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{"created":"2022-01-31T12:22:37.989699+00:00","id":"lit4189","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Scripture, Eduard W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 7: 630-632","fulltext":[{"file":"p0630.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Beobachtungen \u00fcber Schwebungen und Differenzt\u00f6ne.\nVon\nDr. E. W. Scripture,\nFellow of Clark University.\nVon Dove ist zuerst die Beobachtung gemacht und seither mehrfach best\u00e4tigt worden, dass Stimmgabeln, deren Schwingungen Schwebungen mit einander bilden, diese Schwebungen auch dann noch erzeugen, wenn man jede der Stimmgabeln vor eines der beiden Ohren h\u00e4lt, und der Ton nicht durch die Luft zum andern Ohr dringen kann. Ebenso wurde von Dove beobachtet, dass sich Differenzt\u00f6ne entgegengesetzt verhalten, indem der Differenzton verschwindet, wenn man jeden Ton nur durch ein Ohr h\u00f6rt. Im Laufe einiger Versuche mit Stimmgabeln habe ich verschiedene Modifikationen dieser Versuche ausgef\u00fchrt, welche mir auf die Ursache dieser Ph\u00e4nomene einiges Licht zu werfen scheinen.\nMan nehme, um zun\u00e4chst die Dove\u2019schen Versuche zu wiederholen, zwei Stimmgabeln, welche zusamment\u00f6nend Schwebungen, aber keinen Differenzton geben, etwa Gabeln von 293 und 297 Schwingungen. Man nehme die T\u00f6ne so schwach', dass sie nur aus sehr kleiner Entfernung h\u00f6rbar sind, und halte sie zuerst an das eine Ohr: die Schwebungen sind deutlich h\u00f6rbar. Dann halte man die eine Gabel dicht an das eine, die andere an das andere Ohr: die Schwebungen werden, wie ich finde, noch deutlicher h\u00f6rbar. Dass hierbei die Schallwellen nicht in der Luft miteinander interferiren, wird dadurch bewiesen, dass die Gabel der einen Seite auf der anderen gar nicht geh\u00f6rt werden kann, selbst wenn man sie ziemlich weit nach vom r\u00fcckt,","page":630},{"file":"p0631.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Beobachtungen fiber Schwebungen und Differenzt\u00f6ne.\t631\nDie Entstehung der Schwebungen in diesem Fall wird nun gew\u00f6hnlich aus einer Uebertragung des Schalles mittelst der Kopfknochenleitung von dem einen Ohr zu dem andern erkl\u00e4rt. Die Unrichtigkeit dieser Ansicht ist aber durch ein den Ohren\u00e4rzten sehr bekanntes Experiment leicht zu beweisen. W\u00e4hrend die eine Gabel dicht vor dem Ohr t\u00f6nt, schlie\u00dfe man \u2018den gegen\u00fcberliegenden Geh\u00f6rgang mit dem Finger; wenn nun irgendwelche Kopfknochenleitung vorhanden w\u00e4re, so m\u00fcsste der Ton in diesem Fall sehr stark in dem geschlossenen Ohr geh\u00f6rt werden. Dies ist aber nicht der Fall, folglich kann auch der Ton nicht auf diese Weise von einem Ohr zum anderen \u00fcbertragen werden.\nNoch eine zweite M\u00f6glichkeit liegt jedoch vor, n\u00e4mlich eine Ueberleitung des Tones durch die Eustachischen K\u00f6hren. Diese ist aber ebenfalls ausgeschlossen, da keine Schwebungen entstehen, wenn man die eine Gabel vor dem Ohr, die andere tief in der Mundh\u00f6hle erklingen l\u00e4sst. Jedes Ohr wird also offenbar nur durch einen Ton erregt, und die Schwebungen entstehen weder durch Interferenz in der Luft noch durch solche im Ohr. Da nun die Nervi acustici bis zum Gehirn getrennt verlaufen, so scheint als letzte M\u00f6glichkeit \u00fcbrig zu bleiben, dass auch die zwei Nerven-vorg\u00e4nge bis dahin selbst\u00e4ndig verlaufen, und dass demnach die Interferenzerscheinung erst im Centralorgan entsteht.\nZum Versuch mit Differenzt\u00f6nen nehme ich zwei Gabeln, die gen\u00fcgend weit von einander in ihrer Tonh\u00f6he abstehen, um keine Schwebungen, aber doch einen Differenzton zu geben, \u2014 etwa g' von 396 und c\" von 528 Schwingungen (englische Stimmung). Der Versuch wird in derselben Weise wie der vorige ausgef\u00fchrt, mit den Gabeln vor dem einen Ohr h\u00f6rt man jetzt den tiefen Differenzton von 132 Schwingungen; mit einer Gabel vor je einem Ohr h\u00f6rt man keinen Differenzton. Stellt man nun eine Leitung durch die Kopfknochen her, so wird das Resultat ein anderes. Wird die eine Gabel vor ein Ohr gehalten und die andere auf den Kopf gesetzt, so h\u00f6rt man sowohl Schwebungen als Differenzt\u00f6ne, wenn dazu in den Tonh\u00f6hen die Bedingungen gegeben sind. Werden beide Gabeln auf den Kopf gesetzt, so geschieht dasselbe. Dies war zu erwarten, da durch die Kopfknochenleitung die zwei T\u00f6ne auf dasselbe Ohr wirken k\u00f6nnen.\nWundt, Philos. Studien. VII.\n41","page":631},{"file":"p0632.txt","language":"de","ocr_de":"632 E. W. Scripture. Einige Beobachtungen \u00fcber Schwebungen und Differenzt\u00fcne.\nBen\u00fctzt man endlich zwei Gabeln, welche einen noch h\u00f6rbaren Differenzton hervorhringen und zu gleicher Zeit deutlich percipir-bare Schwebungen erzeugen, so kann man die eine dieser Erscheinungen von der anderen absondern. Mit zwei Gabeln von 440 und 475 Schwingungen h\u00f6rt man gew\u00f6hnlich nur die Schwebungen, da der sehr tiefe Differenzton sehr schwach ist und die Aufmerksamkeit nicht auf sich zieht; aber sobald man die Bedingungen so herstellt, dass zuerst die Schwebungen allein und dann die Schwebungen und der Differenzton zusammen geh\u00f6rt werden, so unterscheidet man beide sofort. Mit den Gabeln vor je einem Ohr h\u00f6rt man die sehr schnellen und rauhen Schwebungen ; bringt man dann beide Gabeln vor das eine Ohr, so tritt dazu noch der tiefe Differenzton.","page":632}],"identifier":"lit4189","issued":"1892","language":"de","pages":"630-632","startpages":"630","title":"Einige Beobachtungen \u00fcber Schwebungen und Differenzt\u00f6ne","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:22:37.989705+00:00"}