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{"created":"2022-01-31T14:20:52.443166+00:00","id":"lit4163","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Kirschmann, August","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 5: 292-300","fulltext":[{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"Ein photometrischer Apparat zu psychophysischen Zwecken.\nVon\n\u00c2. Kirsclimaim.\nMit 3 Holzschnitten.\nBei psychophysischen Versuchen zur Pr\u00fcfung des Lichtsinns pflegt man sich rotirender, aus schwarzen und wei\u00dfen Sectoren zusammengesetzter Scheiben zu bedienen. Da man jedoch unter \u00bbWei\u00df\u00ab stets nur die jeweilig vorhandene gr\u00f6\u00dfte Intensit\u00e4t des farblosen Lichtes zu verstehen hat und anderseits ein absolutes \u00bbSchwarz\u00ab, welches gar kein Licht mehr reflectirt, als Pigment nicht existirt, so handelt es sich hierbei im Grunde genommen nur um verschiedene Stufen der grauen Empfindungsreihe. Es ist aber von gr\u00f6\u00dfter Wichtigkeit, den Helligkeitsunterschied der zur Verwendung gelangeirden sogenannten schwarzen und wei\u00dfen Fl\u00e4chen bei einer gegebenen Beleuchtung genau zu bestimmen. Man hat zu diesem Behufe verschiedene Methoden angewandt. Das Verfahren Aubert\u2019s, welches darin besteht, dass die Entfernungen der zu vergleichenden und von derselben Lichtquelle beleuchteten Objecte so lange variirt werden, bis die Fl\u00e4chen eine \u00fcbereinstimmende Helligkeit zeigen, leidet an wesentlichen M\u00e4ngeln. Zun\u00e4chst ist es nicht m\u00f6glich, die Beleuchtung so einzurichten, dass die zu vergleichenden Fl\u00e4chen nur direct von der gemeinsamen Lichtquelle bestrahlt und nicht auch von dem durch die W\u00e4nde des Raumes etc. zerstreuten Lichte getroffen werden. Sodann bietet die Accommodation erhebliche Schwierigkeiten, von welchen man sich durch folgenden einfachen Versuch \u00fcberzeugen kann. L\u00e4sst man in einiger Entfernung von einer gleichm\u00e4\u00dfig beleuchteten grauen","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"A. Kirschmann. Ein photometrischer Apparat zu psychophysischen Zwecken. 293\nWand eine aus schwarzen und wei\u00dfen Sectoren bestehende Scheibe rotiren, deren Sectorenverh\u00e4ltniss so angeordnet ist, dass heim Fixiren des Randes der Scheibe diese letztere und der Hintergrund genau dieselbe Helligkeit zeigen, so wird man merken, dass sich dieses Yerh\u00e4ltniss sofort \u00e4ndert, wenn man \u2014 denselben Fixationspunkt beibehaltend \u2014 das Auge f\u00fcr den Hintergrund accommodirt; und zwar scheint [diejenige Fl\u00e4che, f\u00fcr welche man accommodirt hat, bez\u00fcglich der Helligkeit etwas im Yortheil zu sein.\nAber auch 'abgesehen von diesen Accommodationsverh\u00e4ltnissen hat es seine Schwierigkeit, die Helligkeit zweier in verschiedener Entfernung befindlicher Fl\u00e4chen, deren objective Beschaffenheit man kennt, zu heurtheilen. Ebbinghaus1), welcher zur photometrischen Messung seiner zu Contrastversuchen verwendeten Cartons eine der Aubert\u2019sehen ganz \u00e4hnliche Methode anwandte, sagt, es sei ihm hei der Untersuchung des Helligkeitsunterschieds zwischen wei\u00dfem Papier und schwarzem Sammt au\u00dferordentlich schwer geworden, hierbei von der thats\u00e4chlichen Beschaffenheit der Objecte zu abstrahiren, d. h. nicht an wei\u00dfes Papier und schwarzen Sammt zu denken.\nDie Vergleichung wird jedoch wesentlich erleichtert, wenn die zu beobachtenden Fl\u00e4chen in dieselbe Ebene r\u00fccken und mit einer angemessenen Begrenzung versehen werden, welche die wirkliche Beschaffenheit der Objecte mehr oder weniger vergessen l\u00e4sst. Um diese Forderung zu ber\u00fccksichtigen, hat Dr. Alfr. Lehmann in sehr sinnreicher Weise den Episkotister in Anwendung gebracht. In Band IV Seite 232 der Philos. Stud, ist eingehend \u00fcber dieses Verfahren berichtet. Aber auch bei dieser Methode macht sich ein bedeutender Uebelstand bemerkbar, indem die Anwendung des Episkotisters eine directe Ber\u00fchrung der zu vergleichenden Intensit\u00e4ten unm\u00f6glich macht. Wie wichtig aber gerade die unmittelbare Ber\u00fchrung zur Erm\u00f6glichung eines einigerma\u00dfen sicheren Urtheils ist, davon kann man sich durch nachstehenden Versuch leicht \u00fcberzeugen. Hat man zwei graue Papiere, deren Helligkeitsunterschied gering ist, aber bei unmittelbarer Ber\u00fchrung\n1) Ebbinghaus, Die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit des Helligkeitscontrastes. Sitzungsbericht der kgl. Academie der Wissenschaften zu Berlin, December 1887.\n20*","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nA. Kirschmann.\nnoch deutlich erkannt wird, so gen\u00fcgt oft ein zwischen beiden angebrachter schmaler schwarzer (oder wei\u00dfer) Strich, um die Hellig-keitsdifferenz unmerklich werden zu lassen. Ebbinghaus bedient sich sogar dieses Mittels hei seinen Versuchen \u00fcber den Helligkeits-contrast1), um den st\u00f6renden Einfluss des Helligkeitsunterschieds zwischen Versuchsgrund und Vergleichsgrund m\u00f6glich zu beseitigen.\nSind die Objecte r\u00e4umlich getrennt, so fallen ihre Bilder auch auf getrennte Partien der Netzhaut, welche letztere keineswegs allenthalben die gleiche Empfindlichkeit besitzt. Die Beobachtung ist entweder eine successive, wenn die Objecte nach einander fixirt werden, oder aber sie ist simultan, indem ein au\u00dferhalb der Objecte gelegener Blickpunkt gew\u00e4hlt wird. Dass in beiden F\u00e4llen die Sicherheit der Sch\u00e4tzung wesentlich beeintr\u00e4chtigt wird, ist leicht einzusehen. Ein zuverl\u00e4ssiges Urtheil kann nur dann gef\u00e4llt werden, wenn die Objecte sich unmittelbar ber\u00fchren und ein Punkt der Ber\u00fchrungslinie als Fixationspunkt gew\u00e4hlt wird, so dass die Bilder auf direct benachbarte Stellen des Netzhautcentrums fallen. Es machen sich somit bei allen Versuchen, die auf Ermittelung des Unterschieds der Reflexionsf\u00e4higkeit grauer Fl\u00e4chen (wei\u00dfe und schwarze eingerechnet) abzielen, folgende zwei Forderungen geltend:\nI. Die beiden nach ihrer Helligkeit zu vergleichenden Fl\u00e4chen m\u00fcssen die gleiche Entfernung vom Auge des Beobachters besitzen und wom\u00f6glich in derselben Ebene liegen. '\nII. Die zu vergleichenden Fl\u00e4chen m\u00fcssen sich ber\u00fchren.\nUm diesen Forderungen gerecht zu werden, habe ich den nachstehend beschriebenen Apparat angewandt, der mir dazu diente, den Helligkeitsunterschied zwischen wei\u00dfen und geschw\u00e4rzten Cartons, wie sie zu den im psychologischen Institut unter Leitung des Herrn Prof. Wundt angestellten Contrastversuchen gebraucht wurden, m\u00f6glichst genau zu ermitteln.\nZur Herstellung eines dunkeln Raumes dient ein Rohr von 20 cm Durchmesser, welches innen mehrmals mit Pariser Schwarz gestrichen ist und dessen L\u00e4nge durch Ausziehen seiner beiden \u00fcbereinandergeschobenen Theile je nach Bed\u00fcrfniss zwischen 60 und 100 cm variirt werden kann.\n1) H. Ebbinghaus: Die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit des Helligkeitscontrastes.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Ein photometrischer Apparat zu psychophysischen Zwecken.\n295\nFig. 1.\nVor diesem Rohre ist ein Rotations-Apparat aufgestellt, welcher dazu bestimmt ist, eine Scheibe aus wei\u00dfem Carton, deren Durchmesser 21 cm betr\u00e4gt und welche die Oeffnung des Rohres gerade verdeckt, in schnelle Drehung zu versetzen. Zwei Quadranten der Scheibe (Fig. 1) sind wei\u00df, w\u00e4hrend die beiden andern je mit zwei Viertelringen versehen sind, von denen der innere, b, etwa 4 cm vom Centrum entfernt und mit dem zu pr\u00fcfenden schwarzen oder grauen Farbstoffe, in unserem' Falle mit Pariser Schwarz, bestrichen ist. Der \u00e4u\u00dfere a dagegen ist aus dem Carton herausgeschnitten und gestattet denDurch-blick in den dahinter befindlichen dunklen Raum ; er ist 2 cm vom Rande der Scheibe entfernt und besitzt wie der innere eine Breite von 2 cm. Am Rande der Scheibe befindet sich eine Gradeintheilung, die eine bis auf genaue Einstellung erlaubt.\nConcentrisch \u00fcber dieser Scheibe ist eine zweite, kleinere angebracht, (Fig. 2), deren einer Quadrant genau dem innern Ringe b der gro\u00dfen Scheibe entspricht und wie dieser mit Pariser Schwarz bestrichen ist. Vermittelst dieser kleinen Scheibe, deren Index bis zur Gradeintheilung reicht, kann nun der innere Viertelring des einen Quadranten der gro\u00dfen Scheibe um beliebig viele Grade vergr\u00f6\u00dfert werden.\nlieber beiden Scheiben ist noch ein wei\u00dfer Doppelsector angebracht (Fig. 3), der ebenfalls bis zur Gradeintheilung reicht und verm\u00f6ge dessen die mit den Ringen versehenen Quadranten der gro\u00dfen Scheibe in beliebigem Ma\u00dfe verdeckt werden k\u00f6nnen.\nSetzt man nun, nachdem man den Ausschnitt und das gemalte Schwarz auf\ndieselbe Winkelgr\u00f6\u00dfe eingestellt hat, den Apparat in Rotation, so\nFig. 2.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nA, Kirschmann.\nentstehen zwei graue Ringe, von welchen jedoch der innere, da das Pariser Schwarz immer noch eine betr\u00e4chtliche Lichtmenge reflectirt, der hellere ist. Man hat demselben daher so lange Schwarz zuzusetzen, bis seine Helligkeit mit der des \u00e4u\u00dferen, durch den Ausschnitt gebildeten Ringes \u00fcbereinstimmt. Es geschieht dies, indem man die mit dem Index versehene kleine Scheibe bis zu ann\u00e4hernder Gleichheit vorschiebt und m\u00f6glichst genau auf einen der ganze und halbe Grade bezeichnenden Theilstriche einstellt. Die weitere Ausgleichung wird durch den gro\u00dfen wei\u00dfen Sector bewirkt, durch dessen Verschiebung die beiden Ringe um die gleiche Anzahl Grade vermehrt resp. vermindert werden k\u00f6nnen. Verhalten sich beispielsweise die Gradzahlen der grauen Ringe wie 60:62 und schiebt man nun den wei\u00dfen Sector um 1 Grad vor, so besteht nunmehr das Verh\u00e4ltniss 61:63; d. h. die Winkelgr\u00f6\u00dfe des Schwarz des einen Ringes hat im Verh\u00e4ltniss zu der des andern 2\num 62 g3 zugenommen. Durch diese Einrichtung wird es erm\u00f6glicht, die durch die kleinere Scheibe bewirkte gr\u00f6bere Einstellung auf\u2019s genauste zu corrigiren. Indem man den Index der kleinern Scheibe auf dem zuerst gew\u00e4hlten Theilstrich bel\u00e4sst, wird die Stellung des wei\u00dfen Sectors so lange [ge\u00e4ndert, bis die beiden Ringe genau dieselbe Helligkeit zeigen und zu einem Ringe verschmelzen. Da die Ringe einander ber\u00fchren und \u00fcberdies aus allern\u00e4chster N\u00e4he betrachtet werden k\u00f6nnen, so zeigt sich auch die geringste Spur von Verschiedenheit, durch den gegenseitigen Contrast gehoben, dem Auge noch deutlich an.\nDer durch die wei\u00dfen Theile der Scheibe bedingte Randcon-trast reicht nicht weit \u00fcber den \u00e4u\u00dfern Rand der Ringe hinaus; aber selbst wenn er bis zur Ber\u00fchrungsstelle reichte, k\u00f6nnte er nur im Falle einer Helligkeitsdifferenz eine St\u00f6rung verursachen, nicht aber im Falle der Gleichheit, und dieser allein kommt hier in Betracht.\nBei der Geringf\u00fcgigkeit der Aenderung im Verh\u00e4ltniss der grauen Ringe, welche durch Verschiebung des wei\u00dfen Sectors um 1\u00b0 bewirkt wird, ist es erkl\u00e4rlich, dass sich die Verschmelzung der beiden grauen Ringe zu einem einzigen nicht auf eine Stellung des wei\u00dfen Sectors beschr\u00e4nkt, sondern innerhalb eines Spielraums","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\nEin photometrischer Apparat zu psychophysischen Zwecken.\nvon mehreren Graden bestehen bleibt. Man hat daher die untere und obere Grenze festzustellen, d. h. diejenigen Lagen des wei\u00dfen Sectors aufzusuchen, hei welchen der innere Ring eben merklich zu dunkel resp. zu hell wird, und aus beiden das Mittel zu ziehen. (Hierbei k\u00f6nnte \u00fcbrigens der Spielraum, innerhalb dessen die Verschmelzung der Ringe bestehen bleibt, unter Umst\u00e4nden ein Ma\u00df f\u00fcr die Unterschiedsempfindlichkeit ahgeben.)\nHat im Zustande der Verschmelzung beider Ringe der Ausschnitt eine Gr\u00f6\u00dfe von a\u00b0, das gemalte Schwarz aber eine solche von 6\u00b0, so ist, falls man die Reflexionsf\u00e4higkeit des Schwarz = 1, die des wei\u00dfen Cartons = x und die durch den Ausschnitt aus dem Innern des dunklen Raumes ausgestrahlte Lichtmenge = 0 setzt, (360 \u2014 a)x = b + (360 \u2014 b)x\t(t)\noder * = ^\nDies gilt jedoch nur unter der Voraussetzung, dass der Ausschnitt absolut lichtlos sei, was genau genommen nicht richtig ist.\nEs ist leicht einzusehen, dass bei Vergr\u00f6\u00dferung des Ausschnittes die Menge des aus dem Innern des dunkeln Raumes reflectirten Lichtes nicht einfach proportional der Ma\u00dfzahl des Ausschnittes, sondern proportional dem Quadrate derselben anw\u00e4chst. Denn, wird beispielsweise dem Ausschnitt die doppelte Gr\u00f6\u00dfe gegeben, so gelangt auch die doppelte Lichtmenge in das Innere des Raumes, und auch die Menge des reflectirten Lichtes ist, vollst\u00e4ndig unregelm\u00e4\u00dfige Reflexion vorausgesetzt, auf jeder Fl\u00e4cheneinheit der W\u00e4nde des dunklen Raumes jetzt die doppelte. Bes\u00e4\u00dfe jetzt die Oeffnung noch die gleiche Gr\u00f6\u00dfe wie vorher, so m\u00fcsste die Helligkeit des Ausschnittes zweimal so gro\u00df sein. Der Ausschnitt ist jedoch doppelt so gro\u00df geworden, und es gelangt daher aus dem Innern des dunklen Raumes die vierfache Lichtmenge in das Auge des Beobachters.\nSetzt man die Lichtmenge, welche bei einer Oeffnung des Ausschnittes von 1\u00b0 aus dem Innern des Rohres reflectirt wird, = k, so lautet die oben angef\u00fchrte, nunmehr corrigirte Gleichung:\n(360 \u2014 a) x + a^k \u2014 l + (360 \u2014 b)x\t(2)\nEs seien bei einer anderen Anordnung der Sectoren die Ma\u00dfzahlen der Ringe ax und bx, so ergibt sich\n(360 \u2014 ax)x + a^k = bx + (360 \u2014 bx)x\n3)","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nA. Kirschmann.\nNun hat man zwei Gleichungen mit 2 Unbekannten, aus welchen sich x und k leicht berechnen lassen. Anfangs verfuhr ich auch thats\u00e4chlich in dieser Weise, musste mich jedoch bald \u00fcberzeugen, dass es eine vergebliche M\u00fche sei, da die in Frage stehenden Werthe f\u00fcr k so au\u00dferordentlich klein sind, dass sie gegen\u00fcber den trotz aller Sorgfalt nicht zu vermeidenden geringf\u00fcgigen Fehlern, wie sie durch Ungleichm\u00e4\u00dfigkeit der Fl\u00e4chen, Unregelm\u00e4\u00dfigkeit der Beleuchtung etc. verursacht werden, gar nicht in Betracht kommen k\u00f6nnen. Man wird dies erkl\u00e4rlich finden, wenn man in Erw\u00e4gung zieht, dass der Fl\u00e4cheninhalt des schwarzen Ausschnittes im h\u00f6chsten Falle \u2019/jo von dem der ganzen Scheibe betr\u00e4gt, und demnach die Menge des durch den Ausschnitt nach au\u00dfen gelangenden Lichtes nach obigen Ausf\u00fchrungen = yi00 der Helligkeit der ganzen Oeff-nung des Rohres gleichzusetzen ist. Nun ist aber die volle Oeffnung des Rohres mindestens eben so dunkel wie das Pariser Schwarz, womit die schwarzen Sectoren angemalt wurden, also nach Aubert\nry, nach Lehmann \u2014 von Wei\u00df. Somit repr\u00e4sentirt der Ausschnitt\nim \u00e4u\u00dfersten Falle eine Helligkeit von \u2014^ bis \u2014^ von derjenigen\ndes wei\u00dfen Cartons. Thats\u00e4chlich aber ist die Lichtmenge noch bedeutend geringer, da einerseits der Ausschnitt nie ganz zur Verwendung gelangt, anderseits aber die volle Oeffnung des dunkeln Raumes keineswegs dem geschw\u00e4rzten Carton an Helligkeit gleichkommt, sondern neben diesem auf den ersten Blick als ein viel tieferes Schwarz erscheint. Es handelt sich somit um Helligkeitsgr\u00f6\u00dfen, die weit jenseits der hier in Betracht kommenden Unterschiedsschwelle und sicherlich auch unter der absoluten Empfindungsschwelle liegen.\nAus einem der letzten Hefte von Pfl\u00fcger\u2019s Archiv1) ersehe ich, dass Professor Herin|g einen der oben beschriebenen geschw\u00e4rzten R\u00f6hre ganz \u00e4hnlich construirten Apparat zur Herstellung eines dunkeln Raumes benutzt. Wenn er die ganze Oeffnung eines innen geschw\u00e4rzten Kastens bei seinen Farbenversuchen als v\u00f6llig lichtlosen Hintergrund verwendet, so wird man die geringe Licht-\n1) Eine Vorrichtung zur Farbenmischung, zur Diagnose der Farhenhlindheit und zur Untersuchung der Contrasterscheinungen. Pfl\u00fcger\u2019s Archiv, 42. Band, S. 125.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Ein photometrischer Apparat zu psychophysischen Zwecken.\t299\nmenge, welche der kleine Ausschnitt des oben geschilderten Apparates noch reflectirt, sicherlieh vernachl\u00e4ssigen d\u00fcrfen.\nZu den vorerw\u00e4hnten Contrastversuchen, \u00fcber welche an anderer Stelle berichtet werden soll, wurden genau dasselbe Pariser Schwarz, dieselben Cartons und die n\u00e4mliche Beleuchtung angewandt, welche schon von Lehmann und Neiglick benutzt worden waren. Die mit dem beschriebenen Apparate ausgef\u00fchrten photometrischen Versuche ergaben f\u00fcr die in Frage stehenden geschw\u00e4rzten und wei\u00dfen Cartons das Helligkeitsverh\u00e4ltniss 1:66,2. Dies Resultat ist das Mittel aus einer Reihe von Versuchen und weicht nur sehr wenig von den Ergebnissen der Messungen Lehmann\u2019s, welcher 1:68 gefunden hatte, ab.\nDie geschw\u00e4rzten Sectoren erlangen allem Anscheine nach, wenn sie l\u00e4ngere Zeit dem Lichte ausgesetzt werden, eine gr\u00f6\u00dfere Reflexionsf\u00e4higkeit. Ein l\u00e4ngere Zeit in Gebrauch gewesener\nschwarzer Sector zeigte eine Helligkeit von -,jj von derjenigen des wei\u00dfen Cartons.\nBei \u00e4hnlichen Messungen, welche unter verschiedener Beleuchtung angestellt wurden, ergaben sich die nachstehenden Werthe f\u00fcr die Helligkeit des Pariser Schwarz. Das Wei\u00df des Cartons, der \u00fcbrigens nicht derselbe wie der vorerw\u00e4hnte zu den Contrastversuchen verwandte war, ist = 1 gesetzt.\n1 1\nI.\tbei\tLampenlicht (Petroleum)\t599 \u2014\tg(j\nII.\tbei\tGaslicht\t5^2\nIII.\tbei\tdiffusem Tageslicht\tgjnp\nLeider war es nicht m\u00f6glich, die Versuche\tauch im directen Sonnen-\nlichte anzustellen, da die Geschwindigkeit des Rotationsapparates hierzu nicht ausreichte.\nDie Verschiedenheit der Werthe bei den verschiedenen Beleuchtungen berechtigt keineswegs zu dem Schl\u00fcsse, dass die St\u00e4rke der Beleuchtung einen Einfluss auf das Helligkeitsverh\u00e4ltniss der zu pr\u00fcfenden Fl\u00e4chen habe, sondern kann ebenso gut darauf zur\u00fcckgef\u00fchrt werden , dass hier weniger die Intensit\u00e4t der angewandten Lichtquellen als vielmehr deren verschiedene F\u00e4rbung in","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300 A. Kirschmann. Ein photometrischer Apparat zu psychophysischen Zwecken.\nBetracht kommt. Wei\u00dfe Cartons und wei\u00dfes Papier erscheinen nur so lange farblos, solange man nicht Objecte von reinerem und intensiverem Wei\u00df zum Vergleich daneben hat. Der in Rede stehende Carton hatte thats\u00e4chlich einen Stich in\u2019s Gelbliche und hot somit der Reflexion der Strahlen der Petroleumlampe g\u00fcnstigere Bedingungen als dem Gaslicht, welches weniger gelb ist, und diesem wieder g\u00fcnstigere als dem wei\u00dfen Tageslicht.\nNachstehend folgen noch die Angaben des Helligkeitsverh\u00e4ltnisses einiger anderer mehr oder minder schwarz erscheinender Farbstoffe, ebenfalls auf die Helligkeit des vorerw\u00e4hnten wei\u00dfen Cartons (= 1) bezogen.\n\tbei Lampenlicht\t' im diffus. Tageslicht\nPariser Schwarz\t\t-L- (1)\t1\n\t59,9 \\60/\t57,2\nChinesische Tusche\t\tt\t1\n\t25,6\t20,2\nIndigo\t\t1 26,8\t1 27\nGraphit (Faber BB)\t\t1 8,6\t1 8,9\nGraphit (Faber B)\t\t1 6,2\t1 5,9\nDas Indigblau war so stark aufgetragen, dass es nicht mehr blau erschien ; ein leichter Anflug von Kupferroth, der Fluorescenz-farbe des Indigos, war jedoch nicht zu vermeiden.\nDie zur Messung der Helligkeit des Graphits mit Bleistift (erste Qualit\u00e4t Faberstifte) geschw\u00e4rzten Sectoren waren zur Beseitigung des st\u00f6renden Glanzes ganz leicht mit Tusche \u00fcberstrichen, wodurch sie indes nicht merklich dunkler wurden.\nZum Schl\u00fcsse sei mir noch gestattet, darauf hinzuweisen, dass der in Rede stehende Apparat au\u00dfer zu photometrischen Messungen auch zu andern Zwecken benutzt werden k\u00f6nnte: so zur Ermittelung der Unterschiedsempfindlichkeit, wobei die Einrichtung des wei\u00dfen Sectors, welche eine \u00e4u\u00dferst minimale Aenderung der Winkelverh\u00e4ltnisse erm\u00f6glicht, gute Dienste leisten d\u00fcrfte,'ferner zur Mischung farbigen Lichtes mit m\u00f6glichst reinem Schwarz. Zu diesen Zwecken d\u00fcrfte es sich jedoch empfehlen, die Scheiben nicht aus Carton, sondern aus d\u00fcnnem Metallblech anzufertigen, da solches nicht allein haltbarer ist, sondern auch eine weit genauere Einstellung und Centrirung gestatten w\u00fcrde.","page":300}],"identifier":"lit4163","issued":"1889","language":"de","pages":"292-300","startpages":"292","title":"Ein photometrischer Apparat zu psychophysischen Zwecken","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:52.443172+00:00"}