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{"created":"2022-01-31T12:38:30.712625+00:00","id":"lit4147","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Lehmann, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 4: 231-240","fulltext":[{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheiben.\nVon\nDr. Alfr. Lehmann\nin Kopenhagen.\nMit 1 Holzschnitt.\nR'Otirende Scheiben haben eine nicht geringe Anwendung bei physiologischen und psychophysischen Versuchen zur Hervorbringung von Farbenmischungen und von Grau verschiedener Helligkeit gefunden. Als Messapparate f\u00fcr physikalische Zwecke, zur Bestimmung der Helligkeitsverh\u00e4ltnisse gegebener Objecte, sind dieselben dagegen bisher nicht h\u00e4ufig in Anwendung gekommen ; meines Wissens liegen nur ein Paar einzelne Beispiele einer solchen Anwendung vor: Aubert hat sich eines \u00bbEpiskotister\u00ab zur Bestimmung der Lichtabsorption bei Dunkelgl\u00e4sern bedient *), und ich selbst habe die Helligkeit der Farben in verschiedener Beleuchtung mittelst einer Scheibe mit schwarzen und wei\u00dfen Sectoren bestimmt1 2). Bei genauerer Untersuchung hat es sich indessen herausgestellt, dass der Episkotister sich mit gro\u00dfem Vortheil zu photometrischen Messungen von sehr verschiedener Art gebrauchen l\u00e4sst, indem derselbe durch ein Paar einzelne Ablesungen genauere Werthe liefert, als man durch die meisten anderen Methoden selbst als Mittel zahlreicher Versuche zu erhalten im Stande ist.\nIn Nachstehendem sollen verschiedene Anwendungen des Ap-\n1)\tPhysiologie der Netzhaut. Breslau 1865, S. 34.\n2)\tPfl\u00fcger\u2019s Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie. Bd. 36, 1885, S. 635.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nAlfr. Lehmann.\nparates gezeigt, und Nachweise f\u00fcr die dadurch erreichbare Genauigkeit gegeben werden.\nDas Princip der rotirenden Scheiben findet seinen Ausdruck in dem von Talbot aufgestellten Satze: \u00bbWenn ein leuchtender Gegenstand regelm\u00e4\u00dfig intermittirend auf das Auge wirkt und die successiven Momente seines Erscheinens so nahe an einander liegen, dass das Auge sie nicht mehr unterscheiden kann, sondern eine ununterbrochene Empfindung erh\u00e4lt, so ist die scheinbare Helligkeit dieses Gegenstandes geschw\u00e4cht in dem Verh\u00e4ltniss der Summe der Erscheinungs- und Verschwindungsdauer zur blo\u00dfen Erscheinungsdauer\u00ab1). Talbot hat nicht selbst einen experimentellen Beweis f\u00fcr die Richtigkeit dieses Satzes gef\u00fchrt ; er st\u00fctzt dieselbe nur auf einige theoretische Betrachtungen von ziemlich zweifelhaftem Werth. Dagegen hat Plateau durch directe Messungen das Tal bot\u2019sehe Gesetz vermittelst rotiren-der Scheiben bewiesen2). Er verfuhr dabei auf folgende Weise:\nWird eine cirkelf\u00f6rmige Scheibe, auf welcher schwarze und wei\u00dfe Sectoren regelm\u00e4\u00dfig vertheilt sind, in hinl\u00e4nglich schnelle Rotation um eine Achse durch den Mittelpunkt gesetzt, so wird die Helligkeit h derselben nach Talbot\u2019s Satze sein\nh=WoH>\nwo a die Summe der Winkelgrade s\u00e4mmtlicher wei\u00dfen Sectoren, H die Helligkeit des Wei\u00dfen ist. Nimmt man diese zur Einheit, so erh\u00e4lt man also, indem H \u2014 1,\n^ = 36\u00d6\tf1)\nPlateau stellte nun in einen schwarz angestrichenen Raum einen Lichtgeber, und in gro\u00dfem Abstand von demselben eine rotirende Scheibe, bei der das Verh\u00e4ltniss zwischen den Graden der schwarzen und der wei\u00dfen Sectoren, und damit also h, bekannt war. Hinter der rotirenden Scheibe wurde ein wei\u00dfer Schirm von demselben Papier wie die wei\u00dfen Sectoren der Scheibe angebracht, und zwar in einer solchen Stellung, dass er nicht ganz von der Scheibe beschattet wurde. Die Anordnung war so getroffen, dass ein Beobachter von dem Platz\n1)\tPhilosophical Magazine, novbre 1834, pag. 327.\n2)\tBulletins de l\u2019Acad\u00e9mie royale de Bruxelles 1835, pag. 52. Pogg. Ann. B. 35, 1835 pag. 457.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheiben.\n233\nunmittelbar hinter dem Lichtgeber die rotirende Scheibe auf dem erleuchteten Theile des Schirmes als Hintergrund sehen konnte. Wurde nun der Schirm so weit von dem Licht entfernt, dass er der schw\u00e4cheren Beleuchtung wegen ebenso dunkel erschien wie die- rotirende Scheibe, so hatte man in dem Yerh\u00e4ltniss zwischen den Quadraten der Abst\u00e4nde der zwei Objecte ein Ma\u00df f\u00fcr ihre relative Helligkeit. Nennt man den Abstand des Schirmes L, denjenigen der Scheibe l, so hat man:\nA \u2014 J!_\nH IP'\noder, f\u00fcr H \u2014 1,\nh = -J\u00df\t(\t(2)\nIst Talbot\u2019s Satz richtig, so muss also h \u2014 ~\tsein.\nJr\u201c OOU\nDie von Plateau gefundenen Werthe stimmen nun recht gut hiermit \u00fcberein, wie aus untenstehender Tabelle zu ersehen ist. Die Differenzen d erweisen sich durchweg als ziemlich klein; da sie aber alle, mit einer einzigen Ausnahme, positiv sind, muss hier wahrscheinlich ein constanter Fehler vorliegen. Dieser stammt unzweifelhaft von Gl. (1) her, die nur Geltung haben kam! in dem Falle, dass die schwarzen Sectoren durchaus kein Licht reflectiren. Ist die Helligkeit des schw\u00e4r-\n.\tI\nzen Papiers dagegen von der des wei\u00dfen, so hat man zufolge Talbot\u2019s Satz:\n/,___a | 360 a 1 _ 1 f a {K\u2014 1)\t\\ . .\n360\t360\t\u25a0 K ~ K\\ 360\t1 )\t^\nWie wir sp\u00e4ter darthun werden, kann man mit gro\u00dfer Ann\u00e4herung f\u00fcr das von Plateau benutzte wei\u00dfe und schwarze Papier K \u2014 52 setzen, und berechnet man danach mittelst Gl. (3) die genauen Werthe f\u00fcr h, so findet man die in untenstehender Tafel unter corr. h ange-\ngebenen Zahlen. Die Differenzen zwischen dem Yerh\u00e4ltniss -p und corr. h werden in der Columne d, angegeben.\nVersueh-No.\tP IP\ta 360\td\tcorr. h\td,\nI.\t0,5157\t0,5000\t+ 0,0157\t0,5096\t+ 0,0061\nII.\t0,3460\t0,3333\t+ 0,0127\t0,3462\t\u2014 0,0002\nIII.\t0,3390\t0,3333\t+ 0,0057\t0,3462\t\u2014 0,0072\nIV.\t0,8722\t0,8750\t\u2014 0,0028\t0,8775\t\u2014 0,0053\nV.\t0,8809\t0,8750\t+ 0,0059\t0,8775\t+ 0,0034","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nAlfr. Lehmann.\nDie Differenzen d, sind, wie man sieht, bedeutend kleiner als d\\ die Summe der Fehler 2d, = 0,0222, w\u00e4hrend 2d = 0,0428, und au\u00dferdem fallen die Fehler jetzt einigerma\u00dfen gleichm\u00e4\u00dfig in positiver und negativer Richtung. Die corrigirten Plat eau\u2019 sehen Werthe gehen demnach einen unbestreitbaren Beweis f\u00fcr die Richtigkeit von Tal hot\u2019s Gesetz; anderweite Beweise werden sich in dem Folgenden bei den verschiedenen Anwendungen der rotirenden Scheiben finden.\nWill man rotirende Scheiben zu photometrischen Messungen gebrauchen, so gibt man denselben am besten die von Aubert mit dem Namen Episkotister bezeichnete Form. Der von mir benutzte Apparat bestand aus zwei vollkommen \u00e4hnlichen Scheiben von 15,5 cm Radius, durch zwei gegen einander rechtwinklige Diameter in vier Sectoren getheilt, von welchen zwei einander diametral gegen\u00fcber stehende fortgeschnitten waren, bis auf ein kleines St\u00fcck um das Centrum, w\u00e4hrend die beiden anderen auf beiden Seiten schwarz gemalt waren.\nWurden die zwei Scheiben unmittelbar an einander auf derselben Achse angebracht, so konnte man also,indem man sie gegen einander verschob, die Gr\u00f6\u00dfe der offenen Sectoren zwischen 0 0 und 90\u00b0 variiren; das Winkelma\u00df der \u00d6ffnung war an einer Eintheilung abzulesen, die eine Bestimmung von 1/i\u00b0 zulie\u00df.\nZu Untersuchungen \u00fcber die Lichtabsorption bei Dunkelgl\u00e4sern hatte ich die in beistehender Figur skizzirte Anordnung getroffen. S ist ein wei\u00dfer Schirm, von den beiden gleichen, genau regulirten Lampen L und L\u2019 beleuchtet. Diese sind von halbcylindrischen schwarzen M\u00e4nteln umgeben, so dass sie ihr Licht nur auf den Schirm S werfen. In einigem Abstande hinter den Lampen ist ein schwarzer Schirm PP aufgestellt, in welchem 2 elliptische Oeffnungen o und b angebracht sind, die etwas \u00fcber 1 cm von einander abstehen. Zwischen","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheiben.\n235\nden Lampen und diesem Schirm ist der Episkotister E in der Art aufgestellt , dass er die Oeffnung i verdeckt, w\u00e4hrend er o freil\u00e4sst. Der Beobachter nimmt Platz in passendem Abstande in der Richtung des Pfeiles. Will man nun die Helligkeit eines Glases bestimmen, so wird es vor die freie Oeffnung o gebracht und die offenen Sectoren des Episkotisters werden so lange ver\u00e4ndert, bis man den Grad a findet, bei welchem o und b gleich hell sind. Nat\u00fcrlich ist es am besten, diese Bestimmung systematisch! auszuf\u00fchren, indem man z. B. anf\u00e4nglich b zu dunkel nimmt, und darauf durch langsame Vergr\u00f6\u00dferung der Sec-toren\u00f6ffnung im Episkotister den Punkt sucht, wo o und b gleich hell werden. In einer neuen Versuchsreihe geht man alsdann den umgekehrten Weg, und nimmt das Mittel von den beiden Werthen, die jedoch gew\u00f6hnlich nicht sehr von einander abweichen. Es sei a\u00b0 das Mittel von zwei Versuchsreihen; durch jede Arealeinheit der Oeffnung b geht alsdann eine Lichtmenge i, bestimmt durch die Formel\n1 ~ w ^\nin der J die durch die unverdunkelte Oeffnung fallende Lichtmenge ist. Da die schwarzen Sectoren des Episkotisters zufolge der Art, wie der Versuch angeordnet ist, durchaus kein Licht auf der der Oeffnung l zugewandten Seite erhalten, darf man dieselben hier als absolut dunkel betrachten, und es bedarf also nicht der durch Gl. (3) gegebenen Correction. Nennt man den Absorptionscoefficienten des Glases a, so geht durch jede Fl\u00e4cheneinheit der Oeffnung o eine Lichtmenge * \u2014 (1\u2014a) J) w0 J die obige Bedeutung hat. Da die zwei Oeffnungen\nnun gleich hell erscheinen, muss also = 1\u2014a = h sein, indem\nwir die Helligkeit des Glases mit h \u2014 1 \u2014 a bezeichnen. Eine Contr\u00f4le der Richtigkeit dieser Bestimmungen hat man nun in folgendem Umstande.\nIst die Helligkeit zweier Gl\u00e4ser beziehungsweise h, und h2 , so wird das eine die Lichtmenge il =TJhx durchlassen, das andere die Lichtmenge i% = Jh^, wenn sie von derselben Lichtquelle beleuchtet werden. Zufolge der Absorptionstheorie werden beide zusammen die Lichtmenge t3 = Jhji2 durchlassen. Nennt man die Helligkeit der zusammengelegten Gl\u00e4ser h3, so muss man also finden :\nh3 \u2014\n(4)","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nAlfr. Lehmann.\nDie Versuchsresultate sind, in guter Uebereinstimmung mit der Theorie, wie nachstehende Tabelle zeigt :\nDie Gl\u00e4ser No.\tI\tii\tIII\tI+II\t11 +III\nh beobachtet = h berechnet = d =\t0,383\t0,260\t0,260\t0,1028 0,0996 0,0032\t0,0703 0,0676 0,0027\nUnter h sind die durch die Versuche gefundenen Helligkeiten angegeben ; h berechnet zeigt die f\u00fcr zwei Glascombinationen durch Gl. (4) berechneten Werthe, d ist die Differenz der experimentell gefundenen und berechneten Zahlen. Die Abweichungen erstrecken sich, wie man sieht, nur \u00fcber einige wenige Tausendstel, und fallen demnach v\u00f6llig innerhalb der Genauigkeit, die sich \u00fcberhaupt bei Versuchen erreichen l\u00e4sst, welche auf Vergleichen von Lichtempfindungen basirt sind. Die Methode kann daher gewiss, was die Sicherheit anbelangt, neben die anderen gestellt werden, die bisher praktische Anwendung zur Bestimmung der Lichtabsorption gefunden haben; jedenfalls gibt sie weit zuverl\u00e4ssigere Werthe, als einzelne Polarisationsphotometer, die an verschiedenen Tagen \u2014 je nach der gr\u00f6\u00dferen oder geringeren Reinheit des Himmels \u2014 sehr verschiedene Werthe geben.\nEine fernere wesentliche Anwendung findet der Episkotister bei der Bestimmung des Helligkeitsverh\u00e4ltnisses zwischen Schwarz und Wei\u00df. Dieses Verh\u00e4ltniss spielt eine bedeutende Rolle bei den psychophysischen Versuchen, aber die von Aubert angegebene Methode zur Bestimmung derselben, die einzige bisher in Anwendung gebrachte, leidet an gro\u00dfen Uebelst\u00e4nden. Sie erfordert einen sehr ge\u00fcbten Beobachter und eine sehr gro\u00dfe Anzahl von Versuchen, um einigerma\u00dfen zuverl\u00e4ssige Mittel zu geben. Es ist eigentlich dasselbe Verfahren, welches Plateau zu seinen Untersuchungen \u00fcber die Helligkeit ro-tirender Scheiben anwandte. Ein wei\u00dfer Schirm wird in dem Abstand L von der Lichtquelle angebracht, und man sucht hierauf den Abstand 7, den ein schwarzer Schirm haben muss, um eben so hell wie der\nwei\u00dfe zu erscheinen. Da/ Verh\u00e4ltniss gibt alsdann die Helligkeit des angewandten Schwarz mit Wei\u00df als Einheit an. Wegen des gro\u00dfen Unterschiedes im Abstande der beiden Schirme und des gro\u00dfen","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheiben.\n237\nFarbenunterschiedes zwischen ihnen, der fast nicht zu vermeiden ist, wird es \u00e4u\u00dferst schwierig, den Punkt zu finden, wo sie genau dieselbe Helligkeit haben; man muss daher das Mittel aus der gr\u00f6\u00dftm\u00f6glichen Anzahl systematisch, bei steigenden und fallenden Reihen ausgef\u00fchrter Bestimmungen nehmen. Dessenungeachtet werden die gefundenen Zahlen mit Fehlern behaftet sein, die sich nicht eliminiren lassen. Denn damit das Licht genau mit dem Quadrate des Abstandes abnehme, m\u00fcssten die Versuche in einem absolut schwarzen Raume angestellt werden, ein solcher l\u00e4sst sich aber nicht herstellen. Selbst ein schwarz gemaltes Zimmer reflectirt immer einiges Licht von der Decke und den W\u00e4nden, und dieses reflectirte Licht erh\u00e4lt nat\u00fcrlicher Weise einen weit gr\u00f6\u00dferen Einfluss auf den schwach beleuchteten wei\u00dfen, als auf den stark beleuchteten schwarzen Schirm. Der wei\u00dfe wird also verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig zu hell erscheinen, der schwarze wird in Folge dessen der Lichtquelle zu nahe ger\u00fcckt werden und das Verh\u00e4ltniss\np.\t_\n-p- also zu klein werden. Je n\u00e4her der ,wei\u00dfe Schirm der Lichtquelle steht, je kleiner also L ist, desto gr\u00f6\u00dfer wird dieser Fehler. Um einigerma\u00dfen brauchbare Zahlen zu erzielen, muss man also \u00fcber ziemlich erhebliche Abst\u00e4nde verf\u00fcgen k\u00f6nnen. Wie bedeutend der aus diesem Verh\u00e4ltniss erwachsende Fehler werden kann, soll weiter unten nachgewiesen werden.\nAlle die erw\u00e4hnten Quellen zu Fehlern verschwinden bei einer zweckm\u00e4\u00dfigen Anwendung des Episkotisters. Ich benutzte bei meinen Versuchen hier\u00fcber ganz dieselbe Anordnung, wie zur Untersuchung der Lichtabsorption bei Dunkelgl\u00e4sern, nur mit dem Unterschiede, dass bei S (siehe die Figur) nicht ein einzelner wei\u00dfer Schirm angebracht war, sondern die zwei Papiere, deren Helligkeitsverh\u00e4ltnisse gefunden werden sollten. Die Papiere waren solchergestalt aufgehangen, dass sie in einer genau mit der Symmetrieachse der ganzen Aufstellung zusammenfallenden verticalen Linie an einander stie\u00dfen. Das schwarze Papier war der Oeffnung o gegen\u00fcber, die jetzt selbstverst\u00e4ndlich nicht durch'irgend ein Glas verdeckt war, angebracht, das wei\u00dfe der Oeffnung b gegen\u00fcber, die durch die rotirende Scheibe E verdunkelt werden konnte. Die Stellung des Beobachters ist so zu w\u00e4hlen, dass er das dunkle Papier nur durch o, das helle nur durch b sieht; liegen die zwei Oeffnungen n\u00e4her, als der Abstand zwischen den Augen des Beobachters, so wird es nothwendig, dass er das eine Auge","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nAlfr. Lehmann.\nschlie\u00dfe, was \u00fcbrigens die Bestimmung nicht erschwert. Die freie Oeffnung des Episkotisters wird nun verkleinert, bis o und b sich gleich hell zeigen, und die Helligkeit des Schwarz, mit wei\u00df als Einheit, wird darauf nach Gl. (1) berechnet.\nIn untenstehender Tabelle zeigt das auf diese Weise bestimmte Helligkeitsverh\u00e4ltniss, theils zwischen Neutralschwarz und Zinkwei\u00df [N : Z), beziehungsweise der dunkelste und hellste Farbenstoff, die im Handel Vorkommen, theils zwischen Neutralschwarz und wei\u00dfem Cartonpapier (.N:P). Zur Probe der Richtigkeit ist das Verh\u00e4ltniss au\u00dferdem durch Auhert\u2019s Methode bestimmt, und zwar durch zwei verschiedene Versuchsreihen f\u00fcr beide Gruppen, indem der Abstand L des Schirmes von der Lichtquelle das eine Mal 200 cm, das andere\nmal 400cm war. Wie man sieht, wird das Verh\u00e4ltnis^ -jj um so kleiner,\nje kleiner man L genommen hat; das ist aber gerade, was nach dem Obigen erwartet werden musste. Je gr\u00f6\u00dfer L wird, desto mehr n\u00e4hert\nl~- sich dem Verh\u00e4ltniss 5fr, aber es ist fortw\u00e4hrend zu klein, selbst\nTA\tooU\nhei L = 400 cm. Die Differenzen sind indessen hier so au\u00dferordentlich klein, dass diese Versuche als vollg\u00fcltiger Beweis f\u00fcr die Brauchbarkeit des Episkotisters betrachtet werden k\u00f6nnen.\n\tN:Z.\tN.P.\n_ [L = 200 cm \u00a32 [\u00a3 = 400 cm a 360 d\t1 76 59,2 - \"\u25a0\u00b016S w-#'\u201cn4 \u2014 0,0005\t1 68 i = o,om 4-= 0,0194 \u2014 0,0012\nMit Beziehung auf diese Versuche geschah es, dass wir vorhin hei der Correction von Plateau\u2019s Untersuchungen K= 52 gesetzt haben. Allerdings ist uns die Beschaffenheit des von ihm verwandten schwarzen und wei\u00dfen Papiers unbekannt, da seine Abhandlung keinen Aufschluss hier\u00fcber gibt ; da aber das Helligkeitsverh\u00e4ltniss f\u00fcr rein wei\u00dfes Papier und einen der dunkelsten Farbestoffe gilt, wird man","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber Photometrie mittelst rotirender Scheiben.\n239\nsicherlich keinen gro\u00dfen Fehler hei der Wahl gerade dieses Verh\u00e4ltnisses begehen. Unter allen Umst\u00e4nden zeigen unsere Correctionen auf Grundlage dieser Zahl, dass die Plate au\u2019sehen Versuche in der That genauer sind, als die uncorrigirten Werthe vermuthen lie\u00dfen.\nNoch eine anderweitige Anwendung des Episkotisters d\u00fcrfte eine n\u00e4here Erw\u00e4hnung verdienen. Man hat bisher bei verschiedenen Versuchen in hohem Grade eine einigerma\u00dfen genaue Methode zur Bestimmung der St\u00e4rke des Tageslichtes vermisst. Am h\u00e4ufigsten hat man sich zu derartigen Bestimmungen des Schattenphotometers bedient; aber ganz davon abgesehen, dass die Farbenunterschiede der Schatten es \u00e4u\u00dferst schwierig machen, zu entscheiden, wann sie gleich dunkel sind, so leidet dieser sowohl wie ein jeder andere Photometer an dem Uebelstande, dass man das Tageslicht gar nicht messen kann, sobald es eine gewisse Intensit\u00e4t \u00fcberschreitet, weil unsere gew\u00f6hnlichen k\u00fcnstlichen Beleuchtungsmittel zu schwach sind, um damit verglichen werden zu k\u00f6nnen. Die Beleuchtung durch directes Sonnenlicht hat man so nur unter ganz besonderen Umst\u00e4nden messen k\u00f6nnen. Durch eine Combination des Buns en\u2019sehen Photometers mit einem Episkotister lassen sich indessen die wesentlichsten dieser Schwierigkeiten \u00fcberwinden.\nIn einem lichtdichten, innen schwarz gemalten Kasten, 60 cm lang, 15 cm breit und so hoch, dass ein Licht darin brennen kann, wird eine Normalkerze auf solche Weise angebracht, dass die Flamme sich stets in bestimmter H\u00f6he \u00fcber dem Boden des Kastens befindet. In dieser H\u00f6he befindet sich am einen Ende des Kastens ein wei\u00dfer Schirm mit einem durchsichtigen Fleck, der am besten auf die von T\u00f6pler angegebene Weise hergestellt wird, indem ein St\u00fcck wei\u00dfes Papier mit einer kreisrunden Oeffnung zwischen zwei St\u00fccke durchsichtiges Pergamentpapier gelegt wird1). Im anderen Ende des Kastens ist eine Oeffnung angebracht, durch welche der Beobachter den Schirm sehen kann, und um nicht von der Lichtflamme geblendet zu werden, ist diese theilweise von einem kleinen schwarz gemalten Mantel umgeben. Stellt man nun diesen Apparat mit depi Schirm gegen das Tageslicht gekehrt auf, so kann man durch Verschiebung des Lichtes in dem Kasten l\u00e4ngs eines Ma\u00dfstabes, welche der Beobachter, ohne\n1) Wiedemann\u2019s Ann. Bd. VIII.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\tAlfr. Lehmann. Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheiben.\nseinen Standpunkt zu ver\u00e4ndern, durch H\u00fclfe einer kleinen Stange bewerkstelligen kann, den Abstand zwischen Schirm und Lichtquelle finden, wo der durchsichtige Fleck eben verschwindet, und man hat alsdann in dem Quadrat dieses Abstandes ein Ma\u00df f\u00fcr die St\u00e4rke der Beleuchtung. Da der Farbenunterschied zwischen dem durchsichtigen und dem undurchsichtigen Theile des Schirmes nur gering ist, l\u00e4sst sich die Einstellung verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig genau ausf\u00fchren. Falls nun die Beleuchtung der \u00e4u\u00dferen Seite des Schirmes st\u00e4rker ist, als dass sie durch eine einzelne Normalkerze gemessen werden kann, so wird vor dem Schirm und dicht an demselben ein Episkotister angebracht. Hierdurch l\u00e4sst sich also das Tageslicht, ehe es den Schirm trifft, in jedem beliebigen und bekannten Verh\u00e4ltnisse schw\u00e4chen, und die solchergestalt geschw\u00e4chte Beleuchtung wird alsdann durch Verschiebung des Lichtes gemessen. Auf diese Weise l\u00e4sst sich sogar directes Sonnenlicht messen, wenn die ganze freie Sector\u00f6ffnung des Episko-tisters bis zu 1/2 \u00b0 vermindert wird. Dadurch wird die Beleuchtung auf\n_L herabgedr\u00fcckt, und ist dann gew\u00f6hnlich nicht st\u00e4rker, als dass sie mit einer einzelnen Normalkerze verglichen werden kann.","page":240}],"identifier":"lit4147","issued":"1888","language":"de","pages":"231-240","startpages":"231","title":"Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheiben","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:38:30.712631+00:00"}