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{"created":"2022-01-31T12:24:30.324075+00:00","id":"lit4171","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Schischm\u00e1now, Iwan","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 5: 558-600","fulltext":[{"file":"p0558.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des intervailsinnes.\nVon\nIwan Schischmanow.\nDen ersten Ansto\u00df zur Untersuchung der Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Intervalle gab der heftige Streit, der gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts zwischen Marpurg und Kirnberger, den Anh\u00e4ngern der gleichschwebenden und der ungleichschwebenden Temperatur, entbrannte1).\nBekanntlich ist dieser Streit noch lange nicht geschlichtet. Die beste, allen theoretischen und praktischen Anforderungen entsprechende musikalische Temperatur l\u00e4sst noch heute auf sich warten ; hat doch die Ueberzeugung, mit den gew\u00f6hnlichen musikalischen Hilfsmitteln eine angemessene Temperatur hervorzubringen, sogar zu Versuchen gef\u00fchrt, mit Hilfe einer sehr erheblichen Vermehrung der T\u00f6ne innerhalb der Octave dem Ideal einer absolut reinen Stimmung nahe zu kommen2). Immerhin sind die Vorschl\u00e4ge zur Auffindung einer richtigen Temperatur im gew\u00f6hnlichen Sinne noch keineswegs definitiv ersch\u00f6pft, aber l\u00e4ngst hat der Streit ruhigere Bahnen eingeschlagen, die Heftigkeit der Polemik ist billigerweise der objectiven wissenschaftlichen Er\u00f6rterung gewichen.\nWie ganz anders zu der Zeit, als Marpurg noch nicht zu\n1)\tVgl. Kirnberger, \u00bbDie Construction der gleichschwebenden Temperatur\u00ab. Berlin 1760. Von demselben: \u00bbDie Kunst des reinen Satzes\u00ab, Berlin, 1774 bis 1779. 2 Bde. Marpurg, \u00bbVersuch \u00fcber die Temperatur\u00ab. Breslau, 1776.\n2)\tVgl. Helmholtz, \u00bbDie Lehre von den Tonempfindungen\u00ab III. Ausgabe, S. 496 fg. Ebenda S. 631, Beilage XVIII.","page":558},{"file":"p0559.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t559\nentschiedenerem Ansehen gelangt war, als die von ihm verfochtenen Grunds\u00e4tze der Musik selbst von M\u00e4nnern wie Euler ung\u00fcnstig beurtheilt wurden. Wie heftig die Meinungen aufeinander platzten, wrie bitter sich die Parteien bekriegten, davon gibt uns reichlich kund die ausgiebige Literatur, die sich an jenen Streit kn\u00fcpft. Es herrschte ein vollst\u00e4ndiger Antagonismus zwischen den beiden musiktheoretischen Lagern, und die Verwirrung wurde dadurch noch heilloser, dass die Vertreter der ungleichschwebenden Temperatur selbst uneinig waren \u00fcber die beste zu befolgende Theorie.\nDas System der gleichschwebenden Temperatur war seiner Natur nach streng abgeschlossen und konnte, einmal festgesetzt, keine Um\u00e4nderung seines Gef\u00fcges dulden. Nicht so das System der ungleichschwebenden Temperatur. Hier war der Speculation und der Willk\u00fcr freier Raum gegeben, und jeder konnte eine eigene Temperatur ersinnen, ein Umstand, der die ungeheure Anzahl ungleichschwebender Temperaturen aus jener Zeit leicht erkl\u00e4rlich macht. Aber freilich wurden nur wenige dieser \u00bbSysteme\u00ab einstimmig f\u00fcr gut anerkannt, obwohl beinahe jeder Erfinder einer Temperatur die seinige f\u00fcr die beste zu halten geneigt war und dieselbe f\u00fcr die einzig nat\u00fcrliche erkl\u00e4rte.\nWie dem sei, bei der eminent praktischen Bedeutung der Temperaturfrage war es undenkbar, den aufgeworfenen Streit auf rein speculativem Boden auszutragen. Die erfundenen Systeme mussten sich doch, wenn sie nicht f\u00fcr m\u00fc\u00dfige Hirngespinnste gelten wollten, der Praxis anpassen und zun\u00e4chst ihre Sanction vom Instrumentenverfertiger oder dem praktischen Musiker erhalten. Es galt nicht allein auf eine mathematisch correcte Abmessung der Intervalle Bedacht zu nehmen, sondern auch den Grenzen der musikalischen Technik und gleichzeitig den Forderungen des musikalischen Geh\u00f6rs geb\u00fchrend Rechnung zu tragen, so dass diejenigen Theoretiker, die s\u00e4mmtliche Seiten der Frage ber\u00fccksichtigten, nat\u00fcrlich die gr\u00f6\u00dften Aussichten auf Erfolg hatten, dagegen solche, die sich nur auf Speculation st\u00fctzten und sich sonst wenig um die thats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse k\u00fcmmerten, Gefahr liefen, vollst\u00e4ndig ignorirt zu werden, freilich oft \u00fcber das geb\u00fchrliche, wie beispielsweise Euler, der es nur diesem Umstande verdankt, dass sein in mancher Beziehung grundlegendes Werk \u00bbTentamen novae theo-","page":559},{"file":"p0560.txt","language":"de","ocr_de":"560\nIwan Schischm\u00e0now.\nriae musicae\u00ab seinerzeit von den Musikern so ung\u00fcnstig beurtheilt wurde, als ein Werk, das mehr mathematische Speculation, als musikalisch Brauchbares enthalte1).\nSo musste denn nach und nach bei der Er\u00f6rterung der Frage der besten Temperatur auch die Erfahrung mitzusprechen anfangen. Schon \u00e4ltere musikalische Werke enthalten zerstreut manche triftige Bemerkung \u00fcber die Sch\u00e4tzungsf\u00e4higkeit f\u00fcr dieses oder jenes Intervall. Freilich waren diese gelegentlichen Notizen h\u00f6chst d\u00fcrftig, fragmentarisch und nur zu oft aus der Luft gegriffen, aber trotz der M\u00e4ngel, die ihnen anhaften, besitzen sie doch einen gewissen Werth, insofern sie hier und da als Ankn\u00fcpfungspunkte zu weiteren Pr\u00fcfungen gedient haben, so dass man selbst in jenen sp\u00e4rlichen Angaben \u00e4lterer Autoren \u00fcber die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Intervalle die Entwicklung unseres Problems bis zu Delezenne mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verfolgen kann.\nWir sehen nat\u00fcrlich hier ab von den Anticipationen sp\u00e4terer Resultate, wie sie sich in den Speculationen mancher Theoretiker \u00fcber die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Intervalle im Zusammenhang mit den Verh\u00e4ltnisszahlen der T\u00f6ne darbieten, obwohl nicht selten auch diese Speculationen sich auf die Erfahrung berufen, und werden nur wenige Belege aus der \u00e4lteren musikalischen Literatur anf\u00fchren, die auf eine experimentelle Untersuchung der Frage, um die es sich hier handelt, hin weisen oder hindr\u00e4ngen.\n\u00bbIch glaube mit Recht behaupten zu k\u00f6nnen\u00ab, f\u00fchrt Chladni2)\n1) Hier eine Stelle aus dem \u00bbPlus-Ultra\u00ab des Matheson (S. 545), der Euler\u2019s Werk einer scharfen Kritik unterzogen hat. Ich f\u00fchre sie nicht allein wegen ihrer Originalit\u00e4t an, sondern weil sie wirklich bezeichnend ist f\u00fcr die Stimmung gewisser Kreise seiner Zeit gegen die Uebertreibung der Bedeutung der Mathematik auf dem Gebiete der musikalischen Theorie: \u00bbDen Satz aber, dass ein richtiges, n\u00e4mlich ein vern\u00fcnftiges (!) Geh\u00f6r allein und nicht die Mathematik sowohl den ersten als letzten Ausspruch in allen musikalischen Dingen thun muss, den sollen mir stehen und fest bleiben lassen die pythagorische, ptolem\u00e4ische, euklidische und alle anderen altmathematischen Schulen ; auch alle neuen Zahl-, Mess- und Gewichtskr\u00e4mer mit ihren Tabellen, Generalbassmaschinen und Ger\u00fcsten; alle versunkene Algebraisten, erstarrte Contrapunktisten, steife Canonisten, schulf\u00fcchsige Proportions , Leiter- und Rationsh\u00e4ndler, Verh\u00e4ltniss-fechter, kahle Temperaturflicker, ohnm\u00e4chtige Melodienspinner, gesanglose H\u00fcm-per und St\u00fcmper, h\u00f6lzerne Notenkleckser, n\u00fcchterne Pedalritter, abgeschmackte Grillenf\u00e4nger etc.\u00ab\n2; \u00bbDie Akustik\u00ab, Leipzig 1802. S. 51 fg.","page":560},{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t5 61\naus, \u00bbdass vielleicht niemand im Stande sein m\u00f6chte, eine Octave, ja nicht einmal zwei T\u00f6ne in Einklang f\u00fcr sich vollkommen rein abzustimmen. Will man sich von dieser Behauptung, die vielleicht mancher Stimmmeister nicht wird zugehen wollen, f\u00fcr die ich aber, wenn es n\u00f6thig w\u00e4re, Autorit\u00e4ten vorz\u00fcglicher Tonk\u00fcnstler anf\u00fchren k\u00f6nnte, durch die Erfahrung \u00fcberzeugen, so stimme man auf einem Instrumente, wo sich die T\u00f6ne aushalten lassen (wie auf einer Orgel, einer Harmonika, einem Bogenfl\u00fcgel), das eingestrichene c nebst seinem gro\u00dfen Dreiklange so richtig als m\u00f6glich, so dass die gro\u00dfe Terz e ein wenig erh\u00f6ht und die Quinte g ein wenig erniedrigt ist, und dieser Dreiklang eine gute Wirkung auf das Geh\u00f6r thut; sodann stimme man das zweigestrichene c-e-g, jedes f\u00fcr sich allein, als Octave des tieferen, aber ohne einen anderen Ton zu Hilfe zu nehmen, oder im Ged\u00e4chtnisse behalten zu haben, und gebe sodann die T\u00f6ne c-e-g zusammen an, so wird man meistens finden, dass sie nicht recht zusammenpassen und bei einem und dem anderen noch ein wenig muss nachgeholfen werden. Die Ursache liegt darin, weil das Geh\u00f6r bei einem Intervalle \u00f6fters eine sehr kleine Abweichung von der Beinigkeit nicht bemerkt, und z. B. ein Inter-\u201e\t.\t1,0001\t,\t0,9999\t.\t....\t.\t,\t, 2,0001\t,\nval1 wie Uooo\u00f6 oder T\u00f6oo\u00f6 \u00a7ewiss fur emen Linklan\u00a7\u2019 und 1,0000 oder\n1 9999\nt'o\u00d6\u00d6\u00d6 fdr eine Octave halten w\u00fcrde.\u00ab\nDem gegen\u00fcber behauptet der Verfasser des Artikels \u00bbConso-nanz\u00ab in Sulzer\u2019s \u00bbAllg. Theorie der sch\u00f6nen K\u00fcnste\u00ab1) : \u00bbDas Verh\u00e4ltnis 99 : 100, oder noch mehr 999 : 1000 macht ein ganz unertr\u00e4gliches Geschwirre, welches, sobald das Verh\u00e4ltnis in die Gleichheit (1000:1000) \u00fcbergeht, sich in die angenehmste Consonanz aufl\u00f6st.\u00ab\nWir sehen hier ganz deutliche Ans\u00e4tze zu einer experimentellen Behandlung unserer Frage. An diese Zeugnisse schlie\u00dfen sich an die Zeugnisse der Praktiker. So manche \u00bbAnweisung, wie man Claviere stimmen k\u00f6nne\u00ab, oder wie all\u2019 die Handb\u00fcchlein betitelt wurden, bieten interessante, wenngleich sehr allgemein gehaltene Angaben \u00fcber die Sch\u00e4tzung der Intervallenreinheit. In dieser Beziehung konnten selbst solche Behauptungen, welche den allgemeinen Annahmen widersprachen, anregend wirken.\n1) Erster Theil. (Leipzig 1778.) S. 306.","page":561},{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"562\nIwan Schischm\u00e0now.\nSo fand, um ein Beispiel anzuf\u00fchren, T\u00fcrk1) in folgender Ausf\u00fchrung eines .praktischen Stimmers einen merkw\u00fcrdigen Widerspruch zu seiner Behauptung, dass die Octave das fasslichste Ver-h\u00e4ltniss habe und gar keine Abweichung von der ihr zukommenden Beinigkeit vertrage: \u00bbDie Stimmung blos nach Octaven ist, so viel ich gefunden, die schwerste, und, weil sie die st\u00e4rkste Ausweichung und Ver\u00e4nderung, ohne dass es das Geh\u00f6r merklich wahmimmt, leidet, zugleich die betr\u00fcglichste. Man kann hiervon nicht besser \u00fcberzeugt werden, als wenn man auf zweien neben einander stehenden Clavieren einen Fundamentton v\u00f6llig rein und gleichlautend, hierauf aber die Octaven eines jeden Claviers nacheinander, ohne den Fundamentalton gegen die anderen Octaven zu h\u00f6ren, besonders stimmet, und nach geschehener Arbeit die gestimmten oberen Octaven auf beiden Clavieren zugleich anschl\u00e4gt u. s. w., wo man einen gro\u00dfen Unterschied zwischen beiden T\u00f6nen bemerken wird.\u00ab\nWohl am interessantesten unter allen diesen Anzeichen einer angehenden, sich allm\u00e4hlich vorbereitenden experimentellen Behandlung unseres Problems bleiben jedoch die Herausforderungen, welche die sich feindlich gegen\u00fcberstehenden Anh\u00e4nger der gleichschwebenden und der ungleichschwebenden Temperatur gegeneinander richteten. \u2014 Es wimmelt in \u00e4lteren musiktheoretischen Streitschriften von k\u00fchnen Provocationen :\n\u00bbWer kann sich r\u00fchmen nur eine Quinte nach dem Geh\u00f6re so zu stimmen, dass sie gerade um die Kleinigkeit, die die gleichschwebende Temperatur (ein Zw\u00f6lftel des diatonischen Commas) abw\u00e4rts schwebe?\u00ab ruft pathetisch ein Anh\u00e4nger der Kirnberger-schen Theorie aus2).\nHiergegen antwortet ein Anh\u00e4nger der gleichschwebenden Temperatur3) nicht minder zuversichtlich: \u00bbWer kann sich r\u00fchmen eine Quinte nach dem Geh\u00f6r so zu stimmen, dass sie gerade um 51 /2 Zw\u00f6lftel des diatonischen Commas abw\u00e4rts schwebe, wie dies die Kirnberger\u2019sche Temperatur erfordert?\u00ab\nSo spitzte sich also die Frage zu, es schien, als wolle man\n1)\tAnleitung zu Temperaturberechnungen, Halle, 1808, S. 321 Anm.\n2)\tSulz er, Op. eit. Artikel Temperatur. Bd. H. S. 283.\n3)\tT\u00fcrk, Op. eit. S. 316 Anm.","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t563\nnichts mehr auf Treu und Glauben annehmen, ja, es hatte selbst an Versuchen nicht gefehlt, die gleichschwebende Temperatur theoretisch zu rechtfertigen1), aber im Allgemeinen zog man es doch vor, sich in letzter Instanz \u00bbauf die au\u00dferordentlich zweckm\u00e4\u00dfige und wohlth\u00e4tige Unvollkommenheit des Geh\u00f6rs zu berufen, welche einzig und allein die Existenz einer brauchbaren Musik erm\u00f6gliche\u00ab.\nEs ist wirklich zu verwundern, dass bei einem solchen Stande der Dinge unser Problem nicht in Deutschland zuerst aufgegriffen wurde. Schien doch hier der Boden zu seiner Entwicklung durch den theoretischen Streit l\u00e4ngst vorbereitet, hier und da waren selbst Anf\u00e4nge einer experimentellen Pr\u00fcfung gemacht worden.\nDer erste, der die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr die Intervalle zum Gegenst\u00e4nde einer systematischen Untersuchung machte, war aber Delezenne, ein franz\u00f6sischer Gelehrter, und auch dieser wurde zu seiner Arbeit einzig und allein durch die Frage der musikalischen Temperatur angeregt.\nAnlass zu seiner Untersuchung gab ihm zun\u00e4chst der franz\u00f6sische Musiktheoretiker Galin, durch eine in seinem 1818 erschienenen Werke: \u00bbExposition d'une nouvelle m\u00e9thode pour l\u2019enseignement de la musique\u00ab aufgestellte Behauptung, dass die Intervalle der n\u00e4mlichen Art innerhalb der Octave vollkommen gleich seien, dass es also unberechtigt sei, einen Unterschied zwischen dem Intervalle c\u2014d und d\u2014e anzunehmen, und dass folglich alle Theoretiker, die einer solchen Annahme gehuldigt haben oder huldigen, sich im Irrthum bef\u00e4nden.\nMit dieser ketzerischen Behauptung nicht zufrieden ging Galin noch weiter, er leugnete \u00fcberhaupt, dass man exacte Kenntniss von der L\u00e4nge der Saiten, welche die T\u00f6ne der Scala erzeugen, haben k\u00f6nne. Um diese Behauptungen zu widerlegen, rief Dele-zenne das Experiment zu Hilfe. \u00bbA des assertions et des hypoth\u00e8ses je tacherai de r\u00e9pondre par le raisonnement aid\u00e9 de l\u2019exp\u00e9rience.\u00ab Es hatte wahrlich lange gebraucht, his die Erkenntniss von der Nothwendigkeit des Experimentes auf unserem Gebiete gereift war.\n1) Vgl. Herb art, \u00bbPsychologische Untersuchung zur Tonlehre\u00ab. Werke, Bd. VII, S. 1 ff. Ebenso Galin a. a. O.\nWundt, Philos. Studien. V.\t3g","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"564\nIwan Schischm\u00e0now.\nDie Ergebnisse seiner Untersuchung legte Delezenne nieder in e^ner Denkschrift an die Lille\u2019er \u00bbSoci\u00e9t\u00e9 des sciences, de l\u2019agriculture et des arts\u00ab unter dem Titel \u00bbM\u00e9moires sur les valeurs num\u00e9riques des notes de la Gamme.\u00ab1).\nNicht alles, was in diesem M\u00e9moire ausgef\u00fchrt wird, bietet ein gleiches Interesse f\u00fcr uns. Das Hauptbestreben Delezenne\u2019s ging ja weniger dahin, die Empfindlichkeitsgrenze f\u00fcr die einzelnen Intervalle genau zu bestimmen, sondern vielmehr im Allgemeinen die gro\u00dfe Empfindlichkeit des musikalischen Geh\u00f6res f\u00fcr die Abweichung von der Reinheit der Intervalle nachzuweisen sodann zu zeigen, dass die ge\u00fcbten Violinspieler niemals einen Fehler von einem Comma vernachl\u00e4ssigen, um auf Grund dieser Ergebnisse die praktische Forderung einer eigenen Temperatur f\u00fcr die Streichinstrumente, denen er vorz\u00fcglich seine Aufmerksamkeit widmet, zu stellen.\nSeine Thesen res\u00fcmieren sich in folgendem:\na)\t\u00bbC\u2019est \u00e0 tort que la g\u00e9n\u00e9ralit\u00e9 des ma\u00eetres es des amateurs soutiennent et rep\u00e8tent que dans la pratique l\u2019oreille est abso-\n81\nlument insensible au comma ^, et qu\u2019il faut abandonner ces\n.mis\u00e8res aux p\u00e9dans, aux math\u00e9maticiens\u00ab2) und\nb)\t\u00bbII est temps de compl\u00e9ter par des exp\u00e9riences directes la preuve que les bons artistes sont plus p\u00e9dans, plus math\u00e9maticiens qu\u2019on ne le pense.\u00ab3)\nWir haben nat\u00fcrlich nur jene Seite von Delezenne\u2019s Untersuchung zu ber\u00fccksichtigen, welche direct auf unser Problem Bezug nimmt In dieser Hinsicht erstreckte sich dieselbe nur auf T\u00f6ne von 90\u2014180 Schwingungen und auf folgende 4 Intervalle: 'Quinte, Octave, gr. Terz und gr. Sexte, die auch mit ziemlicher Ausf\u00fchrlichkeit in seiner Denkschrift abgehandelt sind.\nDass neben diesen auch die Quarte einer experimentellen Pr\u00fcfung unterzogen worden sei, geht aus folgender knapp gehaltenen Bemerkung hervor: \u00bbJe me suis d\u2019ailleurs ass\u00fbr\u00e9 parl\u2019exp\u00e9-\n1)\tErschienen in dem \u00bbRecueil des travaux de la soci\u00e9t\u00e9 des sciences, de l\u2019agriculture et des arts de Lille\u00ab Ann\u00e9e 1826 et U Semestre de 1827. S. 1\u201456.\n2)\tOp. oit. S. 52.\t\u2022 ,\n3)\tOp. cit. S. 53.","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"565\nUntersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\nrien ce que 1 oreille ne tol\u00e8re pas sur lui (das Intervall der Quarte) une erreur plus grande qu\u2019un tiers de comma\u00ab.1) N\u00e4here Angaben \u00fcber \\ ersuchsverfahren etc. liegen leider nicht vor.\nDelezenne ist somit der erste, der nicht blos die ebenmerkliche Abweichung von der Reinheit des Einklangs bestimmte, sondern auch von anderen Intervallen.\nIndessen trotz des Interesses, welches die von ihm gef\u00f6rderten Resultate boten, trotz der hohen Bedeutung der behandelten Frage f\u00fcr die Fundamentallehren der Kanonik blieb Delezenne lange Zeit wenn nicht ganz unbekannt, so doch der einzige Forscher auf dem neuerschlossenen Gebiete der Tonpsychologie.\nGewisse Ergebnisse seiner Untersuchung standen au\u00dferdem zu sehr in Widerspruch mit manchen festgewurzelten Annahmen, um allseitig Anklang zu finden. So namentlich wurde seine Behauptung, dass der ge\u00fcbte Violinist oder Cellist in der Durscala den gro\u00dfen und kleinen Ton unterscheiden, also in der That reine Scala spielen und sich fast von aller Temperatur freihalten k\u00f6nnen, mit Misstrauen aufgenommen; stand sie doch in v\u00f6lligem Gegens\u00e4tze zu der damals \u00fcberwiegenden, wo nicht allgemein angenommenen Ansicht von der Geltung der gew\u00f6hnlichen gleichschwebenden Temperatur auch f\u00fcr die Streichinstrumente.\nAber gerade diese paradox scheinenden Behauptungen mussten endlich den Wunsch rege machen, Delezenne\u2019s in mancher Beziehung interessante Versuche aufzugreifen. So schrieb Drobisch noch im Jahre 1855: \u00bbEine Wiederholung und Erweiterung seiner Versuche w\u00e4re .... \u00e4u\u00dferst w\u00fcnschenswerth, da sich zuletzt nur auf experimentalem Wege wird feststellen lassen, welcher gleichschwebenden Temperatur sich das Spiel auf jenen Instrumenten (es handelt sich zun\u00e4chst um die Streichinstrumente) am meisten n\u00e4hert, und unter welchen Umst\u00e4nden etwa der Spieler von ihr zu Gunsten der Reinheit abweicht.\u00ab2)\nVon einem anderen Standpunkte sprach sich Fechner f\u00fcr eine baldige Verification von Delezenne\u2019s Versuchen aus:\n1)\tOp. cit. S. 13.\n2)\tAbhandlungen der mathematisch-physischen Classe der k\u00f6nigl. s\u00e4chs. Ges. der Wiss. II. Bd. 1855. \u00bbUeber musikalische Tonbestimmung und Temperatur\u00ab. S. 7.\n38!","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\nIwan Schischm\u00e0now.\n\u00bbObwohl diese Versuche mit gro\u00dfem Flei\u00dfe und mit Sorgfalt angestellt scheinen, fehlt doch leider eine eigentlich exacte Methode dabei, so dass man der Vergleichbarkeit der gefundenen Zahlen nicht zu viel Zutrauen schenken kann. Es w\u00e4re daher sehr zu w\u00fcnschen, dass diese f\u00fcr die musikalische Aus\u00fcbung wie f\u00fcr die Theorie der musikalischen Empfindung gleich wichtigen Bestimmungen theils nach der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle, theils der mittleren Fehler, unter jedesmaliger genauer Wahrung der Vergleichbarkeit mit verschiedenen Personen von schlechtem und gutem Geh\u00f6r wiederholt w\u00fcrden, da die vom Verfasser angewandte Methode der ebenmerklichen Unterschiede oder der Grenzfehler kein hinreichend scharfes Resultat gew\u00e4hren kann.\u00ab1)\nTrotz ihrer Dringlichkeit blieben jedoch diese W\u00fcnsche lange unerf\u00fcllt.\nSeebeck, der unmittelbar in Delezenne\u2019s Fu\u00dfstapfen trat, obgleich er dessen Resultate nur aus einer kurzen Notiz in Fech-ner\u2019s \u00bbRepertorium der Physik\u00ab (Bd: I. S. 341) kannte, beschr\u00e4nkte seine Untersuchung lediglich auf die Prime und vernachl\u00e4ssigte g\u00e4nzlich die Pr\u00fcfung der \u00fcbrigen Intervalle. Hinsichtlich dieser letzteren begn\u00fcgt er sich nur zu bemerken, dass man bei ihnen im Allgemeinen eine geringere F\u00e4higkeit, kleine Fehler der Stimmung zu erkennen, vermuthen darf, wobei nat\u00fcrlich die Uehung einen gro\u00dfen Einfluss haben m\u00fcsse.2)\nDie von Fechner undDrobisch geforderte Revision s\u00e4mmt-licher Resultate von Delezenne\u2019s Untersuchung erfolgte erst f\u00fcnf Decennien nach dem Erscheinen der oben citierten Denkschrift. Es war Prey er,3) der sich als erster dieser Aufgabe unterzog. Wohl mit verschiedenen Mitteln ausger\u00fcstet, aber sich im Grunde der n\u00e4mlichen Methode bedienend, nahm er die Pr\u00fcfung folgender Intervalle der ungestrichenen Octave vor: Octave, Quinte, Quarte, gro\u00dfe und kleine Terz, gro\u00dfe und kleine Sexte und Secunde.\n1)\tElemente der Psychophysik. 1. Aufl. Leipzig 1860. 1. Theil. S. 261.\n2)\tPogg. Annalen der Physik und Chemie. Bd. LXVIII (1846) \u00bbBeitr\u00e4ge zur Physiologie des Geh\u00f6r- und Gesichtssinnes. S. 449\u2014465. S. 462 : Ueber die F\u00e4higkeit des Geh\u00f6rs, sehr kleine Unterschiede der Tonh\u00f6he zu erkennen.\n3)\tPhysiologische Abhand 1. 1. Reihe. 1. Heft. Jena 1876. S. 38 bis 65: \u00bbDie Empfindlichkeit des Intervallensinnes\u00ab.","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t567\nBedauerlicherweise blieb auch Preyer\u2019s Untersuchung unvollst\u00e4ndig. Von den angef\u00fchrten Intervallen sind streng genommen nur die vier ersten mehr oder weniger ersch\u00f6pfend gepr\u00fcft, dagegen konnten die \u00fcbrigen aus n\u00e4her zu er\u00f6rternden Gr\u00fcnden einer genaueren Untersuchung nicht unterzogen werden.\nSo war es denn geboten, das Problem des Intervallsinnes' von neuem gr\u00fcndlich vorzunehmen. Die Aufgabe, eine endg\u00fcltige L\u00f6sung desselben zu versuchen, fiel diesmal dem psychologischen Seminar zu Leipzig zu. Aus einer kurzen Notiz, die ich heim Beginne meiner Untersuchung im Archiv des Seminars vorfand, ersehe ich, dass die Pr\u00fcfung des Intervallsinnes zum erstenmal von Herrn Martin w\u00e4hrend des Sommers 1886 begonnen wurde. Dieselbe beschr\u00e4nkte sich auf eine gr\u00f6\u00dfere Beihe von Versuchen mit der gro\u00dfen Terz (G \u2014 255 \u2022 49 , e \u2014 319 \u2022 36) und der Quinte (C \u2014 356, g \u2014 384). Die gewonnenen Eesultate waren jedoch unzureichend und unsicher. Es konnte nur soviel festgestellt werden, dass hei der Terz \u00f6fters sehr schlechte Sch\u00e4tzungen vorkamen, w\u00e4hrend die Quinte auffallend gut erkannt wurde. Ein Semester sp\u00e4ter wurde diese Untersuchung von den Herrn Peisker und Dr. 0. K\u00fclpe aufgenommen und auch bis zur Gewinnung einiger fester Grenzwerthe gef\u00f6rdert. Es liegen mir als Besultat dieser sorgf\u00e4ltigen und in jeder Hinsicht zuverl\u00e4ssigen Untersuchung einige Tabellen vor, die ich bei Besprechung meiner Ergebnisse zu ber\u00fccksichtigen gedenke.\nAber auch diesesmal vereitelte der Zufall die Zuendef\u00fchrung der angefangenen Untersuchung. Herr Peisker sah sich gezwungen seine Arbeit noch vor Abschluss aufzugehen, und da es ihm weiterhin nicht m\u00f6glich wurde, zu derselben zur\u00fcckzukehren, blieb nichts anderes \u00fcbrig, als die Untersuchung von neuem aufzunehmen.\nMit der Leitung derselben wurde diesesmal von Herrn Prof. Wundt der Verfasser betraut, wobei ihm als Versuchspersonen die Herren stud. phil. K. Krestov und stud. phil. F. Pfohl an die Seite gestellt wurden. Diesen beiden und ganz vorz\u00fcglich meinem Landsmanne und Collegen Krestov, der hei diesen langwierigen und erm\u00fcdenden Versuchen treu bis zu Ende ausharrte, statte ich meinen innigsten Dank ah. Zu besonderem Danke verpflichtete","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"568\nIwan Schischm\u00e0now.\nmich auch Herr Dr. 0. K\u00fclpe dadurch, dass er mir seine Erfahrungen auf diesem Gebiete bereitwilligst mittheilte.\nBevor ich nun an die Darstellung der Resultate meiner Untersuchung schreite, die von mir selbst\u00e4ndig, ohne R\u00fccksicht auf Peisker\u2019s Ergebnisse, aufgenommen und durch 2 Semester (W. S. 1887 und S. S. 1888) f\u00fcr folgende 10 Intervalle der eingestrichenen Octave durchgef\u00fchrt wurde : Octave, Quinte , Quarte, gro\u00dfe und kleine Terz, gr. und kl. Sexte, gr. und kl. Septime und Secunde, erachte ich es f\u00fcr ersprie\u00dflich, \u00fcber die bei meinen Versuchen angewandten Tonquellen, Versuchsanordnung und Methode mit steter Ber\u00fccksichtigung meiner Vorg\u00e4nger eingehender zu berichten.\nAls Tonquellen dienten mir eine Reihe von Stimmgabeln, die auf einem auf ihren Grundton abgestimmten, an der einen Seite offenen Resonanzraum aus Holz befestigt sind und theils von R. K\u00f6nig in Paris (d \u2014 288, f \u2014 34L3, a = 426'6, h = 480), theils von G. Appunn in Hanau herr\u00fchren (e = 320, es = 3072, g \u2014 384, c = 512); sie wollen wir, so weit sie bis jetzt aufgez\u00e4hlt, kurzweg Intervallgabeln nennen, zum Unterschiede von der Vergleichsgabel und der Normalgabel, 2 tieferen Appunn\u2019sehen c-Gabeln (256), von denen die erste durch die Verschiebung zweier an ihren Armen angebrachter Laufgewichte beliebig verstimmt werden konnte, die letztere dagegen unver\u00e4nderlich war und nur zur Ermittelung des Consonanzpunktes und der Schwebungen diente.\nF\u00fcr die kleine Sexte und f\u00fcr die kleine Septime standen mir keine eigenen Gabeln zu Gebote, sodass die Pr\u00fcfung derselben mit den K\u00f6nig\u2019schen Gabeln h und a vorgenommen werden musste, wobei die c-Gabel entsprechend erh\u00f6ht wurde.\nBisher waren zu unserem Zwecke nur Monochord, Tonmesser und Tondifferenzapparat angewendet worden, ersteres von Delezenne, die beiden letzteren von Prey er.\nDie Metallsaite des Monochords, welche vor dem Gebrauche noch auf ihre Dichtigkeit und ihren Durchmesser auf das genaueste gepr\u00fcft wurde, hatte zwischen den beiden feststehenden Stegen eine L\u00e4nge von 1147 mm und konnte durch einen untergestellten","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t569\nbeweglichen Steg, der zugesch\u00e4rft und durch eine andere scharfe Kante gegen die Saite gedr\u00fcckt war, vollkommen genau nach dem Verh\u00e4ltniss der untersuchten Intervalle abgetheilt werden. Die Empfindlichkeitsgrenze wurde durch geringe Verschiebungen des beweglichen Steges nach rechts oder links vom genau bestimmten Theilungspunkte ermittelt.\nUngeachtet mancher Vorz\u00fcge, die ein so einfaches Instrument, wie das Monochord, zu bieten vermag, scheint mir dessen Verwendung zu unseren Versuchen doch im Allgemeinen unzweckm\u00e4\u00dfig; denn es l\u00e4sst die Metallsaite in ihrer Spannung bei l\u00e4ngerem Gebrauche immer etwas nach, sodann ist der Contact des beweglichen Steges mit der daraufliegenden Saite schwer zu regeln, und drittens ist eine minimale Aenderung der Reize durch eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Stufen unm\u00f6glich.\nPreyer gebrauchte vorzugsweise einen Tonmesser, den er selbst , stimmte, und nur in einem Falle (bei der Pr\u00fcfung der Octave) wandte er auch den Tondifferenzapparat an. Der erstere gab von 128 zu 256 Schwingungen um je 4 Schwingungen fortschreitend 33 Zungent\u00f6ne, sodass leicht wenig verminderte und \u00fcberm\u00e4\u00dfige Terzen und kleine Sexten und Quarten, sowie einige Quinten hergestellt werden konnten.\nWohl m\u00f6gen diese Apparate im Einzelnen diesen oder jenen Vortheil bieten \u2014, aber dass sie gerade zu so delicaten Experimenten sich am besten eignen, dass sie den h\u00f6chsten Grad von objectiver Zuverl\u00e4ssigkeit zu bieten im Stande seien, dies wird wohl schwerlich jemand behaupten wollen, der selbst nur indirect durch Prey er\u2019s Beschreibung mit ihrer Leistungsf\u00e4higkeit vertraut geworden ist. Abgesehen davon, dass Zungenkl\u00e4nge nicht die zu unseren Versuchen w\u00fcnschenswerthe Einfachheit besitzen, dass der Temperatureinfluss auf Metallzungen viel gr\u00f6\u00dfer ist als auf Stimmgabeln, namentlich aber bleibender, da Stimmgabeln mit der Wiederkehr derselben Temperatur wieder zur selben Schwingungszahl zur\u00fcckkehren, Metallzungen wegen der dabei stattfindenden Nebenbedingungen aber nicht, litt speciell der eine Apparat, der Tonmesser, an technischen Unvollkommenheiten, die ihn zu exacten Bestimmungen vielfach untauglich machten. Nur dem unzureichenden Umfange der Tonquellen ist es zu verdanken, dass","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nIwan Schischm\u00e0now.\nPrey er einige wichtige Intervalle entweder gar nicht oder nur ungen\u00fcgend einer experimentellen Pr\u00fcfung unterziehen konnte.\nEs ist nur zu bedauern, dass Preyer, wenn er schon den Stimmgabeln abhold war, nicht wenigstens den seitdem von H. Appunn construirten umfangreicheren Tonmesser von 129 Zungen, welche von 2 zu 2 Schwingungen fortschreiten, benutzen konnte/ Gewiss h\u00e4tten seine Resultate dadurch an Pr\u00e4cision gewonnen ; wie sie uns jetzt vorliegen, tragen sie leider nur allzusehr das Gepr\u00e4ge der Quelle, der sie entstammen.\nWas Preyer gegen den Gebrauch unserer Tonquellen ein-Avendet, verliert viel von seiner Sch\u00e4rfe, wenn man Obiges in Betracht zieht und Vortheile und Nachtheile beider Arten von musikalischen Hilfsmitteln auch nur summarisch abw\u00e4gt. Merkw\u00fcrdiger Weise ist die Ver\u00e4nderlichkeit der Stimmgabeln unter dem Einfl\u00fcsse der Temperatur der einzige Grund, welcher Preyer bestimmt hat, sich um einen neuen Apparat f\u00fcr seine Versuche umzusehen. Nun ist aber die von Preyer behauptete Unempfindlichkeit der Metallzungen f\u00fcr Temperaturunterschiede \u2014 wie schon oben angedeutet wurde \u2014 eine sehr bedingte, andererseits bietet die Regelung der Temperaturunterschiede im Versuchszimmer so wenig Schwierigkeiten, dass man wahrlich nicht wohl daran thut, sich noch all der \u00fcbrigen Vortheile der Klangeinfachheit, der bequemeren, leichteren Handhabung der Instrumente und ganz vorz\u00fcglich der genaueren Abstufung der Reizintensit\u00e4ten zu begeben, um seine Fragen an Apparate zu richten, die oft entweder gar keine oder nur unvollkommene Antworten geben und zur Bildung eines sicheren Urtheils den Beobachter wenig bef\u00e4higen.\nStimmgabeln sind und bleiben demnach, trotz allem, was man gegen sie einwenden mag, von allen bisher gebrauchten Ton quellen die sichersten, aber freilich m\u00fcssen bei ihrer Anwendung die Bedingungen der Zuverl\u00e4ssigkeit auf das Strengste beobachtet, und alles, was der Objectivit\u00e4t des Urtheils irgendwie nachtheilig sein k\u00f6nnte, soviel als m\u00f6glich ferngehalten werden.\nHaupts\u00e4chlich muss f\u00fcr ein gleichm\u00e4\u00dfiges Anschl\u00e4gen der zu vergleichenden Stimmgabeln gesorgt werden.\nWie sehr die St\u00e4rkeschwankungen die Zuverl\u00e4ssigkeit des qualitativen Urtheiles beeintr\u00e4chtigen k\u00f6nnen, und wie wichtig es daher","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n571\nist, durch langanhaltende Uebung eine gewisse Geschicklichkeit und untr\u00fcgliche Sicherheit in der Erzeugung gleicher Tonst\u00e4rken zu erlangen, bevor man an die Gewinnung einigerma\u00dfen genauer Werthe schreiten kann, erhellt am deutlichsten aus der Unsicherheit, die in der Beantwortung der Frage, \u00bboh unter zwei qualitativ unmerklich verschiedenen T\u00f6nen der st\u00e4rkere f\u00fcr den h\u00f6heren gehalten wird oder umgekehrt\u00ab, unter den Gelehrten noch immer herrscht.\nW\u00e4hrend Stumpf1), gest\u00fctzt auf eigene Beobachtung, glaubt eher annehmen zu m\u00fcssen, dass bei falschen Urtheilen vorwiegend der st\u00e4rkere Ton f\u00fcr h\u00f6her gehalten wird, beziehungsweise die Verst\u00e4rkung als Erh\u00f6hung, dagegen die Schw\u00e4chung als Vertiefung vom Geh\u00f6r aufgefasst werde, f\u00fchrt Mach2) Zeugnisse verschiedener zuverl\u00e4ssiger Beobachter an, welche die Frage ganz im entgegengesetzten Sinne entscheiden. Ich kann mich hier auf Weiteres nicht einlassen. Wie man sich diese Erscheinung auch erkl\u00e4ren mag, sicher ist, dass Schwankungen in der Intensit\u00e4t des Reizes h\u00f6chst nachtheilig f\u00fcr die Beurtheilung der erregten Empfindungen sein k\u00f6nnen, und dass man daher beim Experimentiren den gr\u00f6\u00dften Bedacht auf eine Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der einwirkenden und zu vergleichenden Reize nehmen muss. Speciell Stimmgabeln und unter ihnen die tieferen sind ja ziemlich empfindlich f\u00fcr St\u00e4rkeschwankungen. Die Richtung, nach welcher diese Ver\u00e4nderung bei uns vor sich zu gehen pflegte, war die von Mach bezeugte: jede bedeutende Verst\u00e4rkung wurde als eine Vertiefung wahrgenommen, jede Schw\u00e4chung des Reizes als eine Erh\u00f6hung. T\u00e4uschungen dieser Art verschwinden jedoch leicht noch im Laufe der ersten Vor\u00fcbungen. Die Hand gewinnt mit der Zeit eine erstaunliche Sicherheit in dem Gebrauch der Instrumente, und selbst die geringste unwillk\u00fcrliche Abweichung von der normalen Intensit\u00e4t wird sogleich gef\u00fchlt.\nZum Anschl\u00e4gen der Gabeln bedienten wir uns eines kleinen eisernen, mit Kautschuk und Leder \u00fcberzogenen Hammers.\n1)\tTonpsychologie. I. Bd. Leipzig 1883. S. 237.\n2)\tUeber einige der physiolog. Akustik angeh\u00f6rige Erscheinungen. Sitzungsberichte der Wien. Akad. der Wiss. 1864. Vgl. auchAberle, Die T\u00e4uschungen in der Wahrnehmung der Entfernung der Tonquellen. Dissert. T\u00fcbingen 1868. S. 11 fg.","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"572\nIwan Schischm\u00e0now.\nUm die genaue Vergleichung der geweckten Empfindungen und somit die Sicherheit der Urtheilsbildung zu erm\u00f6glichen, wurde selbstverst\u00e4ndlich auch auf eine ausreichende und regelm\u00e4\u00dfige Dauer der Reize und ebenso auf eine gen\u00fcgende und genau abgemessene zeitliche Distanz (Zwischenpause) gesehen, was durch ein rechtzeitiges D\u00e4mpfen der Gabeln mit der flachen Hand genau geregelt werden kann.\nF\u00fcr die Elimination solcher Fehler, welche aus der Verschiedenheit der Zeitlage folgen, ist durch die hier in Anwendung gebrachte und n\u00e4her zu er\u00f6rternde Methode gen\u00fcgend gesorgt.\nDie Versuchsperson sa\u00df gew\u00f6hnlich mit dem R\u00fccken gegen den Experimentator und trachtete wom\u00f6glich in der n\u00e4mlichen Lage w\u00e4hrend der ganzen Versuchsreihe zu verharren.\nJede Ablenkung der Aufmerksamkeit durch \u00e4u\u00dfere Umst\u00e4nde ist nat\u00fcrlich bei so heiklen Versuchen zu verh\u00fcten.\nWenn zuf\u00e4llig irgend eine St\u00f6rung eintrat, wurde die ganze Versuchsreihe, falls sich keine Erm\u00fcdung eingestellt hatte, wiederholt.\nDie Dauer einer einzelnen Versuchsreihe betrug gew\u00f6hnlich 20\u201425 Minuten. Es wurden niemals mehr als 2 Reihen an einem Tage ausgef\u00fchrt, um eine Erm\u00fcdung des Geh\u00f6rs zu verhindern. Durch die zureichende Zahl der Beobachter war es m\u00f6glich, eine au\u00dferordentlich zweckm\u00e4\u00dfige Gruppirung der Versuche einzuf\u00fchren, sodass der Experimentator niemals noch in der n\u00e4mlichen Stunde als Versuchsperson zu fungieren brauchte.\n^Durch den j\u00e4hen Austritt eines der Mitbeobachter, Herrn Pfohl, war ich leider gezwungen, diese Vorsichtsma\u00dfregel aufzugeben, da es aus triftigen Gr\u00fcnden nicht r\u00e4thlich schien, einen Ersatz f\u00fcr den austretenden Theilnehmer zu suchen.\nSo ist denn die Untersuchung des Intervallsinnes im weiteren Verlaufe nur von mir unter Mitwirkung meines Landsmannes K. Krestov weiter gef\u00fchrt und beendigt worden.\nDer Einfluss der Uebung hat sich auch bei uns deutlich bemerkbar gemacht, insofern bei einer sp\u00e4teren Wiederholung der auf dasselbe Intervall bez\u00fcglichen Versuche eine gr\u00f6\u00dfere Feinheit der Unterschiedsempfindlichkeit hervortrat, jedoch \u00e4nderte sich dadurch das Verh\u00e4ltniss der einzelnen Intervalle in Bezug auf ihre Stellung innerhalb der Empfindlichkeitsreihe nicht im geringsten.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t573\nWas unsere individuellen Geh\u00f6rsanlagen anbetrifft, habe ich zu bemerken, dass ich selbst mit ziemlicher Uebung Violine spiele und namentlich in der Stimmung des Instruments ge\u00fcbt bin, dagegen ist Krestov ohne jede musikalische Uebung und hat nie ein Instrument gespielt.\nDie Versuchspersonen meiner Vorg\u00e4nger auf diesem Gebiete hatten sich fast ausschlie\u00dflich aus der Mitte der musikalisch Gebildeten recrutirt und zeichneten sich durchwegs durch eine ungew\u00f6hnliche Feinheit des Unterscheidungsverm\u00f6gens aus.\nDen Experimenten Delezenne\u2019s unterzogen sich zwar auch \u00bbplusieures personnes absolument \u00e9trang\u00e8res \u00e0 la th\u00e9orie et \u00e0 la pratique de la musique\u00ab, auch einige ganz Unge\u00fcbte, allein ma\u00dfgebend waren ihm doch die Urtheile einiger K\u00fcnstler und Virtuosen, Rebier, Baumann, Laurens, Delannoy, \u00bbqui ont la juste reputation d\u2019avoir l\u2019oreille extr\u00eamement delicate et juste\u00ab1). Ebenso fu\u00dft auch Preyer\u2019s Untersuchung fast ausschlie\u00dflich auf den Beobachtungen ausgezeichneter Musiker. Die von ihm f\u00fcr die einzelnen Intervalle zusammengestellten Tabellen beziehen sich einzig und allein auf die Aussagen zweier vorz\u00fcglicher Musiker, die sich durch einen seltenen Intervallsinn auszeichneten, n\u00e4mlich der Herren G. Appunn in Hanau und Michael von Davidoff aus Moskau, Meister des Violinspiels2). Es ist klar, dass weder Delezenne noch Prey er methodisch in der Wahl ihrer Beobachter verfahren sind.\nDie bevorzugte Verwendung musikalisch Gebildeter hat zwar nicht zu untersch\u00e4tzende Vortheile ; unleugbar werden durch eine passende Auslese die m\u00fchevollen und langwierigen Vorversuche aus der Rechnung gebracht, aber wo es gilt allgemeinere S\u00e4tze aufzustellen, wird man denn doch auch dem unbefangenen Urtheil eines minder Ge\u00fcbten ebensoviel Aufmerksamkeit widmen m\u00fcssen, wie dem Urtheile eines sehr Ge\u00fcbten.\nIch huldige zwar nicht mit G. E. M\u00fcller3) der Meinung, dass, je gr\u00f6\u00dfer die musikalische Bildung des Beobachters, desto weniger auf ein Urtheil desselben \u00fcber die Gleichheit oder Ungleichheit zweier \u00fcbermerklicher H\u00f6henunterschiede zu legen sei, muss es aber\n1)\tC. c. p. 9.\n2)\tZu unterscheiden von dem ber\u00fchmten Violoncellospieler Karl Davidoff.\n3)\tZur Grundlegung der Psychophysik. 2. Ausg. S. 289.","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\nIwan Schischm\u00e2iiow.\nwenigstens dahingestellt sein lassen, oh das Urtheil solcher Beobachter von ihrer musikalischen Erfahrung, die oft sehr einseitig ausgehildet sein kann, in allen F\u00e4llen vollkommen unbeeinflusst bleibt.\nDie ausschlie\u00dfliche Verwendung einer Kategorie von Versuchspersonen ist also unzweckm\u00e4\u00dfig. Den gr\u00f6\u00dften Vortheil bietet selbstverst\u00e4ndlich ein Verfahren, welches alle Kategorien urtheilsf\u00e4higer Beobachter einschlie\u00dft, etwa Musiker von Fach, musikalisch Ge\u00fcbte (Dilettanten) und minder Ge\u00fcbte \u2014 eine Combination, wie sie auch bei unseren Versuchen geplant war und nur durch den zu fr\u00fchen Austritt des Vertreters der ersten Kategorie vereitelt wurde.\nEinige Worte noch \u00fcber die hier angewandte Methode.\nDelezenne hatte die Methode der ehenmerklichen Unterschiede oder der Grenzfehler befolgt.\nDass dieselbe sich wenig zu Untersuchungen auf dem Gebiete des Intervallsinnes eigne und durch eine andere, sch\u00e4rfere Resultate gew\u00e4hrende Methode zu ersetzen sei, war schon von Fechner in der ersten Auflage seiner \u00bbElemente der Psycliophvsik\u00ab ausdr\u00fccklich hervorgehoben worden.\nEs ist nur zu bedauern, dass Preyer diesen unzweideutigen Wink nicht beherzigt und es im Gro\u00dfen und Ganzen vorgezogen hat, das Verfahren Delezenne\u2019s beizuhehalten.\nSo k\u00f6nnen weder Prey er\u2019s noch Delezenne\u2019s Experimente mehr als den Werth von Vorversuchen beanspruchen, die wohl im allgemeinen eine Orientirung \u00fcber das untersuchte Gebiet erm\u00f6glichen, aber im einzelnen n\u00e4her gepr\u00fcft werden m\u00fcssen. Insofern Preyer nicht von einem unbestimmten gr\u00f6\u00dferen Vergleichsreiz, sondern vom Gleichheitspunkte ausgeht, hat sein Verfahren zwar einen bedeutenden Vortheil \u00fcber jene psychophysischen Ma\u00dfmethoden, welche, ihren Ausgangspunkt von einem sicher \u00fcbermerklichen Vergleichsreiz nehmend, oft das Sinnesorgan und die Aufmerksamkeit erm\u00fcden, aber dieser Vortheil wird andererseits stark aufgewogen durch den Mangel einer vollkommen stetigen Abstufung der Reize, einen Mangel, der freilich seinen Hauptgrund in der Unzul\u00e4nglichkeit der gebrauchten Apparate hat.\nDie Einzelwerthe differiren oft hei Beginn gleich um eine Schwingung. Von dem fast reinen Intervall der kleinen Sexte","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Interrallsinnes.\t575\n139-62: 223-48 (Differenz 0-088 Schw.) wird gleich ein Sprung zu dem \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Intervall 131-60:211-65 (Differenz 1-090) gemacht, oder von 167-68:223-48 (Differenz 0-093) zu 183-53:243-35 (Ver-mind. Quarte, Diff. 1-356) ; dann aber wird pl\u00f6tzlich zur\u00fcckgekehrt von 199-59:223-48 (Diff. 1'058) auf 135-63: 151-80 (Verm. Secunde. Diff. 0-783) etc.\nDurch das Sprunghafte des Verfahrens ist nat\u00fcrlich auch eine genauere Bestimmung der Schwellenwerthe durch eine Mittelziehung unm\u00f6glich gemacht. Noch mehr werden aber die Chancen der Sicherheit beeintr\u00e4chtigt durch die unzureichende oder ungleichm\u00e4\u00dfige Anzahl der vorhandenen Urtheile beider Beobachter, so z. B. liegen von Davidoff 20 Bestimmungen f\u00fcr die Quarte vor, dagegen von Appunn nur 11.\nAuch war es nicht rathsam, die Urtheile beider Beobachter ohne R\u00fccksicht auf die individuellen Verschiedenheiten als gleichwerthig zu behandeln und aus ihnen Schl\u00fcsse zu ziehen, die sich bei genauerer Pr\u00fcfung nur f\u00fcr den einen Beobachter als g\u00fcltig erweisen, keineswegs aber bestimmend f\u00fcr den zweiten sein k\u00f6nnen. So finde ich P r e y e r \u2019 s Behauptung, dass die kleine Sexte fraglos den letzten Platz unter den von ihm untersuchten Intervallen einnehme und die kleine Terz den vorletzten nur f\u00fcr den einen der Beobachter, f\u00fcr Davidoff best\u00e4tigt, w\u00e4hrend f\u00fcr Appunn die Empfindlichkeitsreihe sich etwas anders gestaltet.\nDie bei meinen Versuchen eingehaltene Methode ist die von Prof. Wundt eingef\u00fchrte und im ersten Bande der \u00bbPhilosophischen Studien\u00ab eingehend dargestellte Methode der Minimal\u00e4nderungen.\nSpeciell f\u00fcr die Untersuchung der Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Tonh\u00f6hen ist sie neuerdings von E. Luft mit Erfolg in Anwendung gebracht und beschrieben worden in dem IV. Bde. ebend.\nIch verweise f\u00fcr das N\u00e4here auf diese beiden Abhandlungen und will mich hier mit einigen kurzen Andeutungen begn\u00fcgen.\nBekanntlich unterscheidet sich die Methode der Minimal\u00e4nderungen von der ihr zu Grunde liegenden \u00e4lteren Methode der ebenmerklichen Unterschiede erstens durch den Ausgangspunkt der Vergleichung, sodann aber durch eine reich variirte Combination","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\nIwan Sehischm\u00e2now.\nder Theilversuche, welche eine Elimination der vorhandenen Fehler in hohem Ma\u00dfe sichert.\nUm jedes tastende Verfahren in der Feststellung der Eben-merklichkeitspunkte zu beseitigen, wird der Vergleichsreiz nicht so gew\u00e4hlt, dass er sicher die Grenze des Ebenmerklichen \u00fcberschreitet, sondern er wird dem Normalreiz gleich gemacht.\nEs galt daher bei unseren Versuchen zun\u00e4chst die zu vergleichenden Gabeln auf ihren Gleichungspunkt zu stimmen. Dies geschah durch das simultane Anschl\u00e4gen der Normalgabel (N), der Vergleichsgabel ( V) und der jeweiligen Intervallgabel (/).\nIm weiteren gestalteten sich unsere Versuche nach der bezeich-neten Methode folgenderma\u00dfen. Nachdem die Richtung, in der die Ver\u00e4nderung des Intervalles zu geschehen hatte, dem Beobachter angegeben (nach oben, d. h. nach den Gabelenden, oder nach unten, nach dem Griff) und der objective Gleichungspunkt gut eingepr\u00e4gt war, wurden die Laufgewichte der Vergleichsgabel nach der vorherbestimmten Richtung um je 1 mm verschoben, bis zu dem Punkte, wo das Intervall ebenmerklich unrein (eben zu tief, eben zu hoch) gesch\u00e4tzt wurde. Dieser Punkt wurde aufgezeichnet, aber noch um einiges \u00fcberschritten, bis der Unterschied deutlich wurde (deutlich tief oder hoch) ; dann ging es in der n\u00e4mlichen Weise zur\u00fcck bis zu dem Punkte, wo das Intervall f\u00fcr das subjective Empfinden den Consonanzpunkt erreicht. Das n\u00e4mliche Verfahren wurde nach der entgegengesetzten Richtung eingehalten.\nJede Versuchsreihe lieferte demnach entsprechend den 4 Theil-versuchen 4 Bestimmungen, die je nach der Zeitlage und der befolgten Richtung etwas von einander abweichende Werthe repr\u00e4-sentiren.\nDieser Umstand gew\u00e4hrt eine ersch\u00f6pfende und regelm\u00e4\u00dfige Variation der Versuche.\nIn dieser Beziehung bieten unsere Tonquellen folgende M\u00f6glichkeiten :\nI.\tDie Vergleichsgabel wird zuerst angeschlagen ( VJ).\nII.\tDie Intervallgabel wird zuerst angeschlagen (,TV).\nIII.\tDie Vergleichsgabel wird wesentlich erh\u00f6ht (w).\nIV.\tDie Vergleichsgabel wird wesentlich vermindert (o).\nWir haben demnach folgende Versuchsreihen:","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t577\nVJ0 und JV0\nmit den prim\u00e4ren Werthen t (tiefj und g0 (gleich nach oben) und den secund\u00e4ren h (hoch) und gu (gleich nach unten) und ebenso\nJVU und VJU\nmit h und gu (prim\u00e4r) und t, g0 (secund\u00e4r).\nDiese 4 verschiedenen Reihen (VJ0, VJU1 J V01 JVU) wurden mit jedem Beobachter f\u00fcr jedes Intervall je 3mal vorgenommen, sodass die Pr\u00fcfung eines Tonverh\u00e4ltnisses nur nach 12, resp. 24 Versuchsreihen als abgeschlossen betrachtet wurde.\nDie weitere Anwendung der Methode mag wohl am passendsten an einem Beispiele gezeigt werden. Ich w\u00e4hle zu diesem Zwecke die Octave meiner Sch\u00e4tzung und bemerke, dass die einzelnen Werthe der Rohversuchstabelle die Schwingungsdifferenzen der verglichenen T\u00f6ne (256 und 512) in einer Secunde f\u00fcr jeden Eben- und jeden Untermerklichkeitspunkt, wie sie genau vermittelst der Schwebungen bestimmt wurden, repr\u00e4sentiren.\nVJo\t\t\t\tJV0\t\t\t\nt\t9\th\t9\tt\t9\th\t9\n0-655\t0-333\t0-453\t0-200\t0-333\t0-333\t0-200\t0-200\n0-332\t0 332\t0-199\t0-199\t0-334\t\u2014\t0-200\t\u2014\n0333\t\u2014\t0-200\t\u2014\t0-332\t\u2014\t0-199\t\u2014\nyju\t\t\t\tJVu\t\t\t\nh\t9\tt\t9\th\t9\tt\t9\n0-435\t\u2014\t0-335\t0-335\t0-451\t0-198\t0-909\t0-332\n0-200\t\u2014\t0 333\t\u2014\t0-200\t\u2014\t0-333\t\u2014\n0-198\t\u2014\t0-330\t\u2014\t0-198\t\u2014\t0-330\t\u2014\nDie Verarbeitung der Rohwerthe geschieht wie folgt:\nI. Durch Mittelziehung aus den Werthen von je 3 entsprechenden Punkten und sodann aus t+g0, wie h + gu werden J0 und Jw die obere und die untere Unterschiedsschwelle f\u00fcr VJ0, JV0, VJU und JVU einzeln ermittelt.","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nIwan Schischm\u00e0now.\n\tVJ0\tVJU\tJV\u201e\tJVU\n\t0-330\t0-233\t0-222\t0-317\n\u20224\u00bb\t0-208\t0-142\t0132\t0-174\nII.\tWerden die Fehler eliminirt, welche aus der Verschiedenheit der Zeitlage resultiren, durch Mittelziehung aus den zusammengeh\u00f6rigen Werthen der Versuchsordnungen VJ0 etc., wobei folgende Combinationen eingehalten werden:\nVJ0 + VJU;\nJV0 + JVU\\\nVJ0 + JV0\\\nVJU + JVU\n\tyj0 + yju\tJVo + JVu\tVJo + JVo\tVJu + JVU\\\n4,\t0-284\t0-269\t0-274\t0-277\nA\t0175\t8-153\t0170\t0-158\nIII.\tSuchen wir noch das Mittel aus den J0 und Ju s\u00e4mmt-licher obiger Eechengruppen. Die so festgestellten Werthe m\u00f6gen mit D0 und Du bezeichnet werden.\nD0 = 0-276 Du = 0-164\nUnd schlie\u00dflich werden\nIV.\tD0 und Du zusammengenommen und daraus der endg\u00fcltige Mittelwerth D bestimmt.\nD = 0-220.\nDiese Operation wurde bei der Bestimmung der Empfindlichkeitsgrenze s\u00e4mmtlicher untersuchten Tonverh\u00e4ltnisse in allen ihren Punkten streng eingehalten.\nBevor wir nun zu den einzelnen Intervallen \u00fcbergehen, muss ich noch erw\u00e4hnen, dass wir uns vor einem naheliegenden Fehler der Beurtheilung zu h\u00fcten gesucht haben. Es zeigte sich n\u00e4mlich eine gewisse Neigung, die Unterschiede des Intervalls hlos auf die","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n579\nVer\u00e4nderung der variablen Gabel zu beziehen, also nicht eine unmittelbare Sch\u00e4tzung der Intervallgr\u00f6\u00dfe, sondern eine solche der einfachen Qualit\u00e4ts\u00e4nderung an der Vergleichsgabel vorzunehmen. Selbstverst\u00e4ndlich musste eine derartige Verschiebung unserer eigentlichen Aufgabe vermieden werden, und dass uns dies gelungen, bezeugen die V erschiedenheiten, welche wir trotz der n\u00e4mlichen Vergleichsgabel bei den verschiedenen Intervallen erhalten haben.\nDie Octave. 2/t = 2\u2019000.\nDie Frage, ob dieses Intervall geringere Fehler vertrage als die Quinte, war selbst nach Delezenne und Preyer infolge der widersprechenden Resultate ihrer Untersuchung unentschieden geblieben. Ohne mich in unbedingten Gegensatz zu dem ersteren zu stellen, glaube ich dennoch auf Grund meiner Versuche der Octave in Uebereinstimmung mit Preyer die erste Stelle innerhalb der Empfindlichkeitsscala mit folgenden Schwellenwerthen anweisen zu m\u00fcssen :\nS\u00e4mmtliche Reihen.\nDn\nDu\nD\nSch.\n0-276\n0164\n0-220\nKr.\n0-408\n0-305\n0-356\n\t\tVJ\u201e\tVJU\t\u25a0rv\u00bb\tJVU\nSch.\t\t0-230\t0-238\t0-222\t0-317\n\tDu\t0 208\t0132\t0-142\t0174\nKr.\tD0\t0-383\t0-434\t0-543\t0-274\n\tDu\t0-320\t0199\t0-287\t0-426\nDoch nicht allein durch die relativ kleinsten Schwellenwerthe zeichnet sich die Octave als das bestunterscheidbare Intervall aus, sondern auch dadurch, dass bei ihr am \u00f6ftesten subjectiver und\nWundt, Philos. Studien. V.\tqq","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"Iwan Schischm\u00e0now.\n580\nobjectiver Gleichungspunkt zusammentrafen. Von 24 Bestimmungen wichen hei mir nur 9 nach der positiven oder negativen Seite ab, bei Krestow etwas mehr, sonst wurde der Consonanzpunkt genau gesch\u00e4tzt. Bei weitem nicht so g\u00fcnstig ist dieses Verh\u00e4ltmss bei den \u00fcbrigen Intervallen.\nWie angedeutet, weicht Delezenne in der Bestimmung der Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr die Octave von mir und Prey er ab. Er fand, dass, wenn die Saite eines Monochords genau nach dem Verh\u00e4ltniss 1:2 getheilt war, der Steg mindestens um 1 mm nach rechts oder links verschoben werden musste, damit die Abweichung von der Reinheit der Octave den musikalisch Ge\u00fcbten jedesmal merklich werde. Demnach \u00e4nderte sich das Verh\u00e4ltniss der Octave bei der Verschiebung nach links wie folgt:\nj 1147 \u2014 1\nnach der entgegengesetzten Seite:\n4 1147 \u2014 1\n1________= 1-99217.\nj 1147 + 1\nDie Unreinheit der Octave wurde also erkannt, sobald die absoluten Schwingungszahlen der beiden verglichenen T\u00f6ne sich wie 180-47-89-88, beziehungsweise 179-53 : 90T2 verhielten. Dies gibt eine absolute Schwingungsdifferenz von 0-710 Doppelschwingungen in der Secunde, sowohl f\u00fcr die Erh\u00f6hung als f\u00fcr die Verminderung des Intervalles (die reine Octave zu einem Grundton 89-88 ware 179-76 und zu 90-12 180-24) \u2014 ein exorbitanter Werth, sobald man die f\u00fcr die Quinte angegebenen Fehler in Betracht zieht\n(0.265 und 0'225).\t. .\nEin genauer Vergleich mit unseren Schwellenwerthen lasst sich\nselbstverst\u00e4ndlich wegen der Verschiedenheit der angewandten Methode und der differenten Tonlage, in der experiments wurde, nicht anstellen. Wenn man nur die Resultate der Rohversuche ber\u00fccksichtigte, so w\u00fcrde man auch bei uns mehr als einen Werth finden, der hart an 0 710 streift, ja sogar diesen \u00fcbertrifft, aber die einzelnen F\u00e4lle sind f\u00fcr uns nicht ma\u00dfgebend. Preyer konnte infolge des unzureichenden Umfangs seiner Tonquellen, wie schon","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinncs.\n581\neinmal bemerkt, die Octave nicht eingehender untersuchen ; doch seihst die wenigen Urtheile, die ihm Vorlagen, schienen ihm in dem Ma\u00dfe \u00fcberzeugend, dass er sich berechtigt glaubte, die Behauptung Delezenne\u2019s von der Priorit\u00e4t der Quinte umzusto\u00dfen und daf\u00fcr jene der Octave zu vertheidigen. Mit H\u00fclfe des Tonmessers konnte er zun\u00e4chst nur soviel feststellen, dass selbst Unge\u00fcbte das Intervall 127\u20186:251*23 (Diff. 3'97) unrein fanden. Ge\u00fcbten gen\u00fcgte eine Abweichung von 0T00 Schwingungen in der Secunde (127-6:255*3) um sofort die Dissonanz wahrzunehmen. Die weitere Pr\u00fcfung nahm Prey er mit dem Tondifferenzapparat vor, doch auch diesmal konnte er einen bestimmten Grenzwerth wegen der vielen unterlaufenen falschen Urtheile nicht feststellen.\nPeisker und K\u00fclpe sch\u00e4tzten die Octave mit gro\u00dfer Sicherheit:\n\tP.\tK.\nDo\t0-584\t0-593\nDu\t0-441\t0-267\nD\t0-512\t0-430\nDie relativ h\u00f6heren Werthe, welche bei diesen Beobachtern J)0 und Du aufweisen, entsprechen der verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringeren Empfindlichkeit beider f\u00fcr Intervallunterschiede, die sich auch in der Sch\u00e4tzung der \u00fcbrigen Tonverh\u00e4ltnisse bekundet.\nDie Quinte. 3/2 \u2014 P500.\nF\u00fcr dieses Intervall stellte ich folgende Empfindlichkeitsgrenzen fest:\nS\u00e4mmtliche Beihen.\n\tSch.\tKr.\nDo\t0-414\t0-40S\nDu\t0-253\t0 341\nI)\t0-332\t0-374\n39*","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"582\nIwan Schischm\u00e0now.\n\t\tVJ\u00dc\tVJu\tJV0\tJVu\nSch.\t4,\t0-294\t0-370\t0-628\t0-380\n\tJ\u00bb\t0-304\t0-188\t0-306\t0-216\nKr.\tJo\t0-534\t0-473\t0-290\t0-333\n\tJu\t0-198\t0-409\t0-397\t0-353\nDie Differenz in der Unterschiedsempfindlichkeit beider Beobachter ist hier nicht so betr\u00e4chtlich wie bei der Octave. Bemerkenswerth ist, dass Krestow\u2019s J0 unver\u00e4ndert gebliehen ist. Die geringere Sch\u00e4tzungsf\u00e4higkeit documentirt sich nur durch einen\ngeringen Zuwachs des zlu.\nDelezenne fand, dass Musiker und musikalisch Gebildete die Abweichung von der Reinheit des Intervalles wahrnahmen, sobald der Steg nur um l/2 mm nach rechts oder links verschoben wurde. Gem\u00e4\u00df dem Verh\u00e4ltniss der Seitenl\u00e4ngen\n3\n-1147\u20144\n\u25a01147 + 4\n= U4972\n41147 + 4\nuna\t_5------f = 1-5027, statt 1-5\nA 1147-A\nmachten die beiden T\u00f6ne 100-072 und 149-837 Schwingungen bei der Verschiebung des Steges nach rechts und 99-927, 150-160 hei der Verschiebung nach links. Im ersten Falle haben wir eine Verminderung des Intervalles um 0-265 Schwingungen (die reine Quinte zu 149-072 betr\u00e4gt 150-105) \u2014 im zweiten eine Erh\u00f6hung desselben um 0-225. Minder Ge\u00fcbte und Unmusikalische nahmen die Dissonanz wahr, sobald der Steg um 1 mm verschoben wurde. Die Abweichung von der Quinte 100:150 wurde somit erkannt, sobald der eine Ton 100-145, der andere 149-670 Schwingungen machte. Der wahrgenommene Fehler betrug 0-540 (f\u00fcr die Verminderung) .\nPrey er konnte das Intervall nicht genauer untersuchen, weil die unreinen Quinten, die ihm zur Verf\u00fcgung standen, s\u00e4mmtlich \u00fcbermerklich unrein waren und er nicht durch Schaben an den Zungen die Pr\u00fcfung der anderen Intervalle beeintr\u00e4chtigen wollte.","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n583\nSoviel lie\u00df sich jedoch feststellen, dass Unge\u00fcbte einen Fehler von 1'810 und 3'835 Schwingungen auf die verminderte Quinte und 2-190 und 3'690 auf die \u00fcberm\u00e4\u00dfige jedesmal wahrnahmen. Von den 6 fast reinen Quinten des Tonmessers, die er seinen Beobachtern Davidoff und Appunn zur Pr\u00fcfung vorlegen konnte, und die um 0'020, 0'080, 0T45, 0T90, 0'220 und 0'290 Schwingungen von der absoluten Consonanz ab wichen, wurden mit Ausnahme einer s\u00e4mmt-lich f\u00fcr vollkommen rein erkl\u00e4rt. Nur Appunn sch\u00e4tzte die Quinte, repr\u00e4sentirt durch die Schwingungszahlen 151 \"80 und 222'78, \u00bbeine Spur zu tief\u00ab. Der Fehler betr\u00e4gt 0'220 Schwingungen.\nAuch Peisker und K\u00fclpe zeigten eine geringere Empfindlichkeit f\u00fcr die Quinte im Vergleich zur Octave :\n\tP.\tK.\nDo\t0-633\t0-638\nDu\t0-436\t0-380\nD\t0-534\t0-509\nDie Differenz der einzelnen Schwellenwerthe beider Intervalle ist bei ihnen nicht so ausgesprochen wie bei mir. In dieser Hinsicht n\u00e4hern sie sich mehr Krestow, dem Octave und Quinte fast gleichwerthig erschienen. Die Quinte der gleichschwebenden Temperatur in dieser Tonlage kann als gut bezeichnet werden (1'5 = 1-498307). Die Verstimmung betr\u00e4gt nur 0'434 Schwingungen.\nDie Quarte. 4/3 = 1-333.\nDie Schwellenwerthe dieses Intervalls sind s\u00e4mmtlich gr\u00f6\u00dfer als die der Quinte, aber kleiner als jene der Terz.\n\tSch.\tKr.\nD0\t0-577\t0-435\nDu\t0-262\t0-371\nD\t0-419\t0-403","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"584\nIwan Schischm\u00e0now.\n\t\tVJ0\tVJU\tJV0\tJVU\nSch.\tJ0\t0-593\t0-438\t0-651\t0-629\n\tJu\t0 232\t0-374\t0 091\t0-352\nKr.\tJo\t0-584\t0142\t0-394\t0-622\n\tJ\u00ab\t0-274\t0-507\t0-239\t0-466\nAuch Preyer weist der Quarte (mit Umgehung der Secunde) unmittelbar die Stelle nach der Quinte an, wohl nicht ganz mit Unrecht, obgleich die absoluten Schwingungsdifferenzen uns eines anderen zu belehren scheinen. Vergleicht man seine Bestimmungen f\u00fcr die Quarte und die Terz, so wird man finden, dass diese letztere durch erheblich kleinere Werthe vertreten ist; sie m\u00fcsste folglich an die Stelle der Quarte treten \u2014 auch mit Recht, wenn sonst den relativ kleineren Zahlen im allgemeinen eine gr\u00f6\u00dfere Sicherheit in der Sch\u00e4tzung des Intervalls entsprochen h\u00e4tte, was nicht der Fall war. Im Gegentheil wies keines von den \u00fcbrigen gepr\u00fcften Tonverh\u00e4ltnissen so viele falsche Urtheile auf, wie die Terz. Es ist fast unglaublich, dass so ausgezeichnete Musiker wie David off und Appunn sich in dem Ma\u00dfe t\u00e4uschen konnten, der erstere, indem er 2mal eine \u00fcberm\u00e4\u00dfig erh\u00f6hte Terz f\u00fcr vermindert erkl\u00e4rte (die Differenz betrug im ersten Falle 0-990,-im zweiten sogar 2\u2022 050 Schwingungen), und ebenso Appunn, der bei der Sch\u00e4tzung des \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Intervalls 139-62: 195'59 angab, den 2. Ton \u00bbetwas zu tief\u00ab zu h\u00f6ren (Diff. 1\u2018005).\nPeisker und K\u00fclpe weichen in der Sch\u00e4tzung der Quarte von uns ab. Was die Stellung des Intervalls innerhalb der Empfindlichkeitsscala anbetrifft, so ist sie bei beiden Beobachtern eine nicht \u00fcbereinstimmende.\n\tP.\tK.\nDo\t0-974\t0-763\nDu\t0 490\t0-759\nD\t0-732\t0-761","page":584},{"file":"p0585.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n585\nDie Quarte der gleichschwebenden Temperatur (1-33 484 = 1 -'3) schwebt in dieser Tonlage um 0-419 Schwingungen in die H\u00f6he (256 : 34T719 = 256: 341-333). Die geforderte Verstimmung erreicht gerade den Werth, den ich f\u00fcr D habe.\nDie Terz. s/4 = 1-250.\nW\u00e4hrend wir bis jetzt gleichen Schritt hielten, gehen unsere Urtheile bei diesem Intervalle auseinander und zwar so, dass bei Krestow unmittelbar an die Quarte sich die gro\u00dfe Sexte anschlie\u00dft, bei mir dagegen die Ordnung: Octave, Quinte, Quarte, gro\u00dfe Terz eingehalten wird.\nDo\nDH\nD\nSch.\nKr.\n0 644\n0-326\n0-485\n0-656\n0-462\n0-559\n\t\tVJ0\tVJU\tJV0\tJ Vu\nSch.\tA\t0-857\t0-373\t0-736\t0-618\n\tA\t0-326\t0-449\t0-232\t0-309\nKr.\tA\t0-714\t0-525\t0-771\t0-617\n\tA\t0-573\t0-375\t0-406\t0-493\nDelezenne und Prey er fanden die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr dieses Intervall ziemlich niedrig, aber w\u00e4hrend der erstere ganz bestimmt die Terz der Sexte voranstellt, kann Prey er nicht sicher angeben, ob die gro\u00dfe Terz oder die gro\u00dfe Sexte der Quarte zun\u00e4chst liege.\nDelezenne f\u00fchrt in Betreff der Terz folgendes aus: \u00bbL\u2019exp\u00e9rience souvent repet\u00e9e m\u2019a rarement donn\u00e9 2 millim\u00e8tres d\u2019erreur, Il m\u2019est souvent arriv\u00e9 au contraire de trouver le chevalet au point de division. Cette consonnance est beaucoup moins tranch\u00e9e que celle de quinte, sans doute parce qu\u2019elle se rapproche d\u2019avantage de l\u2019unisson. Il faut une attention soutenue pour la bien saisir. Accor-","page":585},{"file":"p0586.txt","language":"de","ocr_de":"586\nIwan Schisthm\u00e0now.\ndons cependant un mouvement d\u2019un millim\u00e8tre vers la gauche. On aura ainsi par l\u2019erreur inapper\u00e7ue:\n-f-1147 + 1 _ 5 /81\\ 0-284 A 1147 \u2014 1\t4 \\80'\nc\u2019est \u00e0 dire un peu plus d\u2019un quart de comma\u00ab1).\nVorstehende Angaben sind hei weitem nicht so bestimmt, wie die \u00fcber die Octave und die Quinte. Delezenne begn\u00fcgt sich diesmal nur die Grenze zu bezeichnen, bis zu welcher das Intervall noch als rein aufgefasst wird, ohne das M%\u00df der Verschiebung f\u00fcr beide Richtungen (links und rechts) anzugehen. Jedenfalls kann die Verschiebung von 2 mm nicht als die normale angesehen werden.\n1-1147 + 1\nEntsprechend dem Verh\u00e4ltniss -j--------= 1'2544, statt 1*25 blieb\n-i 1147 \u2014 1\nnoch der Unterschied des Intervalles 107'83:135*26 unmerklich (Diff. 0-473).\nBei der Verschiebung von 2 mm w\u00fcrde sich das Verh\u00e4ltniss\n4 1147+ 2\nder beiden T\u00f6ne folgenderma\u00dfen gestalten: 4 \u2014\u2014\u2014\u2014 = 1*2588 und \u2014 1147 \u2014 2\n4--------= 1-2412 (107-66:135-52 und 108'21: 134-31 statt 108:135).\n4 1147 + 2\nDie Differenz betr\u00e4gt im ersten Falle 0-952, im zweiten 0'645. Wir d\u00fcrfen die wahre Grenze zwischen 0-473 und 0.645 suchen. Nach Peisker verhalten sich J0-.JU= 0-750:0-646 (P) und\n0-\t816:0-653 [K).\nDie Empfindlichkeit des ersteren Beobachters f\u00fcr dieses Intervall war geringer als f\u00fcr die Sexte. In dieser Hinsicht stimmt er vollkommen \u00fcberein mit Krestow, dagegen sch\u00e4tzte er umgekehrt die Terz besser als die Sexte und hier traf sein Urtheil mit meinem zusammen.\nDie Terz der gleichschwebenden Temperatur ist f\u00fcr unsere Lage und selbstverst\u00e4ndlich f\u00fcr unser Geh\u00f6r ganz schlecht (1-259921 =\n1-\t2500). Der Fehler betr\u00e4gt 2-539 Schwingungen (256:322-539 = 256: 320).\n1) Op. cit. S. 10.","page":586},{"file":"p0587.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n587\nDie gro\u00dfe Sexte. s/3 = D666.\nF\u00fcr dieses Intervall lie\u00dfen sich folgende Sch wellen werthe ermitteln.\nSch.\nD\u201e\nBu\nB\n0 659\n0-345\n0-502\nKr.\n0-604\n0-409\n0-506\n\t\tVJ0\tVJn\tJV0\tJVU\nSch.\tAo\t0-811\t0-467\t0-871\t0-487\n\t4\t0-261\t0-447\t0-352\t0-316\nKr.\t4\t0-890\t0-257\t0-585\t0-685\n\t4\t0-213\t0-642\t0-427\t0-356\nDelezenne bemerkt: \u00bbSi je recommence en reculant le chevalet d\u2019un millim\u00e8tre vers la gauche ou de 1-5 vers la droite, l\u2019erreur devient sensible. En faisant vibrer les deux cordes \u00e0 la fois, j\u2019ai \u00e0 tr\u00e8s-peu pr\u00e8s les m\u00eames limites d\u2019erreur. Ces erreurs en sense contraire et auxquelles l\u2019oreille est sensible sont donc\n5\t\u201e\nT 1147+ 1 __ 5 /gj, Q-299\nA 1147 \u20141\t3 *80/\net\tA 1147 \u2014 1-5\n1-1147 + 1-5\nO\nL\u2019oreille ne peut donc \u00eatre tromp\u00e9e d\u2019un demi-comma sur l\u2019intervalle de sitte\u00ab1).\nReduciren wir diese Angaben auf unser Ma\u00df, so ergibt sich f\u00fcr die \u00fcberm\u00e4\u00dfige Sexte (Verschiebung des Steges um 1 mm nach\n1\n3 \\8\\J\n0-441\n1) Op. cit. S. 15.","page":587},{"file":"p0588.txt","language":"de","ocr_de":"588\nIwan Schischm\u00e0now.\n4 1147 + 1\nlinks) eine Schwingungsdifferenz von 0 651, n\u00e4mlich ------------=\ns 1147\t7\n1-6728, demnach 95-866:160-37, statt 96:160 \u2014 f\u00fcr das verminderte Intervall (Verschiebung um 1'5 mm nach rechts) 0\"829, n\u00e4mlich 4-1147 \u20141-5\n4---------= 1-6576; 96-202:159-44.\n4-1147 + 1-5\nPrey er konnte die Empfindlichkeit f\u00fcr dieses Intervall nicht genau ermitteln, jedoch seihst aus der kleinen Anzahl von Urtheilen, die ihm Vorlagen, konnte er ersehen, dass die gro\u00dfe Sexte der gleichschwebenden Temperatur f\u00fcr seine Tonlage schlecht sei.\nPeisker\u2019s Tabellen zeigen folgende Schwellenwerthe f\u00fcr die gro\u00dfe Sexte:\n\tP.\tK.\nD\u201e\t0-795\t0-974\nDu\t0-487\t0-740\nD\t0-641\t0-857\nDie gleichschwehende Sexte unserer Region verlangt eine Erh\u00f6hung um 3-873 Schwingungen (1*681793 = 1-666), die ungleich-schwebende Kirnherger\u2019s etwas weniger: 2\u2018848, aber immerhin noch zuviel, wenn man unsere Empfindlichkeitsgrenzen als Ma\u00df nimmt.\nDie Secunde. 9/8 = 1T25.\nDie Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr dieses Intervall ist hei mir und Krestow eine ziemlich differente, sie weicht auch ganz betr\u00e4chtlich von der Empfindlichkeit, welche Prey er f\u00fcr seine Beobachter angibt, ah. Auf diese auffallenden Differenzen in der Sch\u00e4tzung der Secunde kommen wir noch einmal zur\u00fcck.","page":588},{"file":"p0589.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n589\nD\u201e\nDu\nD\nSch.\nKr.\n0 697\n0-399\n0-548\n0-832\n0-600\n0-716\n\t\tVJ0\tVJn\t\u25a0TV0\t\u25a0TVv\nSch.\tD0\t0-790\t0'695\t0-909\t0-398\n\tDu\t0-214\t0-432\t0-461\t0-492\nKr.\tD0\t0-710\t1-075\t0-819\t0-725\n\tDu\t0-452\t0-595\t0-480\t0\u2019875\nDie Secunde der gleichschwebenden Temperatur (1-122462 = 1T25) schwebt nur um 0-606 Schwingungen nach der Tiefe. Sie kann demnach als gut gelten.\nDie kleine Terz. \u00ae/5 \u2014 1-200.\nPreyer\u2019s Behauptung, dass n\u00e4chst der kleinen Sexte die kleine Terz bez\u00fcglich ihrer Reinheit am schwersten zu beurtheilen sei, wird durch unsere Versuche nur theilweise best\u00e4tigt, insofern sich bei Kr es to w zwischen diese beiden Intervalle noch die Secunde einschieht.\n\tSch.\tKr.\nD0\t0-822\t0-779\nD,t\t0-392\t0-502\nD\t0-607\t0-640\n\t\tVJo\tVJU\tJV0\tJVU\nSch.\tD0\t0 928\t0-978\t0 974\t0-410\n\tDu\t0-266\t0-499\t0-212\t0-592\nKr.\tD\u201e\t0-644\t1-1S6\t0 843\t0-444\n\tDu\t0-553\t0-538\t0-431\t0-483","page":589},{"file":"p0590.txt","language":"de","ocr_de":"590\nIwan Schischm\u00e2now.\nDie kleinen Terzen der gleichschwebenden Temperatur sind sein-schlecht. Eine Verstimmung um 2-764 Schwingungen (1-189207 = 1-200) in unserer Tonlage d\u00fcrfte selbst einem unge\u00fcbten Ohr wahrnehmbar sein.\nDie kleine Sexte. 8/5 = 1-600.\nIn der Sch\u00e4tzung dieses Intervalles stimmen zum erstenmale wieder unsere Beobachtungen mit denen Preyer\u2019s zusammen.\nDas Ergebniss unserer Versuche ist folgendes:\nD\u201e\nDu\nD\nSch.\n0-846\n0-498\n0-672\nKr.\n0-854\n0-626\n0-740\n\t\tVJ0\tVJH\tJV0\tJVU\nSch.\tJ0\t0-920\t0-735\t1-035\t0-696\n\tJ\u00ab\t0-262\t0-623\t0-552\t0-563\nKr.\tJo\t0-716\t1-105\t0-722\t0-877\n\tJu\t0-658\t0-616\t0-692\t0-540\nDie kleinen Sexten der gleichschwebenden und der ungleichschwebenden Temperatur sind s\u00e4mmtlich schlecht. Die erste verlangt f\u00fcr unsere Tonlage eine Verstimmung nach der Tiefe von 3'361 Schwingungen (1-587401 = 1 \"600), die letztere gar von 5*270 (Kb. 1-58024 = 1-600).\nKleine Septime. 9/5 = 1-800.\nUeber dieses wie \u00fcber das folgende Intervall liegen in den nachstehenden Bestimmungen die ersten Angaben \u00fcber die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Septimen vor.\nPreyer konnte diese Tonverh\u00e4ltnisse wegen ihres zu gro\u00dfen Umfanges nicht untersuchen.","page":590},{"file":"p0591.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n591\nSch.\nKr.\n\n\n0-854\n0-501\nB\n0-678\n0-867\n0-660\n0-763\n\t\tVJ0\tVJU\tJV0\tJVU\nSch.\tJ\u00bb\t0-905\t0-796\t1023\t0 695\n\tJ\u00ab\t0-510\t0-582\t0-188\t0-727\nKr.\tJo\t0-819\t0-951\t0-991\t0-709\n\tJ\u00ab\t0-663\t0-628\t0-561\t0-791\nDie erzielten Schwellenwerth e sind durchweg gr\u00f6\u00dfer als jene der \u00fcbrigen bisher besprochenen Intervalle, dennoch erreichen selbst die Rohwerthe bei weitem nicht die Fehler, welche die gleich-schwebende und die ungleichschwebende Temperatur voraussetzen.\nGro\u00dfe Septime. 15/8 = l-875.\nDieses Intervall darf unstreitig als das schwerstunterscheidbare bezeichnet werden. Die geringe Sch\u00e4tzungsf\u00e4higkeit bekundet sich sowohl in den relativ h\u00f6chsten Schwellenwerthen, als auch in der gro\u00dfen Unsicherheit des Urtheils. Kein Intervall zeigt erheblichere Schwankungen in den einzelnen Bestimmungen.\n\tSch.\tKr.\nDo\t1-104\t1-047\nDu\t0-619\t0-757\nD\t0-861\t0 902","page":591},{"file":"p0592.txt","language":"de","ocr_de":"592\nIwan Schischm\u00e2now.\n\t\tVJ0\tVJU\tJV0\tJVU\nSch.\t4\t1-307\t0-887\t1-569\t0-654\n\t\t0-376\t0-889\t0-437\t0-772\nKr.\t4\t1-015\t1-082\t1060\t1-032\n\t4\t0-473\t0-968\t0-729\t0-692\nNichtsdestoweniger ist die gro\u00dfe Septime der gleichschwebenden Temperatur schlecht.\nDer h\u00f6chste Werth, den unsere Rohversuche aufweisen, ist 1-722, Marpurg verlangt aber eine Erh\u00f6hung um 3-265 Schwingungen.\nAls Endergebniss unserer Betrachtung d\u00fcrfen wir nun auf Grund der vorangegangenen Einzeluntersuchungen folgende Scalen der Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr musikalische Intervalle hei successiver Auffassung der T\u00f6ne aufstellen:\nF\u00fcr Schischm\u00e2now:\nOctave, Quinte, Quarte, gro\u00dfe Terz, gro\u00dfe Sexte, Se-cunde, kleine Terz, kleine Sexte, kleine Septime und gro\u00dfe Septime.\nF\u00fcr Krestow:\nOctave, Quinte, Quarte, gro\u00dfe Sexte, gro\u00dfe Terz, kleine Terz, Secunde, kleine Sexte, kleine Septime und gro\u00dfe Septime.\nWie man sieht, beschr\u00e4nkt sich die Uehereinstimmung dieser Reihen hlos auf 6 Glieder \u2014 auf die 3 bestunterscheidbaren und die 3 schlechtesten Intervalle, n\u00e4mlich einerseits auf Octave, Quinte und Quarte, andererseits auf kleine Sexte, kleine und gro\u00dfe Septime; dagegen zeigt das Gebiet zwischen Quarte und kleiner Sexte bei beiden Beobachtern eine etwas verschiedene Anordnung der inbegriffenen Intervalle.\nDie Sch\u00e4tzungsdifferenzen sind zwar nicht sehr erheblich, aber","page":592},{"file":"p0593.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t593\nignorirt d\u00fcrfen sie nicht werden. Denn dass es \u00fcberhaupt unm\u00f6glich ist, hier ein festes Schema aufzustellen, das beweisen zur Gen\u00fcge auch die Untersuchungen meiner Vorg\u00e4nger.\nNach Delezenne folgen sich die Intervalle, soweit sie von ihm untersucht wurden, in nachstehender Ordnung:\nQuinte, Octave, gro\u00dfe Terz, Quarte, gro\u00dfe Sexte.\nNach Preyer:\na.\tDavidoff: Octave, Quinte, Secunde, Quarte, gro\u00dfe Terz, gro\u00dfe Sexte, kleine Terz, kleine Sexte.\nb.\tAppunn: Octave, Quinte, Quarte, Secunde, gro\u00dfe Terz, kleine Terz, gro\u00dfe Sexte, kleine Sexte.\nNach Peisker:\nOctave, Quinte, gro\u00dfe Sexte, gro\u00dfe Terz, Quarte.\nNach K\u00fclpe:\nOctave, Quinte, gro\u00dfe Terz, Quarte, gro\u00dfe Sexte.\nEine ann\u00e4hernd vollkommene Uebereinstiinmung zeigen in ihren Reihen nur der Verfasser und Davidoff. Die \u00fcbrigen Beobachter weichen in diesem oder jenem Intervall von ihnen ab.\nAuffallend ist dies vorz\u00fcglich bei Delezenne\u2019s Versuchspersonen, die s\u00e4mmtlich eine gr\u00f6\u00dfere Empfindlichkeit f\u00fcr die Quinte als f\u00fcr die Octave zeigten. Sonst beziehen sich die Differenzen auf das n\u00e4mliche Gebiet, das auch bei uns durch eine gr\u00f6\u00dfere Freiheit der Stufenanordnung ausgezeichnet ist, n\u00e4mlich auf Secunde, Sexte und Terz, und es kommt noch hinzu die Quarte.\nDieses verschiedene Verhalten in der Auffassung der Intervalle wird seinen Grund wahrscheinlich nur in der verschiedenen individuellen Anlage der Beobachter haben und in noch h\u00f6herem Ma\u00dfe in dem differenten Grade ihrer musikalischen Uebung.\nIm allgemeinen d\u00fcrfte aber der Satz, dass wir die Reinheit der harmonischen Intervalle nach der Coincidenz der Partialt\u00f6ne beurtheilen, seine G\u00fcltigkeit behaupten1).\nDie Reihenfolge der Intervalle in den Empfindlichkeitsreihen der Beobachter Davidoff, Schischm\u00e4now und Krestow ist mit Ausschluss der Secunde und Terz die n\u00e4mliche, die wir auch\n1) Wundt, Physiol. Psychol. 3. Ausgabe. 1. Bd. S. 433.","page":593},{"file":"p0594.txt","language":"de","ocr_de":"594\nIwan Schischm\u00e2now.\nin Bezug auf die Consonanz finden : Octave, Quinte, Quarte, gro\u00dfe Sexte, .gro\u00dfe Terz, kleine Terz, kleine Sexte, kleine Septime, (Secunde,) gro\u00dfe Septime.\nDie Reihen der \u00fcbrigen Beobachter schlie\u00dfen sich zwar etwas freier dieser Anordnung an, aber die Abweichungen, die wir hier in der Sch\u00e4tzung einiger Intervalle antreffen, beweisen nur gegen G. E. M\u00fcller1) und Helmholtz2), dass wir auch unabh\u00e4ngig von der Auffassung der Obert\u00f6ne die F\u00e4higkeit der messenden Vergleichung endlicher Empfindungsunterschiede besitzen, was schon zum Theil aus der Beschaffenheit unserer wesentlich obertonfreien Tonquellen hervorleuchtet.\nBesonders auffallend ist in dieser Hinsicht die Stellung des nichtharmonischen Intervalls der Secunde. Kein Intervall zeigt eine so gro\u00dfe Schwankung innerhalb der Empfindlichkeitsscala, eine so hohe Beeinflussung durch die musikalische Uebung. Man k\u00f6nnte die Secunde geradezu als charakteristisch f\u00fcr die Unterschiedsempfindlichkeit der verschiedenen Beobachter betrachten. Je gr\u00f6\u00dfer die musikalische Uebung, desto h\u00f6her die Empfindlichkeit f\u00fcr dieses Intervall.\nSo fand Prey er bei seinen musikalisch sehr gebildeten Versuchspersonen Da vid off und Appunn eine au\u00dfergew\u00f6hnliche Feinheit in der Sch\u00e4tzung desselben. Es geht sowohl aus den Bestimmungen f\u00fcr die verminderte Secunde als auch aus den wenigen Urtheilen \u00fcber die Erh\u00f6hung des Intervalles hervor, dass dasselbe sowohl f\u00fcr Appunn als auch f\u00fcr Davidoff unmittelbar nach der Quinte zu stellen ist.\nDie Empfindlichkeit f\u00fcr die Secunde \u00fcberstieg bei diesen Beobachtern um ein Betr\u00e4chtliches jene f\u00fcr die gro\u00dfe Terz. Nicht so bei uns. Bei mir schiebt sich die Secunde zwischen gro\u00dfe Sexte und kleine Terz. Krestow sch\u00e4tzt sie sogar schlechter als die kleine Terz \u2014 und es kann aus dem Vorhergehenden mit der gr\u00f6\u00dften Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass sie bei Unge\u00fcbteren noch weiter zur\u00fcckstehen wird.\nKann auf diese Weise selbst ein nichtharmonisches Intervall durch die Uebung in eins der bestunterscheidbaren umgewandelt\n1)\tOp. cit. p. 285.\n2)\tLehre von den Tonempfindungen. 3. Aufl. S. 321, 451.","page":594},{"file":"p0595.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\n595\nwerden, so sind wir auch nicht mehr berechtigt, Delezenne\u2019s Behauptung, dass die Quinte geringere Sch\u00e4tzungsfehler vertrage als die Octave, in Zweifel zu ziehen. Wir haben vor allem keinen gen\u00fcgenden Grund, seine Bestimmungen zu verwerfen, zumal sie an und f\u00fcr sich nichts Befremdliches bieten. Die absoluten Schwingungsdifferenzen 0'225 und 0-265 sind nicht gerade sehr klein zu nennen.\nPreyer\u2019s Yermuthung, dass diese kleinen Unterschiede durch die Schwebungen percipirt werden, da die Saitenst\u00fccke des Monochords sowohl successiv als simultan erklangen, findet ihre Widerlegung indem, was Delezenne von der Octave bemerkt : \u00abL\u2019erreur est alors \u00e9vidente (wenn der Steg um 1 mm verschoben wird), mais elle est moins sensible dans la simultan\u00e9it\u00e9 des sons\u00ab.1) Was f\u00fcr dieses Intervall gilt, muss in noch h\u00f6herem Ma\u00dfe f\u00fcr die Quinte gelten, bei der die Abweichung vom Theilungspunkte eine viel geringere war.\nDer Einwand, dass die Pr\u00fcfung der Quinte von Delezenne nicht mit der nothwendigen Sorgfalt vorgenommen worden sei, w\u00e4re ebenfalls nicht triftig. Eher hat er die \u00fcbrigen Intervalle zu Gunsten der Quinte vernachl\u00e4ssigt, und vielleicht ist es nur diesem Umstande zu verdanken, dass die Octave mit einem so gro\u00dfen Werth ausging.\nWenn \u00fcberhaupt ein Grund f\u00fcr die bessere Sch\u00e4tzung der Quinte bei Delezenne angegeben werden soll, so ist es billiger, denselben in der individuellen Uebung der Beobachter zu suchen.\nErinnern wir uns, dass die Versuchspersonen Delezenne\u2019s s\u00e4mmtlich ausgezeichnete Violinisten und Cellisten waren.\nEs ist daher h\u00f6chst wahrscheinlich, dass diese zu der betr\u00e4chtlich gr\u00f6\u00dferen Empfindlichkeit in der Sch\u00e4tzung der Quinte allein durch die Uebung im Stimmen ihrer Instrumente gelangt waren.\nZum Schluss kann ich nicht umhin, auf eine Erscheinung aufmerksam zu machen, die bis jetzt wenig oder gar nicht gew\u00fcrdigt worden ist.\n1) L. c. p. 7.\nWundt, Pliilos. Studien. V.\n40","page":595},{"file":"p0596.txt","language":"de","ocr_de":"596\nIwan Schisehm\u00e0now.\nEinem jeden wird wohl hei der Pr\u00fcfung unserer Resultate aufgefallen sein, dass zwischen den Werthen der unteren und oberen Unterschiedsschwelle, zwischen z/0 und Ju eine nicht unerhebliche Differenz besteht.\nZur besseren Uebersicht dieser Thatsache m\u00f6gen hier die betreffenden Werthe f\u00fcr beide Beobachter zusammengestellt werden.\n\t\tOctave\tQuinte\tQuarte\tGr. Sexte\tGr. Terz\nSch.\tD0\t0-276\t0-414\t0-577\t0 659\t0-644\n\tDu\t0-164\t0-253\t0-262\t0-345\t0-326\nKr.\tD0\t0-40S\t0-408\t0-435\t0-604\t0-656\n\tDu\t0-305\t0-341\t0 371\t0-409\t0-462\n\t\tKl. Terz\tKl. Sexte\tKl. Sept.\tSecunde\tGr. Sept.\nSch.\tD0\t0-822\t0-846\t0 854\t0-697\t1104\n\t\t0-392\t0-498\t0-501\t0-399\t0-619\nKr.\tD0\t0-779\t0-854\t0-867\t0-832\t1-047\n\tDu\t0-502\t0-626\t0-660\t0-600\t0-757\nSetzen wir \u00fcberall Ju als Einheit, so bekommen wir f\u00fcr die oberen Schwellenwerthe folgende Verh\u00e4ltnisszahlen :\nSchischm\u00e0now Krestow\nOctave\t1-682\t1-337\nQuinte\t1-636\t1-196\nQuarte\t2-204\t1-172\nGro\u00dfe Terz\t1-975\t1-419\nGro\u00dfe Sexte\t1-910\t1-476\nSecunde\t1-746\t1-386\nKleine Terz\t2-096\t1-551\nKleine Sexte\t1-698\t1-364\nKleine Septime\t1-704\t1-313\nGro\u00dfe Septime\t1-783\t1-383","page":596},{"file":"p0597.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsiunes.\n597\nAngesichts dieser befremdenden Erscheinung w\u00e4re man nicht ungeneigt mit Luft1) anzunehmen, dass obige Differenzen vielleicht nur aus Zuf\u00e4lligkeiten resultiren und ihren Grund in der Unvollkommenheit der Apparate haben. Iclp muss gestehen, dass auch ich anf\u00e4nglich dieser Ansicht huldigte. Doch bei der gr\u00f6\u00dften Sorgfalt, die ich in der Verschiebung der Laufgewichte anwandte, bei allen Versuchen nach oben um gr\u00f6\u00dfere Distanzen vorzuriicken als nach unten, immer stellte sich die ohige Erscheinung ein, der vermeintliche Fehler blieb constant.\nAuch Peisker\u2019s und K\u00fclpe\u2019s Resultate best\u00e4tigen in der vollkommensten Weise die Regelm\u00e4\u00dfigkeit desselben.\n\t\tOctave\tQuinte\tQuarte\tGr. Terz\tGr. Sexte\np.\tD0\t0584\t0-633\t0-974\t0-750\t0-795\n\tDu\t0 441\t0-436\t0-490\t0-646\t0-487\nK.\tD0\t0-593\t0-638\t0-763\t0-816\t0-974\n\tDu\t0-267\t0-380\t0-759\t0 653\t0-740\nAnalog scheinen sich auch die Unterschiedsschwellen der Prime zu verhalten.\nMan vergleiche bei Luft2] die Columnen f\u00fcr z/0 und z/u, wo erstere bei weitem durch gr\u00f6\u00dfere Werthe repr\u00e4sentirt sind, und ebenso die Mittelwerthe aus den z/0 und z/M beider Zeitlagen NV und VN:\n\tn = 64\tn = 128\tn = 256\tn = 512\tn = 1024\t\u00ab = 2048\nD0\t0151\t0-168\t0-202\t0-230\t0-256\t0-376\nDu\t0-147\t0-150\t0-261\t0-272\t0179\t0-347\nDie Abweichungen, die wir f\u00fcr n = 256 und n \u2014 512 antreffen, fallen weniger in die Wagschale, insofern sie einigerma\u00dfen durch\n1)\tPhilos. Stud. IV. Bd. S. 528.\n2)\tPhilos. Stud IV. Bd. S. 524\u2014527.\n40*","page":597},{"file":"p0598.txt","language":"de","ocr_de":"598\nIwan Schischm\u00e0now.\nunsere Versuche, die sich gerade auf diese Region beziehen, eine Corrector erfahren.\nMit unserer Erscheinung steht ferner im Einkl\u00e4nge, was C. Lorenz1) in Bezug auf den Einfluss der Zeitfolge bei der Sch\u00e4tzung der Tonmitte zwischen zwei constant bleibenden T\u00f6nen t und h constatirte, n\u00e4mlich dass man bei aufsteigender Folge (tmvh) geneigt ist, die tiefer liegenden variablen T\u00f6ne relativ tiefer, und die h\u00f6her liegenden h\u00f6her zu sch\u00e4tzen, als bei absteigender (hmvt).\nEbenso kann die Thatsache, dass selbst vortrefflich geschulte Violinisten geneigt sind, die absteigenden, d. h. die zur Tonica zur\u00fcckkehrenden T\u00f6ne tiefer zu greifen als die aufsteigenden \u2014 also tiefer zu sch\u00e4tzen, unserer Erscheinung subsumirt werden.\nFassen wir dies allgemein, so k\u00f6nnen wir sagen: Die Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr die Verminderung der Intervalle ist gr\u00f6\u00dfer als f\u00fcr die Zunahme derselben.\nDieser Satz fordert jedoch eine Einschr\u00e4nkung, insofern er zun\u00e4chst nur f\u00fcr solche F\u00e4lle festgestellt ist, wo, wie bei unseren Versuchen, der tiefere Ton der variable ist; ob er auch auf solche bezogen werden kann, bei welchen umgekehrt der h\u00f6here Ton variirt wird, wage ich nicht zu entscheiden. Diese Einschr\u00e4nkung scheint mir umsomehr gerathen, als ich mich nicht der Vermuthung verschlie\u00dfen kann, dass es sich bei der uns besch\u00e4ftigenden Erscheinung vielleicht im letzten Grunde weniger um Eigenth\u00fcm-lichkeiten der Intervalle selbst, als um Eigenth\u00fcmlichkeiten der einzelnen T\u00f6ne handeln wird.\nEs ist nicht ausgeschlossen, dass eine weitere Pr\u00fcfung den oben aufgestellten Satz in folgenden allgemeineren \u00fcberf\u00fchrt: Jede Erh\u00f6hung eines Tones wird leichter aufgefasst als die Vertiefung desselben.\nDie Abweichungen von der obigen Regel, die uns in Preyer\u2019s Ergebnissen entgegentreten, scheinen zum gro\u00dfen Theile auf dieser vor der Hand nur vermuthungsweise ausgesprochenen Eigenth\u00fcm-lichkeit der T\u00f6ne zu beruhen.\nZu einem durchweg gegens\u00e4tzlichen Verhalten kommt es jedoch auch bei Preyer\u2019s Beobachtern nicht, und der Behauptung, dass\n1) Vgl. Wundt, Phys. Psychol. III. Aufl. 1. Bd. S. 429.","page":598},{"file":"p0599.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\t599\ndie Empfindlichkeit f\u00fcr die kleine Sexte bei Erh\u00f6hung ein wenig gr\u00f6\u00dfer sei, als bei Verminderung1), steht die nicht minder sichere Thatsache gegen\u00fcber, dass Appunn die kleine Terz umgekehrt hei Erh\u00f6hung schlechter sch\u00e4tzte als hei Verminderung.\nIn Anbetracht dieses Schwankens in der Beantwortung der Frage, oh die Verminderung eines Intervalles leichter gesch\u00e4tzt wird als die Vergr\u00f6\u00dferung oder umgekehrt, w\u00e4re es vielleicht angezeigt, unsere Versuche auch in der Weise umzukehren, dass nun die Intervallgabeln als Vergleiehsgabeln benutzt werden. Erst nach diesen Versuchen wird es sich mit Bestimmtheit angehen lassen, worin der Grund des verschiedenen Verhaltens in der Sch\u00e4tzung der Verminderung und Vergr\u00f6\u00dferung der Intervalle hei mir und Prey er und zugleich der Grund der behandelten Erscheinung \u00fcberhaupt zu suchen ist.\nUnd nun zuletzt ein Wort \u00fcber die praktische Bedeutung unserer Untersuchung.\nEs wurde gleich anfangs auf die enge Verkn\u00fcpfung des hier ausgef\u00fchrten Gegenstandes mit dem Problem der besten musikalischen Temperatur hingewiesen, und es entsteht nun die Frage, oh denn unsere Resultate etwas zur L\u00f6sung jener viel behandelten Aufgabe beitragen k\u00f6nnen.\nWir glauben dies bejahen zu m\u00fcssen, obgleich wir die optimistische Ansicht Preyer\u2019s, als oh hier alles Heil von einer im wahren Sinne des Wortes physiologischen Temperatur zu erwarten w\u00e4re, nicht in ihrem ganzen Umfange zu theilen verm\u00f6gen.\nDie Empfindlichkeit des menschlichen Geh\u00f6rorganes f\u00fcr Tonh\u00f6henunterschiede ist, wie die bisherigen Versuche gelehrt haben, so au\u00dferordentlich hoch entwickelt, dass man sich kaum getrauen darf an den praktischen Instrumentenverfertiger das Ansinnen zu stellen, sich blos nach den f\u00fcr jedes Intervall experimentell ermittelten Empfindlichkeitsgrenzen zu richten, \u00bbdieselben nicht oder m\u00f6glichst wenig zu \u00fcberschreiten\u00ab.2)\n1)\tOp. eit. S. 51.\n2)\tPreyer, Op. cit. 61.","page":599},{"file":"p0600.txt","language":"de","ocr_de":"600 Iwan Schischm\u00e0now. Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes.\nDies w\u00fcrde ihm wohl schwerlich f\u00fcr alle Tonlagen und alle Intervalle in gleichem Ma\u00dfe gelingen.\nAllein diese Einschr\u00e4nkung benimmt uns keineswegs das Recht zu verlangen, dass f\u00fcrderhin hei der Entscheidung der Frage: welche Temperatur die bestm\u00f6gliche sei, nicht ausschlie\u00dflich auf die mathematische Speculation das Hauptgewicht gelegt werde, sondern dass auch das Experiment in gleichem Ma\u00dfe zur Geltung gelange, mag es immerhin nicht bestimmend, sondern corrigirend eingreifen.","page":600}],"identifier":"lit4171","issued":"1889","language":"de","pages":"558-600","startpages":"558","title":"Untersuchungen \u00fcber die Empfindlichkeit des Intervallsinnes","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:24:30.324084+00:00"}