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{"created":"2022-01-31T14:20:18.211546+00:00","id":"lit4251","links":{},"metadata":{"alternative":"Philosophische Studien","contributors":[{"name":"Stratton, Georg M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Philosophische Studien 12: 525-586","fulltext":[{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten.\nYon\nGeorge Malcolm Stratton.\nMit 7 Figuren im Text.\nBei der Bestimmung der Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Druckempfindungen k\u00f6nnen die zu vergleichenden Empfindungsintensit\u00e4ten entweder gleichzeitig oder successiv erfolgen. Bei successiven Beizen sind die Druckintensit\u00e4ten entweder durch eine leere Zwischenzeit von einander getrennt, oder die Normalintensit\u00e4t flie\u00dft unmittelbar und ohne eine solche Unterbrechung in die Vergleichsintensit\u00e4t \u00fcber. In letzterem Falle werden die Versuche dann so angestellt, dass man in den Verlauf eines continuirlich ein wirkenden constanten Reizwerthes eine Intensit\u00e4tsver\u00e4nderung von bestimmter Gr\u00f6\u00dfe und Geschwindigkeit einschaltet.\nDie Versuche, deren Ergebnisse ich im Folgenden mittheilen m\u00f6chte, wurden nach der letzterw\u00e4hnten Anordnung ausgef\u00fchrt. Es handelt sich in diesen Mittheilungen demnach besonders um die Bestimmung des Einflusses der Geschwindigkeit einer Druck\u00e4nderung auf die Wahrnehmung des betreffenden Unterschiedes, oder genauer ausgedr\u00fcckt auf die Gr\u00f6\u00dfe der ebenmerklichen Druck\u00e4nderung.\nDie Feststellung dieses Einflusses erschien mir um so noth-wendiger, je mehr ich die Resultate der wenigen Untersuchungen, die \u00fcber diese Frage bisher ver\u00f6ffentlicht sind, in R\u00fccksicht zog. Die einzige ausf\u00fchrlichere Arbeit in diesem Gebiete stammt von Hall und Motora1). Dieselbe enth\u00e4lt das kaum zu erwartende\n1) Dermal Sensitiveness to Gradual Pressure Changes. Americal Journal of Psychology. Vol. I, p. 72.\n35*","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"526\nGeorge Malcolm Stratton.\",\nResultat, dass der ebenmerkliche Unterschied einer Druck\u00e4nderung um so gr\u00f6\u00dfer ist, je schneller derselbe erzeugt wird, obwohl ein einfacher Versuch uns \u00fcberf\u00fchren d\u00fcrfte, dass wir bei ann\u00e4hernd momentanen Intensit\u00e4ts\u00e4nderungen au\u00dferordentlich empfindlich sind. Wenn demnach eine gr\u00f6\u00dfere Geschwindigkeit eine Erh\u00f6hung der Unterschiedsschwelle bedingt, so m\u00fcssten wir erwarten, dass bei einer momentanen Druck\u00e4nderung die Schwelle auf ihr Maximum steigen w\u00fcrde. Thats\u00e4chlich aber l\u00e4sst sich leicht das Gegentheil beweisen.\nEs w\u00e4re nun trotzdem m\u00f6glich, dass ein Gesetz, wie es Hall und M o t o r a aufgestellt haben , bei den von ihnen verwandten, ziemlich langsamen Ver\u00e4nderungen Geltung h\u00e4tte, obwohl bei schnelleren Ver\u00e4nderungen vielleicht ein von diesem verschiedenes Gesetz sich w\u00fcrde nachweisen lassen. In diesem Falle w\u00e4re es aber w\u00fcnschenswerth, die Thatsachen noch genauer zu constatiren, sowie die beiden einander gegen\u00fcber stehenden Gebiete n\u00e4her zu begrenzen, um f\u00fcr die eventuell vorhandenen beiden Gesetze zu einer Erkl\u00e4rung zu gelangen.\nAn Interesse gewinnen diese Fragen durch die Resultate, welche unl\u00e4ngst \u00fcber HelligkeitsVer\u00e4nderungen von Stern1) mitgetheilt sind. Stern gelangte bei seinen Versuchen zu Resultaten, welche den von Hall und Motora gefundenen v\u00f6llig entsprechen. Er fand n\u00e4mlich, dass der Schwellenwerth um so kleiner ist, je langsamer diese Ver\u00e4nderungen vorgenommen wurden. Dagegen fand er f\u00fcr ann\u00e4hernd momentane Ver\u00e4nderungen einen Schwellenwerth, der betr\u00e4chtlich kleiner war als derjenige, der mit der langsamsten Geschwindigkeit gewonnen wurde. Das Paradoxe in diesen Ergebnissen hat Stern nachtr\u00e4glich selbst bemerkt2). Er findet aber darin keinen wirklichen Widerspruch, weil der psychische Vorgang, wie er meint, bei momentaner Ver\u00e4nderung durchaus verschieden sei von demjenigen, bei welchem der Uebergang von der normalen\n1)\tDie Wahrnehmung von Helligkeitsver\u00e4nderungen. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie u. Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VII. S. 249.\n2)\tStern, Die Wahrnehmung von Helligkeitsver\u00e4nderungen. Nachtrag. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VII. S. 395.","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 527\nHelligkeit zu dem Vergleichsreiz eine merkliche Dauer beansprucht. Er gibt \u00fcbrigens weder eine n\u00e4here Beschreibung dieser Vorg\u00e4nge, noch sucht er in seiner Darstellung das Verh\u00e4ltniss zwischen diesen Vorg\u00e4ngen und den gefundenen Schwellenunterschieden causal zu erkl\u00e4ren. Wenn jedoch die psychischen Processe in beiden F\u00e4llen wirklich so verschiedene sind, so d\u00fcrfte dies an und f\u00fcr sich noch keine Erkl\u00e4rung daf\u00fcr abgeben, warum dem einen Vorgang ein kleinerer Schwellenwerth entspricht als dem anderen.\nTJm nun wenn m\u00f6glich eine Antwort auf die eben ber\u00fchrten Fragen zu erhalten, suchte ich denselben in dem Institut f\u00fcr experimentelle Psychologie zu Leipzig vom Winter-Semester 1894/95 bis zum Ende des Winter-Semesters 1895/96 experimentell n\u00e4her zu treten. Es ist mir eine angenehme Pflicht, an dieser Stelle dem Herrn Geh.-Rath Professor Dr. Wundt, sowie seinen Assistenten Herrn Dr. Meumann und Herrn Dr. Kiesow f\u00fcr den stets erhaltenen freundlichen Rath und Beistand meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Ebenso hin ich den Herren Eber, Judd, Sherman und Tawney, die sich mir als Versuchspersonen freundlichst zur Verf\u00fcgung stellten, vielfachen Dank schuldig.\nIn der nachstehenden Beschreibung habe ich diejenigen Versuche vorangestellt, welche sich auf momentane Druck\u00e4nderungen beziehen. Dies ist einmal geschehen, weil sowohl der Apparat wie das Versuchs verfahren sich in mancher Hinsicht von derjenigen Anordnung unterscheiden, in welcher die Versuche mit langsameren Druck\u00e4nderungen angestellt wurden, sodann aber auch, weil eine genauere Beschreibung der unter diesen Bedingungen stattfindenden psychischen Vorg\u00e4nge die Darstellung der anderen Versuche betr\u00e4chtlich erleichtern d\u00fcrfte. Wir haben dann in den anderen F\u00e4llen nur anzugeben, in wie weit die sp\u00e4teren Versuche von den ersteren abweichen.\nI. Versuche hei momentanen Ver\u00e4nderungen.\nUnter den Arbeiten, welche \u00fcber ann\u00e4hernd momentane Druckver\u00e4nderungen ver\u00f6ffentlicht sind, findet sich eine Anzahl, welche klinische oder andere Zwecke verfolgen, die aber f\u00fcr unsere Frage von weniger Bedeutung sind. Zu diesen geh\u00f6ren auch jene Unter-","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nGeorge Malcolm Stratton.\nsuchungen, welche als Reizmittel eine schwingende Stimmgabel1) oder ein rasch rotirendes Zahnrad2) anwenden. Abgesehen von der Schwierigkeit, welche unter diesen Bedingungen das Constanthalten und die Bestimmung der Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe des Reizes hat, h\u00e4ngt die Wahrnehmbarkeit der Druck\u00e4nderungen nicht nur von der Gr\u00f6\u00dfe dieser Ver\u00e4nderung ah, sondern auch von der Geschwindigkeit der Succession und der damit zusammenh\u00e4ngenden Verschmelzung der Empfindungen. Die eigentliche Wirkung der Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe wird demnach auf diese Weise schwer erkannt werden. In den Versuchen von Rumpf3), der den He ring\u2019sehen Aesthe-siometer benutzte, spielen die Druck\u00e4nderungen ebenfalls eine gewisse Rolle. Eine quantitative Bestimmung der Reiz\u00e4nderung ist mittelst seiner Anordnung nicht m\u00f6glich. Daher k\u00f6nnen die Rumpf\u2019sehen Resultate wie auch die nach der Goltz\u2019sehen Methode4) gewonnenen f\u00fcr unseren Zweck nicht in Betracht gezogen werden.\nEs finden sich zwar einige Untersuchungen, welche zu quantitativen Resultaten f\u00fchrten; dieselben sind jedoch wenig umfangreich, auch wurden sie meistens nach einem Verfahren ausgef\u00fchrt, welches eine Nachpr\u00fcfung desselben mit Ausschluss mehr oder weniger wahrscheinlicher Fehlerquellen w\u00fcnschenswerth macht. In diesen Arbeiten, deren uns hier interessirende Resultate weiter unten angegeben sind, findet man noch einen auffallenden Mangel in der Unterscheidung der Hauptf\u00e4lle. Die Zu- und Abnahmef\u00e4lle sind ohne weitere Scheidung durch einander geworfen. Nur bei einem Beobachter (Dohrn) findet sich die Andeutung eines Unterschiedes dieser F\u00e4lle, doch geschieht dies in einer so unsicheren Weise, dass der Verfasser selbst den Unterschied in den Schwellen-werthen einigen Eigenth\u00fcmlichkeiten seines Apparates zuschreibt. Au\u00dferdem werden von s\u00e4mmtlichen Autoren die verschiedenen\n1)\tSchwaner, Die Pr\u00fcfung der Hautsensibilit\u00e4t vermittelst Stimmgabeln bei Gesunden und Kranken. Marburg 1890.\n2)\tHaycraft, Abstract of an Essay upon the Limitations in Time of Conscious Sensations. Brain. Vol. VII. p. 141.\n3)\tRumpf, Zur Physiologie und Pathologie der Tastempfindung. Archiv f\u00fcr Psychiatrie. Bd. XV. S. 841.\n4)\tGoltz, Ein neues Verfahren die Sch\u00e4rfe des Drucksinnes der Haut zu pr\u00fcfen. Centralblatt f\u00fcr die Medicinischen Wissenschaften. 1863. S. 273.","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 529\nStadien des Urtheils, je nachdem eine unbestimmte Ver\u00e4nderung oder eine bestimmte Zu- oder Abnahme wahrnehmbar ist, ganz vernachl\u00e4ssigt.\nDohm benutzte nur ein Normalgewicht, n\u00e4mlich lg1), welches auf eine kreisf\u00f6rmige Hautfl\u00e4che von 1 mm Durchmesser einen Druck aus\u00fcbte. Er konnte auf diese Weise feststellen, dass an den Fingerspitzen eine Abnahme von 0,03 \u2014 0,35 g, dagegen eine Zunahme von 0,2 \u2014 0,5 g eben wahrgenommen wurde. Die gr\u00f6\u00dfere Schwelle f\u00fcr die Zunahme suchte er aus dem Umstande zu erkl\u00e4ren, dass seine Wage w\u00e4hrend dieser Versuche \u00fcber die Empfindlichkeit bei der Druckzunahme mehr belastet als im entgegengesetzten Falle war, und daher weniger empfindlich sein musste.\nBastelberger beschr\u00e4nkte sich in seinen uns hier interessi-renden Versuchen auf einen Normaldruck von 10 g. Er stellte Versuche an den Fingerspitzen an, indem er diesen Normaldruck abwechselnd zu- und abnehmen lie\u00df. Hierbei ergab sich, dass auf einer Hautfl\u00e4che von 4 mm Druckunterschiede von 4 g fast ausnahmslos richtig erkannt wurden2). Sobald die Ver\u00e4nderung 4,5 g erreichte, wurden \u00fcberhaupt keine falschen Urtheile mehr abgegeben.\nKruth fand3), dass bei Normalgewichten von 5, 15 und 50 g auf den Spitzen des vierten und des f\u00fcnften Fingers eine Ver\u00e4nderung von 1, 1\u2014l4/2 resp. l4/2\u20142 g eben wahrnehmbar war.\nIn den von Jastrow4) mit zwei Normalgewichten von 105 und 315g ausgef\u00fchrten Untersuchungen wurden Ab- und Zunahme immer combinirt, d. h. so dass der Normaldruck zu- bezw. abnahm und darauf zur Normalintensit\u00e4t zur\u00fcckkehrte. Es fanden also hier immer zwei Ver\u00e4nderungen unmittelbar nach einander statt. Jastrow dr\u00fcckt dies Verh\u00e4ltniss durch die Formel A, A \u00b1 a, A aus. Er berechnete aus seinen Reihen, dass sich die Anzahl der Fehler auf\n1)\tDohm, Beitr\u00e4ge zur Druckempfindlichkeit der Haut. Zeitschrift f\u00fcr rationelle Medicin, Dritte Reihe. Bd. X. S. 339.\n2)\tBastelherger, Experimentelle Pr\u00fcfung der zur Drucksinn-Messung angewandten Methoden. Stuttgart 1879.\n3)\tKruth, Untersuchung \u00fcber den;Drucksinn vermittelst der Landois\u2019schen Quecksilber-Druckwage. Greifswald 1881.\n4)\tJastrow, Studies from the Laboratory of Experimental Psychology of the University of Wisconsin. American Journal of Psychology. Vol. III. p. 54.","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nGeorge Malcolm Stratton.\n25 % der Gesammturtheile belaufen w\u00fcrde, wenn die Normal- und Vergleichsintensit\u00e4t im Verh\u00e4ltniss von 1 : 1,067 st\u00e4nden. Weder die Gr\u00f6\u00dfe der Ber\u00fchrungsfl\u00e4che noch die Dauer der Abweichung von der Normalintensit\u00e4t sind aber von Jastrow angegeben. Au\u00dferdem kann man bei solchen Versuchen niemals wissen, wie weit sich das Urtheil auf die erste oder auf die zweite Ver\u00e4nderung gr\u00fcndet.\nAlle die genannten Experimentatoren benutzten im wesentlichen den gleichen Apparat, n\u00e4mlich eine Wage, welche an dem einen Ende ihres Balkens einen Druck auf die betreffende Hautstelle aus\u00fcbte. Die \u00dfeiz\u00e4nderung ward dadurch hervorgebracht, dass der Experimentator durch Beschwerung oder Erleichterung der Balkenenden den Druck zu variiren suchte. Ob man nun die H\u00f6he einer auf das Balkenende wirkenden Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule ver\u00e4ndert, wie Kruth, oder ob man mit der Hand kleine Gewichte auf dasselbe legt oder davon nimmt, wie die andern Forscher thaten, so hat man hierbei doch immer nur zwischen den Nachtheilen zu w\u00e4hlen, dass entweder die Ver\u00e4nderung nicht schnell genug geschieht, oder dass man an Genauigkeit verliert. Wenn sich eine aufsteigende Fl\u00fcssigkeit mit maximaler Geschwindigkeit bewegt, so ist es nach meinen eignen Erfahrungen schwer, den zu erreichenden Endpunkt rechtzeitig zu fixiren. Man ger\u00e4th in den meisten F\u00e4llen ein wenig \u00fcber denselben hinaus oder bleibt zu viel unter demselben zur\u00fcck, so dass man ihn \u00fcberhaupt nicht trifft. Andererseits wird der Apparat durch das Auflegen von Gewichten leicht ersch\u00fcttert, oder man h\u00f6rt, wenn dieselben fortgenommen werden, sehr oft ein st\u00f6rendes Ger\u00e4usch. Auch ist es fast unm\u00f6glich, von einem Ende des Balkens aus die Ab- und Zunahme mit gleicher Geschwindigkeit eintreten zu lassen. Weil die Gefahr einer Ersch\u00fctterung viel gr\u00f6\u00dfer beim Auflegen als beim Wegnehmen des Gewichtes ist, neigt man im ersteren Falle unvermeidlich dazu, sorgf\u00e4ltiger und daher langsamer zu verfahren als im letzteren. Au\u00dferdem kommt beim Auflegen des Gewichtes dazu noch ein gewisses Ma\u00df von Bewegungsenergie, wodurch die eigentliche Wirkung desselben noch vergr\u00f6\u00dfert werden muss1). Wenn man dagegen diese\n1) Vergl. Wundt, Grundz\u00fcge der physiologischen Psychologie. 4. Aufl. Bd. I. S. 383.","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 531\nVer\u00e4nderungen so vornimmt, dass man die Gewichte \u00fcberhaupt nur aufsetzt oder ebenso nur abhebt, was, je nachdem man hierbei das eine oder das andere Balkenende benutzt, einer Zu- resp. Abnahme des Druckes entsprechen w\u00fcrde, kommt in Folge der pl\u00f6tzlichen Hand- oder Gewichtsbewegung nicht selten ein leises Ger\u00e4usch vor, welches von der Versuchsperson localisirt werden und somit die Richtung der Reiz\u00e4nderung andeuten kann. Dadurch muss aber die M\u00f6glichkeit, die Angaben durch ein streng unwissentliches Verfahren zu controliren, verloren gehen.\nUm diese Nachtheile zu beseitigen, lie\u00df ich einen Apparat anfertigen, der aus drei Hebeln zusammengesetzt war (A, B, C in Fig. 1).\nFig. 1.\nDie Hebel waren auf st\u00e4hlernen Schneiden in Metallwinkeln gelagert und nach Befestigung ihrer Theile genau equilibrirt. Fin Ausschlag derselben wurde bereits durch ein Gewicht von 0,01 g erzielt. Durch Schrauben [s, s', s\") konnte jeder Hebel in seiner H\u00f6he verstellt werden. Je nach der Dicke des unter das St\u00e4bchen d zu schiebenden K\u00f6rpertheils lie\u00dfen sich die Hebel auf diese Weise wagerecht einstellen. Die Stange, an welcher die Metalllage des Hebels A angeklemmt wurde, war in einem mit Filzf\u00fc\u00dfen versehenen","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nGeorge Malcolm Stratton.\nHolzbrett befestigt, welches bei der Ausf\u00fchrung der Versuche auf einen Tisch gestellt wurde. Die beiden Stahlst\u00e4be, die als Unterlagen der Hebel B und 0 dienten, standen durch ihre Klemmen mit einem anderen Tische in Verbindung. Von diesen beiden Hebeln war jeder mit einem spitzen Zapfen versehen (z, z'), dessen Achse rechtwinkelig zu der Hebelebene stand. Auf diese Weise standen diese Hebel B und C mit der unteren und oberen Fl\u00e4che des Hebels A in Ber\u00fchrung, und zwar in einer Distanz von dem Drehpunkte desselben, die der Entfernung der Achsenlinie des auf dem anderen Ende des Hebels A befindlichen St\u00e4bchens d von demselben Drehpunkte aus gemessen genau gleich war. Das auf das St\u00e4bchen d dr\u00fcckende Normalgewicht (a) befand sich in einer kleinen messingenen Schale, welche dem oberen Theile dieses Hebelendes aufgesetzt war. Der Schwerpunkt dieses Gewichtes lag demnach in der Achsenlinie des St\u00e4bchens d. Um die Temperaturempfindungen auszuschlie\u00dfen , war das untere Ende des letzteren mit einer d\u00fcnnen kreisrunden Korkplatte von 4 mm Durchmesser versehen. Die kleineren, einander gleichen Gewichte b und c, welche die Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe dieses Normaldruckes repr\u00e4sentirten, befanden sich in solcher Lage, dass der Mittelpunkt des Gewichtes b in der Achsenlinie des unterliegenden Zapfens z, derjenige des Gewichtes c dagegen auf dem dem Zapfen z entgegengesetzten Ende des Hebels G ruhte. Der Schwerpunkt des Gewichtes c und die Achsenlinie des Zapfens z' waren von dem Drehpunkte des Hebels C gleich weit entfernt. Dem Auge der Versuchsperson blieben die Hebel B und C durch einen gro\u00dfen Schirm verdeckt.\nDenken wir uns, dass das Gewicht a etwa 50 g und die Gewichte b und c je 1 g schwer seien, so w\u00fcrde der Druck auf einer unter der unteren Fl\u00e4che des St\u00e4bchens d liegenden Hautfl\u00e4che gleich 50 g sein; denn die beiden Gewichte b und c m\u00fcssen sich auf diese Weise gegenseitig ausgleichen. Entlastet man nun den Hebel A um das Gewicht b, indem man bei e auf den Hebel B etwa mittelst des Fingers einen hinreichend starken Druck aus\u00fcbt, so muss der durch das St\u00e4bchen d auf die unterliegende Hautfl\u00e4che ausge\u00fcbte Druck um 1 g zunehmen, denn der Ausgleich f\u00fcr das Gewicht c ist jetzt aufgehoben. Wenn wir dagegen statt des Gewichtes b auf gleiche Weise die Wirkung des Gewichtes c aufheben,","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 533\nso muss anderseits der Druck auf die erw\u00e4hnte Hautfl\u00e4che um 1 g abnehmen. Die Richtung der Reizver\u00e4nderung k\u00f6nnen wir also beliebig bestimmen, je nachdem wir den Hebel B bei e oder den Hebel C bei f mit dem Finger niederdriicken. Die Gr\u00f6\u00dfe der Reizver\u00e4nderung h\u00e4ngt aber von der Gr\u00f6\u00dfe des aufgehobenen Gewichtes ab. Das durch das Aufklopfen des Fingers bei e und f gelegentlich auftretende und f\u00fcr die Versuchspersonen m\u00f6glicherweise st\u00f6rende leichte Ger\u00e4uch wurde dadurch vermieden, dass auf diese Stellen der betreffenden Hebelarme St\u00fcckchen von d\u00fcnnem, wollenem Tuche aufgeklebt wurden. So konnte die erw\u00e4hnte Entlastung in jedem Falle momentan und ohne irgend welche begleitende Ger\u00e4uschst\u00f6rungen erfolgen. Da dieselbe Handbewegung in einem Fall eine Zunahme und im anderen eine Abnahme des Reizes erzeugt, so ist ein etwa auftretender constanter Unterschied zwischen den Geschwindigkeiten der beiden Ver\u00e4nderungsrichtungen nicht wahrscheinlich. Auch wird der beim Auflegen eines Gewichtes erzeugte schwer bestimmbare Factor der Bewegungsenergie auf diese Weise beseitigt, da die Abnahme wie die Zunahme des Druckes auschlie\u00dflich durch die Wegnahme eines ruhenden Gewichtes hervorgebracht wird. Au\u00dferdem ist eine Ersch\u00fctterung des Apparates bei der Reizver\u00e4nderung dadurch ausgeschlossen, dass die Hebel B und G an einem separaten Tisch befestigt sind. Die Versuche wurden nach der Methode der Minimal\u00e4nderungen, und zwar mit einem Stufenunterschiede von 0,01 des betreffenden Normalgewichtes ausgef\u00fchrt. Dabei sind stets beide Versuchsreihen nach einander verwandt worden, die aufsteigende wie die absteigende. Dies gilt sowohl f\u00fcr die Bestimmungen, welche bei der Zunahme, wie f\u00fcr die, die bei der Abnahme angestellt wurden. Um die Erwartung einer besonderen Richtung der Ver\u00e4nderung auszuschlie\u00dfen, wechselten Reihen der Abnahmever\u00e4nderung mit solchen der Zunahmever\u00e4nderung unregelm\u00e4\u00dfig. Die Reiz\u00e4nderung geschah ungef\u00e4hr 1,5 Secunden nach einem zugerufenen Signal. Als Ber\u00fchrungsfl\u00e4che der Hand wurde eine Stelle an der Volarfl\u00e4che der kleinen Fingerbeere benutzt. Die betreffende Stelle lag ungef\u00e4hr 1 cm von der vorderen Kante derselben entfernt. Die Benutzung der kleinen Finger bietet den Vortheil dar, dass man die H\u00e4nde in einer bequemeren Lage halten kann. Der betreffende Finger","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534\tGeorge Malcolm Stratton.\nruhte auf einem Filzst\u00fcck, der Arm wurde durch ein Kissen unterst\u00fctzt.\nDie folgenden Resultate sind aus 560 Versuchsreihen gewonnen worden, welche \u00fcber momentane Druck\u00e4nderungen angestellt wurden. Dieselben vertheilen sich so auf vier Versuchspersonen, dass auf jede einzelne 140 Versuchsreihen kamen. Die in den Tabellen I und II angegebenen Zahlen sind also Durchschnitts-werthe aus je 5 Bestimmungen. Diejenigen in den Tabellen III und IV sind daher Durchschnittswerthe aus je 10 resp. 40 einzelnen Bestimmungen. Die Resultate der aufsteigenden und die der absteigenden Versuchsreihen sind separat angegeben. Das ist geschehen, weil die Bedingungen in beiden F\u00e4llen verschiedene sind, und weil ein sicherer Vergleich mit den Ergebnissen in dem zweiten Theil dieser Arbeit dadurch sehr erleichtert werden d\u00fcrfte. In den unter \u00bbVer\u00e4nderung\u00ab als \u00bbVergleichsgewicht\u00ab bezeichneten Spalten sind die absoluten Gr\u00f6\u00dfenwerthe angegeben, bis zu welchen der betreffende Normaldruck ver\u00e4ndert werden musste, um eine Ver\u00e4nderung \u00fcberhaupt wahrnehmbar zu machen. In den ebenso unter \u00bbRichtung\u00ab bezeichneten Spalten finden sich diejenigen Druckwerthe verzeichnet, bis zu welchen dieser Normaldruck ver\u00e4ndert werden musste, um die Wahrnehmung einer bestimmten Zu- resp. Abnahme zu erkennen. Unter z/r ist die Differenz zwischen diesen Werthen und den betreffenden Normalgewichten, also die absolute Unterschieds-\nschwelle, unter mV die mittlere Variation, und unter------ das Ver-\n\u2019\tr\nh\u00e4ltniss zwischen diesen Differenzen und den Normalgewichten, die relative Unterschiedsschwelle, angegeben. Abgesehen von diesen Verh\u00e4ltnissen bedeuten die Zahlen Druckgr\u00f6\u00dfen, welche in Grammen ausgedr\u00fcckt sind.\nIn den Tabellen I und II sind die Resultate bei den aufsteigenden resp. absteigenden Reihen verzeichnet. Die Mittelwerthe beider Reihen sind in Tabelle III angegeben. In Tabelle IV sind sodann die Ergebnisse s\u00e4mmtlicher Versuchspersonen im Durchschnitt zusammengefasst.","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 535 Tabelle I (Aufsteigende Keihen).\n\u00a3 o X\u00d9 O \u00a3\u25a0\t4-3 A \u00fc \u00a9 b\u00df\tZunahme\t\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\t\t\n\t\tVer\u00e4nderung\t\t\tRichtung\t\t\tVer\u00e4nderung\t\t\tRichtung\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\no\tC\u00d4 fl\tVer-\t\t\tVer-\t\t\tVer-\t\t\tVer-\t\t\nCO\t\tgleiehs-\tJr\tmV\tgleiehs-\tJr\tmV\tgleiehs-\tz/r\tmV\tgleiehs-\tJr\tm V\n>\ta\tgewicht\t\t\tgewicht\t\t\tgewicht\t\t\tgewicht\t\t\nT.\t10\t10,62\t0,62\t0,06\t10,66\t0,66\t0,06\t9,00\t1,00\t0,12\t8,88\t1,12\t0,03\nJ.\tV\t11,02\t1,02\t0,06\t11,18\t1,18\t0,14\t8,16\t1,84\t0,29\t7,98\t2,02\t0,30\nA.\t\t10,72\t0,72\t0,06\t10,94\t0,94\t0,23\t8,88\t1,12\t0,08\t8,64\t1,36\t0,17\ns.\t\u00bb\t10,74\t0,74\t0,13\t11,28\t1,28\t0,14\t8,60\t1,40\t0,12\t8,42\t1,58\t0,26\nT.\t25\t25,85\t0,85\t0,22\t26,00\t1,00\t0,30\t23,60\t1,40\t0,28\t23,10\t1,90\t0,32\nJ.\t55\t26,15\t1,15\t0,18\t26,70\t1,70\t0,34\t22,15\t2,85\t0,48\t21,45\t3,55\t0,46\nA.\t55\t25,90\t0,90\t0,12\t26,30\t1,30\t0,26\t23,40\t1,60\t0,28\t22,15\t2,85\t0,52\nS.\t55\t26,00\t1,00\t0,10\t26,55\t1,55\t0,16\t22,90\t2,10\t0,42\t22,35\t2,65\t0,42\nT.\t50\t51,30\t1,30\t0,24\t51,60.\t1,60\t0,32\t48,10\t1,90\t0,32\t47,50\t2,50\t0,20\nJ.\t55\t51,90\t1,90\t0,32\t53,00\t3,00\t0,60\t46,50\t3,50\t0,60\t44,90\t5,10\t0,92\nA.\t55\t51,60\t1,60\t0,16\t51,90\t1,90\t0,32\t47,90\t2,10\t0,32\t46,90\t3,10\t0,56\nS.\t55\t51,60\t1,60\t0,36\t52,50\t2,50\t1,00\t46,90\t3,10\t0,30\t45,20\t4,80\t1,88\nT.\t75\t76,80\t1,80\t0,45\t77,25\t2,25\t0,30\t72,30\t2,70\t0,36\t71,70\t3,30\t0,36\nJ.\t55\t77,70\t2,70\t0,36\t78,75\t3,75\t0,30\t70,35\t4,65\t0,54\t69,60\t5,40\t0,78\nA.\t55\t76,80\t1,80\t0,38\t77,70\t2,70\t0,54\t71,40\t3,60\t0,82\t70,35\t4,65\t0,78\nS.\t55\t76,85\t1,85\t0,42\t78,45\t3,45\t0,36\t71,55\t3,45\t0,84\t70,80\t4,20\t0,84\nT.\t100\t102,0\t2,0\t\t\t102,2\t2,2\t0,32\t96,4\t3,6\t0,48\t95,4\t4,6\t0,72\nJ.\t55\t103,4\t3,4\t0,48\t105,2\t5,2\t0,64\t95,0\t5,0\t0,80\t92,8\t7,2\t1,12\nA.\t55\t102,4\t2,4\t0,48\t103,2\t3,2\t0,72\t96,2\t3,8\t0,64\t96,0\t4,0\t0,40\nS.\t55\t102,6\t2,6\t0,88\t104,8\t4,8\t0,64\t97,1\t2,9\t0,82\t93,6\t6,4\t3,68\nT.\t150\t153,6\t3,6\t0,72\t154,8\t4,8\t1,56\t145,8\t4,2\t0,96\t144,6\t5,4\t0,96\nJ.\t55\t155,4\t5,4\t0,72\t156,9\t6,9\t1,68\t141,9\t8,1\t1,32\t139,8\t10,2\t2,16\nA.\t55\t153,0\t3,0\t\u2014\t153,6\t3,6\t0,72\t145,2\t4,8\t0,96\t144,3\t5,7\t0,96\nS.\t55\t153,6\t3,6\t1,08\t156,3\t6,3\t0,96\t145,8\t4,2\t1,08\t143,7\t6,3\t1,68\nT.\t200\t204,4\t4,4\t0,64\t206,4\t6,4\t1,44\t194,8\t5,2\t0,96\t193,6\t6,4\t1,28\nJ.\t55\t206,0\t6,0\t1,60\t208,4\t8,4\t2,88\t189,2\t10,8\t1,76\t186,4\t13,6\t3,52\nA.\t55\t204,4\t4,4\t0,64\t205,2\t5,2\t0,96\t194,4\t5,6\t0,64\t192,4\t7,6\t0,64\nS.\t55\t204,4\t4,4\t0,64\t209,2\t9,2\t1,76\t194,8\t5,2\t1,96\t189,6\t10,4\t2,88","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"P\u00b0 > \u00ee-1 H CD > \u00abH H \u00e7b>jhh9 po\u00e7>tHH\tcci>jhH e>-^h Versuchsperson\n536\nGeorge Malcolm Stratton.\nTabelle II (Absteigende Reihen).\n4-\u00bb r\u00d6 o\t\t\tZunahme\t\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\nTS CD b\u00a3\tVer\u00e4nderung\t\t\tRichtung\t\t\tVer\u00e4nderung\t\t\tRichtung\t\t\n'S a t-t o \u00a3\tVer-\t\t\tVer-\t\t\tVer-\t\t\tVer-\t\t\n\tgleichs- gewicht\t\tmV\tgleichs- gewicht\t\tmV\tgleichs- gewicht\t<dr\tm V\tgleichs- gewicht\tjdr\tmV\n10\t10,50\t0,50\t0,12\t10,58\t0,58\t0,06\t8,85\t1,15\t0,15\t8,78\t1,22\t0,14\n\u00bb\t11,02\t1,02\t0,06\t11,12\t1,12\t0,10\t8,42\t1,58\t0,22\t8,02\t1,98\t0,38\n\u00bb\t10,68\t0,68\t0,14\t11,08\t1,08\t0,26\t8,68\t1,32\t0,22\t8,58\t1,42\t0,30\n\u00bb\t10,84\t0,84\t0,13\t11,24\t1,24\t0,21\t8,64\t1,36\t0,19\t8,48\t1,52\t0,30\n25\t25,70\t0,70\t0,16\t25,85\t0,85\t0,18\t23,65\t1,35\t0,18\t23,20\t1,80\t0,28\n\u00bb\t26,25\t1,25\t0,10\t26,55\t1,55\t0,36\t22,35\t2,65\t0,58\t21,50\t3,50\t0,80\n5)\t25,90\t0,90\t0,22\t26,35\t1,35\t0,46\t23,25\t1,75\t0,30\t22,00\t3,00\t0,50\n\u00bb\t26,05\t1,05\t0,18\t26,30\t1,30\t0,36\t23,00\t2,00\t0,20\t22,70\t2,30\t0,36\n50\t51,10\t1,10\t0,16\t51,40\t1,40\t0,16\t48,30\t1,70\t0,24\t47,80\t2,20\t0,36\nJ)\t52,00\t2,00\t0,40\t52,60\t2,60\t0,52\t47,00\t3,00\t0,60\t44,80\t5,20\t0,76\n\u00bb\t51,50\t1,50\t0,20\t51,80\t1,80\t0,24\t47,80\t2,20\t0,64\t46,50\t3,50\t0,60\n\u00bb\t51,70\t1,70\t0,44\t52,10\t2,10\t0,32\t47,00\t3,00\t0,20\t45,30\t4,70\t2,04\n75\t76,95\t1,95\t0,36\t77,10\t2,10\t0,24\t71,40\t3,60\t0,48\t70,80\t4,20\t0,96\n\u00bb\t77,10\t2,10\t0,24\t77,85\t2,85\t0,72\t71,10\t3,90\t0,48\t69,60\t5,40\t0,54\n5)\t76,80\t1,80\t0,36\t76,95\t1,95\t0,36\t71,85\t3,15\t0,58\t70,35\t4,65\t0,48\n5)\t76,95\t1,95\t0,36\t78,00\t3,00\t0,90\t72,00\t3,00\t0,60\t71,40\t3,60\t0,78\n100\t102,0\t2,0\t_\t102,2\t2,2\t0,32\t97,0\t3,0\t0,40\t95,40\t4,6\t0,72\n\u00bb\t103,0\t3,0\t\u2014\t103,6\t3,6\t0,44\t94,8\t5,2\t0,64\t91,60\t8,4\t1,68\n35\t102,4\t2,4\t0,48\t103,0\t3,0\t0,40\t96,4\t3,6\t0,72\t95,00\t5,0\t0,80\n33\t102,4\t2,4\t0,64\t104,0\t4,0\t0,80\t95,6\t4,4\t0,64\t93,20\t6,8\t1,36\n150\t153,3\t3,3\t0,48\t153,6\t3,6\t0,72\t146,4\t3,6\t0,72\t145,8\t4,2\t0,90\n33\t155,7\t5,7\t0,28\t156,6\t6,6\t1,32\t142,8\t7,2\t0,48\t138,0\t12,0\t1,20\n33\t153,3\t3,3\t0,48\t153,6\t3,6\t0,72\t145,5\t4,5\t0,60\t142,2\t7,8\t1,44\n33\t153,0\t3,0\t\u2014\t154,8\t4,8\t0,96\t144,3\t5,7\t2,04\t140,7\t9,3\t3,84\n200\t204,0\t4,0\t\t204,4\t4,4\t0,64\t194,0\t6,0\t0,80\t190,4\t9,6\t1,92\n\t205,6\t5,6\t1,28\t206,4\t6,4\t2,48\t189,6\t10,4\t2,08\t184,0\t16,0\t1,60\n\t204,0\t4,0\t\u2014\t204,8\t4,8\t1,28\t193,2\t6,8\t0,96\t190,8\t9,2\t1,44\n33\t204,0\t4,0\t\t206,4\t6,4\t2,48\t193,6\t6,4\t1,28\t189,6\t10,4\t2,88","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 537\nTabelle III.\n\u00d6 o\tr*\t\tZunahme\t\t\t\tAbnahme\t\t\nJ-H <D P-> \u00e6\t1\tVer\u00e4nderung\t\tRichtung\t\tVer\u00e4nderung\t\tRichtung\t\n-g 3 m S >\t*\"\u00eb\u00f4 a t-t o \u00a3\t4r\tjdr r\t/Jr\t4r r\t4 r\tr\tjd r\tdir r\nT.\t10\t56\t0,056\t0,62\t0,062\t1,08\t0,108\t1,17\t0,117\nJ.\t\t;02\t0,102\t1,15\t0,115\t1,71\t0,171\t2 00\t0,200\nA.\t\t70\t0,070\t1,01\t0,101\t1,22\t0,122\t1,39\t0,139\nS.\t52\t79\t0,079\t1,26\t0,126\t1,38\t0,138\t1,55\t0,155\nT.\t25\t,77\t0,031\t0,93\t0,037\t1,37\t0,055\t1,85\t0,074\nJ.\t\t1,20\t0,048\t1,63\t0,065\t2,75\t0,110\t3,52\t0,141\nA.\t\t0,90\t0,036\t1,33\t0,053\t1,67\t0,067\t2,92\t0,117\nS.\t55\t1,03\t0,041\t1,43\t0,057\t2,05\t0,082\t2,47\t0,099\nT.\t50\t1,20\t0,024\t1,50\t0,030\t1,80\t. 0,036\t2,35\t0,047\nJ.\t\t1,95\t0,039\t2,80\t0,056\t3,25\t0,065\t5,15\t0,103\nA.\t\t1,55\t0,031\t1,85\t0,037\t2,15\t0,043\t3,30\t0,066\nS.\tff\t1,65\t0,033\t2,30\t0,046\t3,05\t0,061\t* 4,75\t0,095\nT.\t75\t1,88\t0,025\t2,18\t0,029\t3,15\t0,042\t3,75\t0,050\nJ.\t\t2,40\t0,032\t3,30\t0,044\t4,27\t0,057\t5,40\t0,072\nA.\t\t1,80\t0,024\t2,33\t0,031\t3,37\t0,045\t4,65\t0,062\nS.\tff\t1,90\t0,025\t3,23\t0,043\t3,22\t0,043\t3,90\t0,052\nT.\t100\t2,00\t0,020\t2,20\t0,022\t3,30\t0,033\t4,60\t0,046\nJ.\t\t3,20\t0,032\t4,40\t0,044\t5,10\t0,051\t7,80\t0,078\nA.\t\t2,40\t0,024\t3,10\t0,031\t3,70\t0,037\t4,50\t0,045\nS.\t25\t2,50\t0,025\t4,40\t0,044\t3,65\t0,037\t6,60\t0,066\nT.\t150\t3,45\t0,023\t4,20\t0,028\t3,90\t0,026\t4,80\t0,032\nJ.\t\t5,55\t0,037\t6,75\t0,045\t7,65\t0,051\t11,10\t0,074\nA.\t\t3,15\t0,021\t3,60\t0,024\t4,65\t0,031\t6,75\t0,045\nS.\tff\t3,30\t0,022\t5,55\t0,037\t4,95\t0,033\t7,80\t0,052\nT.\t200\t4,20\t0,021\t5,40\t0,027\t5,60\t0,028\t8,00\t0,040\nJ.\t\t5,80\t0,029\t7,40\t0,037\t10,60\t0,053\t14,80\t0,074\nA.\t\t4,20\t0,021\t5,00\t0,025\t6,20\t0,031\t8,40\t0,042\nS.\tff\t4,20\t0,021\t7,80\t0,039\t5,80\t0,029\t10,40\t0,052","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"538\tGeorge Malcolm Stratton.\nTabelle IV.\nNormalgewicht\tZunahme\t\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\t\t\n\tVer\u00e4nderung\t\t\tRichtung\t\t\tVer\u00e4nderung\t\t\tRichtung\t\t\n\tVer- gleichs- gewicht\tz/r\tdr r\tVer- gleichs- gewicht\tz/ r\tJr r\tVer- gleichs- gewicht\t/!r\tz/r r\tVer- gleichs- gewicht\t4r\tz/ r r\n10\t10,77\t0,77\t0,077\t11,01\t1,01\t0,101\t8,65\t1,35\t0,135\t8,47\t1,53\t0,153\n25\t25,97\t0,97\t0,039\t26,33\t1,33\t0,053\t23,04\t1,96\t0,078\t22,31\t2,69\t0,108\n50\t51,59\t1,59\t0,032\t52,11\t2,11\t0,042\t47,44\t2,56\t0,051\t46,11\t3,89\t0,078\n75\t76,99\t1,99\t0,027\t77,76\t2,76\t0,037\t71,49\t3,51\t0,047\t70,58\t4,42\t0,059\n100\t102,53\t2,53\t0,025\t103,53\t3,53\t0,035\t96,06\t3,94\t0,039\t94,13\t5,87\t0,059\n150\t153,86\t3,86\t0,026\t155,03\t5,03\t0,034\t144,71\t5,29\t0,035\t142,39\t7,61\t0,051\n200\t204,60\t4,60\t0,023\t206,40\t6,40\t0,032\t192,95\t7,05\t0,035\t189,60\t10,40\t0,052\nDie folgenden Curven (Eig. 2) veranschaulichen diese allgemeinen Schwellenverh\u00e4ltnisse. Die Abscissen derselben stellen die verschiedenen Normalgewichte, die Ordinaten die betreffenden Werthe von /1t\n\u2014 dar, welche in der Tabelle IV enthalten sind. Die beiden r\noberen Curven repr\u00e4sentiren die oberen, die beiden unteren die\nunteren Unterschiedsschwellen; ebenso bezeichnen die beiden \u00e4u\u00dferen die \u00bb Rich-tungs\u00ab-, die beiden inneren dagegen die \u00bbVer\u00e4nderungs\u00ab-\n/! T\nWerthe von------\nr\nDie Hauptresul-tate, welche man aus den Tabellen ersehen 2-\tkann, sind die folgen-\nden :\n1. Die Schwelle f\u00fcr die Wahrnehmung momentaner Druck\u00e4nderungen zeigt vier unterscheidbare Werthe, je nachdem die","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 539\nVer\u00e4nderung eine Zunahme oder eine Abnahme ist, und je nachdem die Wahrnehmung in diesen beiden F\u00e4llen sich nur auf die Ver\u00e4nderung oder auf die Zu- und Abnahme als solche bezieht.\n2.\tUm die Richtung der momentanen Ver\u00e4nderung wahrnehmen zu k\u00f6nnen, ist bei gleichem Normaldruck eine gr\u00f6\u00dfere Ver\u00e4nderung nothwendig als f\u00fcr die Erkennung der blo\u00dfen Ver\u00e4nderung allein.\n3.\tUnter sonst gleichen Bedingungen ist die Zunahme leichter wahrnehmbar als die Abnahme. Eine Ver\u00e4nderung, welche auf der Abnahmeseite \u00fcberhaupt unmerklich ist, kann auf der Zunahmeseite nicht nur als Ver\u00e4nderung, sondern auch als Zunahme wahr-genommen werden.\n-4. Das Verh\u00e4ltnis der Unterschiedsschwellen zu den Normalreizen ist, der Forderung des Weber\u2019schen Gesetzes entsprechend, f\u00fcr die Normalgewichte von 75 bis zu 200 g ann\u00e4hernd constant; wenn dagegen das Normalgewicht von 50 bis zu 10 g abnimmt, so wird das Verh\u00e4ltniss stetig gr\u00f6\u00dfer.\n5.\tDas Verh\u00e4ltniss zwischen der Ver\u00e4nderungs- und der damit verbundenen Richtungsschwelle neigt bei momentaner Druck\u00e4nderung mehr oder minder zu einer Constanz. Man findet diese Neigung nicht nur bei relativer Constanz der Ver\u00e4nderungsschwellen, sondern auch bei verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfiger Ungleichheit der letzteren. So ist es z. B. bei der Abnahme im Vergleich mit der Zunahme, oder bei den relativ gesteigerten Ver\u00e4nderungsschwellen der kleineren Gewichte im Vergleich zu den gr\u00f6\u00dferen.\n6.\tIn den beiden Verfahrungsweisen der sogenannten auf- und absteigenden Versuchsreihen wird in diesem Falle kein constanter Unterschied in den Schwellenwerthen derselben bemerkt.\nUm diese Ergebnisse verstehen zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir zun\u00e4chst den Charakter des Reizes sowohl wie den des psychischen Vorganges n\u00e4her ins Auge fassen.\nObgleich eine Druck\u00e4nderung auf der Haut zuerst vielleicht wie eine einfache Intensit\u00e4ts\u00e4nderung des Reizes erscheinen kann, so ist sie thats\u00e4chlich doch ein mehr complicirtes Ph\u00e4nomen. Mit der Druck\u00e4nderung findet zugleich immer eine Ortsver\u00e4nderung statt. Die Ebene der unmittelbar unter dem Druck stehenden\nWundt, Philos. Studien. XII.\n36","page":539},{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\nGeorge Malcolm Stratton.\nHautfl\u00e4che wird ver\u00e4ndert. Dadurch muss sowohl die Spannung der umgebenden Hautpartie, als auch ihr Druck auf das unterliegende Gewebe gleichzeitig ebenfalls eine Ver\u00e4nderung erfahren. Nicht nur die Intensit\u00e4t, sondern auch die Ausdehnung des Reizes und seine Vertheilung \u00fcber die gereizte Fl\u00e4che werden hierbei ver\u00e4ndert. Die dadurch entstandene Erregung muss dann ebenfalls eine dem entsprechende Ver\u00e4nderung erleiden, indem sie einem intensiven wie extensiven und h\u00f6chst wahrscheinlich auch qualitativen Wechsel unterworfen wird.\nDie Ver\u00e4nderungen des \u00e4u\u00dferen Zustandes der Haut, welche durch Abnahme und Zunahme des Druckes entstehen, verhalten sich, obwohl in entgegengesetzten Richtungen, ann\u00e4hernd parallel zu einander. Im einen Fall erzeugt ein bestimmter Zuwachs des Druckes eine Vergr\u00f6\u00dferung der Depression der Haut, der Spannung der umgebenden Theile und der Compression der unter den Gewichten liegenden Gewebstheile, im anderen dagegen erzeugt eine Druckabnahme eine Verminderung dieser De- und Compression jener Hautstellen sowie eine Spannungsverminderung der sie umgebenden Theile. Die Gr\u00f6\u00dfe der Bewegung ist aber bei der Abnahme weit bedeutender als bei der Zunahme, vorausgesetzt dass das Quantum und der Anfangswerth der Gewichtsver\u00e4nderung in beiden F\u00e4llen gleich sind. Dies war vorauszusehen, da bei der Drucksteigerung die Gewebe selbst dem Druck von oben mehr entgegen wirken; ich habe diese Erscheinung jedoch auf experimentellem Wege best\u00e4tigt gefunden. Da nun nicht die Gr\u00f6\u00dfe der Bewegung als solche, sondern die in der Haut dadurch entstehenden Druck\u00e4nderungen die ma\u00dfgebenden Momente sind, so bildet dieser Bewegungsunterschied keine Ausnahme f\u00fcr den angenommenen Parallelismus zwischen den bei der Zu- und Abnahme des Druckes stattfindenden \u00e4u\u00dferen Reizvorg\u00e4ngen.\nWir d\u00fcrfen hieraus aber noch nicht ohne weiteres schlie\u00dfen, dass die Ver\u00e4nderungen der Nervenerregung in beiden F\u00e4llen einander genau entsprechen und parallel gehen. Wir d\u00fcrfen z. B. nicht annehmen, dass, wo eine Depressionszunahme der begrenzenden Haut eine Zunahme in der Ausbreitung der Nervenerregung bewirkt, eine gleich gro\u00dfe Abnahme der Depression eine dem entsprechende Verkleinerung in der Ausdehnung der Erregung hervor-","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 541\nrufen m\u00fcsse. Es kann wohl sein, dass bei der Depressionszunahme die dadurch verursachte Ausbreitung der Nervenerregung sogleich wieder verschwindet, und dass daher keine Erregung in den nerv\u00f6sen Elementen der umliegenden Hautpartien vorhanden ist, welche durch die Druckverringerung vermindert werden kann. Eine Druckzunahme w\u00fcrde dann eine vor\u00fcbergehende Erweiterung des erregten Nerven-bezirks, eine Abnahme des Druckes aber keine dem entsprechende Einschr\u00e4nkung desselben erzeugen. Bei der Druckzunahme w\u00fcrde so ein Moment vorhanden sein, welches bei der Abnahme vollst\u00e4ndig fehlen w\u00fcrde. Au\u00dferdem ist es nicht ausgeschlossen, dass die Erregungszust\u00e4nde bei Abnahme und Zunahme des Druckes nicht durchaus entgegengesetzte, sondern gewisserma\u00dfen identische Ver\u00e4nderungen aufweisen. Wo die Zunahme des Druckes eine Steigerung der Erregungsintensit\u00e4t hervorbringt, w\u00fcrde dann eine Verminderung des Druckes keine dem entsprechende Herabsetzung dieser Erregung, sondern wenigstens beim Anfang der Ver\u00e4nderung ebenfalls eine Erh\u00f6hung der Erregung verursachen. Die momentane St\u00f6rung des Gleichgewichtes in der Spannung und in dem Widerstande der Gewebe und die durch die Bewegung derselben entstandene Reibung und andere mechanische Wirkungen k\u00f6nnten selbst bei der Druckabnahme, vielleicht bis zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes, entweder eine Steigerung der Erregung oder eine partielle Ausgleichung der Erregungsabnahme bewirken. Die volle Wirkung der Druckabnahme w\u00fcrde dann erst sp\u00e4ter zur Geltung kommen. Bei der Druckzunahme dagegen w\u00fcrde sich dieses Moment nicht als Ausgleichung, sondern als momentane Verst\u00e4rkung der eigentlichen Wirkung dieser Zunahme zeigen.\nInwieweit die Thatsachen solche Vermuthungen wahrscheinlich machen, werden wir erst nach der Besprechung der psychischen Vorg\u00e4nge ersehen k\u00f6nnen. Es ist auch sehr schwer, die relative Bedeutung der intensiven und der extensiven Reiz\u00e4nderungen zu bestimmen. Denn es ist unm\u00f6glich, das Element der Bewegung vollst\u00e4ndig auszuschlie\u00dfen und die Druck\u00e4nderung somit auf eine reine Intensit\u00e4ts\u00e4nderung zu reduciren. Man kann aber die Bewegung gewisserma\u00dfen abmindern. Es scheint danach, dass die r\u00e4umlichen Ver\u00e4nderungen keine so gro\u00dfe Rolle in dem Urtheil spielen, wie man sonst wohl denken k\u00f6nnte. Ein kleiner Metall-\n36*","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"542\nGeorge Malcolm Stratton.\nring wurde auf die erw\u00e4hnte Hautfl\u00e4che so aufgesetzt, dass er sich gerade um das dr\u00fcckende St\u00e4bchen (d in Fig. 1) herumlegte. Dieser Ring wurde nun durch eine von der Wage getrennte Vorrichtung mit gleicher St\u00e4rke wie das Normalgewicht seihst in die Haut gedr\u00fcckt. Ein kleiner Zwischenraum zwischen Ring und St\u00e4bchen erlaubte dem letzteren sich frei zu bewegen, doch war derselbe so klein, dass Ring und St\u00e4bchen von der Versuchsperson als eine continuirliche Fl\u00e4che wahrgenommen wurden. Der Einfluss dieser Vorrichtung zeigte sich in einer nur geringen Schwellenerh\u00f6hung hei den Gewichten von 150 und 200 g. Der Gesammtdruck von Ring und St\u00e4bchen betrug in diesem Falle 300 resp. 400 g. Die Gr\u00f6\u00dfe dieses schon als unbequem empfundenen Druckes vermochte nur eine so geringe Wirkung zu erzeugen. Bei kleineren Gewichten war ein solcher Einfluss gar nicht zu bemerken. Auch auf anderen Flautpartien, wie z. B. am Handgelenk, wurden einige Versuche ausgef\u00fchrt, bei denen die Hautfl\u00e4che durch Verschiebung bald \u00fcber Knochen, bald \u00fcber Weichtheile gebracht werden konnte. Bei diesen Versuchen war die Bewegung im Augenblick der Druck\u00e4nderung das eine Mal \u00e4u\u00dferst gering, das andere Mal dagegen auffallend gro\u00df. Kein constanter Schwellenunterschied jedoch zeigte sich unter dieser Ab\u00e4nderung der Bedingungen.\nWenn wir jetzt die psychischen Vorg\u00e4nge ins Auge fassen, so dr\u00e4ngt sich uns die Frage auf, welchen Charakter dieselben besitzen, und ob sie in erster Linie eine Vergleichung zwischen zwei Empfindungszust\u00e4nden seien, wie dies gew\u00f6hnlich bei Versuchen der Fall ist, in denen die Unterschiedsempfindlichkeit bestimmt werden soll. Urtheilt die Versuchsperson in unserem Falle nur nach einer einfachen Unterscheidung oder nach einer relativen Sch\u00e4tzung der zu vergleichenden Gegenst\u00e4nde? Die Ergebnisse unserer Versuche lassen die Antwort auf diese Frage bei oberfl\u00e4chlicher Betrachtung zun\u00e4chst zweifelhaft erscheinen. Im Vergleich mit Weber\u2019s Versuchen z. B., in denen die Gewichte successiv aufgelegt wurden, haben wir eine Differenzirung der Schwellen, wie eine solche bei dem Weber\u2019schen Verfahren kaum m\u00f6glich ist. Unsere Resultate z. B. zeigen vier verschiedene Schwellen, wo die","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Drnck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 543\nWeb er\u2019sehen nur eine einzige angeben. Auch weichen die bei den beiden Verfahren gewonnenen Werthe von einander ab. Durch mehrmalige Wiederholung der successiven Auflegung 1] oder, wie er es an einer anderen Stelle ausdr\u00fcckte, \u00bbnur mit der gr\u00f6\u00dften M\u00fche\u00ab1 2) unterschied er zwischen 14,5 und 15 Halbunzen. Dies Verh\u00e4ltniss ist hier freilich nicht sehr weit von dem verschieden, das wir mit \u00e4hnlichen Gewichtsgr\u00f6\u00dfen nach unserem Verfahren gefunden haben, wenn wir die Richtungs schwelle als ma\u00dfgebend betrachten. Unter den Ver\u00e4nderungsschwellen aber haben wir ver-h\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig viel kleinere Werthe; auch sind dieselben Durchschnittsf\u00e4lle, w\u00e4hrend Weber\u2019s Angaben von ihm mehr als Ausnahmef\u00e4lle betrachtet worden zu sein scheinen.\nBei der Beobachtung der inneren Vorg\u00e4nge wird man \u00fcber die Identit\u00e4t derselben bei diesen beiden verschiedenen Versuchsverfahren vielleicht noch zweifelhafter. Es treten n\u00e4mlich in den Ver\u00e4nderungsversuchen solche Eigenth\u00fcmlichkeiten hervor, dass einige Untersucher in \u00e4hnlichen Gebieten das Vorhandensein eigenartiger Empfindungen behauptet haben. Die Schwellen, welche wir hier finden, w\u00fcrden dann nicht Unterschiedsschwellen, sondern absolute Reizschwellen sein. Exner3) kommt bei der Betrachtung schneller Bewegungen im Gesichtsfelde zu dem Schl\u00fcsse, dass besondere, durch den Gesichtssinn vermittelte Bewegungsempfindungen vorhanden sein m\u00fcssten, welche sich von den Bewegungswahrnehmungen verschiedenartig verhielten. Stern4) f\u00fchlte sich in \u00e4hnlicher Weise berechtigt, in dem Gebiete der Helligkeitsver\u00e4nderungen die M\u00f6glichkeit besonderer Ver\u00e4nderungs- oder Uebergangsempfindungen anzunehmen.\nDieselben Gr\u00fcnde w\u00fcrden uns aber berechtigen, solche Empfindungen nicht nur im Gebiete des Drucksinnes, sondern auch in allen Sinnesgebieten anzunehmen. Au\u00dferdem m\u00fcssten wir diese\n1)\tWeber, De Pulsu, Resorptione, Auditu et Tactu. Annot. anat. et physiol. Lips. 1834. p. 132 seq.\n2)\tWeber, Tastsinn und Gemeingef\u00fchl. Braunschweig 1851. S. 89.\n3)\tExner, Ueber das Sehen von Bewegungen und die Theorie des zusammengesetzten Auges. Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften. Math.-Naturw. Cl. Bd. LXII. 3. Abth. S. 156 ff.\n4)\tStern, Die Wahrnehmung von Helligkeitsver\u00e4nderungen. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VII. S. 249.","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"544\nGeorge Malcolm Stratton.\nnoch f\u00fcr jede Empfindungsphase, in der eine Ver\u00e4nderung stattfinden kann, wie bei der Tonh\u00f6he, der Schallintensit\u00e4t, der Klangfarbe und hei der Qualit\u00e4t und S\u00e4ttigung der Farben in Anspruch nehmen. Weiter aber w\u00fcrden sich nicht nur derartige Empfindungen und Empfindungsphasen, sondern auch die angenommenen Ver\u00e4nderungsempfindungen selbst noch ver\u00e4ndern k\u00f6nnen. Wir w\u00fcrden dann Ver\u00e4nderungsempfindungen zweiten und vielleicht noch h\u00f6heren Grades haben. Ganz consequent ist daheT neuerdings sogar eine specielle Beschleunigungsempfindlichkeit1) behauptet worden, verm\u00f6ge deren wir die Geschwindigkeitszunahme einer Ver\u00e4nderung wahrnehmen sollen. Die Annahme einer Em-pfindungsclasse, welche nicht nur alle anderen Empfindungsclassen durchl\u00e4uft, sondern auch gewisserma\u00dfen in sich selbst zur\u00fcckkehrt und hier ins Unbestimmte weiter vermehrt, scheint aber im voraus bedenklich zu sein. Ueberdies ruht die ganze Annahme solcher Empfindungen auf einer Verwechslung von Empfindungs\u00e4nderungen mit Ver\u00e4nderungsempfindungen. Wenn man von allen l\u00e4ngst erkannten Empfindungs- und Gef\u00fchlsqualit\u00e4ten und deren Ver\u00e4nderungen abstrahirt, so bleibt kein eigentlicher Inhalt \u00fcbrig, welcher eine Ver\u00e4nderungs- oder Uebergangsempfindung bilden k\u00f6nnte. Es w\u00fcrde dann nur eine leere abstracte Form Zur\u00fcckbleiben, welche ohne den fehlenden Empfindungs- oder Gef\u00fchlsinhalt keine wirkliche Ver\u00e4nderung, sondern eine reine Abstraction ist. Die angenommenen Ver\u00e4nderungsempfindungen sind also nichts als die schon einmal classificirten Empfindungen (und vielleicht die dieselben begleitenden Gef\u00fchlst\u00f6ne), deren Ver\u00e4nderungen sie sind.\nUm eine Ver\u00e4nderung wahrnehmen zu k\u00f6nnen, muss man aber eine Verbindung verschiedener successiver Zust\u00e4nde solcher Elemente herbeif\u00fchren. Daher ist eine Ver\u00e4nderungswahrnehmung keine einfache und unzerlegbare Thatsache, wie die Definition der Empfindung eine solche voraussetzt, sondern sie ist eine besondere Art von Unterschiedswahrnehmung. Die zu vergleichenden Empfindungszust\u00e4nde folgen einander hei momentanen Ver\u00e4nderungen viel schneller, und die dazwischen liegenden Zust\u00e4nde sind den\n1) Scripture, Ueber die Aenderungsempfindlichkeit. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VI. S. 472.","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 545\nEndzust\u00e4nden gleichartiger, als dies bei dem Weber\u2019schen Verfahren der Fall ist. Obgleich jedoch der Vorgang bei unseren Versuchen ein Unterscheidungsact unter freilich abweichenden Bedingungen ist, so sind unsere Resultate trotzdem mit den Web ersehen nicht ganz unvergleichbar. Der Unterschied der Resultate entsteht nicht so sehr durch einen wesentlichen Unterschied der betreffenden Vorg\u00e4nge, als vielmehr durch die besonderen Bedingungen, unter welchen diese Vorg\u00e4nge oder Vergleichungen zu Stande kommen.\nEs braucht endlich kaum bemerkt zu werden, dass eine derartige Combination von Empfindungen nicht noth wendig eine Vergleichung sein muss, bei der man erst eine lange Ueberlegung anzustellen hat. ln den von uns \u00fcber pl\u00f6tzliche Ver\u00e4nderungen angestellten Versuchen fand von Seiten der Beobachter ein sorgf\u00e4ltiges Ab w\u00e4gen der einzelnen Druckintensit\u00e4ten nicht statt. Die Versuchsperson stellte, um eine Vergleichung auszuf\u00fchren, keine absichtliche Sch\u00e4tzung der Normal- und Vergleichsintensit\u00e4ten an. Bis weit \u00fcber die Richtungsschwelle hinaus kommt die Ver\u00e4nderung nicht so, wie sie objectiv ist, d. h. als die Grenzlinie zwischen zwei Intensit\u00e4tsebenen verschiedener H\u00f6hen, sondern wie eine fast nur momentane St\u00f6rung eines sonst durchaus gleichm\u00e4\u00dfigen Zustandes zum Bewusstsein. Der Beobachter scheint dabei so weit als m\u00f6glich von diesem Zustande zu abstrahiren, indem er seine ganze Aufmerksamkeit darauf einstellt, zu beobachten, ob etwa eine Ber\u00fchrung oder ein Sto\u00df auftreten werde. In dieser Beziehung zeigt der Vorgang mehr eine irreleitende Aehnlichkeit mit demjenigen, der in Versuchen \u00fcber die absolute Reizschwelle zum Ausdruck kommt, als mit dem, der gew\u00f6hnlich den Urtheilen \u00fcber die Unterschiedsschwelle zu Grunde liegt. Die Ver\u00e4nderung schaltet sich wie eine v\u00f6llig neue, aber nur f\u00fcr einen Augenblick andauernde Erscheinung in den Lauf der Normalempfindung ein. Ist die Reizver\u00e4nderung eine ziemlich bedeutende geworden, so wird ein dauernder Unterschied zwischen der voraufgehenden und der auf die Ver\u00e4nderung folgenden Intensit\u00e4t bemerkt. Man kann jedoch schon lange vor diesem Stadium in einer Versuchsreihe die Ver\u00e4nderung sowohl wie ihre Richtung wahrnehmen. Wir haben somit hier im Gebiete des Drucksinnes eine Erscheinung vor uns, welche der Auffassung","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"546\nGeorge Malcolm Stratton.\nsolcher minimaler Bewegungen auf der Hautoberfl\u00e4che analog ist die bereits merklich sind, wenn zwei successiv aufgesetzte Spitzen noch nicht als r\u00e4umlich getrennt empfunden werden1). Aehnlich ist auch die Beobachtung Exner\u2019s2), nach welcher wir kurze Bewegungen im Gesichtsfelde wahrnehmen k\u00f6nnen, deren Anfangsund Endpunkte sonst noch nicht r\u00e4umlich unterscheidbar sind.\nDer Unterscheidung bei der Wahrnehmung momentaner Druck\u00e4nderungen liegt also, bis weit \u00fcber die Schwelle hinaus, kaum ein Vergleich der Normalintensit\u00e4t mit derjenigen zu Grunde, die nach dem Ablauf der Ver\u00e4nderung zur\u00fcckbleibt. Man nimmt vielmehr nur einen Unterschied zwischen dem allgemeinen Ablauf des Eindruckes und dem Zustande im Augenblicke der Ver\u00e4nderung wahr. Die erw\u00e4hnte momentane St\u00f6rung tr\u00e4gt Anfangs einen sehr unbestimmten Charakter an sich. Mir selbst erschien dieselbe wie eine leise Ber\u00fchrung der gereizten Hautfl\u00e4che. Andere Beobachter beschreiben sie als eine leise Ersch\u00fctterung, oder als einen geringen Sto\u00df, zuweilen auch als eine geringe momentane Verschiebung des belasteten St\u00e4bchens.\nDiese momentane Ver\u00e4nderung hat anfangs scheinbar den gleichen Charakter, sowohl bei der Zunahme wie bei der Abnahme des Gewichtes, wenn dieselbe auch bei der Abnahme vielleicht weniger scharf abgegrenzt zu sein scheint, als bei der Zunahme. Die Beobachtung zeigt nicht unzweideutig, dass die Intensit\u00e4t gerade im Augenblicke der Ver\u00e4nderung eine in beiden F\u00e4llen entgegengesetzte Richtung nimmt. Bei der Betrachtung der directen Reizwirkung auf die nerv\u00f6sen Elemente in der Haut haben wir schon gesehen, dass in beiden F\u00e4llen eine vor\u00fcbergehende Intensit\u00e4tszunahme der Erregung m\u00f6glich ist, und durch die scheinbare Gleichheit der beiden Empfindungs\u00e4nderungen, sowie durch die Neigung, die Abnahme \u00f6fter mit der Zunahme, als umgekehrt,\n1)\tVergl. Hall und Donaldson, Motor Sensations on the Skin. Mind. Vol. X. p. 563.\n2)\tExner, Ueber das Sehen von Bewegungen und die Theorie des zusammengesetzten Auges. Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften. Math.-Naturwissensch. Cl. Bd. LXII. 3. Abth. S. 156 ff.","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 547\nzu verwechseln, wird diese Auffassung einigerma\u00dfen unterst\u00fctzt. Andererseits ist der Yer\u00e4nderungsvorgang zuerst so unbestimmt und wegen seiner kurzen Dauer so schwer zu beobachten, dass eine derartige Verwechselung oder die scheinbare Identit\u00e4t der beiden Eindr\u00fccke eine thats\u00e4chliche Identit\u00e4t nicht nothwendig voraussetzen w\u00fcrde. Ein leises Ger\u00e4usch des Apparates kann bisweilen die Versuchsperson derart t\u00e4uschen, dass die letztere diesen Eindruck wie eine wirkliche Druck\u00e4nderung auffasst. In einigen Vorversuchen wirkte mein Apparat nicht immer ger\u00e4uschlos. Oft hat dann Herr Judd bei Ann\u00e4herung an die Reizschwelle das Ur-theil abgegeben, dass er sich einer Ver\u00e4nderung bewusst sei, dass er aber nicht wisse, ob er sie geh\u00f6rt oder in seinem Finger gesp\u00fcrt habe. Bei anderen Versuchspersonen fand ich ebenso, dass eine T\u00e4uschung der Druck\u00e4nderung leicht Vorkommen konnte, wenn nur ein leises Ger\u00e4usch im Augenblicke der Erwartung stattfand. Solche F\u00e4lle bieten eine Parallele zu der von Wunderli1) beobachteten Thatsache der Verwechslung leiser Temperatur- und Druckempfindungen, zugleich bilden sie aber auch eine Widerlegung der von ihm gegebenen Interpretation dieser Erscheinungen. Die erw\u00e4hnten T\u00e4uschungen und Verwechselungen zeigen, wie unbestimmt die Empfindungsgrundlage f\u00fcr die Wahrnehmung in der N\u00e4he der Ver\u00e4nderungsschwelle ist. Die Empfindungsverschiedenheiten, welche thats\u00e4chlich vorhanden sind, k\u00f6nnen bei der Anwesenheit gleicher Gef\u00fchle und beziehender Vorg\u00e4nge leicht \u00fcbersehen werden. Die Aufmerksamkeit findet einen Ruhepunkt in dem sonst ununterbrochenen Laufe der Erwartungszeit, es entsteht ein Gef\u00fchl der Erleichterung, und in dieser Gesammtwirkung wird die eigentliche Ursache der Unterbrechung leicht verkannt. Aus diesem Grunde ist auch die scheinbare Identit\u00e4t der Zu- und Abnahmewirkung des Reizes kein strenger Beweis f\u00fcr die wirkliche Identit\u00e4t derselben.\nAls eine weitere Bedingung, welcher man die Trennung der Richtungs- und Ver\u00e4nderungsschwelle zuschreiben muss, ist ein Unterschied der Objecte, auf welchen man in diesen beiden F\u00e4llen seine Aufmerksamkeit besonders richten muss, zu erw\u00e4hnen. Um\n1) Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Tastsinnes. Moleschott\u2019s Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen u. d. Thiere. Bd. VII. S. 393.","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\nGeorge Malcolm Stratton.\ndie Richtung der Ver\u00e4nderung anzuerkennen, muss man die Aufmerksamkeit genauer und ausschlie\u00dflicher auf den Ver\u00e4nderungszustand richten, als dies bei einer blo\u00dfen Ver\u00e4nderungswahrnehmung nothwendig ist. Im letzteren Falle braucht der Beobachter nur den blo\u00dfen Unterschied zwischen dem Ver\u00e4nderungszustande und der unver\u00e4nderlichen Empfindung wahrzunehmen. Im ersteren muss er weiter den Charakter dieses Unterschiedes bestimmen, was gewisserma\u00dfen eine Analyse des Ver\u00e4nderungszustandes voraussetzt. Solange die Ver\u00e4nderung so klein ist, dass sie von der constant bleibenden Empfindung nur sehr schwer zu unterscheiden ist, kann man diesen zweiten Akt nicht in einem und demselben Augenblick ausf\u00fchren. Wegen des sofortigen Verschwindens dieser Ver\u00e4nderung k\u00f6nnen die beiden genannten Akte nicht nach einander ablaufen. Nur erst, wenn der allgemeinere Unterscheidungsakt erleichtert ist, kann der Ver\u00e4nderungszustand f\u00fcr sich allein im Blickpunkt der Aufmerksamkeit sein. Mit der Verst\u00e4rkung der Ver\u00e4nderung tritt aher eine solche Erleichterung ein. Auch wird die Vorstellung der Ver\u00e4nderung durch diese Verst\u00e4rkung immer klarer und deutlicher, so dass sich das Urtheil immer mehr auf die zur\u00fcckbleibende Vorstellung gr\u00fcnden kann. Die Richtungsschwelle entspricht dann jener Reiz\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe, welche durch die Vermehrung dieser g\u00fcnstigen Bedingungen endlich den Vollzug des zusammengesetzten Unterscheidungsaktes erm\u00f6glicht.\nBei dieser Unterscheidung zwischen Abnahme und Zunahme spielen, wie schon in der Besprechung der Reiz- und Erregungsvorg\u00e4nge angedeutet wurde, die Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse die Hauptrolle. Die Versuchsperson bemerkt, dass die Ver\u00e4nderung eine momentane Verst\u00e4rkung resp. Abschw\u00e4chung der Empfindungsintensit\u00e4t ist. Der Beobachter stellt allerdings die Ver\u00e4nderung in den meisten F\u00e4llen als eine Bewegung vor; das St\u00e4bchen scheint sich etwas tiefer einzusenken, oder es tritt ein wenig in die H\u00f6he. Dies ist aher nat\u00fcrlich kein Beweis daf\u00fcr, dass die Bewegungen selbst f\u00fcr den Unterscheidungsakt von \u00fcberwiegender Bedeutung sind. Die Intensit\u00e4tsver\u00e4nderungen einer Druckempfindung sind in der Erfahrung immer mit einer Bewegung verkn\u00fcpft. Weil nun eine Bewegung gew\u00f6hnlich leichter vorstellbar ist als eine reine Druck\u00e4nderung, so wird die letztere in der Vorstellung in erster","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 549\nLinie durch das Bewegungselement vertreten. Weiter ist eine Auf-resp. Abw\u00e4rtsbewegung der Haut keine unmittelbare Empfindung, sondern eine aus qualitativen und intensiven Bestandteilen vermittelte Ver\u00e4nderungswahrnehmung. Als solche entscheidet sie keineswegs, welche Bestandtheile hiervon die bedeutenderen sind.\nDie relative Kleinheit der Zunahmeschwellen im Vergleich mit den Abnahmeschwellen erkl\u00e4rt sich nach Hall und Motora1) theils physiologisch, theils psychologisch. Bei der Zunahme soll die Erm\u00fcdung der Nervenelemente durch die Ausbreitung der Erregung in unerm\u00fcdeten Elementen ausgeglichen werden. Bei der Abnahme dagegen finde keine solche Ausbreitung und daher auch keine Ausgleichung der Erm\u00fcdung statt. Andererseits haben wir nach Hall und Motora f\u00fcr das Verschwinden \u00fcberhaupt weniger Interesse als f\u00fcr das Anwachsen, es sei daher schwerer, die Aufmerksamkeit auf die Abnahme als auf die Zunahme eines Eindruckes zu richten. Die physiologische Seite dieser Erkl\u00e4rung ist jedenfalls ungen\u00fcgend. Die Erm\u00fcdung gibt sich bei verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig langsamen Ver\u00e4nderungen als ein bedeutender Factor zu erkennen, und nur solche Ver\u00e4nderungen haben Hall und Motora untersucht. Dasselbe Ver-h\u00e4ltniss von Zu- und Abnahmeschwellen finden wir aber auch bei den schnellsten Ver\u00e4nderungen, bei denen von Erm\u00fcdung kaum die Rede sein kann. Wundt hat hier im Gegentheil gezeigt2), dass bald nach der Erregung eines motorischen Nerven eine gesteigerte Reizbarkeit eintritt; und die scheinbare Zunahme eines constanten Druckes macht es h\u00f6chst wahrscheinlich, dass dasselbe auch f\u00fcr die Drucknerven der Haut w\u00e4hrend einer noch l\u00e4ngeren Periode gilt.\nDie psychologische Seite der Erkl\u00e4rung erregt ebenfalls Bedenken. Vorausgesetzt dass f\u00fcr unser Interesse ein solcher Unterschied zwischen Zu- und Abnahme thats\u00e4chlich besteht, so k\u00f6nnte\n1)\tDermal Sensitiveness to Gradual Pressure Changes. American Journal of Psychology. Vol. I. p. 72.\n2)\tWundt, Untersuchungen zur Mechanik der Nerven und Nervencentren. Erlangen 1871. S. 74, 108. Vergl. auch \u00e4hnliche Resultate im Gebiete der Schallempfindung bei Starke, Die Messung von Schallst\u00e4rken. Philosophische Studien. Bd. III. S. 290.","page":549},{"file":"p0550.txt","language":"de","ocr_de":"550\nGeorge Malcolm Stratton.\nderselbe ebensowohl die Wirkung wie die Ursache des Schwellenunterschiedes, wie sp\u00e4ter gezeigt werden soll, sein. Dieses Interesse k\u00f6nnte aber nur dort als Erkl\u00e4rungsmittel gebraucht werden, wo Ab- und Zunahme einen merklichen Unterschied in ihrer psychischen Wirkung zeigen. Wo beide absolut gleich erscheinen, wie dies auf der ganzen Strecke bis zur Richtungsschwelle der Fall ist, wird der Beobachter weder das eine noch das andere vorzuziehen im Stande sein. Wenn dagegen die Ver\u00e4nderung mehr ausgesprochen erscheint, so erscheint der Versuchsperson nicht die Abnahme weniger interessant, sondern sie wird durch sie zu gr\u00f6\u00dferer Aufmerksamkeit angeregt. Die Beobachter bemerkten wiederholt den verwirrenden Charakter der Abnahmever\u00e4nderungen und die gr\u00f6\u00dfere Spannung der Aufmerksamkeit, welche solche Reihen verlangten. Dem Beobachter waren solche Reihen gew\u00f6hnlich freilich unangenehmer, aber nicht, weil sie an sich weniger interessant waren, sondern weil sie eine gr\u00f6\u00dfere Anstrengung erforderten. Es ist nicht unm\u00f6glich, dass diese Anstrengung auf das Interesse und die Aufmerksamkeit zur\u00fcckwirkte. In diesem Fall war aber der genannte Unterschied die Wirkung und nicht die Ursache des Unterschiedes in der Wahrnehmbarkeit der beiden Richtungen.\nGanz abgesehen von einer m\u00f6glichen Aufmerksamkeitsverschiedenheit, k\u00f6nnte jedoch eine gleiche Aufmerksamkeitsst\u00e4rke bei Ab-und Zunahme der letzteren von gr\u00f6\u00dferem Vortheil sein. Es d\u00fcrfte bekannt sein, dass die Aufmerksamkeit nicht nur die Klarheit einer Empfindung, sondern auch jedenfalls scheinbar deren Intensit\u00e4t etwas erh\u00f6ht (vorausgesetzt dass es sich um sehr schwache Empfindungen handelt) '), und dass pl\u00f6tzliche Ver\u00e4nderungen die Aufmerksamkeit besonders zu lenken oder zu fesseln verm\u00f6gen. Die Aufmerksamkeit, mit welcher man die Ver\u00e4nderung bei unseren Versuchen erwartet, wird also durch die Wirkung dieser Ver\u00e4nderung im Momente der Ver\u00e4nderung noch verst\u00e4rkt. Die Empfindung verlangt gerade im Augenblick dieser Ver\u00e4nderung einen viel gr\u00f6\u00dferen Grad der Aufmerksamkeit, als sie vor derselben besa\u00df oder nach derselben erreicht. Diese gesteigerte Aufmerksamkeit gibt der Druckintensit\u00e4t in diesem Augenblick eine Betonung, welche\n1) Wundt, Grundriss der Psychologie. S. 249.","page":550},{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderuugen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 551\nsich einerseits als Verst\u00e4rkung der Zunahme Wirkung und andererseits als Abschw\u00e4chung der Abnahmewirkung zeigt. Daher muss die Reiz Ver\u00e4nderung bei der Abnahme gr\u00f6\u00dfer sein als bei der Zunahme, wenn die Vergleichsempfindung einen gleich gro\u00dfen Contrast gegen die unver\u00e4nderliche Empfindung besitzen soll.\nWeiter wirkt in demselben Sinne das Nachbild der Normalempfindung. Bei der Zunahme folgt dem Normalreiz unmittelbar eine noch intensivere Erregung derselben Art. Man kann also in diesem Falle kaum von einem Nachbild der Normalempfindung reden. Wenn eine Nachwirkung des Normalreizes wirklich vorhanden ist, so verschmilzt sie als summirendes Moment mit der folgenden Erregung. Bei der Abnahme dagegen entsteht eine Nachwirkung des Normalreizes in dem Moment, wo sich die Druckintensit\u00e4t vermindert. Dadurch wird die eigentliche Wirkung dieser Verminderung theilweise verdeckt. Die normale und die verminderte Intensit\u00e4t werden weniger scharf abgegrenzt, ihr Unterschied wird also schwerer erkannt, als ein diesen entsprechender Zunahmeunterschied wahrgenommen werden w\u00fcrde.\nDie Factoren, welche in dieser Erkl\u00e4rung betont werden, sind nicht, wie z. B. das Eintreten vorher unerregter Elemente mit zunehmender Reizintensit\u00e4t (Hall und Motora), dem Drucksinn oder den verwandten Sinnesgebieten eigenth\u00fcmlich. Die vorhin erw\u00e4hnte Untersuchung von Stern *) handelt nur \u00fcber Zunahmever\u00e4nderungen von Helligkeiten, wir bekommen also hier keine Auskunft dar\u00fcber, ob auch bei Helligkeiten die Zunahmeschwellen kleiner sind als die Abnahmeschwellen. Ich habe aber selbst einige Vorversuche mit m\u00f6glichst momentanen Helligkeits\u00e4nderungen ausgef\u00fchrt, welche das Vorhandensein eines solchen Verh\u00e4ltnisses ziemlich sicher andeuten. In meinen Versuchsreihen waren die Zunahmeschwellen kleiner als die Abnahmeschwellen, auch ist der Unterschied zwischen Richtungs- und Ver\u00e4nderungsschwellen kleiner auf der Zunahme- als auf der Abnahmeseite. Wenn eine sp\u00e4tere Untersuchung diese vorl\u00e4ufigen Resultate an Helligkeiten best\u00e4tigen und die Erscheinung auch in anderen Gebieten nachweisen sollte, so\n1) Die Wahrnehmung von HelligkeitsVer\u00e4nderungen. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd, VII, S. 249.","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"552\nGeorge Malcolm Stratton.\nwerden wir um so mehr geneigt sein, diese Thatsache aus den allgemeinen Bedingungen, welche der Sinneswahrnehmung zu Grunde liegen, abzuleiten und die Erkl\u00e4rung f\u00fcr dieselbe nicht in einem speciellen Sinnesgebiete allein zu suchen.\nDie Vermuthung Dohrn\u2019s1), dass die gr\u00f6\u00dfere Schwelle f\u00fcr die Zunahme in seinen Versuchen mit dem zuf\u00e4lligen Zustande seines Apparates in Zusammenhang stand, ist vielleicht richtig. Jedenfalls konnte ich bei Herrn Tawney und Herrn Judd ein solches Schwellenverh\u00e4ltniss f\u00fcr einen Normaldruck von 1 g, welchen Dohrn ausschlie\u00dflich gebrauchte, nicht constatiren. Die Zunahmeschwellen waren im Gegentheil bei Herrn Tawney auch hier die kleineren. Bei Herrn Judd waren die Ver\u00e4nderungsschwellen f\u00fcr die Ab- und Zunahme gleich; die Richtungsschwellen waren bei der Zunahme ein wenig kleiner als bei der Abnahme, aber bei weitem nicht so verschieden von einander als bei den h\u00f6heren Gewichten. Mit weniger empfindlichen oder weniger ge\u00fcbten Versuchspersonen w\u00fcrde vielleicht Ldas von Dohrn gefundene Ver-h\u00e4ltniss best\u00e4tigt werden. Wir w\u00fcrden jedenfalls erwarten, dass, wenn man einen Normaldruck von einer nur wenig \u00fcber der absoluten Schwelle befindlichen Gr\u00f6\u00dfe anwendete, man eine Umkehrung des f\u00fcr h\u00f6here Gewichte geltenden Verh\u00e4ltnisses finden k\u00f6nnte. Bei der absoluten Reizschwelle (nach Aubert und Rammler2) an den Fingerspitzen 0,01\u20140,015 g) sollte demnach irgend eine Abnahme ein v\u00f6lliges Verschwinden der Druckempfindung veranlassen und daher eine verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig gr\u00f6\u00dfere Ver\u00e4nderungswirkung als eine gleiche Reizzunahme hervorrufen. Ebenso sollte die Abnahmeschwelle dort kleiner sein als die Zunahmeschwelle. Bei der Ann\u00e4herung an die absolute Schwelle w\u00fcrden wir wahrscheinlich eine Uebergangszone finden, welche h\u00f6her gelegen seiu k\u00f6nnte, wenn die absolute Schwelle h\u00f6her liegt. Bei Herrn Judd\n1} Dohrn, Beitr\u00e4ge zur Druckempfindlichkeit der Haut. Zeitschrift f\u00fcr rationelle Medicin. Dritte Reihe. Bd. X. S. 355.\n2) Aubert u. Rammler, Untersuchungen \u00fcber den Druck- und Raumsinn der Haut. Moleschott\u2019s Untersuchungen zur Naturlehre d. Menschen u. d. Thiere. Bd. V. S. 145. Yergl. aber von Frey, Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Schmerzsinnes. Berichte der k\u00f6nigl. S\u00e4chsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Math.-Phys. CI. 1894. S. 188. Nach von Frey soll die Reizschwelle f\u00fcr Druck an den Fingerspitzen bei 3 g/mm2 liegen.","page":552},{"file":"p0553.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 553\nz. B., der \u00fcberhaupt eine weniger empfindliche Haut besitzt als Herr Tawney, scheint eine solche Zone schon bei 1 g vorhanden zu sein. Bei Herrn Tawney liegt dieselbe vermuthlich tiefer.\nUeber die Uebereinstimmung der in diesen Versuchen gefundenen Resultate mit den Forderungen des Weber\u2019schen Gesetzes haben wir bereits fr\u00fcher gesprochen1). Die gew\u00f6hnliche untere Abweichung wurde auch in unseren Ergebnissen gefunden. Sie beginnt f\u00fcr alle vier Schwellenwerthe ungef\u00e4hr bei denselben Normalgewichten und steigt f\u00fcr alle ziemlich gleichm\u00e4\u00dfig auf. Diese untere Abweichung ist wahrscheinlich theilweise dem Einfl\u00fcsse der sch\u00fctzenden Gewebe zuzuschreiben. Der Einfluss der Epidermis ist ver-h\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig um so gr\u00f6\u00dfer, je kleiner das darauf dr\u00fcckende Gewicht wird. In Folge der Elasticit\u00e4t dieser Gewebe tritt die innere Reizver\u00e4nderung um so weniger pl\u00f6tzlich ein, je kleiner die absolute Druckgr\u00f6\u00dfe und deren Ver\u00e4nderung wird. In der Uebertragung wird die Ver\u00e4nderung weniger scharf und bestimmt. Ebenso wird hier, wie bei allm\u00e4hlicheren Ver\u00e4nderungen \u00fcberhaupt, die Wahrnehmungsschwelle, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig eine h\u00f6here.\nIm engen Zusammenhang mit den Forderungen des Weber-schen Gesetzes steht das ann\u00e4hernd constante Verh\u00e4ltniss zwischen Ver\u00e4nderungs- und Richtungsschwellen. Die Tabellen zeigen, dass das Verh\u00e4ltniss zwischen Ver\u00e4nderungs- und Richtungsschwellen schwankend ist. Es zeigt aber eine Tendenz ann\u00e4hernd gleich zu bleiben, welche, wenn sie vollkommen w\u00e4re, durch die Formel\nSv _ S'v\n~Sr S'r\nausgedr\u00fcckt werden k\u00f6nnte; wo Sv und Sr die Werthe von Jr f\u00fcr die Ver\u00e4nderungs- bezw. Richtungsschwelle bei einer gewissen Richtung und Normalintensit\u00e4t repr\u00e4sentiren, und wo S'v und S'r diese Werthe von Jr f\u00fcr dieselben Schwellen sind, welche aber bei einer anderen Richtung oder bei anderer Normalintensit\u00e4t gefunden wurden. Die Berechnung des Verh\u00e4ltnisses zwischen diesen\n1) Siehe S. 539, 542 f.","page":553},{"file":"p0554.txt","language":"de","ocr_de":"554\nGeorge Malcolm Stratton.\nVer\u00e4nderungs- und Richtungsschwellen aus den in Tabelle IV angegebenen Werthen von Jr ergibt f\u00fcr die beiden Richtungen bei den verschiedenen Normalgewichten die Werthe, welche in der Tabelle V zusammengestellt sind. Bei der Druckabnahme ist das Verh\u00e4ltniss hier also ein wenig schwankend; bei der Druckzunahme\nTabelle V.\nNormal- gewicht\tSv Sr\t\n\tZunahme\tAbnahme\n10\t0,762\t0,882\n25\t0,729\t0,729\n50\t0,754\t0,658\n75\t0,721\t0,794\n100\t0,717\t0,671\n150\t0,767\t0,695\n200\t0,719\t0,678\ndagegen zeigt dasselbe eine auffallende Constanz. Selbst hei der Abnahme ist die Abweichung von der Constanz hier jedoch bei weitem nicht so gro\u00df wie die Abweichung der in Tabelle IV ver-\nzeichneten \u2014y Werthe von den Forderungen des Web er\u2019sehen Gesetzes. Man darf aber nicht annehmen, dass das Weber\u2019sche Gesetz an und f\u00fcr sich diese Constanz erkl\u00e4ren k\u00f6nnte. Das Gesetz k\u00f6nnte nicht verlangen, dass, wenn sich die Zunahmeschwellen z. B. wie 0,7 : 1 verhalten w\u00fcrden, die Abnahmeschwellen sich trotz ihres absoluten Unterschiedes von jenen Zunahmeschwellen ebenfalls wie 0,7 : l verhalten m\u00fcssten. Auch k\u00f6nnte das Gesetz nicht zeigen, dass, wo die Ver\u00e4nderungsschwellen von den Forderungen des Gesetzes abzuweichen beginnen, die Richtungsschwellen (und zwar nach dem oben erw\u00e4hnten Verh\u00e4ltniss) noch mehr abweichen m\u00fcssten.\nWir finden sonach eine Tendenz zu einer noch erweiterten Constanz von Verh\u00e4ltnissen, als durch das Weber\u2019sche Gesetz an sich gefordert wird. Dies ist aber eben dasjenige, was wir erwarten m\u00fcssen, wenn wir mit Wundt das Weber\u2019sche Gesetz als","page":554},{"file":"p0555.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 555\nnur eine Seite eines allgemeinen Beziehungsgesetzes auffassen1). Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind die Constanz, welche das Weber\u2019sche Gesetz verlangt, und die Tendenz zu einer noch mehr erweiterten Constanz von Verh\u00e4ltnissen der Ausdruck f\u00fcr eine und dieselbe Sache. Nicht nur die apperceptive Unterscheidung zwischen Ver\u00e4nderung und Stillstand, sondern auch diejenige der Ver\u00e4nderungsrichtung erfordert eine gewisse Klarheit und St\u00e4rke. Dieselben sind im ersten Falle der Intensit\u00e4t der vorhandenen Empfindungen proportional, im letzteren aber muss die St\u00e4rke der Ver\u00e4nderung zun\u00e4chst der ebenmerklichen Ver\u00e4nderung und nur mittelbar dem Normaldruck proportional sein, sofern die erstere dem letzteren selbst proportional ist. Wenn aber die ebenmerkliche Ver\u00e4nderung von dieser Proportionalit\u00e4t aus zuf\u00e4lligen Ursachen ab weicht, so muss auch die Rich tungssch welle um so mehr abweichen. Das Beziehungsgesetz schlie\u00dft also hier nicht nur die Thatsachen ein, welche mit dem Weber\u2019schen Gesetz \u00fcbereinstimmen, sondern auch diejenigen, welche damit in keinem unmittelbaren Zusammenhang stehen.\nII. Versuche hei abgestuften Geschwindigkeiten.\nDie fr\u00fcheren physiologischen Versuche, welche \u00fcber den Einfluss der Geschwindigkeit einer Reiz\u00e4nderung a\u00fcsgef\u00fchrt worden sind, stellten die Thatsache fest, dass die bei der Reiz\u00e4nderung ein tretende Muskelzuckung ausfiel, wenn eine gleichgro\u00dfe Ver\u00e4nderung des Reizes sehr langsam hervorgebracht wurde2). Selbst an unverletzten Fr\u00f6schen konnten verschiedene Reize allm\u00e4hlich bis\n1)\tWundt, Grundz\u00fcge der physiologischen Psychologie. 4. Aufl. Bd. I. S. 393. Grundriss der Psychologie. Leipzig 1896. S. 299, 379.\n2)\tPontana, Beobachtungen und Versuche \u00fcber die Natur der thierischen K\u00f6rper. Aus dem Italienischen von Hebenstreit. Leipzig 1785. S. 141. \u2014 Marianini, M\u00e9moire sur la secousse qu\u2019\u00e9prouvent les animaux au moment o\u00f9 ils cessent de servir d\u2019arc de communication entre les p\u00f4les d\u2019un \u00e9lectromoteur, etc. Annales de Chimie et de Physique. 1829. T. XL. p. 234. \u2014 du Bois-Reymond, Untersuchungen \u00fcber thierische Elektricit\u00e4t. Bd. I. S. 271. \u2014 Afanasieff, Untersuchungen \u00fcber den Einfluss der W\u00e4rme und der K\u00e4lte auf die Reizbarkeit der motorischen Froschnerven. Archiv f\u00fcr Anat., Physiol, und wissensch. Medicin. 1865. S. 691. \u2014 Goltz, Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Functionen der Nervencentren des Frosches. Berlin 1869. \u2014 Tarchanow, Ueber\nWundt, Philos. Studien. XII.\t37","page":555},{"file":"p0556.txt","language":"de","ocr_de":"556\nGeorge Malcolm Stratton.\nzu t\u00f6dtender St\u00e4rke gesteigert werden, ohne dass dieselben Fluchtbewegungen verursachten* 1).\nAuch in Versuchen, wo Selbstbeobachtung stattfinden kann, hat man schon mehrmals bemerkt, dass eine Reiz\u00e4nderung, welche pl\u00f6tzlich hervorgerufen wurde, die Empfindungen merklich ver\u00e4ndert, hei allm\u00e4hlichem Anwachsen aber eine derartige Wirkung nicht zeigt2). Aber au\u00dfer der Arbeit von Stern, sowie der von Hall und Motora, deren Ergebnisse, soweit sie uns interessiren, sp\u00e4ter angegeben werden sollen, existirt in diesem Gebiete keine ausf\u00fchrliche Untersuchung. Griffing3) hat einige Versuche \u00fcber die absolute Reizschwelle ver\u00f6ffentlicht, in denen er die Geschwindigkeit der Drucksteigerung in Betracht gezogen hat. Er fand, dass ein Druck von 0,4 g viel \u00f6fter wahrgenommen wurde, wenn er schnell (in i/4\u2014 1/e einer Secunde), als wenn er langsamer (in 1 \u2014 2 Secunden) erzeugt wurde. Noch seltener wurde der Druck wahrgenommen, wenn er in 8\u201410 Secunden sein Maximum erreicht hatte. Wie Griffing selbst zugiht, m\u00fcssen wir aber sein Verfahren als ein sehr mangelhaftes ansehen. Mit der Hand allein, wie dies bei Griffing\u2019s Versuchen der Fall war, kann man die einzelnen Geschwindigkeiten nur \u00e4u\u00dferst unsicher und nur sehr\ndie Wirkung der Erw\u00e4rmung reap. Erk\u00e4ltung auf die sensiblen Nerven, das Gehirn und R\u00fcckenmark des Frosches. Bulletin de l\u2019Acad\u00e9mie imp\u00e9riale de Sciences de St.-P\u00e9tersbourg. T. XVI. p. 226. \u2014 Foster, On the Effects of a gradual Rise of Temperature on Reflex Actions in the Frog, The Journal of Anatomy and Physiology. Vol. VIII. p. 45.\n1)\tHeinzmann, Ueber die Wirkung sehr allm\u00e4hlicher Aenderungen thermischer Reize auf die Empfindungsnerven. Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere. Bd. VI. 1872. \u2014 Fratscher, Ueber con-tinuirliche und langsame Nervenreizung. Jenaische Zeitschrift f\u00fcr Naturwissenschaft. Neue Folge. Bd. II. S. 130. \u2014 Sedgwick, On Variations of Reflex-excitability in the Frog, induced by Changes of Temperature. Studies from the Biological Laboratory, Johns Hopkins University. Vol. II. 1883.\n2)\tRitter, Beitr\u00e4ge zur n\u00e4heren Kenntniss des Galvanismus und der Resultate seiner Untersuchung. Jena 1802. Bd. II. Erstes St\u00fcck. S. 44 ff. Preyer, Empfindung als Function der Reiz\u00e4nderung. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VII. S. 241. \u2014 Scripture, Ueber die Aenderungsempfindlichkeit. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VI. S. 472.\n3)\tGriffing, On Sensations from Pressure and Impact. Psychological Review, Monograph Supplement No. 1. Feb. 1895. p. 78.","page":556},{"file":"p0557.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 557\nungleichm\u00e4\u00dfig hervorrufen. Im Uebrigen interessiren uns seine Versuche hier weniger, weil sie nicht die Wahrnehmung einer Druckver\u00e4nderung, sondern nur die eines Druckes \u00fcberhaupt zum Gegenst\u00e4nde hatten1).\nDie Untersuchung von Hall und Motora2) wurde mit einer solchen Vorrichtung ausgef\u00fchrt, dass die Geschwindigkeit der Druck\u00e4nderung durch ein Kymographion regulirt werden konnte. Sie arbeiteten einerseits mit relativ gleichen Geschwindigkeiten und verschiedenen Normalgewichten, andererseits mit gleichen Normalgewichten und verschiedenen Ver\u00e4nderungsgeschwindigkeiten. Im ersten Falle, wo die Gr\u00f6\u00dfe der Ver\u00e4nderung pro Secunde 4/125 des Normalgewichtes betrug, fanden sie, dass die Schwellen f\u00fcr mittlere Gewichte (80\u2014100 g) etwas niedriger waren als bei Anwendung von kleineren Gewichten (5\u201420 g). Bei gr\u00f6\u00dferen Gewichten (100\u2014 500 g) schien die Schwelle relativ wieder zuzunehmen. Im zweiten Falle betrug der Normaldruck 50 g, und die Geschwindigkeiten waren derart, dass die Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe in der Secunde zwischen 1V: 125 un<i Vsoo vom Normalgewichte variirte. Hier fanden sie die Ver\u00e4nderungsschwelle um so kleiner, je langsamer die Ver\u00e4nderung erzeugt wurde. Allein hei der langsamsten Ver\u00e4nderung war die' Schwelle h\u00f6her als hei der n\u00e4chst gr\u00f6\u00dferen Geschwindigkeit von 7250 des Normalgewichtes pro Secunde. Bei dieser langsamsten Geschwindigkeit sind wir vielleicht schon, wie die Verfasser vermutheten, in dem Gebiete eines entgegengesetzten Verh\u00e4ltnisses, indem wir erfahrungsgem\u00e4\u00df wissen, dass \u00e4u\u00dferst langsame Ver\u00e4nderungen sehr schwer wahrnehmbar sind. Das Gesetz der abnehmenden Schwelle bei abnehmender Geschwindigkeit kann demnach keine unbegrenzte G\u00fcltigkeit besitzen, denn sonst k\u00f6nnten wir diese Erfahrung nicht gewinnen.\nBei den von Stern \u00fcber die Wahrnehmung von Helligkeits\u00e4nderungen ausgef\u00fchrten Versuchen3) wurden \u00e4hnliche Resultate\n1)\tDr. F. Kiesow theilte mir mit, dass er bei Bestimmung der absoluten Druckschwelle unabh\u00e4ngig von Griffing zu gleichen Resultaten kam, und dass eine ausf\u00fchrliche Arbeit von ihm hier\u00fcber in einiger Zeit erscheinen werde.\n2)\tDermal Sensitiveness to Gradual Pressure Changes. American Journal of Psychology. Vol I. p. 72.\n3)\tZeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VII.\nS. 249.\n37*","page":557},{"file":"p0558.txt","language":"de","ocr_de":"558\nGeorge Malcolm Stratton.\ngefunden. Allein bei diesen wurde f\u00fcr die G\u00fcltigkeit des Gesetzes keine untere Grenze bemerkt. Je langsamer die Geschwindigkeit war, um so niedriger wurden die von ihm gefundenen Schwellen-werthe. Dass eine unbegrenzte G\u00fcltigkeit dieses Verh\u00e4ltnisses unserer Erfahrung aber widersprechen m\u00fcsse, bemerkte Stern gleichfalls. Es muss also eine untere Grenze geben. Andererseits muss aber auch eine obere Grenze vorhanden sein, weil bei Helligkeits\u00e4nderungen, welche als momentane wahrgenommen werden, die Schwelle 2 \u2014 4 Mal so klein ist als bei den langsamsten in seinen Versuchen stattgefundenen Ver\u00e4nderungen. Nach Stern haben wir bei Helligkeits\u00e4nderungen somit drei Gebiete der Schwellenverh\u00e4ltnisse. Bei Ver\u00e4nderungen n\u00e4mlich, welche als momentane wahrgenommen werden, findet man \u00fcberhaupt die kleinsten Schwellen. Bei weniger schnellen Ver\u00e4nderungen dagegen ist die Schwelle viel h\u00f6her, sie nimmt jedoch wieder ah, wenn auch die Geschwindigkeit abnimmt. Die Erfahrung lehrt jedoch noch ein drittes Stadium kennen, bei welchem die Schwelle bei sehr langsamen Ver\u00e4nderungen mit abnehmender Geschwindigkeit zunimmt.\nWenn wir nun die Resultate Hall\u2019s und Motora\u2019s durch die i'm ersten Theile unserer Arbeit mitgetheilten Ergebnisse erg\u00e4nzen, so m\u00fcssten wir bei Druck\u00e4nderungen ein genau paralleles Verhalten finden. Wir haben n\u00e4mlich ein Gebiet der mittleren Geschwindigkeit, in dem das Gesetz der abnehmenden Schwelle bei abnehmender Geschwindigkeit Geltung haben m\u00fcsste. Wir haben sodann ein oberes Gebiet, in dem die Schwellen die kleinsten sein w\u00fcrden, und ein unteres, in welchem mit zunehmender Geschwindigkeit auch die Schwelle zunehmen soll.\nDiese einander entsprechenden Resultate im Gebiete der Hellig-keits- und der Druck\u00e4nderung wurden nach folgender Methode gewonnen. Der Beobachter richtete seine Aufmerksamkeit auf den Normalreiz. Nach einem gegebenen Signal wurde dieser Reiz durch den Experimentator mit einer bestimmten Geschwindigkeit ununterbrochen ver\u00e4ndert. Der Beobachter hatte zu reagiren, sobald er die Richtung der Ver\u00e4nderung wahrnahm. Bei dem von Hall und Motora benutzten Verfahren lie\u00df der Experimentator hierauf die Ver\u00e4nderung auf h\u00f6ren und notirte die Gr\u00f6\u00dfe derselben. Diese Gr\u00f6\u00dfe wurde von ihnen ohne weiteres als Schwellenbestimmung","page":558},{"file":"p0559.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Drnck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 559\nverwandt. Es handelt sich hier aber sowohl f\u00fcr den Beobachter wie f\u00fcr den Experimentator um eine Reactionszeit, und gerade diese doppelte Reactionszeit spielt in den Resultaten eine um so bedeutendere Rolle, , je schneller die Ver\u00e4nderungen hervorgebracht werden. Die w\u00e4hrend dieser Zeit stattfindende Ver\u00e4nderung geh\u00f6rt eigentlich nicht zu derjenigen Gr\u00f6\u00dfe, welche die Wahrnehmung der Ver\u00e4nderung beansprucht. Man hat dann in den von Hall und Mo tor a angegebenen Resultaten einen ungleich vertheilten Fehler, da derselbe ja um so gr\u00f6\u00dfer sein muss, je gr\u00f6\u00dfer die Geschwindigkeit der Ver\u00e4nderung ist.\nDie Berechnung der Schwelle bei Stern\u2019s Versuchen, nach deren Anordnung die Reactionszeit des Beobachters allein in Betracht kommt1), ist insofern modificirt, als derselbe eine constante Reactionszeit von 0,5 Sec. von der Gesammtdauer der Ver\u00e4nderung subtrahirte 2).\nSoweit wir die Reactionszeit bei den verschiedenen Geschwindigkeiten als eine \u00fcberall gleiche ansehen k\u00f6nnen, was freilich sehr fraglich ist, ist dies eine Verbesserung. Stern hat aber bei momentanen Ver\u00e4nderungen sein Verfahren noch mehr modificirt. In diesem Falle verwarf er die Reactionsmethode ganz. Hier dauerte die Ver\u00e4nderung nicht bis zur Reaction des Beobachters, sondern es wurde eine bestimmte Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe momentan erzeugt und der Beobachter hatte nur anzugeben, ob er die betreffende Ver\u00e4nderung wahrgenommen hatte oder nicht.\nDer Grund f\u00fcr eine derartige Um\u00e4nderung der Verfahrungs-weise ist leicht einzusehen. Nach der Methode, welche er bei den langsameren Ver\u00e4nderungen anwandte, w\u00fcrde bei absolut momentanen Ver\u00e4nderungen eine unendlich gro\u00dfe Ver\u00e4nderung ablaufen, bevor eine Reaction ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnte. Man w\u00fcrde also darin kein Ma\u00df f\u00fcr die ebenmerkliche Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe besitzen und muss deswegen nach einer anderen Methode suchen.\nDiese nothwendige Um\u00e4nderung der Methode k\u00f6nnte vielleicht unwichtig erscheinen. Sie l\u00e4sst jedoch einen bedeutenden Mangel des Reactionsverfahrens bei Ver\u00e4nderungswahrnehmungen erkennen.\n1)\tSiehe S. 258 der erw\u00e4hnten Abhandlung.\n2)\tSiehe S. 271 derselben.","page":559},{"file":"p0560.txt","language":"de","ocr_de":"560\nGeorge Malcolm Stratton.\nEs ist n\u00e4mlich unm\u00f6glich diese Methode hei jeder beliebigen Geschwindigkeit zu verwenden. Sie ist unzuverl\u00e4ssig, nicht nur bei momentanen Aenderungen, sondern auch bei allen Geschwindigkeiten, hei welchen die Reactionszeit im Vergleich mit der Dauer der ebenmerklichen Ver\u00e4nderung eine verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig gro\u00dfe ist. Die Gesammtdauer wird hier in dem Ma\u00dfe von der schwer zu bestimmenden Reactionszeit beeinflusst, dass die ebenmerkliche Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe nur ganz unsicher daraus gewonnen werden kann. Man kann nach dieser Methode also eine betr\u00e4chtliche Strecke nicht untersuchen, sondern wir m\u00fcssen, wenn wir das allgemeine Verh\u00e4ltniss der Ver\u00e4nderungsschwellen untersuchen wollen, wenigstens bei schnellen Ver\u00e4nderungen nach einer anderen Methode verfahren. Wenn wir aber in dieser Weise verschiedene Theile des Gebietes nach verschiedenen Methoden untersuchen, k\u00f6nnen wir niemals sicher sein, wie weit die etwa gefundenen Variationen in diesen verschiedenen Theilen dem Methoden- und wie weit sie dem Geschwindigkeitsunterschiede zuzuschreiben sind. Wir werden in der That sp\u00e4ter sehen, dass diese beiden Methoden verschiedene psychische Wirkungen auf den Beobachter aus\u00fcben. Sie k\u00f6nnen also auch in dieser Beziehung auf die Resultate von verschiedenem Einfl\u00fcsse sein.\nEinen zuverl\u00e4ssigen Vergleich erm\u00f6glicht nur die gleiche Anwendung ein und derselben Methode bei allen Geschwindigkeiten. Weil die Reactionsmethode bei sehr schnellen Ver\u00e4nderungen nicht anwendbar ist, m\u00fcssen wir die Methode, welche sich bei den letzteren zuverl\u00e4ssig erweist, auch bei den langsameren Ver\u00e4nderungen benutzen. Nur in dieser Weise k\u00f6nnen wir entscheiden, ob das Verh\u00e4ltniss zwischen der Geschwindigkeit und der ebenmerklichen Ver\u00e4nderung, wie die bisherigen Untersuchungen angedeutet haben, in einem Falle diesem, im anderen Falle einem anderen Gesetze folgt.\nDer Apparat, welchen ich in den hier zu berichtenden Versuchen gebrauchte, wurde eingerichtet, um die ebenerw\u00e4hnten Forderungen zu erf\u00fcllen. Es war au\u00dferdem erw\u00fcnscht, die Geschwindigkeit zwischen sehr weiten Grenzen zu variiren, um auch das bisher unerforschte Gebiet zwischen der h\u00f6chsten von Hall und","page":560},{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 561\nMotora angewandten Geschwindigkeit und einer momentanen Ver\u00e4nderung mit in die Untersuchung einzuschlie\u00dfen. In den Vorversuchen gebrauchte ich anfangs theils eine auf dem einen Ende des Wagebalkens ruhende Wasser-, theils eine eben solche Quecksilbers\u00e4ule. Nach dem Princip der Landois\u2019schen1) Quecksilber-Druckwage ver\u00e4ndert sich beim Auf- und Absteigen der Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule auf diese Weise der von dem Balken erzeugte Druckx Es fand sich aber bald, dass diese f\u00fcr den vorliegenden\nZweck sich nicht eignete. Eine exacte Regulirung einer gleichm\u00e4\u00dfigen Geschwindigkeit war mit derselben nicht zu erreichen. Dieser Mangel zeigte sich besonders deutlich, wenn eine kleine Ver\u00e4nderung sehr schnell erzeugt werden sollte.\nMit dem Apparat, welcher in der Figur 3 dargestellt ist, lie\u00dfen sich diese Schwierigkeiten beseitigen. Ein cylindrisches, mit Wasser\n1) Vergl. Kruth, Untersuchungen \u00fcber den Drucksinn vermittelst der Landois\u2019schen Quecksilber-Druckwage. Greifswald 1881.","page":561},{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"562\nGeorge Malcolm Stratton.\ngef\u00fclltes Glasgef\u00e4\u00df (G) von etwa 40 cm H\u00f6he und 10 cm im inneren Durchmesser, war mit einem gro\u00dfen Hahn (H) versehen. Dieser trug auf einem eingetheilten Metallkreise einen fein verstellbaren Hebelabschlag, vermittelst dessen die Weite der Oeffnung des Hahnes genau regulirt werden konnte. Bei v\u00f6lliger Oeffnung desselben ist dem durchbrechenden Wasserstrahl ein cylindrischer Weg von 2 cm Durchmesser gebahnt. Innerhalb des Gef\u00e4\u00dfes G hing an einem starken Faden ein \u00e4quilibrirtes Reagensgl\u00e4sch en K, dessen oberes offenes Ende \u00fcber die dasselbe umschlie\u00dfende Wasseroberfl\u00e4che (a) emportaucht. Dieses Gef\u00e4\u00df wurde gleichfalls mit Wasser und zwar fast bis zum Rande gef\u00fcllt. Der erw\u00e4hnte Faden lief \u00fcber zwei feingearbeitete, leichte Messingrollen (r, /), welche mit der sie verbindenden Stange an einem Stativ befestigt waren. An seinem unteren Ende hielt dieser Faden ein constantes Gewicht (m) und darunter einen kleinen Haken (h). Dies Gewicht diente dazu, den Faden gespannt zu halten. Es hielt au\u00dferdem das Gef\u00e4\u00df K aufrecht und im Gleichgewicht. Mit dem Haken h wurde irgend ein beliebiges Gewicht \\n) je nach der gew\u00fcnschten Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe von einem der Hebel B und C des vorherbeschriebenen Druckapparates (Fig. 1) emporgehoben.\nWenn nun z. B. das Gewicht n nicht benutzt wurde und der Hahn H ge\u00f6ffnet war, so sank das Gef\u00e4\u00df K gleichm\u00e4\u00dfig mit der absteigenden Wasserfl\u00e4che a, und der erw\u00e4hnte Haken h ging in die H\u00f6he. Anders ist es, wenn der Haken h in die Oese des Gewichtes n eingreift. Dann sinkt bei Er\u00f6ffnung des Hahnes das Gef\u00e4\u00df K anfangs nicht, sondern bleibt in Ruhe, bis die Wasserebene a etwa bis auf b gesunken ist. Bei der stetig abnehmenden Wasserverdr\u00e4ngung durch das Gef\u00e4\u00df K \u00fcbt das letztere einen allm\u00e4hlich gesteigerten Zug auf den Faden aus, bis das Gewicht n schlie\u00dflich ausgeglichen ist. In diesem Momente erst sinkt das Gef\u00e4\u00df K, und das Gewicht n wird von dem Hebelarm gehoben. Der Ausgleich dieses Gewichtes geschieht also nicht absolut momentan, sondern tritt allm\u00e4hlich mit dem Sinken der Wasserfl\u00e4che von a bis etwa b ein. Die Geschwindigkeit dieses Ausgleiches h\u00e4ngt einmal ab von der Geschwindigkeit, mit der die Wasseroberfl\u00e4che herabsinkt, und sodann von dem Querschnitt des Gef\u00e4\u00dfes K.\nDie Geschwindigkeit dieses Herabsinkens wurde nun vermittelst","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fceber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 563\ndes Hahnabschlages in der folgenden Weise bestimmt und regulirt. An der Seite des Gef\u00e4\u00dfes G wurde zun\u00e4chst empirisch eine Scala angebracht, welche die Ausgleichungsgr\u00f6\u00dfe des Gef\u00e4\u00dfes Kvon Gramm zu Gramm angab. Durch sorgf\u00e4ltige Versuche wurden dann diejenigen OefFnungsgr\u00f6\u00dfen des Hahnes H bestimmt, welche den erw\u00fcnschten Geschwindigkeiten des Ausflusses entsprachen, und an dem Theilkreise des Hahnes fixirt. Durch diese Scala und den verstellbaren Abschlag konnte dann jede erw\u00fcnschte Geschwindigkeit hergestellt werden.\nZuvor musste aber die Geschwindigkeit des Herabsinkens der Wasserfl\u00e4che selbst constant gemacht werden. Wenn die H\u00f6he der Wassers\u00e4ule abnimmt, so vermindert sich allm\u00e4hlich der bei dem Hahn wirkende Wasserdruck, und das Quantum des ausstr\u00f6menden Wassers wird geringer. Ohne besondere Compensationsvorrichtung w\u00fcrde die Wasserfl\u00e4che a mit immer abnehmender Geschwindigkeit herabsinken. Um eine solche Vorrichtung herzustellen, wurde zun\u00e4chst die Abweichung der Geschwindigkeit gemessen und daraus dann berechnet, wie viel die Querschnittsgr\u00f6\u00dfe des in dem Gef\u00e4\u00df G sich befindenden Wasservolums von oben abnehmen m\u00fcsse, um trotz des sich vermindernden Ausflusses ein gleichm\u00e4\u00dfiges Herabsinken der Wasserebene zu erzeugen. Ein nach dieser Berechnung geschnittener Holzk\u00f6rper (A) wurde dann an der inneren Seite des Gef\u00e4\u00dfes G befestigt und die Genauigkeit desselben empirisch best\u00e4tigt. Die H\u00f6he der in dem Schlauche g sich befindenden Wassers\u00e4ule wurde durch gleiche F\u00fcllung des Topfes T constant erhalten. Das untere Ende dieses Schlauches tauchte unter die Fl\u00e4che des in dem Topfe T stehenden Wassers, und wenn die Luft einmal aus diesem Schlauche ausgetrieben wurde, so floss das Wasser durch den Hahn ganz ger\u00e4uschlos aus dem Schlauche aus.\nDie Geschwindigkeit der Ver\u00e4nderung konnte noch weiter variirt werden, indem das Gef\u00e4\u00df K durch ein anderes von einem gr\u00f6\u00dferen Querschnitt ersetzt wurde. Die vorher erw\u00e4hnten Scalen mussten in diesem Falle nat\u00fcrlich dem entsprechend abge\u00e4ndert werden. In dieser Weise konnte ich die Geschwindigkeit der Druckver\u00e4nderung zwischen den Grenzen 0,1 g und 250 g in der Secunde variiren.\nDas Versuchs verfahren war wesentlich dasselbe wie bei den","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"564\nGeorge Malcolm Stratton.\nVersuchen mit momentanen Ver\u00e4nderungen, \u00fcber welche ich bereits berichtete. Derselbe Apparat wie bei diesen wurde auch hier angewandt, nur dass das Gewicht, welches die Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe repr\u00e4sentirte, hier vermittelst der ebenbeschriebenen Vorrichtung, und nicht durch Aufklopfen auf die betreifenden Hebelenden abgehoben wurde. Die Richtung der Ver\u00e4nderung war wie bei den fr\u00fcheren Versuchen eine verschiedene, je nachdem dieser Ausgleichungsapparat hei verschiedener Einstellung das Gewicht b oder das Gewicht c (in Fig. 1) emporhob. Die Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe wurde also wie vorher durch die Gr\u00f6\u00dfe dieses gehobenen Gewichtes, die Geschwindigkeit der Ver\u00e4nderung durch die ebenbeschriebene Vorrichtung bestimmt. Nach dem Aufsetzen des Druckapparates aut die betreffende Fingerstelle wurde der Haken h (Fig. 3) mit demjenigen des betreffenden Gewichtes eben in Ber\u00fchrung gebracht. Bei einem Signal, wie vorher, wurde die Ver\u00e4nderung erzeugt, und der Beobachter hatte in gleicher Weise sein Urtheil abzugeben. Bei dem n\u00e4chsten Versuche wurde wieder mit dem Normalreiz begonnen, und sodann eine noch gr\u00f6\u00dfere Ver\u00e4nderung hervorgebracht, bis die ebenbemerkliche Ver\u00e4nderung schlie\u00dflich erreicht war. Das folgende Beispiel d\u00fcrfte vielleicht das Verst\u00e4ndniss des Verfahrens erleichtern.\nBeispiel: Versuchsperson Dr. Kiesow. Druckabnahme, Geschwindigkeit 0,02 t).\nAnfangsintensit\u00e4t der Ver\u00e4nderung\tSchlussintensit\u00e4t der Ver\u00e4nderung\tAngabe der Versuchsperson\n50\t36\tleise Zunahme\n50\t35\tZunahme\n50\t34\tminimale Zunahme\n50\t33\tglaube leichter\n50\t32\tunsicher\n50\t31\tglaube leichter, nicht gewiss\n50\t30\tleichter, sicher\n50\t29\tleichter, sicher\n50\t28\tleichter, sicher\n1) d. h. lg in der Secunde. Yergl. S. 566.","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 565\nDie Dauer der Ver\u00e4nderung, welche der Beobachter zu beur-theilen hatte, wurde diesem im voraus mitgetheilt. In allen anderen Beziehungen aber war das Verfahren ein unwissentliches.\nDieses wurde deshalb bevorzugt, weil der Einfluss der Erwartung bei den langsamen Ver\u00e4nderungen viel gr\u00f6\u00dfer ist als bei den schnellen. Derselbe w\u00fcrde sich im anderen Falle also nicht gleichm\u00e4\u00dfig \u00fcber alle die zu vergleichenden Schwellenwerthe vertheilt haben. Die schnelleren Ver\u00e4nderungen zeigen sich viel sch\u00e4rfer begrenzt als die langsameren. Daher kann der Beobachter sich bei weitem nicht so leicht \u00fcber jene als \u00fcber diese t\u00e4uschen. Man kann bei den letzteren fast \u00fcberall die Schwelle finden, je nachdem die Versuchsperson die Erwartung einstellt. Bei den schnellen Ver\u00e4nderungen ist dies nicht der Fall. Wie die Kesultate \u00fcber momentane Ver\u00e4nderungen zeigen, sind die Schwellenwerthe sowohl bei wissentlichem, wie bei unwissentlichem Verfahren fast gleich.\nDie Wahl der Abstufungen war hier nicht so leicht als bei den momentanen Ver\u00e4nderungen. Anfangs glaubte ich auch hier bei allen Geschwindigkeiten die gleichen Stufen durchf\u00fchren und auch das Verh\u00e4ltniss zwischen Stufengr\u00f6\u00dfen und Normalintensit\u00e4ten constant halten zu sollen. Ich fand aber sogleich, dass dies nicht anging. Die Abstufungen, welche gewissen Ver\u00e4nderungen angemessen waren, verursachten bei anderen eine zu erm\u00fcdende Versuchsreihe; denn die Grenzen zwischen dem sicher unmerklichen und dem sicher merklichen Unterschied lagen hier viel weiter von einander als dort. Ich musste also die Stufen nach der Breite dieser Zone und nach den gefundenen Schwellenwerthen einrichten. Bei Herrn Dr. Kiesow z. B. konnte bei langsamsten Zunahmever\u00e4nderungen ein Stufenunterschied von 1 g gut verwandt werden, dagegen bei den langsamsten Abnahmever\u00e4nderungen musste dieser, um Erm\u00fcdungserscheinungen zu vermeiden, auf 2\u20144 g gesteigert werden.\nUm aber die M\u00f6glichkeit auszuschlie\u00dfen, dass die Resultate nur durch die Wahl der Abstufungen oder durch Unterschiede in den Anfangspunkten der verschiedenen Reihen gewonnen w\u00fcrden, gebrauchte ich besondere Vorsichtsma\u00dfregeln. Unter den Reihen kamen wiederholt solche vor, in denen bei verschiedenen Geschwindigkeiten dieselben Stufen und Anfangsgr\u00f6\u00dfen der Ver\u00e4nderung","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\nGeorge Malcolm Stratton.\nangewandt waren. Diese Reihen zeigen unzweideutig, dass die Resultate dem etwaigen Vorurtheile des Experimentators nicht zugeschrieben werden k\u00f6nnen. Es wurde au\u00dferdem daf\u00fcr gesorgt, dass der Einfluss der Uehung sich gleichm\u00e4\u00dfig \u00fcber die Resultate vertheilte.\nDie in den folgenden Tabellen angegebenen Resultate wurden aus ungef\u00e4hr 500 Versuchsreihen, welche mit f\u00fcnf Versuchspersonen angestellt wurden, gewonnen. Die Zeichen \u00fcber den Spalten haben meistens dieselbe Bedeutung wie in den vorigen Tabellen. Die Geschwindigkeit der Ver\u00e4nderung ist durch die Zahl angegeben, welche das Verh\u00e4ltniss zwischen der Normalintensit\u00e4t und der Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe in der Secunde ausdr\u00fcckt. \u00bb2,5\u00ab bedeutet z. B., dass die Geschwindigkeit eine solche war, dass die Ver\u00e4nderung in einer Secunde 2,5 mal den Werth des Normaldruckes betrug; \u00bb0,02\u00ab bedeutet demnach, dass sich die Ver\u00e4nderung auf den zweihundertsten Theil von der Gr\u00f6\u00dfe des Normalgewichtes in der Secunde belief. Die Dauer der Ver\u00e4nderung wird aus der Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe und der Geschwindigkeit berechnet und in Secunden ausgedr\u00fcckt. Normal- resp. Vergleichsgewicht, Schwelle und mittlere Variation sind in Grammen angegeben. Die Tabellen VI, VII, VIII und IX stellen die Versuche hei constantem Normaldruck und verschiedenen Geschwindigkeiten der Ver\u00e4nderung dar. Die angegebenen Werthe sind Durchschnittswerthe aus je zehn Bestimmungen,\nTabelle VI. Tawney. Normalgewicht 25 g.\nGe-\tZunahme\t\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\nschwin- digkeit\tVer- gleichs- gewicht\t/Ir\t4r r\tmV\tDauer\tVergleich s-gewicht\t\tJr r\tmV\tDauer\n2,50\t26,50\t1,50\t0,060\t0,20\t0,02\t21,65\t3,35\t0,134\t0,67\t0,05\n0,50\t27,70\t2,70\t0,108\t0,70\t0,22\t20,80\t4,20\t0,168\t. 0,88\t0,34\n0,10\t29,90\t4,90\t0,196\t1,50\t1,96\t15,90\t9,10\t0,364\t1,32\t3,64\n0,02\t31,15\t6,15\t0,246\t1,38\t12,30\t13,20\t11,80\t0,472\t1,24\t23,60\n0,004\t29,90\t4,90\t0,196\t3,10\t49,00\t8,40\t16,60\t0,664\t2,60\t166,00","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungeu bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 567\nTabelle VII. Dr. Kiesow. Normalgewicht 50 g.\nGe- schwin- digkeit\tZunahme\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\t\n\tVer- gleiehs- gewieht\tJr\tJr r\tmV\tDauer\tVer- gleicha- gewioht\tJr\tJr r\tmV\tDauer\n2,50\t53,15\t3,15\t0,063\t1,14\t0,03\t40,60\t9,40\t0,188\t0,88\t0,08\n0,50\t54,85\t4,85\t0,097\t1,18\t0,19\t38,20\t11,80\t0,236\t1,44\t0,47\n0,10\t56,70\t6,70\t0,134\t1,08\t1,34\t36,00\t14,00\t0,280\t2,40\t2,80\n0,02\t55,70\t5,70\t0,114\t1,70\t5,70\t28,90\t21,10\t0,422\t2,1\u00d6\t21,10\n0,004\t53,90\t3,90\t0,078\t0,72\t19,50\t12,80\t37,20\t0,744\t6,00\t186,00\nTabelle VIII. Judd. Normalgewicht 100 g.\nGe-\tZunahme\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\t\nschwin- digkeit\tVer- gleichs- gewicht\tJr\tJr r\tmV\tDauer\tVer- gleichs- gewicht\tJr\tJr r\tmV\tDauer\n2,50\t105,4\t5,4\t0,054\t1,28\t0,02\t90,9\t9,1\t0,091\t0,36\t0,04\n0,50\t107,3\t7,3\t0,073\t2,16\t0,15\t90,2\t9,8\t0,098\t1,00\t0,20\n0,10\t109,4\t9,4\t0,094\t3,28\t0,94\t83,1\t16,9\t0,169\t1,34\t1,69\n0,02\t113,8\t13,8\t0,138\t4,00\t6,90\t80,6\t19,4\t0,194\t1,96\t9,70\n0,004\t116,0\t16,0\t0,160\t1,80\t40,00\t78,2\t21,8\t0,218\t2,08\t54,50\n\tTabelle IX.\t\tDr.\tMeumann\t\tNormalgewicht 200 g.\t\t\t\t\nGe-\tZunahme\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\t\nschwin- digkeit\tVer- gleichs- gewicht\tJr\tJr r\tmV\tDauer\tVer- gleichs- gewicht\tJr\tJr r\tOT V\tDauer\n0,50\t214,4\t14,4\t0,072\t2,24\t0,14\t166,6\t33,4\t0,167\t4,48\t0,33\n0,10\t222,2\t22,2\t0,111\t3,04\t1,11\t159,2\t40,8\t0,204\t3,36\t2,04\n0,02\t226,8\t26,8\t0,134\t1-2,16\t6,70\t157,4\t42,6\t0,213\t3,52\t10,65\n0,004\t235,2\t35,2\t0,176\t28,64\t44,00\t153,4\t46,6\t0,233\t13,12\t58,25","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"568\nGeorge Malcolm Stratton.\njedoch mit der Einschr\u00e4nkung, dass hei Herrn Dr. Meumann nur f\u00fcnf Bestimmungen in jedem Falle ausgef\u00fchrt wurden.\nTabelle X stellt die Versuche bei relativ constanter Geschwindigkeit der Ver\u00e4nderung, aber bei verschiedenen Normalintensit\u00e4ten dar. Hier sind die Zahlen gleichfalls Durchschnittswerthe aus je zehn Bestimmungen.\nTabelle X. Eber, Geschwindigkeit 0,10.\nNormal- gewicht\tZunahme\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\t\n\tVer- gleichs- gewicht\tz/r\tJr r\tm V\tDauer\tVer- gleichs- gewicht\tdr\tzJr r\tmV\tDauer\n25 50 100 200\t28,3 54,9 108,9 218,4\t3,3 4.9 8.9 18,4\t0,132 0,098 0,089 0,092\t1,64 1,68 2,68 8,16\t1,32 0,98 0,89 0,92\t16,8 36,8 71,1 134,7\t8,2 13.2 28,9 65.3\t0,328 0,264 0,289 0,326\t2,04 2,60 8,10 22,74\t3,28 2,64 2,89 3,26\nTabelle XI.\nGeschwin- digkeit\tZunahme\t\tAbnahme\t\n\tzJ r r\tDauer\tzfr r\tDauer\n2,50\t0,059\t0,024\t0,138\t0,055\n0,50\t0,087\t0,174\t0,167\t0,334\n0,10\t0,134\t1,34\t0,254\t2,54\n0,02\t0,158\t7,90\t0,325\t16,25\n0,004\t0,152\t38,12\t0,465\t116,19\nTabelle XI ist eine Zusammenfassung der in den Tabellen VI, VII, VIII und IX vorkommenden Verh\u00e4ltnisse zwischen Normalintensit\u00e4t, ebenmerklicher Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe und Zeitdauer dieser Ver\u00e4nderung bei den verschiedenen Geschwindigkeiten. Dieselbe stellt also nur die allgemeineren Verh\u00e4ltnisse, abgesehen von dem Unterschiede der Versuchspersonen oder der Normalintensit\u00e4ten dar.","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 569\nDie folgenden zwei Figuren veranschaulichen diese Yerh\u00e4ltnisse n\u00e4her. Die erste Curve (Fig. 4) repr\u00e4sentirt die Variation der ebenmerklichen Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe bei den verschiedenen Geschwindig-\nFig. 4.\nkeiten der Ver\u00e4nderung. Die zweite (Fig. 5) zeigt die Variation der Zeitdauer der ebenmerklichen Ver\u00e4nderung bei diesen Geschwindigkeiten. In beiden Figuren stellt die obere Linie die Zunahme-, die untere die Abnahme Verh\u00e4ltnisse dar.\nDie hier gefundenen allgemeineren Resultate lassen sich in folgende S\u00e4tze zusammenfassen :\n1.\tDer Werth der ehenmerklichen Druck\u00e4nderung nimmt, ob man dieselbe nun als Druckgr\u00f6\u00dfe oder als Zeitdauer betrachtet, hei Abnahme der Ver\u00e4nderungsgeschwindigkeit zu.\nHierbei ist jedoch zu bemerken , dass bei sehr allm\u00e4hlicher Druckzunahme bei einigen Personen Ausnahmen Vorkommen, indem der Schwellenwerth, als Druckgr\u00f6\u00dfe betrachtet, bei Abnahme derV er\u00e4nderungsgeschwin-digkeit in diesen F\u00e4llen abnimmt.\n2.\tUnter sonst gleichen Bedingungen ist die Zunahmeschwelle, wie dies auch hei momentanen Ver\u00e4nderungen der Fall war, kleiner als die Abnahmeschwelle. Die Zunahmeschwelle kann 'dieses Ueber-gewicht sogar unter viel ung\u00fcnstigeren Bedingungen beibehalten. Bei einer Geschwindigkeit von 0,10 des Normaldruckes in der\nFig. 5.","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nGeorge Malcolm Stratton.\nSecunde z. B. ist die Zunahmeschwelle durchschnittlich noch kleiner als die bei einer Geschwindigkeit von 2,50 des gleichen Normaldruckes gewonnene Abnahmeschwelle.\n3.\tBei verschiedenen Geschwindigkeiten der Druckver\u00e4nderung variirt der Werth der Zunahmeschwellen in weit geringerem Ma\u00dfe als der der Abnahmeschwellen.\n4.\tBei relativ constanter Geschwindigkeit der Ver\u00e4nderung und verschiedenen Normalgewichten weichen die Schwellenwerthe, wie hei momentanen Ver\u00e4nderungen, von einer relativen Constanz nur wenig ab (Weher\u2019sches Gesetz).\nF\u00fcr das Verst\u00e4ndniss dieser Resultate bedarf es hinsichtlich der Wirkung des Reizes auf die Haut keiner weiteren Ausf\u00fchrung, denn dieselbe ist bei diesen Ver\u00e4nderungen wahrscheinlich dieselbe, wie hei den schon besprochenen momentanen '). Bei langsameren Druckver\u00e4nderungen nehmen die complexen inneren Reiz- und Erregungsvorg\u00e4nge in der Haut eine l\u00e4ngere Zeit in Anspruch. Die verschiedenen Factoren, welche hieran Antheil nehmen, sind im wesentlichen aber wahrscheinlich dieselben wie bei schnelleren Druck\u00e4nderungen.\nWas die psychischen Vorg\u00e4nge betrifft, so ist dieses jedoch nur theilweise wahr. Bei einer Geschwindigkeit von 2,5 oder 0,5 des Normaldruckes in der Secunde scheint dem Beobachter eine der Schwelle naheliegende Druckver\u00e4nderung eine ebenso momentane zu sein, wie diejenige, welche wirklich durch eine momentane Reizver\u00e4nderung hervorgebracht wird. Die Wahrnehmungs- und Ur-theilsvorg\u00e4nge d\u00fcrften demnach bei allen sehr gro\u00dfen Geschwindigkeiten denselben Charakter zeigen, und brauchen daher nicht weiter beschrieben zu werden1 2). Bei den langsameren Ver\u00e4nderungen dagegen (z. B. 0,10 und kleiner) treten Eigenth\u00fcmlichkeiten hervor, welche bei den schnelleren nicht zu bemerken sind. Erst eine geraume Zeit nach dem Anfang der Reiz\u00e4nderung scheint die Empfindungs\u00e4nderung zu beginnen, wie dies schon von Lotze\n1)\tVergl. S. 539 ff.\n2)\tVergl. S. 542 ff.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 571\nbeobachtet worden ist1). Funke\u2019s2) Verneinung dieser Thatsache war also nicht berechtigt. Andererseits brauchen wir diese Erscheinung nicht mit Lotze3) als eine durch eine versp\u00e4tete Entladung der summirten Nervenerregung verursachte zu betrachten. Der hier zu erkl\u00e4rende Gegenstand ist vielmehr nur eine Seite der allgemeinen Thatsache der Unterschiedsschwelle. Um einen ebenmerklichen Unterschied hervorzubringen, muss der Normalreiz um einen gewissen Grad ver\u00e4ndert werden. Bei kleiner Geschwindigkeit nimmt aber ein solcher Ver\u00e4nderungsgrad eine merkliche Zeitdauer in Anspruch, w\u00e4hrend die Normalempfindung \u2014 da der merkliche Unterschied noch nicht hergestellt ist \u2014 sich w\u00e4hrend dieser Zeit oder wenigstens w\u00e4hrend eines Theiles derselben gew\u00f6hnlich nicht zu ver\u00e4ndern scheint. Die letzterw\u00e4hnte Einschr\u00e4nkung ist erforderlich, weil bald nach dem Anf\u00e4nge der Reizver\u00e4nderung, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, leicht eine T\u00e4uschung eintreten kann.\nZwischen dem scheinbaren Stillst\u00e4nde der Empfindung und dem klaren Wahrnehmen der Ver\u00e4nderung kommen ferner oft verschiedene Urtheilsstadien vor. Der Beobachter kann nicht sicher angeben, ob die Empfindung sich ver\u00e4ndert hat oder nicht, oder er ist andererseits \u00fcberzeugt, dass die Empfindung eine bestimmte Richtung einh\u00e4lt, obgleich seine Angabe eben so gut falsch wie richtig sein kann. Zuweilen kann hierauf wied\u00e8r Zweifel eintreten, bis endlich die Ver\u00e4nderung eine Gr\u00f6\u00dfe erreicht hat, vojl welchem Punkte an die Richtung immer richtig und sicher wahrgenommen werden kann. Bei einer einzelnen Reiz\u00e4nderung k\u00f6nnen hier also alle diejenigen verschiedenen Urtheilsstadien erscheinen, welche bei momentanen Ver\u00e4nderungen nur im Laufe einer Reihe solcher Ver\u00e4nderungen bisweilen zu finden waren.\nUm einige dieser Eigenth\u00fcmlichkeiten graphisch festzustellen, lie\u00df ich nach Beendigung der eigentlichen Versuche den Beobachter w\u00e4hrend der Druck\u00e4nderung das Urtheil durch Fingerbewegungen darstellen. Diese Bewegungen wurden vermittelst eines Fadens auf\n1)\tLotze, System der Philosophie. II. Th. Metaphysik. 2. Aufl. Leipzig 1884. S. 513.\n2)\tHermann\u2019s Handbuch der Physiol, der Sinnesorgane. II. Th. S. 359.\n3)\ta. a. O. S. 513, 514.\nWundt, Philos. Studien. XII.\n38","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"572\nGeorge Malcolm Stratton.\neinen mit einer Kymographiontrommel in Zusammenhang stehenden Schreibhebel \u00fcbertragen. Gleichzeitig wurde die Zeitdauer durch eine Stromunterbrechungsuhr und einen Markirmagneten aufgeschrieben, woraus die Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe je nach der Ge-\u2022 schwindigkeit dieser Ver\u00e4nderung berechnet werden konnte. Die folgenden beiden Beispiele stellen die Angaben von Herrn Dr. Meu-mann, die erste (Fig. 6) hei einer Druckzunahme von 4 Promille\nz\nIO ZO 30 W 50\t60 yo 80\t00\t100 1tO 120\t130\nFig. 6.\ndes Normalgewichtes (200 g) in der Secunde, die zweite (Fig. 7) hei gleich langsamer Druckahnahme desselben Normalgewichtes dar. Das Aufsteigen der Curve U bedeutet hier eine scheinbare Empfindungszunahme, das Absteigen derselben unter der Ahscissenlinie\neine scheinbare Abnahme, die R\u00fcckkehr auf die Ahscissenlinie re-pr\u00e4sentirt Zweifel dar\u00fcber, ob die Ver\u00e4nderung eine Zu- oder eine Abnahme war. Durch eine zweite Linie [IC] ist die in Grammen ausgedr\u00fcckte Reizver\u00e4nderung w\u00e4hrend derselben Zeit dargestellt. Die Zeitdauer ist auf der Linie Z in Secunden angegeben.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 573\nBei Reizzunahme schien also die Empfindung nach einer Pause zuerst zweimal zuzunehmen. Jedesmal aber trat hierauf Zweifel ein; dann schien dieselbe ahzunehmen, bis endlich die Richtung sicher und richtig wahrgenommen wurde. Bei der Reizabnahme ist das Beispiel etwas einfacher, doch zeigt es eine Anfangsstufe des scheinbaren Stillstandes, worauf dann, bevor die wirkliche Abnahme wahrgenommen wurde, eine scheinbare Empfindungszunahme folgte. Um den Verlauf dieses Vorganges im allgemeinen dem Verst\u00e4ndnisse n\u00e4her zu bringen, kann eine solche graphische Methode von Vortheil sein; ich glaube aber kaum, dass sie ohne weiteres zur Schwellenbestimmung angewandt werden darf.\nBei verschiedenen Geschwindigkeiten der Reiz\u00e4nderung basirt das Urtheil bald auf einer Wahrnehmung der Ver\u00e4nderung, bald auf einer weniger unmittelbaren Vergleichung verschiedener Stadien der sich ver\u00e4ndernden Empfindung. Eine Ver\u00e4nderungswahrnehmung im engeren Sinne des Wortes scheint mir nur dann vorzukommen, wenn zwei merklich verschiedene Empfindungsintensit\u00e4ten so schnell auf einander folgen, dass diese w\u00e4hrend eines und desselben einfachen und ununterbrochenen Aktes der Aufmerksamkeit eintreten. F\u00fcr das Urtheil \u00fcber das Vorhandensein einer Ver\u00e4nderung ist es also in diesem Falle nicht nothwendig, eine Vorstellung des fr\u00fcheren Empfindungsstadiums m\u00fchsam festzuhalten oder wieder hervorzurufen. Deswegen hat die Wahrnehmung den Schein der Unmittelbarkeit, was einigen Forschern Veranlassung zur Annahme besonderer Ver\u00e4nderungs- oder Uebergangsempfin-dungen1) gegeben hat. Wenn andererseits die merklich verschiedenen Empfindungsintensit\u00e4ten zeitlich weit von einander getrennt sind, so wird ihr Unterschied nicht durch ein solches Wahrnehmen, sondern nur durch Festhalten oder Wiederhervorrufen der Vorstellung des verschwundenen Empfindungsstadiums bemerkt. Dieser ganze Vorgang ist oben als eine weniger unmittelbare Vergleichung bezeichnet worden. Man darf ihn vielleicht kurz eine Stadienvergleichung nennen, obgleich ich hiermit nicht meine, dass er von der oben erw\u00e4hnten Wahrnehmung grunds\u00e4tzlich verschieden sei. Auch schlie\u00dft hier das eine das andere nicht eigentlich aus; denn\n1) Vergl. S. 543 f.\n38*","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\nGeorge Malcolm Stratton.\ndie Ver\u00e4nderungswahrnehmung kann von einer Stadienvergleichung begleitet werden. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Geschwindigkeit der Ver\u00e4nderung sich der Grenze der im engeren Sinne verstandenen Wahrnehmbarkeit ann\u00e4hert. Im allgemeinen aber werden die schnellen Ver\u00e4nderungen haupts\u00e4chlich durch directe Wahrnehmung, die sehr langsamen dagegen ausschlie\u00dflich durch Stadienvergleichung erfasst. Bei den langsamen Ver\u00e4nderungen spielt daher das Ged\u00e4chtniss f\u00fcr Druckintensit\u00e4ten eine bedeutende Rolle. Herr Dr. Kiesow und Herr Tawney z. B. fanden das Behalten der Normalintensit\u00e4t besonders schwer, wenn nicht unm\u00f6glich, sie behaupteten, dass sie fast ausschlie\u00dflich durch unmittelbare Beobachtung der vorhandenen Empfindung urtheilten. Nur weil die Resultate gerade bei diesen Versuchspersonen Eigent\u00fcmlichkeiten zeigen, welche eine derartige Angabe unterst\u00fctzen, scheint ihre Behauptung von besonderem Interesse. Es ist aber kaum wahrscheinlich, dass die Stadienvergleichung bei diesen Beobachtern ausgeschlossen war, und dass sie nur nach der vorhandenen Empfindung urtheilten. Eine T\u00e4uschung \u00fcber den Grund des Urtheils kann bei diesen Versuchen leicht eintreten. Es ist n\u00e4mlich verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig leicht, eine stetige Empfindung beliebig als langsam zu- oder abnehmend vorzustellen. Sobald die Versuchsperson also aus irgend einem Grunde die Richtung der Ver\u00e4nderung erfasst, neigt sie dazu, diese Ver\u00e4nderung als eine unmittelbar in der vorhandenen Empfindung wahrnehmbare anzusehen. Deswegen ist es auch besonders schwer, diejenigen Geschwindigkeiten zu bestimmen, bei welchen die Ver\u00e4nderung nur durch Stadienvergleichung zu erkennen ist.\nAus demselben Grunde war es auch bei diesen Versuchen unm\u00f6glich, die \u00bbVer\u00e4nderungs-\u00ab und die \u00bbRichtungs\u00ab-Schwellen wie bei den momentanen Ver\u00e4nderungen klar von einander zu unterscheiden. Bis der Beobachter die Zu- oder Abnahme als solche klar bemerkt, ist er hier oft unsicher dar\u00fcber, ob er die Ver\u00e4nderung wahrnimmt, oder ob er sich dieselbe nur einbildet. Auch wenn er sicher ist, fehlt es an einer gen\u00fcgenden Controlle. F\u00fcr die Richtungsschwelle hat man beim unwissentlichen Verfahren eine Controlle, indem die Urtheile mit der wirklichen Ver\u00e4nderungsrichtung \u00fcbereinstimmen, und wenn der Ver\u00e4nderungswerth noch","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungeu bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 575\nweiter in der gleichen Richtung vergr\u00f6\u00dfert wird, auch constant bleiben m\u00fcssen. Nur bei sehr schnellen Ver\u00e4nderungen ist dagegen eine \u00e4hnliche Contr\u00f4le auch f\u00fcr die \u00bbVer\u00e4nderungs \u00ab-Schwelle anwendbar, indem der Beobachter zwischen der merklichen, Ver\u00e4nderung und dem Stillst\u00e4nde richtig unterscheiden muss, obwohl er die Richtung der Ver\u00e4nderung noch nicht angeben kann.\nBei sehr langsamen Ver\u00e4nderungen dagegen wird ein constanter Druck mit derselben so oft verwechselt, dass nur die Controlle, welche bei der Richtungsschwelle anwendbar ist, die Angabe des Beobachters als zuverl\u00e4ssig erscheinen l\u00e4sst. Weil die \u00bbVer\u00e4n-derungs\u00ab-Schwelle nicht bei allen Geschwindigkeiten zu bestimmen ist, habe ich sie bei diesen letzteren Versuchen vernachl\u00e4ssigt.\nWenn man nun die in den Tabellen dargestellten Resultate betrachtet, so bemerkt man, dass sie mit den bei momentanen Ver\u00e4nderungen gewonnenen eine continuirliche Reihe bilden. Herr Tawney und Herr Judd z. B. zeigen bei momentanen Ver\u00e4nderungen unter sonst gleichen Bedingungen kleinere Richtungsschwellen als bei der gr\u00f6\u00dften hier gefundenen Geschwindigkeit 2,5). Zum Vergleich benutzen wir selbstverst\u00e4ndlich nur die in den aufsteigenden Reihen gewonnenen Richtungsschwellenwerthe (Tabelle I). Bei momentaner Ver\u00e4nderung sind diese f\u00fcr Herrn Tawney (T) bei einem Normaldruck von 25 g angegebenen Schwellen-werthe 26,00 g f\u00fcr Zunahme und 23,10 g f\u00fcr Abnahme. Die entsprechenden in Tabelle VI angegebenen Schwellenwerthe sind f\u00fcr denselben Beobachter bei einer Geschwindigkeit von 2,5, 26,50 g und 21,65 g. F\u00fcr Herrn Judd (J) sind die in Tabelle I enthaltenen Richtungsschwellenwerthe bei einem Normaldruck von 100 g 105,2 g f\u00fcr Zunahme und 92,8 g f\u00fcr Abnahme. Die zu vergleichenden Schwellenwerthe bei einer Geschwindigkeit von 2,5, welche von derselben Versuchsperson gewonnen wurden (Tabelle VIII), sind 105,4 g und 90,9 g.\nVon den momentanen Druckver\u00e4nderungen an his zu sehr langsamen finden wir also (von den erw\u00e4hnten Ausnahmen, welche leicht erkl\u00e4rbar sind, abgesehen) dasselbe Gesetz best\u00e4tigt, welches die","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\nGeorge Malcolm Stratton..\nallgemeine Erfahrung bei \u00e4u\u00dferst langsamen Ver\u00e4nderungen schon andeutet, n\u00e4mlich, dass, je kleiner die Geschwindigkeit ist, um so gr\u00f6\u00dfer die ehenmerkliche Ver\u00e4nderung sein muss. Nach diesen Resultaten ist das ganze Gebiet der Druck\u00e4nderungen einem und demselben Gesetze unterworfen und kann nicht in mindestens drei einander gegen\u00fcber stehende Theile zerlegt werden, f\u00fcr deren Verschiedenheit keine zureichende Erkl\u00e4rung abgegeben werden k\u00f6nnte*).\nDie hier gefundenen Thatsachen scheinen ihre Erkl\u00e4rung am leichtesten durch den allgemeinen Einfluss der Contiguit\u00e4t bei der Wahrnehmung von Unterschieden zu finden. Unterschiede sind n\u00e4mlich um so leichter wahrnehmbar, je unmittelbarer die zu vergleichenden Gegenst\u00e4nde (soweit nur eine Verschmelzung derselben ausgeschlossen ist) neben einander liegen.\nDer Versuch Preyer\u2019s, dies hei den Ver\u00e4nderungswahrneh-mungen auftretende Verh\u00e4ltniss durch eine einfache Erweiterung des du Bois-Reymond\u2019schen* 2) Gesetzes auf die Wirkung ad\u00e4quater Reize auf sensible Nerven3) zu erkl\u00e4ren, scheint mir nicht ausreichend zu sein. Seine Auffassung ist die, dass \u00bbder Erfolg einer Nervenreizung zu- und abnimmt mit der Geschwindigkeit, mit welcher die Reizgr\u00f6\u00dfe sich \u00e4ndert, und mit dem Abstande der Grenz-werthe, innerhalb welcher die positive und negative Schwankung der Reizgr\u00f6\u00dfe sich vollzieht\u00ab4). Die Erh\u00f6hung der Unterschiedsoder Ver\u00e4nderungsschwelle bei Abnahme der Geschwindigkeit der Reiz\u00e4nderung w\u00e4re demnach also der vermeintlichen Thatsache zuzuschreiben, dass hei Abnahme der Geschwindigkeit der Reiz\u00e4nderung die Wirkung gleich gro\u00dfer Reiz\u00e4nderungen auf die Empfindungsgr\u00f6\u00dfe abnimmt. Der Unterschied zwischen der Anfangsund der Schlussintensit\u00e4t einer zu- oder abnehmenden Empfindung soll hiernach um so kleiner sein, je langsamer die bestimmte Reiz\u00e4nderung hervorgebracht wird. Um einen gleich gro\u00dfen Em-\nil Vergl. S. 558.\n2) du Bois-Reymond, Untersuchungen \u00fcber thierische Elektricit\u00e4t. Berlin 1848. Bd. I. S. 258 ff.\n3} W. Preyer, Empfindung als Function der Reiz\u00e4nderung. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. VII. S. 241 ff.\n4) Preyer, a. a. O. S. 244.","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 577\npfindungsunterschied zu erzeugen, m\u00fcsste aber die Reiz\u00e4nderung um so gr\u00f6\u00dfer sein, je langsamer dieselbe verl\u00e4uft.\nWenn aber die Geschwindigkeit der Reiz\u00e4nderung auf die Gr\u00f6\u00dfe der Empfindungs\u00e4nderung einen derartigen Einfluss aus\u00fcbte, so w\u00fcrde der Schwellenwerth bei verschiedenen Geschwindigkeiten der Reiz\u00e4nderung viel gr\u00f6\u00dfere Variationen zeigen, als wirklich zu constatiren sind. Weber fand1), dass beim successiven Auflegen von Gewichten die Unterschiedsschwelle zunahm, wenn das zwischen den beiden zu vergleichenden Druckempfindungen liegende Intervall vergr\u00f6\u00dfert wurde. \u00bbBei manchen Menschen wurde die Vergleichung schpn nach 10 Secunden sehr unvollkommen.\u00ab Weber selbst \u00bbgelang es, ein Gewicht von 14 Unzen oder sogar bisweilen ein Gewicht von 14Y2 Unzen noch von einem Gewicht von 15 Unzen zu unterscheiden, wenn zwischen der ersteren und der letzteren Empfindung 15\u201430 Secunden vergangen waren\u00ab. Sogar nach 35 Secunden gelang es ihm \u00bb bisweilen noch das schwerere Gewicht vom leichteren zu unterscheiden.\u00ab Wenn jedoch 60 \u2014 90 Secunden vergangen waren, verhielten sich die unterscheidbaren Gewichte wie 4 : 5. Der ebenmerkliche Unterschied war also hier 3 \u2014 6 mal so gro\u00df wie dort. Bei dem von Weber angewandten Verfahren ist nun der Unterschied zwischen den beiden zu vergleichenden Empfindungen ganz unabh\u00e4ngig von der Gr\u00f6\u00dfe dieser Zwischenzeit. Der Unterschied zwischen den von einem Druck von 14 bezw. 15 Unzen erzeugten Empfindungen ist ebenso gro\u00df, wenn diese Gewichte 90, als wenn sie 15 Secunden nach einander aufgelegt werden.\nIn den Weber\u2019schen Resultaten kann die Zunahme der Schwelle beim zunehmenden Intervall also keineswegs einer Herabsetzung der Reizwirkung auf die Empfindungsgr\u00f6\u00dfe, sondern nur der zunehmenden Schwierigkeit des Vorstellens und Vergleichens zugeschrieben werden.\nUm eine m\u00f6gliche Vergleichung auszuf\u00fchren, ist es nun interessant, auch in unseren Resultaten die Erh\u00f6hung des Schwellen-werthes bei Verl\u00e4ngerung der Zeit zwischen der Normal- und der\n1) Der Tastsinn und das Gemeingef\u00fchl. Wagner\u2019s Handw\u00f6rterbuch f\u00fcr Physiologie. Braunschweig 1846. Bd. III. 2. Abth. S. 545.","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nGeorge Malcolm Stratton.\neben unterscheidbaren Druckintensit\u00e4t zu beachten. Man kann diese Erh\u00f6hung mit derjenigen in den Weber\u2019schen Resultaten nach zwei Richtungen hin vergleichen. Sie kann erstens bei relativ gleicher Verl\u00e4ngerung der Zeitdauer, und zweitens bei absolut gleicher Verl\u00e4ngerung derselben mit jener verglichen werden. Bei den Weber\u2019schen Versuchen war die erste Zeitdauer zwischen Normal- und Vergleichsintensit\u00e4t 15\u201435 Secunden, die verl\u00e4ngerte Zeitdauer betrug 60\u201490 Secunden. Die mittleren Werthe dieser Zeitdauer sind 25 und 75 Secunden, die verl\u00e4ngerte Dauer war also durchschnittlich 3 mal so lang, wie die k\u00fcrzere, der absolute Unterschied betrug durchschnittlich ungef\u00e4hr 50 Secunden. Die beiden Werthe von Jr bei diesen verschiedenen Intervallen verhalten sich nach den Weber\u2019schen Ergebnissen wie 1:3\u20146.\nNach unseren Resultaten ist nun die Erh\u00f6hung der Schwellen-werthe bei Verl\u00e4ngerung der Dauer sicherlich nicht gr\u00f6\u00dfer, als dies bei dem Weber\u2019schen Verfahren der Fall ist. Die die Einzelheiten darstellenden Tabellen, wie die Curven, welche die in Tabelle XI enthaltenen allgemeinen Verh\u00e4ltnisse veranschaulichen, zeigen \u00fcberall, dass eine relativ noch gr\u00f6\u00dfere Verl\u00e4ngerung der Dauer von einer relativ nicht so bedeutenden Erh\u00f6hung des Jr-Werthes begleitet ist, als die war, welche seinerzeit Weber fand. Wenn man andererseits die absolute Dauer in diesen Tabellen betrachtet, so findet man, dass eine der von Weber angewandten ungef\u00e4hr gleiche Verl\u00e4ngerung der Dauer (etwa 50 Secunden) ebenfalls von keiner gr\u00f6\u00dferen Erh\u00f6hung des z/r-Werthes begleitet ist, als die ist, welche man beim Web er\u2019schen Verfahren constatiren kann. Herr Dr. Meumann z. B. zeigt einen Unterschied in der Zeitdauer zwischen den bei Geschwindigkeiten von 0,50 und 0,004 gewonnenen Zunahmeschwellen von fast 44 Secunden1). Die Werthe von Jr bei diesen beiden verschiedenen Zeitdauern verhalten sich wie 1:2,44. Bei den entsprechenden Abnahmeschwellen zeigt derselbe Beobachter einen Unterschied in der Zeitdauer von fast 58 Secunden. Die entsprechenden Werthe von Jr verhalten sich hier wie 1:1,39. Bei Herrn Judd finden sich auch zwei F\u00e4lle, bei denen der Unterschied in der Zeitdauer f\u00fcr die Geschwindigkeiten 0,50\n1) Vergl. Tabelle IX, S. 567.","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 579\nund 0,004 bei der Druckabnahme etwas \u00fcber 54 Secunden betrug1). Die Werthe von z/r f\u00fcr diese beiden Dauern verhalten sich demnach wie 1:2,39. Wenn man anstatt des Werthes bei der Geschwindigkeit 0,50 den Werth bei momentaner Ver\u00e4nderung2) in Rechnung zieht, so ist der Dauerunterschied etwas gr\u00f6\u00dfer, und das Verh\u00e4ltniss der entsprechenden Werthe von z/r wie 1:3,03. Bei Herrn Tawney findet man durch einen \u00e4hnlichen Vergleich der entsprechenden Zunahmeschwellen werthe3) einen Dauerunterschied von ungef\u00e4hr 49 Secunden und ein Verh\u00e4ltniss der z/r-Werthe von 1:3,27 oder von 1:4,90, wenn man im letzteren Falle den Werth von z/r bei momentaner Ver\u00e4nderung4) anwenctet.\nDiese Betrachtung zeigt hinreichend deutlich, dass bei unserem Verfahren die relative Schwellenerh\u00f6hung weder bei denselben relativen, noch bei den nahezu absoluten Zeitdifferenzen, wie sie von Weber angewandt wurden, eine gr\u00f6\u00dfere ist als die, welche bei Anwendung der Weber\u2019schen Methode gefunden wird. Im letzteren Falle aber muss man annehmen, dass die Zeitdifferenz in Folge ihrer Wirkung auf die Vorg\u00e4nge des Vorstellens und Vergleichens die einzige Ursache der Schwellenerh\u00f6hung war. Die Schwellenerh\u00f6hung, welche bei unseren Versuchen die Herabsetzung der Geschwindigkeit begleitet, ist also ebenfalls nicht zu gro\u00df, um einzig und allein von den Einfl\u00fcssen, welche auf die Vorg\u00e4nge des Vorstellens und Vergleichens hinwirken, verursacht zu werden. Wir finden hiernach keine Wirkung, welche den von Prey er angenommenen Einfluss der Geschwindigkeit auf die Empfindungsgr\u00f6\u00dfe andeuten k\u00f6nnte, sondern die Schwellenerh\u00f6hung m\u00fcsste sich im Gegentheil als eine betr\u00e4chtlich intensivere erweisen, wenn ein derartiger Einfluss vorausgesetzt werden sollte, denn derselbe setzt keineswegs die eben erw\u00e4hnten auf die Vorg\u00e4nge des Vorstellens und Vergleichens wirkenden Einfl\u00fcsse herab, sondern m\u00fcsste\n1)\tVergl. Tabelle VIII, S. 567.\n2)\tVergl. Tabelle I, S. 535. Versuchsperson J, Normalgewicht 100 g. Rich-\ntungsschwelle bei der Druckabnahme.\t*\n3)\tVergl. Tabelle VI, S. 566.\n4)\tVergl. Tabelle I, S. 535. Versuchsperson T. Normalgewicht 25 g. Richtungsschwelle bei der Druckzunahme.","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"580\nGeorge Malcolm Stratton.\nsich im Gegentheil mit denselben summiren. Unsere Resultate schlie\u00dfen also die Prey er\u2019sehe Annahme aus, und lassen sich viel eher Einfl\u00fcssen zuschreiben, welche f\u00fcr die Auffassung der Empfindungsunterschiede ungleiche Bedingungen stellen.\nWie schon bemerkt wurde, haben wir bei Herrn Dr. Kiesow und Herrn Tawney eine partielle Ausnahme zu unseren allgemeineren Resultaten zu verzeichnen, indem bei sehr langsamen Druckzunahmen der Schwellenwerth bei der Geschwindigkeitsabnahme der Ver\u00e4nderung abnimmt. Diese Schwellenwerthe aber entsprechen nicht einer reinen Wirkung der Reiz\u00e4nderung, sondern erkl\u00e4ren sich im Zusammenhang mit dem obigen aus einer ausgesprochenen Neigung, einen stetig einwirkenden Druck als Zunahme zu beurtheilen. Weil die eigentliche Wirkung der Druckzunahme hier von dieser Tendenz unterst\u00fctzt wurde, so wurde auch sehr bald eine constante Richtung des Urtheils erreicht. Diese Tendenz zeigte sich zuweilen so stark, dass Herr Dr. Kiesow bei langsamer Druckabnahme sogar fast immer eine Neigung hatte, dieselbe als Zunahme zu beurtheilen.\nDiese Neigung spielte eine merkliche Rolle jedoch nur bei sehr langsamen Ver\u00e4nderungen, wo die Aufmerksamkeit w\u00e4hrend einer l\u00e4ngeren Zeit auf die Empfindung gerichtet war, und wo eine T\u00e4uschung \u00fcberhaupt viel leichter als bei den schnelleren vorkommt. Die erw\u00e4hnten Schwellenwerthe sind von dieser T\u00e4uschung so sehr beeinflusst, dass sie f\u00fcr unsere Resultate keine Schwierigkeiten darbieten.\nBei denselben beiden Beobachtern spielte diese Neigung zweifellos auch in den bei langsamer Druckabnahme gewonnenen Schwel-lenwerthen eine bedeutende Rolle. Im letzteren Falle aber wirkte einerseits diese Tendenz, irgend einen lang andauernden Druckzustand als Druckzunahme zu beurtheilen, und andererseits die eigentliche Reiz\u00e4nderung in entgegengesetzten Richtungen. Die Wirkung der Reiz\u00e4nderung wurde durch jene Tendenz, nicht wie dies bei der Reizzunahme der Fall war, verst\u00e4rkt, sondern im Gegentheil abgeschw\u00e4cht, und um dieses Hinderniss zu \u00fcberwinden, musste die Reiz\u00e4nderung selbst eine ungew\u00f6hnliche Gr\u00f6\u00dfe erreichen. Die beiden anderen Beobachter zeigten zuweilen, obgleich in geringerem Ma\u00dfe, dieselbe Tendenz. Diese muss also bei sehr langsamer Druck-","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 581\n\u00e4nderung als ein oft bedeutender Factor f\u00fcr den Unterschied zwischen den Schwellenwerthen bei der Abnahme und zwischen denen der Zunahme mitgerechnet werden. Andererseits nimmt nat\u00fcrlich der Einfluss der Nachwirkung des Normalreizes, welche bei momentanen Ver\u00e4nderungen sehr stark ist, bei den langsameren Ver\u00e4nderungen bedeutend ab. Je nach der Geschwindigkeit der Reizver\u00e4nderung \u00e4ndert sich demnach auch der relative Werth der Factoren, welche\nden erw\u00e4hnten Unterschied zwischen Zu- und Abnahme verursachen.\ni\nEs bleibt noch \u00fcbrig, etwas \u00fcber den Einfluss der Verfahrungs-weise hinzuzuf\u00fcgen. Wie in den angegebenen Tabellen zu bemerken ist, stehen die hier \u00fcber die Wirkung der Geschwindigkeit gewonnenen Resultate in vollem Gegens\u00e4tze zu den schon besprochenen Ergebnissen Hall\u2019s und Motora\u2019s. Es muss daher von besonderem Interesse sein, die Ursache dieses Gegensatzes wenn m\u00f6glich festzustellen, und zu entscheiden, ob die Unterschiede in den Resultaten vielleicht nur aus zuf\u00e4lligen Verschiedenheiten, sei es der Apparate, sei es der Versuchspersonen, entstehen konnten, oder ob deren Ursache eine tieferliegende sein muss. Aus diesem Grunde wurden einige Versuche vermittelst meines Apparates nach der von Hall und Motora angegebenen Methode ausgef\u00fchrt. Die dadurch gewonnenen Resultate sind als Durchschnittszahlen aus je 5 Bestimmungen unter dem Buchstaben B in den folgenden Tabellen XII und XIII eingetragen. Um die Vergleichung zu erleichtern, sind auch die nach der sonst von mir benutzten Verfahrungsweise gewonnenen Werthe aus den vorigen Tabellen unter dem Buchstaben A hier wiederholt. Aus sp\u00e4ter zu erw\u00e4hnenden Gr\u00fcnden war es nach der Reactionsmethode unm\u00f6glich, bei Herrn Dr. Kiesow die Abnahmeschwelle f\u00fcr 0,004 zix bestimmen.\nDas Schwellenverh\u00e4ltniss, welches wir hier bei Anwendung der Methode Hall\u2019s und Motora\u2019s erlangen, ist dasselbe, wie das, welches sie selbst gefunden haben. Unter sonst gleichen Bedingungen gelangt man also zu gerade entgegengesetzten Ergebnissen, je nachdem die eine oder die andere Methode angewandt wird. Wir k\u00f6nnen die Ursache der Verschiedenheit in den Resultaten daher nur in dem Unterschiede der Methoden seihst suchen.","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"582\nGeorge Malcolm Stratton.\nTabelle XII. Judd, Normalgewicht 100 g.\n*5> Jo\tZunahme\t\t\t\t\t\tAbnahme\t\t\t\t\t\nT\u00e4 .s \u2019S \u00ab\tJr\t\tJr r\t\tmV\t\tJr\t\tJr r\t\tTO V\t\na> o\tA\tB\tA\tB\tA\tB\tA\tB\tA\tB\tA\tB\n0,50\t7,3\t42,4\t0,073\t0,424\t2,16\t6,08\t9,8\t67,4\t0,098\t0,674\t1,00\t11,68\n0,10\t9,4\t34,1\t0,094\t0,341\t3,28\t7,52\t16,9\t38,0\t0,169\t0,380\t1,34\t4,00\n0,02\t13,8\t19,8\t0,138\t0,198\t4,00\t5,20\t19,4\t32,5\t0,194\t0,325\t1,96\t6,40\n0,004\t16,0\t9,6\t0,160\t0,096\t1,80\t7,12\t21,8\t15,3\t0,218\t0,153\t2,08\t2,76\nTabelle XIII. Dr. Kiesow, Normalgewicht 50 g.\n\u2022+3 \u2019S r*S &P\t\t\tZunahme\t\t\t\u00ab\t\t\tAbnahme\t\t\t\na \u2019S r\u00a33 o\tJr\t\tJr\t\tmV\t\t<dr\t\tzi r r\t\tmV\t\na> \u00a9\tA\tB\tA\tB\tA\tB\tA\tB\tA\tB\tA\tB\n0,10\t6,70\t7,30\t0,134\t0,146\t1,08\t\u00bb 1,04\t14,0\t25,1\t0,280'\t0,502\t2,40\t4,92\n0,02\t5,70\t4,75\t0,114\t0,095\t1,70\t3,20\t21,1\t21,1\t0,422\t0,422\t2,10\t3,92\n0,004\t3,90\t1,15\t0,078\t0,023\t0,72\t0,18 p.\t37,2\t\u2014\t0,744\t\u2014\t6,00\t\u2014\nDie Anwesenheit des fremden Momentes der Reactionszeit darin ist schon besprochen worden1). Obwohl dieser Factor zweifellos von Bedeutung ist, so kann er abey den zwischen diesen Resultaten auffallenden Unterschied dennoch nicht v\u00f6llig erkl\u00e4ren. Er k\u00f6nnte es h\u00f6chstens in denjenigen F\u00e4llen thun, wo der nach der Reactions-methode gefundene Schwellenwerth der gr\u00f6\u00dfere war. Dagegen kann er nicht das Vorkommen von Schwellenwerthen erkl\u00e4ren,\n1) Vergl. S. 558 ff.","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druek\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 583\nwelche kleiner sind als diejenigen, die mittelst der anderen Methode bei z. B. sehr langsamen Reizver\u00e4nderungen (0,02 und 0,004) gewonnen wurden. Auch ist der Schwellenwerth hei der Reactions-methode bisweilen so viel gr\u00f6\u00dfer, als der hei der andern gefundene (z. B. f\u00fcr eine Geschwindigkeit von 0,10 hei Herrn Judd), dass selbst die zweifache Reactionszeit, n\u00e4mlich die des Beobachters und die des Experimentators zusammen genommen, diesen Unterschied zu erkl\u00e4ren kaum gen\u00fcgen d\u00fcrfte.\nWenn man jedoch in Betracht zieht, dass bei gro\u00dfer Geschwindigkeit (0,10 und mehr) die merkliche Ver\u00e4nderung dem Beobachter \u00fcberraschend fr\u00fch einzutreten scheint, sowie ferner, dass diese Ueberraschung f\u00fcr ein m\u00f6glichst feines und schnelles Unterscheiden zwischen Zu- und Abnahme sehr ung\u00fcnstig ist, und au\u00dferdem auch noch die Reaction des Beobachters versp\u00e4tet, so ist die H\u00f6he der nach der Reactionsmethode hei schnellen Ver\u00e4nderungen gefundenen Schwellenwerthe unschwer verst\u00e4ndlich.\nBei sehr langsamen Ver\u00e4nderungen (0,02 und weniger) dagegen macht der Beobachter eine andere Erfahrung. Nach dem zugerufenen Signal erwartet er jeden Augenblick eine Ver\u00e4nderung wahrzunehmen. Wegen der Dauer dieser fruchtlosen Erwartung steigert sich das Spannungsgef\u00fchl fast bis zur Unertr\u00e4glichkeit. Darauf sucht die Versuchsperson nur noch energischer \u00fcber die Richtung der erwarteten Ver\u00e4nderung zu entscheiden, und so kommt es, dass eine vorzeitige Entscheidung sehr leicht eintreten kann. Herr Judd hat oft ausgesagt, dass er die unbequeme Aufmerksamkeitsspannung kaum l\u00e4nger ertragen k\u00f6nne, er.m\u00fcsse die Sache entscheiden, obgleich er unmittelbar darauf zweifelte, oh sein Urtheil schon ganz sicher war.\nDass bei dem Reactionsvesfahren ein vorzeitiges Urtheil bei sehr langsamen Ver\u00e4nderungen eine bedeutende Rolle spielt, beweisen die beiden folgenden Umst\u00e4nde. Erstens wird das Urtheil bei noch gr\u00f6\u00dferer Ver\u00e4nderung oft wieder zweifelhaft. Man'kann z. B. bei der sonst von mir benutzten Verfahrungsweise gleichfalls bei sehr kleinen Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfen oft richtige Urtheile bekommen, dieselben sind aber mehr oder minder zuf\u00e4llig, und es folgen ihnen zweifelhafte Angaben; nur bei betr\u00e4chtlicher Vergr\u00f6\u00dferung der Ver\u00e4nderung wird das Urtheil constant und richtig. Dasselbe","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"584\nGeorge Malcolm Stratton.\nkann man auch bei einer weiteren Modification der Reactions-m\u00e9thode, wie in Figur 6 (S. 572) beispielsweise angegeben ist, bemerken. Anstatt den Versuch bei der ersten Reaction endgiltig zu unterbrechen, lie\u00df ich hier den Beobachter auch seine weiteren Urtheile bei gr\u00f6\u00dferer Ver\u00e4nderung aufzeichnen. Die R\u00fcckkehr des Zweifels tritt hierbei klar hervor. Zweitens kommen bei dem Reactionsverfahren, und gerade wenn die Ver\u00e4nderungen langsam .erfolgen, verh\u00e4ltnissm\u00e4\u00dfig viele Fehlreactionen vor, indem der Beobachter zwar reagirt, aber ein falsches Urtheil abgibt. In dieser Weise machte Herr Judd hei einer Geschwindigkeit von 0,004 ungef\u00e4hr 20^ Fehlreactionen. Bei einer Druckahnahme von derselben Geschwindigkeit reagirte Herr Dr. Kiesow mit einer einzigen Ausnahme stets falsch. Deswegen war es, wie oben bemerkt, nach der Reactionsmethode unm\u00f6glich, die Abnahmeschwelle bei ihm zu bestimmen. Bei Zunahme mit derselben Geschwindigkeit dagegen reagirte derselbe ausnahmslos richtig. Da er aber ungef\u00e4hr nach demselben Zeitverlauf die gleiche Ueberzeugung von einer Druckzunahme hatte, selbst wenn die wirkliche Reizver\u00e4nderung eine Abnahme war, so k\u00f6nnen wir die so gewonnenen Zahlen nicht als eigentliche Schwellenbestimmungen ansehen.\nBei den verschiedenen Geschwindigkeiten bedeuten also die nach der Reactionsmethode gefundenen Schwellenwerthe wahrscheinlich weit verschiedene Stadien in der Sicherheit des Urtheils. Bei den schnellen Ver\u00e4nderungen (z. B. bei 0,10 und mehr) findet die Reaction wahrscheinlich hei einer schon weit \u00fcber der Schwelle liegenden Ver\u00e4ndeiungsgr\u00f6\u00dfe statt. Bei den langsamen Ver\u00e4nderungen (0,02 z. B. und kleiner) dagegen reagirt die Versuchsperson schon lange, bevor ein den schnellen Ver\u00e4nderungen entsprechendes Stadium der Wahrnehmbarkeit erreicht ist, und zwar geschieht dies nach mehr oder weniger vagen Andeutungen, welche den Beobachter freilich oftmals zu richtigen, jedoch auch nicht selten, zu Fehlreactionen f\u00fchren. Ganz abgesehen von der eingeschlossenen Reactionszeit sind also die nach dieser Reactionsmethode gefundenen Schwellenwerthe bei schnellen Ver\u00e4nderungen zu gro\u00df und hei langsamen zu klein.\nBei dem von mir angewandten Verfahren wurde einerseits die Ueberraschung und andererseits die lange unbequeme Erwartung","page":584},{"file":"p0585.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. 585\ndadurch beseitigt, dass der Beobachter im voraus wissen konnte, wie lange die zu beobachtende Ver\u00e4nderung dauern w\u00fcrde. Er konnte sich also f\u00fcr die verschiedenen Beobachtungen gewisserma\u00dfen accommodiren. Indem er von der Sorge, m\u00f6glichst fr\u00fchzeitig nach dem Auftreten der Erscheinung zu reagiren, befreit war, konnte er seine ganze Aufmerksamkeit auf den zu beobachtenden Vorgang richten. F\u00fcr die feine Auffassung schneller Ver\u00e4nderungen zeigt sich dies besonders g\u00fcnstig. Andererseits konnte der Beobachter bei langsamen Ver\u00e4nderungen geduldig und ohne voreilig zu sein ur-theilen. Die Protocolle zeigen in der That deutlich ein gr\u00f6\u00dferes Zur\u00fcckhalten der Entscheidung bei diesem, als bei dem Reactions-verfahren. Als wir nach unserer gew\u00f6hnlichen Methode verfuhren, hatte Herr Judd z. B. hei langsamer Druckabnahme (0,004) oft eine Neigung, diese Ver\u00e4nderung als Zunahme zu beurtheilen, niemals aber gab er in den 10 Reihen mit Entschiedenheit an, dass dies Zunahme sei. Wenn wir dagegen die Reactionsmethode anwandten, gab er bei der Druckabnahme oft das sichere Urtheil \u00bbZunahme\u00ab ah. Ebenso war Herr Dr. Kiesow bei dem Reactions-verfahren fast immer sicher, dass eine langsame Abnahme (0,004) eine Zunahme war. Bei dem anderen Verfahren gab derselbe Beobachter jedoch nur dreimal in zehn Reihen ein sicheres, aber dann falsches Urtheil ab.\nSolche falsche Urtheile bieten, selbst wenn sie Vorkommen, bei dem stufenweisen Verfahren f\u00fcr die Resultate keine besondere Schwierigkeit dar. Der Experimentator braucht in diesem Falle die Reihe nur weiter zu f\u00fchren, er gelangt dann an einen Punkt, von wo an die klare und richtige Wahrnehmung erfolgt. Bei dem Reactionsverfahren aber muss man die s\u00e4mmtlichen Fehlreactionen beim Berechnen der Schwellenwerthe einfach vernachl\u00e4ssigen und denselben daher \u2014 weil sie keine F\u00e4lle einschlie\u00dfen, bei denen ein falsches Urtheil \u00fcberwunden wurde \u2014 einen mehr oder minder k\u00fcnstlichen Charakter ertheilen. Da die Fehlreaction nach unseren Protokollen bei ungef\u00e4hr derselben Ver\u00e4nderungsgr\u00f6\u00dfe vorkommt, bei welcher auch die richtige Reaction stattfindet, so w\u00fcrde eine derartige Ueberwindung wahrscheinlich einen au\u00dfergew\u00f6hnlich hohen Schwellenwerth nach sich ziehen. Da solche F\u00e4lle bei dem Reactionsverfahren ausgeschlossen werden, so d\u00fcrfte man hierin noch","page":585},{"file":"p0586.txt","language":"de","ocr_de":"586 George Malcolm Stratton. Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen etc.\neinen weiteren Einfluss auf die Herabsetzung der Schwelle bei sehr langsamen Ver\u00e4nderungen constatiren k\u00f6nnen.\nDie Verschiedenheit der wesentlichen Bedingungen in diesen beiden Verfahrungsweisen erkl\u00e4rt also vollst\u00e4ndig den Unterschied in den durch dieselben gewonnenen Resultaten. Dies d\u00fcrfte zugleich beweisen, dass die in den hier berichteten Versuchen angewandte Verfahrungsweise die reine Wirkung der Geschwindigkeit einer Reiz\u00e4nderung besser zu bestimmen vermag, als es durch die Reactionsmethode geschehen kann.","page":586}],"identifier":"lit4251","issued":"1896","language":"de","pages":"525-586","startpages":"525","title":"Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten","type":"Journal Article","volume":"12"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:18.211552+00:00"}