei jedem Einzelversuch mitwirkenden psychischen Vorg\u00e4nge begr\u00fcndet, sondern entspringen einer stetigen Abnahme der zu messenden Zeit. Ihre Einwirkung w\u00e4re beseitigt, wenn das Gesetz der Abnahme bekannt w\u00e4re und mittelst desselben s\u00e4mmtliche zu verschiedenen Zeiten ange-stellten Versuche auf ein gleiches Ma\u00df der Uebung reducirt werden k\u00f6nnten. Da uns jedoch die Kenntniss des Gesetzes mangelt, so kann man entweder nur die innerhalb eines beschr\u00e4nkten Zeitraumes \u2014 etwa eines Versuchstages \u2014 ausgef\u00fchrten Versuche mit einander vergleichen, unter der Annahme, dass w\u00e4hrend jener beschr\u00e4nkten Zeit die eigentliche Uebung nicht wesentlich zunimmt1), oder man muss die Reactionen solange fortsetzen, bis eine maximale Uebung wenigstens ann\u00e4hernd erreicht ist, was bei einer hinreichenden Anzahl von Versuchen nat\u00fcrlich einmal eintreten muss2). Im ersten Falle hat man den Nachtheil einer zu geringen Anzahl von Einzelversuchen, im andern tritt das Missliche ein, dass die erhaltenen Zeiten nicht mehr normal genannt werden k\u00f6nnen.\nBei sehr einfachen psychischen Acten zwar ist die Uebung von nur geringem Einfl\u00fcsse und man wird daher z. B. bei Bestimmung der einfachen Reactionsdauer, auch noch bei einfachen Farbenunterscheidungen, nur dieVersuche bei maximaler Uebung ber\u00fccksichtigen d\u00fcrfen, ohne dass die Resultate als abnorm anzusehen w\u00e4ren, w\u00e4hrend bei complicirterer psychischer Th\u00e4tigkeit die Versuche unge\u00fcbter und ge\u00fcbter Beobachter einen erheblichen Unterschied zeigen, wie aus unsern Untersuchungen \u00fcber die Apperceptionsdauer von Zahlen zur Gen\u00fcge hervorgeht.\nStreng genommen m\u00fcsste man auch noch die von der Erm\u00fcdung\n1)\tEine Annahme, deren Zul\u00e4ssigkeit schon Exner durch seine Versuche best\u00e4tigt hat.\n2)\tDen letzteren Modus w\u00e4hlten v. Kries und Auerbach. Vergl. Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1877. S. 361 ff., wo es u. A. heisst: \u00bbMaximale Uebung im Unterscheiden oder Beurtheilen ist das erste Erforderniss, um Schl\u00fcsse aus den erhaltenen Zahlen zu ziehen.\u00ab","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nMax Friedrich.\nim Laufe eines Versuchstages hervorgerufene Verl\u00e4ngerung der physiologischen Zeit ber\u00fccksichtigen. Bei der g\u00fcnstigen Anordnung unsrer eigenen Versuche war indess eine solche Verl\u00e4ngerung nur seltert bemerkbar und dann sehr gering (vergl. S. 69).\nWas endlich die Voraussetzung gleicher Wahrscheinlichkeit positiver und negativer Fehler betrifft, so kommt es hierbei ganz darauf an, unter welchem Gesichtspunkte man die Beobachtungen betrachtet. Es waltet hier im Gegens\u00e4tze zu rein physikalischen Untersuchungen eine gewisse Neigung vor, den kleinsten Zahlen die gr\u00f6\u00dfte Wahrscheinlichkeit eines richtigen Resultates zu geben. Diese Bevorzugung kleiner Zahlen scheint berechtigt, wenn man einen sehr wesentlichen Factor bei psychischen Versuchen, die Aufmerksamkeit, in Betracht zieht und von der Annahme ausgeht, dass ein psychischer Act sich um so regelm\u00e4\u00dfiger und pr\u00e4ciser, und mithin in um so k\u00fcrzerer Zeit vollziehe , je gr\u00f6\u00dfer die Aufmerksamkeit sei. Bei einfacheren psychischen Vorg\u00e4ngen ist jene Annahme zweifellos richtig und es verdienen deshalb die von D o n d e r s eingef\u00fchrten Aufstellungen der Minimalwerthe *) besondere Beachtung. Giebt man nun den Minimis irgend welche Bedeutung, so ist die Methode der kleinsten Quadrate, wenigstens bei Zugrundelegung der gew\u00f6hnlichen Fehlergesetze, nicht anwendbar. Doch lassen sich bei Untersuchungen \u00fcber complicirtere psychische Vorg\u00e4nge verschiedene Einw\u00e4nde gegen ein zu gro\u00dfes Vertrauen auf die Minima geltend machen. Handelt es sich z. B. darum, die Apperceptionsdauer vierstelliger Zahlen festzustellen, so liegt es auf der Hand, dass nicht jede vierstellige Zahl auch unter sonst gleichen Bedingungen in der n\u00e4mlichen Zeit appercipirt wird. Vierziffrige Zahlen, die mit 18 beginnen, werden schneller aufgefasst als andere (s. S. 67), und ebenso leuchtet es ein, dass 1000 in k\u00fcrzerer Zeit gelesen wird, als etwa 7354. Ferner trat es bei unsem Versuchen \u00fcber die Apperceptionsdauer von Farbenvorstellungen h\u00e4ufig ein, dass der Reagirende unwillk\u00fcrlich eine bestimmte Farbe, wenn nicht erwartete, so doch als Vorstellung im Bewusstsein trug. Trat dann jene erwartete Farben Vorstellung wirklich ein, so erfolgte die Apperception in k\u00fcrzerer Zeit, als wenn eine andre Farbe zum Objecte diente. Auch ist es nicht immer m\u00f6glich, die Aufmerksamkeit\n1) Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1868. S. 677 f.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 73\nauf jeden Theil eines complicirten psychischen Vorganges gleichm\u00e4\u00dfig zu vertheilen, vielmehr wird in vielen F\u00e4llen bald der Perception, bald der Apperception, bald der Reaction unabsichtlich eine gr\u00f6\u00dfere Aufmerksamkeit zugewendet.\nDiese letztgenannten Thatsachen, denen sich bei genauerer Pr\u00fcfung jedenfalls noch andere anreihen lie\u00dfen, sprechen mehr f\u00fcr einen mittleren als f\u00fcr einen Minimalwerth.\nMan k\u00f6nnte schlie\u00dflich noch die Frage aufwerfen, ob sich nicht aus den Resultaten der Beobachtungen selbst ein Ma\u00df f\u00fcr die Aufmerksamkeit entnehmen lie\u00dfe. Es liegt nahe, den etwas schwankenden Begriff der Aufmerksamkeit dadurch zu fixiren, dass man letztere dem Pr\u00e4cisionsma\u00dfe, d. i. dem reciproken Werthe des mittleren Fehlers1) proportional setzt, sodass also ein kleiner mittlerer Fehler einem hohen Grade der Aufmerksamkeit und umgekehrt ein gro\u00dfer mittlerer Fehler einer geringen Aufmerksamkeit entspr\u00e4che. In der That macht sich ein geringerer Grad der Aufmerksamkeit nicht allein dadurch bemerklich, dass die Dauer aller Einzelversuche gleichm\u00e4\u00dfig verl\u00e4ngert wird \u2014 wobei dann der mittlere Fehler noch nicht gr\u00f6\u00dfer zu werden brauchte \u2014 sondern das Charakteristische der Unaufmerksamkeit liegt vielmehr in den gro\u00dfen Schwankungen der physiologischen Zeiten bei der n\u00e4mlichen Versuchsreihe. Als Beweis der soeben aufgestellten Behauptung m\u00f6gen zwei auf einanderfolgende Versuchsreihen vom 28. Febr. dienen, von denen die eine ausnahmsweise mit Benutzung von Avertissements angestellt wurde. Das Ungewohnte der Avertissements wirkte zerstreuend auf die Aufmerksamkeit des Reagirenden und lenkte sie vom Versuche selbst ab.\nW.\ne E.\ts. und w.\tnurw. (nach der einf. W.-M.)\nMit Avert.\tOhne A.\tMit A.\tOhne A.\tMit A.\tOhne A.\n187\t253\t443\t311\t579\t384\n291\t276\t371\t353\t524\t356\n302\t187\t406\t283\t411\t\u2014\n370 277 264 221 266 238\n1) Bezeichnet man die denEinzelversuchen entsprechenden Zeiten mit 4, h, h das arithmetische Mittel derselben mit x, so ist\u2018der mittlere Fehler\n+ ^22 + X32 + n\u20141\nsuche und = \u2014 4 + x,\n. 1.11, wo n die Anzahl der zum Mittel vereinigten Ver-\n1.2 \u2014 \u2014 ^2 -f\" X, X3 \u2014 \u2014 4 -J\u2014 X, \u2022 \u25a0 \u25a0 \u2022 . ist.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\t\tMax Friedrich.\t\t\t\t\ne R.\t\ts. und\t\tW.\tnurtc. {nach der einf. W.\t\nmit Avert.\tohne A.\tmit A.\tohneA.\t\tmit A.\tohneA.\n\t\t\tT.\t\t\t\n229\t141\t161\t\t160\t559\t478\n198\t194\t270\t\t258\t542\t339\n200\t150\t271\t\t205\t429\t444\n311\t262\t\t\t\t\t\n235\t208\t\t\t\t\t\n236\t172\t\tF.\t\t\t\n120 '\t[194]\t134\t\t164\t500\t367\n164\t100\t150\t\t190\t295\t252\n192\t100\t128\t\t131\t513\t291\n146\t112\n112\t117\n156\t103\nDie entsprechenden mittleren Fehler sind\nW.\ne R.\ts. und mo.\tnur tc. (einf. W.-M.)\nmit Avert.\tohne A.\tmit A.\tohne A.\tmit A. ohne A.\n061\t034,6\t035,5\t034,6\t084\t019,8\n\t\tT.\t\t\n041\t044\t063\t049\t092\t072\n\t\tF.\t\t\n029,4\t006,3\t010,8\t029,5\t122\t058\nDer mittlere Fehler war also bei unsem Versuchen im Allgemeinen gr\u00f6\u00dfer, wenn ein Avertissement erfolgte, als wenn ein solches fehlte. Trotz dieser guten Uebereinstimmung der Theorie mit der Erfahrung ist die Identificinmg der Aufmerksamkeit mit dem Pr\u00e4cisions-ma\u00dfe in den meisten F\u00e4llen nicht ein wurfsfrei. Nur bei den einfachsten psychischen Vorg\u00e4ngen, die unter sich m\u00f6glichst gleichartig und der Uebung wenig unterworfen sind, kann man annehmen, dass der mittlere Fehler im wesentlichen vom Grade der Aufmerksamkeit abh\u00e4ngig ist. Bei complicirteren psychischen Vorg\u00e4ngen dagegen hat nicht nur die Uebung einen erheblichen Antheil an den Schwankungen der Einzelversuche, sondern es liegt unter Umst\u00e4nden in den einzelnen Vorg\u00e4ngen selbst die Ursache gro\u00dfer Abweichungen, wie ich es an","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 75\nder Apperceptionsdauer vierstelliger Zahlen oben nachgewiesen habe (s. S. 72).\nDie nachfolgende Tabelle giebt eine Aufstellung mittlerer Fehler f\u00fcr verschiedene Versuche. Bei der einfachen Erkennung eines Lichteindruckes (einfache Reaction, eR) sowie bei der Unterscheidung von Schwarz und Wei\u00df (s und w) sind je drei unmittelbar aufeinanderfolgende Einzelversuche zum Mittel vereinigt, bei der Erkennung von vier Farben (f) und bei den Zahlenvorstellungen die doppelte\nAnzahl.\n25. Februar.\n\tW.\t\tT.\t\tF.\n\te R.\ts. und w.\te R.\ts. und w.\te R.\ts. und w.\nerste Versuchsreihe\tJ014,4 j015\t043,4\t029,2 031,5\t037,6\t012,7\t010,6 026\nzweite Versuchsreihe\tf024,6 [010,8\t026\t028.3 069.4\t022,6\t021,4' 040,1\t\u00b052\u20194\ndritte Versuchsreihe\t1058,3 1029\t\t063,8 049,5\t025,2\t005,6 014,5\t084\n\t\t\t3. M\u00e4rz.\t\t\n\t\tW.\tT.\t\tF.\n\te R.\ts. u. w. f.\te R. s. u. iv.\t/\u2022\te R. s. u.tt>. /.\nerste Ver-\t1025,5\t066 118\t033,6 010\t025,2\t015\t023\t040,5\nsuchsreihe\t\\033\t160\t033,6 015\t\t001,4 022,6\nzweite Versuchsreihe\tJ035 1015,7\t007 016,4 056\t021,7 049 030\t054,8\t035,5\t015,7 056 023,5 033\t055,6\nW.\n21. Jan. 7. Febr.\n21. Jan. 7. Febr.\nlstellige\n021,2\n020\n137\n021\n2st.\n3st.\n064\n164\n4st.\n107\n385\nT.\n166\n059\n5st. 6st. Zahlen 240 141\n128\n224\nDie Ergebnisse unserer Untersuchungen sind mehrfache. Sie gew\u00e4hren nicht nur einen Ueberblick \u00fcber die Apperceptionszeiten einfacher und zusammengesetzter Gesichtsvorstellungen, sie dienen auch zur Feststellung und Best\u00e4tigung verschiedener bemerkenswerther","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nMax Friedrich.\nThatsachen psychischer Natur. So lehren die Versuche \u00fcber die Erkennungszeit von zwei und vier Farben, dass ein Unterschied bestehe je nach der Anzahl der wechselnden Objecte, eine Best\u00e4tigung der psychologischen Erfahrung, dass eine Vorstellung nicht als einzelner, f\u00fcr sich allein und isolirt gedachter Inhalt unsres Bewusstseins aufgefasst werden darf, sondern von begleitenden psychischen Nebenum-st\u00e4nden bedingt ist, welche auf die Bildung der Vorstellung und somit auf ihre Apperceptionsdauer wirken. Es ist vielleicht nicht ganz unm\u00f6glich, die Grenze dieser Wirkungsf\u00e4higkeit wenigstens in gewisser Hinsicht zu bestimmen, indem man die Anzahl der wechselnden Objecte vermehrt, bis die Apperceptionsdauer eine constante, nicht mehr zunehmende Gr\u00f6\u00dfe erreicht.\nSehr bemerkenswerth sind der bedeutende Zuwachs, welchen die physiologischen Zeiten bei der Erkennung selbst der einfacheren zusammengesetzten Gesichtsvorstellungen im Vergleich zu den einfachen Farbenerkennungen erfahren, und die schnelle Zunahme bei Erh\u00f6hung des Grades der Zusammensetzung. Es zeigt dieser Umstand, dass, wie zu erwarten war, eine ungleich h\u00f6here Anforderung an die psychische Th\u00e4tigkeit gestellt wird bei der Bildung einer zusammengesetzten Vorstellung, als bei der Apperception einer blo\u00dfen Farbenempiindung. Die Mitte zwischen den Erkennungszeiten von Farbenempfindungen und Bildungen von Zahlen Vorstellungen nehmen etwa die in dieser Abhandlung nicht weiter in Betracht gezogenen Erkennungszeiten einfacher Raumgebilde ein.\nZu Seite 56.\nDie Versuche vom 2. M\u00e4rz.\nF.\tW.\tT.\tF.\tW.\tT.\n167\t265\t247\t156\t236\t173\n174\t267\t205\t157\t237\t122\n173\t235\t[381]\t191\t180\t149\n169\t340\t[512]\t165\t233\t152\n145\t433\t279\t143\t223\t152\n196\t380\t310\t190\t242\t192","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen. 77\n\tF.\tW.\tT.\tF.\tW.\tT.\n\t277\t407\t283\t313\t464\t123\n\t285\t371\t228\t224\t406\t156\n\t317\t348\t233\t320\t427\t127\n4 Farben, w., g., r. <\t383\t349\t272\t204\t374\t137\n\t240\t362\t294\t174\tr646n L593J\t193\n\t[516]\t368\t230\t206\t363-\t157\n\t185\t483\t197\t188\t339\t184\ns. und w. <\t182\t364\t194\t154\t416\t140\n\t233\t409\t203\t133\t286\t171\n\t152\t264\t173\t132\t168\t169\neR.\t172\t239\t138\t083\t[306]\t102\n\t172\t234\t162\t092\t135\t120\n\t\tDie Versuche vom 3.\t\tM\u00e4rz.\t\t\n\t157\t[288]\t[285]\t145\t236\t205\neR.\t<{\t152\t267\t247\t170\t283\t166\n\t129\t237\t218\t174\t214\t169\n\t225\t423\t247\t273\t354\t268\ns. und w. \u25a0\t190\t295\t226\t224\t365\t191\n\t180\t390\t240\t160\t350\t175\n\t206\t521\t253\t268\t462\t226\n\t218\t499\t260\t205\t311\t136\n4 Farben,\t195\t540\t224\t254\t329\t198\nw., g., r.\t276\t608\t213\t315\t479\t195\n\t361\t304\t191\t224\t395\t192\n\t189\t642\t228\t154\t380\t230\n\t1 225\t512\t225\t252\t247\t290\ns. und w.\t253\t194\t200\t320\t225\t245\n\t[ 188\t310\t326\t290\t215\t180\n\t( 151\t192\t180\t[356]\t222\t140\ne R.\t150\t250\t151\t165\t211\t160\n\t[ 148\t250\t113\t136\t191\t200","page":77}],"identifier":"lit4119","issued":"1883","language":"de","pages":"39-77","startpages":"39","title":"Ueber die Apperceptionsdauer bei einfachen und zusammengesetzten Vorstellungen","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:42.592791+00:00"}