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{"created":"2022-01-31T12:35:40.765066+00:00","id":"lit4236","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 9: 384-399","fulltext":[{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen, welche aus successiven Reizen resuitiren.\nVon\nKarl Marbe.\n(Aus dem psychologischen Laboratorium des Herrn Prof. G. Martius in Bonn.) Mit einer Figur im Text.\nWenn zwei oder mehrere Lichtreize successive denselben Punkt der Netzhaut treffen, so entstehen entweder zwei oder mehrere, oder aber eine einzige intensiv und qualitativ constante Empfindung.\nNach Plateau1) und Ems mann2) kommen die Qualit\u00e4ten der successiven Reize f\u00fcr die zu ihrer Verschmelzung erforderlichen Verh\u00e4ltnisse in Betracht3). Beide Autoren stellten Kreisscheiben mit gleichviel schwarzen und farbigen Sectoren her und lie\u00dfen dieselben um ihren Mittelpunkt rotiren. Dabei zeigte sich, dass die Rotationsgeschwindigkeit, welche erforderlich war, damit die Scheiben constante Empfindungen erzeugten, verschieden war je nach der von den farbigen Sectoren reflectirten Lichtart. Da es aber h\u00f6chst unwahrscheinlich ist, dass die farbigen Pigmente hinsichtlich der Intensit\u00e4t und S\u00e4ttigung (im physikalischen Sinne des Wortes) des reflectirten Lichtes genau gleich waren, so beweisen die erw\u00e4hnten Versuche nichts.\n1)\tUeber einige Eigenschaften der vom Licht auf das Gesichtsorgan hervorgebrachten Eindr\u00fccke. Pogg. Ann. Bd. XX. S. 311 ff.\n2)\tUeber die Dauer des Lichteindrucks. Pogg. Ann. Bd. XCI. S. 617 f.\n3)\tDen Ausdruck \u00bbVerschmelzung\u00ab gebrauche ich hier und an allen \u00fcbrigen Stellen der K\u00fcrze halber und nur in bildlichem Sinne.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen etc.\n385\nSicher ist dagegen, dass f\u00fcr die Verschmelzung eine gewisse Intensit\u00e4t und Dauer der einzelnen Reize erforderlich ist, und zwar muss die Intensit\u00e4t um so geringer sein, je gr\u00f6\u00dfer die Dauer ist1). Findet einmal eine Verschmelzung statt, so ist es f\u00fcr dieselbe gleichg\u00fcltig, ob die Dauer der einzelnen Reize noch mehr verk\u00fcrzt bezw. die Intensit\u00e4t noch mehr vermindert wird.\nNur f\u00fcr wenige und ungenau bestimmte Intensit\u00e4ten sind die Zeitwerthe beobachtet, hei welchen eben eine constante Empfindung entsteht. Plateau2) fand, dass im diffusen Tageslicht von zwei Reizen, von welchen der eine wei\u00df, der andere schwarz3) ist, jeder h\u00f6chstens\n(= 0,0080) Secunden dauern darf, wenn eine constante Empfindung entstehen soll. Nach Emsmann4) betr\u00e4gt der fragliche 0 55\nWerth\t(= 0,0229) Secunden5). v. Helmholtz6 7) fand f\u00fcr\nLampen- und Vollmondbeleuchtung die Werthe ~ (= 0,0208) und\n48\n~(= 0,0500)\u2019).\nIch stellte mir die Aufgabe, f\u00fcr einen m\u00f6glichst gro\u00dfen Theil der Intensit\u00e4ts- und Zeitscala den Verlauf der zusammengeh\u00f6rigen Intensit\u00e4ts- und Zeitwerthe exact zu bestimmen.\n1)\tv. Helmholtz, Physiol. Optik. 2. Aufl. S. 488.\n2)\ta. a. O. S. 313.\n3)\tSchwarz hei\u00dft nicht soviel als kein Licht reflectirend (vergl. Fechner, Pogg. Ann. Bd. XLIV. S. 514; Aubert, Physiologie der Netzhaut. S. 71 f. ; Lehmann, Phil. Stud. IV, S. 238; Hirschmann, Phil. Stud. V, S. 292 ff.), was v. Helmholtz auch neuerdings (a. a. O. S. 484 und an anderen Stellen) vernachl\u00e4ssigt.\n4)\ta. a. O. S. 617.\n5)\tv. Helmholtz citirt a. a. O. S. 488 irrth\u00fcmlich die bei Emsmann iPogg. Ann. Bd. XCI) S. 615 stehenden Zahlen statt der S. 617 unten angegebenen Werthe.\n6)\ta. a. O. S. 489. \u2014 v. Helmholtz findet (S. 489) die von Plateau angegebenen Zahlen im Gegensatz zu den seinen auffallend gro\u00df, weil er vergisst, dass sie sich auf die Zeiten einer ganzen Scheibenumdrehung beziehen. Thats\u00e4chlich sind sie kleiner als seine eigenen, was aus obigem Text ersichtlich ist. Vergl. Plateau a. a. O. S. 313: \u00bbsie dr\u00fccken die Dauer eines Umlaufs aus\u00ab.\n7)\tD\u2019Arcy (M\u00e9m. de l\u2019Acad. 1765) bestimmte die Geschwindigkeit, welche f\u00fcr eine im Dunkeln rotirende Kohle zur Erzeugung einer constanten Empfindung erforderlich war. Da er aber die Breite seiner Kohle nicht angibt, so haben seine Versuche f\u00fcr uns keinen Werth.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nKarl Marbe.\nAls Lichtquelle diente entweder das diffuse Tageslicht oder eine verschiebbare Gasgl\u00fchlichtflamme. Letztere befand sich in einem 0,92 m hohen Kasten von quadratischem Querschnitt und in gleicher Entfernung von jeder der vier W\u00e4nde des Kastens. Eine vom Mittelpunkt der Flamme nach einer Kastenwand gedachte senkrechte Linie traf den Mittelpunkt eines kreisrunden Loches von 10 cm Durchmesser. Der ganze Kasten stand auf R\u00e4dchen und konnte auf einem Tische l\u00e4ngs eines bis auf Millimeter eingetheilten Ma\u00dfstabes verschoben werden. Eine Marke an der Au\u00dfenseite der dem Ma\u00dfstabe zugekehrten Kastenwand diente zur Ablesung der Entfernung des Lichts vom Nullpunkt des Ma\u00dfstabes.\nWie Plateau, Emsmann und v. Helmholtz bediente ich mich als Beobachtungsobjectes einer aus wei\u00dfen und schwarzen Sectoren bestehenden Scheibe. Hinter ihr war ein gro\u00dfes schwarzes Tuch angebracht.\nDie Scheibe (S) befand sich auf der mit einem Schnurlauf (Sn) versehenen Achse (A) eines Rotationsapparates (1:1)f), dessen Uhrwerk theilweise entfernt war1 2). Ein Wassermotor (M)3) setzte mittelst einer \u00fcber den Schnurlauf gestreiften knotenlosen Schleife (Schl) aus Bindfaden die Achse in rotirende Bewegung. Auf das der Scheibe abgekehrte Achsenende waren zwei verstellbare Windfl\u00fcgel (W[ W2) aufgesetzt, in deren Drehungsmittelpunkt sich eine Kapsel befand. Diese nahm die Spitze eines Tourenz\u00e4hlers m auf. Da durch den Druck desselben die Rotationsgeschwindigkeit beeintr\u00e4chtigt wurde, so musste er beim Ablesen der Geschwindigkeit und w\u00e4hrend der Beobachtung gleichm\u00e4\u00dfig auf den Gang des Instrumentes wirken. Er durfte also nicht mit der Hand vorgehalten werden, sondern musste ein f\u00fcr allemal befestigt sein. Er wurde zu diesem Zweck an einem Faden (iq) aufgeh\u00e4ngt und mittelst eines zweiten Fadens (F2) gegen die Kapsel des Fl\u00fcgels gepresst. Am Geh\u00e4use des Rotationsapparates, auf derjenigen Seite, wo sich\n1)\tHeidelberger Modell (Mechaniker Jung).\n2)\tDie Uhrwerke und Federn dieser Apparate sind, wie sich aus Beobachtungen an zwei Exemplaren ergab, nicht so exact gearbeitet, dass die Instrumente f\u00fcr derartige Versuche verwandt werden k\u00f6nnten. Auch die sogenannten Leipziger Rotationsapparate sind zu solchen Untersuchungen nicht geeignet.\n3)\tModell von Rab.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempflndungen etc.\n387\ndie Scheibe befand, war parallel zur Rotationsebene eine Messingleiste (L) angebracht. Der zweite Faden war an einem Ende derselben (Ej) befestigt, zog sich von hier um das hintere Ende des Tourenz\u00e4hlers und kehrte zum andern Leistenende [E<^ zur\u00fcck, in welchem sich ein Loch befand. Der Faden war durch dasselbe hindurchgezogen und mit einem Gewicht (G) versehen.\nDiese freie Aufh\u00e4ngung des Tourenz\u00e4hlers erwies sich erheblich zweckm\u00e4\u00dfiger als eine starre Befestigung. Eine solche setzt voraus, dass die Rotationsebene der Achse absolut constant ist, was aber (wenigstens bei gr\u00f6\u00dferer Umdrehungsgeschwindigkeit) nicht der Fall ist. Infolge der freien Aufh\u00e4ngung jedoch kann der Tourenz\u00e4hler die kleinen Hebungen und Senkungen der Achse mit-machen, wodurch bedeutendere Verschiedenheiten der Reibung vermieden werden.\nEs zeigte sich bald, dass es vortheilhafter ist, mit m\u00f6glichst gro\u00dfem Druck und ung\u00fcnstig gestellten Windfl\u00fcgeln als mit geringerem Druck","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nKarl Marbe.\nund g\u00fcnstigerer Fl\u00fcgelstellung zu arbeiten. Im ersten Fall werden die Ungleichheiten des Wasserdrucks von den Windfl\u00fcgeln leichter ausgeglichen.\nDie Regelm\u00e4\u00dfigkeit der Bewegung, welche mit dieser Anordnung erzielt wurde, war vollkommen ausreichend, wie folgende Tabelle zeigt. Sie enth\u00e4lt die mittleren Variationen f\u00fcr verschiedene Geschwindigkeiten. Je zwei zusammengeh\u00f6rige Zahlen sind aus dreimaliger Bestimmung der Zeit, welche f\u00fcr 1000 Umdrehungen erforderlich war, gewonnen. Die Zeitmessung erfolgte mittelst einer F\u00fcnftelsecundenuhr.\nTabelle I.\nDauer einer Umdrehung in Secunden\tMittlere Variation\n0,0275\t0,0002\n0,0297\t0,0001\n0,0346\t0,0005\n0,0467\t0,0004\n0,0468\t0,0005\nEntweder wurde bei constanter Beleuchtung die Rotationsgeschwindigkeit successive ver\u00e4ndert oder es wurde bei gleichbleibender Geschwindigkeit die Beleuchtung variirt.\nIm letzteren Fall war der Gang der Versuche folgender: Der Assistent stellte die Scheibe so ein, dass noch keine constante Empfindung entstand, und bestimmte die Rotationsgeschwindigkeit durch zweimalige1) Ablesung der f\u00fcr je hundert Umdrehungen erforderlichen Zeit. Dann wurde der auf R\u00e4dchen bewegliche Kasten mit dem Licht so lange von der Scheibe entfernt, bis die Reize verschmolzen. Aus der Entfernung des Lichtes vom Nullpunkt des Ma\u00dfstabes und der Distanz des letztem von der Scheibe konnte deren Entfernung vom Licht gefunden werden. F\u00fcr ein und die-\n1) Die beiden Ablesungen waren gew\u00f6hnlich gleich. Niemals differirten sie mehr als eine F\u00fcnftelsecunde. War dies der Fall, so wurde das arithmetische Mittel der beiden Ablesungen der Rechnung zu Grunde gelegt.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Zar Lehre von den Gesichtsempfindungen etc.\n389\nselbe Rotationsgeschwindigkeit wurde dieses Verfahren f\u00fcnf mal nacheinander wiederholt.\nNat\u00fcrlich musste hei diesen Versuchen durch sorgf\u00e4ltige Einstellung von Tisch und Ma\u00dfstab daf\u00fcr gesorgt sein, dass das Licht lediglich in einer im Scheibenmittelpunkt errichtet gedachten Normalen verschoben wurde. Ferner durfte ein Versuch nicht so lange dauern, bis ein Nachbild eintrat. Ist letzteres der Fall, so erscheint die Scheibe erheblich fr\u00fcher homogen als sonst.\nBei den Versuchen mit constanter Beleuchtung wurde folgenderma\u00dfen verfahren: Der Assistent setzte die Scheibe so in Bewegung, dass sie dem Beobachter merklich zu flimmern schien. Dann arre-tirte er mittelst der Haltevorrichtung (H) die Scheibe, stellte die Windfl\u00fcgel um ein geringes g\u00fcnstiger und setzte die Scheibe durch L\u00f6sung der Haltevorrichtung wieder in Bewegung. Nach einigen Secunden (nachdem die Scheibe einen regelm\u00e4\u00dfigen Gang angenommen hatte,) rief der Assistent \u00bbJetzt\u00ab, worauf die Versuchsperson, welche, wenn sie nicht beobachtete, stets auf das schwarze Tuch blickte, nach der Scheibe sah. Der Assistent z\u00e4hlte \u00bbEins\u00ab, \u00bbZwei\u00ab. Auf \u00bbZwei\u00ab wandte der Beobachter das Gesicht wieder von der Scheibe ab. Er hatte nun anzugeben, ob die Scheibe noch flimmerte oder nicht. Die Versuche wurden fortgesetzt, bis das Urtheil, dass eine constante Empfindung entstehe, erfolgte. Dann las der Assistent zwei mal nach einander die Zeit f\u00fcr hundert Umdrehungen ab und schrieb sie auf1).\nDie Versuchsperson sa\u00df bei allen Versuchen 90 cm von der Scheibe entfernt, direct neben der Bahn, in welcher der Kasten mit dem Lichte verschoben wurde. Ruhiges Fixiren war strengstens gefordert. Alle Urtheile beziehen sich auf das Verschmelzen der Reize am Fixationspunkt. Au\u00dferhalb desselben werden sie einzeln aufgefasst, wenn sie am Fixationspunkt l\u00e4ngst verschmelzen. Es h\u00e4ngt dies offenbar mit der Thatsache zusammen, dass die Seiten-theile der Netzhaut f\u00fcr farbloses Licht empfindlicher sind als der gelbe Fleck2).\n1)\tVergl. die Anmerkung auf voriger Seite.\n2)\tKirschmann, Ueber die Helligkeitsempfindung im indirecten Sehen. Phil. Stud. V, S. 447 ff. \u2014 Fick, Studien \u00fcber Licht- und Farbenempfindungen. Pfl\u00fcger\u2019s Archiv, XLIII. S. 441 ff.","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nKarl Marbe.\nFixirt wurde stets ein Punkt, welcher gleichweit vom Ran und von der Mitte der Scheibe entfernt war. W\u00e4hlt man statt dessen mehr der Peripherie zu gelegene Punkte, so wirkt das schwer ganz zu vermeidende Flattern des Scheihenrandes st\u00f6rend, fixirt man mehr in der Mitte, so entsteht infolge der Flalteschrauhe eine C ontrastwirkung.\nDie Dauer eines einzelnen Eindrucks erh\u00e4lt man, wenn man\n(X\ndie f\u00fcr hundert Umdrehungen gefundenen Zahlen mit ^\nvervielfacht, wobei a die Breite des dem fraglichen Reiz entsprechenden Sectors in Graden bezeichnet. Die Intensit\u00e4ten der Beleuchtungen verhalten sich direct wie die Quadrate der reciproken Werthe der jeweiligen Entfernung des Lichtes von der Scheibe. Vervielfacht man diese Zahlen jeweils mit den Reflexionscoefficienten *) der Sectoren, so erh\u00e4lt man die Verh\u00e4ltnisse der Reizintensit\u00e4ten. Die geringste Reizst\u00e4rke, welche vorkam, entsprach der Lichtst\u00e4rke, die unser Schwarz, wenn es von einem in 324,64 cm Entfernung befindlichen Gasgl\u00fchlicht beleuchtet wird, reflectirt. Auf diese Intensit\u00e4t als Einheit sind in den Tabellen (abgesehen von denjenigen, welche sich auf Versuche im diffusen Tageslicht beziehen) alle \u00fcbrigen Reizst\u00e4rken bezogen.\nBei den Experimenten fungirten au\u00dfer mir (M.) auch die Herren stud, philos. Karl Schneider (S.) und Prof. Serebrenikoff (Ser.) als Versuchspersonen.\nIch theile zun\u00e4chst in Tabelle II bis VII diejenigen Ergebnisse mit, welche nach dem zuerst beschriebenen Verfahren gewonnen sind. In diesen und allen \u00fcbrigen Tabellen bedeutet Iw die Intensit\u00e4t des durch den wei\u00dfen Sector erzeugten Reizes, Is diejenige, welche dem) schwarzen Sector entspricht. Dw und I)s bedeuten die Dauern der Reize.\n1) Eine Reihe von Bestimmungen nach Kirschmann (Phil. Stud. V, S. 292 ff.) ergaben f\u00fcr das Verh\u00e4ltniss des benutzten Schwarz zu Wei\u00df die Werthe 1 -.40,01. Ich lege f\u00fcr Wei\u00df die Zahl 40 zu Grunde, was bei der Ungenauigkeit der fraglichen photometrisehen Methode erlaubt ist.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen etc.\t39J\nTabelle II.\nDen 28. April 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter M.\nIs\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDs\tIw\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDw\n17,55 17,55 16,81 17,01 17,28\t17,24\t0,26\t0,011\t702,0 702,0 672.4 680.4 691,2\t689,6\t10,4\t0,011\n17,28 16,35 16,55 16,27 16,93\t16,68\t0,34\t0,012\t691.2 654.0 662.0 650,8 677.2\t667,0\t13,7\t0,012\nTabelle III.\nDen 2. Mai 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter M.\nIs\tAritlim. Mittel\tMittlere Variation\tDs\tIw\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDio\n1,18\t1,33\t0,22\t0,021\t47,2\t53,4\t8,9\t0,021\n1,21\t\t\t\t48,4\t\t\t\n1,24\t\t\t\t49,6\t\t\t\n1,89\t\t\t\t75,6\t\t\t\n1,15\t\t\t\t46,0\t\t\t\n5,69\t5,83\t0,25\t0,016\t227,6\t233,3\t9,9\t0,016\n5,54\t\t\t\t221,6\t\t\t\n5,65\t\t\t\t226,0\t\t\t\n6,12\t\t\t\t244,8\t\t\t\n6,16\t\t\t\t246,4\t\t\t","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nKarl Marbe.\nTabelle IV.\nDen 4. Mai 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter M.\nIs\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDs\tIw\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDw\n5,68 6,10 5,98 6,00 5,93\t5,94\t0,11\t0,015\t227.2 244.0 239.2 240.0 237.2\t237,5\t4,3\t0,015\n11,09 11,91 11.98 11,18 11.99\t11,63\t0,40\t0,013\t443.6 476,4 479.2 447.2 479.6\t465,2\t15,8\t0,013 '\n1,03 1,03 0,98 0,96 1,01\t1,00\t0,03\t0,024\t41,2 41.2 39.2 38.4 40.4\t40,1\t1,0\t0,024\nTabelle V.\nDen 9. Mai 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter M.\nIs\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDs\tho\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDv:\n1,88\t1,90\t0,03\t0,019\t75,2\t76,1\t1,2\t0,019\n1,86\t\t\t\t74,4\t\t\t\n1,97\t\t\t\t78,8\t\t\t\n1,91\t\t\t\t76,4\t\t\t\n1,89\t\t\t\t75,6\t\t\t\n65,31\t79,20\t11,54\t0,010\t2612,4\t316,81\t461,7\t0,010\n92,81\t\t\t\t3712,4\t\t\t\n92,26\t\t\t\t3690,4\t\t\t\n81,39\t\t\t\t3255,6\t\t\t\n64,24\t\t\t\t2566,6\t\t\t","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen etc.\n393\nTabelle VI.\nDen 10. Mai 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter S.\nIs\tArithm.\tMittlere\tDs\tIw\tAritlim.\tMittlere\tDw\n\tMittel\tVariation\t\t\tMittel\tVariation\t\n1,93\t1,85\t0,12\t0,025\t77,2\t74,0\t4,6\t0,025\n1,94\t\t\t\t77,6\t\t\t\n1,56\t\t\t\t62,4\t\t\t\n1,88\t\t\t\t75,2\t\t\t\n1,94\t\t\t\t77,6\t\t\t\n22,46\t21,90\t0,98\t0,013\t898,4\t876,0\t39,4\t0,013\n22,01\t\t\t\t880,4\t\t\t\n23,69\t\t\t\t947,6\t\t\t\n21,39\t\t\t\t855,6\t\t\t\n19,95\t\t\t\t798,0\t\t\t\nTabelle VII.\nDen 18. Mai 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter S.\nIs\tAritlim. Mittel\tMittlere Variation\tDs\tho\tAritlim. Mittel\tMittlere Variation\tDw\n3,44\t3,58\t0,13\t0,015\t137,6\t143,4\t5,4\t0,015\n3,92\t\t\t\t156,8\t\t\t\n3,57\t\t\t\t142,8\t\t\t\n3,54\t\t\t\t141,6\t\t\t\n3,45\t\t\t\t138,0\t\t\t\n3,43\t3,38\t0,05\t0,015\t137,2\t135,2\t2,1\t0,015\n3,42\t\t\t\t136,8\t\t\t\n3,42\t\t\t\t136,8\t\t\t\n3,35\t\t\t\t134,0\t\t\t\n3,28\t\t\t\t131,2\t\t\t\n11,58\t11,23\t0,31\t0,014\t463,2\t449,1\t12,4\t0,014\n10,92\t\t\t\t436,8\t\t\t\n11,04\t\t\t\t441,6\t\t\t\n10,95\t\t\t\t438,0\t\t\t\n11,65\t\t\t\t466,0\t\t\t","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nKarl Marbe.\nIn den folgenden Tabellen VIII und IX ordne ich die Ergebnisse der Tabellen II bis VII, nach den Mittelwerthen von I. ohne R\u00fccksicht auf die Tage, an welchen die Versuche angestellt sind.\nTabelle VIII.\nBeobachter M.\nIs\tDs (= Dw)\tIw\n1,00\t0,024\t40,1\n1,33\t0,021\t53,4\n1,90\t0,019\t76,1\n5,83\t0,016\t233,3\n5,94\t0,015\t237,5\n11,63\t0,013\t465,2\n16,68\t0,012\t667,0\n17,24\t0,011\t689,6\n79,20\t0,010\t3168,1\nTabelle IX. Beobachter S.\nIs\tDs (= Du )\tIw\n1,85\t0,025\t74,0\n3,38\t0,015\t135,2\n3,58\t0,015\t143,4\n11,23\t0,014\t449,1\n21,90\t0,013\t876,0\nDiese Zahlen best\u00e4tigen die Annahme, dass die f\u00fcr die Verschmelzung zweier successiven Reize erforderlichen Dauern mit wachsender Intensit\u00e4t der Reize geringer werden. Zugleich ergibt sich der Satz, dass die erforderliche Dauer ungleich langsamer abnimmt, als die entsprechenden Intensit\u00e4ten wachsen.\nBei den folgenden Versuchen sind die Dauern der beiden successiven Reize auch unter sich verschieden. Der Versuchsgang wrar derselbe wie oben, jedoch mussten hier f\u00fcr die Variirung der Geschwindigkeiten Scheiben mit verschiedenem Sectorenverh\u00e4ltniss zur Anwendung gelangen.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempfmdnngen etc.\n395\nTabelle X.\nDen 26. Mai 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter M.\nIs\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\t\u00dfs\tIw\tArithm. Mittel\tMittlere Variation\tDw\n11,58\t12,31\t2,96\t0,004\t463,2\t492,4\t118,4\t0,060\n12,92\t\t\t\t516,8\t\t\t\n12,13\t\t\t\t485,2\t\t\t\n11,74\t\t\t\t469,6\t\t\t\n13,18\t\t\t\t527,2\t\t\t\n10,31\t10,52\t0,96\t0,009\t412,4\t421,0\t38,6\t0,045\n10,28\t\t\t\t411,2\t\t\t\n10,50\t\t\t\t420,0\t\t\t\n10,67\t\t\t\t426,8\t\t\t\n10,86\t\t\t\t434,4\t\t\t\n9,40\t10,14\t2,73\t0,011\t376,0\t405,7\t109,3\t0,022\n10,06\t\t\t\t402,4\t\t\t\n11,05\t\t\t\t442,0\t\t\t\n9,60\t\t\t\t384,0\t\t\t\n10,60\t\t\t\t424,0\t\t\t\n8,57\t8,78\t1,68\t0,019\t342,8\t351,2\t67,2\t0,019\n8,16\t\t\t\t326,4\t\t\t\n9,58\t\t\t\t383,2\t\t\t\n8,82\t\t\t\t352,8\t\t\t\n8,77\t\t\t\t350,8\t\t\t\n11,41\t11,16\t1,27\t0,023\t456,4\t446,5\t50,9\t0,013\n10,67\t\t\t\t426,8\t\t\t\n11,09\t\t\t\t443,6\t\t\t\n11,55\t\t\t\t462,0\t\t\t\n11,09\t\t\t\t443,6\t\t\t\n13,13\t13,06\t1,51\t0,030\t525,2\t520,4\t67,8\t0,006\n13,74\t\t\t\t549,6\t\t\t\n12,56\t\t\t\t502,4\t\t\t\n12,98\t\t\t\t510,2\t\t\t\n12,87\t\t\t\t514,8\t\t\t\n13,74\t15,55\t0,96\t0,050\t549,6\t622,0\t38,2\t0,003\n17,28\t\t\t\t691,2\t\t\t\n15,94\t\t\t\t637,6\t\t\t\n14,97\t\t\t\t59S,8\t\t\t\n15,82\t\t\t\t632,8\t\t\t","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nKarl Marbe.\nIn der folgenden Tabelle fasse ich die Ergebnisse aus der vorhergehenden zusammen.\t''\nTabelle XI. Beobachter M.\nIs\tDs\tDw\tIw\n12,31\t0,004\t0,060\t492,4\n10,52\t0,009\t0,045\t421,0\n10,14\t0,011\t0,022\t405,7\n8,78\t0,019\t0,019\t351,2\n11,16\t0,023\t0,013\t446,5\n13,06\t0,030\t0,006\t520,4\n15,55\t0,050\t0,003\t622,0\nHiernach ist zur Entstehung einer constanten Empfindung aus zwei successiven Reizen die geringste Intensit\u00e4t dann erforderlich, wenn die beiden Reize gleich lange dauern; je verschiedener die Dauer der Reize ist, desto gr\u00f6\u00dfer darf auch ihre Intensit\u00e4t sein. Die Tabelle zeigt deutlich, dass die Unterschiede der Dauern ungleich schneller wachsen, als die zugeh\u00f6rigen Intensit\u00e4ten. Dass die Werthe f\u00fcr I von der Mitte der Colonnen nach oben langsamer zunehmen als nach unten, erkl\u00e4rt sich daraus, dass die Werthe f\u00fcr die Gesammtdauer der beiden Reize (Ds + Die), deren Abh\u00e4ngigkeit von der Intensit\u00e4t schon gezeigt ist, nach oben mehr wachsen als nach unten.\nAus diesen Tabellen ist der Einfluss des Unterschieds der Dauern auf das Verschmelzungsph\u00e4nomen ersichtlich. Um denselben unbeeinflusst von den Intensit\u00e4tsunterschieden zu studiren, wurden folgende Versuche nach der an zweiter Stelle beschriebenen Methode angestellt.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen etc.\n397\nTabelle XII.\nDen 28. Mai 1893, Abends 10 Uhr. Beobachter Ser.\n0,032\n5780,0\n0.024\n0,007\n0,020\nTabelle XIII.\nDen 28. Mai 1893, Abends 11 Uhr. Beobachter M.\nho\tJs\tDie\tDs\n5780,0\t144,50\t0,034\t0,002\n\t\t0,023\t0,005\n\t\t0,017\t0,009\n\t\t0,011\t0,011\n\t\t0,005\t0,016\n\t\t0,004\t0,020\n\t\t0,002\t0,028\nTabelle XIV.\nDen 23. Mai 1893, Mittags 3 Uhr. Beobachter M.\nho\tIs\tjDio\tI)s\nWei\u00dfer\tSchwarzer\t0,036\t0,002\nSeetor\tSector\t0,024\t0,005\nim diffusen\tim diffusen\t0,019\t0,010 \u25a0\nTageslicht\tTageslicht\t0,014\t0,014\n\t\t0,009\t0,019\n\t\t0,005\t0,025\n\t\t0,002\t0,032\nWundt, Pliilos. Studien. IX.\n27","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nKarl Marbe.\nAus diesen Tabellen1) ergibt sich, dass einer gleichen Dauer der einzelnen Reize die geringste Gesammtdauer entspricht; mit wachsendem Unterschied der Dauern w\u00e4chst auch die Gesammtdauer. Doch ist eine geringere Gesammtdauer erforderlich, wenn der intensivere Reiz der k\u00fcrzere von beiden ist, als im umgekehrten Fall.\nUm letzteres direct nachzuweisen, wurde von einer Scheibe alles ausgeschnitten au\u00dfer zwei nebeneinanderstehenden Sectoren von je 90\u00b0 Gr\u00f6\u00dfe, von welchen der eine wei\u00df, der andere schwarz war. Die Sectoren wurden dann vor einem dicht (ca. 1 mm) hinter ihnen befindlichen wei\u00dfen Hintergrund in rotirende Bewegung versetzt und nach der an zweiter Stelle (S. 387) beschriebenen 'Methode auf eine Geschwindigkeit eingestellt, bei welcher sie mit dem Hintergrund am Fixationspunkt eine constante Empfindung erzeugten. Wurde nun der wei\u00dfe Hintergrund durch einen schwarzen ersetzt, so war auch am Fixationspunkt ein deutliches Flimmern sichtbar (Beobachter: M.\u2014 S.), welches erst verschwand, als die Gesammtdauer um einige Tausendstelsecunden verk\u00fcrzt war. Die \u00fcberwiegende Dauer des st\u00e4rkeren Reizes ist also f\u00fcr die Verschmelzung g\u00fcnstiger als die \u00fcberwiegende Dauer des schwachem.\nIm folgenden fasse ich die gewonnenen S\u00e4tze zusammen :\nI.\tDie f\u00fcr die Verschmelzung zweier Reize zu einer constanten Empfindung erforderlichen Gesammtdauern nehmen mit wachsenden Intensit\u00e4ten ab und zwar ungleich langsamer, als die entsprechenden Intensit\u00e4ten wachsen.\nII.\tDie erforderlichen Unterschiede der beiden Dauern nehmen mit wachsenden Intensit\u00e4ten zu und zwar ungleich schneller, als die entsprechenden Intensit\u00e4ten wachsen.\nIII.\tDie erforderlichen Unterschiede der Dauern nehmen mit wachsender Gesammtdauer zu und zwar ungleich schneller als die letztere.\nIHa. Es ist f\u00fcr die Verschmelzung g\u00fcnstiger, wenn die Dauer des intensiveren Reizes, als wenn die des weniger intensiven \u00fcberwiegt.\n1) Von den Abweichungen in den Tabellen XIII und XIV darf wohl abgesehen werden.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen etc.\n399\nDie Anschauungen von Plateau1) und v. Helmholtz2), nach welchen es f\u00fcr die Verschmelzung ohne Einfluss sein soll, wenn man das Verh\u00e4ltniss zwischen der Breite der wei\u00dfen und schwarzen Sectoren einer rotirenden Scheibe ver\u00e4ndert, wofern man nur die Anzahl der Sectoren constant l\u00e4sst, sind nach diesen Untersuchungen von selbst beseitigt.\nZum Schluss m\u00f6chte ich noch darauf hinweisen, dass derartige Versuche ungeeignet sind zur Bestimmung der Zeit, w\u00e4hrend welcher ein Eindruck ungeschw\u00e4cht andauert3). Denn wenn man auch mit einer \u00e4hnlichen Vorrichtung wie das Kirschmann-sche Photometer Reize intermittirend folgen l\u00e4sst, so ist eine etwa resultirende constante Empfindung nicht durch die Reize allein, sondern auch durch die lichtlosen Componenten4) bedingt.\n1)\tA. a. O. S. 316.\n2)\tA. a. O. S. 489. Versuche mit der von v. Helmholtz daselbst abgebildeten Scheibe sind nicht genau genug. Auch bei mir ergab sich das Resultat, dass das Flimmern \u00bbbei steigender Umlaufsgeschwindigkeit in allen Abtheilungen der Scheibe nahezu gleichzeitig\u00ab aufh\u00f6rt.\n3)\tWozu Plateau (a. a. O. S. 310 f.) dieselben zu verwenden suchte.\n4)\tVergl. das entsprechende Gesetz bei v. Helmholtz (a. a. O. S. 482 f.). Weniger gut ist die Talbot\u2019sche Formulirung: \u00bbWenn ein leuchtender Gegenstand regelm\u00e4\u00dfig intermittirend auf das Auge wirkt und die successiven Momente seines Erscheinens so nahe an einander liegen, dass das Auge sie nicht mehr unterscheiden kann, sondern eine ununterbrochene Empfindung erh\u00e4lt, so ist die scheinbare Helligkeit dieses Gegenstandes geschw\u00e4cht in dem Verh\u00e4ltniss der F.rscheinungs- und Verschwindungsdauer zur blo\u00dfen Erscheinungdauer\u00ab. (Philos. Magaz. Nov. 1834. S. 327. \u2014 Alfred Lehmann, Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheibe. Phil. Stud. IV, S. 232.) Denn die \u00bbscheinbare Helligkeit\u00ab kann in keinem zahlenm\u00e4\u00dfigen Verh\u00e4ltniss geschw\u00e4cht werden.\n27*","page":399}],"identifier":"lit4236","issued":"1894","language":"de","pages":"384-399","startpages":"384","title":"Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen, welche aus successiven Reizen resultiren","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:35:40.765071+00:00"}